Der Göttliche Sturm von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: DGS VII: Goodbye's the saddest word ---------------------------------------------- Der Göttliche Sturm VII Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Vorwort: Tja, es hat etwas gedauert, aber jetzt habe ich ihn fertig. Hoffe er gefällt euch. Und ein riesen elefantöses Dankeschön an YueKatou. Du bist die Beste und Liebenswerteste weit und breit. Aber du weißt, das es jetzt heißt, das du wieder dran bist mit dem nächsten Teil von Equinox, also hau schon mal in die Tasten. Und an alle anderen, die das hier lesen. Wenn ihr meine Storys schon gut findet, dann müsst ihr auch YueKatous lesen, denn die sind noch besser. Also, viel Spaß beim lesen und hoffe, es gibt viele Komments. Kapitel 7: Goodbye's the saddest word Kilian war noch immer ziemlich geschockt, als er Xaver erkannte, der auf seinem Bett saß und gedankenverloren Löcher in die Luft starrte. Doch kaum, das seine grünen Augen den Besucher entdeckt hatten, lächelte er und stand auf. "Da bist du ja endlich. Ich hab schon auf dich gewartet." Kilian lief ein wenig rot an. >Verflucht, warum kann ich denn nicht einmal ganz cool bleiben, wenn er mit freiem Oberkörper rum läuft. Das ist ja wirklich mehr als peinlich.< Doch sein Lehrer schien das nicht zu merken, denn er ging an ihm vorbei nach draußen und winkte Kilian, ihm zu folgen. "Was ist denn jetzt los?", fragte der Junge nach einiger Zeit. "Das sag ich dir, wenn wir oben sind." "Oben?" "Ja, oben im Feuerwald." "Ich soll doch nicht etwa noch einmal diesen Monsterberg besteigen?" "Oh, doch, das wirst du." "Wieso sollte ich?" "Weil ich dein Lehrer bin und es sage." "Ach, ne, auf einmal. Und was ist wenn ich keine Lust dazu habe" "Dann solltest du diese Lust schleunigst aufbringen, denn du wirst so oder so diesen Berg hochklettern." "Du bist gemein." "Ich bin nicht gemein, ich will dir bloß helfen." "Helfen? Wie das denn? Soll ich meine Höhenangst besiegen oder willst du mir helfen, Bergziegen besser zu verstehen?" "Nein, ich will dir helfen, endlich mal frei zu werden, also halt hier keine Volksrede, sondern beeil dich. Ich hol mir nur noch schnell mein Kampfanzugoberteil, abends wird es hier etwas kälter." Kilian grummelte noch kurz, doch er lief hinter Xaver her zum Manituba, der ihn scheinbar gehässig grinsend, erwartete. Die Besteigung entpuppte sich wirklich als viel schwieriger als Kilian es sich vorgestellt hatte. Anscheinend mochte ihn der Manituba nicht besonders, denn er machte ihm wirklich jeden Zentimeter an seiner rauen und scharfen Außenhaut schwer. Wie oft er sich kleine Schrammen an den spitzen Felsen zuzog oder wie oft er kurz davor war, hinabzustürzen, das konnte Kilian nach einiger Zeit gar nicht mehr zählen, doch Xaver war stets in seiner Nähe und fragte ihn mehr als einmal, ob es ihm auch wirklich gut ginge. Kilian lief dann immer sofort rot an, was ihm natürlich nur noch peinlich war, doch irgendwann, nach langen Jahren, so schien es, hatten sie den Feuerwald erreicht, der sie sogleich mit seinen grünen Armen willkommen hieß. "Und was nun?", fragte Kilian sichtlich außer Atem, während er sich vorüber auf seinen Knien abstützte und nach Luft japste. "Nach was wohl. Training." Xaver lächelte ihn an, als ob er etwas wüßte, was der Junge nicht wußte. "Wie jetzt? Unten hast du mir noch erzählt, du willst mir helfen und nun soll ich hier Übungen machen, sag mal, kannst du dich eigentlich auch mal für irgendwas entscheiden?" "Bleib ruhig, ich hab ja nicht gesagt, das ich dir gleich helfen will. Das kommt später. Zu erst werden wie deine Ausdauer und deine Kraft etwas auf Vordermann bringen und wer weiß, wenn wir genug Zeit haben, dann könnte ich dir auch noch ein paar von den übersinnlichen Kräften zeigen." Jetzt war der Grünhaarige neugierig. "Wirklich? Das wäre hammermegagenial. Können wir das denn nicht gleich machen? Bitte?!" "Nein, kommt überhaupt nicht in Frage. Zuerst wird trainiert und zwar die Physis, nicht die