Zum Inhalt der Seite

Sondereinheit Mustang

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hinweis

Erst als der schmale Streifen Sonnenlichts fast mein Gesicht erreicht hatte, hörte ich, wie sich die Tür öffnete, doch leider trat nicht wie erhofft der Oberst sondern ein Pfleger ein. Er kam mir bekannt vor, doch wusste ich nicht genau woher. Wahrscheinlich hatte er sich gestern schon um mich gekümmert und ich hatte ihn einfach nicht bewusst wahrgenommen. Sein kurzes, schwarzes Haar hatte er ordentlich zurück gekämmt, sodass es ihm nicht in die ausdrucksstarken Augen fiel. Der einzige Makel in seinem Gesicht schien seine krumme Nase zu sein, doch auch seine Haut schien nicht makellos zu sein. Aber Genaueres konnte ich nicht erkennen, dafür war es einfach nicht hell genug.

Anscheinend hatte er bemerkt, dass ich ihn für einen Moment beobachtete hatte, wie er zum Fenster ging, um Licht in den Raum zu lassen, denn er lächelte mich an. Es war ein freundliches Lächeln, das bei vielen Patienten Vertrauen geweckt hätte, doch berufsbedingt neigte ich nicht dazu, Vertrauen zu Fremden aufzubauen. Kaum hatte er die Gardinen an die Seite geschoben, drehte er sich um und lächelte mich noch einen bisschen strahlender an.

„Wie fühlen Sie sich, Miss Hawkeye? Haben Sie gut geschlafen?“ Langsam ging er um mein Bett herum, ließ den Blickkontakt aber nicht abbrechen. Er machte seinen Job wirklich ausgezeichnet, das musste ich eingestehen, obwohl ich eine Abneigung gegen Krankenhäuser hatte, sie bedeuteten Schmerz und auf den verzichtete ich gerne.

„Danke, es geht mir gut.“ Obwohl ich die halbe Nacht nicht geschlafen hatte, fühlte ich mich ausgeruht und deutlich besser als am Vortag, auch wenn mein Kopf noch immer etwas dröhnte und das Atmen schmerzte.

„Freut mich zu hören. Sollten Sie sich unwohl fühlen, sagen Sie es einfach, ich werde mich darum kümmern.“ Kurz blickte er auf eine Uhr, die er aus der Hosentasche gezogen hatte und lächelte mich dann wieder an. „In einer halben Stunde gibt es Frühstück, kann ich bis dahin was für Sie tun?“

„Wissen Sie, wo der Mann ist, der gestern Abend in diesem Zimmer saß?“ Ich musste einfach mit jemandem sprechen, bevor ich es wieder vergas, das war meine größte Angst im Moment, alles zu vergessen.

„Er hatte sich mit dem Stuhl vor die Tür gesetzt und diese quasi bewacht, aber vor etwa einer Stunde wurde er abgelöst.“ Vorsichtig setzte ich mich nun gerade ins Bett und schlug die Decke zurück, um aufzustehen, doch ich wurde aufgehalten, noch bevor ich die Beine aus dem Bett schwingen konnte. Als er mich berührte, schreckte ich für einen Moment zurück. In dem Augenblick, indem er dies bemerkte, entfernte er sich sofort einen Schritt von mir und sah mich für einen Sekundenbruchteil bestürzt an. Wir beide fanden aber innerhalb von wenigen Sekunden wieder zu uns selbst zurück.

„Vorsicht, Vorsicht. Soll ich den Mann einfach reinholen? Dann müssen Sie sich nicht so anstrengen.“

„ Nein danke...“ Ich versuchte mich an seinen Namen zu erinnern, doch entweder hatte ich ihn vergessen oder er hatte ihn mir noch nicht genannt.

„Jon“, half er mir schnell aus.

„Jon. Ich schaffe das schon allein.“ Meinen Wunsch respektierend trat er nun einen Schritt zurück und ließ mich aufstehen. Ich war darauf gefasst, dass meine Beine versagten, vielleicht war ich doch geschwächter, als ich es spürte. Zu meiner Erleichterung aber trugen mich meine Beine, wie ich es von ihnen gewohnt war, bis zur Tür.

Erstaunt und auch etwas erschrocken sah mir Fuery entgegen und sprang sofort auf, um zu salutieren. Ich musste wirklich schlimm aussehen, so wie alle reagierten, wenn sie mich sahen. Bei Gelegenheit sollte ich mich in einem Spiegel betrachten, doch dafür war auch später noch Zeit. Ich schnitt Fuery, noch bevor er mich begrüßen konnte, das Wort ab.

