Opposites attract von -Kuraiko ================================================================================ Kapitel 6: ein ruhiger Tag -------------------------- Den Rest der Nacht über passierte nichts weltbewegendes mehr. Am nächsten Morgen schliefen wir alle bis etwa 8:30 Uhr, doch dann sollte die Ruhe ein jähes Ende finden. „MEIKO!“, kreischte mich eine grelle Stimme aus dem Reich der Träume. Mal eine ganz neue Art geweckt zu werden, aber eine, auf die ich getrost verzichten konnten. Ich hatte gestern Abend eindeutig zu viel Alkohol getrunken und dementsprechende Kopfschmerzen. Bis eben hatte ich diese Tatsache noch ausblenden können, da ich tief und fest geschlafen hatte, doch bei diesem Kreisch dröhnte mein Kopf. „Nnnnh...lass mich, es ist Sonntag, Mama..“, murrte ich nur und vergrub den Kopf tiefer in meinem weichen, warmen Kissen. Ich wollte weiter schlafen und dachte nicht mals daran die Augen aufzumachen. Die Kopfschmerzen waren einfach zu groß. Vielleicht würde ich gegen Mittag langsam mal aufstehen, aber es war bestimmt noch früh. Ich hatte keinen Nerv auf die Uhr zu sehen. Aus dem Weiterschlafen wurde allerdings nichts. Ein zweites Mal diese viel zu laute Stimme. „Runter von mir! Sofort! Was für eine Unverschämtheit!“ Meine Kopfschmerzen wurden nur noch schlimmer. Wieso zur Hölle zappelte mein Kissen? Und wer schlug um diese Uhrzeit so einen Lärm? Vom Fußboden kam ebenfalls ein Murren. Vermutlich war ich nicht die Einzige, die bei dem Krach aufgewacht war. Mies gelaunt und etwas verwirrt öffnete ich die Augen. Moment mal..das,was ich da im Arm hielt, war kein Kissen! Ich musste es irgendwie geschafft haben im Schlaf immer mehr nach unten zu rutschen. Zumindest hatte ich beide Arme um die zierliche Blondine geschlungen und ihren Bauch als Kissen benutzt. Ups... Ich ließ sie los und setzte mich auf. Mein Kopf pochte aus Protest. „Gomen Lily.“ Auf einen Streit am frühen Morgen war ich nun wirklich nicht aus. Zum einen, weil ich noch nicht ganz wach war, zum anderen, weil mein Schädel mir das sicher sehr verübelt hätte. „Also das ist doch...!“, verstimmt funkelte sie mich an. „Könnt ihr bitte mal damit aufhören euch anzuzicken, Mädels?“, kam ein schwacher Protest vom Fußboden. Auch der Lilahaarige hielt sich den Kopf. „Sie hat doch angefangen!“, beschwerte ich mich und zeigte auf die Blonde. „Sie hat mich belästigt!“, entrüstete diese sich jetzt und zeigte wiederrum auf mich. Wirklich kein besonders erwachsenes Verhalten, was wir da an den Tag legten. „Wie soll ich dich belästigen, während ich schlafe?!“, regte ich mich auf. „Oh bitte, hört auf jetzt.“, mischte sich Kaito ein. Er sah ebenfalls aus als hätte er Kopfschmerzen. Der Blauhaarige erhob sich vom Boden und streckte sich. Mit einem leichten Lächeln nahm er meine Hand und zog mich vom Bett hoch. „Ich denke wir könnten alle gut einen Kaffee vertragen.“, sagte er dann. „Zeig mir doch noch mal wie das mit diesen komischen Pads und der Kaffeemaschine funktioniert. Du weißt doch, ich habe Zuhause noch so ein Uralt-Modell.