Psyche. Also los, wir verplempern hier bloß unsere Zeit." Und Xaver nahm Kilian echt hart ran. Anfangs liefen sie durch den Feuerwald, mehrere Male quer hindurch, mal von Osten nach Westen, mal von Süden nach Norden. Es war anstrengend, doch seltsamerweise wurde Kilian mit jedem Meter, den er hinter sich brachte, besser und schneller. Die Bäume und Pflanzen wurden bald zu einer immer grünen Wand, die an ihm vorbei rate und doch war sein Lehrer fast doppelt so schnell. Er rannte nicht, er raste nicht, im Grunde flog er durch die Gegend, anders konnte man die irre Geschwindigkeit nämlich nicht beschreibe, mit der Xaver durch den Busch sauste. Wenig später kamen sie dann wieder auf die Wiese, auf der auch der alte Ginkobaum stand, allerdings hatten sie diesmal nicht vor, ihre Sinne zu trainieren, dazu war Kilians Beule noch zu groß, nein, hier wurde der Jüngere nun zum ersten Mal in die Formen des Nahkampfes eingewiesen. Die ersten Tritte und Schläge waren mehr als kläglich, doch auch hier wurde Kilian sehr schnell besser. Seine Drehungen, Sprünge, Überschläge, Kicks, die Härte und Präzision seiner Faustschläge, die Wucht seiner Fußtritte, die Vorhersage der Angriffe des Gegners, in allem kam er rasch vorwärts. Doch auch hier war ihm sein Meister in vielem tausend Lichtjahre voraus. Der Rothaarige schien selbst blind und nur mit einem Arm spielend mit Kilian fertig zu werden, und nur ein kleine Stubser mit der Hand hatte die Kraft und Gewalt eines Bulldozers. Die Sonne wanderte weiter und auch die beiden Männer zogen weiter. Nun gingen sie zum Anadyr, dem großen, wenn auch flachen See. Seine Wellen waren glatt und eben, seine Farbe unendlich tiefblau, obwohl man selbst in der Mitte des Gewässers noch den Kiesboden berühren konnte. Xaver und Kilian schwammen viele Bahnen, tauchten dann einige Male quer oder längs durch den See, machten Atemübungen und machten dann auch mitten im kühlen Nass ein paar Nahkampfübungen. Zu guter Letzt meditierten sie noch eine Weile am Jetsekiang. Doch dann konnte Kilian seinen Magen nicht mehr bändigen, der laustark nach Nahrung knurrte. "Also, Xaver, kannst du mir denn jetzt nicht zeigen, was deine übersinnlichen Kräften sind.", bettelte er und stand auf. "Nein, ich denke, wir sollten erst wieder runtergehen und was essen, dein Bauch scheint mir heute sehr hungrig zu sein. Danach werde ich dir gerne zeigen, zu was ein echter Astyanax alles in der Lage ist." Mit einem Augenzwinkern, das einem die Knie weich werden ließ, drehte er sich dann um und verschwand in Richtung Felswand. Kilian protestierte noch, doch dann rannte er ihm hinterher und bald darauf saßen sie in der Teestube mit den vielen Tischreihen. Als die Beiden eintraten, hörten alle Gespräche, die gerade im Gange waren, ruckartig auf. Viele verwunderte Blicke fielen zum Eingang, hier und da wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Kilian erkannte, dass auch Harmony, Misty und Cleopettra, sowie Alexjielle und Dorian anwesend waren. Er fühlte sich unwohl und sein Freund schien es ebenso wenig prickelnd zu finden, von allen wie ein Alien angestarrt zu werden. Also gingen sie schnurstracks zu einem der hintersten Tische, die noch frei waren und knieten sich dort hin. Nach und nach verebbten dann die heimlichen Flüsterreien, doch einige sahen immer noch mit einem schrägen Blick zu ihnen hinüber. Besonders Harmony schien ihre Augen nicht mehr im Zaum zu haben. Permanent schielte sie zu den Beiden hin, darauf bedacht, nicht aufzufallen, was sie trotzdem tat. "Sollen wir wieder gehen?", fragte Kilian irgendwann, weil er sah, das sich Xaver wirklich überhaupt nicht wohl fühlte. Er saß eingesunken und mit eingezogenem Kopf am Tisch und wartete schweigend auf Pharrell, während er sich die Schnitzereien des Holzes ansah, die scheinbar wahnsinnig faszinierend waren. "Bitte? Oh, nein, nein, mach dir wegen mir keine Umstände, ich kenne das schon. Die sehen mich immer so an, wenn ich mal hierher komme, das macht mir nichts." >Du kannst fast