The Same Old Song von PaylyNou (A SasuSaku Lovestory) ================================================================================ Kapitel 35: Sunday revelations - the first ------------------------------------------ Don't you worry, don't you worry, child. See heaven's got a plan for you. „Oh. Mein. Goooott!!! Nein, ist das süüüß!“ Mir war klar gewesen, dass es wohl keine gute Idee gewesen wäre, Ino all die kleinen Details des Geschäftsessen bzw. der Stunden danach auf die Nase zu binden. Dass sie aber bereits bei einer recht groben Zusammenfassung des Abends vollkommen aus dem Häuschen geraten und grinsend und kreischend wie ein hyperventilierender Teenager beim Anblick seines Popidols mit den Händen herumwedelte – das hatte ich nicht erwartet. „Ino, bitte. Die Leute gucken schon.“ Zu einem Drittel genervt und zu zwei Dritteln peinlich berührt, legte ich mir meine rechte Hand über die Augen, um nicht mehr länger die Blicke der anderen Gäste zu sehen, die sich wie wir in dem kleinen Café befanden, in welches Ino Hinata und mich vor gut einer Stunde bestellt hatte. „Ach Quatsch, das bildest du dir ein.“, winkte Ino breit grinsend ab, was aber nichts daran änderte, dass ich die Blicke der Leute bereits spüren konnte. „Ich denke, Sakura hat Recht, Ino. Du solltest vielleicht wirklich etwas leiser sein. Nicht, dass es nicht wirklich schön ist, dass die beiden sich endlich gefunden haben, aber ich glaube, dass Sakura nicht will, dass die gesamte Welt davon weiß. Oder?“ Hinata, der die Situation ebenfalls ein wenig peinlich zu sein schien – zumindest vermittelten dies ihre leicht geröteten Wangen –, schenkte Ino ein zaghaftes Lächeln, bevor sie von ihr zu mir sah, was ich nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, da ich noch immer meine Hand über meine Augen hielt und diese erst jetzt zurück neben meine Tasse heißen Kakao auf die Tischplatte fallen ließ. „Mhh“, begann Ino langsam und blickte nachdenklich zwischen Hinata und mir hin und her, bis sich plötzlich ein Grinsen auf ihren Lippen ausbreitete. „Die ganze Welt vielleicht nicht, aber die gesamte Schule wird es auf jeden Fall erfahren. Oh. Mein. Gott. Ich freue mich jetzt schon darauf Karin´s geschocktes Gesicht zu sehen, wenn sie erfährt, dass ihr beiden zusammen seid, vor allem, weil ihr euch laut Facebook nicht mal kennt und dann so was; Karin wird ausflippen! Sie wird total-“ Das Grinsen verschwand genauso abrupt wie Ino´s Redefluss endete, bevor sie mich mit leicht aufgerissenen Augen anblickte. „Ihr seid doch jetzt zusammen, oder?“ Die Frage war ihr beinahe tonlos über die Lippen gekommen, was mich irgendwie verunsicherte. Was mich aber noch viel mehr verunsicherte, war der Fakt, dass ich auf diese Frage keine eindeutige Antwort geben konnte: „Nun ja… Ich glaube schon?“ „Du glaubst?“ Wenn überhaupt möglich, war Ino´s Stimme noch ein wenig tonloser geworden, bevor sie sich etwas weiter über den Tisch und somit näher zu mir beugte. „Ihr habt nicht darüber gesprochen?“ „Naja… wir hatten ein bisschen was anderes zu tun.“ Grinsend biss ich mir auf die Unterlippe und schwelgte einen Moment in den Erinnerungen an die Situation von vor wenigen Stunden, als Sasuke und ich uns geküsst hatten. Immer und immer und immer wieder. „Ui, Sakura. Ich hätte dich nicht für so… exhibionistisch gehalten.“ Ino grinste und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen, woraufhin nicht nur mir die Röte in die Wange stieg. Auch Hinata hatte die Aussage hinter Ino´s Worten verstanden. „Das meinte ich gar nicht!“, zischend schlug ich Ino leicht gegen den Oberarm, was jedoch nicht wirklich gegen ihr Grinsen oder ihr Augenbrauengewackel half. Sie machte einfach weiter. „Na klaaar!“ Der ironische Unterton, der sich nun zu dem Grinsen gesellte und das Augenbrauengewackel ablöste, verbesserte meine Situation nicht im Geringsten. Meine Wangen brannten noch immer wie Feuer. Als ich jedoch gerade dazu ansetzte, Ino irgendwie vom Thema abzulenken, seufzte die Blondine und trank einen Schluck von ihrem Latte Macchiato, bevor sie ihre Aufmerksamkeit erneut auf mich lenkte: „Ihr seid also noch nicht zusammen.