Opposites attract von -Kuraiko ================================================================================ Kapitel 1: Das Chaos beginnt ---------------------------- Meine gute Laune war verflogen, als die Cheerleadergruppe wieder abgezogen war. Leider klingelte es kurze Zeit später auch schon, sodass wir unsere Klassenräume aufsuchen mussten. Die erste Stunde stand Politik auf dem Programm. Wie immer kam der Lehrer überpünktlich in die Klasse gedackelt und begann auch gleich mit dem Unterricht. Besonders spannend war das heutige Thema nicht, doch ich trug dennoch hier und da etwas zum Unterricht bei. Da ich einen Platz am Fenster hatte, konnte ich sehen, wie unten auf dem Schulhof ein Reisebus hielt. Wie gern ich mich doch zur Unterstufe gesellt hätte und ebenfalls ins Schokomuseum gefahren wäre. Egal, da konnte man nichts machen. Meine Aufmerksamkeit wurde von einem Stapel Arbeitsblätter beansprucht, welcher gerade durch die Reihen gereicht wurde. Eine Studie zum Fernsehverhalten von Erwachsenen und Jugendlichen. Arg! Wie 'spannend'! Irgendwie überstand ich die Politikstunde zum Glück und nutzte die Fünfminutenpause dazu, einen Schluck Wasser zu trinken. Neben mir kramte meine Sitznachbarin die Bücher für die nächste Stunde raus. Mathe. „Hatten wir irgendwas auf?“, wollte ich wissen. Angesprochene strich sich eine der langen, rosanen Strähnen zurück, bevor sie antwortete. „Seite 124, Nummer 6 und 7, warum?“ „Wie viel war das?“ Mit einem Seufzen schob Luka mir ihr Heft rüber. „Wenn du dich beeilst, kannst du's noch abschreiben.“ Ein schiefes Grinsen legte sich auf meine Lippen. „Arigatou!“ Sie zog nur eine leichte Grimasse. „Wenn du dich nicht ab und an mal etwas reinhängst, dann sehe ich für die nächste Arbeit schwarz.“ Während ich die Mathehausaufhaben abschrieb, verdrehte nun ich die Augen. „Ja, Mama~“ Die Rosahaarige lachte leise. Zu ihrer rechten Seite hängte sich Miku, ebenfalls mit Stift und Heft bewaffnet, über den Tisch. „Hey! Ich will auch was sehen!“ Meine Laune besserte sich wieder. Der Großteil meiner Klassenkameraden war wirklich nett, und mit den beiden Mädels war ich bisher immer gut ausgekommen. Der Matheunterricht war heute auch gar nicht so furchtbar, wie ursprünglich gedacht. Die Stunde verging sogar überraschend schnell. Als ich die Klasse verließ, sah ich, wie Barbie und ihre Gruppe rüber sahen und irgendwas tuschelten. Glücklicherweise warteten vor der Tür schon Kaito und Gakupo. Ich verwarf meine Gedanken wieder und gesellte mich lieber zu den Jungs. „Wir mussten eben nen unangekündigten Physiktest schreiben.“, murrte der Lilahaarige und zog ein Gesicht. Ich zuckte nur mit den Schultern und setzte ein Lächeln auf. „War's denn so schlimm? Also mein Tag war bisher ganz erträglich.“ Zusammen begaben wir uns auf den Schulhof, wo wir uns auf eine Bank setzten. Da Rin, Len und Gumi heute nicht da waren, ging dies sogar ohne Gequetsche. „Was meint ihr, ob unsere Sportlehrer unsere Klassen gleich wieder gegeneinander spielen lassen?“, fragend blickte Kaito in die Runde. „Keine Ahnung, cool wär's aber. Wir haben einfach viel zu viele Mädchen in der Klasse!“, gab ich meine Meinung kund. Die Jungs lachten. „Du bist doch selbst eins, schon vergessen?“ „Es macht aber mehr Spaß mit euren Leuten Fußball oder Basketball zu spielen.“ Das unsere beiden Klassen gleichzeitig Sport hatten, war oft ein sehr glücklicher Zufall. Manchmal beschlossen die Sportlehrer spontan die Gruppen zu mischen, was von den meisten Schülern ebenfalls gern gesehen wurde. Nach einem Frühstück und ein wenig Plaudern klingelte es dann auch schon wieder. So trödelten wir also rüber zur Sporthalle. Auf halbem Weg schlossen sich unserer kleinen Gruppe noch Miku und Luka an, die gerade aus der Pausenhalle gekommen waren. Wie schon gehofft, mischten unsere Sportlehrer die Klassen wieder, sodass wir zwischen Basketball und Tanzen auswählen konnten. Schneller als die meisten gucken konnten, stand ich auch schon bei der Basketballtruppe. Zwar bestand diese fast nur aus Jungs, doch für ein Mädchen war ich nicht gerade klein und es war bekannt, das ich nicht plötzlich anfangen würde zu quieken, mir seie ein Nagel abgebrochen oder ähnlichen Unsinn. Bis auf den kleinen Zwischenfall vor Schulbeginn war der Tag bisher doch überraschend gut gelaufen. Doch wie sollte es auch anders, natürlich würde sich dies in der letzten Stunde ändern. Englisch stand auf dem Programm. Frau Tachikawa wollte das Projekt genauer mit uns besprechen. Damit wir direkt erste Notizen anfertigen und uns absprechen konnten, verlangte sie erst einmal, das die Gruppen sich auch zusammensetzten. Reichte es denn nicht, das ich Blondi die nächsten zwei Wochen oft genug nach der Schule sehen würde? Da der Platz neben mir frei wurde, musste Lily rüber zu mir wandern, was ihr gar nicht zu passen schien. Kaum hatte sie sich gesetzt, da warfen wir uns gegenseitig auch schon wieder Giftblicke zu. Die Lehrerin reichte uns einen Zettel, auf dem das genaue Thema unseres Projekts stand. Wir sollten doch tatsächlich ein Referat über Jack the Ripper auf Englisch halten. „Warum glaube ich, das meine Note unter dir leiden wird?