Heartbreak Hotel von CaitLin (Liebe und anderer Scheiß!) ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 9 --------------------- Völlig verpennt angelte ich nach meiner Hose. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich sie am Boden fand und mein Handy aus der Tasche holte. Das blöde Mistding dröhnte schon seit einer halben Stunde. Auch wenn ich versucht hatte das vibrieren zu ignorieren und verfluchte dabei meinen zu leichten Schlaf. „Ja?“, knurrte ich ins Handy. Meine Stimme war heiser und total verschlafen. Auf der anderen Seite schrie mir meine Mutter ins Ohr. „Wo warst du die ganze Nacht?? Ich habe mir Sorgen gemacht, kannst du nicht einmal anrufen und Bescheid sagen, dass du weg bleibst??“ So brutal aus dem Schlaf gerissen, war ihre Stimme kaum erträglich. Ich hielt mir das Telefon einen Moment vom Ohr weg, bis ihre Stimme verstummte. „Ich hab dir gesagt, dass ich nach dem Restaurant noch bei Sam arbeite…“, brummte ich genervt zurück. Neben mir raschelte es. Für den Augenblick war ich völlig überfordert. Wo war ich? Mit wem war ich hier? Hatte ich aus der Bar jemanden abgeschleppt? Zwei wunderschöne Rehaugen lächelten mich ungemein zärtlich an. „Ich bin bei Chris… wir sehen uns dann später, okay? Zum Frühstück? Werde ich wohl nicht schaffen…“ Meine freie Hand streckte sich nach ihm aus und legte sich sanft in das weiche schokobraune Haar, das auf betörende Weise wie ein kleiner Wasserfall auf das Kissen fiel und sein hübsches Gesicht einrahmte. Auf der Stelle wurde sein Lächeln noch süßer, er griff nach meiner Hand und drückte leicht die Wange dagegen. Mir wurde richtig warm ums Herz. „Ja bis nachher dann…“ Hatte ich ihr überhaupt noch zugehört? Meine Augen waren nur noch auf Lukas gerichtet. Meine Erinnerungen überrollten mich wie eine mächtige Welle, die mich genüsslich schaudern ließ. „Morgen…“, flüsterte er. Ich schob meine Hand unter seinen Rücken und zog ihn dichter an mich heran. Sofort folgte er dem fordernden Druck und kam mir entgegen. „Morgen…“, wisperte ich in sein Haar, sein Kopf drückte sich gegen meine Brust, seine Hände glitten über meine Schultern. Nackte Beine umschlangen mich, eigentlich küsste ich ungern am Morgen, zumindest bevor ich meine Zähne putzte oder mein Gegenüber es getan hatte. Es war mir sowas von egal… Nichts konnte mich davon abhalten ihn zu küssen… Meine Lippen drückten sich sanft auch seine, sofort erwiderte er diesen Kuss. Während des Kusses drückte ich ihn auf den Rücken und beugte mich über ihn, dabei ruhte sein Kopf auf meinem Arm. Lukas fühlte sich so warm und weich an, ich wollte mehr von diesen Küssen, mehr von ihm. „Lukas! Bist du da?“, brüllte Chris laut und im nächsten Moment riss die Tür auf. Da stand der Penner doch tatsächlich mit einem fetten grinsen im Türrahmen und starrte uns an. Seine Augenbrauen hoben sich gespielt, ich wusste er hatte meine Schuhe und meine Tasche gesehen… „Hoppla…“ Seine Zähne blitzten auf. „Verpiss dich.“, knurrte ich bedrohlich. „Sofort...!“ Fast war ich versucht aus dem Bett zu springen und ihm so hart eine reinhauen, dass er Glocken läuten hörte. Aber Chris winkte nur ab, während Lukas sich unter der Bettdecke versteckte. „Frühstück ist fertig!“, flötete er und winkte frech. Das Kissen, das ich ihm entgegen schleuderte, traf nur noch auf die verschlossene Tür. „So ein Drecksack!