“ Ich wusste, dass es keine Frage, sondern eine Aussage ihrerseits war, jedoch konnte ich mir eine Erwiderung nicht verkneifen: „Wir haben zumindest noch nicht darüber gesprochen, ob wir es sind oder nicht.“ Ino nickte langsam, bevor sie ihre Handtasche vom Boden auf ihren Schoß hob und summend in eben jener Tasche herumzuwühlen, bis sie ihr Smartphone in den Händen hielt und es zwischen uns auf den Tisch legte. „Dann kannst du ihn ja jetzt fragen.“ „Bitte?“ Ich war überfordert. Was sollte ich? „Ruf ihn an, Sakura, und frag ihn, ob ihr zusammen seid oder nicht. Du darfst sogar mein Schätzelein benutzen, immerhin hab ich hier die Telefonflatrate.“ Ino lächelte triumphierend. „Ich kann ihn doch nicht einfach anrufen!“, gab ich noch immer reichlich schockiert von mir. „Klar kannst du. Stimmt´s, Hinata?“, wandte sich Ino nun seelig lächelnd an die Dritte in der Runde, welche die Blondine ebenso überfordert ansah wie ich. Jedoch fing sie sich deutlich schneller: „I-Ich… Ich weiß nicht… Ist es nicht ein wenig… du-mäßig, wenn Sakura solche Dinge per Telefonat klärt?“ „Was soll das denn heißen?! Ich will nur nicht, dass Sakura sich dumme Hoffnungen macht und am Ende enttäuscht wird, weil Sasuke sich bereits jemand anderes gesucht hat, der den Mut hatte ihn direkt zu fragen, ob die beiden jetzt ein Paar sind oder nicht!“ Ino, sichtlich gekränkt aufgrund Hinata´s vorhergehender Aussage, verschränkte demonstrativ ihre Arme und sah Hinata mit trotzig vorgeschobener Unterlippe entgegen. „Das meinte ich nicht. Es ist nur einfach nicht Sakura´s Art solche wichtigen Dinge per Telefonat zu klären.“, erwiderte Hinata mit einem kleinen besänftigenden Lächeln auf den Lippen, welches zum Schluss hin mir geschenkt wurde. „Mhh… Wahrscheinlich hast du Recht…“ Ino summte erneut und sah langsam von Hinata über ihr Smartphone zu mir, bevor sich ein Grinsen auf ihren Zügen ausbreitete. „Dann fahren wir eben zu ihm. Jetzt. Dann kannst du das in aller Ruhe klären und wir beide unterhalten uns derweil mit Sasuke´s Bruder.“ Ino´s Grinsen wurde noch ein wenig breiter, während sie nach ihrem Schätzelein griff und es zurück in ihre Handtasche tat, bevor sie allen Ernstes Anstalten machte, aufzustehen. „Warte mal, Halt. Pause. Ich kann doch da nicht einfach hinfahren!“, meldete ich mich zum ersten Mal seit einigen Minuten zu Wort und ergriff Ino´s Handgelenk, um sie zurück auf ihren Stuhl zu ziehen. Sie ließ es zu, jedoch nur sehr widerwillig. „Und wieso nicht?“ „Weil…“, begann ich, scheiterte jedoch an der Weiterführung des Satzes. Hilfesuchend sah ich zu Hinata hinüber, diese sah mich aber nur entschuldigend an. Anscheinend musste ich da jetzt allein durch. „Wie sieht das bitte aus, wenn ich plötzlich vor seiner Haustür stehe und ihn wie ein kleines Grundschulmädchen frage, ob er mit mir gehen will? Das ist doch… komisch.“, brachte ich das einzige Argument vor, das mir eingefallen war. „Ach Papperlapapp! Du zeigst ihm damit nur, dass du weißt, was du willst. Es gibt nämlich nichts Unattraktiveres als eine Frau, die immer nur ‚vielleicht‘ sagt.“ Ino schenkte mir einen Blick der Sorte Glaub-mir.-Ich-weiß-wovon-ich-rede,-ich-bin-absolute-Expertin-in-Männerangelegenheiten und nahm erneut einen Schluck von ihrem Getränk. „Das sagt die Richtige.“ Erschrocken wandte ich zeitgleich mit Ino meinen Kopf und blickte zu Hinata, welche Ino schon fast vorwurfsvoll ansah. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? „Was willst du damit andeuten?“ Ino´s Stimme war gefährlich ruhig und wäre ich nicht so geschockt gewesen von Hinata´s total untypischen Verhalten, ich wäre bereits in Deckung gegangen. Da bahnte sich ein Zickenkrieg an. „Nur, dass du lieber vor deiner eigenen Haustür kehren solltest, bevor du Sakura zu etwas überredest, das nicht ihrer Natur entspricht.