“ Vermutlich war das nur ein Vorwand um mich und Lily kurzzeitig räumlich zu trennen, sodass wir aufhörten uns zu streiten. Ich wusste nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden sollte. Derzeit pochte mein Kopf einfach viel zu sehr, als das ich darüber nachdenken wollte. Somit tappte ich also hinterher in die Küche um die Kaffeemaschine zu starten. Kurze Zeit später hielten wir jeder eine Tasse in der Hand. Etwas essen wollte irgendwie niemand. Jetzt, wo die Lage sich wieder beruhigt hatte, herrschte eine unangenehme Stille im Raum. Während ich nach wie vor müde war, waren die beiden Jungs ganz in Gedanken versunken und Lily starrte deprimiert ihren Kaffee an. Es war nicht schwer zu erraten, woran sie gerade dachte. Nachdem wir alle im Bad waren und soweit wieder Alltags tauglich aussahen, verabschiedete Gakupo sich wieder. Er musste noch einige Hausaufgaben erledigen, bevor morgen die Schule wieder los ging. Zurück blieben Kaito, Lily und ich. „Und du willst wirklich nicht die Polizei einschalten?“, wollte der Blauhaarige noch mal wissen. Sie schüttelte leicht den Kopf. „Nein, was würde das groß bringen? Ich will einfach nur Gras über die Sache wachsen lassen.“, erklärte sie „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Ich meine, er hat dich geschlagen! Wer sagt dir, das er dich jetzt in Ruhe lässt?“ „Ich hoffe es einfach!“ In ihren tiefblauen Augen stand die pure Verzweiflung. „Spätestens wenn er ne Neue hat, müsste er mich eigentlich zufrieden lassen.“ „Traust du dich denn allein nach Hause?“, wollte ich wissen. Sie nickte. „Er weiß ja nicht, das ich noch hier in der Ecke bin und fast vor deinem Haus ist die Bushaltestelle.“ Gestern Abend waren keine Busse mehr gefahren, aber heute sollten sie eigentlich wieder ganz normal unterwegs sein. Kaito war kurzzeitig in der Küche verschwunden um sich etwas zu Trinken zu holen und ich brachte Lily noch zur Tür. „Noch mal danke für alles.“ „Ach, ist doch kein Ding.“ Kurzzeitig schien sie zu überlegen, bevor sie erneut etwas sagte. „Sag mal Meiko, ist das Zuhause bei dir eigentlich immer so?“ Ich legte den Kopf schief. „Eh? Was meinst du?“ „Na dieses herzliche Verhältnis. Du scheinst deinen Freunden blind zu vertrauen und deine Mutter war letztens auch so nett.“ Ich dachte nicht weiter nach und musste über diese Frage lachen. „Klar! Ich meine, ist doch ganz normal.“ Die Kleinere sah traurig aus. „Du hast keine Ahnung wie gut du es hast.“, sagte sie noch, bevor sie sich zum Gehen wandte. Erst war ich über ihre Worte verwirrt, dann machte es Klick. Nicht jeder hatte das Glück sich so gut mit seinen Eltern zu verstehen und so gute Freunde zu haben. Schon wieder ertappte ich mich dabei, das meine Klassenkameradin mir ziemlich leid tat. Ihre Freunde wirkten immer so...oberflächlich und ihre Eltern, naja, dazu muss ich an dieser Stelle erst gar nichts sagen. „Hey, warte mal!“, rief ich ihr nach. Die Blonde blieb stehen und sah leicht fragend zu mir. „Vergiss das Projekt morgen nicht. Dieses Mal wieder bei dir?“ Lily nickte. „Ist okay, komm einfach nach der Schule mit.“ Als sie den Hausflur verlassen hatte, stand ich immer noch verwirrt an der Wohnungstür. Direkt nach der Schule mitkommen? Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. „Willst du nicht langsam mal wieder die Türe zumachen?“, riss mich Kaitos Stimme aus den Gedanken. Mit einem Glas Wasser in der Hand, stand er hinter mir in der Diele. Mit einem Seufzen schloss ich die Tür, ging durch die Diele und streckte mich dabei. Meine Kopfschmerzen waren wieder etwas besser geworden. „Und jetzt?“, wollte ich wissen. Für den Moment wusste ich nicht wirklich etwas mit mir anzufangen. Kaito zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht in den Park? Ich möchte wetten die anderen sind um diese Uhrzeit auch da.“ „Ja, wieso eigentlich nicht?