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Atlantis

von

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Ernüchterung

Itachi stand an seiner Haustür, die er vor wenigen Augenblicken geöffnet hatte und doch wirkte der Anblick noch immer mehr als befremdlich und merkwürdig. Vor ihm standen Deidara und Sasori. Der Rothaarige mit abgewandtem Blick und einer bisher für den Hausherren unbekannten Röte im Gesicht. Der Geologe wiederum grinste so breit, dass man meinen könnte, er habe irgendwelche Substanzen zu sich genommen und quietschte fröhlich: „Naaa, auch bereit zum Aufräumen?“ Der Schwarzhaarige hob skeptisch eine Augenbraue und nickte verhalten: „Sicher, die Anderen sind schon da... Kommt rein.“ Er trat zur Seite, wartete bis die Beiden im Flur standen und schloss die Tür. Mit einer Hand deutete er in Richtung Wohnzimmer: „Kann ich euch etwas anbieten? Frühstück oder etwas zu trinken?“
 

Noch ehe Deidara etwas sagen konnte, schüttelte Sasori rasch den Kopf und knurrte noch immer rot im Gesicht: „Nein. Wir sind hier um aufzuräumen, nicht um Wurzeln zu schlagen... Außerdem haben einige von uns schon reingehauen, wie ein ausgehungerter Raptor...“ Unaufmerksam lief Itachi beinahe vor den Schuhschrank, als er irritiert Deidara angestarrt hatte nach dieser Ansage. Der Blonde nämlich grinste tatsächlich noch breiter als vorher und sah seinerseits den rothaarigen Krieger irgendwie schelmisch an. Und Sasori schließlich entdeckte den bohrenden Blick des Schwarzhaarigen, woraufhin er sich mit tiefrotem Gesicht über ebendieses wischte und laut seufzte. Er brummte: „Geht schon einmal vor, ich bin eben zur Toilette...“ Eilig drehte er um und ging ein paar Schritte in die andere Richtung, ehe er hinter der WC-Tür verschwand.
 

Der Schwarzhaarige blieb stehen, ehe sie das Wohnzimmer erreicht hatten, sah Deidara völlig verwirrt an und raunte leise: „Also gut: was ist hier denn los? Diesen Blick kenne ich doch...“ Der Geologe konnte machen was er wollte, doch aufhören zu grinsen gehörte da zu seinem Bedauern nicht mit bei. Mit rötlichen Wangen hauchte er grinsend: „Ach ja? Woher willst du den bitte kennen und was meinst du soll er dir sagen?“ Itachi seufzte: „Wie du willst... Erstens bin ich ein bisschen älter als du und nicht blöd. Zweitens habe ich dasselbe dämliche Grinsen vor zwei Jahren bei meinem kleinen Bruder schon einmal sehen dürfen. Und drittens war ich, wie du dich vielleicht erinnern kannst, bei deinen Gesprächen mit Konan dabei und weiß worum es dabei ging. Also versuche mir keinen Bären aufzubinden. Denn viertens habe ich in den beinahe zehn Jahren, in denen ich Sasori kenne, ihn noch nie, NIE!, SO gesehen!“
 

Kurz grummelte der Geologe, verschränkte die Arme vor der Brust und sah beleidigt weg. Doch ebenso schnell kehrte das Grinsen einfach wieder zurück und er seufzte: „Verflixt, sieht man mir das wirklich so gut an?“ - „Besser noch.“ - „So ein Mist! Aber ja, du hast Recht...“ Der Schwarzhaarige lächelte zufrieden und klopfte Deidara auf die Schulter: „Freut mich. Aber du solltest dich ein bisschen zusammenreißen, damit nicht alle anderen auch gleich Bescheid wissen...“ Der Geologe nickte lächelnd: „Ich versuche es. Aber sag es ihm nicht, dass du es weißt. Sasori ist da so furchtbar empfindlich... schlimm genug, dass ich jetzt wieder so tun muss, als wäre nie etwas gewesen...“ - „Gib ihm Zeit, Deidara. Er wird schon aus sich herauskommen. So ein introvertierter Mensch wie er braucht aber eben sehr viel Zeit, um sich so vor anderen Menschen zu präsentieren.“ Der Blonde nickte und lächelte dankbar: „Das ist wahr... Danke. Vermutlich vergesse ich einfach manchmal, dass es eigentlich eine zutiefst vertrauenswürdige Geste ist, dass ich diese Seite an ihm erleben darf, als Einziger.“ Auch Itachi nickte: „Und das ist sie! Versuche dich einfach manchmal daran zu erinnern. Und jetzt komm, der Mist räumt sich nicht von alleine auf...“ Die beiden setzten ihren Weg ins Wohnzimmer fort, wo Deidara die anderen begrüßte und direkt, nach Möglichkeit ohne bekifftes Grinsen, an den Aufräumarbeiten beteiligte.
 

