Farbkleckse von Lydra (und ein Gemälde aus 100-Stories) ================================================================================ 21. Willkommen zurück! ---------------------- Es war Samstagabend und sie wusste immer noch nicht was sie am Montag machen wollte. Ihre alte Schulfreundin Fidelle war wieder aus Frankreich zurückgekehrt und wollte nun hier in ihrer Stadt studieren. Doch Francesca wusste nicht so recht, ob das eine so gute Idee war. Das alles hatte sich ergeben, als vor einigen Wochen plötzlich Fidelle anrief und sie ihr alles erzählte: Die Miete sei zu teuer geworden und sie und ihre Mutter wollten nun in eine kleinere Wohnung ziehen. Wichtig war nur, dass diese weit weg von Frankreich war. Fidelle meinte sie habe es satt in Frankreich zu leben. Sie wollte was anderes: und deshalb zog es sie in ihrer Geburtsstadt. Francesca, die die einzige war, die nach der Schule in der Stadt geblieben war, war damit Fidelles einzige Bezugsperson. Und nun kam sie mit der Bitte sich mal wieder zu treffen, Kaffee trinken und über alte Zeiten reden – sie waren doch damals so eng befreundet, meinte Fidelle. ‚Alte Zeiten?!’, dachte Francesca und setzte sich hin. ‚Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, dass wir so gut befreundet waren…’ Nachdenklich schaute sie auf die gegenüberliegende Wand. Ihr Blick wanderte von der Kommode auf die Vase und dann auf das Bild ihrer Mutter. Es zeigte sie noch als sie ganz jung war; ein schwarz-weiß Foto. Ihre Mutter war das kleine Mädchen in der rechten Ecke mir den langen schwarzen Haaren. Im Hintergrund sah man das schöne Haus in dem sie gelebt hatte und das Meer. Ach wie schön es doch dort war… bei ihrer Oma und ihren Verwandten. Doch sie schweifte ab. Viel wichtiger war es nun zu entscheiden was sie mit Fidelle unternehmen wollte. Nach langem hin und her entschied sie sich für Kaffee und dann noch ein wenig herumlaufen. Das war die einfachste und eleganteste Alternative. So konnte Francesca sie auch ein wenig durch die Stadt führen. Überzeugt von dieser Idee, schrieb sie Fidelle eine E-mail, legte sie sich schlafen und wartete auf den Montag. Sie wartete nun schon seit einer halben Stunde im Café. Doch Fidelle kam nicht. Typisch – auf sie konnte man sich noch nie verlassen. Doch in dem Moment als Francesca aufstehen wollte kam sie zur Tür herein, schwer atmend blickte sie sich suchend um und setzte sich schließlich neben Francesca. „Ciao, Franca. Wie geht’s? Tut mir leid wegen der Verspätung!“, keuchte sie und legte ihre Sachen ab. Sie wartete gar nicht auf Francescas Antwort: „Man, ich hatte ganz vergessen wie ein ist in einer Großstadt zu leben. Überall Menschen und so viele Bahnhöfe! Ich hatte doch glatt vergessen wie ich mich mit den Zügen zu recht finden kann!“ Eine kurze Pause – sie zog ihre Jacke aus – dann redete sie einfach weiter, wie ein Wasserfall. „Ich bin auch noch in die andere Richtung gefahren und dann bin ich an einer Station ausgestiegen wo glaube ich drei oder vier Züge gleichzeitig fahren. Ich hab mindestens fünf Minuten gebracht um den Richtigen zu finden um dann zurückzufahren!“ Francesca, die die ganze Zeit nichts gesagt hatte, lege ihre Hand auf die von Fidelle und sagte ganz ruhig: „Wollen wir nicht etwas bestellen?