Solange du da bist von BittersweetNightmare ================================================================================ Kapitel 7: Ein rauschendes Fest, der Beginn einer RIese und ein verirrter Adeliger in der Großstadt --------------------------------------------------------------------------------------------------- Schließlich war der Tag des Festes gekommen und den ganzen Tag war Mael auf den Beinen, um bei den Vorbereitungen zu helfen, schließlich gab es noch Einiges zu tun. Auch trafen nach und nach alle Gäste ein, machten sich für den Ball fertig. Auch Mael gab sich für diesen besonderen Anlass besonders Mühe, um ein sehr fantasievolles Kostüm präsentieren zu können. Schließlich warteten er und seine Großmutter gespannt auf das Eintreffen der Spielleute. Der Spielmannstrupp hatte sich zeitig auf den Weg begeben, sie alle hatten sich ordentlich zurecht gemacht. Da sie keine Masken tragen durften, dies jedoch ein Maskenball war und sie nicht völlig gewöhnlich aussehen wollten, hatten sie sich zumindest ansatzweise 'verkleidet'. Sie hatten bunte Bänder an ihre Mützen und teils an ihre Kleider geknüpft und trugen bunte Singvogelfedern im Haar oder an ihren Kappen. So eingekleidet versammelten sie sich am Dienstboteneingang, da sie nicht genau wussten, wohin sonst. Man sah ihnen die Aufregung, aber auch die Vorfreude deutlich an. Mael hatte sich wie immer in schwarze Kleidung gehüllt, die Hände mit Handschuhen verdeckt, seine obere Gesichtshälfte wurde bis zur Nase von einer dunkelblauen Vogelmaske verdeckt, die mit silbernen Ornamenten, kleinen Steinchen und schwarzen Federn verziert war. Das weiße Haar war zu vielen kleinen Zöpfen geflochten worden. So begab er sich zusammen mit seiner Großmutter zu den Spielleuten, sagte aber nichts, während die alte Dame diese freundlich willkommen hieß. Die Musikanten verneigten sich höflich und begrüßten die Dame des Hauses. Während Matthias sich abermals bei ihr für diese Gelegenheit bedankte, tauschte der Rest der Truppe fragende Blicke - Korbinian ausgenommen. Wer dieser junge Mann an ihrer Seite wohl war? Ohne Maske hätten sie sein Gesicht vielleicht sogar wiedererkannt, doch so auf keinen Fall. Korbinian lächelte still in sich hinein und warf Mael hinter Matthias Rücken einen verliebten Blick zu. Ein Vogel, so so... "Nichts zu danken, ich freue mich, wenn ich talentierten Leuten eine Chance geben kann, ihre Musik gut betuchtem Publikum zu präsentieren. Oh, darf ich vorstellen? Mein Enkel... Aber nun sollten wir in den Saal gehen.. Folgt mir bitte!", erklärte die Dame schnell, huschte dann in den schon gut gefüllten Saal, um die Gäste zu begrüßen. Mael erwiderte Korbinians Blick, ehe auch er sich stumm in den Saal begab. Im Gänsemarsch folgten ihnen die Spielleute in den Saal und warfen dabei neugierige Blicke auf die Gäste. Korbinian hätte gerne mit Mael kurz gesprochen, doch war das gerade wirklich nicht möglich. Während der Begrüßung huschten sie schnell auf die Bühne und holten ihre Instrumente hervor. Sie bezogen Aufstellung auf der Bühne und warteten auf ihren Einsatz. Auch Mael bedauerte es sehr, dass er nicht mit Korbinian sprechen konnte, aber das Fest ging nun eben vor und aus diesem Grund trat er in den Saal, wo er sich sogleich ganz nah an der Bühne postierte, um ja gute Sicht darauf zu haben, denn nach tanzen stand ihm nicht der Sinn, dies überließ er lieber den Anderen. Seine Großmutter begrüßte die Gäste kurz mit einer Rede, in der sie diese aufforderte, sich zu amüsieren und den Abend zu genießen. Dann blickte sie zu den Spielleuten, nickte ihnen zu, Das Fest konnte beginnen.. Korbinians Blick fiel auf auf seinen Liebsten, während seine Großmutter sprach, und er verneigte sich lächelnd mit einer ausladenden Handbewegung vor dem jungen Herrn. Näher als sie gerade standen, konnten sie einander wohl vorerst nicht kommen. Das war bedauerlich... Die Spielleute verneigten sich in Richtung ihrer Gastgeberin und begannen zu spielen. Zum Auftakt ein nicht allzu schnelles, rein instrumentales Stück. Die Leute mussten ja erst mal in Stimmung kommen. Mael lächelte unmerklich bei Korbinians Geste, tat es ihm dann gleich, zwinkerte dem Anderen heimlich zu. Auch er bedauerte dies zutiefst, aber vielleicht ergab sich ja nachher noch eine kleine Gelegenheit, sich zu treffen. Das wäre zumindest etwas, auf das er sich freuen konnte. Als die Musiker zu spielen begannen, erhoben sich die älteren Herrschaften um zu tanzen. Mael stand weiterhin an der Bühne und lauschte versonnen. Die Musikanten gaben eine Reihe von Liedern mit flottem Rhythmus zum Besten, gaben den Gästen dann ein wenig Zeit, sich von den schnellen Tänzen zu erholen und spielten eine kleine Ballade zur Untermalung der Szenerie. Korbinian stand ganz vorn am Rand der Bühne und sang, genau so, wie sie es tags zuvor geprobt hatten. Er sang das Lied, welches sie damals auf dem Marktplatz gespielt hatten, als Mael und er einander zum ersten Mal begegnet waren. Mael hatte wieder einmal sichtliche Freude an der Musik, doch dies hatte er ja eigentlich immer, vor Allem, wenn Korbinians Truppe musizierte. Er betrachtete den bunten Haufen auf der Bühne, wobei sein Blick kurz an Matthias haftenblieb. Ob Korbinian schon mit ihm gesprochen hatte? Wohl eher nicht, sonst hätte er dies doch bestimmt irgendwie kundgetan oder? Als er das Lied erkannte, das Korbinian schließlich zum Besten gab, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter, auch wenn er nicht wirklich wusste, warum. Er ließ den Blick durch den Saal schweifen über die Gäste, neugierig, ob Maels Eltern vielleicht doch dem Fest beiwohnten. Zwar wusste er nicht, wie diese aussahen, doch eine gewisse Ähnlichkeit war ja sicher gegeben. Diese waren jedoch nirgends zu sehen, anscheinend waren sie sich zu fein für ein Fest, an dem die Musik von Spielleuten kam. Doch schließlich blieb sein Blick wieder an Mael hängen. Erkannte er das Lied wieder? Während er die ergreifenden Zeilen des Liedes zum Besten gab streckte Korbinian seine Hände nach einer imaginären Person vor sich aus, sah jedoch seinen Liebsten dabei an. Immer noch lauschte Mael andächtig, hatte das Lied sehr wohl wiedererkannt, was er mit einem verträumten Lächeln signalisierte, dabei Korbinian nicht aus den Augen lassend. So würde es wohl den ganzen Abend lang gehen, er wollte sich keinen Millimeter vom Fleck rühren. Es folgten noch eine ganze Reihe von Liedern in verschiedenen Sprachen und Tempi. Die Spielleute hatten sichtlich Freude an ihrem Tun und gaben ihr Bestes. Wie gern hätte Korbinian Mael an der Hand gepackt und ihn zu sich auf die Bühne hinauf gezogen. Es war einfach ein fantastisches Gefühl, hier oben zu stehen und das hätte er sehr gern mit seinem Liebsten geteilt. Als es nun begann später zu werden, wechselten die Spielleute zu einigen langsameren, romantischen Liebesliedern, zu denen Paare sicher gut tanzen konnten. Der junge Adelige hatte sichtlich Freude an der Musik, wog sich leicht im Takt, sah dabei immer wieder sehnsüchtig zu Korbinian. Auch er wäre nun gerne bei ihm gestanden oder hätte mit seinem Liebsten eng umschlungen getanzt. Vor Allem, als Liebeslieder angestimmt wurden, wurde diese Sehnsucht sehr stark. Er setzte sich auf einen Stuhl und beobachtete wehmütig die Paare. Es wäre schön gewesen, wenn er sich mit Korbinian auch so offen präsentieren könnte. Ja, das wäre in der Tat schön gewesen, nur leider nicht möglich. Korbinian schloss beim nächsten Lied die Augen und erträumte sich das, was sie nicht tun konnten und doch so sehnsüchtig wollten. Matthias beobachtete dies etwas misstrauisch, da sein kleiner Bruder für seinen Geschmack etwas zu dicht am Bühnenrand stand, um solche Unvorsichtigkeiten zu begehen. Nicht, dass er noch runter fiel... Doch Korbinian trat von selbst einen Schritt zurück, ließ dabei den Blick über die Tanzfläche schweifen. Als das Lied zu Ende war, stimmten sie wieder ein Stück ohne Gesang an, wobei er auf der Flöte mit einstimmte. Er ließ Korbinian nicht aus den Augen, wäre am Liebsten aufgesprungen, um diesen in die Arme zu nehmen und mit diesem zu tanzen. Warum er gerade so emotional war, wusste er nicht wirklich. Je später die Stunde, desto leerer wurde der Saal und das Fest würde wohl bald sich dem Ende zuneigen. Ein Ende wäre den Spielleuten langsam auch wirklich willkommen. Sie standen ja schon eine ganze Weile auf der Bühne und unterhielten die Leute. Doch solange noch Leute im Saal waren, machten sie auch weiter. Die Lieder wurden immer ruhiger und auch leiser, denn bei einem fast leeren Raum war es auch nicht nötig, so laut zu spielen. Die paar Leute hörten sie auch so noch gut. Immer wieder warf Korbinian Mael Blicke zu. Langweilte er sich nicht da so allein? Den ganzen Abend hatte er nur ihnen zugehört. Natürlich langweilte sich Mael ein wenig, doch überspielte er dies gekonnt, da er sich eigentlich damit zufriedengab, Korbinian zu lauschen und zu beobachten. Schließlich waren die Gäste gegangen und lediglich Mael und dessen Großmutter waren noch übrig. Die ältere Dame trat auf die Spielleute zu, lächelte diese freundlich an. "Vielen Dank für diesen wundervollen Auftritt, das war wirklich ein gelungener Abend! Hier ist euer Lohn, den habt ihr euch verdient! Und wenn ihr noch etwas essen oder trinken wollte, bedient euch am Buffet, es ist noch reichlich da, leider ist dies vorhin vergessen worden... Aber nun verabschiede ich mich", erklärte sie und verließ schließlich den Raum. Auch Mael wollte sich langsam zum Gehen wenden. Die Spielleute verneigten sich abermals vor ihrer Gastgeberin. Doch nach den Stunden auf der Bühne hatte nicht mal mehr Matthias die Kraft, jetzt große Reden zu schwingen. So