Der Göttliche Sturm von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: DGS I: Vorboten des Sturms ------------------------------------- Göttliche Sturm I Author: It's moi, der Son-Goku Daimao Disclaimer: Gehört alles mir. Die Figuren, die Orte, eigentlich alles. Warnung: Shonen-Ai (hier zwar noch net so wahnsinnig viel, aber det kömmt ja noch) Pairings: Kilian/??? Besondere Textverhältnisse:>.....< = Gedanken; "......" = Wörtliche Rede So, dat wars und nu viel Spaß mit der Story, hope you like it! Vorboten des Sturms Die Sonne ging majestätisch und irgendwie allwissend auf, stieg in ihrer imposanten Größe und der vollkommenen Kreisform am Horizont empor und verscheuchte die letzten Reste der Nacht, die sich verzweifelt an den vielen Bäumen und Sträuchern klammerten. Sie schickte die rettende Wärme und das hoffnungsvolle Licht in diese Welt, diese eine Welt, abseits der Zivilisation, weit weg des Stress, der Hektik und der Großstädte. Die Strahlen durchfluteten die dichten Dächer aus Zweigen und Blättern, durchbrachen die Wände aus Ranken und Farnen, erklommen die dunklen Felsen der Berge, rauschten durch die reißenden Massen der Flüsse, stürzten in die Tiefen des Wasserfalls, der sich hier im Manituba, dem vor tausenden von Jahren erloschenen Vulkan, auftat und verschwanden in den Weiten des von Nebelschwaden und Dunstgeruch verhangenen Waldes. Tautropfen glänzten auf den vielen Pflanzen und Knospen, reflektierten das Licht und glitzerten, wie kleine Diamanten. Bedeckten die frischen Gräser, die sich über ganze Lichtungen erstreckten, fielen von hohen Bäumen und Stämmen auf den feuchten und fruchtbaren Boden und versickerten in der schwarzen Erde. Vögel erwachten aus ihrem Schlaf, reckten ihre kleinen, farbenprächtigen Köpfe, schnappten mit ihren spitzen Schnäbeln, flatterten kurz ihr prachtvolles Gefieder, um sich zu erheben und nach den ersten Mahlzeiten des neu angebrochenen Tages zu jagen. Eidechsen und Salamander kamen aus ihren Verstecken unter den Felsen hervor, legten sich gemütlich auf die großen grauen Steinbrocken und sonnten sich, während sie mit ihren langen, klebrigen Zungen nach Ameisen und Käfern griffen, die auf ihren selbst gebauten Straßen über den Dschungelboden zogen und die allerlei Blattwerk, Früchte und Beute mit ihren kleinen Zangen trugen. Affen schwangen sich von Ast zu Ast, begrüßten den Tag mit einem lauten Gebrüll und gesellten sich zu ihren Artgenossen, um sich zu lausen, Nahrung zu suchen oder herum zu spielen. Fische sprangen aus dem wilden und engen Fluss, der sich durch den Urwald schlängelte, wie eine nasse Kobra, und landeten mit einem lauten Platschen wieder in den kühlen Fluten, die immer reißender und zerstörerischer wurden, je näher sie dem Wasserfall kamen. Mit einem unheimlichen, tödlichen Dröhnen donnerte das Wasser die steile und glitschige Wand hinab, prallte hart unten auf, spritzte Gischt und Schaum auf, erzeugte gefährliche Strudel und verband sich dann zu einem breiten, ruhigen und gleitenden Bach, der gemächlich durch den Dschungel tänzelte und an dessen Ufer sich eine Herde Antilopen gesammelt hatte, um zu trinken, nicht ohne die Aufmerksamkeit eines Jaguars auf sich gezogen zu haben, der sich in einem Gebüsch versteckt hatte und auf den richtigen Zeitpunkt zum Angriff wartete. Langsam begann der Wald zu erwachen. Die ersten Geräusche durchbrachen die Ruhe, den Frieden, der hier herrschte und besiegelten das Leben. Wind kam auf, huschte leise, wie ein kleines Kind, durch die Wiesen und Kräuter, wehte Staub und Blattwerk auf, ließ es durch die Luft tanzen, um es dann wieder auf dem Erbreich zu verteilen. Grillen begannen zu summen und zu zirpen, Mückenschwärme surrten durch die Gegend und verkündeten jetzt schon, das auch morgen die Sonne scheinen werde, Bienen nahmen ihre Arbeit auf und bestäubten die bunten Blumen, Reiher stolzierten mit ihren langen, dünnen Beinen durch die Sümpfe und schnappten nach Fröschen, die mit lautem Gequake um ihr Leben hüpften, Schlangen schlichen stumm durch das Gras, auf der Suche nach Beute. Alles schien, wie aus einem langen Schlaf aufgeweckte worden zu sein. Der Wind, das Wasser, die Tiere, die Pflanzen, die Sonne, nur einer war ganz ruhig, bewegte sich kaum, wenn gar nicht, atmete selbst so langsam und unauffällig, das man ihn leicht für tot halten könnte. Der junge Mann schwebte unter den tosenden und eiskalten Kräften des Wasserfalls, saß im Schneidersitz mitten in der Luft und ließ sich das Wasser auf den Kopf prasseln. Er nahm keine Notiz von der Kälte, von der Kraft, die auf ihn einschlug. Er interessierte sich weder für den tosenden Lärm um ihn herum, noch für den kleinen Kolibri, der an ihm vorbeiflog. All das, was gerade erwachte, bemerkte er nicht. Er konzentrierte sich nur auf sich selbst, auf seinen Körper, seine Kraft, seinen Geist. In Bahnen liefen die Fluten an ihm herab, erschwerten seine zum Teil schwarzen, zum Teil dunkelroten, kurzen Haare, drückten sie in seine Stirn, flossen über seinen freien Oberkörper, seine muskulösen Arme, seine leicht gebräunte Haut, durchnässten seine Stoffhose, tropften von seinen nackten Füßen hinab in den Strudel und das Chaos des schäumenden Elements. Seine Lippen waren zu, seine Augen geschlossen, seine Hände im Schoß gefaltet. Auf seiner Stirn prangte ein Zeichen, ein altes, chinesisches Zeichen, gemalt mit schwarzer Farbe, verkündend, das er auserwählt war, dass er ein Astyanax war, ein Krieger, ein Mönch, ausgebildet in den Weiten dieser Wälder, geboren von der Mutter des Himmels und dem Vater der Hölle. Unterstützt wurde diese Botschaft durch die anderen Zeichen auf seinen Schulterblättern, zwei schwarze Flügel, zwei Schwingen, wie die einer Krähe, links und rechts auf seinem Rücken, direkt an den Schultern. Auch sie zeugten von seiner Abstammung, von der Verwandtschaft mit den Engeln und dem Bündnis mit den Dämonen, von dem Pakt mit dem Teufel und dem Blutsbund mit Gott. Er war hier auf Erden, um eine alte Rechnung auszugleichen, eine Rechnung, die schon seid Anbeginn der Zeit offen ist und die er nun, bald, zu Ende bringen würde. Er war auserwählt, auch, wenn er noch jung war, er würde derjenige sein, der der Welt den Frieden bringen würde. Eines Tages würde er kommen, er, der so viel Leid und Trauer über die Menschen brachte, und dann würde es einen Kampf geben, einen Kampf auf Leben und Tod, um das Schicksal der Menschheit und für diesen Tag trainierte er hier. Hier oben in den scharfen Hängen des Manituba, unter den pochenden Massen des Wasserfalls, mitten in der Welt ohne Zeit, ohne Hass, ohne Liebe, ohne Emotionen, in der Wildnis. Deswegen meditierte er hier oben, abgeschieden von den anderen Mönchen, die unter ihm, im Kloster am Fuße des Berges hausten. Sein Brustkorb senkte und hob sich unter einer Kontrolle, die keinem anderen Wesen möglich ist. Sein Atem war so eben, so leicht und doch so stark, das man ihn nicht sah, ihn nicht mal hörte oder spürte, aber das er lebte, das sein Herz nicht aufhörte zu schlagen. Eine gewisse Ruhe ging von diesem Fremden aus, der mit der Natur und der Umwelt um sich herum längst verschmolzen war. Er schien nicht da zu sein und trotzdem schien es, als würde er jederzeit mit einem Angriff rechnen. Jeder Muskel seines Körper war entspannt und doch bereit, sich aufzubäumen. Und dann, mitten in der Stille des angebrochenen Tages, unter den wachen Augen der aufgehenden Sonne und unter dem Aufschrei des ganzen Dschungels, öffnete der junge Mann seine Augen, so schnell, das man die Smaragd gleiche Grüne nur erahnen und aufblitzen sehen konnte, bevor sie sich wieder schlossen. Doch dieser Augenblick, dieser Hauch eines Augenblicks reichte aus, um den Wald zum Erzittern zu bringen, Vögelschwärme erhoben sich unter lautem Gekrächze, Eidechsen verschwanden wieder im Dickicht, die Antilopen stürmten zurück ins Unterholz, der Jaguar fauchte und sprang von seinem Baum, alles schien in Aufruhr, in Panik, selbst der Wind, der plötzlich aufhörte zu wehen, ja, sogar das Wasser unterwarf sich seiner Kraft und begann, wie von einer unsichtbaren Schutzhülle abgeprallt, um ihn herum zu fließen, als würde er in einer durchsichtigen Blase sitzen. Doch noch im selben Moment wurde es wieder ruhig. Die Vögel setzten sich wieder, die Salamander krochen wieder hervor und sonnten sich, der Jaguar ging wieder in Position und die Antilopen kamen zurück zur Wasserstelle. Der Wind begann , die Blätterdächer zu zerzausen, die Sonne, die ebenfalls kurz angehalten hatte, machte sich wieder auf, gen Himmel und das Wasser stürzte wieder auf den glatten und ebenen Körper des Mannes herab, der wieder, keine Notiz von irgendwas nehmend, weiter meditierte..... >Noch eine Stufe, dann hab ich es geschafft. Gott sei Dank, nur noch drei Meter weiter und ich wäre umgefallen< Die junge Gestalt kämpfte sich die letzte Stufe hoch und stand dann vor dem großen, alt aussehenden Tor des Klosters. Er keuchte und atmete schwer und stoßweise, seine Hände stützten sich auf den zitternden Knien ab, die drohten einzuknicken, würde er noch einen Schritt machen. Der Schweiß rann ihm von der Stirn und brannte in seinen azurblauen Augen, die schmerzhaft verkrampft und zu engen Schlitzen verkleinert auf die lange, schier endlose Treppe zurück starrten, die hinter ihm lag. >Das sich diese dämlichen Kloster auch auf einem Plateau, am Fuße eines erloschenen Vulkans befinden müssen. Warum können die ihre Gemäuer nicht ins Flachland bauen, verdammt noch mal?< Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, und auch wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, richtete er sich wieder auf und setzte seinen Rucksack ab. Er schien Tonnen zu wiegen und um so erleichterter fühlte sich der Junge, nachdem dieser Klotz von seinen Schultern genommen war. Mit der einen Hand nahm er dann seinen Hut ab, um sich mit der anderen durch die kurzen, dunkelgrünen Haare zu fahren. Sie waren total verschwitzt, genauso, wie seine dunkelbraune Hose und das grüne Hemd, das er trug. Unter dem leisen Knacken seiner Gelenke richtete er sich den Nacken, stemmte sich in die Hüften und schaute dann zu dem ungeheuer riesigen Gebäude hoch, das sich vor ihm in die Lüfte erhob. Das Kloster der Astyanax war von einer Wand aus altem Holz umringt. Das morsche Tor, das sich direkt vor ihm befand, war aus schwarzem Kirschbaumholz und mit allerlei Reliefs und Schnitzereien versehen. Oben auf dem linken Tor kämpfte ein Tiger mit einem Drachen, weiter unten auf dem rechten Tor waren ein geflügelter Engel und ein Feuer spuckender Dämon in einen Schwertkampf verwickelt. Hinter dem Kloster reckte der gewaltige Manituba seine felsigen Pranken nach dem Firmament aus. Er war früher ein sehr aktiver und todbringender Vulkan gewesen, der alle zehn Jahre einen gigantischen Ausbruch hatte, doch mit der Zeit war er ruhig geworden, so dass die Astyanax in aller Seelenruhe ihr Anwesen ohne große Angst bauen konnten. Sein Gestein war fast genauso schwarz, wie die Nacht, und doppelt so scharf, wie die Klinge eines Schwertes. Den ausgehöhlten Krater konnte man von hier unten nicht erkennen, doch dank einiger Expeditionen wußte der Junge, der vor den Toren des Klosters stand, das sich dort eine üppige Vegetation aufgetan hatte, und das es dort sogar einen Fluss und einen richtig hohen Wasserfall geben sollten. Doch das interessierte ihn im Moment nun überhaupt nicht. Er hatte gerade unter der schlimmsten Anstrengung seines bisherigen Lebens die steile und ziemlich lange Steintreppe erklommen, die hinauf zum Kloster führte und auch der einzige Weg war, wieder in die zivilisierte Welt zurückzukommen. Er war mehr als einmal drauf und dran gewesen, einfach umzudrehen und abzuhauen, weil diese verfluchte Treppe kein Ende nehmen wollte, doch er hatte die Zähne zusammen gebissen und sich jede Stufe hoch gekämpft und nun war er am Ziel. Beim Kloster der Astyanax, dem wohl ältesten Mönchsvolk Asiens. Eigentlich hatte er noch nicht sehr viel über sie gehört. Wenn er ehrlich war, hatte er außer dem Namen und der Tatsache, das hier die besten Krieger des Ostens unterrichtet wurden, noch gar nichts von ihnen gehört. Und das stimmte ihn nun auch irgendwie ein bißchen böse auf sich selbst. Wie verrückt war denn jemand, der sein ganzes Vermögen für ein Flugticket nach Hong Kong verbrauchte, dann mit einem Bus und einer Drei-Tage-Non-Stop-Fahrt in ein kleines Kaff namens Humanaptra fuhr, dort sein letztes technologisches Hab und Gut, einen Kleinbildfernseher, gegen ein Pferd eintauschte, das einen dann eh nur bis zum Fuße dieses Gebirgskammes trug und sich dann aufmachte, die mit gefährlichste Treppe auf dem rutschigsten Steilhang diesseits der Hemisphäre hinauf zu krackzeln, nur um bei einem unbekannten und völlig isolierten Urwaldorden aufgenommen und im Kampfsport unterrichtet zu werden? Aber jetzt war es zu spät. Würde er nun wieder umkehren, würde er es sich selbst nie verzeihen, nicht wenigstens angeklopft und nachgefragt zu haben. Das war er sich und dem armen Gaul, der nun irgendwo unter ihm vor sich hinjapste und vergeblich seinen Führer suchte, schuldig. Und so streckte er sich noch mal, räusperte sich kräftig, strich seine Kleidung glatt, obgleich sie von Matsch- und Lehmflecken nur so übersät worden war, griff wieder nach seinem Rucksack und klopfte dann mit geballter Faust etwas zu stark gegen das gewaltige Tor. Das fast schon ohrenbetäubende Klopfen hallte an den Wänden des Manituba wider und scheuchte einen ganzen Schwarm Kleiber auf, die sich, zu einer großen schwarzen Wolke vereint, von ihren Ästen erhoben und in Richtung Horizont entflohen. Überall in den Gebüschen und dem dichten Laubwerk um den Jungen herum begann es rascheln und zu knistern. Er mochte sich gar nicht vorstellen, was da alles durch das Unterholz streifte und vielleicht auf der Suche nach frischem Fleisch war. >Toll, bei meinem Glück kommt hier gleich ein Säbelzahntiger aus dem Busch gehüpft und zerfetzt mich in tausend Stücke< Doch dann war es wieder ruhig. Das Rascheln und Pfeifen der Vögel verstumme, nur noch das laute Atmen des Jungen hallte durch die Luft. Es war schon irgendwie unheimlich, wie sich hier, von einer Sekunde auf die andere, der tosendste Lärm auftat und dann wieder verschwand, als ob es ihn nie gegeben hätte. Als dann auf einmal das laute Knarren des Tores die Luft zerriß, schreckte der Junge so auf, das er das Gleichgewicht verlor und fast die Stufen hinab gestürzt wäre, hätte ihn nicht eine starke Hand am Handgelenk gepackt und festgehalten. Verwirrt über sein offensichtliches Missachten der Schwerkraftgesetze, blickte er nach oben und sah direkt in das Gesicht eines freundliche grinsenden Mannes um die Vierzig, der einen weißen Schnurrbart trug und sich eine Glatze geschnitten hatte. "Wer sind sie denn?", brachte der Junge mühsam hervor, während der Mönch ihn wieder auf den festen Boden und weit weg von gefährlichen Stufen zerrte. "Ich bin Lo-Pan, der Bewacher des Portals der Sonne und wer, wenn ich fragen darf, sind Sie?" Der Ordensbruder trug eine gelbliche Kutte und war barfuß. Auf seiner Stirn war ein Kreuz ähnliches Symbol mit schwarzer Farbe gezeichnet und um seinen Hals hingen jede Menge Ketten mit bunten und klirrenden Anhängern, die allerlei Tiere und Symbole darstellten. "Ich bin Kilian Summers. Und bevor ich es vergesse, danke, das sie mir gerade das Leben gerettet haben!" Der Mann lächelte noch breiter, als zuvor und kniff dabei seine eh schon sehr schmalen Augen zusammen. "Passen sie lieber besser auf sich auf. Das Leben ist nur kurz und sehr wertvoll, es ist sehr dumm, es wegen eines Schrecks wegzuwerfen." "Ähm......ja, genau, besser ist das, aber, was ich eigentlich fragen wollte. Ist es vielleicht möglich, dass sie mich in ihren Orden aufnehmen?" Kilian hatte ja vorgehabt, nicht so mit der Tür ins Haus zu fallen, aber in Anbetracht des Todes wollte er das ganze lieber so schnell wie möglich hinter sich bringen, um, wenn die Antwort "Nein" lauten würde, noch schneller von hier wieder weg zu kommen, ehe er sich noch irgend einen Virus einfing oder gar von einer Python erwürgte wurde. "Sie wollen also Schüler der Technik des göttlichen Sturms werden? Sind Sie sich da auch ganz sicher?" Die Stimme des alten Mannes war werde bedrohlich, noch irgendwie zweifelnd, doch trotzdem fröstelte es Kilian plötzlich. Und das mitten im Juli in einem Regenwald! "Ja, das will ich........es sei denn, sie sind schon ausgebucht oder haben momentan geschlossen." Der Mönch mit dem doch recht seltsamen Namen fing an zu lachen und trat einen Schritt zur Seite, damit Kilian einen Blick in das Innere des Klosters werfen konnte. Hinter dem Tor erstreckte sich ein großer, leerer Hof, in dessen Mitte ein schlichter runder Teich war. Von anderen Mönchen fehlte jede Spur. "Sie sind ein sehr lustiger, junger Mann. Aber, ob Sie hier bleiben und die Lehre des Meisters erlernen dürfen habe ich nicht zu entscheiden." "So? Und wer hat das dann?" "Kommen Sie erst mal mit rein und dann werden wir es schon herausfinden." Kilian machte dabei bloß ein skeptisches Gesicht, was den Mönch nur wieder ganz breit grinsen ließ. Dennoch folgte er ihm mit schnellen Schritten in den mit grauem Kies ausgelegten Hof. Lo-Pan verschloss erst wieder das Tor, bevor er Kilian über den leeren Platz führte. An dem Teich in der Mitte blieb Kilian stehen und lugte vorsichtig hinein, immerhin konnte hier einem ja sonst was entgegen springen. "Sie müssen keine Angst haben. Da sind nur Goldfische drin. Sie sollen das Gleichgewicht zwischen Mensch und Tier aufrecht erhalten." "So. So. Also wird das nix mit Fischsuppe am Freitag, wie?" Wieder lachte der Mönch und ging weiter in Richtung des gegenüberliegenden Gebäudes, das sich vor ihnen erhob, wie ein dunkler Palast aus grauen Ziegeln und das lediglich ganz oben - Kilian schätzte, das es vielleicht vier Stockwerke hatte - ein paar kleine Erkerfenster gab. "Sie sind wirklich sehr sehr amüsant. Ich habe selten so gelacht, wie heute. Als Komiker würden Sie bestimmt einen Job hier bekommen." "Immer noch besser, als Hausmeister." Als sie vor der Tür standen, die in das Haus führte, drehte sich Lo-Pan noch einmal zu Kilian um und sah ihn ernst an. Jeglicher Humor war aus dem Gesicht verschwunden. Kilian schluckte schwer. "Und Sie sind sich wirklich sicher, dass sie ein Schüler der Astyanax werden wollen?" "Ja.........natürlich......" Richtig wohl war ihm bei seiner Antwort aber nicht. Nur Gott wußte, was ihn jetzt erwartete. "Dann kommen Sie mit, aber bitte seien Sie ganz ruhig. Die anderen Mönche trainieren gerade im Dojo." Kilian nickt bloß zustimmend und hielt den Atem an, als der Mönch die Tür mit einem leisen Knarren öffnete und in die Dunkelheit hinein trat...... ........Im ersten Augenblick sah Kilian nicht mal die Hand vor Augen, doch dann formten sich langsam Bilder und ein riesiger Raum entstand aus dem Nichts. Von draußen viel kein Licht herein, dennoch war es hell. Überall an den Wänden des viereckigen Raumes hingen Herzen und Fackeln, die ihre Schatten warfen. In der Mitte konnte der Junge eine breite und auch sehr lange Plattform erkennen, die etwas niedriger, als der übrige Boden war. An den kurzen Enden dieses Rechtecks standen jede Menge Holzkonstruktionen, die Waffen trugen, von deren bloßen Anblick Kilian schon eine Gänsehaut über den Rücken lief. Schwerter in allen Größen und Formen, Keulen, Speere, Macheten, Messer, Kampfstäbe, silberne Monstren, deren Zacken und Windungen sich in alle Richtungen erstreckten, die mit Haken, Spitzen, Schneiden und Klingen bestückt waren. Der Rest des Raumes war leer. Im Schatten der vielen Lampen konnte Kilian jedoch zwei lange, schmale Gänge erkennen, die links du rechts aus diesem Raum raus führten. "Was zum Teufel ist das...." "Shhh!" Lo-Pan deutete ihm mit seinem Zeigefinger, ruhig zu sein und schlich dann, wie auf Samtpfoten zu einem herrenlosen Seil, das links neben der Tür, durch die die beiden gerade eingetreten waren, in der Luft hing. Er zog zweimal kräftig und ein Urknall ähnliches Leuten donnerte durch die Stille, zerfetzte sie und ließ es in Kilians Ohren dröhnen. >Sag mal, spinnt der jetzt völlig? Erst sagt er, ich soll gefälligst die Klappe halten und dann macht er selbst hier so einen Radau< Als das Geräusch wieder verklungen war, setzt die Stille ein, die dann aber langsam und irgendwie gleichmäßig von einem immer lauter werdenden Trippeln unterbrochen wurde. >Was kommt denn nun?.........Schritte! Das sind ganz eindeutig Schritte! Irgendwer kommt jetzt hierher< Und wie aufs Stichwort strömten durch die beiden Gänge jede Menge Mönche in den gerade noch ruhigen und leeren Raum. Sie alle trugen die selben gelben Kutten, hatten keine Schuhe an und trugen Glatzen. Um ihren Hälsen klimperten, ähnlich wie bei Lo-Pan jede Menge Ketten und Anhänger. Sie alle trugen auch seltsame Zeichen auf ihrer Stirn. Kilian beobachtete gespannt, wie sie sich im Raum verteilten, bis schließlich das im Boden versenkte Rechteck von ihnen umringt wurde und nur noch die beiden kurzen Ende, an denen auch die Waffenhalter standen, frei waren. Lo-Pan und der Junge standen hinter einem solchen Waffenhalter und warteten beide auf etwas, wobei der alte Mönch wußte, um was es sich handelte, während Kilian noch sehr irritiert durch das Auftauchen der anderen Mönche in die Runde blickte. "Was ist denn jetzt eigentlich los?", fragte er flüsternd und drehte sich zu dem Mann mit dem Kreuz ähnlichen Symbol auf der Stirn um. Dieser grinste nur wieder und deutete auf das gegenüberliegende Ende des Zimmers. "Er wird entscheiden, ob Sie bei uns bleiben oder nicht!" Kilian drehte sich schnell wieder zurück und erstarrte im Augenblick. Es waren mehrere, sehr verschiedene Gefühle, die ihn durchfluteten, als er die feuerroten und nachtschwarzen Haare, und vor allem, die blitzenden, giftgrünen Augen sah, die ihn durchdringen musterten. Er hatte Angst, fühlte sich gefangen, war aufgeregt, fühlte wie sein Herz raste, vor lauter Unwissen und da war noch etwas...........etwas, das ihn mehr erschreckte, als das lange Schwert, das der Fremde mit sich hatte, der nun aus dem Schatten des Ganges trat und das mit seiner Schwarzen Klinge und dem Jade grünen Griff glänzte. Er fühlte sich auf seltsame Art und Weise zu diesem Mann, der durch seine reine Präsenz dafür gesorgt hatte, das sich alle Mönche nieder neigten und auf die Knie fielen,........hingezogen. Fortsetzung folgt, wenn es jede Menge Kommis gibt.*zwinker* Kapitel 2: DGS II: Engelsaugen ------------------------------ Der Göttliche Sturm II Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Autor: It's moi, der Son-Goku Daimao Disclaimer: Gehört alles mir. Die Figuren, die Orte, eigentlich alles. Warnung: Shonen-Ai (hier zwar immer noch net so wahnsinnig viel, aber det kömmt ja noch) Pairings: Kilian/??? Besondere Textverhältnisse:>.....< = Gedanken; "......" = Wörtliche Rede Vorwort: Also, zuerst einmal küsse ich allen die Füße, die sich so sehr erniedrigen konnten mir einen Kommi zu geben. Ich liebe euch. So und nu viel Spass mit dem zweiten Teil....... Engelsaugen Es hatte ihn getroffen, wie ein Blitz. Feurige Schauer durchzogen ihn, jagten ihm eine Gänsehaut ein, ließen ihn erstarren. Alles andere verschwand vor Kilians Augen. Nur noch dieser eine Mann schien ihm noch von Bedeutung. Die Mönche, die seltsamen Waffen, der halbdunkle Raum, Lo-Pan, sein Führer, das alles war ihm egal, er vergaß es einfach. Viel zu aufregend war der Anblick, den dieser Fremde bot. Kilians Blick schweifte von den halb blutroten, halb pechschwarzen, kurzen Haaren, die dem Krieger ins Gesicht hingen, über das markante Zeichen auf seiner Stirn, den eindringenden, schon fast Smaragd ähnlichen Augen, die ihn eingehend musterten, der geraden Nase, den vollen, weichen und irgendwie unheimlich sinnlichen Lippen, seinen Hals hinab, verfolgte die Wege der muskulösen Arme, erforschte den durchtrainierten, freien Oberkörper, auf dem man jeden Muskel einzeln zählen konnte und der in einer leichten Bräune glänzte, und blieb schließlich an den Hüften hängen, auf denen eine schwarze Stoffhose ziemlich tief hing und so fast schon zuviel Einblick in sein Intimleben gab. Das Schwert, das fast zwei Meter lang war, dessen Griff in einem dunklen Grün leuchtete, dessen Klinge grundlegend schwarz war und auf der sich ein paar goldenen Muster entlang der Klinge schlängelten, und das dieser junge Mann drohend auf den Grünhaarigen hielt, störte ihn gar nicht. Ein Kribbeln breitete sich im Bauch des Jungen aus, wanderte hinauf in seinen Hals und ließ seine Stimme versagen, kroch in seine Beine und brachte sie so fast zur Aufgabe, schoss in sein Gesicht und verursachte dort eine leichte Röte. Doch den Blick abwenden konnte er nicht. Es war wie verhext. Es hatte fast den Eindruck, als ob dieser so atemberaubende Mann ihn irgendwie in einen Bann gezogen hätte. >Man......lass ihn mich berühren, bitte Gott.......ich will ihn berühren......nur ganz sanft........ihn streicheln..........mich an seine Brust drücken.........ihn küss.............Halt!!! Stop!!! Uno momento, das da ist ein Mann!! Und ich, ich bin auch einer, also..........was zum Teufel denke ich hier? Komm wieder zu Sinnen, der Kerl will dich gleich mit seinem Schwert aufschlitzen!< Erst jetzt erkannte Kilian die Gefahr, die von dem Mann mit dem seltsamen Symbol auf der Stirn, das denen, der andere Mönche nun gar nicht ähnelte, ausging. Sie war da, man spürte sie, ohne das man sie sehen, hören oder riechen musste, man fühlte es. Die Kraft, die Stärke, die Kälte, die er ausstrahlte. Der Junge fühlte sich trotzdem zu ihm hingezogen, zu diesem mächtigen und schier unbesiegbaren Kämpfer. So sehr er sich auch dagegen strebte, es half nichts. Sein Herz schlug weiterhin in Rekordzeit, sein Atem ging immer noch stoßweise und seine Knie drohten immer noch einzuknicken. Zumindest hatte er jetzt aber seine Stimme wieder. "Wer.....wer ist das?", fragte er ziemlich leise und an Lo-Pan gewandt, der hinter Kilian an einem der Waffenhalter stand. "Das da ist derjenige, der sagen und entscheiden wird, ob Sie hierbleiben oder ob Sie wieder zurück müssen." Etwas an seinem Tonfall gefiel dem Grünhaarigen gar nicht. Es klang so kalt, so ausweglos, so........endgültig! "Und was soll ich machen?" "Sie müssen bloß genau vor ihn treten und dann abwarten, mehr nicht." "Aha, klingt so, als ob ich es schaffen könnte." Mit leicht zitternden Beinen, einem Herz, das sich förmlich überschlug und einem völlig durchgeschwitzten Hemd machte sich Kilian auf den Weg. Nach ein paar Schritten war er in der Mitte der Senke abgekommen und war nur noch vielleicht einen Meter von dem Rothaarigen entfernt. Wieder jagten ihm eisige Schauer über den Rücken, wieder begann sein Atem unregelmäßig zu kommen, wieder versagte ihm die Stimme. Am liebsten hätte er jetzt die Hand nach diesem so süßen und doch so kühlen Gesicht ausgestreckt, nach diesen Augen, die irgendwie heimtückisch und böse wirkten, die aber gleichzeitig eine Sanftheit und Unschuld zeigten, das man verrückt nach ihnen werden musste. So erging es auch Kilian, der sofort in diesem Meer aus Grün versank, und so bemerkte er auch dieses Mal nicht, wie der Mann mit dem Schwert anfing, selbiges in einer rituellen Schwingung zu bewegen und ein paar alte Verse zu sprechen. Der Grünhaarige hingegen starrte immer noch in diese Augen, begann leicht zu lächeln und dann, ganz plötzlich, kam ihm ein altes Lied in den Sinn, das er von seinen Eltern kannte. Augenblicklich durchzog ihn ein stechender Schmerz in den Schultern und auch in seinem Herz, den diese warmen und doch kalten Augen aber schnell wieder verjagten, sodass er jetzt anfangen konnte, dieses Lied in Gedanken zu singen.... "Selene, Wächterin des Mondes, erfülle deinen Pakt mit.....", wieder schwenkte der Rothaarige das schwarzgoldene Schwert in seltsamen Zickzackbahnen über seinen Kopf. >Look into his Angeleyes...< Kilian wußte nicht, wer dieses Lied gesungen hatte, oder von wann es war, geschweige denn, wie lange er es nicht gehört hatte, doch er kannte plötzlich jede einzelne Strophe wieder. Er brauchte bloß in diese magischen Augen schauen und sie flogen ihm zu... "......Jupiter, der auch mir seinen schützenden Donner schicke....." <......one look and you hear me ties....> "......Und Indra, Herrscherin über die Elemente, reiche mir die Klingen deiner Untertanen........." <.........he take my heart......> "............Seth, Meister des Todes, vollführe auch jetzt deinen Fluch,..........." <.......and now I pay the price....> "..........um meinen Willen. Und auch du, Saturn, Gott der Zeit und es Raums......." <.......Look into his Angeleyes....> "............erfülle meine Bitte und sende deine Axt der Zerstörung......" <........you think, you're in paradise.....> ".........Minerva, Göttin der Weisheit, gib mir dein Wissen......." <............and one day you'll find out, he wears a disguise......> "...........damit ich entscheiden kann, ob dieser junge Mensch hier........" <......Don't look too deep into those Angeleyes....> "............würdig ist, ein Astyanax zu werden und in den göttlichen Krieg zu ziehen.!" Mit den letzten Worten ließ der Krieger sein Schwert niedersausen, sodass zwischen der Spitze und Kilians Nase nicht mal mehr ein Stück Papier gepasst hätte. Dieser schreckte prompt zusammen und wäre fast hingeflogen. Nur mit Mühe konnte er sich wieder gerade hinstellen und wieder ein Gefühl für die Realität bekommen, sich von den grünen Engelsaugen abwenden. "Und, wie lautet das Urteil, Meister?", fragte Lo-Pan und trat neben Kilian, der sich jetzt ein bißchen lockerte. Das Schlimmste schien gebannt zu sein. "Er ist rein. Ihr könnt ihn mit gutem Gewissen bei uns aufnehmen." "Habt Dank für eure Entscheidung, ich werde mich sofort um alles weitere kümmern." Lo-Pan verbeugte sich nun auch einmal vor ihm und wartete so, bis der Rothaarige sich umdrehte und wieder in einem der beiden dunklen Gänge verschwand. Kilian blickte ihm mit einer Mischung aus Faszination und einer gewissen Empörung hinterher. Kaum war die große und ehrfürchtige Gestalt in der Dunkelheit verschwunden, hing das Gesicht des alten Mönches wieder vor den Augen des Grünhaarigen und grinste ihn erfreut an. "Und was ist nun los?" "Was los ist? Du gehörst ab jetzt zu uns, du bist jetzt offiziell ein Astyanax und ich bin wirklich froh darüber, denn du warst mir gleich sympathisch und außerdem bringst du einen immer so schön zum lachen. Naja, wie dem auch sei, ich muss jetzt leider wieder zurück zum Portal der Sonne. Ähm........", er schaute sich um und nickte schließlich einem jungen Mönch um die Zwanzig zu, der sich gerade, genau wie die anderen, erhob, zu ihm zu kommen,"...Alexjielle wird dich zu deiner Kammer bringen und dir alles weitere erklären. Also, bis dann und auf gutes Zusammenleben." Damit klopfte Lo-Pan ihm nochmals auf die Schulter und verschwand aus dem dunklen Raum, hinaus in die grelle Wirklichkeit. <........Wow, Wahnsinn, ich bin jetzt ein Astyanax, das ging ziemlich schnell, und so einfach. Hätte ich nie gedacht.> "Du bist also der Neue?" Kilian drehte sich erschrocken um und blickte in das grinsende Gesicht eines ebenfalls glatzköpfigen Mannes. "Ich bin Alexjielle und du?" Der Mönch hielt ihm die Hand hin. Kilian erwiderte die Geste und stellte sich vor. "Kilian? Komischer Name, woher kommt der?" "Ähm, ich glaube, der kommt aus dem Hebräischen, aber ich hab da wirklich keine Ahnung." Wieder durchzog ihn ein pochender Schmerz, der von seinen Schultern über seinen ganzen Körper wanderte. Kilian bis sich auf die Unterlippe und versuchte, normal auszusehen. "Ist was ?" "Nein, nein, ich bin nur noch etwas überrascht, das alles so schnell ging." "Kann ich mir vorstellen. Als ich damals hier angekommen bin, war mir auch verdammt Scheiße zu Mute." "Ja, so kann man es ziemlich genau beschreiben, danke." Beide lachten und machten sich auf den Weg. Der Raum war inzwischen leer und Kilian folgte Alexjielle hinaus in den Hof, wo er sich erst an das helle Licht der Sonne gewöhnen musste, die hoch am Himmel stand. "Und warum willst du ein Astyanax werden?" "Wollte, heißt es richtig, ich bin ja jetzt schon einer." Kilian versuchte, die Verzögerung in seiner Stimme zu verstecken und hoffte, das dieser Mönch nicht gemerkt hatte, das er darüber nicht unbedingt sprechen wollte. Sie kamen wieder an dem Fischteich vorbei. Die goldenen Tiere schwammen gemütlich ihre Bahnen und mieden die Oberfläche. "Okay, warum wolltest du ein Astyanax werden?" "Nun, also........." "Also?" "Wenn ich ehrlich bin, gibt es dafür keinen besonderen Grund. Es war aus einer Laune heraus." "Na, dann will ich mal hoffen, das du diese Laune nicht bereuen wirst." "Wieso, gibt es noch etwas, das schlimmer ist, als diese gruselige Kammer?" "Nein, nein, aber das Leben hier ist hart für Leute, die sonst immer nur das Stadtleben gewöhnt sind." "So schlimm?" "Naja, es gibt hier keine Technik, nicht das Geringste, kein Fernsehen, kein Radio, kein fließend Wasser, keinen Strom. Wenn du duschen oder dich baden willst musst du runter zur Wasserquelle gehen, wenn du Licht brauchst, musst du dir eine Lampe anzünden und wenn du Unterhaltung suchst, kannst du die Fische füttern gehen." Sie waren inzwischen an einem anderen großen Haus angelangt, das links von der "gruseligen Kammer" lag. "Klingt wirklich nett, so hab ich mir das Paradies immer vorgestellt." Wieder lachten beide und stoppten vor der Tür. "So, da wären wir. Das ist das Gebäude, in dem die Zimmer der Mönche liegen." "Ehrlich, sieht ziemlich klein aus." "Was hast du erwartet? Ein Fünf-Sterne-Hotel kannst du in Hong Kong suchen, aber nicht hier!" "Wie viele seid ihr denn?" "Ähm...ich glaube, es müssten mit dir zusammen knapp zweihundert Mönche sein." "Was?! Und die sollen alle da drinne wohnen? Wie groß sind denn die Zimmer? Zwei Quadratzentimeter?" "Nein, nein. Das Gebäude ist nach hinten hin offen. Was du hier siehst, der Hof, die Kampfhalle, all das ist bloß die Vorderfront. Von oben gesehen, hat das Kloster die Größe einer Kleinstadt. Jeder Mönch hat eine Kammer und sie sind immerhin größer, als so manche Drei-Zimmer-Wohnung in Manhattan." "Puh, ich dachte schon, ich müsste mich in eine Streichholzschachtel als Bett quetschen." "Man merkt, das du aus der Stadt kommst." "Darauf bin ich auch sehr stolz." Erneut lachten sie und dann trat Alexjielle ein, gefolgt von Kilian, der sich sofort mit großen Augen umsah. Hinter der Tür erstreckte sich ein langer Flur, der sturgerade durch das ganze Haus führte und in den richtigen Teil des Klosters führte. Links und rechts waren in regelmäßigen Abständen Schiebetüren. Kilian folgte dem jungen Mönch durch den Gang hinaus in eine wirklich erstaunliche Kleinstadt. Direkt aus dem Haus heraus führte der Gang weiter in eine gewaltige Grünanlage, in der überall Springbrunnen, kleine und große Teiche, Rasenflächen und Bäume standen. Links und rechts führte nun ebenfalls ein mit Holz belegter Pfad weg, hinein in ein kleines Dorf aus Häusern, wie das, durch das sie vorhin gegangen waren. Überall schwirrten Mönche in ihren gelben Kutten herum und waren am reden, beten oder fütterten die vielen Vögel die in dem Park umherflogen. "Und? Was sagst du nun?", fragte Alexjielle mit einem Grinsen. "Das Stadtkind ist sehr beeindruckt.", entgegnete der Grünhaarige und verlagerte das Gewicht seines Rucksacks, der die ganze Zeit über auf seinen Schultern lastete. Gemeinsam ginge sie dann links den Pfad entlang, machten ein paar Abbiegungen und standen schließlich vor einer etwas kleineren Hütte mit Flachdach. "So, das ist von heute an dein neues zu Hause." "Sieht nett aus..........Wo führt denn dieser Weg da lang?" Die letzte Frage stellte er, weil ihm eine in den Stein des Plateaus gehauene Treppe auffiel, die rechts neben seiner Hütte lag und tief nach unten führte. "Oh, die Treppe da führt zu den Quellen. Da unten kannst du dich und deine Klamotten waschen. Es gibt auch heiße Quellen, falls du mal krank werden solltest oder Schmerzen hast, die Dinger heilen einfach alles." "Dann werde ich denen gleich mal einen Besuch abstatten." "Okay, wenn das dann alles ist, ich geh dann mal und mach mit meinem Training weiter. Wenn du noch fragen haben solltest, ich steh dir jederzeit zur Verfügung." "Okay.........aber warte mal, eine Frage hätte ich da noch." "Und die wäre?" "Wer war der Kerl, der mit dem Schwert vor mir rumgefuchtelt hat?" "Ich hab keine Ahnung. Außer dem Ältesten und einigen sehr alten Mönchen kennt keiner seinen Namen." "Oh, schade.........aber weißt du, wo er wohnt?" "Klar. Er hat seine eigene Hütte. Die steht irgendwo da oben!" Alexjielle zeigte auf das Ende des Klosterareals, wo schon leicht der Manituba anstieg. Auf dieser anschwellenden Anhöhe stand eine einsame Hütte. Nur ein etwas holpriger Weg führte hoch zu ihr. "Das wär dann alles. Danke." "Bis dann." "Bis dann." Kilian starrte noch eine Weile auf die irgendwie fehl am Platze wirkende Hütte auf dem Hang. Wieder wurde Kilian rot und verschwand schnell in seinem Zimmer. Dort zeigte sich, das es wirklich ganz anders, als ein Hotelzimmer war. Außer einem Bett, einem Tisch mit einem Stuhl und einem Regal gab es hier nichts. Die Wände und der Boden waren leer. Nirgends eine Blume oder ein Bild. Dafür war die hintere Wand jedoch aus Glas, mit einer Schiebetür drinnen, durch die der Grünhaarige nun auch die heißen Quellen vage erkennen konnte. "Am besten nehme ich erst mal ein Bad, dann sehen wir weiter, in was ich mich da reingeritten habe.", flüsterte er und schmiss seinen Rucksack auf den Boden, um wieder hinauszugehen und die Treppe hinab zu steigen............ Die Sonne drang kaum in den viereckigen Raum durch und setzte so alles in einer Dunkelheit, die man schon fast als Nacht bezeichnen konnte. Der Schatten, der in der Mitte des Raumes vor einem kleinen Tisch niete, verbarg sein Gesicht in der Finsternis. Sein Körper war alt und gebrechlich, sein Haar grau und seine Haut voll Falten und Flecken. Doch als sich die Tür des Raumes öffnete, erschien ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Ein junger Mann mit teils roten, teils schwarzen Haaren trat ein und setzte sich, nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, vor den alten Mann. "Was führt dich her, mein Junge?" Die Stimme klang, wie auf einem alten Megaphon. Krächzend und irgendwie rauh. "Es geht um den Neuen. Ich hätte da eine Bitte." "Und die wäre?" "Ich würde ihn gerne selbst unterrichten.......allein, ohne die anderen." Der Alte runzelte seine eh schon runzelige Stirn und pfiff aus. "Warum willst du ihn denn als deinen Schüler?" "Als ich das Ritual an ihm vollzog, spürte ich, das er nicht so ist, wie die anderen." "Er ist doch nicht etwa .....?" Die Stimme des Grauhaarigen wurde plötzlich etwas panisch. "Nein, nein, er ist es nicht. Es ist was anderes. Eine unglaublich reine Aura umgibt ihn. Ich kann es nicht erklären...noch nicht." "Und deswegen willst du ihn unter deine Fittiche nehmen?" "Nur, wen Ihr es erlaubt." "Ach, was legst du noch Wert auf meine Meinung. Du bist um so vieles stärker und mächtiger, als ich. Du bist der Stärkste hier. Du könntest tun und lassen, was du willst." "Aber, Herr, ich habe eine Aufgabe, das wißt ihr und......." "Und was? Verpflichtet dich deine Aufgabe dazu, dich zu verstecken, nicht unter Menschen zu gehen und dich komplett abzuschotten........kein richtiges Leben zu führen?" "Nein, das tut sie nicht, aber es ist besser, wenn ich niemanden nah an mich ranlasse." Die Stimme des jungen Mannes schwankte ein wenig. "Warum denn?" "Weil es so leichter für mich ist, meine Pflicht zu erfüllen. Wenn es keine Menschen gibt, die mir nahe stehen, gibt es keine Möglichkeit, mir zu schaden oder mich von meiner Aufgabe abzulenken." "Es ist trotzdem nicht gut, das du so allein lebst." "Das weiß ich, aber es ist nicht von Bedeutung." "Nun, gut, wenn du willst, dann geh und trainier den Jungen privat. Aber nimm dir meinen Rat zu Herzen. Menschen sind zwar schwach, weil sie Gefühle hegen, man kann sie deswegen schneller verletzten, aber sie können einen auch stark und schier unbesiegbar machen." "Ich werde daran denken. Und danke für euer Verständnis, Meister Gigelf." Der Jüngere stand wieder auf und begab sich zur Tür. Als er draußen war, begann der alte Mann seinen Kopf zu schütteln. "Ach, mein Junge, was machst du mit dir. Du opferst dich für deine Aufgabe auf und lässt dich selbst verkümmern. Ich hoffe, das dieser Junge dir helfen wird."................ Kilian saß inmitten einer heißen Quelle und genoss, wie das warme Wasser seine schmerzenden Schultern heilte und der dichte Nebel ihn umgab. Er saß mit dem Rücken zu einem schwarzen Felsen , hatte seinen Oberarme auf das dunkle Gestein gestützt und schaute in den Himmel. Die Sonne schien direkt über ihm und strahlte, wie eine Scheibe aus heißer Lava. Seine Sachen hatte er neben sich, auf dem Trockenen gelassen. Bei seiner Unterhose hatte er sich erst mal vorher umgeschaut, ob auch niemand in der Nähe war. Er war zwar schon siebzehn, aber trotzdem noch ein wenig verklemmt. Und als er sie dann ausgezogen hatte, war er schneller im Wasser, als ein Blitz. Nun saß er da und dachte wieder an den Mann mit dem Schwert. Da wurden die Schmerzen wieder größer und er tauchte ganz mit dem Kopf unter. Als er wieder auftauchte und sich die grünen Haare aus dem Gesicht wischte, erschrak er sich plötzlich. Da stand doch tatsächlich jemand direkt über ihm und warf seinen Schatten auf die Wasseroberfläche. Kilian machte den Mund auf, doch raus kam nichts. Viel zu überrascht war er über den unangekündigten Besuch. "Was.......willst du denn hier....?".............. Fortsetzung folgt!! Kapitel 3: DGS III: Geheimnisse, die der Wind flüstert ------------------------------------------------------ Der Göttliche Sturm III Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Autor: Son Goku Daimao Warnung: Shônen Ai( okay, hier gibt es zumindest Ansätze, ey, ich werde immer besser*g*) Pairings: Kilian/???? Ja, wer denn bloß? Disclaimer: It is all mine. Besondere Textverhältnisse: >......< = Gedanken; "....." = wörtliche Rede; ~~~.............~~~ = Traumgeschehen Vorwort: Ja, ich weiß, es ist diesmal nicht so besonders lang, wie letztes mal, aber ich finde einfach, das dieses Kapitel hier so bleiben muss, wie es ist............damit es richtig für Verwirrung sorgt, he,he,he,he. Aber ehrlich, wenn es euch etwas nicht gefällt, sagt es mir, ich bin nicht nachtragend...........Nur ein bißchen psychisch labil, also nicht ganz so hart, okay?*drop* Und dann noch was. Es wäre wirklich riesig, wenn ihr ein oder zwei Kommis schreiben würdet. Widmungen: Tja, da es letztes mal nur Eine gab, die mir schrieb, widme ich diesen Teil hier und alles was folgen wird, dir ganz allein. Ach, ja, natürlich gib's noch einen dicken Kiss als Dankeschön.So und nun viel Spaß mit dem neuesten Mist, den ich verzapft habe*g* Geheimnisse, die der Wind flüstert Noch immer stand Kilian der Schock ins Gesicht geschrieben. Sein Herz klopfte ihm bis unter das Kinn, seine Körpertemperatur hatte sich auf knapp hundert Grad erhöht und das lag weiß Gott nicht an der heißen Quelle und zu dem war er auch noch vor lauter Schreck aufgesprungen und stand nun nur noch bis zu den Knien im Wasser. Doch das merkte er erst noch nicht. Zu sehr raubte ihm der junge Mann, der vor ihm stand und ihm ein seltsames Bündel aus schwarzem Stoff hinhielt, die Macht, klar zu denken. Er war es wieder. Der Mann mit den halb roten, halb schwarzen Haaren, die ihm wieder so betörend ins Gesicht hingen, das sein eh schon atemberaubender Blick eine fast aromatische Wirkung bekam, einen aus der Welt riss und einen high werden ließ. So erging es zumindest dem Grünhaarigen, dem ein warmer Schauder über den Körper lief, als er seinen Blick wieder über den harten und sehnigen Oberkörper wandern ließ. Zu Kilians Überraschung fand er an seinem Hals keine Spur einer Kette oder eines Anhängers, wie bei den anderen Mönchen. "Dein Name ist doch Kilian?" Zum ersten Mal merkte der Junge, wie angenehm sanft und schützend die Stimme des Kriegers klang. Man fühlte sich bloß durch diesen Ton sicher, spürte, dass man in seiner Nähe keine Angst haben brauchte. "Jjj..ja, wieso?" "Weil ich von jetzt an dein Lehrer bin. Du wirst nicht mit den anderen zusammen trainieren. Wir werden morgen anfangen und das hier ist deine Kleidung. Am besten ziehst du sie gleich sofort an." Kilian fiel die Kinnlade herunter, er bekam große Augen und sein Herz setzte doch glatt für ein, zwei Sekunden aus. >Was zum Henker redet der da? Er ist mein Lehrer? Training? Morgen? Hä?< Da sah er, wie sich eine leichte Schamesröte auf den Wangen des Rothaarigen ausbreitete und er etwas verstohlen zur Seite blickte, während er ihm weiterhin das Bündel entgegenhielt. Ein Prickeln lief ihm über den Rücken. Zu süß sah das aus. Der Junge spürte eine unglaubliche Zuneigung zu dem Kämpfer in diesem Moment. >Niedlich, wie er so rot wird. Warum eigentlich, ich bin doch nicht nackt oder so?..........................................SCHEIßE!!!!!!!!!< In einem bis dato nie dagewesenen Tempo lief Kilian knallrot an, riss seinem Gegenüber das Bündel aus der Hand und zog sich das an, was man ihm ausgesucht hatte. Es handelte sich um eine schwarze Stoffhose und eine Art Kimonooberteil, ebenfalls in schwarz, aus einem Satin ähnlichen Stoff, dass man sich um die Brust wickeln musste. "Dddanke.....für dddaasss Teill hieerrr." Das Rot auf seinen Wangen wurde noch röter und er wagte es nicht, dem Mann noch mal ins Gesicht zu schauen. >Gott, wie peinlich. Das hast du mal wieder super hingekriegt, Kilian, echt ganz große klasse. Du bist gerade mal einen Tag hier und prompt stellst du dich splitterfasernackt vor deinen zukünftigen Lehrer!< Während er sich so in Gedanken ermahnte, hatte sich der Rothaarige wieder von ihm abgewandt und machte sich daran, die Treppe wieder hochzusteigen, die zurück ins Kloster führte. Kilian bemerkte das fast zu spät, doch er schaffte es noch rechtzeitig, aus dem Wasser zu springen, zu ihm hinzulaufen und ihm am Arm festzuhalten. Es fühlte sich an, als würde man Stahl anfassen. Der Arm war hart von Muskeln. Und genauso hart war auch der Ruck, mit dem der Krieger sich dem Griff des Grünhaarigen wieder entledigte. Der Junge wäre fast hingeflogen, doch er fand sein Gleichgewicht wieder und schaute sein Gegenüber ratlos an. "Was willst du noch? Das Wichtigste wurde gesagt." "Ich wollte bloß wissen, wie du.....ähm ich meine, wie Sie heißen. Mehr nicht." Im ersten Moment verzogen sich die Lippen des Größeren zu einer klaren Antwort, doch dann brach er ab, schien etwas zu überlegen und schüttelte dann doch den Kopf. "Das brauchst du nicht wissen. Es reicht, wenn du weißt, das ich dein Lehrer bin. Alles andere würde uns nur von unserer Arbeit ablenken. Also dann, Gute Nacht. Schlaf dich gut aus, morgen wird ein anstrengender Tag für dich." Und dann drehte er sich wieder um und verschwand in Gewusel der Klostermauern. Kilian blieb noch eine Weile auf der untersten Stufe stehen und starrte ihm nach. >Was soll das heißen? Was meint er mit "würde uns nur von unserer Arbeit ablenken"? Warum will er mir seinen Namen nicht sagen?<........... Ein leichter Regen hatte eingesetzt. Die Tropfen fielen schwer auf den Boden und ließen ein leichtes Prasseln durch die Gegend hallen. Der junge Mann mit den halb roten, halb schwarzen Haaren machte sich nichts daraus. Er ging sicheren Schrittes den holprigen und zum Teil auch etwas gefährlichen Weg zu seiner Hütte hoch. Das kalte Wasser perlte an seinem Körper ab und durchnässten seine Hose. Sein Herz schlug wild in seiner Brust, bekam sich gar nicht mehr ein und schien aus dem Brustkorb springen zu wollen. Und auch das Rot wollte aus seinem Gesicht nicht wichen. Noch tiefer wieder es sogar, als er sich an das gerade Geschehene erinnerte. >Man, was ist denn mit mir los? Warum regt sich mein Körper so auf? Warum habe ich ihn nicht mehr richtig unter Kontrolle? Ist es wegen diesem Jungen mit den grünen Haaren? Wegen diesem Kilian?..........Nein, das wäre Blödsinn. Andere Menschen konnten noch nie die Konzentration stören, mit der ich mich selbst beherrsche. Menschen können in mir nichts bewegen.......nichts. Das war so, ist so und wird immer so bleiben. Ich bin anders, als sie. Mein Herz schlägt nur, weil ich es für meine Aufgabe brauche. Danach hört es einfach auf. Nein, er ist es nicht. Es muss was anderes sein. Wer weiß, vielleicht kommt ja der, den ich bezwingen muss, der, der die Menschheit schon so lange quält. Vielleicht kommt er bald........Luz...< Ein schwarzer Vogel, wahrscheinlich eine Krähe schoss aus dem Busch, der neben der kleinen Holzhütte wuchs und erschreckte den Rothaarigen so sehr, das er herum wirbelte und mit seiner flachen Hand in das Blattwerk schlug. "Jetzt beruhige dich doch mal. Was ist denn los mit dir? Das war bloß eine Krähe, mehr nicht.", ermahnte er sich und trat in die Finsternis seiner Wohnung ein, die ihn sofort umschlang, wie ein zu lange weggebliebenes Kind, das wieder nach Hause gekommen ist. Drinnen setzte er sich auf sein Bett und fuhr sich durch die Haare, massierte sich den Nacken und warf sich rücklings in die Laken. Eine Hand behielt er hinter dem Kopf, die andere legte er auf seinen Bauch, damit er seinen Atem spüren und ihn so wieder ganz unter Kontrolle bekam. Während er so lag, dem gleichmäßigen Auf und Ab seiner Lungen lauschte und begann sich etwas zu entspannen, schloss er seine Augen und fiel in einen leichten Dämmerzustand, in dem plötzlich seltsame Bilder vor ihm auftauchten. ~~~~~~~~ Er stand wieder an der heißen Quelle, die Nebelschaden umstrichen seine Beine, hüllten ihn ein, ließen es überall kribbeln. Vor ihm stand Kilian, der Junge mit den grünen Haaren, die ihm ,schwer von dem Wasser, unter dem er gerade noch gewesen war, in die Stirn hingen, was bei dem Rothaarigen eine seltsame Welle der Hitze auslöste. Wie von selbst begann, sein Blick den athletischen und gut gebauten Körper seines Gegenübers zu studieren, ihn zu erforschen. Diese reinen, blauen, unschuldigen Augen, die leicht geöffneten, verschmitzt grinsenden Lippen, die sich stark auf und ab bewegende Brust, der harte, angespannte Bauch. Sein Blick wanderte immer tiefer...... ~~~~~~~ Auf dem Bett entrang ihm ein leichtes Stöhnen, als sich die Hand, wie ferngesteuert, langsam über seinen eigenen Körper streichte und schließlich in der dunklen Stoffhose verschwand, was den Rothaarigen zum Aufbäumen brachte, ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. ~~~~~~~~ Der Junge blickte ihn mit einem Blick an, der einem eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Wasserperlen klebten an seinem jungen, ungebrauchten Körper, suchten sich ihren Weg zurück in die Quelle. Und dann schritt er mit kleinen, aber zielstrebigen Schritten auf den Kämpfer zu, der fast verzweifelnd seine Hände nach ihm ausstreckte. Und dann, Kilian war fast bei ihm, knallte es urplötzlich ohrenbetäubend, alles wurde rot, knallrot, blutrot, versank in einem Meer aus Blut und füllte sich mit einem entsetzlichen Schrei, der einem ins Mark ging. Mit Schrecken stellte der Rothaarige fest, das er es war, der schrie und dem ein langes, ebenfalls glutrotes und glühendes Schwert aus dem Bauch schaute. Es brannte höllisch, der Schmerz zerriss alles und füllte seine ganze Welt aus. Nur noch dieser Reißen und gewaltige Stechen, mehr gab es für ihn nicht. Wimmernd und sich an seine Wunde fassend brach er zusammen, während der ominöse Jemand hinter ihm, sein Schwert wieder aus dem geschundenen Körper heraus zog. Ein Lachen erklang, ein dreckiges, fieses, unmenschliches Lachen, das der junge Mann am Boden kauernd sofort erkannte. Er war es. Der, auf den er warten musste. Der, den er besiegen musste. Der, wegen dem er überhaupt geboren worden war. Und als Bestätigung trat er dann auch noch aus dem Schatten, lachte wieder so gemein und trat neben Kilian, der mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Angst zu dem Rothaarigen schaute, ihn mit seinem Blick um Hilfe anflehte. Der Schmerz war zu groß, als das der junge Mann hätte aufstehen und seinem zukünftigen Schüler helfen können. Und so hob das große, dunkle und grausige Monstrum mit dem glühenden Schwert seine Waffe und ließ es auf den schreienden und weinenden Kilian hernieder........ ~~~~~~~ Mit einem laut gebrüllten "Nein!" wachte der Krieger wieder auf und fasste sich an den Bauch. Mit zitternden Händen erkannte er, das er kein Blut an den Fingern hatte und dass dort keine Wunde klaffte. Verwirrt fuhr er sich erneut durch die Haare, wischte sich über das heiße Gesicht und umschlang seinen Schweiß gebadeten Körper. Nach kurzer Zeit begannen seine Schultern stark zu schmerzen und auch seine Stirn brannte wie Feuer. Mit einem verzerrtem Gesicht griff er sich an die Stelle und tastete auf seinem Rücken entlang, bis er den Ausgangspunkt des Ziehens gefunden hatte. Seine beiden Tätowierungen befanden sich genau dort. Die beiden Zeichen auf seinen Schulterblättern, die in Form von zwei schwarzen Schwingen seine Herkunft und auch seine Bestimmung preisgaben. >Was ist denn nur los, verdammt noch mal? Was soll das bedeuten? Warum träume ich von meinem Erzfeind und gleichzeitig von..........dem Jungen? Warum träume ich so ein komisches Zeug? Warum fühlte ich mich so zu Kilian hingezogen? Woher kam diesen Kribbeln, dieses Prickeln? Bin ich krank oder war das eine Warnung? Ja, das muss es gewesen sein......eine Warnung, genau. Ich soll mich nicht zu sehr mit diesem grünhaarigen Kind einlassen, sonst verliere ich meine Aufgabe aus den Augen und biete ihm ein hervorragendes Ziel. Ich darf niemanden an mich ranlassen, das ist es. Zu viel Nähe ist gefährlich für mich.................und auch......für ihn und das..............will ich nicht........< Als sein Herz sich wieder beruhigt hatte, drehte er sich auf den Bauch, schloss die Augen und schlief ein.............. Kilian starrte die Decke seines Zimmers an und seufzte enttäuscht aus. Er lag auf seinem Bett und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Er dachte nach über das, was heute passiert war. Und auch über das, was er noch vor hatte, was tun musste, was man ihm aufgetragen hatte. >Man, ich muss wirklich aufpassen, das ich meine Gefühle für ihn nicht mit meiner Pflicht vermische. Ach, verflucht, warum muss auch ausgerechnet ich zu so was Blödem ausgewählt werden. Sie hätten mich damals einfach sterben lassen sollen, aber nein, ich bin ja so außergewöhnlich, so besonders. Jetzt hock ich hier bei irgend so einem Urwaldvolk und kann die Kunst des Kampfsportes erlernen, weil die da oben keine Nachwuchskämpfer mehr haben. Warum muss ich mich auch ausgerechnet jetzt unsterblich verlieben? Und dann noch in meinen eigenen Lehrer, echt prima.< Etwas sauer und missmutig drehte er sich auf die Seite und schlief ebenfalls ein....... Kapitel 4: DGS IV: Offenbarungen am Vulkan ------------------------------------------ Der Göttliche Sturm IV Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Author: It's moi, der Son-Goku Daimao Disclaimer: Gehört alles mir. Die Figuren, die Orte, einfach ALLES. Warnung: Shonen-Ai Pairings: Kilian/??? Werden wir seinen Namen jemals erfahren? Besondere Textverhältnisse:>.....< = Gedanken; "......" = Wörtliche Rede So, dat wars und nu viel Spaß mit der Story, hope you like it! Kapitel 4: Offenbarungen am Vulkan Es war dunkel, wie sonst wohl nur in den ersten Nächten der Weltgeschichte, als die Sonne noch nicht existierte und das Feuer noch Zukunftsmusik war. Kilian sah wirklich nichts außer der bedrohlichen Schwärze, in die er gestürzt war und die ihn scheinbar hier gefangen halten wollte. Sie baute sich über seinem Kopf auf und versperrte ihm die Sicht auf die Oberwelt, die Welt in die er gehörte, sie umschloss ihn von beiden Seiten und schien ihn erdrücken zu wollen und unter ihm, da öffnete sie ihren gewaltigen Schlund, um ihn zu verschlucken und in die Unterwelt zu zerren, wie sie es schon zuvor mit seinen Eltern und dem armen, unschuldigen Führer aus dem Dorf unten am Berg gemacht hatte. Nicht mal ihre Schreie hatte der Grünhaarige gehört, obwohl sie dicht neben ihm hier reingefallen waren, in dieses Tor der Hölle, mitten in den weißen und schneeverhangenen Weiten des Himalaya. Wie harmlos und anmutig hatten die vielen Gebirgskämme und die flachen Täler dazwischen ausgesehen. Der Schnee hatte unter den wachsamen Augen der Sonne geglänzt und die Luft war erfüllt gewesen mit dem Zwitschern von Vögeln und dem Gemecker der Lamas, die noch in ihrem Lager auf sie warteten. Doch dann war ihnen buchstäblich der Boden unter den Füßen weggebrochen, hatte sich in ein Nichts aus Finsternis und Kälte verwandelt. Warum ausgerechnet er selbst plötzlich mitten in der Luft hängen geblieben war, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären, aber es war so gekommen und nun taumelte er hier über dem Abgrund, der schier endlos nach unten zu führen schien, hinein in die bösen und schrecklichen Welten der Dämonen und Monster. In die Täler tief im Schoß der Erde, die Gott längst verlassen hatte. Und er fror so entsetzlich. Trotz seiner dicken Jacke, der drei Hosen, die er anhatte und der Handschuhe, war ihm kalt. Er zitterte und wurde leicht blau, als ihn ein leises Reißen in helle Panik versetzte. Er schaute ängstlich nach oben und sah zwei Sachen, die ihn einerseits beruhigten, andererseits aber auch wieder beunruhigten. Der Grund, warum er noch am Leben war und hier hing, war der, dass der Gurt seines Rucksacks sich an einem kleinen, spitzen Felsen aufgehangen hatte, der aus der eisigen, steilen Wand herausragte, an der Kilian hing. Allerdings machte sich genau dieser eine Gurt gerade daran, durchzureißen und das natürlich nur ganz langsam, Stoffbahn für Stoffbahn, wie man es sonst nur aus spannenden Filmen kannte. Verzweifelt versuchte der Junge nach einem anderen Halt zu suchen, fand aber nichts, was ihn aushalten würde. Wieder sackte er ein kleines Stück tiefer. Seine Beine baumelten gefährlich über der Dunkelheit unter ihm, die nach ihm griff und ihn auffressen wollte. Er begann zu schreien, nach Hilfe, doch es gab weit und breit niemanden, der ihn hörte, außer ein paar Eichhörnchen, die ihn natürlich nicht verstanden. Und zusätzlich brannte seine Lunge wie Feuer. Die eisigen Temperaturen hier unten stachen ihm in den Hals und so röchelte er und spuckte ein bißchen Blut. Das Schreien gab er bald auf, spätestens, als er ein lautes Poltern hörte, dass von oben zu kommen schien. Irgendwas großes und gewaltiges rannte dort entlang . Vielleicht eine Herde Hirsche, oder ein Schneekettenfahrzeug. Ein letzter Hilferuf von Kilian hallte an den steilen Wänden empor und drang an die Oberfläche, doch brachte er nicht viel. Statt dessen sah der verlorene Junge nur noch, wie sich ein rasender Schatten über die winzige Spalte legte, die noch Licht hier nach unten ließ und kaum einen Augenblick später, knallte ihm ein Gewicht auf die Schultern, das er schrie und das sein Gurt entzwei riß. Er fiel und fiel, hinein in die Dunkelheit, hinein ins Nichts, ohne Halt, bis zu dem Moment, als er mit einem grausamen Ruck aufgehalten wurde, als ob er auf etwas hartem aufgeschlagen wäre. Doch er war noch in der Luft. Irgend etwas oder jemand hatte ihn aufgefangen. Ein gleißend helles Licht umgab ihn, verdrängte die Kälte in seinen Gliedern und füllte sie mit einer wohltuenden Wärme. Seine Lunge tat nicht mehr weh und jegliche Angst war, wie weggeblasen. Er fühlte sich wohl und irgendwie heimisch. Doch dann kam ein Sausen auf, ein dröhnendes Sausen, das sich erst nach einem aufkommenden Sturm anhörte, sich aber dann, zu Kilians Überraschung in eine flüsternde und doch laute Stimme verwandelte. Sie sagte etwas, doch in einer Sprache, die der Junge nicht kannte. Diese Worte klangen schön, sie waren nicht hart oder schlimm, sie klangen einfach nach etwas Gutem. Und dann, ganz plötzlich hämmerte ihm dieser eine Satz im Kopf herum. Erst ganz leise, so dass er ihn gar nicht bemerkte, doch er nahm zu und bald war es ein pochender Schmerz hinter seiner Stirn, der ihm, wie auf einer Endlosschleife, diesen einen Satz sagte: Du bist auserwählt. Du bist auserwählt. Du bist auserwählt. DU bist auserwählt. DU BIST AUSERWÄHLT!!! "Nein!" Kilian schreckte hoch und fiel fast aus dem Bett vor lauter Schwung. Er fasste sich sofort an die Stirn und rieb sie, damit die elenden Kopfschmerzen endlich aufhören mögen, doch es dauerte, bis sie ihm gehorchten. Und prompt taten ihm danach die Schulterblätter weh. >Wie immer. Erst der Kopf, dann die Schultern, wenigstens darauf kann ich mich verlassen.< En sarkastisches Grinsen machte sich auf seinem jungen Gesicht breit und ließ ihn älter aussehen, als es war. Nach einigen Minuten waren auch das Ziehen und das Pochen in den Schultern verschwunden und er fühlte sich imstande, aufzustehen. Durch die Glasfront sah er, dass es noch dunkel war. Die Sonne würde sich wohl erst in ein paar Stunden am Horizont zeigen und die bösen Schatten der Vergangenheit vertreiben. Kilian fuhr sich durch die Haare und setzte sich an den Tisch, der neben dem Bett stand. Sein Rucksack lag hier und er suchte darin herum, bis er das fand, was er suchte. Er hielt den Bilderrahmen erst unentschlossen in der Hand, drehte ihn dann aber doch um. Auf dem Foto waren drei Personen zu sehen. Eine davon war Kilian selbst, als Sechsjähriger mit einer kurzen Hose, einem kaputten Knie und Dreck verschmiertem Gesicht. Aber er lachte glücklich in die Kamera und umarmte dabei eine Frau links neben ihm, die lange, wunderschöne, dunkelgrüne Haare hatte, die sie in einem leichten Pferdeschwanz trug. Ihre blauen Augen strahlten viel Weisheit und Liebe aus und ihr Lächeln war einfach bezaubernd, wie das eines Engels. Rechts neben dem kleinen Jungen mit dem Pflaster auf dem linken Knie stand ein großer und stämmiger Mann, der mit seinen schwarzen Haaren und den grauen Augen ein wenig was von einem Hünen hatte. Doch sein Gesicht war rund und herzlich und von Lachfalten nur so übersät. Alle drei sahen glücklich aus und lachten um die Wette. >Ach, Mum, Dad. Ich vermisse euch so wahnsinnig. Ich weiß manchmal wirklich nicht, ob ich das alles ohne euch schaffe. Und am liebsten würde ich einfach alles hinschmeißen und zu euch kommen, aber ich werde durchhalten. Ihr sollt stolz auf mich sein. Und das werdet ihr sein, wenn ich das hinter mir habe. Dann komm ich zu euch und bleib da, für immer. Versprochen.< Er umklammerte das Bild so fest, das seine Hände taub wurden und Tränen kullerten an seinem Gesicht herab. Er bekam einen zitternden Ausdruck in den Augen und schaute sich Hilfe suchend in seinem Zimmer um, wo er doch wußte, das er allein war. So lange war es jetzt schon, doch noch immer machte es ihn fertig. Er weinte und wischte sich immer wieder übers Gesicht, in der Hoffnung, die Tränen so zum schweigen zu bringen, vergebens. Doch dann klopfte es plötzlich an der Tür und Kilian zwang sich mit aller Gewalt, aufzuhören, was er auch tatsächlich schaffte. Er packte das Bild weg, rieb sich die Augen und das Gesicht trocken, schluckte ein paar mal, um seine Stimme wieder normal klingen zu lassen und bat, wer auch immer es sein mochte, denjenigen herein, der schon so früh, was von ihm wollte. Es war sein Lehrer, der die Holztür beiseite schob und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen eintrat. Doch als er Kilian sah, verwandelte es sich schnell in eine besorgte Maske und er trat ohne ein Wort zu sagen, an ihn heran. "Ist was nicht in Ordnung?", fragte er und der Grünhaarige war verwundert, das so ein starker und kampferprobter Krieger, einen so sanften und beschützenden Ton einschlagen konnte. "Nein, nein. Alles ist bestens. Ich bin nur morgens nicht ganz richtig bei mir, wenn du verstehst. Ich war noch nie jemand, der morgens sofort alle mit einem Grinsen begrüßt." "Das kenn ich. Ich befinde mich morgens nach dem Aufstehen auch immer irgendwo zwischen klinisch tot und sturzbetrunken. Wenn man mich dann blöd von der Seite anmacht, kann es schon mal passieren, dass mir die Faust ausrutscht." Kilian lachte und schaffte es , die Trauer über seine Eltern zu vergessen. Und auch seine morgendliche meist im untersten Bereich liegende Stimmung hatte sich gebessert. "Glaub ich gern, aber was in Gottes Namen willst du so früh hier?" "Weißt du das denn nicht mehr? Ich habe dir doch gestern gesagt, dass wir heute mit dem Training anfangen." "Natürlich hab ich das nicht vergessen, aber so früh. Ich meine, die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen." "Na und? Um so früher du mit der Arbeit anfängst, um so eher hast du wieder frei." "Seltsam. Diese Sprichwort habe ich noch nie gehört." Kilian schüttelte resignierend den Kopf und folgte seinem Lehrer zur Tür, als dieser sich etwas rot um die Ohren umdrehte und etwas verlegen zu Boden schaute. "Allerdings solltest du dir dann doch vorher noch etwas anziehen. Es ist nicht gerade warm draußen." Kilian schaute an sich herunter und erschrak innerlich. Er hatte außer seinen Boxershorts nichts an. Nun wurde auch er rot und griff hastig nach der schwarzen Hose und dem Oberteil. Während er sich anzog, suchte er dringend nach einem Gesprächsthema, um die bedrückende Stille zu durchbrechen, die sich aufgetan hatte. "Und was haben wir heute so vor?", fragte er, nachdem er die Hose anhatte. "Nun, ich denke wir werden in den Rhadamanthys gehen und dort anfangen, deine Sinne zu verbessern." Kilian stoppte verwirrt guckend, während er das Oberteil nur zur Hälfte über seinen jungen und festen Körper gewickelt hatte. "Was zum Teufel ist ein Radamtüs?" "Nein, es heißt Rhadamantys und das ist der Name des Dschungels, der sich oben im Kegel des Manituba befindet. Wenn dir der Name aber zu schwer über die Lippen geht, kannst du auch Feuerwald sagen." "Okay, das werde ich tun, aber warum heißt er denn Feuerwald?" "Naja, der Manituba war früher ein aktiver Vulkan und als er erlosch ist aus der ganzen Asche und dem erkaltetem Gestein, das sich im Krater sammelte, dieser Wald entstanden, sozusagen mitten aus dem Feuer heraus. Deswegen der Name Feuerwald." "Man, du weißt ja ne ganze Mange über die Gegend hier. Wie lange lebst du denn schon hier?" "Seid meiner Geburt. Ich war nie woanders." Die Stimme des junge Mannes wurde seltsam bedrückt und er senkte seinen Blick etwas nachdenklich. "Das würde ja bedeuten, dass deine Eltern auch hier sind." Kilian hatte die leichte Unruhe im Blick seines Gegenüber nicht bemerkt, da er dabei war, das Oberteil um seinen Bauch festzuknoten. "Nein. Ich habe keine Eltern." Es klang irgendwie monoton. Belanglos. Völlig dessinteressiert. "Natürlich hast du Eltern. Jeder hat Eltern." "Ich nicht. Und jetzt komm." Der Mann mit den halb roten, halb schwarzen Haaren drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit vor der Hütte. Kilian biss sich auf die Zunge und verfluchte seine Taktlosigkeit, während er ihm mit einigem Abstand schweigend folgte. Im Kloster war noch niemand außer den beiden auf, so schien es zumindest. Weder brannte irgendwo ein Licht, noch hörte man Stimme, die verrieten , dass jemand auf war. Kilian schaute sich etwas beängstigt um. Nachts sah das alles hier nicht mehr so freundlich aus, wie gestern am Tag. Alles war in Schatten gehüllt und verbarg sich vor den Augen des Jungen. Nur die Lampe, die sein Lehrer mit sich trug, zeigte, was für seltsame Monstren sich hinter den zackigen und spitzen Geistern versteckte, die von allen Seiten kamen. Es waren meist die großen Bäume, des Parks, die hier Angst verbreiteten und aussahen, als würden sie einen gleich mit ihren Ästen erwürgen oder erschlagen. Der Grünhaarige beeilte sich, um wieder neben dem Älteren herzugehen. Er war zwar fast ein richtiger Mann, aber eben nur fast und so fand er es mehr als beruhigend, einen erwachsenen und starken Beschützer bei sich zu haben. "Das wegen eben tut mir leid. Wenn du nicht darüber reden willst, respektiere ich das, nur ich bin halt manchmal ein richtiger Trampel. Tut mir wirklich leid." Der junge Mann mit der Lampe drehte sich zu ihm und lächelte leicht. Kilian wurde sofort rot. >Verdammt, wenn er lächelt sieht er so süß aus. Ich muss mich am Riemen reißen, wenn ich meine Aufgabe nicht aus den Augen verlieren will. Bleib cool, Kilian, bleib cool.