“ Abrupt hörte Fidelle auf zu erzählen und wurde rot. Sie nickte und blieb still, während Francesca für sie beide auf Italienisch bestellte. „Was hast du jetzt bestellt?“, fragte Fidelle als der Kellner weg war. „Den beste Cappuccino in der ganzen Stadt!“, meinte Francesca und zwinkerte dem Barkeeper zu. Fidelle lächelte. „Freunde von dir?“ „Naja, der Besitzer ist der Cousin von meinem Vater und der Barkeeper ist sein Sohn Paolo.“ Fidelle lächelte diesen an, doch drehte er sich weg und machte die Gläser weiter sauber. „Bemüh dich nicht, er hat schon seit fünf oder sechs Jahren eine feste Freundin, sie sind sogar schon verlobt und überlegen zu heiraten.“, grinste Francesca, als sie Fidelles enttäuschten Blick sah. „Das hättest du mir ruhig vorher sagen können, Franca!“, murmelte sie. Ein paar Minuten lang sagte keiner etwas. Es war eine eher unangenehme Stille, weshalb Francesca dann sagte: „Und an welcher Uni bist du jetzt?“ „Ich geh an die FU. Wo bist du eigentlich?“ „Ach das wird dir nichts sagen, Design und Grafik… was studierst du eigentlich?“ „Lass uns doch bitte über was anderes reden. Wie sieht’s bei dir so aus? Wohnst du in einer WG? Und was ist mit deinem Freund? Wie geht’s den anderen aus der Klasse?“ Francesca lachte herzhaft. „Wow, viele Fragen! Also: mein Freund hat mich verlassen, ich wohn allein mit meiner Katze und was die anderen betrifft, weiß ich nichts genaues… Grace ist jetzt in Dänemark, Jennie ist glaube ich in Kiel oder so. Marcel ist im Süden – Italien oder Griechenland ich weiß es nicht mehr.“ „Und was ist mit Bergmann?“ „Du meinst Kurt? Der ist irgendwo hin. Keine Ahnung…“ „Ach so…“, Fidelle seufzte. Francesca hatte schon immer die wage Vermutung gehabt, dass Fidelle auf Kurt stand, sagte aber nichts. Als die Cappuccinos kamen tranken sie etwas. Es schien ganz so als würde sich mit dem heißen Getränk nicht nur ihr Körper erwärmen. Das Gespräch wurde ausgelassener und sie lachten viel. Auf dem Weg zu U-Bahn fragte Francesca dann schließlich: „Sag mal Del; was studierst du nun?“ Sie wurde rot. „Zahnmedizin.“ Francesca lachte los. Sie lachte so sehr, dass sie sich nicht mehr einkriegte. Fidelle hatte damals in der Schule einen Jungen gehänselt, weil dieser Kieferorthopäde werden wollte. Als Francesca mit dem lachen aufhörte, schaute sie Fidelle an und meinte: „Tja, Del, so was nennt man wohl Ironie des Schicksal.“ Fidelle ging gar nicht weiter auf Francesca ein und ging weiter. Als sie schließlich am Bahnhof ankamen verabschiedeten sie sich und verabredeten sich gleich für die nächste Woche. Bevor Francesca in den anderen Zug stieg, sagte Fidelle noch: „Das mit der Ironie des Schicksals: du hast recht. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, nicht wahr?“ Franca antworte darauf nur: „Willkommen zurück!“ 10. Der Kuchenkrieg ------------------- Ich probier mich an verschiedenen Stilen, dass hier ist praktisch ein innerer Monolog… Im Rezept steht, drei Eier. Nur hab ich keine mehr. Ich brauch sie aber. Was mach ich denn jetzt? Am besten ich geh noch schnell zum Supermarkt. Aber ich hab keine Lust… was macht man denn da? Ach ich weiß ich ruf den kleinen Tom an, der kauft die mir doch bestimmt wenn ich ihm die Tour bezahle. Wo ist denn das Telefon? Ach da! Acht, neun, zwei, zwei, … „Hallo? Ja hallo, Tom. Gut das du schon dran bist! Ich wollt dich fragen ob du Lust hast dir etwas Geld hinzu zu verdienen? Ja? Gut, du musst nur zu Supermarkt hier um die Ecke und mir eine Packung Eier kaufen. Klar? Jut, dann komm mal nach oben ich gib dir das Geld und eine Tüte wo du die Sachen dann reinpackst. Ja, ja. Ja, bist gleich.