genauso gut lügen, wie ich, meine Lieber<, dachte Kilian, während die dickliche und freundliche Gestalt des Koches zu ihnen wackelte. Im Gegensatz zu den anderen, starrte er Xaver aber nicht an, sondern lächelte ihm zu und behandelte ihn, wie jeden anderen Mönch auch. "Ähm, was gibt es heute eigentlich? Wieder Phlox?" "Öhm, nein, heute gibt es mal was original Japanisches. Feuervogelfleich süß sauer mit Zuckerkraut und Erdsternpilzen. Als Nachtisch gibt es dann Pudding." "Klasse, hört sich gut an, das nehmen wir beide und dann noch mal eine Oca für jeden." "Wird sofort erledigt." Dann wandte sich Kilian wieder an seinen Sitznachbarn. "Du wolltest doch das, was ich bestellt habe?" "Häm? Oh, ja, natürlich, ich mag alles, was Pharrell kocht." "Wir könne wirklich gehen, wenn es dir hier nicht gut ist. Du brauchst dich wegen mir hier nicht rumquälen." "Ach, Blödsinn. Ich quäle mich nicht rum." "Na gut, aber wenn dir die Blicke zuviel werden, sag was, dann sind wir schneller draußen, als ein Blitz." Während des Essens schwiegen sie, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo Kilian die Stille nicht mehr aushielt und nach irgendeinem Gesprächsthema suchte. "Erzähl mal, Xaver, wieso heißt das Zeug hier eigentlich Feuervogelfleisch?" "Ach, das heißt so, weil es vom Zilpzalp kommt, das ist ein Vogel der oben im Radamanthys haust. Er wird auch Feuervogel genannt, weil er genauso rot ist und man ihn nur morgens sehen kann, wenn die Sonnenröte noch am Horizont steht. Danach verschwindet er in den Baumwipfeln." Von da an fiel es Kilian ein wenig schwerer, sein Essen zu genießen, da er immer das Bild eines Nestes von winzig kleinen, nach Mamma zirpenden Zilpzalps vor Augen hatte, doch es schmeckte einfach zu gut. Das Zuckerkraut machte seinem Namen alle Ehre und die Erdsternpilze hatten einen bitteren Beigeschmack, der gut passte. Das Beste war aber der braune, fast schwarze Pudding, auf dem eine kleinen Blüte lag. Sie war nur Dekoration, doch sie duftete so schön. Irgendwie nach Vanille und Schokolade zugleich und trotzdem anders. Irgendwie süß und doch bitter, stark und doch nicht aufdringlich, wie ein Affrodisiakum, nur noch leckerer. "Was ist das hier?", fragte der Junge und zeigte auf die nachtschwarze Blüte, die an den Rändern einen dunkelvioletten Rahmen hatte und deren Blüten sich in einer Sternform mit fünf Strahlen anordneten. In der Mitte saßen die ebenfalls schwarzen Pollen. "Das da ist Amaryllis. Die wächst auch oben im Krater des Manituba . Allerdings nur bei Nacht. Ich kann dir heute Abend ja mal welche am Jetsekiang zeigen, da wachsen sie besonders reichlich." "Tu das, aber erst, wenn ich deine übermenschlichen Kräfte gesehen habe. Einverstanden?" "Klar doch, aber keine Angst kriegen." "Ist es denn so erschreckend?" "Man weiß ja nie." Später, als sie wieder oben im Feuerwald waren, machten Xaver dann sein Versprechen war. Er setzte sich mit Kilian in die Wiese, beim alten Ginkobaum und stellte sich dann aber wieder hin. Nachdem er seinen Atem stark nach unten geschraubt hatte und man das Heben und Senken der Brust kaum noch sah, schloss er die Augen und spannte seinen ganzen Körper an. Kilian schoss gleich wieder ein rot ins Gesicht. Auch, wenn sein Lehrer schon im Normalzustand mit seinem muskulösen Körper ungeheuer anziehend aussah, so war er jetzt das Sexsymbol schlechthin. Doch er wollte sich ja auf die übersinnlichen Kräfte konzentrieren. Nach einer Weile fing die Luft an zu knistern, der Wind legte sich und das Gras hörte auf zu rascheln. Der Fluss schwieg und die Sonne hörte kurz auf zu wandern. Alles hielt den Atem an, als wüsste jedes Lebewesen im Umkreis, das jetzt eine Macht hervor treten würde, mit der sie es niemals aufnehmen könnten. Eine Macht, die älter war, als sie, um so vieles tödlicher und zerstörerischer. Und dann, ganz plötzlich, machte der Rothaarige wieder seine Augen auf. Fast schien es, als sei das grün seiner Pupillen intensiver geworden, der Kontrast in seinem halb schwarzen, halb