Harmonie von Seraphin ================================================================================ Kapitel 13: Mein Leben ohne dich... ----------------------------------- , Kapitel 13: Mein Leben ohne dich!, Hermine wurde wach. Sie wusste, dass sie sich in der Krankenstation befand, weil sie die Betten wiedererkannte und ebenso die weißen Vorhänge, die man um ihre Kabine zugezogen hatte. Es musste mitten in der Nacht sein, denn es war dunkel und still. Der Mond warf ein schwaches Licht in den Saal, so dass die Welt um sie herum nicht in heilsames, schwarzes Nichts, sondern nur in trübes, alles gleich machendes Grau getaucht war. Sie drehte sich zur Seite und verengte die Augen. Nur schwer konnte sie schwarze und graue Schemen hinter dem dunkelblauen Hintergrund um sich herum ausmachen. Sie war müde, doch sie fühlte sich recht gut. Ihr mühselig arbeitender Geist flüsterte ihr zu, dass man ihr vermutlich ein sehr starkes Beruhigungsmittel gegeben hatte, da sie alles um sich herum - wie etwa die vom Mond beschienenen, zuckenden Finger, deren Silhouetten ihre Augen nun ein klein wenig besser unterscheiden konnten - wie in Zeitlupe sah. Alles, was sich bewegte, schien einen Schweif dunkler Farben und silbrigen Rauchs zu hinterlassen. Ihr war weder heiß noch kalt und selbst die Erkenntnis, dass Ron tot war, beunruhigte sie nicht weiter. Vermutlich war seine Leiche eh schon weggebracht worden. Irgendwann in dieser Nacht war sie schon einmal wach geworden, hatte draußen vor der Tür hysterische Schreie gehört und das dumpfe Poltern mehrerer Füße, die etwas Schweres hinaus trugen. Vermutlich die Leichen der Verstorbenen. Vielleicht waren es die Schreie von Molly und Arthur Weasley, die sie gehört hatte. Vielleicht auch die Schreie anderer Eltern, Geschwister, Freunde, Kollegen. Doch egal, Hermine hatte sich in die Kissen gekuschelt und friedlich betäubt weitergeschlafen. Aber im Moment war sie wieder wach. Hermine gähnte und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Sie wollte weiterschlafen, doch vage vertraut klingende Stimmen hielten sie wach. Sie war nicht allein. Müde blinzelnd versuchte sie zu verstehen, was die Personen murmelten, die in der nur von einer Kerze beleuchteten Nachbarkabine herumwerkelten. Sie hörte die ausgelaugt klingende Stimme von Madam Pomfrey: „Minerva, so geht es doch nicht mehr weiter. Warum ist der Junge denn immer noch in der Schule? Sie wissen, dass er schon lange nicht mehr schulfähig ist.“ „Seine Leistungen sind zufriedenstellend. Vielleicht schlechter als zuvor, aber dennoch…“ „Sie wissen, dass ich das nicht meine!“ Professor McGonagall schnaubte missbilligend und Hermine konnte sich bildlich vorstellen, wie schmal ihr Mund dabei war. „Was meinen Sie, Minerva, war er beteiligt?“ „Ich gehe davon aus“, antwortete McGonagall steif. „Entweder er war dabei – auch wenn ich nicht weiß, wie er das trotz des Nachsitzens fertig gebracht hat – oder er hat zumindest davon gewusst.“ Sie hörte McGonagall tief durchatmen, dann flüsterte die Direktorin eindringlich: „Das muss unter uns bleiben. Es ist besser, wenn niemand davon weiß und schließlich ist es ja auch nur eine Vermutung.“ Madam Pomfrey antwortete mit einem zustimmenden Schnauben. „Mein Bruder war im ersten Krieg Auror, wissen Sie?“ Die Stimme der Krankenschwester, die matt von den Wänden widerhallte, klang hohl und leer. Hermine drängte sich dabei unwillkürlich das Bild eines Brunnens auf, der früher einmal funktionstüchtig und voll gewesen, doch heute ausgeschöpft war. Madam Pomfrey erzählte leise, scheinbar mehr sich selbst als der Schulleiterin: „Als alles vorbei war, war er auch so seltsam. Ich weiß, wovon ich rede.“ „Sie haben einen Bruder?“ Professor McGonagall klang erstaunt. „Nicht mehr“, antworte die Krankenschwester mit deutlicher Bitterkeit in der Stimme. „Wir hatten ihn ja lange Zeit nicht mehr gesehen und als dann alles vorbei war… er war… verändert. Seltsam. Und es wurde immer schlimmer. Eines Tages zog er los und tötete seine Nachbarn, weil er sie für Todesser hielt.“ Madam Pomfrey schluckte, dann sprach sie mit schwacher Stimme weiter: „Er hat sich erhängt, als ihm Stunden später klar wurde, was er getan hatte.“ „So weit wird es nicht kommen“, entgegnete McGonagall barsch. „Wir stellen ihn unter Beobachtung. Nach dem, was er sich heute Abend geleistet hat, können wir auch offiziell seinen Zauberstab beschlagnahmen. War sowieso längst überfällig. Wir können nicht mehr machen als ihn zu bewachen und zu bestrafen, falls wieder etwas vorfällt.“ „Warum schicken Sie ihn nicht endlich nach Hause, Minerva? Oder in ein Krankenhaus… Strafen helfen doch bei diesen... diesen Anfällen nicht.“ Hermine hörte McGonagall seufzen. Eine längere Pause entstand, dann sprach McGonagall leise, resigniert klingend, weiter: „Ich weiß, aber er muss hier bleiben. Er ist immerhin Lucius Malfoys Sohn und solange er hier ist, nun ja, können wir auf ein gewisses Maß an Zurückhaltung seitens … Sie-wissen-schon-wem… hoffen. Solange sie glauben, dass er ihnen nützlich ist, werden sie die Schule vielleicht nicht…“ „Minerva!“ Madam Pomfreys Stimme klang schrill und viel lauter, als ihr vermutlich zuerst bewusst war, denn nach einer kurzen Pause sprach sie wesentlich leiser, doch immer noch deutlich erregt weiter: „Das klingt ja, als würden Sie ihn als Geisel halten.“ Hermine drehte sich um und schloss die Augen. Schwere Müdigkeit legte sich wieder auf ihren Geist. Sie hatte genug gehört, warum redete McGonagall überhaupt noch mit Madam Pomfrey? „Kümmern Sie sich um die Schüler, die hier wegen des Schocks behandelt werden. Diese Kinder brauchen Sie. Der Junge ist nicht krank. Eine Alkoholvergiftung mag zwar aktuell unangenehm sein, ist wohl jedoch nicht selten in seinem Alter, oder?“ „Und was die anderen Slytherins erzählt haben, was er vor seinem Zusammenbruch getan hat? Die anderen Schüler haben Angst vor ihm.“ „Mir machen betrunkene Jugendliche auch Angst.“ „Aber … Minerva. Nun sehen Sie doch ein, dass…“ „Ich weiß, was sie mir sagen wollen!“ McGonagall seufzte und erklärte in einem Ton, als ob sie diese Diskussion schon sehr oft ausgefochten hätten: „Noch einmal. Ich kann nichts anderes machen. Ignorieren Sie, was diese Kinder Ihnen gesagt haben. Geben Sie dem Jungen ein Brechmittel und dann kümmern Sie sich um die anderen. Es tut mir sehr leid, aber mir sind die Hände gebunden.“ Hermine schloss die Augen und drehte sich zur Seite. Sekunden bevor sie einschlief überlegte sie, ob sie den Sohn von Lucius Malfoy eigentlich kannte. Ach ja – sie gähnte und streckte sich behaglich - das war ja Draco. Sie hatte ihn am Abend doch noch gesehen, als sie im Krankenflügel angekommen war. Er hatte draußen vor der Tür gestanden und sie mit einer Mischung aus Erleichterung und Entsetzen angestarrt. Er musste gegangen sein, als Hermine sich schreiend auf Rons Leiche geworfen hatte. Vermutlich, so genau wusste sie es nicht mehr, dann hatte ihr die Krankenschwester ja dieses wundervolle Mittel gegeben und an das, was danach passiert war, erinnerte sie sich nicht mehr. Hermine schlief wieder ein. Als sie das nächste Mal aufwachte, war es noch genauso dunkel und immer noch hörte sie McGonagall und Madam Pomfrey diskutieren, doch unterhielten sie sich nun über etwas anderes, was bedeutete, dass sie einen Teil des Gespräches verschlafen haben musste. Ein Geräusch hatte sie geweckt. Hermine runzelte die Stirn und drehte sich vom Nachbarbett weg, als sie es wieder hörte. Irgendjemand würgte und erbrach sich, dem Plätschern nach, in einen Zinneimer oder etwas Ähnliches. Es würgte wieder und wieder und sie hörte Madam Pomfrey irgendetwas in sanftem Ton murmeln. Wie eiskaltes Wasser klang hingegen McGonagalls Stimme. Sachlich, ernüchternd und nahezu schmerzhaft. „Außerdem, Poppy… und wenn wir ihn nach Hause schicken würden? Denken Sie wirklich, dass das seine Lage bessern würde? Kümmern Sie sich um ihn, wenn ich weg bin. Wir können nichts machen, außer zuzusehen und versuchen, schlimmste Katastrophen zu verhindern.“ Hermine schloss die Augen und schlief wieder ein. xxx Tag 1 ohne Ron: Hermine lag im Bett, ab und zu stand sie auf, um auf die Toilette zu gehen oder etwas Wasser zu trinken. Dann legte sie sich wieder hin. Irgendwann ging die Tür auf, jemand legte ihr die Hand auf den Hinterkopf, sagte etwas, dann ging die Person wieder. Tag 4 ohne Ron: Hermine lag im Bett, ab und zu stand sie auf, um auf die Toilette zu gehen oder etwas Wasser zu trinken. Dann legte sie sich wieder hin. „Hermine“, sagte Lavender, die sich zu ihr auf das Bett gesetzt hatte, „Du musst etwas essen.“ Hermine würgte gehorsam eine Banane hinunter und trank etwas Kürbissaft, dann drehte sie sich wieder um und tat so, als würde sie schlafen. Parvati teilte ihr mit, vermutlich um sie zu trösten, dass sie keine Stunden versäumen würde, da der Unterricht bis zum 1. Dezember ausgesetzt worden war. Nicht nur, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, den Schock zu verarbeiten, sondern auch, weil zwei neue Lehrer gefunden werden mussten. McGonagall selbst war bis auf Weiteres beurlaubt worden. Man unterstellte ihr, weder auf ein „Warnschreiben“, das einige Tage zuvor eingegangen war, noch auf den Erpresserbrief selbst angemessen reagiert zu haben. Tag 7 ohne Ron: Hermine lag im Bett, ab und zu stand sie auf, um auf die Toilette zu gehen oder etwas Wasser zu trinken. Dann legte sie sich wieder hin. Luna war bei ihr und hatte sich zu ihr ins Bett gelegt. Sie streichelte Hermine und störte sich weder daran, dass sie sich schlafend stellte, noch daran, dass sie sich schon länger nicht mehr gewaschen hatte. Stattdessen erzählte sie Hermine Märchen, die Lunas Mutter ihr vor deren Tod erzählt hatte. Irgendwann schlief Hermine wirklich ein. Tag 12 ohne Ron: Hermine lag im Bett, ab und zu stand sie auf, um auf die Toilette zu gehen oder etwas Wasser am Wasserhahn zu trinken. Dann legte sie sich wieder hin. Luna war wieder da. Hermine sah sie nicht an, lag zusammengerollt im Bett und stellte sich schlafend, während Luna ihr über den Rücken streichelte und ihr davon erzählte, dass es Ginny ebenso schlecht