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Please don't go, I want you to stay

IvanxGilbert
von

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Ein Problem

Ich wünsche viel Spaß mit Kapitel 1~
 

Den Kopf auf der Hand abgestützt, starrte Gilbert Beilschmidt aus dem Fenster.

Es regnete. Schon seit drei Tagen ununterbrochen. Es war wirklich frustrierend.

Er saß hier und langweilte sich zu Tode, während der Lehrer vorne an der Tafel etwas erklärte.

Bei ihm brachte das sowieso nichts. Es war nicht so, dass er dumm war, nein er war eigentlich sogar recht klug, aber er war einfach lernfaul und deshalb würde er das Erklärte auch nie in Form von Hausaufgaben oder sonstigem Kram, der in der Freizeit erledigt werden musste, wiederholen.

Seufzend drehte er sich nach rechts wo einer seiner besten Freunde saß: Antonio Fernandez.

Dieser hatte seinen Kopf auf die Arme gebettet und schlummerte friedlich vor sich hin. Gilbert musste grinsen.

Ja, das sah Antonio ähnlich. Er konnte einfach immer und überall schlafen.

Und wo wäre die Gelegenheit besser, als in einem furchtbar anstrengenden Fach wie Mathe?

Sein Blick streifte über die Reihen vor ihm und blieben schließlich an seinem anderen besten Freund, in der zweiten Reihe, hängen: Francis Bonnefoy.

Dieser schrieb gerade etwas auf einen kleinen, rosa Zettel und steckte diesen dem Mädchen neben ihm zu.

Das Mädchen kicherte kurz und errötete. Gilbert verdrehte die Augen. Ein Wunder, dass Francis überhaupt noch Opfer fand und nicht schon die ganze Schule durchgenommen hatte.

Der Franzose baggerte nämlich alles an, was über 14 war.

Er hatte es sogar schon bei Gilberts Vater, dem Schuldirektor versucht! Seither hatte der Franzose eigentlich Hausverbot bei ihnen, aber er kam natürlich trotzdem immer vorbei. So ganz konnte man sich dem Charme von Francis wohl nicht entziehen. Bei dem Gedanken musste Gilbert wieder grinsen.

"Nun, Mr. Beilschmidt was würden sie dazu sagen? Bei ihrem Gegrinse scheint ihnen das Thema ja wohl sehr zu gefallen." riss der Lehrer Gilbert aus seinen Gedanken. Die ganze Klasse drehte sich zu ihm um.

Na toll. Er wusste noch nicht mal was für ein Thema sie gerade behandelten.

Als er sich gerade herausreden wollte, klingelte die Schulglocke und zeigte das Ende der Stunde an.

'Glück gehabt!' dachte sich Gilbert und konnte sich ein schiefes Grinsen nicht ganz verkneifen. Seine awesomeness hatte ihn mal wieder gerettet.

(Zwar hatte das Läuten der Schulglocke nichts mit awesomeness zu tun, aber das war ihm egal.)
 

Schnell packten alle Schüler ihre Sachen in ihre Taschen und stürzten aus dem Klassenzimmer.

An der Türe warteten Francis und Antonio auf ihn. "Da hast du aber nochmal Glück gehabt ma chèr." begrüßte ihn Francis. Antonio nickte zustimmend.

Gilbert lachte nur und meinte: "Das hat nichts mit Glück zu tun. Ich bin einfach von Gott geliebt. Kesesese."

Seine beiden Freunde winkten nur lachend ab. Sie waren sowas ja schon gewöhnt.

Francis warf einem vorbeilaufenden Schüler eine Kusshand zu. Dieser lächelte schüchtern und eilte an ihnen, mit hochrotem Kopf, vorbei.

"Ah~ was für unschuldige Lämmchen hier doch herumlaufen" gab er verträumt von sich.

"Francis, irgendwann wirst du noch wegen sexueller Belästigung angezeigt." meinte Gilbert und Antonio nickte wieder zustimmend.

"Wo müssen wir überhaupt hin?" fragte der Spanier dann verwirrt und blieb einfach auf dem Gang stehen.

Die meisten Schüler machten ohnehin einen großen Bogen um das wohlbekannte >Bad Friends Trio<.

Dieser Name kam schließlich nicht von ungefähr. Sie hatten schon den ein oder anderen bösen Streich gespielt und waren von Schülern und Lehrern gleichermaßen gefürchtet.

"Keine Ahnung. Ich weiß nicht mal welches Fach wir jetzt haben." gab Gilbert gelangweilt zurück. Von ihm aus konnten sie auch eine Stunde blau machen.

Doch da lief Arthur Kirkland an ihnen vorbei und Francis hielt, den in ein Buch vertieften Engländer, am Arm fest. Dieser blickte erschrocken auf, aber als er Francis sah, kühlte sein Blick schnell ab. "Was willst du, Frog Face?" schnauzte er den Franzosen an und riss sich los.

"Na, na Arthur (er sprach es >Artür< aus) warum so unfreundlich? Lass dich etwas mehr von l'amour tragen!" gab Francis theatralisch zurück. Arthur verdrehte nur genervt die Augen und wande sich an Antonio und Gilbert.

"Was wollt ihr?"

"Wir wollten nur wissen, wo wir jetzt hinmüssen. Du hast doch fast jeden Kurs mit uns zusammen." gab Antonio schließlich die Antwort.

Erleichterung machte sich auf dem Gesicht des Engländers breit. Er war froh, dass es nur um soetwas ging und er nicht schon wieder in irgendeinen Schwachsinn von den dreien mitreingezogen wurde. Schließlich nannte man die drei nicht umsonst "Die drei Musketiere" und ihn "D'Artagnan". Sie waren oft zu viert anzutreffen.

Arthur wusste selbst nicht, wieso er mit ihnen rumhing und immer wieder Teil ihrer hirnrissigen Aktionen wurde. Vielleicht, weil er Francis schon von klein auf kannte und er auch sonst nicht viele Freunde hatte.
 

"Wir haben jetzt Geschichte bei Mr. Vargas." gab er schließlich die Auskunft. Die drei Freunde hatten trotzdem keine Ahnung wo sie hin mussten, also schlossen sie sich einfach Arthur an, der sie schließlich zu ihrem Klassenraum führte. Ihr Lehrer war noch nicht da und viele aus der Klasse waren auch noch nicht eingetroffen.

Als sie das Klassenzimmer betreten wollten, blieb Gilbert stehen. Seine Augen verengten sich zu Schlitze und er starrte finster in den Raum. Die drei anderen bemerkten, dass er stehen geblieben war und Antonio fragte schließlich: "Hey, was ist los Gilbert? Warum bleibst du stehen?"

Doch der Albino antwortete nicht und starrte nur weiter mit zornig funkelnden Rubinaugen auf einen bestimmten Punkt. Die anderen drei folgten seinem Blick und konnten den Grund für Gilberts schlechten Gemütszustand sofort erkennen. Dieser war auch kaum zu übersehen. Er überragte die Meisten ja schon im sitzen und hatte ein unheimlichliches Lächeln auf den Lippen.

Der Name von Gilberts Problem lautete Ivan Braginsky. 18 Jahre alt, blond, groß, um nicht zu sagen rießig und aus Russland stammend. Und aus irgendeinem Grund konnte der Deutsche den Russen nicht ausstehen.

Während Antonio, Francis, Arthur und der Rest der Schule einen weiten Bogen um Ivan machten, weil er einfach unheimlich war, ließ der Albino keine Gelegenheit verstreichen den Russen zu triezen. Dieser jedoch belächelte Gilbert einfach immer nur und ließ sich auch durch sonst nichts aus der Ruhe bringen.

Trotzdem ging das Gerücht um, dass Ivan hierher versetzt wurde, weil er an einer anderen Schule ziemlich üble Dinge mit seinen Mitschülern angestellt hatte. Seine Eltern waren wohl Leute mit viel Geld und Einfluss und so konnte man es nicht genau bestätigen. Aber die Aura die den Russen umgab war wirklich... düster.
 

"Signor Beilschmidt, gibt es einen besonderen Grund warum Sie die Türe blockieren?" hörte Gilbert plötzlich eine warme Stimme hinter sich. Als er sich umdrehte blickte er direkt in das Gesicht von Herr Vargas.

"Äh- nein. Alles bestens." Er hatte gar nicht gemerkt, wie die anderen seiner Klassenkameraden (inklusive Arthur, Francis und Antonio diese Verräter!) sich schon auf ihre Plätze gesetzt hatten und er dämlich in der Türe rumstand und finster vor sich her geschaut hatte. Und als der Deutsche sich dann setzen wollte, war nur noch ein Platz frei. Ganz hinten rechts. Hinter Ivan Braginsky. Wütend knirschte er mit den Zähnen, als er sich auf den Weg dorthin begab. Er sah noch aus dem Augenwinkel, wie sich Francis und Antonio angrinsten.

Diese Arschlöcher! Das würden sie bereuen!

Seufzend ließ er sich auf den Stuhl fallen und starrte an die Tafel nach vorne. Er war jetzt schon angepisst.
 

A/N: Viel ist nicht noch passiert^^ Eine kleine Einführung in das Leben von Gilbert und den anderen :D

Oh und der Titel der FF kam durch dieses Lied:

http://www.youtube.com/watch?v=TZlXOTMVBHM&feature=feedlik

Eine unerwartete Wendung

A/N: Okay, das geht jetzt vielleicht etwas schnell, aber naja :D

Ich sage da lieber unten noch was dazu, nicht dass ich jetzt noch alles ausplaudere^^
 

Also dann, viel Vergnügen mit Kapitel 2~
 

Sie hatten eine Doppelstunde Geschichte. Was wiederum bedeutete, Gilbert musste zwei gottverdammte Stunden hinter dem Borschfresser verbringen! Sie hatten zwar eine kurze Pause dazwischen, aber diese war gerade lang genug um Antonio und Francis eine aufs Maul zu geben.

Und er konnte sich auch nicht einfach erlauben eine Stunde Geschichte sausen zu lassen, weil er das Fach eigentlich ganz gern hatte. Er liebte die Geschichten über das alte Preußen und den Stolz des preußischen Volkes.

Aber jeden Tag zwei Stunden den Rücken von diesem bescheuerten Russen im Gesicht zu haben, machte in aggressiv.
 

"So nun hört mal zu!" rief Herr Vargas von vorne. Ausnahmsweise verstummten die Gespräche auch mal, weil eigentlich keiner den Lehrer verärgern wollte. Er war nämlich einer der netten Sorte. (Auch wenn er manchmal merkwürdige Lieder über Himmel und Hölle sang.)

Sogar Gilbert hörte zu. Er hatte ohnehin nichts besseres zu tun.

"Also, da dies eure beiden letzten Stunden am Tag sind, werdet ihr dieses Klassenzimmer nach dem Unterricht sauber machen. Ich werde wie immer zwei Schüler oder Schülerinnen nennen, die diese Aufgabe dann immer eine Woche übernehmen. Also schön lasst mich mal sehn... als erstes hätten wir da: Beilschmidt und Bonnefoy."

Gilbert stöhnte auf. Putzdienst! Warum sollte jemand so tolles wie er PUTZDIENST haben!

Naja, wenigstens war es mit Francis zusammen. Das konnte ganz lustig werden.

"Aber Monsieur Vargas! Ich bin doch Klassensprecher und muss immer zu Schülerratssitzungen!" rief Francis von der zweiten Reihe.

Pah! Dieser verräterische Franzose! Von wegen, er müsse zu Schülerratssitzungen! Er ließ sich immer alle Neuigkeiten der vergangenen Sitzungen von seiner Flamme, einem anderen Klassensprecher, überbringen. So hatte dieser faule Froschschenkel nichts zu tun.

Aber der gutgläubige Herr Vargas wusste das natürlich nicht und Gilbert wollte keine Petze sein.

Und so sagte der Lehrer: "Ah, aber natürlich Francis. Nun dann werden den Dienst diese Woche Beilschmidt und .... Braginsky übernehmen.
 

Gilbert fiel die Kinnlade runter. Das musste doch wohl ein Scherz sein?! Ein wirklich verdammt grausamer und überhaupt nicht lustiger Scherz!

Er musste mit.... mit dem Spinner vor ihm alleine ein Klassenzimmer putzen?!

"Geht das in Ordnung für euch zwei?" fragte Herr Vargas dann noch.

Gilbert war zu geschockt um zu antworten und so sagte der Russe vor ihm: "Kein Problem, da!"

Und somit begann der Unterricht. Gilbert spürte wie ihn jeder im Klassenzimmer anstarrte. Es war schließlich kein Geheimnis, dass er Ivan nicht leiden konnte. Er versuchte die Blicke zu ignorieren und starrte angestrengt in das Buch. Nein, er würde nicht weglaufen. Sein Stolz verbot es ihm, wegen so einer Kleinigkeit den Schwanz einzuziehen.

Die zwei Stunden zogen sich ewig und Herr Vargas meinte auf die Pause verzichten zu müssen, dafür dürften sie später früher nach Hause gehen. Nun ja, fast alle eben. Er würde hier ja zurückgelassen werden, um Russian Roulette zu spielen. Bei der Metapher musste Gilbert kurz grinsen.

Er und seine Gedanken waren einfach nur awesome!
 

"So ich lass euch dann mal raus. Signor Beilschmidt und Signor Braginsky warten bitte noch." damit entließ der Lehrer die Klasse.

Francis, Arthur und Antonio warfen Gilbert noch einen mitleidigen Blick zu, den der Albino aber nicht ernst nahm, weil er die schadenfrohen Gedanken förmlich riechen konnte. Alle anderen Schüler warfen noch einen neugierigen Blick zurück. Sie gingen wohl alle von einer Schlägerei aus. Und um ehrlich zu sein, wäre das Gilbert auch viel lieber.
 

Er ignorierte den Russen komplett, als Herr Vargas ihnen zeigte, was sie alles zu tun hatten und wo sie die passenden Utensilien dazu finden würden.

"So ich komme dann in einer Stunde nochmal und schaue wie weit ihr gekommen seit." Damit verabschiedete er sich dann und die beiden waren allein.

Ohne ein weiteres Wort machte sich der Albino an die Arbeit. Er würde einfach so tun als wäre Ivan nicht da.

Das schien auch eine Weile gut zu gehen, doch dann sprach der Russe ihn plötzlich an: "Sag mal Gilbert, was ist eigentlich dein Problem, da?"

Gilbert erstarrte. "Ich habe kein Problem." gab er mehr als unfreundlich zurück. "Njet, njet. Du verhälst dich mir gegenüber immer so aggressiv. Alle anderen meiden mich einfach immer." meinte der Russe mit seiner unschuldigen, kindlichen Stimme.

Der Albino verdrehte die Augen. "Lass gut sein, Braginsky. Ich will echt nicht mit dir reden, also versuchs erst gar nicht." gab er genervt zurück.
 

Als er sich umdrehen wollte, stand der Russe aufeinmal genau vor ihm. Sie waren keinen Fingerbreit auseinander und Gilbert musste kurz schlucken. Wenn Ivan so bedrohlich vor einem stand, konnte man schon kurz Angst bekommen. Aber nicht Gilbert! Genervt schaute er zu dem Russen auf (es versetzte seinem Ego schon einen Stich, dass sie nicht auf gleicher Augenhöhe waren) und sagte: "Was soll das jetzt werden? Lass mich-" doch weiter kam er nicht denn Ivan packte ihn am Haarschopf und zog seinen Kopf nach hinten.

"Gilbert du solltest aufpassen mit wem du redest. Manche Leute könnten es falsch verstehen." Doch der Deutsche war jetzt zu Stolz um dem Russen seine Angst zu präsentieren und so grinste er und sagte: "Ich habe keine Angst vor dir Braginsky."

Ivan sah in abschätzend von oben herab an. Dann ließ er Gilberts Haare los und der Albino stolperte ein paar Schritte zurück.

Okay, Ivan Braginsky war offiziell total irre, beschloss Gilbert.

Als er wieder zu Ivan schaute lächelte dieser versonnen und schaute auf seine Hände.

"Gilberts Haare sind wirklich weich, da!" murmelte der Russe und Gilbert glaubte sich verhört zu haben. Doch da trat Ivan in nur wenigen Schritten zu dem Kleineren, beugte sich hinunter und roch an seinem Haar.

Gilbert fühlte sich wie elektrisiert. Es kribbelte in seinem Magen, als er den Russen so nah bei sich spürte. Und bevor er noch etwas tun oder sagen konnte, hatte der Größere Gilberts Kinn erhoben, beugte sich hinunter und küsste ihn hart auf den Mund. Erschrocken keuchte der Albino auf, als er die verlangenden Lippen auf seinen spürte.

Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, denn seltsamerweise fühlte es sich nicht schlecht an. Nein ganz und gar nicht.

Ihm lief ein Schauer den Rücken hinunter und sein Magen tanzte Tango.

Da plötzlich brach der Russe ab und trat ein paar Schritte zurück.

Er lächelte Gilbert mit seinem typischen Ivan-Lächeln an, was den Deutschen immer so aufregte.

Der konnte nichts sagen, nur starren.

So musste sich wohl ein Kaninchen vor dem Wolf fühlen. Man konnte einfach nicht wegsehen, geschweige denn wegrennen.

Der Moment wurde aber jäh unterbrochen, als Herr Vargas die Türe aufriss und eintrat.

"So ihr zwei, wie ich sehe habt ihr fleißig gearbeitet."

Der Lehrer, der die Situation überhaupt nicht lesen konnte, trampelte mehr oder weniger ins Zimmer und sah sich zufrieden um.

"Nun denn, dann kann ich euch ja gehen lassen." An Ivan gewandt sagte er noch: "Dein Vater hat angerufen. Er holt dich ab und wartet draußen auf dich."

Ivan nickte nur, nahm seine Tasche und verschwand.

"Gilbert, du kannst auch gehen. Ich räum das schon auf."

Wie im Trance nickte Gilbert, nahm sich seine Tasche und ging aus dem Schulgebäude. Gedankenverloren fasste er sich an seine Lippen.

Was war da gerade passiert?
 

A/N: Eigentlich wollte ich ja die Beziehung der beiden etwas mehr herauszögern und Gilbert widerspenstiger darstellen.

Naja, aber weil die FF ungefähr 5 Millionen Kapitel umfassen wird, wollte ich die Beziehung der beiden mal in Gang bringen :D

(Sonst wird das auch in 10 Jahren nichts^^)

Und jetzt?

Wünsche viel Spaß mit Kapitel 3~
 

Gilbert war froh als er endlich zu Hause ankam. Er hatte hunger und musste jetzt erstmal das Gehschehene verarbeiten.

Warum war er nicht ausgerastet und hatte diesem bescheuerten Russe eine reingehauen?

Stattdessen hatte es ihm.... GEFALLEN!

Erschrocken stellte Gilbert fest, dass dies sein erster richtiger Kuss war. Naja nicht ganz, er hatte schon etwas Erfahrung mit Francis und Antonio sammeln können, aber da waren sie 14 gewesen und hatten sich danach den Arsch abgelacht. Seither war er drei Jahre ungeküsst durchs Leben gekommen. Er seufzte.

Seine awesomeness litt ziemlich unter diesem Vorfall.
 

Also er schließlich die Türe aufschloss, hörte er lautes Gelächter aus dem Wohnzimmer.

Er runzelte die Stirn. Hatte sein kleiner Bruder Ludwig etwa Freunde mitgebracht? Normalerweise saß sein Bruder um diese Zeit immer an den Hausaufgaben.

Man konnte sogar eine Uhr nach Ludwig stellen, da er jeden Tag einen bestimmten Ablauf hatte, der nicht unterbrochen werden durfte, weil Ludwigs ordentliches Seelenleben wohl sonst einen Schaden bekommen würde.

Der Albino musste grinsen. Sein Bruder war wirklich ein Ordnungsfreak.

Neulich hatte er sogar seine Bücher nach dem Alphabet, Genre und Farben sortiert!

Als Gilbert im Wohnzimmer ankam, hatte sich mehr oder weniger die ganze Schule dort versammelt.

Er sah Ludwig und seinen kleinen italienischen Freund Feliciano Vargas in der Küche stehen. Sein Bruder versuchte den Kleineren gerade davon abzuhalten Pasta über ein Stück Kuchen zu kippen. Ja, Feliciano war der Enkel (!) von Herr Vargas, obwohl dieser nicht älter als vielleicht Anfang 30 aussah.

Neben den beiden stand Ludwigs und sein Cousin Roderich Edelstein und seine Freundin Elizabeta, die sich ebenfalls ein Stück Kuchen (ohne Pasta) einverleibten.

In einer Ecke versuchten Arthur und Kiku Honda ihre Hausaufgaben zu meistern, wurden aber von einem Amerikaner mit Namen Alfred F. Jones davon abgehalten, weil er den Engländer immer in die Seite pickste und lachte.

Auf dem Sofa versuchte gerade Antonio den Schlägen des anderen Italien Bruders Lovino auszuweichen.

Der Spanier versuchte den temperamentvollen Italiener mit einer Tomate zu bestechen, was gestörterweise auch funktionierte.

Francis stand vor einem Spiegel und summte "Lady Marmelade" vor sich her.

'Okay...' dachte sich Gilbert. 'Die hatten hier wohl 'ne Menge Spaß, während ich das bescheuerte Klassenzimmer mit >Ivan dem Schrecklichen< putzen musste.'

"Oh, Gilbert! Mon ami* ist wieder da! Wir haben hier auf dich gewartet, um dich wieder auzuheitern." rief ihm Francis entgegen und stürmte auf ihn zu. Die anderen unterbrachen gerade ihre Tätigkeiten und blickten auf.

"Bruder! Na endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr." sagte Ludwig und und wischte mit einem Lappen über die Arbeitsplatte.

"Ja du hast wirklich lange gebraucht..." meinte auch Roderich.

"Ach haltet doch eure Klappe! Ich habe meine Aufgabe eben ernst genommen und hab alles awesome sauber gemacht." knurrte Gilbert ihnen entgegen.

Kurz war es still im Wohnzimmer, bis dann alle aufeinmal loslachten. Sogar sein sonst so ernster Bruder zuckte mit den Mundwinkeln nach oben.

"Ja sicher doch, Gilbo. Als ob du je eine Aufgabe ernst nehmen würdest." sagte Alfred unter Lachtränen.

"Ja sehr lustig." knurrte der Albino. Seine awesomeness schien seit dieser scheiß Vodkabirne den Bach runterzugehen.

"Nun sag schon Gilbert! Hast du Ivan eine Reingehauen? Hat er dir eine Reingehauen? Habt ihr euch geprügelt?" fragte Francis mit dramatischem Tonfall und untersuchte kurz den Körper des Weißhaarigen nach Verletzungen ab.

"Ja genau. Erzähl doch mal." meinte auch Alfred aufgeregt, der eine spannende Geschichte fast so sehr schätzte wie ein Besuch bei McDonalds.

Genervt verdrehte der Albino die Augen. "Wir haben uns nicht geprügelt. Wir haben nur geputzt und dann-"

plötzlich brach er ab und er spürte wie er rot bei der Erinnerung wurde. Das Ziehen in seinen Haarwurzeln war auch noch da, von Ivans starkem Griff. Er schluckte.

Er durfte unter GAR KEINEN UMSTÄNDEN irgendjemand davon erzählen!

"Hallo Gilbert? Bist du noch da?" Francis wedelte mit seiner Hand vor Gilberts Gesicht herum.

"Hast du dich gerade in deiner Erinnerung verloren? Hattest wohl 'ne Menge Spaß mit Ivan le Grand*." scherzte der Franzose und alle anderen lachten.

Doch Gilbert fand das überhaupt nicht lustig. Verärgert schob er Francis weg und stürmte an den anderen vorbei, die Treppe hinauf und in sein Zimmer. Warum regte er sich so auf? Francis hatte doch nur gescherzt.

Er hatte sicherlich KEINEN SPAß! Schließlich hatte er das ganze letzte Jahr damit verbracht den Russen zu hassen.

Er warf sich auf sein Bett und starrte an die Decke. Plötzlich fiel ihm ein Zitat aus einem Buch ein, dass sie mal im Englischunterricht durchgenommen hatten. Auf Deutsch hieß es soviel wie: "Liebe und Hass liegen dicht beieinander, leicht schlägt das eine in das andere um.*"

Er schlug sich mit der Hand in das Gesicht. Was dachte er da eigentlich für eine Scheiße?

Er war doch komplett bescheuert, dass er sich ernsthaft über Ivan Gedanken machte!

Schon allein die Wörter "Ivan" und "Liebe" in einen Zusammenhang zu bringen war abartig. Und soetwas wie Liebe brauchte er ohnehin nicht. Alleine war er eh viel besser dran.

Gilbert spürte, dass er müde wurde. Er zog seine Schuluniform aus, sodass er nur noch in Boxershorts war und legte sich unter die Decke. Er sah auf die Uhr: "Gerade mal kurz nach 6 Uhr abends und ich lieg im Bett." murmelte er zu sich selbst. Da klopfte es an der Tür.

Als er sich umdrehte, traten Francis und Antonio ein. Er richtete sich auf, als die beiden zu ihm ins Bett kamen.

Und so saßen sie da, bis Antonio das Schweigen brach: "Was ist los Gilbert? Warum bist du so überstürzt nach oben gerannt?"

Oh Gott. Na toll! Jetzt hatte er sich erst recht verdächtig gemacht. Er war wirklich ein Idiot.(Aber ein AWESOME Idiot)

Gilbert lachte nur und winkte ab. "Ach, es ist alles in Ordnung. Ich bin einfach nur müde und wollte so schnell wie möglich ins Bett." Seine beiden Freunde beäugten in skeptisch und der Deutsche konnte es ihnen auch nicht verübeln. Wer ging bitte schon um 6 Uhr abends ins Bett?!

"Sag mal, Gilbert...." druckste Francis herum. Der Albino sah in fragend an. Was wollte Francis von ihm? Als er das letzte mal so rumgedruckst hatte, wollte er Gilbert und Antonio als Mädchen verkleiden und sie als Arthurs Freundinnen ausgeben.
 

"..also weißt du.... kann es sein das Ivan dir etwas angetan hat?"

Gilbert starrte den Franzosen kurz an. Naja die Frage war schon berechtig. Immerhin hatte es wohl noch kein normaler Mensch überlebt, mit dem Russen alleine zu sein. Und hatte Ivan ihm denn nicht etwas angetan? Er konnte es nicht sagen. Wenn er ganz ehrlich sein sollte und seinen Stolz ignorieren würde, dann würde er sagen, es war nicht sooo schlimm gewesen. Es war aufregend gewesen, nicht zu wissen was der Russe als nächstes tun würde.

Er war einfach unberechenbar.

Gilbert bemerkte wie Francis und Antonio sich besorgte Blicke zuwarfen.

Scheiße, er war gerade so mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, dass er nicht geantwortet hatte.

Für seine beiden Freunde musste es ja so aussehen, als ob er sich nicht trauen würde etwas zu sagen, weil er sonst von Ivan gefoltert oder ihm sonstwas angetan wurde.

Energisch klatschte der Deutsche in die Hände und sagte mit fester Stimme: "Leute, es ist alles bestens. Nur weil ich mit dem Borschfresser eine Stunde alleine war, heißt das noch lange nicht, dass der mich in die Mangel genommen hat. Awesome me lässt soetwas nicht mit sich machen! So und jetzt verschwindet ich bin ernsthaft müde und würde gerne noch kurz ausruhen, bevor mein Vater aufkreuzt. Und ich kann ganz sicher nicht ruhig schlafen, wenn ich weiß das ein perverser Franzose und ein tomatenbessesener Spanier auf meinem Bett sitzen!"

Er schob Francis und Antonio von seinem Bett und machte eine kuschende Handbewegung zur Tür.

Die beiden warfen noch einen letzten besorgten Blick auf ihren weißhaarigen Freund, bevor sie sich mit einem "Bis Morgen." verabschiedeten.

Endlich waren sie weg. Gilbert ließ sich in sein Kissen fallen und schloss die Augen. Bis zum Abendessen war noch etwas Zeit. Er wollte sie nutzen und schlafen.

Er fragte sich was der morgige Tag wohl bereit hielt.
 

A/N: Irgendwie ein random Kapitel :D Naja, aber so wurden Gilberts Freunde mal eingeführt.

Das Zitat hab ich aus dem Buch: "Peter Tremayne: Tod den alten Göttern"
 

Francis französische Wörter:

Mon ami - Mein Freund

Ivan le Grand - Ivan der Große (oder eigentlich Iwan der Große)

Awesome auf dem Dach

A/N: Freut euch auf einen Special Guest, den Gilbert lieb hat :D
 

Also viel Spaß mit Kapitel 4~
 

Es gab nur einen Grund, warum Gilbert niemals zu Spät zur ersten Stunde kam.

Der Grund war das Fach Kunst bei seinem Lieblingslehrer. Eigentlich mochten alle Schüler den Kunstlehrer.

Er bestand nämlich darauf, dass sie ihn einfach "Alter Fritz" oder nur "Fritz" nannten. Er hieß eigentlich Friedrich, aber er sagte immer das ihm der Name zu lang wäre.

Seinen Nachname kannte eigentlich niemand.

Als Gilbert durch den Haupteingang eintrat, erwarteten ihn schon Antonio, Arthur und Francis.

Es war auch der alte Fritz gewesen, der den vier den Beinamen >die drei Musketiere und "D'Artagnan< gegeben hatte, da sie immer zu viert an einem Tisch saßen und meistens Blödsinn machten.

(Arthur nur manchmal, aber auch er war nich immun gegen den Einfluss des Bad Friends Trio).

"Na freust du dich schon auf Kunst ma chère*?" fragte Francis an Gilbert gewandt.

"Na klar!" grinste der Weißhaarige breit. Der alte Fritz war einfach weltklasse.

Und so gingen sie Richtung Kunstraum, nicht ohne von drei Mädchen und einem Jungen angehalten zu werden, die wohl zu Francis Verschleiß gehörten.
 

Der alte Fritz hatte heute als Thema "Surrealismus" ausgewähltt und die Schüler sollten einfach mal drauflos malen. Ganz nach Gilberts Geschmack.

Gerade als alle anfangen wollten und Francis damit beschäftigt war Antonio einen Schnurrbart hinzumalen, damit der Spanier aussah wie Salvador Dalí, klopfte es an der Türe und Gilberts Vater, Herr Beilschmidt trat ein.

Er war wirklich ein... merkwürdiger Anblick, konnte man sagen.

Er hatte nämlich langes blondes Haar, dass in der Schule immer zu einem Pferdeschwanz gebunden war.

Ein recht untypisches Auftreten für einen Direktor, aber die meisten fanden es "eh total cool" und viele Mädchen (und auch Jungen) schwärmten für "den gutaussehenden Herr Beilschmidt".

"Tut mir leid Fritz, dass ich dich unterbrechen muss, aber es gibt eine kleine Änderung. Du müsstest noch einen Schüler hier unterbringen."

Der Alte Fritz nickte nur und erwiderte: "Gar kein Problem. Immer rein mit dem Frischfleisch."

Herr Beilschmidt winkte den anderen Schüler hinein, der seine Klasse mit einem kindlichen Lächeln begrüßte:

"Guten Tag, ich bin Ivan, da."

Gilbert sah die unruhigen Blicke der anderen und er selber musste wohl wie ein Auto glotzen.

Das konnte doch jetzt alles nicht wahr sein! Verfolgte ihn die Vodkabirne etwa?!

Die besagte Vodkabirne bahnte sich seinen Weg zu dem noch freien Platz, der, oh Wunder, neben Gilbert war.

Als sich Ivan gesetzt hatte, drehte er sich kurz du Gilbert und sagte, mit seinem Unschuldslächeln: "Guten Tag, Gilbert." Der Angesprochene konnte den Russen nur anstarren und so drehte sich Ivan wieder weg und begann mit seinem Bild. Auch Gilbert begann rumzumalen, sah aber noch wie sich seine drei Freunde unruhige Blicke zuwarfen.

Warum tat Ivan das? Verfolgte er ihn wirklich? Wollte er ihn klein kriegen? Das würde er mit Sicherheit niemals hinbekommen! Dafür war er zu awesome!

Gilbert konnte sich kaum auf seine Aufgabe konzentrieren, weil er sich einfach zu sehr den Kopf zerbrach.

Es hatte keinen Sinn. Er würde Ivan nacher einfach fragen.

Er hatte keine Angst vor dem Penner!
 

Als es dann endlich zur Pause klingelte, war Gilbert unentschlossen. Sollte er oder sollte er nicht?

"Hey Gilbert kommst du mit in die Cafeteria?" fragte Arthur zu dem noch sitzenden Gilbert.

Der Albino sah zu Arthur und seinen beiden anderen Freunden auf und gab sich dann einen Ruck.

"Nein, ich komme später nach. Ich muss noch was erledigen." sagte er, wartete keine Antwort ab und drehte sich zu dem Russen. "Hey, Braginsky. Wir müssen reden, komm mit!"

Der Angesprochene zog seine Brauen nach oben, folgte aber dem Deutschen aus dem Klassenzimmer.

Arthur, Francis und Antonio sahen den beiden verdattert nach.
 

"Ich frag mich jetzt wirklich, was zwischen den beiden vorgefallen ist." murmelte Francis und Antonio nickte zustimmend. Er sah wirklich bescheuert aus mit dem Schnurrbart, aber den hatte er schon ganz vergessen.

"Also mir ist das ehrlich gesagt vollkommen egal und ich-" weiter kam Arthur nicht, denn er wurde von den beiden anderen am Arm mitgezogen, die sich auf Verfolgungsjagd nach einem weißhaarigen Deutschen und einem rießigen Russen begaben.

"Gilbert geht bestimmt aufs Dach. Da ist man meistens ungestört." kombinierte der Franzose und steuerte die Treppe Richtung Dach an. Er war wirklich gespannt was sich da abspielen würde.
 

Gilbert stieß die Tür zum Dach auf und trat heraus. Es war schweinekalt und er hatte seine Jacke und seinen Schal nicht mitgenommen. Egal, er wollte das jetzt geklärt haben. Er lief noch ein paar Schritte aufs Dach hinaus und drehte sich dann zu dem immernoch lächelnden Russen um.

"Was soll das? Warum verfolgst du mich?" platzte es schließlich aus Gilbert heraus.

"Was meinst du?" fragte Iavn, mit der gleichen lächelnden Miene.

"Warum bist du jetzt AUSGERECHNET in dem Kunstkurs in dem ich bin?! Das ist doch kein Zufall! Du bist doch gestört oder warum verfolgst du mich?!" brachte Gilbert sein Problem auf den Punkt.

Ivan runzelte die Stirn und sein Lächeln verschwand.

"Mach dich nicht lächerlich Gilbert. Ich bin in dem Kurs, weil mein Vater es so wollte. Das hat nichts mit dir zu tun."

Dann breitete sich ein Grinsen auf dem Gesicht des Russen aus.

"Oder hättest du das etwa gerne?"

Gilberts Wangen färbten sich rosa. Egal, er schob das auf die Kälte hier draußen.

"Red keinen Scheiß!" war alles was Gilbert dazu einfiel. Oh Mann, wie unkreativ.

Das Grinsen auf Ivans Gesicht wurde breiter. Er kam ein paar Schritte auf Gilbert zu und dieser wich zurück, bis er schließlich mit dem Rücken zur Wand stand. Der Russe stand nun direkt vor ihm, sodass Gilbert den warmen Atem auf seiner Haut spüren konnte.

Ivan beugte sich zu dem Kleineren hinunter und hauchte ihm ins Ohr: "Gib es zu, dir hat das gestern doch gefallen." Ein heißer Schauer lief Gilbert über den Rücken. Er durfte jetzt blos nicht seinen klaren Verstand verlieren!

Er versuchte den Russen wegzudrücken, aber dieser bewegte sich keinen Millimeter.

"Lass das, du blödes Arschloch." meckerte Gilbert und versuchte unter dem Arm des Russen durchzutauchen, den dieser an die Wand, neben Gilberts Kopf, gestemmt hatte. Doch auch dort kam der Albino nicht raus.

Er funkelte Ivan mit seinen blutroten Iriden wütend an. Dieser beugte sich hinunter und roch an Gilberts Haar.

"Hmm~ Gilberts Haar riecht so gut." murmelte er wohl mehr zu sich selbst. Nichtsdestotrotz lösten die Worte ein Kribbeln in Gilberts Bauch aus. Seine Beine waren butterweich und er konnte nur noch stehen, weil er an die Wand gepresst war. Warum passierte das immer bei Ivan?

Er schaute zu dem Größeren auf und Ivans amethystfarbene Augen sahen ihn direkt an. Er musste kurz schlucken.

'Scheiße! Jetzt ist es auch egal!' dachte sich Gilbert, zog den Russen zu sich hinunter und küsste ihn.

Ivan erwiderte ohne zu Zögern den Kuss und presste Gilbert weiter gegen die Wand. Der Deutsche stellte sich auf die Zehenspitzen und krallte sich in dem blonden Haar des Russen fest. Ivan schmeckte so merkwürdig. Irgendwie nach Schnee und Wald.

Bittersüß.

Schließlich trennten sie sich um etwas Luft zu holen. Mit geröteten Wangen sah Gilbert Ivan an.

Dieser lächelte und sagte dann: "Du bist wirklich süß Gilbert."

Was?! Süß?! Er war süß?! Hallo?! Kleine Vögel waren süß, Katzenbabys waren süß, aber er war AWESOME!

Bevor Gilbert dies Ivan an den Kopf werfen konnte, sprach der Russe schon weiter.

"Weißt du Gilbert, ich würde dich gerne mal einladen, da. Also so ein richtiges... wie sagt man dazu noch?

Ah genau! >Date<."

Der Albino erstarrte. Meinte der das jetzt ernst?! Unmöglich! Er konnte doch nicht mit dem geisteskranken Vodkakopf auf ein DATE gehen! Aber andererseits... für einen Geisteskranken küsste er verdammt gut.

Gilbert leckte sich über die Unterlippe. Naja warum nicht? Außerdem wenn er eingeladen wurde....

"Also gut." gab er die knappe Antwort. Blos nicht zu viele Gefühle zeigen.

Erfreut klatschte der Russe in die Hände! "отличный*! Ich hole dich dann heute Abend um 8 Uhr ab."

Perplex sah Gilbert Ivan an. "Heute schon?" fragte er verwirrt.

"Ja aber natürlich, da! Warum denn länger warten?" antwortete der Russe.

Gilbert wusste nicht was er sagen sollte. Er wusste ja noch nichtmal warum er ja gesagt hatte!

"Wir sollten wieder reingehen. Der Unterricht hat schon angefangen." stellte Ivan dann fest.

Gilbert schüttelte aber den Kopf. "I-ich äh bleib noch ein bisschen hier." er wollte jetzt nicht mit dem Russen in die Klasse zurückkehren und so tun als wäre nichts passiert. Konnte er gerade auch nicht, denn er war ehrlich gesagt, das erste Mal in seinem Leben richtig aufgewühlt.

Und das fand er ziemlich unawesome!

"Понимаю*. Hier hast du meinen Schal, sonst erkältest du dich noch." meinte Ivan und nahm den Schal ab, um ihn Gilbert um den Hals zu legen. Dieser errötete bei dieser Geste.

Gottverdammt, warum hatte er seine Gesichtsfarbe nicht besser unter Kontrolle!

"Also, wir sehen uns dann heute Abend, малютка*." damit drehte sich der Russe um und verschwand ins Schulhaus.

Langsam rutschte Gilbert die Wand hinunter, bis er dann auf dem kalten Boden saß.

Der Schal war noch warm von Ivan und roch auch nach ihm. Kurz hielt der Albino inne. Was tat er da überhaupt?

Wie konnte es damit enden, dass er ein D A T E mit Ivan hatte?! Seufzend rappelte er sich auf. Hier draußen würde er sich nur den Tod holen. Es war schließlich Mitte Dezember und es hatte fünf Grad unter Null.

Er würde sich wohl in der Abstellkammer für ein paar Schulstunden verschanzen.

Er wollte jetzt niemanden begegnen und so schlich er sich durchs Schulhaus, zu der schon seit mindestens 100 Jahren unbenutzten Abstellkammer. Naja fast unbenutzt, denn hier waren schon einige Streiche von dem Bad Friends Trio geplant worden.

Oder Francis hatte der ein oder anderen Jungfrau hier den ersten Kuss gestohlen.

(Über alles andere wollte keiner Bescheid wissen...)

Dort setzte er sich auf den Boden, lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen.

Er war in letzter Zeit immer so müde.....
 

A/N:

Für die Kunstbanausen: Salvador Dalí - Ja ein Spanier xD

http://explorationsproject.files.wordpress.com/2011/03/salvador-dali.jpg
 

Übersetzung (für das Russische kann ich nichts garantieren ^-^'):

ma chère - Mein Lieber

отличный! - Ausgezeichnet!

Понимаю. - Ich verstehe.