roten Haar noch deutlicher, jeder Muskel noch angespannter. Er haftete seinen jetzt irgendwie niederdrückenden Blick auf Kilian, der etwas ängstlich zurückschaute. Und auf einmal, von einer Sekunde auf die andere, begann Xaver breit zu grinsen und der Grünhaarige flog in hohem Bogen durch die Luft. Wie in einem Lift schwebte er nach oben, erst langsam, dann schneller, raste nach links, wieder zurück, machte einen Looping und fiel wieder herunter, um kurz vor dem schmerzhaften Aufprall in der Luft hängen zu bleiben und dann ganz sanft abgesetzt zu werden. "Und? Wie fandest du das?", fragte sein Lehrer und grinste immer noch ungemein breit. "Das kriegst du zurück, irgendwann zahl ich dir das heim.", keuchte Kilian. Sein Herz hatte sich von dem Schreck noch gar nicht erholt und er schwitzte wie nach einem Marathonlauf. "Na, okay, das war ein bißchen fies, aber ich wollte mal schauen, ob meine telekinethischen Kräfte auch bei dir wirken. Aber als Entschädigung zeig ich dir jetzt wirklich, was ich drauf habe." "Wehe, ich flieg hier gleich wieder durch die Gegend, da hab ich echt keinen Bock drauf." "Versprochen." Und schon schloss er wieder seine Augen. Wieder spannten er seinen ganzen Körper an, wieder begann die Luft zu knistern. Der Wind legte sich, der Fluss hörte auf zu blubbern, die Vögel brachen ihre Singkonzerte ab, wieder blieb die Sonne stehen. Doch diesmal geschah etwas anderes, etwas viel unheimlicheres. Ganz langsam fing es an. Kleine, gelbe Blitze oder Stromstöße zuckten über Xavers Körper, schlängelten sich über seine Haut, blinkten kurz auf und verschwanden dann wieder. Es waren anfangs nur ein paar, doch sie wurden immer mehr. Er ballte seine Hände zu Fäusten hob dann beide Arme hoch, vor seiner Brust gestreckt. Die kleinen Blitze konzentrierten sich jetzt auf seine Hände, glitten von allen Ecken seines Körpers zu seinen Fingern und verharrten dort, bis sich ein gleißendes Licht in seine Fäuste legte, ein helles, grelles Licht, das in den Augen brannte. Es war erst nur ein langer Stab, doch formte sich daraus bald ein Schwert, das nun aussah, als würde es frisch aus dem Schmiedeofen kommen. Das Licht verschwand. Zurück blieb ein Schwert, das Kilian nur allzu gut kannte. Ein langes, großes und spitzes Schwert, mit dunklem grünen Griff aus Jade, einem schwarzen Metall, das mit einer goldenen Runenschrift durchzogen. Xaver öffnete seine Augen wieder und hob das Schwert in die Luft, um es nach ein paar Sekunden wieder hernieder zu reißen. Was dann geschah, ließ den Wald aufschreien. Eine gigantische Feuerschlange raste durch den ganzen Wald, sie brannte lichterloh und erhitzte alles im ganzen Krater. Kilian hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, doch selbst das half kaum etwas gegen die alles versengende Hitze, die von dem Feuerschwall ausging, der aus dem Schwert herausquoll. Alles fing an zu brennen. Die Bäume, das Gras, der Ginko. Selbst der Fluss glühte, das Wasser verdampfte und der weiße Qualm verdunkelte die Sonne. Und dann, genau so ruckartig, wie sich die Welt in ein flammendes Inferno verwandelt hatte, verwandelte sie sich wieder zurück. Die Hitze kühlte ab, die Flammen erloschen, nichts war geschehen. Kilian nahm verwirrt die Hände runter und schaute Xaver erstaunt und überwältigt an. "Wow!", keuchte er, was den Rothaarigen rot werden ließ. "Ach, naja, so toll war das auch nicht. Ich hab bloß ein bißchen Pyrokinese angewandt, mehr nicht." "Pyro was?" Xaver ging und setzte sich in den Schatten des knorrigen, alten Baumes, der von wenigen Sekunden noch gebrannt hatte, bevor er sein Schwert wieder im Nichts verschwinden ließ. Der Junge folgte ihm und setzte sich daneben. "Pyrokinese. Das ist die Kunst, das Feuer zu kontrollieren. Du kannst dann allein durch deinen Willen alles entflammen, was du willst." "Klingt cool, aber könntest du dann nicht auch mich anbrennen lassen?" "Ach, komm, Kleiner, du bist so schon heiß genug......." Stille. Ein Vogel zwitscherte irgendwo, vielleicht ein Zilpzalp. Die Sonne stand hoch am Himmel und strahlte wie immer. Ein lauer, etwas kalter Wind wehte durch die Baumwipfel. "Ähm......vom Training. Du schwitzt doch ziemlich. Und du bist heiß....ach, dein Körper ist heiß, also.....du weiß, was ich meine......." Der Ältere starrte verzweifelt in den Himmel und bald war sein Gesicht genauso rot, wie seine Haare. Kilian erging es nicht anders. "Jaja, schon klar, was auch sonst. Also...