Der Göttliche Sturm von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: DGS VI: Fragen, Antworten, neue Freunde ? ---------------------------------------------------- Der Göttliche Sturm VI Wenn Gott in den Krieg zieht, fallen viele Engel auf die Erde Kapitel 6: Fragen, Anworten, neue Freunde? Die Sonne hatte schon längst ihre Wanderung von Osten nach Westen vollzogen und war nun im Begriff unterzugehen. Wie eine gewaltige Scheibe aus purer Hitze verschwand sie hinter den hohen Kraterwänden des Manituba und nahm die letzten Lichtstrahlen, die golden durch die Blätterdächer fielen und die den Jetsekiang ein wenig glitzern ließen, mit sich in das Reich von Neith, um nun Phaidra und der Finsternis Platz zu machen, die schon die ersten Fänge ausgestreckt und die große Wiese mit dem Ginkobaum zur Gänze verschlungen hatte. Gemächlich floss der Fluss an dem knorrigen Monster vorbei und blubberte fröhlich vor sich hin. Der Feuerwald begann zu schlafen und die letzten Tiere zogen sich in ihre Behausungen zurück. Über das Gras wehte ein leichter Wind, der nach Blumen duftete und die Sterne leuchteten schon von weiter Ferne wie kleine Diamanten. Xaver lag noch immer halb wach unter den weiten und spitzen Ästen des Ginkos und dachte nach. Er suchte schon seid heute morgen eine Lösung für sein Problem , doch ließ sie sich nicht finden. Sein halb rotes, halb schwarzes Haar fiel ihm tief in die Stirn und seine grünen Augen starrten irgendwie abwesend und doch hellwach in den Himmel. Auch die weit entfernten Galaxien und Planeten konnten ihm nicht helfen. Er war allein und nur er konnte mit dieser Sache fertig werden. Er war gleich, nachdem er Kilian ins Bett gebracht hatte, wieder herauf geklettert und hatte sein eigenes Training fortgesetzt. Er musste lächeln, als er an den Jungen mit den grünen Haaren zurückdachte. Er hatte so ein friedliches Lächeln auf den Lippen, als er in seinen Armen lag, als ob er kein Wasser trüben könnte. Er hatte so zerbrechlich ausgesehen und doch war sein junger Körper stark und wohl geformt. Und als er dann im Bett gelegen hatte, da hatte Xaver sich nicht mehr zurückhalten können und ihm einfach über die Stirn gestrichen. Danach war er wieder hochgekrakzelt und erst ein paar Stunden durch den Wald gelaufen, hatte dann ein paar Bahnen im Anadyr geschwommen, kurz unter dem Tarimfall meditiert und sich schließlich hierher gesetzt und angefangen, über das nachzudenken, was ihn schon seid zwei Tagen völlig beunruhigte. Kilian. Ja, dieser Junge war auf plötzliche Weise in sein Leben getreten und hatte es so durcheinander gebracht, wie noch keiner vor ihm. Damals, als Lo-Pan die Glocke geläutet und ihm so signalisiert hatte, dass es einen Neuen gab, den er prüfen musste, da hatte er sich nicht viel gedacht. Klar, auch in dem Fall hätte es der sein können , auf den er schon seid Beginn seines Lebens wartete, aber er hatte ein komisches Gefühl gehabt, als ob er wüßte, dass der Mensch, den er gleich sehen würde, guter Natur war. Also war er gemütlich mit seinem Schwert in die Kampfhalle gegangen und prompt hatte Kilian ihn ins Wanken gebracht. Der erste Augenblick, als er diese blauen und reinen Augen sah, da war er, wie in Trance. Sein Bauch hatte gekribbelt, seine Hände waren feucht geworden und er hatte sogar vergessen, zu blinzeln, denn er starrte diesen Jungen lange an. Ein seltsames und unbekanntes, aber doch warmes Gefühl war ihm durch Mark und Bein gekrochen und er hatte richtig Panik, denn er hatte keine Ahnung gehabt, was da eigentlich mit ihm los war. Und dann, als er sich wieder gefangen und das Ritual an ihm vollzogen hatte, da war ihm auf einmal so, als hätten sich hinter Kilian zwei riesige Flügel ausgebreitet, zwei gigantische weiße Schwingen, wie die eines Schwanes oder eines geflügelten Pferdes. Es war nicht mal eine Millisekunde vorbei, da war dieser Eindruck schon wieder weg gewesen, aber er war da und das machte ihn stutzig. Noch nie in seinem Leben hatte er einen Menschen mit so reinem Herzen getroffen, denn das hatte sein Schwert ihm eindeutig gezeigt mit den aufblinkenden Flügeln, das hatte er schnell erraten. Und deswegen hatte er auch bei Meister Gigelf darum gebeten, Kilian als Schüler zu bekommen. Und nun, da gerade mal zwei Tage mit dem Grünhaarigen vorüber waren, da war er nur noch verwirrter, anstatt klüger, was er sich eigentlich erhofft hatte, denn statt ihm Antworten zu geben, hatte dieser Junge in ihm nur mehr Fragen aufgeworfen. >Wieso fühl ich mich bei ihm so wohl? So richtig wohl. Woher kommt das auf einmal. Ich habe so etwas ähnliches noch nie gehabt. Und warum kribbelt es immer so in meinem Bauch, wenn er mich berührt oder, wenn er mich anlächelt. Warum habe ich fast immer das Verlangen, ihn zu umarmen oder den Wunsch, das er mich anfasst, dass er mich streichelt? Wieso kann ich diese Sehnsucht nicht einfach wegtrainieren? Warum wird sie mit jeder Stunde, die ich mit ihm zusammen bin, größer und unkontrollierbarer? Was ist nur mit mir los? Ich kenne mich doch so gar nicht. Hat er mich verhext oder bin ich krank? Warum hat man mir über solche komischen Gefühle nie etwas erzählt? Ich kenne mich doch damit überhaupt nicht aus, verdammt noch mal. Also, was soll ich machen? Soll ich ihn doch zu den andern schicken? Soll ich ihn darauf ansprechen? Was denn?