bedankte er sich nur noch einmal knapp und ließ dann seine Truppe auf das Buffet los. Korbinian allerdings trat an Mael heran und wollte dessen Hand ergreifen. "Bleib doch. Dann kannst du sie gleich kennenlernen. Und wir haben es hinter uns...", flüsterte er ihm zu. Mael wollte gerade aus dem Raum treten, aber als Korbinian ihn ansprach und dessen Hand ergriff, drehte er sich zu seinem Liebsten, betrachtete diesen nachdenklich. "Willst du das wirklich durchziehen? Aber wenn du meinst dass dies ein guter Zeitpunkt ist machen wir das. Aber lassen wir sie erst mal essen und auch du solltest was zu dir nehmen..." Korbinian nickte entschlossen. "Wenn nicht jetzt, dann nie..." Er lächelte Mael an. Das würde schon gut gehen. "Jawohl, mein Herr und Gebieter, ich werde gehorchen..." Noch einmal drückte er grinsend Maels Hand, bevor er sich zu seinen Freunden hinüber begab. Eine Pause würde ihm wirklich gut tun, insbesondere seiner Stimme. Der junge Adelige grinste ihn na und nickte, setzte sich dann auf einen Stuhl im Saal, um dort auf Korbinian zu warten. "Dann lass es dir schmecken, ich warte hier auf dich... Bis später!", erwiderte er sanft, ehe er sich im Saal niederließ, immer noch die Maske tragend. Die Spielleute ließen es sich nicht nehmen, ordentlich zuzulangen. Der Auftritt war anstrengend gewesen und sie bekamen nicht oft die Gelegenheit, so viel zu essen wie rein passte. Daneben gab es da sicher auch einige Dinge, die sie normalerweise nicht bekamen. Schlussendlich saßen sie alle im Kreis auf dem Boden, knabberten noch ein paar Kleinigkeiten, die irgendwo schon noch Platz finden würden, und fühlten sich schon viel besser. "Ich muss euch da was sagen...", unterbrach Korbinian schließlich ihre Unterhaltung. Die Blicke wandten sich ihm zu. "Wir bekommen in gewisser Weise einen neuen Reisegefährten..." Da das Buffet neben dem Saal aufgebaut worden war, konnte Mael gut mitanhören, was die Spielleute sprachen und als Korbinian langsam auf ihn zu sprechen kam, stellte er sich in den Eingang des Saals und hörte erst mal weiter zu, bis er einschreiten würde. Neugierig sahen die Anderen ihren Kollegen an. "Wie meinst du das?", fragte einer. Korbinian blickte von einem zum anderen. "Der Enkel unserer Gastgeberin. Er wird auf Reisen gehen und dabei unserer Route folgen..." "Moment mal!", unterbrach ihn Matthias, "Was redest du denn da? Wieso sollte er das tun?" "Es ist eine Bildungsreise und..." "Bildungsreise? Mit uns? Das hört sich doch reichlich seltsam an, Korbinian... Was steckt noch dahinter? Und wieso sollten wir mit einem Fremden-“ "Er ist nicht fremd, Matthias. Du kennst ihn." Korbinian stand auf und drehte sich zu Mael um. Irgendwie war diesem klar gewesen, dass Matthias wohl nicht wirklich begeistert von der ganzen Sache sein würde, aber wie er reagieren würde, wenn er ihn erkannte? Aber er musste sich dem nun stellen, ob er wollte oder nicht... So trat er unsicher zu der Gruppe, sah in die Runde und nahm dann langsam die Maske ab... Matthias blieb der Mund offen stehen als er Mael erkannte und er war tatsächlich sprachlos. Sein Blick wanderte von Mael zu Korbinian und zurück. "Moment mal...", sagte einer der anderen Spielleute, "Kennen wir den nicht?" Zögerlich nickte sein Nebenmann. "Ja... Irgendwo auf einen Markt war das, oder nicht?" Korbinian trat neben den jungen Adligen. "Das ist Mael", stellte er ihn vor, "Und bevor einer von euch fragt: Bei ihm war ich die ganze Zeit." Matthias ließ seufzend den Kopf hängen, sah dann seinen Bruder an. "Ich geb` zu, ihr habt mich ganz schön geleimt..." Der junge Adelige wusste nicht, wo er hinsehen und wie er sich verhalten sollte, ein richtig dummes Gefühl... Es tat ihm ja irgendwie Leid, dass sie Matthias so geleimt hatten, aber dieser hatte ja nicht glauben wollen, dass dies zwischen Korbinian und ihm wirklich was Ernsthaftes war und keine halbherzige Liebelei und dies sagte er diesem auch so. Matthias lächelte halbherzig und sah die Beiden nachdenklich an. Der Rest beobachtete das Geschehen staunend und verwirrt. Sie tauschten fragende Blick unter einander. Schließlich erhob sich Matthias ebenfalls. "Also gut... Erklär es noch mal ganz langsam. Und zwar von Anfang an." So erzählte Korbinian ihnen von ihrer Idee, dem Zweck der Reise und der Bedingung, die Maels Eltern gestellt hatten, ebenso von der Bitte seiner Großmutter. Matthias hörte ruhig zu, nickte schließlich. "Du bist ein ausgekochtes Früchtchen", sagte er schließlich zu Korbinian, der ihn nur frech angrinste. "Aber ich muss zugeben, dass ihr wirklich alle aufs Kreuz gelegt habt damit." Er drehte sich zu den anderen Spielleuten um. "Erhebt jemand Einwände dagegen, dass er mit uns kommt?" Mael wusste immer noch nicht so recht, wie er sich verhalten sollte, sah äußerst unsicher drein, tastete insgeheim nach Korbinians Hand. Bei Matthias` Kommentar musste er grinsen, aber dieser hatte ja Recht. Korbinian hatte es wirklich faustdick hinter den Ohren. So wartete er gespannt, ob noch Einwände erhoben wurden. Korbinian ergriff Maels Hand und drückte sie leicht. Die Spielleute sahen einander an, doch zuckten sie nur mit den Schultern oder schüttelten die Köpfe. "Ist doch sicher gut, ihn dabei zu haben, oder?", meinte einer. "Seine Stimme zählt mehr als unsere, das könnte nützlich sein." Zustimmendes Nicken. Matthias wandte sich wieder an Mael und Korbinian. "Gut... Damit habt ihr euren Willen. Aber bloß nicht leichtsinnig werden!" Dabei sah er seinen Bruder streng an. Mael warf Korbinian einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder den Spielleuten zuwandte. Das lief ja besser als gedacht... Genau genommen sogar um Einiges besser... "Keine Sorge, das werden wir nicht, das verspreche ich! Aber nun denke ich mal, dass ich besser gehe, ich habe schon genug eurer Zeit beansprucht...." "Wollt Ihr nicht bleiben? Setzt Euch doch zu uns", schlug einer der Spielleute vor. Korbinian lächelte Mael an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Hatte doch bestens geklappt. Gern hätte er Mael noch bei sich gehabt, doch er wollte ihm nicht die Gesellschaft seiner manchmal etwas ruppigen Kameraden aufzwingen, wenn dieser nicht wollte. Der Maskierte wollte eigentlich den Raum verlassen ,besann sich aber dann eines Besseren, als er zum Bleiben aufgefordert wurde. So setzte er sich verlegen lächelnd zu den Anderen auf den Boden, dabei die Maske sorgsam neben sich legend. Aus der trauten Zweisamkeit mit Korbinian würde heute wohl nichts mehr werden, aber dafür hatte er mal Gelegenheit, dessen Kameraden kennenzulernen. Auch Korbinian und Matthias setzten sich wieder, wobei Ersterer Maels Hand weiterhin festhielt. "Machen wir euch erst mal bekannt... Matthias kennst du ja. Das sind Cedric, Galen, Lukasz, Dragan und Jesko." Er deutete auf den jeweils Angesprochenen und dieser nickte Mael zu. "Der junge Herr interessiert sich für Musik?", fragte Lukasz schließlich, Mael neugierig musternd. Mael besah sich neugierig die Spielleute, als sie ihm vorgestellt wurden, lächelte diesen freundlich zu. Als Lukasz ihn so förmlich ansprach, wollte er schon protestieren, da er dies ja nicht sonderlich mochte, doch ließ er dies lieber, nickte nur. "Ja das tue ich in der Tat, ich musiziere auch selbst, ich spiele Harfe.." "Harfe... So viele Saiten, so viel zu stimmen...", dachte Jesko laut. "Aber schön", fügte Cedric hinzu. "Würde sich eigentlich gut machen in unserer Truppe... Aber dann jagt uns seine Großmutter ans Ende der Welt!" Korbinian lachte und lehnte sich leicht an Mael. "Die nicht, aber seine Eltern." "Benehmt euch ein bisschen, wir sind hier zu Gast", ermahnte Matthias sie, doch konnte er sich das eigene Grinsen kaum verbergen. Der Adelige hatte sich leicht gegen Korbinian gelehnt und lauschte den Worten der Spielleute, anscheinend schienen diese nichts sonderliches gegen ihn zu haben und das war doch schon mal etwas... Sogar Matthias hatte bisher noch nicht wirklich protestiert, was ihn verwunderte. Bei Korbinians Kommentar nickte er, dabei schief grinsend. "Wobei die nur Angst haben, dass ihrer Altersvorsorge was passieren könnte", brummte er dann verdrossen. Lukasz und Galen beobachteten Mael und Korbinian die ganze Zeit und warfen einander viel sagende Blicke zu, grinsten dreckig und tuschelten. "Wir werden morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen", wandte sich Matthias nun an Mael, "Erst mal Richtung Süden zum Meer hin. Was ist Euer erstes Ziel?" Mael fragte sich, was die beiden Spielmänner wohl zu tuscheln hatten, hakte aber nicht nach, da er es ohnehin wohl kaum erfahren würde. So wandte er sich lieber Matthias zu, warf dann seinem Schatz einen kleinen Blick zu. So wenig Zeit... Er hatte ja doch noch auf etwas Zeit zu zweit gehofft... "Ich habe kein bestimmtes Ziel, ich will einfach mal die Welt sehen, bisher kenne ich nur diesen Ort und meinen Heimatort, mehr nicht", erklärte er dann etwas beschämt lächelnd. "Da seid Ihr ja bei uns genau richtig gelandet. Uns gehört nämlich die ganze Welt!", verkündete Jesko fröhlich. Matthias nickte nur. "Wir folgen der Straße zurück, über die wir kamen, Ihr solltet uns also früher oder später finden. Aber jetzt sollten wir schlafen gehen, bevor wir morgen nicht raus kommen. Es ist schon spät..." Er sah seinen Bruder fragend an. "Kommst du mit oder bleibst du bei ihm?" Bei Jeskos Worten musste der Adelige lachen, langsam mochte er die Truppe wirklich, auch wenn er sie noch nicht allzu gut kannte. Aber sie schienen allesamt angenehme Zeitgenossen zu sein. "Das werde ich schon irgendwie hinbekommen, aber nun wäre es wirklich Zeit für Nachtruhe denke ich..." "Ich komme mit euch", antwortete Korbinian. Gern wäre er bei