ginge. Hermine erklärte daraufhin, dass sie auf die Toilette gehen müsste und Luna vielleicht doch noch mal nach Ginny sehen sollte. Tag 20 ohne Ron: Hermine lag im Bett, ab und zu stand sie auf, um auf die Toilette zu gehen oder etwas Wasser am Wasserhahn zu trinken. Dann legte sie sich wieder hin. Hermine lag im Bett und ignorierte Ginny, die zu ihr ins Zimmer geschickt worden war, und sie ebenfalls ignorierte. Sie hörte Ginny, die sich am Fußende ihres Bettes zusammengekauert hatte, atmen. Hermine schloss die Augen und stellte sich vor, dass Ron noch lebte. Dass alles nur ein Irrtum wäre, eine Illusion, ein Trick, ein Zauber oder ein sehr langer, intensiver Albtraum. Aber natürlich stimmte das nicht, wäre Ron am Leben, dann wäre er hier. Schmerzhaft wie eine Messerklinge in ihrem Herzen und doch wärmend wie ein Kaminfeuer an einem kalten Wintertag spürte Hermine, dass Ron sie geliebt hatte und sie nie allein gelassen hätte, egal was passiert wäre. Tag 25 ohne Ron: Hermine saß im Gemeinschaftsraum, kauerte mit eng an die Brust gezogenen Knien auf ihrem Sessel und beobachtete mit leerem Blick die im Kamin flackernden Flammen. Neville, der neben ihr saß, war gerade eben zum zweiten Mal unten in der Küche gewesen, um ihr etwas zu trinken zu holen. Zuerst hatte er eine Tasse mit heißer Schokolade in der Hand, als er sich zu ihr setzte. Als Hermine sich aber daran erinnerte, wann sie das letzte Mal, nichts ahnend und zufrieden, vor dem Feuer heiße Schokolade getrunken hatte, brach sie in Tränen aus. Neville verschwand pfeilschnell und kam kurze Zeit später mit heißem Tee wieder. Neville war sehr lieb. Er erzählte ihr ein wenig davon, wie er sich gefühlt hatte, als er vom Tod seiner Eltern erfuhr und dann und wann sah Hermine ihn an und nickte, obgleich er nicht wissen konnte wie es war, jemanden wie Ron zu verlieren. Sein eigenes Leben zu verlieren. Alles, was sie war, alles, was sie wusste und alles, was sie jemals wollte, war, mit Ron zusammen zu sein. Und nun war er tot, so gab es eigentlich keinen einzigen vernünftigen Grund für sie, überhaupt weiterzuleben. Das sagte sie aber nicht, weil es ja doch niemand verstehen würde. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen, lächelte entrückt und hörte weiterhin zu, was Neville über die letzten vier Wochen berichtete, die sie nahezu komplett in ihrem Bett verbracht hatte. Ab und zu sagte er etwas von Rache, Vergeltung und deutete Pläne an, die er nicht weiter ausführen dürfte. Hermine hörte all dem zu, nickte zustimmend und beobachtete, wie die Flammen vor ihren Augen hin und her tanzten. „Harry hat nach dir gefragt, willst du ihn nicht mal besuchen?“ Hermine drehte sich überrascht um. „Wieso? Wieso besuchen? Wo ist er denn?“ „Na, im St. Mungo Hospital. Hast du das nicht gewusst? Man hat ihn dort hingebracht, nachdem … naja … nachdem man … die Leute gefunden hatte.“ Neville schluckte und umschlang seinen Bauch. „Hast du das denn nicht mitbekommen?“ Hermine schüttelte den Kopf. Nein, hatte sie nicht. Sie hatte gar nichts mitbekommen, außer dass Ron und einige andere, deren Namen sie irgendwann von Luna erfahren hatte, tot waren. Xxx Draco zog die Knie an, streckte die Arme aus, um die beiden Türflügel greifen zu können und verschloss den Schrank, in dem er saß. Es war etwas eng hier drin. Eng und dunkel. Er hätte einen Ausdehnungszauber sprechen sollen, doch dummerweise kannte er keinen. Natürlich könnte er die Tür öffnen, aus dem Schrank herauskrabbeln, in den Slytherinkerker gehen und dort in einem Schulbuch nachschlagen, aber dann hätte er den Schrank verlassen müssen. Keine gute Idee! Er hatte gerade eine entsetzliche Viertelstunde hinter sich, in der er den Schrank des Tages ungeschützt durch die Korridore eilend, für alle anderen Schüler sichtbar, gesucht hatte. Dieser Schrank hier war gut. Der Schrank, in dem er gestern gesessen hatte, war zwar etwas geräumiger gewesen, stand dafür aber in einem nicht ganz so verlassenen Korridor wie dieser. Er musste vorsichtig sein. Sie wussten es, ganz sicher wussten es alle. Überall, wo er hinging, überall sahen sie ihn an und ganz sicher konnten sie sich denken, dass er dabei gewesen war. Egal, was im Tagespropheten stand und egal, ob er beim Nachsitzen gesehen worden war, alle wussten es. Ganz sicher. Aus diesem Grunde hatte Draco, sobald er aus dem Krankenflügel entlassen worden war, beschlossen, so wenig Zeit wie möglich mit anderen Schülern zu verbringen. Er griff in seinen Umhang und zerrte zuerst einen zusammengefalteten Brief, danach seinen Zauberstab hervor. Ein weiterer Grund, wieso er die Gesellschaft anderer mied. Sein offizieller Zauberstab war am Tag nach dem Überfall in Hogsmeade eingezogen worden. Angeblich wegen seines Verhaltens im Keller, nachdem er… aber nein. Es war nicht nur deswegen. Kingsley Shacklebolts Blick hatte Bände gesprochen. Sie wussten es alle. Trotzdem konnte er nicht auf einen Zauberstab verzichten. Kein Problem, Draco hatte genug andere. Es war das vielleicht einzig Gute daran, bei all diesen Einsätzen dabei gewesen zu sein. Es lagen so viele Zauberstäbe herum, die den Ermordeten gehört hatten, dass man sich problemlos bedienen konnte. Sie funktionierten nicht wie sein Weißdornstab und sie zu benutzen war in etwa so widerwärtig wie die Hand eines Verstorbenen angenäht zu bekommen, doch die Umstände ließen ihm keine andere Wahl. Immerhin war er nicht vollkommen wehrlos und mehr noch, „sie“ wussten es nicht. Hoffentlich. Während des Frühstücks, Draco fürchtete allzu auffällig zu sein, wenn er die Mahlzeiten regelmäßig ausfallen ließ, hatte ihm „Pure“, sein Uhu, den ersten Brief seit Wochen von Zuhause gebracht. Er hatte ihn so unauffällig wie möglich von der großen Eule genommen, stattdessen die ebenfalls gelieferte Zeitung vor sich ausgebreitet und gehofft, dass niemand den Brief bemerkt hatte. So genau konnte man das aber nicht wissen. Immer wieder hatte er Shacklebolts misstrauische Blicke auf sich gefühlt. Genau, wie ihn auch alle anderen Lehrer ansahen, als wüssten sie es. Selbst der Trottel Hagrid. Besser, er hielt sich von ihm fern. Da er im Moment nur bei Slughorn und Filch nachsitzen musste, entging er immerhin der Gefahr, von einem von Hagrids Viechern gefressen zu werden. Die Idee mit den Schränken war spontan entstanden, als er sich durch einen besonders einsamen Korridor geschlichen hatte, um so wenige Mitschüler wie möglich zu treffen, die seinetwegen Freunde und Lehrer verloren hatten. Nicht einsam genug, denn einer dieser hirnverbrannten Hufflepuffs hatte während des Quidditchtrainings einen Klatscher, den Draco zuerst für eine Waffe gehalten hatte, durch eine Fensterscheibe geschossen. Der Schrank am Ende des Korridors schien ein leidlicher Schutz. Es war nicht der letzte Schrank geblieben, in dem Draco sich verkrochen hatte, um sicher zu sein. Der Zauberstab wurde entzündet, woraufhin ein mattes Licht den Innenraum des Schrankes spärlich erhellte. Schweres, im Licht des Zauberstabes braunschwarz glänzendes Ebenholz umschloss ihn. Es hatte seine Vorteile, dass der Schrank, abgesehen von ein paar Büchern, leer war und er hier drinnen nichts als den Geruch nach altem Holz wahrnehmen konnte. Allerdings intensivierte dies andererseits Dracos Eindruck, in einem Sarg zu sitzen. Er hielt kurz die Luft an und schloss die Augen. Sein mittlerweile gut erprobtes Mittel, um aufkeimende Panikattacken zu bekämpfen. Einatmen – Ausatmen. Nicht nachdenken. Nicht darüber, was geschehen war, was jetzt geschah oder was noch geschehen könnte, sondern nur an das Pergament in seiner zuckenden Hand denken. Entfalten, aufklappen, den Zauberstab davor halten. Die wohlvertraute Handschrift seiner Mutter hatte etwas tröstendes, beschützendes an sich. Er lächelte schwach und für einen Moment tat er nichts anderes als den Brief einfach nur anzusehen. Er wollte nicht lesen, er wollte nur diesen Moment ausnutzen, in dem er das Gefühl hatte, nicht alleine zu sein, dann begann er… [style type="italic"]Mein lieber Draco! Zunächst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass wir Dir dieses Jahr nicht viel öfter Briefe schreiben, doch ich bin sicher, dass Du verstehst, wie unruhig unser Leben im Moment ist. Das Wichtigste zuerst: Wir haben ein neues Zuhause gefunden. Ich kann Dir hier natürlich nicht allzu viel verraten, nur, dass es ein schönes, großes Anwesen ist. Bellatrix und Rodolphus wohnen ebenfalls wieder bei uns. Im Moment scheint es besser, nur ein Anwesen zu nutzen, da der Erwerb mehrerer großer Manors zu viel Aufmerksamkeit auf die Käufer lenken würde. Zudem können wir uns auch besser verteidigen, wenn wir alle zusammen bleiben. Die Gruppe bietet uns Schutz, Draco, denk daran. Dein Vater, Bellatrix und Rodolphus arbeiten im Moment wieder öfter zusammen, was mich einerseits erfreut, weil es doch bedeutet, dass wir unsere Position wieder festigen, andererseits aber auch beunruhigt, denn ihre Vorhaben werden nicht ungefährlich sein. Ich hoffe, mein Sohn, dass wenigstens Du dort in Hogwarts sicher bist und dir keine Sorgen machen musst …[/style] Draco schluckte hart und wischte sich mit dem Ärmel den Angstschweiß von der Stirn. Draußen vor der Tür polterte etwas. Er zuckte zusammen und löschte den Zauberstab. Sein Herzschlag beschleunigte sich um ein Vielfaches und er presste sich eine Hand gegen den Kiefer, um sich selbst von allzu lautem Zähneklappern abzuhalten. Wenige Sekunden später hörte er Peeves' Gackern schnell im Gang verklingen. Erleichtert atmete er auf. Doch kein Ordensmitglied. Er atmete tief durch und entzündete den Zauberstab erneut, um weiterlesen zu können. [style type="italic"] Leider kann ich Dir nicht nur Gutes berichten. Sie haben Peter gefunden. Ich kann dir nicht sagen wo, aber es war auf dem Anwesen eines unserer Bekannten …[/style] Mit jeder weiteren Zeile, die Draco las, wich mehr Blut aus seinem Gesicht. Ein paar Zeilen weiter unten musste er kurz abbrechen, da das überraschend aufkommende Schwindelgefühl es ihm unmöglich machte weiterzulesen. Erst nach einigen Minuten schaffte er es, die nächsten Worte zu verarbeiten. [style type="italic"] Ich muss Dich sicher