малютка - Little One (ich weiß jetzt nur den Englischen Begfriff, aber müsste dann ja auch Kleiner heißen... ?..)

Wie wird man drei Idioten in zwei Stunden los?

Viel Spaß mit Kapitel 5~
 

Eine saftige Ohrfeige holte Gilbert wieder zurück aus dem Land der Träume.

Als er die Augen aufschlug, sah er in das besorgte Gesicht seines Bruders. Neben Ludwig standen Franics, Antonio, und Arthur mit besorgten Mienen.

Hinter dem Rücken seines kleinen Bruders lugte der kleine Feliciano hervor und jammerte irgendetwas auf italienisch.
 

"Na endlich, Bruder! Wir dachten schon du wachst gar nicht mehr auf!"

Gilbert rieb sich die Wange und fragte gereizt: "Was soll das? Kann ich nicht mal in Ruhe schlafen, oder was?!"

Die anderen sahen ihn verständnislos an.

"Aber Gilbert! Wir haben uns Sorgen gemacht!" rief Francis dramatisch und gestikulierte wild mit den Händen.

"Ja, Francis war sogar so besorgt, dass er dich wachküssen wollte." meinte Arthur mit einem Grinsen.

"Machst du dich etwa lustig über mich, Artüür?" fragte der Franzose mit einem ehrlich entsetzten Gesichtsaudruck.

Arthur verdrehte nur die Augen.

"Naja wenigstens wollte Francis Gilbert nicht mit einem Zauberspruch aufspüren." warf der Spanier lachend in die Runde.

Wütend drehte sich Arthur zu Antonio und fuhr ihn an: "Es hätte funktioniert! Wenn ihr ernsthaft bei der Sache gewesen wärt!" Jetzt lachten ihn Francis und Antonio aus.

Gilbert sah sie nur verwirrt an. Aufspüren? Er war doch blos ein oder zwei Stunden weg gewesen.

Ludwig sah ihn an und fragte schließlich: "Was machst du denn für Sachen?

Du hast den ganzen Schultag verpasst." Gilberts Augen weiteten sich.

"Eh, was?!" war alles was er rausbrachte. Er hatte so lange geschlafen?!

"Wir waren schon besorgt als du nicht zu Mathe erschienen bist und wir Ivan alleine herumstreifen sahen." meinte Francis. Sie hatten nämlich die falsche Dachseite erwischt und hatten überhaupt nichts von Ivans und Gilberts kleiner "Unterredung" mitbekommen.

"Und als du dann auch nicht zum Geschichtsunterricht aufgetaucht bist, dachten wir schon Braginsky hätte dich vermöbelt und du würdest jetzt irgendwo verbluten." ergänzte Arthur.

"Also haben wir deinen Bruder geholt und der wusste dann auch wo du zu finden warst. Er ist wie ein deutscher Schäferhund!" fügte Antonio beeindruckt hinzu.

Ludwig runzelte kurz die Stirn über den Vergleich. "Naja wie auch immer, wir gehen jetzt nach Hause. Hier ist deine Schultasche und deine Jacke." sagte Ludwig und zog seinen älteren Bruder auf die Beine.

"Wir kommen natürlich mit!" rief Francis und packte Gilbert an einem Arm.

Ludwig sah die drei Freunde seines Bruders skeptisch an. Als er einen Blick auf seine Armbanduhr warf sagte er:

"Es ist schon 5 Uhr. Ihr solltet langsam nach Hause gehn."

Francis grinste ihn schelmisch an: "Aber, aber Ludwig (er sprach es Lüdwig aus). Es ist Freitag! Da können wir länger bleiben und noch zusammen "lernen". Außerdem... der kleine Feliciano geht doch auch mit zu dir, oder?"

Bei der Erwähnung von Felicianos Namen, wurde Ludwig rot.

"Also schön, dann kommt halt mit."
 

Und so stiegen sie alle in Francis Auto (weil er der Einzigste mit einem war. Antonio hatte seines schon zu Schrott gefahren und Gilbert und Arthur waren noch keine 18).

Gilbert lehnte seinen Kopf gegen die Scheibe. Einen Abend mit seinen Freunden. Könnte ganz lustig werden.

Er warf einen Blick zu seinem Bruder, der Feliciano auf seinem Schoß hatte, weil der Platz sonst nicht reichte.

Grinsend stellte Gilbert fest, dass der kleine Italiener und sein Bruder wohl heute Abend eine Verabredung hatten.

Ein Wunder das es überhaupt zustande gekommen war, denn Ludwig war in solchen Dingen hilfloser als ein Neugeborenes. (Trotz der Heftchen unter seinem Bett, die bestimmt nicht für Jungs in seinem Alter gedacht waren!)
 

Verabredung.... Plötzlich entglitten ihm seine Gesichtszüge und er sagte laut: "Fuck!"

Die anderen drehten sich alle gleichzeitig zu ihm und fragten wie aus einem Munde: "Was ist los?"

Gilbert errötete kurz und nestelte an seinem Schal herum. Bis ihm auffiel wessen Schal das war.

"Hey Gilbert, alles in Ordnung?" fragte Arthur der neben ihm saß. "Deine Gesichtsfarbe wechselt gerade immer von rot zu bleich." Nervös lachte Gilbert auf und winkte ab. "Alles bestens, alles bestens."

Scheiße, er musste die drei Idioten vor 8 Uhr loswerden!
 

Als sie endlich bei den Beilschmidts angekommen waren, war es mittlerweile 6 Uhr.

Sie hatten eine Stunde gebraucht, weil Feliciano so lange gequängelt hatte, bis Francis vor einem Supermarkt gehalten hatte und der Italiener sich Pasta kaufen konnte. Und bis dieser sich entschieden hatte, war eine halbe Stunde vergangen.

Okay, jetzt durfte der Albino blos nichts überstürzen. Er musste sie unauffällig loswerden. Am Besten er würde erstmal eine Dusche nehmen. Dort konnte er am Besten denken.

Als sie auf seinem Zimmer waren sagte er: "Hey Leute, ich geh mal duschen, macht solange was ihr wollt. Ihr kennt euch ja aus." Er entkleidete sich und marschierte in Boxershorts zur Dusche.
 

Arthur, Francis und Antonio lümmelten auf Gilberts Bett und Boden, als Francis plötzlich stutzte und die anderen beiden fragte: "Hey, der Schal gehört doch gar nicht Gilbert, oder?" Er deutete auf Ivans Schal der auf Gilberts Bett lag.

Antonio und Arthur traten näher und sahen sich das Stück Stoff genauer an.

"Hm ja stimmt. Gilbert hat den noch nie getragen, aber bekannt kommt er mir trotzdem vor." meinte Arthur nach einem genaueren Blick.

Francis ließ es sich nicht nehmen und roch an dem flauschigen Teil. "Riecht auch gar nicht nach Gilbert. Ein bisschen vielleicht, aber auch nach jemand anderem." sagte er gedankenverloren.

Antonio und Arthur starrten den Franzosen mit weit aufgerissen Augen an.

"D-du kannt unsere Gerüche unterscheiden?!" fragte Arthur geschockt.

Francis grinste ihn an: "Ich habe eure Kleiderschränke schon alle genau studiert...."

Arthur stand kurz vor einem Herzinfarkt.

Antonio hörte gar nicht richtig zu sondern kramte verzweifelt in seinem Kopf wo er den Schal schonmal gesehen hatte. Er musste erst die ganzen Tomatenrezepte in seinem Kopf überwinden, um an die anderen Erinnerungen zu kommen. "Zeig nochmal den Schal." bat er Francis. Es lag ihm wirklich auf der Zunge.
 

Als Gilbert, nur mit einem Handtuch bekleidet, wieder in sein Zimmer kam, sah er wie seine drei Freunde Ivans Schal genau inspizierten. Hastig rannte er in sein Zimmer und riss ihnen den Schal weg.

"Was macht ihr da?" fragte er garstig.

Die drei sahen ihn erstaunt an. "Warum bist du den so zickig, ma chèr*?" fragte Francis verwundert.

"Ich bin nicht zickig!!! Ich mag es nur nicht, wenn man meine Sachen anfasst." gab der Deutsche zurück.

Die Augenbrauen seiner Freunde schossen in die Höhe. "Der Schal gehört dir doch gar nicht. Ich hab ihn noch nie an dir gesehen." sprach es Arthur dann schließlich aus.

Kurz errötete Gilbert, bevor er eine Erklärung stammelte: "D-den äh hab ich heute gefunden."

Skeptisch sahen in seine Freunde an, ließen es dann aber dabei.

Francis Miene hellte sich auf. "Wie wärs Freunde, wenn wir heute bei Gilbert übernachten?"

Der Albino könnte sich am Liebsten selber Ohrfeigen. Ihm war nichts eingefallen, wie er die Drei loswerden sollte und jetzt wollten sie schon übernachten! Zu allem Überfluss hatten Arthur und Antonio wohl nichts einzuwenden.

Ihn fragte man erst gar nicht.

Er warf einen raschen Blick auf seine Uhr. 7 Uhr. Er hatte nur noch eine Stunde Zeit, diese Idioten loszuwerden.

Gilbert seufzte. Er würde sich erstmal was anziehen müssen.

Er entschied sich für eine schwarze Jeans, ein weißes T-Shirt und eine schwarze Weste.

Natürlich dürfte sein Eisernen Kreuz nicht fehlen.

"Machst du dich etwa für uns so hübsch, ma beauté*?" fragte Francis verwundert.

AH GOTTVERDAMMT, die hatte er schon wieder ganz vergessen!

Er sah wieder auf die Uhr. Kurz nach halb acht. Er musste sie jetzt dringend loswerden!

Da musste er wohl improvisieren.

Gerade als er den Mund aufmachen wollte rief sein Vater von unten: "Hey Gilbert! Hier ist jemand für dich!"

Der Albino erstarrte. Oh bitte nicht!

Doch Antonio und Francis waren schneller als er und rissen seine Zimmertür auf und stürmten gleichzeitig zur Treppe.

Gilbert hastete ihnen eilig hinterher, gefolgt von dem gelangweilten Arthur. Diesem war es herzlich egal wer da unten stand.

Als Gilbert an der Treppe ankam, krachte er fast in Francis und Antonio, die mit offenem Mund den Neuankömmling angafften, der sich mit Herrn Beilschmidt unterhielt.

Warum?! Warum war dieser bescheuerte Borschfresser schon hier?!

Hinter sich hörte Gilbert, wie Arthur erschrocken aufkeuchte. Dem Engländer war es nun nicht mehr egal, wer der Besucher war.

Herr Beilschmidt drehte sich um und sagte zu Gilbert: "Ah Gilbert! Ich habe deinen Freund hier gerade auf der Bank getroffen. Er sagte er wäre mit dir verabredet, aber erst um acht. Ist doch nicht schlimm, dass ich ihn eher eingeladen habe oder?"

Nein, es war nicht schlimm. Es war die Apokalypse!

Nun sah auch Ivan zu Gilbert auf, lächelte und begrüßte ihn mit einem: "Добрый вечер*, Gilbert."

Der Albino wäre gerade am Liebsten irgendwo ganz weit weg. Er konnte die fragenden und mehr als verunsicherten Blicke seiner Freunde spüren.

Nun ja, jetzt war es eh zu spät. Er zwang sich zu einem Lächeln und sagte: "Hallo, Bra- äh Ivan. Ich komme gleich." dann rannte er nocheinmal zurück, holte Ivans Schal, schlüpfte in seine Jacke und seine Schuhe, stürmte an seinen immernoch verdatterten Freunden vorbei, packte den Russen am Arm und schlug die Türe hinter sich zu.
 

Er würde sich morgen bestimmt einiges Anhören dürfen.

Dann drehte er sich wütend zu dem lächelnden Ivan und fuhr ihn an: "Wenn 8 Uhr ausgemacht ist, dann halte dich auch daran!" Der Russe schien kurz zu überlegen, bevor er antwortete: "Aber wenn dein Vater mich doch eingeladen hat, da! Es wäre noch unhöflich diese Einladung abzulehnen."

Gilbert hielt kurz inne. Irgendwo hatte der Größere auch recht.... Trotzdem!

Nun wussten seine Freunde bescheid, dass er mit diesem Spinner eine Verabredung hatte.

Er seufzte kurz und fragte dann: "Und, was machen wir jetzt?"

"Was du willst." kam die einfallsreiche Antwort seines Gegenübers. Genervt verdrehte er die Augen.

"Na schön, wie wärs mit Kino?" schlug er abweisend vor. Er wusste immer noch nicht warum er zu dieser bescheuerten Date Idee, ja gesagt hatte!

Doch dann wurde es ihm wieder schlagartig bewusst, als der Russe ihn an der Hand nahm und sagte: "Klingt gut, da."

Durch die Berrührung kribbelte es in seinem Bauch. Zum Glück war es schon dunkel draußen, sonst würde Ivan seine brennenden Wangen sehen. Dieser zog den Kleineren zu einem teuer aussehenden Auto und öffnete ihm die Beifahrertür. Als Gilbert einstieg, fiel ihm wieder ein, dass Ivans Eltern ja angeblich reiche und einflussreiche Leute waren.

'Könnte stimmen...' dachte sich der Albino.
 

Übersetzung:

ma chèr - Mein Lieber

ma beauté - Meine Schönheit

Добрый вечер - guten Abend

Es gibt immer ein erstes Mal

Ich wünsche viel Spaß und Vergnügen mit Kapitel 6~
 

Sie gingen zuerst ins Kino. Gilbert wusste nicht genau was zurzeit lief und Ivan ebenso wenig.

Also entschieden sie sich spontan für einen Zombie-Splatter Film, weil dort wohl die wenigsten Leute reingingen und es wohl auch am billigsten war.

Gilbert fühlte sich irgendwie komisch. Er war noch nie auf einem Date gewesen.

Die meisten Leute fürchteten sich vor seiner Awesomeness und deshalb wurde er auch nie angesprochen.

Er hatte auch mal gehört, dass ein paar Schüler ihn gruselig fanden, mit seinen roten Augen und der weißen Haut.

Bei dem Gedanken musste er grinsen. Mein Gott, waren die Leute erbärmlich.

Ivan sah ihn fragend an. "Warum grinst du?"

"Ich musste gerade nur daran denken, dass sich einige Leute vor mir fürchten, wegen meinen roten Augen und der weißen Haut. Mein Onkel hat mal gesagt, dass ich abartig wäre und wie eine dieser Laborratten aussehen würde. Damals hat mich das ziemlich verletzt, aber mein Vater hat mir später erklärt, dass dieser Onkel nur neidisch war, weil ich was Besonderes bin." Gilbert hielt kurz inne. Warum erzählte er das Ivan? Dass die meisten Verwandten ihn für abartig hielten, hatte er noch nichtmal Ludwig erzählt. Deshalb kam er auch nie zu Familienfeiern. Doch bei Ivan kam es ihm einfach so über die Lippen.

"Da. Das finde ich auch." hörte er den Russen sagen.

"Was findest du auch?" fragte er verwirrt nach.

"Das du etwas ganz Besonderes bist, Gilbert."

Der Albino spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Zum Glück war es dunkel in dem Kinosaal. Das war das Schlechte an seiner hellen Haut. Man sah es sofort, wenn er rot wurde!

Als der Film schließlich anfing konnte Gilbert kaum mehr aufhören zu lachen.

Es war WIRKLICH ein schlechter Film. Kein Wunder, dass außer ihnen nur zwei weitere Leute im Saal saßen und diese mussten auch ständig lachen. Und auch wenn der Albino es erwartet hatte, Ivan behielt seine Hände tatsächlich bei sich. Mein Gott, jetzt waren sie schon in einem dunklen Kinosaal mit wenigen Leuten und der Russe machte keine Anstalten ihn auch nur anzusehen, aber öffentlich in der Schule wurde er von dem Größeren immer bedrängt!

Am Ende des Films, begann Gilberts Magen zu knurren (auch wenn irgendwelche Gedärme über die Kinoleinwand flogen) und er war froh, als das Gemetzel endlich zu Ende war. Er stand auf und streckte sich erstmal, bis er bemerkte, dass er von Ivan angeschaut wurde. "Was ist?" fragte er den noch sitzenden Russen.

"Gilbert sieht einfach .. besonders aus." kam die unmittelbare Antwort.

Gilbert musste grinsen. Ivan war wirklich ein komischer Kauz.

"Du hast hunger, da." stellte Ivan nach einer kurzen Minute des Schweigens fest.

Gilbert runzelte die Stirn. Woher wusste er das?

Egal. Er nickte dem Russen nur zur Bestätigung zu und sie verließen schließlich den Kinosaal.
 

Einige Minuten später fanden sie sich schließlich in einer Pizzeria wieder und Gilbert verschlang schon das erste Stück. Ivan hingegen aß nichts und begnügte sich damit, dem Deutschen beim Essen zuzusehen.

"Warum isst du nichts?" fragte Gilber schließlich zwischen seinem nächsten Bissen.

Ivan legte den Kopf schief und schien wieder kurz zu überlegen. Anscheinend war der Größere immer auf seine Wortwahl bedacht. Eine Tatsache die Gilbert von sich so gar nicht kannte.

Schließlich antwortete der Russe: "Ich bin nicht wirklich hungrig und Gilbert sieht einfach zu süß aus, wenn er isst." sagte er und lächelte sein Sonnenblümchen-Ivan-Lächeln.

Schon wieder! Dieser dämliche Vodkahirni hatte ihn schon wieder süß genannt! Verdammt nochmal, er war nicht süß!

Er war AWESOME!

Doch da Gilbert seinen Mund voll hatte, konnte er keine Beleidigung dem sogenannten Vodkahirni an den Kopf werfen. (Selbst ein Gilbert Beilschmidt hatte noch soviel Anstand, seinem Gegenüber nicht irgendwelche Essensreste zu präsentieren). Also sah er Ivan nur finster an.

Dieser schien es aber gar nicht zu registrieren, sondern musterte den Albino nur.

Gilbert spürte wie sein Gesicht schon wieder an Farbe gewann. Scheiße, warum irritierte es ihn so, wenn Ivan ihn so ansah? Nervös strich er über sein Eisernes Kreuz und starrte auf die Tischplatte, in der Hoffnung der Russe würde seinen Tomatenschädel nicht bemerken.

"Was bedeutet eigentlich dieses Kreuz?" riss Ivan ihn aus seinen Versteckversuchen.

Kurz dachte Gilbert nach und strich gedankenverloren über das kühle Metall. Als er schließlich zu erzählen begann musste er lächeln: "Das war ein Geschenk von meinem Vater, zu meinem ersten Schultag. Er meinte ich wäre jetzt auf dem Weg zum Mann und dies sei ein Beweis dafür, dass er mich als solchen anerkennen würde. Das Kreuz wurde von Generation zu Generation weitergegeben und nun bin ich eben dran. Mein Vater sagte auch, dass wenn ich das Kreuz annehmen würde, mich dazu verpflichten müsste auf meinen kleinen Bruder aufzupassen. Ich hab keine Ahnung ob ich der Aufgabe gerecht werde, aber mein Vater und Lutz sind stolz auf mich und mehr muss ich nicht wissen."

Als er geendet hatte wurde ihm erst klar, wie tief er gerade Ivan einen Einblick in sein Seelenleben gegeben hatte.

Er hatte noch nie jemanden erzählt, wie er manchmal an sich zweifelte und nicht wusste ob er ein guter Bruder oder Sohn war. Aber bei Ivan ließ er all seine Bedenken fallen und plapperte einfach so drauf los! Wie unawesome!

Gilbert kam sich jetzt ziemlich idiotisch vor und sah besorgt zu Ivan, wie dieser wohl auf das Gesagte reagierte. Doch dieser starrte gedankenverloren aus dem Fenster und als er zu sprechen begann, schien er mit seinen Gedanken weit weg zu sein.

"Du und dein Vater scheinen sich ja sehr nahe zu stehen."

Diese Aussage kam für Gilbert irgendwie unerwartet. Was interessierte denn Ivan die Beziehung zu seinem Vater?

Dann zuckte er aber mit den Schultern. Naja auch egal. Solange der Größere nichts über seine bescheuerten Selbstzweifel sagte, (da er absolut awesome war!) sollte es ihm recht sein.

"Naja, seit dem Tod unserer Mutter sind wir eben sowas wie das Wichtigste im Leben unseres alten Herrn." gab er achselzuckend als Antwort. Er hatte keine Erinnerung an seine Mutter, also brach er auch nicht in Tränen aus, als er von ihrem Tod erzählte. So war Gilbert eben.

Ivan drehte sich langsam vom Fenster weg und sah Gilbert an.

"Muss schön sein." murmelte er.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte der Albino den Blonden. Was hatte denn das zu bedeuten?

Als er schon etwas sagen wollte, stand der Russe aber auf. "Es ist schon spät Gilbert. Ich sollte dich wohl besser nach Hause bringen, da?"

Mit einem Blick auf die Uhr, die gegenüber der Wand hing, stand Gilbert auf.

Fast schon Mitternacht. Wie die Zeit doch verging.

Er sah zu wie Ivan dem Kellner das Geld gab und zog seine Jacke an.
 

Als sie auf die Straße hinaustraten, schlang Gilber die Arme um seinen Körper und begann zu zittern.

Es war wirklich arschkalt! Plötzlich spürte er einen Arm um seinen Schultern und er wurde an einen warmen Körper gezogen. Als er aufsah, sah er in das lächelnde Gesicht von Ivan, der sagte: "Nicht, dass mein Кролик noch erfriert."

Dann zog er Gilbert noch näher und schlang ein Teil von seinem Schal, den Gilbert wieder zurückgegeben hatte, um den Hals des Kleineren. Dieser wollte sich eigentlich wehren und sich nicht so einfach von irgendjemand (schon gar nicht von Ivan) in den Arm nehmen lassen, aber der Russe war wirklich warm und er hatte auch aufgehört zu zittern. Also begnügte er sich damit ihn patzig zu fragen:"Was heißt królik?"

Es behagte dem Albino ganz und gar nicht, dass Ivan immer irgendwas russisches sagte. Das konnte ja sonst was heißen!

Doch der Russe belächelte ihn nur und sagte nichts.

"Hey, gottverdammt! Ignorier mich nicht!" zeterte der Kleinere und versuchte Ivan in die Seite zu schlagen.

Doch dieser schien das gar nicht zu spüren und lachte nur.

"Wie ich es mir dachte,du bist ein ziemlicher Wildfang, Gilbert."

Trotzig schob der "Wildfang" seine Unterlippe vor, starrte geradeaus und ließ sich von Ivan mitziehen. Dieser lachte weiter über die kindliche Geste des anderen.

Als sie schließlich am Auto ankamen, fing es an zu schneien. Schnell ließ sich Gilbert in das warme Auto fallen und kuschelte sich in den Sitz. Schon viel besser. Als dann auch endlich Ivan hinterm Steuer saß, fuhren sie los.

Keiner der beiden hatte die stechenden blauen Augen bemerkt, die sie schon seit dem Kinobesuch verfolgten.
 

Am Haus von Gilbert angekommen, hielt Ivan den Wagen an.

Der Albino wusste nicht so recht was er jetzt machen sollte. Sollte er einfach aussteigen? Oder noch etwas sagen? Sich bedanken? Sagen das es schön war? Denn das war es irgendwie gewesen...

Okay, er würde das jetzt nicht in hundert Jahren zugeben. Also fiel der letzte Punkt schonmal weg.

Gut, er würde einfach drauf losreden und dann passte das schon. Denn egal was er sagte, es war einfach pure awesomeness.

Doch als sich der Albino zu dem Russen drehte, hatte sich sowieso alles erledigt, denn dieser hatte sich losgeschnallt, beugte sich zu dem Kleineren herüber und küsste ihn einfach auf den Mund.

Und kaum war der erste Überraschungsmoment verflogen, verabschiedete sich auch schon wieder Gilberts klarer Verstand und er erwiderte mit Leidenschaft den Kuss. Er spürte wie der Russe grinste und ihn gegen die Beifahrertür drängte. Der Kleinere konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken und krallte sich in dem blonden Haar des Russen fest.

Der Albino konnte nicht sagen wie weit er noch gegangen wäre, hätten ihn nicht ein paar grüne und ein paar blaue Augen durch das Fahrerfenster angestarrt. Erschrocken schubste er Ivan von sich.

Dieser sah in mit zusammengezogenen Augenbrauen an, ehe sein Blick etwas kaltes bekam.

Doch als er Gilberts Blick bemerkte und sich umdrehte, entspannte er sich langsam wieder.

Mit einem Lächeln an den Deutschen gewandt sagte er: "Tja, ich schätze hier endet wohl der Abend, da. Ich melde mich bei dir."

Mit diesen Worten wandte er sich ab und schnallte sich wieder an.

Etwas perplex öffnete Gilbert die Tür, murmelte ein "Bis dann." und stieg aus.
 

Als Ivans Auto dann endlich um die Ecke gebogen war, stiefelte der Albino zu seinem Haus.

Mit volle Absicht die beiden Gestalten, die hinter ihm herliefen, ignorierend.

Gerade als er die Haustüre aufschließen wollte, hielt es die eine Gestalt nicht mehr aus und rief aufgebracht: "Pourquoi Gilbert? Warum hast du nichts gesagt? Wir haben uns den ganzen Abend sorgen gemacht!"

Gilbert hielt kurz inne und sammelte sich innerlich. Dann drehte er sich zu dem aufgelösten Francis um und sagte gelassen: "Da gibt es nichts zu sagen. Und ich bin alt genug, um auf mich selber aufzupassen. Ihr müsst euch keine Sorgen um mich machen." damit schloss er dann die Türe auf und trat ein.

Seine beiden Freunde stürmten hinter ihm her. "Ja das haben wir gesehen! Du hattest ja deinen Spaß!" rief Francis weiter aufgebracht. Da blieb Gilbert abrupt stehen und Antonio rannte auf ihn drauf.

Gott, wie peinlich! Die beiden hatten gesehen, wie Ivan über ihn hergefallen war und er mitgemacht hatte!

Und mal wieder schlug seine unkontrollierbare Gesichtsfarbe zu.

Als er sich dann aber umdrehte, blickte er in die breit grinsenden Gesichter von Antonio und Francis.

Hä? Was grinsten die denn jetzt so blöd?

"Also weißt du Gilbert, mir kam es ohnehin verdächtig vor, dass ihr beiden euch immer so angefeindet habt. Da lag schon immer eine gewisse sexuelle Spannung zwischen euch in der Luft." gab Francis seine Meinung ungefragt kund.

WAS?! Sexuelle Spannung?! Gilberts Kopf stand kurz vor einer Explosion.

"Aber wie auch immer, wir freuen uns für dich Gilbo! Endlich müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, dass du vielleicht als alte Jungfer enden könntest." gab nun auch Antonio seine Meinung zum Besten.

Moment mal. Die taten ja gerade so als wäre Ivan, DER IVAN, sein Freund.

.....Aber andererseits, war es denn nicht so? (Naja fast irgendwie zumindest....ab wann WÄRE er denn sein Freund?)

Bei dem Gedanken musste Gilbert kurz lächeln.
 

Antonio und Francis grinsten sich vielsagend an. So wie Gilbert lächelte hatten sie voll ins Schwarze getroffen!

Dann nickten sie sich einstimmig zu und packten ihren Freund, jeweils einer links und rechts, am Arm.

"Was soll das?" rief dieser aufgebracht.

Die beiden schleiften ihn die Treppe, zu seinem Zimmer, hinauf und Francis sagte mit verschlagener Stimme:

"Ein kleiner Aufklärungskurs für dich...."
 

A/N: Ja ich mache Ivan jetzt einfach zu Gilberts Freund :D

Und der A*schl*ch Onkel von Gilbert ist natürlich kein Hetalia Charakter. Den hab ich erfunden, weil... sohalt O.o
 

Ein Dankeschön an die, die so liebe Kommentare geschrieben haben und für die Favos *-*

Ein awesome Krankenpfleger

Viel Spaß mit Kapitel 7~
 

Als Gilbert am Montag in die Schule kam, blickte er mit gemischten Gefühlen auf das Wochenende zurück.

Der sogenannte "Aufklärungkurs" war nur eine Ansammlung von Erfahrung seiner beiden Freunde.

Das Meiste wusste Gilbert ohnehin schon.

Außerdem wollte er von Antonio keine Ratschläge hören, da dieser noch nichteinmal zu bemerken schien, dass Lovino in ihn verknallt war. Und Francis Eskapaden waren ohnehin der ganzen Schule bekannt, weil Francis Eskapaden die ganze Schule war!

Eigentlich hätten den Albino viel mehr Arthurs Erfahrungen interessiert, aber dieser war schon lange auf Gilberts Bett eingeschlafen. Von Arthur und seinem Liebesleben war nämlich nichts bekannt, wie die drei überrascht festgestellt hatten.

Naja, auch Arthur war um eine Kussrunde mit dem Bad Friends Trio vor drei Jahren nicht ganz rumgekommen, aber wie gesagt das zählte nicht so ganz.

Doch als Francis schließlich fragte, wie er denn überhaupt an Ivan gekommen war, wusste er nicht was er sagen sollte.

Er konnte ja schlecht "Wir haben vor zwei Tagen rumgemacht und dann nochmal, bis Ivan mich nach einem Date gefragt hat" sagen.

Als Francis aber nicht aufhörte ihn zu bearbeiten sagte er schließlich, dass es sich einfach so ergeben hatte.

Mehr nicht.

Dann quetschten seine beiden Freunde noch aus ihm heraus, wie es auf dem Date war. (Natürlich sagte er nicht alles!)

Schließlich waren sie alle neben Arthur auf Gilberts Bett eingeschlafen, bis sie Herr Beilschmidt aufgeweckt hatte, um seinen Sohn ebenfalls über den "mysteriösen Unbekannten" auszufragen.

Dazu wollte sich der Albino dann aber nicht äußern. Ihm fehlte gerade noch eine Aufklärungsstunde von seinem Vater! Ludwig hatte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als er von Gilberts Date gehört hatte und Feliciano sah den Albino mit ängstlichen Augen an.

Was hatten nur alle für ein Problem mit Ivan? Ja klar, er war unheimlich, groß und wahrscheinlich (nein mit Sicherheit) gestört, aber deshalb musste man sich ja nicht so anstellen.
 

Als Gilbert so an den Russen dachte, ballte er seine Hände zu Fäusten. Dieser bescheuerte Vodkaschädel hatte gesagt er würde sich melden! Hatte er aber nicht!

Das ganze Wochenende war kein Anruf und keine SMS eingetroffen. Nicht dass Gilbert darauf gewartet hätte, aber trotzdem!

Verärgert verzog er seinen Mund. Er wusste auch nicht wie er jetzt auf Ivan in der Schule reagieren sollte.

Und zu allem Überfluss würde er ihn ja gleich in Kunst sehen. Ganz schlecht.

Pah! Er würde ihn einfach ignorieren.

'Selber Schuld, Kaviarfresser!' dachte er verärgert.
 

"Hey, Alter was ziehst du denn für ein Gesicht?" hörte er eine gutgelaunte Stimme hinter sich.

Als sich der Deutsche umdrehte, sah er direkt in das Zahnpastalächeln von Alfred. Neben ihm standen Elizabeta und Roderich. Hinter den beiden, versteckte sich ganz unscheinbar noch der kleine Bruder von Alfred, Matthew.

"Ich ziehe überhaupt kein Gesicht." meinte Gilbert, etwas schärfer als beabsichtigt.

Abwehrend hob der Amerikaner die Hände. "Hey, hey. Ganz ruhig. Müsstest du nicht eigentlich bester Laune sein? Immerhin hast du's Braginsky ordentlich gezeigt und wie es scheint keinen Kratzer abbekommen."

Alfred sah ihn anerkennend an. "Anscheinend bist du fast schon so heldenhaft wie ich!"

Gilbert sah den Brillenträger verständnislos an. "Wovon zur Hölle redest zu bitte?"

Nicht nur Alfred runzelte verwirrt die Stirn. Auch Roderich und Elizabeta sahen ihn komisch an.

Schließlich sagte Elizabeta zaghaft: "Wie meinst du das? Wir haben dich und Ivan doch am Freitagabend auf der Straße gesehen..."

Die Gesichtsfarbe des Albino wechselte Augenblicklich von "normal" weiß zu knallrot.

Scheiße! Die hatten sie zusammen gesehen! Was sollte er jetzt sagen?! Doch dann runzelte er die Stirn. Etwas machte ihn stutzig. "Warum soll ich es ihm dann ordentlich gegeben haben?"

Nun war es an Roderich zu antworten. "Na weil wir ihn vorhin gesehen haben. Er hatte ein blaues Auge und einen ziemlich hässlichen Kratzer über das Gesicht. Und da wir eins und eins zusammenzählen können, war uns klar, dass nur du so hitzköpfig und dumm sein könntest um so etwas zu tun. Also wollten wir sehen, wie Braginsky dich zugerichtet hat. Anscheinend ist er aber doch nicht so stark."

Anscheinend konnten sie aber nicht eins und eins zusammenzählen! In Gilberts Kopf rumorte es.

Als er schließlich sprach war seine Stimme unkontrolliert laut und zittrig: "Wo ist er? SAGT SCHON!"

Überrascht von Gilberts Ausbruch, deutete Alfred Richtung Jungstoilette.

Sofort schob sich Gilbert an den dreien (eigentlich vier, aber sogar Gilbert vergaß manchmal das Matthew da war) vorbei und sprintete zu der Jungentoilette.

Er riss die Tür auf und sah wie Ivan am Waschbecken stand und sich im Spiegel ansah.

Der Russe zuckte kurz zusammen, als er sein blaues Auge berührte. Gilbert zögerte kurz. Es sah wirklich übel aus. Etwas netter als beabsichtigt sagte er: "Hey du Idiot. Was soll das werden?"

Überrascht drehte sich der Russe zu Gilbert um. Seine Miene verriet mal wieder nichts über seine Gedanken.

Doch Gilbert sah Ivans verlorenen Blick. Er trat näher zu dem Größeren heran und sagte: "Zeig mal her."

Damit nahm er das Gesicht des Russen in seine Hände und sah sich die Verletzung genauer an.

Er musste wohl einen direkten Schlag auf das Auge bekommen haben und der sogenannte "Kratzer" zog sich von der linken Schläfe quer bis zur rechten Wange.

Gilbert zog seine Augenbrauen zusammen. Es sah fast so aus, als hätte man Ivan mit etwas ins Gesicht gepeitscht.

"Was ist passiert?" fragte der Albino schließlich mit festem Blick auf Ivan. Dieser lächelte aber nur und erwiderte: "Ein kleiner Unfall am Wochenende, da."

Gilbert glaubte ihm kein Wort. Aber was sollte auch sonst passiert sein? Eine Schlägerei? Nein, da hätte der Russe mit Sicherheit nicht mal einen blauen Fleck davongetragen.

Vorerst ließ er das Thema aber Ruhen und sagte: "Das muss man besser versorgen. Du musst ins Krankenzimmer."

"Njet. Das ist nicht nötig. Wir gehen jetzt wohl besser, sonst kommen wir noch zu spät zum Unterricht."

Ivan öffnete die Tür und wollte hinaustreten, da hielt ihn Gilbert am Arm fest und sagte: "Nein! Wir gehen jetzt ins Krankenzimmer und lassen das anschauen!"

Mit einer energischen Bewegung nahm er den Größeren an der Hand und zog ihn Richtung Krankenzimmer.

Blöderweise kamen gerade Alfred und seine "Gang" um die Ecke. Diese bestand aus Francis, Antonio, Arthur, Matthew, Kiku, Yao, Elizabeta, Roderich, Lovino, Ludwig und Feliciano.

Naja eigentlich hatten sie sich nur alle zufällig getroffen, aber Alfred bezeichnete sie immer gerne als SEINE Gang.

"Hey Gilbert! Wo willst du hin? Der Unterricht fängt doch gleich an und -" da brach der Amerikaner ab, als er sah wen Gilbert da an der Hand hielt.

Dieser hatte seine Freunde nicht bemerkt und zog den Russen weiter hinter sich her und meckerte: "Du bist wirklich ein Kind! Das kann sich entzünden oder-, naja keine Ahnung was da passieren kann. Vielleicht eine Blutvergiftung oder so ein Zeug."

Ivan, der sich mitziehen ließ fragte dann lächelnd: "Macht sich Gilbert etwas Sorgen um mich?"

Als Reaktion quetschte der Albino die Hand des Größeren und murmelte ein "Sei nicht albern."

Alle außer Francis, Antonio, Ludwig und Arthur starrten den beiden mit offenem Mund hinterher.

DAS war noch unerwarteter als die Tatsache das Feliks ein Junge war.

(Zudem der Pole es wohl lustig fand in Mädchenuniformen herumzurennen. Oder Toris fand es scharf...?)
 

Im Krankenzimmer trafen sie niemanden an. Was sowohl Gilbert, als auch Ivan recht war.

Sie wollten nichts erklären müssen.

Da der Albino schon einige Erfahrungen mit Verletzungen und ihre Versorgung hatte, konnte er das auch selber erledigen. (Natürlich hatte er immer bei den Schlägereien gewonnen, aber auch ein awesome Gilbert kam nicht ganz unbeschadet davon.)

Er wies Ivan an sich hinzusetzen, was dieser auch tat. Dann beugte sich Gilbert über das Gesicht des Russen und desinfizierte die Wunde im Gesicht. Er fragte sich immer noch wie diese wohl zustande gekommen war.

Als er fertig war, drehte er sich um, damit er den Müll wegwerfen konnte.

Plötzlich spürte er, wie er nach hinten gezogen wurde und fand sich auf dem Schoß von Ivan wieder.

"Was soll das werden?" fragte er verärgert. Doch wie immer, wenn Gilbert genervt, gereizt, wütend oder verärgert war, lächelte der Größere nur.

Dann beugte er sich zu Gilberts Ohr hinunter und flüsterte: "Ich will mich bei meinem kleinen Krankenpfleger bedanken." sagte er und küsste Gilberts Ohr. Diesem lief ein heißkalter Schauer über den Rücken und er spürte wie sein Magen vor Aufregung kribbelte.

Er stöhnte leise auf als Ivan dann auch seinen Hals, sein Schlüsselbein und schließlich seinen Mund küsste.

Jetzt war auch der Albino richtig in Fahrt und schlang seine Arme um Ivans Hals und küsste ihn mit voller Leidenschaft zurück. Verdammt, es fühlte sich einfach verboten gut an!

Plötzlich musste der Deutsche grinsen. Er löste sich aus einem besonders heißen Kuss und fragte den Russen grinsend: "Sag mal, kannst du dich nicht besser kontrollieren?" und deutete mit einem vielsagenden Blick auf Ivans Schritt.

Als Antwort leckte der Blonde über den Hals des Albinos und machte sich daran das Hemd von ihm zu öffnen.

Ein lautes Aufstöhnen unterdrückend, warf der Weißhaarige seinen Kopf zurück. Er spürte wie ihm immer heißer wurde.

Doch er kühlte augenblicklich ab, als er ein lautes Räuspern hinter sich vernahm.

Geschockt drehte er sich um und sah in das, vor Aufregung, rote Gesicht Elizabetas und das peinlich berührte Gesicht von Roderich.

Sofort hielt er Ivans Hände fest, die gerade dabei waren die letzten Knöpfe zu öffnen.

Genervt sah der Russe hinter Gilbert vorbei und begutachtete den ungebetenen Besuch.

Der Albino wollte schnell aufspringen und sein Hemd wieder richten, aber Ivan schien es nicht zu stören, dass er auf seinem Schoß saß, mit wildem Haar, roten Wangen und einem halboffenen Hemd. Elizabeta ebenso wenig.

Nur Roderich schien mit der Situation überfordert. In dieser Hinsicht (und in so ziemlich jeder anderen) war er da wie sein kleiner Bruder Ludwig.

Als Roderich dann mit sprechen anfing, versuchte er seine Stimme bemüht ruhig zu halten. Er war eben schon immer der Typ gewesen, der seine Gefühle durch Musik zum Ausdruck brachte. (Es war immer recht merkwürdig, wenn sie sich stritten und Roderich dann plötzlich zum Klavier lief, um etwas zu spielen)

"Also, äh Gilbert, kann ich dich mal eben sprechen. ... Unter vier Augen" sagte er dann mit Nachdruck.

Nun musste Ivan ihn wohl oder übel loslassen. Er schritt an Elizabeta vorbei, die ihn mit funkelnden Augen ansah.

Er ging mit Roderich ein paar Schritte weg und fragte dann schließlich: "Was gibts, Roddi?"

Bei seinem Spitznamen verdrehte der Österreicher genervt die Augen. Aber er antwortete ohne darauf einzugehen:

"Ich wollte dich fragen, ob du auch zu der Weihnachtsfeier bei mir kommen möchtest. Du weißt schon, die ganze Familie und ein paar Leute von der Schule. Du gehörst schließlich zu meiner Familie. Ludwig und dein Vater haben schon ja gesagt. Er meinte aber, du müsstest für dich selber entscheiden. Berwald, Vash und Lili wollen auch kommen."