“ Na das ging ja einfach. Jetzt wo ich so dran denke, ich bräuchte auch noch Sprühsahne… und vielleicht auch noch Schokostreusel um den Kuchen zu verzieren. Ach da ist ja schon Tom. „Ich komme!“ So hier ist der Beutel, ähm, das Geld, wie viel wird das wohl kosten? Am besten ich gib ihm einfach 10€ mit, den Rest behält er dann, so dann machen wir mal die Tür auf: „Hör mal Tom: Hier hast du das Geld, du sollst eine Packung Eier, einmal Sprühsahne und Schokostreusel. Du bringst mir dann die Sachen in diesem Beutel mit dem Kassenbon. Du kannst das Restgeld behalten, ja?“ Schön, er nickt. Hier die Sachen. Ja, ja, bis gleich. Tür zu und wieder zurück ans Werk. Also, man muss als erstes Mehl und Butter… [einige Zeit darauf…] Ach da ist ja Tom schon wieder… Gut, ah. Tasche nehmen, Danke sagen, Tür zu. So. Das hätten wir. Ich lass den Beutel jetzt erstmal in die Ecke fallen und kümmere mich später drum… Hier noch die Kerze an und die da, so – jetzt ist das Wohnzimmer fertig. So, dann wollen wir mal die Tüte auspacken. Hä? Was ist denn das? Wieso klebt die den von unten auf einmal? Hm. Ich pack erstmal die Sprühsahne in den Kühlschrank, und die Schokostreusel… die packe ich am besten… ach egal einfach in den Schrank rein, werd sie schon wieder finden. So, nun brach ich drei Eier… was?! Warum sind die denn auf einmal alle kaputt? Ach, ich hab die Tasche wohl zu heftig auf den Boden… so ein Mist! Jetzt muss ich doch noch mal los um noch mal Eier zu kaufen… Obwohl… diese vier sehen noch ganz unversehrt aus… hm… ach ich nehme einfach die. So, aufmachen und rein damit… bla, bla, bla, so jetzt muss ich die Flüssigkeit nur noch in die Form gießen……. Ganz vorsichtig… nicht soll daneben… ach Mist – ich hab gekleckert, ich nehm’ kurz den Lappen, ah! Die Schüssel fällt gleich runter!! Puh, gerade noch aufgefangen… aber die Hälfte ist jetzt auf den Boden. Mist. Verdammter Mist! Egal dann ist es halt weniger. So. Jetzt in den Ofen, auf 250°C. Also, es muss eine halbe Stunde backen, also… ich wisch am besten erstmal die Schweinerei auf. Meine Güte, ich bin aber auch unbeholfen mit backen und so… Puh, fertig. Am besten ich setzt mich noch hin und schau fern, wie viele Minuten muss es noch backen, was seht denn da – ach du Schande! Bei 180°C?! Was? Ach Mist schnell runterdrehen! Uah… der ist ja schon ziemlich braun… sollte ich ihn rausnehmen? Aber vielleicht ist er innen noch nicht durch. Ach ich lass ich noch kurz zehn Minuten. Schauen wir mal in zwischen was im Fernsehen so läuft. Hm… den Film hab ich zu oft gesehen, die Folge kenn ich schon, das interessiert mich nicht, so was guck ich nicht, oh eine Reportage. Was? Über Schönheitsops? Und nächster Kanal. Nein, nein, nein, das ganz bestimmt nicht, nein, das… ne lieber nicht… ach ich find nichts gutes, ich geh einfach noch mal zu Film. Ne oder? Ausgerechnet jetzt fängt die Pause an? Ich geh mal nach dem Kuchen gucken. Ach mist! Der ist ja schon fast schwarz! Mist, mist, mist! Wie konnte ich nur den Kuchen vergessen?! Ach du Schande es ist ja schon achtzehn Uhr! In fünfzehn Minuten kommt… oh nein! Es hat an der Tür geklingelt… „Ich, äh, äh, ich komme gleich!