Mael geblieben, aber sie hatten noch ihre Sachen in ihrem Unterschlupf und er wollte keinem zumuten, seine Tasche zu tragen. Matthias nickte und erhob sich. "Dann auf. Richtet Eurer Großmutter nochmals vielen Dank und die besten Grüße von uns aus, Mael. Eine gute Nacht, Euch." Die Spielleute standen auf und gingen zurück zur Bühne um ihre Instrumente zu holen. Korbinian blieb zurück und ergriff Maels Hand. Dieser nickte bei Matthias` Worten lächelnd. "Das werde ich! Euch ebenfalls eine gute Nacht und einstweilen eine gute Reise!", verabschiedete er sich von den Spielleuten. Dann ergriff er Korbinians Hand und lächelte ihn leicht an. "Das lief doch besser als gedacht... Jetzt kann wirklich nichts mehr schiefgehen!" Er nickte und strahlte Mael an. "Wie ich es dir gesagt habe. Das Glück ist uns auch mal gewogen." Er gab Mael noch einen Kuss. "Schlaf gut, mein Prinz. Wir sehen uns bald wieder..." Heute fiel ihm der Abschied nicht ganz so schwer, denn er wusste, welch glückliche Zukunft ihnen bevorstand. Mael erwiderte das Lächeln und zum ersten Mal sah er dem nahenden Abschied positiv entgegen, da ihnen noch viele schöne Stunden bevorstehen würden. "Schlaf du auch gut mein Schatz, ich freue mich jetzt schon sehr auf unser Wiedersehen...", erwiderte er, schloss den Spielmann nochmal in seine Arme, ehe er sich zum Gehen wandte. Korbinian schaute Mael mit verliebtem Blick nach. Schade, dass sie nur so wenig gemeinsame Zeit heute gehabt hatten. Doch es wurde wirklich Zeit, schlafen zu gehen. Die Spielleute packten ihre Sachen und verließen das Anwesen. Eilig kehrten sie zurück in die kleine Hütte, die ihnen als Unterschlupf diente, um wenigstens ein paar Stunden zu schlafen, bevor sie aufbrechen würden. Auch Mael bedauerte dies natürlich, doch so konnte er sich wenigstens auf die bevorstehende Reise freuen. Auch er begab sich schließlich zu Bett, wollte am nächsten Tag schon recht früh aufbrechen. Seine Habseligkeiten waren schon fertig gepackt. Äußerst früh am Morgen erhoben sich die Spielleute von ihrem Lager, packten ihre letzten Sachen zusammen bevor sie sich kurz am Fluss wuschen und etwas frühstückten. Dann war es auch schon Zeit aufzubrechen. Die Sonne hatte den Horizont kaum verlassen und es war noch frisch. Doch das half sehr, wach zu werden. So folgten sie wie angekündigt der Straße nach Süden. Auch Mael schlief nur wenige Stunden und machte sich reisefertig, da er keinen allzu großen Abstand von den Spielleuten haben und sie schnellstmöglich einholen wollte. Er beschloss, den ersten Teil des Wege zu Pferde zurückzulegen und dieses dann zu verkaufen, wenn er die Anderen gefunden hatte, um zu Fuß weiterzugehen wie sie. So packte er noch etwas Proviant ein, ehe er seiner Großmutter noch einen Zettel hinterließ. Dann machte er sich auf den Weg gen Süden. Allzu groß war der Vorsprung der Spielleute auch nicht. Immerhin waren sie zu Fuß unterwegs mit ihrem kompletten Reisegepäck, hauptsächlich den Instrumenten, von denen jeder von ihnen einen Teil trug. Korbinian spürte die neugierigen Blicke seiner Kameraden, doch er ignorierte diese konsequent. Er hatte keine große Lust, nun in allen Einzelheiten zu berichten, was sie wissen wollten. Es war beinah Mittag, als sie das nächste Dorf erreichten. Dort wollten sie rasten. Der Adelige ließ sich keineswegs hetzen, zumindest am Anfang der Reise, doch dann beschloss er das Tempo etwas anzuheben, um schneller voranzukommen. Auch er rastete gegen Mittag im selben Dorf wie die Spielleute. Er hatte sich auf einer Bank am Marktplatz niedergelassen und verzehrte etwas von seinem Proviant. Etwas schob sich über Maels Schulter. Ein kleiner Stängel mit blauen Blüten. Vergissmeinnicht. "Dies soll ich Euch von Eurem Liebsten bringen, junger Herr", flüsterte ihm jemand ins Ohr. "Er verzehrt sich vor Sehnsucht nach Euch..." Korbinian lächelte Mael liebevoll an. Hatten sie einander nun doch noch gefunden. Erstaunt blickte er auf die kleine filigrane Blume, doch als er die ihm mittlerweile so vertraute Stimme vernahm, stahl sich ein seliges Lächeln auf seine Lippen und er drehte sich langsam zu Korbinian, um sich dann zu erheben und diesen zu umarmen. Die ist aber wunderschön... Und soll ich Euch was verraten? Ich habe mich ebenfalls nach meinem Liebsten verzehrt, konnte an nichts Anderes denken...", wisperte er zurück. Korbinian legte die Arme um Mael und drückte ihn an sein Herz. Wie erleichternd es doch war, dies zu tun, ohne die Angst, erwischt zu werden. "Jetzt sind wir ja wieder zusammen. Hattest du eine gute Reise bisher?" Er musterte ihn eingehend und wollte ihm die Blume hinter das Ohr stecken. "Sie passt gut zu deinen Augen..." Der Andere schlang ebenfalls die Arme um seinen Liebsten, lehnte sich vertrauensvoll an diesen und schloss zufrieden für einen kleinen Moment seine Augen. Auch wenn sie nur wenige Stunden voneinander getrennt gewesen waren, so hatte er den Spielmann doch schrecklich vermisst. Er konnte und wollte mittlerweile auch nicht mehr ohne den Anderen sein. "Ja und ihr? Ich freu mich so, dass ich nun bei dir sein kann, ohne dass wir Angst haben müssen, erwischt zu werden!" "Ja, bisher schon. Matthias ist ein wenig unzufrieden, da wir bis hierher so lange gebraucht haben... Aber wir haben es ja nicht eilig. Doch magst du nicht zu uns kommen?" Korbinian deutete in Richtung einer Gasse, an deren Ende sich die Spielleute niedergelassen hatten und pausierten. Mael nickte beiläufig bei Korbinians Worten, folgte dessen Blick und nickte dann. "Gerne! Ich möchte nur später noch mein Pferd verkaufen und mit euch zu Fuß weitergehen, aber das kann ich ja später noch erledigen", erklärte er. Fragend sah er Mael an. "Wieso das denn? Du kannst doch ruhig reiten, uns macht das nichts aus..." Er machte sich auf den Weg zu seinen Kameraden, winkte Mael zu, ihm zu folgen. Dieser zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen. "Ich dachte nur das wäre unfair euch gegenüber und mir würde es auch nichts ausmachen zu Fuß zu gehen.. Aber wir könnten das Pferd als Lasttier nehmen, dann müsst ihr nicht immer die schweren Taschen tragen..." "Das ist nett von dir. Wenn das arme Tier sich das denn gefallen lässt..." Die anderen Spielleute begrüßten Mael freundlich als sie diesen erblickten. Jetzt war ihr Trupp vollzählig. "Keine Sorge das tut es, ich weiß es aus Erfahrung. Es wird manchmal für kleinere Transporte benutzt", erklärte Mael, während er sich mit Korbinian zu dessen Gefährten begab, welche er nicht weniger freundlich begrüßte. Er freute sich schon sehr auf die Reise... Matthias nickte Mael zu. "Ihr seid tatsächlich gekommen..." Er warf einen kurzen Blick auf seinen Bruder. "Setzt Euch doch noch einen Moment, wir wollen heute noch weiter ziehen. Es lohnt sich für uns nicht, hier zu bleiben." Mael nickte Matthias ebenfalls zu, legte dabei einen Arm um Korbinian, blickte kurz zu diesem, dann wieder zu dem anderen Spielmann, ehe er sich setzte. "Natürlich bin ich das, ich halte mein Wort vor Allem, wenn es um jemanden geht, der mir wichtig ist..." Korbinian lächelte glücklich vor sich hin. Es war schön, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Aber schon wieder wurde hinter ihnen getuschelt. "Hättest du das gedacht?", flüsterte Galen seinem Nebenmann zu. "Ich hoffe, Ihr bereut Eure Entscheidung nicht", meinte Matthias nur und setzte sich ebenfalls wieder auf seinen Platz. Mael blickte zu Korbinian und es freute ihn ungemein, dass er sich freute, ging es ihm ja nicht anders. Das Getuschel ignorierte er mal wieder geflissentlich, interessierte es ihn nicht, was Andere über sie dachten. Hauptsache, er konnte Korbinian glücklich machen, alles Andere zählte nicht. Verblüfft sah er Matthias an, schüttelte dann bestimmt den Kopf. "Gewiss nicht ,warum auch?" Matthias machte nur eine vage Geste als Antwort. Zwar gestand er dem jungen Paar jetzt schon eine größere Chance zu, glücklich zu werden, doch ganz überzeugt war er noch nicht. Mael konnte nicht wissen, dass er ähnliche Szenen schon bei anderen Spielleuten gesehen hatte und daher wusste, dass das Leben auf der Straße eine harte Prüfung für die Liebe sein konnte. Korbinian lehnte sich nur glücklich gegen seinen Geliebten und schwebte gerade auf seinem eigenen Wölkchen über all den weltlichen Problemen. Der Adelige war sich durchaus bewusst, dass er nicht ein einfaches Leben erwarten durfte auf der Straße, da die ganzen romantischen Vorstellungen vom Spielmannsleben nicht wirklich stimmten, deshalb erwartete er auch nicht zu viel. Da fiel ihm noch was ein, weshalb er sich zu Matthias drehte. "Ich bin zu Pferd gekommen, aber ich will nicht reiten und keine Sonderbehandlung, deshalb würde ich Euch mein Pferd gern als Lastentier zur Verfügung stellen.." Die Spielleute blickten auf und einander erstaunt an. Ein Lastentier? Hinter Mael erklang ein dankbares und erleichtertes Seufzen. Matthias wirkte positiv überrascht. "Das ist sehr freundlich von Euch, vielen Dank." Die Spielleute beendeten ihr Mittagessen und sammelten anschließend ihre Taschen wieder ein. Korbinian gab Mael noch einen Kuss auf die Wange und erhob sich dann ebenfalls um seine eigene Reisetasche wieder auf die Schulter zu nehmen. Der Neuzugang der Truppe freute es sehr, dass sein Angebot so positiv von den Spielleuten aufgenommen wurde, so zogen sie doch alle einen gewissen Nutzen daraus. "Einen Moment bitte, ich hole es schnell, dann können wir dort das Gepäck aufladen!"; erklärte er und begab sich eilig davon, um einige Minuten später mit Pferd wiederzukommen. In der Zwischenzeit hatten sie ihre Sachen umgepackt, sodass sie die schweren, sperrigen Dinge möglichst platzsparend auf drei Taschen verteilt hatten und selbst