< "Ach, ist schon in Ordnung. Du konntest ja nicht ahnen, das ich da.....nun, ein bißchen eigen bin. Aber lass uns nicht davon reden. Sag mir lieber, warum du ein Astyanax geworden bist, du scheinst mir nämlich sehr jung zu sein." Kilian schluckte. Er fand es gut, dass sein Meister ihn von der bedrohlichen Umgebung ablenken wollte, allerdings hätte er sich gern ein anderes Thema gewünscht. "Da hast du ganz Recht. Ich bin siebzehn, werde aber in zwei Wochen achtzehn. Und warum ich ein Astyanax geworden bin, weiß ich selbst nicht genau." "Wirklich? Das wundert mich. So ein Schritt ist nicht leicht abzutun. Wenn du erst mal einer bist, dann bleibst einer für immer." "Oh, tatsächlich? Nun, da kann man nix machen, dann bleib ich eben für immer hier." >Sicherlich. Es wäre schon ein Wunder, wenn ich zwei Jahre hierbleiben würde. Wahrscheinlich werde ich sogar noch früher von denen abgeholt.< "Und da bist du dir sicher? Es kann sehr schwer sein, in diesem Orden." "Na und? Ich hab mich noch nie vor Schwierigkeiten gefürchtet. Aber wie alt bist du eigentlich? Du siehst mir nämlich auch noch nicht unbedingt nach einem alten Tatagreiß aus." "Danke für das Kompliment und auch du liegst gar nicht so falsch. Ich bin dreiundzwanzig." "Und warum bist du hierhergekommen?" Der Gefragte schwieg erst einen Moment und blieb stehen, doch dann hob er den Kopf wieder, grinste traurig und ging weiter. "Ich hatte keine andere Wahl. Als ich herkam, war ich noch ein Baby. Die Mönche, allen voran Meister Gigelf, haben mich erzogen und so kenne ich nichts anderes, als das hier." Kilian merkte, dass er nicht gern darüber sprach und entschloss das Thema zu wechseln. "Woher kommen die Astyanax eigentlich?" "Eine gute Frage. So genau weiß das niemand. Einige sagen, das es die Astyanax schon lange vor der Entstehung der Bibel gab. Sie sollen zu den ersten Menschen auf Erden gehören, sagt man. Und auch sagt man, dass sie von Gott persönlich eine Aufgabe bekamen. Du musst wissen, Astyanax, das bedeutet ungefähr so viel wie, göttlicher Sturm oder meinetwegen auch Gottes Sturm. Es heißt, dass jeder Astyanax dazu da ist, diesen Sturm zu entfachen, wenn es nötig ist. Wenn der Erde Gefahr durch das Böse oder durch den Teufel droht, zum Beispiel. Darum lernen alle Schüler hier, jede Kampfkunst die es gibt und ein paar alte Künste, die über das physische weit hinaus gehen, aber das wirst du ja noch sehen. " Kilian horchte jetzt interessiert auf. "Was sind das für Künste?" Der junge Mann lächelte und wieder musste sich der Junge zusammenreißen. "Das wirst du erfahren, wenn es so weit ist." "Toll und wann ist das?" "Das kannst nur du sagen." "Sag mal, lernt ihr das auch hier? Ich meine, dieses altkluge reden. Man könnte meinen, ich würde neben Gandalf aus "der Herr der Ringe" stehen." "Du hast es auch gelesen?" "Ja, natürlich. Du etwa auch?" "Wir sind zwar ein Urwaldvolk, aber von Kunst und Literatur verstehen wir auch was. Und nun sind wir an unserem Ziel." Sie standen direkt vor einer, der felsigen und dunklen Wände des Manituba. Wie ein Kolloss erhob sich der gigantische Berg über ihnen und sein Krater war verhangen mit Nebel. "Ja und was sollen wir jetzt machen?", fragte Kilian unbekümmert. "Na was wohl. Ich hab doch gesagt, dass wir in den Feuerwald gehen und der ist da oben, also werden wir hochklettern." "Das soll wohl ein Scherz sein? Das Ding ist mindestens dreitausend Kilometer hoch. Ich brech mir alle Knochen." Der Junge war mehr als aufgebracht. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er geklettert und er hatte gewiss nicht vor, heute damit anzufangen. "Ach, komm schon. Es kann nichts passieren, ich bin ja bei dir und pass auf dich auf. Und sollte wirklich mal was schiefgehen, dann ruf einfach nach mir und ich helf dir weiter." "Und du passt wirklich gut auf mich auf?" Als der Grünhaarige in die Augen seines Lehrers sah, da wußte er auf einmal, das dieser Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, damit ihm nichts geschah. Er wußte, das er alles tun würde, nur, damit er unversehrt diesen Berg raufkam. Man konnte es seinen Augen entlesen. "Ja, werde ich. Wäre doch zu schade, wenn so ein süßer Fratz, wie du als breiiger Klumpen Blut und Fleisch enden sollte." Fast zeitgleich liefen sie beide rot an und schauten weg. Schweigsam begannen sie dann den Vulkan zu besteigen. Natürlich war der Rothaarige wesentlich schneller als Kilian, so dass er richtig brüllen musste, als er ihm etwas sagen wollte, da der Jüngere soweit unten war. "Hey, Kilian!" "Ja, was ist?" "Hier oben ist eine kleine Plattform, da kannst du dich ausruhen. Ungefähr zehn Meter über dir. Ich warte da auf dich." "Okay!" Kilian bemühte sich wirklich sehr, doch es war eine Unart, diesen verdammten Berg hochzusteigen. Zwar war diese Wand nach den ersten drei Metern nicht mehr steil, sondern flachte nach oben hin immer ab, doch die Felsen waren spitz und rutschig und Kilians Arme gaben bald den Geist auf. So schleppte er sich mit letzte Kraft neben seinen Lehrer, der gemütlich auf der halbkreisförmigen Plattform saß und gen Horizont schaute. "Und? Kannst du noch?" "Natürlich. Ging mir noch nie besser. Warum besteigen wir nicht gleich den Mount Everest? Wäre doch gelacht, wenn mich dieser kleine Hügel hier umhauen würde." Der andere musste lachen, da der Junge das ganze mit einem Keuchen sagte und dann, wie betäubt, neben ihn plumpste und zur Seite sackte, so dass sein Gesicht an der Schulter des Größeren lag. Dieser lief augenblicklich rot an, tat aber nichts, um sich aus der Lage zu befreien. Er wagte es sogar seinen eigenen Kopf gegen den von Kilian zu legen und lächelte etwas, als er merkte, wie der Kleine eingenickt war. >Anscheinend, muss er sich wohl noch an das frühe aufstehen gewöhnen. Aber er sieht irgendwie niedlich aus, wenn er schläft. Aber halt, was red ich da. Ich darf ihn nicht nah an mich ranlassen. Ich darf keine Bindung mit ihm eingehen, egal, welcher Art. Es könnte gefährlich für ihn sein und für mich auch.< Also nahm er den Kopf wieder weg und stubste ihn leicht an, worauf er verschlafen die Augen öffnete und etwas grummelte, das man ihn gefälligst hätte schlafen lassen sollen. "Hey, du Schlafmütze. Wach auf. Die Sonne geht gerade auf." Kilian rieb sich erst noch das Gesicht, bevor er plötzlich hellwach wurde und rot anlief. Er lag an der Schulter seines Lehrers und rappelte sich schnell da weg. "Oh, sorry, das ich eingeratzt bin, aber das war zu anstrengend für den ersten Tag." "Keine Panik, nach oben ist es nicht mehr weit und außerdem wollte ich dir das hier sowieso zeigen." Er deutete auf den Horizont, wo die helle, gelbe Scheibe gerade auftauchte und die Nacht verjagte. Alles wurde leicht rot und dann orange. Die Farben spiegelten sich an den Felsen und Kilian staunte, als das fahle Licht, seinem Sitznachbarn einen sehr anziehenden Anblick verlieh. "Weißt du, Kilian. Die Astyanax glauben, dass jeden Tag, wenn die Sonne auf und auch, wenn sie wieder untergeht, zwei riesige Drachen miteinander kämpfen." "Wirklich? Und woher kommen die?" "Der eine heißt Phaidra und kommt aus den Tiefen der Finsternis. Er ist selbst schwarz, wie die Nacht und so grausam, wie tausend Krieger. Seine Flügel sind gewaltig und sein Schatten unterwirft die ganze Erde. Der andere heißt Neith und kommt aus der Sonne. Sein Körper ist golden und er glänzt, wie der hellste Stern am Firmament. Und jeden Tag kämpfen sie miteinander, um die Gunst, der Menschheit. Wenn die Sonne aufgeht, hat Neith gewonnen, wenn sie abends wieder untergeht, konnte Phaidra die Schlacht für sich entscheiden. Darum sagen sie auch, dass man jeden Tag und auch jede Nacht so nutzen soll, wie die Letzte, denn es kann immer passieren, dass ein Drache den anderen tötet und dass die Sonne nie wieder auf- oder untergeht." "Und das ist wahr?" "Zumindest sagen es die Astyanax. Ich persönlich glaube nicht, dass da tatsächlich zwei Drachen sind, aber ich denke schon, dass jeder Tag der Letzte sein könnte." Nachdem die Sonne ganz aufgegangen war, machten sie sich daran, den Krater zu erreichen, was sie auch relativ schnell schafften. Ober traute Kilian seinen Augen kaum. Vor ihm erstreckte sich ein richtiger Dschungel mit Bäumen und Sträuchern und Gras und einem Fluss und Wasserfällen und Tieren und Blumen und allem, was so dazu gehört. "Wow!", war das einzige, was er herausbrachte. "Das ist der Radamanthys. Hier werden wir ab jetzt jeden Morgen hingehen und trainieren, einverstanden?" "Das bedeutet ja, das ich jeden Tag diesen Monsterberg hochkrakzeln kann!" "Und, was dagegen?" Der Ältere lachte und streckte sich, wobei er die Luft einatmete, die ihn umgab. "Okay, aber unter einer Bedingung." Nun schaute er etwas verdutzt. "Und die wäre?" "Du sagst mir, wie du heißt." "Warum sollte ich das?" "Weil ich keinen Bock habe, "Herr Lehrer" zu rufen, wenn mir mal wirklich was an diesem mordlustigen Vulkan passiert." Es dauerte einen Moment, doch dann grinste der Rothaarige wieder. "Das klingt irgendwie einleuchtend. Also gut. Meine Name ist Xaver. Aber jetzt komm, wir haben schon genug getrödelt. Von nun an bist du ein richtiger Astyanax." Fortsetzung folgt!!! Kapitel 5: DGS V: Wahre Legenden und schmerzhafte Spiele -------------------------------------------------------- Der Göttliche Sturm V Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Kapitel 5: Wahre Legenden und schmerzhafte Spiele Die Sonne hatte sich wieder auf ihren alten Thron am Himmel gesetzt und die letzten Fetzen der Nacht entschwanden in das Reich von Phaidra, als die beiden Männer sich aufmachten den Jangtsekiang zu erreichen, einen breiten und tiefen Fluss, der sich quer durch den Feuerwald zog und dessen Wasser so klar war, dass sich nachts selbst die weitentfernte Venus darin spiegelte und der gemächlich und schon fast altklug dahinsiechte und zum Tarimfall, dem tosenden Wassersturz führte, unter dem Xaver gestern früh noch meditiert und trainiert hatte, um sich dann in einen halsbrecherischen und schäumenden Strom zu verwandeln, der sich bis hin zum Anadyr zog, einem flachen, ruhigen und sehr sehr dunklen See , der im Westen des Kraters lag und unmittelbar an die Felswand des Manutiba brandete und in dem man prima baden konnte. Die beiden gingen erst schweigend und jeder hing ein wenig seinen Gedanken nach, während sie sich durch die grüne Welt dieses erloschenen Riesen kämpften und in dem sie sich fühlten, als wären sie die ersten Menschen, die ihre Füße auf das weiche und kitzelnde Gras und die feuchte und nach Wald riechende Erde setzten. Zumindest Kilian erging es so. Seine Angst vor den Fürsten der Nacht und der Dunkelheit war längst davon. Der Tag war angebrochen und außerdem war Xaver ja noch da, warum also sollte er sich ungeschützt fühlen? Immer wieder musste er sich mit dem Arm einen Weg durch die ganzen Ranken und Äste bahnen, die sich wie blühende Finger nach ihnen ausstreckten. Und stetig hatte er das Rauschen eines nahen Flusses im Ohr. Es war irgendwie beruhigend ihn zu hören. Solange dieses gleichmäßige und erfrischende Lärmen da war, schien die Welt in Ordnung und auch die Luft roch nach kalten und klarem Wasser, vom dem Duft der vielen Blumen und Pflanzen ganz zu schweigen. Kilian atmete tief durch und fühlte sich sofort gestärkt. Er hätte den ganzen Berg dreimal hoch und wieder runterklettern können, jetzt da seine Lungen mit dieser Zauberluft voll und seine Muskeln wieder mit Kraft versorgt waren. Doch immer und immer zu wanderte sein Blick von den hohen und gewaltigen Bäumen, deren Kronen sie überdachten, wie gigantische Torbögen und durch deren Blätter nur einzelne goldene Lichtstrahlen fielen, den vereinzelten grauen und alten Felsbrocken, die mit Moos bewachsen waren und die aus den aktiven Zeiten des Vulkans zu stammen schienen und den vielen bunten , kleinen Vögeln, die um sie herumschwirrten, zu Xaver, der dicht vor ihm, den Weg zum Jangtsekiang begehbar machte und seine starken, und muskulösen Arme dabei wie Macheten einsetzte. Selbst Äste von der Dicke einer Anakonda zerschlug er mit einem kleinen Hieb und zerteilte sie in zwei gerade durchgeschnittene Stücke, die ächzend zu Boden fielen. Irgendwie bewunderte der Grünhaarige ihn, diesen unahbaren Krieger, der in seinen Armen und Beinen, ja in seinem ganzen Körper eine übermenschliche und lang herangereifte Kraft beherbergte und hinter dessen grünen und endlos tiefen Augen ein Wissen und eine Wärme strahlten, die nicht von dieser Welt waren. Besonders interessant fand er jedoch die zwei seltsamen Male an den Schultern des Größeren, die Kilian nun allzu offen sehen konnte, da Xaver mit freiem Oberkörper lief, was dem Jungen schon so manchen überflüssigen Hitzeschlag eingebracht hatte. Erst schaute er sie sich bloß genau an, diese schwarzen Zeichen, die die Form von zwei gewaltigen Schwingen hatten, wie die riesigen Flügel von Phaidra, dem Drachen der Finsternis oder einer mutierten Krähe, doch dann erschrak er plötzlich. Er selbst hatte genau dieselben Male an der gleichen Stelle, wie der Rothaarige, haargenau die gleichen. Hatte das was zu bedeuten? >Warum hat er denn die gleichen Zeichen, wie ich? Ist er etwa auch so einer, wie ich es bin. Ein Kämpfer in Ausbildung für den Krieg da oben? Nein, das kann nicht sein. Die Stimme hat mir damals nichts von einem zweiten erzählt, den ich treffen würde und außerdem ist die Wahrscheinlichkeit viel zu gering, als das er auch einer sein könnte. Nein, es ist bloß ein ganz ganz komischer Zufall, mehr nicht. Meine Schwingen sind sowieso viel kleiner und nicht so deutlich und detailiert, wie bei ihm. Also mach dir keinen Kopf Kilian. Konzentrier dich lieber auf das Traning.............oder darauf deinen Lehrer zu verführen.< Er grinste verschmitzt vor sich hin und wurde etwas rot auf den Wangen, merkte dann aber, dass er Xaver nur noch von weitem sah, also beschleunigte er seine Schritte und bekam prompt ein paar Zweige ins Gesicht, von denen ihm einer links unterhalb der Unterlippe die Haut aufritzte und ein dünner, roter Faden sein Kinn runterlief, doch davon nahm er keine Notiz, denn kaum, dass er Xaver eingeholt hatte, öffnete sich vor ihm eine offene Wiese, die sich nach Nodren bis an den Fuß des Kraterrandes zog und die im Licht der Sonne strahlte und glänzte und zu deren Linken der Fluss floss, den er die ganzen Zeit über gehört hatte. Er war sehr breit, aber floss gemächlich dahin, als ob er sagen wolle, das er jede Menge Zeit habe. Dicht am Ufer stand eine einsamer, ungeheuer großer und stämmiger Ginkobaum, dessen Zweige sich über die Hälfte des Wassers streckten und der eine breite Fläche um sich mit Schatten versorgte. "Na, was ist? Kommst du nun oder willst du da stehen bleiben, bis dich die nächste globale Eiszeit da festfriert.", rief sein Lehrer, der schon am Fluss saß und seine Füße ins Wasser tauchte. Kilian machte sich gleich auf zu ihm, setzte sich daneben und stellte seine Füße ebenfalls ins Wasser. Es war eine Wohltat. Da sie beiden barfuß unterwegs waren, erlöste sie das kühle Nass von ihren Qualen. Der Junge seufzte zufrieden auf und atmete wieder tief durch, noch nie hatte er sich so frei und so lebendig gefühlt. Diese Natur und die ganze frische Luft hier oben taten ihm verdammt gut. "Hat wohl doch ganz schön geschlaucht? Die Kletterei und das Gelaufe, meine ich." Kilian drehte den Kopf, um zu antworten und sah genau auf seinen Mund, der ihn anlächelte. Erst jetzt realisierte er, dass er einen ganzen Kopf kleiner, als Xaver und außerdem seinem Gesicht verflucht nah war. Schnell hob er den Blick und schmolz fast dahin, als er wieder in das Grün der Ewigkeit seiner Augen eintauchte. "Ähm..ja, aber es geht. Die Luft und das Wasser tuhen gut. Ich bin wieder topfit." "Na, das will ich auch hoffen, denn unser Training hat gerade erst angefangen." Der Ältere stand auf und ging zu dem Baum, der mit seinem Schatten wieder diesen verführerischen Lichtschein auf die Haut des Rothaarigen legte. "Am besten wir fangen mit dem Verbessern deiner Sinne an, das ist noch nicht so anstrengend und macht viel Spaß. Naja, zumindest mir." Er lachte und auf einmal bekam er ganz ein anderes Erscheinen. Die Kälte, die Übermenschlichkeit verschwanden und lösten sich auf. Seine Lache klang so melodisch, richtig ehrlich und ansteckend, dass Kilian auch noch anfing, obwohl er gar nicht wußte, was daran jetzt so lustig war. Dann stand auch er auf und ging zu Xaver der sich langsam wieder beruhigte und dann plötzlich einen sehr besorgten Gesichtsausdruck bekam. Er ging nun seinerseits auf Kilian zu und strich im sanft über die Wange, was den Jungen erstarren ließ. >Wow, stop, einen Gang runterschalten, tief ein und wieder ausatmen, Junge, er hat dich nur kurz angefaßt, brauchst nicht gleich auf Wolke sieben schweben.< Doch es war zu zärtlich und zu prickelnd, um spurlos an ihm vorüber zu gehen. Er bekam eine Gänsehaut und hätte sich fast in die Hand geschmiegt, wenn sein Menschenverstand nicht auf Rot geschaltet und ihn vor Schlimmeren bewahrt hätte. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass Kilian leicht rosa im Gesicht wurde und sich versteifte. "Hey, keine Panik, du hast da nur eine kleine Wunde, mehr nicht. Wahrscheinlich hast du einen von den Ästen ins Gesicht gekriegt, das kann schon mal passieren. Das Gewächs hier ist manchmal sehr störrisch und lässt nicht unbedingt jeden durch. Einen Moment, das ist gleich behoben." Er strich das Blut mit einem Finger weg und legte dann seine Hand an Kilians Kinn, so dass dieser jenseits von Gut und Böse abschweifte und einen glänzenden Blick bekam, der genau auf Xaver gerichtet war. Und dann, wie aus dem Nichts, spürte er ein heißes Aufflammen an seiner Backe. Als würde man ein Feuerzeug anmachen und es ganz langsam immer näher an ihn heranreichen. Schließlich wurde es ihm zu heiß und er entzog sich dem Griff des Rothaariges, obwohl er gern noch länger dort verweilt hätte. Aber zu seiner Überraschung war von einem Ratscher nichts mehr zu fühlen. Verwirrt und ungläubig zugleich tastete Kilian sein ganzes Gesicht ab und starrte Xaver mit weiten Augen an. "Was hast du gemacht?", fragte er stotternd. "Ich hab es behoben, hab ich doch gesagt. Und jetzt guck nicht so komisch. Ich komm mir hier vor, wie ein Alien." Wieder lachte er, doch dann ging er wieder zurück zum Ginkobaum und deutete Kilian mit der Hand, nachzukommen. Noch immer nicht ganz gewiss, was er von dem eben Geschehenen halten sollte, setzte sich dieser in Bewegung und wartete auf nächste Anweisungen im Schatten des knorrigen Ungetüms. Derweil war auch ins Kloster wieder Leben eingekehrt. Alles begann zu beten, Holz zu hacken, die Vögel und Fische zu füttern, den Park zu pflegen, und allerlei Hausarbeiten zu erledigen. Auch Alexjielle, der Kilian gestern das Kloster gezeigt hatte, war am arbeiten. Er putzte die Fenster der Hütten und rannte mit einem Eimer Wasser von der Quelle am Fuße der Treppe neben Kilians Kammer und einem Lappen fröhlich pfeifend durch die Gegend. Dabei kam er auch am Zimmer des Ältesten vorbei. Hier durfte außer ein paar auserwählten Mönchen und dem großen Krieger mit dem großen schwarzgoldenen Schwert, der auf einem Hügel des Manituba hauste und der bei den Jüngeren nur der "einsame Kämpfer" gerufen wurde niemand rein, denn der Meister war sehr eigen und auch sehr alt und brauchte seine Ruhe und Zeit zum Nachdenken, denn er war weise, weiser als sonst jemand. Er wußte Sachen, die selbst die Klügsten Köpfe der Welt nicht kannten, er war gelehrt in allen Bereichen, von Religion, über Geschichte bis hin zu Hexerei und Heilkunde und stets grübelte er über Probleme nach, die keiner der jungen Mönche verstehen oder überhaupt sehen könnte. Und wenn er dann eine Lösung hatte, dann war es danach immer leichter zu leben oder es gab eine große Veränderung im Leben der guten alten Mutter Erde. Und dennoch kannten ihn nur wenige persönlich. Doch eins fiel auf an ihm. Besonders der junge Krieger war oft bei ihm. Worüber sie sprachen wußte niemand und im Grunde wollte es keiner wissen, denn was immer der Weiseste und der Mächtigste im Orden miteinander zu bereden hatten, ein normaler Sterblicher konnte da nicht mithalten. Und so machte auch Alexjielle keine Anstalten zu lauschen, als er sah, dass Cyprian, der Älteste neben meister Gigelf im Kloster, die Kammer betrat und ein ernstes Gesicht machte. Er putzte ledigich die Fenster, durch die er eh niemanden sehen konnte, nahm dann seinen Eimer und ging immer noch fröhlich pfeifend weiter zum nächsten Haus. "Cyprian, was kann ich für dich tun?" Die alte und krächzende Stimme flog geschmweidig durch die Luft und war dennoch sehr einschüchternd für jemanden, der zum ersten mal mit ihm sprechen würde. "Ich bedaure, Eure kostbare Zeit zu verschwenden, aber ich möchte mit Euch über Xaver reden, wenn Ihr es gestattet." "Aber bitte, bitte, Cyprian, dir dürfte klar sein, dass ich über nichts lieber rede, als über meinen Jungen, setz dich doch. Möge ich dir zuhören." "Ich danke Euch tausendmal, Meister Gigelf." Der schlanke und dennoch sehr klapperige Mann mit grauem Haar und einem braunen Krückstock setzte sich an den niedrigen Tisch, vor dem auch den Älteste kniete, ganz in schwarz gehüllt, mit seinen weißen Haaren, dem langen Bart und den stechenden und klugen graune Augen eines Magiers. "Also, was begehrt dein Herz zu wissen über meinen Jungen. Welcher Grund führt dich zu mir?" "Nun, denn, ich will es geraderaus sagen und nicht unnötig Zeit schinden. Ich denke, dass wir Xaver wegschicken sollten, da er eine sonst zu große Gefahr für uns alle darstellt." Der alte Mann in schwarz hustete und zmirbelte seinen weißen Bart, der sich in seinem Schoß wellte mit seinen knochigen und spitzen Fingern. "Das sind sehr überraschende Neuuigkeiten, die du mir da überbringst. Ich muss ehrlich gestehen, ich bin mehr als überrascht, das ausgerechnet von dir zu hören, Cyprian, der du doch als Erster damals auf meiner Seite standest, den Jungen bei uns aufzunehmen, als wir ihn im Dunkeln und Regen draußen vor unserem Tor fanden. Ich würde gerne wissen wollen, was dich zu so einer Meinung und erst recht, was dich zu so einem Wunsch führt." "Nun, denn, Meister Gigelf, ich weiß, damals war ich der Erste, der eure Ansichten teilte, aber seit damals ist eine Menge Zeit vergangen und Zeit kann auch die Meinung des Gläubigsten ändern. Was ich damit dagen will ist, ich denke, dass es für uns als Orden und auch als Menschen, die nun mal kein ewiges Leben haben und sehr schnell ins Reich des Todes fallen können, die Gefahr zu groß ist, einen solchen Krieger, wie Xaver einer ist, in unserer unmittelbaren Nähe zu haben." Man merkte, das dem Mann mit dem Krückstock nicht ganz wohl in seiner Haut war, denn er tupfte sich permanent die Stirn mit einem Tuch ab und wagte es nur selten, dem Meister direkt in die Augen zu sehen. "Nun, das klingt plausibel und auch logisch für die Ohren eines Laien und für jemanden, der von all dem, was sich hinter der Fassade unseres lieben Jungen verbirgt, nichts weiß. Du aber, Cyprian gehörst zu den wenigen, die alles über ihn und seine Mission wissen, deshalb kann ich nicht recht verstehen, was dich dazu treibt, mir vorzuschlagen meinen einzigen Sohn wegzuschicken, auch, wenn er gewiss nicht meines Fleisches und Blutes ist." "So versteht mich doch, Meister Gigelf. Damals, als wir ihn fanden vor unseren Toren, nass und schreiend im Regen und in der Dunkelheit, da war es das Mitleid, das mich antrieb, Euch zu unterstützen und in den Jahren danach war es die Freude darüber, am Heranwachsen eines göttlichen Geschöpfes teilzuhaben, das mich an dieser Meinung festhalten ließ, doch jetzt habe ich mir alles noch mal genau durch den Kopf gehen lassen und ich muss sagen, seine Mission scheint mir immer näher zu rücken und das würde bedeuten, das wir einem Feind gegenüber stehen werden, den wir nicht bezwingen können. Nur Xaver und sein Schwert wären unser Schutzschild und ich kann nicht ganz darauf vertrauen, dass dieses Schild die teuflischen Klingen und die wuchtigen Hieben dieses Monstrums aushalten kann." Der Älteste schüttelte seinen Kopf und pfiff leicht verständnisvoll aus, doch trotzdem schien in seinen Augen ein leicht gereiztes und enttäuschtes Flacken zu liegen. "Ach, Cyprian, mein Lieber. Gewiss, dadurch, dass wir ihn hier bei uns haben ist es klar, das wir über kurz oder lang einen Feind zu uns locken werden, den selbst Gott fürchtet und der uns alle mit einem einzigen Schlag vernichten könnte, doch genauso weiß ich, dass ebend Gott persönlich uns diesen Anlass einen Jungen geschickt hat. Natürlich sind seine Gründe dafür sehr verschieden, und auch der Teufel hatte da seine Finger mit im Spiel, doch war es auch der gemeinsame Wunsch der beiden, dass wir ihn aufnehmen und ihn in seine Aufgabe einweihen. Das haben wir getan und ich sehe nicht ein, warum ich ihn jetzt, wo ich ihn lieber gewonnen habe, als sonst jemanden, einfach wegschicken soll, wo er doch allein wäre, ganz auf sich gestellt und wo sein Feind ihn nur noch einfacher zerstören könnte." "Natürlich Meister Gigelf, ist es sehr egoistisch, was ich da verlange, aber was würden wohl die anderen Mönche sagen, wenn sie wüßten, dass vielleicht schon übermorgen ein Ungeheuer bei uns eingeht, das selbst Gott und Satan fürchten? Und das nur, weil ein Mensch bei uns ist, der zwar die ganze Religion und die Bibel wiederlegt, der aber im Grunde nur ein junger Schnösel ist, der noch grün hinter den Ohren ist und der allein schon genung Macht hat, die ganze Welt zu vernichten." Da sprang Gigelf auf. Schneller, als man es von einem Mann, seines Altesr erwartet hätte und er sprach mit eine dröhnenden und lauten Stimme. "Cyprian, wie kannst du es wagen, in meinem Angesicht meinen Sohn zu beleidigen? Welchen Grund dazu hat er dir gegeben? Sag es mir! Los!" "Gar keinen , Meister Gigelf und ich bitte sehnlichst um Eure Gnade an." Der andere warf seinen Stock weg und verbeugte sich tief, dann kam er wieder etwas eingeschüchtert hoch und sah erleichtert, wie der Älteste sich wieder setzte. "Nun gut, möge ich dir verzeihen, aber ich kann dir eines sagen, Cyprian. Solange ich, Meister Gigelf, Ältester der Astyanax und Bewahrer des Göttlichen Sturmes, hier bin, solange wird auch Xaver, Sohn von Gott, Nachkömmlig Satans und Entfacher der Göttlichen Rache hierbleiben, hast du mich verstanden? Und nun geh ich brauche Zeit für mich." "Ja wohl Meister Gigelf. Ich danke Euch für Eure Meinung und entschuldige mich noch mal Ihre Zeit in Anspruch genommen zu haben." Cyprian war wieder im Gehen, als sich Gigelf plötzlich wieder regte und ihn zurückrief. "Was wünscht Ihr denn, Meister?" "Nun, ich habe da eine Frage an dich, Cyprian. Es geht um den neuen Ordensbruder, Kilian ist sein Name. Xaver bat mich darum, ihm diesen Jungen als privaten Schüler unterzustellen. Ich habe ihm zugestimmt und es ihm gewährt. Glaubst du, dass Kilian ihn endlich weichkriegen wird?" "Entschuldigt mein Unverständnis, aber was meint Ihr mit "weichkriegen"?" Gigelf lachte etwas und hustete gleich darauf. "Das Wort habe ich von einem, der jungen Mönche aufgeschnappt, Gefällt mir irgendwie, klingt ganz amüsant. Nun, denn, ich meinte, ob es dieser Junge schaffen wird, Xavers rauhe Schale zu brechen und sowas, wie eine Freundschaft zu ihm aufzubauen?" "Da fragte Ihr gewiss den falschen, Meister Gigelf, aber wenn Ihr denn meine Meinung wissen wollt, ich denke, dass dieser Junge es schaffen wird. Ich weiß nicht, warum, aber er hat so eine bestimmte Art an sich. Er ist irgendwie sympathisch, auf eine sehr chaotische Weise. Die meisten der anderen Mönche mögen ihn, besonders Lo-Pan hat ihn ins Herz geschlossen. Er nennt ihn sogar schon bei einem Spitznamen. Kili sagt er." Gigelf wiederholte es belustigt und lachte. "Kili. Nun, klingt nett, nicht unbedingt der coolste Spitzname, aber nett." Cyprian schaute ungläubig drein. "Entschuldigt, was habt Ihr da gerade gesagt?" "Was meinst du? Cool? Auch das habe ich von den Jüngeren. Sie kennen viele solcher Wörter. Einige sind eine Schande für unsere Sprache, aber einige klingen auch ganz schön. Und ich war noch nie jemand, der sich nicht dem Modernen geöffnet hat." "Und was soll ich jetzt machen?" Kilian stand noch immer etwas unschlüssig unter den verzweigten Ästen des Ginkobaumes und wußte nicht so recht, warum Xaver so grinste. Zwar meldete sich ein Teil seines Verstandes schon wieder ab, denn wenn dieser Mann lächelte, war alles andere bedeutungslos, doch ein anderer Teil schaffte es, dem umwerfenden Charme zu entgehen und sich die Frage zu stellen, was ein Mensch, der offensichtlich durch Handauflegen Wunden heilen kann, sonst noch mit alles mit seinen Händen ausrichten könnte, egal ob gutes oder böses. "Bleib einfach so stehen, ich verbind dir jetzt die Augen. Halt mal kurz still." Xaver machte sich ein schwarzes Tuch von seiner wieder mal gefährlich tief hängenden Hose ab und trat dann fast geräuschlos hinter den Grünhaarigen, so dass dieser fast einem Herschlagtod nahe war, als sich die beiden Hände sanft um den Kopf schlangen und ihm die Sicht nahmen. Im Grunde berührten sich die beiden nur ganz kurz, Xavers Hand streifte Kilians Schläfe, sie strich dann sanft über seinen Nacken und machte dort den Knoten fest und dann legte er ihm beide Hände auf die Schultern und übte einen leichten Druck aus, der Kilian entspannte. Vor seinen Augen herrschte nun totale Finsternis. Der Ginkobaum, der Fluss, die Wiese, Xaver, alles gab es nur noch in seinen Erinnerungen und die schwanden sehr schnell, sodass er bald ganz in dieser Welt aus Dunkelheit verschwand. Als Xaver seine Hände wieder weg nahm, bekam Kilian kurz ein bißchen Angst. Plötzlich war er allein. Allein in der Dunkelheit, allein in diesem Nichts, in diesem schwarzen Schlund der sich unter ihm auftat und ihn runterzerren und auffressen wollte, doch er atmete einmal tief ein und wieder aus und bald verschwand diese beklemmende Angst aus seinem Kopf. "So, nun werden wir mal deine Sinne auf Vodermann bringen. Und zwar sollst du mich jetzt versuchen zu fangen, nur mit deinem Gehör und vielleicht auch mit deinem Geruchssinn. Und Tasten darfst du natürlich auch. Okay?" "Ja, klar, aber ist das nicht ein klein wenig unfair, in meine, du kennst dich hier besser aus, als ich und wenn du dich leise bewegst, kann ich dich nie kriegen." "Ach, keine Panik. Ich werde extra viel Lärm machen und außerdem werde ich mich nur auf der Wiese aufhalten. Du wirst mich früher oder später schon finden. Also dann, fang mich." Mit den Worten hörte Kilian, wie sich ein schnelles Rascheln von ihm entfernte. Xaver war ziemlich schnell. Und bald war es wieder still. Nur der Wind wehte, und dann raschelte das Gras leicht und ebenmäßig, der Fluss plätscherte etwas lauter als vorher und irgendwas summte gerade um seine Nase rum. Vermutlich eine Biene oder so was. Er schlug vor seinem Gesicht rum und machte ein paar Schritte rückwärts. Das Summen entfernte sich und wieder war es still, bis auf den Wind und das Wasser. Er horchte angespannt und drehte sich mehrmals um sich selbst, doch von Xaver war nirgens was zu hören. Und dann plötzlich ein Rascheln. Links von ihm. Er rannte los. Doch es verstummte wieder und Kilian blieb stehen, dann ein erneutes Rascheln, diesmal rechts, er rannte dorthin, blieb diesmal etwas früher stehen und hörte nun, wie das Rascheln sich wieder entfernte, nach links hin. Er rannte ihm nach und auf einmal kam das Rascheln dröhnend laut an ihm vorbei gezischt. Er spürte, wie ein harter Luftzug ihn traf und fast hätte er etwas hartes in der Hand gehabt, da war das Rascheln schon wieder verstummt. Er lauschte. Xaver war gerade ganz dicht an ihm vorbei gerannt und dann plötzlich stehengeblieben. Er konnte nicht weit sein. Aber Moment mal, er spürte, das hinter ihm etwas war. Etwas großes. Natürlich, er war direkt hinter ihm, dieser gerissene Kerl. Kilian drehte sich blitzschnell um und fasste mit beiden Armen ins Leere und tatsächlich er bekam etwas festes zu packen. Aber dann stockte er. Seit wann hatten Menschen denn so runzelige und trockene Haut. Und so breit war Xaver doch gar nicht gewesen. Nach einigem Tasten wurde ihm klar, dass er gerade den Ginkobaum umarmte und dass mit einer sehr peinlichen Beharrlichkeit, also ließ er ruckartig von dem Stamm ab und lauschte wieder auf Geräusche. Lange kam nichts, nur das Wehen des Windes und das Rauschen des Flusses und dann ganz plötzlich begann ein leises Zischen, fast, wie ein Flüstern. Immer wieder. Mal klang es ab, dann wurde es wieder lauter. Es klang irgendwie gehässig, gemein, dunkel, böse, hinterhältig. Als würde da etwas lauern auf ihn und ihn auslachen, weil er ihm hilflos ausgeliefert war. Und gleich würde es mit seinen scharfen und beharrten Klauen hervorspringen und laut brüllen und ihn zerreißen und fressen. Fressen, wie ihn einst die Finsternis fressen wollte, damals in der Gletscherspalte. Ohne das Kilian es merkte, begann er umherzulaufen. Quer über die Wiese und zurück, mal linksru, mal rechtsrum. Doch ihn hatte die Angst gepackt. Er hatte wahnsinnige Angst. Alles war dunkel, der kalte Eiswind raubte ihm den Atem und unter ihm machte sich die Dunkelheit breit und griff nach ihm. Er versuchte zu schreien, doch seine Kehle war wie zugeschnürt und seine Beine begannen zu kribbeln. Und dann traf ihn was hartes am Kopf und Brust. Es schlug ihn nieder und er fiel. Er war wieder da, wurde es ihm schlagartig klar. Er war wieder in der Spalte, im Himalaya und er würde fallen, er würde fallen und sterben, einsam und verlassen und qualvoll. Er rappelte sich irgendwie hoch und rannte weiter. Und dann war es überall kalt und nass, er rutschte weg und fiel. Fiel in die Dunkelheit und er schrie, er weinte, er schlug um sich, er brüllte aus Leibeskräften. Da riss ihn eine starke Macht hoch und plötzlich konnte er wieder sehen. Die Finsternis schwand und neben ihm erkannte er jetzt vage das Gesicht von Xaver, der ihn besorgt anstarrte und fragte, was los sei. Kilian beruhigte sich nur langsam und merkte dann, wo er war. Er war werde in einer Gletscherspalte im Himalaya, noch war er von einem Monster verfolgt worden. Er saß nun aufrecht im Fluss dicht am Ufer. Sein Oberteil hatte sich geöffnet und seine linke Schulter lag frei. Er war durch und durch nass und dreckig obendrein. Außerdem tat sein Kopf furchtbar weh. Verwirrt schaute er Xaver an, der beschützend einen Arm um ihn gelegt und ihn an seine Brust gedrückt hatte. "Was ist denn los?", fragte er noch immer etwas mitgenommen und rieb sich den Kopf, wo er eine eindeutige Schwellung fühlte. Er hatte offenbar eine ganz schön Beule. "Das möchte ich auch mal gerne wissen." "Wieso?" "Wieso? Weil du hier schreiend durch die Gegend gerannt und dann frontal gegen den Baum geknallt bist. Und dann plumpst du auch noch in den Jetsekiang, mein Gott, was war denn los?" Jetzt ergab alles einen Sinn. Der harte Schlag war der Ginko gewesen und das plötzliche Nass der Fluss. Kilian kam sich ziemlich albern vor und wurde rot. Doch Xaver strich ihm durchs Haar und dann kurz über seine Schulter. Erst fühlte sich Kilian sicher und geborgen, seine Hand war schön warm, doch dann durchzog ein leichter Schmerz seine Schulter. "Anscheinend hat der Baum dir ganz schön einen mitgegeben. Warte mal kurz, ich mach das schon." Wieder legte er die Hand an und wieder kam das aufflammende Gefühl von Hitze und das Ziehen war, wie weggeblasen. Danach setzten sie sich wieder in den Schatten und schwiegen. "Bist du ein Magier?", fragte der Jüngere nach einer geraumen Zeit. Xaver schaute lächelnd auf. "Nein, ich bin ein ganz normaler Mensch, wieso?" "Na, wegen dem Heilen und so. Das kann ja nun nicht jeder. Und da wäre es doch naheliegend dass du..." "dass ich ein Hexer bin, schon klar. Aber nein, ich kenne weder irgendwelche Zaubersprüche, noch kann ich in die Zukunft gucken. " "Und was machst du dann?" "Ich benutze lediglich mein Ki." "Dein Ki?" "Ja, das ist die innere Kraft eines jeden Menschen. Auch du hast sowas. Mit genug Training kannst auch du solche kleinen Blessuren heilen." "Wirklich?" "Ja, klar, aber das dauert noch, vor allem, wenn du bei jedem Training so einen kleinen Ausraster hast, wie heute. Was war denn nun los?" Kilian schwieg. Er schaute bedrückt zu Boden. "Ich hab nun mal Angst im Dunkeln. Ich weiß, dass das kindisch und memmenhaft ist, aber es ist so. Wenn ich allein in der Finsternis bin, krieg ich Angst." Während er das sagte, sah er stur zur Seite. Doch da streichelte plötzlich jemand seinen Kopf. Der Junge schaute fragend zu Xaver, der ihn anlächelte und seine Hand auf seinem Kopf liegen ließ. "Wenn es weiter nichts ist. Ich dachte schon, es wär was ernstes." Kilian lachte und fühlte sich unglaublich erleichtert. "Aber lass und jetzt von was anderem reden." Xaver nahm seine Hand wieder weg und Kilian setzte sich unmerklich etwas näher an seinen Lehrer, denn trotz allem war ihm noch immer mulmig zumute und der Rothaarige gab ihm Sicherheit. "Und von was?" "Nun, du könntest mir noch mehr Geschichten über die Astyanax erzählen. Ich find sowas interessant. Ist zwar auch kindisch, aber egal." "Nein, nicht kindisch, eher liebenswert, aber okay, mal sehen, was gibt es denn da." Während Xaver so überlegte, wurde Kilian wieder rot um die Ohren. Hatte er ihn gerade wirklich liebenswert genannt? "Ah, genau, wie wäre es mit der Geschichte des Ascanius?" "Klar, worum geht es da?" Kilian kam noch etwas näher und ihre Schultern berührten sich. Ein warmer Schauer überflutete ihn und ließ es überall kribbeln. Xaver schien nichts zu merken. Er begann mit seiner Story. "Ascanius heißt übersetzt, der Neutrale. Und seine Geschichte geht so: Lange lange Zeit, bevor es Menschen gab und nur kurz, nachdem das Universum erschaffen wurde, tauchten zwei unglaublich starke Mächte auf. Sie beide waren gleich stark und kämpften miteinander und keiner von beiden gewann. Es waren das Gute und das Böse, die da um das Vorrecht im All stritten und sich nie einigten. Und so erschufen sie immer neue Waffen, um den Feind zu schlagen, doch nie half es für den Sieg. Das Böse erschuf die Dunkelheit, das Gute schuf das Licht. Dann versuchte das Gute mit Hilfe von Leben zu gewinnen, doch das Böse konterte mit dem Tod. Und so ging es weiter. Erst kam die Liebe, dann der Hass, es folgten die Zweitracht und dann die Freundschaft und irgendwann, als es dann bereits Menschen gab, da schufen sie Engel und Dämonen und zwei davon ernannten sie zu Herrschern, nämlich Gott und den Teufel. Natürlich war es den Engeln verboten, sich mit einem Dämon einzulassen, wie umgekehrt, doch es gab zwei, die sich nicht daran hielten. So unglaublich es auch klingen mag, aber der Dämon Urian und der weibliche Engel Avatara verliebten sich ineinander. Natürlich hielten sie es geheim oder zumindest versuchten sie es, aber weißt du, ein Kind kann man nicht verstecken, denn ja, die beiden wurden Eltern. Das Kind nannten sie Ascanius. Er war halb Dämon, halb Engel und gehörte doch keinem von beiden an. Als Gott und der Teufel das erfuhren, gab es mächtig Ärger. Urian und Avatara wurden beide mit dem Tentralfluch belegt, dem schlimmsten Fluch aller Zeiten. Durch ihn starben die beiden liebenden alle Tode, die man sterben konnte und entschwanden schließlich ganz aus der Welt. Sie lösten sich aber nicht nur in Luft auf, nein, auch die Erinnerung an sie verschwand. Der Fluch vernichtete sie komplett, als ob es sie nie gegeben hätte und so dachte keiner mehr an sie. Nur Ascanius vergaß sie nicht. Jedoch war er noch ein Baby, als seine Eltern starben und so verlor man seine Spur auf der Erde, wo er unter Menschen aufwuchs. Als er erwachsen war, da sprachen Gott und der Teufel zu ihm, alle beide, denn sie hatten ihn nicht vergessen. Zwar wußten sie nicht mehr, wie ein solcher Mutant entstehen konnte, doch wußten sie noch von seiner Existenz und da er zu mächtig war, als das einer von beiden ihn zum Feind haben wollte, beluden sie ihn mit einer Aufgabe in gemeinsamen Interesse. Sie hatten beide einen gemeinsamen Feind, den keiner beim Namen nannte und sie gaben Ascanius die Aufgabe darauf zu warten, dass dieser Feind ihn aufsuche und dann sollte er ihn vernichten. Ascanius ging auf den Deal ein und er trainierte hart für den Kampf. Angeblich wartet er bis heute darauf, dass dieser furchterregende Feind kommt. Einige sagen, dass Gott und Satan das ganze nur ausgeheckt haben, damit sie die Gefahr, die von ihm für sie beide ausgeht, abhalten können und dass es diesen Feind gar nicht gibt. Andere sagen, dass dieser Feind erst kommt, wenn das Ende der Welt nah ist und dass Ascanius uns dann retten wird. Was glaubst du, Kilian?" Als keine Antwort kam, drehte er sich um und sah, das der Junge an seiner Schulter schlief. Schon wieder. >Ach, der arme Kleine. Es muss doch mehr gewesen sein, als bloß die Angst im Dunkeln, aber er soll von alleine kommen und darüber reden. Wenn er doch nur nicht so süß aussehen würde, wenn er schläft. Das macht mich noch ganz verrückt.< Er nahm den Jungen auf die Arme und trug ihn zurück. Heim in seiner Kammer legte er ihn in sein Bett deckte ihn zu, dann streichelt er noch mal seinen Kopf und ging wieder. Dabei fiel sein Blick auf einen Bilderrahmen, der aus dem Rucksack herauslugte. Er sah nur eine junge Frau mit langen wunderschönen, grünen Haaren, aber er verstand und er schloss leise die Tür....... Fortsetzung folgt!!! Kapitel 6: DGS VI: Fragen, Antworten, neue Freunde ? ---------------------------------------------------- Der Göttliche Sturm VI Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Kapitel 6: Fragen, Anworten, neue Freunde? Die Sonne hatte schon längst ihre Wanderung von Osten nach Westen vollzogen und war nun im Begriff unterzugehen. Wie eine gewaltige Scheibe aus purer Hitze verschwand sie hinter den hohen Kraterwänden des Manituba und nahm die letzten Lichtstrahlen, die golden durch die Blätterdächer fielen und die den Jetsekiang ein wenig glitzern ließen, mit sich in das Reich von Neith, um nun Phaidra und der Finsternis Platz zu machen, die schon die ersten Fänge ausgestreckt und die große Wiese mit dem Ginkobaum zur Gänze verschlungen hatte. Gemächlich floss der Fluss an dem knorrigen Monster vorbei und blubberte fröhlich vor sich hin. Der Feuerwald begann zu schlafen und die letzten Tiere zogen sich in ihre Behausungen zurück. Über das Gras wehte ein leichter Wind, der nach Blumen duftete und die Sterne leuchteten schon von weiter Ferne wie kleine Diamanten. Xaver lag noch immer halb wach unter den weiten und spitzen Ästen des Ginkos und dachte nach. Er suchte schon seid heute morgen eine Lösung für sein Problem , doch ließ sie sich nicht finden. Sein halb rotes, halb schwarzes Haar fiel ihm tief in die Stirn und seine grünen Augen starrten irgendwie abwesend und doch hellwach in den Himmel. Auch die weit entfernten Galaxien und Planeten konnten ihm nicht helfen. Er war allein und nur er konnte mit dieser Sache fertig werden. Er war gleich, nachdem er Kilian ins Bett gebracht hatte, wieder herauf geklettert und hatte sein eigenes Training fortgesetzt. Er musste lächeln, als er an den Jungen mit den grünen Haaren zurückdachte. Er hatte so ein friedliches Lächeln auf den Lippen, als er in seinen Armen lag, als ob er kein Wasser trüben könnte. Er hatte so zerbrechlich ausgesehen und doch war sein junger Körper stark und wohl geformt. Und als er dann im Bett gelegen hatte, da hatte Xaver sich nicht mehr zurückhalten können und ihm einfach über die Stirn gestrichen. Danach war er wieder hochgekrakzelt und erst ein paar Stunden durch den Wald gelaufen, hatte dann ein paar Bahnen im Anadyr geschwommen, kurz unter dem Tarimfall meditiert und sich schließlich hierher gesetzt und angefangen, über das nachzudenken, was ihn schon seid zwei Tagen völlig beunruhigte. Kilian. Ja, dieser Junge war auf plötzliche Weise in sein Leben getreten und hatte es so durcheinander gebracht, wie noch keiner vor ihm. Damals, als Lo-Pan die Glocke geläutet und ihm so signalisiert hatte, dass es einen Neuen gab, den er prüfen musste, da hatte er sich nicht viel gedacht. Klar, auch in dem Fall hätte es der sein können , auf den er schon seid Beginn seines Lebens wartete, aber er hatte ein komisches Gefühl gehabt, als ob er wüßte, dass der Mensch, den er gleich sehen würde, guter Natur war. Also war er gemütlich mit seinem Schwert in die Kampfhalle gegangen und prompt hatte Kilian ihn ins Wanken gebracht. Der erste Augenblick, als er diese blauen und reinen Augen sah, da war er, wie in Trance. Sein Bauch hatte gekribbelt, seine Hände waren feucht geworden und er hatte sogar vergessen, zu blinzeln, denn er starrte diesen Jungen lange an. Ein seltsames und unbekanntes, aber doch warmes Gefühl war ihm durch Mark und Bein gekrochen und er hatte richtig Panik, denn er hatte keine Ahnung gehabt, was da eigentlich mit ihm los war. Und dann, als er sich wieder gefangen und das Ritual an ihm vollzogen hatte, da war ihm auf einmal so, als hätten sich hinter Kilian zwei riesige Flügel ausgebreitet, zwei gigantische weiße Schwingen, wie die eines Schwanes oder eines geflügelten Pferdes. Es war nicht mal eine Millisekunde vorbei, da war dieser Eindruck schon wieder weg gewesen, aber er war da und das machte ihn stutzig. Noch nie in seinem Leben hatte er einen Menschen mit so reinem Herzen getroffen, denn das hatte sein Schwert ihm eindeutig gezeigt mit den aufblinkenden Flügeln, das hatte er schnell erraten. Und deswegen hatte er auch bei Meister Gigelf darum gebeten, Kilian als Schüler zu bekommen. Und nun, da gerade mal zwei Tage mit dem Grünhaarigen vorüber waren, da war er nur noch verwirrter, anstatt klüger, was er sich eigentlich erhofft hatte, denn statt ihm Antworten zu geben, hatte dieser Junge in ihm nur mehr Fragen aufgeworfen. >Wieso fühl ich mich bei ihm so wohl? So richtig wohl. Woher kommt das auf einmal. Ich habe so etwas ähnliches noch nie gehabt. Und warum kribbelt es immer so in meinem Bauch, wenn er mich berührt oder, wenn er mich anlächelt. Warum habe ich fast immer das Verlangen, ihn zu umarmen oder den Wunsch, das er mich anfasst, dass er mich streichelt? Wieso kann ich diese Sehnsucht nicht einfach wegtrainieren? Warum wird sie mit jeder Stunde, die ich mit ihm zusammen bin, größer und unkontrollierbarer? Was ist nur mit mir los? Ich kenne mich doch so gar nicht. Hat er mich verhext oder bin ich krank? Warum hat man mir über solche komischen Gefühle nie etwas erzählt? Ich kenne mich doch damit überhaupt nicht aus, verdammt noch mal. Also, was soll ich machen? Soll ich ihn doch zu den andern schicken? Soll ich ihn darauf ansprechen? Was denn?< Er schlug mit der Faust gegen den Baumstamm und fluchte leise, dann lehnte er sich wieder zurück und begann wieder von vorne. Und wieder kam er kein Stück weiter. Es war einfach zu schwer für ihn. Wie sollte er die Antwort finden, wenn er doch gar nicht verstand, warum er überhaupt die Frage gestellt hatte. Wenn er doch von all diesen überwältigenden und neuen Gefühlen keine Ahnung hatte, sie einfach nicht kannte, nichts mit ihnen anfangen konnte. Doch andererseits, zu wem sollte er gehen? Wer könnte ihm helfen, das Problem zu lösen? Von den Mönchen kannte er keinen. Die sprachen nicht mit ihm und er hatte auch keine Lust, jetzt mit einem in Kontakt zu treten. Und außerhalb der Klostermauern war er so unwissend, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal die Großstadt entdeckt. Da kannte er niemanden und nichts. Nur hier war er daheim und nur hier wollte er bleiben. Blieben noch Meister Gigelf und die anderen des alten Rates, die, die ihn damals aufgenommen hatten und die neben ihm als einzige von seiner Mission wußten. Konnte er einen von ihnen fragen? Es war komisch, aber er spürte, dass es ihm nicht viel bringen würde, würde er sie fragen. Irgendwie wußte er das. Er wußte, dass ihn in diesem speziellen Falle auch sein Meister nicht verstehen würde. Und wenn er Kilian fragen würde? Würde das was bringen? Immerhin war er der Grund dafür, warum sich Xavers Körper immer öfter verselbstständigte und nicht mehr Xavers Willen gehorchte. Nein, auch da fühlte er eine gewisse Hemmschwelle. Auch bei ihm würde er nur auf verständnislose Gesichter treffen. Aber zu einem musste er gehen. Nur zu wem? Allein kam er einfach nicht weiter, so sehr er seine grauen Zellen auch anstrengte. Als er aufstand, hatte er sich entschlossen. Er würde Gigelf fragen, denn der war unbefangen. Unten wieder im Kloster angekommen, stand der Mond schon hoch am Himmel und leuchtete durch die Dunkelheit, wie ein geisterhaftes Auge. Xaver schlich zur Kammer des Meisters und öffnete leise die Schiebetür. Drinnen war es warm und der Älteste saß mit gekreuzten Beinen und mit einer Pfeife im Mund an seinem kleinen Tisch, während er an seinem langen, grauen Bart zog und seine funkelnden Augen unter den buschigen Brauen hervorlugten. "Xaver! Mein Junge, was führt dich zu mir?" "Entschuldigt die späte Störung, aber ich suche Euren Rat." "So so? Meinen Rat? Sag mir, was kann ich dir denn noch beibringen?" "Es geht nicht um den Kampf oder um die Kunde der Götter, sondern um etwas anderes." Der junge Mann kniete sich hin und strich sich die Haare aus der Stirn. Hätte Kilian diese Bewegung gesehen, er wäre wieder knallrot angelaufen und hätte heftiges Herzklopfen bekommen. "Und um was geht es?" "Also, ich....ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll. Nun, also, ähm, ich....." Gigelf stieß einen Rauchkringel aus und grinste den Jüngeren freundlich an. "Komm und sprich dich aus. Es gibt nichts, was ich nicht verstehen würde oder gar nicht wüßte. Du kannst mir sagen, was immer dein Herz schwer macht." "Gut. Also, es geht um Kilian." "Willst du ihn wieder aus der Schülerschaft mit dir entlassen?" "Nein!" Xaver war selbst etwas überrascht, wie laut und energisch er plötzlich war und auch sein Gegenüber machte ein komisches Gesicht. "Nein, das ist es nicht. Es ist etwas , das mich betrifft und ihn." "Und das wäre?" "Nun, also, ich habe so ein komisches Gefühl im Magen, wenn ich mit ihm zusammen bin oder, wenn ich an ihn denke. Es ist so ein Ziehen im Bauch und mein Herz klopft richtig schnell. Außerdem fällt es mir in letzter Zeit immer schwerer, mich zu konzentrieren, erst Recht, wenn er dabei ist. Die Kontrolle über meinen Körper hab ich auch schon des öfteren verloren und, nun ja, ich hatte neulich sogar einen sehr merkwürdigen Traum von ihm." Gigelf hörte aufmerksam zu und zog wieder an seiner Pfeife. Was hinter seinen buschigen Brauen vor sich ging, vermochte wohl niemand zu deuten, denn die Miene des Gelehrten veränderte sich kein Stück. Es wurde still im Raum. Xaver schaute nach einer Weile etwas nervös aus dem großen Fenster, das ähnlich, wie bei Kilian, die ganze hintere Wand des Zimmers einnahm. Draußen war es nun richtig dunkel geworden. Schatten hatten alles verschluckt, was der Tag hervorgebracht hatte und der Mond schien hell und doch weit weg über dieser Finsternis. Er fragte sich, wie es dem Jüngeren jetzt wohl ging. War er noch am schlafen? War er schon aufgewacht? Hatte er vielleicht wieder Angst? Da riss ihn Gigelf etwas unsanft aus seinen Gedanken. "Also, mein Junge. Ich muss sagen, dass sind seltsame Neuigkeiten, die du mir da berichtest. Auf den ersten Moment konnte ich damit auch nichts anfangen, aber jetzt, denke ich, weiß ich, was dich bedrückt." Ein breites Lächeln machte sich auf seinem alten Gesicht breit und seine grauen Augen funkelten etwas spitzbübisch. "Spannt mich nicht länger auf die Folter. Sagt, was ist mit mir los? Bin ich krank, verhext oder hat mich der Feind aller Feinde mit einem seiner Tricks reingelegt?" "Weder noch, mein lieber Xaver und doch alles zusammen." Xaver schaute verwirrt drein. "Wie meint Ihr das?" "Nun, das was du hast, kann alles sein. Manchmal ist es eine Krankheit, die einen befällt und von der man sich nur sehr schwer, in wenigen Fällen sogar gar nicht befreien kann. Oder aber sie ist eine Hexerei, die einen verzaubert, einen unterwirft und einem wie ein Traum erscheint. Genauso gut kann sie ein Trick des Bösen sein, um die zu täuschen, dich abzulenken oder dich zu töten. Und sie kann noch vieles mehr sein. Sie kann der Mittelpunkt deines Lebens, oder aber der erste Stein zu deinem Grab sein. Sie kann dich heilen oder krank machen, kann dich glücklich oder unglücklich machen. Sie kann dich voran bringen oder dich aufhalten. Sie kann alles und doch sehen die meisten sie erst zu spät. Die Liebe." "Liebe? Was ist....Liebe?" Xaver setzte sich aufrecht hin und hörte nun seinem Mentor genau zu. Er hatte dieses komische Wort noch nie gehört, geschweige denn, wußte er, was es hieß. Nie hatte man es ihm erklärt oder überhaupt gesagt. Es klang für ihn so, wie für viele andere das Wort Radamanthys klang. Viele wußten nicht, das das der alte Name für den Feuerwald war und genauso wenig wußte er, was "Liebe" bedeutete. "Oh, das ist schwer zu erläutern, mein lieber Junge. Ich glaube sogar, das selbst ich nicht in der Lage bin, trotz meines Wissens, trotz meines Alters und trotz meiner Erfahrungen, dieses Wort zu erklären. Liebe ist so vieles auf einmal und doch nur ein einziges Wort, um alles zu beschreiben. Es ist wirklich schwer, aber lass es mich versuchen, vielleicht ist doch noch nicht jegliche Hoffnung verloren." Wieder herrschte einige Augenblicke Stille, ehe Gigelf wieder das Wort ergriff. "Nun, ich denke immer noch, das ich es nicht richtig erklären kann. Das kann vermutlich keiner auf der Welt. Jeder sagt was anderes und meint doch das Gleiche. Aber, wie sagt man, ein Versuch schadet nie." Wieder zog er an der Pfeife und holte tief Luft, bevor seine tiefe und rauchige Stimme begann. "Weißt du, wenn man Liebe als etwas ganz ganz oberflächliches betrachtet, dass ist es nichts weiter, als der Drang zur Fortpflanzung, wie zum Beispiel Tiere ihn haben. Auch der Mensch will nicht aussterben, also muss er Babys in die Welt setzen. Den genauen Vorgang will ich dir ein anderes Mal erklären, dazu fehlt mir im Moment die Geduld und auch die nötige Offenheit. Allerdings neigt der Mensch dazu, Vorgänge, die in der Natur recht einfach ablaufen, unnötig zu komplizieren, in dem er Geschmäcker, Meinungen und Moralvorstellungen entwickelt. Und Gefühle, wobei ich sagen muss, das Gefühle nichts schlimmes sind. Sie sind im Gegensatz zu den anderen Entwicklungen sogar etwas sehr schönes. Eines dieser Gefühle ist Liebe. Und genau das hast du. Du bist verliebt und das nicht zu kapp, wenn ich das mal so sagen darf." Xaver schluckte ganz schön, als es das alles hörte. Er war also verliebt in Kilian, aber was zum Geier heiß das? "Aber ich bin noch nicht fertig, nein, nein. Hör mir zu. Wenn man verliebt ist, dann ist das gut so, denn Liebe kann befreien, sie kann glücklich machen, schafft Vertrauen und ist Balsam für die Seele, aber bedenke immer, sie kann auch ins Böse umschlagen, dich unglücklich machen, dich einengen, Eiersucht und Misstrauen bilden und dich in eine Depression stürzen. Darum solltest du dir wohl überlegen, ob du es ihm sagen willst oder nicht. Und noch etwas sollte ich dir wohl sagen, denn die Form der Liebe, die du spürst ist nicht unbedingt der Normalfall bei uns Menschen." >Na, toll. Erst dieses komische Gefühl und jetzt ist es sogar noch ein Ausnahmefall.< "Und was soll das heißen, Meister?" "Es soll heißen, das Liebe normalerweise immer zwischen Mann und Frau stattfindet, nicht aber unter zwei Männern, wie bei dir und Kilian." "Ist das schlimm oder falsch?" "Großer Gott, nein, versteh mich nicht falsch. Liebe ist niemals falsch oder schlimm und wenn, dann nur genauso schlimm und falsch, wie sie richtig und schön ist. Wenn du diesen Jungen liebst, dann hast du meinen Segen, werde mit ihm glücklich und wenn du nicht mit ihm zusammen dieses Gefühl genießen willst, dann will ich auch diese Entscheidung akzeptieren. Aber entscheiden solltest du dich schon in absehbarer Zeit, du weißt, warum." Das runzelige und freundliche Gesicht wurde düster und streng, klarte sich aber dann wieder auf, um gleich ein paar Züge an der Pfeife zu nehmen. "Das war noch so eine Sache, die ich Euch fragen wollte, Meister. Wenn Ihr sagt, das diese Liebe zwar gut, aber genauso gut schlecht sein kann, wäre es dann nicht besser, wenn ich es ließe, um meine Mission nicht zu gefährden?" "Nun, das kannst im Endeffekt nur du selber sagen. Ich halte mich da raus, denn dieses Schicksal kann ich für mich nicht verantworten, aber eines will ich dir doch sagen, höre auf dein Herz und nicht auf deinen Verstand. Das ist die älteste Regel, die es gibt und die Erste, die ein Mensch lernen sollte. Der Kopf sagt dir zwar, was logisch und was unlogisch ist, aber dein Herz sagt dir, was wirklich wichtig und vor allem, was für dich das Beste ist. Und versuch erst gar nicht dir was vorzumachen, denn dein Herz ist besser, als jeder Lügendetektor." "Besser als ein was?" "Ach, wieder eines dieser neu modernen Spielzeuge der westlichen Welt. Ein Kasten, der sagt, ob du lügst oder die Wahrheit sprichst. Wenn du mich fragst, ist das Humbug." Er lachte und fiel gleich wieder in einen Hustenanfall, weshalb er seine Pfeife nun wegpackte. "Also, Xaver. Habe ich dir damit irgendwie geholfen? Ich kann mir vorstellen, dass das alles neu für dich ist und das du kein Wort verstanden hast, aber, wie ich schon sagte, kein Mensch ist in der Lage, die Liebe zu beschreiben." "Nun, ja, wenn ich ehrlich sein soll, habt Ihr schon Recht. Ich hab nicht die blasseste Ahnung, was Liebe ist oder sagen wir mal so, ich weiß, dass man deswegen ein Ziehen im Bauch hat und ein Verlangen nach etwas bekommt, von dem ich aber nicht direkt weiß, was es ist." "Ein Verlangen? Du meinst wohl eher Sehnsucht." "Ja, genau, ist da denn ein Unterschied?" "Oh, ja, und was für einer. Verlangen nach etwas zu haben, bedeutet, das man es entweder bekommt oder nicht. Würdest du ein Verlangen nach Kilian haben, dann würdest du, wenn er dieses Verlangen nicht stillen will, einfach weggehen und es dir woanders holen. Sehnsucht aber ist unvergänglich, keiner kann sie lindern. Man kann sie nur ausleben und genau das solltest du tun." "Aber wie mache ich das denn?" Jetzt geschah etwas, das Xaver noch nie gesehen hatte und wohl auch nie wieder sehe würde. Meister Gigelf, der Älteste der Astyanax wurde rot. "Da gibt es sehr sehr viele Wege, mein Junge. Einige küssen sich, andere schlafen miteinander und wieder andere lehnen sich bloß aneinander und verweilen so lange so, wie sie wollen. Was du willst, kannst nur du bestimmen." "Küssen? Was ist das? Und dieses miteinander schlafen. Wie geht das?" "Also.......weißt du, ähm, das solltest du doch lieber selber rausfinden, zusammen mit diesem Kilian, denn ich denke, für sowas bin ich dann doch zu alt." "Wenn Ihr meint." "Ach, lass den Kopf nicht hängen, schlaf erst mal drüber und dann wirst du wissen, was zu tun ist, vertrau deinem alten, klapperigen, Nikotinabhängigen Meister." Dann fing er wieder an zu husten und hielt sich die Hand vor den Mund. "Man, ich sollte wirklich aufhören, diesen Zeug zu rauchen. Noch ein Rat, Xaver, fasse niemals eine Zigarette oder dergleichen an, das sind Ausgeburten der Hölle." "Werde ich machen und danke für Euren Rat. Ich gehe dann jetzt schlafen." "Gute Nacht und sag mir bei Gelegenheit mal, wie du dich entschieden hast." Dann ging Xaver raus in die Dunkelheit und dachte während er zu seiner Hütte marschierte, über die Worte seines Mentors nach. >Ich bin also verliebt. Verliebt in Kilian und das nicht zu knapp, wie Meister Gigelf sagt. Aber schlau werd ich daraus trotzdem nicht. Was soll ich denn jetzt machen? Und meine Mission darf ich auch nicht vergessen. Hach, es ist aber auch zum verrückt werden. Am besten, ich schlafe wirklich eine Nacht drüber, dann hab ich einen klaren Kopf und kann mich auch sicher für den richtigen Weg entscheiden.< Die Sonne war gerade erst aufgegangen, als Kilian verschlafen seine Augen öffnete und verträumt den Namen seines Lehrers flüsterte, worauf er lächelte und sein Kopfkissen an sich drückte, sein Gesicht darin vergrub und seinem lauten und wilden Herzschlag zuhörte. Wie schnell es auf einmal schlug und das bloß, weil er an Xaver gedacht hatte. Doch dann merkte der Junge, dass er nicht mehr oben im Feuerwald war, dass er nicht mehr am Jetsekiang saß, unter dem Schatten des Ginkobaumes, der ihm gestern eine dicke Beule eingebracht hatte, die jetzt sogar noch größer geworden war, und an der Schulter des Älteren lehnte, um seinen Geschichten zu lauschen. Er lag in seinem Bett, und hatte keine Ahnung, wie er hierher gekommen war. >Komisch. Also ich bin garantiert nicht hergelaufen..........aber das würde ja bedeuten, dass Xaver mich auf seinem Arm........< Weiter dachte er nicht, denn er wurde knallrot um seine Ohren und schüttelte wie bescheuert seinen Kopf herum, bis ihm schwindelig wurde und er anfing laut zu lachen. Allerdings machte sich bald sein Magen mit einem starken Knurren bemerkbar und Kilian beschloss, sich erst mal ein ordentliches Frühstück zu gönnen. Immerhin hatte er gestern weder ein Mittag- noch ein Abendessen gehabt und das war eine von Kilians Todsünden. Nie wollte er eine der drei Tagesmahlzeiten verpassen, dazu aß er einfach viel zu gerne. Er ging an seinen Rucksack und kramte einen alten Spiegel hervor, den er einmal von einer seiner vielen Tanten bekommen hatte. Er war Oval und der Rand war aus schwarzem Holz, in das lauter Rosen reingeschnitzt waren. Der stachelige Stengel bildete den Griff zum Anfassen. Als er hinein sah, bekam er einen Schreck. Er sah, man konnte es nicht anders sagen, einfach zum kotzen aus. Seine Haare standen zu allen Seiten ab und kringelten sich manchmal dabei, als hätten sie von etwas, wie der Erdanziehungskraft noch nie etwas gehört. Zusätzlich war sein Kampfanzug dermaßen verrutscht, das es aussah, als sei er ihm drei Nummern zu groß und sein Gesicht, nun ja, das war von Dreck nur so übersät. Anscheinend war der Fluss oben im Radamanthys alles andere, als sauber. Hastig nahm ein sich ein T-shirt und eine Jeans und düste zu den Wasserquellen hinter seiner Hütte, um sich zu waschen. Zu seiner Überraschung badete dort bereits jemand. Ein Junge, vielleicht in seinem Alter mit kurzen braunen Haare und einem sehr feinen und spitzen Gesicht. Sein Körper war eher schlacksig und für seine Größe schien er verschwindend dünn zu sein. Er hatte gerade seine Hose hochgezogen und machte sich daran, die Treppen hochzulaufen, als er Kilian bemerkte und ihn freundlich anlächelte. "Hallo, Fremder. Ich dachte eigentlich, ich sei allein, aber da hab ich mich wohl getäuscht. Wie heißt du?" "Mein Name ist Kilian Summers und du?" Sie schüttelten sich die Hände. "Kilian? Dann bist du wohl der Neue. Wie dem auch sei, ich heiße Dorian Zukave, freut mich dich kennenzulernen." "Ganz meinerseits, aber wenn du jetzt nichts dagegen hättest, würde ich mich gerne waschen und mich umziehen, ich sehe zum fürchten aus und habe wirklich keine Lust heute morgen jemanden mit meinem Aussehen zu Tode zu erschrecken, also, hat mich wirklich gefreut, Wir sehen uns ja jetzt öfter." "Okay, wenn du es so eilig hast, aber falls du noch frühstücken willst, komm in die Teestube, da bin ich auch. Is gleich gegenüber dem Caecillapark. Kannst du gar nicht verfehlen." "Wer weiß, vielleicht komm ich. Ciao." Damit ließ er diesen Dorian stehen und rannte runter zu dem ovalen Wasserbecken, um sich endlich zu waschen. Wieder schaute er sich zu allen Seiten um, bevor er sich seines Kampfanzuges entledigte und mit einem entspannenden Seufzen in die warme Welt aus Dunst und Gestein eintauchte. Während er so im Wasser saß, sich seine Haare wusch und sich darum bemühte, den Schmutz von seiner Haut zu bekommen, versuchte er vergebens, sich daran zu erinnern, was Xaver ihm gestern Abend noch erzählt hatte. Irgendwie wußte er, das es wichtig war, auch wenn er glaubte, dass ihm sein Lehrer bloß ein der vielen Geschichten erzählt hatte, die sich um diesen seltsamen Ort drehten, mitten in der Wildnis, am Fuße eines erloschenen Vulkans, in dessen Lavadom sich eine eigene Fauna entwickelt hatte. Doch es wollte ihm einfach nicht einfallen. Jedes mal, wenn er dachte, einen Teil aus der Vergessenheit zurückerobern zu können, entglitt ihm der Faden und die Erinnerung verschwand im Nichts seines leeren Kopfes, der immer schwerer wurde. Letztendlich gab er es auf und verließ die Quelle wieder, um sich seine Sachen anzuziehen. Er fluchte zwar, als er merkte, dass er keine Unterwäsche mitgenommen hatte, aber damit hielt er sich nicht lange auf. Statt dessen knurrte sein Magen nun ziemlich laut und er spürte, wie ihm etwas flau wurde. Er hatte seid gestern morgen nichts mehr gegessen, das war verdammt lange her für ihn. Denn eine der wenigen Sachen, an die er noch glaubte war die Erkenntnis, das ein Mensch nur dann glücklich war, wenn er sich mindestens dreimal täglich den Wanst vollschlagen konnte. Ihm fiel wieder ein, dass Dorian von so etwas geredet hatte. Irgendein Teehaus oder so ähnlich schien es hier zu geben. Gegenüber irgendeines komischen Parks. Der Name schien so ähnlich wie Chinchilla zu klingen, aber auch das fiel ihm nicht ein. Schließlich ging er einfach die Treppe wieder nach oben, brachte seinen Kampfanzug in seine Kammer und suchte den Weg um den Park ab, der sich in der Mitte des Klosterareals auftat. Viele Mönche waren noch nicht auf. Nur ein paar fütterten ein paar der Tiere im Park oder meditierten im saftigen Gras. Erst jetzt bemerkte Kilian, wie groß dieser Park eigentlich war. Bisher hatte er bloß die vordere Seite gesehen, doch jetzt, wo er auf der Suche nach der vermeintlichen Kantine war, sah er, dass sich die Längsseite des Parks weit streckte. >Man, der kann bestimmt locker mit dem Richmond Park in London mithalten. < Aber schon nach einigen Metern sah er das Haus, das Dorian gemeint hatte. Es war um einiges größer, als die anderen drum herum und hatte zwei schwere Schiebetüren. Lange und sehr hohe Fenster zogen sich an den Wänden empor und waren mit dünnen, dunkelblauen Vorhängen versehen. Das Dach war im Gegensatz zu denen der Wohnhäuser nicht flach, sondern schichtete sich zu drei nach oben hin kleiner werdenden Vierecken auf, die in einem dunklen Grün leuchteten. Ihre Ränder waren mit einer wellenartigen Holzschnitzerei verziert und auf dem obersten und kleinsten Dach stand ein kleiner Turm, der sich wie in einer Spirale gen Himmel drehte und dessen Spitze in einem strahlenden Gold leuchtete. Der Junge stand erst etwas unschlüssig vor der rechten Tür und bekam Zweifel. Er kannte doch noch niemanden hier und darin saßen vermutlich hunderte von Mönchen, die er noch nie gesehen hatte. Doch sein Magen knurrte zu laut, als das er Lust hatte, nach einem anderen Weg zu suchen, sich etwas Essbares zu besorgen, also trat er ein. Drinnen wurde er gleich von dem Geruch nach Suppe umweht. Es roch richtig lecker und auch etwas exotisch, nach fremden Gewürzen und unbekannten Zutaten. Es war schön warm in der großen Halle und das Sonnenlicht strahlte durch die vielen Fenster herein, bekam durch die blauen Tücher ein Meer gleiches Glitzern und hüllte alles in einen leichten Nebel aus hellblauem Licht, dass beruhigend und einladend wirkte. Kilian schloss kurz die Augen und sog den Duft tief ein, bevor er sich umschaute. Der Raum war wirklich gigantisch. Er zog sich lange hin, bis er an die gegenüberliegende Wand stieß, in die wiederum eine offene Schiebetür eingebaut war, aus der ein mattes Licht herein fiel und aus der auch ein leichter weißer Dampf stieg. Von dieser Tür, die, so vermutete Kilian, zur Küche führte zu den beiden Eingängen zog sich ein Gang, zu dessen linken und rechten Seiten viele Tischreihen aus dunklem Holz standen, dicht an dicht. Es gab keine Stühle, dafür gab es aber jede Menge Kissen, die zum Draufknieen gedacht waren. Es gab sie in allen Farben, einige waren eckig, andere rund. Auf den Tischen, in die lauter kleine Reliefs reingeschnitzt waren, standen in regelmäßigen Abständen silberne Kerzenständer in Form einer Kobra, die sich mit ausgebreiteten Nackenmuskeln und drohend offenem Mund, um die Kerze schlängelte, die aber alle im Moment noch nicht brannten. Gleich neben diesen Lichtspendern reihten sich kleine schwarze Schalen an, in denen Blumen wuchsen. Meistens waren es sehr kleine, die ihre Blüten sternenförmig mit sechzehn Strahlen ausstreckten und in einem sehr sehr dunklen violett blühten. An den Seitenwänden, von denen auch die Tischreihen waagerecht bis zum Mittelgang verliefen, hingen stellvertretend für jede einzelne Reihe ein Bild. Meist stellten sie Tiere oder Pflanzen da, auf Leinen mit Ölfarbe gemalt. Zu Kilians Überraschung war der Saal fast leer. Nur eine Hand voll Leute waren da und aßen von Holztellern und tranken aus Holzbechern, redeten, lachten und gestikulierten wild. Links in der zweiten Reihe saßen drei junge Mönche, die um die zwanzig sein mussten, jeder von ihnen mit Glatze und jeder Menge Schmuck um den Hals. Rechts, drei Reihen weiter hinten, kniete eine Gruppe von drei sehr alten Männern am Tisch und aß schweigend. Einer, der drei hatte einen Krückstock dabei. Sein langes weißes Haare fiel ihm über den Rücken. Sein Gegenüber hatte lange schwarze Haare, zu einem Zopf gebunden und sah aus, als ob er der Älteste der Gruppe wäre. Dennoch schien er noch unglaublich stark und gewandt im Kampf zu sein. Der Dritte war eher klein und pummelig, hatte kurze, graue Haare und trug eine Brille mit extrem dicken Gläsern. Nur zwei Tischreihen dahinter, aßen, was Kilian jetzt komplett von den Socken haute, vier Mädchen. Sie hockten dicht beieinander und kicherten, lachten und strichen sich immer wieder ihre langen Haarsträhnen aus der Stirn. Kilian fiel auf, dass sie alle besonders hübsch waren. Er bekam gleich ein schlechtes Gewissen, als er merkte, was er da dachte, wo er doch Xaver liebte. Doch er starrte trotzdem kurz zu der Gruppe hin. Links außen saß ein Mädchen, das in seinem eigenen Alter sein musste. Sie hatte sehr lange schwarze Haare, die sie zu einem langen Pferdeschwanz gebunden hatte. Ihre Augen leuchteten leicht silbern und ihre Lippen, ihre Fingernägel und auch ihre Kutte waren ihrer Haarfarbe angepasst. Daneben kniete eine etwas ältere junge Frau mit schulterlangen blauen Haaren, die sie zu zwei Zöpfen geflochten hatte. Sie trug eine kleine Brille und hatte im Gegensatz zu allen anderen im Speisesaal kein Zeichen auf der Stirn. Auch trug sie keinen Schmuck um den Hals. Nichts dergleichen. Ihnen gegenüber saßen zwei Mädchen, die Kilian den Rücken zugewandt hatten. Eines hatte blonde glänzende Haare, die ihr lang bis zu den Hüften hingen, die andere hatte kurze violette Haare und schien etwas stämmiger zu sein. Doch als der Grünhaarige seine Aufmerksamkeit von ihnen abbringen konnte, stach ihm gleich der Junge ins Auge, der ihm wild entgegen winkte und ihm zulächelte. Es war Dorian. >Was will der denn schon wieder?