“ was mach ich denn nur. Ok. Puh. Ganz cool bleiben. Schnell noch die Kruste abkratzen, Schlagsahne rauf, Streusel rauf, fertig. „Hi, Schatz!“ Schnell Kuss geben, sie guckt schon so sauer… „Geh doch bitte ins Wohnzimmer! Nein, ja … ich, sorry – wollt’ dich nicht warten lassen. Ja, ja, ich komm gleich!“ So, Teller in beide Hände, Achtung, dass der jetzt nicht umfällt. „So Meme, herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag!“ Sie lächelt. Das ist gut. Jetzt noch punkten mit dem Kuchen. „Den hab ich selbst gemacht!“ Ja, ja. Sogar auf deine Diät hab ich geachtet. Nur mit 50g Zucker! Wie der Schmeckt nicht. Was salzig? Kann gar nicht sein… Oh… Mist, ich glaub ich wird rot. Ich habe das Salz mit dem Zucker vertauscht. Na ja, sie lacht. Wenigsten etwas… =) 50. Das letzte Gespräch ----------------------- Hast du schon mal daran gedacht? Nein noch nie. Glaubst du hättest die Macht? Hä, wie? Na, glaubst du würdest den Mut aufbringen, zu springen? Nein, nein, ich glaube nicht. Warum denn nicht? Weil ich mein Leben nicht beenden will. Ach komm sein doch still! Wieso? Glaubst du mir nicht? Nein, natürlich nicht, du Wicht! Nimmst du mich auf den Arm? Nein, aber auch du hast Scharm. Ja, manchmal schon. Und auch du bekommst zu wenig Lohn. Ja, aber es geht. Und auch du warst Opfer reiner Brutalität. Doch nur dieses eine Mal! Und dieser Junge der dir dein Herze stahl? Längst vergessen. Als ob! Dein Leben ist nicht perfekt! Doch, maßgeschneidert und abgemessen. Mach keine Witze. Ich wär’ schon längst in deinem Leben verreckt! Das Leben ist nicht schön, es ist Strafe! Also leg dich hin und schlafe! Leg dich und lass ich treiben, höre auf dein Leben fortzuschreiben. Es hat keinen Sinn das alles hier Deshalb glaube mir: Du solltest es tun. Besser du beendest es nun! Und so wie sie versuchte diese Worte zu vergessen So würden sich die Worte immer tiefer fressen. Die Worte des Teufels mit böser Wahrheit Zerfasen sie, ließen nur Kummer und Leid. Und so wie sie versuchte diesem Leid zu entfliehen So würden graue Wolken über sie zeihen. Die Worte des Teufels mit rettender Mär Stießen sie in sein Höllenmeer. Und so wie sie versuchte ihm zu widerstehen So würden sich die Teufelskreise immer weiterdrehen. Die Worte des Teufels mit nun voller Wahrheit Erfüllten ihren Wunsch nach Freiheit. Und so überließ sie sich den Fluten Verließ unsere Welt Und verließ die Guten. Nun ist es der Teufel, der sie bei sich hält. 8. Fliegende Worte ------------------ ---- Dies ist meine Fortsetztung von Betrayal, für den WB von LadyReyna ---- An einer feinen silbergrauen Kette, hing der rostige Schlüssel des Betrayal. Ohne zu zögern, aber dennoch mit einer fahrigen Hand, nahm er den Schlüssel entgegen und steckte in und das Schloss des Buches auf seinen Knien. Entgegen Rufus tiefster innerer Erwartungen, klickte das Schloss leise. „Guten ‚Morgen‘, Hüter“, las er auf dem Betrayal, ehe der Einband aufklappte und ihm das Innerste des Buches offenbarte. Doch als er hineinschaute sah er nichts. Das Buch war leer. Die mindestens fünfhundert Büttenseiten von Betrayal waren leer – weiß. Keine einzige beschriftet, bemalt oder irgendwie gekennzeichnet. Rufus schaute Helena fragend an, doch auch diese zuckte mit den Achseln. „Ein