nicht daran erinnern, warum Peters Tod so eine große Gefahr für uns darstellt. Es ist nun einmal so, dass er derjenige war, der engsten Kontakt zu unserem Herren hatte und deswegen auch sehr viele Dinge gewusst haben muss, die für uns alle gefährlich werden können. Vater macht sich große Sorgen. Er redet nicht darüber, du kennst ihn. Aber ich weiß, dass er und viele andere von uns auch fürchten, dass der Orden Wege gefunden haben könnte, in Peters armseligen Gehirn all das zu finden, was für uns wichtig ist. Vater wollte nicht mit mir darüber reden, um mich nicht zu beunruhigen, aber ich habe gehört, wie er und andere Todesser darüber redeten. Peter war nicht der Erste, der vor seinem Tod verhört und gefoltert worden war. [/style] Draco presste die Lippen zusammen und runzelte angeekelt die Stirn. Wenn er früher geglaubt hatte, dass die Personen um Dumbledore herum so etwas wie Anstand besaßen, so hatte sich seine Meinung hierzu grundlegend geändert. Immerhin hatte er recht schnell herausgefunden, warum Potter und sein Gefolge nicht nur so spät, sondern auch so unvollständig in den Drei Besen erschienen waren. Sie hatten die Zeit vorher dazu genutzt, um Julius Nott einen Besuch abzustatten. Dieser besuchte jeden Samstag um vierzehn Uhr das Grab seines Sohnes. Nun tat er das nicht mehr – er war für immer bei ihm, da er bei seinem letzten Besuch Selbstmord begangen hatte. Er hatte sich die Halsschlagader aufgeschnitten und war innerhalb kürzester Zeit an der Seite seiner toten Familie verblutet. So lautete zumindest, die offizielle Version. Niemals hätte er das getan. Niemals. Draco wusste das. Selbst wenn, selbst wenn er wirklich so verzweifelt gewesen wäre, dass er daran dachte zu sterben, er hätte es nicht auf diese Weise getan. Die letzten Zweifel daran, wer für den Selbstmord verantwortlich war, schwanden, als auf Nott Seniors Beerdigung rein zufällig eine Gasleitung explodierte. Niemand aus Voldemorts engerem Kreis starb, doch dafür zahlreiche von Notts Familienmitgliedern. Das wiederum bedeutete, dass die Schutzzauber, die auf Notts Haus lagen, brechen würden. Draco wusste nicht, ob sich der Orden bewusst war, dass Voldemort nach dem Angriff auf das Manor dort sein Hauptquartier errichtet hatte, aber jetzt war das ohnehin Geschichte. Aus dem Brief seiner Mutter entnahm er, dass das Haus eines weiteren Todessers gefunden worden war. Wie hätte man Wurmschwanz sonst dort abliefern können. Das Haus war jetzt, wenn er es richtig verstanden hatte, geräumt worden. Allmählich wurde die Luft für die Todesser doch etwas dünner, zumindest für Draco, den es immer mehr Mühe kostete zu atmen. Wie auch jetzt. Aber in diesem Schrank war er zumindest zeitweise halbwegs sicher. Tief durchatmen. Er drehte den Brief um, um die letzten Abschiedsworte seiner Mutter zu lesen. [style type="italic"]Vater lässt Dir viele Grüße ausrichten. Er möchte, dass ich Dich ermahne, dort nichts Dummes zu tun. Wir freuen uns beide darauf, Dich an Weihnachten wieder bei uns zu haben. Alles Liebe, Deine Mutter. [/style] Der Zauberstab erlosch. Draco blieb im Dunkel des Schrankes sitzen und vergrub das Gesicht zwischen seinen Knien. Die Arme über dem Hinterkopf verschränkt, versuchte er, die dröhnenden Kopfschmerzen, die ihn schon seit Tagen quälten, besser zu ertragen. Er hatte vorhin schon, als er „Pure“ den Brief abgenommen hatte, nach einem weiteren Brief, von seinem Vater, gesucht. Sie hatten ihm immer beide geschrieben. Immer. Selbst als er in Askaban war, hatte Lucius es zumindest einmal geschafft, ihm einen Brief zu schreiben. Sehr persönlich wurde er ja nie. Meist waren es nur Ermahnungen, Vorschriften oder eine kurze Zusammenfassung von Begegnungen mit Menschen, über die sich Lucius gerne lustig machte. So kindisch das auch sein mochte, so ganz von Lucius „vergessen“ zu werden, war unangenehm. Zumal sich Draco auch denken konnte, womit Lucius abends beschäftigt war, wenn er keine Briefe schrieb. Er würde hier noch etwas sitzen bleiben. Vielleicht eine Stunde oder auch eineinhalb. Wenn der Unterricht wieder losging, würde es umso gefährlicher für ihn werden, aber immerhin hatte er ja jetzt eine Vielzahl guter Verstecke gefunden, zu denen er sich zwischen den Stunden oder in der Zeit zwischen Unterrichtsende und Nachsitzen zurückziehen konnte. Xxx Ein Monat ohne Ron: Hermine löste sich aus Harrys Umarmung und rutschte ein wenig nach hinten, bis sie mit dem Rücken gegen den Fuß des Bettes stieß. Sie setzte sich in den Schneidersitz und schenkte Harry, der sich mit angezogenen Beinen an den Kopf des Bettes zurückgezogen hatte, ein trauriges Lächeln. Sein verkniffenes, gezwungenes Lächeln spiegelte sich in ihrem Gesicht. Hermine biss sich auf die Lippen und blickte weg. Statt zu dem jungen Mann vor ihr zu sehen, betrachtete sie die Berge von Blumen, die rings um sein Bett herum aufgetürmt waren. Auf dem Beistellschränkchen direkt neben dem Bett war selbst die Nachttischlampe in Blütenform verwandelt worden. Ob es Absicht war oder Zufall, doch sie saßen inmitten eines farbenprächtigen Meeres aus Lilien und Petunien. Wobei Harry die Petunien hatte weiter wegstellen lassen. Ein schwerer, süßlicher Duft nach Blumen hing über dem Raum, der trotz der geöffneten Fenster kaum weichen wollte. Links und rechts, nahezu kreisförmig um das Bett herum waren weitere Tische und Schränkchen aufgestellt worden, auf die man all die Blumen und Gaben abgestellt hatte, die mitfühlende Menschen ihrem Helden zugesandt hatten. „Wie auf einer Beerdigung, nicht?“ Harry lächelte dünn, als Hermine ihn mit leicht verkniffenem Gesichtsausdruck wieder ansah. Sie zuckte die Achseln und senkte die Augen wieder auf die vor ihr gefalteten Hände. „Ich habe noch wesentlich mehr bekommen, seit ich hier bin. Da aber die Hälfte vergiftet war…“ Er räusperte sich und brach ab. „Ich verstehe es nicht“, murmelte er leise. „Ich verstehe nicht, wieso es nicht so kam. Warum haben sie mich nicht auch umgebracht? Sie haben mich zwischen all den Leuten einfach liegen lassen. Wie Abfall. Wie eine Müllhalde, muss das ausgesehen haben.“ Hermine fühlte, wie sich Eisenketten um ihre Brust zogen, sich verengten und ihr mehr und mehr die Fähigkeit zum Atmen nahmen. Warum war sie hierher gekommen? Sie hatte doch schon vorher gewusst, dass diese Unterhaltung zu dem Thema führen würde, das sie doch um jeden Preis zu vermeiden versuchte. Harry würde mit ihr über Ron reden wollen. Neville und Luna hatten erzählt, dass man ihn bewusstlos zwischen den Leichen gefunden hatte. Unverletzt, doch nicht aufzuwecken. Nach einigen Tagen war er dann doch hier, in der Fluchschädenabteilung, aufgewacht und hatte nur wirres Zeug von sich gegeben. Seitdem mühten sich Heiler und Ministeriumsbeamte damit ab, aus seinen Erinnerungen eine halbwegs zusammenhängende Aussage zusammenzubasteln. Neville hatte Hermine verraten, dass es manche Leute wohl für möglich hielten, dass er das Massaker selbst zu verantworten hatte. Auch wenn Neville das nicht so deutlich gesagt hatte, konnte sie sich schon denken, aus welcher Ecke dieses Gerücht stammte. Beweise gab es dafür jedenfalls nicht. Man hätte Harry eigentlich auch viel früher heimschicken können, da die weiteren Untersuchungen seines Gedächtnisse sowie Rekonstruktionen beschädigter Erinnerungen auch ambulant machbar waren. Die Heiler hatten es dennoch vorgezogen, ihn weiter im Krankenhaus unter Beobachtung zu halten, nachdem er einen heftigen Schock erlitten hatte, als er von den Toten erfuhr. Ginny hatte Hermine in beiläufigem Ton, doch mit starrem, leblosem Blick erklärt, dass Harry als latent suizidgefährdet galt. Genau genommen erwies man Harry damit eine große Ehre. St. Mungo eigentlich keine psychiatrische Abteilung und kümmerte sich nicht um psychologische Probleme, doch da dies eben Harry Potter war… machte man eine Ausnahme. Ein kühler Windstoß wehte ins Zimmer, sprühte durch die geöffnete Luke des gekippten Fensters winzige, kalte Regentropfen auf Hermines Gesicht und brachte sie zum Frösteln. Sie schlang ihre Arme um sich und zog die Schultern hoch. Was sollte sie sagen? Was sagte man denn, in so einem Moment? Sie hörte Harrys lauten Atem. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie er sich nervös die Hände rieb. Das Bett wackelte leicht, weil er unruhig auf seinem Platz herumrutschte. „Tja…“, begann er zaghaft. „Wie geht es dir?“ Hermine sah nicht auf, beugte sich etwas weiter nach vorne und senkte den Kopf so weit, dass ihr Gesicht vollkommen durch ihre Locken verborgen wurde. „Es geht so“, log sie und versuchte, nicht danach zu klingen, wie es ihr wirklich ging. „Ich“, sie schluckte, da ihr Hals schmerzte, hielt einen Moment inne, um den nächsten Satz im Voraus zu formulieren und fuhr leise fort: „Es tut natürlich weh. Sehr weh sogar, aber ich versuche es zu akzeptieren. Es gelingt mir noch nicht wirklich, also lenke ich mich ab. Ich lerne viel.“ Sie zuckte die Achseln, hob den Kopf und lächelte schief. „So überstehe ich den Tag. Und wie geht es dir?“ Er räusperte sich, hielt die Hand vor seinen Mund und schloss für einen Moment die Augen. „Nicht gut“, antworte er knapp, seufzte abermals und erklärte mit rauer, etwas heiser klingender Stimme: „Wir waren immer zu dritt. Nicht? Ich kann nicht glauben, dass es jetzt nicht mehr so ist. Zumal ich mich natürlich immer frage…“, erneutes Beißen auf die Lippe, erneutes Räuspern und ein bemüht sachlicher Tonfall sollten Harry helfen, die Fassung zu wahren, „ob ich es hätte verhindern können. Ich weiß nicht, wieso ich als Einziger in diesem Zimmer überlebt habe. Hatten sie einfach keine Zeit mehr für mich oder war das eine besonders perverse Idee, um mich zu quälen?“ Er warf ihr einen fragenden Blick zu, wartete jedoch nicht auf eine Antwort und fuhr fort: „Der Tagesprophet äußert gelegentlich die Vermutung, dass ich selbst an dem Anschlag beteiligt war. Ich denke zwar nicht, dass vernünftige Menschen das wirklich abkaufen, aber andererseits“, er lachte bitter, „wer ist den zurzeit noch vernünftig?“ Mit einer ausholenden Geste deutete er rings um sich. „Es hat schon seinen Grund, warum die Hälfte der Pflanzen, die man mir schickt, Schlingpflanzen und Giftpilze sind.