“ Hinata schien ihre Worte mit Bedacht zu wählen und obwohl sie merklich angespannt wirkte, schien sie nicht auf einen Streit aus zu sein. Die Art wie sie sich ausdrückte, erinnerte stark an ein Elterngespräch mit belehrendem Effekt. Mein Blick wanderte von ihr zu Ino und ich sah gerade noch wie diese sich angespannt auf die Innenseite ihrer Wange biss, bevor sie laut ausatmend ihre steife Haltung aufgab und ergeben ihren Blick auf die Tischplatte senkte. „Woher weißt du es?“ „Es ist nicht schwer zu bemerken. Du hängst im Unterricht öfter an deinem Smartphone als bisher, was ich ja eigentlich für unmöglich gehalten habe, du kommst zu spät, wenn er zu spät kommt, und die Blicke… Gott, Ino, ihr musst es Temari sagen.“ Hinata schenkte Ino einen eindringlichen Blick, welcher perfekt zu dem belehrenden Ton passte, den sie angeschlagen hatte. Ino seufzte und fuhr sich durch die langen blonden Haare, bevor sie grimassierte. „Ich weiß ja, aber… was ist, wenn sie es scheiße findet, dass ich mit ihrem Bruder zusammen bin? Ich meine, die beiden verstehen sich so schon nicht gut und wenn das dann noch dazukommt… Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass sie sich wirklich hassen.“ Ino verdeckte ihr Gesicht mit ihren Händen und gab einen leisen Laut der Verzweiflung von sich. „Hey, das wird schon.“, versuchte ich sie aufzumuntern und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um beruhigend darüber zu streichen. „Ich meine, Temari wird vielleicht ein wenig sauer sein, weil du´s ihr nicht gleich und sofort erzählt hast, aber ich bin mir sicher, dass sie sich, wenn du es ihr erklärst, genauso für euch freuen wird wie wir das auch tun.“ „Wenn es nur das wäre.“ Ino´s Worte waren zwar nicht viel mehr als ein undeutliches Grummeln, jedoch war ich im Moment zu konzentriert darauf ihr zuzuhören und sie zu trösten – was Ersteres ja mit einschloss – als dass ich irgendetwas überhören hätte können von dem, was aus ihrem Mund kam. Doch auch meine vergleichsweise hohe Konzentrationsfähigkeit konnte nicht verhindern, dass ich verwirrt die Stirn runzelte. „Was habe ich verpasst?“ Ino sah von mir zu Hinata und schien stumm nachzufragen, ob es eine gute Idee war, mich einzuweihen, was mich ja schon irgendwie ein bisschen kränkte. Bis vor wenigen Minuten war Ino noch davon ausgegangen, dass außer mir und den direkt beteiligten Personen niemand von ihrer Beziehung mit Gaara wusste – und jetzt wurde bei Hinata plötzlich um Erlaubnis gebeten, mir etwas verraten zu dürfen, was jawohl eindeutig etwas mit der Beziehung zwischen Gaara und Ino zu tun hatte! „Naja“, begann Ino zögerlich, „Temari stand nicht immer auf Shikamaru, weißt du? Im Grunde steht sie erst seit Kurzem auf ihn, aber das ist ja jetzt auch erst mal nebensächlich. Jedenfalls gab es vor ihm schon den ein oder anderen Kerl, was ja nicht weiter verwunderlich ist-“ „Kurzfassung, Ino.“, erinnerte ich die Blondine daran, dass ich ihren ausdauernden Abschweifungen im Moment definitiv nichts abgewinnen konnte, sondern einfach nur eine Antwort auf meine Frage erhalten wollte. „Worauf ich hinaus wollte: Sie hatte mal was mit meinem Cousin.“, schloss Ino und sah mich irgendwie erwartungsvoll an. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass Ino nicht vorhatte weiterzureden. „Und?“, fragte ich daher in einem Ton nach, der deutlich machen sollte, dass ich das Problem noch nicht erkannt hatte. „Es lief nicht besonders gut bei den beiden, was wahrscheinlich hauptsächlich daran lag, dass mein Cousin zu der Zeit seine Arschloch-Phase hatte und es nicht besonders lange gedauert hat bis er fremdging. Jedenfalls hat diese Beziehung“, Ino setzte das Wort Beziehung mit ihren Fingern in Anführungsstriche, „zu dem ein oder anderen Problemchen geführt, welche schließlich darin endeten, dass Temari und ich uns versprochen haben, dass wir niemals etwas mit jemanden aus der näheren Verwandtschaft der jeweils anderen anfangen.