wenig seltsam ist das schon…“, meinte Helena und biss sich auf die Unterlippe. Kurz darauf fing sie an den Raben mit einem sehr wütenden Ton zu beschimpfen und auf ihn einzureden. Dieser erwiderte mit seiner krächzenden Stimme und flog aufgescheucht durch den Raum. Rufus schaute sich währenddessen das Buch genauer an. Ihm war es schleierhaft, warum nichts in diesem verdammten Buch stand. Hier müssten doch schwarze Magie Zaubersprüche oder Kriegstechniken oder dergleichen drinstehen. Warum aber nicht? Was machte dieses Buch so wertvoll, wenn es leer war? Seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an seinen Stiefvater und wie es ihm wohl gehen würde. Er dachte an die letzten Stunden, an die erste Begegnung mit Helena und dieses seltsame Gefühl was er die ganze Zeit hatte, aber sich nicht erklären konnte. Er dachte an die Bibliothek von der Helena ihm erzählt hatte. Sein Magen knurrte beleidigt. Rufus fasste sich an den Bauch und schaute zu den Streithähnen, doch diese hatten nur Augen für sich. Entschlossen ging zur Tür und griff zur Klinke, um endlich herausfinden zu können wo er denn nun war. „Warte. Nicht!“, rief Helena, die abrupt von Raben abließ und Rufus abhalten wollte. Auch der Rabe krächzte und schreite, doch Rufus ließ sich gar nicht beirren und schloss die Tür auf. Das Bild das sich ihm bot war fantastisch. Eine riesengroße runde Halle erstreckte sich vor ihm. Eine große steinerne Treppe führte in die oben liegenden Stockwerke. Überall flogen schwarze Vögel an ihm vorbei und trugen Bücher von links nach rechts, von oben nach unten und umgekehrt. Er ging einige Schritte zur Mitte des Raumes und schaute auf den gigantischen gläsernen Kronleuchter über ihm. Von hier gingen fünf lange Gänge ab. An den Seiten von diesen waren mannshohe Bücherschränke vollgefüllt mit den unterschiedlichsten Büchern. Rufus konnte auf die Entfernung nur die bunten Bücherrücken erkennen. Einige alt und kaputt, andere schienen so neu als seinen sie gerade frisch aus den Druckpressen gekommen. Helena, die ihn mittlerweile erreicht hatte, schaute ihn an; der Rabe saß eingeschnappt auf ihrer Schulter und gab keinen Laut von sich. „Was verstehst du eigentlich nicht an ‚warte’?!“, fragte sie wütend. Rufus antwortete nicht sondern ging Richtung Treppe und hielt sich am Geländer fest. Dann stieg er hinauf. Schnell. Sehr schnell. Helena, die ihm hinterher rannte, kam ziemlich aus der Puste. „Wo gehst du denn hin?!“, fragte sie keuchend und bleib schließlich stehen. „Lonán, flieg ihm schnell hinterher, er darf nicht einfach hier rum laufen, ich komm langsam nach!“, sagte sie schließlich und setzte sich völlig außer Atem hin. Lonán erhob sich elegant in die Luft und flog Rufus hinterher. Dieser war währenddessen schon im vierten Stockwerk angekommen und ging nun durch die massiven Holzflügeltüren. Zielstrebig, ganz so als würde er sich hier auskennen, ging er durch die langen Reihen des Bücherlabyrinthes. Er schaute sich nicht um und lief im schnellen Schritt geradewegs auf ein nur ihm bekanntes Ziel zu. Als Lonán ihn endlich eingeholt hatte, versuchte er ihn mit seinen Krallen an den Schultern aufzuhalten. Doch Rufus schüttelte ihn einfach ab und, die nun blutende Schulter vollkommen ignorierend, ging einfach weiter. Dann blieb er plötzlich stehen. Rufus stand