“ Die Blonde warf mir einen wenig begeisterten Blick zu. „Warum glaube ich, das meine Nerven unter dir zu leiden haben werden? Meine Nase tut es bereits.“, konterte ich. Meiner Projektpartnerin entgleisten die Gesichtszüge. Ich wusste, wie viel Wert sie auf ihr Aussehen und alles was damit zu tun hatte, legte. „Bitte?!“, schnappte sie. „Na dein Parfum! Die Vanille vertreibt schon den Sauerstoff.“, grinste ich sie an. „Unverschämtheit!“, entrüstete sie sich. Wenn Blicke töten könnten, hätte ich spätestens jetzt die Welt der Lebenden verlassen. „Immerhin habe ich Stil.“ Sie warf mir einen hochnäsigen Blick zu. „Ganz im Gegensatz zu nem halben Kerl wie dir.“ Sie spielte auf mein meist sehr unmädchenhaftes Verhalten an. „Halber Kerl, sagst du?“ Ich zog eine Augenbraue hoch. „Na du benimmst dich doch ständig wie einer!“ „Na wenn du meinst.“ Ihre Worte hatten mich auf eine Idee gebracht. Ich wusste, wie ich Barbie noch ein wenig ärgern konnte. Wie um ihre Worte zu bestätigen, ließ ich meine Hand unter dem Tisch zu ihrem Bein wandern und strich ihren Oberschenkel entlang. Zum zweiten Mal in fünf Minuten entgleisten ihre Gesichtszüge. „Du...!“ Scheinbar fand Lily gerade kein passendes Wort. Stattdessen knuffte sie mich recht fest gegen den Oberarm. „Uch!“ Ich verzog leicht das Gesicht. Wir waren so mit Streiten beschäftigt, das wir die Lehrerin nicht bemerkt hatten. Frau Tachikawa schlug vor uns mit einem Buch auf den Tisch, sodass wir ihr sofort alle Aufmerksamkeit schenkten und erst einmal blinzelten. „Meiko! Lily! Ich könnte schwören Arbeiten sieht anders aus!!“, blaffte die Lehrerin uns an. „Im Beruf könnt ihr euch auch nicht mehr aussuchen, mit wem ihr zusammenarbeiten wollt und mit wem nicht! Also lernt es lieber bei Zeiten!“ „Gomen.“, murrte die Blondine neben mir und starrte den Tisch an. Das sie zur Abwechslung auch mal Ärger bekam, war ihr wohl neu. Mich schockte der Wutanfall der Lehrerin nicht mehr im Geringsten. Zu oft keifte mich eine Lehrkraft an, ich solle doch endlich aufpassen oder aufhören meine Sitznachbarn zuzuquatschen. Als Frau Tachikawa sich wieder von unserem Tisch entfernt hatte, warf meine Projektpartnerin mir einen bösen Blick zu. „Da ist der Beweis! Du bringst einen nur in Schwierigkeiten!“ Ich zuckte nur mit den Schultern. Dann bemerkte ich noch etwas Anderes. Auf ihren sonst so blassen Wangen lag ein ziemlicher Rotschimmer. Sie kochte förmlich vor Wut. „Du bist ja ganz rot.“, stellte ich amüsiert fest. Mein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Lily-chan, sag bloß du mochtest das eben.“ Und erneut boxte sie mir gegen den Oberarm. Gleiche Stelle – Au! Das würde nen blauen Flecken geben. „Mach das noch mal und du bist sowas von tot.“, zischte sie mir zu. „Da bin ich aber gespannt.“ Irgendwie hatte ich Gefallen an unserem Streit gefunden. Es machte Spaß sie zu provozieren, auch wenn mein Oberarm jetzt schmerzte. Endlich klingelte es und alle verließen fluchtartig den Klassenraum. Scheinbar hatte die Parallelklasse nicht so viel Glück wie wir, zeitig den Raum verlassen zu können. Ich würde gleich mal rüber wandern und auf meine Kumpel warten. Immerhin wohnten wir im selben Viertel und konnten folglich noch ein gutes Stück des Heimwegs zusammen zurücklegen. „Wann nehmen wir jetzt das Projekt in Angriff?“ Überrascht drehte ich mich um. Lily warf mir einen abwartenden Blick zu. Scheinbar wollte sie nicht länger als nötig hier auf dem Flur rumstehen. „Ist mir schnuppe. Je schneller wir damit fertig sind, desto besser, richtig?“ „Da stimme ich dir ausnahmsweise einmal zu.“ Sie überlegte kurz. „Heute um 17 Uhr fangen wir an.“, sagte sie dann bestimmt. „Du weißt wo ich wohne.“ Nun, das wusste ich nicht direkt. Aber auf der Telefonliste der Klasse, standen auch alle Adressen. „Na meinetwegen.“ Somit gingen wir für's erste unsere eigenen Wege. Bis 17 Uhr war es schließlich noch eine ganze Weile hin. Im Treppenhaus passte ich meine Freunde ab und lief zu ihnen. Gemeinsam machten wir uns auf den Heimweg, während sie mich schon jetzt wegen heute Nachmittag bemitleideten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)