< Er schlug mit der Faust gegen den Baumstamm und fluchte leise, dann lehnte er sich wieder zurück und begann wieder von vorne. Und wieder kam er kein Stück weiter. Es war einfach zu schwer für ihn. Wie sollte er die Antwort finden, wenn er doch gar nicht verstand, warum er überhaupt die Frage gestellt hatte. Wenn er doch von all diesen überwältigenden und neuen Gefühlen keine Ahnung hatte, sie einfach nicht kannte, nichts mit ihnen anfangen konnte. Doch andererseits, zu wem sollte er gehen? Wer könnte ihm helfen, das Problem zu lösen? Von den Mönchen kannte er keinen. Die sprachen nicht mit ihm und er hatte auch keine Lust, jetzt mit einem in Kontakt zu treten. Und außerhalb der Klostermauern war er so unwissend, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal die Großstadt entdeckt. Da kannte er niemanden und nichts. Nur hier war er daheim und nur hier wollte er bleiben. Blieben noch Meister Gigelf und die anderen des alten Rates, die, die ihn damals aufgenommen hatten und die neben ihm als einzige von seiner Mission wußten. Konnte er einen von ihnen fragen? Es war komisch, aber er spürte, dass es ihm nicht viel bringen würde, würde er sie fragen. Irgendwie wußte er das. Er wußte, dass ihn in diesem speziellen Falle auch sein Meister nicht verstehen würde. Und wenn er Kilian fragen würde? Würde das was bringen? Immerhin war er der Grund dafür, warum sich Xavers Körper immer öfter verselbstständigte und nicht mehr Xavers Willen gehorchte. Nein, auch da fühlte er eine gewisse Hemmschwelle. Auch bei ihm würde er nur auf verständnislose Gesichter treffen. Aber zu einem musste er gehen. Nur zu wem? Allein kam er einfach nicht weiter, so sehr er seine grauen Zellen auch anstrengte. Als er aufstand, hatte er sich entschlossen. Er würde Gigelf fragen, denn der war unbefangen. Unten wieder im Kloster angekommen, stand der Mond schon hoch am Himmel und leuchtete durch die Dunkelheit, wie ein geisterhaftes Auge. Xaver schlich zur Kammer des Meisters und öffnete leise die Schiebetür. Drinnen war es warm und der Älteste saß mit gekreuzten Beinen und mit einer Pfeife im Mund an seinem kleinen Tisch, während er an seinem langen, grauen Bart zog und seine funkelnden Augen unter den buschigen Brauen hervorlugten. "Xaver! Mein Junge, was führt dich zu mir?" "Entschuldigt die späte Störung, aber ich suche Euren Rat." "So so? Meinen Rat? Sag mir, was kann ich dir denn noch beibringen?" "Es geht nicht um den Kampf oder um die Kunde der Götter, sondern um etwas anderes." Der junge Mann kniete sich hin und strich sich die Haare aus der Stirn. Hätte Kilian diese Bewegung gesehen, er wäre wieder knallrot angelaufen und hätte heftiges Herzklopfen bekommen. "Und um was geht es?" "Also, ich....ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll. Nun, also, ähm, ich....." Gigelf stieß einen Rauchkringel aus und grinste den Jüngeren freundlich an. "Komm und sprich dich aus. Es gibt nichts, was ich nicht verstehen würde oder gar nicht wüßte. Du kannst mir sagen, was immer dein Herz schwer macht." "Gut. Also, es geht um Kilian." "Willst du ihn wieder aus der Schülerschaft mit dir entlassen?" "Nein!" Xaver war selbst etwas überrascht, wie laut und energisch er plötzlich war und auch sein Gegenüber machte ein komisches Gesicht. "Nein, das ist es nicht. Es ist etwas , das mich betrifft und ihn." "Und das wäre?" "Nun, also, ich habe so ein komisches Gefühl im Magen, wenn ich mit ihm zusammen bin oder, wenn ich an ihn denke. Es ist so ein Ziehen im Bauch und mein Herz klopft richtig schnell. Außerdem fällt es mir in letzter Zeit immer schwerer, mich zu konzentrieren, erst Recht, wenn er dabei ist. Die Kontrolle über meinen Körper hab ich auch schon des öfteren verloren und, nun ja, ich hatte neulich sogar einen sehr merkwürdigen Traum von ihm." Gigelf hörte aufmerksam zu und zog wieder an seiner Pfeife. Was hinter seinen buschigen Brauen vor sich ging, vermochte wohl niemand zu deuten, denn die Miene des Gelehrten veränderte sich kein Stück. Es wurde still im Raum. Xaver schaute nach einer Weile etwas nervös aus dem großen Fenster, das ähnlich, wie bei Kilian, die ganze hintere Wand des Zimmers einnahm. Draußen war es nun richtig dunkel geworden. Schatten hatten alles verschluckt, was der Tag hervorgebracht hatte und der Mond schien hell und doch weit weg über dieser Finsternis. Er fragte sich, wie es dem Jüngeren jetzt wohl ging. War er noch am schlafen? War er schon aufgewacht? Hatte er vielleicht wieder Angst? Da riss ihn Gigelf etwas unsanft aus seinen Gedanken. "Also, mein Junge. Ich muss sagen, dass sind seltsame Neuigkeiten, die