Vash und Lili waren der Cousin und die Cousine von ihm und Ludwig, während Berwald ihr Großcousin war.

Roderich wusste auch nichts von dem schlechten Verhältnis zwischen Gilbert und dem Rest der Familie. Eigentlich wussten nur Gilbert, sein Vater und eben die Betroffenen davon. Der Albino schluckte einmal. Was sollte er sagen?

"Du kannst natürlich deinen ..... Freund auch mitbringen."

Roderich stolperte etwas über das Wort. Da musste Gilbert grinsen. "Hab ich dich jetzt etwas traumatisiert?" fragte er mit seinem schiefen Grinsen, wo der linke Mundwinkel höher als der rechte war.

Er wusste, wie sehr Roderich dieses Grinsen hasste. Er sah wie Ärger in den Augen des Österreichers aufblitze, diesen aber unterdrückte. Stattdessen fragte dieser: "Also was ist Gilbert?"

Der Deutsche wägte kurz ab. "Und du sagst, dass einige aus der Schule auch kommen?"

"Ja sicher. Ich und Ludwig haben einige eingeladen und Berwald hat auch gesagt er würde ein paar Freunde mitbringen."

Kurz seufzte Gilbert. Weihnachten auf dem Schloss, in dem Roderich wohnte, würde bestimmt Spaß machen. Er musste ja seine Familie nicht sehen. Er würde sich eben verstecken müssen. So Feige das auch war.

"Also schön." antwortete er schließlich. Roderich nickte und sagte: "Gut, es geht am Mittwochabend los. Wir holen dein Vater, Ludwig dich und deine ... Begleitung, falls du eine hast, dann ab. Wir bleiben bis Samstag. Also Donnerstag Heiligabend, dann die Feiertage und so weiter. Du weißt ja."

Damit winkte Roderich dann Elizabeta zu, die sich tatsächlich mit Ivan über irgendwas unterhalten hatte.

Weihnachten... Stimmt, sie hatten ja ab Mittwoch Weihnachtsferien. Zwei Wochen rumchillen. Ganz nach Gilberts Geschmack.

Als er dann zu Ivan zurückschlenderte, fragte er diesen: "Sag mal Ivan, feiert man in Russland eigentlich Weihnachten...?
 

A/N:

Doch kein richtiger Aufklärungskurs für Gilbert O.o

Aber um Francis so richtig aufklären zu lassen, muss MEHR passieren ;D (Kommt noch...)

Und mit dem Kapitel rutschen wir auch so langsam ins Drama...

(Oh Ivan, was hast du nur getan?... Ja okay, ich weiß es :D)

Vorweihnachten auf Schloss Roddi

A/N: Kleiner Hinweis: Roderich hat eine Mutter xD Eine merkwürdige Fantasieentstehung meinerseits :D

Dänemark hab ich Matthias gennant; Norwegen Noah (weil ichs irgendwie süß fand^^) und Island heißt Kyell. (Weil er fast überall so heißt)
 

Viel Spaß mit Kapitel 8~
 

Ungeduldig sah Gilbert auf die Uhr. Wo blieb nur dieser russische Idiot?

Er hatte ihm ausdrücklich 7 Uhr abends gesagt! Mittlerweile war es schon Viertel nach sieben und von Ivan war weit und breit nichts zu sehen!

Zum Glück war Roderich noch nicht da. Der würde glatt ohne den Russen losfahren, weil er Unpünktlichkeit mehr hasste, als alles andere. (Ja man merkte schon, dass er und Ludwig verwandt waren...)

Gerade, als Gilbert schon bei dem Russen auf dem Handy anrufen wollte, kam dieser die Einfahrt hochgelaufen.

Sein blaues Auge sah nicht wirklich besser aus. Ebenso wie die Verletzung im Gesicht. Doch der Albino bemerkte es gar nicht und eilte seinem Freund entgegen.

"Na endlich! Du kannst froh sein, dass Roddi noch nicht da ist! Sonst hättest du hier blöd gestanden."

Das Lächeln das Ivan nun aufsetzte, wirkte etwas verkrampft.

"Tut mir leid, da. Aber ich musste zu Hause noch etwas erledigen. Aber jetzt bin ich ja da."

"Jaja, passt schon. Jetzt komm schon." damit zog Gilbert Ivan zur Haustüre.

Doch genau in dem Moment fuhr Roderich mit Elizabeta vor. Sie hatten so etwas wie einen Kleinbus gemietet, der aber schon vollbesetzt war. Gilbert sah, wie ihn Francis, Antonio und Arthur von hinten breit angrinsten. Außerdem waren da noch Alfred, Matthew, Lovino, Feliciano (die sich um ein Stück Pizza stritten) und in die hinterste Ecke hatten sie noch Kiku gequetscht.

Roderich ließ ein Fenster hinunter und winkte Gilbert her.

Diesem passte es zwar nicht wie ein Hund her gepfiffen zu werden, folgte aber dem Wink mit aller awesomess die er aufbringen konnte. (Und das war überirdisch viel!)

"Tut mir leid, aber ihr müsst doch selber fahren. Wir sind schon vollbesetzt, weil deine beiden idiotischen Freunde noch mitwollten, sowie Arthur fand, Kiku sollte auch mit und mal ein "westliches Weihnachten" sehen.... Also wir sehen uns dann am Schloss. Auf Wiedersehen."

Damit fuhr er fort und winkte noch kurz, bevor er um die Ecke verschwand.

Gilbert sah seinem Cousin mit wütendem Blick hinterher. Was für ein bescheuerter Penner!

Seufzend lief er ins Haus und berichtete von der Planänderung.
 

Es war bereits nach zehn Uhr, als schließlich auch die Beilschmidts plus Ivan an dem rießigen Schloss des Österreichers ankamen.

Als sie ausstiegen, wurde auch schon die riesige Türe zum Anwesen aufgerissen und Roderichs Mutter kam heraus gestürmt. Frau Edelstein umarmte ihren Bruder stürmisch und gab ihren Neffen einen Kuss auf die Wange.

Dann sagte sie mit anerkennender Stimme: "Mein Gott, Ludwig du wirst immer männlicher. Wie dein Vater, nur mit kurzen Haaren und den Augen deiner Mutter."

Verlegen lächelte der große Deutsche. Ludwig hatte schon immer ein Problem mit Komplimenten umzugehen.

An Gilbert gewandt sagte seine Tante: "Und Gilbert! Du bist so ein hübscher junger Mann. Hach, genau die Gesichtszüge meiner lieben Schwägerin. Ich könnte dich auffressen!" Sie kniff dem Albino in die Wange und wuschelte durch sein Haar.

Sie hatten sich schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen, weil Frau Edelstein immer durch die ganze Welt, mit ihrem Klavier, tourte. Sie war wirklich eine fantastische Musikerin. Von ihr hatte Roderich auch sein Talent und seinen Hang, Gefühle durch Musik auszudrücken.

"Ich bin Ivan Brakinsky, da. Schön sie kennen zu lernen." stellte sich Ivan höflich vor und streckte Gilberts Tante die Hand hin. Angetan nahm sie seine Hand und schüttelte sie. An die drei Beilschmidts gewandt fragte sie schließlich:

"Wer ist denn dieser nette junge Mann? Und wie groß er ist!"

Bevor Gilbert etwas sagen konnte, antwortete sein Vater ohne große Umschweife: "Das ist Gilberts Freund. Er kommt aus Russland und geht auf dieselbe Schule wie unsere Söhne."

Die Augen von Frau Edelstein blitzten auf. Sie lächelte und wiederholte: "Gilberts Freund? Ja tatsächlich! Wenn ich mir die beiden so anschaue, passen sie wirklich hervorragend zusammen. Beide so blass und hell. Und diese wunderschöne Augenfarbe von Ivan!" verzückt klatschte sie in die Hände.

"Ich würde euch beide gerne mal fotografieren! So im Schnee! Ach das wäre fabelhaft!"

Das war eine weitere Leidenschaft von Roderichs Mutter. Das Fotografieren. Und diese Leidenschaft verband sie auch sehr mit Elizabeta. Die beiden verstanden sich ausgezeichnet, weil sie, was ihre Motive betrifft, genaue Vorstellungen hatten.

Gilbert spürte wie sein Kopf Feuer fing. Er war froh, dass es dunkel war. Gott, wie peinlich das einfach nur war!

Der Albino wusste nämlich ganz genau was für Motive seine liebe Tante bevorzugte.

"Ja apropos Schnee. Ich friere mir den Hintern ab. Können wir endlich reingehen?" fragte sein Vater, ohne weiter auf die Verzückung seiner Schwester einzugehen.

"Ja aber sicher! Entschuldigt bitte. Kommt rein."
 

Sie stellten ihre Koffer und Taschen in der großen Halle ab, wo sie sofort von einigen Bediensteten aufgeräumt wurden.

Frau Edelstein führte die Neuankömmlinge in das Kaminzimmer wo es sich die anderen schon gemütlich gemacht hatten.

Wie Gilbert feststellte, war anscheinend fast die ganze Schule da.

Er sah Antonio und Francis auf dem Sofa lümmeln und über irgendwas tratschen. In einem Sessel saß Arthur der, zusammen mit Kiku, ein Buch las. Die beiden schienen sich wirklich gut zu verstehen.

Am Tisch saß Alfred mit Matthew und verdrückte gerade seinen fünften Hamburger.

Roderich saß am Klavier und spielte leise, nur für Elizabeta ein Musikstück.

Dann sah Gilbert auch seinen Cousin Vash, der mit seiner Schwester Lili irgendetwas malte. (Lili war ganz verrückt nach den Zeichnungen ihres Bruders.)

Berwald saß auf dem Boden, zusammen mit seiner... Frau? oder wie er Tino eben bezeichnete.

Matthias schien mal wieder Noah zu belästigen und dieser versuchte seinen Bruder Kyell aufzuwecken.

"Die lieben Verwandten kommen alle erst so gegen morgen Nachmittag zum Weihnachtsessen."

Gilbert musste schlucken. Auch seine Tante wusste nichts von dem schwierigen Verhältnis zwischen ihm und dem Rest der Familie. Aber er war hier in einem gottverdammten Schloss!

Er würde schon keinem dieser Idioten begegnen!

Als die anderen Frau Edelsteins Stimme hörten, blickten sie auf.

Feliciano war sofort bei Ludwig und jammerte, quengelte und rief nach Pasta. So wie immer.

Der blonde Deutsche nahm den kleinen Italiener in den Arm und setzte sich mit ihm auf die kleine Couch im hintersten Eck.

Lovino beschimpfte daraufhin Ludwig auf Italienisch. Es war tatsächlich so wie immer.

Francis und Antonio sprangen auf und rissen Gilbert an sich, um ihm zu berichten, wie viele Möglichkeiten es in diesem Schloss gab, um irgendwelche (bescheuerten) Aktionen zu starten.

Die beiden Erwachsenen verschwanden in die Küche um irgendwelchen Erwachsenenkram zu bereden.

(Was nicht ganz stimmte, denn wenn die beiden sich trafen, benahmen sie sich wieder wie Teenager.)

Auch die anderen wendeten sich wieder ihrer Beschäftigung zu.

Nur Ivan stand da und lächelte sein Ivan-Lächeln.
 

Als Gilbert schließlich den etwas verlorenen Ivan bemerkte, warf er ihm einen Blick zu.

Seine beiden Freunde bemerkten natürlich den Blick und Francis sagte: "Machst du dir etwa Sorgen Gilbert? Das ist man ja so gar nicht von dir gewohnt."

"Ach halt die Klappe! Ich mach mir doch keine Sorgen!"

Antonio und Francis warfen sich vielsagende Blicke zu.

"Hey, hört auf euch so bescheuerte Blicke zuzuwerfen! Ich bin awesome, kapiert? Und awesome me macht sich keine Sorgen!" meckerte Gilbert die beiden an.

"Ja schon klar, du bist awesome. Und jetzt sei mal richtig awesome und geh zu deinem FREUND." das letzte Wort betonte Francis extra und Gilbert hätte ihn am liebsten sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.

Aber als sich der Albino wieder zu Ivan umdrehte, hatte dieser kein Lächeln mehr im Gesicht, sondern starrte gedankenverloren in den Raum. Auch wenn Gilbert es nicht zugeben wollte, das besorgte ihn schon.

Schließlich lächelte dieser blöde Russe die ganze Zeit!

Sein Gewissen siegte dann doch über seine Starrköpfigkeit und er schlenderte zu dem Russen.

"Hey, was machst du da? Ist ziemlich unawesome hier alleine rumzustehen."

Er konnte spüren wie hinter ihm sich Antonio und Francis einen ab grinsten, als sie ihn bei seinen halbherzigen Versuchen beobachteten. Er verdrehte die Augen. Was für Deppen!

Doch der Größere reagierte gar nicht auf ihn. "Hey Vodkakopf! Ich rede mit dir!"

Immer noch starrte der Russe auf einen unbestimmten Punkt. Schließlich nahm Gilbert die Hand des Blonden und fragte etwas verunsicherter "Ivan?"

Bei der Berührung zuckte der Russe zusammen. Als er aber sah, dass es nur der Albino war, entspannte er sich wieder. "Was ist, Gilbert?" fragte er in einem kindlich unschuldigen Ton.

Verärgert zog der Deutsche seine Augenbrauen zusammen und zog dem Russen an der Wange.

"Du bist vielleicht ein Idiot! Awesome me einfach so zu ignorieren!"

Verwirrt sah ihn Ivan an. "Entschuldige, da. Ich war gerade nur in Gedanken."

"Ja das war mir schon klar." Gilbert konnte nicht anders, als trotzig die Unterlippe vorzuschieben.

Das war eine kindische Angewohnheit, die er nie ganz abgelegt hatte.

"Ah~ Gilbert sieht so süß aus, wenn er das macht, da! Wie ein kleines Кролик."

"Pah! Schon wieder dieses królik! Was heißt das jetzt?!"

Doch statt einer Antwort, schmiegte Ivan sein Gesicht in Gilberts Haar und murmelte: "Gilberts Haar ist so weich."

Der Albino konnte nicht anders, als sich näher an den Größeren zu schmiegen. Er fühlte sich einfach zu wohl bei ihm.

Als dann aber jemand hinter ihm hustete, wurde ihm bewusst dass sie ja gar nicht alleine waren.

Er drehte sich ruckartig um und schaute in die grinsenden Gesichter seiner Freunde und Schulkameraden.

"Lasst euch nicht stören." sagte Francis grinsend.

Gilbert spürte wie sein Gesicht heiß wurde und drehte sich schnell weg.

Scheiße, warum ließ er sich immer bei Ivan so gehen? Er brauchte jetzt frische Luft!

Als er aus dem Kaminzimmer stürmte, hörte er noch wie Elizabeta aufgeregt schrie: "Ich habe ein Bild! Oh mein Gott es ist ein wahres Kunstwerk! Ich muss es sofort deiner Mutter zeigen, Roderich!"

Dann trat er auf die riesige Terrasse, auf der er früher immer mit Ludwig, Roderich, Vash, Lili und Berwald gespielt hatte. Er atmete tief ein. Er liebte es, wenn im Winter die Luft so klar war. Er sah zu, wie weitere Flocken auf den schneebedeckten Boden fielen.

Plötzlich spürte er, wie ihn jemand von hinten umarmte. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Ivan war.

Er wollte sich schon aus der Umarmung kämpfen, als der Russe sich zu seinem Ohr hinunter beugte und ihm etwas Russisches ins Ohr flüsterte. Ein heißer Schauer lief dem Albino über den Rücken.

Er legte seinen Kopf nach hinten, an die Schulter des Größeren und schloss die Augen.

Ivan war wirklich warm....

Like the snow

Kapitel 9~
 

Als Gilbert die Augen aufschlug war es schon nach Mittag.

Er streckte sich und blieb noch liegen. Er hatte jetzt keine Lust aufzustehen.

Doch bevor sich der Albino wieder in sein Kissen kuscheln konnte, wurde seine Zimmertüre aufgerissen und seine beiden »eigentlich« besten Freunde stürmten herein.

Francis riss ihm die Decke weg und Antonio zog ihn vom Bett hinunter.

"AUFWACHEN SONNENSCHEIN!" schrie im Antonio ins Ohr.

Verärgert befreite sich der Deutsche aus dem Griff des Spaniers und schnauzte ihn an: "Was soll der Scheiß? Seit ihr jetzt vollkommen behindert oder gibt es hierfür einen einleuchtenden Grund?!"

Strahlend sahen ihn seine Freunde an. Antonio umarmte ihn dann schwungvoll und Francis sagte aufgeregt:

"Mais, mais*. Es ist doch Weihnachten! Heute ist Heiligabend! Oh ich bin ja so aufgeregt! Ich habe noch nie Weihnachten nach deutschert Art gefeiert!" und gesellte sich zu der Umarmung.

Antonio fügte noch hinzu: "Und zusammen mit meinen besten Freunden durfte ich auch noch nie feiern! Ich liebe Weihnachten einfach! Ich war sogar schon heute Morgen mit Lovi auf einem Weihnachtsmarkt. Er sieht so süß mit Weihnachtsmannmütze aus!"

Gilbert verstand die Aufregung seiner Freunde nicht. Für ihn war Weihnachten nie etwas Besonderes gewesen.

Er hatte es meistens alleine verbracht, weil er nie auf die Weihnachtsfeiern seiner Familie mitkam.

Ludwig war deswegen immer sauer gewesen, aber sein Vater hatte es verstanden. Dieses Jahr würde das erste Weihnachten seit 10 Jahren werden, das er mit seiner Familie verbrachte. Er zuckte bei dem Gedanken kurz zusammen.

Die anderen bemerkten seine steife Haltung und fragten: "Was ist los? Ist alles in Ordnung, Gilbert?"

Der Albino winkte nur ab und lachte: "Ich fühle mich natürlich awesome! Ich bin es schließlich auch!"

Damit zog er sich dann an und ging zusammen mit Francis und Antonio in den großen Festsaal, indem heute Abend die riesige Weihnachtsfeier steigen sollte.
 

Als der Albino den großen Saal betrat, herrschte dort reges Treiben.

Er sah wie Noah und Tino bei Matthias und Berwald auf den Schultern saßen und den großen Weihnachtsbaum schmückten. Alfred ließ es sich nicht nehmen, die amerikanische Flagge als Tischdecke zu benutzen und Kiku stand staunend herum und fotografierte alles.

Am Kücheneingang stand Vash und versuchte Arthur daran zu hindern in die Küche zu kommen, damit er nicht das Weihnachtsgebäck von Roderich und dessen Mutter vergewaltigen konnte. Feliciano saß auf den Schultern seines Bruders und versuchte überall Mistelzweige anzubringen. (Was sich als schwierig herausstellte, weil Lovino immer etwas zu meckern hatte und Feliciano schon kurz vor einem Weinanfall stand.)

Lili und Matthew deckten den Tisch, wobei sie sich schüchtern unterhielten.

Als Gilbert zum Sofa sah, entdeckte er Ivan. Dieser sah gerade zu wie Ludwig und sein Vater gemeinsam die Lichterketten im Saal anbrachten und dabei ziemlich laut lachten. (Was Gilbert mehr als nur erstaunte, denn die beiden waren meistens so ernst, dass selbst Alfred bei ihnen seine dämliche Lache verlor! Anscheinend machte Weihnachten aus ihnen andere Menschen...)

Und schon kam auch Gilberts Tante auf ihn zugestürmt und sagte zu ihm geschäftig: "Gilbert, endlich! Könntest du mit Ivan den Schnee von der Einfahrt wegräumen? Die anderen Gäste kommen alle so um 6 Uhr und da es heute noch mehr schneien soll, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du so viel Schnee wie möglich wegräumen könntest." und schon eilte sie, mit Francis und Antonio im Schlepptau, zu Noah, Tino, Berwald, Matthias und Kyell, um ihnen Anweisungen zu geben. Letzterer war unter dem Weihnachtsbaum hervorgekrochen, weil dort wohl einige kaputte Kugeln lagen.

"Dann sollten wir uns wohl an die Arbeit machen, da."

Erschrocken zuckte der Albino zusammen, als er Ivans Stimme so nah an seinem Ohr vernahm. Wie konnte jemand so großes, sich so leise heranschleichen? ...

Und so waren alle den ganzen Tag über beschäftigt.
 

Als Gilbert um kurz vor sechs mit Ivan wieder reinkam, waren sie total durchnässt.

Sie hatten Krieg begonnen und sich mit Schneebällen beworfen. Schlussendlich wurde Gilbert aber von Ivan einfach in den Schnee gezogen und da hatten sie dann gelegen, bis es beinahe unerträglich kalt wurde in den nassen Klamotten.

Eilig liefen sie in ihre Zimmer um heiß zu duschen.

(GETRENNT! Ganz zu Ivans Missfallen...)
 

Es war bereits kurz vor halb sieben, als Gilbert frisch geduscht in den großen Festsaal kam.

Dieser war gefüllt mit unglaublich vielen Leuten. Anscheinend alles Verwandte von irgendjemand.

Die Meisten kannte der Albino nicht. (Aber sie waren wohl alle pünktlich um 6 Uhr eingetroffen, ganz nach germanischer Art...)

"Da bist du ja Bruder! Wir haben dich schon gesucht."

Gilbert drehte sich zu Ludwig um. Er lächelte Gilbert an. Anscheinend war er sehr glücklich darüber, Weihnachten mit seinem großen Bruder zu verbringen. Gilbert grinste seinen kleinen Bruder an.

"Na jetzt ist awesome me ja da! Dann kann die Party ja steigen."

Viele standen noch im Raum herum und sahen sich den großen Weihnachtsbaum an oder sie diskutierten über irgendwelchen Erwachsenenkram. Lovino wuselte tatsächlich mit der Weihnachtsmannmütze von Antonio herum und Francis stand bei einer Gruppe junger Damen und gab seine französischen Paarungsrufe zum Besten.

Matthias laute Stimme konnte man unter allen am besten hören, als er versuchte die Aufmerksamkeit des recht desinteressierten Noahs zu erringen. Der Norweger verdrückte zusammen mit seinem Bruder einen Pfefferkuchen und versuchte den (nervigen) Dänen zu ignorieren.

Aber natürlich konnte man erkennen, dass Noah von Matthias nicht ganz abgeneigt war. Seien es seine Gesten oder wie er tatsächlich manchmal den Kopf zu dem blonden Dänen drehte, auch bei dem Kleinen hatte der Geist der Weihnacht zugeschlagen. (Oder Amor hatte einen Pfeil versenkt...)

Blöderweise schien Kyell aber auch einen Narren an Matthias gefressen zu haben und Gilbert sah jetzt schon eine dramatische Dreiecksbeziehung unter Brüdern.

Als er Berwald entdeckte musste er grinsen. Irgendein Typ versuchte den Schweden doch tatsächlich in ein Gespräch zu verwickeln, aber sein Großcousin war ungefähr so gesprächig wie ein Stein. Nur Tino schien das nicht zu stören.

Arthur versuchte Alfred zu bändigen, der ganz nach amerikanischer Art, mit lautstarker Stimme die ganze Welt zu unterhalten schien. Kiku schlich um die Essenstafel herum und wusste wohl nicht so ganz ob man das nun essen konnte oder nicht. Matthew eilte ihm dann zur Hilfe, wusste aber auch nicht wirklich was das alles war.

Vash musste einige Bankgespräche über sich ergehen lassen, weil sein Vater der Chef von irgendeiner Bank war. (Okay die Bank war wohl ziemlich wichtig…) Und als Sprössling eines so superbekannten Mannes kam er nicht umhin, sich über Finanzen zu unterhalten. (Wovon er eine Menge Ahnung hatte!)

Lili stand nur daneben und nickte brav, hielt aber die Hand ihres großen Bruders, um nicht von ihm getrennt zu sein.

Roderich war wohl irgendwo in der Küche mit seiner Mutter und Elizabeta. Gilbert war erleichtert, dass er noch keinen der bekannten Familienmitglieder gesehen hatte. So entspannte er sich ein wenig neben seinem kleinen Bruder...
 

"Ludwig! Bist du das etwa? Mein Gott, du bist wirklich ein stattlicher junger Mann seit dem vergangenen Jahr geworden!" Mit einem freudigen Lächeln drehte sich Ludwig zu dem Sprecher um: "Onkel! Schön dich wieder zu sehen. Geht es dir gut?"

"Jaja alles bestens. Wie ich sehe geht es dir und deinem Vater auch gut. Freut mich sehr!"

Bevor Ludwig mehr sagen konnte, sah er hinter dem Rücken seines Onkels, wie Feliciano gerade versuchte einer älteren Dame eine Schüssel mit Pasta anzudrehen. Die schien aber nicht sonderlich Lust darauf zu haben...

"Entschuldige Onkel. Ich muss mal eben nach da hinten."

Er hob kurz die Hand und sein Onkel klopfte ihm lachend auf die Schulter. "Kein Problem, mein Junge."

Erst als Ludwig weg war, bemerkte der Onkel, Gilbert, der hinter Ludwig bis gerade noch versteckt war.
 

"Du!" zischte der Mann wütend. Und sah ihn angewidert an.

Und plötzlich fühlte sich Gilbert wieder wie ein 7 Jähriger Junge. Schutzlos und klein.

Sein ganzes Selbstbewusstsein wurde von den eiskalten blauen Augen seines Onkels vernichtet.

"Du kleines, dreckiges Gör. Was hast du hier zu suchen?! Ich dachte ich wäre dich endlich los, nachdem du deine widerliche Visage für 10 Jahre nicht gezeigt hast! Aber jetzt tauchst du hier auf! Du kleiner Abschaum! Ich könnte kotzen, wenn ich dich sehe!"

Grob packte der Onkel, Gilbert am Handgelenk und zischte ihm ins Ohr: "Verschwinde endlich! Dein Vater und dein Bruder leiden schon genug unter deiner Abartigkeit!"

Damit ließ er den völlig starren Gilbert los und lief weg, nicht aber ohne noch einen verhassten Blick auf den Albino zu werfen.

Mit geweiteten Augen sah dieser dem großen Mann nach. Er spürte wie seine Hände zitterten.
 

"Hey hey Gilbert! Komm schon es gibt gleich Essen!" hörte er Francis rufen, gefolgt von Antonios schmatzenden Geräuschen, als er sich was zu Essen in den Mund schob.

Verstört drehte sich der Albino kurz zu seinen Freunden, aber er merkte dass sein Damm gleich brechen würde.

Und so rannte er aus dem Saal. Aus dem Schloss. Hinaus in die eiskalte Nacht.

Dort blieb er dann stehen und die erste heißen Tränen lief über seine Wangen.

Verdammt! Verdammte Scheiße! Er war doch Gilbert Beilschmidt! Die Awesomesness in Person! Er heulte nicht! Er hatte das letzte Mal vor 10 Jahren geheult! Fuck, er war doch keine Pussy!

'Du bist widerlich.' hörte er die Stimme seines Onkels nachhallen.

'Du bist abartig!'

'Abschaum!'

'Eine Last! Dein Bruder und dein Vater brauchen dich nicht! Niemand braucht dich!'

Immer wieder hörte Gilbert diese kleinen bösen Stimmen in sich, bis diese immer lauter wurden und er schließlich auf den Boden sank. Er spürte nicht, wie der Schnee seine Kleider durchtränkte und es immer kälter wurde. Es wäre ihm auch egal. Er wollte jetzt einfach nichts fühlen.

Doch dann hörte er ein leises knirschen hinter sich.

Schritte die sich einen Weg durch die weiße Schneeschicht bahnten.

Langsam drehte er sich um und sah wie Ivan da stand. Er stand einfach nur da und blickte auf den am Boden knienden Gilbert, seine Hände in die Manteltasche gesteckt.

Hastig wischte sich der Albino die Tränenreste von der Wange und wollte etwas sagen, spürte aber wie seine Stimme zu zittrig war und so ließ er es.

Scheiße, das war das Letzte was er wollte! Das ihn irgendjemand, besonders Ivan, so sah!

Gott, er schämte sich ja selber für seinen schwulen Gefühlsausbruch!

Da machte sich der Russe daran, seinen Mantel auszuziehen. Dann beugte er sich zu dem Deutschen hinunter und legte diesem den Mantel um.

Der Mantel war schwer und warm. Er roch nach Ivan.

Gilbert musste schlucken. Er wollte aufstehen, aber seine Beine waren ganz zittrig.

Da streckte ihm Ivan eine Hand entgegen und zog den Kleineren hoch. Er stolperte ein paar Schritte und fand sich in den Armen des Größeren wieder. Die ganze Zeit sagte der Russe nichts.

Gilbert schmiegte sich enger an den Russen und vergaß für einen Moment seine Dickköpfigkeit und sonstige Anti-Haltung gegenüber Zärtlichkeiten. Er war einfach froh, dass Ivan da war.

Da murmelte der Russe plötzlich: "So einzigartig. Du bist wie eine Schneeflocke, Gilbert. Etwas was schwer zu halten ist, aber dennoch das Schönste und Einzigartigste was es gibt."

Und mit diesen Worten küsste Ivan Gilbert schließlich. Der Mond schien auf sie herab und die Szene hatte so etwas ungemein Kitschiges, dass es Gilbert absolut surreal vorkam. Wo war er denn? In einem dieser total verschwulten Liebesfilme? Aber irgendwie war ihm das jetzt egal. Er genoss es einfach mal.

"Wir sollten wieder reingehen, da. Sonst erkältest du dich noch." sagte der Größere schließlich, als er seine Lippen von Gilberts löste. Und ohne ein weiteres Wort, hob Ivan den Kleineren hoch und trug ihn wie eine Braut in das Schloss zurück, aus dem der Lärm von mindestens hundert Leuten kam.

"Hey was soll das?! Trag mich nicht wie so eine Pussy!" meckerte dann aber der Albino.

"Da. Ich sehe Gilbert ist wieder er selbst. Sollen wir zu den anderen zurück gehen?"

Wild schüttelte der Kleinere den Kopf. Auch wenn er es nie zugeben würde, er hatte Angst.

Angst vor weiteren Demütigungen oder dass er seine Gefühlswelt nicht wieder unter Kontrolle hatte.

"Я понимаю*. Dann bring ich dich in dein Zimmer." sagte der Russe und trug, trotz der Proteste des Albinos, ihn weiter in das Schloss hinein, bis sie endlich vor Gilberts Zimmertür standen.
 

Im Zimmer legte Ivan den Albino auf seinem Bett ab und wandte sich wieder zu der Tür.

"Hey, ähm Ivan...!" rief Gilbert und richtete sich auf. Fragend blickte ihn der Größere an.

"Also, bitte sag keinem davon. Ist ja nichts worüber man jetzt einen Aufstand machen müsste."

Der Blick des Russen verdunkelte sich, doch er sagte schließlich: "Da."

Erleichtert atmete Gilbert auf. "Also,ähm... danke."

Er spürte wie seine Wangen heiß wurden. Egal, er schob das auf die nahende Erkältung, die er sich mit Sicherheit eingefangen hatte.

Der Russe schien das aber anders zu sehen. Mit ein paar Schritten war Ivan bei ihm, drückte ihn auf das Bett und küsste ihn leidenschaftlich.

Vor Überraschung stöhnte Gilbert auf. Ivan drückte ihn weiter auf die Matratze und leckte mit seiner Zunge über die Lippen des Albinos.

Gilbert vernahm eine starke Hitze, die seinen Körper durchzuckte und ihm langsam den Verstand raubte.

Voll und ganz von dem Feuer eingenommen, krallte er sich in den blonden Haaren des Anderen fest.

Er hatte auf einmal das Verlangen Ivan zu spüren. Ihn ganz zu haben.

Oh Gott, das war ja total neu für ihn! Schließlich war er bei solchen Sachen noch ein unbeschriebenes Blatt...

Er hatte nur mal von Francis und Antonio gehört, wie es denn so war, aber selbst erlebt hatte er es noch nicht. (Und natürlich hatte er auch schon den einen oder anderen Blick in Ludwigs Heftchensammlung geworfen...)

Plötzlich hielt Ivan inne und sah Gilbert direkt in die roten Augen.

"Gilbert ist noch Jungfrau, da?"

Die Röte die Gilbert darauf ins Gesicht stieg, war dem Russen wohl Antwort genug.

"Dann werde ich ganz besonders auf dich Acht geben, da. Schließlich bist du mein kleines Кролик."

"Pah. Spar dir da-" doch weiter kam Gilbert nicht, denn Ivan leckte ihm über die Lippen und wanderte dann zum Hals hinab. Nebenher zog er auch schon den Mantel und das Oberteil des Kleineren aus. Er schien wohl schon mehr Erfahrung damit zu haben.

Als der Größere dann mit der Zunge über Gilberts Brust wanderte, konnte dieser ein lustvolles Aufstöhnen nicht mehr unterdrücken. Auf den weißen Bauchnabel des Albinos, setzte Ivan einen Kuss, bevor er sich dann an der Hose des Deutschen zu schaffen machte.

Dieser zappelte kurz mit den Beinen unter der Berührung des Russen.

Als dann auch endlich das letzte Stück Stoff von Gilbert entfernt war, seufzte Ivan zufrieden.

"Gilbert hat so schöne weiße Haut, alles noch so unberührt. Wie der Neuschnee. Und ich liebe es der Erste zu sein, der durch den Schnee läuft und seine Spuren hinterlässt."

Damit beugte er sich dann über den Albino, dem ein wohliger Schauer über die Haut lief und setzte noch einen letzten Kuss auf die Stirn, bevor er sich dann voll und ganz Gilbert widmete.
 

A/N: Es bleibt jugendfrei :D

Gilberts Unschuld ist dahin und alle freuen sich!

Ich weiß auch nicht wie ich auf diesen bescheuerten Onkel gekommen bin,

aber Drama muss sein^^
 

Übersetzung:

Mais, mais - Aber, aber

Я понимаю - Ich verstehe

How life goes.

A/N: Weil ich den Pixiv Scotland irgendwie mag, hab ich ihn mal ins Kapitel gequetscht ;D

Namen: Schottland - Scotty; Irland - Patrick; Wales - Celyn; Nordirland - Ian

Aber egal! Es geht hier um Gilbert und Ivan!
 

So bitte schön, Kapitel 10~
 

Ein paar Sonnenstrahlen kitzelten Gilbert aus dem Schlaf. Langsam öffnete er die Augen und fand sich in seinem Bett wieder.

Als er sich dann auf die Seite drehte, blickte er auf die leere rechte Hälfte seines Bettes.

Ruckartig richtete sich der Weißhaarige auf. Er starrte auf die zerwühlte Bettdecke und das zerknitterte Kopfkissen neben sich. Auf dem Laken waren noch einige verräterische Flecken der letzten Nacht zu sehen, die dem Deutschen die Röte ins Gesicht trieben. Auch da fiel ihm wieder ein, dass er nackt war. Er strich sich durch das zerwühlte Haar und spürte auch wie ihm doch tatsächlich der Hintern weh tat!

Das würde ja ein lustiger Tag werden! Und wo war überhaupt der Schuldige an seinem... Zustand?

Von Ivan war weit und breit nichts zu sehen. Er befühlte kurz das Laken auf der rechten Seite und spürte wie es schon kalt war. Der Russe musste schon länger weg sein.

Wie lange konnte Gilbert nicht sagen, da er danach sofort eingeschlafen war.

Naja, weit konnte Ivan ja nicht gekommen sein. Der war bestimmt irgendwo im Schloss und der Albino brauchte jetzt erst mal eine Dusche, da Francis es wohl 10 km gegen den Wind riechen würde, was Ivan und er gestern noch getrieben hatten...

Als Gilbert schließlich aufstand, spürte er wie das Laufen heute nur eingeschränkt möglich war.

Mal ganz davon abgesehen vom Sitzen!
 

"Pah, von wegen er würde ganz besonders Acht geben!" murmelte er zu sich selbst.

Trotzdem spürte er wie sein Magen Achterbahn fuhr. Im Inneren hatte Gilbert schon längst zugegeben, dass die letzte Nacht wohl zu seinen schönsten Erlebnissen zählte. Wenn es nicht sogar DAS schönste Erlebnis schlechthin war!

Aber er würde es natürlich niemals zugeben. Sonst dachten die Leute ja noch er wäre nur halb so awesome wie er eigentlich war und außerdem würde er wohl ohnehin niemanden von seinem ersten Mal erzählen! (Außer Francis und Antonio vielleicht.) Auch wenn der Albino jemand war, der sich gerne und lautstark mitteilte, waren die wirklich privaten Dinge auch privat. Es gab sogar ein paar Sachen, die er nicht einmal Francis und Antonio mitteilte.

Seufzend und mit schwerfälligen Schritten machte er sich auf, in Richtung Badezimmer.

Als er an einem Spiegel vorbeikam, blieb er kurz stehen und betrachtete sich. Anscheinend hatte sich Ivan wirklich zurückgehalten. Ein paar Knutschflecken hier und da, aber sonst nichts, obwohl Gilbert ihn eigentlich als recht stürmisch erdacht hatte.

Und als er sich da so nackt sah, erinnerte er sich dunkel, dass Ivan die ganze Zeit über sein Oberteil nicht ausgezogen hatte. Er fragte sich wieso... Vielleicht eine Macke von dem Russen, die schien er ja zu genüge zu haben, schließlich trug er auch immer diesen Schal (außer in der Zeit, in der Gilbert ihn hatte).

Ohne einen weiteren Blick sprang er dann unter die Dusche und verbrachte dort erst mal die nächste halbe Stunde. Gerade als er sich eine Hose angezogen hatte, klopfte es an der Tür.

Kurz runzelte Gilbert die Stirn. Keiner seiner Freunde würde an die Türe klopfen. Wer konnte das sein?

Oder besser gesagt, wer war bitte um diese Uhrzeit wach? Denn der Albino hatte vorhin registriert, dass es erst 8 Uhr morgens war.

Schließlich rief er: "Herein!"

Ihm Türrahmen stand Ludwig. Natürlich. Nur sein Bruder oder sein Vater würden freiwillig um diese Uhrzeit aufstehen.
 

"Was gibt’s denn Lutz?" fragte Gilbert den etwas unschlüssig dreinblickenden Blonden.

"I-ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Du bist gestern Abend nicht mehr zum Weihnachtsessen aufgetaucht..."

Der Satz schwebte nun zwischen ihnen und Gilbert wusste nicht was er sagen sollte. Er schluckte einmal schwer und machte sich dann hastig daran, sein Hemd überzuziehen, damit er seinem kleinen Bruder nicht ins Gesicht sehen musste.

"Ach passt schon. Du weißt ja, ich bin nicht so der Fan von Familienzusammentreffen und irgendwie war ich echt müde. Bin hier wohl eingeschlafen."

Als Ludwig nicht antwortete, sah Gilbert auf. Sein Bruder starrte mit hochrotem Kopf auf den Boden.

Hä? Was hatte der denn? Dann plötzlich fiel Gilbert siedend heiß ein, dass sie ja vor dem "beschmutzten" Bett standen und Ludwig schon ziemlich zurückgeblieben sein müsste, um die zerknüllten Laken und Flecken nicht richtig zu deuten.

Dass das seinem Bruder so peinlich war, dass er rot anlief fand Gilbert irgendwie süß und er musste grinsen.

Ludwig war wirklich unschuldig. Trotz unzähliger Hefte und Filme...

"Äh, also kommst du mit runter? Nach dem Frühstück werden die Geschenke verteilt. Also nur wenn du möchtest..." fragte ihn dann Ludwig.

Der Albino zwang sich zu einem Lächeln und sagte: "Ich hol mir nur was zum Essen. Ich möchte lieber nicht mit den Anderen Geschenke austauschen." Vor allem nicht wenn sein Onkel da war. Bei dem Gedanken begannen wieder Gilberts Hände leicht zu zittern. Schnell versteckte er sie in seinen Hosentaschen.

"Achso." sagte sein Bruder nur und hatte einen enttäuschten Blick in den Augen.

Es tat Gilbert leid. Anscheinend wollte Ludwig wirklich mit seinem großen Bruder Weihnachten feiern.

Aber Gilbert wollte nicht, dass Ludwig, wenn er sich zu sehr auf Gilbert einließe, auch unter den Anfeindungen seines Onkels oder der Anderen leiden musste.

Und so holte sich der Albino nur etwas zu Essen und setzte sich aufs Bett, um aus dem Fenster zu schauen.

Es hatte wieder angefangen zu schneien. Er dachte daran, seine Tante nachher um neue Bettwäsche zu bitten.
 

Gerade, als er mit dem Gedanken spielte, einen Spaziergang zu machen, wurde die Türe aufgerissen und seine beiden Idioten Freunde stürzten, zusammen mit Arthur und Alfred herein. Dicht gefolgt von Roderich, Elizabeta, Vash, Lili, Kiku, Lovino, Matthew, Berwald, Tino, Kyell, Matthias und Noah.