< Etwas genervt ging er zu ihm hin, denn wenigstens kannte er den ein bißchen und kniete sich zu ihm. Dorian verspeiste gerade eine dampfende Suppe, die er aus einer breiten Holzschüssel löffelte. Sie sah etwas grünlich aus, doch sie roch einfach zum Wegschmeißen gut. "Hi, Kilian, nett, das du doch noch gekommen bist." "Hi. Keine Ursache, sag mal, wie bekommt man hier was zu essen, ich fall gleich um." "Kein Problem." Er drehte sich mit dem Kopf zu der offenen Tür an der hinteren Wand und rief laut:"Hey, Pharrell, einmal eine Extraportion Phlox, bitte." Ein lautes "Ei, ei, Käpt'n" ertönte aus der Küche, worauf ein sehr große, sehr dicker und sehr breit grinsender Mann zu ihnen kam, in er einen Hand eine Schüssel mit Suppe in der anderen einen Löffel. "Hallo,oh, du musst neu sein, dich kenn ich noch nicht. Also ich bin Pharrell, eigentlich heiße ich ja Rupert Pharrell Johnson, aber ich finde, das klingt etwas zu abgehoben, also nenn mich ruhig so wie die anderen. Und hier, deine Suppe." Er setzte das duftende Gemisch vor dem Jungen ab und reichte ihm den Löffel. "Danke, das riecht echt lecker. Übrigens, ich bin Kilian." "Freut mich und wenn du noch was brauchst, ruf einfach." "Könnte ich dann noch etwas zu trinken haben?" "Na, sicher, was denn?" "Was kaltes, wenn's geht. Wäre echt nett." "Oki doki, ein Oca, kommt sofort." Damit verschwand Pharrell wieder in der Küche. "Siehst du, das was unser Chefkoch, Pharrell. Er ist echt ein verdammt netter Kerl." "Das kann man wohl sagen, aber was macht der denn hier? Ich dachte, nur Mönche wären hier, aber der sah mir nicht nach einem Astyanax aus." Dorian schlürfte seinen Löffel leer und flüsterte etwas. "Das hast du Recht. Pharrell kommt aus England, oder besser gesagt, aus London. Er arbeitet freiwillig hier. Weißt du, früher hat er in einem Sechs - Sterne - Restaurant am Times Square gearbeitet, aber dann ist seine Frau sehr schwer krank geworden. Hat sich irgendwie mit dem Chinin Virus infiziert, irgend so eine Mutation aus Ebola und Milzbrand, war ne ganz üble Sache. Auf jeden Fall ist er durch ganz Großbritannien getingelt, doch jedes Krankenhaus hat ihn abgewiesen und gesagt, die Frau hätte eh keine Chance mehr. Und dann ist unser Meister Gigelf aufgetaucht und hat die Frau einfach so geheilt. Er ist nämlich ein echter Profi, was das Heilen angeht.Na, wie auch immer, aus Dank ist Pharrell mit seiner Frau hierhergekommen und arbeitet nun ohne Bezahlung bei uns." "Du scheinst eine Menge über die Leute hier zu wissen." Kilian probierte sein erstes bißchen der Phlox und es schmeckte verflucht gut. Irgendwie war sie sehr scharf, aber das war halb so schlimm. Kilian mochte ja scharfe Saucen und Gewürze und diese Suppe war das Köstlichste, was er je gegessen hatte. "Und ob, wenn du willst, dann geb ich dir einen kleinen Einblick in die Leute hier." Dorian grinste und trank aus seinem Holzbecher. "Na, dann schieß mal los." Da kam Pharrell wieder, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und einem Becher voll schwarzer Flüssigkeit in der Hand. "Hier, bitte, Kilian, deine Oca." "Danke, aber was ist das eigentlich?" "Au, das ist so was ähnliches wie Cola, nur nicht ganz so voll mit Koffein." Dann verschwand er wieder. Kilian kostete auch von seinem Getränk erst nur ganz vorsichtig, doch es schmeckte wirklich fast genau so, wie eine Pepsi. Sogar um einiges besser. "Also, dann will ich mal anfangen." Dorian senkte seinen Kopf etwas und flüsterte nun wieder. "Am besten beginne ich mit unserem Oberhaupt, Meister Gigelf. Er ist der Älteste der Astyanax, der erste Mönch sozusagen. Er lebt in der großen Kammer, die dem Osteingang des Caecillapark gegenüber liegt. Er ist wirklich sehr alt, aber das macht ihn nicht weniger gefährlich. Er kennt sich besser im Kampf aus, als sonst jemand, mal unseren einsamen Krieger ausgenommen. Und weise ist er, oh, Mann, der weiß wirklich viel. Der würde jede Quizsendung mit Leichtigkeit gewinnen. Allerdings sieht ihn keiner von uns. Ich persönlich habe ihn nur einmal getroffen und seitdem nicht mehr. Das geht hier allen so, nur die anderen des Ältestenrates und der Sohn des Meisters gehen regelmäßig zu ihm." "Er hat einen Sohn?" "Nun, nicht direkt. Es ist mehr im übertragenen Sinne. Der einsame Krieger wurde von ihm aufgezogen und deswegen ist er so etwas wie ein Vater für ihn geworden." "Entschuldige, aber wer ist dieser einsame Krieger, hat der keinen Namen?" "Doch sicherlich hat er einen, aber den kennt keiner. Das ist der Typ, der dieses Aufnahmeritual vollzieht, du weißt schon, der, der dir mit dem Schwert vor der Birne rumgefuchtelt hat. Der Typ, der verlassen auf dem Hügel vorm Manituba wohnt." Kilian schaute erstaunt auf. Dorian redete eindeutig von Xaver. "Ist was?" Kilian versuchte, nicht mehr so geschockt auszusehen. "Nein, nein, es ist nichts, erzähl ruhig weiter." "Wenn du meinst, wo war ich denn, ah, genau, Gigelf. Also, der ist hier der Boss und er ist sehr sehr cool, wenn du mich fragst. Nun, wen könnte ich dann nehmen, siehst du die drei alten da hinten?" Dorian deutete auf die drei alten Männer, die Kilian vorhin schon aufgefallen waren. "Wer sind die?" "Das da sind die restlichen Mitglieder des Ältestenrates. Der Dicke mit der Brille ist Yvo, der daneben mit den weißen Haaren und dem Krückstock ist Cyprian und der mit dem Zopf ist Damian, vor dem solltest du dich in Acht nehmen." "Wieso?" "Nun, der ist irgendwie nicht ganz so nett, wie er manchmal scheint. Zum Beispiel ist er der Einzige gewesen, der damals nicht wollte, das unser einsamer Krieger hier aufgenommen wurde. Wie die älteren sagen, ist der nämlich als Baby einfach hier vor dem Tor abgegeben worden, wie ein Waisenkind. Gigelf, Cyprian und Yvo wollten ihn gleich hier behalten, nur Damian war nicht dafür. Ich glaube sogar, das er den armen Kerl hasst, warum auch immer. Nun, am besten ist, du kreuzt seinen Weg nicht, dann kann dir nichts passieren, der ist eh nur daran interessiert, wie er unseren Schwertschwinger wieder wegekeln kann." Kilian wurde bei Dorians Worten richtig sauer. Er hatte erfahren, das Xaver, sein Xaver ein Waise war und das dieser Bastard da vorne ihn von hier weg haben wollte. Doch zu einem Wutausbruch kam es nicht, denn Dorian hatte Kilians Aufmerksamkeit nun auf die vier Frauen gelenkt. "Das da drüben sind unsere einzigen weiblichen Mönchinnen. Und falls du dir denkst, du könntest zu einer von denen gehen, wenn du mal ein ganz bestimmtes Bedürfnis hast, dann hast du dich geschnitten. Die sind alle sehr überzeugte Singles, bis auf zwei, aber die kannst du auch vergessen." Kilian lief rot an. Klar, wenn er dieses "Bedürfnis" bekommen sollte, würde er gewiss nicht zu einem der Mädchen rennen, sondern eher zu seinem Lehrer. "Die mit den schwarzen Haaren, die aussieht, wie ein Grufti, das ist Misty Trachtenberg. Sie kommt aus Deutschland, aus irgend so einem kleinen Ort namens Vechta oder so(na, wer könnte da wohl wohnen???Ich natürlich). Sie ist eine Einzelgängerin und ziemlich schnell auf den Fuß getreten. Mit der würde ich mich gar nicht erst einlassen. Außerdem kann die mir für ein normales Mädchen schon fast zu gut mit dem Schwert umgehen. Als Junge hast du bei der im Kampf, wie im Bett keine Chance. Die daneben, mit den blauen Haaren, das ist Pharrells Frau, Anastacia. Sie ist echt nett und kümmert sich um den Caecillapark, sozusagen, die Gärtnerin unseres Klosters. Das sie mit einem Bein schon im Grab gestanden hat, merkt man ihr wirklich nicht an. So, wen haben wir da noch. Die mit den violetten Haaren, das ist Cleopettra. Mit kurzem e und hartem t wohlgemerkt, nicht wie die Königin vom Nil, darauf legt sie ganz großen Wert. Wenn du ihren Namen auch nur einmal, wie den der ägyptischen Hoheit aussprichst, bist du bei ihr unten durch. Sie ist übrigens auch die einzige, die vielleicht einen an sich ranlassen würde, aber sie sieht halt nicht unbedingt aus, wie ihre Namensvetterin. Naja, und die blonde, das ist Harmony, die größte Zicke diesseits und jenseits des fünfzehnten Saturnmondes." "Warum denn das?" "Glaub mir, die Frau hat eine ganze Bataillon von Rädern ab. Sie kommt aus Tokio und ihr Alter ist ein ganz ganz Reicher. Hat irgend so eine Ölfirma, auf jeden Fall, ne Menge Knete und sie ist genauso verwöhnt, wie arrogant. Was meinst du, wie sie sich angestellt hat, als sie hier angekommen ist. Wollte alles viel luxuriöser und einen begehbaren Kleiderschrank. Naja, hat sie natürlich nicht gekriegt. Aber das beste kommt ja noch. Sie hat sich doch tatsächlich in unseren einsamen Krieger verknallt. So richtig heftig, von Anfang an. Aber der hat nix von ihr gewollt, ich kann ihn da durchaus verstehen, mit so einer blöden Kuh wollte ich auch nichts zu tun haben, aber denkst du, die kapiert das. Nein. Sie ist immer noch der festen Überzeugung, das er und sie füreinander bestimmt sind. Manchmal lauert sie ihm sogar auf, aber was interessiert es mich." Kilian zerriss es innerlich. Da war also eine Konkurrentin, so komisch sich das auch anhörte. Sie sah zu allem Überfluss auch noch gut aus und hatte ein nettes Gesicht. Und sie war in seinen Xaver verliebt. Er schwor sich, diese Schnepfe zu besiegen. >Na, warte du kleine Gans. Du nimmst mir meinen Xaver nicht weg, darauf kannst du Gift nehmen. Du kriegst ihn nicht. Er gehört zu mir, verstanden?!< "Ansonsten gibt es nicht mehr viel zu sagen. Falls ich jedoch jemanden vergessen haben sollte, sag ich es dir, okay?" Dorian lächelte und stand dann auf. "So, ich muss dann los, mein Training wartet. Sayonara." Dann ging er und ließ Kilian etwas unsicher zurück. Jeder der Menschen hier hatte plötzlich ein Gesicht, er kannte sie alle mit Namen und trotzdem fühlte er sich unerwünscht. Während er weiteraß, blickte er immer wieder zu den zwei Menschen, die er nun überhaupt nicht mochte. Damian und Harmony. Als er fertig war, bedankte er sich nochmals bei Pharrell und ging dann wieder zu seiner Kammer, wo er wie angewurzelt im Türrahmen stehen blieb........... Fortsetzung folgt. !!! Kapitel 7: DGS VII: Goodbye's the saddest word ---------------------------------------------- Der Göttliche Sturm VII Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Vorwort: Tja, es hat etwas gedauert, aber jetzt habe ich ihn fertig. Hoffe er gefällt euch. Und ein riesen elefantöses Dankeschön an YueKatou. Du bist die Beste und Liebenswerteste weit und breit. Aber du weißt, das es jetzt heißt, das du wieder dran bist mit dem nächsten Teil von Equinox, also hau schon mal in die Tasten. Und an alle anderen, die das hier lesen. Wenn ihr meine Storys schon gut findet, dann müsst ihr auch YueKatous lesen, denn die sind noch besser. Also, viel Spaß beim lesen und hoffe, es gibt viele Komments. Kapitel 7: Goodbye's the saddest word Kilian war noch immer ziemlich geschockt, als er Xaver erkannte, der auf seinem Bett saß und gedankenverloren Löcher in die Luft starrte. Doch kaum, das seine grünen Augen den Besucher entdeckt hatten, lächelte er und stand auf. "Da bist du ja endlich. Ich hab schon auf dich gewartet." Kilian lief ein wenig rot an. >Verflucht, warum kann ich denn nicht einmal ganz cool bleiben, wenn er mit freiem Oberkörper rum läuft. Das ist ja wirklich mehr als peinlich.< Doch sein Lehrer schien das nicht zu merken, denn er ging an ihm vorbei nach draußen und winkte Kilian, ihm zu folgen. "Was ist denn jetzt los?", fragte der Junge nach einiger Zeit. "Das sag ich dir, wenn wir oben sind." "Oben?" "Ja, oben im Feuerwald." "Ich soll doch nicht etwa noch einmal diesen Monsterberg besteigen?" "Oh, doch, das wirst du." "Wieso sollte ich?" "Weil ich dein Lehrer bin und es sage." "Ach, ne, auf einmal. Und was ist wenn ich keine Lust dazu habe" "Dann solltest du diese Lust schleunigst aufbringen, denn du wirst so oder so diesen Berg hochklettern." "Du bist gemein." "Ich bin nicht gemein, ich will dir bloß helfen." "Helfen? Wie das denn? Soll ich meine Höhenangst besiegen oder willst du mir helfen, Bergziegen besser zu verstehen?" "Nein, ich will dir helfen, endlich mal frei zu werden, also halt hier keine Volksrede, sondern beeil dich. Ich hol mir nur noch schnell mein Kampfanzugoberteil, abends wird es hier etwas kälter." Kilian grummelte noch kurz, doch er lief hinter Xaver her zum Manituba, der ihn scheinbar gehässig grinsend, erwartete. Die Besteigung entpuppte sich wirklich als viel schwieriger als Kilian es sich vorgestellt hatte. Anscheinend mochte ihn der Manituba nicht besonders, denn er machte ihm wirklich jeden Zentimeter an seiner rauen und scharfen Außenhaut schwer. Wie oft er sich kleine Schrammen an den spitzen Felsen zuzog oder wie oft er kurz davor war, hinabzustürzen, das konnte Kilian nach einiger Zeit gar nicht mehr zählen, doch Xaver war stets in seiner Nähe und fragte ihn mehr als einmal, ob es ihm auch wirklich gut ginge. Kilian lief dann immer sofort rot an, was ihm natürlich nur noch peinlich war, doch irgendwann, nach langen Jahren, so schien es, hatten sie den Feuerwald erreicht, der sie sogleich mit seinen grünen Armen willkommen hieß. "Und was nun?", fragte Kilian sichtlich außer Atem, während er sich vorüber auf seinen Knien abstützte und nach Luft japste. "Nach was wohl. Training." Xaver lächelte ihn an, als ob er etwas wüßte, was der Junge nicht wußte. "Wie jetzt? Unten hast du mir noch erzählt, du willst mir helfen und nun soll ich hier Übungen machen, sag mal, kannst du dich eigentlich auch mal für irgendwas entscheiden?" "Bleib ruhig, ich hab ja nicht gesagt, das ich dir gleich helfen will. Das kommt später. Zu erst werden wie deine Ausdauer und deine Kraft etwas auf Vordermann bringen und wer weiß, wenn wir genug Zeit haben, dann könnte ich dir auch noch ein paar von den übersinnlichen Kräften zeigen." Jetzt war der Grünhaarige neugierig. "Wirklich? Das wäre hammermegagenial. Können wir das denn nicht gleich machen? Bitte?!" "Nein, kommt überhaupt nicht in Frage. Zuerst wird trainiert und zwar die Physis, nicht die Psyche. Also los, wir verplempern hier bloß unsere Zeit." Und Xaver nahm Kilian echt hart ran. Anfangs liefen sie durch den Feuerwald, mehrere Male quer hindurch, mal von Osten nach Westen, mal von Süden nach Norden. Es war anstrengend, doch seltsamerweise wurde Kilian mit jedem Meter, den er hinter sich brachte, besser und schneller. Die Bäume und Pflanzen wurden bald zu einer immer grünen Wand, die an ihm vorbei rate und doch war sein Lehrer fast doppelt so schnell. Er rannte nicht, er raste nicht, im Grunde flog er durch die Gegend, anders konnte man die irre Geschwindigkeit nämlich nicht beschreibe, mit der Xaver durch den Busch sauste. Wenig später kamen sie dann wieder auf die Wiese, auf der auch der alte Ginkobaum stand, allerdings hatten sie diesmal nicht vor, ihre Sinne zu trainieren, dazu war Kilians Beule noch zu groß, nein, hier wurde der Jüngere nun zum ersten Mal in die Formen des Nahkampfes eingewiesen. Die ersten Tritte und Schläge waren mehr als kläglich, doch auch hier wurde Kilian sehr schnell besser. Seine Drehungen, Sprünge, Überschläge, Kicks, die Härte und Präzision seiner Faustschläge, die Wucht seiner Fußtritte, die Vorhersage der Angriffe des Gegners, in allem kam er rasch vorwärts. Doch auch hier war ihm sein Meister in vielem tausend Lichtjahre voraus. Der Rothaarige schien selbst blind und nur mit einem Arm spielend mit Kilian fertig zu werden, und nur ein kleine Stubser mit der Hand hatte die Kraft und Gewalt eines Bulldozers. Die Sonne wanderte weiter und auch die beiden Männer zogen weiter. Nun gingen sie zum Anadyr, dem großen, wenn auch flachen See. Seine Wellen waren glatt und eben, seine Farbe unendlich tiefblau, obwohl man selbst in der Mitte des Gewässers noch den Kiesboden berühren konnte. Xaver und Kilian schwammen viele Bahnen, tauchten dann einige Male quer oder längs durch den See, machten Atemübungen und machten dann auch mitten im kühlen Nass ein paar Nahkampfübungen. Zu guter Letzt meditierten sie noch eine Weile am Jetsekiang. Doch dann konnte Kilian seinen Magen nicht mehr bändigen, der laustark nach Nahrung knurrte. "Also, Xaver, kannst du mir denn jetzt nicht zeigen, was deine übersinnlichen Kräften sind.", bettelte er und stand auf. "Nein, ich denke, wir sollten erst wieder runtergehen und was essen, dein Bauch scheint mir heute sehr hungrig zu sein. Danach werde ich dir gerne zeigen, zu was ein echter Astyanax alles in der Lage ist." Mit einem Augenzwinkern, das einem die Knie weich werden ließ, drehte er sich dann um und verschwand in Richtung Felswand. Kilian protestierte noch, doch dann rannte er ihm hinterher und bald darauf saßen sie in der Teestube mit den vielen Tischreihen. Als die Beiden eintraten, hörten alle Gespräche, die gerade im Gange waren, ruckartig auf. Viele verwunderte Blicke fielen zum Eingang, hier und da wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Kilian erkannte, dass auch Harmony, Misty und Cleopettra, sowie Alexjielle und Dorian anwesend waren. Er fühlte sich unwohl und sein Freund schien es ebenso wenig prickelnd zu finden, von allen wie ein Alien angestarrt zu werden. Also gingen sie schnurstracks zu einem der hintersten Tische, die noch frei waren und knieten sich dort hin. Nach und nach verebbten dann die heimlichen Flüsterreien, doch einige sahen immer noch mit einem schrägen Blick zu ihnen hinüber. Besonders Harmony schien ihre Augen nicht mehr im Zaum zu haben. Permanent schielte sie zu den Beiden hin, darauf bedacht, nicht aufzufallen, was sie trotzdem tat. "Sollen wir wieder gehen?", fragte Kilian irgendwann, weil er sah, das sich Xaver wirklich überhaupt nicht wohl fühlte. Er saß eingesunken und mit eingezogenem Kopf am Tisch und wartete schweigend auf Pharrell, während er sich die Schnitzereien des Holzes ansah, die scheinbar wahnsinnig faszinierend waren. "Bitte? Oh, nein, nein, mach dir wegen mir keine Umstände, ich kenne das schon. Die sehen mich immer so an, wenn ich mal hierher komme, das macht mir nichts." >Du kannst fast genauso gut lügen, wie ich, meine Lieber<, dachte Kilian, während die dickliche und freundliche Gestalt des Koches zu ihnen wackelte. Im Gegensatz zu den anderen, starrte er Xaver aber nicht an, sondern lächelte ihm zu und behandelte ihn, wie jeden anderen Mönch auch. "Ähm, was gibt es heute eigentlich? Wieder Phlox?" "Öhm, nein, heute gibt es mal was original Japanisches. Feuervogelfleich süß sauer mit Zuckerkraut und Erdsternpilzen. Als Nachtisch gibt es dann Pudding." "Klasse, hört sich gut an, das nehmen wir beide und dann noch mal eine Oca für jeden." "Wird sofort erledigt." Dann wandte sich Kilian wieder an seinen Sitznachbarn. "Du wolltest doch das, was ich bestellt habe?" "Häm? Oh, ja, natürlich, ich mag alles, was Pharrell kocht." "Wir könne wirklich gehen, wenn es dir hier nicht gut ist. Du brauchst dich wegen mir hier nicht rumquälen." "Ach, Blödsinn. Ich quäle mich nicht rum." "Na gut, aber wenn dir die Blicke zuviel werden, sag was, dann sind wir schneller draußen, als ein Blitz." Während des Essens schwiegen sie, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo Kilian die Stille nicht mehr aushielt und nach irgendeinem Gesprächsthema suchte. "Erzähl mal, Xaver, wieso heißt das Zeug hier eigentlich Feuervogelfleisch?" "Ach, das heißt so, weil es vom Zilpzalp kommt, das ist ein Vogel der oben im Radamanthys haust. Er wird auch Feuervogel genannt, weil er genauso rot ist und man ihn nur morgens sehen kann, wenn die Sonnenröte noch am Horizont steht. Danach verschwindet er in den Baumwipfeln." Von da an fiel es Kilian ein wenig schwerer, sein Essen zu genießen, da er immer das Bild eines Nestes von winzig kleinen, nach Mamma zirpenden Zilpzalps vor Augen hatte, doch es schmeckte einfach zu gut. Das Zuckerkraut machte seinem Namen alle Ehre und die Erdsternpilze hatten einen bitteren Beigeschmack, der gut passte. Das Beste war aber der braune, fast schwarze Pudding, auf dem eine kleinen Blüte lag. Sie war nur Dekoration, doch sie duftete so schön. Irgendwie nach Vanille und Schokolade zugleich und trotzdem anders. Irgendwie süß und doch bitter, stark und doch nicht aufdringlich, wie ein Affrodisiakum, nur noch leckerer. "Was ist das hier?", fragte der Junge und zeigte auf die nachtschwarze Blüte, die an den Rändern einen dunkelvioletten Rahmen hatte und deren Blüten sich in einer Sternform mit fünf Strahlen anordneten. In der Mitte saßen die ebenfalls schwarzen Pollen. "Das da ist Amaryllis. Die wächst auch oben im Krater des Manituba . Allerdings nur bei Nacht. Ich kann dir heute Abend ja mal welche am Jetsekiang zeigen, da wachsen sie besonders reichlich." "Tu das, aber erst, wenn ich deine übermenschlichen Kräfte gesehen habe. Einverstanden?" "Klar doch, aber keine Angst kriegen." "Ist es denn so erschreckend?" "Man weiß ja nie." Später, als sie wieder oben im Feuerwald waren, machten Xaver dann sein Versprechen war. Er setzte sich mit Kilian in die Wiese, beim alten Ginkobaum und stellte sich dann aber wieder hin. Nachdem er seinen Atem stark nach unten geschraubt hatte und man das Heben und Senken der Brust kaum noch sah, schloss er die Augen und spannte seinen ganzen Körper an. Kilian schoss gleich wieder ein rot ins Gesicht. Auch, wenn sein Lehrer schon im Normalzustand mit seinem muskulösen Körper ungeheuer anziehend aussah, so war er jetzt das Sexsymbol schlechthin. Doch er wollte sich ja auf die übersinnlichen Kräfte konzentrieren. Nach einer Weile fing die Luft an zu knistern, der Wind legte sich und das Gras hörte auf zu rascheln. Der Fluss schwieg und die Sonne hörte kurz auf zu wandern. Alles hielt den Atem an, als wüsste jedes Lebewesen im Umkreis, das jetzt eine Macht hervor treten würde, mit der sie es niemals aufnehmen könnten. Eine Macht, die älter war, als sie, um so vieles tödlicher und zerstörerischer. Und dann, ganz plötzlich, machte der Rothaarige wieder seine Augen auf. Fast schien es, als sei das grün seiner Pupillen intensiver geworden, der Kontrast in seinem halb schwarzen, halb roten Haar noch deutlicher, jeder Muskel noch angespannter. Er haftete seinen jetzt irgendwie niederdrückenden Blick auf Kilian, der etwas ängstlich zurückschaute. Und auf einmal, von einer Sekunde auf die andere, begann Xaver breit zu grinsen und der Grünhaarige flog in hohem Bogen durch die Luft. Wie in einem Lift schwebte er nach oben, erst langsam, dann schneller, raste nach links, wieder zurück, machte einen Looping und fiel wieder herunter, um kurz vor dem schmerzhaften Aufprall in der Luft hängen zu bleiben und dann ganz sanft abgesetzt zu werden. "Und? Wie fandest du das?", fragte sein Lehrer und grinste immer noch ungemein breit. "Das kriegst du zurück, irgendwann zahl ich dir das heim.", keuchte Kilian. Sein Herz hatte sich von dem Schreck noch gar nicht erholt und er schwitzte wie nach einem Marathonlauf. "Na, okay, das war ein bißchen fies, aber ich wollte mal schauen, ob meine telekinethischen Kräfte auch bei dir wirken. Aber als Entschädigung zeig ich dir jetzt wirklich, was ich drauf habe." "Wehe, ich flieg hier gleich wieder durch die Gegend, da hab ich echt keinen Bock drauf." "Versprochen." Und schon schloss er wieder seine Augen. Wieder spannten er seinen ganzen Körper an, wieder begann die Luft zu knistern. Der Wind legte sich, der Fluss hörte auf zu blubbern, die Vögel brachen ihre Singkonzerte ab, wieder blieb die Sonne stehen. Doch diesmal geschah etwas anderes, etwas viel unheimlicheres. Ganz langsam fing es an. Kleine, gelbe Blitze oder Stromstöße zuckten über Xavers Körper, schlängelten sich über seine Haut, blinkten kurz auf und verschwanden dann wieder. Es waren anfangs nur ein paar, doch sie wurden immer mehr. Er ballte seine Hände zu Fäusten hob dann beide Arme hoch, vor seiner Brust gestreckt. Die kleinen Blitze konzentrierten sich jetzt auf seine Hände, glitten von allen Ecken seines Körpers zu seinen Fingern und verharrten dort, bis sich ein gleißendes Licht in seine Fäuste legte, ein helles, grelles Licht, das in den Augen brannte. Es war erst nur ein langer Stab, doch formte sich daraus bald ein Schwert, das nun aussah, als würde es frisch aus dem Schmiedeofen kommen. Das Licht verschwand. Zurück blieb ein Schwert, das Kilian nur allzu gut kannte. Ein langes, großes und spitzes Schwert, mit dunklem grünen Griff aus Jade, einem schwarzen Metall, das mit einer goldenen Runenschrift durchzogen. Xaver öffnete seine Augen wieder und hob das Schwert in die Luft, um es nach ein paar Sekunden wieder hernieder zu reißen. Was dann geschah, ließ den Wald aufschreien. Eine gigantische Feuerschlange raste durch den ganzen Wald, sie brannte lichterloh und erhitzte alles im ganzen Krater. Kilian hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, doch selbst das half kaum etwas gegen die alles versengende Hitze, die von dem Feuerschwall ausging, der aus dem Schwert herausquoll. Alles fing an zu brennen. Die Bäume, das Gras, der Ginko. Selbst der Fluss glühte, das Wasser verdampfte und der weiße Qualm verdunkelte die Sonne. Und dann, genau so ruckartig, wie sich die Welt in ein flammendes Inferno verwandelt hatte, verwandelte sie sich wieder zurück. Die Hitze kühlte ab, die Flammen erloschen, nichts war geschehen. Kilian nahm verwirrt die Hände runter und schaute Xaver erstaunt und überwältigt an. "Wow!", keuchte er, was den Rothaarigen rot werden ließ. "Ach, naja, so toll war das auch nicht. Ich hab bloß ein bißchen Pyrokinese angewandt, mehr nicht." "Pyro was?" Xaver ging und setzte sich in den Schatten des knorrigen, alten Baumes, der von wenigen Sekunden noch gebrannt hatte, bevor er sein Schwert wieder im Nichts verschwinden ließ. Der Junge folgte ihm und setzte sich daneben. "Pyrokinese. Das ist die Kunst, das Feuer zu kontrollieren. Du kannst dann allein durch deinen Willen alles entflammen, was du willst." "Klingt cool, aber könntest du dann nicht auch mich anbrennen lassen?" "Ach, komm, Kleiner, du bist so schon heiß genug......." Stille. Ein Vogel zwitscherte irgendwo, vielleicht ein Zilpzalp. Die Sonne stand hoch am Himmel und strahlte wie immer. Ein lauer, etwas kalter Wind wehte durch die Baumwipfel. "Ähm......vom Training. Du schwitzt doch ziemlich. Und du bist heiß....ach, dein Körper ist heiß, also.....du weiß, was ich meine......." Der Ältere starrte verzweifelt in den Himmel und bald war sein Gesicht genauso rot, wie seine Haare. Kilian erging es nicht anders. "Jaja, schon klar, was auch sonst. Also...ähm...dann sag doch mal, was es sonst noch so für Techniken gibt, außer Pyrokinese." "Klar doch, gerne." Langsam wurde ihre Gesichtsfarbe wieder normal und auch das ständige räuspern und husten verstummte allmählich. "Nun, das, was du als erstes lernen wirst, ist Telekinese. Das heißt, das du mit Kraft deiner Gedanken, Gegenstände bewegen kannst, egal woraus sie sind oder wie schwer. Auch die Größe ist nicht wichtig. Dann gibt es noch Psychokinese. Da bist du in der Lage, die Gedanken von anderen zu lesen und wenn du richtig gut bist, kannst du sie auch dazu zwingen, das zu denken, was du willst." Kilian schluckte plötzlich wieder. "Kannst du das denn........richtig gut?" "Klar.....aber keine Panik. Ich habe bisher weder deine Gedanken gelesen, noch habe ich dir meine aufgezwungen. Dazu müsste ich mich erst auf deine Aura konzentrieren und das dauert, manchmal sogar Tage." "Dann ist ja gut." Der Grünhaarige wäre einen Herztod gestorben, wenn sein Freund all seine bisherigen Gedanken gelesen hätte. All die, zum Teil doch sehr eindeutig zweideutigen Phantasien, die er gehabt hatte und dann erst die ganzen Gedanken an seine Mission und seine Bestimmung, die er doch geheim halten musste. "Dann ist da noch die Aquakonika. Die Technik, das Wasser zu beherrschen. Bei der Terrestatika und der Zyklonimu ist es das Gleiche, nur mit Erde und Wind." "Und was ist mit Eis?" "Gehört zur Aquakonika." "Und du kannst das alles?" "Ja, ich trainiere sie seid meinem dritten Lebensjahr. Die Elemente sind die einzigen Freunde, die ich je hatte. Meister Gigelf und Cyprian mal ausgenommen." "Cyprian? Den kenn ich. Ich hab ihn heute morgen im Teehaus gesehen." "Ja? Gut zu wissen. Ich wollte euch nämlich noch einander vorstellen. Er ist der netteste Kerl hier, gleich nach Pharrell und unserem Mentor." "Und Damian?" Xavers Miene erkaltete. "Was soll mit ihm sein?" "Den hab ich auch heute morgen gesehen. Einer der Mönche hat mir einiges über ihn erzählt. Er scheint dich nicht sonderlich zu mögen." "Da hast du Recht. Er hasst mich, schon seid je her." "Und warum?" "Ich weiß es nicht, aber es ist mir auch egal. Ich mag ihn nämlich auch nicht besonders, also gleicht es sich aus." Kilian spürte auf einmal, wie einsam und allein sein Lehrer doch war. Und wie viel erwachsener, als er selbst, dabei trennten sie gerade mal fünf Jahre. In allem, in seinem Gesicht, in seiner Haltung, in seiner Stimme und vor allem in seinen Augen sah man es jetzt deutlich. Die Kälte, die Verschlossenheit, die Einsamkeit. Hier saß ein junger Mann, der in seinem ganzen Leben nur einen alten Kampflehrer, dessen ebenso alten Kollegen und die Naturelemente als Freunde hatte. Und zwei von diesen drei würden nicht ewig leben. Der Junge rückt näher an Xaver heran und legte ihm einen Arm um die Schulter. "Ist schon in Ordnung. Du hast jetzt einen Freund mehr, Xaver. Und der sitzt gerade neben dir." Der Größere lächelte und die Kälte verschwand wieder. "Danke." Danach trainierten sie weiter. Wieder liefen sie durch den Wald, machten Übungen auf der Wiese und schwammen im Anadyr. Gegen Abend saßen die Beiden am Jetsekiang und sahen auf den Fluss. Kilian gefiel es irgendwann nicht mehr, zu schweigen und so stellte eine Frage, die ihm schon ziemlich lange auf der Seele brannte "Worum geht es denn jetzt eigentlich? Du hast mich doch bestimmt nicht nur auf den Berg hier gescheucht, um mir die tolle Aussicht zu zeigen. Wenn ich mich recht erinnere, wolltest du mir irgendwo bei helfen?" Kilian zog sein T-Shirt etwas enger an seinen Körper, da eine frische Brise aufzog und es ihm ein wenig fröstelte. Xaver drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an, bevor er den wirklichen Grund dieses Aufstieges verriet. "Es geht um deine Angst oder besser gesagt um das, was diese Angst ausgelöst hat." "Angst? Ich verstehe gar nicht, was du meinst." "Oh, doch, das weißt du wohl. Du bist ja nicht umsonst letztens so durchgedreht und mit vollem Tempo gegen den Ginkobaum gerannt. Du musst irgendwann einmal ein starkes Martyrium durchgestanden haben und ich möchte, das du mir, wenn es dir nicht zu schwer fällt, etwas darüber erzählst." Der Ältere hatte sich ganz dem Grünhaarigen zugewandt, der nun, versunken in dem ein wenig zu großen blauen Shirt, der leicht lädierten Jeans und den vor Kälte bibbernden Lippen noch zerbrechlicher und hilfloser aussah, als er es einen Tag zuvor getan hatte, als er ein wenig erschrocken und verwirrt im Jetsekiang gelegen und sich seine Beule gerieben hatte. "Es ist wirklich nichts, klar, ich habe Angst im Dunkeln, na und? Ich weiß, das das dumm ist und das ich dafür viel zu alt bin, aber mein Gott, so tragisch ist das doch auch nicht. Ansonsten geht es mir hundert prozentig gut, ich kann mich echt nicht beklagen und deswegen kann ich mir immer noch nicht vorstellen, was du von mir willst." Kilian schaute trotzig auf die leise dahin gleitenden Wellen des Flusses, der gemächlich zu ihren Füßen floss und in dem sich der volle und leicht graue Mond spiegelte. Fast sah es so aus, als ob das ganze nächtliche Firmament in das seichte Wasser zurückgezogen hätte. "Natürlich willst du es nicht gerne sagen, aber es wäre wirklich besser für dich, du würdest es tun, weil du dich dann ganz sicher besser fühlen wirst. Also bitte, Kilian, ich verspreche hoch und heilig, es bleibt unter uns. Ich will dir doch nur helfen." Doch noch immer blieb der Jüngere stur und blickte schweigend auf den Boden. Seine blanken Füße waren eisig kalt und seine Lippen hatten schon einen matten bläulichen Ton. Ihm war einfach nur kalt. >Man, ich will nicht darüber sprechen, warum läßt er es dann nicht? Ich will nicht noch mal diesen Horror durchmachen, das hab ich hinter mir. Es geht nur mich etwas an.< "Kilian, du kannst, wie schon gesagt, gerne weiterhin schweigen und alles in dich hineinfressen, aber es wird dich stets belasten, wohin du auch gehst." "Ich will aber nicht, und damit is fertig. Ich hab einfach keine Lust mich über Probleme zu unterhalten, die gar nicht da sind, nur weil meine lieber Herr Lehrer seinen moralischen bekommt. Außerdem ist mir arschkalt, warum hocke wir auch mitten in der Nacht hier oben rum, ist doch Irrsinn. Was würde ich nicht alles für einen Ofen oder eine Heizdecke tun, aber sowas gibt es hier ja nicht, wie wahnsinnig logisch." Xaver lächelte bloß und öffnete den Knoten seines schwarzen Kampfanzuges, um dann seinen linken Arm aus dem Ärmel zu ziehen und ihn nach Kilian hin auszustrecken. Der Junge schaute ihn verwirrt an. "Was dagegen, wenn der Ofen Haare hat und nervige Fragen stellen kann?", fragte Xaver verschmitzt und deutete ihm mit einem Kopfnicken, sich in seinen Schoß zu setzen. "Nein, das nicht, aber.." Um einen coolen Spruch abzulassen, fehlte Kilian glatt der Mut, als er sich langsam und ungeheuer nervös vor den Älteren setzte, wonach dieser dann seinen linken Arm samt Kampfanzug um den kalten Körper des Grünhaarigen legte und ihn mit seiner eigenen Körperwärme von den gefrorenen Gliedmaßen befreite. "Und, was ist nun? Erzählst du mir, was los war oder wie?" Erst war es still. Kilian genoss die Nähe zu seinem heimlichen Geliebten und konzentrierte sich auf das Schlagen seines Herzes, das sich mit dem von Xaver, das er an seinem Rücken spürte, synchronisiert hatte. All die Kälte war weg, er hatte auch keine Angst mehr, er fühlte sich sicher geborgen uns so, als könne er alles erzählen, was ihm auf der Seele lag. "Es war an meinem sechzehnten Geburtstag, oder besser gesagt, drei Tage danach. Meine Eltern sind mit mir in den Himalaja geflogen, weil ich immer mal dahin wollte. Meine Mum, Sarah, war natürlich von Anfang an dagegen gewesen, weil es ihrer Ansicht nach viel zu gefährlich sei und ich mir dort doch eh nur den Hals brechen oder von einer Lawine begraben würde, doch mein Paps, Chris, der hat sie dann nach langer langer Diskussion überzeugt, das wir doch hinfuhren. Es war wirklich schön in dem kleinen Bergdorf, in dem wie wohnten. Es gab Schneefüchse und Schneehasen, alle ganz weiß, man konnte sie vom Schnee manchmal gar nicht unterscheiden. Und dann sind haben wir da sogar ein paar Schneeleoparden gesehen, ganz seltene, aber wunderschöne Tiere. Jeden Tag hat die Sonne die weißen Hänge des Fujijama oder des Krakatau glitzern lassen und jeden Tag sind wir ein bißchen durch die Landschaft gezogen. Am vierten Tag in Kunming, so hieß das Dorf, wo wir waren, sind wir dann auf einen der Berge gestiegen. Den Namen hab ich komischer Weise vergessen, aber er war nicht sonderlich hoch, was hauptsächlich meine Mum zu verdanken ist. Sie hat dem armen Scherpa ganz schön ihre Meinung über waghalsige Kletterpartien und verantwortungslose Touristenführer gegeigt. Unser Führer hieß Aleppo und war ein echt lustiger Kerl. Na, auf jeden Fall sind wir auf ein paar Lamas los geritten, jeder hatte sein eigenes, und durfte es sogar benennen. Ich hab meines Kilian jr. Genannt, ich weiß, total einfallslos, aber ich fand's halt toll und so sind wir unserem Ende entgegen geritten." Xaver strich seinem Schützling behutsam über die Arme und drückte ihn sanft an sich, bis sich der Junge nicht mehr sträubte und von alleine näher heranrückte. "Weißt du, der Scherpa hat uns vorher, auch hauptsächlich wegen meiner Mutter, gesagt, das es in dem Tal durch das wir damals ritten, keine Gletscherspalten oder dergleichen gab und ich glaube, das er das ernst meinte. Ich habe mich damals sehr mit ihm angefreundet und ich kann mir auch heute nicht vorstellen, das er uns vorsätzlich angelogen haben soll, nur um seinen Lohn einzustreichen. Außerdem hab ich später erfahren, das sich diese Spalten ganz plötzlich auftun könne, auch da, wo vorher noch keine waren. Du kannst dir jetzt sicher denken, was wenig später geschehen ist. Wir waren mitten in diesem Tal, da knackt es auf einmal richtig laut , als würde man einen Reißverschluss ruckartig aufziehen oder so ähnlich und dann hörte ich meine Eltern auch schon schreien. Gott sei dank hatte wir die Lamas im Lager gelassen, die armen Tiere wären doch auch noch bei drauf gegangen. Na und dann war der Boden auf einmal weg, einfach weg, statt dessen klaffte dort ein gewaltiges schwarzes unendlich tiefes Loch. Naja, und dann bin ich auch schon gefallen. Ich hab noch gesehen, wie meine Eltern und Aleppo in dieser Finsternis verschwunden sind, vermutlich sind sie, weil sie schwerer als ich waren, schneller gefallen, aber Physik war noch nie meine Stärke. Das nächste was ich weiß ist, das ich mit einem Mal mitten in der Luft hängen geblieben bin, mein Rucksack hatte sich nämlich an einem Felsvorsprung oder so aufgehängt und dann baumelte ich da schön in der Gegen rum. Drei Tage hing ich da so, bis endlich ein Rettungstrupp kam und mich rausgeholt hat. Ich bin dann in ein Krankenhaus gebracht worden und wenig später dann zu meiner Tante Abigayle nach Manhattan gezogen. Da ich der einzige Verbliebene war, durfte ich die symbolische Beerdigung meiner Eltern organisieren. War nicht ganz so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich hab dann fast das ganze nächste Jahr in New York verbracht, bin dann aber hierher gekommen, um Astyanax zu werden. So jetzt weißt du es........und du hast Recht, ich fühl mich besser. Danke." Kilian schluckte seine Tränen herunter, die ihm beim Erzählen hochgekommen waren und wollte aufstehen, doch Xaver hielt ihn fest, zog ihn wieder runter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. "Du kannst ruhig weinen, wenn dir danach zumute ist. Es ist nicht schlimm." Kilian kämpfte trotzdem gegen seine Trauer an und stellte wieder auf stur. "Ich muss ja gar nicht weinen, was redest du denn da." "Es ist wirklich nicht schlimm. Ich verrat es keinem, Ehrenwort." "Aber ich wein doch gar nicht." Während er das sagte, kamen sie hervorgebrochen. Die Tränen. Sie liefen ihm über die Wangen und brannten wie Feuer. So sehr er auch versuchte, sie wieder loszuwerden, es klappte nicht. Und so, warf er sich an Xavers Brust und weinte sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig aus. Nur der Mond wußte, wann sich Kilian wieder beruhigt und er Xaver darum gebeten hatte, ob er nicht etwas singen könnte, eine Art Schlaflied oder so, obgleich es ungeheuer kindisch war. Doch Kilian war in diesem Moment wieder ein verletztes Kind, das Liebe und Zuneigung brauchte und so hatte Xaver seinen Kopf auf Kilians Schulter gelegt und angefangen ein altes Lied zu singen... Mother , you gave life to me, turned a baby into a man, And Mother all you had to offer, was a promise of a lifetime of love Now I know, there is no other love like a mother's, love for her child. I know that love so complete someday must leave Must say goodbye Goodbye's the saddest word I'll ever hear Goodbye's the last time I will hold you near Someday you'll say that word an I will cry It'll break my heart to hear you say goodbye Father you gave love to me Turned a young one into an Older And father all I ever needed Was a guarantee of you loving me Cause I know there is no other love like a father's Love for his child. And it hurts so that something so strong Someday'll be gone Must say goodbye. Goodbye's the saddest word I'll ever hear Goosbye's the last time I will hold you near Someday you'll say that word an I will cry It'll break my heart to hear you say goodbye But the love you give me will always live You'll always be there every time I fall You take my weakness and you make me strong And I will always love you till forever comes And when you need me I' ll be there for you always I'll be there your whole life through I'll be there through the lonley days I'll be there this I promise you I'll be your beacon through the darkest night I'll be the wings that guide your broken flight I'll be your shelter through the raging storm And I will love you till forever comes Goodbye's the saddest word I'll ever hear Goosbye's the last time I will hold you near Someday you'll say that word an I will cry It'll break my heart to hear you say goodbye Till we meet again until then Goodbye Danach war es eine Zeit lang ruhig. Alles schwieg, lauschte noch immer Xavers starker und doch wohl klingender Stimme, die jeden Ton getroffen hatte. Doch dann begann Xaver auf einmal zu reden, denn das hatte er sich auf Meister Gigelfs Rat hin schon die ganze Zeit über vorgenommen. "Also, Kilian, ich werde dir jetzt etwas sagen und bitte denke nicht falsch darüber. Im Grunde weiß ich nicht, wie du darauf reagieren wirst, aber lass es mich erklären. Also, ich, nun, seid du in mein Leben getreten bist, hat sich bei mir einiges verändert. Ich kann mich nicht mehr so gut konzentrieren, manchmal werden mit die Knie weich oder ich hab das Gefühl, als würden Phaidra und Neith in meinem Bauch miteinander kämpfen. Anfangs konnte ich damit nichts anfangen, aber ich habe Gigelf gefragt und der hat mir zumindest ein wenig geholfen. Also, auch wenn ich mir persönlich noch immer nichts konkretes darunter vorstellen kann, muss ich sagen, das ich mich in dich verliebt habe, Kilian.............Kilian?" Er schaute vorsichtig zu dem Jungen runter und nahm mit einem Schmunzeln war, das er wieder mal eingeschlafen war. Friedlich hatte er sich bei seinem Lehrer eingekuschelt und schlief. Der Rotschopf lächelte nur bitter und stand dann auf, wobei er Kilian auf den Arm nahm. "Tja, wenn es nicht sein soll und das soll es anscheinend nicht, dann soll es eben nicht sein. Kann man nichts machen.", flüsterte er und trug den Jungen nun schon zum zweiten Mal hinuter in sein Bett....... Fortsetzung folgt!! Kapitel 8: DGS VIII: Panthera tigris im Glanz der Sonne ------------------------------------------------------- Der Göttliche Sturm VIII Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Vorwort: Ja, ich weiß, das Warten war laaaaaaaaaaange, also, ähm, sorry. ^__^ Aber zu meiner Verteidigung, ich hatte eine Menge mit Weihnachten, Schule und mit einer anderen Story zu tun. Wie dem auch sei, ich hoffe, ihr verzeiht mir und findet den achten Teil gut. Also, viel Spaß. Und natürlich, an meine FF-Autorin Yue-chan. Das hier ist natürlich wieder dir gewidmet. Grüße von Dimi an dich und Sorraiah und nun aber wirklich viel Spaß beim lesen. Hope you like it. Über Kritik wie Lob wäre ich natürlich begeistert. Kapitel 8: Panthera tigris im Glanz der Sonne Es war wieder dunkel. Die Kälte umschloss ihn mit all ihrer Gewalt und umklammerte seine Glieder, während ihm langsam schwarz vor Augen und das Stechen in seiner Brust immer stärker wurde. Bei jedem Atemzug zuckte er vor Schmerzen zusammen, es riß förmlich in seiner Lunge und brachte ihn schier um den Verstand. Seine Finger waren ganz taub, er spürte sie kaum noch, seine Lippen waren dunkelblau und seine Augen nur noch halb geöffnet. Er hatte einfach keine Kraft mehr, keine Kraft zum Atmen, keine Kraft, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, keine Kraft zum Überleben. Wie sollte er das auch schaffen? Er hing hier, lediglich durch einen Gurt seines Rucksacks gesichert, baumelnd über einer Schlucht, von der nur Gott wußte, wie tief sie war. Zu beiden Seiten türmten sich die eisigen und weißen Wände aus Schnee und Geröll auf und der rettende Rand war knapp dreißig Meter über ihm. Er saß in der Falle. Bald würde er das gleiche Schicksal erleiden, wie seine Eltern und der Sherpa es schon vor ihm getan hatten. Er würde in dieses Nichts aus Dunkelheit stürzen, von ihm verschluckt werden und dann dumpf auf dem harten Boden aufschlagen, sich sein Genick brechen, oder, wenn er den Sturz tatsächlich überleben sollte, qualvoll und elendig verhungern, erfrieren oder verdursten oder alles zusammen. Oder aber er würde während des Fluges nach unten an einer der spitzen Kanten, die aus den Wände raus ragten, aufschlagen und vielleicht schon früher sterben. Er könnte auch an einem Herzstillstand, oder an Langeweile sterben. Im Grunde war es im egal, er würde sterben, das war ganz sicher, wie war da doch nur noch nebensächlich. Und so hing er weiter dort, über diesem Monstrum aus Finsternis, das ihn irgendwie stets ein kleines Stückchen tiefer zerrte und hungrig auf ihn wartete. Wie lange er dort hing, wer konnte das schon wissen. Zeit spielte hier ebenso wenig eine Rolle, wie der Gedanke an Rettung. Es konnten schon Stunden oder Tage vergangen seien, seid die Schreie seiner Mutter und seines Vaters verstummt waren. Oder hörte er sie immer noch? War da nicht ein leises, kaum zu vernehmendes Widerhallen ihrer Stimmen, ganz ganz weit unter ihm. Vielleicht war dieser Graben ja unendlich? Vielleicht fiel man und fiel und fiel und hörte nie damit auf. Den Rest seines Lebens zu fallen, klang doch gar nicht mal so übel. Nach und nach verließ ihn auch das letzte bißchen Kraft. Er war schon mehr tot als lebendig, als das laute Poltern von weit oben einsetzte. Ein grässliches lautes, ohrenbetäubendes Poltern, wie von einem riesigen Dinosaurier oder eine ganzen Herde von ihnen. Kilian bemerkte ihn kaum, diesen Lärm. Es interessierte ihn nicht. Was könnte es schon ändern? Es könnte ihn entweder schneller töten oder langsamer, mehr Möglichkeiten gab es doch gar nicht. Plötzlich verdunkelte sich der kleine Spalt Licht über seinem Kopf, der einzige Ausweg war zu. Und dann noch fast im selben Augenblick knallte ihm ein ungeheures Gewicht auf die Schultern, das er selbst dann nicht hätte halten können, wenn noch bei voller Energie gewesen wäre. Schreien tat er nicht, er japste viel mehr nach Luft, was das Stechen in der Lunge grausam verstärkte. Der Gurt riss und er verschwand in der Dunkelheit. Für immer, hätte ihn dann nicht dieses grelle, warme Leuchten aufgefangen. Mitten in der Luft blieb er liegen. Vorsichtig öffnete Kilian seine Augen und genoss, wie seine Schmerzen, seine Kälte und die Angst verschwanden, wie er wieder Kraft bekam. Und gerade, als er fragen wollte, was denn los sei, da hörte er diese Stimme, diese alte, weise, wohl klingende Stimme, die flüsterte und gleichzeitig brüllte. "Geht es dir gut, Kilian?", fragte sie seltsam langsam und doch unglaublich schnell. Man konnte nicht sagen, ob sie einem Mann oder einer Frau, einem Kind oder einem Erwachsenen gehörte, sie klang neutral und doch, als würden Tausende zu einem sprechen. "Ja" Kilian war sichtlich eingeschüchtert, doch trotzdem hatte er keine Angst. Von irgendwoher wußte er, dass ihm nichts passieren würde. "Weißt du, wer ich bin?", fragte die Stimme. "Nein, wer bist du?" "Ich bin die Stimme Gottes." Unter allen anderen Umständen hätte Kilian das niemals in seinem Leben geglaubt, doch jetzt hatte er keinerlei Zweifel an der Echtheit der Worte. "Was willst du von mir?" "Ich bin hier, um dir ein Ultimatum zu stellen, Kilian, eine Frage, die dein ganzes weiteres Leben beeinflussen wird. Willst du sie hören, Kilian?" Er nickte leicht. "Willst du am Leben bleiben, Kilian?" "Natürlich will ich das." "Das habe ich mir gedacht. Also, höre mir zu, Kilian. Gott hat dich auserwählt, dich, ganz allein, denn du bist kein normaler Mensch, Kilian. Du hast ein reines Herz, eine reine Seele und bist aufrichtig. Du trägst das Geschlecht der Diener Gottes in dir. Du bist ein wiedergeborener Engel, Kilian." Auch das glaubte er ohne Widerworte. "Also, Kilian. Gott hat einen großen Krieg zu führen, gegen die Dämonen und ihren König. Er braucht alle Hilfe, die er kriegen kann. Darum bitten wir dich, Kilian, werde zu einem Engelkrieger und helfe dem Herrn, werde zu einem Astyanax, Kilian!" "Warum sollte ich das tun?" "Du willst überleben, Kilian. Deswegen. Eigentlich hat der Tod dich in seiner Gewalt, deine vorbestimmte Zeit als Mensch ist abgelaufen, genau, wie die deiner Eltern. Du hast nur diese eine Chance, weiter zu leben. Doch bevor du dich entscheidest, höre die Bedingungen. Du wirst nicht sehr lange auf der Erde bleiben können. Du hast höchstens zwei Jahre Zeit, dich auf deine Aufgaben als Krieger Gottes vorzubereiten. In dieser Zeit sollst du zu den Astyanax gehen, einem alten Volk von Kämpfern und dort deine Fähigkeiten trainieren. Wenn es Zeit ist, dass du zu uns kommst und uns hilfst, wirst du ganz normal sterben, bei einem Unfall, an einer Krankheit oder einfach so. Also, Kilian, bist du bereit, diese Bürde auf dich zu nehmen und dich Gott unerbittlich zu verpflichten, Kilian?" Er überlegte lange, bevor er antwortete. "Ja, das bin ich. Ich werde euch helfen, wenn ich dafür am leben bleiben darf." "Danke, Kilian, du erweist uns einen großen Dienst. Gottes Segen sei dir sicher auf all deinen Wegen. Möge nun dein wahrer Vater seine Herkunft beweisen. Lebe wohl, Kilian." Dann verschwand das Licht und Kilian wurde von rasenden Schmerzen gebeutelt. Wie hundert glühende Messer fiel man über ihn her. Alles brannte, seine Knochen schienen immer wieder von Neuem zu brechen. Er schrie, er schrie sich heiser, doch es wurde nicht weniger. Es wurde schlimmer. Am grausamsten war es, als sich die zwei schwarzen Schwingen auf seinen Schultern zeigten. Sie brannten sich in seine Haut und ätzen sich hinein..... Von seinem eigenen Geschrei wachte Kilian stark schwitzend auf und fuhr in seinem Bett hoch. Wie immer, fasste er sich an die Stirn und anschließend auf seine Schultern, die schrecklich schmerzten. Er erinnerte sich, dass er Xaver gestern einiges erzählt hatte. Natürlich nur einen Teil, denn er konnte ihm schlecht sagen, dass er in absehbarer Zeit in den Himmel geholt werden würde, um gegen böse Dämonen zu kämpfen. Doch das war sein Schicksal. Warum ausgerechnet er die Gene eines organischen Engels in sich trug, das konnte er nicht sagen. Sowieso, bei solchen übersinnlichen Sachen gab es doch im Grunde nie einen logischen Grund. Wenn Gott so allmächtig ist, wieso braucht er dann Hilfe? Warum wurde Kilian nicht einfach durch die unendliche Macht des Herrn zu einem Engelkrieger gemacht? Warum musste überhaupt gerade jetzt Gott seine Nase in Kilians Leben stecken? Fragen über Fragen und nie würde es Antworten darauf geben. Der Junge würde damit leben müssen, und egal, wie er sich jetzt auch dabei fühlte, irgendwann würde er nach oben geholt werden und genau das war der Hauptgrund, warum er Xaver bisher mit größter Sorgfalt verschwiegen hatte, das er unsterblich in ihn verliebt war. Würde er es seinem Geliebten nun sagen, okay, sie würden für den Moment glücklich sein, vorausgesetzt, die Gefühle wurden erwidert, aber was war dann, wenn er die Erde verlassen musste. Einen Abschied von seinem Freund könnte er nie überstehen. Es würde ihm das Herz zerreißen. Also wollte er lieber eine stinknormale Freundschaft aufbauen, dann würde es nicht so schwer fallen, Goodbye zu sagen. Der Jüngere grinste, als er daran dachte, dass Xaver ausgerechnet davon gestern gesungen hatte. Und wie Recht er mit seinem Lied hatte. Goodbye war wirklich das traurigste aller Wörter. Als die Schmerzen nachließen, überkam Kilian plötzlich wieder das Gefühl, er habe etwas wichtiges verpasst. Klar, er war gestern wieder mal mitten im Lied eingenickt, aber er wurde nicht los, das Xaver danach irgendwas ungeheuer wichtiges gesagt hatte. Nur was? Mit einem lauten Gähnen verwarf er den Gedanken und schob ihn in die hinterste Ecke seines Gehirns. Statt dessen bekam er nun wieder Hunger, mächtigen sogar. Das Training hier war wirklich hart. Noch nie hatte er an einem einzigen Tag so viel Sport gemacht, wie gestern oben im Feuerwald. Also beschloss er, wieder zur Teestube zu gehen und sich den Bauch vollzuschlagen..... Pharrell hatte wieder viel zu tun. Fast jeder Platz war besetzt, überall klirrten Gläser und Gabeln, Messer schabten über Teller, es wurde laut geredet und gelacht, einige schmatzten auch und wieder andere gähnten voller Elan, weil sie in der letzten Nacht kaum ein Auge zugekriegt hatten. Kilian schaute sich ein wenig eingeschüchtert um. Er hatte im Moment keine Lust, zu reden oder überhaupt irgendwie Konversation zu machen. Seine Schultern taten noch immer etwas weh und morgens war er sowieso nicht sonderlich gut drauf. Zu seiner Überraschung sah er aber, dass ihm jemand zuwinkte. Sie saß ganz hinten, um sie herum waren ein paar Plätze frei. Ihre sonst schwarzen Haare waren nun mit roten Strähne durchsetzt und hingen wieder zu einem Pferdeschwanz gebunden. Auch ihre schwarze Kutte hatte sie wieder an. >Was will die denn von mir?< Obwohl es dem Jungen schleierhaft war, was ausgerechnet Misty von ihm wollte, setzte er sich zu ihr und bekam prompt eine Antwort. "Hai, ich bin Misty Trachtenberg und du bist sicherlich Kilian Summers, der Neue. Falls du dich fragen solltest, was ich von dir will, ich hab die Aufgabe bekommen, die dein Syrix aufzumalen und dir dein erstes Raclon zu schenken. Also mach hinne mit dem Essen. Ich habe noch andere Sachen zu tun." Kilian konnte sie nur mit offenem Mund anstarren und ungläubig seine Augen verdrehen. Das konnte doch nicht wahr sein. Diese eingebildete Pute kannte ihn doch gar nicht und das erste, was sie ihm sagte war, das sie ihm befahl, gefälligst schneller zu essen. "Sag mal, ist es wegen mir oder bist du grundsätzlich so atemberaubend nett?", fragte Kilian gehässig und sah aus den Augenwinkeln Pharrell zu ihm kommen. "Du kannst dir deine ironischen Anspielungen ruhig sparen. Und nein, es ist nicht wegen dir. Du bist mir viel zu unwichtig, als das ich wegen dir meine Laune verderben lasse, also bild dir bloß nichts ein." Während sie das sagte, wurde sie nicht laut, funkelte ihn nicht böse an oder machte sonst Anzeichen, wütend zu werden, statt dessen ass sie gefällig ihren Müsli und wirkte sogar ein wenig gelangweilt. "Bitte. Ich kann auf so eine reizende Person wie dich gut verzichten, Miss Trachtenberg.." "Oh, sag sowas nicht Kilian, sie ist eigentlich eine ganz Nette, nur muss man erst ein wenig bohren, um ihren Kern freizulegen.", entgegnete der dickliche Koch und stellte sich fröhlich grinsend an den Tisch. "Morgen, Pharrell, was gibt es denn zum Frühstück.?" "Morgen, ähm, es gibt Müsli und dazu gepressten Orangensaft." "Dann nimm ich das, danke." "Alles klar, bis gleich." Und schon war er wieder weg, verschwunden in seiner Küche. "Und nun noch mal zum verstehen. Was sollst du mir geben?", fragte Kilian kurze Zeit später. "Dein erstes Raclon und dein Syrix." "Soll heißen?" "Mein Gott, muss ich dir denn alles auf die Nase binden?" "Sorry, aber ich bin erst seid ein paar Tagen hier, verzeih, wenn ich noch nicht allwissend bin." "Ist ja gut, brauchst ja nicht gleich maulig zu werden." "Ich und maulig? Hör mal, du hast die Nettigkeit auch nicht gerade mit Löffeln gefressen." "Noch esse ich immer noch, du Primitivling." "Ja? Womit? Mit geschliffenen Feuersteinen und zurecht gefeilten Ästen?" "Sag mal, wie hast du es eigentlich gelernt, anderen Leuten so dermaßen auf den Zeiger zu gehen?" "Wahrscheinlich auf der gleichen Schule wie du." "Wohl kaum, zum lernen braucht man nämlich Hirn, das hast du anscheinend nicht." "Ach ja?" "Ja, würde man deinen Schädel aufschrauben, läge dort ein Zettel mit der Aufschrift: Sorry, schulde dir noch ein Gehirn, gezeichnet, Gott" "Wahnsinnig witzig, entschuldige bitte, wenn ich mich nicht totlache." "Leck mich doch." "Das wünscht du dir." "Arschloch." "Blöde Kuh." Kilians Puls raste wie bescheuert, seine Atmung überschlug sich und er schwitzte, wie am Spieß. Sein Brustkorn hob und senkte sich deutlich und er starrte schweigend und ziemlich genervt auf den Tisch. Misty hatte sich zurückgelehnt und verschränkte die Arme vor der Brust. Erst aßen sie weiter, dann blieben sie noch eine Weile stumm nebeneinander sitzen, bis sich schließlich sowohl Kilian wie auch Misty erhoben, um rauszugehen. "Also, kommst du nun mit oder hast du jetzt vor, noch ein paar anderen Mönchen dein "freundliches" Wesen zu zeigen?", entgegnete Misty. "Bleibt mir was anderes übrig?" "Nein, eigentlich nicht, es sein denn du willst, dass jemand anderes dir das Syrix aufmalt." "Na, dann los." Misty führte Kilian durch den großen Park in der Mitte der Klosteranlage, durch jede Menge verwinkelte Gassen, ein paar sandigen Straßen und schließlich über einen roten Pflasterweg zu einer kleinen, kreisrunden Hütte, die aus reinem weißen Stein gehauen war. Es gab nur eine Tür und keine Fenster. Das Dach war aus purem Gold geschmiedet und glänzte in der Morgensonne herausfordernd und mysteriös. "Was ist das denn?", fragte der Junge und blieb etwas verunsichert und überrascht vor der ebenfalls weißen Tür stehen. Misty drehte sich etwas genervt um. "Himmel Herr Gott, das da ist ein Kiva, okay? Noch nie gehört?" "Doch schon, in Südamerika nannten die Ureinwohner, die in den Canyons hausten ihre Tempel so, aber die waren immer um einiges größer." "Oh, wie ich sehe, hast du doch so etwas wie Gehirnzellen in dem Vakuum auf deinen Schultern. Es war nämlich fast richtig. Das, was du meinst ist ein Kivat, tja, manchmal ist eben nur ein Buchstabe der Grund der Blödheit, aber egal. Das Kiva ist die einzige Stelle im gesamten Kloster, an der immer, und ich meine immer ein Feuer brennt. Im Innern wirst du es gleich sehen. Es ist ständig jemand dabei, der es schön warm und brutzlig hält. Laut der Sage ist hier nämlich der große Vogel Phoenix emporgestiegen und seitdem brennt dort eine heilige Flamme und wenn die jemals ausgeht, dann bricht der Funkkontakt zwischen den Göttern und unserem Meister Gigelf ab. Zumindest sagen das die Alten. Wenn du mich fragst, ist das alles nur Hokuspokus. Die ollen Tattergreise wollen sich nur wichtig machen, mehr nicht. Aber auf jeden Fall ist das Lagerfeuer da drinnen heilig, also lass alles, was auch nur ansatzweise nass ist, draußen. So, jetzt weißt du Bescheid, also komm und steh da nicht, wie angewurzelt." Kilian musste unweigerlich grinsen. Dieses Mädchen hatte echt einen Zynismus und ein noch frecheres Maul, als jeder, den er kannte. Im Kiva war es stockfinster, nur in der Mitte der kreisrunden Wände war tatsächlich ein Feuer. Drum herum waren scheinbar in Form gemeißelte Steine angebracht. Außer Misty war aber noch jemand anwesend. Kilian erkannte sie. Es war Kleopettra mit dem kurzen und harten "t". "Hi, ich bin Kilian.", begrüßte er sie. Im Gegensatz zu Misty grüßte die junge Frau lächelnd zurück. "Ich bin Kleopettra, ich darf heute die ehrenvolle Aufgabe der Kiva-Hüterin erfüllen." "Und, macht es Spaß?" "Naja, man schwitzt zwar, wie in einem Backofen, aber man nimmt gut vier Kilo pro Tag ab." "Oh, klasse, dann übernehme ich morgen für dich, ich könnte echt ein paar Pfund loswerden" Demonstrativ packte er sich an die Hüften und an den Allerwertesten. Kleopettra begann laut zu lachen und auch Kilian fiel mit ein, nur Misty warf ihnen einen ziemlich niederschmetternden Blick zu. "Wenn die Herren dann ihre Diskussion über Diätwahn im 21. Jahrhundert fertig haben, würde ich gerne damit beginnen, das Syrix aufzumalen, also, pflanz dich gefälligst vor das Feuer und hör auf zu quatschen." Kilian zwang sich, ruhig zu bleiben und setzte sich wie befohlen in den Sand, mit dem der Boden belegt war. Die Hitze der Flammen trieb ihm schnell den Schweiß auf die Stirn und er fragte sich, wie Kleopettra es bloß ganze vierundzwanzig hier aushielt. "Und was passiert nun genau?", fragte er dann, nach einigen Minuten, während die Schwarzhaarige sich ein paar Sachen zurecht legte. Kilian konnte einen kleinen Topf mit schwarzer Farbe erkennen. Daneben lag ein kleiner feiner Pinsel und daneben wiederum hatte es sich ein kleines, weißes Tuch gemütlich gemacht. "Jetzt zum dritten Male, ich male dir dein Syrix auf, das Zeichen, dass hier alle auf der Stirn haben, okay?" "Ist ja gut, kannst deine Krallen wieder einfahren Catwoman." Die Violettharrige in der hinteren Ecke musste sich ein Grinsen verkneifen. "Pass auf, was du sagst oder ich kratz dir wirklich die Augen aus." Wieder schluckte der Grünhaarige eine Bemerkung runter und wartete, was nun geschehen würde. Misty nahm den Pinsel zur Hand, tunkte ihn langsam und sehr gewissenhaft in die dunkle Flüssigkeit, die sich in dem kleinen Topf befand und kniete sich dann neben Kilian, beugte sich vor und strich ihm ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. "So, jetzt musst du mir nur noch sagen, was dein Schutzplanet werden soll." Kilian verstand nur Bahnhof. "Was?" "Meine Güte, bist du taub oder zu blöd, um deine Ohren richtig zu benutzen. Ich fragte, was dein Schutzplanet sein soll." "Das hab ich mitgekriegt, aber es wäre ganz nett zu erfahren, warum ich das sagen soll." Da mischte sich die Kiva-Hüterin ein. "Jeder, der Mönche hat einen Schutzplaneten, ist halt eine, der vielen Traditionen. Man bekommt dann das asiatische Symbol dafür auf die Stirn gemalt." "Vielen Dank. Siehst du, Riddlemasterin. Mehr wollte ich doch gar nicht wissen. Nimm dir mal ein Beispiel an deiner Freundin." "Noch ein dummer Spruch und ich ritz dir das Zeichen bis unter deine Hirnschale, verstanden? Und jetzt sag endlich, welcher der Planeten dich beschützen soll." "Ähm, Kleopettra, welchen hast du?" "Ich hab den Neptun." "Neptun.hm. Nein, irgendwie nicht. Und welchen hast du, Darling." Er sah, wie es in Mistys Augen funkelte. "Ich habe den Mars, und jetzt schwatz nicht." "Mars, passt zu dir. Aber ich denke, ich werde die Sonne nehmen." "Was?" Misty sah ihn etwas verdutzt an und auch die Kiva-Hüterin schien etwas aus der Fassung geraten zu sein. "Also, wer ist jetzt zu dämlich, seine Ohren zu benutzen? Ich sagte Sonne." "Aber, die Sonne ist kein Planet, sondern ein Stern." "Na und? Hat die etwa kein Zeichen, du Astrogenie?" "Doch natürlich, aber das hat bisher keiner gewollt." "Bin ich eben der Erste." "Wenn du willst." Vorsichtig zog sie die feinen Linien auf Kilians Haut. Es dauerte eine ganze Weile, bis es dann fertig war, doch die Schwarzhaarige war scheinbar mit sich zufrieden. Ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen und in ihren Augen strahlte das Licht eines Menschen, der gerade ein wahres Wunder vollbracht hatte. "So, das hätten wir. Ab jetzt bist du Kilian, der Astyanax im Schutze der Sonne. Das ganze muss nur noch ein klein wenig trocknen, dann ist es fertig." Misty nahm den Pinsel, den Farbtopf und das Tuch und legte die Sachen auf einen kleinen Tisch, der neben Kleopettra stand. "Und gibt es da irgendwelche besonderen Regeln, die ich kennen muss? Zum Beispiel: Nicht mit Öl einreiben!, Drei Stunden nach dem Aufmalen nichts essen!, oder Nicht in die Nähe von Kunstfetischisten gehen!" "Nein, du Möchtegern-Witzbold. Die Farbe ist aus Amaryllisblättern gemacht, das ist wasserfest und hält bombensicher bis ans Ende deiner Tage." "Und es gibt keinen Weg, das wieder loszuwerden?" "Nö. Keinen. Es sei denn, du willst es wagen, Schwefelsäure draufzuschmieren." "Toll, das hättest du mir ruhig früher sagen können!" Kilian sah etwas sauer aus. "Tja, hätst ja mal fragen können, anstatt immer deine dümlichen Sprüche abzulassen. Und jetzt entschuldige mich mal für einen Augenblick. Ich muss eben nachschauen, wie weit dein erstes Raclon ist. Du kannst so lange hier auf mich warten und weiter schmollen." Damit verschwand das Mädchen mit den roten Strähnen im Haar aus dem Kiva und ließ Kilian etwas perplex zurück. "Man, ich hätte echt Lust, ihr ihren dürren Hals umzudrehen.", nuschelte er, als sich Kleopettra neben ihn setzte. "Du solltest nicht so schlecht über sie reden. Sie mag dich." "Ach, ja? Was macht sie dann erst, wenn sie mich liebt? Mich mit nem Eispickel zerstückeln?" Nach einem Augenblick eiserner Stille brachen beide wieder in schallendem Gelächter aus. "Nein, nein, das wäre bei ihr zwar denkbar möglich, aber sie ist halt eine ziemlich eigene Persönlichkeit. Du musst wissen, sie redet außer mit mir und einigen anderen, mit keinem. Allein das sie überhaupt jemanden grüßt, ist ein echte Ehre, den meisten schenkt sie nur ein Nicken. Und mit dir hat sie sich auf Anhieb gestritten als gäbe es kein Morgen." "Naja, wenn du meinst. Aber ich hoffe, dass ich nicht für den Rest meines Mönchlebens mit ihr zusammen arbeiten muss." "Oh, mach dir da mal keine Gedanken. Das mit dem Syrix und dem Raclon ist nur so was, wie die Sache mit dem Schutzplaneten. Praktisch wie der Tutorenkram in der Grundschule, nur halt etwas überdrehter. Wenn du dein Raclon erst mal hast, bist du sie wieder los." Die Violetthaarige warf ein Holzscheit ins Feuer und stocherte ein wenig mit einem festen Eichenstab darin herum, wobei sich die Flammen in ihren leicht phosforisierenden Augen spiegelten. "Was ist eigentlich ein Raclon?" Kilian fuhr sich durch seine durchschwitzten Haare. Die Hitze machte ihm wirklich zu schaffen. "Das sind diese ganzen Anhänger. Siehst du, wie diese hier." Sie zeigte auf die ganzen Gold- und Silberanhänger, die sie um den Hals trug und die alle, wie der Junge jetzt erkannte, Tiere darstellten. "Jeder Mönch trägt sie." "Und wozu sind die gut?" "Weißt du, als Mönch bei den Astyanax trainierst du ja deine kämpferischen Fähigkeiten. Und für bestimmte erlernte Kampfstile oder für besondere psychische Kräfte bekommst du einen Anhänger. Jeder ist einem Tier zugeordnet und um so mehr du hast, um so stärker bist. Ich habe bereits zwölf Stück, also, überleg es dir, wenn du mal nachts auf den Bolzen kommen solltest, mich beim Umziehen auszuspannen." "Oh, wie hast du mich so schnell durchschaut?" Wieder lachten sie und Kilian erkannte, dass er in Kleopettra eine gute Freundin gefunden hatte. "Aber wenn das heißt, dass man um so stärker man ist, man mehr Raclons besitzt, warum trägt dann Xa...