Grow Up von Shunya (Take you to Rio) ================================================================================ Kapitel 14: Werde niemals wütend, gleiche aus. ---------------------------------------------- Es war spät am Nachmittag als endlich die Scheibe geliefert wurde. Es war nicht einfach sie einzubauen, schon gar nicht, wenn eine ganze Familie mit Argusaugen darüber wachte und die Arbeit der Leute von allen Seiten bemängelte. Nach ein paar Tassen Kaffee, wurde die Stimmung jedoch lockerer und meine Eltern sahen es nicht mehr so eng, wenn die Arbeiter nicht volle 100 Prozent leisteten. Das einzige was meine Mutter aufregte, war dass ihr schöner weißer Teppich nach wenigen Minuten grau war. Sie verhandelte mit den Arbeitern, dass sie gefälligst ihre Schuhe auszuziehen hatten, aber die sahen das ganz und gar nicht ein. Es könnte ja sein, dass die Scheibe ihnen auf die Füße fiel. Wutentbrannt machte meine Mum also sofort einen Termin, damit ihr Teppich in den nächsten Tagen gereinigt werden würde. Elias und ich verkrochen uns derweil in meinem Zimmer. Zuschauen war nicht sehr spannend und der Geruch von Kaffee ließ mich übel aufstoßen. „Sam! Elias! Wo seid ihr?“, rief meine Mutter durch das ganze Haus und es klang mehr wie eine Aufforderung als eine Frage. „In meinem Zimmer! Wo sonst?“, brüllte ich ihr entgegen, da sie scheinbar nicht vorhatte, das ganze Haus nach uns beiden abzusuchen. „Geht noch mal einkaufen! Mir fehlen ein paar Dinge!“, kam es vom anderen Ende der Wohnung. Ich seufzte. Wieso mussten wir das denn jetzt machen? „Wieso macht ihr es denn nicht?“ „Wegen der Handwerker! Ich kann die doch nicht alleine im Haus lassen! Die stecken womöglich noch irgendetwas ein oder rauchen im Haus!“, kam es zurück und meine Mum schien sich nicht im Geringsten daran zu stören, dass die Männer sie durchaus hören konnten. Manchmal konnte sie wirklich peinlich sein! „Also, was ist nun? Seht zu, dass ihr losgeht! Sonst gibt es heute nichts zu essen! Die Liste liegt auf dem Küchentisch!“ Ich murrte nur und sah Elias genervt an. Ich hatte so gar keine Lust einkaufen zu gehen. Elias lächelte nur. Klar, ihm machte es nichts aus. Er war es gewohnt. Seine Mutter arbeitete ja auch tagsüber und so musste er meist den Haushalt alleine schmeißen. „Dann wollen wir mal, was?“, meinte Elias und erhob sich von meinem Bett. Ich tat es ihm gleich, wenn auch widerwillig. Irgendwie war ich zu nichts mehr in der Stimmung und das nur weil ich von diesem blöden Kaffee getrunken hatte. Das Zeug würde ich nie wieder anrühren! „Ich fühle mich immer noch nicht gut!“, murrte ich und legte meine Hand auf meinen Bauch. Elias sah zu mir und wuschelte mir durch meine Haare. „Wir kaufen noch einen Tee, den du später trinken kannst. Dann geht es dir hoffentlich schnell wieder besser.“ Ich nickte und hoffte, wirklich das würde etwas bringen. Ich war auch so schon kaum in der Lage zu laufen, also schleppte ich mich träge hinter Elias her und lief mit ihm in den Flur. Dort zogen wir uns Schuhe über und konnten endlich auch mal die Jacken weglassen, weil es wärmer geworden war. Ein bisschen frisch war es noch, aber es ging auch schon ohne Jacke. Darüber war ich ganz froh. Die Regentage deprimierten mich irgendwie immer. Ich verließ mit Elias das Haus und lief über den Kiesweg auf die Straße. Ich warf einen kurzen Blick zu Hanna's Haus. Sie schien aber nicht da zu sein, denn der Geländewagen stand nicht in der Auffahrt. Ich zuckte nur mit den Schultern und folgte Elias brav die Straße herunter. Plötzlich blieb er jedoch stehen. „Was ist?