"Was müssen wir hören mon ami*? Du kommst nicht zu der GESCHENKEAUSGABE?!" rief Francis aufgebracht und rauschte wie eine Dramaqueen zu Gilbert ans Bett. Dieser zog schnell eine Decke über das befleckte Laken, damit der neugierige Franzose auch ja nichts sah. Oder einer der anderen.

"Ja richtig! Bist du bescheuert? Ich hab gutes Geld für dein Geschenk ausgegeben!" das war Vash, der sich gerade genüsslich eine Scheibe extra teuren Käse in den Mund schob, weil er nichts dafür bezahlen musste.

"Komm schon Alter! Ich hab mir voll die krassen Ideen für alle hier einfallen lassen. Ich will ja dass du die auch siehst!" lachte nun auch Alfred.

"Also mir soll es recht sein. Ich kann euch Kartoffelfresserpack eh nicht ausstehen! Aber wenn du da bist, lässt dein Wurstbesessener Bruder wenigstens meinen in Ruhe!" meckerte nun auch Lovino rum.

Antonio lachte und kniff dem schmollenden Italiener in die Backe und sagte zu Gilbert: "Sí, sí! Ohne dich ist es doch nur halb so lustig! Also-" weiter kam der Spanier nicht, weil er dem Schlag von Lovino ausweichen musste, der es mehr als hasste wie ein kleines Kind behandelt zu werden. (Und dazu zählte eben in die Backe kneifen).

Die anderen nickten zustimmend. Gilbert sah sie alle überrascht an. Sie waren gekommen, nur um ihn zu holen?

Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Soso, also habt ihr meine Awesomeness vermisst?"

Die anderen verdrehten wie aufs Stichwort ihre Augen. Doch dann verschwand das Grinsen wieder aus Gilberts Gesicht und er sagte: "Ist ja echt awesome von euch, dass ihr hierher gekommen seid, aber ich will WIRKLICH nicht nach unten zu dem Rest der Familie."

Die anderen sahen ihn verwirrt an. Natürlich taten sie es. Sie verstanden ja auch nicht.

Da klatschte Elizabeta in die Hände. "Schön, dann geben wir dir eben hier die Geschenke. Ich möchte schließlich auch was von dir bekommen!" Und so zauberte sie aus ihrer Rocktasche ein Päckchen.

Die anderen taten es ihr gleich. (Natürlich holten die Jungs es aus ihren Hosen. Also ihren HOSENTASCHEN).

Gilbert musste lachen. Er hatte wirklich mehr als awesome Freunde!

Er kramte unter dem Bett nach den Geschenken für die anderen.
 

Sie waren gerade alle am auspacken, als Arthur murmelte: "Mann, endlich konnte ich mal normale Geschenke kaufen und musste mich nicht nach den bescheuerten Anforderungen meiner Brüder richten!"

Überrascht hielten alle außer Francis inne. Arthur bemerkte es gar nicht und machte sich weiter daran, dass komplizierte Geschenkpapier zu entfernen.

Schließlich rief Antonio entgeistert: "Du hast Brüder?!"

Verwirrt blickte der Engländer auf: "Äh ja? Hab ich das denn nie erwähnt?"

Heftig schüttelten Gilbert und Antonio die Köpfe. "Naja eigentlich hat Artüür ja vier Brüder." fügte Francis dann hinzu.

Seine Freunde konnten ihn nur anstarren. Sie konnten es nicht fassen! Anscheinend wusste der Franzose von Arthurs Familie! (Na gut sie kannten sich auch schon viel länger...)

"Tsk, vier Brüder und einer ist idiotischer als der Andere." gab Arthur abfällig von sich.

"Mais, mais* Artüür! Ich finde deine Brüder seeeehr sexy." widersprach Francis.

"Besonders den Ältesten... Scotty ou*? Ach so ein sexy Biest!" schwärmte der Franzose weiter.

Arthurs Kopf lief schon knallrot an und er stammelte: "Halt die Klappe, bloody wanker*!"

Die Anderen beobachteten den Schlagabtausch zwischen dem Franzosen und dem Engländer abschätzend.

Sie hatten keine Ahnung von wem die beiden redeten. Da zog Francis ein Foto aus seinem Geldbeutel und hielt es Gilbert und Antonio unter die Nase. Es zeigte Arthur, zwei Jungs, ungefähr in seinem Alter, und zwei etwas ältere Typen.

Der Größte der vier hatte seine Hand auf Arthurs Kopf und drückte den kleineren Engländer nach unten.

Der andere ältere Typ sah irgendwo anders hin, nur nicht in die Kamera und die beiden anderen Jungs hatten einen Arm um Arthur gelegt.

Francis deutete auf den Größten, mit roten Haaren und sagte: "Das ist Artüürs ältester Bruder, Scotty. Der Typ der nicht in die Kamera schaut heißt Patrick und ist nach Irland abgehauen, weil er Artüür nicht leiden kann. Und die beiden Süßen neben Artüür heißen Celyn und Ian. Sie sind alle älter als unser Kleiner hier und wie ihr seht, wird er auch ziemlich unterdrückt." sagte Francis und lachte dabei lauthals.

Wütend riss Arthur ihm das Foto aus den Händen und meckerte ihn an: "Spinnst du?! Wo hast du das überhaupt her?!" Francis winkte jedoch nur lachend ab und wich einem Schlag des Engländers aus.

Die Anderen mussten über das Gezanke der beiden ebenfalls lachen und machten sich wieder daran, die Geschenke auszupacken. Gilbert sah sich das Foto noch einmal an und musste zugeben, dass Arthur wirklich ziemlich unterdrückt aussah. Gerade als er Arthur über seine Brüder ausfragen wollte, wurde die Türe aufgerissen und Gilberts Vater stürzte herein: "Schnell, kommt nach unten! Es ist etwas passiert!" und damit rannte er auch schon wieder hinaus, gefolgt von der Gruppe.
 

Als sie unten in der Eingangshalle ankamen, hatte sich dort ein Kreis gebildet und Roderichs Mutter beugte sich über jemanden, der am Boden kniete. Als Gilbert näher trat, erkannte er, dass es sein Onkel war!

Nun ja soweit man ihn noch erkennen konnte. Das Gesicht des Mannes war blutüberströmt und man konnte erkennen, dass er einige gezielte Tritte und Schläge abbekommen hatte. Seine Kleidung war zerrissen und auch dort gab es einige blutende Wunden. Außerdem schien ein Arm gebrochen zu sein.

Der Mann kniete auf dem Boden und wimmerte. Gilbert sah, wie sich auch Ludwig zu seinem Onkel hinunter beugte und wie hinter Ludwig Ivan stand.

Hier war der Russe also die ganze Zeit gewesen.

"Was ist passiert?" rief Roderich aufgebracht.

Seine Mutter drehte sich zu ihm um und sagte: "Wir wissen es nicht! Er ist von draußen so herein getaumelt. Sprechen kann er auch nicht richtig, da ihm einige Zähne fehlen und er sich wohl auf die Zunge gebissen hat. Wir haben schon einen Notarzt gerufen, aber bis der sich durch den Schnee gekämpft hat, kann es dauern."

Gilbert konnte nur auf den am Boden knienden und wimmernden Mann schauen. Er spürte gar nichts. Er hatte weder Angst, noch ein Hochgefühl. Aber er fragte sich wer das getan hatte. Wer war zu so etwas fähig? Präzise jemanden Schmerzen zuzufügen. Denn der Täter hatte genau gewusst wo es am Meisten weh tat. Sein Onkel konnte noch nicht einmal mehr stehen!

Gilbert blickte auf. Er sah wie Lili ihr Gesicht gegen Vashs Schulter drückte und alle anderen sich entsetzt anschauten.

Ludwig, sein Vater und seine Tante waren über den Verletzten gebeugt und Ivans Blick konnte der Albino nicht ausmachen, da dessen Haare ins Gesicht fielen, weil er ebenfalls den Mann am Boden anstarrte.

Plötzlich blickte der Onkel auf, direkt zu Ivan und als er den Russen kurz gesehen hatte, wanderte sein Blick weiter, bis er schließlich Gilbert fand. Dann kroch er tatsächlich auf den Albino zu, unter den entsetzten und verwirrten Blicken der Anderen und kam vor dem Weißhaarigen zum knien.

Er blickte Gilbert mit seinen eisblauen Augen an, in denen nur noch Schwäche zu sehen war und senkte seinen Kopf als er sagte: "Es tut mir leid Gilbert. Ich bin unwürdig und du bist etwas ganz besonderes! Ich flehe dich an, bitte verzeih mir!"

Die rubinroten Augen des Albinos wurden groß. Und auch die anderen starrten mit weitaufgerissenen Augen auf das Schauspiel. Als sein Onkel den Kopf wieder hob, irrte sein Blick kurz zu Ludwig.

Nein, halt. Nicht zu Ludwig, wie Gilbert feststellte. Denn er sah den eiskalten Blick von Ivan, mit dem er den kriechenden Mann bedachte. Als ob er eine Made sehe, die er am liebsten zerquetschen würde.

Jetzt war er mit der Situation komplett überfordert.

Er starrte den knienden Mann vor sich an. Sein Onkel der ihn mehr hasste als alles andere, nur weil er anders war.

Und da beschloss er ihm nicht zu verzeihen, er würde ihn da kriechen lassen.

Gilbert drehte sich um und ging immer schneller zurück zu seinem Zimmer. Die letzten Meter rannte er dann und blieb erst stehen, als er die Türe hinter sich zugeschlagen hatte.
 

Gilbert wusste nicht, wie lange er so dagesessen hatte, bis es an seiner Tür klopfte.

Mit rauer Stimme murmelte er ein "Herein." Er blieb aber mit dem Rücken zur Türe sitzen und starrte weiter hinaus auf die Schneelandschaft. Doch dann spürte er die sanfte Hand von Ludwig und ein geflüstertes "Bruder."

Er drehte sich zu Ludwig um, der ihn mit unsicherem Blick ansah.

"Es tut mir leid, Bruder. Vater hat erzählt was zwischen dir und unserem Onkel vorgefallen war... I-ich hatte ja keine Ahnung...."

"Schon gut. Es ist ja nicht deine Schuld." meinte Gilbert nur knapp.

Er wollte nicht das Opfer sein. Er war kein Opfer! Er war awesome und wegen so etwas brach nicht gleich eine Welt zusammen. "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne allein sein. Ich bin müde und so nur schlecht drauf. Und kannst du die Geschenke der anderen mitnehmen?" fragte Gilbert dann angespannt.

Er wollte jetzt nicht mit Ludwig darüber reden. Dieser seufzte kurz und sagte dann noch: "Wenn was ist, dann sag es mir bitte. Du weißt ich hasse Überraschungen und unkontrollierbare Situationen."

Kurz musste Gilbert lächeln. >Unkontrollierbare Situationen<. So etwas konnte nur Ludwig von sich geben.

Kurze Zeit später war er wieder allein. Und die Geschenke waren verschwunden.
 

"Ich habe noch gar nicht mein Geschenk für Gilbert gegeben, da."

"Was willst du?" fragte der Albino unfreundlich. Er konnte Ivans kalten Blick nicht vergessen. Hatte er etwa was mit dem Zustand seines Onkels zu tun gehabt?

Plötzlich spürte der Deutsche, wie Ivan seine Hand nahm und ihm etwas über das Handgelenk streifte.

Irritiert blickte der Albino auf sein Handgelenk. Er erblickte ein Armband. Nicht so ein Mädchen Armband oder so etwas schwules, sondern eines aus Leder, auf dem der preußische Adler aus Edelmetall war.

Ivan wusste wohl noch, dass Gilbert ein großer Bewunderer von dem Königreich Preußen war. Zudem musste es wohl eine Spezialanfertigung sein, denn Gilbert wusste nicht wo man so etwas herbekommen sollte.

"D-danke..." brachte er schließlich heraus.

"Kein Problem, da." damit zog Ivan Gilbert dann zu sich heran und so saßen sie noch Arm in Arm bis Gilbert schließlich an Ivans Schulter einschlief.
 

A/N: Ja, Gilbert schläft bei mir IMMER ein xD Wieso weiß ich nicht...

Der Onkel ist dumm, aber irgendwie musste ich ja Ivans »andere Seite« zeigen -.-

Vielen vielen Dank für die Kommentare! Ich liebe Kommentare ;D
 

Übersetzung:

mon ami - Mein Freund

Mais, mais - Aber, aber

ou - oder

bloody wanker - verdammter Wichser/Schwachkopf (kommt drauf an wie böse Arthie ist :D)

Ein Geschenk, die besorgten Freunde und el Tomate...

Wünsche viel Spaß mit Kapitel 11~
 


 

Als Gilbert die Augen wieder aufschlug, drückte ihn etwas Weiches ins Gesicht.

Er richtete sich auf und stellte fest, dass es der Stoff von Ivans Schal war. Der Albino musste wohl auf dem Russen eingeschlafen sein.

Er warf einen Blick aus dem Fenster, wo gerade die Sonne unterging. Wie es aussah hatte er mal wieder einen ganzen Tag verschlafen!

Seufzend setzte er sich auf und blickte in das schlafende Gesicht Ivans. Gleichmäßig hob und senkte sich die Brust des Größeren und seine Augenlider flatterten. Anscheinend träumte er.

Wenn man den Blonden so ansah, konnte man sich nicht vorstellen, dass irgendetwas Böses an ihm sein sollte.

Gilberts Blick fiel auf das Armband an seinem Handgelenk. Es war wirklich... schön.

Er wandte seinen Blick nach links auf den Boden, wo noch einige Geschenke lagen, die er noch nicht verteilen konnte.

Eines davon gehörte Ludwig und das andere....

Gilbert sprang aus dem Bett und bückte sich nach dem anderen Päckchen.

Nachdem er es kurz angesehen hatte, gab er sich einen Ruck und riss das Papier weg. Dann kniete er sich auf das Bett, neben Ivan und legte ihm die Kette um den Hals. Am Ende der Kette baumelte ein Eisernes Kreuz, fast genauso wie seines.

Er hatte es vor ein paar Tagen auf ihrem Dachboden gefunden. Da es in irgendeiner Ecke vergammelte und ziemlich verstaubt gewesen war, glaubte er nicht, dass es irgendjemand vermissen würde.

Wieder sah er dem schlafenden Ivan ins Gesicht. Er konnte nicht widerstehen und streckte seine Hand aus, um dem Größeren eine paar Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Er sah so friedlich aus.

Doch plötzlich wurde Gilberts Hand festgehalten. Erschrocken wollte der Albino seine Hand zurückziehen, aber Ivan hielt sie fest und küsste erst den Handrücken, dann die Handinnenseite. Schließlich zog er den Kleineren ganz zu sich herunter und küsste ihn auf den Mund.

"Danke für das Geschenk, da." flüsterte er dann Gilberts in Ohr.

Dieser musste sofort wieder erröten. Würde sich das denn nie ändern?

"J-ja ja schon gut. Ich fand es halt awesome und wem hätte ich es denn sonst schenken sollen? Ich hab ja schon eins und äh die anderen brauchen keins...also...." Gilberts Stimme wurde immer leiser.

Warum hörte es sich so an, als ob er sich für ein Geschenk rechtfertigen würde?!

Und Ivan belächelte ihn schon wieder so blöd. Er kam sich gerade wie der absolut letzte Idiot im Universum vor!

Ivan schaffte es wirklich immer wieder, dass er sich nicht so awesome fühlte wie er eigentlich war!

Und zu allem Überfluss knurrte auch sein Magen auf einmal in die Stille hinein. Da wurde das Lächeln des Russen noch breiter.

"Gilbert hat Hunger, da!" sagte er dann unnötigerweise noch.

"Wer hätte es gedacht?!" fuhr Gilbert ihn ärgerlich an. Es war ihm auch so schon peinlich genug, da musste er nicht auch noch mit offensichtlichen Tatsachen konfrontiert werden.

"Ah~ кролик ist so süß wenn er schmollt." sagte Ivan ganz verzückt.

Der Albino war kurz davor laut loszuschreien. Dieser bescheuerte Russe wusste wirklich wie man Leute auf die Palme brachte! Der hätte es vermutlich zustande gebracht aus Ghandi einen Schlägertypen zu machen!

Nur das Blöde war, wenn Gilbert sich richtig ärgerte, dann plusterte er seine Backen auf und bekam rötliche Flecken auf den Wangen. Und genau das passierte gerade.

Ivans Augen leuchteten auf und er sprang den Kleineren mehr oder weniger an.

"Gilbert ist einfach so hinreißend, wenn er sich ärgert!" sagte er und knuddelte den völlig überraschten Albino.

"Hey! Bist du jetzt vollkommen bescheuert?! LASS LOS! Geh weg du Riesenbaby! Ich bekomme keine Luft...!" schrie Gilbert und fuchtelte wie blöd mit den Armen, aber Ivan drückte ihn einfach weiter auf das Bett und kuschelte sich an ihn heran.

Plötzlich vernahm der Deutsche ein Kichern von der Türe. Als er über die Schulter von Ivan sah, blickte er in die grinsenden Gesichter von Antonio und Francis.
 

"Was wollt ihr denn hier?!" rief Gilbert lauter als er beabsichtigt hatte. Seine beiden dämlichen Freunde hatten wohl einen sechsten Sinn dafür, wenn es darum ging, ihn und Ivan zu stören.

"Wir wollten nach dir sehen, mon cher*. Aber so wie es aussieht geht es dir ja gut." meinte Francis mit einem vielsagenden Blick. Antonio stimmte lachend zu. "Sì! Dir scheint es excelente* zu gehen!"

Doch dann wirkte ihr Lachen auf einmal nicht mehr ganz so fröhlich und ihre Augen blickten ernst.

Da stand auch plötzlich Ivan auf.

"Gilbert hat Hunger, da? Ich hole dir mal was zu essen." und damit marschierte er aus der Türe, aber nicht ohne noch einen undefinierbaren Blick auf Gilberts Freunde zu werfen.
 

Antonio und Francis sahen Ivan hinterher.

Anscheinend konnten Russen die Situation besser lesen als Italiener und Amerikaner....
 

Sie drehten sich wieder zu ihrem weißhaarigen Freund, der seinen Kopf in das Kissen gelegt hatte und an die Decke starrte. Er wusste was jetzt wohl kommen würde.

Antonio und Francis setzten sich neben Gilbert auf das Bett.

"Wir sind doch deine besten Freunde, oder?" fing Francis dann an.

Stöhnend legte der Albino einen Arm über seine Augen. Wie er SOLCHE Gespräche hasste!

Er war doch keine Weichei, das über seine Gefühle redete! Das war doch total schwach!

"Dime Gilbert*, warum hast du uns nichts davon erzählt?" fragte Antonio dann weiter nach.

"Weil es nichts zu erzählen gab. Mein Gott, ich bin wegen sowas doch kein psychisches Wrack! Jetzt macht deswegen doch nicht so einen Aufstand. Mir hat das nichts au-"

"NO DIGAS ESO*! Sag nicht dir hätte das nichts ausgemacht!" rief Antonio plötzlich aufgebracht.

Erschrocken sah Gilbert seinen Freund an. Er hatte ihn noch nie laut erlebt. Also laut war der Spanier immer, aber nicht weil er aufgebracht war. Eigentlich hatte er bei dem Spanier noch nie irgendwelche negativen Gefühle gesehen.

Francis seufzte. "Gilbert, wir kennen uns schon ewig. Ich dachte eigentlich ich weiß alles über dich, aber anscheinend ist dem nicht so. Du hast es ja nicht mal Ludwig erzählt! Was glaubst du wie aufgelöst le petit* war, als er das von deinem Vater hören musste?"

Gilbert musste schlucken. Natürlich wusste er wie Ludwig sich gefühlt haben musste. Aber warum hätte er es seinem kleinen Bruder erzählen sollen? Der kam doch mit seinem Onkel gut aus und musste sich doch nicht das Geheul seines GROßEN Bruders antun!

"Du hättest doch nur was sagen müssen! Wir sind doch immer für dich da. Genauso denken auch die anderen..." fuhr Francis fort.

"GOTT VERDAMMT! Ich bin doch kein Opfer! Ihr tut gerade so als wäre ich schutzlos dem großen bösen Mann ausgeliefert worden! Ich brauch euer bescheuertes Mitleid nicht!" Wütend richtete sich Gilbert auf und wollte aus dem Bett steigen. Aber Antonio hielt ihn am Arm fest und zog ihn zurück.

"Hey schon gut. Wir wollten das ja auch gar nicht damit sagen. Komm schon Gilbert, wir wissen, dass du kein Mitleid brauchst. Aber der ganze Rest deiner Familie denkt, dass du deinen Onkel so zugerichtet hast, weil ja anscheinend sonst niemand von dir und deinem Onkel wusste..."

WAS?! Er sollte seinen Onkel so zugerichtet haben?!

Okay, es stimmte zwar das sonst niemand einen Grund hatte, aber-

HALT! Es gab noch jemand der davon wusste, aber... nein. Das würde er nicht sagen.

Schließlich drehte er sich zu seinen Freunden um: "Ihr glaubt das doch nicht ernsthaft oder?"

Die beiden schüttelten die Köpfe. "Nein. Auch viele andere nicht. Eigentlich glauben es nur ein paar. Wir wollten einfach nur nach mon ami* sehen, weil du uns immer Sorgen machst." meinte dann Francis mit einem leichten Lächeln.

Antonio bekräftigte es mit einem heftigen Nicken. Dann zog er etwas aus seiner Sweatshirt-Tasche und hielt es dem verdutzten Albino hin. "Falls du wieder Sorgen hast und es mit niemand teilen willst, sag es el Tomate."

"El Tomate" war eine große rote Tomate, mit einem Gesicht aufgemalt und mit zwei großen Ohren. (Sie hatte auch einen Dreitagebart, der wohl von Francis stammte.)

Das Lachen mit dem Gilbert die Tomate von Antonio erhielt, war so echt, dass es der Spanier einfach ernst meinen musste. Etwas irritiert, aber über die Naivität seines Freundes lachend, nahm er die Tomate an sich.

"Ihr seid echt bescheuert."

"Non mon cher*, wir sind einfach fabuleuse*!" Und damit legten Francis und Antonio jeweils einen Arm um Gilbert und zogen ihn an sich.

"Wie wäre es, wenn wir mal wieder etwas Action starten? Schließlich sind deine langweiligen Verwandten weg und hier tummeln sich so viele unschuldige Opfer..." sagte Francis mit einem unheimlichen Lächeln.

"Sì, sì! Lovi sieht so süß aus, wenn er sich ärgert. Er hat sich wirklich tierisch aufgeregt, als ich ihm unter dem Mistelzweig auf die Wange geküsst habe. Ich verstehe gar nicht wieso...~"

Gilbert und Francis konnten ihren Freund nur fassungslos anstarren. Wie dumm konnte ein einzelner Mensch eigentlich sein? Sogar Vash hatte schon bemerkt, dass Lovino in den (dümmlichen) Spanier verknallt war! Und Vash interessierte es mal so gar nicht wer mit wem. (Außer es ging um Lili. An die durfte man nur ran, wenn man einen Test von dem Schweizer und dessen Vater bestanden hatte. Und bis jetzt hatte das noch keiner...)

Francis und Gilbert verzichteten aber darauf, ihrem Freund etwas zu sagen. Das musste dieser schon alleine hinbekommen!
 

"Kesesese, wir könnten Lutz und Roderich ärgern. Die beiden rasten immer sofort aus." meinte nun auch Gilbert grinsend.

"Oder wir könnten Artür den Tee versalzen." sagte Francis und lachte über sein bescheuertes Wortspiel.

Und so gingen sie alle potenziellen Opfer durch.

Nur Vash ließen sie außen vor. Das war einfach zu riskant...

Einmal hatte es Francis gewagt, den Schweizer anzumachen und wäre beinahe erschossen worden!

Denn Vash strebte einen Waffenschein an und bekam dafür auch die volle Unterstützung seines Vaters.

Und Francis war natürlich so voller amour gewesen, dass er den Schweizer auf einem Schießplatz angesprochen hatte.

Und wenn sie Vash nicht in ihre AWESOME Streiche verwickelt haben wollten, mussten sie auch auf Lili verzichten, denn die Schwester von Gilberts schießwütigem Cousin war sowas von Tabu. Aber eigentlich wollten sie der Kleinen auch keine Gemeinheiten antun. Die war selbst für das verruchte Bad Friends Trio zu unschuldig.

Gerade als die drei sich voller Tatendrang auf neue (hirnlose) Aktionen stürzen wollten, hielt Francis inne.

"Sag mal Gilbert, was sind das da für Flecken auf dem Bettlaken?"
 

A/N: Es scheint wohl ein bisschen OOC von Ivan einfach so zu gehen,

aber das Bad Friends Trio braucht auch mal Zeit für sich ;D
 

Übersetzung:

mon cher - Mein Lieber

excelente - ausgezeichnet

Dime Gilbert, - Sag Gilbert,

No digas eso - Sag das nicht

le petit - der Kleine

mon ami - Mein Freund

Non, mon cher - Nein, mein Lieber

fabuleuse - fabelhaft

Auf die französische, deutsche oder russische Art?

A/N: Normalerweise dauern die Weihnachtsferien ja länger (bei mir zumindest^^), aber ich wollte alle einfach wieder in die Schule schicken und jetzt müssen sie leider mit den Konsequenzen leben xD
 


 

Viel Spaß mit Kapitel 12~
 


 

Für Gilberts Geschmack waren die Ferien viel zu schnell vorbei.

Es war der 4. Januar im neuen Jahr und ein Montag. Das bedeute Schule und frühes aufstehen.

Der Albino war gerade auf dem Weg zur Schule, den er zu Fuß beschreiten musste, weil ihn niemand mit dem Auto mitnehmen konnte und er erst in zwei Wochen 18 werden würde. Sein Vater war schon seit ewigen Zeiten aus dem Haus (Gilbert war sich nicht mal sicher ob dieser überhaupt über Nacht zu Hause gewesen war) und sein Bruder Ludwig war auch schon weg, weil er den kleinen Feli abholen wollte. (Und um dem unfähigen Italiener die Schuhe zu binden!)

Daher stiefelte Gilbert alleine durch den Schneematsch und rieb seine Hände aneinander. Es war verdammt kalt und da es gestern geregnet hatte, war von dem ehemals schönen weißen Schnee nur noch dreckige Klumpen übrig.
 

Als er so über die restlichen Ferien nach Weihnachten nachdachte musste er kurz grinsen.

Es war wirklich ein Spaß gewesen, auch wenn er nach Francis Frage zu den Bettlaken in starke Erklärungsnot geraten war. Aber der Franzose, der für solche Sachen wohl eine Nase hatte, erkannte sofort die Lage und der Albino durfte sich dann ungefragt ungefähr zwei Stunden verschiedene Methoden für Liebesspiele anhören.

Er war aber ehrlich gesagt ziemlich überrascht gewesen, als er hörte was alles im Bett möglich war.

Francis hatte ihm nämlich auch seine persönliche Bibel, das Kamasutra, gezeigt, dass er komischerweise immer mit dabei hatte.

Und nach einigen Rettungsversuchen vor Francis Händen, da dieser ein paar Sachen gerne an Gilbert ausprobiert hätte, konnte und wollte der Albino nicht wahrhaben das Francis schon so einiges aus diesem Buch nachgemacht hatte...

Und vor allem mit WEM der Gute so aktiv die experimentellen Dinge ausprobiert hatte, stand ganz unten auf Gilberts Informationsliste. Aber Francis wäre nicht Francis, wenn er sich nicht einfach ungefragt darüber auslassen würde.

Als der Franzose dann auch noch stolz vom "französischen Sex" erzählte, drehte sich Gilbert demonstrativ weg.

Denn Francis Divise lautete: "Wenn du einen Freund hast, ist das ein Grund, aber kein Hindernis."

Und Gilbert konnte wirklich auf praktische Erfahrung mit seinem besten Freund verzichten, auch wenn dieser nicht unattraktiv war und ihm sicher einiges beibringen konnte. (Er hatte keine Ahnung was "französischer Sex" war)

Aber Gilbert wollte nicht riskieren, dass Francis eines Nachts von einem Russen im wehenden Umhang und einer Schere überrascht wurde, der dann seinem besten Freund den kleinen Francis abschneiden würde. (Wer wusste schon wozu jemand wie besagter Russe im Stande war!)

Bei Antonio schien es da schon "normaler" zugegangen zu sein, aber anscheinend hatte der Spanier eine Schwäche für Rollenspiele. Gilbert hatte sich dann gefragt, warum er all die Jahre nichts von dem perversen Zweitleben seiner Freunde bemerkt hatte. Zwar war Antonio schon seit über 9 Monate Single, aber trotzdem.

Und als die beiden ihn dann gefragt hatten, wie es überhaupt mit Ivan gewesen war und wer was gemacht hatte, flüchtete er nach unten, wo sich die anderen versammelt hatten.

Sie hatten ihn dann mit unbehaglichen Blicken bombardiert. Es war wirklich mühsam gewesen, sie davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war und sein Onkel zwar ein Arschloch war, aber er deswegen jetzt nicht rumheulen würde. Gilbert wollte keinem von seinen unawesome Momenten erzählen, von denen nur Ivan Zeuge gewesen war.

Dieser hatte sich während der ganzen Unterredung im Hintergrund gehalten.
 

Den Rest des Abends und den ganzen nächsten Tag hatte das Bad Friends Trio missbraucht, um die anderen auf die Palme zu bringen.

Zum Beispiel versteckten sie Noahs Unterwäsche bei Matthais unterm Kopfkissen, welche der kleine Norweger dann gefunden hatte und den großen Dänen durch das Schloss gehetzt hatte um ihn zu massakrieren, weil er ihn des Stalkings bezichtigte.

Und so ging es dann weiter, wobei sie von Elizabeta mit der Bratpfanne verfolgt wurden und dabei von Roderichs wütendem Klavierspiel begleitet wurden.

Ivan war zusammen mit Frau Edelstein in ihrem Atelier verschwunden. Gilbert war den beiden dann nachgerannt, weil er nicht wollte, dass Ivan die "ästhetischen Bilder", wie seine Tante sie bezeichnete, sah. Allerdings war er zu spät und so stand er neben den beiden mit hochrotem Kopf, während sie sich Bilder von zwei nackten Männern im Schlamm ansahen oder ein Bild von seinem Vater (?!) und dem Geschichtslehrer Herr Vargas (?!).

Auf dem Bild waren die beiden noch jünger und schienen sehr ... vertraut in ihren altmodischen Togen zu sein...

Das war dann zu viel für Gilbert und so flüchtete er zu seinen beiden Freunden zurück. Was Ludwig wohl zu diesen Bildern sagen würde...?
 

Alfred war damit beschäftig sich in Pose zu werfen und mit einer Tischdecke als Heldencape herumzurennen.

Wie alt war er nochmal?!

Kyell, Tino, Berwald, Matthew, Kiku und Herr Beilschmidt versuchten sich in einem Gesellschaftspiel, verstanden aber die Regeln nicht und so schummelten sie sich einfach durch. Jeder betrog jeden.

Ludwig musste sich Beleidigungen von Lovino anhören, der seinen Bruder besitzergreifend festhielt, wobei Feliciano immer rumjammerte, dass er zu Ludwig wolle.

Vash war damit beschäftigt seiner Schwester zu erklären, dass sie niemals mit Fremden reden durfte, was er mit (niedlichen) Zeichnungen zu unterstreichen versuchte. Und Arthur wollte allen eine Lebensmittelvergiftung verpassen.

Naja eigentlich wollte er nur Essen machen, aber das kam auf das Gleiche heraus. Außerdem klingelte sein Handy ununterbrochen und seine Brüder bombardierten ihn mit Anrufen, die den Engländer aber schier um den Verstand brachten und von Anruf zu Anruf wurde er wütender.
 

Am Samstagabend verabschiedeten sich dann alle, wollten sich aber in einer Woche zur großen Silvesterparty wiedersehen.

(Natürlich ohne die beiden Erwachsenen!)
 

Die Zeit bis zur Party verbrachte Gilbert mit seinem Bruder, seinen Freunden oder Ivan.

So sehr es Gilbert auch in den Fingern juckte, er konnte gewisse Dinge mit dem Russen einfach nicht wiederholen.

Es war nicht so, dass er schüchtern oder nervös war!

Nein, er wusste nur nicht wo er anfangen sollte!

Das zumindest versuchte sich der Albino einzureden...

(Außerdem verunsicherte ihn die Erklärung von Francis, betreffend der "französischen Art" noch zusätzlich, da er absolut keine Ahnung hatte wie er das machen sollte. Und als Francis ihm »Hilfe« anbot, schlug er die hastig ab!)
 

Und dann war auch schon der 31. Dezember.

Als Gilbert daran zurückdachte wurde er rot. Nicht nur rot, er fühlte wie sein Kopf wohl gleich wie ein Minivulkan ausbrechen würde! Denn auf der Party ging es ziemlich... heiß her.
 

Der Alkohol floss in Strömen und schon nach zwei Stunden knutschte Arthur tatsächlich mit Francis in der Ecke herum!

Der Franzose nutzte die Lage auch gleich aus, um den blonden Engländer abzuschleppen. (Gehörte dieser noch nicht zu Francis Eroberungen)

Antonio und Gilbert hatten das Spektakel unter Lachtränen verfolgt. Arthur würde am nächsten Morgen vor Scham im Boden versinken!

Doch noch bevor sich der Deutsche und der Spanier wieder beruhigen konnten, wurden sie von einem großen, rothaarigen, rauchenden Typen angesprochen, der sich nach Arthur erkundete.

Gilbert identifizierte den Typ als Arthurs »sexy Biest« Bruder Scotty. Und weil Antonio schon zu viel von seinem Licor 43 getrunken hatte, gab er auch gleich Auskunft über Arthurs und Francis Verbleib.

Nur schien die Auskunft den Bruder gar nicht zu gefallen und schon stürmte er in die angezeigte Richtung, hinter dem wollüstigen Franzosen und dem völlig betrunkenen Engländer her.

Gilbert und Antonio sahen sich dann nur achselzuckend an.

Währenddessen versuchte Ludwig noch den ein oder anderen zu retten und Vash strafte jeden mit tödlichen Blicken, der es auch nur wagte Lili anzusehen.

Als dann ein wirklich, wirklich großer Vollidiot seiner Schwester an den Hintern fasste, musste diese bedauerliche Gestalt ihr Blut vom Boden auflecken.

Lovino, der anscheinend kaum Alkohol vertrug, hatte dem völlig überraschten Antonio seine Liebe gestanden und ihn geküsst. Naja die Überraschung des Spaniers wandelte sich dann ziemlich schnell in feurige Leidenschaft und so zogen sich die beiden schon fast vor allen anderen aus, wenn Ludwig die beiden nicht aufgehalten hätte.

Als dann auch Antonio weg war und Gilbert mit niemanden mehr rumhängen konnte der awesome genug war, forderte der Albino Ivan zum Wettrinken heraus. (NICHT NACHMACHEN! ALKOHOL IST BÖSE!)

Der Russe hatte schon den ganzen Abend ein Vodkaglas nach dem anderen geleert.

(Gilbert konnte es nicht fassen, dass der Russe tatsächlich Vodka und NUR Vodka trank. Es war zu klischeehaft.)

Tja um das alles abzukürzen: Ivan trank Gilbert unter den Tisch. Der Albino hatte zwar einige Erfahrung und war bisher ungeschlagen, aber Ivan haute das Zeug wie Wasser runter!

Wahrscheinlich war es das in Russland auch...

Hier hatte Gilbert dann einige kleine Erinnerungslücken, aber was er noch ganz genau wusste war, dass er sich nur wenig später vor Ivan kniend wiederfand und es auf die wohlbekannte "französische" Art mit ihm machte...!

Und er schien darin sogar sehr begabt zu sein, denn am nächsten Morgen (oder eher Mittag) hatte der Russe dem Albino ins Ohr geflüstert: "Gilbert sollte so etwas öfters machen. Du scheinst mit deinem Mund vielerlei Talente zu besitzen, da."
 

Bei der Erinnerung spürte Gilbert die Hitze in sich aufsteigen. Er konnte es nicht fassen!

Er hatte es tatsächlich Ivan in irgendeinem fremden Haus besorgt!

Doch als er wieder so an den Russen dachte, knirschte er ärgerlich mit den Zähnen. Er hatte das restliche Wochenende wieder nichts von diesem Vodkasaufenden Borschfresser gehört!

Dafür aber von Antonio der aufgeregt berichtete, dass er mit Lovino zusammen war. Er war ganz aufgelöst, weil er keine Ahnung hatte, dass der mürrische Italiener in ihn verknallt war! An der Stelle hatte Gilbert ins Telefon geseufzt und die Augen verdreht. Antonio war wirklich ein Trottel.
 

Und so landete er wieder bei Montagmorgen und er hatte auch endlich das Schultor erreicht.

Die Schüler strömten wieder in Scharen in das Schulgebäude, als könnten sie es kaum abwarten wieder von irgendwelchen Lehrern vollgequatscht zu werden und unnötige Aufgaben zu erledigen.

"Gilbert! Bonjour Gilbert!" rief Francis dann vom Schuleingang und lief winkend auf ihn zu.

"Schön dich zu sehen, ma chère!" rief der Franzose freudig und umarmte Gilbert überschwänglich.

"Was ist denn mit dir los?" fragte Gilbert und schob Francis weg.

"Nichts, mon ami. Ich freue mich nur." antwortete der Franzose lachend.

"Na wenn du meinst." brummte der Albino.

"Hola amigos! Endlich wieder Schule was?" gesellte sich dann auch Antonio zu ihnen. An der Hand hielt er einen mürrisch dreinblickenden Lovino.

"Idiota! Was soll ich bei dem französischen bastardo und dem Bruder vom Kartoffelkopf?!" meckerte der kleine Italiener.

Doch Antonio lachte nur kniff dem Kleinen in die Wange, auf die er dann kurz darauf auch einen Kuss drückte.

Lovino errötete leicht unter der braunen Haut und drehte sich launisch von den dreien weg.
 

Im Klassenzimmer begrüßte sie der Alte Fritz freudig. Man konnte das natürlich nicht so sagen, aber Gilbert war anscheinend auch der Lieblingsschüler vom alten Fritz.

Der Albino sah sich suchend um. Ivan war noch nicht da...

Aber das war ihm natürlich egal! Als ob er jetzt auf diesen dämlichen Russe warten würde!

"Hey Arthur, warum drückst du dich denn da hinten in der Ecke rum?" hörte er dann Antonio fragen.

Als er zu Arthur sah, stand dieser mit betretenem Blick auf dem Boden in der hintersten Ecke rum.

"I-ich äh wollte nur mal nachsehen was es äh hier hinten gibt." stotterte er eine (unglaubwürdige) Erklärung.

Und als er dann zu den dreien an den Tisch kam, versuchte er Francis Blick auszuweichen.

Aber auch der Franzose sah verlegen auf die Seite.

MOMENT MAL! Francis war NIE verlegen! Dem Franzosen war absolut nichts peinlich und schon gar nicht eine Nacht mit Arthur! Aber anscheinend war etwas vorgefallen, dass selbst den schamlosen Francis verlegen machte.

Der Albino musste grinsen. Was für eine unawesome Situation.

Wieder warf er einen Blick auf den leeren Platz neben sich. Dann fing auch schon der Unterricht an, doch der Platz neben ihm blieb leer. Genauso wie in Geschichte der Platz vor ihm leer blieb.

Ivan war nicht in der Schule aufgetaucht...
 


 

A/N: Das mit der "französischen Art" hab ich irgendwo mal gehört und man sagt es wohl auch tatsächlich^^ (Es gibt auch eine deutsche, russische, spanische..usw... Art. :D)

Licor 43 ist ein spanisches Likör.

(Aber Alkohol ist böse! Gilbert und die Anderen sollten sich schämen ō_ō)
 

Freue mich natürlich über Kommentare♥

Ein unsinniges extra Kapitel

A/N: Das Kapitel hat absolut nichts mit Ivan und Gilbert zu tun, aber ich bin die Idee nicht mehr losgeworden und musste es einfach irgendwie verarbeiten xD

(Außerdem baut es unnötig Spannung vor dem nächsten - Story relevanten - Kapitel auf :DD)

Wer kein SpaMano mag, sollte jetzt schnell das Weite suchen, denn hier wird Antonios Rollenspielfetisch behandelt xDD (Mit Lovino)
 

Viel Spaß mit dem (inoffiziellen) Kapitel 13~
 


 

Mit verschränkten Armen und einem Blick der Töten könnte, saß Lovino Vargas auf der Couch und sah den feierlaunigen Leuten zu. Diese betranken sich, knutschten wie wild herum oder trieben es unter dem Tisch. Es war wirklich widerlich, wie alle übereinander herfielen und so taten als wäre Liebe und Sex das einzig Wichtige auf der Welt!