ähm...dann sag doch mal, was es sonst noch so für Techniken gibt, außer Pyrokinese." "Klar doch, gerne." Langsam wurde ihre Gesichtsfarbe wieder normal und auch das ständige räuspern und husten verstummte allmählich. "Nun, das, was du als erstes lernen wirst, ist Telekinese. Das heißt, das du mit Kraft deiner Gedanken, Gegenstände bewegen kannst, egal woraus sie sind oder wie schwer. Auch die Größe ist nicht wichtig. Dann gibt es noch Psychokinese. Da bist du in der Lage, die Gedanken von anderen zu lesen und wenn du richtig gut bist, kannst du sie auch dazu zwingen, das zu denken, was du willst." Kilian schluckte plötzlich wieder. "Kannst du das denn........richtig gut?" "Klar.....aber keine Panik. Ich habe bisher weder deine Gedanken gelesen, noch habe ich dir meine aufgezwungen. Dazu müsste ich mich erst auf deine Aura konzentrieren und das dauert, manchmal sogar Tage." "Dann ist ja gut." Der Grünhaarige wäre einen Herztod gestorben, wenn sein Freund all seine bisherigen Gedanken gelesen hätte. All die, zum Teil doch sehr eindeutig zweideutigen Phantasien, die er gehabt hatte und dann erst die ganzen Gedanken an seine Mission und seine Bestimmung, die er doch geheim halten musste. "Dann ist da noch die Aquakonika. Die Technik, das Wasser zu beherrschen. Bei der Terrestatika und der Zyklonimu ist es das Gleiche, nur mit Erde und Wind." "Und was ist mit Eis?" "Gehört zur Aquakonika." "Und du kannst das alles?" "Ja, ich trainiere sie seid meinem dritten Lebensjahr. Die Elemente sind die einzigen Freunde, die ich je hatte. Meister Gigelf und Cyprian mal ausgenommen." "Cyprian? Den kenn ich. Ich hab ihn heute morgen im Teehaus gesehen." "Ja? Gut zu wissen. Ich wollte euch nämlich noch einander vorstellen. Er ist der netteste Kerl hier, gleich nach Pharrell und unserem Mentor." "Und Damian?" Xavers Miene erkaltete. "Was soll mit ihm sein?" "Den hab ich auch heute morgen gesehen. Einer der Mönche hat mir einiges über ihn erzählt. Er scheint dich nicht sonderlich zu mögen." "Da hast du Recht. Er hasst mich, schon seid je her." "Und warum?" "Ich weiß es nicht, aber es ist mir auch egal. Ich mag ihn nämlich auch nicht besonders, also gleicht es sich aus." Kilian spürte auf einmal, wie einsam und allein sein Lehrer doch war. Und wie viel erwachsener, als er selbst, dabei trennten sie gerade mal fünf Jahre. In allem, in seinem Gesicht, in seiner Haltung, in seiner Stimme und vor allem in seinen Augen sah man es jetzt deutlich. Die Kälte, die Verschlossenheit, die Einsamkeit. Hier saß ein junger Mann, der in seinem ganzen Leben nur einen alten Kampflehrer, dessen ebenso alten Kollegen und die Naturelemente als Freunde hatte. Und zwei von diesen drei würden nicht ewig leben. Der Junge rückt näher an Xaver heran und legte ihm einen Arm um die Schulter. "Ist schon in Ordnung. Du hast jetzt einen Freund mehr, Xaver. Und der sitzt gerade neben dir." Der Größere lächelte und die Kälte verschwand wieder. "Danke." Danach trainierten sie weiter. Wieder liefen sie durch den Wald, machten Übungen auf der Wiese und schwammen im Anadyr. Gegen Abend saßen die Beiden am Jetsekiang und sahen auf den Fluss. Kilian gefiel es irgendwann nicht mehr, zu schweigen und so stellte eine Frage, die ihm schon ziemlich lange auf der Seele brannte "Worum geht es denn jetzt eigentlich? Du hast mich doch bestimmt nicht nur auf den Berg hier gescheucht, um mir die tolle Aussicht zu zeigen. Wenn ich mich recht erinnere, wolltest du mir irgendwo bei helfen?" Kilian zog sein T-Shirt etwas enger an seinen Körper, da eine frische Brise aufzog und