„Holen Sie den Oberst. Ich muss ihm etwas Wichtiges sagen. Schnellstmöglich.“ Als er noch immer wie angewurzelt mit der Hand an der Stirn vor mir stand, fügte ich hinzu, dass dies ein Befehl sei. Sofort drehte er sich um und lief in Richtung der Telefone. Ich aber kehrte in mein Zimmer zurück und setzte mich auf mein Bett. Jon sah mich kurz an, lächelte und verschwand dann.

Endlich fiel ein Teil der Anspannung von mir und ich war in diesem Moment froh, dass ich saß, denn plötzlich fing das Zimmer an sich zu drehen. Ich schloss die Augen und legte mich vorsichtig wieder hin. Vielleicht hatte Jon doch recht gehabt. Ich war noch immer verletzt und sollte mich schonen, wenn ich schnell wieder in den Dienst wollte.

Nur für eine Sekunde hatte ich die Augen geschlossen, doch als ich sie wieder öffnete, saß Roy schon an meinem Bett. Leicht lächelte er, als ich ihn anblickte. Sofort versuchte ich mir die Information ins Gedächtnis zu rufen, es war wichtig, leider dauerte es ein klein wenig länger, als ich es mir gewünscht hätte. Langsam setzte ich mich nun hin, achtete aber darauf meine Kissen im Rücken zu haben, nur sicherheitshalber.

„Sie sollten sich besser ausruhen, Sie sehen müde aus, Hawkeye.“ Das war ganz der Roy Mustang, den ich kannte und darüber freute ich mich im Moment mehr, als es aussah. Er war die einzige Konstante und das gab mir Mut und Halt in diesem Moment.

„Das werde ich, Sir, aber zuerst muss ich Ihnen etwas Wichtiges mitteilen.“ Eigentlich wollte ich weiterreden, um so direkt zum Punkt zu kommen, aber ich wurde unterbrochen.

„Haben Sie etwas rausbekommen, ich meine, sich an etwas erinnert?“, fragte er leicht besorgt.

„Ja, Sir. Ich habe den Täter verletzt. Meine Kugel hat sein Knie gestreift.“ Als die Worte endlich ausgesprochen waren, spürte ich die Last von meinen Schultern fallen. Erleichtert sah ich dann den Oberst an. Ich war auf seine Reaktion gespannt, vielleicht hatte er mehr von mir erwartet, ich hätte es getan.

„Das ist ja großartig! Endlich haben wir etwas, an das wir ansetzen können.“ Seine Freude war über deutlich und ich hatte das Gefühl, er zeigte sie nur, um mir das Gefühl zu geben, ich wäre nützlich. Allerdings musste ich zugeben, wie sehr ich mich darüber freute, still, aber mit einem leichten Lächeln. Es half mir in diesem Moment mehr, als er sich vorstellen konnte. Jetzt fühlte ich mich wieder als ein Teil seines Team, ich konnte behilflich sein und nicht einfach nur rumsitzen.

Gerade als ich etwas sagen wollte, öffnete sich die Tür und Jon kam mit einem Tablett hinein. Ohne ein Wort zu sagen, aber mit einem freundlichen Lächeln, stellte er das Tablett auf den Tisch und nickte mir kurz zu, bevor er sich wieder davon machte. Der Oberst zeigte einen unzufriedenen Gesichtsausdruck, versuchte sich aber an einem Lächeln, als er bemerkte, dass ich ihn ansah.

„Ich denke, ich sollte Sie nun weiter Ruhen lassen.“ Langsam stand er auf und ging zur Tür.

„Moment, Sir. Könnten Sie mir sagen, wann der Posten vor meinem Zimmer abgelöst wird?“ Ich war froh, als er mir einen kleinen Plan gab, auf dem neben den Schichten auch die Namen standen. Nach einem förmlichen Abschied studierte ich für einen Moment den Plan, um ihn mir einzuprägen. Warum es mir so wichtig war, konnte ich mir selbst nicht genau erklären, ich wollte einfach die Kontrolle über mein Leben zurück gewinnen und es wenn nur die Gewissheit, dass ich die Befehlsgewalt hatte, war.

Nach meinem Frühstück wurde mir aus unerklärlichen Gründen schwindelig. Zögerlich legte ich mich hin und versuchte den Schwindel zu vertreiben, doch es besserte sich nicht im Geringsten, noch immer drehte sich das karg eingerichtete Zimmer vor meinen Augen. Da mich langsam Übelkeit überkam, schloss ich die Augen und lenkte mich mit der Erinnerung an ein altes Wiegenlied ab. Es beruhigte mich immer, egal in was für einer Situation ich mich befand. Auch jetzt half es mir, obwohl ich erstaunlich schläfrig wurde und nur mit großer Mühe meine Augen wieder öffnen konnte. Noch immer drehte sich alles vor meinen Augen und dann vielen sie mir auch wieder zu. Bevor ich merkte, was passierte, hatte ich die Kontrolle über alles verloren und Schwärze umhüllte meine Sinne.
 