“ Er holte tief Luft, presste die Lippen zusammen und riss die Augen auf. Er machte eine kurze Kunstpause, wohl um sich Hermines Aufmerksamkeit zu sichern und sagte dann leise, in leicht amüsiertem Ton: „Selbst die Familie Malfoy hat mir Blumen geschickt. Narzissen und Vergissmeinnicht.“ Er lachte ungläubig und schüttelte den Kopf. „Reizend, nicht? Vergissmeinnicht…“ Hermine lächelte dünn, verbot sich jedoch schnell selbst so etwas wie Fröhlichkeit und wechselte zu einem ihrer Meinung nach ernsterem Thema. „Man wird doch nicht wirklich glauben, dass du… Ich meine…“ Er schluckte und schüttelte den Kopf. „Die Auroren glauben es nicht. Sie haben mich zu Beginn tatsächlich verdächtigt, da ich den Zauberstab in meinen Händen hielt als sie… als man uns fand. Nun ja, aber ich war bewusstlos, stand unter Drogen, man stellte Nachwirkungen zahlreicher Lähmungszauber an mir fest und die Leute im Pub erinnerten sich natürlich auch mal wieder an Muggel.“ Er seufzte und senkte seine Augen wieder auf die freie Stelle im Bett zwischen ihm und Hermine. „Die Sache ist die…“, er seufzte und rieb sich die Hände vor den Augen. „Ich könnte doch tatsächlich etwas getan haben.“ „Harry!“ Hermine schüttelte den Kopf und legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter, „Sag‘ so was nicht. Du“, sie schluckte und zwang sich zu dem nächsten Satz, an den sie im tiefsten Grunde ihres Herzens selbst nicht recht glaubte: „Du konntest nichts machen. Wer immer es auch war, hat dich… ich weiß nicht. Verhext und… es ist nicht deine Schuld.“ „Aber vielleicht haben sie mich auch unter den Imperius gestellt und mich dazu gezwungen. Weißt du es?“ „Nein, ich weiß es nicht. Aber ich glaube es nicht. Außerdem hast du nicht gesagt, dass du recht gut gegen diesen Fluch ankämpfen kannst?“ Er zuckte die Schultern, presste die Lippen aufeinander und wandte die Augen vor ihr ab, hinüber zum Fenster. „Die Weasleys waren da“, sagte er mit tonloser Stimme. „Es war furchtbar.“ Seine Augen waren leer, alt und verzagt. „Sie werfen mir nichts vor, aber ich weiß es doch. Irgendetwas ganz Furchtbares habe ich sicher falsch gemacht. Sonst wären sie doch nicht alle gestorben und ich…“ Er schluckte, biss sich wieder auf die Lippen, diesmal um ein Schluchzen zu unterdrücken und legte seinen Kopf auf die angezogenen Knie, während er weiter mit toten Augen die Lilien vor dem Fenster anstarrte. „Wenn ich es doch nur wüsste. Es macht mich wahnsinnig, nicht zu wissen…“ Er hob die Hände und schlug sich mit den Händen gegen die Schläfen. Lauter, nicht mehr schwach, sondern wütend, klang seine Stimme, als er den Kopf hob, um sich besser selbst gegen die Stirn schlagen zu können. „Wenn ich nur wüsste, was passiert ist, was ich falsch gemacht habe. Wer…. Wer…“ Hermine beugte sich vor, hielt seine Hände fest und eigentlich wollte sie etwas Tröstendes sagen, doch es wollte ihr nicht über die Lippen kommen. Im Grunde genommen gab sie ihm ja Recht. So falsch und ungerecht es sein mochte, sie gab ihm in seinen Selbstvorwürfen Recht. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und versuchte mit einem Themawechsel ihr eigenes Gemüt zu beruhigen. „McGonagall ist weg. Weißt du?“ Sie schüttelte den Kopf und schnaubte ärgerlich. „Ausgerechnet Lucius Malfoy hat ihren Rücktritt gefordert. Der ist wie aus dem Nichts zurück in den Schulrat gewählt worden, weil er doch so ein verdienter Bürger ist und man ja mittlerweile dem Ministerium und seinen Verurteilungen misstraut.“ Sie lachte bitter. „Stell dir vor, er hat dem Propheten doch tatsächlich gesagt, wie geschockt er wäre. Er, als Vater, hätte ja auch seinen Sohn verlieren können und wieso McGonagall nicht auf das Erpresserschreiben eingegangen sei.“ „Ja….Warum eigentlich nicht?“, gab Harry die Frage mit tonloser Stimme zurück. „Kingsley war gestern hier. Er hat ein bisschen was erzählt. So viel ich weiß, gab es wirklich ein Erpresserschreiben. Aber… irgendwie hielten sie es nicht für glaubhaft.“ Er seufzte, schluckte und machte eine kurze Pause, wohl, um über diese Frage selbst noch einmal nachzudenken. „Hätte man es verhindern können, wenn man…“ „Natürlich nicht!“, schnitt Hermine harsch das Wort ab. Sie schüttelte voller Überzeugung den Kopf und fuhr in belehrendem Ton fort: „Sie hätten sich eins gelacht und die Leute einfach trotzdem getötet, wenn McGonagall geantwortet hätte. Zumal sie die Folgen wohl auch nicht so deutlich angedroht haben.“ Harry seufzte, lehnte sich wieder nach hinten mit dem Kopf gegen die Wand und griff nach einer Flasche Kürbissaft, die Hermine mitgebracht hatte. „Malfoy ist wieder Schulrat? Das ist kein gutes Zeichen. Wer weiß, ob Snape nicht zurück in die Schule kommt…“ Er nahm einen tiefen Zug Kürbissaft, schluckte mit geschlossenen Augen und begann dann, wohl um Hermines Blick zu meiden, das Etikett von der Flasche zu kratzen. „Ich bin mir sicher, dass Malfoy, also Lucius, dort war.“ Er schnaubte und lachte bitter. „Und der beschwert sich über die Sicherheit der Schüler, dass es seinen Sohn hätte treffen können. Da wird einem doch glatt schlecht. Man könnte lachen, wenn es nicht so verdammt ernst wäre.“ Er schüttelte den Kopf, hob die Augen und sah sie wieder an. „Liest du oft die Zeitung? Was sie dort so alles über McGonagall, die nichtsnutzigen Auroren und das Ministerium schreiben? Ich sage dir, die Leute haben einen Plan und ich fürchte, er geht auf.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Nein, ich… ich habe gar keine Zeitung gelesen. Ich habe nur ab und zu was von Luna oder Neville gehört.“ Sie senkte die Augen und fügte beschämt hinzu: „Mit Ginny konnte ich nicht wirklich reden. Was soll ich ihr denn sagen?“ Er nickte bedächtig. „Ich weiß. Mir fällt es auch schwer. Ich stelle mich oft schlafend, wenn sie da ist.“ Sein Mund verzog sich zu einem gequälten Grinsen. „Aber ich glaube, es stört sie nicht. Sie starrt die meiste Zeit die Blumen an. Sie versucht gar nicht, mich zu wecken.“ Eine erneute Pause, dann fügte er leise hinzu: „Ich habe Angst. Bald sind Weihnachtsferien und die Weasleys leben immer noch im Grimmauldplatz. Wie wird es dort sein, ohne Ron aber mit einer verzweifelten Familie. Wenn du nicht da wärst“, in diesem Moment krampfte Hermines Herz sich schmerzhaft zusammen, denn eigentlich hatte sie nicht vorgehabt mitzukommen, „würde ich wahnsinnig werden, allein bei dem Gedanken daran.“ Er beugte sich über den Rand des Bettes nach unten und Hermine glaubte schon, dass er sich übergeben wollte, doch bevor sie zu ihrem Zauberstab greifen konnte, um ihm einen Eimer zu hexen, war er wieder oben und hielt ihr eine zerlesene Ausgabe des Propheten unter die Nase. „Hier, lies mal. Das wurde am Tag nach dem Anschlag herausgebracht. Lies es einfach…“ Hermine nahm ihm die Zeitung, die sie doch so beharrlich zu meiden versuchte, mit zitternden Fingern ab. Er beugte sich wieder über die Bettkante und wühlte nun mit zwei Händen in den Zeitungsstapeln, die sich neben dem Nachttisch angehäuft hatten. „Ich habe noch mehr Artikel darüber gesammelt. Lies schon mal, ich zeig dir nachher den Rest. Du musst wissen, was die Leute in der Öffentlichkeit denken. Vor allem jetzt“, er holte tief Luft, „wenn die Schule wieder losgeht und wer weiß, was für neue Lehrer eingestellt worden sind, die den anderen Schülern alles Mögliche erzählen können. Du musst deinen Feind kennen, nicht?“ Hermine nickte und hielt die Zeitung vor ihr Gesicht. Zum Schutz? Vielleicht… zum Schutz vor Blicken, Gedanken und Fragen, über die sie nicht nachdenken wollte. [style type="italic"] Tragödie um Hogwarts: Zehn Menschen starben in Hogsmeade, drei weitere sind vermisst. Gestern, am 31.10., führten militante Muggel in der Zauberergemeinde Hogsmeade einen weiteren Anschlag gegen die magisch begabte Gemeinschaft aus. Gegen 16 Uhr betrat eine unbekannte Anzahl von Muggeln das bekannte und beliebte Pub „Die Drei Besen“, brachten neun Schüler und zwei Lehrer in ihre Gewalt und verschleppten sie in ein Hinterzimmer der Kneipe. [/style] Hermine ließ die Zeitung sinken und sah Harry prüfend an. „Moment mal. Wie sollen die Muggel das denn gemacht haben? Hättet ihr euch nicht gewehrt?“ Harry zuckte die Achseln. „Natürlich. Aber ich werde nicht der Einzige sein, dessen Gedächtnis manipuliert wurde.“ Er seufzte und sah an Hermine vorbei, zum blumenumrankten Fenster hinaus. „Ich weiß es nicht, aber für jemanden wie Voldemort sollte es ein Leichtes sein, eine Massenhalluzination zu erzeugen. Naja… lies einfach weiter! Dann verstehst du es.“ Sie zog die Augenbrauen hoch, überlegte, ob sie weiter fragen sollte, beschloss dann aber seinem Rat zu folgen und sich die zusammengereimte Wahrheit des Propheten vor Augen zu halten. [style type="italic"] Zeugenaussagen legen nahe, dass die Muggel nicht ohne Hilfe agierten. Wie von mehreren, geschockten Schülern bestätigt, wurde Charity Burbage, ehemalige Inhaberin des Lehrstuhls für Muggelkunde in Hogwarts, in Begleitung der Muggel, die das Pub betraten, gesehen. Burbage hatte sich in der Vergangenheit immer wieder dafür ausgesprochen, dass man Muggel nicht unterschätzen sollte. Nun will sie es wohl beweisen. Tatsache ist, dass man in zahlreichen Erinnerungen Burbage sehen konnte, die den Schankraum betrat, den Zauberstab hob und Schockzauber auf die Gäste abfeuerte. [/style] Hermine kaute auf ihrer Unterlippe und las den letzten Satz in fragendem Ton noch einmal laut vor: „… den Zauberstab hob und Schockzauber auf die Gäste abfeuerte.“ Sie sah auf, hob die Brauen und fixierte Harry mit einem Blick, als könne sie die Lösung dieses Problems aus ihm herauspressen. Er schüttelte abwehrend den Kopf und ließ sich nach hinten gegen die Bettwand sinken, legte den Kopf in den Nacken und seufzte. „Ich sagte doch schon, ich kann mich an nichts Deutliches erinnern. All meine Erinnerungen sind wirr. Ich habe sie auch gesehen, ja… aber… so vieles, an das ich mich erinnere, ergibt keinen Sinn. Nun ja, andere haben sie auch gesehen. Trotzdem, es könnte Vielsafttrank gewesen sein. Vielleicht“, Er verzog das Gesicht und sah Hermine wieder direkt an, „… war sie auch gar nicht mehr am Leben. Ich habe die Zeitung in den letzten Wochen aufmerksam gelesen. Immer wieder wird von bekannten Muggelgeborenen und Muggelfreunden berichtet, die schreckliche Dinge getan haben sollen, um dieser Muggel-Mafia zu helfen. Kingsley war hier, er sagt, dass er diese Leute für Inferi hält. Es wäre natürlich auch möglich, dass man sie unter den Imperiusfluch gestellt hat. Sie sind aber schon eine ganze Weile verschwunden. Ich weiß nicht, ob man Gefangene so lange am Leben lassen würde.