es ihm ein wenig fröstelte. Xaver drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an, bevor er den wirklichen Grund dieses Aufstieges verriet. "Es geht um deine Angst oder besser gesagt um das, was diese Angst ausgelöst hat." "Angst? Ich verstehe gar nicht, was du meinst." "Oh, doch, das weißt du wohl. Du bist ja nicht umsonst letztens so durchgedreht und mit vollem Tempo gegen den Ginkobaum gerannt. Du musst irgendwann einmal ein starkes Martyrium durchgestanden haben und ich möchte, das du mir, wenn es dir nicht zu schwer fällt, etwas darüber erzählst." Der Ältere hatte sich ganz dem Grünhaarigen zugewandt, der nun, versunken in dem ein wenig zu großen blauen Shirt, der leicht lädierten Jeans und den vor Kälte bibbernden Lippen noch zerbrechlicher und hilfloser aussah, als er es einen Tag zuvor getan hatte, als er ein wenig erschrocken und verwirrt im Jetsekiang gelegen und sich seine Beule gerieben hatte. "Es ist wirklich nichts, klar, ich habe Angst im Dunkeln, na und? Ich weiß, das das dumm ist und das ich dafür viel zu alt bin, aber mein Gott, so tragisch ist das doch auch nicht. Ansonsten geht es mir hundert prozentig gut, ich kann mich echt nicht beklagen und deswegen kann ich mir immer noch nicht vorstellen, was du von mir willst." Kilian schaute trotzig auf die leise dahin gleitenden Wellen des Flusses, der gemächlich zu ihren Füßen floss und in dem sich der volle und leicht graue Mond spiegelte. Fast sah es so aus, als ob das ganze nächtliche Firmament in das seichte Wasser zurückgezogen hätte. "Natürlich willst du es nicht gerne sagen, aber es wäre wirklich besser für dich, du würdest es tun, weil du dich dann ganz sicher besser fühlen wirst. Also bitte, Kilian, ich verspreche hoch und heilig, es bleibt unter uns. Ich will dir doch nur helfen." Doch noch immer blieb der Jüngere stur und blickte schweigend auf den Boden. Seine blanken Füße waren eisig kalt und seine Lippen hatten schon einen matten bläulichen Ton. Ihm war einfach nur kalt. >Man, ich will nicht darüber sprechen, warum läßt er es dann nicht? Ich will nicht noch mal diesen Horror durchmachen, das hab ich hinter mir. Es geht nur mich etwas an.< "Kilian, du kannst, wie schon gesagt, gerne weiterhin schweigen und alles in dich hineinfressen, aber es wird dich stets belasten, wohin du auch gehst." "Ich will aber nicht, und damit is fertig. Ich hab einfach keine Lust mich über Probleme zu unterhalten, die gar nicht da sind, nur weil meine lieber Herr Lehrer seinen moralischen bekommt. Außerdem ist mir arschkalt, warum hocke wir auch mitten in der Nacht hier oben rum, ist doch Irrsinn. Was würde ich nicht alles für einen Ofen oder eine Heizdecke tun, aber sowas gibt es hier ja nicht, wie wahnsinnig logisch." Xaver lächelte bloß und öffnete den Knoten seines schwarzen Kampfanzuges, um dann seinen linken Arm aus dem Ärmel zu ziehen und ihn nach Kilian hin auszustrecken. Der Junge schaute ihn verwirrt an. "Was dagegen, wenn der Ofen Haare hat und nervige Fragen stellen kann?", fragte Xaver verschmitzt und deutete ihm mit einem Kopfnicken, sich in seinen Schoß zu setzen. "Nein, das nicht, aber.." Um einen coolen Spruch abzulassen, fehlte Kilian glatt der Mut, als er sich langsam und ungeheuer nervös vor den Älteren setzte, wonach dieser dann seinen linken Arm samt Kampfanzug um den kalten Körper des Grünhaarigen legte und ihn mit seiner eigenen Körperwärme von den gefrorenen Gliedmaßen befreite. "Und, was ist nun? Erzählst du mir, was los war oder wie?" Erst war es still. Kilian genoss die Nähe zu seinem heimlichen Geliebten und konzentrierte sich auf das Schlagen seines Herzes, das sich mit dem von Xaver, das er an seinem Rücken spürte, synchronisiert hatte. All die Kälte war weg, er hatte auch keine Angst mehr, er fühlte sich sicher geborgen uns so, als könne er alles erzählen, was ihm auf der Seele lag. "Es war an meinem sechzehnten Geburtstag, oder besser gesagt, drei Tage danach. Meine Eltern sind mit mir in den Himalaja geflogen, weil ich immer