ähm ich meine der einsame Schwertkämpfer keines davon?" "Oh, du meinst den Typen, der am Fuße des Manituba haust? Oh, der hat schon alle Anhänger bekommen, die man bekommen kann. Wahrscheinlich liegen sie bei ihm zu Hause rum. Es ist nämlich keine Verpflichtung, sie zu tragen. Normalerweise trage ich nur drei oder vier, meine Lieblingstiere halt. Nur an Tagen wie diesen, wo ich eh nur den ganzen Tag rumsitze und den Feuerentfacher spielen kann, mach ich alle um." "Ist der denn wirklich so stark?" "Ich denke du bist sein Privatschüler, hast du es noch nicht selbst herausgefunden?" "Woher weißt du das?" "Ach, das weiß jeder. Wir sind hier zwar in einem Kloster, aber Klatsch und Tratsch kann selbst der liebe Gott nicht aufhalten. Obwohl es echt besser gewesen wäre, wenn das nicht JEDER erfahren hätte." "Wieso? Hat etwa jemand damit ein Problem?" "Naja, sagen wir mal so, Problem ist ein ganz klitzekleinwenig untertrieben. Du kennst doch sicher Harmony?" Kilian spürte, wie sich bei dem Namen sein Magen zusammenzog. "Oh, ja von der hab ich gehört. Die ist doch hoffnungslos in den einsamen Krieger verschossen, obwohl der nichts von ihr will." >Und ich werde auch alles dafür tun, dass das so bleibt< "Genau die. Als die das gehört hat, hat die vielleicht einen Aufstand gemacht. War fast so schlimm, als damals, wo ihr Lippenstift kaputt gebrochen ist. Meinte doch tatsächlich, dass du ihn ihr ausspannen würdest und haste nicht gesehen. Also, wenn du mich fragst, diese Frau sollte echt mal einen Flug bei Ich-hab-nen-Knall-Airlines buchen." "So, sie meint also, ich würde ihn ihr ausp....ausp.....ausspannen?" Kilian lief rot an, was aber - Gott sei Dank - bei all der Hitze nicht sonderlich auffiel. "Genau. Bescheuert, oder?" "Ähm, ja, genau, bescheuert." Da kam Misty wieder zurück. "Sieh an, die Hexe von Blair ist wieder da." "Eins sag ich dir, wenn du dein verdammtes Raclon endlich um den Hals hast, werde ich dich damit erdrosseln." Da drehte sich Kilian noch mal zu Kleopettra um. "Und du meinst echt, dass heißt übersetzt: Ich mag dich." "Weißt du, bei Morddrohungen sollte man bei ihr generell aufpassen.", scherzte die zurück, worauf beide wieder lachten. "Was zum Geier lacht ihr beide denn dauernd?" "Einfach nur so.", antworteten die Kiva-Hüterin und der Astyanax im Schutze der Sonne wie aus einem Munde, wobei Kilian aufstand und mit seiner "Tutorin" aus dem Hort der heiligen Flamme des Phoenix verschwand. Der gesamten Weg zurück zum Park schwiegen sie und auch als Misty den Grünhaarigen wieder durch ein Labyrinth von Gängen, Pflasterwegen, Gassen und Schleichpfaden führte, hatte keiner der Beiden das Bedürfnis Konversation zu machen. Es würde ja doch nur wieder in einem Wortgefecht enden und davon hatten sowohl er als auch sie für den Morgen bereits genug. Nachdem dann aber die Sonne bereits hoch über ihren Köpfen stand hatten sie ihr Ziel erreicht. Vor ihnen ragte, direkt zwischen zwei Mönchkammern eine sehr große Pyramide hervor. Sie war mit Sicherheit an die zwanzig Meter hoch und bestand aus genau gleich großen Backsteinen, die in allerlei Rot-, Orange-, Braun- und Gelbtönen strahlten und zusammen zu einem schimmernden Glanz ohne Konturen und Unterbrechungen wurden. Kilian kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das Besondere fiel ihm aber erst auf, als er sich von der gebieterischen Spitze der Pyramide abwenden und auf den Boden sehen konnte, wo sich tatsächlich in alle vier Himmelsrichtungen ein Schatten zeigte. "So, das da ist die Ptah-Pyramide. Hier werden immer die Raclons überreicht und auch angefertigt. Also merk dir die Stelle besser, es sei denn, du willst dir hier nen faulen Lenz machen." "Oh, ich hab bestimmt nicht vor, mich hier auszuruhen." >Wir auch, ich darf ja bald im Himmel einen auf Krieger Gottes machen< "Das will ich auch hoffen. Ich kann Faulpelze nämlich nicht ausstehen." "Oh, bleiben also nur noch Balinesen, Ufologen und Violisten, die auf dem linken Auge blind sind auf deiner Liste von Leuten, die du magst." "Ach, halt einfach deine Klappe und komm mit. Ich will das endlich hinter mich bringen." Beide stießen einen entnervten Ton aus und gingen einmal um das altägyptische Bauwerk, bis sie die Tür erreichten, die man in der Südwand fast kaum erkannte. Nur durch den Griff in Form eines Skarabäus fiel einem das Viereck überhaupt auf. Im Innern war es ähnlich dunkel, wie im Kiva, aber auch genauso heiß, wenn nicht noch heißer. Kilian begann wieder erbärmlich zu schwitzen und war sich sicher, Kleopettras vier Kilo heute noch toppen zu können. Misty führte ihn durch einen sehr schmalen, nur von ein paar Fackeln, die das Gefühl des In-einer-Mikrowelle-gefangen-seins auch noch stark unterstützten, erleuchteten Gang. Zu Kilians Überraschung schien der Gang sich durch die gesamte Fläche der Pyramide zu winden. Dabei hatte sie von außen gar nicht so breit ausgesehen. Doch dann, nach knapp zwanzig Minuten Dauerwanderns merkte er, dass sie sich langsam nach unten bewegten. Der Gang schien sich stetig etwas abzusinken und das war auch des Rätsels Lösung. Sie stiegen in die Tiefe hinab! Und gerade als der Junge seiner Führerin fragen wollte, wie lange dieser Höllenmarsch denn noch dauern sollte, da wurde er von einem grellen Licht geblendet. Schützend hielt er sich die Hände vor die Augen und blinzelte, bis er es wagte, sich umzusehen. Er stand mitten in einem viereckigen Raum. Die Wände waren mit allerlei Schriftzeichen, die sehr nach ägyptischen Hieroglyphen aussahen. Auch die Decke war übersät mit Bildern und Reliefs, doch, was wohl noch atemberaubender war, direkt in der Mitte des Raumes war ein großes nach oben hin kleiner werdendes Loch in der Decke, das sich bis nach oben zur Spitze der Pyramide zog und durch das nur das so in den Augen brennende Sonnenlicht fiel. Misty war bereits zu einem anderen Mönch gegangen, der in der hinteren Ecke des Raumes an einem kleinen runden Tisch stand und in einem schwarzen Topf rumrührte. Kilian erkannte ihn sofort, es war der Mönch mit den langen weißen Haaren und dem Krückstock. Wie hatte er noch gleich geheißen? Cyprian! "Oh, hallo Misty und Kilian, gut, dass ihr da seid. Das Raclon ist bald fertig. Ich muss es nur noch in die Form gießen.", sagte er etwas hustend und nahm den dunklen Topf von der Feuerstelle und drehte sich zu einem anderen kleinen Tisch um, auf dem eine in Marmor eingeschnittene Schablone lag. Kilian konnte nicht genau erkennen, was dieser Schablone darstellte, aber es sah sehr nach einem der Anhänger aus. "Guten Tag, Cyprian, ähm, was genau machen Sie da eigentlich?". Tatsächlich hatte sich Kleopettras Aussage bestätigt, denn Misty hatte nur genickt, während der Grünhaarige nun zu dem Tisch trat und gespannt zu sah, wie der alte Mönch die leicht nach Bronze aussehende Flüssigkeit in dem Topf in die Schablone goss. "Das hier wird dein erstes Raclon. Jedes, dieser Zeichen wird aus einem Metall gegossen. Das erste für dich ist aus Bronze, aber um so stärker du wirst, um so mehr werden die Anhänger glänzen, also streng dich an." "Darauf können Sie sich verlassen. Gold konnte mich schon immer locken.", entgegnete Kilian gespielt gierig und rang dem Weißhaarigen so ein Lächeln ab. "Ich sehe, wir werden viel Spaß mit dir haben, aber jetzt pass auf, es ist fertig." Cyprian drehte die Schablone um und heraus fiel ein gezackter, runder Anhänger, der ganz eindeutig einen Tiger darstellte. "Siehst du, Kilian, das ist der Panthera tigris, dein erstes Raclon. Es soll den Mut symbolisieren, der zu der Entscheidung ein Astyanax zu werden gehört. Trage ihn mit Stolz und tu dein Bestes, um zu beweisen, dass du seiner würdig bist." Mit diesen Worten band er den Anhänger an ein schwarzes Band und legte es Kilian um den Hals. "Vielen Dank." Misty hatte die ganze Zeit etwas ungeduldig am Eingang des Raumes gewartet und drängte den Junge auch sogleich wieder durch den dunklen Gang zurück aus der Pyramide. "So, ich habe meine gute Tat für heute vollbracht. Ich muss mich jetzt wieder um mein Training kümmern, also Kilian, mach, was du willst, nur komm mir nicht in die Quere, oder Catwoman fährt die Krallen wieder aus.", sagte sie mit einem Lächeln und verabschiedete sich. "Okay, also dann, auf Nimmerwiedersehen.", scherzte er zurück und überlegte, was er nun machen sollte. Da fiel ihm ein, dass er ja noch Training mit Xaver hatte. Sofort machte sich ein breites Lächeln auf seinem Mund breit. Nur wo war der Rothaarige? Vielleicht ja bei seiner Hütte. Kilian rannte zu dem kleinen Hügel zu Füß0en des erloschenen Vulkans, auf dem das Zu Hause seines heimlichen Geliebten lag und war praktisch schon vor der Tür, als er plötzlich einen erstaunten Ausruf hörte. Die Stimme hatte ganz eindeutig Xaver gehört und genauso eindeutig war der Name der Person zu hören gewesen, die jetzt anscheinend Kilian zuvor gekommen war. "Harmony!" Fortsetzung folgt!! Kapitel 9: DGS IX: Der Mut der Verliebten ----------------------------------------- Der Göttliche Sturm IX Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Warnung: Shonen-ai Disclaimer:All mine Pairings: Kilian/Xaver Vorwort: Ich weiß, ich weiß, lange ist's her, aber es war viel los. Für die, die es interessiert, ich war in Rom und hatte dort nen Heidenspaß. Und jetzt sind ja Ferien und da hab ich wieder viel viel Zeit zum schreiben, also, so lange wie bisher wird es beim nächsten Mal nicht mehr dauern, versprochen. Aber jetzt erst mal viel Spaß mit dem neunten Teil von DGS. Natürlich noch viele liebe Grüße an Yu-chan und alle, die bisher treu gelesen haben. Der Mut der Verliebten Wie ein Blitz durchzuckte es Kilian, als er realisierte, wer da unmittelbar vor Xaver stehen musste. Seine Hände ballten sich fast automatisch zu Fäusten und in ihm begann es sofort zu brodeln. Was hatte diese dumme Harmony denn ausgerechnet jetzt bei seinem Kampfsportlehrer zu suchen? Warum war sie da? Wollte sie ihm eine dieser elenden Liebesgeständnisse machen, von denen man ihm hier nun schon so oft erzählt hatte? Hatte sie etwa vor, Xaver gar zu küssen? "Nein, dass lass ich nicht zu!", flüsterte er zwischen zusammen gepressten Lippen hervor und rannte die letzten fehlenden Meter zu Xavers Hütte ab, als ob man ihn mit einem Messer verfolgen würde. Einem Messer, dass er Harmony liebend gern selbst in die Brust rammen würde. Palmwedel von am Wegrand stehenden Bäumen schlugen ihm ins Gesicht und hinterließen blutige Striemen, von denen er jedoch nicht die geringste Notiz nahm. Sein Raclon, der bronzene Tiger baumelte heftig um seinen Hals und schlug ihm gegen die Brust, doch auch das war ihm egal. Selbst, dass sein schwarzes Kampfkimonooberteil nicht heile blieb und von einem dicken Zypressenast an der Schulter aufgerissen und so der ganze linke Arm abgerissen wurde, kümmerte ihn kein bißchen. Das Einzige, was zählte war, seinen Geliebten zu schützen. Zu schützen vor den hinterhältigen Attacken dieser blonden Schlange und vielleicht sogar vor sich selbst, denn was war, wenn er gar von Harmonys doch nicht zu unterschätzendem Körper angezogen wurde? Erst jetzt bemerkte er, dass diese Option auch möglich war. Und es entsetzte ihn so dermaßen. Es lähmte ihn regelrecht. Seine Schritte wurden immer langsamer, immer kleiner, immer kraftloser, bis er schließlich wieder stand und ihm der Wind ein paar grüne Haarsträhnen aus der Stirn wehte. >Was ist, wenn Xaver sich wirklich von Harmony angezogen fühlt? Was ist, wenn er mich gar nicht attraktiv findet? Oh, mann, was ist denn ,wenn er gar nicht auf andere Männer steht?< Schweiß rann seine Schläfen hinab. Teils vom Laufen, teils von der einerseits für ihn so absurden und doch so schmerzend logisch klingenden Tatsache, dass rund 98 Prozent der Männer auf Frauen standen. Wie groß war denn die Wahrscheinlichkeit, das ausgerechnet Xaver zu den anderen 2 Prozent gehören sollte? Sie war verschwindend gering, praktisch gar nicht da. Kilians Herz tat plötzlich höllisch weh. Als ob ihm jemand dagegen treten würde, immer und immer und immer wieder. Mit einem Bein aus Beton, aus knallhartem und brutal gewaltigem Beton, der alles zerstören konnte, was man ihm in den Weg stellte. >Nein, das darf nicht sein. Das darf einfach nicht sein! Bitte, lass es nicht so sein, lass es einfach nicht so sein! Bitte! Ich liebe ihn doch. Was soll ich denn machen, wenn er meine Gefühle gar nicht erwidert? Was soll ich dann tun?< "Was ist wenn.......?" Er wagte es nicht diesen einen Satz, diese eine Frage ganz auszusprechen, doch trotzdem war sie da, so laut, als würde man sie ihm mit tausend Chören ins Ohr brüllen. Was ist, wenn er sich deswegen von mir abwendet? Fast schien als wäre aus dem Beton harter Stahl geworden, und als hätten sich Hunderte von anderen Stahlbeinen dazu gesellt, um jetzt fröhlich im Dreivierteltakt auf sein Herz einzutreten und zu schlagen. Wieder wehte ihm der Wind ins Gesicht, ließ seine wilden und ungestylten Harre in der Luft tanzen und zwang ihn zu blinzeln, einmal kurz die Augen zu schließen und all diese Ungewissheit und Angst zu vergessen, nur um dann mit aller Härte wieder dem Tageslicht entgegenzutreten und sich seinen Gefühlen zu stellen, die ihn zu überwältigen drohten. Sollte seine Liebe tatsächlich nicht erwidert werden, was sollte er dann tun? Es war schon schwer genug zu wissen, dass diese Liebe eh keine lange Zukunft haben würde und dass er schon bald von Xaver getrennt werden würde. Doch sollte sich Xaver jetzt auch noch von ihm abwenden, das wäre zuviel für ihn, das wäre einfach zuviel. Fast schleichend setzte er sich wieder in Bewegung, Schritt für Schritt. Einem ungewissen Ziel entgegen. Das Blut von den kleinen Schnittwunden an seinen Wangen lief an seinem Kinn hinab und tropfte auf den Boden. Fiel dort aber zwischen all den Nadeln, Blättern und Staubkörnern gar nicht weiter auf. Seine Haare legten sich wieder und der zerfetzte Ärmel seines Kampfkimonos hing lose nach unten. Genauso niedergeschlagen fühlte Kilian sich in dem Moment. All seine Hoffnungen schienen zu zerfallen, wie eine alte, verlassene Kirche, in die gerade eine Abrisskugel gedonnert war. Wie das verstoßene Bauwerk sich in allerlei Backsteine, Betonstücke und Granitpfeiler auflöste, lösten sich Kilians Träume in lauter Fäden, verblichene Gedanken und unerfüllbare, unerreichbar weit entfernte Sterne auf. Sie liefen ihm zwischen den Händen hindurch und drohten, für immer in die Dunkelheit gezogen zu werden. In dieselbe Dunkelheit, die ihn damals auffressen wollte, die damals so lauernd auf ihn gewartet hatte, und die ihm seine Eltern geraubt hatte. Die alte Trauer kam hoch. Er vermisste seine Eltern so schrecklich. Und jetzt, wo er zum ersten und wohl auch zum letzten Mal richtigen Liebeskummer bekam, war nicht mal seine Mutter da, um ihn in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass alles wieder gut werden wird. Und auch fehlte da sein Vater, der stets behauptete, dass das Leben immer weiter geht, egal was auch passiert. Eine einzelne Träne löste sich und rollte unendlich langsam seine Wange hinab, um dann, wie sein Blut auf den feuchten Erdboden zu fallen. Während er so in seine eigenen Gedanken vertieft durch das Laubwerk wandelte, merkte er nicht, dass Xavers Hütte unmittelbar vor ihm lag. Nur noch ein paar Farne und Buchsbäume weiter und er würde davor stehen Das Licht der Sonne war schon kurz davor, die Umrisse des Hauses zu verraten und strahlte zwischen all den Blättern und Zweigen hindurch, als Kilian erneut stehen blieb. Seine rechte Hand hob sich und umfasste das Raclon. Der Anhänger lag kalt darin und Kilian spürte deutlich die Umrisse des Tigers. Und wie von selbst hörte er plötzlich die Worte Cyprians wieder, die der alte Mönch gesagt hatte, als er Kilian eben diesen Anhänger überreicht hatte. "Das ist der Panthera tigris. Er soll den Mut symbolisieren, der dazu gehört, ein Astyanax zu werden." >Genau, der Mut. Er symbolisiert den Mut, ein Astyanax zu werden. Meinen Mut.< Der Griff wurde fester, sein Blick klärte sich, das Blau wurde fest und stark. Der einsamen Träne würde keine Zweite folgen. >Ich habe Mut, verdammt viel Mut sogar. Immerhin bin ich ein Astyanax geworden. Ich bin fast zwei Jahre allein klar gekommen, ohne meine Eltern, ohne Hilfe, ohne alles, nur mit meinem Mut. Ich bin sogar ein Krieger Gottes und da braucht man auch eine ganze Menge Mut und den habe ich auch. Warum sollte ich dann Angst davor haben, dass Xaver mich abweist? Ich hatte noch nie Angst, das letzte Mal in der Schlucht, danach nie wieder und ich werde bestimmt nicht heute damit anfangen. Ich werde es ihm einfach sagen und es klären. Den Mut dazu habe ich und selbst, wenn er mich abweist, ich werde nicht aufgeben. Ich habe keine Angst davor, abgewiesen zu werden. Früher hätte ich sie wahrscheinlich gehabt, aber jetzt nicht mehr. Nicht nach dem, was ich alles durchgemacht habe. Nicht nach dem Tod meiner Eltern. Nicht nachdem ich mich so stark verliebt habe. Ich werde es einfach weiter versuchen, solange, wie ich noch Zeit habe. Wir werden ja schon sehen, ob er auf Frauen oder Männer steht. Und auch, wenn er nicht so ist, wie ich, werde ich verhindern, dass Harmony ihn kriegt. Das schwöre ich, solange ich noch auf der Erde weile.< "Ich schwöre es!" Selbstbewußt wischte er sich die Tränenspur von der Wange, fuhr sich durch die Haare, die nun völlig unwirsch abstanden und schob die letzten störenden Palmwedel beiseite. Das Sonnenlicht schoss ihm nun direkt ins Gesicht und zeigte deutlich sein Syrix der Sonne, während er sich die Augen mit der Hand abschirmte, um besser sehen zu können. Vor ihm war der sandige Pfad, der runter ins Kloster führte, und den Kilian normalerweise genommen hätte, hätte er es nicht so eilig gehabt. Links stand Xavers Hütte, die an sich genauso aussah, wie die des Grünhaarigen, wenn auch ein bißchen größer. Im Türrahmen stand Xaver. Er hatte sich wohl gerade fürs Training mit Kilian fertig gemacht, denn er trug seine schwarze Hose und sein langes Schwert über dem Rücken. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute genervt aus der Wäsche, was ihm sowohl Kleopettra und Misty als auch ganz bestimmt Kilian nachempfinden konnten. Vor ihm stand Harmony. Kilian sah nur ihren Rücken, doch das war schon fast zuviel. Ihre blonden Haare hingen ihr bis auf die Hüften und waren zu einem langen Zopf geflochten. Sie selbst trug eine dunkelrote Hose, ähnlich der von Misty und hatte sich ihr Kimonooberteil durch einen Knoten bauchfrei gemacht. Kilian brodelte wieder vor Wut. All die Zweifel und Unsicherheiten, die ihn vor wenigen Augenblicken fast zum Umkehren und zur Aufgabe gezwungen hätten, waren vergessen. Die Einzige, die hier gleich zu irgendwas gezwungen werden würde, war Harmony, das stand fest. Und so war Kilians Stimme auch etwas lauter, als gewollt, als er sich Aufmerksamkeit verschaffte. "Hey, lass ihn gefälligst in Ruhe!" Xaver schaute etwas erschreckt auf, beruhigte sich aber gleich wieder, als er den Jungen erkannte. Fast wie von selbst zauberte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Dennoch war er etwas verwirrt. Kilian war mitten aus dem Buschwerk am Wegrand herausgekommen. Zu seinen Füßen lagen jede Menge Blätter und abgebrochene Zweige. Seine Haare standen ziemlich wild in alle Himmelsrichtungen ab und sein linker Ärmel war fast ganz abgerissen. Mit etwas Schrecken erkannte Xaver auch, dass Kilian blutete. Zwar nur ein wenig im Gesicht, aber trotzdem setzte er sich gleich in Bewegung und wollte ihm helfen, hätte ihn nicht jemand festgehalten. Harmony umklammerte sein Handgelenk mit einer für ihre zierliche Figur untypischen Gewalt und zog ihn ein kleines Stückchen zu sich zurück. "Was ist denn los, Darling? Hast du schon vergessen, weswegen ich hier bin? Lass diesen Idioten doch brüllen!" Xaver riss seine Hand zurück und schleuderte die Blondine so fast zu Boden. "Ich hab es dir schon mal gesagt. Hör auf, mich dauernd mit so dämlichen Kosenamen zu versehen und dieser Idiot hat einen Namen. Er heißt Kilian und er braucht meine Hilfe, also lass mich!" Noch ehe Harmony etwas sagen konnte, war der Schwarzrot-Haarige losgelaufen und bei seinem Schützling angekommen. Sanft legte er ihm eine Hand an die Wange und strich ihm so die neue Blutspur weg, die sich gebildet hatte. Mit der Anderen fuhr er ihm liebevoll durch die Haare und lächelte ihn warm an. Für den Bruchteil eines Augenblicks hatte Kilian seine rasende Wut glatt vergessen. Zu sehr hatten ihn diese vertrauten Gesten und das leuchtende Grün von Xavers Augen gefangen genommen, doch blöderweise war das Blond von Harmonys Haaren im Moment heller als alles andere. "Was hat sie von dir gewollt? Hat sie sich belästigt?" Der Größerer schaute verdutzt, musste dann aber unter leicht rot werdenden Wangen wieder grinsen. "Was hast du denn? Man könnte wirklich meinen, du wärst eifersüchtig. Aber du hast schon Recht, sie geht mir grad mächtig auf den Keks, aber das regel ich schon. Komm du erst mal mit rein, du siehst aus, als ob du durch den Regenwald gerannt wärst." Kilian hatte schon den Mund aufgemacht, um Harmony eins reinzuwürgen, doch die Theorie von der Eifersucht ließ ihn gleich wieder vor Verlegenheit zuklappen und rot werden. Und so ließ er sich von dem jungen Mann an der Hand nehmen und auf die Hütte - leider auch auf die Blondine - zu führen. Die warf ihm auch schon gleich einen verachtenden Blick zu und grinste höhnisch, obwohl sie ihn mit ihren Augen zugleich am liebsten erdolchen wollte. Ihr war nicht entgangen, wie zärtlich ihr Schwarm mit diesem Jungen umgegangen war und das machte sie stocksauer. Wie hatte er das bloß hingekriegt? Sie entschied für sich, dass Angriff die beste Verteidigung war. So ging sie auf die Beiden zu und blieb direkt vor dem Jüngeren stehen, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. "So so. Du bist also der Neue. Kilian Summers, wenn ich mich richtig erinnere. Mit dir hatte ich noch nicht das Vergnügen. Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin Harmony Merteuil van Baskerville. Freut mich zutiefst, deine Bekanntschaft zu machen." Man musste schon taub sein, um nicht zu merken, wie gehässig und abwertend sie das sagte. Es war klar, dass sie sich als etwas besseres sah, etwas viel besseres. Zwar hielt sie Kilian dann die Hand hin, ganz in königlicher Manier, doch ließ der sie kalt abblitzen. "Ich kann gar nicht sagen, wie sehr es mich ehrt, dich kennenzulernen. Es ist fast genauso aufregend wie damals, als ich meine erste Juniortüte bei McDonald's bestellte." Xaver bekam fast einen Lachkrampf, denn die Art, wie der Grünhaarige gesprochen hatte, war der von Harmony wie aus der Stimme geschnitten. Die junge Frau nahm betont langsam die Hand runter und warf demonstrativ ihren Zopf über die Schulter. An ihrer Stirn pochte eine gewaltige Ader. "Wie ich sehe, ist der Humor der Gossenkinder aus der Bronx immer noch genauso wie ihr Auftreten. Abstoßend, widerwärtig, primitiv und absolut überflüssig." "Oh, da muss ich ihre Majestät aber enttäuschen. Wir Gossenkinder sind weitergezogen und haben inzwischen Manhattan erobert, denn da komme ich her, wenn euer Durchlaucht erlaubt." Ihre Augen blitzten auf und die Ader wurde immer größer. "Nun gut, ich denke, ich werde meine Zeit hier nicht mit dem Abschaum der westlichen Welt vergeuden, sondern nützlicheres tun und mich meinem Kampftraining widmen. Schatz, ich hoffe doch, es macht dir keine Umstände. Ich komme dann später noch mal zu dir und dann sehen wir wegen unserer Sache weiter. Also, wir sehn uns." Damit schritt sie hochnäsig an den beiden vorbei und stolzierte den Weg hinab. Ohne auch nur einmal nach hinten zu blicken. "Mein Gott, ist die eingebildet. Du kannst froh sein, dass ich sie verjagt habe.", entgegnete Kilian und realisierte erst jetzt, dass seine Hand immer noch die von Xaver umschloss. Hastig zog er sie weg, auch, wenn er sich noch im selben Moment dafür hätte ohrfeigen können. "Tja, da hast du Recht. Dank dir hab ich jetzt erst mal Ruhe. Aber jetzt komm rein, du siehst echt verhauen aus." Die Hütte von Xaver war auch von der Inneneinrichtung her, das genaue Abbild der anderen Häuser. Nur halt ein bißchen geräumiger. Direkt gegenüber dem Eingang stand das Bett. Links gab es einen Schreibtisch und rechts einen Kleiderschrank. Die Rückfront war, wie bei Kilian verglast und man sah den ansteigenden Manituba mit seinen spitzen und scharfen Felsvorsprüngen. Bei dem Gedanken, da erneut hochzuklettern, verdrehte sich dem Jungen gleich wieder der Magen. Xaver setzte Kilian auf sein Bett und legte gleich seine Hände an dessen Wangen um die Wunden mit Hilfe seines Kiis zu heilen. Wieder spürte er die Wärme und das Kribbeln. Fast glaubte er, dass diese starken und doch samt weichen Hände anfangen müssten zu glühen, am besten in einem hellen gelb oder vielleicht auch goldorange. Er schloss die Augen und entspannte all seine Muskeln, konzentrierte sich nur auf die Geborgenheit und die Nähe zu seinem Freund. Der Atem des Schwarzrot-Haarigen streichelte an seinem Hals. Der leichte Druck der Hände beruhigte ihn zusehends. Er fühlte, das diese leuchtenden Augen auf ihm ruhten und ihn ansahen, ihn vielleicht sogar musterten in der Absicht, ihn zu berühren. Doch dann kam die Leere zurück, als die Heilung abgeschlossen war und Xaver seine Hände wieder von Kilians Haut nahm, um über dessen Symbol an der Stirn zu fahren. Behutsam und interessiert. "Du hast also dein Syrix bekommen. Sieht schön aus. Aber sag, warum hast du die Sonne genommen?" Kilian machte die Augen auf und setzte sich aufrecht hin, um wieder genau in diese berauschenden, grünen Augen sehen zu können. "Wieso? Ist das hier irgendwie ein Problem?" "Nein, wie kommst du darauf?" "Na, weil auch schon Misty und Kleopettra so komisch darauf reagiert haben." "Mach dir da mal keine Gedanken. Das ist bloß so , weil du der Erste bist, der sich die Sonne ausgesucht hat. Bisher haben eben alle immer nur Planeten genommen und da kam irgendwie der Irrglaube zustande, dass man sich nur Planeten aussuchen dürfte. In Wahrheit ist es egal. Im Grunde ist das Syrix dazu da, denjenigen oder das darzustellen, das dich beschützen soll. Egal, ob Planet, Stern oder sonstwas. Du hättest auch den Namen deines Haustieres sagen können." "Na zauberhaft. Jetzt kann ich das Ding hier nicht mehr abkriegen." "Na und? Bist du mit der Sonne etwa nicht zufrieden?" "Das nicht, aber ich hätte doch eine viel größere Auswahl gehabt, wenn ich das vorher gewußt hätte." "Jetzt ist es zu spät." "Danke, das weiß ich auch." Kilian verschränkte die Arme trotzig vor der Brust und schaute genervt auf den Boden. Xaver fing an zu grinsen. "Was? Das wird ja immer besser. Ich erfahre hier, dass ich dieses Ewig-tattoo gar nicht haben bräuchte und du lachst dir einen ab?" Während er das sagte, verschwand die Wut auch schon wieder, denn dazu war der Anblick des Älteren viel zu überzeugend. "Ja, in der Tat. Du siehst irgendwie lustig aus, wenn du schmollst." "Ich habe nicht geschmollt!" "Oh, doch und wie!" "Jetzt sag mal. Ich muss es doch wohl am besten wissen, wann, wo und in welchem Maße ich schmolle." "Wenn du meinst. Aber du hast gerade geschmollt." "Bitte, wenn es dich glücklich macht, dann habe ich eben - wovon ich trotzdem nicht überzeugt bin - gerade geschmollt." Der Jüngere ließ sich gespielt desinteressiert rücklings aufs Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Xaver fing nun an zu lachen und legte sich neben ihn auf die Seite und stützte sich mit dem Arm ab. Nach einer Weile wurde es Kilian dann zu bunt. "Man, jetzt hör aber auf zu lachen." Nach einigen Sekunden und einer Menge Luftschnappern wurde es dann tatsächlich ruhiger. "Okay, aber dann sag mir, warum gerade die Sonne." Kilian starrte fasziniert an die Decke, denn hätte er jetzt in dieses umwerfende Grün geschaut, hätte er wohl keinen grammatikalisch richtigen Satz zusammen bekommen. "Weil sie irgendwie immer vergessen wird. Sie wirkt immer so allein. Weißt du, man redet von allen Planeten in unserem Sonnensystem. Man spricht dauernd über die Erde, weil wir auf ihr leben, weil er der einzige Planet ist, auf dem Leben existiert, weil wir ihn angeblich zerstören und so weiter und so weiter. Wie unterhalten uns über den Mond, weil man zu ihm die ersten intergalaktischen Reisen unternommen hat und tatsächlich auf ihm gelandet ist, weil man schon als Kind vom Mann im Mond erzählt bekommt. Und auch die anderen Planeten finden dauernd Interessenten. Der Jupiter ist der Größte, der Pluto der Kleinste, Venus ist der Planet der Liebenden. Aber der Sonne teilt man irgendwie überhaupt keine Aufmerksamkeit mehr zu. Man übersieht sie andauernd, obwohl sie die Größte von Allen ist. Wir nehmen ihre wichtige Funktion gar nicht mehr wahr, weil wir sie als alltäglich ansehen. Dabei ist sie es, die uns täglich mit Licht und Wärme versorgt. Ohne sie würden wir nicht existieren, ohne sie wäre die Erde zugefroren und leer. Nur dank ihr blühen die vielen bunten Blumen und nur dank ihrer Strahlen sehen wir die Wunder dieser Welt. Im Dunkeln siehst du nicht, wie ein Falke durch die Lüfte fliegt, wie ein riesiger Wal aus dem Wasser springt und sich wieder reinfallen lässt oder wie eine Herde Zebras durch die Prärie galoppiert und der Wind ihre Mähnen zerzaust und wie diese gigantischen Staubwolken hinter ihnen her wehen. Manchmal denke ich, ich bin der einzige Mensch, der noch an die Sonne denkt. So richtig bewußt und nicht nur im vorbei gehen. Und ich finde sie wirklich wunderschön, die Sonne. Nicht nur, wenn sie uns einen dieser Sonnenuntergänge schenkt, wo das ganze Meer glitzert und der Himmel so orange leuchtet, sondern auch, wenn sie grell hoch am Himmel steht und mir einen Sonnenbrand auf der Nase verschafft. Ich habe sie deswegen als meine Beschützerin ausgesucht, weil sie so allmächtig und immer anwesend ist und damit endlich mal jemand da ist, der sie würdigt und der sie zu schätzen weiß, denn auch sie wird irgendwann sterben. Und es wäre doch traurig, wenn sie Trilliarden Jahre da war und keiner sich je dafür bedankt hätte." Es war still im Raum, doch war es ein angenehmes Schweigen. Jetzt wagte es Kilian auch, Xaver ins Gesicht zu sehen und sah in zwei fasziniert und auch beeindruckt wirkende grüne Lichter. "Ich glaube, dass die Sonne echt glücklich wär, wenn sie das gehört hätte.", flüsterte er und lächelte. Der Junge wurde rot und grinste verhalten zurück. "Sorry, aber wenn ich einmal anfange zu reden, kann das schon mal etwas länger werden. Hab ich wahrscheinlich von meiner Mutter geerbt." Seltsamerweise schmerzte ihn die Erinnerung an seine verstorbene Mum diesmal nicht. Nicht, wenn Xaver in seiner Nähe war. "Aber jetzt must du mir auch sagen, was dein Syrix zu bedeuten hat." "Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Aber nicht sauer werden ja?" Kilian runzelte irritiert die Stirn. "Ich bin nämlich Xaver, der Astyanax im Schutze der Finsternis." "Dann heißt dein Syrix übersetzt "Finsternis", oder wie?" "Genau." "Irgendwie schon komisch, dass du genau das Gegenteil von mir bist. Sonne und Finsternis. Aber warum gerade Finsternis?" Kilian drehte sich ebenfalls auf die Seite und stützte sich mit seinem rechten Arm ab, so das er nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. "Weißt du, es hat keine so große Bedeutung, wie dein Syrix, aber ich habe mich schon immer viel lieber in der Dunkelheit aufgehalten, als im Licht. Das war schon als Kind so. Normalerweise haben Kinder doch immer Angst im Dunkeln. Hat zumindest Meister Gigelf gesagt. Aber ich hab mich da schon immer wohl gefühlt. Ich war da immer für mich und brauchte mir keine Gedanken oder Sorgen machen, weil ich nichts sah und weil nichts da war, worüber ich mir sie hätte machen können. Ich fühlte mich da sicher, denn ich sah nichts, was mich hätte angreifen oder verletzten können und andersrum konnte mich so auch niemand sehen, denn ich war beschützt von der Finsternis, die sich um mich legte. Und so habe ich mich entschieden, die Finsternis als Beschützerin auszusuchen." "Klingt verständlich, aber wie schon gesagt. Ich find's komisch, dass wir beide genau die Syrixe haben, die sich genau gegenüber stehen." "So angefeindet würde ich das nicht sehen." "Wie meinst du das?" "Na, sieh mal. Auf der einen Seite sind Licht und Finsternis Feinde, sie sind nie beide an ein und demselben Ort, immer verscheucht der Eine den anderen, doch andererseits können sie ohne den anderen nicht überleben. Ohne Licht kann es keine Finsternis geben, ohne Finsternis kein Licht. So ist es überall. Ohne Gut gibt es kein Böse, ohne Teufel keinen Gott. Ohne Himmel kann es keine Hölle geben und ohne Tod existiert kein Leben. Auch unsere Sagendrachen Phaidra und Neith können ohne einander nicht sein. Die Sachen, die scheinbar gar nicht zusammen passen, gehören zusammen und brauchen sich." Kilian hing an Xavers Lippen. Es war so magisch, wie sie sich bewegten. Sie schienen so weich, so warm und auch irgendwie willig und fordernd. Der Kleinere schaute seinem Gegenüber wieder in die Augen und verlor jeden Bezug zur Realität. Doch diesmal war es anders. Diesmal war es umfassender, stärker, irgendwie...kompletter. Diesmal würde er sich nicht mehr losreißen können. Diesmal würde er sich den Folgen stellen müssen. Diesmal würde es passieren. Langsam beugte sich Kilian vor und öffnete leicht den Mund. "Du meinst also, dass wir zusammen gehören?", flüsterte er und kam immer näher. "Und, dass wir uns brauchen.", ergänzte Xaver und neigte seinen Kopf etwas. Er spürte den heißen Atem des Jungen in seinem Gesicht und schloss die Augen. Gleich würde er ihn küssen, gleich würde er endlich das tun, was er solange schon tun wollte. Es vergingen Ewigkeiten, bis er die warme Haut von Kilians Lippen auf seinen spürte. Zaghaft legten sie sich auf seinen Mund und verschlossen ihn. Schüchtern wagte es der Größere, seine Hand in Kilians Nacken zu legen und zärtlich durch seine Haare zu fahren. Kilians Herz machte Freudensprünge. Es drohte zu zerspringen. Er war überglücklich, endlich diese absolute Nähe zu fühlen. Behutsam trennten sie sich und legten ihre Lippen erneut aufeinander, saugten ganz leicht daran und fingen wieder von vorne an. Etwas sicherer traute sich Kilian seine Zunge vorsichtig in Xavers warmen Mund gleiten zu lassen. Verunsichert zog sich der Ältere zurück, doch sofort streichte ihm Kilian beruhigend über die Wange. Xaver entspannte sich und legte seine Lippen wieder fest auf die des Jungen. Dieser stupste nun mit seiner Zunge leicht an die Unterlippe und wartete auf ein Zeichen, dass er weiter machen durfte. Diesmal ließ der Größere ihn rein und ging auf das Spiel ein. Sein Griff in Kilians Haaren wurde etwas fester und das Gefühl des Zusammenseins immer übergreifender. Da knallte es ohrenbetäubend, fast so, als würde ein Meteor genau neben dem Bett einschlagen. Es tat in den Ohren weh. Alles begann zu zittern und zu wackeln. Die Kerze auf dem Schreibtisch fiel um und das Bettgestell rutsche über den Holzboden. Gleichzeitig schoss ein greller, blendender, gleißend heller Lichtstrahl durch die Glasfront und erleuchtete das ganze Zimmer. Kilian schrie plötzlich von höllischen Schmerzen gepeinigt auf und warf sich auf den Rücken. Seine Schultern brannten wie Feuer, als schütte man ihm Säure darüber und würde zusätzlich mit dem Flammenwerfer drauf halten. Die Schmerzen waren sogar schlimmer, als damals, als sich seine schwarzen Flügel dort zum ersten Mal gezeigt hatten. Hundert Mal schlimmer. Xaver war schnell zu ihm geeilt und versuchte vergebens ihn zu beruhigen, nahm ihn in den Arm und suchte ihn nach Verletzungen ab. Als er sich die Schulterblätter ansah, erstarrte er fast vor Schreck. Die beiden Tätowierungen glühten wie Gußeisen. Sie waren so rot wie die Glut in einem Schmiedeofen und dampften richtig. Dass sie sich nicht einfach in sein Fleisch reinfraßen war auch schon alles. Und noch immer erbebte das ganze Zimmer. Alles, was nicht fest an der Wand befestigt war, flog um. Der Schrank ruckelte wie ein irritiertes Pferd durch den Raum, während die Türen auf und zu klappten. Und Kilians Schreie wurden nicht leiser. Xaver war kurz davor, selbst loszubrüllen, so sehr tat es ihm weh, seinen Schützling so hilflos zu sehen. Schließlich legte er seine Hände auf die beiden Mahle und konzentrierte sich auf sein Kii. Er musste schon nach kurzer Zeit seine Zähne zusammen beißen, denn auch seine Hände brannten bald wie heißes Gestein. Doch als er spürte, wie der Kleinere sich an ihn klammerte und ihn vor Qualen schon wimmern hörte, war es ihm egal. Er sammelte seine Energie und begann zu heilen. Noch im selben Moment traf ihn eine gewaltige, übermächtige Druckwelle, wie aus dem Nichts. Brutal wurde er vom Bett geschleudert und knallte hart auf dem Rücken auf. Und da wurde es plötzlich wieder still. Das Beben hörte auf, das grelle Licht verschwand und machte der Sonne Platz. Das titanische Grollen war verklungen und auch Kilian hatte mit dem Schreien aufgehört. Nur sein leises und verlegenes Schluchzen hallte gespenstisch an den Wänden wieder. Der Schwarzrot-Haarige stand schnell wieder auf und rannte zu dem Jungen. Schaute ihn besorgt an und streichelte ihm durch die Haare. "Tut dir noch was weh? Geht's dir gut? Was ist denn bloß passiert?" Doch Kilian antwortete nicht, sah ihn nicht mal an, starrte nur stur auf den Boden und rieb sich die Schultern. "Kilian? Sag doch was? Hast du Schmerzen?" Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf und wischte sich die Tränenspuren weg, während er kräftig schneuzte und langsam aufstand. "Mir geht es gut, keine Panik." "Bist du sicher, ich kann dich zum Arzt bringen, oder..." "Nein, nein, lass ruhig. Es geht mir gut. Ich muss jetzt gehen." "Warum?" Xaver hatte ihn an der Schulter festgehalten. Kilian drehte sich um und nahm seine Hand wieder runter. Er tat es mit einem Ausdruck von Trauer und auch irgendwie von.....Zwang. "Das kann ich dir nicht sagen, aber es ist besser so. Und wegen vorhin. Bitte, bild dir darauf nichts ein. Es...es war nichts. Zumindest für mich. Und das Training lasse ich heute ausfallen, okay? Ich will mich noch kurz in die Quellen legen und dann in mein Zimmer gehen. Du brauchst nicht zu kommen, ich komme auch allein klar. Wir sehen uns dann morgen früh pünktlich am Manituba. Bis dann." Als er sich wegdrehte und aus der Hütte ging, fiel ihm erneut eine einzelne Träne auf den Boden und verschwand im Nirgendwo. Der Ältere stand verwirrt da und wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Vorhin hatte er ihn noch geküsst und jetzt war er allein...wieder einmal. Den Kopf schüttelnd fing er an seine Kammer aufzuräumen. Er konnte sich noch nicht erklären wie, aber Kilians Verhalten hing mit dem Erdbeben zusammen. Nur wie? Kilian war schon fast wieder bei seiner Hütte angekommen, als der Regen einsetzte. Der Himmel war dunkel geworden und das ein Gewitter aufbrechen würde, war kaum zu übersehen. Doch Kilian sah trotzdem blind auf den Boden. Seine Haare hingen ihm schon nass in die Stirn und sein Kampfkimono klebte an seinem Körper, doch auch das war nicht von Bedeutung. Noch immer zog es ein wenig in seinen Schultern. Doch das war nicht das Schlimmste. Es war die Stimme gewesen. Dieselbe Stimme, die ihm damals in der Schlucht im Himalaja von seiner Bestimmung erzählt hatte. Diese neutrale Stimme, die scheinbar und Keinem und doch Allen gehörte. Sie hatte gleichzeitig mit dem rasenden Schmerz eingesetzt und auf ihn eingeredet. Immer wieder und wieder hatte sie ihn angebrüllt, angeschrien mit tobender Wut. "Lass das!" "Es ist falsch!" "Du hast eine Aufgabe!" "Sünder!" "Das ist verboten!" "Lass es, oder du wirst...!" "..STERBEN!" Es war Gottes Stimme gewesen. So gewaltig, so unüberhörbar, so eindringlich. Und ihre Botschaft war absolut klar. Er hatte sich von Xaver gefälligst fernzuhalten. Er war hier, um ein Krieger Gottes zu werden und nicht, um romantische Beziehungen zu führen. Das war nicht seine Aufgabe. Und Kilian hatte gehorcht, denn diese Schmerzen waren zu schlimm, zu grauenvoll. Eine Sekunde war schon zuviel. Und auch, wenn er gar nicht sagen konnte, ob ihm jetzt die Trennung von Xaver oder die Wut von Gott mehr weh taten, war er doch sicher, dass Xaver jetzt nichts mehr von ihm wollte. Nicht nach dieser Aktion gerade. Als er bei der Quelle angekommen war, regnete es bereits in Strömen. Der Himmel war verdeckt von schwarzen Wolken und vermutlich fing es jeden Augenblick an zu blitzen. Um so überraschter war er, als er vor sich jemanden stehen sah. Wer es war, konnte er nicht sagen, dazu war es zu dunkel. Doch irgendwie fühlte sich der Junge plötzlich noch unwohler, als zuvor. "Wer ist da?", fragte er und Nebelschwaden krochen ihm aus dem Mund. "Ich lasse nicht zu, dass du uns alle mit in die Hölle reißt." So eine Antwort hatte er nicht erwartet. Doch zum Nachdenken blieb auch nicht mehr viel Zeit. Ein silbernes Aufblitzen in der Dunkelheit verriet, dass Kilians unbekannter Fremder gerade sein Schwert gezogen hatte... Fortsetzung folgt!!! Kapitel 10: DGS X: Sah "Hallo" zum Tod, Kilian ---------------------------------------------- Der Göttliche Sturm X Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Vorwort: Hallo. ^__^ Diesmal hat es nicht so elendig in den Nervenzusammenbruch treibend lange gedauert. Ich denke, dafür darf ich mich selbst einmal loben. ( gut gemacht, Chris) Naja, egal, was ich sagen wollte. Erstens, dieses Kapitel ist in einem Wahnanfall entstanden, dass heißt, ich habe angefangen und dann solange geschrieben, bis ich fertig war, also fast den ganzen Tag. Das war anstrengend und daher entschuldigt bitte eventuelle Rechtschreibfehler. Zweitens: Ich habe bisher ausgerechnet, wie lange DGS wohl noch dauert. Wenn nichts dazwischen kommt, gibt es noch acht Kapitel, dann ist Schluss. Und Drittens: Dies hier ist meiner lieben, hinreißenden und zum auffressen süßen YueKatou gewidmet. Ich weiß, dass du mich nach dem letzten Cliffhanger am liebsten erdolcht hättest, aber ich hoffe, ich konnte das wieder gut machen. Und nun viel Spaß beim zehnten Kapitel. Hope you like it Kapitel 10: Sag "Hallo" zum Tod, Kilian! Der ohrenbetäubende und alles verstummen lassende Knall eines Blitzes, der unmittelbar in einen der hohen Bäume am Wegrand einschlug, auf dem Kilian sich gerade befand, und das knorrige Gewächs innerhalb weniger Sekunden in Flammen aufgehen ließ, dröhnte so stark in seinen armen schmerzenden Ohren, dass er erschrocken zusammen zuckte und Augen schließend die Hände vor sein Gesicht hielt, um der Hitze zu entgehen. Für den Bruchteil eines Augenblicks hatte er dadurch den großen und unheimlichen Schatten vergessen, der nur ein paar Meter von ihm entfernt stand und noch immer sein langes und bedrohlich blitzendes Schwert hoch über seinen Kopf hielt. Doch noch während der Junge etwas Abstand von der brennenden Zypresse nahm, realisierte er, in welcher Gefahr er schwebte. Sofort schaute er wieder in die Richtung, aus der er vorhin noch diese merkwürdige Stimme gehört hatte. Sie hatte so tief und gewaltig geklungen, Kilian kannte sie nicht. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer da vor ihm stand und ihm an den Kragen wollte. Sein Herz begann aufgeregt zu klopfen und in seinem Kopf arbeitete alles auf Hochtouren um einen Ausweg aus dieser misslichen Lage zu finden. "Wer bist du?", fragte er mutig in die Dunkelheit, die ihn völlig umhüllte und in der eine eisige Stille herrschte, die nur von dem leisen Knistern des lodernden Holzes und dem stetigen und monotonen Prasseln des Regens durchbrochen wurde. "Das tut nichts zur Sache. Das einzige, was zählt, ist die Sicherheit unseres Klosters. Deswegen bleibt mir keine andere Wahl, als dich zu töten, so leid es mir auch tut." Kilian glaubte ihm kein einzelnes Wort. Er musste schon taub und überaus dämlich gleichzeitig sein, um nicht zu merken, dass man ihn anlog. Der Mann - diese Stimme konnte nur einem Mann gehören - hatte etwas bebendes in seiner Stimme. Etwas, dass einem Respekt und Furcht abrang und dass einem wie ein Schlag durch den Körper raste, um einem vor lauter Panik die Knie einbrechen zu lassen und einen dazu zwang, den Mund zu öffnen und endlos zu schreien. Doch Kilian ließ es nicht zu. Es brauchte schon mehr, als das, um ihm Angst zu machen. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, auf denen immer noch ein leichter Geschmack von Xaver klebte. "Tut mir ja leid, deine Pläne durchkreuzen zu müssen, aber ich lasse mich nicht gerne bedrohen und ermorden schon gar nicht, also nimm dein verdammtes Schwert und zieh Leine!" Wütend ballte Kilian seine Hände nun zu Fäusten und marschierte zornig auf den schwarzen Typ zu, der etwas irritiert sein Schwert sinken ließ und plötzlich anfing zu lachen. Jetzt wurde der Grünhaarige richtig stinkig. Erst musste dieser elende Gott ihm die Stimmung bei seinem Freund versauen und jetzt kam da auch noch ein dahergelaufener Möchte-Gern-Rambo an und meinte, er müsste zeigen, wie stark er ist und mit seinem kleinen Messerchen wichtig vor seiner Nase rumhampeln. Was sollte er denn noch alles durchmachen? Meinte denn hier jeder, er könne ihn verarschen, wie es ihm beliebt? Oh, nein, diesmal nicht! Nicht jetzt, nicht bei diesem beschissenen Wetter, nicht nachdem ihn gerade fast ein Blitz geröstet hätte, nein! Dieser Irre hatte sich den falschen Zeitpunkt und den falschen Jungen ausgesucht! Die schattenhafte Ominösität schien sogar etwas eingeschüchtert, als Kilian auf ihn zuging und seine rechte Faust zum Schlag ansetzte. "Eines sag ich dir, du Arschgeige. Ich bin in einer scheiß Laune und bloß, weil du meinst, du ........aaahhhh!!" Der Schmerz in seiner rechten Schulter kam so plötzlich, dass es den Grünhaarigen zu Boden stürzen ließ. Blut schoss ihm aus der Wunde und vermischte sich mit dem Regen, der unablässig neben ihm auf den Boden strömte. Ungläubig fasste sich Kilian an die brennende Stelle und stellte entsetzt fest, dass ihm gerade ein Schwert hinein gerammt worden war. Das Ziehen wurde immer schlimmer, verkrampft bis er die Zähne zusammen, hielt sich die Schulter mit der freien Hand und versuchte sich wieder hoch zu kämpfen. Als er halbwegs wieder stand, traf ihn der nächste wuchtige Tritt in den Bauch. Für einen Moment bekam er keine Luft mehr und japste verzweifelt nach Atem, als er erneut in den Dreck schlug und sich alles in seinem Bauch zusammenzog und scheinbar verätzte. In seinem Kopf drehte sich alles, er nahm gar nichts mehr richtig wahr, und schon wurde er brutal in die Höhe gerissen. Seine Kopfhaut gab ein reißendes Geräusch von sich, als man ihm mehrere Haarbüschel ausriss und er laut schrie. "Du hättest nicht herkommen sollen, du kleiner Dämon. Wegen dir sind wir alle in Gefahr, wegen dir könnten wir alle sterben. Möge Gott mir verzeihen, aber ich muss es tun." Noch ehe der Kleinere begriffen hatte, was sein Peiniger gesagt hatte, schlug der ihm mehrmals heftig ins Gesicht. Die Schmerzen kamen plötzlich von überall, aus seiner Nase, die unter einem ächzenden Knacken brach, aus seiner Wange, die augenblicklich rot anlief, aus seinem Auge, dass unheimlich brannte und aus seinem Mund, in dem sich ein loser Zahn auf Wanderschaft gemacht hatte, während ihm der widerlich metallische Geschmack nach Blut in seinem Rachen bemerkbar machte, dass aus den aufgeplatzten Lippen, dem ehemaligen Stammplatz des ausgeschlagenen Zahns und der Schnittwunde in seiner Zunge, in die er sich vor Schmerzen reingebissen hatte, rausfloss. Rote Rinnsale fielen seine Mundwinkel herab, als er hustend zu Boden geschleudert wurde. Er schlug hart auf der verletzten Schulter auf, was ihm erneut eine schmerzvoll verzogene Maske aufsetzen ließ, und rollte sich auf den Rücken. Sein Kampfkimono war vollkommen durchnäßt, ihm war kalt, er fror erbärmlich, Dreck, Matsch, Zweige und Blut klebten überall und verschmierten sein verhauenes und zerstörtes Gesicht. Orientierungslos hielt sich Kilian eine Hand vor den Mund, als ihn ein schlimmer Hustenanfall überfiel. Panisch blickte er auf das Blut, dass er spuckte und den weißen Backenzahn, der lose in seiner Handfläche lag. Um ihn herum war nur noch die Finsternis, er sah nichts mehr, hörte nichts mehr, nur noch diese ekelhaften Schmerzen, die überall waren und nicht aufhörten, sondern immer stärker wurden. Wieder hämmerte ein titanischer Urknall durch die Welt als ein Blitz den Himmel kurz grell aufriß und das horrormäßge Schauspiel in hellem Licht erstrahle ließ. Ängstlich erkannte Kilian das schwarze Haar wieder, dass seinem Mörder über die Schulter fiel und zu einem langen Zopf geflochten war. Der massige und muskulöse Körper stand direkt über ihn gebeugt und hielt das silberne Schwert sicher und fest in der linken Hand. Blut rann an seiner Klinge herab - Kilians Blut. "Was.......?.......Was....will......wills.....wilst....du......denn....von...m....." Quälend langsam setzte sich Kilian auf, zwang sich, den schlaffen und gebeutelten Körper hochzuheben. "Was ich will, ist ,unser aller Leben zu retten. Deines muss ich dabei leider opfern." Ruckartig hob der stämmige Mann den geschundenen und jaulenden Jungen an der Kehle in die Luft und stellte ihn leicht auf seinen eigenen Füßen vor sich. In dem Blick des Grünhaarigen schwammen Tränen, sie liefen über das verbeulte und geschwollene Gesicht und wischten Teile des Unrats und des Blutes weg. Er zitterte und hustete...röchelte bald nur noch. Sein Röcheln klang wie ein rasendes Rasseln und zerschnitt einem die Ohren vor lauter Mitleid. Fast hatte es den Klang, als würden bei jedem einzelnen Anfall die Lungen einreißen. "Es tut mir wirklich leid, und wenn es dir hilft, ich habe nichts gegen dich, Kilian. Aber es ist meine Pflicht als Astyanax für die Sicherheit meiner Ordensbrüder zu sorgen - so will es auch Gott von mir und darum..." Mit einem schnellen und präzisen Tritt brach er Kilian das linke Bein. Das Geräusch des zerrissenen Knochens war grauenhaft laut und lebendig. Kilian schrie so laut es seine Stimmbänder zu ließen. Dann knickte er weg, wurde wieder von der mächtigen Hand im Nacken gepackt und festgehalten. Er spürte noch wie man ihm schmetternd in den Rücken trat und es auch dort gefährlich knackte, dann merkte er nur noch den höllischen, alles andere verdrängenden Schmerz in seinem Bauch, der ihn komplett ausfüllte, der auf einmal die ganze Welt auszufüllen schien, es gab nichts anderes, als ihn, diesen verteufelten, stechenden, unbeschreiblich schrecklichen Schmerz.....bevor die Finsternis wieder einsetzte und der reglose Körper bewegungslos in den Morast fiel, in den sich der Pfad verwandelt hatte. Nur ein letzter Gedanke fand noch seinen Weg nach draußen. Geflüstert, gedacht, vielleicht auch nur erträumt, aber er schaffte es nach draußen an die frische Luft. ................Damien.............. Es hatte schon seid Längerem aufgehört zu regnen. Der letzte Tropfen war vor Stunden zu Boden gefallen und die vielen Sandwege, die sich durch das über sie hereinbrechende Wasser in Sümpfe aus Matsch und Schlamm verwandelt hatten, fingen schon an wieder zu trocknen. Ein leichter Nebel lag noch in der Luft und wehte wie ein Gespenst durch die hohen Wipfel der Bäume und der vage Geruch von feuchter Erde stieg sanft vom Untergrund her auf, um vom kühlen und abendlichen Wind hinfort getragen zu werden. Der Himmel, der noch vor nicht allzu langer Zeit ein verdunkeltes, tosendes und überschäumendes Monstrum gewesen war, war aufgebrochen und strahlte wieder in unendlichem Blau bis an die Grenzen des Horizonts, wo die Sonne schon fast ganz hinter dem schattenhaften Kraterrand des Manituba versunken war. Der majestätische Berg wurde von dichten Wolken umringt und fast schien es als versuchten sie das Unmögliche - den erloschenen Vulkan hinter sich zu verstecken, wo doch seine felsigen Pranken so prägnant nach den Häusern und Menschen zu seinen Füßen griffen. Doch dennoch war alles in hellem Aufruhr. Als einfacher Vertreter des Modernen und technischen konnte man es vermutlich nicht erkennen und war blind für die vielen indirekten Zeichen und Botschaften, doch die Natur wußte bereits über die Katastrophe Bescheid. Der Wind flüsterte die schlimme Kunde in jeden Winkel, jedes kleine Loch, jeden noch so verwinkelten Punkt in der Gegend, trug es hoch in den Feuerwald und überbrachte sie dem Jetsekiang, der sie wiederum blubbernd und sprudelnd vor Angst zum Anadyr weiterleitete, wo die Vögel sie empfingen und sie in die ganze Welt verkündeten. Etwas Schreckliches war geschehen, etwas absolut Unfaßbares und Abscheuliches, etwas, dass einem schlaflose Nächte einbrachte, dass einen verfolgte und nicht wieder losließ, etwas, dass man sich kaum in den eigenen Gedanken vorstellen konnte, weil es die Grenzen des Grausamen weit hinter sich ließ. Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass anscheinend niemand merkte, dass der Junge mit den grünen Haaren, den blauen Augen und dem Namen Kilian aus Manhattan schon seid mehr als sechs Stunden wie vom Erdboden verschluckt war. Und fast war es schon sicher, dass diese eine Botschaft, dieser eine Brief nicht rechtzeitig zugestellt und nur noch ungeöffnet an den Absender zurückgeschickt werden konnte. Diesmal würde die Post wirklich zu spät dran sein..........viel zu spät..... Kleopettra streckte sich und rieb sich gähnend die überanstrengten Augen, die sich noch nicht so recht an das matte Licht des Abends gewöhnen wollten. Vor wenigen Minuten hatte sie sich entschlossen, ihren Dienst als Kiwa-Hüterin zu beenden und sich eine ordentliche Portion Pommes mit Majonaise bei Pharrell zu gönnen. Sie hatte es einfach nicht mehr in der kleinen Hütte ausgehalten. Das Feuer hatte fröhlich vor sich hin gebrannt und sie war vor Hitze fast eingegangen. Leicht grinsend musste sie daran denken, wie sie Kilian erzählt hatte, so würde sie leichter abnehmen. Das hatte sie wahrscheinlich noch schneller geschafft, als sie selber gedachte hatte. Sie fragte sich, was der junger Mann jetzt wohl gerade machte. Er und Misty hatten sich ja sehr gut verstanden. Klar, für einen Außenstehenden mochten die vielen Beleidigungen und Beschimpfungen ziemlich abschreckend wirken, aber das war eben die Art der Schwarzhaarigen jemandem zu zeigen, dass sie ihn mochte, so verquer das auch war. Soweit sie sich erinnern konnte, waren die beiden bloß kurz bei ihr im Kiwa des Phönix gewesen, um Kilian sein Syrix zu verpassen. Schlagartig fiel ihr wieder ein, dass sich der Grünhaarige ja für das Symbol der Sonne entschieden hatte. Wenn das mal keine Probleme gab. Soweit sie informiert war, war es eine lange Tradition, dass man hier im Kloster der Astyanax nur die Zeichen der Planeten benutzen durfte. Aber andererseits, so schlimm konnte es doch nicht sein, sie würden ihn deswegen wohl kaum einfach so vor die Tür setzen. Mit der Hand wischte sie sich den Schweiß von der Stirn, der ihr ständiger Begleiter gewesen war, seid sie neben den Flammen gehockt und darauf geachtet hatte, dass sie nicht erloschen. Die frische Luft umzingelte ihren erhitzten Körper und zwang ihr eine Gänsehaut auf, ließ sie leicht zittern und sich selbst umarmen, ehe sie ihren Weg fortsetzte und zielsicher auf die Kantine und den Duft nach fettigem Essen zuhielt. Sie hatte entnervt aufgestöhnt, als ihr gleich nachdem sie eingetreten war, die schnippischen und erhobenen Stimmen von Misty und Harmony ans Ohr geschmettert wurden. Außer den beiden Frauen war kaum jemand anwesend und so hatten die beiden einfach angefangen sich zu streiten, wie es für die beiden üblich war. Kleopettra hatte sich ehrlich gesagt schon gewundert wie die letzten zwei Wochen so ruhig zwischen der Blonden und der Dunkelhaarigen abgelaufen waren. Ganz ohne Blutbäder, Meuchelmorde, Zickenkanonaden und Exekutionsandrohungen. IN der Regel konnten sie sich nämlich noch weniger ab, als Katzen und Mäuse. Wann immer und auch wo immer sie aufeinander trafen, knallte es zwischen ihnen und nicht selten flogen dabei allerhand Gegenstände und Obszönitäten durch die Luft. Ein wahres Wunder, dass noch niemand ernsthaft verletzt worden war. Nochmals aufstöhnend ging Kleopettra dann auf den Tisch zu, an dem wieder heftig gezankt wurde und ließ sich neben der Blonden nieder, wo ihr auch schon gleich die ersten Attacken um die Ohren flogen. "Du blöde Sumpfkuh, das nimmst du zurück!" "Was denn? Dass du häßlicher als der Arsch eines Pavians oder dämlicher als eine Wanderheuschrecke bist?" Misty warf ihren Pferdeschwanz betont kräftig über ihre Schulter und verschränkte die Arme vor der Brust, während es in ihren dunklen Augen böse funkelte. "Wenn du nicht bald deine verfluchte Schnauze hältst, ramm ich dir meine Guchi High Heels tiefer in den Bauch, als je ein Arzt kommen könnte!", drohte Harmony, die ihrerseits heftig mit den Armen gestikulierte und puterrot angelaufen war, während sich ihre Brust stark hob und senkte. "Ärzte kennst du ja sicherlich genug. An dir ist ja weniger echt, als einem Crash-Dummie." "Wenigstens muss ich mich nicht vor meinem Aussehen verstecken. Wenn du in den Siegel guckst, fällst du doch vor Schreck tot um!" "Lieber tot, als mit deinem Brauerreiarsch zu leben." "Bei mir kann man den Arsch wenigstens vom Gesicht unterscheiden. Wenn dich neue Leute zum ersten Mal sehen, wissen die auch nicht, ob sie dir nun die Hand geben oder die nächstbeste Rolle Klopapier holen sollen!" Jetzt schlug Misty mit der Faust sauer auf den Tisch, dass das Holz ächzte und fing an richtig zu keifen, während ihre Stimme in ungeahnte Höhen aufstieg. Kleopettra hielt es an dieser Stelle allerdings besser, den Streit aufzuhalten, ehe noch jemand ein Auge verlor......oder etwas anderes. "Hey! Hey! Auszeit, Leute!", rief sie und formte mit den Händen demonstrativ ein "T", um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. "Was ist?", fauchten die Kämpfenden wie aus einem Munde. "Was los ist?. Ihr beide geht euch gleich gegenseitig an die Gurgel, das ist los. Also, jetzt atmet einmal tief durch und beruhigt euch wieder!" Als Antwort kam ein widerwilliges Kopfnicken und ein unzumutbares Seufzen, ehe alles in einträchtiger Schweigsamkeit versank und sich die Gemüter wieder abkühlten. Genau in dem Moment kam Pharrell zum Tisch und nahm die Bestellung der etwas Stämmigeren entgegen, ehe er sich jedoch nochmals umwandte und eine Frage stellte. "Entschuldigt bitte, aber weiß eine von euch zufällig, wo Kilian geblieben ist?" Alle drei blickten überrascht auf, obwohl Harmonys Blick sich gleich darauf verfinsterte und ihre Hand sich wieder zu Faust ballte, wobei sie eine Serviette zerknüllte. "Nein, ich habe keine Ahnung, wo er ist. Wieso? Ist irgendwas nicht in Ordnung?", fragte Kleopettra und stützte ihre Arme auf dem Tisch ab. Der Koch kratzte sich leicht am Kinn. "Nein, nein, es ist nur...wißt ihr, Alexjielle war vor ein paar Minuten hier und suchte nach ihm. Ich glaube, er wollte ihn zu Meister Gigelf bringen, warum weiß ich nicht. Er meinte nur, ich sollte mich mal umhören, ob jemand wüßte, wo der Junge steckt." "Naja, hat er denn schon mal bei der Hütte von unserem einsamen Schwertkämpfer geschaut?", fragte Misty, worauf Harmony anfing mit den Zähnen zu knirschen. "Soweit ich mich entsinnen kann, wollte er dahin. Ich habe ihm heute Morgen sein Syrix aufgemalt und heute Mittag dann sein erstes Raclon geholt. Wir haben uns an der Ptah-Pyramide getrennt. Ich bin zum Training gegangen und er erwähnte, dass er zu seinem Lehrer wolle, um das Gleiche zu tun. Soweit ich weiß, ist doch der einsame Schwertkämpfer sein Lehrer?" Pharrell nickte und als die Blonde daraufhin räusperte und redete, schauten sie drei Augenpaare überrascht an. "Ja, da hat Methusalem wohl recht. Ich war heute Mittag ebenfalls beim einsamen Schwertkämpfer und habe dort Kilian getroffen. Ich war jedoch gerade dabei, selbst zum Training zu gehen. Das letzte Mal habe ich ihn dann vor der Hütte gesehen. Vermutlich sind sie hoch in den Radamanthys, kannst Alexjielle ja mal sagen, dass er da oben auch nachschauen kann." "Werde ich machen, aber trotzdem.....es ist schon etwas merkwürdig. Normalerweise wäre das offizielle Training seid einer Stunde vorbei. Wenn sein Lehrer nichts Besonderes mit ihm vorhat, müsste Kilian eigentlich wieder in seiner Hütte, hier oder unten an den heißen Quellen sein..." "...oder zumindest irgendwo im Kloster...", ergänzte Kleopettra und grübelte. Da verfinsterte sich Mistys Blick. "Ich weiß nicht, ich habe da ein ungutes Gefühl im Bauch. Irgendwas stimmt da nicht." Pharrell machte ein aufmunterndes Gesicht und klopfte der Schwarzhaarigen auf die Schulter. "Ach, komm schon, es wird schon alles in Ordnung sein. Vermutlich haben er und sein Lehrer bloß beschlossen, länger zu üben oder er macht noch einen Spaziergang, mehr nicht. Er wird wohl kaum halbtot im Gebüsch liegen und vor sich hin bluten. Ihr macht euch zu viele Sorgen." Die Worte des Küchenchefs wären vermutlich beruhigend gewesen und hätten wahrscheinlich sowohl Misty, als auch Harmony und Kleopettra mit reinem Gewissen weiter essen lassen. Der Tag hätte ganz normal abklingen können, wäre nicht plötzlich die Tür aufgerissen worden. Es war Alexjielle, der im Türrahmen stand und schwer atmete, förmlich um Luft kämpfte. Er schwitzte stark und sein Gewand war verrutscht. Doch das Schlimmste waren seine Augen, seine weit aufgerissenen und vor Panik strotzenden Augen. Seine Worte waren nur geflüsterte, seine Stimme versagte ihm, und so zwang er sich all seine Kraft zu mobilisieren und schrie die Nachricht lauthals heraus und ließ alle in der Kantine zu Eis erstarren. "............Schnell!...........Kilian..........er........bewußtlos.........blutet........schwer verletzt.........ich.........bi............nich sicher....aber..........ich....glau.........b.........e......er............ist...........tot........!" Misty war von Allen als Erste aufgesprungen und über alle Tische und Kissen hinweg gerannt, um dem Glatzkopf zu folgen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, ihr Gesicht war blaß vor Schreck und sie nahm das Ganze kaum noch richtig war. Noch hatte sie die gesagten Worte nicht realisiert, noch konnte sie nicht glauben, was so offensichtlich war. Der Anblick war grauenvoll. Alexjielle hatte sie und die anderen durch ein Wirrwarr von Pfaden zu einem Sandweg geführt, der hinauf zur Hütte des einsamen Schwertkämpfers führte. Der Weg war immer noch leicht versumpft und ab und zu blieb man mit den Füßen stecken. Kilian lag mitten auf dem Weg. Auf dem Rücken. Sein rechte Arm lag weit ausgestreckt im Matsch, sein Linker ruhte auf seiner Brust. Das linke Bein lag in einem schrecklich abnormalen Winkel und überall war Blut. Sein schwarzer Kampfkimono war völlig zerfetzt, sein Bauch und seine Brust mit blauen Flecken, Prellungen und Schnittwunden nur so übersät. In seiner rechten Schulter blitzte ein langer Schnitt, aus dem immer noch Blut floss, wenn auch nur ein kleines Rinnsal. Sein Gesicht erkannte man kaum wieder. Die Nase war gebrochen und blutete stark, seine Lippen waren aufgeplatzt und zerbissen, seine Augen geschlossen. In den Haaren klebten Schlamm und Blut, waren schon verkrustet. Doch das schlimmste war das Loch, dass unterhalb seines Bauchnabels klaffte. Irgendwas war ihm in den Bauch gerammt worden, etwas Spitze und breites. Misty musste gegen den Ekel und die Übelkeit ankämpfen, der sie befiel und kniete sich neben den leblosen Körper. Kleopettra und Harmony gaben entsetzte Laute von sich und hielten sich die Hände vors Gesicht, Pharrell schickte ein Stoßgebet zum Himmel und verschwand gleich wieder, rief noch, er wolle Hilfe holen. Alexjielle war neben Misty getreten und legte ihr einen Arm um die Schulter. "Lass es, du kannst ihm nicht mehr helfen.", sagte er ruhig und sanft. Doch für die Schwarzhaarige war es einfach nur widerlich und abstoßend. Ruckartig schubste sie den Mönch weg und nahm Kilians Hand in ihre, streichelte sie und vergass ganz die Tränen, die sich aus ihren Augen lösten. "Halt deine Klappe! Es ist nicht zu spät! Hörst du! Er ist nicht tot! Arschloch!" Vorsichtig und weinend beugte sie sich über ihn und strich ihm die Haare aus der Stirn, berührte zärtlich seine Wange und zitterte unter all dem Mitleid, dass sie überwältigte. Was hatte man ihm angetan? Welche Qualen hatte er durchstanden? Und sie hatte ihm nicht geholfen, hatte ihn nicht beschützt! Sie realisierte erst jetzt, dass sie den Jungen mehr mochte, als ihr lieb war. Sie kannte ihn erst einen einzigen Tag und doch war er ihr mehr wert als ihr eigenes Leben. Ungläubig fuhr sie seinen Körper entlang und stockte bei jeder Wunde, zwang sich dazu, weiterzumachen. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und nahm den schlaffen Menschen in ihren Arme, drückte ihn an sich und schluchzte sich an der kraftlosen Schulter aus. Ihr Kimono wurde mit Matsch und Blut besudelt, sogar ihr Gesicht bekam die Spuren ab, doch es kümmerte sie nicht, sie streichelte über seinen Rücken, wie um ihn zu beruhigen, als wäre er es, der weinte und der Trost brauchte. "Komm schon, Kilian. Du lebst doch noch, oder? Du lebst doch noch? Bitte, sag etwas, irgendwas. Bitte! Sag mir, dass du noch lebst!", flüsterte sie und rüttelte leicht an ihm. Alexjielle hatte sich das geschockt mit angesehen und versuchte erneut, die Frau von der Leiche wegzuziehen. "Misty, komm schon, es ist zu spät. Er ist tot." "Nein! Er ist NICHT tot! Hast du das verstanden, du Idiot?" Doch trotzdem schien wohl Misty am überraschtesten zu sein, als der angeblich Tote in ihren Armen antwortete. "Da sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung, Catwoman.", röchelte er und hustete so heftig und rasselnd, dass er schmerzvoll das Gesicht verzog. Misty umarmte ihn so doll sie konnte und weinte weiter. Sie war einfach nur noch froh, nur noch glücklich. Da kam Pharrell mit seiner Frau Anastacia wieder. Sie hatte eine Trage dabei und deutete Misty und den anderen an, sich zu entfernen. Die Schwarzhaarige tat dies nur widerwillig und sie hielt sofort wieder seine Hand, als Kilian auf der Trage liegend von Alexjielle und Pharrell zur Krankenstation gebracht wurde. Kleopettra starrte noch einige Augenblicke entgeistert auf die Stelle, an der vorhin noch ihre Freundin gekauert und den scheinbar Toten im Arm gehalten hatte. Seltsamerweise fiel ihr ein kleiner weißer Zettel auf, der wohl unter Kilian gelegen haben musste. Verwirrt bückte sie sich und hob ihn auf. Als sie darauf ein paar Schriftzeichen erkannte, wurden ihre Augen vor Entsetzen immer größer, bis sie schließlich ihre Beine in die Hand nahm und sich ebenfalls zur Krankenstation aufmachte und nur noch die immer noch verdutzte Harmony am Weg stand und beschloß, zu Xaver zu gehen und ihm die Botschaft zu überbringen. Der Raum, in dem Kilian lag war recht groß und gut beleuchtet. Eine Wand bestand ganz aus Glas, durch das aber im Moment kein Tageslicht mehr fiel, da es inzwischen dunkel geworden war und die ersten Sterne am Firmament erstrahlten. Der gebrechliche Junge lag schlafend in einem für ihn viel zu großen Bett, eingewickelt in weiße Laken und Decken, die ihn fast verschluckten und die schwindende Gestalt unter sich begruben. Neben ihm auf einem kleinen Tisch standen eine Kanne mit Wasser und ein leeres Glas. Bisher hatte er noch nicht trinken können, weil er einfach zu schwach war, nicht mal die Kraft fand, seinen Arm zu heben oder sich aufrecht hinzusetzen. Daneben brannte eine kleine Kerze, die das zerschlagene Gesicht unheimlich erhellte und die vielen Kratzer und Schnitzer nur zu deutlich zeigte. Am Fuß des Bettes standen Anastacia und Misty. Beider schwiegen sie und schauten verklärt zu dem hilflosen Opfer, dass vor ihnen lag und um sein Leben kämpfte. Die Blauhaarige Frau hatte den Verletzten sofort hierher bringen lassen und ihm seine verklebten und zerrissenen Klamotten abgenommen, die Wunden gereinigt und so gut es ging verarztet. Davon hatte der Junge aber nicht viel mitbekommen. Er war noch auf dem Weg hierher wieder bewußtlos geworden und bis jetzt nicht wieder aufgewacht. Nicht mal, als man ihm Jod in die offenen Fleischwunden streute, gab er keinen Mucks von sich. Jetzt war sein linkes Bein in Gips gefasst und fixiert, um seine Brust war ein Verband gewickelt, da er zusätzlich noch fünf gebrochene Rippen hatte, von denen eine nun drohte, die Lunge zu beschädigen. Auch seine rechte Schulter war bandagiert und seine Nase wurde mit einem speziellen Druckpflaster gehalten. Er sah erbärmlich klein aus und schien mit jedem Atemzug, der ihm noch halbwegs gelang, schwächer und noch kleiner zu werden. Wie lange er den Kampf gegen die inneren Verletzungen und den Blutverlust noch fechten könnte, vermochte selbst die so erfahrene Heilerin und Krankenpflegerin Anastacia nicht zu sagen. Viel länger als zwei Tage würde Kilian in diesem Zustand jedoch kaum überstehen. Er hatte bereits jetzt immer wieder Atemaussetzer und musste reanimiert werden. Sein Herz war auch schon einmal stehengeblieben und da war immer noch die Ungewissheit, ob Kilian nicht vielleicht verletzte Organe hatte. Misty machte sich noch immer Vorwürfe. Sie war doch die Einzige gewesen, die es hätte verhindern können. Wäre sie nicht so egoistisch gewesen und zu ihrem Training gegangen, wäre sie doch bloß mit Kilian mitgegangen, das wäre alles nicht passiert. Dabei wußte im Grunde niemand, was wirklich geschehen war. Nach der Untersuchung war nur klar, dass irgend jemand Kilian so zugerichtet hatte. Die Schnittwunden und auch die Verletzungen an der Schulter und im Bauch stammten von einem großen Schwert. Außerdem musste der Täter sehr stark und erfahren im Kampf gewesen sein, um Kilian so zusammen zu prügeln. Im ersten Moment war der Verdacht auf den einsamen Schwertkämpfer gefallen, Alexjielle hatte allen voran diese Theorie verfochten, doch wenn sich die junge Frau den ihr unbekannten und unscheinbaren Mann so ansah, war sie sich sicher, dass er es von allen auf der Welt am wenigsten war. Der große und muskulöse Kämpfer war, kaum das man Kilian in das Bett gelegt hatte, zusammen mit Harmony in die Krankenstation gestürmt und in heller Panik zu dem Jungen gestürzt. Seitdem war er nicht von seiner Seite gewichen - bis jetzt fast vier Stunden. Er saß neben dem Bett auf einem Stuhl und hielt Kilians linke Hand in seiner, streichelte sie unablässig, als könne er damit die Schmerzen lindern. Mit der anderen Hand fuhr er immer wieder unendlich behutsam und zärtlich über die Stirn und tastete nach Fieber. Und währenddessen ließ er ihn keine einzige Sekunde aus den besorgten und verzweifelten grünen Augen. Als ahnte er, dass er, ließ er ihn auch nur einen Augenblick unbeobachtet, sterben könnte. Misty fragte sich, warum sich der Lehrer so verhielt, warum er sich so wahnsinnig um den Kleineren kümmerte, wo er doch nur sein Schüler war. Er saß da und war selbst am zittern, ein fast zwei Meter großer Mann, der wahrscheinlich zu den stärksten Menschen auf Erden gehörte. Der beste Schwertkämpfer des Jenseits und dazu noch verteufelt gut im Umgang mit den psychischen Kräften. Ein Mann, von dem erwartete, dass er Feuer spuckende Drachen erschlug, Kinder vor herab stürzenden Felsbrocken rettete und ganze Autos einfach so anheben konnte. Solch ein Mann saß da wie ein Häufchen Elend und zitterte, als sei er Espenlaub. Warum? Als sie wieder Kilian ansah, fiel ihr die Antwort wie Schuppen von den Augen. Es war ja so klar und deutlich. Sie selbst war doch auch am zittern und fühlte sich schlecht. Sie selbst hatte geweint, als sie Kilian so leblos am Boden hatte liegen sehen. Sie selbst fühlte doch auch diesen Schmerz tief in sich drinnen. Den Schmerz darüber, den Menschen, der einem so wahnsinnig viel bedeutet so zerbrechlich und angeschlagen zu sehen. Zu sehen, wie er einem praktisch unter den Händen wegstirbt, mit jedem Atemzug schwächer wird und man vor lauter Hilflosigkeit verrückt wird, weil man nichts machen kann, um diese Hölle zu stoppen. Sie verstand den einsamen Krieger ganz gut und lächelte leicht, ehe sie beschloss, dass es vielleicht besser, dem Schwarzrot-Haarigen die Aufsicht zu überlassen. >Du bist bei ihm besser aufgehoben, Kilian.