Sasori hatte sich mittlerweile zum dritten Mal das Gesicht in das eiskalte Wasser gehalten, doch nur langsam verschwand dieser verräterische Rotton auf seinen Wangen. So konnte er seinen Leuten doch nicht unter die Augen treten! Mal abgesehen davon, dass er lächerlich aussah war ihm die Gefahr zu hoch, dass irgendjemand sehen konnte, was er getan hatte. Er lehnte erschöpft die Stirn an den Spiegel und seufzte. Was er auch tat und so oft er sich daran erinnerte wie schön es war, so kam dennoch jedes Mal auch ein Gefühl von Schuld in ihm auf. Er hatte eine wichtige Regel gebrochen. Warum nur konnte er diese wundervolle Nähe, dieses vertrauensvolle Erlebnis nicht einfach als solches genießen? Statt dessen hörte er regelrecht die Stimme Tsunades in seinem Hinterkopf, die ihn mit entsetzten und abschätzigen Augen ansah und immer wieder aus der hintersten Ecke seines Bewusstseins brüllte: „Du hast mich zutiefst enttäuscht! Du hast die Regeln meines Reiches verletzt und bist diesem daher nicht mehr würdig! Du hast gegen das Gesetz verstoßen! Los, übergib uns deine Uniform und verlasse dieses Reich!“
 

Ohne dass er es merkte, vermischten sich dieses Bild und diese eingebildeten Worte mit etwas Anderem, Vergangenem. Tsunade wurde undeutlich vor seinem inneren Auge. Gelegentlich meinte er gar, auch seine Großmutter erkennen zu können. Mit seiner eigenen Stimme tadelte dieser Wust, dieses Chaos weiter: „Du hast gegen das Gesetz verstoßen! Du hast sie umgebracht! Du hast die Nachfolgerin auf dem Gewissen! Du musst Repos verlassen! Du musst Atlantis verlassen! Egal wo, du bist ein Monster! Ich liebe dich, aber du musst gehen! Wir lieben dich, aber wir haben keine Zeit! Wir schätzen dich, aber du hast uns enttäuscht! Wir kennen dich nicht, aber wir hassen dich! Ich liebe dich, aber ich vertraue dir nicht (sonst müsste ich nicht eifersüchtig sein)!“
 

Verzweifelt presste Sasori seine Hände auf die Ohren, auch wenn er tief in sich wusste, wie unsinnig diese Handlung war. Die Stimme verklang nicht. Sie würde es wohl nie. Haltlos sprach sie all das, was er bereits gehört hatte, was er vielleicht gehört haben könnte und was er sicher irgendwann hören würde. Er wusste es nicht mehr. Er konnte es nicht mehr unterscheiden. Doch war es überhaupt nötig, wenn er es eh bald hören würde? Hatte er es nicht schon gehört? Wie es auch war, er litt. Höllenqualen. Alles, vor dem er Angst hatte, bündelte sich in dieser Stimme, die ihn ohne Rücksicht niedermachte. Seine eigene Stimme, die ihm deutlich machte, wie schlecht er war. Er selbst, der diesen kleinen Funken in sich nicht mehr erkannte, der ihm mit liebevollem Ton sagte, dass er ihn liebte. Das blonde Licht war zu schwach, als dass es sich gegen diese Welle an Dunkelheit durchzusetzen fähig wäre.
 

Zitternd sah Sasori auf und betrachtete sich im Spiegel. Seine Schuld stand ihm doch ins Gesicht geschrieben, oder nicht? Jeder konnte es doch sehen, was er getan hatte. Oder? Was sah er dort nur? Wen sah er? Gleichermaßen das Monster, wie den kleinen Jungen, wie auch den glücklichen Geliebten. Doch das konnte nicht sein. So etwas konnte es nicht geben! Welcher dieser Anteile, die er sah, war wirklich echt? War es überhaupt einer? Wer war er denn? Was wollte er sehen? Erschöpft keuchend geriet der Rothaarige allmählich in Rage. Ja, das war die Frage. Was wollte er sehen? Er wünschte sich nichts mehr, als endlich einen glücklichen Menschen in diesem Spiegel zu entdecken. Gleichwohl tadelte ihn das Monster, das ihm entgegensah, Lügen. Ein Monster durfte nicht glücklich sein! Und einem Krieger sollte es egal sein, ob er glücklich war. Und ein kleiner Junge verstand nicht, was Glück eigentlich war.
 