mal dahin wollte. Meine Mum, Sarah, war natürlich von Anfang an dagegen gewesen, weil es ihrer Ansicht nach viel zu gefährlich sei und ich mir dort doch eh nur den Hals brechen oder von einer Lawine begraben würde, doch mein Paps, Chris, der hat sie dann nach langer langer Diskussion überzeugt, das wir doch hinfuhren. Es war wirklich schön in dem kleinen Bergdorf, in dem wie wohnten. Es gab Schneefüchse und Schneehasen, alle ganz weiß, man konnte sie vom Schnee manchmal gar nicht unterscheiden. Und dann sind haben wir da sogar ein paar Schneeleoparden gesehen, ganz seltene, aber wunderschöne Tiere. Jeden Tag hat die Sonne die weißen Hänge des Fujijama oder des Krakatau glitzern lassen und jeden Tag sind wir ein bißchen durch die Landschaft gezogen. Am vierten Tag in Kunming, so hieß das Dorf, wo wir waren, sind wir dann auf einen der Berge gestiegen. Den Namen hab ich komischer Weise vergessen, aber er war nicht sonderlich hoch, was hauptsächlich meine Mum zu verdanken ist. Sie hat dem armen Scherpa ganz schön ihre Meinung über waghalsige Kletterpartien und verantwortungslose Touristenführer gegeigt. Unser Führer hieß Aleppo und war ein echt lustiger Kerl. Na, auf jeden Fall sind wir auf ein paar Lamas los geritten, jeder hatte sein eigenes, und durfte es sogar benennen. Ich hab meines Kilian jr. Genannt, ich weiß, total einfallslos, aber ich fand's halt toll und so sind wir unserem Ende entgegen geritten." Xaver strich seinem Schützling behutsam über die Arme und drückte ihn sanft an sich, bis sich der Junge nicht mehr sträubte und von alleine näher heranrückte. "Weißt du, der Scherpa hat uns vorher, auch hauptsächlich wegen meiner Mutter, gesagt, das es in dem Tal durch das wir damals ritten, keine Gletscherspalten oder dergleichen gab und ich glaube, das er das ernst meinte. Ich habe mich damals sehr mit ihm angefreundet und ich kann mir auch heute nicht vorstellen, das er uns vorsätzlich angelogen haben soll, nur um seinen Lohn einzustreichen. Außerdem hab ich später erfahren, das sich diese Spalten ganz plötzlich auftun könne, auch da, wo vorher noch keine waren. Du kannst dir jetzt sicher denken, was wenig später geschehen ist. Wir waren mitten in diesem Tal, da knackt es auf einmal richtig laut , als würde man einen Reißverschluss ruckartig aufziehen oder so ähnlich und dann hörte ich meine Eltern auch schon schreien. Gott sei dank hatte wir die Lamas im Lager gelassen, die armen Tiere wären doch auch noch bei drauf gegangen. Na und dann war der Boden auf einmal weg, einfach weg, statt dessen klaffte dort ein gewaltiges schwarzes unendlich tiefes Loch. Naja, und dann bin ich auch schon gefallen. Ich hab noch gesehen, wie meine Eltern und Aleppo in dieser Finsternis verschwunden sind, vermutlich sind sie, weil sie schwerer als ich waren, schneller gefallen, aber Physik war noch nie meine Stärke. Das nächste was ich weiß ist, das ich mit einem Mal mitten in der Luft hängen geblieben bin, mein Rucksack hatte sich nämlich an einem Felsvorsprung oder so aufgehängt und dann baumelte ich da schön in der Gegen rum. Drei Tage hing ich da so, bis endlich ein Rettungstrupp kam und mich rausgeholt hat. Ich bin dann in ein Krankenhaus gebracht worden und wenig später dann zu meiner Tante Abigayle nach Manhattan gezogen. Da ich der einzige Verbliebene war, durfte ich die symbolische Beerdigung meiner Eltern organisieren. War nicht ganz so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich hab dann fast das ganze nächste Jahr in New York verbracht, bin dann aber hierher gekommen, um Astyanax zu werden. So jetzt weißt du es........und du hast Recht, ich fühl mich besser. Danke." Kilian schluckte seine Tränen herunter, die ihm beim Erzählen hochgekommen waren und wollte aufstehen, doch Xaver hielt ihn fest, zog ihn wieder runter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. "Du kannst ruhig weinen, wenn dir danach zumute ist. Es ist nicht schlimm." Kilian kämpfte trotzdem gegen seine Trauer an und stellte wieder auf