“ Diesmal dauerte es nicht annähernd so lang wie zuvor bis ich erkannte worauf Ino hinaus wollte. Und warum sie sich so strikt weigerte Temari etwas von ihrer Beziehung mit Gaara zu erzählen. „Ein Versprechen?“ Trotz dessen, dass ich versucht hatte meine Stimme so neutral wie möglich zu halten, hörte ich selbst den leicht spöttischen Unterton heraus, weshalb ich gar nicht erst auf eine Antwort seitens Ino wartete, sondern gleich weitersprach: „Das ist nicht dein Ernst, Ino. Du machst so einen Aufstand wegen eines Versprechens, das was-weiß-ich wie lange zurückliegt-“ „Nicht mal ein Jahr!“, unterbrach sie mich, was ich jedoch mit einer simplen Handbewegung beiseite wischte. „Das ist doch vollkommen egal wie lange es zurückliegt, Temari kann sich wahrscheinlich eh nicht mehr daran erinnern und-“ „Du glaubst nicht, was Temari für ein Gedächtnis hat.“ „Ino! Lässt du mich jetzt vielleicht endlich mal ausreden?!“ Ich warf der Blondine neben mir einen verärgerten Blick zu, woraufhin diese ihre Lippen aufeinander presste und vorsichtig nickte. „Gut“, begann ich nun bereits zum gefühlt einmillionsten Mal damit, Ino davon zu überzeugen, dass ein Versprechen kein Grund war eine Beziehung zu verheimlichen. „Worauf ich also eigentlich hinaus wollte“, ich pausierte kurz, um Ino einen drohenden Blick zuzuwerfen, damit sie gar nicht erst auf die Idee kam mich doch noch zu unterbrechen, „Gefühle lassen sich weder durch irgendwelche dummen Unterschiede, noch durch Versprechen, die in einem nicht ganz nüchternen Zustand gemacht wurden, unterbinden. Temari ist deine Freundin. Sie wird dir nicht den Kopf abreißen – falls sie sich überhaupt noch an dieses Versprechen erinnert.“ „Meinst du?“ Ino sprach leise und biss sich auf die Unterlippe, kaum dass sie geendet hatte. Alles Anzeichen dafür, dass sie unsicher war. Ino Yamanaka, eine der wohl selbstbewusstesten jungen Frauen, die ich kannte, war unsicher. Das flashte mich zugegebenermaßen ein wenig. „Ja.“ Nicht ich hatte geantwortet, sondern Hinata, die bis zu diesem Zeitpunkt schweigend daneben gesessen hatte. Für Ino schien es nicht relevant zu sein, wer von uns beiden ihr nun geantwortet hatte, denn schon im nächsten Moment atmete sie sichtlich erleichtert aus. „Okay, ich sage es ihr… Ich nehme an, dass ich das nicht unbedingt in der Schule tun sollte?“ „Auf keinen Fall.“, erhielt sie die Antwort diesmal synchron von Hinata und mir, woraufhin wir drei kurz lachten, bevor Ino grinsend in ihre Hände klatschte und plötzlich aufsprang. „Dann werde ich meinem Freund und seiner Schwester jetzt wohl mal einen kleinen Besuch abstatten. Und du, junge Dame“ Das Grinsen war aus ihrem Gesicht gewichen, stattdessen richtete sie nun streng dreinschauend einen ihrer manikürten Fingernägel auf mich, bevor sie weitersprach: „Du wirst jetzt deinen Hintern ebenfalls von diesem Stuhl erheben und deinen Freund aufsuchen, um ihm klarzumachen, dass er dein Freund ist. Hinata wird dich liebend gern begleiten.“ Ino blickte Genannte kurz an, woraufhin diese ein schnelles „Eh, klar.“ von sich gab und mich dann entschuldigend anlächelte. „Eeeh, warte mal, Ino, Schätzelein. Ich dachte, wir hätten die Sache mit dem Sasuke besuchen und wie ein Kleinkind nachfragen, ob wir jetzt zusammen sind oder nicht, bereits geklärt?!“ Ein nervöses Lachen von mir gebend, versuchte ich gleichzeitig so bestimmt wie möglich rüberzukommen. Dass ich kläglich scheiterte, muss ich sicherlich nicht erwähnen, oder? „Haben wir doch auch.“ Das Grinsen von zuvor schlich sich erneut auf Ino´s Lippen, jedoch sah sie damit nur noch bedrohlicher aus als wenige Sekunden vorher. „Du gehst da hin und klärst das. Ich will nämlich, dass das Erste, was ich morgen früh sehe, wenn ich meine Facebook-App öffne, die Mitteilung ist, dass du und der Uchiha-Flegel in einer Beziehung seid. Wenn nicht, werde ich das klären. Und zwar vor der gesamten Schule.