“, fragte ich ihn. Er seufzte und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. „Wie sollen wir denn einkaufen gehen, wenn die Einkaufsliste und das Geld noch auf dem Küchentisch liegen?“, stellte er völlig verplant fest und rannte noch einmal zum Haus zurück. Ich musste grinsen, denn ich hatte auch nicht mehr daran gedacht und war viel zu sehr mit meiner Übelkeit beschäftigt. Ich wartete also vor dem Haus an der halbhohen Mauer auf Elias und ließ meinen Blick umher schweifen. Ich sah etwas an einer Hausecke. Da war doch irgendetwas? Neugierig ging ich ein Stück weiter auf die Straße, aber der Schatten verschwand sofort und ich hatte auch keine Lust hinterherzulaufen. Vielleicht war es auch nur eine Katze oder so etwas gewesen? Natürlich war es keine Katze. Ich wusste genau, wer mich da beobachtete. Ich schluckte und hoffte, dass Elias schnell zurück kommen würde. So langsam bekam ich echt Angst vor Ryan. Er ließ mich zwar noch in Ruhe, aber wie konnte ich wissen, dass sich das nicht bald ändern würde? Verkrampft setzte ich mich auf die Mauer und sah immer wieder zum Haus, aber der Schatten kam nicht zurück. Erleichtert atmete ich auf, als Elias angelaufen kam und sprang von der Mauer. Ich fiel ihm in die Arme und drückte ihn fest an mich. „Hey? Was ist denn los? So lange war ich nun auch wieder nicht weg? Oder geht es dir immer noch so mies?“, fragte er mich lachend. Ich schüttelte nur den Kopf und sah dann zu ihm auf. „Lass uns endlich losgehen. Ich will einfach nur noch in mein Bett zurück!“, jammerte ich Elias die Ohren voll und hängte mich wie eine Klette an ihn. Elias lachte und strich mir über die Wange. Er zog mich mit und zusammen liefen wir die Straße herunter. Irgendwie war es schön. Ich hatte endlich mal wieder etwas mehr Zeit mit Elias allein zu sein. Das gefiel mir außerordentlich gut. Wann waren wir schon mal allein? In letzter Zeit waren wir ja immer von irgendwelchen Leuten umgeben gewesen. Ryan war schnell vergessen, als wir mit der Straßenbahn in die Stadt fuhren. Ich genoss den kühlen Wind in meinem Gesicht und lief voraus, während Elias mir langsam zum Geschäft folgte, in dem meine Familie schon Stammkunde war. Ich rannte sofort zu den Einkaufswagen, schnappte mir einen und fuhr damit wie bei der Formel 1 durch die Gänge. Plötzlich wurde ich jedoch aufgehalten und drehte mich um. Es war aber nicht Elias, sondern ein Mädchen. Sie sah mich wütend an und sorgte dafür, dass ich mich mit dem Wagen kein Stück vorwärts bewegen konnte. „Was soll das? Hier sind auch noch andere Kunden! Du kannst nicht einfach so durch die Gänge preschen, als würde der Laden dir gehören!“, meckerte sie mich an und ich duckte mich automatisch ein wenig. Wo war nur Elias? Ich sah mich um, aber er war wohl noch in einem anderen Gang. „Hey! Hier spielt die Musik! Hast du mich verstanden?“, wollte sie genervt wissen. Ich betrachtete das Mädchen vor mir leicht eingeschüchtert. Bisher waren die Mädchen immer recht nett zu mir gewesen, deswegen verstand ich auch nicht, wieso sie so wütend auf mich war. Sie hatte platinblond gestufte lange Haare und wie ich ganz kurz feststellen durfte, sogar ein Piercing auf der Zunge. Tat das nicht weh? Eine rosa Perlenkette zierte ihren Hals. Ansonsten lief sie in einem einfachen Top und einer Jeans durch den Laden. Einzig ihr Namensschild ließ erahnen, dass sie hier arbeitete. Maria Jozè stand darauf. Ich sah in ihr abwartendes ernstes Gesicht und schluckte. „Tut mir Leid...