vor einem Regal mit eher neuen Büchern. Sie scheinen als seinen sie gerade fertig geschrieben worden. Er schaute sich das mannshohe Regal an und wollte dann nach dem Buch mit dem gelben Einband greifen. Das Buch war nicht beschriftet. Doch als er es berührte verbrannte er sich die Hand und er schreckte zurück. Doch Rufus musste das Buch nehmen, warum wusste er nicht, aber irgendetwas befahl es ihm. Mit dem Buch in der Hand rannte er an Lonán vorbei und kam schließlich wieder an der Treppe an. Helena, die nun endlich das vierte Stockwerk erreicht hatte, erreichte gerade die letzte Stufe, als Rufus an ihr vorbei raste. Völlig irritiert schaute sie ihm hinter her. „Das kann doch nicht wahr sein!“, sagte sie verzweifelt und setzte sich wieder hin. Doch da kam auch schon der Rabe. Er sagte irgendetwas und flog dann wieder den Jungen hinterher. „Was du hast ihn gekratzt? Und er hat ein Buch gestohlen?“, rief sie ihm ungläubig hinterher, doch Lonán reagierte nicht darauf. Erschöpf stand Helena auf, atmete einige Male tief ein und aus und rannte dann den beiden hinter her. Ein interessantes Bild ergab sich den restlichen Bibliothekaren: ein unbekannter Junge mit einem Buch in der Hand, der von einem wutentbrannten Raben verfolgt wurde, der wiederum von einer aufgebrachten Bibliothekarin verfolgt wurde. Als Rufus an der Tür angelangt war, aus der er kurz zuvor hinausgegangen war, rüttelte er an der Klinke. Diese jedoch war verschlossen. Und auch nach heftigerem rütteln an der Türklinke gab diese nicht nach. Als Helena und Lonán ihn fast eingeholt hatten, fiel Rufus plötzlich auf den Boden. Als die Verfolger ihn erreichten, setzte sich Helena nieder und versuchte ihn zu wecken. Lonán flog fort, holte einen nassen Lappen und gab ihn Helena, die Rufus heiße Stirn zu kühlen versuchte. Während sich immer mehr Bibliothekare um Rufus sammelten und auf Helena einredeten, was sie machen sollte, regte sich etwas hinter der verschlossenen Tür. Es war Betrayal. Das Buch begann zu beben und zittern und schüttelte den ganzen Tisch durch. Die Glasvasen in dem Regal wurden von diesen Bewegungen erfasst, fielen hinunter und zerbrachen, die Bücher schlugen auf den Boden auf und gingen auf bestimmten Seiten auf. Ein Wind hauchte durch das Zimmer und die Wörter aus den Büchern flogen in die Luft. Ein unbeschreibliches Spektakel tat sich in diesem Raum. Es blitze und donnerte, die Worte schlugen gegen die Wände und ließen die Bilder runterfallen. Und dann begannen sie sich in Betrayal niederzulegen. Ein Satz wurde sichtbar, nach und nach kamen immer mehr Worte dazu… Die Bibliothekare, die von der Unruhe aufgeschreckt wurden, schauten sich gegenseitig an und sprangen förmlich auf die Tür zu. Sie drängten Helena den Schlüssel heraus zu kramen. So schnell sie konnte versuchte sie mit ihrer zittrigen Hand das Schloss zu öffnen. Als die Bibliothekare hineinkamen, sah alles wie gehab aus. Doch dann bemerkten sie den Spruch in Betrayal. Das Buch das vorher unbeschrieben war, hatte sich selbst geschrieben. Als Helena die Worte las, schaute sie ängstlich zu Rufus, der grade wieder zu Bewusstsein kam. Was hatte das alles zu bedeuten? „Mein Geheimnis kennt ihr nicht Denn es soll niemals ans Licht. Wer es erfährt trägt schwere Steine Und ward schließlich nur Staub, nur Gebeine. Wenn ihr bereit seit werdet ihr’s sehn Worum die ganze Welt sich versucht zu drehen. Doch wenn ihr versucht das Geheimnis zu erzwingen Werde ich den Wächter umbringen. Und stirbt er, so stirbt mit ihm Mein Geheimnis. Und ich werde flieh’n.