“ Irgendwo zwischen ihrem Ich will und dem vor der gesamten Schule war mir der Kiefer nach unten geklappt, was noch einen kurzen Moment andauerte, bevor ich trotzig meine Arme vor der Brust verschränkte und ein angepisstes „Ich hasse dich.“ grummelte. „Du bist auch die Größte, Liebes. Und jetzt entschuldigt mich, aber mein Albtraum wartet.“ Mit diesen Worten und einem halbwegs ehrlichen Grinsen auf den Lippen, winkte sie uns kurz zum Abschied zu, bevor sie aus dem Café stürmte und uns die Aufgabe überließ ihre Rechnung zu zahlen. Und da stand ich nun. Nein, nicht vor Sasuke´s Haustür, das wäre ja noch schöner gewesen. Tatsächlich hatte ich nicht einmal versuchen müssen, Hinata dazu zu überreden, mir zu gestatten, nicht zu Sasuke zu gehen – Hinata hatte mir das sogar selbst vorgeschlagen. Okay, okay, ‚vorgeschlagen‘ war etwas übertrieben. Sie hatte mich gefragt, ob ich jetzt zu Sasuke wollte oder nicht. Und da ich darauf mit einem recht überzeugenden „Auf gar keinen Fall!“ geantwortet hatte, hatte Hinata das Thema mit einem Nicken gut sein lassen. Wieso konnte Ino nicht so einfach sein? Seufzend packte ich den Gedanken an eine ‚einfache‘ Ino in den Ordner Träume, die niemals wahr werden und machte mich erneut daran den Wohnungsschlüssel aus meiner Tasche zu kramen. Wahrscheinlich hätte ich doch lieber gleich den ganzen Schlüsselbund anstatt nur eines einzelnen Schlüssels mitnehmen sollen… Aber da meine Tasche wirklich winzig war, hatte ich mich dazu entschieden nur den Wohnungstürschlüssel mitzunehmen. Ganz falsche Entscheidung, wie mir in diesem Moment bewusst wurde. Nachdem ich gefühlte drei Stunden in meinem Handtäschchen – bei gerade mal zehn Zentimetern Breite, sieben Zentimetern Höhe und drei Zentimetern Tiefe war der Begriff ‚Handtasche‘ doch gänzlich unpassend – herum gewühlt und zum fünften Mal nichts weiter als ein bisschen Kleingeld, meinen Ausweis und eine Packung Taschentücher gefunden hatte, gab ich einen nicht jugendfreien Fluch von mir und betätigte die Klingel. „Bitte lass Mum da sein, bitte lass Mum da sein, bitte lass…“, begann ich zu beten als sich nach dem zweiten Mal klingeln noch immer nichts an meiner Situation geändert hatte und entschied mich schließlich zum Sturmklingeln. Wenn meine Mum da war, würde sie mir deswegen zwar den Hals umdrehen, aber mir war alles lieber als noch länger wie ein begossener Pudel vor meiner eigenen Haustür rumzustehen. Gerade als mir so langsam der Gedanke kam, dass meine Mum mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht zuhause war und mein Sturmklingeln daher auch nichts weiter als einen schmerzenden Zeigefinger brachte, wurde die Tür vor mir aufgerissen und meine Mum stand vor mir – sichtlich angepisst. „Sorry, hab den Schlüssel vergessen.“, brachte ich so schnell wie möglich hervor und lächelte mein bezauberndstes Lächeln – nur leider brachte das absolut gar nichts. „Das ist noch lange kein Grund mein Gehör zu schädigen, junge Dame! Du hättest auch einfach warten können, anstatt wie eine Irre zu klingeln.“ Mir einen Blick zuwerfend, der mir jegliche Widerrede verbot, trat meine herzallerliebste Mutter von der Tür zurück und drehte sich ohne ein weiteres Wort an mich einfach weg, um zurück in unser Wohnzimmer zu stapfen, wo sie sich auf der Couch niederließ und ihre Aufmerksamkeit dem Fernseher widmete. Erst da kam mir der Gedanke, dass ich sie womöglich beim Gucken ihrer Lieblingssendung gestört hatte. Kein Wunder also, dass sie so angepisst war. Ein leises „Ups“ von mir gebend, schloss ich schnell die Tür hinter mir und streifte meine Schuhe ab, um sie halbwegs ordentlich neben die Tür zu stellen, bevor ich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer und die Treppe hinauf in mein Zimmer schlich. Dort angekommen, schmiss ich mein noch immer geöffnetes Täschchen auf meinen Schreibtisch, wobei ein kleiner, glänzender Gegenstand zum Vorschein kam – mein Haustürschlüssel. „Ja ne, ist klar.