“ „Glaub ich dir nur nicht! Was willst du denn machen, wenn du eine ältere Frau umfährst? Du musst gefälligst etwas mehr aufpassen! Du bist nicht der Einzige hier im Laden!“, meckerte sie und sah wohl gar nicht ein, dass ich meine Entschuldigung durchaus ernst meinte. Geknickt stand ich also vor ihr und wusste nicht weiter. Elias kam ja auch nicht, um mich aus meiner Situation zu retten. „Maria? Was ist los?“, hörte ich nun eine andere weibliche Stimme. Na ganz toll! Hatten es denn heute sämtliche Mädchen auf mich abgesehen? Ich sah um die Ecke und ein Mädchen kam mit einer Kiste auf uns zu. Augenblicklich machte ich große Augen. „Kein Problem, Sam! Ich löse das Problem schon!“, rief ihre Kollegin ihr zu. Ich starrte noch immer auf das Mädchen? Sie hieß auch Sam? Bei näherem Hinsehen, stellte ich aber fest, dass sie genau wie ich denselben Spitznamen hatte. Samantha Crenny. Sie war eigentlich eher durchschnittlich für ein Mädchen. Nicht so hübsch wie Hanna, aber sie hatte so eine natürliche Art, die mir irgendwie gefiel. Dunkelblonde Haare und weibliche Rundungen. Ich mochte ihr Gesicht. Sie strahlte so eine gewisse Sanftmütigkeit aus, die mich einfach fesselte. Ihr freundliches Auftreten gefiel mir. Irgendwie konnte ich meinen Blick nicht von ihr lösen. Schon peinlich weil nun auch Elias hinzu kam. Er war schwerbeladen mit Nahrungsmitteln und sah uns überrascht an. „Ist alles in Ordnung?“, wollte er wissen. Ich sah zu ihm und zuckte mit den Schultern. Ich hatte keine Probleme. Scheinbar nur diese Maria. Samantha stand neben ihr und sah uns ebenfalls prüfend an. „Er ist wie ein wilder mit dem Einkaufswagen durch die Gänge gefahren! Das geht einfach nicht!“, keifte Maria und sah mich einschüchternd an. „Ich hab mich doch entschuldigt!“, brummte ich. Was sollte ich denn noch machen? Etwa auf Knien vor ihr zu Boden fallen? Samantha lächelte. „Dann ist doch alles okay. Er wird es sicher nicht wieder machen. Nicht wahr?“, versuchte sie Maria zu beruhigen und warf mir einen kurzen Blick zu. Ich schüttelte nur den Kopf und glotzte ihr wieder wie blöde in die Augen. Das Elias neben mir stand bekam ich auch nur am Rande mit. Auch seinen eifersüchtigen Blick nahm ich gar nicht richtig wahr. Maria schüttelte nur den Kopf. „Der lernt es nie! Männer sind doch alle gleich!“, keifte sie wütend und machte sich aus dem Staub. Ich sah ihr kurz hinterher und dann wieder zu Samantha. Sie lächelte mich an und augenblicklich schlug mein Herz etwas schneller. Was war nur mit mir los? „Sam, lass uns gehen. Wir müssen noch ein paar Sachen einkaufen und ich will nicht hier im Laden versauern!“, murrte Elias, der versuchte seine Eifersucht herunterzuschlucken. „Du heißt Sam?“, fragte Samantha mich grinsend. Ich brachte nur ein schwaches Nicken zustande. Elias brummte. „Er heißt Samuel.“ „Samantha. Aber mich nennen auch alle nur Sam oder Sammy!“, meinte sie fröhlich. Ich lächelte und könnte sie stundenlang ansehen. Nur leider machte mir Elias da einen Strich durch die Rechnung. Er griff nach meinem Arm und zog mich mit sich weg. Samantha lächelte mir noch kurz zu und machte sich dann daran, die Kiste zu entleeren und alles in die Regale einzuordnen. Irgendwie blieb ich dann aber doch ständig mit meinem Blick an ihr hängen. Sie war so ganz anders als Hanna. „Was ist los mit dir, Sam?“, fragte Elias mich von der Seite und zog mein Gesicht zu sich herum. Ich sah ihm in seine Augen und merkte erst jetzt wie verletzt er war. Nur wusste ich nicht warum. „Nichts. Ist alles in Butter!