“, grummelte ich. Noch während ich Chris beschimpfte, spürte ich erneut warme weiche Hände, die meinen Körper erkundeten und keuchte auf, als er mich an einer sehr empfindlichen Stelle berührte, die bereits darauf brannte sich erneut mit ihm über die Laken zu wälzen. Und das taten wir auch. Eine geschlagene Stunde später verließ zuerst ich das Zimmer, um das Bad aufzusuchen. Nach einer schnellen Dusche öffnete ich die Tür, hatte mir ein Handtuch um die Hüfte geschlungen. Mein Haar triefe, das Wasser tropfte auf meine nackte Brust. „Hey, kannst du mir ein paar Klamotten leihen?“ Ich verschränkte die Arme, lehnte am Türrahmen zur Küche und starrte ihn Finster an. Sofort hob Chris die Hand, er saß in der Küche. Er hatte frische Brötchen mitgebracht und den Tisch gedeckt… Außerdem roch es herrlich nach Kaffee. „Klar, du kannst dich an meinem Schrank bedienen.“ Sein Grinsen blendete mich fast. „Spuck’s aus, sonst erstickst du noch daran.“ Chris grinste noch breiter in seinen Kaffeebecher, in der anderen Hand hielt er die Sonntagszeitung. „Du hast es ihm gesagt.“ Der unverschämte Kerl wäre wohl am liebsten tanzend auf den Tisch gesprungen und hätte angefangen herum zu jodeln. „Hab ich.“ Chris nippte an seinem Kaffee. „Braves Hündchen.“ Ich trat vor, schnappte ihm die Tasse aus der Hand und schlug ihm leicht mit der Faust gegen den Kopf. „Statt hier in aller Herrgotts Frühe aufzutauchen, hättest du ruhig noch ein wenig Zeit mit deiner Freundin verbringen können!“ Die Tür des Gästezimmers öffnete sich und Lukas huschte schnell ins Bad. „Ach, ich wusste eigentlich, dass du ihn nicht alleine lassen würdest.“ Chris‘ graue Augen sahen mich durchdringend an. „So gemein bist nicht einmal du.“ Irritiert hob ich eine Augenbraue. „Was soll das heißen?“ Aber er zuckte nur mit den Schultern, seine Augen glitten über meinen nackten Oberkörper. „Geh dir mal lieber was anziehen mein Junge, bevor dir dein bestes Teil noch abfällt. Das wirst du wohl ab jetzt noch öfter brauchen“ Er lächelte lasziv. Den Kaffee nahm ich mit in Chris‘ Zimmer und musste jetzt sogar selber breit grinsen. Irgendwie realisierte ich die ganze Situation noch gar nicht richtig… Schnell nahm ich mir ein paar Klamotten und auf dem Weg zurück in die Küche, öffnete sich die Badezimmertür und Lukas‘ Kopf streckte sich mir entgegen. „Hier sind keine Handtücher mehr, kannst du mir eins geben?“, fragte er mit hochrotem Kopf. „Warte kurz…“ Schnell verschwand ich ins Schlafzimmer und kam mit einem sauberen Handtuch zurück. Hatte er etwa gewartet, bis er meine Schritte hörte? Er hätte doch auch Chris fragen können. Aber der arme Kleine starrte auf seine Füße… Mit der einen Hand reichte ich ihm das Handtuch, mit der anderen berührte ich ihn am Kinn und hob es hoch, damit er mich ansah. „Alles okay?“, fragte ich schließlich sanft. Seine wundervollen Rehaugen hatten einen neuen Glanz bekommen, sie betrachteten mich so voller Wärme. Schnell nickte er und nahm mir das Handtuch ab, aber ich beugte mich nach vorne und küsste ihn zärtlich. Lukas errötete noch tiefer, aber Chris konnte uns aus diesem Winkel ja wohl kaum sehen. „Dann beeil dich. Lass uns schnell was essen und dann abhauen.“, wisperte ich ihm gegen den Mund. „Der wird uns sonst keine Ruhe geben!“ „Wo wollen wir denn hin?“, fragte er mich mit großen Augen. „Ich muss mir ein paar Sachen besorgen, also lass uns shoppen gehen!