Besorgt schritt ich vor dem Fenster meines Büros auf und ab. Dieser Fall beschäftigte mich noch immer, er ging mir näher, als er eigentlich sollte, aber was erlaubte sich dieses Schwein jemand aus meinem Team so etwas anzutun. Ich musste etwas gegen ihn unternehmen, ihn endlich schnappen und ihm das Handwerk legen, aber es dauerte einfach zu lange. Ich fühlte mich nutzlos. Es musste einfach etwas geben, das ich übersehen hatte. Es musste einfach irgendwo sein, deshalb studierte ich erneut die Akten, vielleicht viel mir jetzt etwas auf, das den Täter verriet.

Bis die Sonne im Zenit stand saß ich über den Akten und versuchte mir jedes Wort einzuprägen und jede Kleinigkeit zu bemerken, doch etwas Neues förderte ich dabei nicht ans Tageslicht. Vielleicht half mir eine kleine Ablenkung, deshalb ging ich in die Kantine, Mittagessen würde den Denkprozess schon ankurbeln. In Gedanken verloren löffelte ich meinen Eintopf in mich rein und bemerkte nichts und niemand.

Die Krankenakten lieferten keinerlei neue Information, sie ließen nur darauf schließen, dass es der gleiche Täter war, der immer im gleichen Muster handelte. Die einzige Ausnahme war Hawkeye und das machte mir solche Sorgen. Die Befragungen halfen mir auch nicht viel weiter. Drei Opfer waren im Krankenhaus umgekommen, bevor wir sie befragen konnten, vier hatten den Täter nicht gesehen, als er sie angriffen hatte, konnten aber das Tatmuster bestätigen und Hawkeye konnte sich nicht erinnern. Sie war unsere große Chance und Hoffnung und doch wollte ich ihr diese Erinnerungen ersparen.

Nach meiner Mahlzeit saß ich wieder vor meinem Schreibtisch, aber noch immer hatte ich nichts. Wir standen mit leeren Händen da. Wenn ich bloß etwas hätte! Hätte ich diesen Kerl doch bloß schnappen können, bevor er Hawkeye etwas antun konnte. Es quälte mich sie in dem Krankenzimmer zu sehen, Blutergüsse im Gesicht, der Verband um ihren Kopf, wie mühsam ihr das Atmen zu fallen schien. Ich hatte mir geschworen meine Untergebenen zu beschützen, doch ich war einfach nutzlos. Das einzige was ich tun konnte, war hoffen, dass sie sich erinnerte und ihr Gesellschaft leisten.

Mein Wunsch war es sie so bald wie möglich daraus zu holen, aber dafür musste sie genesen. Ich beschloss sie am Abend noch einmal zu sehen, ein einfaches, ungezwungenes Gespräch würde uns beiden gut tun, dachte ich zumindest.

Von einer laut aufspringenden Tür wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Fuery stand in der Tür und wirkte schockiert. Sofort stand ich auf.

„Was ist passiert?“ Hoffentlich kein neues Opfer, das würde alles nur schlimmer machen.

„Sir, Hawkeye...“ Mehr brauchte er nicht zu sagen, es war etwas Schlimmes passiert, was war egal, ich musste hin, vielleicht konnte ich etwas tun. Mein Verhalten war nicht korrekt, das war mir bewusst, zu einer Fremden wäre ich nicht geeilt, aber sie war schließlich Teil meines Teams und mein Team musste ich beschützen, das war meine Aufgabe.

Im Krankenhaus angekommen hielt mich niemand mehr davon ab, in ihrem Zimmer zu bleiben. Mir wurde berichtet, sie hätte einen Atemstillstand gehabt und wäre seitdem ich gegangen war bewusstlos. Unsicher setzte ich mich in ihr Zimmer und sah sie an. Ich würde auf sie aufpassen, komme was da wolle.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-01-19T09:42:00+00:00 19.01.2012 10:42
Bin heute auf diese FF gestoßen und begeistert! Deine Art zu schreiben gefällt mir, obwohl ich eigentlich kein Fan der Ich-Perspektive bin. Der Wechsel ist am Anfang verwirrend, wie ich finde, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.
Ich bin wirklich sehr gespannt wie es weiter geht! Der plötzliche Atemstillstand ist schon gruselig... Ich mag diesen Jon nicht ô_ó Bin sehr neugierig, wie es weiter geht. Hast also schonmal einen Fan gefunden :)
Lieben Gruß und viel Spaß beim schreiben ^-^


Zurück