“, meinte ich lächelnd und wollte noch einmal zu Samantha sehen, doch das ließ Elias nicht zu. „Ist es nicht! Ich dachte, du bist mit mir zusammen?“, fragte er mich und seine Stimme zitterte leicht. Ich legte den Kopf schief und sah ihn nachdenklich an. „Aber wir sind doch gerade zusammen.“, meinte ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. „Du verstehst es nicht! Ich meine, als Paar!“, versuchte Elias mir zu erklären. Ich sah ihn verwirrt an. Ich wusste gar nicht, dass wir schon ein Paar waren? Das ging ja flott. Ich dachte, wir wären beste Freunde? Oder so etwas in der Art. „Ihr seid schwul?“, kam es plötzlich von hinten und irritiert drehte ich mich um. Da stand doch tatsächlich wieder diese Maria! „Ich bin nicht schwul!“, keifte ich sie an und wurde knallrot im Gesicht. Ich warf einen Blick zu Samantha, aber sie hatte wohl nichts mitbekommen. „Och wie süß! Da versucht er sich auch noch herauszureden!“, meinte Maria lachend. Ich verzog meinen Mund und blies die Wangen empört auf. Elias sah mich noch immer verstimmt an. „Ich bin nicht schwul...“, murrte ich und sah eingeschnappt zu Boden. „Verliebt bist du aber auch nicht.“ Ich sah auf in Elias Gesicht und erinnerte mich daran, was ich heute morgen am Frühstückstisch erwähnt hatte. Allerdings hatte ich das mehr auf Hanna bezogen. Wieso war er dann so wütend? Na ja, so richtig war ich auch nicht in Elias verliebt. Ich war noch nie richtig verliebt. Woher also sollte ich das dann wissen? „Du stehst auf Samantha!“, kam es von Maria und ertappt sah ich sie an. Musste sie denn auch noch so furchtbar direkt sein? Und das auch noch, wo ich meiner Mutter erklärt hatte, ich würde mich niemals auf ein Mädchen einlassen! Wie sollte ich aber auch bei Samantha standhaft bleiben? Sie hatte mich sofort gefangen genommen mit ihrem Wesen. So langsam wurde es mir aber auch alles zu blöd. Wieso wollten mir alle vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen hatte? Wieso durfte ich nicht das machen, was ich wollte? Ich sah noch einmal mit einem Seitenblick zu Samantha. Ich wusste nicht, ob ich auf sie stand oder sie einfach nur nett fand. Wo war da der Unterschied? „Sam...“ Elias schien noch auf eine Antwort zu warten. Ich sah zu ihm und fand mich auf einmal in einer ziemlich prekären Lage wieder. Was sollte ich ihm denn sagen? „Ich weiß es nicht, verdammt!“, murrte ich. Ich ließ den Wagen stehen, ignorierte die Blicke von Elias und Maria und ging zornig aus dem Laden. Die konnten mich alle mal! Ich wollte jetzt nur meine Ruhe haben! Trotzig setzte ich mich auf den Bordstein vor dem Laden und sah auf die Straße. Was die Passanten von mir dachten, war mir herzlich egal. Ich presste meine Lippen aufeinander und versteckte mein Gesicht auf meinen verschränkten Armen, die ich auf meine Knie gebettet hatte. Krampfhaft versuchte ich, jetzt nicht zu heulen. Das war mir mal wieder alles einfach zu viel. Was musste ich auch immer weinen, wenn ich wütend war? Ich spürte, wie sich kurze Zeit später zwei Arme um mich legten und Elias mir einen Kuss in den Nacken gab. Jetzt musste ich doch aufschluchzen und die ersten Tränen liefen mir über die Wangen. „Du bist immer noch ein Kind. Ich vergesse es nur manchmal.“, flüsterte er mir in mein Ohr und drückte mich fest an sich. Ich kniff die Augen zusammen und heulte, während Elias mir leise beruhigende Worte ins Ohr murmelte. „Ich hab dich lieb.