“ Ich grinste zurück. Das ließ auch Lukas breit und süß lächeln. „Okay…“ Noch ein kleiner, schneller Kuss und er verschwand mit dem Kopf wieder durch die Tür. Auf meinen Lippen prickelte es leicht, als könnte ich seinen Mund noch dort spüren und ein warmer, wohliger Schauer überkam mich. Warum fielen mir diese Gefühle jetzt erst auf? Chris war überraschend einfühlsam, als Lukas aus dem Bad kam. Er stichelte nicht, er machte keine abfälligen Bemerkungen… und was mich wohl am meisten verblüffte war, dass er wirklich rein gar nichts andeutete, was irgendwie mit mir und Lukas zu tun hatte. Er war einfach nur lieb… „Hast du deinen Schlüssel dabei?“, fragte Chris und schenkte Lukas noch einen Orangensaft ein. „Gut, Lukas nickte nur und sah sehr selten vom Tisch hoch, er wirkte wie ein kleines, hilfloses Lämmchen zwischen zwei Wölfen. „Bist du fertig?“, fragte ich. Denn Lukas hatte nach zwei Brötchen genug. Schnell nickte er. „Gut, dann ziehen wir wohl langsam los.“ Grade wollte ich anfangen abzuräumen, da schüttelte Chris den Kopf. „Lass nur, Eli kommt auch gleich.“ Ich schielte zu der leeren Tüte mit den Brötchen rüber. „Hättest du das nicht eher sagen können? Jetzt sind keine mehr da und…“ Chris lachte. „Mein lieber Juan, ich hoffe, dass der arme Lukas an deiner Seite nicht verhungern wird!“ Diese Aussage verwirrte mich… „Was soll denn das wieder heißen?!“ „Hast du schon einmal etwas von vorausschauendem Denken gehört?“ Ein kleines Nicken Richtung Kaffeemaschine zeigte mir, dass da noch zwei weitere Tüten lagen. „Gewöhn dir solche Dinge lieber sehr schnell an!“ Was für ein Gesicht musste ich gemacht haben, der dumme Kerl verfiel in lautes Gelächter und jagte uns schließlich aus der Wohnung. Der arme war wohl froh, dass er endlich mal wieder alleine Zeit mit seiner Freundin verbringen konnte. „Ich hole meine Sachen später ab!“, rief ich noch, bevor ich die Tür ins Schloss zog. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Der Morgen begann vielleicht nicht ganz so berauschend, dafür verlief der Tag umso angenehmer. Voll war es, keine Frage, doch wir tauchten in diverse Geschäfte ein, ich kaufte mir ein paar Shirts und eine Jeans und obwohl Lukas wild protestierte, kaufte ich ihm ein T-Shirt, das ihm sehr gefallen hatte. Wann ich das letzte Mal so zufrieden und mit einem warmen Gefühl in der Brust einen so angenehmen Tag verbracht hatte, konnte ich nicht genau sagen. Aber es fühlte sich einfach nur toll an. Besonders mit Lukas an meiner Seite, der jetzt wie ausgewechselt war. Er war so süß, so fromm, von seinem bissigen Verhalten, das er ständig an den Tag gelegt hatte war weit und breit nichts mehr zu erkennen. Mit Taschen beladen liefen wir weiter, wir lachten, erzählten einander völlig belangloses Zeug und endeten in einem Coffee Shop. Lukas erzählte mir von der Schule, es lief wohl ganz gut und noch war er ja am Anfang. Eigentlich war ich richtig erleichtert gewesen, dass er sich für einen Weg entschieden hatte und dieser würde ganz gewiss nicht der falsche sein. Was mich aber noch mehr erfreute, war die Tatsache, dass er hier in Köln bleiben wollen würde. „Ich brauche nur noch einen Job.“, meinte er und verzog leicht das Gesicht. „Ich hab aber bisher nur zwischendurch in Buchhandlungen gejobbt, keine Ahnung ob mir etwas anderes Spaß machen würde.