du mir da berichtest. Auf den ersten Moment konnte ich damit auch nichts anfangen, aber jetzt, denke ich, weiß ich, was dich bedrückt." Ein breites Lächeln machte sich auf seinem alten Gesicht breit und seine grauen Augen funkelten etwas spitzbübisch. "Spannt mich nicht länger auf die Folter. Sagt, was ist mit mir los? Bin ich krank, verhext oder hat mich der Feind aller Feinde mit einem seiner Tricks reingelegt?" "Weder noch, mein lieber Xaver und doch alles zusammen." Xaver schaute verwirrt drein. "Wie meint Ihr das?" "Nun, das was du hast, kann alles sein. Manchmal ist es eine Krankheit, die einen befällt und von der man sich nur sehr schwer, in wenigen Fällen sogar gar nicht befreien kann. Oder aber sie ist eine Hexerei, die einen verzaubert, einen unterwirft und einem wie ein Traum erscheint. Genauso gut kann sie ein Trick des Bösen sein, um die zu täuschen, dich abzulenken oder dich zu töten. Und sie kann noch vieles mehr sein. Sie kann der Mittelpunkt deines Lebens, oder aber der erste Stein zu deinem Grab sein. Sie kann dich heilen oder krank machen, kann dich glücklich oder unglücklich machen. Sie kann dich voran bringen oder dich aufhalten. Sie kann alles und doch sehen die meisten sie erst zu spät. Die Liebe." "Liebe? Was ist....Liebe?" Xaver setzte sich aufrecht hin und hörte nun seinem Mentor genau zu. Er hatte dieses komische Wort noch nie gehört, geschweige denn, wußte er, was es hieß. Nie hatte man es ihm erklärt oder überhaupt gesagt. Es klang für ihn so, wie für viele andere das Wort Radamanthys klang. Viele wußten nicht, das das der alte Name für den Feuerwald war und genauso wenig wußte er, was "Liebe" bedeutete. "Oh, das ist schwer zu erläutern, mein lieber Junge. Ich glaube sogar, das selbst ich nicht in der Lage bin, trotz meines Wissens, trotz meines Alters und trotz meiner Erfahrungen, dieses Wort zu erklären. Liebe ist so vieles auf einmal und doch nur ein einziges Wort, um alles zu beschreiben. Es ist wirklich schwer, aber lass es mich versuchen, vielleicht ist doch noch nicht jegliche Hoffnung verloren." Wieder herrschte einige Augenblicke Stille, ehe Gigelf wieder das Wort ergriff. "Nun, ich denke immer noch, das ich es nicht richtig erklären kann. Das kann vermutlich keiner auf der Welt. Jeder sagt was anderes und meint doch das Gleiche. Aber, wie sagt man, ein Versuch schadet nie." Wieder zog er an der Pfeife und holte tief Luft, bevor seine tiefe und rauchige Stimme begann. "Weißt du, wenn man Liebe als etwas ganz ganz oberflächliches betrachtet, dass ist es nichts weiter, als der Drang zur Fortpflanzung, wie zum Beispiel Tiere ihn haben. Auch der Mensch will nicht aussterben, also muss er Babys in die Welt setzen. Den genauen Vorgang will ich dir ein anderes Mal erklären, dazu fehlt mir im Moment die Geduld und auch die nötige Offenheit. Allerdings neigt der Mensch dazu, Vorgänge, die in der Natur recht einfach ablaufen, unnötig zu komplizieren, in dem er Geschmäcker, Meinungen und Moralvorstellungen entwickelt. Und Gefühle, wobei ich sagen muss, das Gefühle nichts schlimmes sind. Sie sind im Gegensatz zu den anderen Entwicklungen sogar etwas sehr schönes. Eines dieser Gefühle ist Liebe. Und genau das hast du. Du bist verliebt und das nicht zu kapp, wenn ich das mal so sagen darf." Xaver schluckte ganz schön, als es das alles hörte. Er war also verliebt in Kilian, aber was zum Geier heiß das? "Aber ich bin noch nicht fertig, nein, nein. Hör mir zu. Wenn man verliebt ist, dann ist das gut so, denn Liebe kann befreien, sie kann glücklich machen, schafft Vertrauen und ist Balsam für die Seele, aber bedenke immer, sie kann auch ins Böse umschlagen, dich unglücklich machen, dich einengen, Eiersucht und Misstrauen bilden und dich in eine Depression stürzen. Darum solltest du dir wohl überlegen, ob du es ihm sagen willst oder nicht. Und noch etwas sollte ich dir wohl sagen, denn die Form der Liebe, die du spürst ist nicht unbedingt der Normalfall bei uns Menschen." >Na, toll. Erst dieses komische Gefühl und jetzt ist es sogar noch ein Ausnahmefall.< "Und was soll das heißen, Meister?" "Es soll heißen, das Liebe normalerweise immer zwischen Mann und Frau stattfindet, nicht aber unter zwei Männern, wie bei dir und Kilian." "Ist das schlimm oder falsch?" "Großer Gott, nein, versteh mich nicht falsch. Liebe ist niemals falsch oder schlimm und wenn, dann nur genauso schlimm und falsch, wie sie richtig und schön ist. Wenn du diesen Jungen liebst, dann hast du meinen Segen, werde mit ihm glücklich und wenn du nicht mit ihm zusammen dieses Gefühl genießen willst, dann will ich auch diese Entscheidung akzeptieren. Aber entscheiden solltest du dich schon in absehbarer Zeit, du weißt, warum." Das runzelige und freundliche Gesicht wurde düster und streng, klarte sich aber dann wieder auf, um gleich ein paar Züge an der Pfeife zu nehmen. "Das war noch so eine Sache, die ich Euch fragen wollte, Meister. Wenn Ihr sagt, das diese Liebe zwar