nur noch ihr leichtes Gepäck wie Kleidung, Essgeschirr und solche Dinge zu tragen hatten. Sie bedankten sich noch einmal bei Mael und luden dann die schweren Taschen dem Pferd auf. Korbinian musterte das Tier neugierig. Er mochte Pferde, hatte aber auch gehörigen Respekt vor diesen großen, kräftigen Tieren. Mael packte mit an, wo er nur konnte, da er sich ja nicht nachsagen lassen wollte, dass er ein fauler Adeliger sei, der anderen die ganze Arbeit überließ. Als das Pferd beladen war, nahm er die Zügel des Tieres und wartete darauf, dass die Truppe sich in Gang setzte. Er war schon sehr gespannt, was sie auf der Reise wohl erleben würden.. Noch einmal ließ Matthias den Blick durch die Runde und auch über ihren Lagerplatz schweifen, ob auch niemand etwas vergessen hatte. Da dies nicht der Fall war, nickte er zufrieden und gab den Spielleuten ein Handzeichen. Auf dieses Kommando hin setzte sich der Trupp in Bewegung und folgte einer Straße, welche sie weiter nach Süden führen würde. Korbinian lief neben Mael her und lächelte ihm zu. Mael wartete geduldig, bis die Spielleute losmarschierten, um es ihnen dann gleichzutun, das Lastentier dabei am Zügel hinter sich herführend. Glücklich erwiderte er Korbinians Lächeln und er war sich so ziemlich sicher, dass es von nun an nur noch bergauf gehen würde für sie beide Sobald das Dorf außer Sichtweite war, griff Korbinian nach Maels Hand. Hier auf der Straße mussten sie sich ja nicht um Passanten kümmern, die etwas gegen sie sagen könnten. Er fühlte sich ein bisschen wie im Traum, hatte er doch jetzt alle Menschen, die ihm wichtig waren, um sich und musste keinen von ihnen verlassen um bei dem Anderen sein zu können. Was wollte er mehr? Nur zu gerne nahm der andere Mann Korbinians Hand in die Seine, hielt diese sanft fest, schlenderte so gemächlich hinter den Anderen her, besah sich dabei wie ein neugieriges Kind die Umgebung, da er ja noch nie wirklich weit herumgekommen war. Auch er fand es einfach nur schön bei seinem Liebsten sein und mit ihm die Welt sehen zu dürfen. Von der meisten Last befreit kamen die Spielleute schon viel schneller voran und waren auch gleich viel besser gelaunt. So begannen sie schon bald damit, Wanderlieder zu singen, passten ihre Schritte dem Rhythmus der Lieder an. Es schien wirklich so, als könne ihnen nichts und niemand diesen Tag verderben. Mael folgte ihnen nicht minder gut gelaunt, im Moment hätte ihm nichts und niemand die Laune vermiesen können. Wenn ihm der Text bekannt war, sang er tatkräftig mit und war einfach nur wunschlos glücklich momentan.. Korbinian nahm seine Mütze ab, an der noch immer blaue Federn steckten und setzte sie ganz frech Mael auf den Kopf. Jetzt passte er auch optisch ganz gut zu ihnen. "Du singst gut", meinte er zu seinem Geliebten und lächelte ihn an. Der Angesprochene musste lachen, als sein Liebster ihm die Mütze mit den Federn aufsetzte, eigentlich hatte er es ja nicht so mit Farben aber Korbinian zuliebe machte er eine Ausnahme. Er wurde sofort rot, als er das Kompliment des Spielmannes vernahm. "Ach was, eher durchschnittlich würde ich sagen", erwiderte er verlegen, während er seinen Weg fortsetzte. Der Spielmann stupste Mael an. "Mach dich doch nicht schlechter, als du bist. Mir gefällt dein Gesang. Wirklich!" Korbinian griff wieder nach dessen Hand. Er könnte nicht glücklicher sein als jetzt in diesem Moment. Matthias warf ihnen ab und an einen kurzen Blick zu, doch er ließ nicht erkennen, was er dachte. Mael zuckte lächelnd mit den Schultern; es war nicht seine Absicht gewesen, aber er sah dies eben so und warum nicht offen seine eigene Meinung kundtun? "Danke, es bedeutet mit viel, das aus deinem Mund zu hören...", erwiderte er geschmeichelt. So ging er ruhig weiter, störte ich auch nicht an Matthias` Blicken. Korbinian gab Mael einen Kuss auf die Wange. "Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich bin, dass du hier bist." Er hoffte zwar, dass sich Maels Großmutter keine allzu großen Sorgen um ihren Enkel machte, aber um nichts auf der Welt hätte er seinen Geliebten jetzt wieder hergegeben. Ihr erster Reisetag war bisher gut verlaufen und wenn alle folgenden auch so wurden, konnte er mehr als nur zufrieden sein. Der Jüngere lächelte seinen Schatz sichtlich glücklich an, erwiderte das Küsschen. Seine Großmutter würde sich keine Sorgen machen, wusste sie ihren Enkel ja in guten Händen, denn sie vertraute Korbinian vollkommen. "Wo genau geht es nun eigentlich hin?" "Heute erst mal nur weiter nach Süden", beantwortete Lukasz die Frage. "Wir übernachten auf einem verlassenen Hof und ziehen dann morgen weiter bis zur nächsten Hafenstadt und wenn wir Glück haben, können wir gleich per Schiff weiter." Korbinian machte eine vage Geste. "Das wird nicht die schönste Station unserer Reise, aber sicher eine Sehenswerte." "Jetzt erzählt ihm bloß keine schlimmen Geschichten aus der Großstadt!", ermahnte sie Matthias. Aufmerksam hörte Mael zu, nickte dann zustimmend, da ihm klar war, dass sie zu Fuß ja auch nicht allzu schnell waren, hatten sie doch ohnehin schon einiges an Weg hinter sich gebracht. Bei Matthias` Kommentar lachte er aus vollem Halse, lächelte diesen freundlich an. "Keine Sorge, ich weiß schon ein wenig, was auf mich zukommt, ich bin keiner, der sich blauäugig durch das Leben bewegt und mir ist klar, dass das Leben hier draußen oft alles Andere als angenehm ist. Ich bin nicht so wie die Meisten meinesgleichen...." Die Spielleute sahen einander an und lachten, grinsten als wüssten sie etwas, das ihr „Neuzugang“ nicht wusste. Korbinian legte einen Arm um seinen Schatz und lächelte ihn fast nachsichtig an. "Mael glaub mir, du hast keine Vorstellung, was in dieser Stadt los ist. Es ist das absolute Gegenteil von dieser beschaulichen Gegend hier..." "Er wird es noch früh genug sehen", unterbrach ihn Lukasz. "Und wenn ich mich recht erinnere, mein lieber Korbinian, wart ihr zwei Landeier auch ein wenig verloren in der großen weiten Stadt, bei eurer ersten Reise dorthin...", fügte Jesko hinzu, "Da muss jeder durch." Mael sah nun wohl leicht bedröppelt und überfordert drein, da er nicht so recht wusste, warum sich sie Spielleute so amüsierten, aber würden sie wohl ihre Gründe haben... "Inwiefern denn? Ist es in der Stadt denn so schlimm?", erkundigte er sich neugierig. "Schlimm nicht, aber..." "Es gibt nichts, was es dort nicht gibt..." "Es ist laut, schrill... ungezügelt..." "Wild und nicht ganz ungefährlich." Das waren die Antworten, die Mael so bekam. Korbinian drückte ihn leicht an sich. "In diesen Städten macht man das meiste Geld damit, zu handeln oder den Leuten Unterhaltung jeder Art zu bieten und so geht es da auch zu. An jeder Ecke gibt es Alkohol, Musik und Frauen zu kaufen..." Der Adelige verzog das Gesicht ein wenig, bei seiner dummen Fragerei und dem Gelächter der Spielleute kam er sich immer mehr vor wie ein dummer Trottel, der nichts von den Vorgängen in der Welt wusste, was ja in gewissem Maße ja auch zutraf. So lauschte er einfach, um zu lernen und nicht mehr ganz so unbeholfen zu wirken. Doch sie meinten es ja nicht mal böse. Vielmehr hatten sie Mael als ihren Schüler adoptiert und auf die Lehrlinge musste man ja aufpassen. "Mach dir keine Gedanken", meinte Korbinian zu ihm, "Wir sind auch nicht mit dem Wissen auf die Welt gekommen. Halt dich an uns, dann kann dir nichts passieren." Ihm war klar, dass sie es keineswegs böse meinten, vielmehr ärgerte er sich über sich selbst, über das was er war. Ein verwöhnter Adeliger, der vom Leben eigentlich so gut wie keine Ahnung hatte... Doch er versuchte die Sache zu vergessen, lächelte Korbinian dann wieder an. Schließlich war er ja lernfähig.. Da das Thema nun vorerst abgehakt war, nahmen die Spielleute ihren Gesang wieder auf und folgten einfach weiter dem Weg. Der Himmel färbte sich bereits langsam ein wenig rot, als in der Ferne die Umrisse einiger Gebäude sichtbar wurden. Korbinian hob die Hand und deutete in deren Richtung. "Dort werden wir übernachten", meinte er zu seinem Liebsten. "Nicht so schön wie bei dir zuhause, aber trocken und wir können Feuer machen." Mael lauschte interessiert, aber nicht minder beschämt, da ja eigentlich immer von ihm erwartet wurde, dass er weltgewandt war, doch dies war nicht wirklich der Fall. Aber dazu diente letzten Endes ja auch die Reise, auch wenn diese eigentlich nur ein Alibi gewesen war. "Ich bin auf jedenfall gespannt auf die Großstadt, sie ist doch bestimmt sehenswert..." Korbinian nickte. "Sehenswert ist sie und auch sehr schön. Also... wenn man sich für Architektur interessiert. Und es sind sicher auch einige hohe Persönlichkeiten in der Stadt, die du kennenlernen kannst..." Sie verließen nun die Straße und näherten sich dem Haus über ein brach liegendes Feld. Hier wuchs kein Korn mehr, nur vereinzelte Blumen und Gräser. Nun machte Mael große Augen und war gespannter denn je, was ihn wohl erwarten würde, da er schon immer sehr empfänglich für Architektur gewesen war. Neue Leute musste er nicht unbedingt treffen, darauf legte er nicht so großen Wert, schon gar nicht wenn diese Leute von höherem Rang waren, da diese Menschen oft nur eingebildet und selbstverliebt waren... "Und was das Haus angeht, in dem wir nächtigen war mir schon bewusst, dass es wohl kaum luxuriös sein wird und ich lege auch keinen großen Wert darauf", erklärte er lächelnd. Der Spielmann stieg über die Überreste einer Mauer hinweg und lächelte Mael an. Er freute sich wohl schon sehr darauf. Und ihn freute es, dass Mael sich freute. Doch sie würden sehen, was die Stadt für sie bereithalten würde. "Mal sehen, ob du das später auch noch sagst..." Lukasz und Jesko gingen voraus und