“ Hermine schauderte und senkte den Blick wieder auf die Zeitung, um diesen in der Luft hängenden Satz nicht kommentieren zu müssen. Mit wachsendem Entsetzen las sie, wie der Tagesprophet seine Leser glauben machte, dass schon Tage vor dem Anschlag ein Warnschreiben in der Schule eingegangen wäre, das jedoch ignoriert worden sei. Wie die Schulleitung den Erpresserbrief der „Muggel“ als Scherz abgetan hätte und seelenruhig Tee trank, während in den „Drei Besen“ Menschen starben. Sie las von einem zutiefst empörten Mr. Malfoy, der sich darüber mokierte, wie hier mit dem Leben von Kindern gespielt würde, nur weil man die Gefahr, die von Muggeln derzeit ausging, ignorieren, oder gar vertuschen wollte. Sollte Lucius Malfoy bei dem Anschlag dabei gewesen sein, wäre dies die wohl verachtenswerteste Lüge, von der sie je gehört hatte und würde somit sehr gut zu Dracos Vater passen. „Harry“, befahl sie eher, als das sie ihn bat, „Bitte versuche es. Gib dir Mühe … wer war alles dabei?“ „Ich weiß es nicht.“ Harry zog sich die Brille ab und rieb sich das Nasenbein. Die Augen angestrengt zusammengepresst versuchte er zum hundertsten Mal zu rekonstruieren, was die Erinnerungsfetzen, die immer wieder vor seinem Geist auftauchten zu bedeuten hatten. „Es ist anstrengend. Ich sehe manche Bilder, aber vieles ist unklar und verworren. Also ich glaube, ich habe Malfoy gesehen.“ „Junior oder Senior?“ Hermine rutschte bis zum Fußende des Bettes nach hinten und musterte Harry begierig. Ein Gedanke kam ihr wieder in den Sinn, den sie nicht zum ersten Mal erwog, doch bisher immer wieder verworfen hatte. Harry legte den Kopf nach hinten gegen das Kopfkissen, zog die Beine näher an sich heran und seufzte. „Ich weiß nicht. Ich erinnere mich an weißblonde Haare. Einmal… ich glaube zweimal. Ja, einer hatte lange und einer kurze Haare. Also… vielleicht beide. Aber vielleicht war das mit den langen Haaren auch eine große Frau und das mit den kurzen… weiß nicht. Es ist alles ganz wirr, aber“, er setzte sich wieder auf und kreuzte die Beine, „war Malfoy nicht bei dir? Also Draco. Musstet ihr nicht gemeinsam nachsitzen wegen…“ Hermine runzelte die Stirn. „Doch, schon. Nur, er war seltsam. Also er ist dieses Jahr sowieso immer seltsam, aber noch seltsamer als er normalerweise ist. Er hat sehr langsam geschrieben, musste mehrmals nachfragen und ich glaube, er hat die Aufgabe nicht so recht verstanden. Außerdem hatte er die Hand bandagiert. Er sagt, er hätte sich am Morgen geschnitten.“ Harry zog ein Gesicht und schien einen Moment krampfhaft bemüht die Erinnerung deutlich werden zu lassen, doch dann presste er sich die Handflächen gegen die Stirn und schüttelte frustriert den Kopf. „Ich, ich kann es nicht deutlich sehen. Mag ja sein, dass ich beide Malfoys gesehen habe, aber…“, er schluckte hart und ein zartes Rot überzog sein Gesicht. „Genauso deutlich, wenn nicht deutlicher, wie ich Lucius und Draco dort gesehen habe, habe ich auch Madam Maxime gesehen, die dort von Hagrid an der Wand gedrückt wurde. Und, das kann ja nun nicht sein. Oder?“ Er grinste schief und Hermine schüttelte mit einem bitteren, etwas angeekelten Grinsen den Kopf. „Was hast du denn sonst noch gesehen?“ Er holte tief Luft, biss sich auf eine Lippe und zog die Knie ganz an die Brust. „Tja… wirres Zeug. Ich sah Voldemort, ihn sehe ich ganz deutlich, wie er verschiedene Dinge tut und sagt. Ich erinnere mich daran dass… ja, ich glaube“, er holte tief Luft und schloss die Augen, „er hat mit irgendjemand geredet und Befehle erteilt. Danach hat er mit Bellatrix Polka getanzt.“ Er zuckte hilfslos die Achseln und schüttelte den Kopf, winkte ab und zeigte ihr damit, dass er diesem wirren Gerede ebenso wenig Sinn entnehmen konnte wie sie. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Lucius Malfoy wirklich da war. Ja“, er neigte den Kopf zur Seite und schloss die Augen ganz vertieft darin, eine heraufbeschworene Erinnerung zu beschreiben: „Er stand gemeinsam mit Bellatrix Lestrange und ihrem Mann vor mir und hat“, er verengte die Augen und schüttelte, jetzt etwas verwirrter wirkend, den Kopf, „er hat mir irgendetwas über Pfauen erzählt.“ „Pfauen?“ „Naja“, er zuckte unglücklich die Schultern. „Ich sage doch, das Wenigste ergibt einen Sinn. Also ich denke, ich erinnere mich an Lucius. Und Voldemort. Ich weiß nicht, aber ich bin mir sicher, dass ich diese Leute wirklich gesehen habe. Bei Draco bin ich mir nicht sicher. Er habe ihn in der Erinnerung gesehen und er war… ich weiß nicht. Komisch. Aber“, er zuckte hilflos die Schultern. „Ich erinnere mich auch daran, dass Dumbledore einer der Toten war. Ich erinnere mich daran, dass irgendwelche Figuren aus Hogwartsgemälden zwischen den Todessern herumgehüpft sind und Flüche abgefeuert haben, dass ein Drache sich durch die Hintertür gequetscht hat und dass ein pferdegroßer, weißer Wolf durchs Zimmer ging, der nacheinander allen, die am Boden lagen, und das waren weit mehr als zehn, die Köpfe abgebissen hat. Verstehst du“, er schüttelte sich schlug sich abermals verzweifelt gegen die Stirn und klagte: „Es ergibt so wenig Sinn. Meine Erinnerungen… sie sind so wirr und das meiste davon ist Schrott.“ Harry sah Hermine prüfend in die Augen, dann fuhr er mit leiser Stimme fort. „Die Leute vom Ministerium haben ein Denkarium gebracht. Sie haben meine Erinnerung dort hineingetan und, also, wir haben sie uns dann alle gemeinsam angesehen, aber sehr viel war undeutlich. Etwa so, wie wenn man unter Wasser die Augen aufmacht. Manches war aber scharf zu sehen. Ich sah“, er holte tief Luft und schluckte. „Ich sah Ron…“ Hermines Hände schossen nach oben und pressten sich gegen ihre Ohren. „Das will ich nicht hören.“ Sie schüttelte wieder und wieder den Kopf. „Das will ich nicht hören. Das will ich nicht hören. Das will ich nicht…“ Sie zuckte erschrocken zusammen, als sie Harrys Hand an ihrem Arm fühlte. Seine Augen waren feucht, er selbst war blass, doch er versuchte zu lächeln. „Schon gut, ich… ich will es doch selbst nicht sehen. Jedenfalls erinnere ich mich auch sehr deutlich an Snape. Eventuell waren auch Rabastan, Wurmschwanz und Draco dort. Aber wie gesagt, ich sehe diese Personen undeutlicher und Draco war in Hogwarts. Also, das kann schon mal nicht sein. Ich erinnere mich undeutlich daran, McNair und die Carrows gesehen zu haben.“ Harry seufzte, verschränkte die Arme auf den angewinkelten Knien und runzelte die Stirn. Ein unbehagliches Schweigen herrschte im Raum. Unnatürlich laut prasselte der immer stärker werdende Regen gegen die Fensterscheiben. Sie hätte sie mit einem Wink des Zauberstabes schließen können, doch stand sie auf, da etwas Bewegung, vor allem aber etwas körperlicher Abstand, hilfreich für sie war. „Kam eigentlich noch mal was von Malfoy? Draco meine ich“, fragte Harry hinter ihr, während sie sich reckte, um die Fensterscheibe gegen den aufkommenden Sturm zuzudrücken. „Wieso Draco, was ist mit ihm?“, presste sie mühsam hervor, drückte mit aller Kraft gegen das Glas und schloss die Scheibe mit einem etwas zu kräftigem Ruck, sodass der Schlag im Zimmer hallte. „Was ist…“, sie drehte sich um und sah Harry wieder direkt an. „Was soll denn mit ihm sein?“ „Naja, du weißt schon. Er hat dich doch… begrapscht an dem Morgen…bevor wir…“ Hermine leckte sich die Lippen, verdrehte die Augen nachdenklich nach oben und erst einige Sekunden später fiel es ihr ein. „Ach so, das. Nein!“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wieso auch. Denkst du wirklich, der würde mich anfassen wollen? Das war nur irgendeine fiese Idee, um uns zu provozieren, weil…“ Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment ergab etwas, über das sie kaum nachgedacht hatte, auf einmal einen qualvoll deutlichen Sinn. Natürlich hatte Malfoy kein sexuelles Interesse an ihr. Ein Malfoy hatte kein Interesse daran, ein Schlammblut auch nur anzufassen, geschweige denn, zu vergewaltigen. Er hatte es gewusst. Malfoy hatte es gewusst. Er hatte sie absichtlich provoziert, vor allen Leuten, um sie dazu zu bringen, irgendetwas zu tun, was ein Hogsmeadeverbot zur Folge haben würde. Er hatte es gewusst und sie hatte sich nicht geirrt. Er hatte nicht gewollt, dass sie nach Hogsmeade ging, weil er dachte, dass sie dort sterben könnte. Der wirre Junge, der nicht mal zwei Sätze am Stück fließend schreiben konnte, das war nicht Malfoy gewesen. Der andere blonde Junge, der zur Krankenstation gerannt war, wo er sie schreien gehört hatte, der sie so dankbar angelächelt hatte, als er sie dort neben Rons Leiche vorgefunden hatte, das war Malfoy. Er war dort hingerannt, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass sein Plan funktioniert hatte. Und er hatte Ron sterben lassen. Hermine grapschte hektisch nach ihrer neben dem Bett stehenden Tasche. Raus hier. Sie musste raus hier. „Ich gehe jetzt“, erklärte sie unruhig, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und eilte, den verwirrten Harry hinter sich lassend, zur Tür. „Du kommst in zwei Tagen raus. Ja?“ Er nickte unsicher. „Ja aber, was hast du denn? Hab ich etwas Falsches gesagt?“ „Nein, nein. Ich… ich kann nur nicht solange über diese Sache nachdenken. Ich gehe jetzt wieder lernen.“ Sie lächelte unglücklich. „Du weißt schon, die einen spülen ihren Ärger mit Alkohol hinunter, ich gehe in die Bibliothek.“ „Wieder?“ Sie wurde rot, das hatte sie ihm ja noch gar nicht gesagt. „Ja, wieder. Kann mich dort etwas Schlimmeres erwarten als das, was schon passiert ist? Ich denke nicht…“ Sie nickte ihm zu und hob die Hand zum Abschied. „Also… wir sehen uns in zwei Tagen. Ich bin nicht sauer, ich muss nur etwas alleine sein.