“ (nicht zugeordnet). Der Maler der Melancholie --------------------------------------------- Der Maler der Melancholie Er schaute die Menschen an Sah ihr Leid Verstand ihren Kummer Doch sie widerten ihn an. Er wusste was sie bedrückte Es waren auch seine Probleme Doch kümmerte es ihn nicht Es waren Menschen; nur Verrückte. ‚Was soll das?’, fragte er ‚Was kümmern mich die Menschen? Was kümmert mich ihr Leid? Ich will das nicht mehr!’ Doch war nur ein törichter Mensch Er glaubte zu wissen Doch wusste er nichts So war auch nichts sein Wunsch. Er glaubte die Welt mache ihn nicht froh Er erkannte ihre Schönheit nicht Er erkannte ihre Wunder nicht So suchte er Erfüllung. Nur wo? Er fand sie nicht Und er findet sie nicht Und er wird sie nicht finden Er wird sie nie finden So verschwand er eines Tages ins Licht Als letzter Wunsch sprach er leis’: ‚Mein Glück das fand ich nicht man hielt es mir versteckt So sterbe ich als kleiner Wicht Bin an meiner Lebensaufgabe verreckt. Findet jemand den Sinn des Seins So folge er mir ins Licht Denn ich finde keins.’ Ein kleines Mädchen fand das Glück Folgte ihm und sagte: ‚Der Sinn ist…’ Da wollte er zurück. Doch oh graus, oh graus, sein Leben war schon aus. Der Geschichte Moral? Liebe die Welt für wie sie ist. Das reicht manchmal… 6. Wenn ich dich nicht hätt' ---------------------------- Für meine beste Freundin :) Wenn ich dich nicht hätte… Was tät ich da nur? Wenn ich dich nicht hätte… Wär’ ich sehr stur. Wenn ich dich nicht hätte… Würde alles so grau sein. Wenn ich dich nicht hätte… Würde ich viel öfter wein. Du bist nun mal… Du. Das reicht manchmal Und manchmal nich’ Du bist ne Freundin, gut und lieb du bist meine Erinnerung für mein Gedächtnis wie ein Sieb xD Das was du bist Das ist perfekt Du bist nicht ohne Fehler Doch hier ist die List: Du verbesserst mich Und ich… Dich. Denn ohne dich Gibt’s kein ich. 45. Eure Worte trüben das Wasser -------------------------------- Eure Worte trüben das Wasser Ihr wirbelt Schmutz auf. Ihr verschmutzt die Sicht. Ihr legt immer wieder einen drauf. Ihr erstickt mit Hass mein Licht. Wieder und wieder und wieder. Noch mal, und noch, und noch. Immer stiller werden die Lieder, immer tiefer wird mein Loch. Tiefer, tiefer, tiefer. Ich falle, doch haltet ihr mich nicht. Ihr bringt mich um, wie ein Ungeziefer, Ich bin euch nichts Wert, ich kleiner Wicht. Das Wasser wird trüber und die Dämme brechen. Und steige ich drüber Wird sich das Schicksal rächen. Wo ist mein Halt? Wo ist mein Schutz? Wo ist das Ende vom Wald? Woher kommt der Schmutz? Dunkel, düster, still. Euch interessiert das Wasser nicht. Doch mich! Ich will, Ich, ich will das nicht! Durchsichtig? Ich sehe es nicht. Unwichtig? Das weiß ich nicht. Könnt ihr mir sagen, was ich tun soll? Könnt ich euch fragen, was findet ihr nicht toll? Halb voll, halb leer. Zerronnen, ’st lange her hast nichts gewonnen. Was einmal war, das seh’ ich nu nicht. Was einmal schien, schenkt nu kein Licht. Was einmal meins war, ist verloren. Was einmal gut war, ist nu vergoren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)