“, schluchzte ich und hob meinen Kopf an. Ich drehte mich halb zu Elias und klammerte mich an ihn. Mein Gesicht versteckte ich an seinem Hals und versuchte meine Heulkrämpfe zu unterdrücken. Elias umarmte mich und nickte. „Das weiß ich doch.“, meinte er schmunzelnd. „Ich bin auch nicht böse auf dich. Ich kann dir nun mal nicht vorschreiben, in wen du dich verliebst. Ich mag dich sehr, aber wenn du mich nicht liebst, kann ich dich auch nicht dazu zwingen.“ „Ich weiß es ja nicht...“, heulte ich ihm unglücklich ins Ohr. „Wir sind Freunde und daran wird sich auch nichts ändern. Egal, wie du dich entscheidest!“, meinte Elias aufmunternd und vergrub seine Finger in meinen Haaren. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, ich wusste nicht, wie er sich fühlte, als er mir diese Worte sagte. „Sollen wir heute auf das Essen verzichten und heimgehen, oder machen wir den Einkauf zu ende?“, fragte Elias mich leise. Ich schniefte und wischte mir mit dem Ärmel über mein durchnässtes Gesicht. Heftig schüttelte ich meinen Kopf. Ich schniefte noch einmal lautstark und zog mich ein wenig aus Elias Umarmung. Ich versuchte mich an einem Lächeln und Elias fuhr mir mit seiner Hand über die Wange. Ich wusste nicht wieso, aber mir war gerade danach, also drückte ich ihm einen Kuss auf den Mund. Dann stand ich grinsend auf und zog Elias mit mir hoch. „Jetzt geht’s mir besser!“, meinte ich und wischte mir noch mal mit dem Ärmel über mein Gesicht. Elias lachte. Wir gingen zurück in den Laden und diesmal machte ich einen großen Bogen um Maria. Auf ihre dummen Kommentare konnte ich gut und gerne verzichten. Elias suchte nach unserem Einkaufswagen und dann gingen wir die Liste ab, packten alles rein und ab und an, war ich so frei und warf noch etwas in den Wagen, was mir in den Blick fiel. Leider legte Elias es immer gleich wieder zurück ins Regal. Was mir natürlich erst später auffiel. Sehr bedauerlich. In der Hinsicht war Elias meiner Mutter gar nicht mal so unähnlich. An der Kasse angekommen, legten wir alles auf das Laufband und warteten bis wir bezahlen konnten. Die Kassiererin war leider Maria und die machte nun extra langsam, was meine Geduld ordentlich strapazierte. Ich brummte nur und sah sie genervt an. Es schien ihr wohl Spaß zu machen, mich so auf die Palme zu bringen. Nur war ich leider nicht der geduldigste Mensch. „Geht es auch schneller?“, fragte ich leicht gereizt. „Was ist das hier für ein Kundenservice?“ Maria zog die Augenbrauen zusammen. „Das ist Extraservice. Nur für unsere besten Kunden!“ „Ah! Weil das hier so ein Saftladen ist, kann man wohl auch nicht mehr erwarten!“, meinte ich pampig. Wir waren so in unseren Streit vertieft, dass wir nicht mal mitbekamen, dass die Schlange an der Kasse langsam immer länger wurde und die Kunden ebenfalls so langsam aber sicher ihre Geduld verloren. „Keiner zwingt dich hier einzukaufen!“, meckerte Maria und ließ sich von mir provozieren. Ich lachte höhnisch auf. „Dann würde der Laden aber in kürzester Zeit vor die Hunde gehen!“, meinte ich gehässig. Maria funkelte mich wütend an. „Auf Kunden wie dich kann ich verzichten!“, fauchte sie mich an und legte nun aber doch einen Zahn zu, da sich einige Kunden anfingen zu beschweren. Elias eingeschlossen, der sich ziemlich für uns schämte. Ich rümpfte nur die Nase. „Wer lässt dich auch freiwillig an die Kasse?! Du bist ja nächste Woche noch nicht fertig!“ „Sam! Jetzt reiß dich langsam mal zusammen!“, schaltete sich nun auch Elias ein. Ihm ging unsere sinnlose Stänkerei ziemlich auf die Nerven. Ich sah ihn giftig an, hielt aber meinen Mund. „Ja, genau, hör auf dein Herrchen!