Wütend starrte er geradeaus und wünschte sich er wäre nicht auf diese bescheuerte Silvesterparty mitgekommen.

"Veeeh~ fratello*, warum siehst du denn so wütend aus?"

Genervt verdrehte Lovino die Augen. Na toll, der hatte ihm gerade noch gefehlt! Sein kleiner, zurückgebliebener Bruder Feliciano! Der war sogar zu blöd eine Türe zu öffnen, auf der ausdrücklich ZIEHEN stand.

"Geht dich nichts an." gab er mürrisch zurück.

"Ma, ma* fratello! Es ist doch Silvester, dass muss man feiern." erwiderte Feliciano gut gelaunt und drückte dem immer gereizter werdenden Lovino ein Glas in die Hand.

"Was soll ich damit?" fragte der Ältere dann.

"Na trinken du Dummerchen!" lachte sein kleiner Bruder und hüpfte daraufhin fröhlich zu der nächsten Gestalt.

Übellaunig sah er dem quirligen Italiener nach. Wie konnte Feli überhaupt leben? Sein Gehirn beschränkte sich auf Pasta, Pizza und... diesen perversen Kartoffelkopf!

Ja auch das zeugte von niederer Intelligenz, da sein Bruder mit diesem Deutschen Strohkopf zusammen war.

Hallo?! Diese perversen Mitteleuropäer waren schließlich bekannt für ihre Vorliebe mit kranken SM-Spielen und dem ganzen Scheiß!

Und als Lovino dann sah, wie sich Feliciano an Ludwig hängte und die sich dann küssten, kippte er wütend das Glas mit der klaren Flüssigkeit hinunter... und hätte es fast wieder ausgespuckt. Das Zeug brannte wie Feuer als es seine Kehle hinunter rann!

Aber irgendwie... war es gar nicht so schlecht.

Und so machte er sich auf zu der Bar, wo er dann einen Jungen nach dem Namen des Getränks fragte.

Der Junge gab auch sofort Auskunft, weil Lovino einen ziemlich angepissten Eindruck machte. Es hieß Grappa und war eine italienische Spirituose. Also kippte sich der Italiener noch ein Glas runter. Er fühlte sich schon viel besser!

Als er sich dann aber umdrehte, sank seine Laune augenblicklich wieder in den Keller. Denn er sah einen gewissen Spanier mit seinen idiotischen Freunden.

Und auch wenn sich Lovino dafür Ohrfeigen könnte, schlug sein Herz augenblicklich schneller, bei dem warmen Lachen Antonios. Nein wie bescheuert war er eigentlich?! Dieser hirnlose tomatenbessesene Idiot, fühlte ja mal absolut nichts für ihn! Er war für Antonio nur ein Kindheitsfreund, den dieser nerven konnte!

Frustriert schenkte sich der Italiener noch ein Glas Grappa ein und kippte es hinunter. Er würde diesen blöd grinsenden Spanier einfach ignorieren!

Lovino spürte wie sich leicht um ihn herum alles drehte. Der Alkohol zeigte anscheinend Wirkung.

Na toll, da hatte er jetzt den Salat!

"Loviiii~ Wie schön dich zu sehen!" hörte er eine wohlbekannte Stimme hinter sich.

Als er sich zu Antonio umdrehte wollte er diesen schon anfauchen, hielt dann aber inne.

Dannazione*! Er sah direkt in die grünen Augen des Spaniers. Und dieser lachte auch schon wieder und ließ sein Gesicht so aussehen, als würde die Sonne aufgehen!

"Was hast du denn Lovi?" fragte Antonio verwirrt, weil der kleine Italiener ihn wohl ansah als wäre er ein Bewohner des Planeten Tomato.

Und plötzlich wusste Lovino was er zu tun hatte!

Er packte den verdutzten Spanier am Kragen und küsste ihn mitten auf den Mund.

Erst war Antonio überrascht, aber dann übernahm auch schon sein heißblütiges spanisches Blut die Kontrolle und er küsste Lovino leidenschaftlich zurück.

Da nun beide viel zu erregt waren und zu viel getrunken hatten, konnten sie gar nicht mehr aufhören.

Antonio machte sich auch schon an dem Hemd des Kleineren zu schaffen, während Lovino dasselbe bei dem Spanier machte. Doch noch bevor sie das Hemd des jeweils anderen ausziehen konnten, wurden sie auseinandergezogen und ein ordungsschaffender Ludwig fragte sie: "Könnt ihr euch kein Zimmer nehmen?"

Lovino wollte schon zu einer patzigen (und beleidigenden) Antwort ansetzen, aber Antonio lachte nur, packte den Italiener an der Hand und zog ihn Richtung Haustür. "Ich wohne ja nur eine Straße weiter!" sagte er dann und Lovino folgte ihm einfach.
 

Kaum hatte Antonio die Haustüre aufgeschlossen, da packte er Lovino auch schon wieder und sie versanken wieder in einem feurigen Kuss.

Der Spanier war sogar so ungeduldig, dass er es nicht mal mehr bis zu seinem Zimmer schaffte, sondern den Italiener auf das Sofa warf. Lovino hatte damit kein Problem und schon machte sich Antonio wieder an dem Hemd des Kleineren zu schaffen.

Lovino spürte nur noch die Hitze in seinem Körper und wollte endlich den Anderen spüren, doch dieser hielt auf einmal inne. Unwillig setzte sich der Italiener auf und fauchte den Älteren an: "Cosa*?! Warum machst du nicht weiter?"

Da errötete Antonio plötzlich und er sah weg.

"Hey Idiota! Ich rede mit dir!" meckerte Lovino weiter.

Da sah ihn der Spanier auch wieder an und murmelte dann: "I-ich also,... äh... finde das so irgendwie langweilig."

ÄH WAS?! Langweilig?!

Doch bevor Lovino wütend antworten konnte, redete Antonio hastig weiter: "Also nicht du bist langweilig! Ich... ich finde es mit Vorspiel nur irgendwie interessanter..."

Aha. Vorspiel. Naja anscheinend wusste Antonio genau was er wollte. Also seufzte Lovino nur und fragte dann in einem genervten Tonfall (was der Spanier aber nicht zu bemerken schien): "Und was willst du machen?"

Da leuchteten die Augen des Größeren auf einmal auf und er wurde ganz aufgeregt.

"Also ich habe mir folgendes Ausgedacht: Ich bin ein Tomatenplantagenarbeiter und du der Sohn des reichen Besitzers. Ich bin arm wie eine Kirchenmaus und du der steinreiche Erbe. Unterschiedlicher geht’s ja kaum. Aber dann entdecken wir beide unsere Liebe zu den Tomaten und eine heiße Affäre beginnt. Aber dein Vater darf natürlich nichts davon erfahren, also müssen wir es heimlich machen."

Mit strahlenden Lächeln und erwartungsvollen Augen sah Antonio Lovino an, als er geendet hatte.

"Äh was?" war alles was der Italiener herausbrachte.

"Nicht gut? Hm, dann vielleicht so: Ich bin ein Piratenkapitän und du mein Gefangener! Oder du bist der neue bei der Polizei und ich dein Vorgesetzter und wir fangen, wieder heimlich, eine Affäre an und wenn das rauskommen würde, wäre es ein Skandal!" plapperte Antonio dann weiter.

Lovino starrte ihn dabei nur an. Meinte der das jetzt ernst?

Aber je mehr der Italiener darüber nachdachte, desto mehr gefallen fand er an der Idee. Antonio als Kapitän? Gott wie scharf er aussehen würde und er als Gefangener...~ Bei dem Gedanken errötete Lovino. Da bemerkte er auch, dass Antonio aufgehört hatte und ihn ansah.

"Dios mío*! Tut mir leid! I-ich ... du denkst jetzt bestimmt ich bin gestört!" rief der Spanier dann plötzlich und sprang vom Sofa auf. "Tut mir leid! Ist wohl besser wenn wir es lassen..." murmelte er dann noch.

Doch da packte ihn Lovino am Arm und nuschelte: "Du könntest doch auch ein Tomatenschmuggelnder Pirat sein, der eine Tomatenplantage ausgeraubt hat und den Sohn des Besitzers entführt hat..."

Der Italiener starrte angestrengt auf die Seite als er das sagte. Da spürte er plötzlich einen Ruck und er wurde auf die Beine gezogen. Er sah in das strahlende Gesicht Antonios und dieser rief: "Deine Idee ist einfach fantástico!"

Und damit eilte er aus dem Zimmer um einige, benötigte, Gegenstände zu holen....
 

Francis war geschockt. Und eigentlich war Francis Bonnefoy nie geschockt!

Er hatte schon alles gesehen, gehört und wahrscheinlich auch so ziemlich alles getan. Aber das vorhin war absolut unerwartet gekommen und er wusste nicht was er davon halten sollte.

Und nun war auf dem Weg zu seinem besten Freund Antonio Fernandez.

Eigentlich wollte er ja zuerst mit Gilbert sprechen, aber er hatte den Albino nirgendwo finden können und da Antonio nur eine Straße weiter von der Party weg wohnte, war es einfach am logischsten.

Als er näher an das Haus des Spaniers trat, sah er im Untergeschoss Licht brennen. Anscheinend war Antonio im Wohnzimmer. Am Besten er würde erst mal einen Blick durch das riesige Wohnzimmerfenster werfen, bevor er klingelte.

Also schlich er um das Haus und spähte in das Wohnzimmer und als er die Situation im Zimmer erfasst hatte, hätte er sich selber ohrfeigen können, weil er keine Kamera dabei hatte!

Denn im Inneren des Hauses hatte Antonio, den nur in ein weißes Hemd gehüllten Lovino, an das Sofa gefesselt und beugte sich über ihn, mit nur einem Piratenhut und einem langen "Fluch der Karibik-Mäßigen" Mantel am Leib.

Der Italiener hatte überall Tomatensoße auf dem Körper und "Captain Antonio" war gerade dabei alles abzulecken.

Francis drückte sein Ohr an das Fenster. Vielleicht konnte er ja auch etwas verstehen...
 

Lovino stöhnte laut auf. Oh Gott, die Zunge von Anto- äh seines Captains war einfach pures Feuer.

"Wer ist dein Captain und wem schwörst du ewige Treue?" flüsterte ihm der Spanier gerade ins Ohr.

Lovino musste schlucken. Wie konnte aus dem gutgelaunten, dümmlichen, immer netten Antonio von jetzt auf nachher so ein... Hengst werden?!

Er spürte die Hände des Spaniers an den Innenseiten seiner Schenkel und keuchte laut auf.

"Sag schon du Landratte! Wer ist dein Captain?" hauchte ihm Antonio ins Ohr.

"I-ihr seid mein Captain." brachte Lovino mühsam hervor.

"Brav." sagte Captain Antonio mit einem spöttischen Lächeln und fütterte seinen Gefangenen mit einem Stück Tomate.

Dann beugte er sich hinunter und kam mit den Lippen gefährlich nahe an Lovinos südliche Region.

Aufgeregt zerrte der Italiener an seinen Fesseln, die aus echten Polizeihandschellen bestanden.

Wo hatte Antonio nur all diesen Kram her?!

"Nana, nicht so stürmisch mein Kleiner. Was soll denn der Captain machen? Was ist gerade dein größter Wunsch...?" fragte der Spanier dann süffisant und Lovino hielt es nicht mehr aus.

Also fauchte er seinen Captain an: "Fick mich endlich! Mio Dio* mach schon du bastardo!"

Antonio lachte daraufhin, aber er wanderte tatsächlich mit seinen Händen weiter über die Schenkelinnenseite und murmelte dann noch mit heißer Stimme: "Was für ein ungeduldiger Gefangener...~"
 

Francis wäre, nachdem er alles gehört und gesehen hatte, beinahe gestorben!

Mon Dieu*, so hatte er seinen lieben Freund ja noch nie erlebt!

Schließlich wandte er sich dann aber ab und machte sich auf den Heimweg... Er musste selber seine Gedanken ordnen! Gott, was unter Alkoholeinfluss doch alles passierte....

So ging er die Straßen entlang und über ihm explodierten die Feuerwerksraketen und überall wünschten sich die Menschen ein schönes neues Jahr.

Die einen mehr die anderen weniger...

Und wie der Franzose feststellte, bekamen Antonio und Gilbert wohl die besten Neujahrswünsche schlechthin...
 

Der nächste Morgen:

Als Lovino aufwachte, sah er direkt in die strahlenden Augen von Antonio und sein lachendes Gesicht.

"Buenos días* Lovi~ Gut geschlafen?"

Der Italiener sah den Spanier nur mürrisch an. Anscheinend war dieser wieder ganz der Alte.

Nichts zeugte mehr von dem leidenschaftlichen Captain Fernandez der letzten Nacht.

Aber irgendwie machte genau dass Antonio so interessant. Mit ihm konnte Lovino wohl noch eine Menge erleben, schließlich gab es da ja noch den neuen Polizisten und seinen Vorgesetzten, sowie einige Sachen die dem Italiener selbst im Kopf herumschwirrten...
 

Ich entschuldige mich für die hinauszögerungs Taktik >.<
 

Übersetzung:

fratello - Bruder

ma, ma - aber, aber

dannazione- verdammt

cosa - was

Dios mío - mein Gott

Mon Dieu - Mein Gott

Buenos días - Guten Morgen

Lässt sich fallen weich wie Schnee, erst wird es heiß, dann kalt, am Ende tut es weh

Das nun wieder offizielle Kapitel 14~

(Ich bitte jetzt schon um Verzeihung >.<)
 

Als Gilbert am nächsten Morgen in die Schule kam, war ihm seine schlechte Laune wohl schon ins Gesicht geschrieben, denn die Schülern denen er begegnete machten einen weiten Bogen um ihn. Gut, sollte ihm recht sein!

Er hatte gestern versucht Ivan zu erreichen, aber dieser hatte nicht mal abgenommen!

Und als er es mit Ludwigs Handy versucht hatte, ging der Russe zwar hin, aber als Gilbert zu sprechen begann drückte der Arsch ihn einfach weg! Was erlaubte sich dieser Borschfresser eigentlich?!

"Na, na ma chère, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?" hörte er plötzlich Francis Stimme hinter sich.

"Nichts! Was soll schon sein?!" antwortete er wütend und marschierte weiter die Gänge entlang. Er hörte wie ihm Francis hinterher hastete.

"Attends*! Was ist denn Gilbert?"

Gerade als Gilbert zu einer genervte Antwort ansetzten wollte, sah er wie Ivan das Schulgebäude betrat.

Wütend stürmte er auf den Russen zu und ließ den verwirrten Francis stehen.
 

"Hey du Penner! Was fällt dir eigentlich ein?" schrie er Ivan an, der mit dem Rücken zu ihm stand.

"So kannst du mit Awesome Me nicht einfach um-" da verstummte er plötzlich, weil sich der Russe zu ihm umgedreht hatte und ihn mit einem eiskalten Blick von oben herab ansah.

"Gilbert, schrei nicht so rum." sagte Ivan mit emotionsloser Stimme.

"W-was soll das denn bitte heißen? Ich kann so laut schreien wie ich will!" gab der Albino patzig zurück.

Ivan seufzte, packte den Kleineren grob am Handgelenk und sagte: "Ich glaube wir müssen reden, da. Komm mit."

Das >Komm mit.< war ohnehin überflüssig, da der eiserne Griff um Gilberts Handgelenk nicht zu lösen war und so schleifte der Russe den Albino aufs Dach. Genau wie damals, als Gilbert mit Ivan reden wollte und es ganz anders ausgegangen war.

Oben angekommen ließ Ivan das Handgelenk los und Gilbert stolperte ein paar Schritte auf das Dach.

"Sag mal spinnst du? Was soll das jetzt?!" fauchte er Ivan an, der ihn nur anstarrte.

Dann seufzte der Russe wieder und sagte mit gelangweilter Stimme: "Weißt du Gilbert, ich fand dich immer sehr unterhaltsam. Wie du dich immer gegen mich gewehrt hast und trotzdem sehr gefügig sein konntest." An dieser Stelle sah Gilbert mit roten Wangen auf die Seite. "Aber seit der Silvesterparty hab ich ja eigentlich alles von dir bekommen...und jetzt bist zu uninteressant für mich geworden. Es gibt einfach nichts mehr was ich noch bei dir holen könnte und daher bist du... langweilig, da. Deshalb mach ich wohl besser Schluss, bevor du mir noch weiter auf die Nerven gehen kannst und ich noch vor Langeweile sterbe." damit endete Ivans monotone Ausführung.

Es war totenstill auf dem Dach und nur der kalte Wind pfiff an ihnen vorbei.

Mit aufgerissenen Augen starrte Gilbert den Russen an. Dieser zuckte noch kurz mit den Schultern und ging zu Gilbert, um ihm den Kopf zu tätscheln, bevor er dann einfach kehrt machte und im Inneren des Gebäudes verschwand.

Einfach so. Ohne ein weiteres Wort, als hätte er gerade die unwichtigste Sache der Welt erledigt.

Gilbert starrte ihm hinterher. Sein Kopf war wie leer gefegt und er konnte einfach nur starren.

Doch langsam drang die Bedeutung von Ivans Worten in sein Bewusstsein und seine Hände begannen zu zittern.

Hatte er das richtig verstanden? Ivan hatte alles von ihm bekommen und jetzt war er langweilig? Er verstand es nicht. Wieso passierte das? Warum ihm?

Er musste schwer schlucken und er spürte einen großen Kloß in seinem Hals.

Scheiße, er würde jetzt nicht heulen! Er würde keine einzige Träne um dieses Arschkind vergießen! Gottverdammt, jemand so tolles wie er heult nicht wie eine dämliche Pussy!

Aber egal wie oft Gilbert sich das einredete, seine Augen hatten da andere Pläne und die erste Träne floss schon über die Wange. Hastig wischte der Albino sie weg. Scheiße, scheiße, scheiße! Er musste hier weg! Und zwar schnell!

Am besten nach Hause...
 

"Mon ami! Wo ist denn Lüdwig?" fragte Francis gerade Alfred, der in der gleichen Klasse wie Gilberts kleiner Bruder war.

"Der ist in der Bibliothek, Dude! Was wollt ihr denn von ihm?"

Francis und Antonio sahen sich besorgt an. Gilbert war nicht zur ersten Stunde aufgetaucht und mittlerweile war die sechste Stunde schon vorbei. Sie hatten in der Abstellkammer gesucht, aber dieses Mal war ihr Freund nicht da gewesen. Einmal hatten sie Ivan gesehen, aber etwas im Blick des Russen hatte sie davon abgehalten ihn zu fragen.

Und so mussten sie sich wohl auf die Spürnase ihres deutschen Schäferhundes verlassen.

So ließen sie Alfred ohne eine Antwort stehen und eilten zur Bibliothek, wo sie Ludwig vorfanden, der einen riesigen Schinken wälzte und im Zehn-Sekunden-Takt seine Lesebrille putzte.

"Lüdwig Lüdwig! Mon dieu*, endlich haben wir dich gefunden!" rief Francis in die Stille der Bibliothek und erntete dafür missbilligende Blicke von den anderen Schülern.

Ludwig zuckte erschrocken zusammen und sah den Franzosen und den Spanier dann auch mit strengem Blick an. Obwohl der Deutsche jünger als die beiden war, schrumpften sie unter dem Blick des Blonden auf Zwergengröße. Er war genauso herrisch wie sein Vater!

Mit einem stummen Wink führte er die beiden Störenfriede aus der Bibliothek und so standen sie im Gang.

"Was wollt ihr denn?" fragte er dann.

Sofort platzte es aus Antonio heraus: "Gilbert! Gilbert ist verschwunden und wir können ihn nirgendwo finden!"

Kurz zuckte Ludwig mit einer Augenbraue, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Er musste einfach immer Ruhe bewahren, also hakte er weiter nach: "Wie meint ihr verschwunden? Habt ihr schon das Schulgelände abgesucht?"

Aufgeregt nickten die beiden Freunde und Francis fügte hinzu: "Wir haben alles abgesucht. Jeden noch so kleinen Winkel, aber mon ami ist nicht da!"

Ludwig nickte und überlegte. Da kam ihm plötzlich der Geistesblitz. "Tsk. Ich kann mir schon denken wo sich mein Bruder herumtreibt! Sieht wohl ganz danach aus, als hätte er die Schule geschwänzt."

Ungläubig sahen ihn Francis und Antonio an. "Bist du sicher?" fragten sie dann wie aus einem Mund. Denn Gilbert schwänzte eigentlich nie ohne Francis und Antonio.

"Natürlich! Dieser Idiot schwänzt doch wann immer es geht. Ich gehe jetzt nach Hause und suche ihn dort. Ich habe jetzt sowieso Schulschluss."

Antonio sah den Deutschen mit großen Augen an. "Increíble*! Du bist wirklich ein Schäferhund! Du weißt schon, so einer wie die Polizei immer benutzt um Leichen oder Drogen aufzuspüren."

Ludwig sah den Spanier etwas ungläubig an. Hatte dieser gerade Gilbert als Leiche oder Droge dargestellt und er war der Hund der so etwas aufspüren sollte?!

"Wir kommen dann nach, wenn wir aus haben!" rief Francis dem Deutschen noch hinterher, als er sich auf den Heimweg begab. Als Zeichen der Kenntnisnahme hob Ludwig noch kurz die Hand und verschwand dann um die nächste Ecke.
 

Als Ludwig die Haustüre aufschloss, erwartete er schon den Fernseher zu hören, da Gilbert immer fern sah wenn er die Schule schwänzte. Oder er spielte eines seiner Playsationspiele. Auf jeden Fall war der Fernseher immer an.

Doch als er eintrat, vernahm er gar nichts. Es war alles ruhig und Ludwig dachte schon er hätte sich geirrt und sein Bruder war gar nicht hier. Doch dann sah er Gilberts Schuhe und seine Schultasche auf dem Boden liegen.

Seufzend hob Ludwig sie auf und verstaute sich ordnungsgemäß in einem Schrank.

Dann musste Gilbert wohl in seinem Zimmer sein.

Er ging die Treppe rauf und blieb dann vor der Zimmertür seines Bruder stehen. Er hörte nichts und das besorgte ihn dann doch ein bisschen. Aber anklopfen wollte er nicht, da sein Bruder ja immerhin die Schule geschwänzt hatte!

Da hatte er sich die Privatsphäre nicht verdient und so trat er einfach ein.

Gilbert lag mit dem Rücken zu ihm auf seinem Bett. Er regte sich nicht mal, als Ludwig eintrat.

"Hey Bruder! Was machst du hier?" fragte der jüngere Beilschmidt mit ernster Stimme.

Doch sein großer Bruder reagierte nicht.

"Nun sag schon Gilbert! Du kannst nicht einfach die Schule schwänzen!" machte Ludwig weiter und in seiner Stimme schwang schon etwas Ärger mit.

Doch auch diesmal machte der Albino keine Anstalten irgendetwas zu tun.

Wütend schritt Ludwig zu seinem Bruder und beugte sich über ihn, bereit ihn anzuschreien. Doch dann sah er, wie Gilbert sein kleines Plüschtier fest an die Brust gepresst hatte. Es war ein kleines gelbes Küken, das er mit 5 Jahren geschenkt bekommen hatte und seither nicht weggeschmissen hatte. Der Albino liebte das Teil, auch wenn Ludwig und sein Vater das immer recht bedenklich fanden, aber Gilbert hatte eine Schwäche für süße, kleine Dinge.

Und als Ludwig seinen Bruder da so sah, wie er das Tierchen im Arm hielt und mit leerem Blick an die Wand starrte, wusste er, dass etwas passiert sein musste. Zögernd streckte er seine Hand aus und berührte die Schulter des Älteren.

"Bruder... was ist?" fragte er mit besorgter Stimme. Und tatsächlich reagierte der Albino auf die Berührung und drehte seinen Kopf zu Ludwig. Aber eine Antwort bekam der Blonde nicht.

"Na sag schon Gilbert! Ist etwas passiert?" versuchte es der Jüngere weiter. Doch da drehte der Albino seinen Kopf schon wieder weg und starrte weiter die Wand an.

Seufzend richtete sich Ludwig wieder auf. So würde er nichts erreichen. Also ging er wieder aus dem Zimmer und schloss die Türe hinter sich. Kaum hatte er das getan, klingelte es unten an der Haustür.

Schnell hastete Ludwig die Treppe hinunter und als er die Türe aufriss, erwarteten ihn Antonio und Francis.

Die drängten sich an ihm vorbei und Francis fragte aufgeregt:"Wo ist Gilbert?"

Ludwig zögerte kurz, dann sagte er: "In seinem Zimmer, aber ich glaube wir sollten ihn in Ruhe lassen..." Und so berichtete er den besten Freunden seines Bruders was los war. Doch auch Antonio und Francis hatten Neuigkeiten.

"Merde! Wir haben gehört, dass sich Ivan und mon ami getrennt haben!"

Ludwig runzelte die Stirn. Wie konnte denn das passieren?

Antonio ließ sich seufzend auf die Couch fallen. "Anscheinend hing Gilbert doch mehr an Ivan als wir gedacht haben."

"Ja aber warum haben sie sich denn getrennt?" fragte Ludwig nach.

Die beiden Freunde zuckten mit den Schultern. "Keine Ahnung. Das hat uns Ivan nicht gesagt."

"Ihr habt ihn persönlich gefragt?!" rief Ludwig entsetzt. Selbst er hatte eine gehörige Portion Respekt vor dem Riesen.

"Naja unsere Sorge um Gilbert war größer, als die Angst vor Ivan dem Schrecklichen." sagte Francis achselzuckend.

Nach einer Weile des Schweigens sagte Ludwig dann: "Okay, ich denke ihr solltet jetzt auch nach Hause gehen. Es ist schon spät und morgen ist Schule."

Antonio und Francis protestierten zwar, da sie nach Gilbert sehen wollten aber der Deutsche war etwas stärker als die beiden und schmiss die dann einfach aus dem Haus.

Dann machte sich Ludwig daran das Lieblingsessen seines Bruders zu kochen und brachte es ihm ins Zimmer. Viel hatte sich an der Position des Albinos nicht verändert, nur dass seine Augen jetzt geschlossen waren.

Seufzend stellte Ludwig das Tablett mit dem Essen ab und strich seinem großen Bruder ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Konnte ihn die Trennung von Ivan wirklich so mitgenommen haben? Eigentlich war sein Bruder nicht der depressive Typ. Und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass Gilbert so sehr an Ivan gehangen hatte, da es sein Bruder eher nicht so mit festen Bindungen hatte.

Etwas geknickt, weil er nichts tun konnte, verließ er Gilberts Zimmer wieder.

Einige Stunden später sah er nochmal nach dem Albino, bevor auch er schlafen gehen wollte.

Von dem Essen hatte der Ältere nichts angerührt, obwohl er eigentlich bei dem Geruch seinen Lieblingsessen aus dem Koma erwachen würde.

Mit einem letzten betrübten Blick auf seinen Bruder ging er aus dem Zimmer und löschte das Licht.
 

Gerade als Ludwig am einschlafen war, hörte er wie seine Zimmertüre leise aufgemacht wurde und eine Gestalt in das dunkle Zimmer schlüpfte. Dann spürte er wie seine Decke angehoben wurde und jemand darunter kroch und sich an ihn kuschelte. "Darf ich heute bei dir schlafen, Bruder?" hörte er dann die leise Stimme von Gilbert.

"Natürlich darfst du." antwortete der Blonde und nahm seinen eigentlich größeren Bruder in den Arm.

Und die Tatsache, dass Gilbert seine Nähe suchte, in sein Bett gekrochen war und sich dann noch in den Arm nehmen ließ, machte Ludwig bewusst, dass die Sache mit der Trennung wohl viel schlimmer gewesen war, als vorher angenommen hatte...
 

A/N: Ich habe bei dem Kapitel die ganze Zeit Rammstein (Amour) gehört und jetzt ist es ausgeartet :O Die Kapitelüberschrift ist eine Zeile aus dem Lied...

Jetzt muss Gilbert mit den Folgen leben ʚ_ʚ

(Außerdem wollte ich etwas (normale!) Bruderliebe schreiben xD)
 

Übersetzung:

Attends - Warte

Mon dieu - Mein Gott

Increíble! - Unglaublich!

Die zwei Seiten einer Medaille

A/N: Ein Teil des Kapitels behandelt mal Ivans Sicht der Dinge, um etwas Licht in die Angelegenheit zu bringen.

Das nächste Kapitel wird nur Ivans Sicht behandelt.

(Es wird nicht sehr schön >.<)
 

Kapitel 15~
 

Langsam schlug Gilbert seine Augen auf. Er hatte fürchterlich geschlafen!

Er war ständig aufgewacht, um dann aber gleich wieder einzuschlafen und irgendeinen Schrott zu träumen.

Ludwig hatte davon wohl nichts mitbekommen und wie ein Stein geschlafen. (Wahrscheinlich war sein Bruder an unruhige Nebenschläfer gewöhnt, schließlich war er mit dem zappeligen Feliciano zusammen!)

Und wo er schon an Ludwig dachte... wo war der eigentlich?

Verschlafen rappelte sich Gilbert hoch und warf einen Blick auf den Wecker. 10.30 Uhr!

Was zur Hölle?! Warum hatte ihn Ludwig nicht geweckt?! Scheiße! Er hatte tatsächlich SO LANGE geschlafen!

Er hatte die ersten Schulstunden verschlafen!

Erschrocken sprang der Albino aus dem Bett und eilte zur Zimmertür. Dort hielt er aber inne, weil an der Tür ein Zettel hing, der mit Ludwigs sauberer Handschrift vollgeschrieben war.

Stirnrunzelnd las er die Nachricht:
 

Hallo Gilbert.

Du hast heute Nacht wohl nicht besonders gut geschlafen und heute Morgen sahst du auch nicht sehr gesund aus.

Deshalb werde ich dich in der Schule entschuldigen und du solltest dich für heute mal ausruhen.

- Ludwig

P.S. Vater weiß von nichts. Der war gestern gar nicht zu Hause.
 

Lächelnd riss Gilbert den Zettel von der Tür. Sein Bruder war wirklich ein Goldstück!

Er hatte wirklich keinen Nerv für Schule und auf die vielen Fragen von den Anderen konnte er getrost verzichten. Denn so wie er Francis und Antonio kannte, wussten die wohl schon Bescheid und es würde wohl schon bald die Runde machen, dass er und-

NEIN! Er würde da jetzt nicht dran denken! Er würde doch jetzt nicht wegen SOETWAS in Depressionen versinken!

Wütend ballte Gilbert seine Faust und zerknüllte den Zettel darin. Er durfte jetzt einfach nicht daran denken.

Probleme sollte man ignorieren, dann lösten sie sich meistens ohnehin von selbst. Aber er hatte ja gar kein Problem! Es war alles bestens!

Na und? Dann hatte man ihn eben auf die nur gemeinste Art abserviert! Dann war er eben nur ein kleines dummes Spielzeug gewesen! War ihm doch egal, schließlich hatte ihm dieses Arschloch nichts bedeutet! Nein, nein, nein!

Er spürte schon wieder diesen Kloß im Hals und würde sich am liebsten selber schlagen, dass er sich so anstellte.

Gilbert atmete tief ein und aus und ging dann nach unten ins Wohnzimmer.

Am besten, er sah etwas fern. Diese hirnlosen TV-Shows, die um diese Zeit liefen, würden ihn schon ablenken.

Und so warf er sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein.

Doch das erste was ihm die Kiste zu sagen hatte war: "Jack, ich fliege!" Und da küsste Kate Winslet auch schon Leonardo DiCaprio überromantisch auf der Titanic. Schnell zappte Gilbert weiter. DAS musste er nicht gesehen haben!

Doch schon ein paar Sender weiter wurde ihm ein "Das Beste was du jemals lernst, ist zu lieben und wieder geliebt zu werden.*" um die Ohren gehauen.

GOTTVERDAMMT liefen denn nur irgendwelche Schnulzenwiederholungen von gestern Abend?!

Als er dann weitersuchte, kam er an Filme wie "Tatsächlich...Liebe!", "Casablanca" und "Romeo und Julia."

WAS WAR DENN HEUTE LOS?!

Wütend schaltete er den Fernseher aus und schmiss die Fernbedienung im hohen Bogen von sich.

Er stand auf und schlurfte auf sein Zimmer.

Gut, dann würde er eben Musik hören. Er setzte seine Kopfhörer auf und stellte die Liedersuche auf Zufall.

Da fast seine komplette Playlist aus Rammstein bestand, lief er auch nicht Gefahr an einen dieser widerlichen Liebessongs zu gelangen.

Doch dann stimmte ein Rammsteinlied an und das erste was es zu singen gab war tatsächlich: "Die Liebe ist ein wildes Tier, sie atmet dich sie sucht nach dir. Nistet auf gebrochene Herzen, geht auf Jagd bei Kuss und Kerzen-" weiter kam der Sänger nicht, da Gilbert sich wütend die Kopfhörer herunterriss und an die Wand schleuderte.

Da prallten sie ab und rissen ein paar Fotos mit nach unten, die der Albino dort aufgehängt hatte.

Es war so etwas wie eine Fotowand, auf der er von allen möglichen Anlässen Bilder hatte.

Z. B Francis, Antonio und er vor dem Eifelturm, bei einem Klassenausflug oder das Bad Friends Trio mit Arthur auf Antonios Geburtstagsfeier. Ein Familienbild wo Berwald, Ludwig, Lili, Roderich, Vash und er zu sehen waren. Gilbert und Matthias auf der letzten Faschingsparty als Frauen verkleidet oder Feliciano und Ludwig, wie sie bei ihrem ersten Date saßen. (Das Bad Friends Trio hatte die beiden natürlich bespannt!)

Gerade als der Albino die heruntergerissen Bilder aufheben wollte, fiel sein Blick auf sein Handgelenk, wo er noch das Armband von Ivan dran hatte. Er starrte es kurz an und riss es sich dann in einem Anflug von Panik herunter und warf es weit von sich.

Diesmal riss er aber mit seinem Wurfgeschoss ein gerahmtes Bild von seinem Schreibtisch.

Es war das Weihnachtsgeschenk von Elizabeta gewesen. Es zeigte ihn und Ivan in einer engen Umarmung im Kaminzimmer. War wohl der Moment gewesen, am ersten Abend auf Roderichs Schloss.

Die Ungarin hatte darauf bestanden, dass Gilbert das Bild aufstellte. (Und sie konnte sehr überzeugend sein!)

Wütend schnappte er sich das Bild und das Armband und wollte es dann in den Müll werfen. Doch im letzten Moment hielt er inne und starrte die beiden Dinge an. Er schluckte schwer.

Verdammt, er wollte das nicht wegwerfen! Es... es ging einfach nicht!

Seufzend stellte er das Bild wieder hin und starrte das Armband in seiner Hand weiter an. Er war doch erbärmlich!

Heulte doch tatsächlich dem blöden Borschfresser hinterher, der ihn mehr als deutlich abgeschoben hatte!

Mein Gott, er hatte wirklich ALLES mit sich machen lassen... und er selbst hatte tatsächlich...

bei der Erinnerung von der Silvesterfeier schämte er sich jetzt in Grund und Boden.

Nie war jemand so nah an ihn heran gekommen wie der Russe. (Physisch und psychisch.)

Der hatte es wohl unglaublich unterhaltsam, mit dem kleinen hilflosen und bescheuerten Deutschen, gefunden!

Da stieg wieder die Wut in Gilbert hoch. Oh, er würde Ivan das Armband persönlich zurückgeben und zwar mit besten Wünschen seiner Fäuste!

Ein bitteres Grinsen schlich sich auf Gilberts Gesicht. Ja, er würde das Armband in Ivans blutigen Rachen stopfen und dann noch einmal zuschlagen! Er würde dem Russen zeigen, WIE langweilig er doch war!
 

Ludwig eilte über den Schulhof. Er würde mit Sicherheit zu spät zum Sportunterricht kommen! Welch eine Schande!

Aber Feliciano bestand darauf, dass sie sich nach jeder Stunde trafen und Ludwig den kleinen Italiener mindestens "umarmen" musste, weil dieser sonst unter Minderwertigkeitskomplexen zu leiden hatte.

Heute war Feli wieder besonders anhänglich gewesen und der Deutsche hatte ihn erst zu seinem Klassenzimmer begleiten müssen.

"Hallo Ludwig! Warte mal!" rief jemand hinter ihm.

Eigentlich wäre Ludwig jetzt weitergerannt, (seine perfekte Anwesenheitsliste!) aber weil die Stimme von seinem Cousin Vash kam, wurde er doch langsamer.

"Was gibt’s denn?" fragte der Deutsche ungeduldig.

"Wo ist denn Gilbert? Er schuldet mir noch eine Menge Geld!" sagte der Schweizer und seine Augen blitzten verärgert auf. Er hatte es gar nicht gern, wenn ihm jemand Geld schuldete!

Ludwig kratzte sich verlegen am Kopf. Was sollte er denn jetzt sagen? Sein Bruder litt unter gebrochenem Herzen?!

Doch noch bevor er irgendeine Ausrede erfinden konnte, die Vash ohnehin aufgedeckt hätte, sah er Ivan um die Ecke biegen und in sein Handy reden. Schnell packte Ludwig seinen Cousin und versteckte sich hinter dem Geräteschuppen.

Und als ob die Situation nicht schon absurd genug war, blieb Ivan natürlich genau vor dem Geräteschuppen stehen und redete weiter in das Handy.

"Hey was soll das?" zischte Vash zu Ludwig, doch dieser legte nur den Zeigefinger auf die Lippen und signalisierte dem Kleineren leise zu sein. Ivan sagte gerade: "Da, natürlich! Er hätte nur Schwierigkeiten gemacht. ... Nein, ich weiß auch nicht was ich mir dabei gedacht habe. .... Gilbert war eben ein kleines Spielzeug. .... Ich bin ihn ja jetzt los."

Dann sagte er noch etwas auf Russisch und klappte das Handy zu und ging in Richtung Schulgebäude.

Wütend starrte Ludwig dem Russen hinterher. Hatte er das gerade richtig verstanden? Hatte Ivan gerade über Gilbert so abfällig geredet?! Er ballte seine Hände zu Fäusten und wollte dem Russen schon hinterherrennen, besann sich aber und atmete tief ein und aus.

"Es geht mich ja nichts an, aber hat der gerade von Gilbert gesprochen?" fragte dann Vash neben ihm.

Überrascht drehte sich Ludwig zu Vash um. Es war schon verwunderlich, dass sich sein Cousin überhaupt erkundete, denn der Schweizer mischte sich ja nicht gerne in irgendwelche Angelegenheiten ein. Aber gerade sah er Ivan auch mit schmalen Augen nach und es hatte den Anschein, als ob er den Russen am liebsten meucheln würde. (Was sogar möglich gewesen wäre, denn wenn es jemand mit einem verrückten Russen aufnehmen konnte, dann war es Vash).

Nach kurzer Überlegung, entschloss sich Ludwig dem Schweizer einfach die ganze Geschichte zu erzählen.

Vielleicht konnte jemand Außenstehendes die Situation besser beurteilen als er. Vielleicht hatte er Ivan gerade missverstanden und vielleicht war Gilbert gar nicht so am Boden zerstört. Und so pfiff er auf seine perfekte Anwesenheitsliste und setzte sich mit seinem Cousin auf eine Bank und erzählte diesem von Gilbert und dem ganzen Drama.
 

Seufzend schaltete Ivan sein Handy aus. Gott, seine kleine Schwester konnte wirklich anhänglich sein!

Natalia rief ihn seit DEM VORFALL fast jede Stunde an. Und schon davor hatte sie ihn mindestens drei Mal am Tag angerufen.

Sie machte sich immer noch Vorwürfe, dass es ja zum Teil ihre Schuld war, was mit Ivan passiert war. Natürlich gab sie aber den größten Teil der Schuld Gilbert.

Ivan lehnte sich gegen eine Wand und dachte an den Tag, als er sein erstes Date mit Gilbert hatte...
 

Ivan war gegen Nachmittag nach Hause gekommen. Sein Vater war noch arbeiten und so wurde die Türe von seiner kleinen Schwester Natalia aufgerissen, die ihn dann stürmisch umarmte und sich an ihm festkrallte.

Das blonde Mädchen hatte schon immer einen (ungesunden) Hang zu ihrem großen Bruder gehabt.

Seit ihre große Schwester Yekaterina weg war und an einer Universität studierte, war es sogar noch schlimmer geworden!

Natalia ging eigentlich auf ein Mädcheninternat, aber dort waren gerade Ferien und so war sie zu Hause und wollte Ivan gar nicht mehr gehen lassen. Zwar sagten alle, dass es doch süß war, wie die kleine Schwester am Bruder hinge, doch Ivan hatte ehrlich gesagt manchmal Angst vor dem Mädchen.

