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17:59, it's Guinness Time

von

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»Argh, absetzen, absetzen!«

Vorwort:

Ich schreibe wieder, immer noch - immer wieder. Es ist länger her, seit ich mich wieder an was längeres gewagt habe. Ein paar aufmerksame Leser haben vielleicht mitbekommen, dass es in den letzten zwei Jahren, was Kurzgeschichten angeht, kleine Erfolge gab, wie Veröffentlichungen in Anthologien und YUAL für "Liebe wie Gurkensushi".

Nun hat es sich durch den NaNoWriMo ergeben, dass ich mich doch wieder längeren Projekten gewidmet habe. Eigentlich "Regentropfenflucht", an dem ich noch schreibe. Aber "It´s Guiness Time" ist sozusagen ein Nebenprodukt und ich hoffe, ein paar können sich für Isaac und Julius erwärmen. Ich und Onichanjo mögen beide sehr gerne, vor allem, weil es mal ältere Protagonisten sind. Aber nicht erschrecken: Mit 30 ist man noch nicht kurz vor Scheintod und kann durchaus noch etwas erleben. ;)

Über Kommentare freue ich mich natürlich immer, egal ob es Freudesbekundungen sind oder Nörgeleien bezüglicher meiner Orthografie, nur her damit.
 

Kapitel 1: »Argh, absetzen, absetzen!«

Es ist Sonntagmorgen. Wie es sich gehört, scheint die Sonne, die Vögel zwitschern und es duftet herrlich nach Kaffee in meiner Wohnung. Leider habe ich von alle dem nicht sehr viel. Ich ächze verschwitzt die Stufen zum fünften Stock hoch, beladen mit einer schweren Umzugskiste, die nicht mir gehört und auch keinem meiner Freunde.

Genau genommen gehört sie dem Kerl, der jetzt gerade in die Wohnung über mir einzieht. An einem Sonntag. Mit meiner Hilfe.

Er hat vor einer Stunde an meiner Wohnungstür geklingelt. Mit einem strahlenden Lächeln und einem jugendlichen Funklen in den Augen. Sein Name ist Julius, hat er gesagt und er zieht heute hier ein. Er beginnt in zwei Monaten seinen Doktor hier. Soweit ganz gut. Dann hat er mit diesem umwerfenden Lächeln erklärt, dass zwei seiner Helfer abgesprungen sind, sie Not am Mann haben, weil der Sprinter in zwei Stunden zurück sein muss und ob ich ihm nicht helfen könnte.

Der Duft von Kaffee hängt mir noch in der Nase, als ich ihm zusage. Jetzt läuft mir stattdessen Schweiß über die Stirn. Zum Glück habe ich mir nichts Schickes anzogen, um den neuen Nachbarn zu beeindrucken. Außerdem ist er sicher fünf oder sechs Jahre jünger als ich, wenn dann sollte er mich beeindrucken wollen. Genau genommen hat er das schon getan. Nicht jeder würde zu seinen neuen Nachbarn gehen, und gleich um soviel Hilfe bitten. Außer mir hat auch niemand Ja gesagt, oder er hat nur mich gefragt, das weiß ich nicht.

»Stell die Kiste einfach irgendwo hin! Übrigens gibt es nachher noch eine kleine Einweihungsfeier für die Helfer!«, erklärt mir Julius. Er klingt dabei so begeistert, dass ich ihm sofort glaube, dass man in diesem Chaos aus Kisten und Möbelteilen wirklich feiern kann. Naja, zumindest einen netten Abend haben kann.

»Ich kann Wein mitbringen.« Ich sehe mich um, füge noch hinzu: »Und einen Korkenzieher.«

»Das wäre klasse!« Julius lacht. »Hier ist alles noch etwas chaotisch.«

»Wäre mir nicht aufgefallen.« Vorsichtig schiebe ich die Kiste, die ich gerade abgstellt habe, etwas beiseite. Julius kratzt sich mit einem Grinsen im Gesicht an seinem Drei-Tage-Bart.

»Ich finde es aber echt stark von dir, dass du mir hilfst.«

»Kein Problem, dafür hat man Nachbarn.« Auch wenn ich sagen muss, dass mir weder Frau Kramer, noch die Himmelsberger mir bei einem Einzug hier geholfen habe. Aber mit über siebzig wären sie wohl nur begrenzt eine Hilfe gewesen. Von anderen Leuten im Haus habe ich bis jetzt nicht viel mitbekommen. Für Frau Kramer kaufe ich manchmal mit ein, dafür backt sie mir ab und zu einen Kuchen, der nicht so gut schmeckt, wie man es von einer alten Dame erwartet. Und die Himmelsberger haben sich mit meinem Ex-Freund über ein paar Balkonpalmen angefeindet. Seit er mitsamt seiner Palme hier ausgezogen ist, grüßen sie mich zumindest wieder.

Neben mir hilft Julius noch ein flippiges Mädchen mit Dreads und ihr riesiger Freund beim Umzug, Stefanie und der Wikinger – seinen Namen hat man mir nicht gesagt, aber neben seiner Körpergröße, besticht sein Äußeres durch einen blonden, buschigen Bart.

Als ich wieder nach unten komme, wartet der Wikinger schon auf meine Hilfe. Zusammen haben wir uns das ehrenvolle Ziel gesteckt, die Treppen beladen mit einem Sofa zu bezwingen. Als ich das beige Ungetüm vor mir sehe, bin ich mir nicht sicher, ob wir uns nicht zu viel vorgenommen haben.