“ Schnaubend zeigte ich dem Schlüssel demonstrativ meinen Mittelfinger, bevor ich zu meiner Stereoanlage hinüber ging und das Radio einschaltete. Augenblicklich schallte mir I need your love von Ellie Golding und Calvin Harris entgegen, was mich wieder an mein momentanes Beziehungsproblem erinnerte – wenn man das überhaupt so nennen durfte, immerhin bestand es ja daraus, dass ich mir nicht so sicher war, ob ich nun eine Beziehung führte oder nicht. „Verdammte Scheiße.“ Leise vor mich her grummelnd, ging ich zu meinem Bett hinüber, schnappte mir auf den Weg dorthin noch meinen Laptop von meiner Kommode und ließ mich schließlich auf meiner Matratze nieder. Nicht ohne mich dabei am Bettrahmen zu stoßen. Super, ein blauer Fleck. Der Tag konnte ja nur noch besser werden. Mich gedanklich über meine eigene Dummheit aufregend, klappte ich meinen Laptop auf und ließ ihn hochfahren. Gott sei Dank hatte ich ihn bereits am Morgen benutzt, um meine Englischhausaufgaben abzutippen, und ihn anschließend nur in den Ruhezustand versetzt, weshalb er nun anstatt drei Stunden nur drei Minuten zum Hochfahren brauchte. Sobald dies erledigt war, öffnete ich meinen Internetbrowser und loggte mich bei Facebook ein. Beinahe sofort sprangen mir drei rote Zahlen entgegen: Eins, siebzehn und fünf. In dieser Reihenfolge. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen machte ich mich daran alles fein säuberlich der Reihe nach abzuarbeiten: Christina´s Freundschaftsanfrage bestätigen, siebzehn Nachrichten von Ino lesen, die sie mir innerhalb der letzten halben Stunde geschickt hatte und welche allesamt den gleichen Satz beinhalteten – Beweg deinen Hintern zu ihm! –, und mir fünfmal durchlesen, dass Christina eines meiner Fotos geliked bzw. kommentiert hatte. Und natürlich bei jedem Kommentar auf Gefällt mir klicken. Als ich dies schließlich alles erledigt hatte und wieder auf meiner Startseite gelandet war, drängte sich der Gedanke an das, weshalb ich mich eigentlich eingeloggt hatte, wieder in mein Bewusstsein. Ohne meinem Hirn die Chance zu lassen, das Pro und Kontra dieser Aktion gegeneinander abzuwiegen, tippte ich schnell Sasuke´s Namen in das Suchfeld am oberen Rand ein und betätigte die Enter-Taste. Es dauerte einen Moment bis ich auf seinem Profil landete, aber es war unverkennbar seines: Sein Name, ein Profilbild, das eindeutig ihn und Naruto zeigte – Sasuke war gerade dabei Naruto eine Kopfnuss zu verpassen, während beide breit grinsend in die Kamera sahen –, und der Button Gemeinsame Freunde, welcher in diesem Moment die Fotos von Ino, Choji, Naruto, Neji, Temari und Christina zeigte. Mein Blick blieb einen Moment an seinem Profilbild hängen, bis er schließlich zum Button Freund/in hinzufügen weiterwanderte und dort verweilte. Sollte ich oder sollte ich nicht? Okay, Hirn, Pro- und Kontra-Liste, sofort!, beschloss ich und schloss meine Augen, um mich besser auf meine Gedanken konzentrieren zu können. Du kennst Sasuke mittlerweile genauso lange wie Naruto oder Gaara und trotzdem bist du noch nicht mit ihm befreundet, obwohl du definitiv mehr Zeit mit ihm als mit den anderen beiden verbringst– zwar zu Beginn eher unfreiwillig, aber diesen Umstand lassen wir jetzt einfach mal dezent unter den Tisch fallen. Die Stimme in meinem Kopf, die sich stark nach Ino anhörte, brachte mich dazu meinen Mittelfinger auf das Touchpad meines Laptops zu legen und den Cursor ein Stück nach rechts, näher an den Button heran, zu bewegen. Andererseits wäre es schon ziemlich peinlich, wenn Sasuke ablehnen würde. Und der Cursor rutschte wieder nach links. Aber wieso sollte er das tun? Diesmal war es ein Abbild meiner eigenen Stimme, die Ino´s widersprach. Der Cursor rutschte zurück nach rechts. Wieso sollte er annehmen? Mit einem genervten Stöhnen öffnete ich meine Augen wieder und starrte auf den Laptopbildschirm vor mir. Die Diskussion in meinem Kopf brachte mich nicht wirklich weiter. Ganz langsam, beinahe in Zeitlupe, bewegte ich meinen Mittelfinger auf dem Touchpad meines Laptops nach rechts, wodurch sich auch der Cursor bewegte. Erst als er den Button Freund/in hinzufügen erreicht hatte nahm ich meinen Finger wieder vom Touchpad und presste meine Lippen aufeinander. Sollte ich nun oder sollte ich nicht? „Ach, scheiß drauf!