entzündeten vor der Tür bereits ein paar Kerzen, denn drinnen würden sie wohl kaum viel Licht finden. "Gut, Galen, du kümmerst dich um das Pferd, im Stall ist sicher ein schöner Platz", gab Matthias gleich Kommandos, "Korbinian, du kannst schon mal Feuer machen, Jesko kümmert sich um das Abendessen, Lukasz macht unser Nachtlager bereit, Cedric und ich kümmern uns um das Gepäck." Sein Blick wanderte zu Mael und er sah ihn nachdenklich an, so als wüsste er nicht genau, was er mit ihm nun anfangen sollte. Mael folgte den Anderen wortlos, ehe die kleine Gruppe ihr Ziel schließlich erreicht hatte. Als Matthias dann gezielt die Aufgaben verteilte, fühlte er sich im ersten Moment etwas fehl am Platz, doch dumm rumstehen wollte er nicht. "Ich helfe Korbinian mit dem Essen", erklärte er deshalb schnell, holte seine Tasche hervor, um seine Vorräte zu denen der Spielleute zu legen, Da würden sie doch bestimmt was gutes zubereiten können.. Matthias zuckte mit den Schultern und half seinem Kameraden, das Pferd von seiner Last zu befreien. Dem Inneren des einst wohl recht hübschen Bauernhauses sah man deutlich an, dass es jetzt schon lange Zeit nur Vagabunden als Lagerplatz diente. Überall fanden sich fast abgebrannte Kerzen, von denen die Spielleute schon einige entzündet hatten. Lukasz hatte einen Reisigbesen aus einer Ecke genommen und fegte damit grob die Stube aus, in der sie nächtigen wollten. Korbinian kniete vor dem Kamin und schob erst mal all die Asche und nicht mehr brauchbaren Holzreste zur Seite, bevor er Holz dort aufschichtete und Zunder zwischen die Scheite steckte. Jesko blickte auf, als Mael seine Sachen zu ihren Vorräten legte. Fragend sah er ihn an. Dieser hatte sich nun daran gemacht, die Vorräte durchzusehen, um zu eruieren, was alles zur Verfügung stand, um dann nach Kochgeschirr zu suchen. Er lächelte Jesko freundlich, aber auch etwas leicht verwirrt an, er machte doch nichts falsch oder etwa doch? "Ich dachte mir nur, wenn wir schon zusammen reisen, lasse ich euch auch an meinen Vorräten teilhaben, ich habe etwas Gemüse dabei, damit kann ich bestimmt was Gutes für uns alle kochen. Oder ist das nicht in eurem Sinne?" Inzwischen hatte Korbinian den Zunder ans Brennen bekommen. Bald hätten sie ein schönes Feuer... Jesko wandte den Blick nicht von Mael ab. "Das ist sehr freundlich von Euch." Kurz senkte er den Blick auf die Vorräte. "Ihr könnt kochen?", hakte er etwas skeptisch nach, holte dann aber aus einer ihrer Taschen einen kleinen Topf und ein Messer hervor. Der Gefragte zuckte mit den Schultern, lächelte dann wieder freundlich und verlegen. "Naja, ich kann nicht sonderlich gut kochen, aber ab und an koche ich mit meiner Großmutter, auch wenn dies für den Adel nicht wirklich üblich ist.. Doch wenn es nach mir ginge, würde ich diesen Titel auch gern ablegen...", erzählte er dann offen. Jesko nickte verstehend und schaute nun seinerseits die Vorräte durch. "Gut, gut... Dann versucht es nur mal. Die Bande isst so ziemlich alles." Sein Blick ruhte einen Moment auf Mael. "Kommt Ihr deswegen mit uns? Um heimlich fortzulaufen, sobald Ihr nicht mehr in Reichweite Eurer Familie seid?" Inzwischen war Lukasz mit fegen fertig und schüttete aus zwei Beuteln Stroh auf den Boden, welches er zu 'Betten' zurecht schob und jeweils eine Decke dazu legte. Ein Nachtlager für jeden... Mael nickte bei Jeskos Kommentar und lachte abermals. "Ich will mein Bestes geben!", erklärte er, während er anfing, Gemüse zu schälen und zu zerkleinern. Doch dann wurde sein Blick ernst und er schüttelte den Kopf. Sollte er die Wahrheit sagen? Doch vermutlich hatten die Anderen eh schon kapiert, was Sache war. "Nein, der Grund warum ich mit euch reise ist zum Einen, um mehr von der Welt zu sehen und zum Anderen, weil ich mit Korbinian zusammen sein möchte, ohne Angst zu haben, dass ihn meine Eltern erwischen. Aus diesem Grund könnte ich auch nie davonlaufen, weil ich ihn und euch all nur in Gefahr brächte..." Der fremde Spielmann musterte ihn eingehend. "Hm... Und wie lange wollt Ihr mit uns reisen?", fragte er und half Mael mit dem Gemüse, "Und nach Eurer Rückkehr bleibt er dann bei Euch, oder wie soll ich das verstehen?" Kurz sah er zu Korbinian, der noch ein paar Kerzen im Raum verteilte. Nun wurde Mael sehr nachdenklich, denn soweit hatte er das Ganze noch nicht bedacht. Auch er sah kurz zu Korbinian, musterte diesen eingehend, ehe er weiterschnippelte. "Ich weiß nicht... Nicht allzu lange, das würde verdächtig aussehen sonst... Und danach... Werde ich Korbinian wohl ziehen lassen müssen, auch wenn es mir schwerfällt, aber es wird wohl besser so sein... Er hatte zwar mal die schwachsinnige Idee, als Mätresse bei mir zu leben, doch will ich dies nicht, das wäre nicht gut..." Jesko prustete los und erstickte das Lachen mit seinem Ärmel. "Ja, so eine Idee kann ja nur von ihm kommen! Obwohl es angesichts Eurer Lebensumstände sicher keine so Schlechte ist. Aber für ihn sicher nicht ganz ungefährlich..." Er zuckte mit den Schultern und ließ eine Hand voll Möhrenscheiben in den Topf fallen. "Und wie ich ihn kenne, wird er auch versuchen, seinen Kopf durchzusetzen, auf die eine oder andere Art." Mael schüttelte seufzend den Kopf, ehe er geschnittene Kartoffeln hinzugab, ehe er begann, etwas Trockenfleisch zu zerschneiden und in den Topf zu schmeißen. "Ich will aber nicht, dass er in Schwierigkeiten kommt, dass er vielleicht irgendwann am Galgen endet... Aber das kapiert er einfach nicht..." "Oh, das hat er noch nie kapiert. Fragt Matthias, der hat das schon mal mitgemacht. Aber erst mal sind wir ja auf Reisen und so schnell werden wir auch nicht umkehren." Jesko wandte sich der nächsten Zutat zu. "Ihr habt also noch einiges an Zeit mit Eurem Geliebten vor Euch..." Abermals musste er lachen, doch dann verschwand das Lachen wieder aus seinem Gesicht, wich der Ernsthaftigkeit. Einerseits hatte Jesko zwar Recht, aber andererseits.. bei so vielen Spielleuten auf einem Haufen blieb wohl wenig Zeit für Zweisamkeit... Langsam fand sich der Rest der Gruppe in der Stube ein und nahm reihum auf dem Boden Platz. Die Spielleute legten ihre Mäntel und Mützen ab und jeder eroberte eines der Nachtlager für sich. "Geht nur zu ihm, ich kümmere mich um den Rest", meinte Jesko und deutete mit einem Nicken in Richtung ihres jungen Sängers. Gespannt beobachtete der junge Adelige das Eintreffen der restlichen Spielleute, ehe er sich mit einem äußerst dankbaren Lächeln bei Jesko erkenntlich zeigte. Dann nahm er die Aufforderung nur zu gerne an, gesellte sich sofort zu Korbinian, einen Arm um diesen legend. Gleich lehnte sich Korbinian gegen Mael und lächelte ihn glücklich an. Davon hätte er vor ein paar Tagen nicht mal zu träumen gewagt. Doch nun hatte er ihn hier, dicht neben sich und weit weg von allen Schwierigkeiten. Jesko ging zum Kamin hinüber und machte dort weiter damit, ihnen etwas zu Essen zuzubereiten. Mael erwiderte das Lächeln überglücklich, konnte es immer noch nicht wirklich fassen, dass er sich wirklich in den Armen seines Liebsten befand und diesen fortan jeden Tag um sich haben konnte, ohne Angst haben zu müssen, entdeckt zu werden. "Ich hoffe nur, dass die nächste Zeit kein böses Erwachen auf uns zukommt...", erklärte er, ehe er einen Blick zu Jesko warf. "Sollen wir ihm nicht helfen? Ich will keinen schlechten Eindruck bei deinen Leuten hinterlassen..." Korbinian legte nun beide Arme um Mael. Über diese Möglichkeit wollte er gar nicht nachdenken. Sie hatten einander und sollten glücklich darüber sein. "Lass nur. Du hast uns doch schon sehr geholfen heute. Und mit Kochen wechseln wir uns immer ab. Heute ist er eben dran... Mach dir nicht immer so viele Gedanken." Kurz blickte er zu Jesko, dann wieder zu Mael. "Essgeschirr hast du selbst dabei, oder?" Der Andere ließ sich dies natürlich nur zu gern gefallen und schmiegte sich ebenfalls dicht an seinen Liebsten heran. Er musste zugeben, das Korbinian wohl Recht mit seiner Antwort hatte, da er sich ja wirklich immer zu viele Gedanken machte. "Du hast ja Recht, aber so bin ich eben dummerweise... Und was das Geschirr angeht, habe ich natürlich welches dabei, ich habe an alles gedacht", erklärte er grinsend. Der Spielmann lächelte ihn an und gab Mael einen Kuss auf die Wange. "Sehr schön... Um dich muss ich mir wohl keine allzu großen Sorgen machen." Bisher schlug sich der junge Adlige jedenfalls gut in der großen, weiten Welt. Auf der anderen Seite des Raumes erklang ein unterdrücktes Gekicher und jemand flüsterte. "Junge Liebe eben..." Mael grinste ebenfalls, drehte sich dann zu seinem Partner um, ehe er diesem frech die Zunge raus streckte. "Mach dich nur über mich unbeholfenen Tollpatsch lustig...", schmollte er amüsiert, ehe er verwundert zu den kichernden Personen hinüber sah. Was war denn bitte so lustig an der Liebe zwischen ihm und Korbinian? "Och..." Korbinian sah Mael mitleidig an und streichelte ihm die Schulter. "Du armes Ding..." Cedric neben ihnen ließ sich lachend auf das Stroh fallen. Auch Lukasz grinste sie von seinem Lager her an. "Macht nur weiter, das ist unheimlich unterhaltsam..." Mael setzte einen gekonnten Hundeblick auf mit dazu passendem Schmollmund, ehe er sich gegen den Anderen Mann lehnte und diesen ansah. "Nicht wahr?" Dann blickte er wieder zu Cedric und Lukasz, grinste die Beiden frech an. "Ach wir erheitern euch also?" Lukasz nickte bestätigend. "Auf jeden Fall..." Da trat Jesko mit dem Topf wieder in ihre Mitte. "Ich will euch ja nicht stören, aber das Essen ist fertig", meinte er und warf einen Blick in die Runde. Die Spielleute erhoben sich und holten rasch ihre Schalen und Löffel aus ihren Reisetaschen, so als würde der Letzte