Ihre Annäherungsversuche gingen sogar so weit, dass der Russe sein Zimmer nachts abschloss und vor dem Duschen in jeden Schrank sah, nicht dass es noch eine unschöne Überraschung gab!

Nachts hörte er dann manchmal Kratzgeräusche an seiner Tür und jemand summte russische Hochzeitslieder...

Doch an diesem Tag machte es Ivan nichts aus, dass seine kleine Schwester mal wieder nicht sehr schwesternhaft an ihm hing, denn er hatte es tatsächlich geschafft Gilbert zu einem Date zu bewegen!

Bei dem Gedanken an den Deutschen musste er kurz lächeln.

Der temperamentvolle, provokante, freche und doch so unschuldig aussehende Gilbert Beilschmidt hatte den Russen schon immer fasziniert. Der Albino war der Erste, der ihn nicht gemieden hatte und auf Abstand gegangen war.

Ganz im Gegenteil, er hatte keine Gelegenheit verstreichen lassen den Russen zu provozieren.

Wer hätte gedacht, dass eben dieser Gilbert auch so unglaublich niedlich und unerfahren sein konnte...?

Wenn Ivan nur an die geröteten Wangen des Kleineren dachte, wurde er ganz aufgeregt. Leise seufzte er und Natalia sah in fragend an.

"Vanya, wo ist denn dein Schal?" fragte sie dann plötzlich. Überrascht fasste sich Ivan an den Hals. Ach ja, den hatte ja Gilbert! Also so murmelte er: "Den hab ich wohl vergessen."

Skeptisch sah ihn seine Schwester an. Sie wusste genau, dass er den Schal nie vergessen würde, ja ihn niemals auch nur ablegte! Schließlich war es ein kostbares Geschenk von Yekaterina gewesen. Doch sie sagte nichts, stattdessen stellte sie ihrem Bruder eine Schüssel mit Borsch hin und küsste ihn auf die Wange.

Dann sagte sie: "Vater kommt ja heute erst so spät nach Hause. Möchtest du mit mir ins Kino gehen?"

Sie sah ihn mit großen Augen an und in solchen Momenten fand Ivan seine Schwester wirklich süß.

Doch er antwortete: "Tut mir leid, Natascha. Ich habe heute schon etwas vor."

Er sah nicht wie sich die eisblauen Augen seiner Schwester verengten, denn er war damit beschäftigt seinen Löffel zum Mund zu führen.

Mit gepresster Stimme fragte Natalia: "Was hast du denn vor?"

Ivan hielt inne. Er konnte Natalia auf keinen Fall von Gilbert erzählen. So wie er seine Schwester nämlich kannte, würde sie ihr Talent, mit Messern umzugehen, dazu nutzen um den Albino zu erstechen.

Sie hatte schon einmal einem Mädchen die Finger gebrochen, dass sich nach Ivans Nummer erkundet hatte.

Und so sagte er ausweichend: "Ich muss etwas in der Stadt erledigen. Und zwar alleine."

Als er mit dem Essen fertig war, ging er in sein Zimmer um sich fertig zu machen. Er war wirklich froh, dass sein Vater nicht zu Hause war. Das hätte sonst Probleme gegeben...

Um viertel acht zog er sich dann an, weil er noch zur Bank musste.

Er verabschiedete sich eilig von Natalia, die auf dem Sofa saß und ihm finster hinterher sah.
 

Tja und dann ging eben alles furchtbar schnell.

Im Kino riss er sich zusammen, um nicht über Gilbert herzufallen, weil der Albino einfach zu süß war. Er erinnerte Ivan an ein Schneehäschen, mit dem weißen, weichen Haar und den aufgeweckten roten Augen.

Außerdem war der Deutsche einfach zum Anbeißen, wenn er sich ärgerte. Und er ärgerte sich ziemlich schnell, wie Ivan feststellte.

Zu Anfang, schien Gilbert zwar noch etwas abweisend und widerspenstig, aber der Kleinere erzählte auch viel von sich. Das mit dem Onkel hatte Ivan nicht verstehen können. Was war das für ein Mensch, der Gilbert abstoßend fand?

Er hatte noch nie jemand so komplexes und aufregendes wie den Albino getroffen. Wahrlich etwas besonderes!

Als der Deutsche aber beim Essen von seinem Vater erzählte, stimmte das den Russen traurig. Und da hatte er auch bemerkt wie spät es geworden war! Das würde knapp werden!

Schnell wollte Ivan dann Gilbert nach Hause bringen, aber als er der Albino als Кролик bezeichnete und der Deutsche schmollte weil er nicht auf die Frage, nach der Bedeutung des Wortes, geantwortet hatte, hätte er den Kleineren am liebsten sofort geküsst!

Aber er hatte sich vorgenommen, Gilbert nicht durch unüberlegte Handlungen zu verscheuchen.

Doch diesen Vorsatz brach Ivan dann doch, als sie im Auto saßen und der Deutsche so unentschlossen neben ihm saß. Aber wer hätte da denn wiederstehen können?!

Und anscheinend hatte der Kleinere auch kein Problem damit gehabt... Zwar wurden sie durch die beiden nervigen Freunde von Gilbert gestört, aber Ivan war sich nun sicher, dass der Albino nicht uninteressiert war. Ganz im Gegenteil.

Und so fuhr er dann auch lächelnd nach Hause.

Doch das Lächeln verschwand sofort aus seinem Gesicht, als er in die Einfahrt fuhr und er Licht brennen sah.

Er blieb noch kurz sitzen und schluckte schwer.

Дерьмо*! Das sollte nicht so sein! Warum war sein Vater noch wach?! Normalerweise kam der Alte freitags heim und ging sofort ins Bett, ohne sich um seinen Sohn oder seine Tochter zu kümmern! Also warum war er heute noch wach?

So langsam es nur ging, stieg Ivan aus dem Wagen und lief zur Haustüre. So leise er nur konnte, schloss er die Türe auf.

Er hielt den Atem an und lauschte. Der Fernseher lief, aber sonst war nichts zu hören. Vielleicht konnte er sich ja nach oben schleichen...

Doch als er gerade am Wohnzimmer vorbeilaufen wollte, hörte er eine schneidende Stimme hinter sich: "Wo denkst du, gehst du hin?" Ivan erstarrte.

Langsam drehte er sich um und blickte direkt in die kalten Augen seines Vaters. Hinter ihm stand Natalia und blickte ebenfalls finster drein.

"Wo kommst du her?" fragte der Vater weiter. Schnell versuchte sich Ivan etwas einfallen zu lassen, denn sein Vater würde komplett ausrasten, wenn er erfuhr, dass sein Sohn eine Verabredung hatte.

Doch bevor Ivan zu einer Antwort ansetzen konnte, wurde er auch schon auf den Boden gerissen.

Natürlich war Ivan groß, nun ja eigentlich riesig, aber sein Vater überragte selbst ihn und war zudem unglaublich stark.

"WO WARST DU?!" schrie ihn der Mann nun an und zog ihn an den Haaren wieder rauf. Vor Schmerz verzog Ivan sein Gesicht und er konnte Natalias geschocktes Gesicht sehen.

"Deine Schwester hat dich gesehen! Was für eine billige Schlampe hält meinen Sohn von seinen Pflichten ab?!" schrie der Vater ihn an und schlug mit der Faust in Ivans Gesicht.

Eigentlich war es schon nichts mehr neues, dass der Russe die Schläge von seinem Vater einstecken musste, aber noch nie hatte er ihn an einer Stelle geschlagen, die jeder sehen konnte. War wohl zu riskant und würde Fragen aufwerfen.

"WER WAR ES?!" brüllte der Vater weiter wutentbrannt. "Sag es, oder muss ich noch deutlicher werden?! Ich weiß, dass du dich mit jemandem getroffen hast! Wer ist das Drecksstück?" zischte er Ivan ins Ohr.

Anscheinend hatte Natalia ihn und Gilbert heute verfolgt und in ihrer Eifersucht es dem Vater erzählt. Zum "Glück" schien sie aber Gilbert nicht erkannt zu haben.

Seine Schwester stand jetzt mit Tränen in den Augen hinter ihm und schluchzte leise. Aber sie wusste, wenn sie jetzt etwas tun würde, würde alles nur noch schlimmer werden.

Als Ivan nicht antwortete warf der Vater ihn wieder auf den Boden und schlug ihm noch einmal ins Gesicht.

"Sag es jetzt." zischte er noch wütender.

"M-mit n-niemandem...." brachte Ivan dann schließlich heraus. Und plötzlich ließ der Mann ihn los.

Ivan hatte die Augen geschlossen, doch er spürte wie er losgelassen wurde. Langsam versuchte er sich aufzurichten, doch bevor er wusste wie ihm geschah, peitschte ihm etwas ins Gesicht. Er hörte seine Schwester erschrocken auf keuchen und da spürte er auch schon den unbeschreiblichen Schmerz in seinem Gesicht und wie ihm Blut über sein linkes Auge floss. Er schmeckte den metallischen Geschmack auf den Lippen.

Als er dann mit seinem zugeschwollenen Auge aufsah, thronte sein Vater über ihm, mit einem Gürtel in der Hand und einem abfälligen Blick in den Augen. "Du bist wirklich eine Enttäuschung, Sohn. Ein wirklich verdorbenes Exemplar! Ich hätte dich strenger erziehen müssen... Los zieh dein Hemd aus."

Und Ivan tat wie ihm geheißen. Dieses Spiel hatten sie schon hundertmal gespielt und wenn er nicht tat was von ihm verlangt wurde, musste seine Schwester dran glauben.

Es war eigentlich Ivan zu verdanken, dass Natalia bisher physisch unversehrt geblieben war. Und auch an diesem Abend bekam Ivan wieder einige Narben zu seiner schon umfangreichen Sammlung dazu.

Einige Zeit später, lag Ivan auf seinem Bett.

Er spürte wie Natalia versuchte die Wunden zu reinigen und immer wieder "я сожалею об этом*" stammelte.

Seufzend schloss er die Augen und fragte sich, wie es nur so weit kommen konnte...
 

A/N: :'O Ich habe ein Monster geschaffen!

(Vielen Dank nochmal für die Kommentare♥ Und alle die das hier lesen :D)
 

Das Zitat mit dem lieben und geliebt werden ist aus dem Film *Moulin Rouge.
 

Übersetzung: (Keine Ahnung ob das stimmt. Wer korrigieren will, nur zu!)

Дерьмо - Scheiße

я сожалею об этом - Es tut mir leid
 

P.S. Ist euch mal aufgefallen, das Vater Beilschmidt nie zu Hause ist?!

Der lässt es sich mit dem Geschichtslehrer gut gehen :D

Warum das alles so enden musste...

A/N: Wie gesagt, behandelt dieses Kapitel Ivans Sicht.

Es ist mehr oder weniger eine kleine Zusammenfassung der schon geschehenen Dinge, nur eben aus Ivans Sicht der Dinge :)
 

So bitte schön, Kapitel 16~
 

Ivan war bei den Erinnerungen unwillkürlich zusammengezuckt.

Natürlich hatte er Natalia verziehen. Sie war doch seine liebe kleine Schwester. Eine der wenigen Personen, die ihn liebten. Ja, sie liebte ihn...

Ob Gilbert ihn auch liebte? Vermutlich nicht. Zumindest nicht mehr.

Er hasste sich dafür, was er da dem Albino angetan hatte. Er würde nie den Blick vergessen, den der Kleinere in den Augen hatte, als er ihm auf dem Dach ein Stück seines Herzens herausgerissen hatte. Aber es war doch nur zu seinem besten gewesen!

Ivan strich sich mit einer Hand über das Gesicht. Warum musste das alles nur so enden?
 

~
 

Es war der 23. Dezember und mittwochabends. Gilbert hatte ihn doch tatsächlich zu einer Weihnachtsfeier eingeladen!

Und zu seinem Glück war sein Vater über die ganzen Weihnachtsferien auf Geschäftsreise. Das bedeutet, er konnte mitfahren. Natürlich musste er Natalia eine Geschichte auftischen, sonst würde es wieder Ärger geben.

Und so sagte er zu seiner kleinen Schwester: "Natascha, ich bin für ein paar Tage auf einem Sprachkurs. Ich werde am Samstag wieder da sein."

So verabschiedete sie sich überschwänglich von ihm und küsste ihn an allen nur erdenklichen Stellen im Gesicht.

"Я люблю тебя, Ваня.*" rief sie ihm dann noch hinterher.

Ivan tat so als hätte er nichts gehört und fuhr dann zu Gilberts Haus.

Anscheinend gab es da dann irgendwelche Probleme, aber als sie endlich bei Gilberts Cousin spät abends ankamen, fühlte sich Ivan irgendwie müde. Die Mutter von Roderich war eine nette Frau, wie der Russe fand. Er verstand zwar nicht warum sie ihn und Gilbert fotografieren wollte und der Albino deswegen rot wurde, aber er lächelte einfach weiter.

In dem Kaminzimmer erwarteten ihn dann viele Leute aus der Schule, die aber wohl wieder Angst vor ihm hatten.

Naja, der Großcousin von Gilbert, Bärforst oder wie er eben hieß, machte einen recht unerschrockenen Eindruck. Genau wie der andere große Typ. Martin, oder so. Trotzdem traute sich niemand ihn anzusprechen.

Dass sich Gilbert dann doch Sorgen um ihn gemacht hatte, war für den Russen dann irgendwie rührend gewesen. Gilbert war einfach so süß... Ivan wusste, dass der Albino Zärtlichkeiten nicht sonderlich mochte, aber wenn er es zuließ war er doch sehr anschmiegsam. So wie sie dann in der Nacht gestanden waren, Gilbert an seine Schulter gelehnt...
 

Am nächsten Tag war dann anscheinend Heiligabend. (Er hatte absolut keine Ahnung von diesen Bräuchen. Bei ihm war Weihnachten immer anders.)

Er hatte den ganzen Tag mit Gilbert draußen verbracht und wie er vermutet hatte, war Gilbert wirklich ein Wildfang.

Der Kleinere hatte eine Schneeballschlacht angefangen, die er dann aber an Mangel von Körpergröße verloren hatte.

"Na komm schon, wir müssen rein." sagte dann Gilbert irgendwann.

Ivan zog den Albino auf die Beine und fragte dann besorgt: "Aber ist das denn in Ordnung? Was ist denn mit deinem Onkel?" Doch wie es zu erwarten war, lachte der Weißhaarige nur und winkte ab.

Schließlich gingen sie auf ihre Zimmer um zu duschen.

Der Russe seufzte schwer als er Gilbert hinterher sah und wäre dem Albino am liebsten nachgelaufen.

Wenn er nur an die weiße Haut des Albinos dachte, konnte er sich kaum kontrollieren. Was für eine Wirkung der Deutsche doch auf ihn hatte! Ein Blick aus den roten Augen und er würde Gilbert am liebsten die Klamotten vom Leib reißen.

Ob dieser denn schon mal.... NEIN! Daran wollte der Russe gar nicht denken!

Wenn auch nur irgendjemand anderes diese wunderschöne Haut vor ihm angefasst hatte, könnte er kotzen!

Aber Ivan hatte eigentlich schon länger den Verdacht, dass Gilbert noch (fast) so unschuldig war, wie er aussah.
 

Als er dann wieder ganz frisch in den Festsaal kam, waren dort unglaublich viele Leute. Er konnte kurz den Vater von Gilbert ausmachen. Aber den Albino sah er nirgends. Die Leute, die an ihm vorbeiliefen, sahen ihn mit großen Augen an.

Er fiel eben immer auf, ob er wollte oder nicht.

Kurz darauf erblickte er aber einen schneeweißen Haarschopf in der Menge und bahnte sich einen Weg dorthin.

Doch dann sah er, wie Gilbert einen Mann mit geweiteten Augen ansah, der den Albino grob am Handgelenk gepackt hatte. Sofort machte es bei Ivan klick. Er verengte seine Augen und sah Rot.

Als hätte man einen Lichtschalter umgelegt, verschwand das Sonnenblümchen-Lächeln aus dem Gesicht des Russen und seine Züge bekamen etwas Grausames. Er bemerkte es gar nicht, aber ein paar Leute um ihn herum wichen ängstlich zurück.

Dann war der Moment vorbei, denn er sah wie Gilbert hinausrannte. Ohne weiter darüber nachzudenken folgte er dem Albino in die Nacht und sah ihn im Schnee knien. Wie verletzlich Gilbert doch aussah. Nichts war von der sonst so großen Klappe übrig und man konnte undeutlich die Tränenreste auf der Wange ausmachen.

Und so trug Ivan den Kleineren dann auch zurück ins Zimmer. Dort wollte der Russe Gilbert eigentlich alleine lassen, doch da waren wieder dieser Blick aus den blutroten Augen und die geröteten Wangen....

Ivan war eben auch nur ein Mensch... und vor allem ein Mann!

In dieser Nacht fand der Russe dann auch heraus, dass der Albino tatsächlich so unberührt wie Neuschnee war...

Doch schlafen konnte er danach nicht. Nein, jemand hatte seinem Gilbert schaden wollen.

Jemand hatte es geschafft, sein Кролик zu verletzen. Ivan blickte auf den schlafenden Gilbert, der mit geschlossenen Augen wie tot wirkte. So weiß wie das Laken und nur das Heben und Senken der Brust signalisierte, dass unter dieser Porzellanhaut ein Herz schlug. Ein starkes Herz, das jemand brechen wollte.

Und da wusste Ivan, was er zu tun hatte. Er musste den Störfaktor beseitigen.
 

Er richtete sich auf, zog sich an und ging eine Melodie summend hinunter zu der feiernden Gesellschaft. Und wie ein Wink des Schicksals, sah er "den Störfaktor" aus dem Saal, nach draußen gehen.

Der Russe verfolgte sein Zielobjekt und blieb erst stehen, als sich das Objekt umdrehte, weil es ihn bemerkte hatte.

"Wer bist du?" fragte der Mann mit den eisblauen Augen überheblich.

Ein unheimliches Lächeln erschien auf Ivans Gesicht und er sagte: "Nur jemand, der eine Made beseitigen möchte. Da."

Und noch bevor Gilberts Onkel etwas sagen konnte, hatte Ivan ihm eine Hand auf den Mund gelegt und schleifte den nicht gerade leichten Mann, zu einem Schuppen.

Es gab nicht viel, was Ivans Vater ihm beigebracht hatte. Aber eines war, wo und wie es am Meisten weh tat. Und Ivan wusste genau was er zu tun hatte.

Als der Mann dann nur noch wimmernd vor ihm kniete, beugte er sich hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: "Du solltest Gilbert um Verzeihung bitten. Und falls du das nicht tust oder auch nur ein Sterbens Wörtchen über das hier verlierst, wirst du noch viel Schlimmeres erleben. " Damit spuckte der Russe dann auf Gilberts Onkel und ließ ihn da liegen.

Er ging danach nicht zurück zu Gilbert. Wollte er diesen nicht mit dem Blut dieses niederen Subjekts, das an ihm klebte, beschmutzen.
 

Die restlichen Weihnachtsferien hatte er mit Gilbert oder seiner kleinen Schwester verbracht. Einmal hatte auch Yekaterina angerufen.

Natalia wusste von Gilbert, da sie das Eiserne Kreuz um Ivans Hals entdeckt hatte. Und sie zeigte ihrem Bruder auch, was sie von seinem >Freund hielt. Sie machte den Albino dafür verantwortlich, dass ihr Vater Ivan so zugerichtet hatte.

Gilbert hingegen wusste nichts von seiner Familie und das war auch gut so.

Leider schien Gilbert aber auch keine Wiederholung der Weihnachtsnacht anzustreben, aber das machte ihn nur noch süßer, wie Ivan fand. Egal wie provokant sich der Kleinere auch benahm, er war anscheinend doch sehr unerfahren.

Doch als dann die Silvesterparty anstand, war die Neujahrsüberraschung für den Russen noch größer.

Nun ja, Gilbert konnte ja auch nicht ahnen, dass Ivan sozusagen mit Vodka groß geworden war. Er hatte schon mit 10 (!) damit angefangen, als seine Mutter... gestorben war und sein Vater die neuen Erziehungsmethoden für sich entdeckte...

Wie dem auch sei, Alkohol machte Gilbert nur noch lauter, noch temperamentvoller und noch attraktiver. Und anscheinend auch schamloser.

Als der Albino ihn nämlich in ein Zimmer gezogen hatte und dann plötzlich auf die Knie gesunken war und in seinem Schoß verschwunden war, hatte auch Ivan seine Kontrolle verloren und er musste aufpassen, dem Deutschen nicht alle Haare aus dem Kopf zu reißen. Gilbert konnte seinen Mund also nicht nur nutzen um sich selbst zu lobpreisen....

Und die Tatsache, dass der Albino das noch bei niemand anderem getan hatte, erregte den Russen nur noch mehr.

Ivan schwor sich in diesem Moment, dass er noch bei viel mehr der Erste sein würde!
 

Doch als er am nächsten Tag nach Hause kam, veränderte sich die Situation schlagartig.

Sein Vater war früher als geplant zurück gekommen und als er sah, dass Ivan gerade erst zurück kam, rastete er völlig aus.

Nachdem er sich dann abreagiert hatte, beugte er sich zu Ivan hinunter und zischte seinem Sohn ins Ohr: "Ich finde diese Hure, die dich von deinen Pflichten als mein Sohn abhält und werde ihr zeigen, dass auch ein anderer Braginsky sie ficken kann. Und danach drehe ich diesem Stück Dreck den Hals um."

Das war der Moment, in dem Ivan die Angst packte. Er glaubte sofort jedes Wort. Sein Vater hatte schon schlimmeres für weniger getan!

Und so blieben als Lösung nur noch die Flucht nach Vorne und ein schneller Bruch. Er konnte Gilbert nicht länger dieser Gefahr aussetzten!
 

Also hatte dann eines zum Anderen geführt und schließlich hatte er vorhin Natalia am Handy erzählt, dass Gilbert nur eine Laune war und nichts besonderes, damit seine Schwester nicht wieder eifersüchtig reagieren konnte und es alles noch schlimmer werden würde.

Seufzend lief Ivan die Einfahrt von seinem Haus nach oben. Gilbert war auch heute nicht in der Schule gewesen.

Nachdem er gestern Schluss gemacht hatte, war der Deutsche nicht zum Unterricht erschienen und heute war er auch nicht da. Es schien ihm wohl nicht gut zu gehen...

Ivan schloss die Haustüre auf und lauschte. Anscheinend schlief sein Vater. Der hatte heute seinen freien Tag.

Ja, selbst als so wichtige Persönlichkeit wie Ivans Vater konnte man sich mal einen Tag frei nehmen.

Leise stellte Ivan seine Tasche ab und schlich sich in die Küche. Zwar wohnten sie in einem riesigem Haus und er war im Erdgeschoss, während sein Vater im dritten Stock nächtigte, aber er wollte nichts riskieren.

Natalia war wohl ebenfalls nicht da und so setzte er sich an den Tresen und starrte aus dem riesigen Fenster.

Wie sollte es jetzt weiter gehen?

Sein Blick fiel auf einige Prospekte, die für ein Stipendium in einer hochqualifizierten Schule in Russland warben.

Seufzend schlug er die erste Seite auf. Er hatte am Sonntag eine Bewerbung an die Schule geschickt. Sein Vater hatte ihn dazu gezwungen, damit er "sich hier nicht von anderen Dingen ablenken lassen würde", schließlich musste er ja mal in die Fußstapfen seines Alten treten. Natürlich würde er eine Zusage bekommen. Schon allein weil sein Name Braginsky war und ihm somit alle Türen offen standen. Natalia würde auch schon bald wieder auf ihr Internat zurückkehren und so musste er sich darum keine Sorgen machen. In zwei Wochen würde er dann in Russland sein. Weit weg von allem... Wollte er das?

Da klingelte es plötzlich an der Tür. Verwirrt blickte Ivan auf. Wer konnte das denn sein?

Als er die Türe aufmachte, stockte ihm der Atem. Oh nein!

Es konnte nur eine Person geben, die direkt in die Höhle des Löwen marschieren würde.

Ein paar zornig funkelnde, blutrote Augen sahen ihn an.
 

A/N: Es gibt wohl nur ein Land, dass einfach so in Russland einmarschieren würde :D

Ich hoffe Ivan ist nicht OOC geworden, weil irgendwie... ist er schwerer zu schreiben als Gilbert >.<

Und mit Bärforst und Martin waren übrigens Berwald und Matthias gemeint ^_^'
 

Übersetzung: (Wie immer ohne Garantie)

Я люблю тебя, Ваня - Ich liebe dich, Vanya

Echte Männer beschützen

A/N: Goooott, mich wundert es ja, dass sich noch keiner über die total bescheuerten Kapitelüberschriften beschwert hat :D
 

Kapitel 17~
 

Fest entschlossen marschierte Gilbert die Einfahrt nach oben. Mein Gott, er hatte ja keine Ahnung in was für einer riesigen Hütte Ivan lebte!

Die Adresse hatte er im Computer seines Vaters gefunden. Als er danach gesucht hatte, war dem Albino auch zum ersten Mal aufgefallen, wie wenig er eigentlich von Ivan wusste. Der Russe hatte nie erzählt wo er lebte, wie er lebte und so weiter. Gilbert hatte keine Ahnung was Ivans Eltern arbeiteten, ob er Geschwister hatte oder warum er überhaupt aus Russland hierher gezogen war.

Aber so etwas erzählte man einem Spielzeug ja auch nicht, stellte der Albino dann wütend fest.

Schließlich stand er vor der lächerlich großen Eingangstüre und war unschlüssig. Sollte er wirklich klingeln? Was wenn Ivan gar nicht da war? Was wenn seine Mutter oder sein Vater aufmachen würde? Er konnte ja schlecht sagen: "Guten Tag, ich bin hier um ihrem Sohn die Scheiße aus dem Leib zu prügeln." Die Eltern würden ihn wahrscheinlich auslachen, schon alleine weil er so viel kleiner als Ivan war.

Schnell schüttelte Gilbert seinen Kopf. Größe zählte jetzt nicht! Er würde jetzt nicht kehrt machen und winselnd nach Hause laufen! War ja schon schlimm genug, dass er sich gestern so angestellt hatte.

Und so drückte der Deutsche auf die Klingel und war zu allem bereit.
 

Es dauerte kurz, doch dann wurde die Türe aufgemacht und er sah direkt in die überraschten, amethystfarbenen Augen von Ivan.

"Gilbert! W-was machst du hier?" fragte der Russe unsicher.

'Ja genau! Erzittere vor Furcht!' dachte der Albino, froh den Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben.

Doch bevor Gilbert zu dem angestauten, wütenden Redeschwall ansetzten konnte, redete Ivan weiter: "дерьмо* Gilbert! Verschwinde von hier!"

Hatte der Deutsche da gerade einen Anflug von Panik gehört? Gut so!

Und bevor Ivan mehr sagen konnte, fauchte ihn Gilbert wütend an: "Ach halts Maul, Borschfresser! Ich lass mich doch von dir nicht rumkommandieren! Du blödes Arschloch, denkst wohl du kannst dir alles erlauben!"

Kurz holte der Albino Luft, was Ivan aber dazu ausnutzte um mit gesenkter Stimme zu sagen: "Nicht so laut, Gilbert." Der Russe warf einen unruhigen Blick über die Schulter, bevor er dann mit flehenden Augen und mit Nachdruck "Bitte!" sagte.

Das brachte den Albino dann doch kurz aus dem Konzept. Was sollte das denn? Na egal!

Und schon wieder wollte er seine Hasstirade fortsetzen, doch wieder fiel ihm Ivan ins Wort: "Du solltest jetzt wirklich gehen Gilbert!" sagte er mit Nachdruck und wollte die Türe zuknallen.

"Ich denk nicht dran!" rief der Albino wütend und stemmte sich gegen die Tür.

"Lass den Scheiß Gilbert und-" doch plötzlich brach die Stimme von Ivan ab und die Türe wurde aufgerissen.

Gilbert stolperte ins Innere des Hauses. Als er aufblickte, sah er in das Gesicht eines älteren Mannes.

"Tut mir leid, dass mein Sohn so ungezogen ist." sagte der Mann dann zu ihm. Und damit drehte er sich zu Ivan und fragte ihn: "Wer ist das?"

"Niemand, er wollte gerade gehen." sagte der Russe dann wie aus der Pistole geschossen.

Gilbert wollte schon protestieren, doch blieben ihm die Worte im Hals stecken, als der Mann, ohne Zweifel Ivans Vater, ausholte und seinem Sohn eine verpasste. Dann zog er Ivan an seinem Schal nach oben und zischte gefährlich ruhig: "Ich habe gefragt wer das ist. Ob er geht oder bleibt ist nicht deine Entscheidung."

Gilbert starrte die beiden fassungslos an. Hatte der alte Knacker gerade Ivan geschlagen? Und zu Gilberts Bestürzung senkte Ivan auch seinen Blick und murmelte etwas auf Russisch. Der Vater nickte kurz und fragte dann seinen Sohn: "Ist das ein Freund von dir?"

Heftiges Kopfschütteln war die Antwort.

Ein verächtliches Schnauben von Gilbert, ließ den Vater herumfahren und den Deutschen mustern.

"Bist du da etwa anderer Meinung?"

Doch bevor der Albino antworten konnte, riss Ivan wieder das Wort an sich und sagte hektisch: "Er ist niemand. Ich kenne ihn kaum, also sollte er jetzt gehen!" Er sah Gilbert flehend an. Doch der Blick blieb von seinem Vater nicht unbemerkt und da stutzte dieser auf einmal.

"Junge, was soll dieser Blick?" fragte er mit stechendem Blick auf seinen Sohn. Ivan machte den Mund auf, um ihn dann gleich wieder zu schließen, anscheinend um Worte ringend.

Da machte es dann wohl plötzlich klick bei Ivans Vater und dieser sagte: "Sag mir nicht... sag mir nicht DAS ist die Person, mit der deine Schwester dich gesehen hat?!" Geschockt sah Ivan zu dem Vater auf.

"Aber Moment mal... du warst doch auch über Nacht weg und...." An dieser Stelle brach der Mann ab und mit Unglauben in der Stimme sagte er dann: "ER war das?!" Anklagend zeigte der Vater auf Gilbert.

Und plötzlich brüllte er: "DU FICKST EINEN KERL?! DEINE HURE IST EIN KERL?! WIE ABARTIG IST DAS DENN?!"

Damit packte der Vater dann auf einmal Gilbert am Arm und hielt ihn fest. Der Albino konnte vor Schreck nicht reagieren.

Scheiße, was war denn hier los?!

Und ehe er sich versah flog auch schon sein Kopf herum, als Ivans Vater ihm ins Gesicht schlug.

Das Blut, sein Blut, verteilte sich fächerförmig an der Wand. Er sah schon Sterne vor seinen Augen tanzen.

Er hörte Ivan erschrocken auf keuchen, als der Vater ihn auf den Boden warf und sein Hemd herunter riss.

"Was für eine schöne Haut für einen Jungen. So weiß wie der Schnee..." hörte er den Mann murmeln.

"Nun mein Sohn, ich werde dir nun zeigen, was passiert wenn man einen Braginsky, einen RICHTIGEN MANN, verärgert." sagte er und zog seinen Gürtel aus.

Mit geweiteten Augen sah Gilbert zu dem wahnsinnigen Vater auf, der schon mit dem Lederband ausholen wollte.

In der schmerzhaften Erwartung schloss der Albino die Augen. Doch dann hörte er ein lautes Krachen und es regnete Porzelanscherben auf ihn herab. Über ihm brach der Mann zusammen und er konnte Ivan mit den Resten einer chinesischen Vase sehen. Die amethystfarbenen Augen des Russen leuchteten gefährlich.

Er streckte dem Albino eine Hand entgegen, zog ihn auf die Beine und rannte mit ihm im Schlepptau nach draußen.

"W-was ist passiert?" brachte Gilbert dann schließlich heraus. Ivan schüttelte nur den Kopf, riss die Tür zu seinem Auto auf, schleuderte Gilbert auf den Beifahrersitz und fuhr los. Im Rückspiegel sah Gilbert Ivans Vater im Türrahmen stehen. Das Blut tropfte von seinem Gesicht.
 


 

Mit einem mulmigen Gefühl hastete Ludwig Vash hinterher. Das alles gefiel ihm nicht.
 

Vorhin, als Ludwig seinem Cousin die Geschichte von Gilbert erzählen wollte, hatten sich Roderich, Elizabeta und Lili zu ihnen gesellt. Elizabeta und Lili machten sich sofort Sorgen um Gilbert und wollten zu dem Albino nach Hause.

Vash und Roderich taten so als wäre das alles nur halb so schlimm, aber Ludwig hatte sofort erkannt, dass auch sie nicht ganz unbesorgt waren.

Also waren sie zu Gilbert nach Hause geeilt (den Unterricht ignorierend). Arthur, Francis und Antonio hatten sich ihnen dann auch angeschlossen, schließlich waren sie die besten Freunde des Albinos!

Doch bei den Beilschmidts zu Hause erwartete sie eine unschöne Überraschung: Gilbert war nicht da.

Und an sein Handy ging er auch nicht.

Aufgebracht suchten die acht nach Hinweisen, wo Gilbert hin verschwunden sein könnte.

Schließlich brachte Francis einen Vorschlag und sagte: "Peut-être*... vielleicht ist mon ami zu Ivan gegangen. Könnte doch sein, dass sie da noch Klärungsbedarf haben...?"

Kurz sahen die anderen den Franzosen an, da sprinteten Ludwig, Roderich und Vash auch schon gleichzeitig los und hechteten aus der Haustüre.

Natürlich kamen sie nach nur eine Minute wieder zurück, da sie ja gar nicht wussten wo der Russe überhaupt wohnte.

Also durchstöberten sie den Computer von Ludwigs Vater (der ein so einfaches und peinliches Passwort hatte, dass man sich fast fremdschämen musste) und fanden die Adresse heraus.
 

Und jetzt waren sie zu Ivan unterwegs.

Sie mussten auf die anderen Leute wie eine Gang wirken, da sie zu acht herumliefen und finstere Mienen machten. (Na gut Roderich und Lili machten nicht gerade einen furchterregenden Eindruck, aber der Österreicher könnte ja der altkluge Sprücheklopfer sein und Lili eben die äh... "süße Versuchung". Bei dem Gedanke hätte sich Ludwig selbst Ohrfeigen können! Was dachte er da eigentlich gerade?!)

Schließlich bogen sie in ein Reichenviertel ein. Da war ein Haus größer als das andere und natürlich wohnte Ivan im Größten von allen. Staunend blieb die "Gang" stehen.

Sie hatten ja gehört, dass Ivans Eltern wohl ziemlich reich und wichtig waren, aber es zu wissen und zu sehen war nochmal was ganz anderes.

Als dann aber keiner Anstalten machte um weiter zu gehen, gab sich Vash einen Ruck und schritt forsch auf die (lächerlich) große Eingangstür zu. Energisch drückte er den Klingelknopf.

Die anderen standen hinter ihm und warteten. Nach gefühlten zehn Minuten (eigentlich war es nur eine) wurde die Türe einen Spalt geöffnet.

Ein paar eisblaue Augen sahen sie an und eine unfreundliche Stimme zischte: "Was wollt ihr?"

Ludwig drängte sich an Vash vorbei und fragte die eisblauen Augen: "Wir sind hier doch richtig bei Braginsky? Wir suchen einen Ivan Braginsky."

Da wurde die Türe ein Stückchen weiter aufgemacht und vor ihnen stand jetzt ein hübsches Mädchen. Sie hatte lange blonde Haare, trug ein Kleid und hatte einen Haarreifen auf dem Kopf. Irgendwie erinnerte sie an jemanden....

Doch der hübsche Eindruck des Mädchens wurde sofort zunichte gemacht, als sie mit unfreundlicher Stimme sagte: "Mein Bruder ist nicht da. Was wollt ihr von ihm?"

Vash aber ließ sich nicht so leicht beirren.

"Wir suchen jemanden und Ivan könnte uns da behilflich sein, aber vielleicht weißt du ja auch was. Wir suchen einen Albino, mit roten Augen und einer großen Klappe. Recht auffällig."

Kurz wurden die Augen von Ivans Schwester groß, bevor sie wieder den unfreundlichen Blick aufsetzte.

"Keine Ahnung von wem ihr redet und jetzt verschwindet."

Damit wollte sie die Türe zuknallen, aber Ludwig war schneller und stellte seinen Fuß dazwischen.

"Warte doch mal! Du weißt doch was!" rief er dann aus. Das Mädchen war so überrascht, dass es die Türe ganz aufriss. Neugierig blickten die Anderen in das Haus und da fiel Ludwig etwas ins Auge.

"Das ist doch die Jacke meine Bruders!" Er deutete auf den Boden, wo das Kleidungsstück lag.

Blitzschnell hob die Schwester die Jacke auf und schleuderte sie zur Haustüre hinaus. "боже мой*! Dann nehmt das Teil und jetzt verschwindet!" fauchte sie und stellte sich wieder in das Sichtfeld der Gruppe. Doch zu spät.

Mit aufgerissenen Augen zeigte Lili auf die Wand hinter dem Mädchen und rief aus: "Das ist Blut!"

Sie meinte die fächerförmigen Blutspritzer an der weißen Tapete. Sofort war Vash neben seiner Schwester und kam gefährlich nah an das Gesicht von Ivans Schwester.

"Was hat dein gestörter Bruder mit Gilbert gemacht?!" zischte er.

Mit einer fließenden Bewegung griff das Mädchen unter ihren Rock (!) und zog etwas heraus.

Tatsächlich hielt sie bedrohlich ein riesiges japanisches Kochmesser in der Hand und sagte wütend: "Vanya hat gar nichts gemacht! Wenn dann ist alles die Schuld dieses widerlichen Albinos! Und ich habe keine Ahnung wo die beiden sind!"

Jetzt reichte es Ludwig. Diese dumme Kuh wusste etwas über seinen Bruder und wollte nichts sagen!

Scheiße, Gilbert war in den Fängen eines gemeingefährlichen Russen, der Gott weiß was mit seinem Bruder anstellte!

Doch bevor er das Mädchen anschreien konnte, hielt er überrascht inne. Auch die anderen starrten mit großen Augen auf das Schauspiel.

Lili hatte Ivans Schwester an den Haaren gepackt und ihr das Messer aus der Hand geschlagen. Dann sagte sie mit wütender Stimme: "Halt die Klappe! Halt endlich dein blödes Maul und sag uns wo Gilbert ist!"

Auch das Mädchen war überrascht von dem Ausbruch der unschuldig wirkenden Lili. (Von wegen "süße Versuchung"!)

Und da tauchte dann auch Elizabeta hinter Lili auf und auch ihre Augen blitzten wütend. Die Ungarin packte die Russin am Arm und sagte mit gefährlich ruhiger Stimme: "Du sagst uns jetzt sofort was zu weißt oder ich schwöre dir, ich mach dich fertig."

Doch Ivans Schwester grinste auf einmal unheimlich und griff mit der anderen Hand hinter ihren Rücken. Und ehe sich Elizabeta versah, hatte ihr die Russin in die Hand geschnitten. Sofort zog sie ihre Hand zurück und Ivan Schwester nutzte das, um die Haustüre zuzuschlagen.

Geschockt sahen sie sich an. An was für eine gestörte Familie war Gilbert da nur geraten?

Ludwig versuchte schnell die Fakten zu ordnen und sagte dann mit gepresster Stimme: "W-wir sollten uns aufteilen und Gilbert suchen."

Er machte sich unheimlich Sorgen um seinen großen Bruder.

"Merde*! Ivan hat schon immer einen gestörten Eindruck gemacht, aber das er wirklich...." Francis brach ab. Auch die anderen wussten nicht was sie sagen sollten.

Vash stimmte dann Ludwig zu: "Wir sollten ihn suchen gehen!" Und so teilten sie sich auf.

Arthur hatte sogar seinen großen Bruder Scotty angerufen, ob er kommen könnte. Schließlich hatte der ein Auto.

Und so stieg Arthur bei seinem Bruder ins Auto. Ludwig bemerkte noch wie Francis den beiden einen beunruhigten Blick hinterher warf. Der Deutsche stieg bei dem Franzosen, zusammen mit Antonio ins Auto. Und so bildeten auch Roderich, Vash, Elizabeta und Lili eine Gruppe. Sie wollten sich nach drei Stunden wieder bei Ludwig treffen und Informationen austauschen.
 

Natalia sah der Gruppe nach. Dann wandte sie sich vom Fenster ab und machte sich daran die restlichen Scherben der teuren chinesischen Vase aufzusammeln.

Kurz bevor die acht Freunde dieses bruderklauenden Albinos aufgetaucht waren, hatte sie die großen Blutreste vom Boden entfernt.

Was war hier bloß passiert? Natürlich hatte sie auch die Jacke von Gilbert identifiziert und sie war sicher, dass nur dieser dreckige Albino daran schuld war. Auch von ihrem Vater fehlte jede Spur.