“, stieß ich plötzlich aus und tippte frustriert mit meinem Zeigefinger auf das Touchpad. Der Button wurde kurzzeitig heller und das Nächste was ich sah, war die Nachricht, dass ich Sasuke Uchiha soeben eine Freundschaftsanfrage gesendet hatte. Verdammte Scheiße. „Fuck, fuck, fuck!“ Panisch klickte ich mehrmals auf den Zurück-Button meines Browsers und stellte schließlich ziemlich entsetzt fest, dass ich zwar wieder auf der Startseite von Facebook gelandet, meine Freundschaftsanfrage jedoch natürlich nicht einfach rückgängig gemacht worden war. „Scheiße!“ Laut vor mich her fluchend, beförderte ich meinen Laptop nicht gerade sanft von meinem Schoß auf meine Matratze und schmiss mich selbst gleich daneben, um frustriert die Decke anzustarren. „Schatz, ist alles okay?“ Ich sah aus den Augenwinkeln wie meine Mum das Zimmer betrat und setzte mich automatisch auf während ich ihr antwortete: „Ja, alles okay, Mum. Mein Word ist nur grade abgekackt und ich habe vergessen die Datei zu speichern. Jetzt muss ich alles nochmal schreiben.“ Die Lüge war mir so natürlich über die Lippen gekommen, dass ich mich im Nachhinein beinahe dafür schämte. Vor allem, da meine Mum nicht einmal zu bemerken schien, dass ich sie anlog. „Mhh… Das ist schlecht. Aber mal was anderes: Wie war´s eigentlich gestern Abend bei Hinata? Was habt ihr euch denn angesehen?“ Ein wenig verwundert, warum sie ausgerechnet jetzt näher auf mein Alibi für den letzten Abend eingehen wollte, streckte ich meine Hand nach meinem Laptop aus und zog ihn zurück auf meinen Schoß, um sie nicht ansehen zu müssen, während ich ihr antwortete. Nicht, weil ich sie nicht ansehen wollte, sondern viel eher, weil ich Angst hatte, dass sie doch irgendwann erkennen würde, dass ich sie anlog. „Ja, war okay. Wir haben Kokowääh geguckt, der ist echt gut. Und danach noch Warm Bodies, der war auch nicht schlecht. Die müssen wir auch mal zusammen gucken.“ „Mhh, müssen wir wahrscheinlich. Aber sag mal, war Ino denn nicht sauer, dass du gestern bei Hinata und nicht bei ihr warst?“ Nun endgültig verwirrt, sah ich mit gerunzelter Stirn zu meiner Mum. „Wieso sollte sie?“ „Du hattest ihr doch versprochen, mit ihr den Filmeabend zu machen, oder nicht? Das hast du mir zumindest am Dienstag erzählt.“ Das leichte Lächeln, was zuvor noch auf den Lippen meiner Mutter gelegen hatte, war nun einem strengen Blick gewichen, der mich augenblicklich kleiner werden ließ. Sie hatte meine Lüge durchschaut. Verdammte Scheiße aber auch! „Da wirst du dich verhört haben. Ich hatte das Hinata versprochen, nicht Ino.“, versuchte ich zu retten, was zu retten ging. Selbst wenn mir zum Ende hin kein nervöses Lachen entkommen wäre, hätte ich jedoch nicht damit gerechnet, dass es funktionierte. Meine Mum konnte man vielleicht von der einen oder anderen Notlüge überzeugen… Sie dauerhaft verarschen aber definitiv nicht. „Ach. Dann nehme ich an, dass der junge Mann, aus dessen Wagen du gestern Abend ausgestiegen bist, Hinata´s Bruder oder Cousin oder was-weiß-ich ist und er dich nur ganz gentleman-like nach Hause gefahren hat, weil es bereits so spät war?“ „Jap. So war´s.“ Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln, bevor ich meinen Laptop zuklappte und aufstand, um an meiner Mum vorbei und die Treppe hinunter in die Küche zu gehen. „Du brauchst gar nicht abhauen, junge Dame! Wir sind noch nicht fertig mit diesem Gespräch.“, ertönte bereits ihre erboste Stimme hinter mir als ich die Treppe noch nicht einmal erreicht hatte. Ich verdrehte meine Augen und lief die Treppe hinab, nicht ohne ein genervtes „Ich hau nicht ab.