nichts mehr kriegen. Auch Mael war froh darum, dass es Essen gab, so musste er sich nicht weiter sagen lassen, dass er Andere erheitere. So begab er sich ebenfalls zu seiner Reisetasche, um das Essensgeschirr aus dieser zu holen und sich einzureihen. "Das duftet wunderbar!", meinte er lächelnd. Jesko verteilte an die Spielleute das Essen, gab sich dabei Mühe, dass jeder gleich viel bekam. Wer schon hatte setzte sich wieder auf seinen Platz und jetzt herrschte er mal Ruhe. Nach so einer langen Wanderung waren sie alle sehr glücklich mit ihrem Abendessen. Trinkwasser wurde herumgereicht, auch an Mael. Dieser holte sich seine Portion ab und nahm Platz, um erst mal ruhig seine Mahlzeit zu sich zu nehmen, den Wasserschlauch nahm er dankbar entgegen, reichte diesen sodann weiter. Als er fertig war, erhob er sich und sah sich nach einer Gelegenheit um, um sein Geschirr zu säubern. Nach und nach beendete auch der Rest das Mahl, doch sie warteten, bis auch der Letzte fertig war. Dann machte Jesko einmal mit dem leeren Topf die Runde und jeder legte sein Geschirr hinein. Damit machte er sich auf den Weg in die Küche, dicht gefolgt von Korbinian. Sie hatten heute wohl Spüldienst. Der junge Sänger nahm dabei gleich einen Teller mit brennenden Kerzen mit, denn die Stube war als einziges im Haus beleuchtet. Mael sah schließlich Korbinian hinterher, als dieser zusammen mit Jesko zum Abspülen ging, ehe er ihnen folgte. "Kann ich euch helfen, in dem ich das Geschirr abtrockne?", bot er freundlich seine Hilfe an, da er es einfach hasste, tatenlos herum zu sitzen. Korbinian holte gerade Wasser von draußen, während Jesko ein paar Tücher bereit legte. "Natürlich könnt Ihr helfen", erwiderte er schlicht und reichte Mael ein Tuch. Ihr Sänger kehrte zurück und stellte den Wassereimer auf den Küchentisch. Mehr hatten sie nicht zum Spülen. Ein großer Teil von dem, was sich einst im Haus befunden hatte, war schon lange fort oder unbrauchbar. Jesko nahm sich das Geschirr und den Topf, spülte jedes Teil einzeln und reichte es dann an einen der Beiden weiter zum Trocknen. Der neue Mitreisende nickte, griff sich sogleich ein Trockentuch und begann mit der Arbeit, aber dann hielt er kurz inne und sah Jesko an. "Ich hätte eine Bitte... Mir wäre es lieber, wenn du mich duzen würdest, schließlich bin ich nichts Besseres als ihr, nur weil ich von Adel bin...", erklärte er, seine Arbeit dabei weiter fortführend. Jesko sah den jungen Adligen nachdenklich an, nickte dann schließlich. "Wie du willst." Schweigend reichte er Stück um Stück weiter, bis auch der letzte Löffel sauber war und er sich dem Topf zuwandte. "Mach dir nichts aus dem Gekicher und den blöden Bemerkungen", ergriff Jesko erneut das Wort. "Liebe ist ihnen fremd, deshalb finden sie das so unterhaltsam. In dem Punkt sind sie wie kleine Kinder." Sein Blick ruhte kurz auf Korbinian, der es aber entweder nicht merkte oder ignorierte. Zufrieden nickte Mael, bedankte sich dann nochmals höflich bei Jesko für dessen Verständnis, ehe er fleißig weiterarbeitete, denn er wollte ja weiterhin einen möglichst positiven Eindruck hinterlassen. Er nickte zustimmend und lächelte. "Ich habe das nicht wirklich ernst genommen, aber in Zukunft weiß ich ja nun wie ich damit umgehen muss", erklärte er. Es freute ihn ohnehin ungemein, dass die Beziehung zwischen Korbinian und ihm hier anscheinend toleriert wurde, er hatte Anderes erwartet. Als sie fertig waren, wurde wieder alles ordentlich gestapelt und in die Stube getragen. Nicht mal die feuchten Tücher ließ Jesko zurück, hängte diese stattdessen in der Nähe des Feuers zum Trocknen auf. Jeder nahm sein Geschirr wieder an sich und verpackte es. Matthias warf einen Blick aus dem Fenster. "Wir sollten nicht mehr zu lange wach bleiben. Morgen müssen wir noch ein gutes Stück laufen bis zum Hafen." Auch beim Aufräumen packte Mael natürlich wieder mit an, so gut er konnte, ehe er sein eigenes Geschirr an sich nahm, um dieses wieder in seinem Rucksack zu verstauen. Zu Matthias Worten nickte er leicht, denn was ihn betraf so war er froh, ein wenig Schlaf zu bekommen, auch wenn er kein Mensch war, der viel davon benötigte. Korbinian setzte sich wieder auf sein Strohlager und streckte sich. Ja, schlafen war eine gute Idee. Die letzten Tage waren durchaus anstrengend gewesen und die heutige Wanderung doch weit. Rings um sie herum begann das große Geraschel. Die Spielleute legten zum Teil ihre Kleider ab und hüllten sich in ihre Filzdecken. Lukasz und Jesko löschten die Kerzen, bis nur noch das Feuer als Einziges Licht spendete. Natürlich bezog Mael das Strohlager dicht neben Korbinian und als er sich niederlegte, merkte er erst, wie anstrengend der Tag eigentlich gewesen war, da alle Anspannung von ihm abfiel. Aber er beklagte sich nicht, schließlich war es ja sein Wunsch gewesen mit den Spielleuten zu reisen. Zufrieden streckte er sich auf dem Lager aus, wobei sein Arm sich zu Korbinian rübertastete, um diesem kurz über das Haar zu streichen. Der junge Spielmann rückte dicht an Mael heran und lächelte ihn an. Das hier hätte er sich vor ein paar Tagen noch niemals träumen lassen. Und nun waren sie hier... Und Mael bekam nun reichlich Eindrücke vom Alltag eines Spielmanns. Korbinian hoffte, dass er sich hier auch wohl fühlte und nicht so schnell Heimweh bekam. "Schlaf gut", flüsterte er und gab seinem Geliebten noch einen Kuss, bevor er sich neben ihm in sein Lager kuschelte und die Augen schloss. Endlich Schlaf... Mael erwiderte das Lächeln zufrieden und kam für sich zu dem Schluss, dass das ganze zwar ungewohnt aber bestimmt auch sehr lehrreich und interessant werden würde. Das Thema Heimweh war bei ihm nicht der Fall, da er nicht allzu sehr an dieser hing, zumindest nicht nach seinem richtigen Zuhause bei seinen Eltern.... "Schlaf du auch gut, bis morgen", erwiderte er leise und kuschelte sich etwas an Korbinian heran, den Kuss kurz erwidernd. Anschließend schlief auch er friedlich ein. Die Nacht brach nun vollends über das kleine Fleckchen Land herein, brachte Dunkelheit und Kühle mit, die durch alle Ritzen im Holz kroch. Lediglich das niederbrennende Feuer im Kamin spendete ihnen noch etwas Licht und Wärme. Und mit der Nacht kamen auch die Geräusche, wie man sie in alten Häusern vernehmen konnte. Es knackte im Gebälk und irgendwo trippelte etwas über ihnen vorbei. Von draußen drangen ebenfalls tierische Laute und gelegentlich das Rauschen des Windes herein. Die Spielleute störte das nicht. Sie kannten es kaum anders. Von ihnen kam nur leises Atmen und ab und an ein Rascheln im Stroh, wenn sich einer von ihnen umdrehte. Mael wunderte sich, dass die Spielleute so friedlich schlafen konnten bei den unendlich vielen Geräuschen um sie herum. Anfangs hatte er noch einigermaßen schlafen können, doch mittlerweile wälzte er sich unruhig im Stroh umher. Er hofft nur, dass er sich irgendwann dran gewöhnen würde... Korbinian murrte leise im Schlaf und drehte sich um, legte dabei einen Arm locker um Mael. Er schlief so friedlich, als hätte er Watte in den Ohren. Im oberen Stockwerk knallte etwas, doch auch das schien nicht wirklich zu interessieren. Nur einer hob kurz den Kopf, schlief aber sofort weiter. Vor der Tür schrie eine Eule und nun schien auch der Mond zu einem der Fenster hinein, tauchte sie alle in sein bläuliches Licht. Diese erste Nacht in 'freier Wildbahn' würde der junge Adlige wohl nicht so schnell vergessen... Mael wurde schier wahnsinnig bei den vielen verschiedenen Geräuschen und konnte nicht verstehen, dass die anderen dabei so ruhig schlafen konnten, aber die waren es wahrscheinlich einfach gewohnt... So stand er schließlich auf und wollte einen kleinen Spaziergang machen, denn schlafen konnte er gerade nicht. Hoffentlich legte sich dies noch... Das Feuer war beinah erloschen und glimmte nur noch vor sich hin. Korbinian seufzte leise, als Mael sich erhob und zog die Decke näher um sich. Ein Mäuschen hockte in der Ecke und beobachtete Mael, strich sich mit den Pfötchen über die Nase und piepte. Schließlich wurde Mael richtig müde, nachdem er eine beachtliche Strecke zurückgelegt hatte. In der Hoffnung, nun besser schlafen zu können, kehrte er in das Quartier zurück und legte sich wieder hin, schloss die Augen. Und tatsächlich störte er sich nun nicht mehr an den Geräuschen, sondern schlief ruhig ein. "Wach auf, mein Herz..." Korbinian strich Mael über die Wange. Es war bereits hell und sie waren allein in der Stube. Alle anderen waren schon auf den Beinen und von draußen hörte man verschiedene Stimmen miteinander sprechen. Der junge Spielmann kniete nur in Leinenzeug vor seinem Liebsten und sah ihn prüfend an. "Hast du gut geschlafen?" Langsam erwachte Mael aus seinem Schlaf, auch wenn er viel lieber sich nochmals umgedreht hätte nach der unruhigen Nacht. Aber die Anderen wollten bestimmt bald aufbrechen. So sah er verschlafen zu seinem Liebsten hoch, sah sich aber dann erschrocken um, als er merkte, dass sie allein waren. "Habe ich zu lang geschlafen? Es tut mir Leid, aber ich hatte eine unruhige Nacht, weil ich noch nicht an die Geräuschkulisse der Natur gewohnt bin, doch ich denke das wird schon noch", erklärte er etwas verschämt grinsend. Korbinian lächelte ihn ruhig an. "Ist schon gut. Es ist noch früher Morgen, mach dir keine Gedanken. Aber aus dem Bett werfen muss ich dich leider trotzdem..." Er grinste und machte eine Handbewegung, die wohl als „Husch! Husch!“ zu verstehen war. "Wasser und Frühstück gibt es draußen.