< Xaver war dem Wahnsinn nahe. Er hasste diese ganze Situation so dermaßen, dass es ihn fast auffraß. Er saß da, direkt neben dem Menschen, der ihm mehr als sonst irgendwas bedeutete und konnte doch nichts ausrichten. Der Tod nahm immer mehr Besitz von Kilian und er musste tatenlos zusehen. Innerlich kämpfte er gegen die Tränen an, die sich ihm in die Augen brennen wollten und er ließ sie versiegen, noch ehe sie hervor getreten waren. Er musste jetzt verdammt noch mal stark sein, für sich und vor allem für Kilian...für sie beide. Vorsichtig legte er seinen Kopf auf das Laken neben Kilians Hand, die immer noch in seiner eigene ruhte und gestreichelt wurde. Er schloss die Augen und legte sich die kraftlose Hand ans Gesicht, versuchte sie zu wärmen mit seiner Körperwärme, wollte einfach nur seinem Freund nahe sein, irgendwie. Die Haut war kalt und blass und doch wollte Xaver sich nicht von ihr trennen. Er wollte sie nicht verlieren, wollte Kilian nicht verlieren. Wieder dachte er an ihren Kuss, der gerade mal ein paar Stunden her war. Stunden, die wie Ewigkeiten vergangen waren. Er spürte noch immer seine weichen und heißen Lippen auf seinen, fühlte das Prickeln in seinem Bauch, dass dessen Zunge bei ihm ausgelöst hatte, sehnte sich danach, wieder so geküsst zu werden, wieder von dem Jüngeren geküsst zu werden. Doch es sah so aus, als sei es der erste und auch letzte Kuss gewesen. Für Xaver würde es der Einzige bleiben. Nie wieder wollte er einem anderen so nahe sein, wollte einem anderen so viel von sich Preis geben, das schwor er sich. Er würde Kilian treu bleiben, für immer. Doch am meisten setzten ihm die Zweifel zu, ob er es nicht war, der für das ganze hier verantwortlich war. Warum war Kilian denn so plötzlich abgezogen? Er hatte vorher so entsetzlich geschrien und um sich geschlagen. Nicht mal die Heilkräfte hatten helfen können, genauso wenig wie sie jetzt halfen. Die Verletzungen waren zu stark, um sie einfach durch Hand auflegen wieder weg zu machen. Da öffnete sich plötzlich die Tür und die alte und weise Gestalt von Meister Gigelf kam herein. Sein dunkles Gewand und sein weißer Bart gaben ihm einen ernsten Ausdruck. Seine Augen wanderten geübt zu dem im Bett liegenden und seinem Beschützer. Hinter ihm betraten Kleopettra und Cyprian das Zimmer. Beide sahen sehr müde und abgewetzt aus. Die Nacht hatte sie alle sehr mitgenommen. Gigelf ging zu Xaver und legte ihm eine Hand auf die Schulter, eine Geste, die jeder hier schon viel zu oft an diesem Tag gesehen hatte und schenkte dem traurigen und bitteren Blick des Kämpfers ein verständliches Nicken. Dann wandte er sich wieder an die anderen und begann mit seiner rauchigen und tiefen Stimmen zu reden. "Meine lieben Ordensbrüder und Schwestern, es ist für uns alle eine Tragödie und einfach schrecklich, was vorgefallen ist. Auch ich war zutiefst betroffen, als ich von dem Unglück hörte und eilte so schnell es ging hierher, doch nun ist für uns nicht die Zeit zum Seufzen und Aufgeben. Wir müssen weiter kämpfen, stellvertretend für Kilian und versuchen in allen erdenklichen Wegen für ihn da zu sein. Jedoch habe ich leider schlechte Nachrichten mitgebracht." Er kramte einen kleinen weißen Zettel aus einer Tasche seines Gewands hervor und zeigte sie. Es war der Zettel, den Kleopettra am Tatort gefunden hatte und auf dem sechs chinesische Schriftzeichen standen. Der Zettel war schon leicht vermodert und ein paar Ecken fehlten, aber man konnte die Buchstaben noch gut lesen. "Das hier ist direkt an dem Ort gefunden worden, an dem Kilian lag. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Bestiarium. Es wurde oft im Mittelalter von schwarzen Magiern und Hexen benutzt, um unliebsame Bekannte loszuwerden. So ein Bestiarium ist im Grunde so etwas wie ein Fluch, nur etwas schlimmer. Man schreibt den Namen eines Dämons auf ein Stück Papier und belegt dieses Papier mit einem Zauber. Dann ist man in der Lage, alles mögliche mit dem Dämon zu infizieren. Häuser, Städte, Schwerter, man muss nur den Zettel daran befestigen. Das Dumme an der ganzen Sache ist, dass dieser Dämon, der in diesem Bestiarium gefangen war, durch die Wunde in Kilians Bauch in seinen Körper gefahren ist und ihn nun von innen her auffrißt." Ein einstimmiges erschrockene Raunen ging durch die versammelte Menge, besonders Xaver und Misty blickten entsetzt zu Boden und dann wieder zu dem Grünhaarigen. "Was soll das heißen?", fragte Misty schließlich und klammerte sich am Metallgriff des unteren Teiles des Bettes fest. "Das heißt, dass der Dämon Stück für Stück Kilians Energie verschlingt, solange bis er einfach aufhört zu atmen und sein Herz stehen bleibt." Der Druck, mit dem Xaver Kilians Hand festgehalten hatte, wurde fester. Seine Lippen formten stumme Worte. "Und gibt es keine Möglichkeit auf Heilung?" Die Stimme von Cyprian war sichtlich angespannt und zitterte verdächtig, Gigelf räusperte sich und hielt sich die Hand vor den Mund, als er husten musste. "Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man ihn noch retten kann, vorausgesetzt der Dämon hat ihm nicht schon zu sehr zugesetzt. Die einfachere Lösung wäre ein Exorzismus. Man bräuchte lediglich zwei Priester und jede Menge Kräuter und Duftkerzen. Allerdings ist diese Methode der Austreibung viel zu riskant. Die Wahrscheinlichkeit, das Kilian diesen Prozess überlebt, würden bei 20 % liegen, wenn er ansonsten gesund wäre. Durch seine schlimme körperliche Verfassung dürfte die tatsächliche Überlebenschance jedoch bei weit unter zehn Prozent liegen." Er machte eine wichtige Pause und ließ die gesagten Worte bei allen sacken. Als er dann wieder ansetzte, schien es in seinen Augen leicht zu glühen. "Die andere Möglichkeit ist eine alte Technik der Teufelsaustreibung. Älter, als alle Heilrituale dieser Welt." Cyprian riss plötzlich die Augen auf und bekam einen blassen Gesichtsausdruck. Meinte der Meister wirklich die...? "Die Satyricon.", vollendete Gigelf die Gedanken des Weißhaarigen mit einem bitteren Lächeln. "Eine Technik, die kaum jemand auf Erden beherrscht. Um sie anzuwenden, braucht es Monate der Organisation und Vorbereitung, manchmal sogar Jahre. Daher ist sie für uns eigentlich nicht erfüllbar. Kilian wird kaum lange genug durchhalten, als dass wir das Gröbste zusammen bekommen hätten. Daher...." "Sie haben drei Stunden! Dann geht's los!", flüsterte eine markante und tiefe, aber auch entschlossene Stimme. Der Älteste blickte etwas überrascht zu seinem Adoptivsohn auf. "Aber Xaver, das reicht bei Weitem nicht..." Der junge Mann stand auf, stellt sich schützend vor seinen Freund. "Es muss reichen! Es muss und jetzt fangt schon an!" Auch Cyprian gesellte sich zu ihnen und stellte sich bereitwillig neben seinen Herrn. "Xaver, ich denke, Meister Gigelf hat Recht. Wir sollten es wirklich mit dem Exorzismus versuchen. Die Chance ist zwar gering, aber da. Und..." "NEIN!" Es war genauso laut wie wirksam. Alle verstummten und starrten ihn verängstigt an. "Bei diesem Exorzismus stirbt er, so oder so. Und ich lasse nicht zu, dass er stirbt, egal, was ihr mir sagt, und es ist mir auch egal, ob ihr es für gut oder falsch haltet, ich werde es eh tun, ob mit oder eure Hilfe. Entscheidet euch!" Er sah allen fest in die Augen. Es war die Schwarzhaarige, die auf einmal vortrat und ihm entschlossen entgegen blickte. "Ich bin dabei! Ich hab keine Ahnung, worum es eigentlich geht, aber solange es Kilian hilft, steh ich dir zur Seite!" Sie hatte wirklich nicht den blassesten Schimmer, was sie da tat. Sie handelte rein instinktiv. Ihr Herz schrie sie an, zu dem unheimlichen und mysteriösen Mann mit dem Namen Xaver, wie sie gerade erst erfahren hatte, zu halten und ihm zu helfen. Xaver nickte ihr dankbar zu und sah dann zu den anderen. Einer nach dem anderen signalisierte ihm, dass er helfen würde, bis er schließlich bei den beiden Ältesten angelangt war. Nach einigem Schweigen seufzte Gigelf langgezogen und resignierend. "Ich weiß nicht, was der Junge getan hat, dass du dich so um ihn sorgst, aber ich bin froh, dass er es tat. Also, ich kann dir nichts versprechen, aber wenn es dein Wille ist, dass wir die Satyricon benutzen, so soll es so sein." Jedoch zeigte sich bald darauf, dass es wohl doch unmöglich sein würde. "Die Satyricon ist eine sehr schwere und langatmige Sache. Wir befragen dabei die Götter des Kosmos um Hilfe und bekämpfen den Dämon mit ihren Gesandten. Doch zuerst müssen wir alles so weit vorbereiten. Zuerst müssen wir einen großen Kreis aufmalen, und Kilian in die Mitte legen. Um ihn herum müssen zehn Kerzen aufgestellt werden, für jeden Planeten eine, einschließlich der Sonne und des Mondes. Es müssen jedoch besondere Kerzen sein. Nur das Licht der Kerze der Sonne darf hell leuchten, alle anderen müssen dunkle Flammen haben. Nachdem wir sie in der kosmischen Anordnung aufgebaut haben, müssen wir für jeden dieser Planeten und Sterne ein Medium finden. Krieger aus dem Orden, die ihr Syrix tragen. Diese müssen in einem Kreis um Kilian und den Kerzen stehen. Ein Elfter steht neben Kilian und liest die Heilungsformel, die in sechzehn Sprachen geschrieben ist und mit jedem Wort einen Teil des Dämons aus Kilians Körper in den des Sprechers ziehen wird. Dann, wenn dieser Sprecher mit seiner Formel anfängt, müssen alle Kerzen gleichzeitig angezündet werden und die Umstehenden müssen anfangen, die Götter um Hilfe zu bitten. Wenn der Sprecher fertig ist, werden die Götter ihre Hilfe schicken und einen Lichtsturm um uns aufbauen, in dem wir den Dämon fangen und töten können. Das wäre dann alles zur Vorbereitung." Kerzen waren schnell gefunden. Anastacia hatte genügend in ihrem Haus und holte sie eilig, um sie um das Bett von Kilian aufzustellen, dass man in die Mitte des Raumes geschoben hatte. Gigelf hatte das große Buch mit der alten Formel geholt und war dabei Xaver zu zeigen, wie er es lesen musste. Wir sich zeigte, gab es nämlich viele Probleme mit den Syrixen. Nicht alle Planeten waren sofort vertreten. Misty trug das Syrix des Mars, Kleopettra den Neptun. Alexjielle hatte das Zeichen des Uranus uns stellte sich zur Verfügung. Cyprian, der immer noch an den Exorzismus appellierte, vertrat den Pluto und Kilian selbst übernahm die Sonne, auch wenn er davon nichts mitbekam, weil er immer noch bewußtlos war und sich in Schmerzen wandte. Dorian war plötzlich aufgetaucht und meinte, er hätte das Symbol des Merkur und Lo-Pan, der im Zeichen des Jupiter stand, ließ sich nicht zweimal bitten. Mond und Venus wurden von zwei Misty und Xaver Unbekannten namens Alexander und Shania vertreten, nur Saturn und Erde fehlten noch. Das Syrix der Erde hatte Meister Gigelf als Einziger und so musste er, der eigentlich die Beschwörung übernehmen wollte, das Xaver abgeben. Blöderweise zeigte sich dann auch noch, dass Harmony die Einzige mit dem Syrix des Saturns war. Doch sie war da, auch wenn Xaver dafür etwas Folgenschwere versprechen musste. Die Blonde hatte mit ihren blauen Augen gefunkelt, als ihr Schwarm sie um Hilfe gebeten hatte. "Was ist denn los, mein Liebling?", hatte sie zuckersüß gefragt, obwohl sie wußte, was los war. "Es ist wegen Kilian. Wir haben eine Möglichkeit ihn zu heilen, aber dafür brauchen wir dich, weil nur du das Syrix des Saturns hast. Also, bitte, hilf uns, ich tue alles was du willst." Das hätte er nicht sagen dürfen. Harmony war auch schon vorher bereit gewesen, zu helfen. Sie hasste den kleinen Junge zwar mehr als alles andere, aber sie war keine Mörderin. Doch als sie die Verzweiflung hörte und das Flehen in den wunderschönen Augen sah, überkam es sie. Xaver würde wirklich alles tun, für seinen Kilian würde er die verdammte Welt aus den Angeln heben, ganze Berge versetzen und jeden noch so entfernten Stern einfangen. "Okay, ich will eine Nacht mit dir, nur eine Nacht, nicht mehr und nicht weniger. Was sagst du?" Erneut stutzte er. Er wußte nicht so recht, was Harmony da von ihm wollte. Eine Nacht klang doch recht harmlos. Er sollte erst etwas später begreifen, was die junge Dame wirklich meinte. "Okay, eine Nacht, geht klar, nur komm jetzt mit!" Harmony war jubelnd mit gerannt und hatte sich ins Fäustchen gelacht. Endlich war sie da wo sie sein wollte. Endlich würden ihre Träume wahr werden. Nun stand sie mit den anderen im Kreis um das aufgebaute All um den zerschundenen Körper. Rechts neben ihr war Alexjielle, links Kleopettra. Sie alle starrten leer geradeaus und konzentrierten sich auf ihre Bitte, die sie ihren Schutzgöttern ans Herz legen wollten. Es musste einfach klappen, es musste, einfach, verflucht noch mal! Schließlich stellte sich auch Gigelf in die Reihe und Xaver stellte sich zu seinem Freund, das Buch aufgeklappt in der Hand. Er warf einen letzten besorgten und liebevollen Blick zu dem Junge herunter, beugte sich über ihn und gab ihm einen kurzen und zärtlichen Kuss au den Mund. Harmony verkrampfte sich kurz, zwang sich dann ruhig zu sein, fühlte sich sogar wieder wohl, als sie sich an ihre Verabredung erinnerte. Misty spürte einen leichten Schmerz in ihrer Brust. Ja, auch sie liebte den Grünhaarigen, dass war ihr inzwischen klar geworden, genauso klar, wie die Tatsache, dass Xavers Liebe zu dem Kleinen um Welten gewaltiger war als ihre und das sie nie eine Chance gegen ihn haben würde. Doch sie fand sich damit ab und unterdrückte die Tränen. Sie würde Kilian retten und das war doch auch schon mal was. Als sich der Schwarzrot-Haarige wieder aufrichtete betete er noch kurz und flüsternd und nahm dann wieder Kilians Hand in seine, während er mit der anderen das Buch festhielt und anfing vorzulesen. Zeitgleich mit seinem ersten Wort, fingen alle Kerzen an zu brennen, angezündet von den Kräfte Gigelfs, der viel zu gebrechlich für solch eine Macht aussah. Alle brannten sie schwarz und finster, außer einer, die mit ihrem grellen Lichtschein alles anderen verdrängte. Die einzige Hoffnung im dunklen, endlosen All, die letzte Rettung. Die im Kreis stehenden riefen ihre Götter um Hilfe an und hoben plötzlich synchron ihre Hände. Einen neunzig Grad Winkel bildend schlossen sie die Augen und begannen ihr Hände abwechseln nach oben und wieder nach unten, nach links und wieder nach rechts, gegen und im Uhrzeigersinn zu hin und wieder zurückzudrehen, und dabei immer wieder zu beten. Xaver spürte wie er mit jedem Wort ein bißchen Last von Kilians Schultern nahm und auf seine eigenen trug. Sein Körper schmerzte bald höllisch und es trieb ihn fast in den Wahnsinn, zu wissen, dass sein Freund das alles hatte durchmachen müssen. Es war eine richtige Tortur, fanden später alle. Stundenlang las Xaver vor, mit jedem Wort schwächer werdend, bis er schließlich auf die Knie sackte und doch trotzdem tapfer weiter sprach, nicht einmal Kilians Hand los ließ. Als er bei seinem letzten Wort angekommen war, hörte er, wie die anderen wie aus einem Mund "Arigatou" riefen und daraufhin ein Lichtblitz durch den Raum schoss,. Alle öffneten sie ihre Augen und gaben den Blick auf einen Haufen bunter Blitze frei, die ihre Augenhöhlen zum Leuchten brachten und von ihrem ganzen Körper Besitz ergriffen, bis sich alle an den Händen fassten und sich eine riesige drehende Wand aus purem Glanz um sie auftürmte wie ein Tornado. Nach oben hin immer kleiner werdend, bis sie sich schließlich schloss und ohne Unterbrechung drehte. Genau da wurde Xaver auf den Rücken gerissen, von einer unbekannten Macht, gezwungenermaßen ließ er Kilians Hand los, die kraftlos liegen blieb. Der Aufschlag war nicht wild, aber jetzt war er niederschmetternd. Alles tat ihm weh, er glaubte vor Krämpfen zu sterben. Sein Bauch brannte fürchterlich, als reiße jemand seine Bauchdecke auf und versuchte, raus zu kommen. Entsetzt erkannte er, dass dem wirklich so war. Eine schattenhafte, Krallen besetzte und leicht durchsichtige Hand schoss aus seiner braunen Haut hervor. Xaver schrie und Schweiß benetzte seinen Körper. Er krallte sich in das Holz des Bodens, ersuchte die Schreie zu unterdrücken, die ihn quälten und folterten, doch sie drangen immer wieder nach draußen. Misty wurde durch das alles erfüllende Geschrei aus ihrer Trance geweckt, wie alle anderen. Der Lichtkreisel drehte sich weiter, ließ ihre Haare kräftig durch die Luft wehen. Doch vor ihr auf dem Boden wand sich der einsame Schwertkämpfer hin und her, während ihm eine dunkle monströse Gestalt aus dem Bauch kroch. Bald zeigte sich ein eckiger mit Hörnern verzierter Kopf, der ein riesiges Maul hatte, mit lauter spitzen, schiefen und Blut getränkten Zähnen. Gammelndes Zahnfleisch zeigte sein Antlitz, ein schmächtiger und unförmiger Oberkörper gesellte sich dazu. Zwei schwarze, ledrige Flügel kamen zum Vorschein. Mit einem markerschütternden Kreischen setzte sich der Dämon in die Luft. Xaver blieb mit einem letzten, Alles zerfetzenden, Schrei regungslos am Boden liegen. Das fliegende Tier raste nun auf Kleopettra zu, die anfing zu wimmern und sich die Hände zum Schutz vor das Gesicht hielt. Gigelf rief ihr laut etwas zu, doch es klang so verzerrt, wie ein Echo, dass schon zum vierten Mal wiederholt wurde und das man kaum noch verstand. "Schnell, konzentriere dich auf deinen Schutzgesandten, mach die Augen auf. Kleopettra zwang sich dazu, doch es klappte nicht. Sie schlug um sich, versuchte den Dämon irgendwie von sich weg zu halten, als das ledrige Biest eine Kurve flog und auf Misty ansetzte. Doch die stellte sich breitbeinig hin, warf ihren Zopf selbstsicher über die Schulter und warf dem Monster ein überfälliges Grinsen entgegen. "Vergiss es. Ich lass mich doch nicht von etwas so pott Hässlichem töten!", rief sie und da erschien er plötzlich. Phönix. Seine Feuer durchsetzten Schwingen und sein grell roter Körper schwebten aus Mistys Körper heraus und griffen den Dämon ohne Vorwarnung an. Schreiend öffnete er seinen Schnabel und schickte zerstörerische Feuerzungen gegen den finsteren Feind, der sich in Scherzen wand und zu Boden ging. Siegreich zog der brennende Vogel seine Kreise und rief wie ihm Wahn. Doch es war kein Jubel, es war der Ruf nach seinen Mitstreitern, die sich nun zaghaft nacheinander alle zeigten. Ausgerechnet Kleopettra war es, die als nächste ihre Angst vergaß und sich auf den Kampf manifestierte, worauf eine wunderschöne, blaue Nixe mit einem Dreizack aus ihr heraus schwamm und mit ihrer Waffe auf den Dämon einstach. Sie alle kamen. Die schuppige Schlange des Uranus aus Alexjielle, der schattenhafte und graue Falke des Pluto aus Cyprian der mit einer einen weißen Schweif hinter sich herziehender Geschwindigkeit umherflog. Ein überdimensional großer Schmetterling der Erde aus Gigelf und ein schwarzer , apokalyptischer Reiter des Saturn aus Harmony. Sein Ross war genauso pechschwarz wie er selbst. Sein Schwert in der Hand ritt er senkrecht zu dem immer noch kreischenden Dämon herunter und schlug auf ihn ein. Ein brüllender Nebellöwe sprang aus dem Körper von Dorian und fetzte mit seinen geisterhaften Pranken auf das Monstrum ein. Lo-Pan erschrak etwas, als ein von Donner begleiteter Büffel aus ihm galoppierte und den zur Flucht geneigten Dämon auf die Hörner nahm. Ein silberner Wal tauchte gemächlich aus Alexanders Körper hervor und gesellte sich zu der wunderschönen Aphrodite mit ihrer gar nicht zu ihr passenden Sichel, die aus Shanias Körper trat. Und sie alle kämpften mit dem fliegenden Untier, dass sich verzweifelt wehrte. Doch es würde verlieren, es würde zerstört und vernichtet werden, wäre da nicht diese Veränderung gewesen. Cyprian hustete plötzlich komisch und als sei es ein böses Omen gewesen, begann der Dämon zu wachsen. Wurde größer und größer. Bis er an die Decke des Lichtkreisels stieß. Harmony schrie auf, Mistys Blick wurde etwas unsicherer. Mit brutaler Sorgfalt zerschlug der neue Gigant die jetzt zu kleinen Gegner und ließ sie sich in bunte Fäden auflösen. Den Wal, den Löwen, den Reiter und sein Ross. Alle starben sie, worauf ihre Besitzer mit schmerzenden Köpfen zu Boden gingen. Misty durchzuckte ein betäubender Schlag, als ihr Phönix sich in rotes Pulver auflöste und sie wurde auf den Holzboden geschleudert. Nur mit einem Auge nahm sie war, dass der Dämon jetzt auf Kilian zuhielt und ein diabolisches Grinsen aufgesetzt hatte. Sie versuchte zu kriechen, versuchte aufzustehen, doch es klappte alles nicht, es war vorbei. Sie wollte schreien, wollte Kilian da irgendwie wegschaffen, doch es klappte einfach nicht. Der Schmerz war zu stark, ihre Kraft zu weit weg. Das dunkle Ungetüm war schon über dem Jungen, als eine zitternde Hand nach der immer noch kraftlos daliegenden Hand griff. Xaver kämpfte sich mit zusammen gebissenen Zähnen hoch und stellte sich schützend vor das Bett. "Lass ihn in RUHE!", brüllte er, ohne die Ahnung, woher diese Power plötzlich kam Der Dämon schüttelte immer noch grinsend den Kopf und schlug nach Xaver. Es wäre sein Tod gewesen, wäre nicht ein gewaltiger schwarzer Schatten aus der Brust des Größeren geflogen und hätte sich auf den Widersacher gestürzt. Misty konnte nur ungläubig staunen und verdrängte glatt ihre Schmerzen, als ein zweiter genauso großer Schatten dazu kam, ein leuchtender, golden glänzender Schatten. "Das....das sind....ja........Phaidra und Neith!", flüsterte sie und schaute den beiden Drachen zu wie sie im Einklang auf ihren Feind zuflogen und ihn mir ihren Flammen versengten. Es dauerte nicht lange, da war der Dämon besiegt und die Drachen verschwanden genauso wie sie gekommen waren. Lautlos und elegant. Der Lichtkreisel explodierte und machte dem dunklen Raum der Krankenstation Platz, die Kerzen gingen alle aus. Misty legte sich kaputt auf den Boden, das kühle Holz tat gut. Xaver drehte sich erleichtert um, atmete heftig und schwitzte noch mehr. Er beugte sich zu Kilian runter und streichelte seine Hand. Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl, als ihn zwei unendlich schöne blaue Augen fragend ansahen... Fortsetzung folgt!!! Kapitel 11: DGS XI: Licht + Schatten = ...Leben ? ------------------------------------------------- Der Göttliche Sturm XI Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Vorwort: Hallo, da bin ich schon wieder. Ich bin selbst sehr überrascht, wie schnell ich das nächste Kapitel fertig hatte, aber ich hab irgendwie die Zeit beim Schreiben vergessen und siehe da, DGS XI war fertig. Also, viel viel Spaß und danke an alle die bisher Kommis abgegeben haben und ein besonderes Danke an Yu-chan und Julililli, die mich sogar empfohlen habe. (Sorry, Yu-chan, ich weiß, dass das schon etwas her ist und ich entschuldige mich tausendmal, dass ich es erst jetzt gesehen habe. DANKE!) Naja, auf jeden Fall ist das natürlich wieder Yu-chan gewidmet. *verlegen grins* Hope you like it. Kapitel XI: Licht + Schatten = ...Leben ? Es war so dunkel gewesen. So entsetzlich dunkel. Nicht einfach nur dunkel, sondern verdammt scheiße DUNKEL! Er hatte nicht mal mehr die eigene Hand vor Augen gesehen, geschweige denn irgendwas anderes. Er suchte verzweifelt nach Anhaltspunkten, in welche gottverlassene Gegend es ihn denn nun schon wieder verschlagen hatte, nach einem Straßenschild, einem Wegweiser, einer Lichtreklame, doch nichts. Nichts als Dunkelheit. Überall. So sehr er auch seine übermüdeten und leicht brennenden Augen anstrengte, es blieb schwarz. Er fiel sogar kurz dem Irrglauben zum Opfer, er könne deswegen nichts erkennen, weil er einfach die Augen nicht aufgemacht hatte, weil er schlief, sich noch in einem wahnsinnig verrückten und realen Traum befand und nur glaubte, nichts sehen zu können. Er lag wahrscheinlich noch in seinem Bett. Genau, da lag er. In seinem kuschlig flauschigen Bettchen mit dem dunklen Laken und der ebenso dunklen Bettwäsche, die sich so schön kühl anfühlte und so weich war, dass man sich fühlte als schmiegte sich eine kleine Katze an seine nackte Haut. Fast konnte er denn wohligen Geruch nach frischen Croissants riechen, wie sie Mum immer machte. Mum kaufte sie immer in den Sechser Packungen. Insgesamt machte sie immer zwölf Stück. Vier für ihren Ehemann, den großen und starken Redakteur des Natural Geographic, sechs für ihren geliebten und einzigen Sohn, der jetzt gerade noch in seinem Zimmer lag und mit diesem süßen und engelsgleichen Grinsen döste, dass sich dann wie ein stummer Zeuge seines jungen Glücks auf sein attraktives Gesicht legte und zwei für sich. Sie selbst macht sich immer am wenigsten. Ihr Mann und ihr Kind gingen ihr immer voraus. Gute Mum! Überhaupt, Mum hatte schon immer arg zurückgesteckt. Hatte sie nicht ihren Job als Kindergärtnerin der Sonnenscheingruppe - alle Sonnenscheinkinder können sich schon selbst die Schuhe zubinden. Im Gegensatz zu den Regenbogenkindern, die immer noch alle mit Klettverschlussturnschuhen durch die Gegen rannten mit diesen lustigen Power Rangers-Aufklebern an der Seite - nur aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern und ganz allein den Haushalt zu schmeißen? Mum war gerne Kindergärtnerin gewesen, hatte kleine Kinder immer gern gemocht, besonders ihr eigenes. Kilian hatte sie ihn genannt, nach ihrem verstorbenen Großvater, der an Lungenkrebs - ein ordentlicher Mann raucht drei Schachteln am Tag, Baby! - gestorben war und sie liebte ihn mehr als alles andere. Er war ihr persönlicher Sonnenschein. Der ungekrönte König der Sonnenscheingruppe, der sich schon lange selbst die Schuhe zubinden kann. Kilian, der Sonnenschein ist nämlich schon siebzehn. In wenigen Tagen wird er achtzehn und - Oh mein Gott, wie die Zeit vergeht - erwachsen. Kein kleiner Junge mehr, der mit bunten Plastikautos im Sandkasten Massenkarambolage spielt, kein fröhlich glucksender Bengel, der die Spaghetti an der Wand verteilt, kein Engel, der sich vor Lachen biegt und in die Hände klatscht, wenn seine Mum mit ihm auf dem Rücken durch das Haus tobt und in ihrer etwas übertrieben Art einen Elefanten nachmacht. Der Sonnenschein ist jetzt ein Mann. Ein gut aussehender. Er wird bestimmt bald eine Frau und Kinder haben. Doch jetzt gerade liegt er noch oben in seinem Zimmer, dessen Wände mit Postern von Musikern und Filmplakaten zugekleistert sind. Er riecht die warmen Croissants jetzt deutlicher. Mum hat sie bestimmt erst vor ein paar Sekunden aus dem Ofen geholt. Bei dem Gedanken an den geschmolzenen Käse, der in den Croissants schlummert, läuft ihm das Wasser im Mund zusammen. Er dreht sich auf den Rücken, streckt sich ausgiebig, gähnt so laut wie ein Wasserbüffel. Verschlafen öffnet er die Augen und sieht - Das weiße Haar von Storm aus X-Men 2 glänzen - nichts! Alles ist dunkel, so furchtbar dunkel. Er schläft nicht, er träumt nicht, er liegt nicht in seinem Zimmer. Er ist wach und befindet sich in absoluter Finsternis. Wo ist er nur hingeraten? Langsam kommt ihm die Erinnerung, was vorgefallen ist. Er erinnert sich an den Unfall im Himalaja, an seine Ankunft am Manituba, das freundliche Gesicht von Lo-Pan, Xaver, wie er ihn mit seinem Schwert bedroht, Misty, wie sie ihm sein Syrix aufmalt und ihm ein Raclon übergibt, wie sie droht ihn mit selbigen zu erdrosseln. Er sieht wie er zu Xavers Hütte geht und Harmony trifft, wie sie abzieht und wie Xaver ihn plötzlich küsst. Ein Kribbeln durchfährt ihn, wird aber von einem rasenden Schmerz abgelöst, als ihm die schmerzhafte Begegnung mit Gott wieder ins Gedächtnis gerufen wird. Dann sieht er, wie er läuft, es regnet, ein Schatten vor ihm steht, irgendwas blitzt in Schein des nahen Sturms auf, dann knallt es ohrenbetäubend, alles brennt, er spürt Wut in sich aufsteigen und dann wieder Schmerzen. Entsetzliche Schmerzen, die von überall auf ihn einzuhämmern scheinen. Kilian schreibt, schlägt sich mit den Fäusten gegen den Kopf, um diese Bilder und vor allem diese Gott verfluchten Schmerzen loszuwerden, doch es geht nicht. Sie bleiben hartnäckig da, piesacken ihn, malträtieren ihn, hacken auf ihm rum. - Hah! Kleines Sonnenscheinkind. Kannst dir zwar die Schuhe zubinden, aber diese Schmerzen hälste nich aus! Weichei! Weichei! - "Haltet den Mund!", flüstert er und fühlt, wie ihm Tränen über die Wangen laufen. Heiße Tränen, die nach Salz schmecken würden, würde sie jemand probieren - Hallo! Tränen zu verkaufen! Leckere Tränen! Salzige Tränen! Süße Tränen! Nur 30 $ Kauft fünf Stück und ihr bekommt eine gratis dazu! - "Haltet jetzt endlich eure Klappe!", befahl er und zwang sich die Tränen runterzuschlucken. Doch die merkwürdige Stimme lachte nur wie ein krankes Kind, dass wegen einer Erkältung durch den Mund atmet und fängt wieder von vorne an. - Tränen zu verkaufen! Heute was ganz Besonderes! Kilians Tränen! Garantiert biologisch abbaubar und bekömmlich! Von Kindern der Sonnenscheingruppe geerntet! Nur 30 $! - Alles fing an sich zu drehen. Kilian schloss seine Augen, auch wenn es gar keinen Unterschied machte, doch es schien seinen pochenden Kopf zu beruhigen und die Stimme zu verdrängen. Sie wurde immer leiser, bis sie schließlich ganz aufhörte und nur diese eisige Stille zurückließ, die ihre kalten Arme um den Jungen legte und vergebens versuchte, ihn zu wärmen. "Wo bin ich hier?", fragte er mehr sich selbst. Wen hätte er auch sonst fragen sollen? "Du bist in den Totenlichtern.", sang jemand. Es klang verzerrt, wie ein Mädchen nur ein wenig unschuldiger. Kilian runzelt die Stirn. Hatte er sich da gerade verhört? "Totenlichtern?", fragte er verunsichert und meinte in der Dunkelheit eine Bewegung zu erkennen. "Du bist jetzt in den Totenlichtern bei IHM. ER wartet schon auf dich. Es dauert nicht mehr lange, dann kommst du zu IHM." IHM? Wer war IHM? "Du kennst IHN, Kilian. Du kennst IHN. Nicht wahr, Sonnenschein?" Er ging ein wenig durch das dunkle Nichts und tastete nach einem unsichtbaren Körper, einer Schnur, einem Türgriff, nach irgendwas, um endlich aus dieser Hölle rauszukommen, doch nichts ließ sich finden. "Du kannst nicht aus den Totenlichtern fliehen, Kilian. Niemand kann das. Nur ER weiß, wie es geht. Und ER verrät es niemandem, weißt du. ER mag seine kleinen Geheimnisse." "Wer?", schrie Kilian aus voller Wut heraus. "ER, der der Welt so viel Leid zugefügt hat. ER, der auf Erden wandelt, obwohl er kein Mensch ist. ER, der noch eine Rechnung zu begleichen hat. ER, den selbst Gott und Satan fürchten." Kilian erschrak. Wen konnte die Mädchenstimme meinen? Wer wurde denn von Gott und Satan gefürchtet? "Hey, du? Wer bist du denn?" Stille. Dann. "Erkennst du mich denn nicht, Kilian? Mein kleiner Sonnenschein, du musst mich doch erkennen!" Kilian stutzte. Tatsächlich, irgendwie kam ihm die Stimme jetzt bekannt vor. Nur woher? Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. "Nein, sag mir, wer bist du?" "Aber Kilian, das ziemt sich nicht. Erkennst nicht mal deine eigene Mu....." Ein irrsinnige Klirren donnerte durch das finster All. Kilian hielt sich die Ohren zu und suchte nach dem Ursprung des nervenden Geräusches. Zu seiner Überraschung stand plötzlich ein Telefon vor ihm auf dem Boden. Ein kleines, schwarzes Plastiktelefon, wie man es aus den sechziger Jahren kannte. Mit Wählscheibe und lang gebogenem Hörer. "Was zum Teufel?" Kilian, rühr es nicht an! Hast du verstanden? RÜHR ES NICHT AN!" Mit einem Schlag hatte Kilian die Gewissheit, dass das Telefon ihn hier rausbringen würde. Er würde abheben, 110 wählen müssen und dann wäre er wieder auf dem Feldweg und würde gemächlich zu seiner Hütte gehen. Doch... Als er an sich runtersah, bekam er einen Schreck. Seine Beine begannen sich in dunkles Nichts zu verwandeln. Seine Füßen waren schon genauso undurchsichtig geworden, wie dieser ganze unendliche Raum und seine Knie fingen ebenfalls an, bedrohlich dunkel zu werden. Scheiße! Kilian überlegte nicht lange, und rannte zum Telefon. Er musste anrufen, er MUSSTE einfach. Die Dunkelheit griff rasend schnell nach ihm, umschlang seine Beine, die ihm vollkommen den Dienst versagten und er der Länge nach hinflog. Seltsamerweise gab es so etwas wie Boden, denn anstatt sich in dieser schwerelosen Unendlichkeit ewig zu drehen oder in ein Loch ohne Ende zu fallen, spürte er einen scharfen Schmerz in seinem Kinn , der sich langsam sein Gesicht erkämpfte und bis in seine Stirn hochfuhr. Er schmeckte den Geschmack von Blut auf seiner Zunge, in die er sich vor Angst reingebissen hatte und jaulte kurz auf. Stützte die Arme auf dem unsichtbaren Boden ab und drückte sich hoch, wagte nicht an sich herunter zu sehen, denn er war der festen Überzeugung wahnsinnig zu werden, wenn er sehen würde, wie er unter seinem Bauch einfach aufhörte, als sei er eine mutlireale Comic-Figur aus einem japanischen Manga - in einem Shonen-ai würdest du gut reinpassen, Sonnenschein - . die ihrem Zeichner nun nicht mehr gefiel und kurzerhand ausradiert wurde. Elendig langsam stand er wieder auf und rannte weiter auf das kleine schwarze Telefon zu, dass so lächerlich nahe war du doch unerreichbar weit. In Panik hörte er plötzlich ein lautes Fauchen hinter sich, gefolgt von einem Scharren, als ließe ein kleines Kind ein viel zu großes Messer, dass es gerade von der Küchenablage stibitzt hatte, hinter sich her über den weißen Fliesenboden des Flurs schleifen. Eigentlich wollte er sich nicht umdrehen, wollte nicht sehen, wer oder WAS diese Geräusche von sich gab, dazu hatte er einfach zu viele Horrorfilme auf dem 13th Street Kanal von Premiere World gesehen, wenn er Ferien hatte und abends bis nach eins aufblieb, was ihm seine Eltern erst ab seinem fünfzehnten Lebensjahr erlaubt hatten. Doch er tat es trotzdem, in Zeitlupe und mit einer Gänsehaut, die sich über seinen ganzen Rücken zog. Was er sah, war schlimmer, als dieses nie aufhörende Dunkel, schlimmer, als diese kreidebleiche rasselnde Mädchenstimme, schlimmer als ER, und schlimmer als jeder Critter, Scream-Serienkiller oder weiße Hai, den er jemals über die bunte Leinwand eines Kinos hatte reiten sehen, was wohl größtenteils daran lag, dass er es überhaupt in dieser Finsternis SEHEN konnte. Es war ein riesiger Schatten, der auf die Entfernung größer wirkte, ein Einfamilienhaus, größer als ein Öltanker, größer als ein Gott verdammter Seismosaurus - der Seismosaurus war mit knapp 70 Metern der größte Sauropode der Kreidezeit, hast du dir das auch aufgeschrieben, Kilian? - Das Verrückte war, dass es nirgends einen Lichtschein oder einen Scheinwerfer gab, der ihm das Tier oder den Dinosaurier oder was auch immer hätte zeigen können. ER war dunkler, als die Dunkelheit und doch heller als jeder Stern. Er war einfach unübersehbar. Genaue Umrisse konnte Kilian nicht wirklich sehen und dafür war er mehr als dankbar. Seine Phantasie spielte ihm auch so schon einen üblen Streich nach dem anderen. Gigantische Krallen malten sich in seinem Kopf wie von Geisterhand auf eine weiße Tafel und formten sich zu reißerischen Zähnen, krumm und schief. Große unförmige, glubschende Augen in grellem Hellgrün oder leuchtendem Gelb, die keine Lider besaßen, sich nicht schlossen, sondern immer nur starrten, bis in seine Seele, die unter diesem Blick schreiend zerbrach wie ein Glas Cola, dass einem aus der Hand geschlagen wurde - Kannst du denn nicht aufpassen, du blödes Blag, ich hab mir die ganze Hose eingesaut! - Wieder raunte dieses Fauchen durch das Nichts und wieder folgte das Scharren, diesmal näher. Oh, Nein, das verdammte Ding kam auf ihn zu! Es kroch oder schlurfte oder saugte oder stakste auf ihn zu, diese riesige Monstrum mit den Glubschaugen und einem Skorpionschwanz, einem elendig langen Skorpionschwanz mit einem Giftstachel so groß wie ein Kleinbus. Kilian hechelte entsetzt nach Luft und spürte, wie ihm die Lunge den Geist aufgab. Er sog so tief die Luft ein, wie er konnte, doch sie kam nicht durch seinen Hals, verpuffte einfach wieder und verschwand. Was zur Hölle ist hier los? Alles, was er fühlte war Angst, nur das reine Gefühl von süßer Angst, die ihn umklammerte wie eine Schrottpresse und zerdrückte, um ihn schön als quadratischen Würfel auf den Haufen Müll zu schleudern, der sich hinter diesen Glubschaugen - Totenlichtern? - auftat. Jetzt kreischte das Urvieh hinter ihm erbärmlich schrill und ließ die Finsternis erzittern, als es wutentbrannt mit einem seiner vielen Füße aufstampfte und sich seinem Opfer wieder ein Stückchen genähert hatte. Ein Stückchen so lang wie eine Einbahnstraße. Kilian rannte einfach los. Er wußte, es war sinnlos. Er bekam keine Luft mehr, er konnte seinen Muskeln nicht mit dem antreibenden Sauerstoff vollpumpen, nicht den so oft erwähnten letzten Adrenalinschub in Gang setzen, von dem es immer hieß, er käme dann, wenn alles andere aufgebraucht war und doch lief er zu dem Telefon, dass so unschuldig auf dem Boden lag und auf ihn wartete, ihm zu sich rief und fast schon mit seinem Hörer anfing wild zu schwenken, damit er sich ja nicht verlief. Ein unbeschreiblich zerreißendes Stechen machte sich in seinem Brustkorb breit, sein Herz schien zerschnitten zu werden, seine Lunge brach komplett zusammen. Hinter ihm ertönte das donnernde Poltern der Pranken eines Ungetüms, dass selbst Godzilla aus dem Ring kicken würde, und hätte seinen Beine nicht so einfach wieder den Dienst versagt, wäre er von der Vibrationen sicherlich auf den Allerwertesten geschickt worden. Entsetzt schloss er die Augen und rieb sich die Stelle, die ihn für Sekunden von seinem stockenden Herzen ablenkte, ehe er sie wieder öffnete und fast angefangen hätte zu heulen, als er das schwarze Telefon vor sich sah. Er saß im Schneidersitz davor, wie ein Achtjähriger, der es gerade zum Geburtstag bekommen hatte und nicht so recht wußte, ob er des benutzen oder einfach wieder mit seinen Star Wars Actionfiguren weiter spielen sollte. Natürlich benutzte Kilian es. Er nahm den Hörer in seine zitternde Finger und hielt ihn an sein Ohr, erwartete eine rettende Stimme, ein leises und fragendes "Hallo, ist da jemand?", doch nichts. Absolute Stille. Das Zerschmetternde Klatschen von etwas sehr Feuchtem ertönte hinter seinem Rücken. Wahrscheinlich hatte das Monster gerade seine gespaltene Zunge auf Wanderschaft geschickt. Erst jetzt bemerkte er, dass auf der Wählscheibe anstatt Zahlen Buchstaben standen. Alle im Alphabet, sogar Ä Ü und Ö. Ohne genau zu wissen, warum, steckte er seinen linken Zeigefinger in das kleine Wählloch und schrieb so den Namen X A V E R Erst kam nur das normale Rauschen, dann ein Piepton, quälend langsam in Anbetracht der Schnelligkeit mit der das Trümmern und Fauchen hinter ihm anschwoll. PIEP PIEP PIEP Gott, nimm einfach ab. Bitte!< PIEP PIEP PIEP KA-WUMM!! Hinter ihm hatte die Mutter aller Monster gerade mit ihrem Schwanz die Luft zerschnitten und den Boden zum Beben gebracht. PIEP PIEP PIEP Dann endlich, ein Klicken und ganz und eindeutig Xavers Stimme. "Hallo. Das hier ist der Anschluss von Xaver, dem Astyanax im Schutze der Finsternis. Ich bin zur Zeit leider nicht da, aber wenn sie wollen, können sie mir eine Nachricht hinterlassen. Sprechen sie einfach nach dem Piepton. Danke." - PIEP Kilian schmetterte weinen den Hörer wieder auf und ballte beide Hände zu Fäusten. Warum war er nicht da? Warum er jetzt nicht da? Gott, verflucht, warum war er denn überhaupt hier? Da erstarb sein Niesen und Schluchzen und er nahm den Hörer wieder tippte ein ganze Reihe von Namen ein, die in den Sinn kamen. Noch hatte ihn die Hydra hinter ihm nicht erreicht, noch spürte er nicht die Hitze, die von dem Flammen werfenden Rachen ausging. M I S T Y "Oh, mein Gott. Es ist der Phönix. Er ist es tatsächlich. Los, mach ihn fertig!" Kilian machte sich keinerlei Gedanken, er hörte sich die ganzen Botschaften bloß kurz an und legte dann wieder auf. Um logisch zu denken, fehlte ihm die Kraft, der Wille und vor allem, die Zeit. Er rief alles durch und würde erst dann dran bleiben, wenn jemand ihn zu sich rufen oder ihm sagen würde, wo er war. K L E O P E T T R A "Nein! Geh weg, du Monster! Lass mich in Ruhe! Flieg woanders hin, du Dä..." Hatte sie etwa dieselben Probleme wie er? Es war irgendwie tröstend, wenn dem so sein sollte. Auch sie kämpfte mit einem Ungeheuer, auch wenn es nicht Mal ansatzweise so schrecklich war, wie das von Kilian, dass jetzt gerade seine spitzen Hörner in den Himmel - wenn es den hier gab - reckte. G I G E L F "Verdammt, sieh hin, Mädchen! Mach dich frei! Konzentrier dich auf deinen Schutzgesandten!" C Y P R I A N "Oh, nein es geht schief. Verdammt, ich habe sie unterschätzt. Sie werden ihn besiegen, sie werden ihn töten. Ich muss etwas tun, noch hat er seine Aufgabe nicht erfüllt...." H A R M O N Y "PLING. Kein Anschluss unter dieser Nummer. PLING" H I L F E Jetzt kam diese alte klirrende Stimme wieder, die so ähnlich wie die von Darth Vader klang. "Ha, von wegen, du kleiner Bastard. Hast wohl gedacht, rufst hier bloß um Hilfe und schon kommen sie und retten dich? Voll daneben, Bruder! Voll daneben! Aber mach dir nichts draus. Kümmer dich lieber um deinen Colafleck in deiner Hose. Sieht aus, als hättest du dir in die Hose gepisst. Am besten nimmst du dazu Tränen, die sind super dafür geeignete. Kosten nur 30 $, ist doch billig, oder? Original Sonnenscheinqualität. Und vergiss nicht, deine drei Schachteln pro Tag zu nehmen, sonst fällst du noch in so 'ne dumme Gletscherspalte und krepierst. Ha, ha, ha, ha, ha, muhahahahah!" Resignierend schmiss Kilian den Hörer weg und blickte starr auf den Boden. So würde er also enden, in einem Raum, den es gar nicht gab - zumindest nicht nach den Gesetzen seines ehemaligen Physiklehrers - , sitzend vor einem Telefon, dass niemals bei Telekom angemeldet wurde und getötet von dem grausamsten Wesen, dass Gott je gebaut hatte. Plötzlich fiel der monströse Schatten des Tieres über ihn und hüllte ihn ein. Er war total unregelmäßig und abgehackt, hatte überall Ecken und Zacken, Risse und Spitzen. Einer der vielen Köpfe mit den Glubschaugen senkte sich zu ihm und schnupperte ihm. Kilian hielt den Atem an, den er gar nicht mehr hatte und griff wieder zum Hörer. Ein letzter Geistesblitz schoss ihm durch den Kopf. Ein letzter Versuch, sich zu retten, die letzte Chance. N E I T H "LOS! HIERHER! WO WARST DU DENN! BEEIL DICH ! ER IST DIREKT HINTER DIR! KOMM HER! SCHN..." Dann flog er durch einen flimmernden Gang. Die Dunkelheit, das Monster, das Telefon, die Stimme, alles war weg. Sein Atem ging wieder, sein Herz schlug, er spürte wieder Kraft in sich aufsteigen. Dann sah er ein Licht am Ende des Rüssels, in dem er mit einem irren Tempo durchraste, sodass er sich wie im Auge eines Tornados fühlte. Er schoss hindurch, wie durch ein Ziel und wachte mit einem heftigen Ruck auf. Das erste, was er sah, waren zwei wunderschöne grüne Augen, die ihn besorgt und erleichtert ansahen. "Xaver." Er war selbst geschockt, wie brüchig seine Stimme klang, als er in Tränen ausbrach und sich um den Hals des Größeren warf. Es war eine unglaubliche Beruhigung, ihn zu sehen, ihn zu riechen, ihn einfach zu fühlen. Die Angst wich und machte wieder den allseits bekannten Schmerzen Platz. Kilian stöhnte verhalten auf, wollte den jungen Mann aber nicht loslassen, als dieser ich zurück ins Bett legen wollte. "Psst....Kilian, ist ja gut. Ich bin ja bei dir. Aber du musst dich jetzt hinlegen, du bist immer noch schwer verletzt." Vorsichtig setzte er den Grünhaarigen auf dem weißen Laken ab und strich ihm durch die Haare, fühlte, wie der Jüngere schwitzte und zitterte. Es trieb ihm die Tränen in die Augen. "Gott, ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist.", flüsterte er zu sich selbst und nahm die kleine und zerbrechliche Hand in seine, schenkte dem Verletzten ein warmes Lächeln und setzte sich auf die Bettkante. Um ihn herum standen allmählich alle wieder auf. Misty war als Este auf den Beinen und rannte sofort zum Bett. Sie grinste, als sie Kilians blaue Augen erkannte und drückte Xaver die Schulter. "Gut gemacht. Du warst echt spitze!", hechelte sie und ging in die Knie. Ihre dunklen Haare fielen ihr über das Gesicht und verdeckte es. "Danke, aber ohne dich und die anderen hätte es nicht geklappt." Da kamen auch Anastacia, Cyprian und Gigelf zu ihnen und lächelten zufrieden, als sie den lebendigen Jungen erblickten. "Gott, sei dank, es hat geklappt. Ich dachte erst, der Dämon würde gewinnen.", plapperte der Weißhaarige und fuhr sich über die Stirn. "Ja, so sah es tatsächlich aus, aber die Verbindung der beiden war stärker.", seufzte der Älteste und zog an seinem Spitzbart. "Was meinen Sie damit?", fragte die Frau des Kochs, die erst vor ein paar Augenblicken reingestürmt war, als sie die Schreie des Jungen gehört hatte. "Nun, wenn ich ehrlich bin, hatte ich nicht mit den beiden Drachen gerechnet. Ich dachte, das unsere Schutzgesandten den Dämon vernichten konnten, doch da habe ich mich wohl geirrt. Phaidra und Neith waren daher wirklich die Rettung in letzter Sekunde. Doch einfach so kommen die beiden nicht. Es ist sowieso mehr als erstaunlich, dass die beiden gerade den Drachen des Lichts und den der Finsternis als Schutzgötter haben. Dass sie dann auch noch zusammen gekämpft haben, zeugt davon, dass die beiden eine sehr tiefe Bindung zueinander haben müssen, denn normalerweise können sich die beiden Drachen nicht gut ab.", erklärte der Weise und hustete in seine Faust. Derweil war Kilian wieder eingeschlafen. Er hielt immer noch Xavers Hand fest umklammert und hatte seinen Kopf auf den Schoß des Größeren gelegt, der ihm nun zärtlich durch die Haare streichelte und seine beschützenden Augen auf ihm ruhen ließ, obwohl er mehr als kaputt war. Wie sich nachher zeigte, hatten fast alle so etwas wie einen Gedächtnisverlust. Nur Misty, Gigelf und Cyprian, sowie Xaver und Harmony konnten sich an den Fight mit dem Dämon erinnern. Den Kuss davor hatten scheinbar nur noch Misty, der Älteste und Xaver in Erinnerung und an den Beginn des Rituals entsinnte sich niemand mehr. Doch es hatte geklappt und das war alles, was zählte. Kilian litt nicht mehr unter dem Bestiarum und war auf dem Weg der Besserung. Zwar hatte er trotz dessen noch eine tiefe Wunde im Bauch, einen Schnitt an der Schulter und ein gebrochenes Bein, von den Rippen ganz zu schweigen, doch er hatte genug Kraft um das durchzustehen, vor allem wo sein Lehrer keinen Moment von seiner Seite wich. Xaver wachte morgens neben dem Junge auf, aß mit ihm zusammen sein Mittagessen, spielte mit ihm nachmittags Karten, gab ihm abends seine Tabletten, wartete bis der Kleine eingeschlafen war und legte sich dann selbst neben ihn hin, immer einen Arm behütend um Kilian geschlungen, damit ihn ja niemand mehr verletzten konnte. Er lauschte dann immer den ruhigen Atemzügen neben ihm und merkte irgendwann gar nicht mehr, wie sich seine denen von Kilian anpassten, bis er selbst die Augen schloss und in das Reich der Träume entschwand. Die Heilung erwies sich als sehr langwierig. Die kleinen Schnitzer und Rammen schlossen sich schnell, doch an Bauch und Schulter blieben Narben zurück. Sein Bein und seine Rippen wuchsen wieder zusammen und irgendwann begann er damit, erste Gehversuche im Zimmer zu machen, wobei ihm Xaver immer unter die Arme griff und ihn auffing, wenn er fiel. Und so gingen die Wochen da hin. Irgendwann dann begann Xaver, sich wieder um sein eigenes Training zu kümmern, denn wie sich zeigte, hatte er seine heilenden Kräfte während der Satyricon verloren. Satt ihm kümmerte sich dann Misty um den Kranken. "Sag mal Kilian, liebst du Xaver eigentlich?", fragte sie unverblümt. Kilian verschluckte sich an seinem Glas Wasser, mit dem er gerade seine Schmerztabletten runterschlucken wollte. Hatten sie nicht bis vor gerade eben noch über Stephen King geredet? "Was?", fragte er verwirrt und ließ rot an. "Du hast schon richtig verstanden. Liebst du ihn?" Sie hatte ihr schlanken Hände auf dem Laken gefaltet und sah ihn aus festen, dunklen Augen an. Ihr schwarzes Haar hing ihr offen über die Schultern und umrahmte ihr hartes und festes Gesicht, ließ es wunderschön aussehen und wellte sich leicht auf ihren Schultern. Es war ganz schwarz. Die roten Strähnen waren weg. Um ihren Hals hingen nur zwei Raclons. Ein silberner Panther und ein feuerroter glitzernder Vogel aus Rubin. Es war der Phönix, wie Kilian wußte. Man hatte ihm alles erzählt, auch wenn der Junge es erst gar nicht glauben konnte. Jetzt machten auch die seltsamen Stimmen am Telefon einen Sinn. Er hatte von seinem eigenen Ereignis noch nichts erzählt. Vielleicht würde er es eines Tages mal Xaver sagen, vielleicht auch Misty, aber vielleicht auch nicht. Er war nicht sonderlich scharf darauf, diesen Horror noch mal durch zu machen. "Wieso fragst du das?" Er stellte das Glas ab, nachdem er es in einem Zug leer getrunken hatte, samt seinen weißen und blauen Pillen. "Weil ich es wissen will. Ist schwer zu erklären. Also spuck es schon aus!" Kilian schaute auf die weiße Decke, die ihm bis zum Bauch ging. Sein Oberkörper war nackt und von mehreren Verbänden umwickelt. "...ja....", flüsterte er so leise, dass sich Misty etwas nach vorn beugte, ehe sich nochmals nachfragte. "Ja, Herr Gott noch mal. Hör doch mal zu.", maulte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Obwohl Misty damit gerechnet hatte, brach es ihr das Herz, es zu hören. Sie war sonst nie der Mensch, der sich Hals über Kopf in andere verliebte, vor allem nicht in anderen Männer. Sie war nicht lesbisch, aber sie hatte noch nie etwas für einen anderen Gesellen der männlichen Gattung übrig gehabt. Bis Kilian kam. Es war schon ironisch, dass ausgerechnet der Mann, an den sie ihr Herz verlor, sich in jemanden verliebte, von dem Harmony geradezu besessen war. Sie schluckte die Tränen herunter, zwang sich zu lächeln, was ihr tatsächlich gelang und zog sich ihren Kimono zurecht. "Weißt du, das freut mich für dich. Ehrlich." Kilian stutzte. Irgendwas stimmte da nicht. Irgendwie klang das nicht echt, oder zumindest nicht von Herzen echt. "Danke.", entgegnete er und grinste zurück. "Hast du es ihm schon gesagt?" Kilian wollte laut JA brüllen, doch dann stockte er. "Nein, hab ich noch nicht", sagte er wie mit einer anderen Stimme. "Was? Warum nicht. So wie das die letzten Wochen aussah, seid ihr seit Jahren ein Paar." Kilian errötete etwas mehr und kreiste mit dem Finger auf dem Bettbezug. "Mag sein, aber richtig gesagt habe ich es ihm noch nicht." Jetzt wurde ihr Gesicht gespielt böse und ernst. "Also wirklich. Ist ja Mal wieder typisch. Von dir war ja nichts anderes zu erwarten, du rückgratloser Schleicher!" Kilian lächelte. "Das sagt die Richtige. Eine Dampfwalze ist sensibler als du." "Was soll das heißen, du Troll?!" "Dass du mich nicht einmal besucht hast. In vier Wochen. Rabenfreudin." "Oh, entschuldige bitte, wenn wir nicht alle faul in unseren Betten liegen können. Einige von uns müssen nämlich arbeiten, weißt du? Das ist, wenn du Sachen machst, die du eigentlich gar nicht machen willst, aber trotzdem machen musst. Ich hab mir den Arsch abgerackert, während du hier genüßlich deine Drinks schlürfst und die Nachmittage durchpennst, also sorry, wenn ich mich vier läppische Wochen um mein eigenes Leben gekümmert haben!" "Das wird ja immer toller. Ich mache hier bestimmt keinen Urlaub, Schneewittchen. Falls du es nicht gescheckt hast, ich hab ein gebrochenes Bein und ein Loch so groß wie North Dakota in meinem Bauch!" "Spiel dich nicht so auf. Da kannst du nicht mal ein Matchbox Auto drin verstecken!" "Wenn du kein Mädchen wärst, würde ich dir eine reingeben, dass deine Zähne wackeln." "Das traust du dich doch gar nicht, du Wicht!" "Blöde Hexe!" "Gnom!" "Fehlgeschlagenes Experiment einer Kosmetikfirma!" "Mistpocke!" Da kam Anastacia rein und rief ihnen lauthals etwas zu. "Hey, seid ruhig, Kilian braucht Ruhe!" Doch die beiden beachteten sie gar nicht, sondern kringelten sich vor lachen. "Du hast ein neues Wort erfunden. Eins zu Null für dich!", kicherte Kilian und hielt sich den Bauch, der gar nicht mehr so sehr weh tat. Etwas später verabschiedete sich Misty wieder und Xaver kam ihr entgegen, als sie aus der Krankenstation trat. Sie sah ihn an und atmetet einmal tief durch. Wenigstens musste sie sich nicht schämen, gegen ihn verloren zu haben. "Er wartete schon auf dich. Hat dir wohl was wichtiges zu sagen.", meinte sie noch, bevor sie zu ihrer Hütte ging und sich vor ihrem Spiegel einmal richtig ausheulte, ehe sie mit der Sache abschloss und ihr Leben als Kilians Kumpel anfing. Xaver setzte sich sofort an das Bett und sah den Jungen fragend an. "Was ist denn? Misty sagte, du wolltest mir was sagen?" Kilian richtete sich auf und schaute kurz zu seinem Tisch, der neben dem Bett stand. Als er dort eine Schüssel mit Pudding erblickte, änderte er seine Meinung plötzlich und grinste schelmisch. Unter den verwirrten Blicken des Größeren nahm er die Kirsche, die oben auf dem schwarzen Nachtisch lag und hielt sie an ihrem Stil in der Luft fest. "Das kann warten. Lass mich dich erst etwas anderes fragen!" Xaver nickte verständnislos und schaute zwischen ihm und der Frucht hin und her. "Magst du Kirschen?", fragte der Grünhaarige und spitzte so die Ratlosigkeit in den umwerfenden grünen Augen zu. "Ja, Kirschen sind meine Lieblingsfrüchte.", antwortete er nach einigem Stottern, in der sein Verstand nicht das Gefragte mit dem, was er sah, zusammen bringen konnte. "Willst du die hier haben?" Kilian sah ihn herausfordern an. "Ja, wenn du sie nicht willst, aber sonst..." "Okay, du kannst sie haben. Aber unter einer Bedingung." Jetzt wackelte der Ältere schon ungeduldig auf dem Stuhl hin und her. "Was für eine?" Kilian grinste. "Ich darf dich füttern." Auch der SchwarzrotHaarige grinste und machte bereitwillig den Mund auf. Kilian beugte sich zu ihm vor, hielt die Kirsche am Stengel vor dessen Gesicht und wartete darauf, das dieser mit seinem Mund nach der roten und süßen Frucht schnappen würde. Langsam hob Xaver seinen Kopf und wollte ihn schließen, als der Junge die Kirsche wieder wegzog. Direkt vor seine eigenen Lippen. Xaver grinste jetzt so breit er konnte und hob seinen Kopf so weit an, dass die Kirsche in ihren beiden Mündern verschwand. Im ersten Moment wußte er nicht, was süßer war. Die Kirsche oder Kilian Lippen, doch es dauerte nicht lange, bis er die Gewißheit hatte. - Kilians Lippen Sanft und doch hart presste der Kleinere seinen Mund auf den seines Freundes und saugte daran, knabberte an der Unterlippe und teilte nebenbei das Fruchtfleisch auf, dass wie von selbst in ihre Rachen entschwand. Xaver legte eine Hand zärtlich in Kilians Nacken und kraulte in, strich ihm mit der anderen durch die Haare und biss ihm eicht in die Zunge, als die seine Oberlippe entlang fuhr. Ein heißes Kribbeln machte sich in ihren Körpern breit, Hitze stieg in ihnen auf, Verlangen verdrängte alles andere aus ihren Köpfen und aus ihrer Welt. Kilian war sich irgendwann wieder bewußt, dass er noch immer noch die drei magischen Worte gesagt hatte, doch er fand, dass seine Körpersprache schon deutlich genug war und als er spürte, wie Xavers Zähne neugierig an seinem Hals knabberten, hatte er wirklich keine Lust mehr, die Zeit mit Sprechen zu vergeuden. Die Tatsache, dass er diesmal nicht von höllischen Schmerzen gepeinigt wurde, schien er gar nicht zu bemerken, genauso wenig wie er gemerkt hatte, dass Misty noch etwas geflüstert hatte, als sie ging. Doch was er wohl am wenigsten realisierte war, dass Damien mit einem harten und entschlossenen Blick an der Krankenstation vorbei ging und einen kurzen Blick in das Fenster warf, bevor sich der Griff um sein Schwert verstärkte...... Fortsetzung folgt!!!! Kapitel 12: DGS XII: Kabballah zeigt die Wahrheit ------------------------------------------------- Der Göttliche Sturm XII Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Vorwort: Erst mal ein Riesendankeschön an alle, die bisher etwas zu DGS geschrieben haben und sich meine Story so treu durchlesen. Vielen Dank. Und ansonsten möchte ich nur sagen, dass ich in diesem Teil mich, naja, etwas im "lemon Bereich" versucht habe, auch wenn es noch harmlos ist. Könnt ja selbst entscheiden, wie es mit gelungen ist. So und zum Schluss natürlich noch ein MegagigantikatrilliardenhochdreiDankeschön an Yu-chan. Dies ist wider mal eine YueKatou-Widmung und nu viel Spass. Hope you like it. DGS Kapitel 12: Kabballah zeigt die Wahrheit Noch immer lagen Kilians Lippen sanft auf denen seines Freundes und schickten mehr dieser heißen Schauer über dessen Rücken, über den er behutsam mit seinen Händen kleine Kreise zog. Er konnte die Wärme der Haut spüren, die sich ihm entgegenstreckte, die ihn am liebsten überall gleichzeitig berühren wollte und leicht vibrierte. Xaver verstärkte den Druck beim Küssen etwas und ließ Kilians Zunge nicht lange alleine in seinem Mund verharren, sondern fing an sie mit seiner eigenen zu umzingeln, sie zu necken und zu stubsen, erst zaghaft, da er nicht so recht wußte, ob er es richtig oder besonders gut konnte, doch als es merkte, wie sich der Junge enger an ihn presset und sich seine rechte Hand in seinen Haaren fest raufte, wurde er mutiger und begann wild mit der Zunge zu kämpfen, drängte sie immer wieder zurück, nur um dann ein wenig nachzugeben und sich wieder zurück drängen zu lassen. Es war so ein himmlische Gefühl, dass ihn dabei durchströmte. Er hatte nie gewußt, dass es etwas so wundervolles geben konnte, etwas, dass ihn so in seinen Bann zog, ihn alles andere einfach vergessen ließ. Wie ein riesiger Bulldozer war dieser Gefühl in seinen Kopf gerast und hatte alles andere niedergerissen. Hatte alles andere ausgelöscht und durch ein leises Kribbeln im Bauch und bombastisches Herzklopfen ersetzt. Eine ebenmäßige Gänsehaut überzog seine Arme, als er den Grünhaarigen noch mehr umarmte, dabei sein Gewicht gar nicht bemerkte und sich nur fragen konnte, wie er so lange ohne ihn hatte leben können. Verstohlen öffnete Kilian seine blauen Augen, die jetzt verträumt und unendlich glücklich strahlten und hielt den Blick des Älteren in seinem gefangen. Das Grün glitzerte jetzt mehr denn je, mysteriös, geheimnisvoll und irgendwie beruhigend. Er sah in diesen Augen etwas, dass er nicht so recht deuten konnte. Ein unterschwelliges Leuchten, dass man im ersten Moment gar nicht erkannte. Eine Art Funkeln oder auch Blitzen ganz weit hinten, als wollte es sich verstecken. Kilian kannte dieses Licht irgendwoher. Er hatte es schon in den Augen seiner Mutter gesehen, wenn die ihn abends ins Bett gebracht hatte oder damals, als er mit gebrochenem Arm im Krankenhaus gelegen hatte, weil er mit dem Inline Skates vor einen BMW gefahren war. Er musste einfach lächeln. Denn obwohl er wußte, dass niemand in je so anschauen konnte wie seine Mutter, so wußte er doch gleichzeitig auch, dass ebenso niemand ihn so anfunkeln konnte, wie Xaver. Langsam trennten sie sich wieder voneinander und ließen sich nicht aus den Augen, als könne sich der andere in Luft auflösen, schauten sie auch nur ein mal kurz weg. Der Schwarzrothaarige strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn du prägte sich das junge und doch erwachsen markante Gesicht ein. Er wollte es nie wieder vergessen. "Ich bin so froh, dass ich dich endlich wieder bei mir habe.", flüsterte er und gab ihm einen zarten Kuss auf die Wange. Kilian errötete und schaute verlegen zu Boden. "Ich bin auch ziemlich froh, wieder auf Erden zu wandeln." Damit hatte er nur allzu Recht. Er konnte sich noch gut an den unendlichen Raum aus Finsternis erinnern. Daran, wie ihm die Luft zum Atmen gefehlt hatte, wie er begonnen hatte sich selbst in Finsternis zu verwandeln. Daran, wie ihn diese Kreatur verfolgt hatte und wie er verzweifelt überall mit dem kleinen schwarzen Telefon angerufen hatte, ohne Antwort zu bekommen. Ihm war klar, dass das in Wirklichkeit nicht real gewesen war. Es war eine Art Scheinwelt gewesen, tief in seinem Unterbewußtsein, in die ihn dieser Dämon aus dem Bestiarium gedrängt hatte, um ihn dort endgültig zu eliminieren. Fast hätte er es geschafft. Noch immer erschauderte er bei der Vorstellung. Xaver bemerkte dass, auch wenn er wohl der einzige Mensch auf der Welt war, der so eine kleine Bewegung registrieren konnte, er tat es und legte beschützend einen Ar um seine Schulter. "Was ist denn, Kilian? Hast du Schmerzen?" "Nein, nein, es geht schon. Mir ist bloß ein wenig kalt." Als ob ihm nach den Küssen auch nur ansatzweise kalt sein könnte! "Du kannst es mir ruhig sagen, ich behalt es für mich." Kilian lächelte ehrlich dankbar, schüttelte dennoch den Kopf. "Es ist wirklich nichts. Mach dir nicht so viele Sorgen." Dennoch zog Xaver ihn wieder in eine zärtliche Umarmung und lehnte seine Stirn gegen die des Grünhaarigen, damit ihm dieser in die Augen sehe musste. "Du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst. Ich bin immer für dich da und werde dich vor allem beschützen, was dir etwas antun will." Kilian war nicht fähig, dass, was er jetzt fühlte in Worte auszudrücken, geschweige denn in zusammenhängenden Sätzen, also tat er das, was er für am richtigsten hielt und umschlang wieder den festen Nacken mit seinen Armen, setzte sich etwas umständlich auf Xavers Schoß, verschränkte die Beine hinter dessen Rücken und senkte seinen erwartungsvollen Mund auf den des Größeren, der ihn sofort gefangen nahm in eine Welt aus Hitze, Verlangen und Sucht. Xaver begann mit seinen Fingern sanft und leicht über Kilians Rücken zu fahren, ließ sie wie die Beine einer Spinne über seine warme Haut gleiten, auf der sich ein leichter Schweißfilm gebildet hatte. Ein kaum zu hörendes Schnurren folgte als Antwort, worauf er den Druck etwas verstärkte und jede Partie dieses wundervoll gebauten Rückens zu massieren, zu streicheln und zu triezen. Das ließ der Junge natürlich nicht ohne weiteres mit sich machen und so öffnete er den Griff um den Nacken und fuhr über die nackte Brust, unter der er das Herz seines Freundes rasend schnell schlagen spürte. Vorsichtig umspielte er den Rippenbogen, umkreiste fahrig und unbestimmt den Bauchnabel und kratzte immer wieder über die leicht errötete Haut, wurde mit der Zeit gieriger und packte fest zu, presste den ungeschützten Oberkörper an seinen, fühlte wie sich ihre Herzen durch ihr synchrones Schlagen fast berührten, wäre da nicht die trennende und störende Haut ihrer Brustkörbe gewesen. Augenblicklich entlockte er dem Älteren damit ein leichtes Stöhnen, versiegelte den Mund jedoch gleich wieder mit einem herausfordernden Kuss, leckte mit seiner Zunge über die volle Unterlippe und knabberte dann leicht an ihr, ehe er sich ihrem Gegenstück zuwandte und schließlich nach unten glitt, um seine Wange zu malträtieren und sich dem Hals zuzuwenden. Xaver hatte längst die Kontrolle verloren, wußte nicht mehr, was er tat und wollte auch gar nicht genau darüber nachdenken; wollte nur noch mehr von dem, was man ihm so reichlich gab, mehr Herzflimmern, mehr Schmetterlinge im Bauch, mehr Hitze, mehr von diesen Lippen, mehr von dieser Haut, mehr von diesem Körper, mehr von Kilian. Bereitwillig neigte er seinen Kopf nach rechts, als der Jüngere mit seiner forschen und doch schon sehr erfahrenen Zunge über seine Schulter fuhr, sanft seine feuchten Lippen an seinen Hals setzte und verspielt hineinbiss, ehe er begann seine Hüfte provozierend gegen die seines Lehrers zu drücken, sie quälend langsam kreisen zu lassen, während er sich nun um das Schlüsselbein kümmerte, sein Gesicht dort kurz verbarg, als er selbst aufkeuchen musste, weil ihn die plötzlichen Schauer von Wärme mit ihrer urgewaltigen Kraft den Boden unter den Füßen weggerissen hatten und er für ein paar Augenblicke nicht mehr wußte, wo er war und sich haltsuchend an Xaver festklammerte. Der hatte seine grünen Augen gerade geschlossen gehabt, und schaute nun mit einem verklärten Blick zu dem jetzt etwas Größerem auf, ehe er dessen Mund schon fast gewaltsam in Besitz nahm und ihm in die Unterlippe biss, dass er den metallischen Geschmack von Blut schmeckte. Kilians Hände krallten sich in Xavers Rücken und hinterließen rote Striemen. Da klopfte es plötzlich. Erschrocken fuhren sie beide auseinander und blickten panisch zur Tür, die auch keine drei Sekunden später aufgemacht wurde. Von keiner geringeren als Misty. Als sie in die Krankenstation kam, wußte sie zwar nicht, was los war, aber sie wußte definitiv, dass irgend etwas los war. Sie sah noch mit einem Auge wie Kilian sich die Decke bis zu Brust hochzog und sich etwas zu schnell ins Bett legte, während Xaver, der neben dem Bett auf einem Stuhl saß, sich durch die ziemlich zerwühlten Haare fuhr und sich Schweißperlen von der Stirn wischte. "Guten Tag, ihr beiden. Dürfte ich wohl erfahren, was hier los ist?", fragte sie gespielt fröhlich, da man so noch am ehesten etwas erfuhr und ging etwas zögernd auf das Bett zu, um sich dann auf einen zweiten Stuhl gegenüber des Schwarzrot-Haarigen zu setzen. "Morgen, Misty. Was meinst du denn damit? Hier ist nichts los!", beschwichtigte Kilian und lächelte sie breit an. Dennoch fiel der jungen Frau auf, wie unnatürlich gerötet ihre beiden Gesichter waren und wie schnell ihrer beider Atem ging. "Kommt schon, Leute. Mir könnt ihr nichts vormachen. Irgendwas ist doch hier gerade gewesen und ich will jetzt wissen, was es war!" Entschlossen lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und warf