“ Wir saßen gemütlich in den großen, grünen Sesseln und tranken unseren Milchkaffee. Der Mocha Latte hier war der beste! „Wenn du willst versuche ich es in dem Restaurant, in dem ich arbeite.“ Der Milchschaum löste sich auf eine unglaublich weiche und verführerische Art auf meiner Zunge aus. Es erinnerte mich an die süßen Küsse mit Lukas. „Ich weiß nicht… da würde ich mich unwohl fühlen… das ist doch so ein Laden wo man das Essen häppchenweise bekommt, oder?“, hakte er unsicher nach, ich lachte. „Ja eigentlich schon.“ Je länger ich ihn ansah, umso seltsamer begann ich mich zu fühlen. Lukas‘ ganzes Wesen brannte sich in meinen Geist. Sein weiches Haar, die schönen Rehaugen… seine Wangen… der wundervolle Schwung seiner Lippen, seine ganze Gestalt. „Oder vielleicht hier?“, kam mir plötzlich der Gedanke. „Ein paar Freunde von mir arbeiten in solchen Läden. Die Bezahlung ist auch okay…“ Der Gedanke schien ihm schon eher zu gefallen, denn er sah sich um, als würde gleich sein zukünftiger Chef aus der Ecke springen und ihn herzlich willkommen heißen. „Keine Ahnung… interessant wäre es wohl schon…“ Er lachte mich so unglaublich süß an. „Du willst ja nur umsonst Kaffee trinken!“, beschwerte er sich und ich grinste breit. „Ach Unsinn! Ich würde dir wohl eher extra Trinkgeld in dein Schürzchen stecken!“ Das ließ uns beide auflachen. War es schon immer so schön gewesen, mit ihm rumzusitzen und zu lachen…? Nein.. halt… das hatten wir ja nie so richtig getan… Der Tag verging langsam, bis es schließlich stockdunkel wurde und wir uns auf den Heimweg machen wollten. Als Lukas noch schnell auf die Toilette ging, nutzte ich schnell den Moment und tauchte in einer Bäckerei ein. Natürlich brauchte ich ein Alibi, er sollte ja nicht ahnen, dass ich etwas für uns gekauft hatte. Da erschien mir die Rosinenschnecke am verführerischsten. „Pass besser auf, dass dir deine Zähne nicht abfallen, wenn du weiter so viel Süßkram isst.“ Lukas schritt dicht an meiner Seite hinunter zur U-Bahn. Ich grinste. „Lass ich mir eben neue machen. Heutzutage ist jedes Körperteil so gut wie ersetzbar.“ Irgendwie musste ich dem Drang widerstehen die Hand auszustrecken und ihm das Haar aus den Augen zu streichen. „Das wäre schade um dein Romeo Lächeln.“ Lukas grinste, aber er sah leicht verlegen zu Boden. „Deine Zähne würden mich nur noch künstlich anstrahlen…“ Sein Anblick erwärmte mir das Herz. Die Gefühle, die Lukas mir gegenüber empfand waren mit einem Schlag sichtbar, ja sogar greifbar geworden… warum hatte ich es nicht viel eher erkannt? „Besser als wenn ich dich zahnlos anlächeln würde, oder?“ Während ich sprach beugte ich mich leicht zu ihm hinunter, unsere Schultern berührten einander. Auch wenn wir uns nicht trauten unsere Hände zu nehmen… ich wollte ihn berühren, ihm nahe sein. Lukas lachte auf und schnappte kurz nach Luft, ehe er sich die Hand gegen den Mund drückte. Das ließ auch mich mitlachen. „Was ist denn das?“, fragte meine Mutter und sah in die Tasche hinein, die ich auf den Tisch gelegt hatte. „Schnell!“, zischte ich ihr zu. „Pack das aus! Ich bringe die Kerzen!“ Lukas war kurz im Wohnzimmer und telefonierte. Meine Mutter musterte mich, als hätte ich den Verstand verloren. Hastig durchwühlte ich die Schubladen und setzte die Kerzen auf den Kuchen, den ich gekauft hatte. „Das sind zu viele Kerzen, der Kuchen ist doch viel zu klein!