Aufgebracht schrie Sasori auf, ehe seine Faust auf sein eigenes Gesicht zu schnellte, und der Spiegel unter einem lauten Krachen in tausende Splitter zerbarst. Die Scherben fielen klirrend zu Boden und der Rothaarige klammerte sich keuchend am Waschbecken fest. Blut sickerte aus unzähligen Schnittwunden von seiner Hand und färbte diese und das Becken in seiner unverkennbaren Farbe. Allmählich verstummte die Stimme in ihm. Er seufzte. Nein. Sie sprach nur wieder leise genug, um auch andere Dinge wieder verstehen zu können. Es war ein Aufschub der Anklage, aber kein Freispruch.
 

Plötzlich klopfte es an der Tür und Deidaras besorgte Stimme drang durch sie hindurch: „Sasori? Ist alles in Ordnung bei dir?“ Der Krieger atmete einmal tief durch, ehe er die Tür öffnete und entschuldigend hinaus blickte. Hinter Deidara standen auch Itachi, Nagato und Konan. Sasori lächelte gequält und deutete hinter sich: „Ich... bin ausgerutscht und wollte mich festhalten. Dabei habe ich leider den Spiegel zerdeppert... Tut mir wirklich Leid!“ Der Schwarzhaarige machte sich einen raschen Überblick und winkte schließlich ab: „Mach dir keine Sorge, ist halb so schlimm.“ Plötzlich kreischte der Geologe auf: „Um Himmels Willen, deine Hand!“ Sasori blickte zu dieser herab und sah, wie das Blut auf den Boden tropfte: „Oh nein. Erst mache ich den Spiegel kaputt und dann die Sauerei...“ Er griff sich ein Handtuch und wickelte es um seine Hand. Deidara stemmte die Hände in die Hüfte und schimpfte: „Was redest du da für einen Unsinn? Den Mist kann man wegwischen! Mir ging es da drum, dass du dich verletzt hast!“ Dem Blick ausweichend murmelte der Rothaarige: „Sieht schlimmer aus, als es ist...“
 

Nagato deutete zur nächsten Zimmertür: „Komm mit, ich habe was zum Flicken dabei.“ Er ging los und ehe Sasori protestieren konnte, wurde er von Deidara an der unverletzten Hand genommen und hinter dem Wissenschaftler hergezogen. Itachi und Konan kehrten derweil zu den anderen zurück und widmeten sich wieder den anstehenden Arbeiten.
 

Während Nagato in seiner Tasche nach den gesuchten Utensilien suchte, nahmen Sasori und Deidara auf dem Bett Platz. Der Blonde musterte seinen Rotschopf besorgt und fragte sich, wie man mit der geballten Faust im Fall einen Spiegel treffen würde, wenn man einfach ausrutschte. Er strich dem Krieger sanft über die Wange und flüsterte: „Was ist los mit dir, ich mache mir Sorgen...?“ Einer Antwort oder Reaktion machte Nagato allerdings einen Strich durch die Rechnung. Rasch zog der Blonde seine Hand zurück und wartete, bis sein Kollege den Verbandskasten auf dem Bett abgestellt hatte. Er lächelte diesem freundlich zu: „Ich mache das schon. Geh du schon mal zu den anderen zurück, wir kommen gleich nach...“ Der Angesprochene tauschte einen intensiven Blick mit dem Blonden aus, bis er schließlich nickte: „Gut. Lass den Kasten dann ruhig liegen, ich räume ihn später weg.“ - „Danke.“ - „Nichts zu danken.“ Er verließ das Zimmer und schloss mit einem Lächeln auf den Lippen die Tür hinter sich.
 

Deidara nahm vorsichtig Sasoris verletzte Hand und entfernte das Handtuch, welches er sich kurzerhand auf den Schoß legte und die Hand obendrauf. Er sah seinen Rotschopf an und hauchte: „Also nochmal: Was ist los mit dir? Du bist nicht ausgerutscht.“ Er griff zu einem alkoholgetränkten Tüchlein und tupfte behutsam das Blut vom Handrücken. Der Krieger seufzte: „Mach dir keine Sorgen...“ - „Das ist meine Sache, ob ich mir Sorgen mache oder nicht! Und das tue ich! Verdammt, ich möchte dir helfen, versteh das doch endlich!“ So langsam kamen die noch in der Haut befindlichen Splitter zum Vorschein. Sasori wandte den Blick ab und hauchte erschöpft: „Deidara, es fällt mir wirklich sehr schwer darüber zu sprechen... es ist mir fast unmöglich... Ich... will es versuchen...“ Er atmete tief durch, während der Blonde vorsichtig mit einer Pinzette die Scherben aus seiner Hand fischte und aufrichtig beeindruckt war, dass sein Rotschopf nicht einmal zuckte.
 