“, meinte Maria. Sie konnte es echt nicht lassen. Wütend packte ich alles in die Einkaufstüten und wollte den Laden verlassen. „Hey! Wie wäre es mit Zahlen? Wenn du überhaupt zählen kannst!“, lachte Maria frech auf. Ich sah sie missmutig an. „Ich zahle!“, meinte Elias hastig und nahm den Geldbeutel meiner Mutter aus seiner Hosentasche. Ich sah ihn dankbar an und ließ meinen Blick durch den Laden schweifen. Samantha war leider nicht zu sehen. Wir verließen den Laden und machten uns auf den Rückweg. Natürlich musste ich Maria vorher noch einen bitterbösen Blick zuwerfen! Ächzend schleppten wir die Einkäufe zur Straßenbahn und warteten bis sie endlich kam. Ich stand neben Elias und ließ meinen Blick umherschweifen. Etwas Besseres hatte ich sowieso nicht zu tun. „Sam!“, hörte ich auf einmal meinen Namen rufen und die Stimme dazu erkannte ich auch sofort. Ich drehte mich um und musste lächeln. Samantha kam zu uns gerannt und hielt den Geldbeutel in der Hand. Irritiert sah ich zu Elias. Er grinste nur und zuckte mit den Schultern. Hatte er das mit Absicht gemacht? Wieso? Samantha hielt nach Luft schnappend kurz vor mir an und überreichte mir das Portemonnaie. „Hier! Das habt ihr vergessen!“ „Danke!“, meinte ich und wusste nicht, was ich sonst noch sagen sollte. Ich sah sie ein wenig unsicher an. Irgendetwas musste ich doch noch sagen? Krampfhaft suchte ich nach den passenden Worten, aber mir fiel nichts ein. „Also dann, man sieht sich!“, meinte sie lächelnd und wandte sich zum Gehen um. „Wir gehen am Wochenende an den Strand, wenn gutes Wetter ist. Wenn du Zeit hast, kannst du ja vorbeikommen!“, rief Elias plötzlich hinter mir. Ich sah kurz zu ihm und wusste nicht, ob ich mich darüber jetzt freuen sollte oder nicht. Samantha drehte sich kurz um und lächelte. „Klar, warum nicht? Ich komme gern.“ Ich musste lächeln und als sie uns noch einmal zu wank, hob ich kurz meine Hand. Dann sah ich begeistert zu Elias. „Sie hat zugesagt!“, meinte ich fröhlich. Elias nickte. Er wollte noch irgendetwas sagen, aber da kam auch schon unsere Straßenbahn und er behielt seinen Kommentar für sich. Ich sah ihn prüfend an und folgte Elias hastig mit meiner voll bepackten Einkaufstüte auf dem Arm. Wir setzten uns wie immer ganz nach hinten ins Abteil und ich pflanzte mich direkt auf den Fensterplatz. Elias setzte sich neben mich und wieder stierte ich ihn an. „Wieso hast du das gemacht? Mit dem Geldbeutel und dem Treffen?“, fragte ich ihn. Elias sah zu mir und schien zu überlegen. „Weil du sie magst. Ich würde dich zwar gerne für mich behalten, aber zwingen kann ich dich schlecht dazu.“, meinte Elias und wurde dann plötzlich ernst. „Aber glaub ja nicht, dass ich es ihr so einfach machen werde!“ „Was meinst du damit?“, fragte ich Elias verblüfft. So ganz verstand ich den Sinn dahinter nicht. „Samantha und ich sind Rivalen. Und ich werde dir schon zeigen, was es für Vorzüge hat, mit mir zusammen zu sein.“, erklärte Elias seinen Standpunkt. „Rivalen? Worin?“, fragte ich planlos. „Du möchtest sie näher kennen lernen und ich möchte mit dir zusammen sein. Verstehst du das nicht, Sam?“, wollte Elias mit hochgezogener Augenbraue wissen. Ich wusste nicht, wie ich Elias verstehen sollte. Hilflos sah ich ihn an. „Aber das ist doch nicht dasselbe mit euch beiden. Wir sind Freunde und Samantha kenne ich gerade mal ein paar Minuten.“, erwiderte ich verwirrt. „Mit dem kleinen Unterschied, dass ich dich liebe, Sam!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)