gut, aber genauso gut schlecht sein kann, wäre es dann nicht besser, wenn ich es ließe, um meine Mission nicht zu gefährden?" "Nun, das kannst im Endeffekt nur du selber sagen. Ich halte mich da raus, denn dieses Schicksal kann ich für mich nicht verantworten, aber eines will ich dir doch sagen, höre auf dein Herz und nicht auf deinen Verstand. Das ist die älteste Regel, die es gibt und die Erste, die ein Mensch lernen sollte. Der Kopf sagt dir zwar, was logisch und was unlogisch ist, aber dein Herz sagt dir, was wirklich wichtig und vor allem, was für dich das Beste ist. Und versuch erst gar nicht dir was vorzumachen, denn dein Herz ist besser, als jeder Lügendetektor." "Besser als ein was?" "Ach, wieder eines dieser neu modernen Spielzeuge der westlichen Welt. Ein Kasten, der sagt, ob du lügst oder die Wahrheit sprichst. Wenn du mich fragst, ist das Humbug." Er lachte und fiel gleich wieder in einen Hustenanfall, weshalb er seine Pfeife nun wegpackte. "Also, Xaver. Habe ich dir damit irgendwie geholfen? Ich kann mir vorstellen, dass das alles neu für dich ist und das du kein Wort verstanden hast, aber, wie ich schon sagte, kein Mensch ist in der Lage, die Liebe zu beschreiben." "Nun, ja, wenn ich ehrlich sein soll, habt Ihr schon Recht. Ich hab nicht die blasseste Ahnung, was Liebe ist oder sagen wir mal so, ich weiß, dass man deswegen ein Ziehen im Bauch hat und ein Verlangen nach etwas bekommt, von dem ich aber nicht direkt weiß, was es ist." "Ein Verlangen? Du meinst wohl eher Sehnsucht." "Ja, genau, ist da denn ein Unterschied?" "Oh, ja, und was für einer. Verlangen nach etwas zu haben, bedeutet, das man es entweder bekommt oder nicht. Würdest du ein Verlangen nach Kilian haben, dann würdest du, wenn er dieses Verlangen nicht stillen will, einfach weggehen und es dir woanders holen. Sehnsucht aber ist unvergänglich, keiner kann sie lindern. Man kann sie nur ausleben und genau das solltest du tun." "Aber wie mache ich das denn?" Jetzt geschah etwas, das Xaver noch nie gesehen hatte und wohl auch nie wieder sehe würde. Meister Gigelf, der Älteste der Astyanax wurde rot. "Da gibt es sehr sehr viele Wege, mein Junge. Einige küssen sich, andere schlafen miteinander und wieder andere lehnen sich bloß aneinander und verweilen so lange so, wie sie wollen. Was du willst, kannst nur du bestimmen." "Küssen? Was ist das? Und dieses miteinander schlafen. Wie geht das?" "Also.......weißt du, ähm, das solltest du doch lieber selber rausfinden, zusammen mit diesem Kilian, denn ich denke, für sowas bin ich dann doch zu alt." "Wenn Ihr meint." "Ach, lass den Kopf nicht hängen, schlaf erst mal drüber und dann wirst du wissen, was zu tun ist, vertrau deinem alten, klapperigen, Nikotinabhängigen Meister." Dann fing er wieder an zu husten und hielt sich die Hand vor den Mund. "Man, ich sollte wirklich aufhören, diesen Zeug zu rauchen. Noch ein Rat, Xaver, fasse niemals eine Zigarette oder dergleichen an, das sind Ausgeburten der Hölle." "Werde ich machen und danke für Euren Rat. Ich gehe dann jetzt schlafen." "Gute Nacht und sag mir bei Gelegenheit mal, wie du dich entschieden hast." Dann ging Xaver raus in die Dunkelheit und dachte während er zu seiner Hütte marschierte, über die Worte seines Mentors nach. >Ich bin also verliebt. Verliebt in Kilian und das nicht zu knapp, wie Meister Gigelf sagt. Aber schlau werd ich daraus trotzdem nicht. Was soll ich denn jetzt machen? Und meine Mission darf ich auch nicht vergessen. Hach, es ist aber auch zum verrückt werden. Am besten, ich schlafe wirklich eine Nacht drüber, dann hab ich einen klaren Kopf und kann mich auch sicher für den richtigen Weg entscheiden.< Die Sonne war gerade erst aufgegangen, als Kilian verschlafen seine Augen öffnete und verträumt den Namen seines Lehrers flüsterte, worauf er lächelte und sein Kopfkissen an sich drückte, sein Gesicht darin vergrub und seinem lauten und wilden Herzschlag zuhörte. Wie schnell es auf einmal schlug und das bloß, weil er an Xaver gedacht hatte. Doch dann merkte der Junge, dass er nicht mehr oben im Feuerwald war, dass er nicht mehr am Jetsekiang saß, unter dem Schatten des Ginkobaumes, der ihm gestern eine dicke Beule eingebracht hatte, die jetzt sogar noch größer geworden war, und an der Schulter des Älteren lehnte, um seinen Geschichten zu lauschen. Er lag in seinem Bett, und hatte keine Ahnung, wie er hierher gekommen war. >Komisch. Also ich bin garantiert nicht hergelaufen..........aber das würde ja bedeuten, dass Xaver mich auf seinem Arm........