Leise murmelte der Krieger schließlich: „Weißt du... wie erkläre ich das? Ich dachte, dass ich meine Angst überwunden hätte, aber so leicht lässt sich diese wohl doch nicht abschütteln... Ich hoffe, dass du jetzt nicht enttäuscht bist...“ Deidara sah verwirrt auf: „Enttäuscht? Wie kommst du denn auf die Idee?“ Sasori sagte nichts, sondern sah ihn einfach nur unendlich hilflos und verloren an. Diese Augen sprachen mal wieder Bände. Sein Rotschopf hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass eine tiefgreifende Angst immer mal wieder aufflammt. Er ließ kurz von der Hand ab und zog das traurige Gesicht zu sich, um diese Unsicherheit mit einem zärtlichen Kuss zu vertreiben.
 

Als sie sich wieder voneinander lösten strich der Blonde wieder sanft über die glühende Wange des Kriegers und hauchte liebevoll: „Aber Sasori. Ich bin nicht enttäuscht. Es ist ganz normal, dass einen eine solche Angst immer mal wieder einholt. Das wird auch in Zukunft hin und wieder passieren. Und wenn das in Zukunft wieder passieren sollte, dann komm sofort zu mir. Ich bin für dich da, immer! Zusammen werden wir der Angst schon zeigen, dass sie hier nichts zu suchen hat.“ Glücklich beobachtete er, wie sich die geliebten Lippen seines Gegenüber zu einem seichten Lächeln formten und sprachen: „Ich habe wohl noch mehr zu lernen, als ich dachte. Ich war so wütend darüber, dass ich wieder damit anfing. Also habe ich kurzerhand den Spiegel zerschlagen...“ Zärtlich hauchte der Blonde Sasori einen weiteren, aber kleinen Kuss auf den Mund und schmunzelte: „Keine Sorge, ich werde es Itachi nicht verraten.“ Er zwinkerte seinem Rotschopf zu, ehe er die letzten Splitter aus der Hand entfernte und schließlich einen Verband um die versehrten Stellen band.
 

Zufrieden betrachtete er schließlich sein Werk und lächelte: „So, fertig. Sieht doch gar nicht mal schlecht aus.“ Erst jetzt, da er aufsah, fiel ihm auf, dass Sasori ihn die ganze Zeit angesehen hatte und wieder einen blassrosanen Ton um die Nase trug. Fast lautlos hauchte der Rothaarige: „Danke...“ Ehe Deidara antworten konnte, wurde er von seinem Rotschopf überrascht. Immens überrascht! Zum ersten Mal, seit sie in der Unterwasserhöhle gewesen waren, beugte der Krieger sich zu ihm vor und begann einen Kuss. Zwar unendlich vorsichtig und schüchtern, aber er tat es. Der Geologe war froh, dass er saß, so weich ihm die Beine bei diesem Gedanken wurden. Er spürte, wie Sasori sich wieder zurückziehen wollte, doch er war schneller und legte diesem seine Hand in den Nacken, blickte tief in die leicht funkelnden und unsicheren Augen, bis er diese zaghafte Annäherung mit einem leidenschaftlichen und doch unendlich liebevollen Zungenkuss erwiderte. Sasori konnte ruhig wissen, dass er diesen kleinen Schritt wahrgenommen hatte und wie sehr er sich darüber freute.
 

Doch mal wieder störte irgendetwas in einem solch wundervollen Augenblick. Es klopfte und eine aufgeregte Stimme war zu hören. Die beiden lösten sich voneinander und Sasori sprang zur Tür, öffnete diese und schaute, ganz Krieger, nach dem Rechten. Deidara seufzte laut auf. Er musste unter einem Fluch stehen oder so etwas! Wieso eigentlich immer dann, wenn es gerade schön war? Wenn er alle Sorgen mal für ein paar Sekunden vergessen hatte und sein Rotschopf auf dem besten Wege zu neuen Schritten war? Das war mies! Irgendjemand musste ganz klar etwas gegen ihn haben! [Gar nicht wahr ^.^ Beschwer dich mal nicht so :P]
 