“ Sie schubste mich leicht zur Seite und wollte sie wieder runter nehmen, der Kuchen quirlte bereits über. „Nein lass doch!“ keifte ich zurück und wir zischten einander leise an. Sie zog die Kerzen raus, ich stopfte sie wieder rein, bis er aussah wie Schweizer Käse. Lukas legte auf und kam in die Küche, schnell hatten wir die Kerzen entzündet, alle achtzehn Stück brannten. Meine Mom grinste, holte Luft und leierte „Happy Birthday“ los, doch sie verstummte, auch ich erstarrte. Lukas war kreidebleich. „Lukas..?“, fragte ich zögerlich und kam langsam auf ihn zu, aber da liefen ihm schon die ersten Tränen über das Gesicht. „Mein… Opa…“, krächzte er heiser. Ich erstarrte, nahm ihn aber sanft an den Schultern. „Was ist mit ihm…?“, fragte ich vorsichtig. Er sah zu mir auf und lächelte ängstlich. Seine Mundwinkel zuckten nervös. „Er… ist wach… ich muss nachhause…“ Lange hatte ich nicht gefackelt, den Kuchen hatten wir meiner Mutter überlassen. „Du musst das nicht machen…“, sagte Lukas leise, der auf dem Beifahrersitz hockte. „Ich tue es auch nicht, weil ich das Gefühl hab, dass ich es müsste.“, erwiderte ich ruhig und schielte kurz aus den Augenwinkeln zu ihm rüber. Ein kurzes Lächeln zeigte sich, doch er starrte die ganze Zeit aus dem Fenster und wirkte so unglaublich nervös. Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihm aus, drückte sie fest. Er war überrascht, denn er zuckte leicht zusammen. Doch er erwiderte den Druck und sah langsam zu mir rüber. „Mach dir keine Sorgen, ich bin so lange an deiner Seite, bis du es nicht mehr möchtest.“ Lukas nickte und drückte meine Hand noch fester. Egal wie sehr ich versuchte ihn abzulenken, ich scheiterte. Immer wieder drifteten seine Gedanken ab, schließlich ließ ich ihn aber in Ruhe. Wir fuhren die A42 runter Richtung Duisburg. „Wo wohnt ihr eigentlich?“, fragte ich schließlich, denn die Frage hatte ich ihm nie gestellt. Er hatte mir nur erzählt, dass er mal in der Nähe vom Rhein gewohnt hatte. Lukas antwortete nicht sofort. „Rheinhausen…“, erwiderte er nur langsam. War ihm das unangenehm? „Oh, okay…“, murmelte ich und fuhr die nächste Ausfahrt raus. Lukas sah gar nicht aus wie ein Junge, der in diese Gegenden gehörte… dafür war er viel zu süß, viel zu lieb und viel zu harmlos. Er dirigierte mich zum Krankenhaus. Schließlich parkte ich und stellte den Motor ab. Mein Blick glitt wieder zu ihm rüber. „Ich… rufe dich an… okay?“ Ein sanftes Lächeln zeigte sich auf meinen Lippen. „Geh zu deinem Opa, mach dir keine Gedanken um mich. Wenn du mich brauchst, bin ich hier, okay?“ Lukas wollte nicken aber er schaffte es nicht. Seine Hände zitterten immer stärker. Da es auf dem Parkplatz dunkel war und wir abseits vom Schein der Laterne lagen, zog ich ihn vorsichtig zu mir rüber und legte meine Hand in seinen Nacken. „Es wird alles gut, okay? Mach dir keine Sorgen, ich bin hier. Ich warte auf dich.