< Weiter dachte er nicht, denn er wurde knallrot um seine Ohren und schüttelte wie bescheuert seinen Kopf herum, bis ihm schwindelig wurde und er anfing laut zu lachen. Allerdings machte sich bald sein Magen mit einem starken Knurren bemerkbar und Kilian beschloss, sich erst mal ein ordentliches Frühstück zu gönnen. Immerhin hatte er gestern weder ein Mittag- noch ein Abendessen gehabt und das war eine von Kilians Todsünden. Nie wollte er eine der drei Tagesmahlzeiten verpassen, dazu aß er einfach viel zu gerne. Er ging an seinen Rucksack und kramte einen alten Spiegel hervor, den er einmal von einer seiner vielen Tanten bekommen hatte. Er war Oval und der Rand war aus schwarzem Holz, in das lauter Rosen reingeschnitzt waren. Der stachelige Stengel bildete den Griff zum Anfassen. Als er hinein sah, bekam er einen Schreck. Er sah, man konnte es nicht anders sagen, einfach zum kotzen aus. Seine Haare standen zu allen Seiten ab und kringelten sich manchmal dabei, als hätten sie von etwas, wie der Erdanziehungskraft noch nie etwas gehört. Zusätzlich war sein Kampfanzug dermaßen verrutscht, das es aussah, als sei er ihm drei Nummern zu groß und sein Gesicht, nun ja, das war von Dreck nur so übersät. Anscheinend war der Fluss oben im Radamanthys alles andere, als sauber. Hastig nahm ein sich ein T-shirt und eine Jeans und düste zu den Wasserquellen hinter seiner Hütte, um sich zu waschen. Zu seiner Überraschung badete dort bereits jemand. Ein Junge, vielleicht in seinem Alter mit kurzen braunen Haare und einem sehr feinen und spitzen Gesicht. Sein Körper war eher schlacksig und für seine Größe schien er verschwindend dünn zu sein. Er hatte gerade seine Hose hochgezogen und machte sich daran, die Treppen hochzulaufen, als er Kilian bemerkte und ihn freundlich anlächelte. "Hallo, Fremder. Ich dachte eigentlich, ich sei allein, aber da hab ich mich wohl getäuscht. Wie heißt du?" "Mein Name ist Kilian Summers und du?" Sie schüttelten sich die Hände. "Kilian? Dann bist du wohl der Neue. Wie dem auch sei, ich heiße Dorian Zukave, freut mich dich kennenzulernen." "Ganz meinerseits, aber wenn du jetzt nichts dagegen hättest, würde ich mich gerne waschen und mich umziehen, ich sehe zum fürchten aus und habe wirklich keine Lust heute morgen jemanden mit meinem Aussehen zu Tode zu erschrecken, also, hat mich wirklich gefreut, Wir sehen uns ja jetzt öfter." "Okay, wenn du es so eilig hast, aber falls du noch frühstücken willst, komm in die Teestube, da bin ich auch. Is gleich gegenüber dem Caecillapark. Kannst du gar nicht verfehlen." "Wer weiß, vielleicht komm ich. Ciao." Damit ließ er diesen Dorian stehen und rannte runter zu dem ovalen Wasserbecken, um sich endlich zu waschen. Wieder schaute er sich zu allen Seiten um, bevor er sich seines Kampfanzuges entledigte und mit einem entspannenden Seufzen in die warme Welt aus Dunst und Gestein eintauchte. Während er so im Wasser saß, sich seine Haare wusch und sich darum bemühte, den Schmutz von seiner Haut zu bekommen, versuchte er vergebens, sich daran zu erinnern, was Xaver ihm gestern Abend noch erzählt hatte. Irgendwie wußte er, das es wichtig war, auch wenn er glaubte, dass ihm sein Lehrer bloß ein der vielen Geschichten erzählt hatte, die sich um diesen seltsamen Ort drehten, mitten in der Wildnis, am Fuße eines erloschenen Vulkans, in dessen Lavadom sich eine eigene Fauna entwickelt hatte. Doch es wollte ihm einfach nicht einfallen. Jedes mal, wenn er dachte, einen Teil aus der Vergessenheit zurückerobern zu können, entglitt ihm der Faden und die Erinnerung verschwand im Nichts seines leeren Kopfes, der immer schwerer wurde. Letztendlich gab er es auf und verließ die Quelle wieder, um sich seine Sachen anzuziehen. Er fluchte zwar, als er merkte, dass er keine Unterwäsche mitgenommen hatte, aber damit hielt er sich nicht lange auf. Statt dessen knurrte sein Magen nun ziemlich laut und er spürte, wie ihm etwas flau wurde. Er hatte seid gestern morgen nichts mehr gegessen, das war verdammt lange her für ihn. Denn eine der wenigen Sachen, an die er noch glaubte war die Erkenntnis, das ein Mensch nur dann glücklich war, wenn er sich mindestens dreimal täglich den Wanst vollschlagen konnte. Ihm fiel wieder ein, dass Dorian von so etwas geredet hatte. Irgendein Teehaus oder so ähnlich schien es hier zu geben. Gegenüber irgendeines komischen Parks. Der Name schien so ähnlich wie Chinchilla zu klingen, aber auch das fiel ihm nicht ein. Schließlich ging er einfach die Treppe wieder nach oben, brachte seinen Kampfanzug in seine Kammer und suchte den Weg um den Park ab, der sich in der Mitte des Klosterareals auftat. Viele Mönche waren noch nicht auf. Nur ein paar fütterten ein paar der Tiere im Park oder meditierten im saftigen Gras. Erst jetzt bemerkte Kilian, wie groß dieser Park eigentlich war. Bisher hatte er bloß die vordere Seite gesehen, doch jetzt, wo er auf der Suche nach der vermeintlichen Kantine war, sah er, dass sich die Längsseite des Parks weit streckte. >Man, der kann bestimmt locker mit dem Richmond Park in London mithalten. < Aber schon nach einigen Metern sah er das Haus, das Dorian gemeint hatte. Es war um einiges größer, als die anderen drum herum und hatte zwei schwere Schiebetüren. Lange und sehr hohe Fenster zogen sich an den Wänden empor und waren mit dünnen, dunkelblauen Vorhängen versehen. Das Dach war im Gegensatz zu denen der