“ Und damit ging sie, weil er sie nicht weinen sehen sollte. Xxx Der zweite Monat ohne Ron: Hermine ging am 31. November zu Professor Vektor und bat darum, erneut zum Arithmantikkurs zugelassen zu werden. Sie erklärte in groben Zügen (unter Auslassung Greybacks), dass sie das Fach abgewählt hatte, weil sie am Tag des Winkelgassenangriffs ein unangenehmes Erlebnis in einer Aritmantikabteilung bei Florish & Blotts gehabt hätte. Nun wolle sie sich diesem Fach aber wieder widmen. Sie versprach, alles Versäumte nachzuholen und versicherte, dass sie sich dem Lehrstoff trotz der Pause gewachsen fühle. Professor Vektor hob abwechselnd die eine, mal die andere Augenbraue an, verzog den Mund mal betroffen, mal süffisant, doch zu guter Letzt tätschelte sie Hermine mitfühlend den Rücken, murmelte etwas von „Ablenkung hilft ja in schweren Zeiten“, drückte ihr eine Literaturliste in die Hand und schrieb sie im Kurs wieder ein. Hermine verbrachte den Rest des Nachmittags in der Bibliothek. Das war das „Gute“ an ihrer Situation. Wenn man nichts mehr zu verlieren hatte, dann gab es auch nichts mehr, das man fürchten konnte. Am ersten Dezember ging der Unterricht wieder los. Hermine lag im Bett, stand auf, ging frühstücken und besuchte den Unterricht. An manchen Tagen ging sie sogar Mittagessen. Den größten Teil der unterrichtsfreien Zeit verbrachte sie in der Bibliothek. Einer der wenigen Räume im Schloss, der sie nicht an Ron erinnerte. Wobei selbst das Wissen darum, wie langweilig Ron es in ihrem Heiligtum gefunden hatte, wehtat. Richtig wehtat. Wie eine körperliche Wunde. Als würde man ihr jeden Morgen pünktlich zum Aufwachen ein Seil um den Hals legen und damit die Kehle zudrücken, ihr ein Messer ins Herz stoßen und ihr mit einer sehr großen Keule in den Bauch schlagen. Und es wurde nicht besser. Nicht einen einzigen Tag. Sie verbrachte so gut wie keine Zeit mit Ginny, da deren Trauer sie schlicht überforderte. Hermine selbst war nicht traurig. Trauer wäre das falsche Wort gewesen. Sie weinte auch nicht. Stattdessen fühlte sie gar nichts mehr. Nichts war schlimm. Nichts war schön. Nichts war traurig. Nichts war lustig. Nichts war warm. Nichts war kalt. Weil einfach gar nichts mehr war. Sie ging Neville und ihren anderen Jahrgangskameraden aus dem Weg, weil die sie ständig trösten und aufmuntern wollten und dabei doch nicht verstanden, dass Hermine kein anderes Bedürfnis mehr in diesem Leben hatte als zu lesen oder an die Wand zu starren. Sie ging Harry sehr bewusst aus dem Weg, weil sie dann dieses bohrende Gefühl von Abneigung ertragen müsste, das damit einherging, dass Harry noch lebte und Ron nicht. Weil sie es ihm übel nahm, überlebt zu haben, während Ron starb. Nichts, dass er sich nicht selbst sagen würde. Da Harry genauso gerne ins Nichts starrte wie Hermine, machte er es ihr jedenfalls leicht, ihn zu ignorieren. Trotzdem bekam sie dann und wann das Getuschel mit, dass zwischen ihm und Neville, Kingsley oder Lupin, der nach Hogsmeade gezogen war, stattfand. Man würde sich wohl rächen wollen. Ginny schien nun doch unter die Streichholzzieher gegangen zu sein. Zumindest wurde sie bei dem Getuschel nicht mehr weggeschickt und verschwand abends auch immer zu den obskuren Übungsstunden. Und sie sah, dass Ginny Draco Malfoy nun mit dem gleichen abschätzenden Blick ansah, mit dem ihn auch Harry und die anderen musterten. Seine Zeit lief ab, das war klar. Es wäre nun wiederum nicht korrekt gewesen zu sagen, dass Hermine Malfoys möglicher Tod egal war. Im Gegenteil. Der einzige halbwegs schöne Gedanke, den sie sich des Nachts in ihrem Bett erlaubte, war die Vorstellung von tausend grausamen Foltermethoden, die sie dem jüngsten Malfoy-Spross angedeihen lassen wollte. Sie hatte Harry nicht nach Details des Nachmittags in den Drei Besen gefragt und er sagte ja selbst, dass Erinnerungsfetzen und Halluzinationen zu einem undurchsichtigen Brei verschwommen waren, so dass es im Moment sinnlos war ihn weiterhin auszufragen. Das Wesentliche wusste sie. Es stand außer Frage, dass es eine Todesseraktion gewesen war. Eine Idee, die kaum auf Malfoy Juniors Mist gewachsen sein konnte. Dennoch schien er früh genug gewusst zu haben, was passieren sollte, denn er hatte sie von den Drei Besen fernhalten wollen. Um in Ruhe ihre Freunde umbringen lassen zu können. Malfoy selbst bekam sie kaum in der letzten Zeit kaum zu Gesicht. Zum Einen war er bis zu den Weihnachtsferien aus der großen Halle verbannt, nachdem er mit einem entwendeten Zauberstab Crutiatusflüche auf Hauskameraden abgefeuert hatte, die seiner Meinung nach wohl zu laut getuschelt hatten. Seitdem musste er, soviel sie gehört hatte, Frühstück, Mittag- und Abendessen im Slytherinkerker einnehmen. Zum Anderen schien er den anderen Studenten aber sowieso aus dem Weg zu gehen. Zu allen Unterrichtsstunden kam er mindestens fünf Minuten zu spät, so dass er nie in Gefahr kam, mit anderen Schülern vor der Tür warten zu müssen, setzte sich dann immer direkt neben die Tür, um nach Unterrichtsende sofort panisch die Flucht ergreifen zu können. Hermine hatte immerhin soviel von den Gesprächen ihrer Freunde mitbekommen, um zu wissen, dass die Karte des Rumtreibers verschwunden war. Harry erinnerte sich zwar, dass er und Malfoy in der großen Halle die Taschen verwechselt hatten, er wusste aber nicht mehr genau, ob er die Karte überhaupt eingesteckt hatte. Doch wo konnte sie sonst sein? Bei Malfoy jedenfalls nicht. Das hatte man herausgefunden, als man den Slytherinkerker während einer von Malfoys zahlreichen Nachsitzstunden durchkämmt hatte. Dennoch war es möglich, dass er sie gestohlen hatte. Nur, wozu, wenn er sie nicht selbst benutzte? Wem konnte er sie gegeben haben? Da es im Moment zu riskant war, offen Legilimentik gegen ihn einzusetzen, gab man ihm noch eine Schonfrist. Soviel Hermine aber verstanden hatte, würde man während den Weihnachtsferien entscheiden, ob das Risiko weiterhin tragbar war. Hermines Meinung nach war es das nicht. Xxx Tag 46 ohne Ron: Hermine krabbelte auf allen Vieren durch die Verbotene Abteilung. Ihre Nase streifte fast am Boden und immer wieder musste sie sich ihre Locken über den Kopf werfen. Ihre Knie schmerzten und ein wenig beschämend war ihre Haltung ja schon. Brust runter, Po hoch, Gesicht am Boden. Die Nase knapp über dem Fußboden, kroch sie an Dante, Danton, Danuve, Danvon und Danwin vorbei. Dicht gedrängt standen mal dickere, mal dünnere in Schweinsleder gebundene Kostbarkeiten im Regal. Hier irgendwo musste es doch stehen. Sie war ehrlich erleichtert gewesen, als Harry sie fragte ob sie ihm nicht dabei helfen könnte, sein Gedächtnis wieder herzustellen. Hermine war es fast egal, was dabei herauskam. Es würde keine großen Überraschungen mit sich bringen. Und das Einzige, das sie ansatzweise interessierte, wer Ron getötet hatte, machte ihr Angst. Andererseits war es eine Aufgabe. Sie konnte hier herumkriechen und nach Literatur suchen, sie konnte lesen, Notizen machen und helfen, ohne sich dabei wirklich mit Harry oder gar Ginny beschäftigen zu müssen. Da! Hermine hielt inne, als sie das in braunem Leder eingebundene Buch von Daonation vor sich sah. Jacob Daonation hatte zahlreiche Zauber entwickelt, mithilfe derer man modifizierte Gedächtnisse wieder in ihren ehemaligen Zustände zurückversetzen konnte. Sie würde es heute Abend lesen und morgen einen Versuch bei Harry planen. Nicht ungefährlich, deswegen stand dies Buch in der Verbotenen Abteilung. Wenn es schief ging, konnte daraus ein mittelschwerer Hirnschaden entstehen. Dennoch, Harry meinte, ihm wäre jedes Risiko recht, um die Wahrheit zu erfahren und Hermine brauchte Beschäftigung. Lesen konnte nichts schaden. Hermine stockte der Atem, als sie hinter dem herausgezogenen Buch, durch die Lücke im Regal, ein paar sehr große und mit Sicherheit auch sehr teure schwarze Lederschuhe sah. Teuer, sehr teuer…mit einem kleinen silbernen Schlangenornament an den Seiten. Malfoy! Hermine holte tief Luft, stand so leise wie möglich auf, fasste sich ein Herz und zog mit einem Ruck die beiden dicken Wälzer direkt vor ihrem Gesicht weg und funkelte durch die neu entstandene Lücke hindurch zornig in das blasse, spitze und vor allem verblüffte Gesicht von Draco Malfoy. „Hallo, Malfoy. Auch hier?“ Malfoys Augen weiteten sich vor Schreck, sein Mund klappte auf und er wurde innerhalb von Sekunden zuerst knallrot und dann kreidebleich. „Oh Scheiße!“ Ganz sicher hatte er nicht gewusst, dass sie in der Nachbarreihe war. Der entsetzte Ausdruck seiner Augen zeigte ihr überdeutlich, dass er es nicht geplant hatte, ihr jemals wieder so nahe zu kommen. Sein ohnehin schon blasses Gesicht verlor jeglichen Rest von Farbe. Er wich einige Schritte zurück, bis er mit dem Rücken zum Bücherregal stand, zuckte wie in ungebetenen Erinnerung zusammen, als er Buchrücken hinter sich spürte. Sie hatte nicht vorgehabt, ihn anzusprechen. Sie hatte nicht vorgehabt, zu irgendeinem Zeitpunkt irgendetwas zu ihm zu sagen. Doch jetzt, wo sie sich so dicht gegenüberstanden, in einem Bibliotheksabschnitt , in den er sich vermutlich verbotenerweise hinein geschlichen hatte, überwältigte sie die Wucht der Gefühle – Wut, Hass, Hilfslosigkeit, Trauer und Angst - die bei seinem Anblick auf sie einströmten, so dass es einfach aus ihr herausgeplatzt war. Er hatte es gewusst, er hatte nichts getan und jetzt stand er da, und starrte sie mit soviel Angst in den Augen an, die sein Gefühl „ertappt“ worden zu sein, offenbarte. Hermine runzelte die Stirn, überlegte angestrengt, was sie sagen sollte, doch bevor ihr die ersten Worte über die Lippen kommen konnten, hatte Malfoy sich auch schon seine am Boden liegende Tasche geschnappt und hastete in Richtung Bibliotheksausgang. Hermine stieß sich vom Regal neben ihr ab und eilte ihm nach. Draco hastete mit gesenktem Blick vorwärts, rempelte er rechts und links all die Schüler weg, die bei seinem Anblick nicht sowieso schon bereitwillig die Flucht ergriffen. Hermine bemühte sich, niemanden anzufassen, doch wenn sie mit ihm, der immer schneller ging, Schritt halten wollte, musste sie Lavender und Parvati, die ein Buch zwischen sich hielten und nun direkt vor ihr standen, einfach unsanft zur Seite stoßen. Hermine hob die Hand, schlug Parvati das Buch aus der Hand und warf es hinter sich, leider auf Lavender, die zuerst vor Überraschung, dann vor Schmerz aufschrie. Im Laufen drehte Hermine sich um, hob entschuldigend die Hand und doch war alles, was sie sagte, noch während sie Parvati zum Abschied anlächelte: „Bleib sofort stehen, Malfoy!