Wenn ihr Vater, wegen diesem ...Subjekt (Gilbert), Ivan etwas angetan hatte, würde sie diesen weißhaarigen Freak höchstpersönlich in kleine Stücke schneiden!
 

A/N: Ist Ivans Vater nicht einfach nur böse? -_-

Tja und Ludwig und die "Gang" sind natürlich wieder übereifrig und stellen Ivan als den bösen hin. Als ob es nicht schon kompliziert genug wäre xD
 

Übersetzung: (wie immer keine Garantie für das Russische)

дерьмо - Scheiße

Peut-être - Vielleicht

боже мой - meine Güte

Merde - Scheiße

Never an Absolution

A/N: Es wird fluffig :D

Die Kapitelüberschrift ist vom Titanicsoundtrack geklaut... (mir fällt wirklich nichts mehr ein -_-')

*hust* Jetzt hab ich mich als Titanic-Fan geoutet ;DD
 

Viel Spaß mit Kapitel 18~
 

Er hatte seinen Kopf an das Beifahrerfenster gelegt und starrte hinaus. Die kahlen Bäume und menschenleeren Landschaften flogen an dem Auto vorbei und Gilbert wusste nicht wie lange und wohin sie überhaupt fuhren.

Auf jeden Fall mussten es schon Stunden sein, zumindest kam es ihm so vor. Auch lag hier noch Zentimeter dicker Schnee, also mussten sie schon weit außerhalb der Stadt sein.

Und seit sie im Auto saßen, hatte Ivan kein Wort gesagt.

Gilbert traute sich auch nicht das Schweigen zu brechen, denn der Russe hatte so einen komischen Gesichtsausdruck, den der Deutsche nicht einzuordnen vermochte... War ja nicht so als ob der Albino Angst hätte! Verdammt nein! Er zog es nur vor zu schweigen.

Und so starrte er weiter hinaus und rieb sich gedankenverloren das Gesicht. Der Schlag von Ivans Vater war unglaublich stark gewesen... Sein Gesicht wird bestimmt noch hässlich anschwellen. Wie unawesome!

Da spürte er plötzlich die eiskalten Finger von Ivan an seiner Wange, die sanft darüber strichen.

Erschrocken zuckte Gilbert zusammen und sah zu dem Größeren rüber.

Der Russe sah ihn mit einem traurigen Blick an und zog seine Hand dann wieder zurück.

Gilbert musste schlucken. Was sollte er nur tun? Irgendwie war alles aus dem Ruder gelaufen...

"Tut mir leid Gilbert." sagte Ivan auf einmal.

Überrascht sah Gilbert zu ihm auf. Der Russe hatte aber seinen Blick auf die Straße gerichtet und die Hände verkrampft um das Lenkrad gekrallt.

"Es ist alles meine Schuld! Ich hätte dich einfach in Ruhe lassen und dich nie ansprechen sollen! Es war ein schrecklicher Fehler. Mit tut das alles so leid..." Am Ende wurde seine Stimme immer leiser.

Es tat ihm leid...? Schrecklicher Fehler...?

Da packte Gilbert plötzlich die Wut und er fauchte den Russen an: "Ja mir tut es auch leid! Tut mir leid, dass ich ein riesengroßer Fehler war und ich dir in den Weg gekommen bin! Tut mir leid, dass ich so ein Idiot war und dir alles geglaubt habe und vor allem tut es mir leid, dass ich mein erstes Mal mit dir hatte!"

Als ihm der Sinn des letzten Satzes klar wurde, drehte er sich mit brennenden Wangen weg. Das hatte er nicht sagen wollen!

Mal wieder rutschte ihm bei Ivan alles raus, was er eigentlich nicht sagen wollte. Und jetzt legte sich so eine peinliche Stille über den Wagen und Ivan sagte nichts.

Gottverdammt! Warum sagte dieser blöde Russe nichts?! Das machte alles nur noch schlimmer!

"T-tut mir leid..." kam es dann murmelnd von der Fahrerseite, neben Gilbert.

"Sag nicht immer, dass es dir leid tut!" knurrte der Albino daraufhin und starrte weiter mit rotem Kopf aus dem Fenster.
 

Draußen ging die Sonne schon unter und plötzlich fiel Gilbert ein, dass er gerade hier in einem Auto saß, mit einem Spinner, auf dem Weg nach sonst wohin und sein Vater oder sein Bruder hatten ja keine Ahnung!

Am Besten er rief bei Ludwig auf dem Handy an und danach würde er zu Ivan sagen, er solle ihn nach Hause fahren. Der Albino wollte schon in seine Jackentasche greifen, als ihm auffiel dass da ja keine Jacke war, in die er hätte greifen können.

Scheiße, was sollte er denn jetzt tun?!

Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als Ivan gleich zu fragen, ob er ihn wieder heimfahren konnte....

Nein, Moment mal! Was hieß denn hier fragen?! Er würde diesen Idioten doch nicht lieb darum bitten!

Also sagte Gilbert mit all seiner Unfreundlichkeit in der Stimme: "Hey Borschfresser! Fahr mich gefälligst wieder nach Hause! Ich hab keine Lust hier die ganze Nacht rumzugurken! Und schon gar nicht mit dir!"

Er sah aus dem Augenwinkel wie Ivan kurz zusammenzuckte, als er ihn so anmeckerte und sofort biss sein Gewissen zu. Doch Ivan sagte dann nur: "Da. Natürlich."

Sie fuhren gerade durch so ein kleines Kaff und der Russe musste einen Platz zum Wenden suchen, als plötzlich der Motor zu stottern begann und dann ausging.

"Was ist denn jetzt los?!" fragte Gilbert genervt.

"I-ich habe vergessen zu tanken..." kam die kleinlaute Antwort von Ivan.

"Sag mir nicht du bist die ganze Zeit auf Reserve gefahren?!" rief Gilbert aus.

"Ich habe es ganz vergessen..." murmelte der Russe mit seiner kindlichen Stimme.

Das konnte doch alles nicht wahr sein!

Sie waren hier in einem eingeschneiten Kaff, das Auto hatte kein Benzin mehr und es war schon fast dunkel draußen!

Fehlte nur noch, dass sie ein Psycho-Killer mit Maske verfolgte!

Genervt seufzte der Albino und sah aus dem Fenster. In ein paar Häusern brannte Licht und es hingen auch noch einige weihnachtliche Lichterketten draußen. Hätte ja alles ganz idyllisch wirken können, nur war ihm das sowas von scheißegal.

Da schnallte sich Ivan neben ihm los und sagte: "Ich werde eine Tankstelle suchen gehen." und machte sich daran die Türe zu öffnen.

"Bist du blöd?! Du willst mich hier zurück lassen?!" rief Gilbert dann aufgebracht und packte den Russen am Arm.

"Ich komme natürlich mit!"
 

Und wenige Minuten später stapften sie durch das zugeschneite Dorf.

Es sah aus wie aus einem Märchenbuch gesprungen. Und wahrscheinlich waren die Leute hier auch dem Stand eines mittelalterlichen Bauers. Zumindest war das einzige Auto, das sie gesehen hatten ungefähr so alt wie die Welt selbst!

Es würde an ein Wunder grenzen, wenn sie hier eine Tankstelle finden würden.

Frustriert knirschte Gilbert mit den Zähnen und schlang seine Arme um sich selbst.

Toll, es hatte Eiszeit Temperaturen und er hatte seine Jacke nicht. Was sollte denn heute noch alles schief gehen?!

Aufeinmal spürte er etwas Schweres auf seinen Schultern und keine Sekunde später registrierte er, dass es Ivans Mantel war. Er roch so vertraut und war so kuschelig, dass sich Gilbert kurz vergaß.

Doch dann besann er sich wieder und fragte patzig: "Was soll das?"

Mit schuldbewussten Blick antwortete Ivan: "Gilbert sah so aus als ob er frieren würde. T-tut mir leid, wenn ich-"

"Ja schon gut!" unterbrach Gilbert den Russen. Gott, der Größere sah so zerknirscht aus, dass sich Gilbert für eine Millisekunde schämte, so gemein zu Ivan gewesen zu sein.

Da blieb der Albino aber plötzlich stehen und sah zu einem Haus hoch, auf dem riesig GASTSTÄTTE stand.

Er hielt Ivan am Arm fest und fragte: "Hast du Geld dabei?"
 


 

Als sie eintraten, empfing sie eine angenehme Wärme. Es roch nach Essen und da bemerkte Gilbert auch wie hungrig er eigentlich war.

Die Wirtin sah sie skeptisch an, als sie nach EINEM Zimmer fragten (weil das Geld für mehr nicht reichen würde).

Allgemein schienen die beiden einen eher befremdlichen Eindruck zu machen: Ein riesiger Kerl mit violetten Augen, der keine Jacke trug und ein kleinerer Albino mit einem zu großen Mantel und blutroten Augen. Beide mit verwegenen Haaren und der Albino sah aus, als würde er gleich zubeißen.

Wahrscheinlich dachten die Leute hier sie wären Dämonen oder Werwölfe. Oder dämonische Werfwölfe.

Gilbert spürte die Blicke der wenigen Gäste im Rücken, als sie die Treppe hinaufstiegen um zu ihrem Zimmer zu gelangen. Dem Albino passte es zwar auch nicht mit Ivan in einem Zimmer schlafen zu müssen, aber er verkniff sich einen gehässigen Kommentar, da der Russe ja auch bezahlte.

Obwohl... eigentlich waren sie ja nur durch diesen Borschfresser in diese Lage gekommen! (Das genaugenommen keiner eine wirkliche Schuld hatte, überging Gilbert einfach.)
 

Das Zimmer war zwar klein, aber wenigstens sauber. Es bestand alles aus Holz und sah aus wie vor 100 Jahren.

Irgendwie... gemütlich.

Ein Doppelbett stand mit dem Kopfende an der Wand, gegenüber standen ein kleiner Tisch und zwei Stühle. Ein übergroßes, kitschiges Blumenwiesenbild hing über dem Bett und auf dem Tisch lag ein weißes Spitzendeckchen. Im angrenzenden Raum befand sich wohl das Badezimmer.

"Ich geh mal duschen." sagte Ivan und machte sich auf in Richtung Badezimmer. (Das zum Glück auf dem neuesten Stand war!)

Gilbert sah dem Größeren nach und wollte ihm schon hinterher laufen. Doch dann wurde es ihm bewusst und er hielt sich zurück. Er fühlte nichts für Ivan! Nein, er fühlte nichts! Absolut nichts!

Das wiederholte Gilbert so oft in seinen Gedanken, bis sich dann die Badezimmertüre schloss.

Seufzend ließ sich der Albino auf das Bett fallen und starrte an die Decke.

Wie konnte er mal wieder in so einer unmöglichen Situation enden?

Da knurrte sein Magen laut in die Stille und er richtete sich auf. Er ging wohl besser mal nach unten und fragte nach Essen, bevor er hier noch ohnmächtig wurde.
 

Und so ging er nach unten, wo die Gespräche augenblicklich verstummten, als er eintrat.

Es war wie in diesen Filmen, in denen das Dorf ein Geheimnis hütete und ein Fremder auftauchte und alle über das Geheimnis verbissen schwiegen. Bei dem Gedanken musste Gilbert grinsen. Er konnte getrost auf das bescheuerte Geheimnis dieses Dorfes verzichten!

Als er zu der Wirtin ging und nach etwas Essbaren fragte, spürte er die nun neugierigen Blicke der Leute und er war schon versucht herumzufahren und "Was?!" zu fauchen.

Die Wirtin schien sich noch zusammenreißen zu können und fragte, ob sein Freund auch etwas wolle. Kurz überlegte Gilbert und beschloss dann, das Essen einfach mit aufs Zimmer zu nehmen.

Und wenig später stieg er auch schon wieder die Treppen nach oben, vollbepackt mit allerlei Köstlichkeiten. Anscheinend hatte die Wirtin einen Narren an den beiden gefressen, denn sie hatte gesagt, dass alles aufs Haus gehen würde. Oder sie wollte einfach die beiden Werwölfe nicht verärgern.
 

Mit dem Fuß versuchte Gilbert die Türe zu öffnen, immer darauf achtend nichts fallen zu lassen.

Auch wenn er unglaublich awesome war und alles konnte, war das wirklich schwierig. Aber da seine Awesomeness mit jeder Minute anstieg, hatte er den Grad >unglaublich awesome< in >überirdisch awesome< überschritten und so schaffte er es, die Türe ohne Verluste zu öffnen.

Als er dann in das Zimmer trat, hätte er aber doch beinahe alles fallen lassen.

Vor ihm stand Ivan mit nacktem Oberkörper und mit dem Rücken zu ihm.

Gilberts Augen wurden groß und er musste schlucken. Der Rücken des Russen sah aus, als wäre man mit dem Rasenmäher darüber gefahren. Schlecht verheilte Schnitte, Striemen und blauen Flecken waren überall.

Ivan schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, denn er stand gedankenverloren vor einem Spiegel und summte eine Melodie vor sich her.

Als Gilbert aber einen Schritt weiter ins Zimmer machte, knarrte der Holzboden unter seinem Gewicht und Ivan drehte sich erschrocken um.

Jetzt starrten sie sich an und Gilbert stellte fest, dass die Vorderseite des Russen auch nicht besser aussah.

Auf dem Schlüsselbein war etwas, wie mit einem Messer eingeritzt worden und auch über den Bauch und Brustkorb zogen sich einige hässliche Striemen.

Wie paralysiert sahen sich die beiden an, bis Ivan dann schnell zum Bett lief und sich hastig sein Oberteil überzog.

Mit gesenktem Blick hastete er dann an dem Albino vorbei und ging zurück ins Bad, wo er dann die Türe hinter sich schloss.

Gilbert stellte die Teller mit dem Essen auf einem kleinen Tisch und ließ sich auf einen Stuhl sinken.

Plötzlich gab alles einen Sinn für den Deutschen.

Das blaue Auge und die Verletzung im Gesicht nach ihrer ersten Verabredung, warum Ivan nie sein Oberteil auszog, warum sein Vater ihn und auch Gilbert geschlagen hatte und warum der Russe nie etwas von seiner Familie erzählt hatte.

Aufgewühlt fuhr er sich durch die Haare. Verdammt, er hatte ja keine Ahnung!

Schließlich seufzte er und stand auf. Leise öffnete er die Badezimmertür und sah Ivan am Badewannenrand sitzen.

Er hatte sein Gesicht in den Händen vergraben.

Gilbert trat vor den sitzenden Russen und sah ihn schweigend an. Dann kniete er sich vor ihn, schlang die Arme um den Größeren und zog ihn an sich heran. Erst war der Russe ganz steif, doch dann spürte Gilbert die Arme des Anderen um sich und etwas heißes, nasses lief die Wange Ivans hinunter.

Der Albino nahm mit beiden Händen das Gesicht des Russen und sah in die amethystfarbenen Augen. Dann beugte er sich vor uns küsste eine Träne auf der Wange weg. Er wusste selbst nicht, was plötzlich über ihn gekommen war.

Aber Ivan so zu sehen war falsch. Gilbert wusste, bei jedem anderen wäre es ihm egal gewesen, aber den Russen so zu sehen war einfach nicht richtig!

Er küsste noch eine Träne weg und da zog auch Ivan ihn näher heran.

So versanken sie in einem richtigen Kuss.
 

A/N: Oh Gott, es entspricht so ziemlich jedem Klischee, das mit dem Auto >.< Weil es ja auch dann genau in DEM MOMENT stehen bleibt!
 

Vielen Dank, an alle die diese Geschichte hier lesen, kommentieren oder favorisieren♥

I remember how I was trembling when you called me by name.

Vorhang auf für Kapitel 19~
 

Laut tickte die Wanduhr. Es war kurz nach 23 Uhr und es herrschte eine so angespannte Stimmung, dass man sie schon fast sehen konnte.

Ludwig tigerte unruhig durch das Wohnzimmer und raufte sich dabei die Haare, Francis trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte herum und Vash war dabei seine Pistole (?!) auseinander- und wieder zusammenzubauen. Er hatte gesagt, es würde ihn beruhigen.

Sie hatten nichts von Gilbert gehört! Absolut nichts!

Ludwig hatte versucht seinen Vater zu erreichen, aber der ging weder an sein Handy, noch an den Schulapparat.

Und jetzt warteten in angespannter Stille Vash, Roderich, Antonio, Lili, Elizabeta, Francis und Ludwig auf die Rückkehr von Arthur und seinem Bruder Scotty.

Sie hatten ja nach drei Stunden nichts über den Verbleib von Gilbert herausfinden können und waren absolut Ratlos gewesen. Da hatte Scotty vorgeschlagen, sie könnten ja einfach sämtliche Verkehrsaufnahmen der letzten Stunden ansehen, schließlich war ihr Vater der Chef vom Polizeichef oder so. Oder er war der Boss vom FBI, MI6 oder der CIA. Wahrscheinlich war er sogar James Bond persönlich, schließlich war er britischer als die Queen! Das wusste Ludwig nur zu gut, schließlich mussten sie alle mal zu einer "Tea Party" antanzen und dabei (selbstgemachte) Scones herunterwürgen.

Wie dem auch sei, Arthur und Scotty waren daraufhin losgezogen und wollten ihre Machtposition als Kirkland Söhne ausnutzen.
 

Sie waren schon gefühlte Jahre weg und Ludwig stand kurz davor durchzudrehen, als es dann an der Haustür klingelte. Wie vom Blitz getroffen, stürmten alle zur Haustür.

Roderich war am Schnellsten gewesen und riss sofort die Türe auf.

Vor ihnen standen ein rauchender Scotty und ein erschöpft wirkender Arthur. Sofort packten Roderich und Vash den Engländer und fragten wie aus einem Mund: "Und? Habt ihr was gefunden?"

Aus müden Augen sah Arthur die beiden an, doch dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und Scotty hielt der Gruppe grinsend ein Foto unter die Nase. Es zeigte einen teuren Wagen, auf dem deutlich Gilbert zu sehen war, der aus dem Fenster starrte. Genau wie es Ivan zeigte, der am Steuer saß.

"Das Bild wurde außerhalb der Stadt aufgenommen. Sie sind Richtung Westen gefahren." erkläre Scotty den anderen und Ludwig musste dem Drang widerstehen, dem Rothaarigen um den Hals zu fallen und ihn zu küssen.

Himmel! Sowas war ihm ja noch nie passiert! Aber die Sorge um seinen großen Bruder machte ihn ganz verrückt. Es würde ihn nicht wundern, wenn er morgen in der Irrenanstalt aufwachen würde!

Und ehe sich der Blonde versah, saß er mit Francis, Arthur und Antonio in Scottys Auto und fuhren in die vermutete Richtung. Hinter sich konnte er die Scheinwerfer von Roderichs Wagen ausmachen, in dem die anderen vier saßen.
 

Zwar hatten sie jetzt einen Hinweis, wo sich Gilbert vielleicht befand, aber die Stimmung im Auto war kein bisschen entspannter.

Ludwig und Antonio spürten eine ungemütliche Atmosphäre zwischen Francis, Arthur und Scotty.

Irgendwas schwebte zwischen den dreien und Antonio sah immer abwechselnd zu den beiden Brüdern und dem Franzosen.

Was hatten die denn nun wieder für ein Problem?

Aber eigentlich war es Ludwig egal. Er wollte nur seinen Bruder vor den Klauen dieses geistesgestörten Russen retten!

Als der Deutsche an die Blutspritzer an der weißen Tapete dachte, ballte er seine Hände zu Fäusten. Es war ihm schon von Anfang an klar gewesen, dass mit Ivan etwas nicht stimmte. Keiner hatte es gewagt mit dem unheimlichen Typen zu sprechen. Wahrscheinlich aus reinem Instinkt heraus.

Nur sein Bruder hatte diesen Instinkt wohl nicht, denn Gilbert liebte es, sich in Schwierigkeiten zu bringen.

Aber diesmal hatte er es wohl zu weit getrieben...

Seufzend schloss Ludwig seine Augen und massierte sich die Schläfe.

Er hatte Kopfschmerzen und wollte nur noch schlafen.
 


 

Den Blick an die dunkle Decke gerichtet, summte Ivan eine Melodie.

Diese Melodie hatte sich vor Ewigkeiten in sein Gehirn gebrannt und er konnte nicht anders als sie immer wieder zu summen. Es war wie ein Zwang und er bemerkte es schon gar nicht mehr.

An Schlaf war für den Russen nicht zu denken. Es war alles so undendlich komplizierter geworden, als er gedacht hatte.

Sein Blick fiel auf Gilbert, der seinen Kopf an seine Schulter gelegt hatte und friedlich vor sich hin schlummerte.

Vorsichtig strich er über die Wange des Kleineren. Womit hatte er ihn nur verdient?

Eigentlich müsste Gilbert ihn doch hassen und verachten. Doch der Albino war zu ihm zurückgekehrt.

Als wäre nie etwas gewesen, hatte er Ivan vorhin geküsst und in den Arm genommen.

Als hätte Ivan ihn nie verletzt und als ob er nicht dafür verantwortlich war, dass sein Vater den Kleineren geschlagen hatte.

Gilbert hatte ihn nur mit diesen rubinroten Augen angesehen, hatte nichts gesagt oder gefragt, war einfach nur dagewesen.

Nein, er hatte Gilbert nicht verdient. Er hatte eigentlich niemanden verdient. Es geschah ihm mehr als recht, dass ihn alle mieden, so brachte er doch nur alle in Gefahr. Der Albino neben ihm war doch der beste Beweis!

Hätte Ivan sich ihm nicht genähert, wäre das alles niemals passiert.

Plötzlich er spürte einen stechenden Schmerz in seinem Kopf und er wusste was er jetzt brauchte.

Vorsichtig stand er auf, immer darauf achtend Gilbert nicht zu wecken, zog seine Stiefel an und öffnete leise die Tür.

Er warf noch einen kurzen Blick auf die große Standuhr, die halb zwölf anzeigte.

Hoffentlich war noch jemand wach...
 

Als er unten ankam, waren tatsächlich noch drei Leute in der Gaststätte und die Wirtin stand auch noch hinter ihrem Tresen.

Er setzte sich an einen Tisch und rieb sich die Schläfe. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer.

"Möchtest du etwas bestellen?" hörte er dann die Frau fragen.

Müde blickte er auf, nickte kurz und sagte dann: "Vodka."

Die Wirtin starrte ihn für einen Moment an, nickte dann aber und verschwand kurz, nur um dann wieder mit einem Glas und einer Flasche Vodka zurückzukehren. Wortlos stellte sie dem Russen das Getränk hin und setzte sich dann zu den anderen drei Gästen, die Karten spielten.

Ohne weiter nachzudenken, schenkte sich Ivan ein und haute das Zeug dann auf ex hinunter. Er spürte schon gar nichts mehr, wenn ihm der Alkohol durch den Hals, hinunter in den Bauch rann. Es war für ihn wirklich nicht mehr als ein "besonderes" Wasser.

Die Kopfschmerzen ließen aber auch nur dürftig nach und so schenkte er sich nochmal ein Glas ein und kippte es in einem Zug hinunter. Was für ein erbärmlicher Anblick er wohl bieten musste? Saß hier fast mitten in der Nacht alleine und schüttete sich mit Vodka zu.

Seufzend schenkte er sich nochmal, nochmal und nochmal ein Glas ein.

Als er gerade dabei war sein sechstes Glas zu füllen, hörte er wie die Türe zu Gaststätte geöffnet wurde und mehrere Leute hineinkamen. Ohne weiter darauf zu achten, trank er auch sein sechstes Glas leer. Doch bevor es zu einem siebten kommen konnte, spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulte.

Er drehte sich um und sah in zwei wütend funkelnde, blaue Augen.
 

Gilbert erwachte aus einem merkwürdigen Gefühl heraus. Irgendwie kam es ihm so vor, als würde... etwas fehlen.

Er kam sich ziemlich bescheuert vor, als er das so dachte. Zum Glück konnte niemand seine Gedanken hören!

Als er sich umsah, fiel ihm auch auf, dass es gar niemanden gab der seine Gedanken hätte hören können, weil er alleine war.

Wo war denn Ivan? Hatte sich dieses Arschloch von Russe etwa schon wieder aus dem Staub gemacht?!

Doch bevor richtige Wut in Gilbert aufkommen konnte, sah er den Mantel des Größeren über einem Stuhl hängen und auf dem Tisch daneben waren seine Autoschlüssel. Anscheinend war er nur aus dem Zimmer gegangen.

Beruhigt ließ Gilbert seinen Kopf zurück ins Kissen sinken. Er seufzte auf. Er benahm sich gerade ziemlich unawesome...

Hatte er etwa solche Verlustängste? Kurz musste er bei der Erinnerung schlucken, als ihn Ivan verlassen hatte.

Okay, auch wenn es ziemlich schwul und bescheuert klang: Ja, er hatte verdammt nochmal Angst, dass Ivan sich wieder auf und davon machte!

Er... er brauchte ihn doch... irgendwie. Also nein, er, Gilbert Beilschmidt, brauchte niemanden! Aber Ivan braucht verdammt nochmal einen Gilbert Beilschmidt!

Als der Albino an die vielen Narben auf dem Körper des Russen dachte, zog es ihm den Magen zusammen.

Warum? Warum Ivan? Warum hatte er nichts bemerkt? War er etwa so unaufmerksam? Irgendwie wurde Gilbert das Gefühl nicht los, er hätte etwas bemerken müssen, wenn er nicht dauernd nur an sich gedacht hätte. Schon allein als Ivan mit den Verletzungen in die Schule gekommen war... Verdammt! Er hatte noch nie ein schlechtes Gewissen gehabt!

Aber bei Ivan meldete sich sofort diese mahnende Stimme in ihm, von der er dachte, er hätte gar keine.

Seufzend richtete sich der Albino auf. Er wollte Ivan jetzt nicht alleine irgendwo lassen.

Und so zog er seine Hose und Schuhe an und verließ das Zimmer.
 

Als er sich der Treppe näherte, hörte er laute Stimme von unten.

Mein Gott, dieses Dorf schien ja feierlaunig zu sein!

Doch dann erkannte er plötzlich eine Stimme und er hielt auf der Treppe inne und lauschte.

"Wo ist er Braginsky?! Was hast du mit meinem Bruder gemacht?!" hörte er Ludwigs aufgebrachte Stimme.

"Sag es lieber du dreckige Borschfresse!" zischte Vash.

Gilbert lugte vorsichtig um die Ecke und sah, wie Ivan auf einem Stuhl saß und eine Flasche Vodka vor sich stehen hatte.

Um ihn standen Ludwig, Vash, Francis, Antonio und Elizabeta. Roderich und Lili standen zwar etwas weiter weg, sahen aber nicht weniger wütend aus.

Scheiße was machten die denn hier?!

"Hey, bist du taub?" fragte Vash gereizt und versuchte Ivan in die Augen zu sehen. Doch dieser sah einfach nur an dem Schweizer vorbei und sagte gar nichts.

Wütend packte Ludwig den Russen am Kragen und schrie ihn weiter an: "Du verdammter Mistkerl! Was hast du mit Gilbert gemacht?! Was bist du nur für ein gestörter Freak?!"

Da packte Ivan plötzlich die Hände des Deutschen und riss ihn los. "Lass deine Finger bei dir. Und ich habe überhaupt nichts mit Gilbert gemacht!" sagte er dann.

"Red keinen Scheiß Braginsky! Dir gefällt es doch andere zu quälen! Und in Gilbert hast du wohl ein tolles Spielzeug gefunden!" knurrte Vash.

Da sah Ivan zu den stehenden Leuten auf und fragte verwirrt: "Was redet ihr da? Wieso sollte ich Gilbert quälen?! Er ist alles was ich habe! Ich liebe ihn schließlich!"

Besagter Gilbert stand fast vor einer Ohnmacht, als er das hörte. Hatte Ivan gerade wirklich das »L-Wort« gesagt?! Und hatte er gerade wirklich IHN damit gemeint?!

Das Gesagte brachte kurz auch die anderen aus dem Konzept, doch da hatte sich Ludwig auch schon wieder gefangen und lachte verächtlich auf. "Du liebst Gilbert? Also verarschen können wir uns alle selber! Als ob du überhaupt wüsstest was Liebe ist! Du kannst doch gar nicht lieben!"

Geschockt starrte Gilbert zu seinem Bruder. Und keine Sekunde später war Ivan aufgesprungen und blickte mit wütenden Augen auf Ludwig hinab. "Nimm das zurück!" zischte er gefährlich ruhig. Doch der Deutsche war selbst so in Rage, dass er dem Blick des Größeren stand hielt.

"NIMM DAS SOFORT ZURÜCK!" brüllte Ivan dann plötzlich los.

Alle, einschließlich Gilbert zuckten erschrocken zusammen. Der Albino hatte Ivan noch nie so wütend gesehen. Eigentlich hatte er Ivan noch nie wütend gesehen.

Das war wohl der Moment, in dem awesome Gilbert auftauchen musste, um zu vermitteln, denn anscheinend gab es hier ein Missverständnis. Und so schritt er um die Ecke.

"Gilbert!" rief Francis, weil er ihn zuerst entdeckte. Alle drehten sich zu dem Albino um und der wütende Ausdruck auf Ivans Gesicht verschwand. Doch noch bevor Gilbert etwas sagen konnte, wurde wieder die Türe zur Gaststätte aufgerissen.

Sie drehten sich alle um und diesmal war es nur eine Person die dort im Türrahmen stand. Doch diese Person reichte aus, um in Ivans Augen Angst aufblitzen zu lassen.

"Hier hast du dich also versteckt." Ivans Vater hatte einen Verband um den Kopf, doch das ließ seine Erscheinung nicht weniger angsteinflößend wirken. Ivan konnte seinen Vater nur anstarren.
 

Gilbert sah wie Ivan zusammen zuckte und hatte auf einmal das dringende Bedürfnis zu ihm zu gehen. Er musste jetzt schnell zu Ivan! Er musste ihm doch beistehen!

Daher hastete er auf den Russen zu, doch erreichte ihn nicht, weil er von Ludwig und Francis festgehalten wurde.

"Lasst los!" zeterte er. Doch sie hielten ihn fest.

Mit einem kurzen Blick bedachte ihn Ivans Vater, dann wandte er sich wieder seinem Sohn zu: "Ich sage es nur einmal: Entweder du kommst mit oder ich muss noch viel deutlicher werden als vorher. Und diesmal lass ich dich zusehen." Der Vater deutete mit einem vielsagenden Blick auf Gilbert.

Die Anderen mochten diesen Blick vielleicht nicht verstehen, doch Ivan und Gilbert verstanden sofort.

"Hör nicht auf ihn! Hörst du Ivan?! Bleib hier!" rief Gilbert und versuchte sich aus Ludwigs Griff zu befreien. Doch sein Bruder war stark und zudem hatte er noch Hilfe von Francis und Vash.

Mit geweiteten Augen sah er, wie Ivan nickte und auf den Mann im Türrahmen zuschritt.

"Ivan!" versuchte es Gilbert weiter. Er sah wie Ivans Vater ein gewinnendes Lächeln aufsetzte und dann einen Arm um seinen Sohn legte. "Über dein Verhalten reden wir später..."

Der Russe drehte sich noch einmal um und lächelte Gilbert mit einem so falschen Lächeln an, dass der Albino kotzen könnte. Es sah zwar aus wie sein typisches Ivan-Lächeln, aber Gilbert wusste es besser.

Er zerrte, zog und wollte sich endlich aus dem Griff seines Bruders, seines Freundes und seines Cousin befreien, doch die hielten ihn fest. Warum ließen sie ihn denn nicht los?!

"IVAN!! VERDAMMT IVAN! BLEIB HIER!!! IVAN!" er spürte eine Träne seine Wange hinunter laufen, als er versuchte den Russen zum Bleiben zu bewegen.

Doch da waren der Blonde und sein Vater schon aus der Tür, hinaus in die Kälte, gegangen.
 

A/N: Ich mag Ludwig! Er ist eigentlich nicht so gemein >.<

Und es tut mir leid, aber ich musste das Drama noch verdramatisieren...

Die ultimative Chance auf ein schönes Ende fliegt gerade vorbei O.o

Who was I to make you wait?

A/N: Ich weiß ja, dass Ludwig nicht so dumm ist, aber reagiert hier halt mal über, verzeiht bitte >.<

Aber es musste so dramatisch wie möglich sein ;D
 

AliceMadness presents: Kapitel 20~
 

Den Kopf auf seine Hand gestützt sah Gilbert aus dem Fenster. Es regnete. Schon seit drei Tagen ununterbrochen und es machte auch nicht den Anschein, als würde es bald aufhören.

Seufzend drehte er seinen Kopf nach vorne und blickte an die Tafel, an der der Lehrer gerade verzweifelt versuchte seinen Schülern irgendwelche mathematischen Formeln näher zu bringen.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie ihn Francis und Antonio ansahen. Das taten sie ebenfalls schon seit drei Tagen ununterbrochen, doch das war dem Albino egal. Hoffentlich würden sie an ihrem schlechten Gewissen krepieren!
 

Es war jetzt vier Tage her, dass Ivan aus der Türe des Gasthofes gegangen war und seither hatte Gilbert nichts mehr von ihm gehört.

Wie er danach nach Hause gekommen war, wusste er nicht mehr. Vermutlich hatten ihn Ludwig, Vash, Francis und Antonio zum Auto geschleift, in dem Scotty und Arthur gewartet hatten.

Gilbert wusste nur noch, dass er dann am nächsten Morgen in seinem eigenen Bett aufgewacht war. Als er dann aus seinem Bett gesprungen war und aus dem Zimmer eilen wollte, wurde er schon von seinem Bruder und seinen Freunden erwartet.

Sofort hielten ihn Vash und Francis fest. Der Albino hatte sofort losgebrüllt: "Lasst mich los! Ich muss zu Ivan! Wo ist er?!" Doch sein Cousin und sein Freund ließen ihn nicht los.

Stattdessen hielten sie ihn nur noch fester und Ludwig war vor ihn getreten und hatte gesagt: "Keine Sorge, Gilbert. Ivan kann dir nichts mehr tun... es ist alles in Ordnung."

Fassungslos hatte der Albino seinen kleinen Bruder angesehen. Von was redete der da?!

Gilbert zerrte weiter und rief aufgebracht: "Lasst mich gottverdammt nochmal los! Ich muss zu ihm!" Doch dann wurde er von Vash und Francis nach oben geschleift und ihn sein Zimmer gesteckt.

Bevor aber die Türe zugeschlagen wurde, hörte er Ludwig noch irgendetwas von "Stockholm-Syndrom" murmeln und sah den mitleidigen Blick, den ihm die anderen zuwarfen.
 

Seither hatten ihn Ludwig und die anderen nicht mehr aus den Augen gelassen.

Besonders in der Schule war er unter ständiger Beobachtung, obwohl Ivan nicht mehr dort aufgetaucht war.

Und als der Russe nicht mehr zum Unterricht erschienen war, hatte Gilbert auch jeglichen Kontakt zu seinen Freunden oder seinem Bruder abgebrochen. Er redete mit keinem mehr. Sobald er nach Hause kam, schloss er sich in sein Zimmer ein und kam nur noch selten raus. Es brachte ohnehin nichts etwas zu unternehmen, da er sofort von Ludwig abgefangen wurde wenn er nach draußen wollte.

Wenn Gilbert nur an Ivan dachte, wurde er fast krank vor Sorge. Er hatte den Rücken des Russen doch gesehen!

In hilfloser Wut ballte der Albino seine Hände Fäusten. Warum verstanden Ludwig und die anderen denn nicht?! Sie wollten ihm ja nicht mal zuhören! Sein verletztes Gesicht hatten sie auch Ivan zugeschrieben.
 

Das Läuten der Schulglocke zeigte das Ende der Stunde und Gilbert packte schnell seine Sachen zusammen.

Die letzten beiden Stunden fielen aus, da Herr Vargas im Urlaub war. (Komischerweise hatte sich Gilberts Vater auch frei genommen und war weggefahren, so hatte der Direktor auch nichts von dem ganzen Chaos um seinen Sohn mitbekommen.)

Und kaum hatte der Albino das Schulgebäude verlassen, spürte er wie sich seine Verfolger an seine Fersen hefteten. Dieses Mal waren es Ludwig, Francis und Antonio. Mein Gott, wieso konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?!

Aus dem Augenwinkel sah Gilbert dann aber plötzlich eine große Gestalt mit blonden Haaren stehen. Ruckartig blieb der Weißhaarige stehen und drehte seinen Kopf zu der Gestalt. Doch auf den zweiten Blick war es nur ein mittelalter Mann, der obendrein noch einen buschigen Bart hatte.

Enttäuscht sah Gilbert wieder weg und machte sich weiter auf den Heimweg. Er hatte schon tausendemale versucht Ivan anzurufen, doch niemand hob ab.

Wieso wollten diese bescheuerten Idioten ihn auch nicht zu ihm lassen?! Gilbert wurde wirklich jedes Mal abgewürgt, wenn er sich nach Ivan erkundete.

Und nur weil sich Roderich als Sigmund Freud aufspielte und so tat, als hätte er irgendeine schwedische Krankheit, hielten sie ihn fest. Durften sie das überhaupt? War das nicht Freiheitsberaubung?!

Aber anzeigen konnte er sie ja schlecht, da blöderweise der Sohn von James Bond (so nannte Gilbert Arthurs Vater), einer seiner Aufpasser war. Wieder ballte Gilbert seine Hände zu Fäusten in hilfloser Wut und konnte nur schwer dem Drang wiederstehen auf etwas einzuschlagen.
 

Schließlich erreichte er sein Haus - sein Gefängnis - und schloss die Türe auf.

Es war ironisch, dass er doch den Schlüssel hatte, um aus seinem Gefängnis zu entkommen und doch waren da die verbissenen Wachhunde, die in daran hinderten.

In einem kindischen Trotzanfall, schmiss er seine Schultasche und seine Jacke auf den Boden. Dann riss er die ganze Garderobe herunter und hoffte Ludwig würde einen Herzinfarkt bei der Unordnung bekommen. Dann verschmierte er noch extra viel Dreck mit seinen Schuhen auf dem Boden und ging anschließend in sein Zimmer.

Hunger hatte er schon lange keinen richtigen mehr. Es war ihm eigentlich egal.

Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. Weiß. So weiß wie Schnee war sie. Schnell schüttelte er den Kopf. Jetzt erinnerte ihn schon seine Zimmerdecke indirekt an Ivan!

Seufzend drehte er sich auf die Seite und kuschelte sich in das Einzigste das ihm noch blieb. Es war Ivans Mantel.

Den hatte man vollkommen auf dem Zimmer in der Gaststätte vergessen und irgendwie hatte Gilbert ihn wohl mitgenommen.

Gott, das Teil roch immer noch nach Ivan und erinnerte noch immer an ihn. Auch wenn es nur 4 Tage waren, so vermisste Gilbert Ivan doch. Und die Tatsache, dass er mit diesem gestörten Mann mitgegangen war, der Ivan wohl schon wegen Kleinigkeiten verprügelte, machte das alles nicht besser.

Gilbert wollte sich gar nicht ausmalen, was dieser gestörte Vater mit seinem Sohn anstellen wollte!

Mit einem weiteren Seufzer drehte sich der Albino wieder auf den Rücken und betrachte dann das Armband an seinem Handgelenk. Es war schon beinahe unglaublich, wie Ivan dem physischen und psychischen Druck standgehalten hatte.

Ivans Vater war ein wichtiger Mann und es durfte wohl nichts über seine besonderen Erziehungsmaßnahmen ans Licht kommen.

Ivan hatte das alles stillschweigend ertragen und nie etwas gesagt!

Und Gilberts Möchtegern schützender Bruder hatte nichts Besseres zu tun, als Ivan als gestörten Psychopathen hinzustellen! Diesmal packte Gilbert die Wut. Was erlaubten sich eigentlich seine sogenannten Freunde?! Sie hatten kein Recht, Ivan zu verurteilen und ihn hier festzuhalten!

Wild entschlossen sprang der Albino vom Bett, schnappte sich seinen Geldbeutel, sein Handy (ausgeschaltet, nicht das James Bond Junior noch auf die Idee kam es zu orten!) und Ivans Mantel, weil es draußen noch arschkalt war und er nicht nach unten rennen wollte, um seine eigene Jacke zu holen.

Und schließlich, um zu entkommen wandte Gilbert den wohl ältesten Trick der Menschheit an, um aus dem Fenster zu flüchten. Er kam sich selber dämlich vor, dass er da noch nicht früher drauf gekommen war! Anstatt blöd rumzusitzen, hätte er schon viel früher etwas unternehmen müssen!

Mit einem letzten Blick zum Fenster, hastete der Albino dann los, immer in Richtung Reichenviertel.
 