Wieder seufzte er, ehe auch er in den Flur folgte und den Grund für den Aufruhr rasch entdeckte: Hinata. Die junge Priesterin hechelte regelrecht und versuchte während des Luftholens zu erklären: „Yondaime... will... Tsunade sprechen... ist sehr... aufgebracht... wir müssen... Sasori... Konan... ich weiß nicht... was ich ihm sagen soll...“ Konan nickte der Schwarzhaarigen zu: „Ja, ist gut. Wir kommen...“ Eine eher ungewohnte Stimme zerschnitt die Luft regelrecht, als sie ertönte: „Ich komme auch mit!“ Alle drehten sich in Richtung Wohnzimmer um. Gaara stand in der Tür und hatte die Arme vor der Brust verschränkt: „Was? Er ist immerhin mein Vater und ich habe da noch die ein oder andere Frage...“ Wieder nickte die einstige Hohepriesterin: „Wir sollten wahrscheinlich am Besten alle gehen. Dann können wir ihm auch unsere Gäste vorstellen, immerhin ist er ein Diplomat und damit ein politischer Gast, dem wir so freundlich wie möglich gegenübertreten sollten. Kommt!“
 

Knapp 15 Minuten später saßen die Elitekrieger, die Wissenschaftler, Sakura und Konan und letztlich auch Kabuto gemeinsam mit dem eccalianischen Oberhaupt an der großen Tafel, hatten die Gäste miteinander bekannt gemacht und überlegten nun, wie sie den Wünschen Yondaimes am Besten nachkommen konnten. Dieser lehnte sich zurück und verschränkte die Arme: „Wie ihr es zu tun pflegt, ist mir einerlei. Ich möchte mit dem Oberhaupt oder einem Vertreter sprechen. Immerhin bin ich der Herrscher von Eccalia und sehe es nicht ein, mich mit dem gemeinen Fußvolk zufrieden zu geben, woher dieses auch kommen mag.“ Mit Magenschmerzen beobachtete Sasori, wie Kabuto sich zum Sprechen erhob und in die Runde blickte: „Dann sollten wir dem Wunsch doch einfach nachkommen. Ich schlage vor, dass wir uns zurückziehen und einen Vertreter für Tsunade wählen, ganz demokratisch. Immerhin kann sie keine Vertretung benennen.“
 

Sakura nickte: „Dem Vorschlag schließe ich mich an. Ich würde sagen, als Wahlgremium sollten sich Sasori, Konan, Kabuto und ich beraten. Spricht da etwas gegen?“ Sasori war im Begriff einen Einwand einzuschieben, wurde jedoch von Konan zurückgehalten. Sie sah ihn ernst an und schüttelte den Kopf: „Eine Wahl ist allemal besser, als wenn Kabuto hier einfach macht, was er will. Und bleibt unter diesen Umständen keine andere Wahl, als den Vorschlag anzunehmen. Immerhin sind wir im Notfall zwei gegen zwei...“ Der Rothaarige schnaubte, sah allerdings schließlich auf und knurrte, ohne sein Missfallen zu verbergen: „Wenn es sein muss, von mir aus.“ Die Blauhaarige nickte: „Auch ich erkläre mich damit einverstanden.“ Zufrieden lächelte der Schriftmeister: „Schön, dann sollten wir uns beeilen. Wir wollen unseren verehrten Gast aus Eccalia ja nicht unnötig warten lassen.“ Die vier erhoben sich. Ehe sie jedoch in den Nebenraum verschwinden konnten, erhob Yondaime noch einmal seine Stimme: „Ihr wollt mich doch nicht hier alleine lassen inmitten dieser fremdartigen Menschen?“
 

Seufzend wandte Sasori sich noch einmal um und sah die Runde streng an: „Itachi, ich übergebe dir das Kommando so lange. Gebt auf unseren Gast Acht. Und Nagato, ich würde dich und die anderen bitten so lange den Saal zu verlassen. Die Mädchen sind draußen, sie werden sich um euch kümmern. Sagt Hinata, dass ich euch geschickt habe.“ Die Angesprochenen nickten. Nagato und der Rest der Oberweltler verließen, wie gewünscht, den Saal, ebenso wie Konan, Sasori, Sakura und Kabuto, bis schließlich nur noch die Elitekrieger und Gaaras Vater am Tisch saßen und sich eine angespannte Stille über sie legte. Geradezu elektrisch aufgeladen schien die Luft, die zwischen Vater und Sohn durch Blicke regelrecht aufgespießt und durchtrennt wurde.
 

Yondaime erhob sich und schritt langsam um die Tafel herum, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von seinem Sohn zu nehmen. Seine Schritte hallten durch den Saal, waren das Einzige, was den Raum mit Klang zu füllen schien. Bis der Herrscher Eccalias schließlich schief lächelte und einen bewusst wehmütigen Ton versuchte aufzulegen. Dies gelang ihm nur bedingt, jeder Anwesende konnte hören und spüren, dass diese Worte nicht mehr als hübsch verpackt waren, aber keinesfalls wirklich aus Aufrichtigkeit gesprochen wurden: „Es ist mir eine Freude dich wiederzusehen, mein Sohn. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du ein vortrefflicher Kämpfer geworden bist.“ Er lachte einmal kurz und trocken auf. „Aber das kann wohl kaum sein... immerhin unterliegt diese sogenannte Elite nicht deinem Befehl, nicht wahr? Wie enttäuschend. Ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, als ich dich und deine Geschwister fort gab. Die Schande hätte ich nicht ertragen...“
 