“ Draco zog seine Tasche eng an seine Brust, winkte sie mit der anderen Hand weg, als sei sie eine Elfe, die er einfach fortscheuchen könnte. „Geh weg. Ich will nicht mit dir reden.“ Draco schubste Seamus Finnigan zur Seite, rempelte sich die nicht im mindesten verärgert scheinende Luna aus dem Weg und verschwand hinter einem Torbogen, hinter dem die Vorhalle der Bücherei begann. Hermine folgte, schob Luna, die immer noch gar nicht gemerkt hatte, dass man sie überhaupt bewegte, so behutsam wie möglich von dem Bogen weg und eilte Draco hinterher, der gerade seine Tasche dazu benutzt hatte, um die Bibliothekarin Irma Pince beiseite zu stoßen. Hermine blieb einen Moment lang stehen, wollte der gestürzten Frau schon aufhelfen, doch da Draco schon zur Bibliothek hinaus war und die große Flügeltür krachend hinter ihm zuschlug, sprang Hermine über Madam Pince hinweg und hastete zur Tür, Draco hinterher. Er war schon fast am Ende des Korridors angekommen, bog um eine Ecke und entschwand Hermines Blick, als die Tür schallend hinter ihr zufiel und Madam Pinces entrüsteter Protest verklang. Sie sah ihn nicht mehr, hörte aber, dass seine schnellen Schritte nicht die Treppe hinunter, sondern eher in Richtung des nächsten Korridors umschwenkten. Hermine beeilte sich, rannte so schnell sie konnte den Flur entlang, machte nicht einmal Halt, als der blutige Baron säbelschwingend vor ihr aus dem Boden aufschwebte, sondern rannte glatt durch ihn hindurch, das eisige Frösteln ignorierend, das diese Berührung mit sich brachte. Vielleicht hatte sie das ewig zornige, kaltherzige Gespenst in dem Moment, als ihr Körper durch seine Aura glitt wirklich mit seiner Bosheit angesteckt, denn augenblicklich, sobald sie einen blonden Schopf hinter einer weiteren Ecke verschwinden sah, überkam sie eine Bitterkeit, ein Zorn und ein Hass, wie sie es nie zuvor gespürt hatte. Egal ob sie jemand hören würde, im Rennen, fast gänzlicher außer Atem, brüllte sie, so laut es nur ging: „Bleib sofort stehen! Du kannst dich nicht um das hier drücken!“ „Hau endlich ab und lass mich in Ruhe!“, schnarrte er, und verschwand hinter der nächsten Kurve. Sie hatte die nächste Kurve erreicht und sah, wie am anderen Ende des dunklen, einsamen Korridors das große Bild eines Werwolfes aufklappte, der gerade dabei war, sich unter einem Vampir zu winden, der die spitzen Zähne in sein Fell schlug. Blut tropfte rot aus seiner Kehle und Rot sah auch Hermine in dem Moment, als sie ebenfalls das Porträt aufriss und Malfoy sah, der in fast vollkommener Dunkelheit eine enge, schwarze, Treppe hinunterhastete. Der Gang, oder doch eher ein Tunnel, war steil, kreisrund wie ein Wurmloch und nur die in die Wand gehauenen Stufen verhinderten, dass sie ausrutschte und den steilen Weg hinabschlitterte. Das Wurmloch war nicht breit, vielleicht einen Meter, wenn überhaupt. Ein Geländer gab es nicht, dafür war die Treppe halsbrecherisch steil. Sie presste ihre Handflächen rechts und links an die feucht-kalten Wände neben sich, um etwas Halt zu gewinnen, während sie sich bemühte, mit Malfoy Schritt zu halten. Dunkel war es hier drinnen. Alle paar Meter hingen mal auf der einen, mal auf der anderen Seite dünne Kerzen. Ein Wurmloch. Sie hatte schon öfter davon gehört. Diese Tunnel waren für Schüler offiziell verboten, da die Wurmlöcher aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht durch magische Banne geschützt werden konnten. Es gab ein Wurmloch, das vom Schloss hinaus in den Eberkopf führte, es gab ein Wurmloch, das die Küche mit den Kerkern verband (warum auch immer), die Ravenclaws hatten ihr eigenes Wurmloch geschaffen, das von einem geheimen Zimmer ihres Abteils jeweils zu den Hufflepuffs und ebenfalls in die Küche führte (aus verständlicheren Gründen) aber auch zahlreiche Wurmlöcher, die von markanten Punkt im Schloss, der großen Halle zum Beispiel, in die Nähe der Schulhäuser führten. Hier jedoch vermutete Hermine, die so schnell sie konnte die Treppen hinunter rannte, einen Geheimgang in die Slytherinkerker, wo Draco sich vor ihr verstecken könnte. Noch konnte sie das Ende nicht sehen. Doch wurden die Kerzen unweit von ihm weniger und der Rest der Strecke lag in vollkommener Dunkelheit. Entweder war die Tür so weit weg, dass man sie gar nicht mehr erkennen konnte, oder, wahrscheinlicher, die Tür war recht nah, doch pechschwarz, so dass sie einfach etwas weitergehen musste, um die Umrisse ausmachen zu können. Aber dann wäre er schon verschwunden. „Du wirst hier nicht rausgehen, bevor du mit mir geredet hast!“, drohte sie und meinte es so. Draco hängte seine Tasche um, streckte beide Hände mit erhobenem Mittelfinger in die Luft und ging weiter, wenn auch etwas langsamer als zuvor, da die Strecke ohne Kerzen wohl auch für ihn unangenehm dunkel war. „Verpiss dich endlich, Schlammblut. Ich hab‘ dir nichts zu sagen.“ Er würde nicht gehen, er würde sich nicht drücken können. Hier in diesem Gang waren sie allein und Hermine wusste, dass sie nie eine bessere Gelegenheit haben würde als jetzt. Ohne die möglichen Folgen zu erwähnen, formte ihr Geist den Fluch, sie zielte mit dem Zauberstab auf seine Beine und schlug mit dem roten Blitz, der augenblicklich daraus hervorschoss, wie mit einer Peitsche nach ihm. Der rote Lichtstrahl strich über seine Oberschenkel, wickelte sich um seine Beine und zog diese zusammen. Malfoy konnte sich wegen des abrupten Stopps nicht mehr halten, warf die Arme in die Luft und fiel, einen Salto nach vorne schlagend, kopfüber die Treppe hinunter. Er überschlug sich in der Luft, knallte Sekunden später hart mit dem Rücken auf den Steinstufen auf und stieß einen lauten Schmerzensschrei aus. Hermine hatte den Bann nicht gelöst, sondern ließ seine Beine immer noch gefesselt, während sie, so schnell es angesichts der steilen Treppe möglich war, in die Dunkelheit hinunter rannte. Nur schemenhaft erkannte sie Malfoys blasses, schmerzverzerrtes Gesicht. Er lag stöhnend auf den Stufen, schnappte hart nach Luft und schien kaum in der Lage, sich noch groß zu bewegen. Er wimmerte, während er sich damit abmühte, sich auf den Bauch zu drehen, um sich den Hinterkopf betasten zu können. Hermine stockte der Atem. Ihr Körper bebte, während ihr schmerzendes Herz nicht nur Adrenalin, sondern auch Hass durch ihre Adern pumpte. „Warum?“ Draco stöhnte nur und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Im schwachen Licht der letzten Kerze dieses Tunnels sah sie etwas Dunkles auf der Treppe schimmern, dort, wo er eben gelegen hatte. Wahrscheinlich Blut. Er jammerte und rieb sich sein Rückgrat. Gut so, er sollte Schmerzen haben. Er sollte leiden und zwar noch viel mehr, als er es jetzt tat. Mit all ihrer geballten Wut trat sie ihm hart in die Seite. „Warum?“ Er schrie irgendeine Verwünschung gegen sie und kroch mit seinen gefesselten Beinen so gut es ging von ihr weg, doch sie achtete nicht darauf. Immer, immer wieder trat sie nach ihm, jeder Tritt begleitet von einem schrillen, lauten und verzweifelten: „Warum? Warum, warum, warum, warum?“ In fast vollkommener Dunkelheit, die Augen verschleiert von Zornestränen, sah sie nicht, wie er sich nach vorne beugte, mit einem schnellen Griff ihren Oberschenkel ergriff und zu einem kräftigen Hieb in ihre Kniekehlen ausholte. Gerade als sie zu einem erneuten Tritt ausgeholt hatte, riss sie die Wucht des Schlages von den Füßen, Hermine verlor das Gleichgewicht und kippte hintenüber auf den harten Stein unter ihr. Flink wie ein Wiesel, wenn er diese Bezeichnung auch sicher ablehnen würde, sprang er hoch und warf sich auf sie. Der Bann war gelöst, da sie ihren Zauberstab in dem Moment, als sie fiel, losgelassen hatte. Sie hörte ihn die letzten Stufen klirrend herunterrattern, während Draco ihr ein Knie auf die Brust setzte, um sie nach unten zu pressen und ihre Handgelenke mit einem harten Griff fixierte. Hermine wehrte sich, wand sich unter ihm und versuchte, trotz seines schmerzhaften Griffs, ihre Hände nach seinem Gesicht auszustrecken. Ihre Finger formten sich zu Krallen, lösten sich wieder und mit all ihrer Wut versuchte sie die kalten grauen Augen des jungen Mannes über ihr auszukratzen. „Hörst du endlich auf?“ Der Druck um ihre Gelenke verstärkte sich. Hermine schrie auf vor Schmerz. Panik überkam sie, als sie das böse Grinsen sah, das seine Lippen umspielten. Er öffnete die Lippen, wollte etwas sagen doch, bevor auch nur der das erste Wort gesprochen war, spuckte ihm Hermine kräftig ins Gesicht. Ekel verzerrte seine Züge, er ließ von einer der fixierten Hände ab und schlug sie hart ins Gesicht. Hermine spürte den Schmerz an ihrer Wange, spürte den Schmerz, als ihr Kopf gegen die Steinwand schlug und in ihrem Rücken, der vom fester werden Druck seines Knies gegen einen Treppenabsatz gepresst wurde. Das hier, alles zusammen, begann sie zu überwältigen. Statt Wut oder auch nur Spucke, brachen Tränen aus ihr heraus. Sie wehrte sich nicht mehr, als er ihr Handgelenk wieder umklammerte, konnte ihm keine Gegenwehr mehr bieten und konnte nichts dagegen tun, dass ihr schlaffer Körper wie ein Opfer unter ihm lag, während ihr Träne um Träne aus den Augen floss. Ein Anflug von Unbehaglichkeit überschattete sein Gesicht. Der Druck um ihre Gelenke verebbte, er nahm sein Knie von ihr und löste sich schließlich ganz von ihr. „Tut mir leid“, murmelte er leise und fügte dann mit einem Anflug von Trotz hinzu: „Ich tu‘ dir nichts. Hör einfach auf mich zu treten.“ Er kroch bis zum anderen Rand der Treppe von ihr weg, zog die Knie an die Brust und beobachtete sie, während sie sich zur Seite rollte und ihn unter Tränen anklagte: „Warum? Warum hast du nichts gesagt? Du wusstest es!“ Sie schluchzte und schob sich weiter von ihm weg, bis sie den kalten Stein in ihrem Rücken spürte. „Du wusstest es. Du wusstest es und hast nichts gesagt. Warum?