»Ganz schön häßlich, oder?«, kommt es von Julius, der gerade hinter mir das Haus verlassen hat.

»Es ist sehr … groß«, gebe ich diplomatisch zu. Sofas müssen groß sein, oder? Allerdings habe ich keinen Schimmer, wo wir das Teil oben abstellen sollen. Immerhin sind die zwei Zimmer, die es gibt, schon mit allen möglichen anderen Sachen voll gestellt, die wir in den letzten ein einhalb Stunden hochgetragen haben.

»Meine Ex hat es ausgesucht. Ich durfte es zahlen.« Er verdreht die Augen. Ich grinse. Die Situation kommt mir bekannt vor. Aus dem Grund habe ich eine wahnsinnig putzaufwendige Hochglanz-Front in der Küche. Die ist nur solange schick, wie man sie jedes mal abputzt, sobald man sie schief anschaut. Thomas fand sie absolut stylisch und deswegen mussten wir sie haben. Naja, vorbei ist vorbei.

»Fleming, du nimmst vorne. Isaac und ich packen sie hinten, okay?«, weist Julius uns an.

»Ich mach euch den Weg frei!«, ruft Stefanie mit ihrer hellen Stimme. Sie hält gerade eine Stehlampe in der Hand, die auch nach Marke Ex-Freundin aussieht, nicht wie etwas, was ein Kerl aussuchen würde. Ich bin echt mal gespannt, wie Julius Wohnung eingerichtet aussehen wird.

Selbst zu dritt ist die Couch nicht leicht. Ich habe das Gefühl, als würde ich meine Arm- und Rückenmuskeln seit langem mal wieder richtig spüren. Morgen werde ich bestimmt einen Mords Muskelkater haben. Zum Glück habe ich gerade mehr oder weniger Urlaub. Die Dokumentationen, die ich noch machen muss, erfordern jedenfalls nicht viel Muskelkraft.

Wenigstens ist das Treppenhaus breit genug, dass es kein Problem gibt, um die Ecken zu kommen. Irgendwas muss ein Altbau ja für sich haben. Nachteil ist allerdings, dass die Stockwerke irrsinnig viele Treppen haben und es keinen Aufzug gibt.

»Argh, absetzen, absetzen!«, kommt es im zweiten Stock von Fleming, unserem starken Wikinger. Hätte er es nicht gesagt, hätte ich es selbst spätestens an diesem Punkt ausgsprochen. Wir fahren uns fast alle synchron über die Stirn. Ich schüttle meine Arme, hoffe, dass das unangenehme Gefühl daraus wieder verschwindet.

»Ey, konntest du nicht in den zweiten Stock ziehen? Der Fünfte ist echt die Hölle.« Fleming schaut nach oben, um sich zu versichern, dass es immer noch ein weiter Weg ist.

»Wir können im vierten einen Zwischenstopp bei mir in der Wohnung machen. Hätte lauwarmen Kaffee im Angebot.«

»Na, wenn das nicht motiviert!« Julius grinst, greift demonstrativ wieder nach dem Sofa. Fleming seufzt und schiebt sich die Ärmel seines karierten Hemds wieder hoch. Zusammen packen wir wieder an. Nach einen kurzen Halt im dritten Stock, schaffen wir es dann ganz hoch ins Fünfte, wo Stefanie sich tatsächlich nützlich gemacht hat und Kisten beiseite geschoben hat, so dass wir das Sofa in das zukünftige Wohnzimmer stellen konnte. Die weibische Stehlampe stellt sie daneben. Frauen …

»Wie war das mit dem lauwarmen Kaffee?«, fragt Julius nochmal nach.

»Es sind noch zwei Kisten unten und wir müssen den Sprinter noch weg bringen«, ermahnt Fleming ihn. Vernünftige Freunde, die Julius da hat. Er sieht etwas weniger begeistert aus. Umziehen ist echt kein Spaß.

»Wenn ihr wollt, mach ich frischen Kaffee und ihr kümmert euch um den Rest? Ich habe vielleicht auch noch Apfelstrudel im Gefrierfach«, biete ich an, freundlich wie ich bin. Immerhin sind sie nett und eigentlich freue ich mich, mal einen Nachbar zu haben, der nicht mehr als doppelt so alt ist, wie ich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Onichanjo
2011-12-15T21:07:53+00:00 15.12.2011 22:07
. jetzt hab ich extra für dich mein altes animexxpasswort rausgekramt xDDD (scherz)
nee... musste wirklich stark überlegen, was es nochmal war O_O

bin so happy mit den Beiden *_*, vorallem als netter Zwischenhappen zu Regentropfenflucht *muahah*

Von: abgemeldet
2011-12-08T17:44:08+00:00 08.12.2011 18:44
Wundervoll! Auch wenn ich, anders als Julius, wahrscheinlich die ganze Zeit nur wüst geflucht hätte, ich hasse Umziehen.
Hingegen liebe ich es, wie Du seine Gedanken beschreibst; die eingestreuten Rückblicke auf das, was mal gewesen ist, fand ich schön, wenn natürlich auch traurig. Und wunderbar wie immer der Witz in Deinen Worten!
Ich freue mich auf die weitere Geschichte! Endlich mal was Neues von Dir!
(Habe beim ersten Lesen übrigens nur einen Vertipper gefunden- vonwegen schlechte Orthographie & so ;))

Lesergrüße im Superlativ!


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