Wohnhäuser nicht flach, sondern schichtete sich zu drei nach oben hin kleiner werdenden Vierecken auf, die in einem dunklen Grün leuchteten. Ihre Ränder waren mit einer wellenartigen Holzschnitzerei verziert und auf dem obersten und kleinsten Dach stand ein kleiner Turm, der sich wie in einer Spirale gen Himmel drehte und dessen Spitze in einem strahlenden Gold leuchtete. Der Junge stand erst etwas unschlüssig vor der rechten Tür und bekam Zweifel. Er kannte doch noch niemanden hier und darin saßen vermutlich hunderte von Mönchen, die er noch nie gesehen hatte. Doch sein Magen knurrte zu laut, als das er Lust hatte, nach einem anderen Weg zu suchen, sich etwas Essbares zu besorgen, also trat er ein. Drinnen wurde er gleich von dem Geruch nach Suppe umweht. Es roch richtig lecker und auch etwas exotisch, nach fremden Gewürzen und unbekannten Zutaten. Es war schön warm in der großen Halle und das Sonnenlicht strahlte durch die vielen Fenster herein, bekam durch die blauen Tücher ein Meer gleiches Glitzern und hüllte alles in einen leichten Nebel aus hellblauem Licht, dass beruhigend und einladend wirkte. Kilian schloss kurz die Augen und sog den Duft tief ein, bevor er sich umschaute. Der Raum war wirklich gigantisch. Er zog sich lange hin, bis er an die gegenüberliegende Wand stieß, in die wiederum eine offene Schiebetür eingebaut war, aus der ein mattes Licht herein fiel und aus der auch ein leichter weißer Dampf stieg. Von dieser Tür, die, so vermutete Kilian, zur Küche führte zu den beiden Eingängen zog sich ein Gang, zu dessen linken und rechten Seiten viele Tischreihen aus dunklem Holz standen, dicht an dicht. Es gab keine Stühle, dafür gab es aber jede Menge Kissen, die zum Draufknieen gedacht waren. Es gab sie in allen Farben, einige waren eckig, andere rund. Auf den Tischen, in die lauter kleine Reliefs reingeschnitzt waren, standen in regelmäßigen Abständen silberne Kerzenständer in Form einer Kobra, die sich mit ausgebreiteten Nackenmuskeln und drohend offenem Mund, um die Kerze schlängelte, die aber alle im Moment noch nicht brannten. Gleich neben diesen Lichtspendern reihten sich kleine schwarze Schalen an, in denen Blumen wuchsen. Meistens waren es sehr kleine, die ihre Blüten sternenförmig mit sechzehn Strahlen ausstreckten und in einem sehr sehr dunklen violett blühten. An den Seitenwänden, von denen auch die Tischreihen waagerecht bis zum Mittelgang verliefen, hingen stellvertretend für jede einzelne Reihe ein Bild. Meist stellten sie Tiere oder Pflanzen da, auf Leinen mit Ölfarbe gemalt. Zu Kilians Überraschung war der Saal fast leer. Nur eine Hand voll Leute waren da und aßen von Holztellern und tranken aus Holzbechern, redeten, lachten und gestikulierten wild. Links in der zweiten Reihe saßen drei junge Mönche, die um die zwanzig sein mussten, jeder von ihnen mit Glatze und jeder Menge Schmuck um den Hals. Rechts, drei Reihen weiter hinten, kniete eine Gruppe von drei sehr alten Männern am Tisch und aß schweigend. Einer, der drei hatte einen Krückstock dabei. Sein langes weißes Haare fiel ihm über den Rücken. Sein Gegenüber hatte lange schwarze Haare, zu einem Zopf gebunden und sah aus, als ob er der Älteste der Gruppe wäre. Dennoch schien er noch unglaublich stark und gewandt im Kampf zu sein. Der Dritte war eher klein und pummelig, hatte kurze, graue Haare und trug eine Brille mit extrem dicken Gläsern. Nur zwei Tischreihen dahinter, aßen, was Kilian jetzt komplett von den Socken haute, vier Mädchen. Sie hockten dicht beieinander und kicherten, lachten und strichen sich immer wieder ihre langen Haarsträhnen aus der Stirn. Kilian fiel auf, dass sie alle besonders hübsch waren. Er bekam gleich ein schlechtes Gewissen, als er merkte, was er da dachte, wo er doch Xaver liebte. Doch er starrte trotzdem kurz zu der Gruppe hin. Links außen saß ein Mädchen, das in seinem eigenen Alter sein musste. Sie hatte sehr lange schwarze Haare, die sie zu einem langen Pferdeschwanz gebunden hatte. Ihre Augen leuchteten leicht silbern und ihre Lippen, ihre Fingernägel und auch ihre Kutte waren ihrer Haarfarbe angepasst. Daneben kniete eine etwas ältere junge Frau mit schulterlangen blauen Haaren, die sie zu zwei Zöpfen geflochten hatte. Sie trug eine kleine Brille und hatte im Gegensatz zu allen anderen im Speisesaal kein Zeichen auf der Stirn. Auch trug sie keinen Schmuck um den Hals. Nichts dergleichen. Ihnen gegenüber saßen zwei Mädchen, die Kilian den Rücken zugewandt hatten. Eines hatte blonde glänzende Haare, die ihr lang bis zu den Hüften hingen, die andere hatte kurze violette Haare und schien etwas stämmiger zu sein. Doch als der Grünhaarige seine Aufmerksamkeit von ihnen abbringen konnte, stach ihm gleich der Junge ins Auge, der ihm wild entgegen winkte und ihm zulächelte. Es war Dorian. >Was will der denn schon wieder?