“ Der Andere nickte und erhob sich sogleich, kleidete sich dann schnell an, ehe er die müden Glieder streckte und dann langsam zu den Anderen hinaustrat, nachdem er sein Geschirr geholt hatte. "Guten Morgen zusammen...", begrüßte er den Rest der Truppe freundlich. Alle hatten sich vor dem Haus versammelt. Einige saßen schon beim Frühstück, während die anderen Wasser aus einem Brunnen schöpften und sich wuschen. Die Frühstücksgruppe blickte auf, als Mael sich zu ihnen gesellte und schoben ihm einen Topf zu, in dem so etwas wie Haferbrei war, reichten ihm Brot und Trinkwasser. "Guten Morgen", grüßte ihn einer nach dem anderen. Korbinian war Mael dicht auf gefolgt und trug das Stroh ihres Lagers nach draußen. Dieses breitete er auf der freien Fläche vor dem Haus aus, wo auch schon die übrigen 'Betten' lagen. Der Adelige begann schließlich zu essen und sagte eine Weile lang nichts, da er ja erst einmal richtig wachwerden musste. Es lag aber wohl auf der Hand, dass er sich noch richtig an das ungewohnte Leben gewöhnen musste... Er beobachtete seinen Schatz als dieser mit dem Stroh ankam, lächelte diesem zu. Der erwiderte das Lächeln und lief an der Frühstücksgruppe vorbei in Richtung Brunnen, gesellte sich dort zum Rest der Truppe um sich etwas zu waschen. Als diese fertig waren, zogen sie sich an und wandten sich ebenfalls dem Frühstück zu. Korbinian nahm sich eine Schale und setzte sich neben Mael. Dieser aß in Ruhe weiter, wurde nun auch langsam etwas wacher. Er lehnte sich ganz leicht gegen Korbinian und als er schließlich fertig war, säuberte er sein Geschirr, verstaute dies dann auch. Anschließend begab er sich zum Brunnen, um sich zu waschen. bisher verlief das Ganze dich besser als gedacht, er hätte sich das einfache Leben schlimmer vorgestellt. Während Mael sich wusch, packte der Rest langsam die Sachen zusammen. Cedric und Lukasz stopften das in der Sonne getrocknete Stroh in Beutel, während Matthias und Jesko sich noch mal im Haus umsahen, ob dort etwas Brauchbares zurückgeblieben war. Galen hatte sich um das Pferd gekümmert und Korbinian half ihm dabei, die schweren Taschen wieder aufzuladen. Schließlich war Mael mit Waschen fertig und packte wieder mit an, wo er nur konnte. Als schließlich alles verrichtet war, trat er wieder neben seinen Liebsten und lächelte diesen lieb an, war einfach rundum zufrieden mit der Gesamtsituation. Korbinian erwiderte das Lächeln und griff nach Maels Hand. Seine recht leichte Tasche auf dem Rücken schaute er kurz seine Kameraden an. Jeder hatte sein Bündel und alles war verstaut. Wie auf ein Kommando hin setzten sich die Spielleute in Bewegung und wandten sich wieder der Straße nach Süden zu. Es dauerte nicht lange, da begann Lukasz wieder eines ihrer Wanderlieder zu summen und nach und nach fielen die Anderen ein, summten und sangen. Jedenfalls soweit ihnen der Text bekannt war. Gelegentlich fehlte einem das ein oder andere Wort, doch das tat dem Spaß keinen Abbruch, im Gegenteil. Nur zu gerne hielt Mael die Hand seines Liebsten fest, ehe er sich wie die Anderen langsam in Bewegung setzte. Abermals sang er aus vollen Halse mit, wenn er den Text denn kannte, summte wenn ihm dieser unbekannt war. Konnte das Leben denn nicht immer so schön sein wie gerade eben? Er war schon sehr gespannt auf den weiteren Reiseverlauf und vor Allem auf Korbinians Heimat. Sie durchquerten eine weite Ebene mit sehr viel Gras und wenigen Bäumen. Der Wind wehte rauschend über die Halme hinweg. Die Straße war fest und sie kamen gut voran auf ihrem Weg. Der Trupp stieg über einen kleinen Hügel hinweg und in weiter Ferne zeichnete sich etwas am Horizont ab. Matthias blieb stehen und der Rest tat es ihm gleich. Ihr Lied verstummte. "Das ist unser Ziel", erklärte er Mael und deutete auf den dunklen Streifen am Horizont, "Wir machen einen Bogen um Euren Heimatort und ziehen direkt weiter zum Hafen. Mit etwas Glück erwischen wir heute noch ein Schiff, sonst müssen wir uns dort eine Bleibe für die Nacht suchen." Ruhig folgte der junge Adelige seinen Weggefährten, ließ seinen Blick über die langsam wieder vertrauter werdende Landschaft schweifen, nickte Matthias zu bei dessen Erklärung. Wenn er ehrlich war, war er sehr froh, dass sie seine Heimat mieden, doch sagte er dies nicht. "Dann sollten wir uns beeilen oder? Schließlich warten die Schiffe ja nicht ewig..." So setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung und folgte weiter der Straße. Die anfänglich nur als dunkler Streifen erkennbare Stadt wurde zunehmend größer und nahm Form an. Man konnte Häuser und Türme erkennen und je näher sie kamen, desto höher wuchsen sie in den Himmel hinein. Andere Wege trafen auf ihren und mit ihnen Menschen. Ochsenkarren voller Waren, kleine Reisegruppen zu Pferd oder zu Fuß drängten die Spielleute an den Rand des Weges. Ein Grüppchen junger Frauen in freizügigen Kleidern kamen ihnen entgegen und lächelten sie reihum an. Mael folgte ihnen weiterhin und je näher sie der Stadt kamen, desto aufgeregter wurde er, schließlich würde er zum ersten Mal eine Stadt vom Nahen sehen. So kam er aus dem Staunen nicht mehr raus, als er die hohen Häuser sah, rümpfte etwas die Nase bei den nicht immer angenehmen Gerüchen, war leicht irritiert ob der herrschenden Lautstärke. Und als er die Menschenmasse erblickte, wirkte er gänzlich überfordert, wollte Korbinians Hand fester umfassen, doch wurde er schnell von den Anderen weg gedrängt. Was nun? Zu allem Überfluss kamen dann auch noch freizügige Damen des Weges und er wusste überhaupt nicht, wie er sich verhalten sollte... Korbinian überkam ein ungutes Gefühl als Maels Hand aus seiner glitt und er wandte sich gleich nach diesem um. Doch jemand stieß ihn an und er fand sich plötzlich zwischen einigen älteren Reisenden wieder. Wo waren die Anderen jetzt? Er hüpfte ein paar Mal in die Höhe, um die sich bewegende Menge überblicken zu können, bis er ein paar bunte Mäntel entdeckte. Der Spielmann kämpfte sich zwischen den Leuten hindurch, bis er wieder bei seinen Freunden war. Aber es fehlten noch immer ein paar und so traten sie zur Seite an den Eingang einer Gasse und warteten erst einmal, ob der Rest sie wiederfinden würde. Auf der Straße tummelte sich allerhand Volk. Matrosen, Händler, Tagelöhner, Reisende, Dirnen, Geistliche, berittene Boten. Das Stimmengewirr war unglaublich und es war unmöglich ganze Sätze herauszuhören. Ein paar der käuflichen Damen zupften an ihren Kleidern, als sie Mael erblickten. Nun langsam immer panischer werdend sah er sich nach den Spielleuten um, doch er sah sie nicht und wenn er mal einen der bunten Mäntel erspähte, wurde er rasch wieder beiseite geschoben oder weggestoßen und er beschloss für sich, in Zukunft die Stadt zu meiden, wenn möglich, denn das ganze Gedränge und der Lärm waren ihm überhaupt nicht geheuer. Als er dann diese Damen sah, welche anscheinend auf seine Gunst hoffen, blickte er sichtlich dumm drein so als wüsste er nicht, was sie von ihm wollten (und er wusste es wirklich nicht). "Es tut mir Leid, aber ich glaube Ihr sucht einen anderen Herrn meine Damen...", stammelte er herum und entfernte sich rasch von diesen, so dass er nicht merkte, wie er glatt in einen großen, stämmigen Mann rein rannte.. Enttäuscht riefen die Frauen ihm noch ein paar Anzüglichkeiten nach und lachten über die offensichtliche Unerfahrenheit des jungen Mannes, bevor sie sich wieder anderen Kerlen zuwandten, die mehr versprachen. Der Mann, in welchen Mael gelaufen war, drehte sich brummend zu ihm um und blickte finster auf ihn herab. "Pass auf, wo du hin rennst, Bürschchen!", ermahnte er ihn, den Anderen eingehend musternd. Er trat dicht auf ihn zu und machte Anstalten, den jungen Adligen in eine Gasse zu drängen. Mael schüttelte den Kopf, wunderte sich über diese seltsamen Frauen, die auch noch so anzügliches Zeug von sich gaben. Nein, dies hier war wahrlich nicht seine Welt... Als der Mann, in welchen er hineingelaufen war, ihn so bedrohlich ansah, musste er schwer schlucken, ehe er sich mehrmals entschuldigte und er versuchte nebenher, sich an dem Mann vorbei zu drängen, um dann die Andern wieder zu suchen. Die Spielleute hatten inzwischen einander wiedergefunden, doch es fehlte ihnen ja immer noch einer. Und ohne Mael konnten sie nicht weiterziehen. Wenn sie sich nicht eilten, würden sie das letzte Schiff für heute verpassen. So teilte sich die Gruppe wieder auf und strömte über den Platz und durch die angrenzenden Straßen um nach ihrem verlorenen Schäfchen zu suchen. Jetzt, wo die Stunde fortrückte, mischten sich immer mehr zwielichtige Gestalten unter die Leute und mehr als einmal traf Mael ein nicht sehr freundlicher, abschätzender Blick so als frage sich der Beobachter, wie leicht er zu überwältigen sei. Dem Adeligen wurde immer unbehaglicher zumute und gerade als er sich freuen wollte, heil von dem großen Kerl fortgekommen zu sein, geriet er in einen Pulk zwielichtiger Gestalten.. Heute war irgendwie nicht sein Tag ,wie es schien... Die Anderen waren bestimmt schon weitergegangen oder suchten sie nach ihm? Er wusste es nicht, doch er ging weiter und hielt nach bunten Mänteln Ausschau, dabei seine Umgebung so gut ignorierend wie es ging. Doch da! War das nicht ein gelb-roter Mantel? hoffnungsvoll lief er drauf zu... Der Mantel entpuppte sich jedoch nicht als Spielmannsgewand, sondern als Waffenrock eines ausländischen Soldaten, der zusammen mit seinem Herrn, einem breitschultrigen Mann in teurer, pelzbesetzter Gewandung, unterwegs war. Der Reisende trug das Wappen eines niederen Adelsgeschlechts, welches seinen Sitz in der Nähe der Stadt hatte, in welche die Spielleute reisen wollten. Sein Blick ruhte auf Mael, der sich so zielstrebig auf sie zu bewegte und er ließ sein Pferd stehen bleiben um auf den jungen Mann zu warten. Maels Enttäuschung war deutlich sichtbar, als er merkte, dass er sich getäuscht hatte