“ von mir zu geben. Meiner Mutter schien das Hinterherlaufen langsam zu dumm zu werden, da sie mich reichlich angepisst am Oberarm festhielt und zu sich herum drehte, kaum dass wir den Flur betreten hatten. „Wärst du dann vielleicht so freundlich stehen zu bleiben und mir zu erklären, warum du gestern Abend fast zwanzig Minuten gebraucht hast, um vom Wagen dieses Jungen bis in die Wohnung zu gelangen?!“ Scheiße. Hatte sie auf die Uhr gesehen, oder was? „Sag mal, spionierst du mir nach, oder woher weißt du das?!“, erwiderte ich ebenso pampig. „Da du es ja nicht für nötig hältst, mir die Wahrheit über deine Aktivitäten zu erzählen, muss ich das anscheinend machen!“ „Du willst die Wahrheit wissen? Hier bitteschön: Ich war gestern Abend weder bei Hinata noch bei Ino, sondern mit Sasuke in Orlando bei einem Geschäftsessen seiner Familie, wo ich seine Freundin gemimt habe und anschließend von seinem Vater runtergeputzt wurde. Sasuke hat mich anschließend nach Hause gefahren und wir haben uns geküsst. Deshalb hat es so lange gedauert bis ich in der Wohnung war. Zufrieden?!“ Ich holte tief Luft und biss mir auf die Unterlippe, da, kaum dass ich meiner Wut ein wenig Freiraum gelassen hatte, jetzt die nächste Emotion Beachtung forderte und zwar in Form von Tränen, die sich hartnäckig in meinen Augenwinkeln ansammelten. Meine Mum schien währenddessen ein wenig überfordert mit den Informationen, die ich ihr soeben nicht gerade nett um die Ohren geknallt hatte. „Wieso hast du mich angelogen?“ Mein Blick wanderte von den Küchenfliesen zum Gesicht meiner Mum und schließlich schnell wieder weg. Gott, sie sah so verletzt aus. So unendlich verletzt. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich hatte wirklich vorgehabt mit Ino einen netten Abend zu verbringen, aber dann kam die Sache mit Sasuke und dann musste alles so schnell gehen… Und ganz ehrlich: Hättest du mich fahren lassen?“ Ein schwaches Lächeln legte sich auf meine Lippen, welches kurz darauf von meiner Mum erwidert wurde. „Natürlich nicht. Es hätte dir sonst was passieren können.“ Mein Gewissen meldete sich beinahe sofort erneut zu Wort und ich senkte meinen Blick auf den Küchenfußboden. „Tut mir Leid, Mum.“ Es dauerte keine zwei Sekunden, da spürte ich bereits ihre Arme um meine Schultern und wie sie mich in eine feste Umarmung zog. „Mach so etwas nicht nochmal, klar?“ „Glasklar.“ „Gut.“ Sie löste sich wieder von mir und bohrte mir im nächsten Moment ihren Zeigefinger in den Oberarm, während sie mir einen strengen Blick zuwarf. „Dir ist hoffentlich klar, dass du die nächste Woche Hausarrest hast, oder?“ Ohne zu Zögern nickte ich. Der Hausarrest würde mir zwar meinen Urlaub versauen, aber das war immer noch besser wie zwei oder sogar drei Wochen. Oder Internetverbot. Damit sie gar nicht erst auf die Idee kam, mir noch weitere Strafen aufzuerlegen, versuchte ich so schnell wie möglich vom Thema abzulenken: „Was hältst du davon, wenn ich – als kleine Entschuldigung sozusagen – jetzt erst einmal was Leckeres koche? Und dann sehen wir uns nachher noch zusammen deine Serie an?“ Passend zu meinem Vorschlag zwang ich ein Lächeln auf meine Lippen, welches sich gar nicht so falsch anfühlte. In der Tat war der Gedanke daran, mal wieder einen Abend mit meiner Mum vor dem Fernseher zu verbringen weitaus besser als der Gedanke an meine Physikhausaufgaben, die ich noch immer nicht erledigt hatte. Es dauerte ungefähr zwei Sekunden bis sich auch auf den Lippen meiner Mum ein Lächeln ausbreitete und sie meinem Vorschlag zustimmte. Puh, Ablenkungsmanöver geglückt; Nudeln mit Pasta, ich komme! Zwei Stunden, eine große Portion Nudeln mit Pasta und drei Folgen Desperate Housewives später begab ich mich zurück in mein Zimmer, wo mich drei SMSen von Ino erwarteten. Oooogottogott! Ich flipp aus, sie wird mich umbringen, ich weiß es! Fuck, Sakura, wieso hast du mich hierzu überredet?!! Ich schmunzelte leicht aufgrund Ino´s Panikattacke, die sogar durch die SMSen spürbar war, bevor ich ihre letzte SMS öffnete, die fast eine Stunde nach den anderen beiden gesendet worden war. Ruf mich an. Sofort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)