“ Wir schlüpften also in Schuhe und Jacke und verließen das Haus. Bis zum Park war es nicht besonders weit. Inzwischen war nicht mehr zu verleugnen, das es Herbst geworden war. Überall lagen bunte Blätter herum und der Wind war deutlich kälter geworden. An den Regen von gestern Nacht erinnerten noch einige Pfützen auf dem Asphalt. Während wir spazieren gingen, redeten wir über Gott und die Welt. Es dauerte nicht lange und wir hatten die Parkanlage erreicht. Anstatt zu dem See abzubiegen, um den ich ab und an ganz gern mal joggte, gingen wir nach Links. Der Weg führte zu einer Skaterbahn. Und wie erwartet entdeckte ich schon von Weitem einen grünen Schopf. „Richtig geraten.“, grinste ich den Blauhaarigen an. Irgendwie hatten unsere drei jüngeren Freunde es geschafft auch ohne Skateboard oder Inliner die Rampe hochzuklettern. Als wir den Platz erreicht hatten, entdeckte Rin uns als erste. Die aufgedrehte Blonde lief die Rampe runter und bekam dabei so viel Schwung drauf, das Kaito und ich sie festhalten mussten um Schlimmeres zu vermeiden. „Was macht ihr denn hier?“, begrüßte sie uns grinsend. „Ach, wir haben uns schon gedacht, das ihr wieder mal hier sein würdet.“ Kurze Zeit später saßen wir alle zusammen oben auf der Rampe. Kaito erzählte von gestern Abend, woraufhin Len, Rin und Gumi uns erstmal genauer darüber ausquetschten. Sie konnten scheinbar nicht ganz glauben, das Barbie höchst persönlich vor der Tür gestanden hatte. Langsam aber sicher begann ich damit die Stimmen der anderen einfach zu überhören. Meine Gedanken drifteten ab. Ich dachte darüber nach, warum in alles in der Welt Lily die Polizei nicht einschalten wollte und ob ihre Eltern sie Zuhause wieder stressten. „Hey, Erde an Meiko!“, riss Gumis Stimme mich aus den Gedanken. Um ihre Worte zu unterstreichen hatte sie mich leicht gegen den Arm geknufft. Genau auf den blauen Fleck. Wieso bevorzugten eigentlich alle genau diese Stelle an meinem Oberarm um mich zu knuffen?! „Du bist so still heute, stimmt irgendwas nicht?“ Ich blinzelte. „Ach quatsch, alles in Ordnung.“ Die Grünhaarige sah mich zweifelnd an. „Sicher?“ Ich seufzte. „Wenn ich es dir doch sage!“ Um das Thema zu wechseln erhob ich mich von meinem Platz, lief die Skaterrampe herunter und rüber zu Lens Skateboard, welches im Gras lag. „Ich borge es mir mir mal kurz.“ Angesprochener nickte. „Geht klar.“, rief er mir zu. Daraufhin funkelte ich herausfordernd rüber zu Gumi, welche immer noch leicht besorgt aussah. Ich fand, das ihr so ein Gesichtsausdruck nicht stand, war sie doch sonst auch nie so ernst. „Hey, wer zuerst unten am See ist! Ich wette du holst mich nie ein!“ Und schon wechselte ihr Gesichtsausdruck von besorgt zu einem Grinsen. „Pah! Das werden wir ja noch sehen!“ So gefiel sie mir schon wieder deutlich besser. Während Gumi die Rampe runter lief, stieg ich auf das Skateboard und sauste los. Lange würde es nicht dauern und sie würde mit ihrem Eigenen die Verfolgung aufnehmen. „Was für Kindsköpfe.“, hörte ich Kaito amüsiert feststellen. Len lachte. „Wartet auf mich Leute!“ Hinter uns war auch Rin die Skaterrampe runter gesaust und rannte hinter Gumi und mir her. Während ich auf dem Skateboard die Straße entlang jagte, musste ich unweigerlich lachen. Es war etwas Tolles so gute Freunde zu haben. Für den Moment war alles genau so, wie es sein sollte. Doch Dinge ändern sich schneller, als man denkt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)