Als er dann eine halbe Stunde später und völlig außer Atem Ivans Haus, Villa oder Anwesen erreichte, blieb er irritiert stehen. Irgendwas war komisch.

Zögernd ging Gilbert zur Eingangstür. Mit zitternder Hand, drückte der Albino den Klingelknopf. Was wenn der verrückte Alte aufmachte? Er hatte sich ja schon letztes Mal nicht wehren können! Doch schnell schüttelte Gilbert seinen Kopf, um diese feigen Gedanken wieder loszuwerden. Es ging hier um Ivan! Außerdem war er Gilbert Beilschmidt! Personifikation der Awesomeness! Also straffte er seine Schultern und setzte seinen rebellischen Blick auf.

Doch nichts geschah. Niemand öffnete.

Gilbert klingelte nochmal. Auch nach 5 Minuten öffnete niemand.

Zögernd schritt er von der Eingangstür weg und warf einen Blick durch das nächste Fenster.

Er sah ein Sofa, zwei Sessel und einige Regale. Niemand war zu sehen.

Er wollte den Blick schon wieder abwenden, da stutzte er. Die Regale waren allesamt leer. Und in den rumstehenden Blumenvasen fehlte etwas Elementares. Nämlich die Blumen.

Irritiert wandte sich der Albino ab. Was zur Hölle war hier los?

Da ertönte plötzlich eine Stimme, die ihm etwas zuzurufen schien. Verwirrt blickte Gilbert sich um und sah dann, wie eine Frau auf ihn zukam.

Sie blieb vor dem Albino stehen und sagte dann mit einem freundlichen Lächeln: "Falls du zu den Braginskys willst, bist du leider zu spät. Kennst du sie denn?" Gilbert runzelte die Stirn. Zu spät?

"Äh ja, ich... ich kenne Ivan... also den Sohn." sagte er dann nach kurzem Zögern.

Wissend nickte die Frau dann und warf einen Blick auf die Schuluniform. "Sicher ein Schulkamerad. Aber hat er dir denn nichts gesagt?"

"Was gesagt?" fragte Gilbert irritiert.

Ungläubig schüttelte die Frau den Kopf. "Na sowas. Nicht mal seinen Freunden hat der Junge Bescheid gegeben. Na, die Braginskys sind vorgestern ausgezogen. Der Vater und der Sohn gehen zurück nach Russland, während das Mädchen hier auf dem Internat bleibt."

In Gilberts Ohren rauschte es. Er sah wie die Frau sprach, er hörte auch was sie sagte, doch er verstand nicht. Vorgestern ausgezogen? Zurück nach Russland? Was für ein Mädchen überhaupt?

Er schreckte erst wieder aus seinen Gedanken hoch, als die Frau ihn besorgt an der Schulter rüttelte.

"Junge? Alles in Ordnung? Du bist auf einmal so blass!" Mechanisch nickte Gilbert. Die Frau musterte ihn immer noch besorgt. Dann blickte sie auf ihre Armbanduhr und sagte: "Oh ihr Flug geht in zwei Stunden! Schade eigentlich. Ivan war ein wirklich netter Junge. Naja, wenn der Vater eben wieder nach Russland muss..." sie zuckte mit den Schultern.

"Also dann. Ich wollte dir nur Bescheid geben, weil du so ratlos gewirkt hast. Schönen Tag noch."

Damit drehte sich die Frau um und ging auf eines der anderen Häuser zu. Wahrscheinlich ihr eigenes.
 

Gilbert fühlte sich gerade wie im Regen stehen gelassen. Als hätte man ihm dutzende Ohrfeigen verpasst oder ihn auf jede erdenkliche Art nur gedemütigt. Er sah der Frau noch mit leerem Blick nach, dann rannte er los.

So schnell er konnte, rannte er die Straßen entlang, an den Häusern und Gärten vorbei. Er rempelte auch manchmal Leute an, aber das war ihm egal.

Schließlich fand er sich in der Stadtmitte wieder. Er stand vor dem riesigen Kinogebäude und sein Blick fiel auf ein Kinoplakat, auf dem ihn blutigen Buchstaben Zombie Night stand.

Plötzlich brannte er verräterisch in seinen Augen. Scheiße, das war doch der bescheuerte Zombiefilm gewesen, den er mit Ivan angesehen hatte! An ihrem ersten Date.

Oh Gott, er würde doch jetzt nicht wegen einem so absolut schlechten Zombiefilm losheulen!

In diesen kitschigen Liebesfilmen flennten doch immer alle, wegen eines gemeinsamen Liedes, oder eines schönen Filmes, aber NICHT wegen billigen Zombiefilmen! Und doch spürte Gilbert, dass es gleich soweit war!

Schnell stürmte er an dem Kino vorbei und blieb dann an der nächsten Ecke stehen. Warum stellte er sich eigentlich so an?!

Ganz einfach, weil er verdammt nochmal zu Ivan wollte! Beantwortete er sich seine stumme Frage selber.

Ivan... war im Begriff in der Hölle auf Erden zu leben!

Und dann sah Gilbert das Taxi. Ehe er sich versah, saß er auf dem Rücksitz und wies den Taxifahrer mit den Worten: "Zum Flughafen." an.
 

A/N: Das Ende lässt auf Flughafenkitsch schließen O.o

Ein Hoch auf Klischees :DD

These happy endings are just illusions

A/N: Die Darstellung eines Flughafens ist bei mir recht exotisch xD

Aber wäre toll, wenn die in echt auch so wären^^
 

Viel Spaß mit Kapitel 21~
 


 

Kaum hielt das Taxi vor dem Eingang des Flughafens, drückte Gilbert dem Fahrer (viel zu viel) Geld in die Hand und sprang aus dem Auto. Verdammt, es hatte über eine Stunde gedauert, bis sie endlich am Flughafen angekommen waren!

In der großen Halle warf er einen hektischen Blick auf die riesige Uhr und stellte fest, dass er noch 25 Minuten Zeit hatte, bevor das Flugzeug nach Russland abhob.

Doch dann blieb er stehen. Was sollte er jetzt eigentlich tun? Wo sollte er hin? Ivan hatte bestimmt schon eingecheckt und da konnte er ja schlecht hinterher. Diese Typen, die das Handgepäck kontrollierten, würden ihn niemals durchlassen.

"Scheiße!" rief er laut aus und raufte sich die Haare. Einige Leute warfen ihm befremdliche Blicke zu und eine ausländisch wirkende Familie, die bis gerade noch neben ihm gestanden hatte, war schnell woanders hingelaufen.

Gilbert atmete einmal tief ein und wieder aus und versuchte sich zu beruhigen.

Okay, er musste jetzt erst mal rausfinden, welchen Flug Ivan nehmen würde. Diese "Handgepäck-Durchsuchungs-Typen" würde er schon irgendwie meistern. Aber wie sollte er jetzt rausfinden welchen Flug Ivan genommen hatte?

Kurz entschlossen marschierte auf die beiden Damen am Schalter zu. Fragen kostet ja nichts. "Entschuldigen Sie bi-"

"Möchtest du ein Ticket kaufen?" wurde er von einer Frau mit kurzen schwarzen Haaren unterbrochen.

"Was? Äh nei-"

"Dann können wir dir sicherlich auch nicht helfen." unterbrach ihn die Schwarzhaarige schon wieder und musterte ihn abschätzig. Natürlich, er hatte kein Gepäck dabei, er wollte kein Ticket und er sah auch nicht so aus, als würde er auf jemanden warten. Zudem machte die Frau einen genervten Eindruck und schien Gilbert von vornerein abgeneigt zu sein.

Schnell warf der Albino wieder einen Blick auf die große Uhr. Noch 20 Minuten!

Er wandte sich wieder zu der Frau um und sah sie mit hektischem Blick an. "Bitte, ich brauche dringend eine Auskunft über den nächsten Flug nach Russland."

Die Frau sah ihn wieder abschätzend an, doch da mischte sich ihre Kollegin ein.

Sie fragte mit freundlichem Lächeln: "Was willst du denn wissen?"

Etwas verwirrt blickte Gilbert die Frau an, die ihm irgendwie bekannt vorkam... Egal!

"Ich muss wissen ob ein bestimmter Passagier eingecheckt hat!"

Die nette Frau blinzelte überrascht und ihre schwarzhaarige Kollegin lachte auf.

Jungchen, was denkst du wer wir sind? Die Auskunft?! Also solche Informationen können wir nun wirklich nicht durchgeben!"

Eigentlich war das Gilbert klar gewesen, doch er war jetzt nicht bereit aufzugeben.

"Ich bitte Sie! Es ist unglaublich wichtig! Gottverdammt, BITTE!" bettelte er schon fast verzweifelt.

Wieder warf er einen hektischen Blick zur Uhr, doch hatte gleich wieder die Zeitanzeige vergessen.

Die schwarzhaarige Hexe musterte ihn nur mit einem weiteren abschätzigen Blick und Gilbert wollte sich schon enttäuscht abwenden.

"Warte mal!" rief da die andere Schalterfrau und strich sich aufgeregt durch das lange braune Haar. "Wie heißt denn der Passagier? Der Nachname reicht schon."

Überrascht sah der Albino die lächelnde Frau an und ihre Kollegin sah aus, als würde sie gleich ohnmächtig werden.

"Äh.. B-Braginsky." stammelte Gilbert aufgeregt.

Er sah zu, wie die Finger der Frau über die Tastatur huschten. Dann sah sie ihn mit einem strahlenden Lächeln an, dass sie jünger erscheinen ließ, als sie eigentlich war und sagte: "Flug 1727 nach Moskau. Braginsky hat vor einer Stunde eingecheckt. Du musst zu Gate A3."

Gilbert wär der Frau am liebsten um den Hals gefallen. Aber er begnügte sich mit einem überschwänglichen "Vielen Dank!" und war dann auch schon in der Menge untergetaucht. Lächelnd sah ihm die braunhaarige Frau nach.
 

"Bist du jetzt komplett irre oder was soll das?" zischte da ihre Kollegin aufgeregt.

Lachend drehte sie sich um und antwortete: "Himmel! Hast du es denn nicht gesehen? Wer so hektisch auf die Uhr sieht und so verzweifelt aussieht, der ist auf der Jagd nach der Liebe~" Verträumt sah sie ihre Kollegin an. "Und weißt du, seit ich hier angefangen habe, hab ich mir geschworen, dass wenn es möglicherweise eine Flughafenszene geben könnte, werde ich ihr nicht im Weg stehen. Nicht wie in diesen billigen Filmen, in denen dann fast die Liebe am Flughafenpersonal scheitert!"

"Das kann dich deinen Job kosten!" warf die Andere aufgeregt ein.

Doch da lachte die Braunhaarige nur und sagte: "Ach Schätzchen, ich schlafe mit dem Kerl, dem der ganze Laden gehört! Der versteht das schon, schließlich habe ich das Sagen zu Hause."

Kopfschüttelnd lehnte sich ihre Kollegin zurück: "Und überhaupt, Liebe? Braginsky ist ein Kerl. Zumindest lässt der Vorname auf dem Ticket darauf schließen. Da glaube ich weniger an Liebe..."

Überrascht sah die Braunhaarige ihre Kollegin an. Ein Kerl? Aber sie hatte sich noch nie geirrt, wenn es um Liebe ging... Da sprang sie aufgeregt auf.

"Kann ich dich hier mal kurz alleine lassen? Meine Tochter würde mir nie verzeihen, wenn ich DAVON keine Aufnahmen mache!" Und schon war die Frau losgestürmt, eine Kamera in der Hand und mit dem Handy rief sie bei den "Handgepäck-Kontroll-Typen" an, um ihnen mitzuteilen, dass sie auf jeden Fall einen jugendlichen Albino sofort durchlassen sollten.

Kopfschüttelnd sah nun die Schwarzhaarige ihrer Kollegin nach. "Was hat denn Elizabeta damit zu tun?" fragte sie sich murmelnd selbst.
 

Mit wild klopfenden Herzen bahnte sich Gilbert den Weg zu Gate A3 frei. Da kam auch schon der Kontrollbereich in Sicht und er fragte sich, wie er da jetzt nur durchkommen sollte...?

Doch kaum blieb er stehen, winkte ihm einer der "Kontroll-Typen" zu und rief: "Hey, Albinojunge! Komm schon, du musst dich beeilen."

Verwirrt blickte sich Gilbert um. Meinte der etwa ihn? Okay, es gab wohl nicht sehr viele Albinojungen hier, also ging er erst zögerlich auf den Mann zu, dann rannte er aber wieder, da ihm einfiel dass er ja nicht viel Zeit hatte.

Der Mann ließ ihn dann einfach durch die Kontrolle durch und Gilbert rannte so schnell es ging weiter.

Ob da wohl die nette Frau vom Schalter ihre Finger im Spiel hatte? Er würde ihr wohl einen gigantischen Blumenstrauß als Dankeschön zukommen lassen.

Und endlich erreichte er sein Ziel. Schwer atmend blieb er stehen und sah sich um. Niemand war zu sehen.

Er sah auf die Uhr. Er hatte doch noch 5 Minuten, doch niemand war zu sehen!

Da sah er einen jungen Mann, der wohl die ganzen Flugtickets kontrolliert hatte. Er eilte zu dem Angestellten und fragte ihn aufgelöst: "Wo sind alle? Was ist mit dem Flug nach Moskau? Der geht doch erst in 5 Minuten?!"

Der Mann sah ihn irritiert an, doch dann bekam sein Blick etwas mitleidiges, weil Gilbert ihn mit so großen Augen ansah und ziemlich aufgewühlt schien.

"Tut mir leid, aber das Flugzeug ist schon seit 5 Minuten in der Luft." damit klopfte er Gilbert noch kurz auf die Schulter und suchte dann das Weite. Er konnte jetzt keinen verzweifelten Teenager gebrauchen, schließlich hatte er jetzt Pause.
 

Mit hängenden Schultern und den Blick zum Boden blieb Gilbert zurück. Es war alles umsonst gewesen.

Er hatte sich viel zu sehr auf die Zeitangabe von Ivans Nachbarin verlassen. Was hieß schon 2 Stunden? Plus/Minus 5 oder 10 Minuten schien für die Frau nicht relevant gewesen zu sein.

Was sollte er denn jetzt machen? Es war ja auch nicht so, dass Ivan plötzlich hinter ihm stehen würde, wie in diesen kitschigen Liebesfilmen und sagen würde "Ich habe den Flug nicht genommen." Gilbert wusste ja, dass Ivan mit Sicherheit eingecheckt hatte und somit auch an Bord gegangen war.

Der Kloß in seinem Hals drückte auch schon unangenehm. Am Besten er verschwand jetzt erst mal von hier. Verstohlen wischte er sich noch schnell über den Augenwinkel, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte und eine allzu wohlbekannte Stimme überrascht "Gilbert?" hauchte.

Der Albino erstarrte und wagte es nicht sich umzudrehen. Zu schön war die Halluzination, die ihn gerade einholte.

Doch da wurde er an seinen beiden Schultern gepackt und umgedreht. Mit weiten Augen sah Gilbert in die zwei amethysfarbenen Augen, die nur einer Person gehören konnten.

"Ivan!" kam es erstickt aus seinem Mund. Dann brach aber der Bann und Gilbert rief laut: "IVAN!" und fiel dem perplexen Blonden um den Hals. Der Albino krallte sich in Ivans Haar fest und wollte ihn gar nicht mehr loslassen.

"Ivan! Oh Gott, was machst du hier? I-Ich meine... warum? Wieso? Du.. und der Flug... und dein Vater...Russland.."

Er verstummte und spürte Ivans Arme um seinen Körper. Da murmelte der Russe: "I-Ich hatte doch mein Кролик hier vergessen. Und ohne ihn geh ich nirgendwo hin."

Er hielt Gilbert noch fester und murmelte in das weiße Haar: "Ich hab im Flugzeug gesagt ich müsste nochmal auf die Toilette und da bin ich dann abgehauen. Mein Vater sitzt gerade alleine im Flugzeug nach Russland."

Langsam löste sich Gilbert von Ivan und sah ihn entgeistert an. "Du bist aus dem Flugzeug abgehauen?"

Ivan nickte nur und sah ihn mit so kindlichen großen Augen an, dass es Gilbert nicht mehr aushielt und den Größeren nach unten zu sich zog und ihre Lippen sich trafen. Ivan schlang wieder seine Arme um den Albino und erwiderte den Kuss. Gilbert krallte sich im Rücken des anderen fest und öffnete leicht seine Lippen, sodass Ivans Zunge sich den Weg bahnen konnte.

Gott, wie er diesen Geschmack doch vermisst hatte! 4 Tage waren definitiv 4 Tage zu viel gewesen!
 

Wie sie anschließend zu ihm nach Hause gekommen waren, wusste Gilbert nicht mehr, aber das war auch nebensächlich, denn er war gerade viel zu sehr damit beschäftigt die Haustüre aufzuschließen und gleichzeitig nicht den Schlüssel fallen zu lassen, weil er Ivans Lippen in seinem Nacken spürte.

Irgendwie hatte er die lästige Türe dann auch aufbekommen und noch während des Eintretens drehte er sich zu Ivan um und küsste ihn. Er zog den Größeren ins Haus und blieb dann aber angespannt stehen.

Er erwartete schon, dass Ludwig mit einer Granate in der Hand um die Ecke stürmen würde und alles in die Luft sprengte. Doch nichts geschah. Auch keine aufgebrachten Cousins mit Pistolen oder wütendem Klavierspiel. Und zum Glück auch keine Ungarin mit einer Bratpfanne bewaffnet.

Anscheinend waren diese Idioten wieder unterwegs, um ihn einzufangen. Sollten sie doch! Die würden schon irgendwann wiederkommen und währenddessen...

Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht rauschte und sein Magen aufgeregt zu kribbeln begann, als ihn Ivan von hinten umarmte und einen weiteren Kuss auf seine Halsbeuge setzte. Oh Gott, dass Gefühl machte ihn fast verrückt!

Aber trotzdem... er musste auf Nummer Sicher gehen.

Etwas außer Atem lehnte sich Gilbert von Ivan weg und sagte: "D-Du kannst ja schon mal auf mein Zimmer gehen. Ich schau lieber noch überall nach, nicht das es nachher noch eine böse Überraschung gibt."

Etwas ungehalten über die Unterbrechung sah ihn Ivan an, doch dann nickte der Größere und murmelte ein "Da."

Gilbert sah ihm noch hinterher und versuchte seine Atmung etwas zu beruhigen. Auch sein Herz klopfte so laut und schnell, dass es Ivan eigentlich hören müsste!

Er musste cool bleiben. Wäre ja auch unawesome, wenn Ivan wüsste, wie aufgeregt Gilbert gerade war.

Das würde jetzt gerademal sein zweites Mal werden! Allein mit Ivan...

(Das auf der Silvesterparty ließ Gilbert bewusst weg, weil er da nicht ganz er selbst gewesen war. Oder vielleicht zu sehr er selbst...)

Schnell überprüfte der Albino noch alles, nicht dass da nachher wirklich noch ein Kochlöffelschwingender Ludwig im Türrahmen stand.

An der Garderobe blieb er noch kurz stehen. Anscheinend hatte Ludwig da wieder aufgeräumt, ohne einen Herzinfarkt zu bekommen. Kurz entschlossen zog er auch seine Schuhe aus, die würde er jetzt ohnehin nicht brauchen.

Anschließend lief er dann etwas zu langsam die Treppe hinauf, zu seinem Zimmer.

This Time

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Liebesgrüße aus Moskau

A/N: Es ist vollbracht!

Freut euch auf Ivan: Madness Returns! :D

Leider ist es ein etwas komisches Kapitel... Entschuldigt -_-

(James Bond lässt aus der Kapitelüberschrift grüßen^^)
 


 

1 Jahr später~
 

Gilbert stand vor dem riesigen Hotelzimmerfenster, mit einem Blick über die nächtliche Stadt.

Überall waren Lichter, die man aber durch das starke Schneetreiben außerhalb nur schwer erkennen konnte.

Mit einem Blick auf das Thermometer stellte er fest, dass es draußen -12°C hatte.

Ja, genau so hatte er sich Moskau im Winter vorgestellt. Mit einem Blick in das riesige Hotelzimmer bestätigte er sich auch, dass er sich genau so ein Hotelzimmer in Moskau vorgestellt hatte. Wobei Hotelzimmer die Untertreibung schlechthin war, es glich mehr einem Apartment.

Wieder aus dem Fenster schauend, sah er Menschen über die Straßen eilen, die diese russischen Fellmützen trugen. Wie hießen sie doch gleich? Uschanka oder so. Ja, genau so hatte er sich die Russen vorgestellt.

Aber, SO hatte er sich seine Reise nach Moskau NICHT vorgestellt! Denn an dem ganzen Szenario, er im Hotelzimmer am Fenster, stimmte etwas nicht.

Die Person die ihn nach Moskau geschleppt hatte, mit dem Vorhaben ihm seine Zuhause zu zeigen, war nämlich nicht da! Ivan war schon vor zwei Stunden mit einer fadenscheinigen Erklärung abgehauen und war seitdem nicht mehr aufgetaucht.

Wo steckte dieser Idiot nur wieder?! Ließ ihn einfach allein!

Gilbert bereute es gerade, dass er mit Ivan mitgegangen war, anstatt mit Antonio, Francis, Lovino und Arthur nach Spanien zu reisen, wo Antonio seine Familie besuchen wollte, um ihnen Lovino vorzustellen. Da war es um diese Zeit vielleicht auch nicht gerade sommerlich, aber immerhin fühlte man sich dort nicht wie in der Eiszeit. Zudem hätten die vier ihn sicher nicht einfach stehen lassen!

Okay, eigentlich hatte er sich ja gefreut, ALLEINE mit Ivan wegzufahren, denn dessen wirklich gestörte Schwester war verdächtig oft bei Ivan gewesen und war sie mal nicht da, hatte Ludwig ein Auge auf die beiden.

Zwar mischte er sich nicht mehr (allzu sehr) ein, denn er hatte von seinem Fehler im letzten Jahr gelernt, aber trotzdem hatte er ein wachsames Auge.

Genervt ließ sich der Albino auf das weiche Sofa sinken. Er würde Ivan nachher erst mal zusammenstauchen und ihm für den Rest der Woche seine Awesomeness verwehren!
 


 

Es war eine typische winterliche Nacht in Moskau. Es war Januar und schneite selbst in der Stadt wie verrückt.

Eigentlich ein Wetter, bei dem man nicht unbedingt raus wollte und wenn, dann beeilte man sich besser wieder nach Hause zu kommen.

Doch die einsame Gestalt, die sich ihren Weg durch die Moskauer Straßen bahnte, störte sich nicht an den unterirdischen Temperaturen oder dem starken Schneefall. Sie schlug nur den Kragen ihres Mantels hoch und hielt den Kopf gesenkt. Ein bitteres Lächeln umspielte die Züge des Mannes.

Endlich war es soweit! 12 lange Monate waren seit diesem unschönen Zwischenfall vergangen und endlich war die Zeit für seine Genugtuung gekommen.

ER war gestern hier gelandet. Und als ob es das Schicksal so wollte, hatte er IHN mitgebracht.

Bei dem Gedanken an IHN verengten sich die Augen des Mannes. Dieses kleine Stück Dreck, dass seinen Sohn so verdorben hatte! Diese Abartigkeit, die sich ihm in den Weg gestellt hatte!

Er musste ein ganzes Jahr lang warten, aber jetzt war die Zeit reif. Es war wirklich ärgerlich, dass er, nachdem er in Moskau gelandet war, nicht mehr zurück konnte. Sein Auftrag lautete nämlich, für die nächsten zwei Jahre Russland nicht mehr zu verlassen und einen solch strikten Befehl konnte er nicht verweigern. Es war wirklich lästig gewesen, aber er kannte ja sein dummes Kind.

Zwar hatte sich das Balg aus dem Flugzeug geschlichen, um abzuhauen , aber natürlich wollte dieser Naivling unbedingt in sein geliebtes Russland, in seine geliebte Heimatstadt reisen, um seinem abartigen Freund diese Drecksstadt zu zeigen! Tja, das würde jetzt sein Verderben werden.

Grinsend rieb sich der Mann seine Hände. Ohja, sein Sohn hatte seine direkte Schwäche mitgebracht und diesmal würde er ihm zeigen was passierte, wenn man sich einen echten Braginsky zum Feind machte. Er würde den Kopf seines ungezogenen Abkömmlings schon zurechtrücken und dafür musste er das Problem an der Wurzel packen!

Und diese Wurzel war diese weiße Missgeburt, die sein eigen Fleisch und Blut dazu gebracht hatte, ihn zu hintergehen.
 

Der Mann bog um die nächste Ecke, blieb dann aber plötzlich stehen. Ein paar Meter entfernt, stand eine große Gestalt.

Zwischen ihnen war eine Straßenlaterne und die Gestalt blieb im Schatten und somit im Verborgenen. Von der Statur her musste es wohl ein Mann sein.

Doch Ivans Vater blieb unbeirrt. Er hatte keine Angst vor einem Schatten, war er doch selbst groß und furchteinflößend.

Also schritt er geradewegs auf den anderen Mann zu und wollte schon an ihm vorbeilaufen, als er auf einmal einen starken Schmerz in der Magengegend spürte. Sofort stolperte er nach hinten und blieb in einer gekrümmten Haltung stehen.

Wutentbrannt blickte er zu der anderen Gestalt auf. Diese trat ein paar Schritte vor und der Alte zischte überrascht.

Ihn blickten zwei amethysfarbene Augen, unter blonden Strähnen an.

"Du?!" entfuhr es Ivans Vater.

"Da. Ich bin es. Schön, dass du mich erkennst, Vater." Das letzte Wort spuckte Ivan förmlich aus.

Der Russe trat näher an seinen Vater und sah ihn abschätzend von oben herab an.

"Was fällt dir ein, du kleines Stück Scheiße?!" knurrte der der Mann wütend.

"Mir fällt gar nichts ein, aber dachtest du wirklich ich bin so dämlich und merke nicht, dass du etwas vorhast? Ich wusste, wenn ich nach Russland komme, würdest du sofort auftauchen. Ich bin nicht so dumm wie damals! Und eins kann ich dir sagen, solltest du es auch nur wagen in die Nähe von Gilbert zu kommen, dann Gnade dir Gott!"

Mit diesen Worten machte Ivan dann kehrt und ließ seinen Vater zurück. Doch schon nach ein paar Schritten blieb er stehen, als sein Vater zu lachen anfing und verächtlich sagte: "Du hast dich keineswegs verändert! Genau so weich und rückratslos wie damals. Nein, du bist sogar noch schwächer als ich gedacht hatte! Du wirst nie deinen kleinen Freund beschützen können. Ich werde ihn finden und ihm zeigen wie lustig es ohne dich sein kann... Und ich kann dir garantieren, dass es ein Spaß wird!"
 

Mit dem Rücken zu seinem Vater stand Ivan kurz da, dann drehte er sich aber ohne Vorwarnung um und holte mit einem großen eisernen Rohr aus. Das Rohr traf den Mann am Kopf und er sackte sofort auf die Knie.

Jeder normale Mensch wäre jetzt wohl ohnmächtig oder tot, aber er war ein zäher alter Knacker.

Kurzerhand warf Ivan das blutige Rohr, dass er auch schon vorher verwendet hatte um es seinem Vater in den Magen zu rammen, in den Schnee, packte den Älteren am Kragen und zischte wütend: "Du solltest Gilbert nicht unterschätzen! Aber bevor er auch nur in die Nähe deiner abstoßenden Person kommen muss, erledige ich das für ihn."

Damit schlug er dem Vater ins Gesicht. Der Schnee um sie war aufgewühlt und verfärbte sich durch die roten Spritzer.

Erst als das Gesicht seines Vaters nicht mehr zu erkennen war, ließ Ivan von ihm ab. Mittlerweile rührte sich der Mann nicht mehr, doch er atmete noch. Man sagte ja auch Ungeziefer sei nur schwer zu vernichten.

Schwer atmend stand Ivan auf und starrte auf den Mann am Boden. Erst da wurde ihm langsam klar was er soeben getan hatte. Doch er spürte keine Reue. Eigentlich spürte er gar nichts.

"Solltest du heute Nacht hier nicht elendig krepieren, rate ich dir zu verschwinden. Wag es erst gar nicht in die Nähe von Natascha oder Yekaterina zu kommen! Und an Gilbert würde ich dich nicht mal über meine Leiche ranlassen!"

So ließ Ivan den Mann, der vielleicht irgendwann mal sein Vater gewesen war, in einer verlassenen Moskauer Straße im Schnee liegen.
 


 

Mittlerweile war Gilbert doch unruhig geworden. Was wenn Ivan überfahren wurde? Oder überfallen und jetzt tot in einer Seitenstraße lag?

Wie sollte er dann jemals wieder nach Hause kommen, wenn er doch kein Wort Russisch sprach und von der kyrillischen Schrift hatte er ja noch weniger Ahnung!

Was wenn Ivan jemand getroffen hatte und nie wieder etwas von ihm wissen wollte?! Oder was-

HALT STOP! Er war awesome! Ivan würde NIEMALS jemand tolleres als ihn finden! Und Ivan würde sich nie so einfach umbringen oder überfahren lassen!

Kurz atmete der Albino durch. Er war gerade 24h in einem anderen Land und schon drehte er durch. Er musste sich jetzt erst mal entspannen!

Und das ging am Besten in einem luxuriösen Bad, das so groß war das man sich darin verlaufen konnte!

Umständlich zog er sich sein Shirt über den Kopf und zog sich die Socken aus.

Gerade als er seine Hose aufmachen wollte, spürte er einen Blick im Nacken. Langsam drehte sich der Albino um und sah Ivan mitten im Raum stehen. Seine Haare waren ganz zerzaust und er machte allgemein einen verlorenen Eindruck.

Gilbert blinzelte kurz und runzelte dann die Stirn, als er die roten Flecken auf Ivans Handschuhen und teilweise auf dem Mantel sah. "Wo kommst du denn her?" fragte er dann, nicht ganz so patzig wie es eigentlich klingen sollte.

Etwas unsicher lächelte Ivan ihn an und sagte: "Ich war nur etwas an der frischen Luft..."

Gilbert machte eine wegwerfende Handbewegung. "Jaja, sicher doch. Und dann hast du dich wohl verlaufen und bist dann orientierungslos 2 Stunden durch die Stadt geirrt!" knurrte er sarkastisch.

"I-Ich habe nur jemanden getroffen..." murmelte Ivan in seinen Schal und ließ den Satz unvollendet.

Gilbert hielt inne. Jemanden getroffen... Man konnte förmlich das Klicken in seinem Kopf hören. Doch nicht etwa...?

Der Albino würde sich am liebsten selbst ohrfeigen. Wie konnte er das nur vergessen?!

Natürlich. Sie waren in Russland und Russland bedeutete, dass ein gewisser Spinner sich hier herumtrieb!

Gilbert wusste nicht was er sagen sollte. Er hatte doch keine Ahnung von diesem Gefühlszeug!

Ludwig fand immer die richtigen Worte im passenden Moment, aber er fand meistens die falschen Worte im unpassendsten Moment! So blieb er mit dem Rücken zu Ivan stehen und wusste nicht, ob er jetzt besser ins Badezimmer flüchten oder lieber das Thema wechseln sollte.

Doch da spürte er, wie sich zwei Arme um seinen Körper legten und er mit dem nackten Rücken gegen Ivans Brust gedrückt wurde.

Als er die kalten Hände spürte und die kalten Wangen Ivans an seinem Hals, überzog ihn eine Gänsehaut. "Du bist kalt." murmelte er.

"Ich weiß..." kam die geflüsterte Antwort.

"Ich... ich wollte gerade ein Bad nehmen, vielleicht solltest du das auch." schlug Gilbert mit einem leichten Kribbeln im Magen vor. "Die Badewanne ist ja sogar groß genug für dich. Eigentlich könnte da sogar eine ganze Armee unterkommen!"

Statt einer Antwort, lösten sich die Arme um Gilbert und der Albino wurde kurzerhand hochgehoben.

"Hey! Was soll das?! Bist du blöd?! Du weißt, ich hasse das!" zeterte der Kleine dann auch schon los, aber gegen den stärkeren Ivan hatte er keine Chance.

"Da. Ich hatte ja 12 lange Monate Zeit, um herauszufinden was du magst und was nicht. Ich verspreche dir, das nachher wird dir bestimmt gefallen." grinste der Russe und Gilbert fühlte eine altbekannte Wärme in sich hochsteigen. So viel zum Thema "seine Awesomeness verwehren."

Im Badezimmer setze Ivan Gilbert ab und ging nochmal raus, um an die Hotelzimmertür das obligatorische "Do not disturb." zu hängen.

Kindisch kichernd eilte er dann zurück und schloss die Badezimmertür hinter sich.
 


 

Ein lautes Klopfen riss Ivan aus dem Schlaf. Ein Blick auf die Uhr zeigte 9.00 Uhr morgens an.

Er streckte seine langen Gliedmaßen und wollte schon wieder in das Kissen zurücksinken, doch da ertönte schon wieder das nervige Klopfen.

Neben ihm schlief Gilbert noch friedlich und Ivan wollte nicht riskieren, dass der Albino von dem Klopfen geweckt wurde.

(1. Weil er wirklich niedlich beim Schlafen aussah und 2. weil Gilbert wirklich gereizt war, wenn er geweckt wurde.)

Also rappelte sich der Blonde auf, warf sich einen dieser Hotelbademäntel beim Gehen über und öffnete dann die Tür.

Vor ihm stand ein junger Kerl, der ihn angrinste und "Zimmerervice." sagte. Und ehe er sich versah, zwängte sich der Zimmerservice-Kerl an ihm vorbei und schob einen Speisewagen vor sich her. War das Hotelpersonal schon immer so unverschämt gewesen?

"Hier ist auch die Tageszeitung, falls Sie Interesse haben, aber das bezweifle ich eher. Egal, ich hab sie mal zum dazugelegt." Grinsend wandte sich der Zimmerservice-Bursche zu Ivan, nahm spöttisch seine Pagenmütze ab und sagte: "Einen angenehmen Aufenthalt wünsche ich noch."

Und so war der Russe wieder alleine, mit einem Frühstück und der Tageszeitung.

Schwerfällig ließ sich Ivan auf das weiche Sofa sinken und schlug die Zeitung auf. Es konnte ja nicht schaden, mal einen Blick in die Welt zu werfen. Und wie immer gab es in der Welt Wirtschaftskrisen, Kriege, irgendwelche Wahlen oder George Clooney hatte mal wieder eine neue Freundin.

"Mit dem Bademantel und Zeitung siehst du wie ein alter Mann aus." vernahm er plötzlich Gilberts Stimme, mit einem grinsenden Unterton.

Er stand direkt vor dem Größeren, nur mit einem T-Shirt von Ivan bekleidet.

Der Albino grinste Ivan an, bis sein Blick dann zu dem Speisewagen wanderte.

"HA! Meine awesome Nase hat mich noch nie getäuscht. Ich habe vielleicht einen Hunger!"

Damit wandte er sich dann wieder an Ivan und sagte: "Komm schon, nimm das Teil und schieb es ins Schlafzimmer! Das schreit doch förmlich nach Frühstück am Bett." Und da war er auch schon wieder im Nachbarzimmer verschwunden.

Lächelnd erhob sich Ivan, ließ die Zeitung achtlos fallen und eilte Gilbert mit dem Frühstück hinterher.
 

Hätte Ivan eine Seite weitergelesen, wäre ihm vielleicht ein kleiner Artikel in die Augen gesprungen, in dem stand:
 

Mann beinahe erfroren!
 

Gestern Abend wurde ein blutüberströmter Mann in einer verlassenen Straße in Moskau gefunden.

Er machte einen desorientierten Eindruck und leidet wohl an Amnesie, da er sich weder an seinen Namen noch an sonstige wichtige Dinge erinnern kann.

Die Behörden konnten nichts über den Mann herausfinden und so vermutet man einen Obdachlosen.

Die Ärzte gehen aufgrund der schweren Verletzungen davon aus, dass der Mann bleibende Schäden behalten wird und die Erinnerungen womöglich nur sehr schwer, bis gar nicht zurückkommen werden.

Er wurde vorläufig in einem Obdachlosenheim untergebracht und man hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung.
 


 

A/N:

Ein schwaches Ende. Mich wurmts, dass ich keine Einfälle mehr hatte -.-
 

Vielen Dank an alle Leser, Favos und natürlich an die, die mir ein Kommentar hinterlassen haben! DANKE SCHÖN♥



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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  TheGeneral
2012-12-11T17:15:44+00:00 11.12.2012 18:15
Hilfe ich dreh echt durch ich kann eindach nicht mehr
eigentlich schreibe ich nicht gerne Kommentare aber ich kann einfach nicht mehr ich bin kurz vom heulen das ist so verdammt Herzzerreißend geschrieben
ich will heulen echt jetzt du schreibst das so mega mega geil
ich liebe die ff wirklich richtig
ich finde es sehr schwer eine wirklich schöne ff zu finden mit Ivan und Gilbert aber deine stellt wirklich alles in den schatten was ich bis jetzt mir den beiden gelesen habe
ich bin wahnsinnig froh das ich gleich weiterlesen kann und nicht warten muss bis du weiter schreibst... ich glaube ich würde verrückt werden
wenn ich das nicht schone bin

p.s. sorry das ich so viel schreibe aber du schreibst so genial das ich das echt alles mitfühlen kann
Von: abgemeldet
2012-02-01T22:00:08+00:00 01.02.2012 23:00
Nur ein Wort : Awesome !!!!
Super schöne FF. Zu schade, das ich das adult Kapitel nicht lesen konnte. :D
Wenn die nächste Gil x Ivan FF kommt sag bloß bescheid ! :)
(Hab die in 1 durchgelesen, jetzt tuen meine Augen weh :D )

Von:  ludapommes
2012-01-02T17:31:51+00:00 02.01.2012 18:31
wuahhhhhh D:
ich kanns nicht glauben das sie jetzteinfach vorbei ist D:
ich will ein buch von dir geschrieben bekommen :D
ich liebe deinen schreibstil einfach .....
das letzte kappi war trotzdem genial....
!!!! *_____*
wuahhh jetzt bin ich traurig :D
schreib schnell eine neue ff und sag mir bescheid ;)
lg sasu <333333333333333
Von:  Levi
2012-01-02T07:53:05+00:00 02.01.2012 08:53
Ach was, keine Einfälle. XD
Ich find das Ende toll.
Eine ganz tolle FF.
Ich freue mich schon auf die Nächste ^^
Von:  Levi
2012-01-01T13:26:30+00:00 01.01.2012 14:26
Adulti. XDD
Und so toll geschrieben ^^

Hach es neigt sich dem Abschluss :(
*wein*
Aber ich freue mich selbstverständlich darauf.

Von:  Levi
2011-12-29T09:05:44+00:00 29.12.2011 10:05
Da sagt Ivan einfach er geht aufs Klo und das Flugzeug startet ohne ihn.
Lustig. Ich hab mit gerechnet das Gilbert ins Flugzeug stürmt. XDDDD
Wäre bestimmt auch gut gewesen.
Jetzt muss Ivan nur endlich mal die Stimme gegen seinen Vater erheben und dann wird alles gut.
Was wohl die Mitbewohner sagen XDDD
Von:  ludapommes
2011-12-18T21:27:36+00:00 18.12.2011 22:27
ohaaaaaaa o.o
ich konnte mir ALLES bildlich vorstellen und das hat mir echt angst gemacht D:
und omg.. nein das sag ich jetzt nicht XDDD
(das wär zu unawesome D: )
ich LIEBE deine FF!!!!!!!
<3333333333
und wuahhhhhhh
dein schriebstil ist auch einfach sooo genial...
und ich kann keine sätze mehr schrieben :D
also hör ich lieber auf XDDD
lad schnell weiter hoch :D
lg sasu
Von:  ludapommes
2011-12-14T21:36:01+00:00 14.12.2011 22:36
wuahhh jaaa es ist wirklich wie in einem film :D
aber wer liebt das denn nicht ;) (insgeheim zumindest ;D )
aber es ist mal wieder liebe <333333
muahhhh du machst mich süchtig D:
und wuahh ich bin sprachlos (das ist ja schon iwie unawesome D: )
mach einfach schnlee weiter und soo :D

Von:  Levi
2011-12-09T09:47:33+00:00 09.12.2011 10:47
IVAAAAAN!
Mann habe ich mitgefiebert. Was ist das für ein Vater?

Vash ist toll und Ludwig erstmal.
Ich habe so gelacht als er sich sorgen machte, dass er zu spät kommen würde XDDD

Freue mich schon auf das nächste Pittel. XDD
Von:  KoshkaTheCat
2011-12-06T21:58:03+00:00 06.12.2011 22:58
Meine Meinung zu den Kapiteln kennst du ja
Und ich hoffe du schreibst noch ein paar FFs die ich für dich betalesen kann <3


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