“ Sanft legte ich meine Lippen auf seine und raubte ihm einen langen, süßen Kuss. Noch während des Kusses bemerkte ich deutlich wie seine angespannten Schultern leicht hinunter sackten. Erleichtert atmete er aus, holte noch einmal tief Luft und schenkte mir ein mutiges kleines Lächeln. „Wehe du haust ab…“, flüsterte er und streichelte mir über die Wange, ehe er verschwand. Ich beugte mich über das Lenkrad, verschränkte die Arme darauf gähnte herzhaft. Natürlich hoffte ich, dass sein Großvater schnell genesen würde… aber würde das dann nicht bedeuten, dass Lukas zurück hierher kommen müsste…? Müde rieb ich mir das Gesicht. Natürlich missfiel mir dieser Gedanke sehr und das war noch milde ausgedrückt… aber ich durfte nicht egoistisch werden… Je länger ich hier alleine war, umso mehr begann ich nachzudenken. Was würde jetzt geschehen? Ich hatte mich der Illusion hingegeben, dass Lukas bei uns in Köln bleiben würde, immerhin hatte man die Chancen seines Opas so schlecht eingeschätzt, dass man ihn fast schon aufgegeben hatte… Es war halb zwei in der Nacht, als Lukas zurück kam. Er war knapp zwei Stunden fort gewesen. Ohne ein Wort zu sagen setzte er sich. „Fahren wir… zu mir?“, fragte er schließlich. Er wirkte so unglaublich erschöpft, doch ich fragte erst einmal nicht nach. Vielleicht brauchte er einen Moment um sich zu sammeln…? Wir fuhren an den schäbigsten Gebäuden und Straßen vorbei und zuerst hatte ich erwartet, dass auch Lukas hier wohnen würde… weil er doch nur zögerlich erzählt hatte, wo er wohnte. Zugegeben wirklich toll wirkte es nicht, als wir in die Seitenstraße einfuhren, doch es lag etwas Abseits und war von Bäumen und ein wenig Grünfläche umgeben. Die helle, braune Fassade des Mehrfamilienhauses wirkte in der Dunkelheit nicht besonders einladend, es brannte kein einziges Licht. Schweigend gingen wir nach oben, in die dritte Etage. Lukas schloss auf. Es roch muffig, kein Wunder… es war auch schon lange niemand zuhause gewesen… niemand hatte lüften können. „Lass deine Schuhe ruhig an, wenn du möchtest… hier… ist es nicht besonders sauber…“, bemerkte er und ich wusste, seit seiner Flucht, bei der sein Ex ihn abgefangen hatte, war er nicht mehr hier gewesen. Also trat ich mit meinen Schuhen ein und half ihm ein paar Fenster zu öffnen. Lukas schwieg noch immer. Sollte ich ihn mal ansprechen…? „Ich… kann dir leider nichts anbieten…“ Seine Stimme begann zu zittern. Und spätestens jetzt wusste ich, warum er nicht sprach. Er hielt sich zurück, denn er wollte nicht weinen. Langsam folgte ich ihm ins Wohnzimmer, er sammelte ein paar leere Flaschen auf und fing an zu schniefen. „Tut mir leid… dass es hier… so aussieht…“ Er hatte gestern zugegeben, dass er Angst davor hatte alleine zu sein… wie musste er sich also die ganze Zeit gefühlt haben, als er alleine hier gewesen war? Und dieser Bastard, ich hatte seinen Namen schon wieder vergessen, obwohl er ihn mir gestern noch gesagt hatte, hatte ihn terrorisiert… kein Wunder, dass er sich fürchtete. „Lukas…“, begann ich, denn sein Zustand gefiel mir gar nicht. Schnell riss er seinen Arm zurück, als ich ihn berühren wollte und kniff die Augen noch fester zusammen. „Ich… ich will… nicht…“, keuchte er und die Tränen begannen ihm über die Wangen zu laufen. Allerdings ließ ich nicht locker, sondern streckte die Hand wieder aus und zog ihn dicht an mich. Die Plastikflaschen fielen polternd zu Boden, seine Hände krallten sich an mir fest. Er weinte wieder so herzzerreißend. „Ich… ich will nicht… ich will… nicht mehr hierher… zurück…“, schluchzte er laut auf. „Bring… mich hier… weg…!“, flehte er und brach fast zusammen. Das war alles so unerwartet und traf mich richtig hart. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)