Gaaras Blick wurde tödlich. Durchdringend, hasserfüllt und schlichtweg absolut tödlich. Er knurrte: „Die weit größere Schande wäre gewesen, wenn deine Kinder dir freiwillig den Rücken gekehrt hätten.“ Yondaimes Augen blitzten wütend auf: „Wie redest du mit mir?“ - „Wie es dir gebührt...“ Plötzlich ging alles blitzschnell. Der eccalianische Herrscher trat an seinen Sohn heran und griff diesen am Kinn. Itachi sprang auf und legte die Klinge seines Schwertes an Yondaimes Hals. Doch Gaara funkelte seinen Kollegen an und grollte: „Halt dich da raus!“ Langsam und mit durchdringendem, skeptischen Blick ließ der Schwarzhaarige sein Schwert sinken und setzte sich ebenso langsam wieder hin. Seine Augen ruhten jedoch ununterbrochen auf dem Rothaarigen und seinem Vater.
 

Yondaime zischte seinen Sohn regelrecht an: „Sieh mal einer an, die scheinen ja doch wie kleine Hündchen auf dich zu hören... Hätte ich nicht erwartet. Wie mir scheint, könntest du doch der Aufgabe gewachsen sein, deine Heimat, unser Reich, gebührend zu verteidigen. Nur der Beste verdient diese Aufgabe. Bei deinem Bruder hatte ich längst die Hoffnung aufgegeben und deine Schwester... was soll eine Frau schon ausrichten? Zumal die beiden nicht über deine Fähigkeiten verfügen...“ Er strich seinem Sohn lieblos über die Wange und lachte leise: „Wäre deine Mutter nicht schon tot, dann würde sie vielleicht so langsam Gefühle für dich entwickeln können.“ Gaaras Blick wurde schlagartig glasig und sein Geist schien in weite Ferne zu rücken. Seine Mutter...
 

Wie oft hatte er gehört, dass ihr Tod seine Schuld war. Wie oft hatte er gehört, dass sie ihn dafür verachtet hatte. Wie oft hatten Kankuro und Temari von ihr als gütige und liebevolle Mutter gesprochen. Nur er, er hatte sie niemals erleben dürfen, denn er hatte sie auf dem Gewissen und dafür hatte sie ihn verachtet. Dafür hatte sein Vater ihn verachtet. Dafür hatte er seine gesamte Kindheit, gar sein ganzes Leben, nur damit verbracht stärker zu werden. Die Liebe seiner Mutter würde er niemals erfahren oder zurückgewinnen können. Doch er konnte durch seine Stärke allen zeigen, dass er zu beschützen fähig war. Nicht einfach nur ein Bote des Todes. Nicht einfach nur ein Wahnsinniger, dessen Sand niemanden an ihn heranließ. Nicht einfach ein Irrer, dem pure Absicht hinter den Sandattacken nachgesagt wurde. Aber sie hatten ihn ja einfach nicht in Ruhe lassen können. Und so gerne er es aufgehalten hätte, er hatte über dieses Element nur bedingt Kontrolle. Wurde er angegriffen, so hatte der Sand stets eigenmächtig gehandelt. Und schließlich hatte er gar andere Kinder beim Spielen getötet...
 

Es war doch nur ein Unfall gewesen. Doch was hatte er damals schon zu sagen? Rein gar nichts. Sein Vater hatte die Macht und beschlossen, dass er eine Gefahr für ganz Eccalia war. Was stimmte. Doch die Verbannung hatte ihm seinen gesamten Lebenssinn genommen. Er war erzogen worden dafür zu trainieren, das Reich mit aller Kraft zu verteidigen. Statt dessen hatte er eccalianische Bürger getötet. Wozu war er also gut? Was war sein Sinn, seine Aufgabe in dieser Welt? Atlantis hatte ihm zwar keine Antwort, aber eine ausweichende Möglichkeit geboten. Statt Eccalia beschützte er nun Atlantis, mit Haut und Haar, mit Leib und Seele. Er hatte seinen richtigen Platz noch nicht gefunden, auch wenn so manche Narbe dennoch in seiner neuen Heimat langsam ein wenig geheilt war. Auch wenn er einen Respekt erfahren hatte, der ihn so akzeptierte, wie er war. Naruto hatte das immer wieder als Freundschaft bezeichnet.
 