“ Das blasse Gesicht wurde zu einer Totenmaske. Kalt, starr und ebenso gefühllos, wie seine Stimme. „Das weißt du doch.“ Hermine schluchzte: „Warum?“ Diesmal sagte er nichts mehr, seine Mundwinkel zogen sich, soweit erkennbar, nach unten. Er zuckte fast gelangweilt wirkend mit den Schultern und sah zu Boden. Hermine drückte sich von den Stufen hoch, bis sie auf allen Vieren vor ihm kniete. „Du hast sie gehasst, du hast sie alle gehasst…“ Beim letzten Wort warf sie sich nach vorne um ihn erneut ins Gesicht zu schlagen, doch Draco war schneller. Bevor ihre Hand sein Gesicht berühren konnte, umklammerte er sie und schubste sie hart nach hinten zurück. Die kalte Ruhe, die er eben noch ausgestrahlt hatte, wich von ihm wie die Fassung, die er im Bruchteil einer Sekunde verlor. Er packte den Kragen ihres Umhangs, warf sich nach vorne und um sie mit dem Rücken an die Wand zu knallen. „Wie dumm bist du verdammte Besserwisserin eigentlich? Du warst doch dabei! Du hast doch gehört, was er mir gesagt hat! Denkst du, ich hatte eine Wahl?“ Er krallte seine dünnen Finger in die blonden Haare, kniff die Augen zusammen und senkte den Oberkörper leicht nach vorne. Leichte Übelkeit stieg in ihr auf, als sie ihn erneut verzweifelt schluchzen hörte. „Ich hab doch keine Wahl! Denkst du man fragt dich, ob du mitmachen willst?“ Hermines Augen weiteten sich, ihre Atmung wurde flach und an dem entsetzten Ausdruck, der sich auf Dracos blassem Gesicht ausbreitete, erkannte sie, dass sie recht hatte. Er hatte zu viel gesagt und sie hatte verstanden. „Du warst dabei“, flüsterte sie mit atemloser Stimme. „Du warst dabei, du warst dabei und wer immer das auch war, der mit mir Nachhilfe hatte, du warst unten.“ Sie schluchzte erstickt. „Du warst unten und hast dabei geholfen, Ron umzubringen.“ Er wich etwas von ihr weg, ließ sie los und obwohl sie ihn nicht deutlich sehen konnte, hörte sie doch an seiner flachen, schnellen Atmung, wie unruhig er wurde. Weiter von ihr weg, weiter, bis er wieder unter der Kerze saß und sie in sein totenbleiches Gesicht sehen konnte. „Ich hab‘ Ron nicht umgebracht“, flüsterte er. Seine Mundwinkel verzogen sich nach unten und seine Augen schimmerten verräterisch im schwachen Licht über ihm. „Was hätte ich denn tun sollen?“ Seine Stimme war schwach, erstickt und mühsam. „Was? Was hätte ich denn tun sollen? Wenn ich mich geweigert hätte, wäre meine ganze Familie gestorben.“ Hermine schluchzte und schlang ihre Arme um ihren fröstelnden Körper. Sie ging in die Knie und wiegte sich langsam weinend hin und her. „Du hast sie sterben lassen. Du hast sie sterben lassen.“ Draco zog sich ganz zusammen. Alle Gliedmaßen so eng wie möglich an sich gepresst, zitterte er genauso heftig wie sie. Er schüttelte den Kopf und presste seine Stirn gegen seine Knie. Er hob die Hände und legte sie, als wolle er sich vor einem Schlag schützen, über seinen nach vorn geneigten Hinterkopf. „Ich hab getan, was ich konnte. Mehr ging…“ „Was?“ Hermine fuhr hoch und stieß ihm hart gegen die Knie. „Was? Was hast du denn getan? Gar nichts! Gar nichts außer…“ Er löste sich aus seiner eigenen Umklammerung, sprang auf, deutete mit dem Finger auf sie und brüllte von oben herab. „Ich habe dafür gesorgt, dass du nicht mitgegangen bist! Du warst sicher.“ Hermine fiel nach hinten auf ihre Fersen und starrte ihn fassungslos an. „Aber…“, sie schüttelte voll ungläubigem Grauen den Kopf. „Aber warum? Warum wolltest du, dass Ron stirbt und ich nicht?“ Er presste seine Hände gegen die Schläfe und beugte sich kurz nach vorne, als müsse er sich übergeben, doch fuhr er wenige Sekunden später wieder nach oben. „Weil es mir leid getan hat. Ich… Die Winkelgasse. Du hast mir mal gesagt, dass du quitt sein wolltest.“ Er schluckte und schüttelte den Kopf. „Waren wir aber nicht. Ich wollte das einfach gut machen, an die anderen hab ich“, er hob unglücklich die Schultern. „Ich hab einfach nicht an sie gedacht. Und…“, er holte tief Luft, „Ich hätte doch eh nichts für sie tun können!“ Hermine legte den Kopf nach hinten um ihn besser über sehen zu können, und sie schrie voll Hass und Verachtung: „Du hast es gewusst! Du hast es gewusst und du hast nichts getan!“ Er holte tief Luft, schüttelte den Kopf und statt weiteren Gewimmers schrie er nun wieder aus vollem Hals. „Denkst du, ich bin stolz darauf? Ich wollte ja etwas tun, aber ich hatte einfach Angst!“ Hermine atmete heftig, sie sprang auf ihre Füße, packte ihn und schlug auf Draco ein, der zwar die Arme hochriss, doch ansonsten zu keinerlei Verteidigung imstande schien. Er weinte, er weinte richtig und zog den Kopf ein, als sie mit ihren Fäusten auf ihn einschlug. „Du Schwein! Du elendes Schwein! Warum hast du feige Sau mir nichts gesagt? Du hättest es mir einfach sagen können!“ Malfoy riss sich von ihr los und schnellte in die Höhe. „Aber dann hättest du es deinen Freunden gesagt!“, schrie er, als wäre das ein akzeptabler Verteidigungsgrund. „Ja, natürlich“, kreischte Hermine aus vollem Hals zurück. „Natürlich hätte ich sie gewarnt!“ „Aber dann hätte er mich umgebracht! Er hätte zuerst mich und dann meine ganz Familie umgebracht, wenn ich irgendetwas gegen seinen Befehl getan hätte!“ „Ja, und?“ Hermine spuckte die Worte voller Hass, und Verachtung aus. „Ihr seid doch nur Dreck! Ihr seid der allerletzte Abschaum! Als ob es um euch schade wäre!“ Ohne es zu merken, strich sie sich Tränen, Rotz und Spucke aus ihrem Gesicht, kreischte hysterisch weiter und stampfte vor unbändiger Wut mit dem Fuß auf den Boden. „Um euch ist es nicht Schade! Meine Freunde sind alles gute, anständige Menschen, aber ihr“, sie deutete auf ihn, „ihr seid nichts als Dreck, den man gar nicht schnell genug beseitigen kann!“ „Anständig?“ brüllte Draco hysterisch. „Deine Leute haben Notts Vater am Grab seines Sohnes getötet! Den Rest seiner Familie haben sie dann während seiner Beerdigung erledigt! Ist es das, was du Anstand nennst, Granger?“ Hermine wollte etwas sagen, doch verstummte sie, da ihr ein Zeitungsartikel, den sie in den letzten Tagen nachgelesen hatte, urplötzlich vor Augen trat. Draco nutzte die Chance, um weiterzubrüllen. „Wurmschwanz hat man bei lebendigem Leibe die Fingernägel und die Zehennägel heraus gerissen!“ Er schnaufte und schien keine Luft mehr zu bekommen. Sackte nach vorne und musste sich auf seinen Knien abstützten, erst nach einigen Sekunden schaffte er es, sich wieder aufzurichten. „Meine Mutter hat mir geschrieben, dass man Wurmschwanz' toten Körper gefunden hat.“ Er riss die Augen auf wie ein Verrückter, deutete auf seinen Hals und kam etwas auf die zurückweichende Hermine zu. „Er hatte keine Zunge mehr“, zischte er. „Sie haben ihm die Zunge rausgerissen. Sie haben ihm die Zunge herausgerissen und gewartet, bis er an seinem eigenen Blut erstickt ist. Ist es das, was du Anstand nennst, Schlammblut?“ Hermine verengte die Augen, verzog den Mund voll Abscheu und schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich glaube dir nicht. Vergiss es, jeder weiß, dass man einem Malfoy nicht trauen darf.“ Sie schnaubte verächtlich und wischte sich ihre eigenen Tränen, die sie eben erst bemerkt hatte, mit dem Ärmel aus den Augen. „Du lügst“, sagte sie, und deutete verurteilend mit dem Finger auf ihn. „Du bist ein feiger Lügner, Malfoy und ein Mörder. Dafür wirst du bezahlen. Für den Mord an Ron und…“ Weiter kam sie nicht, Malfoy hatte seine Tasche auf den Boden gedonnert, die Hände stattdessen zu Fäusten geballt und brüllte aus vollem Hals. „Dein Ron hat versucht, mich umzubringen! Als das Manor angegriffen wurde, hat er sich als mein Vater ausgegeben und wollte mich wegbringen lassen!“ Tiefrot im Gesicht, heiser und, wie so oft, irre, zischte er nun viel leiser, doch umso bedrohlicher weiter, während er langsam auf sie zuging. „Was denkst du wohl, hatten deine Leute mit mir vor?“ Hermine wich einen Schritt vor ihm zurück, da sie diesen Blick kannte. Er war ein ziemlich sicheres Anzeichen, dass Draco kurz davor war, auszurasten. „Du lügst“, flüsterte sie leise, doch überzeugt. Noch ein Schritt und schon wieder - sie verfluchte sich selbst, weil sie nicht besser aufgepasst hatte - stand sie mit dem Rücken zur Wand und Malfoy war nur wenige Handbreit von ihr entfernt. Er machte jedoch keine Anstalten näher zu kommen, sondern strich sich bedächtig mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken. „Hier, hier hatte Ron eine Narbe, nicht? Nach dieser Nacht…“ „Weiss ich nicht“, log Hermine, die sich daran erinnerte, dass sie sich über diese Narbe gewundert hatte. „Mein Vater hat ihm die Nase gebrochen, als er den Doppelgänger erwischt hatte. Sie haben es wohl nicht richtig hingekriegt, sie spurenlos heilen zu lassen. Nicht? Deine lieben Freunde.“ Er beugte sich weiter zu ihr vor und warme Atem blies ihr auf den Nasenrücken und die Stirn. „Was haben die wohl mit mir vorgehabt?“ „Was immer sie auch vorhatten, du hättest es verdient“, zischte sie. Sie holte tief Luft und musterte ihn von oben bis unten, voller Verachtung und Ablehnung. „Du bist der allerletzte Dreck, Malfoy. Weißt du das? Du bist das Allerletzte, was es hier gibt. Und dann hast du auch noch die Nerven, dich hier hinzustellen und mir zu sagen, dass du keine Wahl hattest. Nur, weil du deine eigene Haut retten wolltest.“ Hermine drehte sich um und ging, presste die Hände auf ihre Ohren weil sie Malfoys verzweifeltes „Was hätte ich den tun sollen?“-Geschrei, nicht mehr ertragen konnte. Sie ging weiter, nur wenige Schritte vor sich stieß sie gegen schwarzes Holz. Die Tür. Sie sah ihren Zauberstab, als sie die Tür öffnete und der warme Schein vieler Fackeln ihr entgegen flackerte. Er brüllte nicht mehr. Beim Hinausgehen warf sie einen letzten Blick auf Malfoy, der sich auf der Treppe etwas weiter oben zusammengekauert hatte und sein Gesicht gegen die angewinkelten Knie drückte. Er war ein Lügner. Nie und nimmer hatte er recht und nie und nimmer wollte sie auch nur ansatzweise darüber nachdenken, dass er nie ehrlicher gewirkt hatte als gerade eben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)