durch einen gekonnten Kopfdreher ihren langen schwarzen Pferdeschwanz über ihren Rücken, während sie ihre Beine übereinanderschlug und ihre nackten Füße zeigte. Kilian fand den kleinen goldenen Ring, den Misty um den mittleren Zeh ihres rechten Fuß trug, wesentlich interessanter als ein klärendes Gespräch, also fragte er statt dessen, seit wann sie diesen Schmuck tragen würde. Langsam wurde die junge Frau sauer. "Na, gut dann eben anders. Ich werde einfach raten und ihr nickt einfach nur, wenn es richtig ist, einverstanden?" Xaver wollte etwas erwidern, brach aber mitten in der Bewegung ab und legte die Stirn kraus. Kilian schien nicht recht zu wissen, was er von diesem Angebot halten sollte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Misty grinste nur breit und rieb sich übertrieben das Kinn, während sie ihren Kopf schief legte und so tat, als wäre es schwer, die Lösung zu finden. "Also, sehen wir zuerst einmal die Fakten und Indizien ein. Ihr wart beide allein in diesem Zimmer. Ihr wart euch relativ sicher, dass niemand kommen würde, der euch stören könnte, zumindest nicht, ohne vorher anzuklopfen. Ihr seht beide ziemlich fertig aus und atmet sehr schnell, eure Köpfe sind rot angelaufen und wenn ich mich nicht irre, bist du, mein lieber Kilian, ganz hurtig in dein Bett zurück geschlüpft, als ich rein kam, also folgere ich daraus, dass du vorher nicht in deinem Bett warst. Ergo, entweder habt ihr beide euch geprügelt oder aneinander rumgefummelt. Ich tippe eher auf letzteres." War die Farbe der beiden Männer eben wieder einigermaßen normal geworden, so wechselte sie jetzt schlagartig in scharlachrot. Misty grinste nur noch gefälliger und schnipste laut mit der linken Hand. "Gut Arbeit, Watson, sie haben den Fall gelöst.", rief sie mit betont tiefer Stimme und klopfte sich selbst auf die Schulter, ehe sie laut anfing zu lachen. "Aber Misty....du darfst das niemandem erzählen, ja?", flüsterte Kilian unsicher und knibbelte an der Bettdecke rum. "Ja, geht klar, Ehrenwort. Aber warum macht ihr da so einen Staatsakt draus? Ihr könnt euch doch vor mir ruhig küssen, meine Güte, was ist denn da bei? Wir leben hier schließlich nicht in irgend so einem Vorortkaff, wo die Meinungen engstirniger sind, als die Kühe." Leicht zitternd strich sie sich eine ihrer langen schwarzen Strähnen aus der Stirn und blickte leicht bedrückt in die strahlend blauen Augen des Jüngeren und schenkte ihm ein gequältes Lächeln. Wie gern sie sich diese Augen doch ansah. Wie gern sie in der Nähe von ihm war. Wie gern sie ihn einmal küssen würde, doch das war Wunschdenken. Sie hatte eingesehen, dass Kilian für sie anders empfand, als sie für ihn. Da war Freundschaft, aber keine Liebe. Das Leben war halt manchmal unfair und sehr oft trat es einem einfach nur gewaltig in den Arsch, doch die Kunst war, damit klarzukommen und Misty kam klar. Zwar würde sie sich heute Nacht wohl wieder in den Schlaf weinen , doch dafür würde sie am nächsten Tag abgehärteter sein und wer weiß, vielleicht würde es ihr irgendwann tatsächlich nichts mehr ausmachen, die beiden so vorzufinden. Erst schwiegen sie alle drei, kein unangenehmes Schwiegen, mehr ein Harren auf die Dinge, die kommen würden, eine Art von Vorfreude auf eine Zukunft als verschworenes Trio, dass alles zusammen durchsteht. Eine seltsame Spannung lag in der Luft. Der Hauch eines Traums, einer Vision, vielleicht sogar einer Vorausahnung. So wie sie jetzt waren, würden sie irgendwann etwas ändern, etwas vollbringen, etwas gewaltiges schaffen. Nur sie drei würden eine Macht zu Fall bringen, die bisher als unbesiegbar galt, als unsinkbar, doch sie drei würden sie mit sich in die Tiefe reißen. Doch kaum , dass Kilian wieder angefangen hatte zu sprechen, war diese Spannung verflogen, zum Fenster raus in den hellen Vormittagshimmel, an dem nur ein paar weiße Wolken flogen und die Sonne grell über das Kloster schien. "Danke, Misty. Ich weiß das sehr zu schätzen und ich werde.....Moment mal...." Der Grünhaarige war immer leiser geworden und gegen Ende redete er mehr mit sich selbst, als mit jemand anderem. Er starrte leer vor sich hin und grübelte, dann sah er auf und sein starrer Blick traf den leicht besorgten von Xaver, der - so schien es - in ihm lesen konnte und leicht nickte. Misty verstand natürlich nur Bahnhof. "Was ist denn los?", rief sie und beugte sich neugierig vor. Der Junge drehte sich zu ihr und sah immer noch ins Leere, sprach dennoch sehr gefasst. "Weißt du, Misty, als ich Xaver das erste Mal geküsst habe, bin ich kurz darauf von gewaltigen Schmerzen durchzogen worden. Mir tat alles entsetzlich weh und es hat erst aufgehört, als wir uns getrennt hatten und gerade eben war nichts dergleichen." Misty war verwirrt, blickte dann zu Xaver, der nur den Kopf einstimmend schüttelte und schlug sich dann auf einmal mit der flachen Hand vor die Stirn. "Natürlich. Ich dumme Kuh!" "Was denn?", fragte Xaver. "Ach, als ich vorhin weggegangen bin, habe ich doch ein Kabballah hiergelassen. Das ist keine zwei Stunden her und ich hab's schon fast wieder vergessen. Na, egal, vermutlich ist das der Grund." "Entschuldige, aber was ist ein Kabballah?" Kilian hatte, im Gegensatz zu seinem Lehrer, kein Wort kapiert. Ein entnervter Seufzer kam als Antwort, gefolgt von einem kleinen Holzgeflecht aus kleinen Bambusstäbchen und schwarzem Garn, das mit ein bißchen Phantasie einen sechseckigen Stern zeigte. Misty hatte ihn vom Nebentisch her geholt und legte ihn vor Kilian auf das Bett. "DAS ist ein Kabballah, Mister keine-Ahnung. Damit vertreibt man böse Geister und feindliche Gottheiten. Innerhalb der Krankenstation kann kein spirituelles Wesen existieren. Ich hab ihn nur zur Vorsicht hiergelassen, immerhin konnte der Attentäter ja ein weiteres Mal versuchen, dir nen Dämon einzuverleiben." Kilian hielt es kurz in seinen Händen und wurde sich langsam über die Macht dieses kleinen Dings klar. Es hatte doch tatsächlich den allmächtigen.... "Kilian? Hallo? Hat dir das jetzt die Sprache verschlagen oder hast du deine Zunge versehentlich verschluckt?" riss ihn Misty aus seinen Gedanken. "Nein, ich hab nur nachgedacht, Nervina, es gibt nämlich auch Menschen, die ihr Hirn benutzen.", keifte er zurück. "Ach, komm, worüber kannst du schon nachgedacht haben?" "Darüber, dass ich jetzt auch mal was ohne Gott.....!" Entsetzt hielt er sich die Hand vor den Mund. In seiner Wut, hätte er dich fast seine Mission verraten. Doch anscheinend war das schon zuviel gewesen. Misty war aufgesprungen und Xaver sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. "Was hast du da eben gesagt, Kilian? Was ist mit dir und Gott?", fragte er und das Grün seiner Augen war sanft und hart zugleich. "Ähm, nichts, nichts....gar nichts....muss wohl am Fieber liegen....ich hab halluziniert.....oder geträumt.....Wachträume sind unter Ex-Besessenen sehr verbreitet, denkt euch nichts dabei." "Lass den Quatsch, wir sind nicht taub und blöde schon gar nicht, spuck's aus, was hatte das gerade zu bedeuten?", schaltete sich jetzt auch Misty mit ein. Kilian hielt schützend die Hände vor seine Brust und schloss seine Augen. Er würde hier nichts verraten, nicht in diesem Leben. Und vor allem nicht unter Druck. "Kilian! Bitte! Jetzt sag es!", schrie Misty nun fast und schien selbst von sich überrascht, dass so eine beiläufige und unbedeutende Aussage sie so anstacheln konnte, doch sie wußte irgendwoher, dass es wichtig war, ihre innere Stimme sagte es ihr. "Misty! Nein, hör auf!", befahl plötzlich Xaver und unter seiner mächtigen und markanten Stimme setzt sie sich gleich wieder auf ihren Stuhl. Kilian hielt die Augen noch immer fest geschlossen und zwang sich dazu, nichts zu verraten. Er merkte dennoch, wie er wieder auf die Nähe zu seinem Freund reagierte, sein Atem ging schneller, sein Herz begann wild zu klopfen und der Widerstand in seinem Kopf begann bereits zu bröckeln. "Komm schon, Kilian. Sag es mir, bitte. Kilian, vertrau mir." Vorsichtig öffnete er seine Augen und sah, dass Xavers Gesicht direkt vor seinem war, so nah, das sich ihre Nasen fast berührten. Seine Körperwärme hüllte ihn zärtlich ein und eine Welle aus Glück und Sicherheit durchflutete ihn. Unter diesen Bedingungen konnte er einfach nicht Nein sagen. Bei einem hartem Befehlston war es einfach, doch nicht bei dieser weichen Stimme, bei dieser beschützenden Haltung, bei dieser vertrauensvollen Wärme, bei dieser ehrlichen Besorgnis in seinen wunderschönen grünen Augen. Tränen schlichen sich auf seine Wangen, die sofort von zwei starken Händen behutsam weggewischt wurden. Misty brach fast das Herz bei dem Anblick , doch sie schluckte ihre Trauer runter und streichte ihrer großen Liebe über den Rücken. "Ist schon gut, Kilian. Wir sind bei dir und jetzt sag es, ja, sag es, bitte." Erneut schluchzte der Junge, ehe er sich gegen die Brust des Schwarzrot-Haarigen lehnte und anfing sich mit seinen Fingernägeln zu beschäftigen, bevor er anfing zu erzählen. "Wißt ihr, ihr werdet mir wahrscheinlich eh nicht glauben und ich kann es euch auch nicht verdenken, aber es ist so passiert, wie es sage, das ist die Wahrheit. Ich bin ein wiedergeborener Engel. Ich hab das damals erfahren, als ich in der Gletscherspalte im Himalaja festgesessen habe. Ich bin wirklich mit meinen Eltern und dem Sherpa da hinein gestürzt, aber ich bin nicht nach drei Tagen gerettet worden. In Wirklichkeit ist irgendwann oben im Gebirge eine Lawine losgebrochen und die ist über die Öffnung zur Spalte hinweg gerauscht. Der hereinfallende Schnee hat mich von der Wand weggerissen und ich wäre da unten genauso gestorben wie Mum und Dad und Aleppo, wäre da nicht diese warme Stimme gewesen. Es war die Stimme Gottes, die mich da unten aufgefangen hatte. Sie sagte mir, dass ich ein Engel sei und Gott oben im Himmel bei seinem Kampf gegen den Teufel helfen müsste. Dafür würde ich noch mal am Leben bleiben. Als Gegenleistung sollte ich ein Astyanax werden und mich im Kampf üben. Als ich danach wieder zu mir kam, lag ich in unserm Camp- allein. Den Rest kennst du, Xaver. Das ist die Wahrheit. Und zur Versicherung, es war Gott, der mir die Schmerzen zugefügt hat. Er wollte mich bestrafen, weil ich mich mit etwas anderem als dem Training beschäftigt habe, nur dank dieses Kabballah scheint er nicht mehr über mich wachen zu können." Es war wieder einmal ruhig in der Krankenstation. Misty hatte ihren Mund geöffnet und staunte stumm, während ihre Hände sich in den Stoff ihres Kimonos verkrampften. Xaver drückte Kilian noch immer an sich, doch schien auch er weit mit seinen Gedanken entfernt. Schließlich stand die junge Frau auf und beugte sich über den Jungen, flüsterte etwas in sein Ohr und ging dann hinaus. Kilian lächelte leicht und wischte sich eine weitere Träne aus dem Auge. Ich glaube dir Dann war er wieder allein mit Xaver, der ihn immer noch in seinen Armen hielt und leicht über seinen Rücken streichelte. Es war beruhigend und zugleich auch total aufwühlend. Einerseits wollte Kilian nichts hören, andererseits interessierte es ihn, wie der Ältere jetzt dachte. Irgendwann wurde es ihm zu bunt und er stand auf, stellte sich leicht humpelnd in die Mitte des Raumes und konzentrierte sich auf seine innere Energie. Mit einem leichten Aufschrei breiteten sich kurz darauf zwei weiße Schwingen hinter ihm aus, die ungemein groß und schön waren. Sie strahlten ganz in weiß und erhellten die Krankenstation. Xaver musste einfach lächeln, als er diesen Anblick sah: Aller Überraschung und Schockierung zum Trotz war er jetzt nur noch von der Schönheit dieses jungen Mannes überwältigt, der ihn ohne die geringste Kraftaufwendung in seinen Bann gezogen hatte und jetzt leicht strauchelte und vermutlich hingefallen wäre, hätte ihn der Größere nicht aufgefangen. "Glaubst du mir jetzt?", fragte Kilian und umklammerte die Hüften seines Lehrers um ihn nah an sich zu ziehen, um Halt zu finden. "Ja, ich glaube dir, aber warte erst Mal ab." Kaum hatte er das gesagt, spürte Kilian wie ihn ein Federn ähnlicher Stoff am Unterarm berührte. Als er aufblickte, fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Xaver hatte soeben zwei nicht minder große schwarze Flügel ausgebreitet. "Aber....was zum Teufel.....wieso......was......Xaver......wer...?" Xaver musste grinsen und legte seine Händen in den Nacken des Jüngeren. Zog diesen noch etwas näher. "Weißt du noch, als ich dir von der Legende des Ascanius erzählt habe?" "Du meinst von dem Wesen, halb Engel, halb Dämon, der auf Erden wandelt und sich auf den Kampf um das Armaggeddon vorbereitet?" Xaver nickte. "Dann bist du also...?" "Haargenau. Ich bin Ascanius, nur nicht ganz so alt, wie es in der Legende heißt. Ich bin von meine Mutter hierher gebracht worden, kurz bevor man sie und meinen Vater mit dem Tentralfluch belegt hat. Ich trainiere hier für meinen Kampf mit Luzifer, dem , den selbst Gott und Satan fürchten." Jetzt war es Kilian, der grinste. "Schon komisch, das ganze. Jetzt dachte ich, ich stehle dir mal mit meiner Engelsstory die Show und dann das." ER legte seinen Kopf auf die Schulter des Größeren und umarmte ihn so kräftig, wie er nur konnte, umfing ihn sogar mit seinen Schwingen. Wie von selbst legten sich die dunklen Flügel darüber und so standen sie eine ganze Weile da. Eine wiedergeborener Engel und ein halber Dämon, der eine mit Schwingen so weiß, wie der Himmel, der andere mit Flügeln so schwarz wie die Nacht, beide ineinander verliebt und sich umarmend, beschützt von ihren Schwingen und Flügeln und einfach nur glücklich.... Im Kiva war es unerträglich heiß. Kleopettra saß seit geraumer Zeit am Feuer und wischte sich permanent über die Stirn, um sich die Hand dann an ihrem Gewand abzuwischen. Warum war sie auch so oft als Hüterin auserkoren? Das war doch einfach nur unfair? Zum hundertsten Male legte sie Holz nach und schaute zu, wie es brannte, wie sich die Flamen auf ihren wenigen Raclons widerspiegelte. Besonders auf ihrem Neuesten Anhänger. Einer wunderschönen Nixe aus purem Saphir, die einen Dreizack in Händen hielt. Sie hatte dieses Raclon nach der Vollendung der Satyricon erhalten, jeder hatte das seines Schutzgesandten erhalten, nur Kilian und der einsame Schwertkämpfer noch nicht. Soweit sie wußte, sollten sie es bekommen, wenn der Grünhaarige wieder ganz gesund war. Sie stöhnte laut aus und wischte sich abermals über die Stirn, als sich der Vorhang öffnete und Misty eintrat, um sich neben sie zu setzen und leer in die Flammen zu starren. "Hi, Misty, was machst du denn hier? Gar nicht bei Kilian am Krankenbett?" "Hm? Oh, nein, er kommt ganz gut ohne mich klar, außerdem ist ja Xaver bei ihm." "Wer ist Xaver?" "So heißt der einsame Schwertkämpfer." "Ehrlich? Wie bist du denn daran gekommen?" "Weiß ich nicht." Schließlich gab es Kleopettra auf, ein sinnvolles Gespräch mit ihrer Freundin anzufangen und starrte genauso leer in das Feuer, dass sich nun in den Augen des Phönix spiegelte und geheimnisvolle Schatten an die Wand warf...... Xaver saß an seinem Schreibtisch und grübelte über die letzten Zeilen seines Gedichts nach, an dem er nun schon seit mehreren Wochen schrieb. Neben ihm auf dem Tisch stand eine kleine Kerze, die ganz allein den dunklen Raum erhellte. Die Sonne war vor einer knappen halben Stunde untergegangen und nun stand der Mond am Firmament und warf sein schemenhaftes Grinsen in die Welt. So sehr er auch überlegte, ihm viel nichts passendes ein. Also ließ er es so, wie es war und legte seinen Stift zurück. Es klopfte plötzlich. Etwas überrascht nahm Xaver das Blatt und legte er in die obere linke ecke des Tisches, um dann die Tür aufzumachen. Etwas verdutzt erkannte er die kleine, zierliche Gestalt, die blauen Augen und die langen, blonden Haare. "Harmony, was machst du denn hier?"... Kilian hielt es einfach nicht mehr aus. Er lag hier schon seit Stunden und konnte nicht einschlafen. Wie auch, wenn Xaver nicht da war. Verdammt, warum musste er auch jetzt hier in diesem dämlichen Bett liegen? Entschlossen stand er auf und begann, die letzten Verbände abzumachen. Narben blieben kaum zurück, nur auf seinem Bauch und eine kleine an seiner Schulter. Schnell zog er sich ein T-Shirt und eine Hose an und schlich sich nach draußen...... "Hast du es etwa schon vergessen? Du schuldest mir noch eine Nacht.", flötete Harmony und trat ungebeten in die Wohnung, um sich direkt vor dem Bett schwungvoll umzudrehen und ihr kurzes Kleid und ihr geschminktes Gesicht in volle Pracht zu zeigen. "Harmony, muss das jetzt sein. Ich wollte gerade ins Bett und...." "Oh, Xaver, ich doch auch, ich doch auch:", entgegnete sie und grinste verschmitzt, ehe sie den perplexen Kampflehrer mit sich in die Laken zog und ihn küsste..... Kilian legte den Weg zur Hütte mehr rennend als gehend zurück. Er wollte nur noch eins. Zu Xaver. Er wollte einfach in seiner Nähe sein und ohne ihn neben sich konnte er eh nicht einschlafen. Der Mond leuchtete ihm den Weg. An der Stelle wo man ihn nach dem Angriff gefunden hatte, beschleunigte er seine Schritte noch etwas. Er wollte sich nicht daran erinnern, das war Vergangenheit und zählte nicht mehr. Schließlich stand er vor der kleinen Holzhütte und hielt den Türgriff in Händen..... Xaver drückte die junge und grazile, aber auch sehr beharrliche Frau von sich und schob ihr dabei einen Träger des Kleides von der Schulter, während sie ihn aus verzückten Augen ansah und sich leicht über den mit rotem Lippenstift verwischten Mund wischte. "Ach, komm schon, Darling. Du hast es mir versprochen!" "Gar nichts ha ich versprochen und schon gar nicht so etwas." Harmony saß nun auf der Bettkante und warf ihren Kopf in den Nacken. "Abgemacht ist abgemacht, da kommst du nicht dran vorbei.".... Mit Schwung öffnete Kilian die Tür und trat in Xavers Hütte.......... Fortsetzung folgt!!!!! Kapitel 13: DGS XIII: Mit allem, was ich habe --------------------------------------------- Der Göttliche Sturm XIII Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Warnung: Shonen-ai/Lemon Pairings: Kilian/Xaver Disclaimer: All mine Vorwort: Tja, hat etwas gedauert, aber hier ist er nun. Der nächste Teil von DGS. An dem Teil habe ich sehr sehr lange gearbeitet, und ich hoffe, das sieht (oder liest??) man ihm an. Und dieser Teil ist jetzt ganz besonders an die liebe Yu-chan gewidmet, da sie als Beta-Leserin sehr dazu beigetragen hat, dass er so ist wie er jetzt ist. Aber trotzdem, Yu-chan, etwas habe ich doch wieder geändert, also lass dich überraschen. Gilt natürlich auch für alle anderen. Hope you like it. DGS XIII: Mit allem, was ich habe Als er in die kleine Holzhütte trat, überkam ihn gleich ein starker Drang, jemanden zu ermorden. Kaum das seine blauen Augen sich an das fahle Licht gewöhnt und die Umgebung abgesucht hatten, entdeckte er, das Xaver nicht allein war. Der junge Mann saß im Schneidersitz auf seinem Bett und hatte die Hände in den Schoß gelegt, seine Augen ,und sein Gesicht machten einen gelangweilten und vor allem entnervten Ausdruck und seine Haare standen schon vom vielen Haare raufen zu allen Seiten frech ab, was ihm eine kindlich süße Erscheinung verlieh. Doch das interessierte Kilian in dem Moment nun überhaupt nicht. Satt dessen richtete sich seine ganze Aufmerksamkeit auf die Person, die neben ihm auf der Bettkante saß und zu allem Überfluss auch noch ein breites Grinsen auf den Lippen hatte. Als Kilian diese langen, schier endlosen blonden Haare, diese naiven und doch berechnenden und spöttischen Augen, das viel zu stark geschminkte Gesicht, den mit einem dunklen und nur zur Verführung gedachten Rot bemalten Mund und den nur mit einem dünnen Kleid bedeckten Körper sah, da ballte er seine Hände zu zitternden Fäusten, zwang sich dazu ruhig zu bleiben, obgleich er den Wunsch Harmony einfach zu erdolchen oder ihr den Kopf abzureißen, kaum noch bändigen konnte. Im matten Schein der kleinen Kerze, die auf Xavers Tisch stand, bekam die Haut der Beiden auf dem Bett einen seltsamen Tang nach Heimlichkeit, nach Verrat und Betrug, doch Kilian konnte, wenn er ehrlich war, nicht das glauben, wonach es hier aussah, auch wenn der rechte Träger des schwarzen und wirklich verdammt kurzen Kleides der Blonden verrutscht, ihr Mund ein wenig mit der Farbe des Lippenstiftes verschmiert und in ihren Augen ein siegreiches Leuchten war. Er wollte einfach nicht wahrhaben, dass das, wonach es hier eindeutig aussah, wirklich zutraf. "Kilian, ich, bitte, glaub mir, es ist nicht so, wie es aussieht, sie ist plötzlich hergekommen und hat mich überfallen, ich war total perplex und dann hab ich versucht ihr endlich klarzumachen, das ich nichts von ihr will und....." "Harmony, was zum Teufel suchst du hier? Los, mach dich vom Acker!", rief Kilian in einem herrschenden Ton, der selbst Damian in seine Schranken gewiesen hätte. Seine Hände zitterten nun so stark, dass er gar nicht mehr wußte, wohin mit ihnen, außer an den dürren, blassen Hals dieser verfluchten Schnepfe. "Also wirklich, Kilian, das du so dumm und naiv wärst, hätte ich dir gar nicht zugetraut, wirklich nicht. Du machtest so einen Eindruck, als könntest du sehr wohl eins und eins zusammen zählen, aber, wie sagt man so schön, irren ist menschlich." Harmony stand langsam auf, wobei sie ihren Träger mit extra großem Aufwand wieder an ihren Platz zurückschob und sich die Haare mit einer Zeitlupen ähnlichen Geschwindigkeit nach hinten warf. Sie lachte leicht und sah Kilian mit einem gewissen Hass in den dunklen, blauen Augen an, doch sie lächelte. "Und bei dir hab ich mich anscheinend ganz gewaltig geirrt, genauso wie du dich bei deinem lieben Xaver. Ich meine, da kommst du von ganz weit her zu uns Astyanax und verliebst dich in deinen eigenen Lehrer. Das ist ja nicht schlimm, aber das du dann auch noch tatsächlich geglaubt hast, das du, wo du doch ein Junge bist, ihm das geben kannst, was eine Frau ihm geben könnte, oh, man, da hast du aber mächtig einen an der Waffel gehabt. Es war doch von Anfang an klar, dass Xaver und ich zusammen gehören. Du bist doch nichts als Dreck, der auf den Abfall muss." Sie ging strickt und direkt auf Kilian zu, ließ ihn keine Sekunde aus den Augen und hörte nicht auf ihn anzugrinsen, obgleich das ganze aussah, als würde sie ihn am liebsten anspucken. Bei ihm angekommen marschierte sie einmal um ihn herum, natürlich betonte sie jeden Schritt und ihre Hand strich dabei um die Brust und die Schulter des Jungen. Der Grünhaarige stieß sie angewidert von sich. "Aber Kilian, ich sage doch nur die Wahrheit. Xaver wird dir nie gehören, das weißt du. Er gehört mir, mir ganz allein. Oder hast du etwa schon vergessen, dass du hier in einem Orden bist, der Gott dient? Ich denke, ich brauche dich nicht daran erinnern, dass unser guter Herr nicht unbedingt viel von kleinen, schwulen, Mamasöhnchen hält, also bist du so oder so weg vom Fenster. Ich frage mich wirklich, was die Ältesten dazu sagen würden, wenn sie hören würden, dass einer unter ihnen ist, der auf die Ärsche andere Kerle steht und...." "Harmony, halt deine verfluchte Klappe!" Xaver brüllte so laut, das sowohl Kilian, der gerade zu einer Antwort ansetzen wollte, wie auch die junge Frau erschrocken zusammen zuckten. "Aber, Xaver, was ist denn Liebling? Hab ich was Falsches gesagt? Oder wolltest du ihm von unserer kleinen Abmachung erzählen?" Für die Unschuld in ihrer Stimme hätte nicht nur der Grünhaarige sie umbringen können. Doch gleichzeitig ließ diese offene Frage Kilian erneut verstummen und Xavers Wut in blinde Verzweiflung umwandeln. "Was....was für eine Abmachung? Xaver, wovon redet sie?" Der Grünhaarige wandte sich verwirrt an den Größeren, der sich verlegen am Hinterkopf kratzte und nur vor sich hin stammelte. "Ach, hat er dir nichts davon erzählt? Dabei warst du es doch, der das ganze erst ermöglicht hat!" Harmony ließ es in ihren Augen wieder hinterhältig und intrigant aufblitzen, während sie sich wieder betont langsam auf das Bett setzte und unter den zornigen Blicken der beiden Männer ihre Beine übereinander schlug und sich sehr fasziniert ihre Fingernägel ansah. "Sag schon, Xaver? Was meint sie damit? Verheimlichst du mir etwas?" "Kilian, ich...ich...weißt du...ja...und irgendwie auch...nein...du warst doch damals so krank...und..." "Weißt du, es ist, glaube ich, doch besser, wenn ich die Story erzähle. Du musst nämlich wissen, dass du nur am Leben geblieben bist, weil ich dir geholfen habe. Da staunst du, was? Aber es stimmt. Als du damals an diesem tödlichen Fluch erkrankt warst und dich dieser Dämon fast zur Strecke gebracht hätte, war ich die Einzige, die den Kreis des Kosmos vervollständigen konnte, denn ich habe als einzige das Syrix des Saturn auf meiner Stirn, und ohne den wäre alles ins Wasser gefallen, inklusive dir, mein liebes Gossenkind. Natürlich haderte ich sehr mit mir. Einerseits konnte ich dich nicht ab, wirklich nicht, ich tue es auch jetzt nicht, aber andererseits ging es hier um dein Leben und ich bin ja nun keine unsoziale Person. Wahrscheinlich hätte ich mich auch von ganz allein dafür entschieden, dir zu helfen, aber dann kam plötzlich dein Xaver zu mir und bat mir an, alles zu tun, damit ich mitmache. Ich denke, du kannst dir den Rest selbst denken, aber ich erzähl ihn dir trotzdem. Als ich das hörte, kam mir die perfekt Idee, ich bat um eine Nacht. Nur wir beide, mein Geliebter und ich, mehr nicht. Allerdings rechnete ich fest damit, dass er ablehnen würde, da er ja so sehr in dich verschossen war , aber ich dachte mir: Hey, einen Versuch ist's wert. Doch siehe da, Xaver fiel mir fast um den Hals und sagte laut jubelnd zu. Endlich wurden meine Träume wahr, endlich. Und so sind wir nun hier, du, dein angeblicher Freund und meine Wenigkeit und das sind ganz eindeutig einer zu viel. Wenn ich dich also bitten dürfte, dich zu verpissen." Harmony hatte ihren Joker glatt ausgespielt, sie sah, wie es in den blauen Augen vor ihr, bedrohlich feucht wurde, wie der Junge, der jetzt auch für vierzehn durchgegangen wäre, seinen Kopf senkte und gegen die Tränen ankämpfte, die unaufhaltsam in ihm aufstiegen. Und irgendwo, in einem versteckten Teil ihres Unterbewußtseins, vielleicht sogar ihres Gewissens, tat er ihr leid. Doch so war es in der Liebe. Es gab Verlierer und Gewinner und sie stand gewiss auf dem Siegerpodest. Sie stand auf und stolzierte betont sexy auf Xaver zu, doch als sie ihm eine Hand ans Gesicht legen wollte, packte er sie fest am Handgelenk und schleifte sie wild und erbarmungslos zur Tür. "Xaver? Was hast du denn? Sei nicht so grob! Verdammt, du tust mir weh!" "So, tue ich das? Gut, das wollte ich auch. Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst!" Nun war es Harmony, die unsicher durch die Gegend schaute. "Aber wieso? Ich liebe dich doch! Er soll gehen, nicht ich!" "Weißt du Harmony, ich habe dich und deine ewigen Eskapaden eine Zeit lang einfach hingenommen, weil ich dachte, dass du nicht anders kannst, weil du verliebt bist. Mir ging es ja nicht anders, aber das hier, das ist keine Liebe, das ist einfach nur ekelerregend." Noch immer kämpfte sie dagegen an, sich aus der Hütte drängen zu lassen. "Xaver, wie kommst du darauf? Wieso? Ich dachte, du verstehst es!" "Was soll ich verstehen, Harmony? Was? Dass du es ausnutzt, dass ein Menschenleben von dir abhängt, um mit mir ins Bett zu kommen? Dass du ohne Rücksicht auf Verluste um dich rumlügst, nur, damit ich für dich frei bleibe? Dass du den Einzigen Menschen vergraulst, den ich jemals geliebt habe? Was davon soll ich verstehen? Sag es mir!" "Ich...ich weiß es nicht." "Ich habe auch nichts anderes erwartet, also los, zieh Leine, ich will dich nicht mehr sehen." Mit einem energischen Knall schepperte die Tür zu und Harmony stand im Regen. Ihr blondes Haar, dass bis eben noch siegreich geglänzt hatte, wurde nass und dunkel. Sie fror und sie fühlte sich erbärmlich und billig, wie sie so dastand. Nur mit einem kurzen, schwarzen Kleid, einem verschmierten Schmollmund und verlaufendem Make-up mitten im Dschungel . Das war doch nicht sie. Das war eine verdammte Hexe, die da stand. >Gott, wie konnte ich nur so tief sinken? Wie?< Während sie zu ihrer Hütte lief, begann sie zu weinen und zu niesen, doch das fiel Keinem im Kloster auf. Die beiden Übrigen sahen sich erst verständnislos an und schwiegen, bis Kilian plötzlich etwas flüsterte, das man erst kaum verstand, doch das immer lauter wurde und das er zuletzt sogar brüllte. "Warum? Warum hast du mir das angetan? Warum hast du mit ihr geschlafen, verdammt noch mal. Sag es mir!" Xaver schaute verzweifelt drein, er versuchte den Jungen in den Arm zu nehmen, doch der wich ihm aus und hielt sich schützend die Hände vor den Leib. Klar, dass Xaver vor wenigen Minuten öffentlich zu ihm gestanden und eindeutig zu ihm gehalten hatte, schmeichelte ihm und tief in seinem Herzen freute er sich darüber, doch trotzdem, es war zu offensichtlich, zu eindeutig. "Kilian, ich habe nicht mir ihr geschlafen, das musst du mir glauben. Ja, ich hatte es ihr versprochen, aber doch nur, weil du sonst gestorben wärst. Ich konnte dich doch nicht einfach so gehen lassen. Bitte, Kilian, das ist die Wahrheit, zwischen uns war nichts, ich...." "Sei still! Halt einfach den Mund! Ich will es eigentlich gar nicht wissen, aber ich verstehe nicht, wie du mich nach allem, was wir miteinander..., wie du mich da noch anlügen kannst?" "Ich lüge nicht, verflucht noch mal. Ich habe nicht mit ihr geschlafen, glaub mir doch, ich liebe dich, Kilian, nur dich und nicht sie. Klar, ich habe dir von der Abmachung nichts erzählt, aber warum denn wohl nicht? Weil du es falsch verstanden hättest, genau, wie jetzt." "Natürlich! Und sie saß auch nur halbnackt und mit verschmiertem Mund in deinem Bett, weil das ihr Hobby ist. Ich bitte dich, verarschen kann ich mich alleine. Und überhaupt. Soll ich mich jetzt auch noch bei dir bedanken, dass du mich angelogen hast? Auf die Idee, dass ich dir, wenn DU es mir früher erzählt hättest, geglaubt hätte, dass ich dir blind vertraut hätte, bist du wohl nicht gekommen?" "Kilian, ich,...das wußte ich nicht." Irgendwie überwältige es Xaver das zu hören, zu hören, dass der Kleine ihm blind vertraut hatte. Und es schmerzte zu wissen, dass dem nicht mehr so war. "Nein, natürlich nicht, wäre ja auch zuviel verlangt." "Werde jetzt nicht unfair!" "Ich und nicht unfair werden? Ich glaube, bei dir hackt's ! Verdammt, du warst der erste Mensch, dem ich nach dem Tod meiner Eltern wieder vertraut habe, den ich sogar geliebt habe.....den ich immer noch liebe. Und was tust du? Du verletzt mich! Ist das fair?!" Kilian setzte sich an den Schreibtisch, denn zum Stehen fehlte ihm die Selbstbeherrschung und auch die Kraft. Das Licht der dort flackernden Kerze zeigte, dass ihm Tränen die Wangen herunter liefen. Viele, einzelne Tränen. Xaver trat an ihn heran und versuchte erneut ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Doch wieder schüttelte Kilian sie ab und erschauerte unter den Gefühlen, die ihn bei dieser Berührung durchfuhren. "Kilian....es....es tut mir leid. Ich weiß, ich kann es wahrscheinlich nicht mehr gut machen, aber lass mich wenigstens jetzt die Wahrheit sagen. Es tut mir aufrichtig leid, dir so weh getan zu haben. Das habe ich nicht gewollt. Niemals. Und wenn ich sage, dass ich dich auch jetzt noch über alles andere liebe, dann ist das das ehrlichste, was ich je gesagt habe. Und es würde alles für mich bedeuten, wenn du mir verzeihen und dich einfach von mir umarmen lassen könntest." Xaver flehte förmlich. Seine Stimme war so hoffnungsvoll und doch so schwach, dass man sie nie und nimmer einem so mächtigen Krieger zugetraut hätte. Der Jüngere wurde fast zerrissen, so schwer fiel es ihm, sich zu entscheiden. Er liebte Xaver noch immer, wenn, dann jetzt sogar noch mehr, als vorher, doch trotzdem war da dieser Schmerz. Er hatte gelogen, so lange hatte er ihn angelogen. Wie konnte sich der Junge da sicher sein, dass nicht auch die ganzen Liebesgeständnisse gelogen waren. Resignierend ließ er seinen Kopf auf die Tischplatte sinken und fuhr sich durch die Haare, massierte sich die Schläfen und schaute dann wieder aus unentschlossenen Augen vor sich auf das Holz. Erst jetzt fiel ihm der Zettel auf, der am oberen linken Rand lag. Der Schein der Kerze erfasste ihn nur ganz leicht, fast so, als wolle sich das Papier vor dem Licht verstecken. "Was ist das?", fragte Kilian und legte es vor sich hin. Es war ein weißes Blatt, auf dem mehrere kleine Textabschnitte standen. Sie waren in Englisch geschrieben und schienen zu Versen zusammen gefasst zu sein. Xaver wurde ganz aus seinen Gedanken gerissen, die nur um den Menschen gekreist hatten, der hier vor ihm auf einem alten Stuhl saß und ihm nur seine verkühlten Schultern zeigte. "Das?...Das ist nur so ein Gedicht, dass ich mal so vor mich hingeschrieben habe. Du brauchst es aber nicht zu lesen." Zielsicher griff er nach dem Stück Papier, doch Kilian legte seine warme Hand auf die des Älteren. Langsam und auch irgendwie vertraut. Der Schwarzrot-Haarige zuckte leicht zusammen. "Dieses Gedicht?...Es handelt von mir, nicht?" Xaver schluckte schwer und ließ dann einfach das erleichternde Lächeln zu, dass sich auf seine Lippen stehlen wollte. "Ja, es handelt von dir. Ich habe es geschrieben, während du im Krankenbett gelegen hast. Mir war halt langweilig und du hast mir gefehlt, also hab ich das hier geschrieben. Aber du musst es wirklich nicht lesen." Wieder versuchte er, dass Gedicht an sich zu nehmen und wieder hinderte Kilian ihn. Behutsam und doch entschlossen schob er dessen Hand zur Seite und las sich die Verse durch. Im Licht dieser kleinen, dunklen Kerze, die allein vor sich hinflackerte und die schwere Bürde auferlegt bekommen hatte, diesen gewaltigen Raum ohne fremde Hilfe zu erhellen, sah der Text aus, wie ein altes Relikt einer vergangenen Kultur. I just wanna feel the heat of your skin on mine, I just wanna know, how you taste deep inside, I just wanna hear, you scream my name at night. Ein leichtes Grinsen konnte sich Kilian nicht verkneifen. Diese Zeilen entsprachen nur zu sehr auch seinen eigenen Phantasien. Neugierig las er weiter. I just wanna see that I really turn you on, I just wanna say, that you're the place I belong, Because when you kiss me, all my pain is gone All I ever want, is to do this little dirty things with you, can't you make my dearlest wish come true? >Natürlich könnte ich das, aber ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann.< I'm drowning in your eyes, when you look at me that way, I start smiling,when you say, that you want me to stay I really wanna be your proberty forever, cause I know that we can knock down the biggest church together. >Wenn ich da doch auch nur so sicher wäre, wie du. Aber wir sind eben wie Licht und Schatten...Nie zur selben Zeit am selben Ort.< God himself can't do anything against our love Cause you're an angel sent from up above. With white wings out of your back shining like a giant dove. The death is just a little break till we meet again And also this life down on earth is just a short roman Of our love and our dream and can't destroy my plan Angst stieg in Kilian hoch. Das hatte er bei all der Verwirrung doch glatt vergessen. Bald schon würde man ihn hoch holen. Hinauf in die Ränge der Engel, um gegen die Dämonen zu kämpfen. Yes, I know, i'ts damn hard to let me go But don't you remember my promise that I gave some days ago That I will wait in heaven for you, I think you still know. But now it's time for me to step into the dark So don't you say goodbye, cause we don't have to try to find after death each other like if you were my brother cause nobody can deny that our love can't die if we still believe And, you know my darling, I really do I believe in me and you. Xaver hatte ihn erwartungsvoll beim Durchlesen beobachtet. Doch hatte der Jüngere keine einzige Reaktion gezeigt. Er hatte es sich anscheinend wirklich verscherzt. Doch... "Glaubst du wirklich an uns beide?" Kilian wagte es nicht, sich umzudrehen, doch konnte er das freudige Lächeln und das strahlende Leuchten in seinen Augen im Rücken fühlen. "Mehr, als an alles andere." Nach einer Weile des Schweigens, wagte es Xaver nochmals seine Hände auf die Schultern seines Freundes zu legen. Und diesmal ließ er ihn. Fahrig wischte sich der Grünhaarige durchs Gesicht und drehte sich dann mit einem fragenden Blick um. "Ich möchte dir so gerne einfach glauben, ich wünsche mir nichts mehr, als das, aber woher soll ich wissen, ob ich dir trauen kann. Soll ich auf das hören, was meine Augen gesehen haben oder auf das, was deine Augen mir sagen wollen, ich weiß es nicht." "Kilian, ich, bitte, glaub mir, ich liebe dich. Ich werde dich nie wieder anlügen, ich werde dir wieder das Gefühl geben, dass du mir vertrauen kannst, wenn du mich nur lässt. Das verspreche ich dir, nur sag mir, was ich dafür machen muss. Sag es mir, ich tue alles, was du willst." "Ich, ich weiß es doch einfach nicht. Ich......." Kilian liefen Tränen über die Wangen, seinem Freund ebenso. Beide schauten sie stumm auf den Boden, bis der Größerer plötzlich durchs Zimmer rannte und sich sein Schwert schnappte, dass an der Wand gehangen hatte. "Was, was hast du damit vor?", fragte der Jüngere unsicher. "Ich werde dir zeigen, das ich dich mehr liebe, als alles andere, in dem ich dir zeige, das ich mich gegen meine Mission und für dich entscheiden werde. Ich werde hier und jetzt meine Waffe zerstören und mich von der Aufgabe befreien." Schwungvoll hob er das magische Schwert in die Luft und ließ dann, während er es wieder runterdrückte, sein Knie hochschnellen. In seinen grünen Augen stand der Entschluss bereits fest, und er hätte es wirklich getan, wäre Kilian nicht dazwischen gesprungen und hätte ihm das goldschwarze Schwert aus der Hand gerissen. "Nein, das darfst du nicht." Das Metall fiel zu Boden, Xaver fing den Kleineren auf und legte seine Arme um ihn. "Aber warum, was ist denn, ich habe mich doch für dich entschieden." Xaver sagte es, als sei es selbstverständlich , was Kilian ein vages Lächeln auf die Lippen zauberte und ihm eine Gänsehaut bescherte. "Das ist falsch. Du bist da, um die Welt vor Luzifer zu retten, das kannst du nicht einfach so wegschieben. Die Menschheit braucht dich." Kilian sah zu ihm hoch und wischte sich die Tränen weg. "Und ich brauche dich, Kilian." In dem Moment, als Xaver diese Worte so sanft wie ein Engel, sagte, da spürte Kilian, das der Größere nicht gelogen hatte. "Trotzdem, du musst die Erde retten, das ist wichtiger." Er lehnte sich an ihn und versteckte sein rot werdendes Gesicht an der Brust des Älteren. "Du bist aber für mich wichtiger, als das Schicksal der Erde." Der Junge lächelte und kuschelte seine Stirn enger in den schwarzen Stoff. "Jetzt hör schon auf, du machst mich ganz verlegen. Und außerdem hab ich jetzt wegen dir ein schlechtes Gewissen. Ich meine, ich, also, es tut mir Leid, es tut mir so wahnsinnig leid, das ich dir nicht geglaubt habe. Wie musst du denn jetzt bloß von mir denken?" Xaver lächelte sanft und schob zwei Finger unter Kilians Kinn, damit der Jüngere ihm in die Augen sah. "Ich weiß, das es dir leid tut und es tut mir genauso leid, das ich dir nicht das Gefühl geben konnte, mir blind zu vertrauen, doch lassen wir Vergangenes Vergangenheit sein und lass mich dir zeigen, dass du mir wirklich vertrauen kannst." Und dann küssten sie sich. Kilian vergaß alle Sorgen um Harmony und drückte sich an seinen Freund. Während dieses einen Kusses, der eigentlich nicht so besonders anders war, wie ihre Sonstigen, geschah etwas. Etwas in diesen beiden Menschen wurde geweckt, wurde entbrannt, angezündet, etwas sehr gewaltiges und doch etwas ganz leicht zu besänftigendes. Kilian wurde ein wenig rot, als er das merkte, doch trotzdem löste er sich von diesen weichen Lippen, setzte seinen Mund an Xavers Ohr und flüsterte "Ich will dich, Xaver. Ich will dich jetzt." Kilian küsste ihn dabei so sehnsüchtig und fordernd, wie noch nie zuvor. Der Ältere erschrak, als er es hörte. Er verkrampfte sich, doch konnte er den wilden und forschen Berührungen nicht widerstehen und erwiderte den Kuss, fast genauso verlangend, wie der Jüngere. Er zog Kilian näher an sich ran, glitt mit seinen Händen unter sein Shirt und fuhr die Rückenpartie auf und ab, umgriff die Hüften und begann, sie den kreisenden Bewegungen seines eigenen Beckens anzupassen. Der Grünhaarige keuchte auf und vergrub sein Gesicht an Xavers Schulter, krallte seine Finger in den schwarzen Stoff, des Kampfanzuges und hielt sich verzweifelt daran fest. Er hatte unglaubliche Angst, noch nie war er mit einem anderen Menschen so weit gegangen, noch nie hatte er diese eine Grenze überschritten, doch er spürte wie sein Körper es wollte, wie er sich geradezu danach verzehrte, endlich genommen zu werden und selbst zu nehmen. Es bebte in ihm drin und verbrannte ihn von innen, doch er wollte sich nicht ergeben, noch nicht, er fürchtete sich so und trotzdem, gleichzeitig sehnte er sich so nach den Berührungen seines Geliebten, nach den versengenden Küssen, den verbotenen Liebkosungen, für die ihn der Himmel verstoßen würde. Eine einzelne Träne der Furcht lief ihm über die Wange, während er seine Augen fest geschlossen hielt, um nicht in dieses Gesicht sehen zu müssen, in diese grünen funkelnden Smaragde, die ihn endgültig vom Pfad der Moral und der Tugend abbringen und ihn mit sich ziehen würden, ihn dazu bringen würden, sich völlig hinzugeben und den anderen unerbittlich zu fordern und zu lieben. Doch Xaver merkte das und löste sich von ihm, auch wenn es im unglaublich schwer fiel, diese Lippen, die so süß schmeckten und einen so benebelten , nur für einen Augenblick loszulassen. Behutsam strich er ihm über die Wange, was den Jungen zum erzittern brachte, doch er ließ seine Augen zu. Dennoch schmiegte er sich gänzlich in die starke Hand, die ihm scheinbar alle Sorgen wegnehmen könnte. "Was hast du, Kilian?", fragte er so sanft er konnte. Er fühlte, das sein Freund Angst hatte und die wollte er ihm um alles in der Welt nehmen. "Xaver, ich, ich will dich, ich will dich so sehr, das es mich auffrißt, aber ich habe solche Angst davor." Er fing an zu schluchzen und wieder kamen ein paar Tränen herunter gekullert, die der Rothaarige genauso zärtlich wegstreifte, wie er den Jungen nun ansah und anlächelte. "Hey, ich hab auch Angst, ganz gewaltige Angst sogar. Ich weiß doch gar nicht, was mich überhaupt erwarten wird, wenn ich mit dir zusammen jetzt weitergehe. Ich war noch nie ansatzweise einem anderen so nah, wie dir und die Angst, das ich das alles kaputt machen könnte, wenn ich jetzt nicht von deiner Seite weiche, weil ich weiß, das ich mich dann nicht mehr werde zurückhalten können , macht mich wahnsinnig. Doch irgendwie weiß ich auch, dass ich wahrscheinlich sterben werde, wenn ich mich jetzt nicht mit dir fallen lasse. Ich weiß, das ich irgendwann mit dir zusammen diese eine Grenze überschreiten werde, irgendwann wird es so kommen und in ich weiß auch, das ich danach noch ganz andere Grenzen, die ich mir noch nicht mal vorstellen kann, mit dir zusammen hinter mir lassen werde. Doch bis dahin lass dir Zeit, wenn du sie brauchst, wenn deine Angst noch zu groß ist, nur wenn du warten willst, so sag es mir jetzt, denn nur noch ein Kuss von dir, nur noch eine Berührung deiner Hand und ich bin verloren, verloren in dir und meiner Liebe zu dir." Jetzt öffnete Kilian vorsichtig seine Augen. Sie waren mit Wasser gefüllt und waren ängstlich, unglaublich ängstlich. Nur ein falsches Wort und sie würden weinen, nur eine falsche Berührung und sie würden zerbrechen, nur eine falsche Entscheidung und sie würden für immer verdunkeln, doch gleichzeitig strahlten sie vor Entschlossenheit. Das blau war so tief, wie der unendliche Ozean und sie sahen Xaver durchdringend an, doch der Junge suchte nicht mehr nach einem Weg, sich zu entscheiden, sein Blick wägte nicht mehr die Vor- und Nachteile einer möglichen Entscheidung ab, sie hatten sich bereits für einen Weg entschieden. Xaver schaute ihm gebannt entgegen, erstarrte mitten in der Bewegung und hörte sogar auf zu atmen. Sein ganzer Körper spannte sich an und wartete auf irgendeine Reaktion. Würde sich Kilian entscheiden zu warten, er würde ihn in die Arme nehmen und wenn es sein musste, ewig nur seine Hand halten, doch würde Kilian ihm jetzt zeigen, das er ihn genauso wollte, wie Xaver ihn, dann würde er mit allen Gesetzen und Befehlen brechen, die man ihm bisher gemacht hatte. Lange starrten sie sich an, von leichter Dunkelheit umhüllt, beim leichten Flattern der Kerze auf dem Tisch. Xavers linke Hand noch immer an Kilians Wange, die andere unter dem Shirt. Kilians Hände um die Hüften des Größeren, den Blick zu ihm erhoben. Und dann entschied er sich, ganz einfach. Ein Impuls, woher er auch immer kam, zeigte ihm den richtigen und einzigen Weg. Und so drückte sich der Junge an den Älteren und küsste ihn mit aller Hingabe und ließ alles fallen, was sich in seinem Kopf auftürmte. Wieder kamen ihm ein paar Tränen, doch die beachtete er nicht. Zu einem gewissen Grad war das, was er tat, falsch. Er tat hier etwas, das vielleicht, nein, das ganz sicher seine Mission als Engel in Ausbildung verkomplizieren und gefährden würde, doch es war ihm egal. Er konnte nicht mehr ohne Xaver leben, er konnte nicht mehr dagegen ankämpfen, er konnte einfach nicht mehr seine eigenen Bedürfnisse hinten an stellen. Und so klammerte er sich in aller Not an Xaver und vertrieb seine letzten Zweifel damit, das er sich in seine starken Arme kuschelte und ihn ohne Unterbrechung küsste. Xaver wußte, wie er sich entschieden hatte. An der Heftigkeit der Küsse, der Entschlossenheit der Berührungen konnte er es erkennen. Kilian hatte sich entschlossen zu sündigen. Und Xaver hatte es so gehofft. Auch er war bereit sich gegen Gott, gegen den Teufel, gegen alle zu stellen, wenn er dafür nur mit Kilian zusammen sein durfte. Doch er spürte, das es für den Jungen sehr viel bedeutete. Es war ihm nicht leicht gefallen, sich zu entscheiden und so umschloss er Kilian mit seinen Armen und gab ihm die Nähe, die er selbst so brauchte. Eine angenehme Wärme stieg in ihnen hoch, zauberte ein leichte Röte auf ihre Gesichter und ließ sie komplett in ihrer Sehnsucht versinken. Immer unkontrollierbarer fuhr Kilian über die Lippen des Älteren und saugte daran, biss sanft hinein und erforschte sie mit seiner Zunge, die sich bald in den Mund seines Freundes vorarbeitete und verspielt mit Xavers Zunge kämpfte. Voller Entschlossenheit zerriss der Grünhaarige plötzlich den schwarzen Kampfanzug und glitt mit seinen Händen über Xavers Brust, seinen Bauch, seine Hüften, seine Schultern, massierte sie, krallte sich in sie, streichelte sie, erkundete sie in allen möglichen Wegen. Der Größere seufzte auf, was zwischen den Küssen jedoch sofort unterging und kaum hörbar war, statt dessen nahm die Härte seiner Berührungen zu, fast schon brutal zärtlich fiel er über den Jüngeren her und umfasste seinen Po, drückte ihn an sich. Kilian hielt seine Augen stets geschlossen, zu sehr fürchtete er, doch noch einen Rückzieher zu machen, würde er seinem Geliebten in die Augen sehen, vielleicht dort eine Abscheu, eine Ablehnung, ja sogar Ekel zu erkennen, und so riss der den letzten Rest Stoff von Xavers Oberkörper und stöhnte ganz leise auf. Da umfasste der Rothaarige das weiße Shirt, das Kilians reine Haut noch bedeckte und zog es langsam hoch. Kilian streckte seine Arme und wagte dann doch seine Augen zu öffnen. Und er wurde nicht enttäuscht. Weder Ekel noch Abscheu lag in dem Blick, der ihm zu Teil wurde, viel mehr ein schier unstillbares Verlangen und ein Funkeln, ein Glänzen von unendlicher Liebe, Zuneigung und Vertrauen. Ja, sogar ein klein wenig Angst lagen in diesem Grün, das so unschuldig und doch so geheimnisvoll schimmerte. "Ai Shiteru, Kilian. Für immer und ewig und wenn es sein muss, noch länger." Die Worte waren ihm wie von selbst aus dem Mund geflogen, Sein Gehirn hatte sie nicht zusammengesetzt, auch hatte er sie sich nicht vorher überlegt, sie waren auf einmal da gewesen und er hatte nicht den geringsten Funken Angst oder Zweifel gehabt, zu zögern, sie zu sagen. Sie waren das Ehrlichste, das er je von sich gegeben hatte und würden es wohl auch bleiben. "Xaver...", flüsterte der Junge ungläubig und doch schon wieder zu Tränen gerührt. Xaver lächelte verlegen und etwas verschmitzt, während er auf den Boden starrte. "Was denn, das ist wirklich so." "Ich weiß,......K-Koi. Ai Shiteru, Xaver, mit allem, was ich habe." "Das ist mehr, als ich verdiene." Da reichte der Größere ihm eine Hand und schaute ihn fragend an. "Willst du jetzt?" Kilian nickte stumm und ergriff die Hand, die ihm hingehalten wurde. Es war jetzt beschlossen und unwiderruflich, jetzt würden sie vor den Göttern in Ungnade fallen und ihre Herkunft aufs Spiel setzen, doch es war richtig so. Mit einem Lächeln zog Xaver den Jungen zu sich aufs Bett und lotste ihn in seinen Schoß, so dass Kilians Rücken an seiner eigenen Brust lehnte. Ein umgreifendes Gefühl der Sicherheit und der Wärme umfing den Kleineren, als er die warme Haut und den starken Körper fühlte, an die er sich presste. Ein leichter Duft nach Amaryllis kroch in seine Nase, vermutlich hatte Xaver noch kurze Zeit vorher oben im Feuerwald trainiert. Er seufzte zufrieden und ließ sich richtig nach hinten sinken, drückte sich so fest es ging an den Älteren und legte seinen Kopf schutzsuchend und fast schnurrend, wie eine Katze in seine linke Halsbeuge, was dem Rothaarigen ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Dann strichen Xavers Hände behutsam und ganz ganz sanft über Kilians Oberkörper. Erst noch etwas schüchtern, nur über die Brust, doch dann immer neugieriger und auch etwas fester an seinem Bauch entlang. Spielerisch umkreiste er seinen Bauchnabel, glitt dann wieder unendlich sanft nach oben und fuhr nur mit den Fingerkuppen über die weiche und zarte Haut, die sich ihm willig und entschlossen entgegenstreckte und nach mehr verlangte. Der Junge seufzte immer lauter und schloss genießerisch die Augen, während er nun, seine eigenen Hände auf die von Xaver legte und begann, ihn zu führen, ihm zu zeigen, was er mochte, was er gern hatte und was ihn schier um den Verstand brachte. Der Ältere verstand und fuhr jede einzelne Muskelfaser langsam nach, die er fand. Mal kratzte er mit seinen Fingernägeln rüber, was schwache, rote Striemen hinterließ, doch damit entlockte er Kilian ein erstes verhaltenes Stöhnen. Immer wieder malte er wie mit einem Pinsel die Formen des Jüngeren nach und griff mal fester mal sanfter zu. Und Kilian rückte immer näher an seinen Hintermann ran. Immer mehr wollte er von ihm haben, immer deutlicher wollte er ihn spüren, immer größer wurde seine Lust. Erneut flimmerte ein süßes Grinsen über Xavers Lippen, die er dann nur mit dem Hauch einer Berührung an den ungeschützten und ihm dargebotenen Hals setzte. Der Grünhaarige stöhnte wieder, diesmal etwas lauter und lächelte frech , während er mit seiner linken Hand nach hinten in das halb schwarze, halb rote Haar griff und den Mund, der ihn so vorsichtig und nur ganz leicht geküsst hatte, wieder zu sich nach unten zog. Xaver spielte mit und setzte seine vollen Lippen nun heftiger an den süßen Hals, der so nach Vanille duftete, das man verrückt danach wurde. In Zeitlupentempo fuhr er ihn hinauf und wieder hinunter, erst nur ganz sachte mit den Lippen, dann etwas stärker mit dem Mund und schließlich glitt auch seine Zunge über die heiße Haut und brachte Kilian zum zittern. Viele warme und richtig heiße Schauer liefen ihm über den Rücken, ließen eine Gänsehaut über seinen ganzen Körper fahren und auch ein leichtes Erzittern konnte er nicht aufhalten. Zu sehr prickelte es, Xavers Mund und erst recht, seine forsche Zunge, die ungeniert über seinen Hals, seinen Nacken und auch seine Schulter wanderte und keinen Millimeter Haut ausließ, zu spüren. Immer fester krallte er sich in den Hinterkopf seines Freundes und zog ihn unerbittlich näher an sich ran. Und Xaver wurde mutiger. Plötzlich überkam ihn ein Gefühl und er biss verspielt in Kilians Schulter. Dieser stöhnte nun richtig laut auf und nahm sogar seine Hand von Xavers, um sie ins Bettlaken zu raufen. "Oh, bitte, hör nicht auf.", flüsterte er und es war ihm sowas von ernst. Würde er diese Lippen, diesen Mann jetzt nicht mehr spüren können, würde Xaver einfach aufstehen und weggehen, er würde schreiend zerspringen, wie ein Spiegel, der zu Boden fällt. Er wollte ihn jetzt und jeder Entzug wäre tödlich, absolut tödlich. Er war an dem Punkt angelangt, wo es kein zurück mehr gab, wo auch der letzte Rest Widerstand nachgegeben hatte und eingebrochen war, wo er die letzte Kontrolle über sich einfach wegwarf und nur noch ihm gehören und mit ihm zusammensein wollte. Xaver hörte nicht auf, ihn zu liebkosen und wanderte weiterhin mit seinen Händen über Kilians Körper. Zärtlich strich er über seine Arme, massierte leicht seine Schulter, und zauberte so eine blasse Röte auf die Haut des Jungen und brachte ihn zum glühen. Und dann, wie von selbst, machte sich seine rechte Hand plötzlich selbständig und streifte kurz Kilians Hosenbund. Erst noch etwas zögernd und unentschlossen streichelte er über die Hüften, fuhr die unterste Linie des Bauches nach, und traute sich dann Stück für Stück weiter nach unten. Kilian konnte sich nun nicht mehr zügeln und keuchte auf, riss nun fast an den Haaren des Älteren und wollte sich endlich zu ihm umdrehen, um diese Lippen, die ihn hier aller Sinne und aller Selbstkontrolle entraubten, mit seinen eigenen zu versiegeln, doch Xaver ließ ihn nicht. Er knabberte weiterhin an seiner Schulter, biss etwas doller in den Hals und erforschte sein Ohr mit der Zunge, während seine Hand unterhalb der Hose alles nur ganz langsam ertastete. Der untere Teil der Hüften, der Oberschenkel, die Innenseite der Oberschenkel und noch weiter..... Plötzlich bäumte sich Kilian leicht auf und riss das Bettlaken ein Stück in die Höhe, während er sich nun mit der linken Hand fast wie ein Ertrinkender an Xaver festklammerte. Und als sich die Hand des Rothaarigen begann, rhythmisch zu bewegen, da schloss der Jüngere wieder die Augen und stöhnte unverfroren alles aus, was er fühlte. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, das Rot auf seinem Körper wurde immer deutlicher und sein Gesicht schien in Flammen zu stehen. Wie lange hatte er sich danach gesehnt? Xaver wurde langsam schneller und küsste unablässig seinen Hals und seinen Nacken, bis Kilian auf einmal laut den Namen des Älteren ausrief und sich dermaßen fest raufte, das das Laken riss. Sein ganzer junger Körper verkrampfte sich und seine Bauchmuskeln zuckten ein- zweimal, bevor er sich wieder entspannte und sich in die Arme seines Freundes fallen ließ. Der Atem des Jungen ging erst nur stockend, beruhigte sich aber schnell wieder, sein Herz raste und in seinen blauen Augen lag ein Funkeln, das nur ein Verliebter haben konnte. Er lächelte, doch war sichtlich geschafft. Xaver zog seine Hand aus der Hose und wischte sie am Bettzeug ab, bevor er Kilian umdrehte und ihm in die Augen sah. Der Grünhaarige strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn und konnte einfach nicht aufhören zu grinsen. Fast etwas schüchtern legte er dann beiden Arme um Xavers Hals, drückte sich nach vorn, so dass der Ältere rücklings ins Bett fiel und Kilian auf ihm drauf lag. Und immer noch blickten sie sich an. Die Augen, die blauen, wie die grünen strahlten und glänzten, sie zeigten eine Wärme und Zuneigung zum anderen, zeugten von bedingungsloser Liebe, von einem unstillbaren Verlangen, von einem unbeschreiblichen Glücksgefühl und jeder konnte es in dem Funkeln des anderen lesen. Und dann, wie nach einer Ewigkeit trafen sich ihre Lippen und trennten sich gleich wieder. Kilian grinste verschmitzt und hauchte nur ganz eben über die Lippen seines Geliebten, spielte mit ihm und bekam nun die Kontrolle zurück, die er vor wenigen Minuten an Xaver verloren hatte. Nach und nach berührte er den weichen Mund öfter und länger, doch Xaver wurde sichtlich ungeduldig, was den Jungen zum lächeln brachte. "So. So. Du findest das wohl witzig?", fragte Xaver gespielt empört. "Nein, nein, nicht witzig..." Kilian beugte sich runter. ".....sondern sexy.", flüsterte er ihm betont verrucht ins Ohr Xaver grinste. "Weißt du, was ich sexy finde?" Kilian schüttelte gespannt den Kopf. "Dich." Und damit packte der Größere behutsam den Kopf des Grünhaarigen und zog ihn zu sich runter, damit er ihn endlich küssen konnte. Es war berauschend, als sie sich trafen. Beide fuhren sich zärtlich und sanft über den Mund, fuhren die Konturen der Lippen nach. Nach einigen Augenblicken bat Xaver mit seiner frech züngelnden Zunge um Einlass, der ihm schon fast sehnsüchtig gewährt wurde. Und beide verfielen in einen Zungenkuss, der sich ins intensive und leidenschaftliche steigerte. Immer wilder wurden ihre Berührungen, immer hitziger ihre Körper. Sie wollten mehr, sie brauchten mehr. Doch da löste sich der Kleinere und begann, den Hals seines Freundes hinab zu wandern. Hier und da biss er leicht ins Fleisch, und er ließ sich Zeit, die Halsbeuge zu untersuchen. Xaver stöhnte nun auch eher verhalten und schloss die Augen. Im Dunkeln spürte er Kilian noch stärker. Jede Berührung, jeder Kuss, jeder Biss gewann an Macht und riss ihn aus seiner Welt. Nur noch er und sein Geliebter existierten. Nur noch das Glück, ihn zu haben, ihn lieben zu dürfen, ihn zu fühlen. Der Grünhaarige küsste jeden Zentimeter Haut, den er zu fassen bekam. Ob die Brust, der Bauch oder die Arme, alles fiel ihm zum Opfer. Um die Brustwarzen zog er kleiner werdende Kreise mit seiner Zunge und auch um den Bauchnabel verweilte er lange, was nun auch Xaver jeglicher Schüchternheit entnahm und er laut aufstöhnte. Wieder ober angekommen, begrüßte er den Älteren gleich damit, dass er ihn in die Unterlippe biss und daran saugte, während seine rechte Hand den harten Brustkorb, die stählernen Bauchmuskeln und seinen Hosenbund hinter sich ließen. Xaver bekam kurz einen etwas verzerrten Gesichtsausdruck, als würde er nicht wissen, was nun los war, aber Kilian küsste ihn einfach mitten auf den Mund und nahm ihm jede Angst und jeden Zweifel, bevor er begann nun seinerseits seine Hand auf und ab zu bewegen. Der Rothaarige reagierte etwas heftiger, als der Jüngere erwartet hatte. Er steigerte die Härte der Küsse und schämte sich nicht, jetzt richtig laut zu stöhnen. Wenig später wanderte Xavers linke Hand über Kilians Schulter, seinen Arm hinab bis zu seinem Handgelenk. Kilian stutzte, doch dann spürte er, wie der Rothaarige anfing, das Handgelenk des Jüngeren schneller auf und ab zu bewegen. Er verstand und übernahm nun das Tempo. Die Hand des Rothaarigen flog förmlich zu Kilians Nacken zurück, um ihn nah an sich zu ziehen. Und dann, als ihre Küsse eine eigene Dimension von Härte, Intensität und Leidenschaft erreicht hatten, bäumte sich der Ältere auf und ließ sein gipfelndes Stöhnen im Mund des Jüngeren verhallen. Es vergingen einige Augenblicke, doch dann lösten sie sich und Kilian krabbelte wieder auf Xaver drauf. Der umarmte ihn mit einem Lächeln auf den Lippen, das mehr als nur endloses Glück verriet. Doch noch war ihre Sehnsucht, ihr Verlangen nicht gestillt, noch hatten sie eine Grenze vor sich. Wieder kam die Schüchternheit zurück und Xaver brauchte sehr lange, bis er mit seinen Händen über Kilians Rücken zu seiner Hose fuhr und sie vorsichtig runterstreifte. Als er seinen Freund dann zur Gänze auf sich spürte, schien es ihn komplett hinwegzureißen. Etwas besseres hatte er noch nie gefühlt und so zog er den Kopf des Grünhaarigen zu sich runter und küsste ihn, was in beiden erneut die Kräfte mobilisierte und ihre Körper in neuen Hitzewallungen räkeln ließ. Als dann auch die Hose des Größere am Boden lag schien die Zeit stillzustehen. Fast andächtig erforschten sie die letzten Körperpartien des anderen und schließlich, als letzten Beweis ihrer Liebe und um endlich ihr Bedürfnis nach ihrem Geliebten zu bändigen, überschritten sie die letzten Grenze und gaben sich dem anderen hin, mit allem was sie hatten...... Als die Beiden keuchend, verschwitzt, aber glücklich lächelnd zurück in die Laken fielen, stand der Mond bereits hoch am Himmel, die Sterne waren weit gewandert, Stunden waren wie im Flug vergangen. Kilian legte sich auf den immer noch aufgewühlten und leicht bebenden Körper von Xaver und lehnte seinen Kopf an sein Kinn. "Und? Bereust du ,das wir es getan haben?", fragte er kleinlaut und noch immer etwas ängstlich. Xaver antwortet ihm nicht, sondern hob Kilians Kopf zu sich hoch, schlang seinen Arme um ihn und küsste ihn. Zärtlich und behutsam zählte er jeden Rückenwirbel mit den Händen und küsste Kilian ohne auch nur daran zu denken, von ihm auch mal abzulassen. Ihre verschwitzten Körper pressten sich aneinander und beide versanken in einem endlos langen und ungeheuer leidenschaftlichen Zungenkuss, der ihnen den letzten Atem raubte. Doch irgendwann machte sich Müdigkeit in ihnen breit und Kilian kuschelte sich an Xavers Brust, der wärmend seine Arme um ihn legte und seinen Kopf auf den des Jüngeren stützte. Dann säuselte er noch ein: "Gute Nacht, mein kleine Engel.", und schloss die Augen. Doch es dauerte, bis sie einschliefen. Beide lauschten den Atemzügen des anderen und genossen einfach nur die Zweisamkeit in der dämmerigen Finsternis, die sich inzwischen im Zimmer ausbreitete. Der Mond stand hoch am Himmel und warf sein mattes Licht auf die Verliebten, die nun mit einem Lächeln ihre Augen schlossen und im Reich der Träume entschwanden. Es war ein seliges Bild, das nur der helle Erdtrabant und ein paar weit entfernte Sterne sahen. Ein Junge mit struwweligen grünen Haaren, schlafend, in der Armen eines jungen Mannes, der seinen Schützling selbst im tiefen Schlaf noch über die Stirn streichelte. Und in diesem Moment geschah etwas, das keiner von ihnen, weder Kilian, noch Xaver je erlebt hatten und wieder erleben würde. Sie dachten an nichts anderes, als an ihr Glück. Keine Gedanken an ihre Aufgaben, die jeder von ihnen noch vor sich hatte und wohl nie vergessen und verdrängen könnten, so sehr sie es sich auch wünschten. Keine Gedanken an die Zukunft, die Vergangenheit und nicht mal an die Gegenwart. Sie hatten keine Wünsche mehr offen in dieser Nacht und es war schade, das dieses wunderschöne Bild bald zerspringen sollte. Fortsetzung folgt!!!! Kapitel 14: DGS XIV:Der Sturm zieht auf --------------------------------------- Der Göttliche Sturm XIV Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Warnung: Lemon Vorwort: Ja, das bin ich wieder.......hat diesmal ein wenig länger gedauert...sorry......^__~ Aber dafür ist dieser Teil wieder so richtig fies am Ende.........hoffe ich ja mal.*drop* Ich mag eben so richtige in den Wahnsinn treibende Cliffhänger.........*irre lach* So, aber vorerst, bedanke ich mich bei allen die mir Kommentare geschrieben haben und sich meine Story antun. Du eine Widmung natürlich an meine über alles geliebte Yu-chan..........*knuddl bis sie erstickt* Deine Storys sind einfach die beste Inspiration, de man kriegen kann..........und so schön psycho ..........