und dies keiner der Spielleute war. Als der Fremde ihn ansah, lächelte er entschuldigend und erklärte, dass er sich geirrt hatte, ehe er schleunigst seinen Weg fortsetzte. Langsam machte ihn das Gedränge, Geschubse und der Lärm wahnsinnig und für ihn stand nun definitiv fest, dass er so schnell keine Stadt mehr betreten würde, außer es ließ sich nicht vermeiden. Seine Augen suchten weiterhin fleißig nach den Spielmännern. Im Gewirr der Passanten waren jedoch keine bunten Kleider zu sehen außer denen der Dirnen und der gelegentlich vorbeikommenden Soldaten. Wind kam auf und brachte vom Hafen her einen penetranten Geruch von Meer und totem Fisch. Da griffen plötzlich fremde Finger nach Maels Handgelenk um ihn in eine schmale, dunkle und schmutzige Gasse zu ziehen. "Da bist du ja!", erklang Korbinians Stimme direkt neben ihm, "Oh, Mael, es tut mir so Leid - ich hätte dich nie loslassen dürfen!" Mael wollte gerade umkehren, um nochmal in der anderen Richtung zu suchen, als er plötzlich gepackt wurde. Doch noch bevor er protestieren konnte, erkannte er die Stimme und Erleichterung machte sich in ihm breit. Korbinian! Seufzend lehnte er sich gegen seinen Liebsten und schüttelte leicht den Kopf. "Ich mag die Stadt nicht... Das ist nichts für mich... Und du hast doch keine Schuld, bei dem Gedränge konntest du doch nicht anders!" Der junge Spielmann umarmte Mael und drückte ihn fest an sich, gab ihm einen Kuss. "Hat dir auch niemand was getan?" Besorgt musterte er sein Gegenüber, blickte dabei schuldbewusst drein. "Ich habe doch deiner Großmutter versprochen, dass ich auf dich aufpasse. Und im ersten größeren Ort gehst du mir schon verloren..." Der Sänger schüttelte den Kopf, als wolle er diesen Gedanken vertreiben. "Wir bleiben nicht lange. Wir suchen ein Schiff und sind schnell hier weg. Es ist nicht überall so wie hier..." Mael umarmte Korbinian und erwiderte den Kuss, doch als sich der junge Spielmann so hineinsteigerte, lächelte er diesen leicht an, strich ihm beruhigend über die Wange. "Mir geht es bestens, keine Sorge, es ist ja alles gutgegangen.. Mir hat keiner was getan, aber so manche Gestalten hier waren mir wirklich nicht geheuer muss ich sagen.... Aber wir suchen jetzt besser die Anderen oder was meinst du?" Er nickte zustimmend und reichte Mael die Hand. "Wir wollten uns an einer bestimmten Schänke wiedertreffen. Kein schöner Ort, aber markant..." Korbinian deutete die schmale Gasse hinunter. Der Weg führte durch ein paar Seitenstraßen, in denen weit weniger Betrieb herrschte als auf dem Platz und den Hauptstraßen. Doch es war genauso schmutzig und man musste sehr auf seine Schritte achten. Aus den offenen Fenstern der Häuser waren verschiedene Geräusche des Alltags zu hören. Der Jüngere nickte und folgte Korbinians Hand mit dem Blick. Allzu vertrauenerweckend sah dieses Etablissement ja nicht aus, aber es war sehr beruhigend zu wissen, dass sie diesen Ort schon bald wieder verlassen würden. So ergriff er die Hand seines Liebsten und wollte sich mit diesem in Bewegung setzen, dabei aber penibel darauf achtend, die andere Hand diesmal nicht loszulassen. Nochmal hatte er keine Lust auf eine solche Odyssee... Die Schänke war in der Tat ein heruntergekommenes Gebäude, dessen Schild kaum noch zu lesen war und windschief an verrosteten Ketten hing. Dumpfe Stimmen, Gelächter und Geschrei drangen von drinnen auf die Straße. Den ganzen Weg über hatte Korbinian Maels Hand nicht losgelassen und sich auch immer wieder nach ihm umgeschaut. Nun bereute er es, dass sie keinen anderen Treffpunkt gewählt hatten. Sie waren hier in einer ganz üblen Gegend und von den anderen Spielleuten war noch nichts zu sehen. Auch Mael war sehr darauf bedacht, Korbinian nicht mehr loszulassen und wollte schon innerlich aufatmen, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Doch beim Anblick des heruntergekommen wirkenden Gebäudes verflog diese Euphorie rasch wieder und er hoffte, dass die Anderen schnell hier auftauchen und sie weiterziehen würden. Doch von den fehlte jede Spur... "Und was nun? Warten nehme ich an?" Korbinian nickte langsam. "Aber lieber draußen. Da willst du bestimmt nicht rein..." Ein dunkel gekleideter, gebeugter Mann verließ die Schänke und brachte einen Schwall verbrauchter, alkoholgeschwängerter Luft mit sich. Er war ihnen im Vorbeigehen einen verächtlichen Blick zu und spuckte dem Spielmann vor die Füße. Er brummte etwas in einer kehligen, rauen Sprache und verschwand um die nächste Ecke. "Häfen ziehen alle Arten von Menschen an", meinte Korbinian wie zur Erklärung, "Sie kommen mit den Schiffen von überall her und hoffen auf das schnelle Geld oder ein Abenteuer zur See. Wenn sie von dem einen nicht genug und von dem anderen zu viel finden, landen sie irgendwann an Orten wie hier..." Der andere Mann betrachtete das Gebäude noch einmal skeptisch, nickte dann zustimmend, da Korbinian da vermutlich Recht hatte, denn allzu vertrauenerweckend sah dies ja nicht aus... Auch den Fremden, welcher die Schänke verließ, beäugte er misstrauisch und wieder musste er sich eingestehen, dass er nur noch so schnell wie möglich weg wollte von diesem Ort und aus dieser Stadt."Ja das sehe ich... Ich hoffe wirklich, dass deine Kumpanen bald auftauchen und wir schnell weiterkönnen, ich denke ja auch, das wir genug Zeit vertan haben...." Bei diesen Worten legte er einen Arm um Mael und drückte sich an seine Seite. "So schnell wie möglich verlassen wir diesen Ort, das verspreche ich dir. In der nächsten Stadt können wir uns halbwegs gut einquartieren und da sind die Menschen auch netter." Es dauerte noch einige Minuten, bis schließlich Cedric und Lukasz, anschließend auch Matthias und Jesko bei der Schänke auftauchten. Erleichtert nahmen sie zur Kenntnis, dass ihr verlorenes Schaf wiedergefunden war. Letztendlich erschien auch der Rest der Truppe mit dem Pferd und sie konnten in Richtung Hafen aufbrechen. Das letzte Schiff würden sie vielleicht noch kriegen... Mael lehnte sich nur zu gern an und war wirklich froh, seinen Liebsten wiedergefunden und an seiner Seite zu haben. Das gab ihm ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Erleichterung machte sich dann in ihm breit, als er die Spielleute auf sie zukommen sah. Endlich.... Doch er sagte nicht viel, hatte ein schlechtes Gewissen, weil er verloren gegangen war. So setzte er sich wieder mit ihnen in Bewegung, hoffte, dass sie das Schiff noch erreichen würden... Auf dem Weg zum Hafen hin ließ Korbinian Maels Hand nickt eine einzige Sekunde los. Obwohl sie durch Seitenstraßen gingen auf denen weniger Verkehr war und ihnen kaum Leute begegneten. Sie fanden tatsächlich noch ein Schiff, welches sie heute übersetzen konnte. Allerdings auch zu einem erhöhten Preis, welchen der Kapitän durch ihr spätes Erscheinen und ihr Pferd samt Gepäck rechtfertigen wollte. Matthias fühlte sich von ihm betrogen, doch zahlte er widerwillig den geforderten Betrag. Immerhin wollten sie so schnell wie möglich fort von hier und ihr Glück anderswo machen. Misstrauisch beäugte der Kapitän die Spielleute und Mael ebenso, da dieser mit ihnen reiste. "Komm", meinte Korbinian zu ihm und wollte Mael mit gesenktem Blick unter Deck führen, wo sich die meisten Passagiere schon ihre Plätze gesucht hatten. Lukasz hatte sich des Pferdes angenommen und blieb bei diesem in einem abgetrennten Bereich, doch insgesamt waren Menschen und Tiere hier in einem großen Laderaum zusammengeschoben worden, lediglich getrennt durch ein einfaches Gatter. Die Reisenden saßen alle in Grüppchen oder einzeln auf dem Boden und keiner achtete wirklich auf sie. Neugierig blickte er zu dem großen Schiff, als sie den Hafen erreicht hatten, schließlich hatte er ein solches Gefährt noch nie aus solcher Nähe gesehen. "Wie lange sind wir eigentlich mit dem Schiff unterwegs, weißt du das ungefähr?", erkundigte er sich bei seinem Liebsten, als sie das Gefährt betraten, scherte sich auch nicht viel um die anderen Leute. So nahm er schließlich neben Korbinian Platz und harrte der Dinge die da kamen. Auf dem Deck über ihnen liefen hörbar Leute entlang. "Einen halben Tag, wenn der Wind gut steht", erwiderte er und ließ den Blick kurz durch die Runde schweifen. "Wenn dir schlecht wird, dann iß etwas. Hilft das nicht, geh kurz nach oben, aber lass deinen Mantel dabei hier." Ein seltsamer Rat vielleicht, doch durchaus wirksam auf See... Unverständliche Worte und Befehle drangen zu ihnen nach unten und das Holz des Schiffes knarrte. Beiläufig nickte Mael, während er den Geräuschen über ihnen lauschte, es schien ziemlich viel los zu sein dort oben. Aber solange es nicht nötig war, wollte er seinen Platz neben dem Spielmann nicht aufgeben. "Gut, ich werde es beherzigen, aber ich hoffe, dass ich dies alles nicht zu befolgen brauche", erwiderte er dann lächelnd. Korbinian erwiderte das Lächeln und machte es sich ein bisschen bequemer. Das würde sicher der langweiligste Teil ihrer Reise werden, da sie nicht mal was zu tun hatten. Und die anderen Passagiere sahen nicht so aus, als würden sie Musik wünschen... Oben wurde es noch lauter, dann begann sich das Schiff plötzlich schwankend zu bewegen. Es ging los. Die meisten Spielleute ließen sich auf ihren Taschen nieder und versuchten die Zeit mit schlafen zu überbrücken. Der Adelige kuschelte sich wohlig an Korbinians Seite und schloss für eine Weile seine Augen, seufzte wohlig dabei. So ließ sich sogar die ödeste Schifffahrt aushalten... Auch wenn er trotzdem hoffte, dass die Fahrt so schnell wie möglich ein Ende finden würde. Auch er wollte versuchen ein wenig zu schlafen, hatte er doch recht wenig davon abbekommen.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)