Gaara blickte zu seinem Vater auf und knurrte: „Was soll das? Immerhin war sie sogar fähig ein Monstrum wie dich zu lieben...“ Er glaubte selbst nicht daran, doch eines wusste er: er würde seinem Vater sicherlich nicht den Erfolg gönnen, ihn beleidigt oder verletzt zu haben. Die Zeiten waren längst vorbei und unter einer dicken Eisschicht begraben, die er nur an Stellen hatte leicht antauen lassen, an denen er es für gefahrlos hielt. So hatte sein eigener Vater ihn erzogen, der ihn nun hasserfüllt ansah. Es war auch nicht nötig, auch nur eine Frage seinerseits zu stellen. Das ganze Verhalten Yondaimes hatte mehr Fragen beantwortet, als er zu stellen hergekommen war.
 

Sein Vater spie die Worte fast aus, als er schließlich sprach: „Bastard! Aber absolut gefühllos. Da hat mein Training ja doch zu einem Erfolg geführt. Komm zurück, Sohn, und werde der Retter deiner Heimat! Atlantis ist ohnehin dem Untergang geweiht! Eure auch so tolle Waffe wird in die Hände anderer geraten und dann zieht dieses arrogante Volk den Schwanz ein, da es ansonsten keine Schnitte mehr gegen die anderen hat!“ Nun stand Gaara auf und stellte sich seinem Vater gegenüber. Er war nicht mehr der niedergedrückte Sohn, er war ein stolzer Atlanter geworden. Mit erhobenem Haupt raunte er scheinbar lustlos: „Du langweilst mich. Ich bin einer der Retter meiner Heimat: Atlantis. Sasori war ein besserer Lehrmeister, als du jemals sein wirst. Meine Truppe ist eine bessere, als es je eine aus Eccalia sein könnte. Ich gehöre hierher, unterstehe mit Stolz und Ehrgefühl Sasoris Befehl und werde jeden ohne mit der Wimper zu zucken töten, der es wagen sollte Atlantis anzugreifen. Feinde von Atlantis sind auch meine Feinde. Zur Not würde ich auch deinem Leben ein Ende setzen, Vater, wenn du meine Heimat bedrohst!“
 

Heimlich zog Itachi stolz und erfreut seine Faust zu sich und hauchte lautlos: „Jawoll!“ Die Abreibung hatte Yondaime schon lange verdient gehabt. Dieser starrte seinen Sohn aus vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen an und schluckte schwer. Orochimaru hatte es ihm zu erklären versucht, doch dass sein Spross tatsächlich bereits so verkommen und verräterisch geworden war, das hatte er doch nicht ganz wahrhaben können. Doch so war es. Er stand hier und wurde von seinem Nachkommen als Feind deklariert. Bedroht. Verstoßen. Alles war wahr. Er hatte seinem Sohn die Chance gegeben, diesen Krieg an seiner Seite zu bestreiten. Indirekt, aber er hatte sie ihm gegeben, trotz seines Grolls gegen Gaara. Er hatte ihm die Chance auf Ruhm und Erfolg gegeben, die Möglichkeit geboten das herrliche Eccalia vor diesen hochnäsigen Atlantern zu beschützen. Und dieser rammte ihm den sprichwörtlichen Dolch in den Rücken. Wie konnte sein Sohn nur mit Stolz und Würde unter dem Befehl eines anderen stehen? Was nur hatte dieser Sasori mit seinem Nachkommen angestellt, dass dieser schier im Wahn zu sprechen schien und sich nicht mit dem Besten zufrieden gab?
 

Vater und Sohn starrten sich in die Augen, keiner von ihnen wendete den Blick auch nur kurz ab. Yondaime nicht, weil er über seine Augen unmissverständlich mitteilte, wie sehr er Gaara verachtete für diese Worte. Und der Rothaarige nicht, weil er sich selbst als lebender und eigenständiger Mensch mittlerweile viel zu sehr wahrnahm, als dass er jemals wieder von seinem Vater niedergerungen werden wollte. Auch wenn er noch immer nicht ganz verstand, was Freundschaft wirklich bedeutete, so hatte er dennoch verstanden, dass es mehr in seinem Leben gab, als sich zu einer Kampfmaschine deklassieren zu lassen. Auch wenn er Menschen scheute und nicht viel redete, so hieß dies noch lange nicht, dass er alles und jeden verabscheute und nichts zu sagen hatte. Auch wenn er seinen endgültigen Platz noch nicht gefunden hatte, so hatte er eine Aufgabe bekommen, die ihn wissen ließ: es ist okay, dass du hier bist, mit all deinen Ecken und Kanten. Denn er hatte erkannt, dass eine leidenschaftliche Überzeugung tief in ihm selbst niemals zerstört werden konnte und durfte durch einen wahnwitzigen Plan und ein auferlegtes Credo irgendeines Menschen, sei es auch sein eigener Vater. Er war Gaara und eines Tages würde er auch wissen, was diese Aussage zu bedeuten hatte. Dessen war er sich in den letzten Jahren sicher geworden.
 