< Etwas genervt ging er zu ihm hin, denn wenigstens kannte er den ein bißchen und kniete sich zu ihm. Dorian verspeiste gerade eine dampfende Suppe, die er aus einer breiten Holzschüssel löffelte. Sie sah etwas grünlich aus, doch sie roch einfach zum Wegschmeißen gut. "Hi, Kilian, nett, das du doch noch gekommen bist." "Hi. Keine Ursache, sag mal, wie bekommt man hier was zu essen, ich fall gleich um." "Kein Problem." Er drehte sich mit dem Kopf zu der offenen Tür an der hinteren Wand und rief laut:"Hey, Pharrell, einmal eine Extraportion Phlox, bitte." Ein lautes "Ei, ei, Käpt'n" ertönte aus der Küche, worauf ein sehr große, sehr dicker und sehr breit grinsender Mann zu ihnen kam, in er einen Hand eine Schüssel mit Suppe in der anderen einen Löffel. "Hallo,oh, du musst neu sein, dich kenn ich noch nicht. Also ich bin Pharrell, eigentlich heiße ich ja Rupert Pharrell Johnson, aber ich finde, das klingt etwas zu abgehoben, also nenn mich ruhig so wie die anderen. Und hier, deine Suppe." Er setzte das duftende Gemisch vor dem Jungen ab und reichte ihm den Löffel. "Danke, das riecht echt lecker. Übrigens, ich bin Kilian." "Freut mich und wenn du noch was brauchst, ruf einfach." "Könnte ich dann noch etwas zu trinken haben?" "Na, sicher, was denn?" "Was kaltes, wenn's geht. Wäre echt nett." "Oki doki, ein Oca, kommt sofort." Damit verschwand Pharrell wieder in der Küche. "Siehst du, das was unser Chefkoch, Pharrell. Er ist echt ein verdammt netter Kerl." "Das kann man wohl sagen, aber was macht der denn hier? Ich dachte, nur Mönche wären hier, aber der sah mir nicht nach einem Astyanax aus." Dorian schlürfte seinen Löffel leer und flüsterte etwas. "Das hast du Recht. Pharrell kommt aus England, oder besser gesagt, aus London. Er arbeitet freiwillig hier. Weißt du, früher hat er in einem Sechs - Sterne - Restaurant am Times Square gearbeitet, aber dann ist seine Frau sehr schwer krank geworden. Hat sich irgendwie mit dem Chinin Virus infiziert, irgend so eine Mutation aus Ebola und Milzbrand, war ne ganz üble Sache. Auf jeden Fall ist er durch ganz Großbritannien getingelt, doch jedes Krankenhaus hat ihn abgewiesen und gesagt, die Frau hätte eh keine Chance mehr. Und dann ist unser Meister Gigelf aufgetaucht und hat die Frau einfach so geheilt. Er ist nämlich ein echter Profi, was das Heilen angeht.Na, wie auch immer, aus Dank ist Pharrell mit seiner Frau hierhergekommen und arbeitet nun ohne Bezahlung bei uns." "Du scheinst eine Menge über die Leute hier zu wissen." Kilian probierte sein erstes bißchen der Phlox und es schmeckte verflucht gut. Irgendwie war sie sehr scharf, aber das war halb so schlimm. Kilian mochte ja scharfe Saucen und Gewürze und diese Suppe war das Köstlichste, was er je gegessen hatte. "Und ob, wenn du willst, dann geb ich dir einen kleinen Einblick in die Leute hier." Dorian grinste und trank aus seinem Holzbecher. "Na, dann schieß mal los." Da kam Pharrell wieder, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und einem Becher voll schwarzer Flüssigkeit in der Hand. "Hier, bitte, Kilian, deine Oca." "Danke, aber was ist das eigentlich?" "Au, das ist so was ähnliches wie Cola, nur nicht ganz so voll mit Koffein." Dann verschwand er wieder. Kilian kostete auch von seinem Getränk erst nur ganz vorsichtig, doch es schmeckte wirklich fast genau so, wie eine Pepsi. Sogar um einiges besser. "Also, dann will ich mal anfangen." Dorian senkte seinen Kopf etwas und flüsterte nun wieder. "Am besten beginne ich mit unserem Oberhaupt, Meister Gigelf. Er ist der Älteste der Astyanax, der erste Mönch sozusagen. Er lebt in der großen Kammer, die dem Osteingang des Caecillapark gegenüber liegt. Er ist wirklich sehr alt, aber das macht ihn nicht weniger gefährlich. Er kennt sich besser im Kampf aus, als sonst jemand, mal unseren einsamen Krieger ausgenommen. Und weise ist er, oh, Mann, der weiß wirklich viel. Der würde jede Quizsendung mit Leichtigkeit gewinnen. Allerdings sieht ihn keiner von uns. Ich persönlich habe ihn nur einmal getroffen und seitdem nicht mehr. Das geht hier allen so, nur die anderen des Ältestenrates und der Sohn des Meisters gehen regelmäßig zu ihm." "Er hat einen Sohn?" "Nun, nicht direkt. Es ist mehr im übertragenen Sinne. Der einsame Krieger wurde von ihm aufgezogen und deswegen ist er so etwas wie ein Vater für ihn geworden." "Entschuldige, aber wer ist dieser einsame Krieger, hat der keinen Namen?" "Doch sicherlich hat er einen, aber den kennt keiner. Das ist der Typ, der dieses Aufnahmeritual vollzieht, du weißt schon, der, der dir mit dem Schwert vor der Birne rumgefuchtelt hat. Der Typ, der verlassen auf dem Hügel vorm Manituba wohnt." Kilian schaute erstaunt auf. Dorian redete eindeutig von Xaver. "Ist was?" Kilian versuchte, nicht mehr so geschockt auszusehen. "Nein, nein, es ist nichts, erzähl ruhig weiter." "Wenn du meinst, wo war ich denn, ah, genau, Gigelf. Also, der ist hier der Boss und er ist sehr sehr cool, wenn du mich fragst. Nun, wen könnte ich dann nehmen, siehst du die drei alten da hinten?" Dorian deutete auf die drei alten Männer, die