@__Ö Equinox 4ever!!!!! So, nu viel Spassss mit dem vierzehnten Teil(puh, langsam wird es aber anstrengend) und hope you like it DGS Kapitel XIV: Der Sturm zieht auf Die Sonne kitzelte ihn in der Nase und schien ihn mit aller Gewalt wecken zu wollen, doch Kilian schaffte es irgendwie dagegen anzukämpfen und letztendlich drehte er sich einfach um und zeigte den hellen Strahlen seinen Rücken. Dafür raschelte es jetzt aber neben ihm und er öffnete nun doch verschlafen die Augen um nachzusehen, was los war, während draußen mit einem lauten Vogelkonzert der dennoch eingetretene Sieg der Sonne gefeiert wurde. Doch, dass er verloren hatte, war dem Jungen noch im selben Augenblick, in dem er sich auf seinen Ellenbogen stützte, ganz egal. Er sah nur leicht verträumt in die grünen Augen unter ihm und lächelte so breit, dass es schon fast irre aussah. "Guten Morgen, Xaver.", hauchte er fröhlich und gab seinem Lehrer einen langen Kuss, ehe er sich im Bett aufsetzte und ausgiebig streckte. Xaver fand das nicht so toll, da ihm plötzlich etwas kalt wurde, jetzt, wo nicht mehr Kilans warme Haut an seiner angrenzte. Etwas zitternd erhob auch er sich und umarmte den Kleineren von hinten. Wieder musste Kilian lächeln. Nur noch vage konnte er sich an die letzte Nacht erinnern. Das lag allerdings größtenteils daran, dass er irgendwann aufgehört hatte sich auf seine Sinne zu konzentrieren, sondern nur noch willenlos gefühlt hatte, dachte er mit einem leichten Grinsen und wurde ein wenig rot. Da spürte er wie sich Xavers Lippen hauchdünn auf seine Schulter legten und ihm einen zarten Kuss gaben, der ihm warme Schauer durch seinen Körper schickte. Vorsichtig und neugierig wanderte seine Lippen weiter, strichen ganz eben über den Nacken und wanderten zur gegenüberliegenden Partie, ehe sie sich leicht an Kilians ungeschütztem Hals fest saugten und forsch daran knabberten. Die wohligen Hände seines Freundes schlichen sich bald darauf auf seinen Bauch, wo sie ihn behutsam streichelten und entschlossen, aber auch gelassen seinen Rippenbogen auf und hinab fuhren, bevor sie begannen fester über die nackte Brust zu fahren und den Jungen unerbittlich und doch sanft nach hinten zu ziehen, ihn näher an den erhitzten Körper des Älteren pressten, der inzwischen damit begonnen hatte, zärtlich Kilians Mund in Besitz zu nehmen, da der seinen Kopf nach hinten gedreht und mit seinem klaren, blauen Augen stumm darum gefleht hatte. Frech grinsend kam Xaver der Bitte nach und versiegelte abermals ihrer beiden Münder miteinander, biss verspielt in Kilians Unterlippe, fuhr mit seiner Zunge ungeduldig daran entlang und versuchte sich in die heiße Höhle zu drängen, was der Kleinere aber gekonnt abwehrte, indem er seinem Freund, als der es wieder versuchte, dreist in die Zunge hinein biss und ihn barsch an seinen schwarzen und roten Haaren nach hinten zerrte. Schwer atmend blickte er Kilian in die Augen und hatte eine Mischung aus Verlangen, Gier, Neugier und Spannung in dem magischen Grün, dass er Augenfarbe nennen durfte. Kilian liebte diesen Blick. Er bekam ungewollt Schauer, wenn Xaver ihn so anstarrte, wenn er in dessen Blick die unverhohlene Lust sehen konnte, wenn Xaver gar nicht erst versuchte, sie zu verstecken. Sein Herz begann heftig zu schlagen, sein Blut brodelte gefährlich und der Griff an Xavers Hinterkopf wurde langsam, aber sicher fester. Doch noch wollte Kilian diesen Blick etwas genießen. Wollte genau wissen wie es war, wenn man genau weiß, dass der Partner in seiner Phantasie mit einem schmutzige und unanständige Dinge anstellt, wenn man ihm genau ansehen kann, dass er deinen Körper interessiert beobachtet, ihn in Gedanken immer wieder berührt und streichelt. Letztendlich hielt es Kilian nicht mehr länger aus so angestarrt zu werden und zog Xaver wieder zu sich, griff nun seinerseits mit seiner technisch hoch begabten Zunge an und gewann gleich beim ersten Mal. Endlich war da wieder dieser bittere Geschmack, den nur Xaver hatte. Feurig drängten sich ihre Zungen immer wieder voneinander weg, umzingelten sich und gaben unter der Macht des anderen nach. Ihn in eine verbrennend nahe Umarmung ziehend, sank Xaver mit seinem Lehrling wieder in die Laken zurück und strich ihm liebevoll über den Rücken, während er ihm seine verlangenden Hüften entgegen streckte und lasziv aufstöhnte, als Kilian seine begierig dagegen rieb. Nach und nach heizten sie sich immer mehr an, wurden in ihren Bewegungen schneller, um im entscheidenden Moment inne zu halten und sich mit ihren Blicken festzunageln und schließlich quälend langsam wieder anzufangen. Immer wieder fanden sie neue Stellen an ihren verschwitzten Körpern, die sie liebkosen konnten und auch hier steigerten sie sich stetig bis sie abbrachen und unter schweren und heiseren Atemzügen den Geruch des Anderen in sich aufnahmen, ehe sie sich wieder aufeinander einließen. Und erst als ihre armen und hilflosen Körper vor Begehren anfingen zu zittern, ihnen ihre Stimmen versagten und sie kaum noch Luft bekamen, weil ihnen ihre Lust die Lunge zuschnürte und sich in ihrem Kopf ein Nebel breit gemacht hatte, der alles andere verschluckte und betäubte, und sie anschrie endlich weiterzugehen, gaben sie nach und Kilian beugte sich über Xaver, ehe er vorsichtig in ihn eindrang. Xaver keuchte sprachlos auf, als ihn die Welle von Gefühlen hinfort riss und hielt sich verzweifelt an Kilians Schulter fest, während der Junge ihm beruhigend über die Wange blies und zärtlich über seinen Bauch streichelte. Schließlich zog der Größerer seinen Partner zu sich und küsste ihn hart, ehe er anfing sich ihm entgegen zu bewegen. Leise wimmerte er, als Kilian daraufhin ebenfalls begann einen Rhythmus zu suchen, doch nach und nach wurde aus dem Wimmern ein Stöhnen und aus dem Stöhnen ein rauhes Schreien. Kilian hatte längst die Kontrolle verloren, als er endlich merkte, wie er begann sich auf seinen Höhepunkt zu zu bewegen, er hatte sich so dicht an seinen Freund gedrängt, dass er das Gefühl hatte, komplett eins mit ihm zu sein. Xaver hatte sich derweil hilflos in seinem Rücken festgekrallt und hinterließ erneut blutige Striemen, die schon zu Hauf die leicht gebräunte Haut zierten. Als sie kamen, biss sich Kilian instinktiv so stark in Xavers Schulter fest, dass er den metallischen Geschmack von Blut auf seiner Zunge schmeckte und dann erschlagen auf ihm zusammen brach. Der Ältere zog eine Decke über sie beide und kuschelte sich seinerseits noch etwas an die nach Luft ringende Gestalt auf seiner Brust heran und beschloss dann für sich, dass es noch viel zu früh war, um aufzustehen. Lo-Pan saß wie meistens um diese Tageszeit leicht gelangweilt und sogar ein wenig schlecht gelaunt an dem kleinen Teich, der sich inmitten des großen Vorhofs des Klosters ausbreitete und indem jede Menge bunte Fische umher schwammen. Viele waren leicht golden oder grell orange und hatten lange, nesselartige Fortsetze um ihre Münder herum, die fast so aussahen, als trügen sie einen Bart. Seltsamerweise bekamen die glitschigen Tiere dadurch ein merkwürdig menschliches und intelligentes Aussehen. Man verfiel fast dem Irrglauben, sie würden einem antworten, würde man nur fragen. Ja, vielleicht konnte sogar einer unter ihnen eine physikalische Formel auswendig und die schwierigen Mathehausaufgaben für einen machen. Vorausgesetzt man warf ihm dafür eine extra Portion Futter hin. Doch das hatte der kleine, leicht dickliche Mönch mit der braungebrannten Glatze, dem gelben Gewand und den vielen silbernen Tieranhängern um seinen Hals vor einigen Minuten bereits getan. Und kein einziger Fisch hatte zu ihm gesprochen, weder aus Dankbarkeit, noch aus anderen Gründen. Und seien wir doch einmal ehrlich, wir wären doch alle schreiend weggelaufen, hätte es tatsächlich einer getan. So stand er wieder auf, wischte sich die Knie sauber und streckte sein Rückrad durch. Er war auch nicht mehr der Jüngste. Klar, durch das jahrelange Training und die stets gesunde Lebensführung war er in seinem jetzigen Alter stärker und fitter als viele Stadtmenschen, die halb so alt waren wie er, aber selbst einem alteingesessenen Astyanax geht irgendwann einmal die Luft raus. Und dass die Sonne so entsetzlich grell auf ihn herab schien, machte die ganze Sache auch nicht leichter. Ihre Bündel reiner Hitze pulverisierten förmlich jeden Willen, sich zu bewegen noch im selben Augenblick indem man daran dachte. Das leise Zirpen einiger Grillen drang entfernt an sein Ohr und er kratzte sich am Kinn, als ihm der Schweiß die Schläfen hinab lief und es irrsinniger Weise dort anfing zu jucken. Da hallte das laute Klopfen vom Sonnentor durch die Luft. Fast schon erschrocken drehte sich Lo-Pan danach um und hastete widerwillig bei all der Wärme zu seinem Stammplatz zurück. Immerhin war er hier der Torhüter und niemand sonst. Völlig aus der Puste kam er an dem großen und dunklen Tor an, dass sich weit in die vor Schwüle surrende Luft erhob und selbst schon viel Ähnlichkeit mit einer Halluzination hatte. All die vielen kleinen Bilder und Schnitzereien schienen sich wie in echt zu bewegen. Engel kämpften mit Dämonen, Drachen gegen weiße Tiger. Und der Dschungel ertönte in seinem ewigen Grummeln als wolle er die Geräusche zu all diesen kleinen Schlachten abgeben. Blitzende Schwerter, die aneinander klirrten, Starke Männer, die sich heiser brüllten, das Fauchen eines gigantischen Monsters, dessen Augen so groß und rot waren wie der Tod höchstpersönlich. Das Flehen des gefallenen Dämonen, das hysterische Lachen eines Engels, der vor lauter Mord und Verrat wahnsinnig geworden war. Das sinnlose Gurgeln eines fliegenden Pferdes, dass soeben in einem Feuerball starb. Ein einziges Konzert erklang da stumm an der Wand mit Unterstützung der Wälder, die es umschlossen. Lo-Pan hörte es nicht und kümmerte sich auch nicht darum. Er war der Torhüter, mehr nicht. Wenn jemand klopfte, machte er auf und wenn niemand klopfte, tja, dann würde er wieder mit den Goldfischen über binomische Formel quatschen. Vorausgesetzt, er hatte genug Futter als Bestechung dabei. Nachdem ein weiteres, diesmal weitaus ungeduldigeres Klopfen ertönt war, raffte sich der dickliche Mönch zusammen und stemmte das gewaltige linke Tor auf, das er auch schon einige Zeit zuvor einem jungen Mann aus New York aufgemacht hatte, der danach vor Schreck fast die lange Treppe hinabgestürzt wäre, die sich zum Kloster hinauf schlängelte und dabei mehr als einmal einem armen Wanderer das Leben gekostet hatte. Zu seiner Überraschung fand Lo-Pan gleich zwei neue Gesichter vor sich wider, die ihn fragend anstarrten und sichtlich geschafft waren vom Aufstieg. Ein Junge und ein Mädchen. Beide vielleicht Anfang zwanzig. Er hatte kurze blonde Haare und stechend blaue Augen, war recht groß und trug Khaki-Hosen und ein graues Hemd. Jedes High School Göre wäre gestorben für ein Date mit ihm. Misty Trachtenberg hätte ihn vermutlich ins Wachkoma geprügelt, hätte er es gewagt, sie anzubaggern. Das Mädchen war dagegen fast noch größer als er und hatte strahlende, lange braune Haare, die sie unter eine Baseballkappe versteckte. Sie trug kurze braune Shorts und ein dunkelgrünes Army-Top, dazu Sandalen und Biker-Handschuhe. Alles in Allem, ein netter Junge und ein sehr extravagantes Mädchen. "Oh, guten Tag. Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Lo-Pan, ich bin der Wächter des Sonnenportals. Ihr seit also gekommen um ein Astyanax zu werden?". Er lächelte die beiden Neuankömmlinge breit und fröhlich an und reichte ihnen die Hand. Der Junge stand ein wenig benommen da und schien immer noch gegen die nicht mehr vorhandenen Tür klopfen zu wollen, zumindest hatte er seine geballte Faut noch immer neben seinem Kopf erhoben. Auch gab er dem Mönch nicht die Hand, sondern grinste nur betreten zurück und räusperte sich um sich vorzustellen, wobei ihm seine Nachbarin aber zuvorkam. Sie trat strahlend auf den im Gegensatz zu ihr, wirklich sehr kleinen Mann zu, schüttelte seine Hand so heftig, dass sie ihn fast von den Füßen riss und stellte sich mit einer wohlklingenden aber auch aufgeregt zitternden Stimme vor. "Oh, hi, freut mich wahnsinnig, Sie kennenzulernen, oder kann ich "du" sagen? Ach, was soll's , wir sind ja nicht an der UNI. Ich bin Felicity Charming und wie der Kobold hier neben mir heißt, weiß ich nicht. Aber der sagt sowieso relativ wenig, wenn du mich fragst. Hat den ganzen Weg hier hoch über fast nix gesagt. Ich hätte mit einem Baumstumpf bessere Unterhaltungen geführt. Aber ist ja auch egal. Und wo du gerade fragst, ja, ich will definitiv ein Astyanax werden. Warum sonst bin ich wohl diese verfluchte Treppe hochgekrakzelt? Bestimmt nicht, weil ich abnehmen wollte. Also, wo geht es hier zu den Zimmern, ich will am liebsten sofort mit dem Training anfangen." Damit nahm sie ihre dunkelgrüne Tasche, warf sie sich über die Schulter und trat an Lo-Pan vorbei in den Hof und kreischte vergnügt, als sie den Teich entdeckte, stürmte darauf zu, als sei es die heilige Bundeslade und winkte den goldenen Fischen grinsend zu, während sie anfing, ihnen Namen zu geben und ziemlich einseitige Gespräche mit ihnen zu führen. Der Torwächter sah dem ganzen einen Moment lang verwirrt zu und grinste dann wieder. Ja, diese Frau mochte er definitiv. Doch da war ja noch einer. Immer noch lächelnd drehte er sich wieder um und sah den jungen Mann mit den blauen Augen fragend an. Der kratzte sich verlegen am Hinterkopf und streckte dann doch die Hand aus. "Hallo. Ich bin Raffael Zilfeur. Und ich rede schon, nur halt nicht mit jedem, wenn sie verstehen, was ich meine." Er nickte leicht in Felicitys Richtung, die wie besessen in die Hände klatschte und laut lachte. Entweder hatte einer der Fische gerade einen Witz gerissen oder sie hatte nur einen sehr merkwürdigen Weg, Aufregung abzubauen. "Oh, ich kann es mir denken, aber kommen Sie doch rein. Ich werde Sie gleich zur Eröffnungszeremonie bringen. Dauert auch nicht lange.", entgegnete Lo-Pan und deutete Raffael, ihm zu folgen. Sich umsehend, nahm der Blonde seine Tasche, hielt sie mit beiden Händen fest vor sich und trat dann leicht schleichend ein, als vermute er, hinter diesen Türen würde man ihm etwas antun. Als das gewaltige Tor zuknallte, fuhr er erschrocken zusammen, während Felicity davon herzlich wenig mitbekam. Sie hockte immer noch neben dem Teich und deutete auf die Wasseroberfläche um gleich darauf wild zu kichern. "Na, los! Kommen Sie, kommen Sie! Sie brauchen keine Angst zu haben.", beschwichtigte Lo-Pan Raffael und ging mit ihm zu der Brünetten, die daraufhin aufstand und nochmals zum Teich winkte. "Bis bald Heidi! Und pass auf Smutje, Hugo, Karl-Heinz und Pjotr auf!", rief sie und winkte übertrieben um dann mit den beiden Männern auf das große dunkle Haus zuzugehen, indem einst Kilian zum ersten mal wahre Engelsaugen erblickt hatte... Kilian wachte zum zweiten Mal auf und wieder war es die Sonne, die ihn weckte. Laut gähnend setzte sich der Junge im Bett auf und streckte seine müden Glieder, ehe er das leise Murmeln unter sich wahrnahm. "Guten Morgen, die Zweite!", grinste er und gab Xaver wieder einen langen und intensiven Kuss. Danach stand der Grünhaarige auf und begann, sich anzuziehen. Sehr zum Leidwesen seines Lehrers. "Musst du dir denn unbedingt so viel anziehen? Man sieht gar nichts mehr!", empörte sich der Ältere und verschränkte die Arme vor der Brust um gespielt zu schmollen. Kilian angelte nach seinem Shirt und zog es sich über den Kopf. "Eben! Ich will dich doch nicht zu einem wandelnden willenlosen Sklaven machen.", entgegnete er und fuhr sich durch die Haare. Auch wenn, er nicht verhindern konnte, dass seine Wange leicht erröteten. Zumindest war es nicht mehr so schlimm, wie früher. >Schon komisch. Jetzt, wo ich mit ihm zusammen bin, machen mir solche Bemerkungen fast nichts mehr aus.< wunderte er sich und bog dann seinen Rücken durch. "Und, was machen wir heute?", fragte er. Xaver stand ebenfalls auf und zog sich seine Hose an, ehe er zu einer Antwort ansetzte. "Naja, weißt du, du hast erst ein Raclon, also sollten wir zusehen, dass du dein nächstes bekommst. Wenn wir uns richtig anstrengen, könntest du heute gleich zwei auf einmal schaffen." "Was? Bist du dir da sicher? Ich meine, wenn diese Dinger soo einfach zu bekommen sind, senkt das nicht irgendwie das Niveau der Kämpfer." Xaver lächelte bloß wissend und zwinkerte dem Kleineren zu. "Nein, nein, so ist das nicht. Jedes einzelne Raclon braucht normalerweise Wochen oder Monate der Vorbereitung. Und manche Raclons, die man für psychische Techniken bekommt, brauchen Jahre intensiven Trainings. Viele der Mönche und Mönchinnen hier können diese Techniken gar nicht erlernen, weil sie viel zu schwach sind." "Ja, toll, aber warum soll dann ausgerechnet ich gleich zwei Raclons an einem Tag schaffen? Ist das nicht ein bißchen sehr optimistisch?" "Wenn ich ehrlich bin, denke ich sogar, dass ich noch untertreibe." Kilian sah überrascht auf und musterte den Rotschwarzhaarigen ungläubig. "Was? Das glaubst du doch selbst nicht. Ich meine, klar, vielleicht war ich in der Schule im Sport immer recht gut. Ich hatte eigentlich durch die Bank eine Eins. Okay, das eine Mal nur eine 2-, aber nur, weil dieser dämliche Lehrer mich auf dem Kieker hatte. Aber sonst, ich bin nicht gerade der schnellste Sprinter und wenn du mit solchen Flick Flacks und Überschlägen und all diesem Kung-Fu Zeugs kommst, hey, ich kann dir gleich sagen, bevor ich da einen sauberen Salto rückwärts hinkriege, ohne danach als Querschnittsgelähmter mein Dasein zu fristen, werden fliegende Autos als Standart in der ganzen Welt gelten. Und diese psychischen Raclons, wie immer die auch aussehen werden, tja, ich hab in meinem bisherigen Leben noch nichts nur durch Gedankenkraft bewegt, geschweige denn angezündet." Xaver schien immer noch nicht beeindruckt. Er ging durchs Zimmer und nahm das große dunkle Schwert mit der goldenen Runenschrift und dem grünen Jadegriff von der Wand und hängte es sich über den Rücken. "Kilian, du darfst das nicht so engstirnig sehen. Viele der Astyanax, die hier sind waren in der Schule wesentlich schlechter als Eins und jetzt können sie es mit sechs ausgebildeten Söldnern gleichzeitig aufnehmen. Eigentlich kann jeder Mensch so etwas tun, er muss nur die Kräfte wecken, die in ihm drin sind. Und du hast besonders viel Kraft in dir." Kilian sah sich das Schwert mit gemischten Gefühlen an. Einerseits war er immer noch von seiner Pracht beeindruckt und von dem Respekt, dem man ihm ohne murren entgegen brachte. Irgendwie wusste man, dass es alt, mächtig und auch weise war. Es war einfach magisch, sich diese Waffe anzusehen. Andererseits erinnerte sie ihn aber auch unentwegt daran, dass Xaver irgendwann mit diesem Schwert seinem Erzrivalen Luzifer gegenüberstehen würde. Und das gefiel ihm gar nicht. Leicht irritiert löste er sich von dem Anblick und entgegnete dem funkelnden Grün von Xavers Augen mit einer stechenden und undurchdringlichen Miene. "Wie kommst du denn darauf, dass ich besonders viel Macht in mir drin habe?" "Na, ganz einfach. Du bist ein wiedergeborener Engel, dass hast du mir doch gesagt. Und ich denke mal, dass du daher um einiges stärker bist, als ein normaler Mensch. Du wirst es ja gleich sehen, wenn wir oben mit dem Training anfangen." "Oben?". Kilian verdrehte die Augen und spielte den Gequälten. "Ich will nicht immer diesen blöden Berg hochklettern. Der hasst mich und will mich immer abschütteln." Sein Lehrer grinste nur und schüttelte den Kopf. "Ehrlich! Der Berg hat irgendein Problem mit mir. Ich weiß nicht, was, aber er kann mich nicht ausstehen. Irgendwann fall ich da noch runter und so unlogisch das klingt. Diese Miststück von Vulkan wird lachen." "Laber keinen Schwachsinn du komm mit, du Fachgeologe. Erst einmal was essen und dann nach oben." Xaver lachte immer noch und winkte dem Jüngeren mitzukommen..... Misty saß erst seit ein paar Minuten in der Kantine auf einem blauen Kissen und aß genüsslich ihr Bananenbrot, als ihr gründlich der Appetit verging. Ihr Haar war so dunkle wie die nacht, doch jetzt war es offen und hing ihr glänzend über den Rücken und die Schulter. Einige Mönche hatten schon recht merkwürdig geguckt. So sahen sie die "Hardcore-Emanze", wie sie immer hinter ihrem Rücken zu nennen pflegten, selten. Durch ihren üblichen Pferdeschwanz bekam sie immer ein hartes und garstiges Aussehen, jetzt sah sie ungemein hübsch und zierlich aus. Dass sie das ganz und gar nicht war, bekam der arme Tisch zu spüren, in den sie ihre Fingernägel versenkte, als sie die blonde junge Frau sah, die mit gesenktem Kopf auf einen Platz ganz in ihrer Nähe zusteuerte, erkannte. Harmony hatte ihre Haare zu einem Zopf geflochten und trug ihn über ihre linke Schulter. Misty fiel gleich auf, dass sie ihren Kampfkimono diesmal nicht bauchfrei geknotet hatte, sondern so trug, wie es alle anderen auch taten. >Was ist denn mit der los? Will sie heute keine Knutschattacken starten, oder was?< Mistys Laune wurde sichtlich schlechter, als sich die Blondine fast genau neben sie setzte. Nur drei leere Kissen lagen zwischen ihr und dieser biestigen Zicke. Eindeutig zu wenig!! Der Tisch wurde währenddessen bereits von fünf tiefen Rissen geschmückt. Die Schwarzhaarige kaute entschlossen weiter auf ihrem Brot herum und dachte nicht daran, ihrer Sitznachbrain auch nur einen einzigen Blick zuzuwerfen. Sie sah stur geradeaus auf die Eingangstür zu und wippte genervt mit ihrem Fuss herum, zmirbelte eine ihrer langen Haarsträhnen m ihren Zeigefinger. Da erkannte sie Kleopettra, die eintrat und ihr gleich grinsend zuwinkte. Misty winkte zurück, lächelte aber nicht, sondern sah weiter geradeaus auf die Tür zu. Warum ging ihr diese Tussi so auf den Senkel? Kleopettra setzte sich ihr gegenüber und begann gleich von ihrer Erlebnissen im Kiva zu erzählen, als sie bemerkte wie abwesend Misty war. "Hey, Misty, was ist denn los mit dir? Hat dir ein religiöser Sektenführer die Zunge rausgeschnitten oder findest du mich so langweilig, dass du mir nicht antworte willst?" Ach, Blödsinn. Ich hör dir ja zu." Die Violetthaarige stützte sich weit über den Tisch und legte ihre Ellenbogen auf das dunkle Holz. "So? Tust du das? Was hab ich denn gerade gesagt?" Misty verschluckte sich plötzlich an ihrem Brot und hustete wild durch die Gegen. "Na, dass es im Kiva mächtig heiß war..........nehme ich mal an." "Jetzt sag schon, was ist los?" "Ach, diese dumme Kuh da vorn geht mir auf den Keks.", maulte sie und warf ihre Haare über die Schulter. Kleopettra verdrehte die Augen und presste mürrisch die Luft zwischen ihren Zähnen hervor. "Na, toll, die alte Leier. Misty und Harmony, der ewige Kampf. Wird es je ein Ende geben?" "Das ist nicht witzig!" Schmollend verschränkte sie die Arme vor der Brust. "Ach, komm. Wie lange willst du das noch so weiter machen? Ihr beide habt euch seit eurem ersten Zusammentreffen nur gezankt. Und langsam hab ich echt die Nase voll. Und da bin ich nicht der Einzige!" "Aber was..?" "Aber was? Du kannst fragen. Was glaubst du, wie viele Teller Pharrell neu kaufen musste, weil ihr die Teile hier als Bumm-Bumm Geschosse fröhlich durch die Gegen werft. Und Anastacia musste auch schon an die dreitausendmal hier durch fegen und wischen, da ihr zwei Herzchen überall euer Mittagessen verteilt hattet. Und mir hängst du auch dauernd in den Ohren mit deinen immer gleichen Reden darüber wie blöd, wie hässlich, wie eingebildet und arrogant sie ist." Misty funkelte mit ihren dunklen Augen und nahm einen Schluck Orangensaft. "Aber Kleopettra. Du bist meine beste Freundin, und wenn ich irgendwelche Probleme habe, soll ich damit zu dir kommen. Und momentan ist SIE nun einmal mein aller größtes Problem." In Gedanken schelte sie sich dafür. Nein, ihr größtes Problem war eindeutig ein junger Mann mit grünen Haaren, der nie mehr als nur ein Kumpel sein würde. Kleopettra nahm die Hand ihrer Freundin und sah sie warm an. "Misty, klar kannst du mit allem zu mir kommen. Ich höre dir immer zu und will dir gern bei allem helfen, aber die Sache mit Harmony ist einfach nur kindisch und überflüssig. Ihr beide zankt euch und zankte euch und zankt euch und das kann so nicht weitergehen. Irgendwann muss Schluss sein. Ihr müsst euch vertragen oder zumindest aufhören, euch gegenseitig in die Pfanne zu hauen. Es wäre besser für euch beide." Gerade wollte Misty erneut aufgeregt vom Leder ziehen, als Kilian und Xaver eintraten und sich gleich zu ihr in Bewegung setzten. Sofort hellte sich ihre Miene auf und sie strahlte über beide Ohren. Auch, wenn sie nie richtig mit ihm zusammen sein würde, so freute sie sich dennoch über jede Minute, die sie mit ihm verbringen konnte. "Hi, schön euch zu sehen.", entgegnete sie und bot ihnen die beiden Plätze neben sich und Kleopettra an. "Gleichfalls......und warum seit ihr noch nicht beim Training? Ist doch schon fast Mittag.", fragte der Junger und gähnte abermals. Kleopettra lachte. "Na, das fragte der Richtige. Wenn hier einer am trainieren sein müsste, dann ihr beide. Seit ihr erst jetzt aufgestanden oder was?" Auf's Stichwort liefen die Männer rot an und warfen sich verschmitzte Blicke zu. "Ja, was dagegen?" Jetzt wurde auch Misty neugierig. "Ehrlich gesagt, schon! Wie kommt es, dass ihr so lange in den Federn hockt? Ich meine, bei dir, Kilian, hab ich nichts anderes erwartet, aber bei dir.....", sie sah zu dem großen, athletischen Mann auf, der neben ihrer besten Freundin saß, "Xaver, naja, klar, ich kenne dich eigentlich nicht richtig, aber bisher bist du immer früh morgens schon oben im Radamanthys gewesen. Ich kann mich nicht entsinnen, dich je um diese Uhrzeit hier unten im Kloster gesehen zu haben." Kilian sah sehr empört aus und wollte seiner Busenfreundin wohl gerade einen reinwürgen von wegen, er sei eine Schlafmütze, aber sein Lehrer kam ihm zuvor. "Nun, weißt du, Misty, wir haben heute vor, Kilian gleich zwei Raclons auf einmal zu besorgen, daher sollte er sich richtig ausschlafen. Und da es sich für mich nicht gelohnt hätte, so lange oben im Feuerwald zu trainieren, hab ich halt auch etwas länger geschlafen. Das ist alles." Der Grünhaarige war erstaunt, wie gekonnt sein Freund lügen konnte ohne dabei rot zu werden oder vor Nervosität in Schweiß auszubrechen. Dennoch schien Misty nicht ganz davon überzeugt. "Naja, ist ja auch egal. Welche Raclons wollt ihr denn in Angriff nehmen?", fragte sie. Xaver sah Kilian fest an und lächelte dann in seiner umwerfenden Art. Kleopettra schien Nichts dagegen zu haben, dass er sich neben sie gesetzt hatte. "Ich denke, einmal die Acinonyx jubatus und dann noch die Animae posita. Vorausgesetzt, Kilian rennt nicht wieder gegen irgendwelche Bäume." "Was für Bäume?", fragten die beiden Frauen wie aus einem Munde. Xaver grinste nur und Kilian warf sich förmlich zwischen sie auf den Tisch. "Ach, das ist nur so eine Redensart von ihm, okay? Hört nicht drauf. Hat rein gar nichts zu bedeuten!" "Ja, sicher und du liegst hier nur halb auf meinem Mittagessen, weil du eine Bananencreme für ein Hautpeeling brauchst, oder wie?", feixte Misty und alle lachten so laut, dass sich einige Köpfe zu ihnen herum drehten. Bis sie von einem sichtlich schüchternen und leisen Räuspern unterbrochen wurden. "Ja, was ist.......?", setzte Kilian an und drehte sich um, als er Harmony erkannte und augenblicklich verfinsterte sich seine Miene. Auch Misty und Xaver wurden plötzlich ruhig und sahen sie düster an. Einzig Kleopettra lächelte noch. "Sieh mal einer an. Die vierte Hexe von Eastwick ist da!", grummelte die Schwarzhaarige. "Misty" Nicht schon wieder!", raunte ihre beste Freundin und warf ihr einen warnenden Blick zu, doch Harmony konterte nicht. Sie sah nur betreten zu Boden und streichte sich mit ihrer Hand über den rechten Arm, der leblos zu Boden hing. Kilian sah sie sich etwas erstaunt an. Harmony trug nicht das geringste Bißchen Make-up. Ihr Gesicht war so natürlich wie es nur sein konnte. Alle Arroganz und Überheblichkeit war aus ihren Augen gewichen. Jetzt sah sie irgendwie klein und verletzlich aus. Dazu trug sie auch noch eine Brille. Das versetzte den Grünhaarigen am meisten ins Grübeln. Es war eine kleine Brille mit eckigen Gläsern und einem dunklen, dünnen Rahmen. In der Schule hätte man Leute mit solchen Brillen ohne zu zögern als Streber oder Snobs bezeichnet. Doch an Harmony wirkte sie so unecht und fehl am Platze wie eine Gefriertruhe in der Antarktis. "Du..du trägst eine Brille?", fragte er zögerlich und euch ein wenig netter, als erwartet. Die Blondine sah auf und nickte leicht, hatte dabei die Oberlippe leicht über die Unterlippe gepresst und lächelte dann so vage, dass man es gar nicht sah. "Ja. Ich trage jetzt eine Brille. Ich hatte sonst immer Kontaktlinsen, aber irgendwie fand ich die blaue Farbe langsam ein wenig aufdringlich.", entgegnete sie mit brüchiger und zittriger Stimme, strich sich immer wieder eine Haarsträhne hinter's Ohr und blickte sehr oft wieder auf den Boden. "Stimmt, jetzt, wo du es sagst. Du hast ja in Wirklichkeit gar keine blauen Augen.", stellte Kleopettra überrascht fest und sah der jungen Frau von unten her in die funkelnden Kreise. Jetzt waren da zwei graue Iridien, in denen ein paar gelbliche Sprenkelungen waren. "Ja, in Wirklichkeit hab ich graue Augen. Aber ich fand sie irgendwie hässlich und hab mir blaue Linsen eingesetzt. Doch nun find ich sie eigentlich ganz schön und...." "Oh, mein Gott, guckt mich an, ich hatte soooo blöde Glubschäuglein und hab mir einfach knallbunte neue eingesetzt und jetzt find ich die alten Glubschis aber doch sooooo schön, dass ich sie die Linsen wieder rausgenommen habe, bin ich nicht toll?.......Blablabla, erspar uns deine Lebensgeschichte, Miss Universe .", giftete Misty, doch wieder wehrte sich die Blonde nicht. Im Gegenteil. Verletzt sah sie wieder zu Boden und war wollte weggehen, hätte Kilian sie nicht festgehalten. "Misty, musst du eigentlich immer so ein Ekelpaket sein??", fragte er und sah kurz in Kleopettras Augen, dass sie das Selbe hatte sagen wollen. "Was? Jetzt sag mal, was ist denn bitteschön in dich gefahren? Du kannst sie doch auch nicht ab und jetzt verteidigst du sie!" Kilian ignorierte sie und sah Harmony fragend an. "Hör mal zu, wenn das wieder eine neue Tour ist, um dich an Xaver ranzuschmeißen, kannst du gleich abzischen....." "nein, nein, das ist es nicht! Ich schwöre, dass es das nicht ist..........diese Sache ist für mich inzwischen........erledigt......" Hatte sie noch aufgeregt und lautstark angefangen, wurde sie zusehends immer leiser und flüsterte zum Schluss nur noch, ehe sie einen letzten, irgendwie traurigen Blick gen Xaver schickte, der nun auch aus seiner Feindseligkeit erwachte und nur leicht nickte. "Also, was willst du dann hier?" Wieder sah sie auf ihre Füße und druckste herum, bis sie schließlich Kilian und den anderen fest in die Augen sah und antwortete. "Also, ich....ich wollte mich bei euch entschuldigen.......für alles. Für den ganzen Mist, den ich angezettelt habe und auch für die fiesen Bemerkungen, die euch an den Kopf geknallt habe. Ich war unausstehlich und eine richtig dumme Gans. Ich hab euren Spott und eure Gemeinheiten verdient und ich weiß, dass ich es eigentlich nicht mehr gut machen kann, aber ich möchte euch zumindest sagen, dass es mir leid tut und dass ich mich von jetzt an nur noch auf mein Training konzentrieren und euch vollkommen in Ruhe lassen werde......so, das war es eigentlich schon......also.........schönen Tag noch.........." Sie lächelte noch einmal und es war erstaunlich wie strahlend und echt es wirkte und dann ging sie. Kilian und Kleopettra sahen ihr nachdenklich nach. Xaver wollte gerade aufstehen, aber da kam ihm Misty zuvor. Sie stellte sich recht flott hin und rief Harmonys Namen. Die Blondine drehte sich überrascht um und blickte fragend zurück. Misty druckste auch erst rum, ehe sie auf den Punkt kam. "Also.......ähm........ich weiß ja nicht, ob du Lust hast und wenn du dich wirklich auf dein Training konzentrieren willst, will ich dich nicht davon abhalten, aber.....naja......wenn du doch Lust und Zeit hast,.........du kannst dich gern zu uns setzen und mit uns zu Mittag essen." Sie sah die anderen kurz an und alle nickten und lächelten Harmony leicht an. Die Blonde schien erleichtert und kam zurückgelaufen, setzte sich zu Misty und aß meist schweigend mit, lachte, wenn sich Misty und Kilian wieder kabbelten und stellte fest, dass sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich wohl fühlte...... "Oh, warum ist das denn hier so verflucht dunkel? Ich seh ja absolut nichts mehr! Soll ich mir hier die Birne einhauen oder was?" Felicity schien wenig begeistert zu sein. Lo-Pan und Raffael waren vorausgegangen und standen bereits neben der langen Schnur, die von der Decke herab hing. Beide sahen ein wenig genervt aus. "Entschuldigen Sie, aber ich hatte Sie vorhin gebeten, still zu sein.", entgegnete der Mönch höflich, doch die junge Frau mit der Baseballkappe der Olympischen Spiele in Sydney schien das nicht im geringsten zu stören. "Na, ganz toll. Was zum Kuckuck ist das hier eigentlich für ein Raum? Was soll diese Senke da in der Mitte und wozu sind diese Waffen da? Sollen wir damit etwas darum kämpfen, wer von uns beiden aufgenommen wird?" Für einen Moment schien der junge Mann mit den blonden Haaren sehr besorgt. "Nein, die sind zum Training da und wenn ich Sie jetzt bitten dürfte." Mit einem kräftigen Zug riss er die Schnur nach unten, woraufhin das ohrenbetäubende Glockenspiel erklang. Beide Neuankömmlinge hielten sich die Ohren zu. "Sag mal, spinnst du denn? Mir sagen ,ich soll mein Klappe halten und dann haust du hier so derbe auf die Kacke. Meine Güte, wenn ich nicht taub werde, ist das auch schon alles!".... Xaver schreckte als Erster hoch, als er das laute Leuten durch das Areal des Klosters schmettern hörte. "Was ist das denn?", fragte Kilian, obwohl ihm das Geräusch irgendwie bekannt vorkam. Misty drehte sich grinsend zu ihm um. "Du hast echt von nix ne Ahnung. Das heißt, dass Neulinge da sind und dass das Ritual der Sphinx vollführt wird.Blödkopf." "Nenn mich nicht immer Blödkopf, du Breitmaulfrosch. Und was ist das Ritual der Sphinx?" Ausgerechnet Harmony beugte sich vor und strich sich wieder eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Das ist das Aufnahmeritual. Das, bei dem Xaver dich mit seinem Schwert überprüft, ob du ein Astyanax werden kannst oder nicht." Xaver warf Kilian einen vielsagenden Blick zu, ehe er aufstand und losging. "Wußt ich 's doch. Mir kam dieses Leuten gleich so bekannt vor.............Hey jetzt warte dich mal, ich will mit!" Schnell sprangen er und die Frauen vom Tisch auf und folgten dem jungen Mann....... Inzwischen waren die meisten der Mönche versammelt und umringten wie damals die Senke. Wieder war es mucksmäuschenstill. Felicity und Raffael standen an einem Ende des Rechtecks im Boden, einen der beiden großen Waffenhalter im Rücken. Und beide starrten sie gebannt in den dunklen Gang vor sich, aus dem, so hatte ihnen Lo-Pan zumindest erzählt, der Prüfer heraustreten würde. Tatsächlich hörten sie bald sehr schnelle Schritte näherkommen. Ein paar flüchtige Bewegungen waren im Halbdunkel zu erkennen. "Oh, Gott, bin ich aufgeregt. Ob es wohl so ein Orakledingsbums ist, wie in diesen Misteryserien? So ein Fleischklumpen mit Augen überall oder eine riesige Frau mit ner Augenbinde und nem Schwert und wenn du nicht würdig bist, haut sie dir den Schädel ab? Oh, das wär sooo aufregend und cooool!" Raffael sah sie sehr sehr böse an und schüttelte dann den Kopf. "Kannst du auch Mal deine Klappe halten?", fragte er genervt. "Oh, Schock, oh Terror, es kann doch sprechen. Tu mir einen Gefallen und verfall wieder in Leichenstarre, okay, Schätzchen?" Da rumste es und vier Gestalten flogen durcheinander purzelnd aus dem dunklen Gang heraus. Im ganzen Gewusel konnte man nur erkennen, dass er ein Junge und drei Mädchen waren und fast glaubte Felicity, dass es tatsächlich ein Fleischklumpen sein würde. "Mein Gott, kannst du nicht aufpassen, du Trampel!", brüllte ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren, und meinte damit offensichtlich den einzigen Jungen, der sich gerade aufraffte. "Was maulst du mich denn an. Du bist mir doch ins Heck gerannt!" "Oh, sicherlich, aber nur, weil du urplötzlich stehen geblieben bist. Ich hätt mir wegen dir fast nen Finger gebrochen!" Wütend ballte das Mädchen die Hände zu Fäusten. Hinter ihr erhob sich ein blondes Mädchen und setzte ihre Brille zurecht, half dann eine etwas stämmigeren jungen Dame mit violettem Kurzhaarschnitt auf. "Oh, das tut mir aber leid. Soll ich dir vielleicht ein buntes Pflasterchen mit Glücksbärchies drauf holen?" "Na, warte, ich bring dich um, du Mistkröte!", rief sie nun und packte den Jungen am Hals und würgte ihn. Der wehrte sich erheblich, kam aber nicht los. "Was sind denn das für Gestalten?", fragte Felicity mißtrauisch und verwundert. Irgendwie passte das nicht in ihr Konzept eines Orakels. Im letzten Moment kamen die beiden anderen Mädchen und befreiten den Todeskandidaten aus dem Würgegriff, um die beiden Streithähne dann aus dem Weg zu zerren und sich zu den Mönchen zu setzen. Harmony sah sich ein wenig um und runzelte dann die Stirn. Sie drehte sich zu Misty um und flüsterte ihr was in's Ohr. "Sag mal, was macht den Cyprian hier? Der ist doch noch nie bei einem Aufnahmeritual dabei gewesen." Misty zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung. Aber er sieht irgendwie ein wenig blass aus. Fast so als hätte er irgendwie Angst." Näher konnten die beiden aber nicht darauf eingehen, da Xaver nun eintrat und alles verstummte und sich verneigte. Kilian lugte dennoch nach oben, denn in diesem Licht sah Xaver genauso atemberaubend aus, wie bei seiner Ankunft. Wieder lang ihm entfernt das Lied in den Ohren. >Look into his Angeleyes, you think you're in Paradise.................and one you'll find out, he wears a disguise.......don't look too deep into those Angeleyes.........< Felicity und Raffael waren verstummt und blickten dem jungen Mann mit dem fast zwei Meter langen Schwert ehrfurchtsvoll entgegen. Besonders die junge Frau mit dem Army-Top schien plötzlich stark zu zittern und mit dem Gedanken zu spielen, umzukehren. Doch dazu war keine Chance. Schon fing Xaver an, das Schwert kreisen zu lassen und die heilige Formel zu sprechen, die ihm helfen sollte, den Geist diese beiden Menschen zu lichten. "Selene, Wächterin des Mondes, erfülle deinen Pakt mit - Jupiter, der auch mir seinen schützenden Donner schicke - Und Indra, Herrscherin über die Elemente, reiche mir die Klingen deiner Untertanen - Seth, Meister des Todes, vollführe auch jetzt deinen Fluch - um meinen Willen. Und auch du, Saturn, Gott der Zeit und es Raums - erfülle meine Bitte und sende deine Axt der Zerstörung - Minerva, Göttin der Weisheit, gib mir dein Wissen - damit ich entscheiden kann, ob diese jungen Menschen hier - würdig sind, ein Astyanax zu werden und in den göttlichen Krieg zu ziehen." Damit hielt er das Schwert auf die beiden zu und sofort riss er panisch die Augen auf. Hatte er bei dem jungen Mann nichts besonderes gefühlt, so durchströmte ihn bei der jungen Frau eine unbeschreibliche, dunkle Macht, die nur einem gehören konnte. <..........Er........er......er.ist................er ist da..............Luzifer..........!< Fortsetzung folgt!!! Kapitel 15: DGS XV: Der, den Gott und Satan fürchten ---------------------------------------------------- Der Göttliche Sturm XV Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Vorwort: Ja, ich weiß, ich bin ein Bastard, dass ich euch immer so lange warten lasse.............ich entschuldige mich tausendmal dafür-__-*tief verbeug* Aber es geht auf den großen Finalakt zu und da wird man als Autor schon mal nervös..........aber ich will euch nicht mit meinen psychischen Problemen belästigen.^^ Ich grüße hier dann mal Athena, Anja, Arashi, Leon, Lance, Tatsuya, Merle, Killian, Ran und alle anderen vom Equinox-PRG........wahrscheinlich liest da von denen hier eh keine, aber was soll's ^__~ Dann natürlich noch meine allerliebste Yu-chan alias Yukio alias Sorraiah alias William...........und ich dachte, ich wäre schizophrenO.o Ist alles für dich, einschließlich des fiesen, gemeinen, hinterhältigen Cliffhängers............*feisgrins* So, und jetzt viel Spaß. Hope you like it.. Kapitel 15: Der, den Gott und Satan fürchten Noch immer hatten die jungen Mönche und Kriegerrinnen ihre Häupter zum Boden gesenkt und verbargen ihr Gesicht unter ihren langen Haaren oder den vielen Schatten, die ihre zitternden und lauernden Spiegelbilder an die Wände warfen und an ihnen entlang schlichen wie dunkle Nattern, die aus ihrem Winterschlafversteck hervor kommen. Es war mucksmäuschenstill in der Kammer, nicht das geringste Geräusch war zu hören. Weder das Rascheln von Stoff oder ein schweres Atmen, geschweige denn ein Räuspern oder ein ungeduldiges Fußtippen. Alles schwieg und wagte es nicht auf das Schauspiel zu sehen, dass man weithin nur als das Ritual der Sphinx bezeichnete. Eine alte Zeremonie, die von den allerersten Astyanax erfunden wurde, um ihre Nachfolger darauf zu prüfen, ob sie bereit und auch stark genug waren, die schwere Bürde dieses göttlichen Krieges auferlegt zu bekommen. Und natürlich auch, um den Feind aller Feinde, Satan, oder einen seiner Diener, die Dämonen und Teufel, zu erkennen, falls sie einmal versuchen sollten, sich unerkannt in den Hort des Allmächtigen zu schleusen, um so endgültig die Schlacht, die schon seit Anbeginn der Zeit im Himmel tobt, zu entscheiden. Doch dass inzwischen, seit der Älteste aller Astyanax diese alten Verse das erste Mal sprach und das magische Schwert "Rebirth", dass damals aus den stärksten und mächtigsten Zaubern und Flüchen und ein wenig aus der Kraft Gottes geschmiedet wurde, das erste Mal durch die Luft schwang ein noch viel schlimmerer Feind aufgetaucht war, dass wußten viele ja nicht einmal. Außer Kilian, Misty, Xaver und den Ältesten glaubten doch alle, dass dieses Ritual nur so eine alte Floskel war, die man der Tradition zuliebe immer wiederholte. So wie das Aufmalen des Syrix oder das Erhalten des ersten Raclons. Für sie war es ein nettes, wen auch überflüssiges Spielchen, dass man nur vollführte, um die Neuankömmlinge ein bißchen zu verschrecken und ihnen noch ein letztes Mal die Möglichkeit gab, Kehrt zu machen und zu verschwinden. Es war eben etwas, dass stattfand, dass aber nicht weiter beachtet werden brauchte. So wie der alltägliche Sonnenauf- und Untergang. Man wußte, dass es ihn gab, man wußte auch, dass man ihn irgendwie brauchte, aber sich darüber den Kopf zu zerbrechen, das war dann schon wieder zu viel Mühe und verschwendete Zeit. Dabei war beides so ungemein wichtig. Hätten sie gewußt, wie dicht der Kampf der beiden großen Drachen Phaidra und Neith vor einem Ende gestanden hatte, bevor sich Kilian und Xaver ineinander verliebt und damit aus den beiden Feinden Freunde gemacht hatten, sie hätten jeden Tag gebetet, dass sie Sonne wieder aufgehen möge. Wäre der junge Mann mit den grünen Haaren und den stechend blauen Augen nicht gekommen, irgendwann wäre es immer dunkel oder hell geblieben. Und dass der, den selbst Gott und Satan fürchten unmittelbar unter ihnen weilte, wußte auch niemand. Sie glaubten alle, die beiden Gestalten, die da nebeneinander in der Senke standen seien einfach nur neue Kämpfer, mit denen sie sich anfreunden konnten und die ihnen vielleicht Neuigkeiten aus der Welt der Großstädte, der Autoauspuffgase und der ständig verspätenden Flugzeuge mitbringen konnten. Nur Xaver begriff wie ernst es war. Er stand direkt gegenüber von Felicity und Raffael und hatte das Schwert genau zwischen die beiden geschwenkt. Die Spitze, die in dem wenigen Licht dunkelblau glänzte, zeigte auf den kleinen Spalt, der zwischen dem jungen Mann mit den kurzen blonden Haaren und der jungen Frau mit der großen Klappe klaffte. Und noch immer sah er das dunkle und klare Bild deutlich vor sich. Bei Raffael war es wie bei fast allen anderen, die er geprüft hatte. Jeder Mensch hatte eine Aura, und er konnte diese Aura durch das Ritual der Sphinx sichtbar machen. War sie besonders rein und der Mensch besonders gut, so strahlte sie hell, war sie jedoch schmutzig und der Mensch von Hass und bösen Gedanken erfüllt, so war sie schäbig und dunkel. Die von Raffael war weder auffällig hell noch dunkel. Sie war neutral, wie bei Menschen üblich und auch nicht besonders mächtig, das man sie nur vage um seinen Körper sehen konnte. Bei Felicity war es jedoch ganz anders. Irgendwie erinnerte Xaver das Bild, dass er sah, an dass, das er gesehen hatte, als er Kilian überprüft hatte. Damals hatte er eine so mächtige und kraftvolle Aura gespürt, dass sich ihm die Nackenhaare aufgestellt hatten. Und sie war so unglaublich hell und rein gewesen, er hatte deutlich die Wärme fühlen können, die sich um ihn schlang. Und dann waren da noch diese weiten, weißen Schwingen gewesen, die sich hinter ihm erhoben hatten, die den Jungen beschützend und zärtlich umhüllt hatten. Jetzt war es genauso, nur in genau entgegen gesetzter Richtung. Auch um Felicity hatte sich eine nahezu unbesiegbare Aura aufgebaut, so ungeheuerlich stark und schier endlos.........und dunkler als die tiefste Nacht. Da Xaver selbst ein halber Dämon war, fühlte er sich ihr seltsam verbunden, da er aber auch ein halber Engel war, tat ihm allein die Aura schon in der Brust weh. Und das grauenerregende waren die riesigen schwarzen Schwingen, die um so vieles größer waren als seine eigenen und die wild und fauchend durch die Luft zischten. Es bestand kein Zweifel. Die junge Frau war in Wirklichkeit Luzifer, der Erzengel, der, den selbst Gott und Satan fürchten. Nur was sollte er jetzt tun? Er konnte ihn ja schlecht jetzt angreifen. Da waren viel zu viele Unschuldige im Raum und vor allem war Kilian direkt neben ihm. Was wäre, wenn Luzifer ihn irgendwie verletzen würde? Andererseits konnte er ihn aber auch nicht einfach so entkommen lassen, immerhin konnte dieses Monstrum das gesamte Kloster jederzeit mit einem Fingerschnippen in die Luft gehen lassen. Panisch sah er sich um. Alle Köpfe waren gesenkt. Kilian, Misty, Harmony und Kleopettra kauerten in einer Reihe und schienen darauf zu warten, dass die Zeremonie vorbei ging. Verzweifelt wandte er den Kopf. Und stellte verdutzt und erleichtert zugleich fest, dass er anscheinend nicht der Einzige war, der den Feind aller Feinde erkannt hatte. Cyprian stand in einem der dunklen Seitengänge und wurde halb von den Schatten verdeckt, die hier ihr Unwesen trieben. Sein gelbes Gewand sah jetzt dunkel orange aus und seine weißen Haare, wirkten grau und wirr. Der alte Stock, auf den er sich manchmal stützte, lag auf dem Boden und sein starrer Blick war mitten auf Felicity gerichtet. Xaver hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. >Was tut er denn da?< Er sah mit nahezu zu Stein erstarrten Augen an, nahm nicht eine Sekunde den Blick von ihr. Es schien als wolle er sie mit seinem Blick festnageln. Und dann waren auch noch seine beiden Hände ausgestreckt und deuteten in ihre Richtung. Irgendwie sah er ein wenig aus wie ein Zombie, den es nach Gehirn verlangt. Xaver sah darauf zu Felicity und fast noch im selben Moment begriff er , was der Weißhaarige Älteste da tat. Er hatte es zuerst gar nicht gemerkt, aber hetzt sah er es so deutlich, als habe man seinen Kopf dagegen geschleudert. Die junge Frau machte nicht die geringsten Anstalten zu kämpfen. Sie stand mit eingezogenem Kopf, hängenden Schultern vor ihm, ihre Schirmmütze verdeckte ihr Gesicht, dass zum Boden gerichtet war, während ihre Hände nervös miteinander spielten. Im Ganze machte sie einen eingeschüchterten und erschreckten Eindruck. Ganz im Gegensatz zu Raffael, der fest und mit erhobenem Haupt auf den Schwarzrothaarigen blickte und sogar ein wenig lächelte. Was war, wenn in Felicity Luzifer genauso wiedergeboren wurde, wie der Engel in Kilian? Wenn sie wirklich nur eine normale junge Frau war, in der ein Ungetüm hauste, dass man aus der Hölle und dem Himmel verdammt hatte? Wenn es noch gar nicht erwacht war und sie davon gar nichts wußte? Mit einem Schlag beruhigte Xaver sich und entspannte seine Muskeln. Er ließ das Schwert sinken und erklärte beide für würdig, ein Astyanax zu werden, worauf er in den Augenwinkeln sah, dass auch Cyprian grinste und wieder zu dem alten, netten Mann wurde, als den ihn alle kannten. Felicity und Raffael lächelten sich beide an und wurden dann von Lo-Pan heraus geführt, der sich angeregt mit der jungen Frau unterhielt und mehrmals laut kicherte. Dennoch rief Xaver direkt nach der Zeremonie Cyprian, Kilian und Misty zu sich und ging mit ihnen zu Meister Gigelf. Denn auch wenn Luzifer noch nicht erwacht war, so konnte er es jederzeit nachholen.......... In der dunklen Kammer des Ältesten roch es angenehm nach Zimt und Kräutern, die Anastacia extra angepflanzt und gepflückt hatte. Die Sonne fiel kaum durch die Glaswand herein, da sich noch auf der anderen auf der anderen Seite der Kammer stand. Sie alle saßen in einem Kreis auf dem Boden und sahen zum Meister auf, der gelassen an seiner Pfeife zog und einen kleinen Rauchkringel ausstieß. Er hustete danach ein wenig und grinste dabei, was ihn irgendwie sympathisch machte. Dann legte er das Holzgeschnitz zur Seite und sah durch die Runde. Er blieb mit seinem Blick bei seinem Adoptivsohn sitzen und lächelte wissend. "Also, Xaver, was kann ich für euch tun?" Der Krieger räusperte sich erst verhalten und druckste ein wenig herum, ehe er kurz zu Misty und Kilian sah, die links und rechts von ihm saßen und dann wieder Gigelfs Blick fest erwiderte. "Meister Gigelf, ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten. Ihr wißt doch, dass ich heute zwei neue Astyanax geprüft habe?" Gigelf nickte. "Ja, das weiß ich. Lo-Pan hat es mir bereits erzählt. Ein gewisser Raffael Zilfeur und eine Felicity Charming. Von der ist der liebe Lo-Pan übrigens fast genauso begeistert wie von unserem Kilian hier." Er lachte und zmirbelte seinen langen, grauen Bart Kilian wurde ein wenig rot und kratzte sich am Hinterkopf. Doch Xaver blieb ernst und fuhr unweigerlich fort. "Gut, denn Ihr müßt wissen, dass ich bei dieser Felicity etwas gespürt habe." Auf den Schlag verfinsterte sich der Blick des Älteren und er ließ seinen Bart in Ruhe. "Du meinst, diesmal ist es....?" Xaver nickte schwer. "Ja, diesmal handelt es sich unwiderruflich um Luzifer." Kilian riss erschrocken die Augen auf und sah zu seinem Freund auf, der ihm ein beruhigendes und warmes Lächeln schenkte, das jedoch herzlich wenig half. Mit brutaler Gewalt ergriff die nackte Angst Besitz von dem Jungen aus New York. Wie der feste Würgegriff einer Anakonda umschlang sie seinen Hals und drückte ihn zu. Sein Herz raste und in seinem Bauch machte sich ein grauenvoll flaues Gefühl breit. Es war soweit. Wie hatte er sich vor diesem Tag gegraut, vor dieser Sekunde, in der man ihm den Halt unter den Füßen wegreißen würde. Er wußte, es gab kein Zurück. Sein Xaver würde kämpfen müssen, und das sehr sehr bald. Und vielleicht würde er dann nicht wieder zurückkommen. Das ertrug er einfach nicht. Hilflos nahm er die Hand des Größeren und drückte se so fest er konnte, rutschte näher an ihn heran und versuchte ruhig zu atmen, um richtig sprechen zu können. "Bist du dir auch sicher? Ich meine, ist es vielleicht nicht nur ein Irrtum gewesen?" Das Flehen und das Betteln in seiner sonst so herrlich fröhlichen Stimme brach Misty fast das Herz. Sie war auch aus allen Wolken gefallen als sie von Luzifer hörte, doch nicht aus Angst um Xaver, sondern aus Angst um Kilian. Auf dem Hinweg hatten die beiden ihr erzählt, wer der einsame Schwertkämpfer in Wirklichkeit war. Ein Halber Engel und ein halber Dämon, dazu auserkoren, die Welt vor dem Erzfeind allen Lebens zu beschützen. Dem gefallenen Erzengel Luzifer, der irgendwann zweifelsfrei hierher kommen würde. Und als sie dabei gesehen hatte wie Kilian gezittert und sich gezwungen hatte, nicht zu schreien, da war ihr klar geworden, dass, wenn Xaver bei diesem unvermeidlichem Krieg sterben würde, auch Kilian sterben würde, auch, wenn er es bei lebendigem Leibe tun würde. Und so warf sie ihm einen mitfühlenden Blick zu und presste ihre Oberlippe auf die Unterlippe. Sie fühlte sich so schwach und unnütz. Sie konnte doch nichts dagegen tun! Der Kampf würde statt finden, das war eine Tatsache! Xaver lächelte noch immer so sanft wie es nur richtige Engel tun können und legte einen Arm um den Kleineren, um ihn an sich zu drücken. Zärtlich fuhr er ihm durch die Haare und küsste ihn auf die Stirn. "Kilian, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich schaffe das schon, versprochen!" Kilian schmiegte seinen Kopf an seine Schulter und sah stumm durch die Gegend. >Gibt keine Versprechungen, die du nicht halten kannst<, dachte er verbittert. Gigelf sah dem Ganzen mit einem leichten Lächeln zu. Endlich war sein Sohn nicht länger allein. Er hatte jemanden gefunden, der bei ihm bleiben wollte und der ihm Kraft gab. "Allerdings gibt es da eine kleine Unüblichkeit!", ergriff plötzlich Cyprian das Wort und legte seine Hände in den Schoß um sie zu falten. "Und die wäre?", fragte Gigelf. "Nun, es hat den Anschein, dass die junge Frau noch nicht weiß, dass sie den Erzengel Luzifer in sich trägt. Er scheint noch nicht erwacht zu sein. Das ist ein klarer Vorteil für uns. Wir können jetzt ohne Gegenwehr zuschlagen und den Kampf gewinnen, bevor er überhaupt losgegangen ist." Misty baute sich erbost auf. "Das ist doch nicht ihr Ernst?! Sie wollen diese arme und unschuldige Frau einfach umbringen? Wie können Sie so hinterhältig sein?" Der Weißhaarige reagierte nicht minder erbost und fletschte leicht die Zähne. "Hören Sie zu, Miss! Haben Sie überhaupt eine Ahnung, worum es hier geht? Es geht um das mächtigste und bösartigste Wesen, dass es je gegeben hat. Luzifer wird von Gott und von Satan gemieden, ja regelrecht gefürchtet. Er ist dazu geboren, der Welt die Apokalypse zu bringen und das Armageddon zu vollziehen. Er wird uns alle in den Untergang treiben. Und wenn er erst einmal erwacht ist, stehen die Chance, ihn zu vernichten, nicht gerade rosig Also, was spricht dagegen, eine einzige Frau zu töten, wenn dafür über 6 Milliarden andere überleben?" "Das ist doch absolut das Dämlichste, was ich je gehört habe! Und das bösartigste Wesen hier im Raum sind ja wohl zweifelsohne Sie! Die Frau kann doch nichts dafür, dass sie diesen Luzifer in sich drin hat!" "Wenn wir sie jetzt nicht töten, wird sie uns töten! Ist Ihnen das lieber?" Die beiden waren beide aufgesprungen und standen sich schwankend gegenüber, die Hände zu Fäusten geballt und ihr Haar wirr in die Stirn hängend. Noch eine Bemerkung mehr und es würde zum offenen Gefecht kommen, hätte da nicht Gigelf seine Hand erhoben. "RUHE!", rief er und Misty und Cyprian zuckten zusammen, als habe ein Blitz über ihnen eingeschlagen. Während sie sich wieder hinsetzten, warfen sie sich immer noch funkelnde Blicke zu. "Ihr habt alle beide auf eine gewisse Weise recht.", sagte der Meister ruhig und nahm wieder seine Pfeife zu Hand, "Einerseits ist die Gefahr, die von dieser jungen Frau ausgeht, nicht zu unterschätzen. Es wäre tatsächlich einfacher und leichter, sie jetzt zu töten, als zu warten, bis der Erzengel in ihr erwacht. Andererseits rechtfertigt nichts einen anderen Menschen zu töten. Auch, wenn dadurch andere gerettet werden. Besonders wir als Astyanax haben das Gebot, jedes Leben zu schützen. Und sollte dennoch irgend jemand versuchen, die Frau umzubringen, dann zieht er nicht nur meinen Zorn auf sich, sondern tut dies auch noch effektlos." Alle sahen ihn überrascht an. "Was soll das heißen? Effektlos?", fragte Kilian und drückte die Hand von Xaver fester. Xaver drückte sanft zurück. "Heißt das, dass wir sie eh nicht töten können, weil sie diesen Luzifer in sich hat, oder wie?" Misty legte den Kopf schief, worauf ihr Haar über ihre Schulter fiel und im matten Schein leicht glänzte. Ihre Raclons klirrten leise gegeneinander. Gigelf schüttelte leicht den Kopf und nahm einen Zug, blies einen weiteren Rauchkringel aus dem Mund "Nein, das heißt es nicht. Felicity ist sterblich wieder jeder Mensch. Erst, wenn Luzifer die Kontrolle über sie übernimmt, bekommt sie seine Kraft und auch seine Unsterblichkeit gegenüber herkömmlichen Waffen. Wir könnten sie jetzt ohne Weiteres zur Strecke bringen, aber es würde uns im Endeffekt nichts bringen. Wie bereits gesagt, Luzifer ist gegen herkömmliche Waffen immun und solange er sich im Körper dieser Frau versteckt, kann ihm auch sonst nichts etwas anhaben. Wenn man so will, ist er, solange er noch nicht erwacht ist, unsterblich." Kurz herrschte eisiges Schweigen, ehe Xaver das Wort ergriff und nebenbei über Kilians Schulter streichelte. "Aber was wäre, wenn wir den Geist von Luzifer aus ihr heraus holen und dann bekämpfen. Mit dem Bestiarium müßte das doch gehen, oder etwa nicht?" Wieder schüttelte Gigelf den Kopf und schickte drei Kringel auf Reise. "Es tut mir leid, dich da enttäuschen zu müssen. Erstens ist das Bestiarium nicht stark genug, Luzifer aus ihrem Körper zu ziehen. Diese alte Technik kann nur Dämonen und Geister extrahieren, die schwächer als die Magier sind, die das Bestiarium einst erschaffen haben." "Aber soweit ich mich darüber informiert habe, ist das Bestiarium die stärkste Methode, um Dämonen und Geister zu extrahieren. Es gibt nichts, was mächtiger ist, als sie.", entgegnete Misty und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Älteste lächelte sie warm an. "Wie ich sehe, weißt du sehr viel über das Zaubern und Beschwören. Und du hast recht. Das Bestiarium ist die mächtigste und gleichzeitig älteste Formel zum Extrahieren von Dämonen und Geistern, die es gibt. Sie wurde von den zehn stärksten und weisesten Zauberern und Magiern der damaligen Welt erschaffen. Aber ihr vergesst eine Kleinigkeit. Luzifer ist kein Dämon und auch kein Geist. Luzifer ist niemandem angehörig. Er ist ein Erzengel und gegen Engel können wir nichts ausrichten. Daher ist es auch so dumpfsinnig, seine Wirtin zu töten." "Und wieso das?", fragte Kilian, dem noch immer ein Kloß im Hals steckte. Immer wieder warf er besorgte Blicke zu seinem Freund. "Wenn wir Luzifers Wirt zerstören oder töten, dann wird sein Geist frei. Aber als Geist ist er unsterblich und so wird er sich einfach einen neuen Wirt suchen und in ihm harren, bis er wieder stark genug ist, um sich neu zu zeigen." Da blickte Misty plötzlich mit weiten Augen zu dem alten Mann. "Soll das etwa heißen, dass Luzifer schon einmal bekämpft und geschwächt oder verletzt wurde?" Auch Kilian blickte interessiert auf. "So könnte man es sagen. Aber das ist schon sehr lange her. Damals hatte Luzifer eine Armee um sich aufgebaut. Sie bestand aus abtrünnigen Engeln und Dämonen, die in Luzifer ihren neuen Gott und Herren sahen und mit ihm zusammen über Himmel und Hölle regieren wollten. Luzifer war nämlich schon immer größenwahnsinnig und wollte über alles Herr sein. Zuerst griff er den Himmel an und es sah fast nach einem Sieg aus. Zwar konnten die Engelsheere des Allmächtigen die Dämonen aus Luzifers Armee vernichten, doch es gibt ein ungeschriebenes Gesetz. Kein Engel kann und darf einen anderen Engel töten, solange er im Dienst Gottes ist. Das galt natürlich nicht für die Engel unter Luzifer und so stand der Himmel kurz davor, überrannt zu werden. Da hat es dann Gott zum allerersten und letzten Mal erlaubt, dass Dämonen in den Himmel durften. Denn Satan wußte, dass, wenn Luzifer erst einmal den Himmel unter seiner Kontrolle hatte, er die Hölle attackieren würde und diesen Kampf konnte der Fürst der Finsternis nicht gewinnen, da er noch immer von seiner letzten Schlacht gegen Gott geschwächt war. Also schickte er eine Armee schwarzer Engel in den Himmel und ließ sie die abtrünnigen Engel unter Luzifer vernichten. Am Ende stand Luzifer mit leeren Händen und ohne Armee da. Zur Strafe wurde er dann in eine hüllenlose Gestalt verwandelt und zur Erde geschickt." Zwei weite graue Rauchkreise zogen durch die Luft, gefolgt von einem leisen Husten. Kilian beugte sich vor, worauf sein Panthera tigris lose an seiner Brust baumelte und sein aufgerissenes Maul gen Cyprian wandte. "Und warum haben die ihn damals nicht getötet, als sie die Chance dazu hatten? Immerhin wollte er sie ja auch umbringen!" Misty nickte heftig als Zustimmung. "So einfach war das nicht. Wie bereits gesagt können Engel keine Engel töten. Und, ob ihr es glaubt oder nicht. Dämonen können auch keine anderen Dämonen töten, es sei denn, sie sind stärker oder haben einen höheren Rang. Da Luzifer noch immer ein halber Engel, aber auch der mächtigste Dämon war, konnten weder Gott noch Satan ihn umbringen. Statt dessen nahmen sie ihm seiner Kraft und machten ihn zu einem Schatten seiner selbst. Natürlich wußten sie da, das er es irgend wann schaffen würde , einen Körper zu finden, in dem er wiedergeboren werden kann und darauf haben sie sich vorbereitet." "Und wie?", fragte Misty neugierig. Gigelf deutete stumm mit seiner Pfeife auf Xaver und nickte ihm zu. "Sie erschufen einen ebenbürtigen Gegner!", sprang Cyprian ein und räusperte sich. "Da Luzifer halb Engel, halb Dämon war, konnte keiner, weder Gott, noch Satan, etwas gegen ihn unternehmen. Zufälligerweise wurde damals Xaver geboren, auch Ascanius, der Neutrale, genannt. Seine Mutter war ein organsicher Engel namens Avatara und sein Vater ein mächtiger Dämon namens Urian. Zwar wurden seine Eltern für ihr Vergehen mit dem Trentralfluch dem schlimmsten aller Flüche belegt, aber ihr Kind blieb am Leben. Jetzt hatten Gott und Satan jemanden, der es mit Luzifer aufnehmen, und der ihn töten konnte. Also schickten sie unseren Xaver auf die Erde und setzten ihr vor die Mauern unseres Klosters ab, wo ich ihn dann fand und zu Meister Gigelf brachte. Ein Gesandter Engel von Gott schilderte uns seine Aufgabe und so trainierten wir ihn von da an im Kampf." Kilian sah den Weißhaarigen mit einem durchdringenden Blick an. "Und das soll heißen, dass Xaver seit seiner Geburt nur trainiert hat und nie mal Spaß oder Freunde hatte?" Cyprian erwiderte den Blick und nickte bekräftigend. "Genau das heißt es! Er hatte keine Zeit für solch unwichtiges Zeug. Er musste sich auf dem Kampf um das Schicksal der Erde vorbereiten!" Kilian wurde irgendwie wütend und zugleich traurig. ER hatte nicht geahnt, wie schrecklich einsam Xaver gewesen sein musste. Und das fast 23 Jahre lang! "Deswegen dürfen Sie ihn doch nicht so vereinsamen lassen, verdammt noch mal!" Xaver zog den schnaubenden Grünhaarigen zu sich zurück und drehte seinen Kopf zu sich. "Hey, ist in Ordnung. Ich hab doch jetzt Freunde...........und sogar einen richtigen Freund." Er errötete dabei ein wenig. Kilian musste lächeln und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Misty war überrascht, denn dieses mal fühlte sie sich nicht schlecht und hatte auch kein Stechen im Herzen. Es war zwar immer noch nicht das tollste die beiden zusammen zu sehen, doch langsam kam sie klar. Sie musste sogar selbst lächeln, als sie sah wie die Augen von Xaver ihren Kumpel angestrahlt hatten. Gigelf grinste nur und zog erneut an seiner Pfeife und hustete wieder heftig und schüttelnd. "Dieses verdammte Zeug! Ich muss irgendwann damit aufhören!" Dann sah er wieder zu seinem Sohn und lächelte. "Und Xaver, ich bin wirklich froh, dass du endlich jemanden gefunden hast, mit dem du die Welt teilen kannst. Ich hatte immer die Befürchtung, dass du dein Leben lang einsam und allein bestreiten würdest, aber dann kam dieser junge Mann hier. Und wenn ich euch so sehe, bin ich sicher, dass ihr alles zusammen überstehen könnt." "Davon bin ich auch überzeugt. Und mit mir als nervende und schlagkräftige Zicke sind wird dann so gut wie unbesiegbar.", feixte Misty und zwinkerte dem Grünhaarigen einmal zu, worauf der sie dankbar anlächelte und nickte. Cyprian räusperte sich ungeduldig und stand auf, stützte sich auf seinen Stock. ""Dennoch haben wir ein gigantisches Problem vor uns. IN den nächsten Wochen, wenn wir Glück haben, in den nächsten Monaten, wird sich das Schicksal dieses Planeten entscheiden. Und auch, wenn ich Euren Optimismus immer geschätzt und geteilt habe, Meister Gigelf, so bin ich dieses Mal nicht sicher, ob wir wirklich gut genug vorbereitet sind. Luzifer ist eine gewissenlose, brutale, sadistische und machtbesessene Bestie, die Spaß am Morden und Abschlachten hat. Er hat schon Millionen von Engeln und Dämonen vernichtet und mehr als einmal versucht, die Welt zu zerstören. Und damals hatten wir jedes Mal nur dank vieler mächtiger Magier, Zauberer und Gelehrter das Glück, weiter existieren zu dürfen. Inzwischen haben wir alle Bannsprüchen und Flüche aufgebraucht. Luzifer ist immun gegen sie und ihre Wirkung ist auch schon lange verflogen. In seinem jetzigen Zustand ist er unsterblich und wenn er sich zeigt, ist die einzige Waffe, die wir haben, Xaver.." ER drehte sich vom Fenster weg und sah ihn entschuldigend an. "Bitte versteht mich nicht falsch. Ich kann Xaver gut leiden, von allen Astyanax ist er mir einer liebsten, aber wir müssen realistisch sein. Selbst, wenn Xaver mit Luzifer ebenbürtig ist, da er ebenfalls halb Engel, halb Dämon ist, so hatte Luzifer Jahrmillionen, sich diese Kraft anzueignen und sie zur Perfektion zu bringen. Und Xaver trainiert dazu gerade erst seit 23 Jahren, obwohl man sagen muss, das er erst seit 16 Jahren richtig hart trainiert. Und das ist im Vergleich zu den Millenien die Luzifer schon kämpft und tötet lachhaft." Kilian stand auf und stellte sich dem Älteren gegenüber. Langsam schien das grelle Licht der Sonne herein. Für einen Moment sah der Junge einen Schatten über Cyprians Gesicht huschen, doch er schüttelte bloß den Kopf und sah ihn mit seinen blauen Augen fest an. "Es mag ja sein, dass Luzifer schon mehr Jahre auf dem Buckel hat, als alle Rentner Asiens zusammen und dass er das stärkste, mächtigste und grausamste Wesen aller Zeiten ist, aber wir haben nun einmal keine andere Wahl. In seinem jetzigen Zustand als Geist kommen wir nicht an ihn ran. Uns bleibt gar Nichts anderes übrig, als zu warten bis er sich zeigt. Und wir werden und müssen kämpfen." Kilian blickte kurz auf den Boden und unterdrückte eine einzelne Träne, die sich trotzdem brennend auf seine Wange stahl. "Am liebsten würde ich einfach mit Xaver davon laufen! Glauben Sie mir, ich würde nichts lieber tun als einfach zu verschwinden und diesen dämlichen Luzifer hinter mit lassen. Ich habe eine tierische Angst um Xaver und allein die klitzekleinste Möglichkeit, dass er sterben könnte, macht mich wahnsinnig. Nur leider stehen die Chance dafür recht hoch und ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich damit klar kommen soll, wenn ich tatsächlich davor flüchte. Ich würde jeden Tag daran denken müssen, dass Luzifer plötzlich vor uns stehen und Xaver töten könnte. Oder das er einfach einmal laut Abrakadabra ruft und die Welt in einen Haufen Asche verwandelt. Und darum bleibe ich und werde kämpfen. Wenn wir warten und ihn dann angreifen, dann haben wir eine Chance zu gewinnen, so klein sie auch ist, sie ist da. Und auch, wenn er angeblich wirklich geübter ist, als Xaver, so hat Xaver ihm doch eines voraus. Xaver hat Freunde, die mit ihm kämpfen!" Wie zur Bestätigung stellte sich Misty neben ihn vor Cyprian und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich kann Männer, die meinen, sie müssten den großen Obermacker spielen, auf den Tod nicht ab. Also wird ich diesem Luzifer mal kräftig in den Allerwertesten treten, wenn er es wagen sollte, sich zu zeigen.", sagte sie kühl und grinste. Da kam Xaver von hinten und drehte Kilian zu sich um. In seinen grünen Augen schwamm Panik und Angst und auch ein wenig Wut. "Kilian, da kannst du nicht machen, das ist viel zu gefährlich für dich! Für euch alle! Ich habe mich lange auf diesen Kampf vorbereitet, und ihr nicht! Ich will nicht, dass dir irgendwas passiert, Kilian!" Kilian lächelte ihn dankbar an und küsste ihn sanft auf den Mund. "Das weiß ich, und dafür danke und liebe dich. Aber genau so will ich nicht, dass dir etwas passiert. Und außerdem: Wie war das noch? Engel können anderen Engeln nichts anhaben? Weißt du, noch bin ich kein Engel. Ich bin genauso wie Misty ein Mensch. Und Menschen können Engeln sogar recht viel anhaben!" Xaver sah im Blau von Kilians Augen, dass er nichts sagen oder tun konnte, um ihn davon abzuhalten. Also ersparte er sich einen lästigen Versuch und küsste ihn einfach nur. Nach einiger Zeit hustete Misty etwas unbeholfen, worauf die beiden wieder auseinander gingen und sich tief in die funkelnden Augen blickten, ehe sie sich zu Gigelf umdrehten. Der alte Mann hatte seine Pfeife weggelegt und sah alle im Raum ernst an. "Was bleibt ist die Frage, wie wir uns in der Zeit, die uns noch bleibt, auf den Kampf vorbereiten wollen." Nach einigem Überlegen hob Misty kurz die Hand. "Naja, ich denke, das wir oben im Radamanthys trainieren sollten, da dort außer Xaver und Kilian eh niemand hingeht. Allerdings wäre es nicht schlecht, wenn außer uns dreien noch ein paar andere mitkämen. Leute, deren physische und psychische Kräfte außergewöhnlich stark ausgeprägt sind, zum Beispiel." "Naja, wenn es danach geht, gibt es außer euch Dreien nur noch Drei andere, die dafür geeignet wären.", entgegnete Cyprian und stützte sich vollends auf seinen Stock. "Und wer wäre das?" Xaver stand jetzt neben Misty und Kilian und seine Muskeln spannten sich an. Gigelf sah dem ganzen entspannt zu. "Zum Einen wäre das Kleopettra und Harmony." "WAS?!", fragten alle wie aus einem Munde und mit dem gleichen Entsetzen in der Stimme. Gigelf lachte laut und stand ebenfalls auf. "Tja, da staunt Ihr. Aber es stimmt. Die beiden Damen sind nach euch die Stärksten im ganzen Kloster. Ihre psychischen Kräfte sind beeindruckend." Die Sonne strahlte jetzt deutlich durch die Glaswand und erhellte den Raum aus seiner Finsternis. "Und wer ist der oder die Dritte?" Cyprian lächelte ein wenig und sah Xaver fest an. "Der Dritte ist heute erst angekommen. Sein Name ist Raffael Zilfeur." Xaver kamen vor Überraschung fast die Augen aus dem Kopf. Das konnte unmöglich wahr sein. Er hatte doch selbst die Aura gespürt. Wie schwach sie gewesen war. Raffael konnte nicht so stark sein. "Aber...das.......das geht nicht! Ich habe bei der Zeremonie doch gespürt, wie schwach er ist." Jetzt lache Cyprian und bleckte dabei seinen weißen Zähne. "Ach, Xaver, das müsstest du aber wissen. Ein richtig guter Krieger kann seine Aura abschwäche. Manche können sie sogar löschen oder für kurze Zeit zur Verwirrung auf andere Körper konzentrieren. Ich hab das heute eindeutig gefühlt. Der Junge hat seine Aura abgeschwächt und gesenkt. Vermutlich, weil er dich nicht provozieren oder zum Kampf bringen wollte." Xaver schelte sich in Gedanken dafür, dass er es nicht selbst gemerkt hatte. "Nun, denn, dann fangen wir am besten gleich an mit dem Training. Alle man auf in den Feuerwald!"....... Zur Überraschung aller blieb es die nächsten vier Monate völlig ruhig im Kloster der Astyanax. Die Sonne ging jeden Morgen auf und jeden Abend wieder unter. Die Mönche aßen ihr Frühstück, ihr Mittagessen und ihr Abendbrot bei Pharrell und trainierten in den vielen Dojos oder im Park. Und Felicity Charming, der Wirbelwind aus Kanada verhielt sich ganz normal. Sie hatte schnell Freunde gefunden und bekam ein Raclon nach dem anderen. Jedoch zeigte sich, dass sie für psychische Raclons nicht geeignet war. Sie war gut im Kick-Boxen, Karate und allen möglichen sonstigen Kampfsportarten, doch sie konnte nicht einmal eine Stecknadel zum Schweben bringen. Um so stärker wurden die sechs Krieger, die jeden Morgen den Manituba hoch kletterten und im Feuerwald gegeneinander kämpften. Tag für Tag wurden sie schneller, mächtiger und kräftiger. Gleich am ersten Tag hatte sich Kilian die zwei Raclons geholt, die Xaver vorgeschlagen hatte. Bei der Acinonyx jubatus war es das Ziel schneller rennen zu können als das Licht. Kilian musste zeitgleich mit dem ersten Sonnenstrahl, der sich über den Rand des Manituba schob losrennen und vor ihm an anderen Ende des Vulkans sein. Natürlich hatte Kilian das erst für unmöglich erklärt, doch dann war er hinter das Geheimnis gekommen. Es ging nicht darum, dass man selbst schneller wurde, sondern dass man alles andere langsamer machte. Kilian konzentrierte sich auf seine innere Kraft und schaffte es gleich beim dritten Mal, dass er die Zeit für ein paar Sekunden so manipulierte, dass alles, einschließlich des Sonnenstrahls, langsamer lief. So rannte er durch den Vulkankrater und ließ, als er am anderen Ende war, einfach die Zeit wieder normal laufen. Für alle anderen sah es so aus, als sei er schneller als das Licht gelaufen. Nur Xaver hatte selbst schon die Erfahrung, um Kilian auch in diese langsamere Zeitebene zu folgen. Und die Animae posita, die Kunst Gegenstände durch Gedankenkraft zu bewegen, war für alle sechs so einfach wie das Lernen einen Grundtanzschrittes. Und das war erst der Anfang. Bald konnten sie die Elemente kontrollieren. Waren in allen Kampfsportarten geübter als sonst jemand auf der Welt und konnten dank ihres Kiis schwere Verletzungen im Bruchteil einer Sekunde heilen. Allerdings hatte diese überraschend lange Ruhephase einen großen Nachteil. Obwohl sie es nicht absichtlich taten und sich sogar gegenseitig immer davor warnten, vergaßen sie den Grund ihres Training mit der Zeit ein wenig. Es ging bald mehr darum, neue Techniken zu lernen und sich gegenseitig im Kampf zu messen. Dass jederzeit Luzifer erwachen konnte, war ihnen bald kaum noch bewußt. Und so kam es, dass der, den Satan und Gott fürchten einen harmlosen und sonnigen Septembertag doch noch mit einem Überraschungsauftritt in den Tag der Entscheidung verwandelte.... Sie alle waren oben im Radamanthys gewesen und hatten trainiert. Nur Raffael war nicht dabei, da er einem Neuankömmling sein erstes Syrix aufmalen musste. Xaver hatte gerade ansetzen wollen zu einem Tritt, als sich ihm mit einem markerschütternden Zischen explosionsartig eine Energie in den Körper brannte. Benommen sackte er zusammen. "Xaver! Was ist los?", rief Kilian und stürmte zu ihm. Auch Misty, Harmony und Kleopettra eilten auf die Wiese. Der Schwarzrothaarige richtete sich langsam auf und hielt sich den Kopf. Höllische Schmerzen höhlten seinen Schädel aus und stachen hinter seiner Stirn. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper. "E.....Es ist.......Luzifer. Er ist da!", flüsterte Xaver heiser und stand auf wackligen Beinen auf. "Oh, mein Gott!" Harmony riss entsetzt die Hände vor den Mund. Ihre Brille verrutschte dabei und ihre Zopf baumelte leblos über ihrer Schulter. Kleopettra hingegen fasste sich ans Herz und fühlte wie es raste. Misty und Kilian hingegen sagen fest runter zum Kloster und manifestierten den selben Punkt. Felicitys Kammer, wo sie jetzt eindeutig war.........oder zumindest gewesen war. Von der netten, jungen Frau dürfte wohl noch kaum etwas übrig sein. "Und was machen wir jetzt? Was sollen wir tun? Ich habe so eine Scheiß Angst!", wimmerte Harmony. Misty drehte sich zu ihr um und packte sie bei den Schultern. "Jetzt hör mal zu! Wir werden da jetzt runter gehen. Du holst Meister Gigelf, Harmony und Kleopettra, du gehst los und warnst die anderen. Sie sollen entweder raus aus dem Kloster oder hier hoch. Hauptsache sie sind nicht in der Nähe, wenn es losgeht. Danach kommt ihr zurück und helft mit beim Kämpfen. Kilian, Xaver und ich werden zu Felicity gehen und mal sehen wie ernst es schon ist. Habt ihr das verstanden?!" Nach einigen Sekunden nickten sie beide. "Na, dann los!" Sofort rannten die beiden davon und man sah wie die Furcht aus ihren Gesichtern schwand und einem entschlossenen, kampfbereiten Kriegerskulp Platz machte. "So, dann wollen wir mal, seit ihr bereit?" Xaver nahm sein Schwert, dass im Gras gelegen hatte und stellte sich hin. In seinen grünen Augen funkelte es dunkel. Er nickte. "Ich wurde für diesen Kampf geboren. Und ich bin dennoch nicht bereit! Aber ich denke, dafür kann man nie bereit sein, also?" Kilian und Misty nickten und lächelten. Wir haben alle eine verdammte Angst, aber wir müssen es tun! Das haben wir versprochen und außerdem, hey, wir müssen eine Welt retten." Misty lachte, doch es klang nicht echt. Dann wurden ihre Augen wieder fest und traurig. "Falls es nichts wird...............naja........Ich wollte euch nur sagen, dass ich euch liebe und dass die Zeit mit euch, die schönste war, die ich je hatte.", flüsterte Kilian und dann liefen ihnen plötzlich alle Tränen über die Wangen. "Komm schon her, Blödkopf!", schluchzte Misty und nahm Kilian in die Arme. Se drückten sie so fest sie konnten und als sie sich lösten und in die Augen sahen, da schloss sie kurz die Augen und gaben sich einen kurzen, freundschaftlichen Kuss auf den Mund. "Du weiß doch, dass du mich nicht Blödkopf nennen sollst." Beide lachten und gingen auseinander. Dann umarmte Misty Xaver und gab auch ihm einen Kuss, um dann ein paar Schritte zu gehen und die beiden kurz sich selbst zu überlassen. Erst sah es so aus, als würden sie sich nur anschweigen, doch dann sprang der Kleinere seinem Freund um den Hals und schluchzte an seinem Hals. "Hey, ist ja gut, Kilian. Wir werden das schon schaffen." Der Junge sah zu ihm hoch und lächelte, obwohl ihm Tränen über das Gesicht liefen. "Sag mir das, wenn es vorbei ist, okay?" Xaver nickte und Kilian stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seinen Lehrer ein letztes Mal, ehe sie mit Misty den Berg runter kletterten und auf Felicitys Wohnung zurannten..... Ihnen kamen schon eine Menge anderer Mönche entgegen, die panisch und auch verwirrt auf den Ausgang, das Sonnenportal, zuhielten. Unter Ihnen waren auch Dorian und Alexjielle. Überall lagen Gegenstände herum, die bis vor kurzem noch gebraucht, jetzt liegen gelassen worden waren. Eimer, Lappen, Kampfstäbe, Schwerter, Raclons und Becher. Das Trio Infernale nahm davon keine Kenntnis. Sie hielten geradewegs auf die unscheinbare, kleine Kammer mit der Schiebetür zu, die so identisch zu den anderen Kammern war. Dahinter würde sie der schlimmste Feind aller Zeiten erwarten. Und er würde sie vielleicht töten! Das es so oder so nicht gut aussah, zeigte sich auch, als der Himmel begann sich zu verdunkeln. Wolkendecken krachten ineinander und ein starker Regen setzte ein. Blitze zuckten am Himmel und ein Donnerschlag knallte lauter als der andere. Einiger der Flüchtenden rutschten im Matsch, in den sich der Sand der Gehwege verwandelt hatte, hin und rissen andere von den Beinen. Total durchnässt und mit Nebelschwaden vor dem Mund standen Misty, Kilian und Xaver schließlich vor der Tür. Einmal blickte Kilian die anderen an, ehe er seine Augen auf die Tür richtete und es in ihnen kurz silbern aufblitzte. Mit einem lauten Reißen barst die Tür in tausend Stücke und gab den Inhalt Preis. Fast erwartete sie eine Flammensäule, die ihnen entgegen kam oder eine Druckwelle, doch es kam nichts. "Was ist denn jetzt los?", fragte Misty, als ein ohrenbetäubender Knall durch die Luft schallte. Alle im Kloster duckten sich und gingen zu Boden. Einige schrien. Ein Blitz war in eine Kammer eingeschlagen, die nun lichterloh brannte. Der andauernde Regen konnte seltsamerweise nichts dagegen tun. Es schien, als würde er das Feuer noch anstacheln, das meterhoch gen Himmel ragte und Rauchschwaden empor schickte. "Großer Gott!", fluchte Kilian und rappelte sich wieder auf. "Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Kommt!", rief Xaver und trat ohne zu warten durch das schwarze Loch in Felicitys Kammer. Misty und der Grünhaarige folgten ihm. Was sie dort sahen, verschlug Ihnen die Sprache. Jedoch nicht vor Angst. Felicity kauerte in einer Ecke und hatte die Knie angewinkelt. Sie zitterte wie Espenlaub und ihr langes, braunes Haar hing ihr wie ein Wischmop auf dem Kopf. Wieder knallte es und wurde von einem leises und unterirdischen Grummeln verfolgt, dass sich durch das gesamte Bergmassiv ächzte. Draußen schrien mehrere Menschen und entfernt drang das Knistern des Feuers an ihre Ohren. "Müßte da jetzt nicht ein Erzengel mit Hörnern oder Flügeln stehen, oder so was ähnlichem?", fragte Misty verwirrt und wagte es einen Schritt auf Felicity zuzumachen. "Eigentlich schon! Was ist hier bloß los, verdammt noch mal?" Kilian sah sich um. Es war stockdunkel in der Kammer. Das Bett sah unbenutzt aus, der Schreibtisch auch. "Moment mal! Wartete einen Augenblick!", befahl Xaver und sah seltsam abwesend auf den Boden. "Was....?", doch da verstummte Misty sofort. Irgend etwas an dem Blick des Kriegers gefiel ihr nicht. Xaver spannte sich plötzlich an und riss seine Augen auf, ehe er sich umwandte und auf das Loch in der Tür zuhielt. "Hey! Xaver, was ist denn ?!", brüllte Kilian. "Es ist nicht Felicity! Ich spüre seine Aura. Luzifer ist in der Prüfungshalle, nicht hier!", drang es von draußen an sein Ohr. "WAS?!" Sofort setzte Kilian ihm nach. Misty wolle gerade auch losspurten, als sie erneut stockte. Wäre Felicity nicht so weggetreten gewesen, sie hätte hören können, wie es in Mistys Kopf Klick machte. Sie riss kurz die Augen auf und erstarrte. Es war so einfach! "Oh, Gott.", flüsterte sie, ehe sie endlich losrannte. Im Laufend drehte sie sich noch um und rief der eingeschüchterten Felicity zu, sie solle verschwinden, ehe sie die Verfolgung von Kilian aufnahm. "Kilian! Wartet! Ich weiß jetzt, er es ist!"........... Als sie an der Prüfungshalle ankam, begann die Erde zu zittern. Es grollte unter ihren Füßen und sie schwankte bedrohlich. Das Feuer hatte inzwischen schon auf benachbarte Gebäude übergegriffen und nun brannte das halbe Kloster. Sie warf einen prüfenden Blick über die Schulter und sah zum Manituba auf. Der Berg brodelte, das konnte sie fühlen. Doch noch ehe sie begriff, das der Berg gleich ausbrechen würde, rannte sie durch die Tür und den langen, dunklen Gang, durch den sonst immer Xaver trat und kam schnaufend neben Kilian zum Stehen. Der Grünhaarige stand etwas abseits von Xaver und einem jungen Mann, der wiederum selber so aussah, als wüßte er nicht, was los war. "Wußte ich es doch!", presste Misty zwischen einigen Atemzügen hervor. Xaver drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an. "Woher wußtest du es?", fragte Kilian. Die Schwarzhaarige richtete sich auf und deutet mit einem kühlen Blick auf die Gestalt am anderen Ende der Senke. "Na, nachdem es Felicity nicht war, bleibt ja wohl nur noch einer übrig, oder etwa nicht?" Raffael sah sie verwirrt und panisch an. "Aber wovon zum Teufel redet ihr denn?" Seine Stimme zitterte heftig und Misty hätte ihm fast geglaubt, was er sagte. "Ach, komm, so blöd sind wir auch nicht. Mir ist es vorhin ganz deutlich vor Augen gekommen. Das war von Anfang an geplant, dass wir alle dachten, es sei Felicity, gib es doch zu!" Xaver ließ den jungen Mann mit den blonden Haaren nicht aus den Augen. Kilian spannte seine Muskeln an und ging leicht in die Beuge. "Was? Sag mal, was ist denn überhaupt los?" Misty lachte nur lauthals auf. "Ach, komm schon. Hast du schon vergessen, was Cyprian uns erzählt hat?", sie ließ eine wichtige Pause, ehe sie fortfuhr," Es gibt Krieger, die so mächtig sind, dass sie ihre Aura abschwächen oder sogar löschen können. Tja, und manchmal, mein lieber Raffael, da können sie ihre Aura für kurze Zeit auf den Körper eines anderen konzentrieren. So wie du es bei Felicity gemacht hast!" Kilian schnappte erkennen nach Luft und auch Xaver wurde alles glasklar. Raffael wich immer noch nicht von seinem Plan ab und mimte den Unwissenden. "Jetzt hört doch auf mit dem Scheiß! Ja, ich habe meine Aura abgeschwächt, aber doch nicht auf Felicity übertragen! Das kann ich überhaupt nicht!" Abermals lachte Misty. "Ja, sicherlich, verarschen kann ich mich selber. DU hast uns alle glauben lassen, es sei Felicity, damit du dich bei uns einschleusen und uns ausspionieren kannst. Und das du wirklich Luzifer bist, naja, den eindeutigen Beweis trägst du doch immer mit dir herum." Jetzt sahen alle drei Männer im Raum überrascht auf, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. "Ich trage was? Wo denn? Ich bin NICHT Luzifer!" ER flehte schon und war kurz davor zu weinen. Misty ging ein wenig auf ihn zu und legte ihren Zeigefinger an die Schläfe. "Weißt du, ich habe mal gelesen, dass eine der kleinen lästigen Fehler, die Luzifer hat, der ist, dass er seinen Namen nie loswerden kann. Er kann ihn gewiß in andere Sprachen übersetzen oder Synonyme verwenden, aber los wird er seinen Namen nie!" "JA UND?!" Raffael schrie und sein Kopf wurde feuerrot. "Tja, du hättest dir auch ruhig was besseres einfallen lassen können, als einfach nur die Buchstaben durcheinander zu würfeln." Kilian trat neugierig neben sie, auch, wenn er den Feind aller Feinde nicht aus den Augen ließ. "Misty, was meinst du damit?", fragte er. "Naja, ich habe früher oft Schüttelreime gelöst. Daher war es ein leichtes, es herauszufinden. Hast du dich nie gefragt, wie eine normale Familie einen so komischen Nachnahmen wie Zilfeur haben kann?" In Kilians Augen glomm das Feuer der Erkenntnis. "Naja, man vertausche Einfach die Buchstaben und ganz schnell wird aus Zilfeur Luzifer. Also, du bist aufgeflogen! Jetzt zeig dich endlich!" Auf's Stichwort schlugen sämtliche Türe mit einem lauten Knall zu. Alle fuhren erschrocken herum, einschließlich Raffael und richteten ihre Blicke auf einen der langen, dunklen Gänge, aus dem plötzlich ein lautes Klatschen heran schwoll. "Gut gemacht, Misty! Deine Aufklärung war ganz ausgezeichnet, einfach wundervoll! Nur hat sie leider einen kleinen Haken! Raffaels Eltern heißen wirklich Zilfeur!" Die Stimme klang fremd und verzerrt, nicht menschlich und als sich aus dem Schatten ein Mann löste klappte ihnen allen die Kinnlade runter. "Damien, du bist........!" Misty erstickte nochmals, als ihr wieder der Atem stockte. Damien sah sie mit einem leeren Blick an und als dann dieses fleischige und lutschende Geräusch erklang, fiel er tot und mit einem klaffenden und blutigen Loch im Rücken auf den Boden. Hinter ragte anfangs nur eine blutige Hand aus den Schatten. Sie hatte übernatürlich lange Finger und gelbe, krumme Fingernägel. Der Zeigefinger und der Ringfinger waren genauso lang wie der Mittelfinger. Wieder diese tiefer und donnernde Stimme. "Nein, auch der liebe Damien ist es nicht, Kindchen. Als Detektiv taugst du echt nicht!" Und als sich dann Luzifer in seiner menschlichen Gestalt zeigte, da riss der Unglauben ihnen allen den Boden unter den Füßen weg, da der Manituba mit lautem und wildem Getöse erneut ausbrach und ein heftiges Erdbeben durch das Plateau rauschte. Fortsetzung folgt!!!!! Kapitel 16: DGS XVI:Der Anfang vom Ende oder das Ende vom Anfang? ----------------------------------------------------------------- Der Göttliche Sturm XVI Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Vorwort: Hallo zusammen! Ich weiß, es hat wieder einmal ziemlich lange gedauert und daher verbeuge ich mich in aller tiefster Ehrfurcht vor euch und bitte euch um Entschuldigung ^^ Allerdings habe ich eine naja, (schlechte) Nachricht mitgebracht. Dieses Kapitel hier wird das letzte von DGS sein!! Ich weiß, ich hatte einmal eine Prognose, die besagte, es werden achtzehn Teile, aber es hat sich halt alle etwas zusammen geschoben. Wie dem auch sei, hiernach ist nun Schluß mit Der Göttliche Sturm.*schnief* Ob es ein Happy End wird oder nicht, sage ich hier an dieser Stelle nicht, und hoffe instädnig, dass es hiernach keine ernst gemeinten Morddrohungen gegen mich geben wird.*ängstlich umsieht* O.o Ob es die letzte Story mit diesen Charakteren sein wird, weiß ich noch nicht, vielleicht...........sagen wir so, vielleicht tauchen sie ja in einer anderen Story irgednwann einmal wieder auf.......^__~ Zum Schluss möchte ich natürlich allen danken, die mir bisher Kommis geschrieben haben und um das ganze mal ein wenig persönlich zu gestalten, hier ein priavtes Thnx an alle, die mir ihre Meinung gegeigt haben: @Rei17: Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, so viele Kommis zu schreiben(und so schön lang......*schmacht*) Du weißt, wie man FF-Autoren um den Finger wickelt^__~ Und nur so zur Info, ob du es glaubst oder nicht, ich habe tatsächlich mal an eine yuri mir Harmony und Misty gedacht.....O.o........wer weiß?.....vielleicht in einer anderen Story..... @WildAngel: danke, danke, danke, danke*wuschel* Du warst ziemlich oft die Erste, das gehört gelobt^^...Nein, ehrlich, danke für die vielen aufbauenden Kommis. @Tine5:Ich hoffe, dein Müsli ist heile geblieben.......ja, ist schon etwas her, aber..........ach, egal.....-__-.......(wenn ich mal witzig sein will....O.o) @geist: Danke , dass du meine Story tatsächlich so gut fandest, sie auf deiner supermegagenialen Seite auszustellen. An Alle: Geht unbeidngt auf sexy-pistols.de.....kann ich nur empfehlen!!!*Fähnchen schwenk* @Radar:arigatou very much..........(ja, ich und mein Bruchstück-japanisch..........*kopfschüttelt*) @150687: also, zu Tode quälen wollte ich euch ja eigentlich nie, aber, obwohl.................*grins*........nein, natürlich nicht......soo fies bin ich nun auch wieder nicht....................oder??....... @Mosquito:hui, ein male Kollege......^__^, hoffe, du bist nicht allzu sauer wegen der etwas längeren Wartezeit.....*flöt* @Chibitschina:wie schon gesagt, quälen bis zu einem gewissen Grad könnte man durhaus als mein Hobby bezeichnen^__~ @28071986: Ich hoffe, die Zahlen sind alle richtigO.o........*knuddl*, danke vielmals............ @julili: Hach, ich kann immer noch nicht sagen wir genial ich es finde, dass du mich mla empfohlen hast......*drück*...........tausend dank..............*strahl* @Nani: der erste Mensch, der Gott als Depp bezeichnet hat...............gefällt mir.............aber lasst das jetzt nicht den Papast hören............*umschau*............. @PhibrizoAlexiel:merci beaucoup mon amie.................für rechtschriebfehler in französisch nehm ich keine Verantwortung....... @Carrera:auch dir danke danke danke*wuschel* @YueKatou:Natürlich ist auch dieser letzte Teil, wie eigentlich die ganze Story dir gewidmet.*knuddl* Deie Kommis waren immer die lustigsten, interessantesten, gefährlichsten(O.o......die ganzen Drohungen......) und längsten(.........*gier**geifer*).........und dafür danke ich dir ganz ganz herzlich.........ich hoffe, du kannst mit diesem Ende leben.......*schon mal in Deckung geht*..........^^*drück*Freu mich schon auf das nächste RPG....... So und nun viel Spaß mit dem letzten Teil von DGS. Hope you like it!!!! .....und bye bye!!! Kapitel XVI: Der Anfang vom Ende oder das Ende vom Anfang? Alles ging in einem einzigen lauten und ohrenbetäubenden Knall unter. Kleopettra schrie entsetzt und erschrocken auf, schlug die Hände über den Kopf und duckte sich, als würden ihr gleich tausend Mauerbrocken um die Ohren fliegen. Im Grunde glaubte sie das auch, als sich der grelle Lichtblitz durch den dunklen Himmel fraß und ihr bisheriges Bild von ihrer Welt einfach abriss als sei die Filmrolle zu Ende und man sah jetzt nur noch das weiß schwarze Flimmern des Negativs. Kaum kauerte sie auf dem Boden, fegte ihr der Wind peitschend durch die Haare und ließ ihr Gewand eifrig tanzen, bis es sich am Rücken aufblähte wie ein riesiger Heliumballon. Johlend und drückend ertönten die vielen Klagelieder des Sturmes, der sich wie eine monströse Hand eines übermächtigen und durch und durch bösen Gottes über das ruhige und friedliche Bergplateau gelegt hatte und damit nicht nur jegliches Licht vertrieben, sondern auch die restliche Welt komplett ausgegrenzt, als wären das Kloster, der Manituba und der Feuerwald durch ein gewaltiges Tor in eine dunkle und finstere Dimension gezogen worden, wo sie nun ganz langsam aufgelöst würde, bis es einmal leise puffte und man nie wieder etwas von ihnen sah oder hörte. Viel schlimmer als das Tosen und Streiken des Windes war aber der nimmer aufhörende Regen, der inzwischen überall große Pfützen und rutschige Lachen gebildet hatte, in denen sich die Scharen von Blitzen spiegelten, die wie gezackte Messer aus purer Energie aus dem grollenden Firmament herab stießen und einmal mehr ein flammendes Inferno anrichteten. Kleopettra wagte es, sich wieder zu strecken und sah sich hilfesuchend um. Vor kaum fünf Minuten noch war sie oben im Radamanthys gewesen und hatte mit Kilian, Xaver, Misty und Harmony zusammen trainiert. Hatten sie nicht noch herum gealbert, dass Misty, wenn sie ihre telekinethischen Kräfte anwandte ein wenig aussah als habe sie gerade in eine Steckdose gefasst? Hatten Kilian und die Schwarzhaarige sich daraufhin nicht fast wieder gegenseitig verprügelt? War das wirklich erst ein paar Augenblicke her? Ihr kam es vor wie ein paar ganze Jahrhunderte, im einen Moment wehrte man sich noch mit spitz geschliffenen Steinen und selbst bemalten Holzschilden gegen einen wütenden Säbelzahntiger und hatte man dann ein einziges Mal geblinzelt, sah man sich schon mit einem Mulektularstrukturenmessegerät konfrontiert, dass einem innerhalb von zwanzig Sekunden sagen konnte, in wie vielen Jahren man sterben würde, auf die Uhrzeit genau. Erst als Xaver dann plötzlich zusammen gebrochen war und sein Schwert ins Gras fallen gelassen hatte, waren sie aus ihren Tagträumereien und Altagsproblemen aufgewacht, hatten gesehen und schließlich auch gespürt, dass es jetzt soweit war, dass der da war, vor dem sie sich alle fürchteten und vor dem sie dennoch nicht fliehen konnten, egal, wie viele Bonusmeilen sie bei der neuen Fluggesellschaft gesammelt, wie oft man auch sein Auto aufgemotzt hatte. Sie war danach auf Mistys Befehl hin, wenn man es so nennen konnte, gleich zur Hütte des Ältesten gerannt. Allerdings war Meister Gigelf nicht da gewesen. Keuchend hatte sie in seiner Tür gestanden, halb kniend, halb an den Rahmen gestützt. Ihr Haar hatte wirr abgestanden und eines ihrer Raclons war in all der Eile auf ihren Rücken gerutscht, doch ihr gegenüber war kein weiser Mann mit grauem Bart und brauner Pfeife aufgetaucht. Auch als sie gerufen hatte, hatte er keine Antwort gegeben und so war sie schließlich los gerannt um ihn zu suchen. Na und dann war urplötzlich alles in die Luft geflogen, zumindest der Lautstärke nach zu urteilen, die man ihren armen Ohren soeben angetan hatte. Sie wollte sich eben wieder auf die Suche machen, als sie von einer Sekunde auf die andere panisch ihre Augen aufriss und nochmals so laut schrie als wolle sie ihre Stimmbänder durchtrennen. Vor ihr stand die kleine hölzerne Hütte eines Mönchen, der, so glaubte sie sich zu erinnern, Dorian hieß, doch das war ihr jetzt sowieso gleich. Denn in dem halb gesprungenen Glas des Fensters sah sie allzu deutlich das alptraumhafte Bild eines ausbrechendes Vulkans. Zögerlich drehte sie sich um und erstickte gleich wieder, als sie erkannte, wessen Spiegelung sie soeben ins Auge gefasst hatte. Der Manituba stand buchstäblich in Flammen. Er brannte lichterloh, seine ganze Kuppe schien in einem Meer aus Feuer und Glut unterzugehen. Sie mochte sich gar nicht vorstellen wie es in dem Wald oben aussah, ob es diesen Feuerwald überhaupt noch gab. Wahrscheinlich nicht, denn von hier unten hatte es den Anschein, dass sich der Krater wie ein urgigantischer Schlund aufgetan hatte und nun mit sprudelnder Lava spuckte, die sich zerstörerisch und unaufhaltsam ihren Weg bergab suchte. Vermutlich gab es dort, wo sie alle so oft trainiert und gelacht hatten jetzt nur noch einen einzigen See aus rotem, flüssigen Gestein, in dem alles verbrannte, was damit in Berührung kam. Dazu hatte ein gewaltiges Erdbeben eingesetzt. Krachend stürzten die ersten Hütten in sich zusammen wie Kartenhäuser. Verängstigt beobachtete Kleopettra wie die Kantine mit lautem Getöse zur Seite kippte, wie die Wand einknickte und das Dach hinab rutschte. Kaum war die erstickende Rauchwolke aufgestiegen, explodierte tief in den Ruinen der Herd von Pharrells Küche und ballte sich zu einem Feuerball auf, der seine Druckwellen herrisch durch die Gegend schickte. "Oh, scheiße, ist da noch jemand drinnen?", rief die Violetthaarige und versuchte das Donnern und Grollen der Erde zu übertönen. Doch ihr hörte niemand zu. Alle, die noch lebten, waren damit beschäftigt, zu fliehen und irgendeinen Weg aus diesem Terror zu finden. "Hey! Ist da noch jemand drinnen? Verdammt, war da jemand drinnen, als es zusammen gebrochen ist?!" Sie rannte umher, versuchte dabei nicht auf dem wackeligen Untergrund umzukippen. Wieder antwortete ihr keiner, machte niemand Anstalten ihr zu helfen. "Scheiße, was mach ich denn jetzt?" Als wolle das Schicksal ihr auf die Sprünge helfen, riss direkt neben ihr der Boden auf und hinterließ einen tiefen und breiten Spalt. Um Haaresbreite sprang sie in Sicherheit und landetet auf ihrem Hintern im Matsch. Mit rasendem Herzen sah sie zu, wie ein Holzeimer in dem schwarzen Abgrund verschwand, als sei er hinein gesaugt worden. "Wie wär's, wen du mir dabei helfen würdest Felicity zu befreien?", fragte jemand ziemlich laut und aufdringlich neben ihr, weswegen sie dermaßen erschrak, dass sie fast doch noch in das endlose Nichts aus Finsternis gestürzt wäre. "Harmony! Himmel, musst du mir so eine Schreck einjagen? Und was soll das Gequatsche von Felicity? Ich dachte, sie sei unser Feind?!" Während Kleopettra aufstand, klopfte sie sich ein wenig Dreck von ihrem Gewand und strich sich ihre Haare zurück, die ihr von all dem Regen platt in die Stirn hingen. Irgendwie fühlte sie sich total kaputt und ausgelaugt. Sie war wohl doch nicht so gut auf diesen Kampf vorbereitet gewesen, wie sie gedacht hatte. "Wenn sie das tatsächlich ist, dann kann sie sich verdammt gut verstellen. Ich war vorhin bei ihrer Hütte und......" Eine weitere Hütte ging in einem einzigen Feuerball unter, als ein urgewaltiger Blitz hinein schlug und einige Trümmerteile meterweit wegschleuderte. Beide Frauen mussten sich ducken um nicht getroffen zu werden. ".....und da hab ich gesehen, dass sie in ihrer Hütte eingeschlossen war. Der Eingang ist von Geröll zugeschüttet und von der Fensterseite kommt eine Lavawelle genau auf sie zu. Von Kilian und den anderen fehlte auch jede Spur. Wenn wir nicht schnell was unternehmen, dann verbrennt sie da bei lebendigem Leib!", hetzte die Blonde und rappelte sich zurück auf ihre Beine, ehe sie ihren Zopf über die Schulter warf und ihrer Freundin deutete mitzukommen. Erst da bemerkte die Größere, dass Harmony ihre Brille verloren hatte. "Na, dann komm ich mal lieber mit. Mit dir blindem Maulwurf hat Felicity kaum Chancen zu überleben!", entgegnete sie und folgte ihr. "Dass du aber auch in jeder Situation deine dämlichen Witze reißen musst!", rief Harmony noch im Laufen, ehe sie Kleopettra zu der Hütte führte. Der Eingang war in der Tat von mehreren Steinbrocken verschlossen, die anscheinend vom Ausbruch des Manituba aus seiner Kuppe hierher gesprengt wurden. Hinter der Hütte sah man bereits die verräterischen Rauchschwaden, die von der kochenden Lava hochstiegen, die sich unaufhaltsam ihren Weg zu ihrem Opfer bahnte. "Und wie sollen wir da jetzt reinkommen?", fragte Harmony und sah sich nach einer anderen Möglichkeit um, diese Ruine zu betreten. "Na, wie wohl? Wir werden die Brocken da mit unseren telekinethischen Kräften weg befördern müssen!" "Hast du sie noch alle? Weißt du wie schwer die sind? Kilian und Xaver könnten das schaffen, aber wir ganz bestimmt nicht!" "Komm schon, wenn wir es zusammen versuchen, könnte es klappen und außerdem haben wir sowieso keine andere Wahl, oder hast du vielleicht irgendeine ID-Karte, die uns durch irgendeinen Geheimgang direkt ins Innere beamen kann?" Harmony sah sie nur ein wenig verstört an, dann seufzte sie und schloss ihre Augen. Kleopettra tat es ihr gleich und beide konzertierten sich auf die Konturen der Felsen, stellten sich in ihren Köpfen vor, wie diese tonnenschwere Klötze wie von Geisterhand angehoben und zur Seite gelegt wurden. Immer wieder. Anheben, zur Seite legen. Anheben, zur Seite legen. Anheben, zur Seite legen..........dann plötzlich hatten sie sie in ihrer Gewalt. Es war wie ein leises Klicken in ihrem Kopf und auf einmal spürten sie eine ungeheure Kraft, die an ihren Körpern zog. Die Steine waren wirklich schwer. Alleine sie zum schweben zu bringen, war fast unmöglich. Verbissen ballten sie beide ihre Hände zu Fäusten und stellten sich mit aller Kraft vor, wie sie die Brocken hochheben würden. Noch ein Stückchen höher, ein paar Millimeter mehr, wieder etwas höher. Es dauerte ewig, bis sie die Brocken soweit oben hatten, dass den Eingang freigaben. Die Lava hatte schon die Rückwand der Hütte erreicht und setzte sich in Flammen. Das Glas dort barst mit einem lauten Knall und Felicity schrie auf. Dadurch verlor Harmony fast die Konzentration und die Felsen wackelten bedrohlich. "Jetzt oder nie!", rief Kleopettra und zeitgleich öffneten sie ihre Augen, ließen es ähnlich wie Kilian einst zuvor, in ihren Augen silbern aufblitzen und sahen entgeistert zu wie zwei der drei Felsen zu Staub zerbröselten, der dritte aber wieder herunterfiel und den Eingang zur Hälfte wieder versiegelte. "Komm, das reicht, sehen wir zu, dass wir sie da rausholen!", rief die Violetthaarige etwas außer Atem und kletterte über den runden Geröllhaufen hinweg. Im Inneren waren schon einiger der Deckenbalken durchgebrochen, der Tisch lag auf der Seite, ein Stuhl war total zerbrochen. Von der Rückwand kamen ihr die ersten Flammen entgegen. Beißender Rauch sammelte sich in diesem Grab, dass er in den Augen brannte. "Felicity?" Erst kam keine Antwort, dann hörten sie beiden ein Husten aus der hinteren rechten Ecke, wo das Bett stand, dass nun ebenfalls auf die Seite gekippte war und eine Art Trennwall zu der Lava bildete, die unaufhörlich auf sie zufloß. Langsam, aber effizient. "Hey, Felicity. Alles in Ordnung, wir holen dich da raus!", rief Harmony um sie zu beruhigen und kämpfte sich mit zu ihr durch. Kleopettra kniete sich neben die Braunhaarige und sah sich die Platzwunde am Kopf an. Harmony wollte ihr unter die Arme greifen um ihr aufzuhelfen, als ein ohrenbetäubender Knall ertönte und alles erzitterte. Die Blonde verlor das Gleichgewicht und fiel auf Felicity, Kleopettra knickte zur Seite weg und schlug sich den Kopf selber an der Bettkante auf. Über ihnen grummelte es drohend und fast noch im selben Augenblick kam das ganze Dach herunter. Die vielen Balken rammten sich tief in den Boden und nur dank des Bettes spießte keiner einer der drei Frauen auf. Hustend setzte sich Harmony wieder auf und rieb sich die Seite, wo sie eindeutig blutete. ZU ihrem Entsetzen waren sie gefangen, die vielen Dachbalken hatten sie eingekesselt und das zischende Brodeln der Lava kam auch immer näher. "Oh, scheiße. Wir sitzen fest!", schluchzte sie und drückte sich, wie ihre Freundinnen, an die Rückwand ihrer kleinen Kammer, als sie die erste kleine Flamme an einem der Balken zu ihnen hin züngelte........ "Cyprian!!! Du bist es?" Mistys Stimme klang leicht verzerrt und so, als könne und wolle sie nicht glauben, was sie anscheinend eindeutig sah. Auch Kilian und Xaver drehten sich mit geweiteten Augen um und schüttelten fassungslos die Köpfe. Da stand er vor ihnen. Cyprian, ganz eindeutig, der beste Freund von Meister Gigelf und derjenige, der Xaver einst vor den Toren dieses Klosters aufgelesen hatte. Nur hatte er sich ein klein wenig verändert. Sein Haar war nicht mehr weiß, sondern schwarz und elendig lang. Es reichte fast bis auf den Boden und hing ihm seltsam fransig ins Gesicht. Sein gelbes Gewand war einer Rüstung gewichen. Er trug lange, schwarze Lederstiefel, ein kurzes, schwarzes Tuch um die Hüfte, an der ein langes Schwert befestigt war, dass im matten Schein der wenigen Kerzen dunkel leuchtete und einen silbernen Brustpanzer, auf dem ein Pentagramm eingegossen war. Er grinste schief und bleckte seine gelben, krummen Hauer, die in seinem spitzen, nach unten gezogenen Gesicht so fehl am Platz waren wie seine weiten, gelben Augen, in denen es hinterhältig blitzte. "Oh, Überraschung, Überraschung! Der gute, alte, nette Cyprian entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Erzfeind Luzifer. Ich wette, damit hat keiner von euch gerechnet, oder meine Lieben?", fragte er und seine Stimme klang seltsam tief und gedehnt, fast schon wie ein Keuchen. Misty merkte nicht wie sie zustimmend nickte und immer noch den Ausdruck von Ratlosigkeit und Verblüffung nicht aus ihrer Mimik verbannen konnte. "Wie? Ich meine, wie hast du es geschafft, unentdeckt zu bleiben und warum das ganze? Warum?" Kilian ging ein paar Schritte zu Xaver und stellte sich schützend vor ihn, während er innerlich schon die Kontrolle über ein paar der Waffen aus einem er Waffenstände hinter Cyprian erlangte. Luzifer lachte erheitert auf und legte einen seiner langen Finger an sein rötlich schimmerndes Kinn. "Ach, wißt ihr, es war an sich ganz einfach Kinder. Und, wenn ihr nur ein bißchen besser aufgepaßt hättet, wärt ihr auch bestimmt früher darauf gekommen. Nehmt doch nur mal den Dämon, der Kilian fast zur Strecke gebracht hätte. Ich weiß, es war tatsächlich Damien, der damals angegriffen und mit seinem Schwert fast getötet hat, aber ich habe ihn dazu angestachelt." Der Grünhaarige erinnerte sich mit Grauen an jenen Tag, wo er überfallen wurde. Doch irgendwie wurde er auch neugierig. "Es war im Grunde total easy. Ich habe bereits einige Zeit zuvor unter den Ältesten die Stimmung verbreitet, unser Xaver sie eine viel zu große Gefahr für uns, würde er doch irgendwann, dass schlimmste Monstrum der Welt herlocken. Schon witzig, wenn man bedenkt, dass ich doch schon die ganze Zeit über hier war, aber egal. Bei Gigelf bin ich da auf taube Ohren gestoßen, was mir auch irgendwie schon vorher klar gewesen war; immerhin ist der liebe Ascanius so etwas wie ein Sohn für ihn." Cyprian ging ein wenig auf die drei zu und breitete nebenbei ein paar weiter, ledriger, schwarzer Schwingen auf seinem Rücken aus, die aussahen als stammen sie von einer Fledermaus. "Aber bei Damien hat die miese Propaganda bestens funktioniert. Allerdings konnte ich Xaver nicht direkt angreifen, das wäre ja aufgefallen. Also sagte ihn ihm einfach, dass Kilian die Reinkarnation Luzifers sei und Xaver nur deswegen verführt, damit er ihn und uns alle hinterrücks umbringen kann. Er hat es mir ohne weiteres geglaubt. Ich brauchte ihm lediglich das mit einem Fluch belegte Schwert zu geben und ihm zu sagen, wo er Kilian heimlich antreffen könnte und Bingo. Schon hatte unser kleiner Bub dort drüben einen Dämon in sich, der ihn auch mit Sicherheit getötet hätte." Wieder lächelte er dämonisch und fixierte mit seinen Blicken Raffael, der ängstlich und verwirrt an der Rückwand kauerte und nicht so recht wußte, was hier jetzt eigentlich geschah. "Dummerweise ist er noch rechtzeitig gefunden und zur Krankenstation gebracht worden. Dort waren natürlich sofort alle dafür, das Bestiarium anzuwenden, weswegen meine Bemühungen, das ganze damit abzuschlagen, dass es viel zu gefährlich und kaum zu schaffen wäre, auch ins Wasser fielen." Misty erinnerte sich plötzlich, wie vehement Cyprian sich damals gegen die Beschwörung ausgesprochen hatte. Er hatte alle davon überzeugen wollen, den Exorzismus zu benutzen, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass Kilian das überstehen würde, viel zu gering waren. Wenn er den Jungen töten wollte, machte das natürlich Sinn. "Also musste ich es anders probieren. Daher habe ich bei der Beschwörung mitgemacht und den Dämon heimlich mit Energie versorgt, weswegen er auch alle eure Schutzgesandten vernichten konnte. Nur spuckte mir da wieder jemand dazwischen. Ich konnte ja nicht wissen, dass Kilian und Xaver ausgerechnet mit Phaidra und Neith aufwarten würden. War ja klar, dass ich gegen die beiden irdischen Drachen als Paar nichts ausrichten konnte." Kilian meinte sich zu erinnern, dass er jetzt die Worte verstand, die er in seinem seltsamen Traum gehört hatte, als er auf dem kleinen, schwarzen Telefon CYPRIAN eingegeben hatte. >"Oh, nein es geht schief. Verdammt, ich habe sie unterschätzt. Sie werden ihn besiegen, sie werden ihn töten. Ich muss etwas tun, noch hat er seine Aufgabe nicht erfüllt."........natürlich, er meinte den Dämon und nicht seinen Schutzgesandten......< "Aber schlußendlich war es ja egal. Ich kann euch auch jetzt töten, und genau das werde ich auch tun!" Misty ging in Kampfposition, doch Xaver blieb ungeschützt stehen und sah ihn direkt an. "Aber warum? Warum hast du mich noch nicht getötet? Du hattest so oft die Gelegenheit dazu!" Wieder lachte der Erzengel schallend und warf seinen Kopf in den Nacken. "Na, weil ich endlich mal einen ebenbürtigen Gegner haben wollte. Immer diese Luschen, die ich mit einem Fingerschnippen besiegen konnte waren auf die Dauer langweilig. Ich will einen richtigen Kampf und daher habe ich dich so lange trainieren lassen, bis du stark genug warst.!" "Deinen Kampf kannst du gerne haben!", brüllte Kilian und ließ dank seiner Telekinese vier Lanzen durch den Raum auf Luzifer zu fliegen. Misty formte zeitgleich mit ihren Händen ein Dreieck und schoß eine Feuersäule auf ihn ab, während Xaver sein Schwert zückte und es niedersausen ließ, was eine gewaltige Druckwelle losbrechen ließ, die den Boden aufriss und unweigerlich auf Cyprian zuraste. "Lachhaft! Das ist doch Kindergartenniveau!" Luzifer hob seine rechte Pranke und ließ alle Angriffe einfach abprallen, legte dann Zeige- und Mittelfinger an seine Lippen, sprach einen alten Vers und hatte plötzlich ein Dutzend schwarzer mit einem goldenen Pentagramm versehener Karten in der Hand, die er ihnen entgegen warf. Im Flug verwandelten sie sich in schwarze Klingen, die zischend auf ihre Opfer zurasten. Kilian duckte sich und sah erschrocken zu, wie zwei der Klingen in den Boden einschlugen. Misty wich zur Seite aus und merkte wie ihr ein paar Haarsträhnen abgetrennt wurden und ihr Gewand an der linken Schulter aufgeschlitzt wurde, ehe die Klingen einen Stützbalken zerteilten und in die Wand krachten. Xaver hob sein Schwert und zerschlug drei der Klingen im Flug. Die restlichen vier suchten ihr Ziel und töteten es. Raffael konnte gar nicht mehr ausweichen und blieb gurgelnd an den Wand geheftet hängen. Zwei Klingen hatten seine Oberarme durchstoßen und ihn dahinter an der Wand festgenagelt, eine Klinge riss ihm eine tiefe Wunde in seinen Bauch und die letzte Klinge steckte in seinem Hals und ließ eine Blutfontäne spritzen, ehe der junge Mann erschlaffte und seine Augen ein letztes Mal schloß. "Oh, wie schade. Dabei hatte er doch von euch allen am wenigsten damit zu tun. Was seine Eltern wohl dazu sagen werden?"" scherzte Luzifer und lachte. "Du Bastard, das wirst du bereuen!", brüllte Misty und schloss ihre Augen, redete in einer unbekannten und altertümlichen Sprache und begann auf einmal zu schweben und sich immer schneller zu drehen. Als sie ihre Augen öffnete, waren sie grell gelb und als sie ihre Arme ausbreitete, schleuderte sie mit Blitzen um sich als sei sie die neue Donnergöttin. Einige der elektrischen Schlangen schnitten Rissen in die Decke, den Boden und die Wände, die meisten trafen jedoch den Erzengel. Der hielt eine Hand schützend vor sein Gesicht und duckte sich leicht, während er seelenlos aufschrie. Kilian sah seine Chance und hob seine rechte zur Faust geballte Hand gen Himmel, sprach ebenfalls einen alten Zauberspruch und schlug seine Faust dann auf den Boden, worauf eine monströse Druckwelle durch die Kammer wanderte, alles zum erzittern brachte und Luzifer voll traf, ihn glatt in einer Rauchwolke verschwinden ließ. "Ihr beiden geht mir allmählich auf den Zeiger!", brüllte er wie besessen und schoss aus dem Dunst des Nebels hervor, so schnell und wütend, dass keiner mehr ausweichen konnte. Misty du Kilian wurden von den Blitzen aus reiner schwarzer Energie frontal erwischt und durch das Zimmer geschleudert. Der Junge schlug hart an der Wand auf und spürte wie ihm ein paar Rippen brachen. Die Schwarzhaarige kam übel auf einem Balken auf und fühlte einen stechenden Schmerz in ihrem rechten Fußgelenk. Derweil schallten die Klingen der beiden ältesten Schwerter der Welt aufeinander. Xaver und Cyprian funkelten sich über die Schneiden hinweg an und bleckten die Zähne. Fast schon unmenschlich schnell sausten die Waffen aufeinander nieder, schnitten sich, parierten sich, von oben, von unten, von der Seite, Funken sprühten, das Klirren hallte an den Wänden wieder. "Du wirst verenden, Ascanius, das weißt du!", lachte Luzifer selbstsicher und schoß zusätzlich einen Energieblast ab, der Xaver brutal an der Schulter traf und sie ihm zerfetzte. "Xaver!", schrie Kilian besorgt und ließ nun selbst durch seine zu einem Dreieck geformten Hände einer Feuersäule aufsteigen. "Nichts da, Bürschchen. Das hier ist ein Kampf für die erste Liga, nicht für Amateure!", entgegnete der Erzengel kühl und legte seine Handgelenke über kreuz, sodass die Handinnenflächen je Misty und dem Grünhaarigen zugewandt waren. "Und nur, damit du mir auch nicht mehr dazwischen funkst, Herzchen, werde ich euch ein wenig die kalte Schulter zeigen!", rief und schickte zwei schwarze Karten los, die sich schneller als das Licht zu Füßen der beiden hefteten und ein großes, leuchtendes Pentagram auf dem Holz erscheinen ließen. Viel Zeit zum Überlegen blieb nicht, da sofort Eisranken aus dem Pentagramm hervor schnellten und die beiden packten. Immer mehr Eis fror um ihre Körper zu, bis lediglich ihre Köpfe herausguckten und sie in Eiskristallen gefangen waren. "Und nun wieder uns beiden Hübschen, Ascanius! Mach dich bereit zu sterben!" Wutentbrannt holte er aus und schlug sein Schwert nieder, Xaver konnte nur noch parieren und spürte wie die Gewalt des Aufpralls der beiden Mordinstrumente durch deine Hände wanderte und sein rechtes Handgelenk brach. Schmerzverzerrt schrie er auf und ließ sein Schwert fallen, achtete nur kurz nicht auf Luzifer, der das lächelnd annahm und seinen Kopf packte, ihn grausam schnell niederriss und ihm sein Knie ins Gesicht rammte, dass seine Nase brach. Dann schleuderte er ihn auf den Boden und schickte ein paar Feuerbälle hinterher, die ihm die Haut seines Rückens aufrissen und hässliche Wunden hinterließen. "Xaver!!", Kilian zappelte und versuchte sich zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Es war zu fest zugefroren. "So, und nun kommen wir zum Grande finale, meine Damen und Herren. Bitte verlangen sie nicht nach einer Zugabe, da die Hauptrolle des Ascanius leider hiernach umbesetzt werden muss!" Lachend ließ es der Erzengel in seinen Augen silbern aufblitzen und brachte so ein Dutzend Schwerter und Lanzen zum schweben, richtete ihre Spitzen genau auf den Schwarzrothaarigen. "XAVER!!!NEIN!!!!" Kilian spürte wie etwas mit ihm geschah, eine seltsame Kraft strömte in ihn und ein helles Licht breitete sich auf seinem Rücken aus, gleichzeitig brannten seine Schulterblätter wie Feuer. Mit einem abgrundtief bösen Grinsen auf den dicken Lippen schickte Luzifer die schwebenden Schwerter und Lanzen auf ihre Reise, kaum, dass seine Augen blutrot geglänzt hatten um die übermenschlichen Kräfte zu befreien. Mit einem tödlichen Tempo rasten sie auf den schutzlosen Xaver zu, der sich nur mit Mühe hoch stemmen konnte. Blut lief ihm aus dem Mundwinkel, tropfte auf den Boden, vermischte sich dort mit dem roten Lebenssaft, der ihm aus den vielen Wunden an seinem Oberkörper entfloss. Er sah die Geschosse kommen und noch im selben Moment, in dem sich das blitzende Metall der Klingen in seinen grünen Augen spiegelte, wußte er, dass er sterben würde. Es war ein klares und deutliches Gefühl von nahendem Tod und auf eine seltsame Weise hatte er nicht einmal Angst. Er fürchtete sich nicht. Auch machte er sich keine Vorwürfe, dass er versagt hatte und der Erzengel nun die Welt zerstören würde. Es gab nur eines, was ihm im Kopf herum spukte und weswegen er einfach nicht aus dieser Welt scheiden wollte. Ein Grund, der so einfach und verständlich war, dass er ihn fast vergessen hätte. Er durfte, wollte und konnte nicht einfach sterben, wo es doch jemanden gab, der ihn mehr als alles andere brauchte...... "Kilian!" Erschrocken schrie Misty seinen Namen, ganz gleich, wie schmerzhaft das auch in ihrem eisigen Gefängnis war. Zumindest ihr Gesicht war inzwischen frei und sie konnte wieder einigermaßen verständlich sprechen. "Kilian! Nein! Bitte nicht!" Verzweifelt wand sie sich hin und her, scheuerte sich ihre Handgelenke und ihre Beine an den spitzen und kantigen Eiszacken auf, die sie wie Fesseln umgaben. Ihr dunkles Haar schlug klatschend um ihre Schultern, in ihren Auge glühte der unbeugsame Wille, zu dem Jungen hin zu wollen, ganz gleich, wie. Xaver sah sie überrascht und verwirrt an. Warum schreit sie so? Weshalb sah sie so verschreckt aus? Weinte sie etwa? Wieso? Als er seinen schweren und pochenden Kopf hob, war ihm das alles eins. Alles wurde aus seinem Kopf gelöscht, wie groß und wichtig es auch war. Er sah nur noch seinen Geliebten, der vor ihm stand, seine weiten, weißen Schwingen zur vollen Größe ausgebreitet, hell und strahlend, vom gleißenden Licht eines neu geborenen Engels umgeben und ihm seinen Rücken zuwandte. Ungläubig und doch fasziniert und hinfort gerissen von seiner Schönheit stand er wankend auf und ging einen Schritt auf Kilian zu. Ein kurzer Seitenblick verriet, dass er sich irgendwie aus seinem Eisgefängnis befreit hatte, vermutlich durch seine neu erwachten Kräfte. "Kilian....", flüstert er ehrfürchtig und berührte ihn sanft an der Schulter. Der Kleinere reagierte nicht. Er sah stur geradeaus zu Cyprian und war ihm funkelnde, hasserfüllte Blicke zu. "Du wirst Xaver nichts mehr antun, verstanden Arschloch? Jetzt hast du es mit einem echten Engel zu tun!", fauchte er mit einer tiefen und bedrohlichen Stimme, die gar nicht zu ihm passte. Kleine Blitze durchzuckten die weißen Federn und sein grünlich schimmerndes Haar. Xaver wurde von einer Welle der Zuneigung förmlich erschlagen. Der Kleine tat das hier alles nur für ihn! Nur für ihn war er zum Engel geworden! Nur um ihn zu beschützen! Dabei war er Luzifer doch nie gewachsen und viel zu schwach. "Wie amüsant. Ein Engel will mich besiegen. Wirklich überaus amüsant. Ich habe selten etwas humorvolleres gehört als das, mein lieber Kilian. Vor Allem, wo du doch schon angeschlagen bist!" Erst jetzt bemerkte Xaver das Blut, dass zu Füßen seines Geliebten auf den Boden tropfte. Seine grünen Augen weiteten sich entsetzt, Angst kettete sein Herz eisern ein und raubte ihm die Kraft zu Atmen. Die vielen, spitzen und blitzenden Lanzen, die eigentlich ihm gegolten hatten, steckten tief und reißend in Kilians weiten Schwingen, hatten das weiche und schutzlose Membran der Flügel brutal durchstoßen und die zarten Federn zerrissen. Die vielen, dünnen, dunkelroten Fäden liefen spottend und zähflüssig hinab, als sich der Junge dich Waffen mit einem unterdrückten Schmerzensschrei wieder heraus zog. Klirrend fielen die blutüberzogenen Mordinstrumente zu Boden. Cyprian grinste bei dem Anblick und hatte ein sadistisches Funkeln in seinen schwarzen Augen. Seine mit Krallen besetzten Hände verschränkte er vor der Brust, als würde er darauf warten, dass sein junges Opfer ihn komplett aus den Augen lassen und somit in den sicheren Tod tappen würde. "Kilian! Hör auf damit!", rief Xaver und stützte den verletzten Engel, der stark schwankte und seine schönen Augen unter Qualen schließen musste. Zitternd riss er die letzte Lanze aus seinem Fleisch, ließ sie kraftlos fallen und fiel hinterrücks genau in die Arme des Rotschwarzhaarigen. "Kilian! Oh, bitte, nicht!" Misty schrie so laut, dass es ihr selbst in den Ohren wehtat. Noch immer war sie in ihr eisiges Gefängnis eingeschlossen und lediglich ihr Kopf und ihre linke Hand waren nicht ganz vom Eis zugefroren. Allmählich bekam die durchsichtige Wand aus erstarrtem Wasser jedoch kleine Risse, die sich fein und schüchtern ihren Weg suchten, bis sie irgendwann zweifelsfrei dafür sorgen würden, dass die Schwarzhaarige frei kam. Luzifer merkte das allerdings und zögerte nicht lange. Er hob einfach seine rechte Pranke und hielt sie der jungen Frau entgegen als wolle er einen Güterzug zum Stillstand bringen. Und kaum dass er seine Handfläche ausgebreitet hatte, schoß eine Druckwelle durch die Kammer, zerriss das Eis noch bevor einer der Risse tief und groß genug dazu war und schleuderte die überrascht und schmerzhaft aufkeuchende Misty quer durch das Zimmer gegen die Holzwand, wo sie bewußtlos zusammenbrach und leblos liegen blieb. Dann wandte sich der schwarze Engel wieder Xaver und Kilian zu, grinste dabei wieder breit und lüstern. "Meine Güte, dieses Geschreie und Gezeter, so etwas kann ich meinen lieblichen Ohren doch nicht antun, geschweige denn meinen armen Nerven. Ihr seid mir doch nicht böse, dass ich sie zum schweigen gebracht habe, oder etwa doch?" Der Grünhaarige kämpfte sich erbost und sauer wieder auf seine Beine und breitete seine Flügel weit aus. Achtlos, dass er dabei viele Federn verlor und die tiefen und immer noch blutenden Wunden noch vergrößerte. "Ich mach dich fertig, du Ekel!", rief er mit zitternder Stimme und hob eine Hand über seinen Kopf, wo prompt ein gleißender Lichtkegel erschien, der sich in der kleinen und zierlichen Hand zu einem langen Blitz formte. "Nimm das und verreck endlich!" Ohne zu warten schmiss der weiße Engel das Geschoss gegen seinen Feind und ließ damit die ganze Umgebung wanken. Eine gewaltige Lichtexplosion folgte auf dem Fuße und alles verschwand in einer Wand aus purem, grellem Weiß. Genauso schnell wie es kam ging es aber auch wieder und Xaver brauchte ein paar Sekunden bis er sich wieder an das matte Licht gewöhnt hatte. Doch was er sah, ließ ihn erschrocken zusammen fahren. Luzifer stand noch immer, kein Kratzer, kein Bluterguss, kein Gar nichts. Grinsend blickte er in die Augen des Kleineren unter ihm. Panisch erkannte Kilian, dass Cyprian jetzt auf einmal direkt vor ihm stand, er konnte den penetranten Geruch nach Blut, Tod und Verwesung riechen,spürte den heißen Atem auf seiner nackten Haut. Er erschauerte und keuchte entsetzt auf, als er die kalte Hand auf seiner Brust fühlte, spürte wie die spitzen Krallen sich langsam und quälend in sein Fleisch bohrten. "Kilian! Nein! Luzifer, Hör auf!!!!" Der Schwarzrothaarige stürmte auf den Erzengel zu doch der schickte ihn mit einer Schockwelle gleich wieder an die gegenüberliegende Wand. "Na na na, Kilian. Also ehrlich. Hast du es denn schon wieder vergessen? Engel, die unter Gottes Gefolgschaft dienen, können keine anderen Engel töten, leider auch keine Erzengel. Dumm gelaufen, oder?" Lachend schob er seine Hand tiefer in den Körper des Jüngeren, warmes Blut lief an seinem Handgelenk hinab, Kilian schnappte verzweifelt nach Luft, als die Finger komplett in seinem Brustkorb eintauchten. Hoffnungslos versuchte er die Hand wieder hinaus zu ziehen, zerrte an dem langen und muskulösen Arm so stark er konnte, ohne Ergebnis. Er ahnte schon wie die Krallen sein Herz berührten. Mit einem unendlich heftigem Reißen in der Brust spürte er wie sein wichtigstes Organ zerschnitten wurde, wie man es förmlich zerfetzte, wie das Blut nun allmählich zum Stillstand kam. Seine Augen weiteten sich und wurden seltsam leer, ehe seine Arme erschlafften und Cyprian mit einem ekelerregenden ploppenden Geräusch seine Hand wider heraus zog. Xaver rieb sich den Hinterkopf und öffnete stöhnen seine Augen. Der Stoß hatte ihn glatt ausgeknockt. Doch kaum, dass er sah wie sein Engel hinterrücks zu Boden fiel, wie seine Flügel ihre Federn verloren und nur noch ein bleiches Gerippe von ihnen zurückblieb, als sei er ein mutierte Vogel, da setzte sein Herz einfach aus. Das konnte nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Das durfte einfach, Gott verdammt noch mal nicht wahr sein!!! "Kilian?", fragte er flüsternd und setzte sich horchend auf. Der Ausdruck in seinen Augen schwankte zwischen Unglauben und Angst, seine Stimme klang fast naiv wie die eines Kindes, dass nach seiner toten Mutter fragt, die noch immer kopfüber, durch den Sicherheitsgurt stranguliert in dem brennenden Plymouth hängt, der auf dem Dach im Straßengraben liegt. "Kilian?........Kilian? Kilian!...........KILIAN!!!!!!!" Er wurde immer lauter und entsetzte, stand schließlich so hastig und schnell auf, das s er stolperte und sich fast wieder fiel. Während er rannte begann er zu weinen und erst als er neben dem Jungen kniete bemerkte er es. "Kilian? Sag was! Sag was!!!!.................Du verdammter Penner, jetzt sag was!!!" Er rüttelte an dem leblosen Körper, schlug ihm auf die Wange, drehte seinen Kopf immer wieder so, damit er ihn ansah, doch er fiel immer wieder zur Seite. Blut lief dem Jungen aus einer großen und hässlichen Wunde in seiner Brust, bildete schon eine dunkle Lache unter seinem Rücken. Zitternd vor Angst nahm Xaver ich in seinen Arme und legte eine Hand auf die offene Verletzung, spürte mit einem heißen Anflug von Wahnsinn dass da kein Herz mehr am schlagen war. "Nein..............Nein!!..........Kilian, bitte..........sprich mit mir.........sag, dass du noch lebst.....Sag dass du nicht tot bist!!!!!!!" Wieder rüttelte er an ihm, sah wie der Kopf gefühllos nach hinten klappte. Sofort schlug eine Welle von Schuld über ihm zusammen. Sanft nahm er seinen Kopf in seinen Hände und legte ihn an seine Brust, streichelte über sein weiches, von Blut durchtränktes Haar. "So wie es aussieht, wird unser Traumpaar vorerst nicht mit einem Happy End davon kommen. Wie tragisch. Aber immer dieses andauernde "und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage"- Gelaber ist doch auch irgendwie langweilig. Da ist so ein dramatisches Ende doch viel , wie sagt man, spritziger! Amüsanter!! Findest du nicht?" Luzifer grinste ihn höhnend an und ergötzte sich an der Trauer, die man in seinen grünen Augen allzu deutlich sehen konnte, an den kochenden Tränen, die er für seinen Geliebten vergoß und an der herzbrecherisch trotzigen Art mit der er den toten Körper weiterhin sanft streichelte und wiegte. Xaver hörte ihm gar nicht zu, viel zu sehr raubte ihm dieses ganze Durcheinander die Kraft klar zu denken. Vorhin, vor gerade mal drei, vier Sekunden war alles noch halbwegs in Ordnung gewesen. Kilian war am leben, er und Cyprian kämpften miteinander und es sah gut aus und dann - Zack! - wurde alles schlecht. Jetzt war sein Kilian, sein über alles geliebter Kilian tot. Er war tot! Ein leichtes Leuchten lenkte ihn von der nahenden Verzweiflung ab, die ihn schon ansatzweise umklammerte. Es waren winzige, kleine Lichtpunkte, die von Kilians Körper aufstiegen und sich durch die Decke der Kammer arbeiteten. Der Schwarzrothaarige schaute ihnen verletzt und vorwurfsvoll nach, als er plötzlich spürte, wie eine warme und vertraute Hand ihn zärtlich an der Wange berührte. Er wußte sofort, dass es der Grünhaarige war. Die Art, wie ihn diese unsichtbare Geisterhand beruhigte, konnte nur von ihm sein. Doch gleichzeitig wirkte sie auch wie ein Abschied......ein Abschied für immer..... "Nein....", wisperte er, dass man es kaum hörte. Immer wieder wiederholte er es, schüttelte dabei verneinend seinen Kopf, Tränen rollten seine Wangen hinab, wurden diesmal nicht aufgehalten, hoffnungslos streckte er eine Hand aus, versuchte diesen ungreifbaren Menschen zu packen, ihn festzuhalten. Er wollte ihn nicht gehen lassen, auch, wenn er dann gegen Gottes Bestimmung verstieß, er wollte Kilian zurück. "Geh nicht!.....Ich kann das nicht ohne dich!.......Bitte, verlass mich nicht!" Er verließ ihn. Ein letzter Lichtpunkt tanzte trauernd auf und verschwand, dann war es still. Alle Wärme war fort, alle Präsenz von Kilian entschwunden in das Reich Gottes, wo man ihn nun brauchte. "Und der Oskar für die theatralischste Abschiedsszene geht an............Ladies und Gentlemen, es ist kaum zu glauben.....wir haben zwei Gewinner........der Oskar geht an Xaver und Kilian!!Applaus!!" Luzifer klatschte lachend und blitzte seinen Erzfeind listig an. Er hatte so gut wie gewonnen. Heimtückisch grinsend ließ er eine dunklen Energieblitz erscheinen und zielte auf Xavers Rücken. Er würde die Erde beherrschen, würde alles zerstören und vernichten, würde die alles verschlingende Dunkelheit bringen. Und es würde so ein Fest werden. Ein Fest mit vielen Toten, mit viel Blut und abgeschlachteten Leibern. Oh, ja, es würde ein Fest des Wahnsinns werden. Und es war so einfach, vor allem, da der einzige, der ihn aufhalten könnte, den letzten Grund für diese Welt zu kämpfen gerade eben verloren hatte. "Ich danke euch für diese großartige Vorstellung und verabschiede mich nun mit meinen herzlichsten Empfehlungen. Oder, um es mit euren Worten zu sagen: Verrecke, Xaver!" Damit schmiss er den Energieblitz und traf ihn genau unter den Schulterblättern, wo wie von Geisterhand die schwarzen Schwingen hervor traten und sich zu einem Schild verdichteten. Wie von einer Glaswand prallte der Blitz ab und schlug ein klaffendes Loch in die Wand, durch die man nun das Chaos sah, dass draußen tobte. Es regnete, es blitzte, es donnerte, es bebte, alles war am schreien und kreischen. Es brannte, es rauchte, es knallte und explodierte, alles ging in Flammen und Qualm auf. "Was?", keuchte der Erzengel verdutzt und wich ein paar Schritte zurück. Er hätte eigentlich tot sein müssen, dachte er immer wieder. Er hätte doch verdammt noch mal tot sein müssen!! "Es reicht jetzt!", entgegnete der junge Mann ruhig und fast schon schüchtern, als er aufstand und sich umdrehte. Sein Haar war zur Gänze schwarz, genauso wie seine Augen. Seine Lippen waren jedoch von einem weißen Glanz überzogen, als sei er eine Schneegottheit. Das Syrix auf seiner Stirn verschwamm und wurde zu einem deutlichen schwarzweißen taoistischem Symbol, ein Kreis, zur Hälfte weiß, zur Hälfte schwarz, je mit einem Punkt der gegnerischen Farbe durchtränkt. Das Zeichen für Gut und Böse, vereint zu einer unbesiegbaren Macht. Um seinen Oberkörper, seinen Hals und seine Arme zogen sich seltsame schwarze Linien, die ihn wie Dornenranken umwucherten und alle Wunden auf ihrem Weg heilten, als habe es sie nie gegeben. Doch das beeindruckendste waren die zwei zusätzlichen weißen Schwingen, die sich zu den schwarzen Schwingen gesellten und sie erst jetzt komplett zu machen schienen. "Wer...Was bist du?", fragte Luzifer seltsam verängstigt und ging in Kampfposition. "Ich bin kein Engel und kein Dämon, kein Mensch und kein Ding, kein Gott und kein Teufel. Ich bin alles und doch etwas ganz anderes. Einen Namen habe ich nicht und doch kenne mich alle. Ich bin weder gut noch bin ich böse. Ich bin immer da, und gehe niemals und ich bin hier um dich zu erlösen und um dich zu strafen." Xaver hob beide Hände und legte sie übereinander, streckte sich Cyprian entgegen und sah ihn mit seinen tiefschwarzen Augen und einem Lächeln auf den schneeweißen Lippen direkt an. "Was?? Nein.......das..das geht nicht.....ich bin unsterblich....niemand kann mich töten.......!" "Da irrst du dich! Alles stirbt irgendwann, auch das unsterbliche." Damit sandte er einen reinen Strahl aus purem Licht los, der die ganze Kammer, das ganze Kloster, ja das gesamte Plateau einhüllte. Luzifer schrie und verstummte noch im selben Augenblick in dem ihn dieses Licht berührte und vernichtete, der Manituba kam wieder zur Besinnung und beruhigte sich, die flüssige und heiße Lava erkaltete und versteinerte, der Himmel klärte auf. Kein Regen viel mehr, kein Gewitter tobte mehr, alles wurde leise und ehrfürchtig, fiel vor dem Wesen in seiner Mitte auf die Knie und versprach, nie wieder böse zu sein. Als das Licht wieder verschwand, blieb kurz eine Leere zurück, die aber genauso schnell verpuffte wie sie kam. Statt dessen strahlte nun die Sonne auf das Trümmerfeld hernieder, zeigte die verbrannten Überreste des Klosters, die Ruinen und die vielen Risse im Boden. Harmony und Kleopettra sahen sich ungläubig an und fingen dann an zu kichern, steigerten sich immer weiter rein bis sich schallend lachten und sich in den Armen lagen. Felicity sah sie nur verwirrt an und schüttelte irgendwann den Kopf um selbst mit einzustimmen. Erst als sie wieder einigermaßen zur Besinnung kamen, kletterten sie aus der zerstörten Kammer heraus und schauten sich bedächtig und betäubt um. Alles war vernichtet. Nichts stand mehr, alles war in den Flammen verloren gegangen. Und doch, sie waren nicht tot. Die Lava hatte schon fast ihre Füße erreicht und war einfach stehen geblieben, "Wenigstens leben wir noch.", seufzte Kleopettra leise und ging mit den beiden Frauen los, die anderen zu suchen. Xaver kam erst ein paar Sekunden später wieder zu sich, rieb sich abermals den Hinterkopf und sah sich verwirrt um. Er konnte sich an nichts mehr erinnern, nur noch an den sterbenden Kilian und daran, dass er einen brennenden Schmerz im Rücken gespürt hatte. Panisch stand er auf und sah sich um. Von Luzifer fehlte jedoch jede Spur. Er war verschwunden. Sofort vergaß er jeden Gedanken an ihn und das Ende der Welt und rannte zu dem leblosen Jungen mit den grünen Haaren, der immer noch auf dem kalten Boden lag und seine schönen, blauen Augen geschlossen hatte. Kraftlos sackte er neben ihm zusammen und nahm ihn in die Arme, drückte ihn so nah an sich wie er konnte, schwor sich ihn nie wieder loszulassen. Tränen kullerten ihm wieder über das markante Gesicht und ließen seine Augen verräterisch glitzern. Sie waren wieder grün, genauso wie sich auch alles andere normalisiert hatte. Hinter ihm raschelte etwas. Er kümmerte sich nicht darum, wiegte nur weiter seinen Freund hin und her und streichelte unablässig über seinen Rücken. "Xaver! Geht es dir gut?", fragte Gigelf und kletterte über ein paar Wandstücke in die Kammer. Mit einem schnellen Blick erkannte er, dass Damien und Raffael tot waren und Misty dabei war, wieder zu Bewußtsein zu kommen. Außerdem saß sein Sohn auf dem Boden und schien sich um jemanden zu kümmern. Eine böse Vorahnung überkam ihn. Als die Schwarzhaarige plötzlich aufschrie und zu Xaver rannte, bestätigte sie sich. "Kilian!.....Kilian!", schluchzte sie heiser und kniete neben den beiden Männern nieder, sah den Größeren ratlos an und fing ebenfalls an zu weinen. "Kinder! Beruhigt euch doch.................... Es ist noch nicht vorbei!", sagte der Älteste nach einigem Überlegen und seufzte lange, als habe er sich soeben für etwas ganz ganz dummes entschieden. Alle beide sahen ihn überrascht und auch irgendwie böse an. Was fiel ihm denn ein, jetzt noch solche dummen Witze zu reißen. Natürlich war es vorbei! Kilian war tot! "Was soll das heißen?", fragte Xaver gequält und zwang sich nicht mehr länger zu weinen. Gigelf stellte sich breitbeinig mitten in den Raum und faltete seine Hände. Dann begann er in einer seltsamen alten Sprache zu reden, schloss dabei die Augen und ließ eine leichte Aura um sich erscheinen. Sein Haar flatterte wild umher, sein Gewand tanzte geradezu durch die Lift. Und dann, mit einem lauten Aufschrei war da auf einmal ein Durchgang. Ein Tor, eine Tür, ein Portal, wie immer man es nennen wollte. Und auf der anderen Seite gab es nur ein dunkelblaues unendliches Nichts, ohne Boden, ohne Decke, ohne allem. "Was ist das denn?", fragte Misty erschrocken und stand mit geballten Fäusten auf. Auch der Schwarzrothaarige erhob sich, wenn er den Kleineren auch vorher behutsam auf den Rücken legte und ihm einen Kuss auf die kalte Stirn gab. "Das da ist ein Tor, dass direkt in den Himmel führt. Einer von euch kann da jetzt durchgehen und schauen, ob er Kilian noch irgendwo erwischt! Aber macht schnell, ich darf das eigentlich nicht machen, und außerdem ist es ziemlich kräftezehrend." "Das soll was sein? Ist das ihr ernst? Wir können da einfach so reingehen und sind im Himmel? Das ist doch.........Xaver!" Misty sah nur noch wie sein muskulöser Körper in diesem Durchgang verschwand und sich danach schloss. Gigelf brach keuchend zusammen und atmete schnappend nach Luft. Sofort war sie bei ihm und half ihm wieder auf. "Jetzt können wir nur noch hoffen, dass die beiden sich finden werden.", flüsterte er uns hustete heftig. Die Schwarzhaarige sah apathisch und irgendwie gedankenverloren auf den Boden. >Jetzt liegt es an dir, Xaver! Hol uns unsern Kilian heil zurück!<..... Xaver fand sich kopfüber schwebend in einem unsichtbaren Nichts aus Nebel wieder. Alles war dunkelblau und schimmerte irgendwie komisch, als sei es frisch lackiert. Von Wolken und Himmelspforten fehlte jede Spur, so etwas gab es hier nicht. Dafür aber anscheinend verdammt gute Überwachungskameras. Kaum, dass er seine Schwingen ausgebreitet hatte und sich auf die Suche machte, traf ihn ein stechender Schmerz in seiner Brust. Es war klar, dass Halbdämonen hier nicht erwünscht waren. Er biss die Zähne zusammen und flog weiter, rief nach seinem Geliebten, horchte auf Antwort, ignorierte den ständigen Schmerz in seinem ganzen Körper, der stetig schlimmer wurde. Doch er war nirgends zu finden, wo immer er auch hinkam, überall sah er das gleiche irritierende Blau und das ewig gleiche Schimmern. Erst als sein linker Arm schon taub war und er sich kaum noch in der Luft halten konnte, weil seine Schwingen so wehtaten, spürte er eine ihm vertraute Aura. Hastig sah er sich um und erblickte plötzlich seinen kleinen Engel direkt vor sich. Kilian war von einem strahlenden Licht umgeben, trug lediglich ein weißes Tuch um die Hüften und hatte seine weiten Flügel ausgebreitet. "Xaver, was machst du hier?" fragte er besorgt und fuhr ihm sanft durch sein Haar. Alleine für diese Geste hätte Xaver diese Schmerzen noch mal ausgehalten, doch sobald er seine Hand wieder wegnahm war das Stechen zurück, brutaler als zuvor. "Ich bin hier um dich zu holen!", antwortete er und verzog scherzhaft das Gesicht. Sein Magen verkrampfte sich und seine Schwingen brannten inzwischen wie Feuer, besonders an der Übergangsstelle zu seinen Schultern war es ein höllischer Schmerz, kaum noch auszuhalten. "Das geht nicht. Das weißt du, ich bin tot und jetzt ein Engel. Ich kann hier nicht weg. Du solltest besser gehen, du leidest nur noch mehr, solange du hier bleibst.", entgegnete der Kleinere voller Sorge und sah seinem Freund tief in die Augen. Xaver traten schon wieder Tränen in die Augen. Zum Einen von den Schmerzen, zum anderen von der ganzen Verzweiflung, die er einfach nicht mehr vertragen konnte. "Ich geh hier nicht ohne dich weg, hast du das verstanden Kilian?! Ich bleibe solange hier, bis du mit mir mitkommst!" Auf den Schlag bohrte sich ihm ein alles verdrängender glühender Schmerz in seinen Körper. "Nein Gott!! Ich lass ihn nicht in Ruhe! Ich liebe ihn und werde nicht ohne ihn gehen !", brüllte der schwarze Engel so laut er konnte und bekam einen noch heftigeren Stoß verpasst. Blutige Risse durchzogen seinen Oberkörper, Wunden trieben sich tief in seine Haut. Federn wurden seinen Schwingen entrissen, die auch schon blutverschmiert kaum noch in der Lage waren, ihn zu halten. "Xaver! Geh! Es ist besser für dich!", rief Kilian und versuchte zu lokalisieren woher die Druckwellen kamen, ohne wirklichen Erfolg. Auch ihm standen Tränen in den Augen. "NEIN!! Ich brauche dich, verdammt noch mal! Ohne dich ist das kein Leben mehr für mich! Verstehst du das nicht? Ohne dich will ich lieber sterben!! Ich liebe dich Kilian!!!" Der letzte vernichtenden und bestimmt tödliche Schlag Gottes traf Xaver nie. Er prallte ab an den weißen Flügeln des kleinen Jungen mit den grünen Haaren, die er schützend um den Körper seines Freundes geschlungen hatte, während er seine Arme um ihn schlang und ihn zärtlich auf den Mund küsste. Als sie die Augen wieder öffneten, standen sie mitten in den Resten der alten Kammer, umringt von Misty, Gigelf, Kleopettra, Harmony und Felicity. "Ich liebe dich auch, Xaver!", ergänzte Kilian und lächelte den Größeren an...... Wie sich zeigte, hatten sich nahezu alle Mönche retten können. Pharrell und Anastacia hatten außerdem für eine medzinische Versorgung der Verletzten gesorgt, die man aus den zerstörten Hütten geborgen hatte. Alles in Allem war das Kloster der Astyanax jedoch vernichtet worden. Nichts stand mehr, alles war vor der Wut des Manituba verschlungen worden. Andererseits war dies ein erträglicher Preis, den die Gotteskrieger zahlten, hatten sie doch immerhin Luzifer, den, den Gott und Satan fürchten, endlich getötet und die Welt endgültig gerettet. Mit der Zeit gingen die meisten Mönche und Ordensleute davon, in kleinen Gruppen schlugen sie sich zu nahe gelegenen Dörfern durch und reisten wieder heim. Nur eine Hand voll Überlebender war noch einen Tag nach der Katastrophe, die das gesamte Plateau nieder gewalzt hatte, an Ort und Stelle und machte sich für die Abreise bereit. "Bleibt die Frage, wo wir jetzt hingehen?", fragte Xaver etwas verunsichert, als sie alle am Eingang des Klosters standen und auf die zerstörten Überreste blickten. Kilian umarmte ihn von hinten und küsste ihn leicht in den Nacken. "Solange ich bei dir bin, ist es mir egal, wo ich hingehe.", sagte er, worauf Misty nur melodramatisch die Augen verdrehte. "Meine Güte, da wird einem ja bei schlecht. Das ist ja schlimmer als diese kitschigen Happy Ends in diesen Hollywoodstreifen!", klagte sie sauer und verschränkte die Arme vor der Brust. "Na, als Happy End würde ich DAS hier nicht bezeichnen.", entgegnete Harmony und deutete auf die Ruinen hinter ihnen. "Ist ja auch egal. Hauptsache wir kommen hier weg. Am besten wir schlagen uns die Treppe hinunter und kämpfen uns bis nach Humanaptra vor, da können wir dann sehen wo wir hingehen, oder was meint ihr?" Und so gingen die alle den steinigen, langen und steilen Weg, der einen kleinen Jungen mit grünen Haaren aus New York einst zu seiner großen Liebe geführt hatte, hinab in die weite Welt und eine neue Heimat...... Fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)