Die Spannung schien sich jeden Augenblick entladen zu wollen. Itachi hatte den Griff um sein Schwert wieder gefestigt und starrte, wie auch Naruto, Sasuke und Neji, Vater und Sohn nervös an. Ein leichter Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn. So viel Energie, so viel Elektrizität hatte er zwischen zwei Menschen noch nicht erlebt, nicht einmal zwischen Kabuto und Sasori, obwohl die beiden dem schon verhältnismäßig nahe kamen. Dennoch reichte es nicht für diese gerade herrschende Szenerie. Ein Kampf, der weder Waffen noch Worte zu brauchen schien, sondern einzig und alleine in den Augen der Duellanten ausgefochten wurde. Seine Muskeln spannten sich an, so dass er jeden Augenblick blitzschnell an Ort und Stelle sein könnte. Und dann...
 

Öffnete sich die Tür. Während Konan, Kabuto, Sakura und Sasori zurückkehrten, verflog der gesamte Bann dieser Situation mit einem Mal fast völlig. Gaara lächelte seinem Vater süffisant zu, ehe er sich wieder auf seinen Platz setzte und so tat, als sei nie etwas gewesen. Schlecht gelaunt kehrte auch Yondaime auf seinen Platz zurück und blaffte ungeduldig: „Und? Habe ich jetzt endlich einen Ansprechpartner?“ Sasori setzte sich. Er hatte schon im Nebenraum angekündigt, dass er zu diesem Thema hier kein Wort mehr verlieren würde. Sein Magen machte ihm mehr als deutlich, wie unzufrieden er mit dem Ergebnis war, aber er musste sich der Entscheidung beugen, ob er wollte oder nicht. Sie hatten abgestimmt und waren zu einer gültigen Wahl gekommen. Wieso auch immer Konan ebenfalls für Sakura gestimmt hatte, verstand er noch immer nicht. Das kleinere Übel sei sie. Und nicht mehr sicher, ob sie wirklich mit drin hängt, seitdem sie den Finger verloren hatte. Und dass eh keine Chance auf einen Sieg ihrerseits bestanden hätte, aber sie trotzdem wusste, dass alles gut werden würde. Manchmal beneidete er die Blauhaarige für ihren Optimismus, manchmal, so wie heute, würde er ihr diesen mit wachsender Begeisterung um die Ohren hauen.
 

Kabuto ergriff selbstsicher das Wort: „Ja, wir sind zu einer Einigung gekommen. Unsere werte Hohepriesterin Sakura wird die Vertretung übernehmen und steht Euch mit meiner Unterstützung zur Verfügung...“ - „Gut. Dann wünsche ich endlich eine Unterredung unter vier Augen. Oder meinetwegen sechs.“ Die drei erhoben sich und Kabuto nickte auf dem Weg zur Tür: „Kommt, Yondaime. Lasst uns das Gespräch im Konferenzraum fortsetzen.“ Gefolgt vom Angesprochenen und der Hohepriesterin verließ der Schriftführer den Saal und verschwand bald aus der Sicht der Zurückgebliebenen.
 

Rasch kehrten dafür Nagato und die anderen Wissenschaftler zurück. Sasori sprang wütend auf und stürmte ebenfalls in Richtung Tür. Ehe irgendjemand fragen konnte, hatte er Deidara an der Hand gepackt und mit sich gezogen. Während sie die Stufen zum Tempelplatz hinunterstiegen, sah der Blonde den Krieger fragend an: „Was ist passiert?“ - „Kabuto. Sakura ist jetzt die Vertretung für Tsunade. Und er mit in der Besprechung. Verdammt, der wird immer dreister! Jetzt hat er indirekt die Macht über das ganze Reich und ich wollte mich nicht selber damit unglücklich machen, diesem Scharlatan den Kopf vor allen abzureißen!“ - „Das sind schlechte Nachrichten...“ - „Nein! Eine Dürre ist eine schlechte Nachricht... DAS jedoch ist in meinen Augen eine Katastrophe, die Atlantis vielleicht in den Untergang führt. Unser einziger Vorteil ist, dass die beiden scheinbar keine Ahnung haben, was die Waffe ist. Das Geheimnis hegen Konan und Tsunade...“ - „Und was hast du jetzt vor?“ - „Nachdem ich meine Magenschmerzen und mich abreagiert habe?“ - „Ja...“ - „Ich habe nicht die geringste Ahnung...“



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