Kilian vorhin schon aufgefallen waren. "Wer sind die?" "Das da sind die restlichen Mitglieder des Ältestenrates. Der Dicke mit der Brille ist Yvo, der daneben mit den weißen Haaren und dem Krückstock ist Cyprian und der mit dem Zopf ist Damian, vor dem solltest du dich in Acht nehmen." "Wieso?" "Nun, der ist irgendwie nicht ganz so nett, wie er manchmal scheint. Zum Beispiel ist er der Einzige gewesen, der damals nicht wollte, das unser einsamer Krieger hier aufgenommen wurde. Wie die älteren sagen, ist der nämlich als Baby einfach hier vor dem Tor abgegeben worden, wie ein Waisenkind. Gigelf, Cyprian und Yvo wollten ihn gleich hier behalten, nur Damian war nicht dafür. Ich glaube sogar, das er den armen Kerl hasst, warum auch immer. Nun, am besten ist, du kreuzt seinen Weg nicht, dann kann dir nichts passieren, der ist eh nur daran interessiert, wie er unseren Schwertschwinger wieder wegekeln kann." Kilian wurde bei Dorians Worten richtig sauer. Er hatte erfahren, das Xaver, sein Xaver ein Waise war und das dieser Bastard da vorne ihn von hier weg haben wollte. Doch zu einem Wutausbruch kam es nicht, denn Dorian hatte Kilians Aufmerksamkeit nun auf die vier Frauen gelenkt. "Das da drüben sind unsere einzigen weiblichen Mönchinnen. Und falls du dir denkst, du könntest zu einer von denen gehen, wenn du mal ein ganz bestimmtes Bedürfnis hast, dann hast du dich geschnitten. Die sind alle sehr überzeugte Singles, bis auf zwei, aber die kannst du auch vergessen." Kilian lief rot an. Klar, wenn er dieses "Bedürfnis" bekommen sollte, würde er gewiss nicht zu einem der Mädchen rennen, sondern eher zu seinem Lehrer. "Die mit den schwarzen Haaren, die aussieht, wie ein Grufti, das ist Misty Trachtenberg. Sie kommt aus Deutschland, aus irgend so einem kleinen Ort namens Vechta oder so(na, wer könnte da wohl wohnen???Ich natürlich). Sie ist eine Einzelgängerin und ziemlich schnell auf den Fuß getreten. Mit der würde ich mich gar nicht erst einlassen. Außerdem kann die mir für ein normales Mädchen schon fast zu gut mit dem Schwert umgehen. Als Junge hast du bei der im Kampf, wie im Bett keine Chance. Die daneben, mit den blauen Haaren, das ist Pharrells Frau, Anastacia. Sie ist echt nett und kümmert sich um den Caecillapark, sozusagen, die Gärtnerin unseres Klosters. Das sie mit einem Bein schon im Grab gestanden hat, merkt man ihr wirklich nicht an. So, wen haben wir da noch. Die mit den violetten Haaren, das ist Cleopettra. Mit kurzem e und hartem t wohlgemerkt, nicht wie die Königin vom Nil, darauf legt sie ganz großen Wert. Wenn du ihren Namen auch nur einmal, wie den der ägyptischen Hoheit aussprichst, bist du bei ihr unten durch. Sie ist übrigens auch die einzige, die vielleicht einen an sich ranlassen würde, aber sie sieht halt nicht unbedingt aus, wie ihre Namensvetterin. Naja, und die blonde, das ist Harmony, die größte Zicke diesseits und jenseits des fünfzehnten Saturnmondes." "Warum denn das?" "Glaub mir, die Frau hat eine ganze Bataillon von Rädern ab. Sie kommt aus Tokio und ihr Alter ist ein ganz ganz Reicher. Hat irgend so eine Ölfirma, auf jeden Fall, ne Menge Knete und sie ist genauso verwöhnt, wie arrogant. Was meinst du, wie sie sich angestellt hat, als sie hier angekommen ist. Wollte alles viel luxuriöser und einen begehbaren Kleiderschrank. Naja, hat sie natürlich nicht gekriegt. Aber das beste kommt ja noch. Sie hat sich doch tatsächlich in unseren einsamen Krieger verknallt. So richtig heftig, von Anfang an. Aber der hat nix von ihr gewollt, ich kann ihn da durchaus verstehen, mit so einer blöden Kuh wollte ich auch nichts zu tun haben, aber denkst du, die kapiert das. Nein. Sie ist immer noch der festen Überzeugung, das er und sie füreinander bestimmt sind. Manchmal lauert sie ihm sogar auf, aber was interessiert es mich." Kilian zerriss es innerlich. Da war also eine Konkurrentin, so komisch sich das auch anhörte. Sie sah zu allem Überfluss auch noch gut aus und hatte ein nettes Gesicht. Und sie war in seinen Xaver verliebt. Er schwor sich, diese Schnepfe zu besiegen. >Na, warte du kleine Gans. Du nimmst mir meinen Xaver nicht weg, darauf kannst du Gift nehmen. Du kriegst ihn nicht. Er gehört zu mir, verstanden?!< "Ansonsten gibt es nicht mehr viel zu sagen. Falls ich jedoch jemanden vergessen haben sollte, sag ich es dir, okay?" Dorian lächelte und stand dann auf. "So, ich muss dann los, mein Training wartet. Sayonara." Dann ging er und ließ Kilian etwas unsicher zurück. Jeder der Menschen hier hatte plötzlich ein Gesicht, er kannte sie alle mit Namen und trotzdem fühlte er sich unerwünscht. Während er weiteraß, blickte er immer wieder zu den zwei Menschen, die er nun überhaupt nicht mochte. Damian und Harmony. Als er fertig war, bedankte er sich nochmals bei Pharrell und ging dann wieder zu seiner Kammer, wo er wie angewurzelt im Türrahmen stehen blieb........... Fortsetzung folgt. !!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)