stur. "Ich muss ja gar nicht weinen, was redest du denn da." "Es ist wirklich nicht schlimm. Ich verrat es keinem, Ehrenwort." "Aber ich wein doch gar nicht." Während er das sagte, kamen sie hervorgebrochen. Die Tränen. Sie liefen ihm über die Wangen und brannten wie Feuer. So sehr er auch versuchte, sie wieder loszuwerden, es klappte nicht. Und so, warf er sich an Xavers Brust und weinte sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig aus. Nur der Mond wußte, wann sich Kilian wieder beruhigt und er Xaver darum gebeten hatte, ob er nicht etwas singen könnte, eine Art Schlaflied oder so, obgleich es ungeheuer kindisch war. Doch Kilian war in diesem Moment wieder ein verletztes Kind, das Liebe und Zuneigung brauchte und so hatte Xaver seinen Kopf auf Kilians Schulter gelegt und angefangen ein altes Lied zu singen... Mother , you gave life to me, turned a baby into a man, And Mother all you had to offer, was a promise of a lifetime of love Now I know, there is no other love like a mother's, love for her child. I know that love so complete someday must leave Must say goodbye Goodbye's the saddest word I'll ever hear Goodbye's the last time I will hold you near Someday you'll say that word an I will cry It'll break my heart to hear you say goodbye Father you gave love to me Turned a young one into an Older And father all I ever needed Was a guarantee of you loving me Cause I know there is no other love like a father's Love for his child. And it hurts so that something so strong Someday'll be gone Must say goodbye. Goodbye's the saddest word I'll ever hear Goosbye's the last time I will hold you near Someday you'll say that word an I will cry It'll break my heart to hear you say goodbye But the love you give me will always live You'll always be there every time I fall You take my weakness and you make me strong And I will always love you till forever comes And when you need me I' ll be there for you always I'll be there your whole life through I'll be there through the lonley days I'll be there this I promise you I'll be your beacon through the darkest night I'll be the wings that guide your broken flight I'll be your shelter through the raging storm And I will love you till forever comes Goodbye's the saddest word I'll ever hear Goosbye's the last time I will hold you near Someday you'll say that word an I will cry It'll break my heart to hear you say goodbye Till we meet again until then Goodbye Danach war es eine Zeit lang ruhig. Alles schwieg, lauschte noch immer Xavers starker und doch wohl klingender Stimme, die jeden Ton getroffen hatte. Doch dann begann Xaver auf einmal zu reden, denn das hatte er sich auf Meister Gigelfs Rat hin schon die ganze Zeit über vorgenommen. "Also, Kilian, ich werde dir jetzt etwas sagen und bitte denke nicht falsch darüber. Im Grunde weiß ich nicht, wie du darauf reagieren wirst, aber lass es mich erklären. Also, ich, nun, seid du in mein Leben getreten bist, hat sich bei mir einiges verändert. Ich kann mich nicht mehr so gut konzentrieren, manchmal werden mit die Knie weich oder ich hab das Gefühl, als würden Phaidra und Neith in meinem Bauch miteinander kämpfen. Anfangs konnte ich damit nichts anfangen, aber ich habe Gigelf gefragt und der hat mir zumindest ein wenig geholfen. Also, auch wenn ich mir persönlich noch immer nichts konkretes darunter vorstellen kann, muss ich sagen, das ich mich in dich verliebt habe, Kilian.............Kilian?" Er schaute vorsichtig zu dem Jungen runter und nahm mit einem Schmunzeln war, das er wieder mal eingeschlafen war. Friedlich hatte er sich bei seinem Lehrer eingekuschelt und schlief. Der Rotschopf lächelte nur bitter und stand dann auf, wobei er Kilian auf den Arm nahm. "Tja, wenn es nicht sein soll und das soll es anscheinend nicht, dann soll es eben nicht sein. Kann man nichts machen.", flüsterte er und trug den Jungen nun schon zum zweiten Mal hinuter in sein Bett....... Fortsetzung folgt!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)