Treat it like that von dat_Yoh-Chan (Fortsetzung zu Please don't be like this) ================================================================================ Kapitel 2: II ------------- Er erinnerte sich kaum, wie er vom Revier ins Krankenhaus gekommen war. Dieser Anruf hatte ihn sicherlich vor einem dummen Fehler bewahrt und auch, wenn der Drang, Shouta zu zerquetschen, wie eine Kakerlake, nach wie vor da war: nun gab es Wichtigeres. Nach Wochen der Ungewissheit war Uruha endlich aufgewacht. Er war zu sich gekommen, doch er selbst war nicht einmal bei ihm gewesen. Eine Tatsache, die an ihm nagte und die er nun doch nicht ändern konnte. Er konnte nur versuchen, so schnell es ging zu ihm zu gelangen. Und um das zu erreichen waren sämtliche Verkehrsregeln zu vernachlässigen. Sie hatten wirklich Glück gehabt, das war schnell klar gewesen. Der Sprengsatz war klein genug gewesen und so angebracht, dass die Genesung schneller voran ging, als er eingangs befürchtet hatte. Offensichtlich Amateure - ihr Glück im Unglück. Einen weiteren Teil hatten sie dem schnellen Eingreifen zu verdanken, war immerhin nicht nur er selbst in diesem Augenblick nicht mehr zu Halten gewesen. Zwar würde er gerade mit den Verbrennungsnarben auf Rücken, Armen und Oberschenkeln noch eine Weile zu tun haben, aber sonst gab es, wie durch ein Wunder, nur leichtere Verbrennungen. Das Meiste würde unter den angesetzten Therapien vollkommen verheilen. Nur einen Großteil der Haare hatte es versengt. Und trotzdem hatte er noch nicht damit gerechnet, dass sie ihn jetzt zurück holen würden. Nun war er mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz zum Stehen gekommen und er ignorierte das Fluchen, weil er diesen offenbar jemandem direkt vor der Nase weg geschnappt hatte. Stattdessen eilte er schnellstmöglich durch die hellen Flure, das Geräusch seiner Schuhe auf dem Laminat war für ihn nur noch nebensächlich und er stoppte erst, als er die Tür zum Zimmer seines Freundes aufreißen konnte. Er war wie erstarrt, als er ihn dort liegen sah, noch immer in Verbände gehüllt, die Augen geschlossen, während sich der Brustkorb regelmäßig hob und senkte. Alles, wie er ihn zurück gelassen hatte, was ihn kritisch die Brauen heben ließ. Selbst die Schläuche, die ihn an die Beatmung angeschlossen hatten waren noch dort, doch schnell fiel ihm auf, dass das Endstück mit einer Maske ersetzt worden war. Also doch nicht alles wie sonst. So schloss er möglichst leise die Tür hinter sich, bemerkte erst jetzt, dass er außer Atem war und sein Herz beinahe hörbar in seiner Brust schlug. Und als das Schloss klickte, zuckte er zusammen, als er die vertraute und doch so vermisste Stimme hinter sich hörte. "Ru?" Es war nicht mehr als ein Wispern und doch ließ es ihn herum fahren und den Kopf schief legen, als er bemerkte, dass der Andere ihn interessiert anblickte, sich schließlich aber ein Lächeln abrang und die Hand nach ihm ausstreckte. Na das ließ er sich sicherlich nicht zwei Mal sagen und so hatte er den Abstand schnell überwunden, die Hand mit seiner umschlossen, wenn er auch merkte, wie Uruha unter der Berührung zusammen zuckte. Es musste noch immer furchtbar schmerzen, das war ihm klar und dennoch war er froh über jede Nähe, die der Ältere ihm gewährte. "Hey Beauty. Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf. Ich habs mit Wachküssen versucht, hat aber nichts gebracht.", begrüßte er ihn und wieder legte sich ein schiefes Lächeln auf die Lippen unter der Maske. "Falsche Taktik. Ich bin keine Prinzessin, ich bin der Phoenix aus der Asche.", brachte er angestrengt hervor und entlockte auch dem Jüngeren ein Grinsen. "Ein Phoenix sieht aber um Einiges besser aus.", ließ er seinen Freund wissen, konnte kurz darauf aber das Zucken der Augenbrauen erkennen - dessen, was davon sich so langsam wieder als solche erkennen ließ. "Sagt der Richtige. Du hast auch schon mal besser ausgesehen. Und die Hauptsache ist doch, dass die Frisur sitzt.", war die trockene Antwort und ein weiteres Mal an diesem Tag zuckte Angesprochener mit den Schultern. "Shit happens. Und bis da bei dir wieder etwas sitzt, wird es noch eine ganze Weile dauern.", gab er beinahe gelassen zurück, bemerkte deutlich, wie viel Gewicht von seinen Schultern fiel, je mehr er sich mit dem Brünetten unterhalten konnte. Und so ließ er sich auch langsam auf den Stuhl neben dem Bett sinken, verfiel für einen Moment ins Schweigen, bevor er wieder angesprochen wurde. "Wie geht es unserem Baby?" Die Frage ließ ihn einmal mehr die Brauen heben. "Fährt..." "Idiot. Ich meinte Kuro." "Verhungert.", erwiderte er nur wieder trocken, konnte deutlich den misstrauischen Ausdruck in den Augen des Anderen erkennen, wusste der doch genau, dass Ruki mit dem Kater zwar für Gewöhnlich zurecht kam, allerdings nie so warm geworden war wie mit Koron, der vor gar nicht allzu langer Zeit leider bereits verstorben war. Und auch, wenn er das wollte, so konnte Ruki die Fassade nicht lang aufrecht erhalten, schmunzelte schließlich doch wieder etwas. "Selbst Schuld, ich hab dir gesagt, du sollst das Futter nicht so hoch stellen.", fing er an, versuchte es noch einmal, doch er merkte schnell, dass er dem Älteren einfach nichts vor machen konnte, weswegen er doch fortfuhr. "Aber keine Sorge, wir haben uns letzten Endes doch arrangiert.", klärte er schließlich auf und konnte sehen, wie Uruha einmal mehr tief, aber auch erleichtert aufatmete. "Und die Wohnung steht auch noch?", fragte er weiter, worauf der Blonde aber nickte. "Klar. Nur ein bisschen chaotisch.", erwiderte er gelassen und zauberte nur einmal mehr ein Schmunzeln auf die Lippen des Größeren. "Bisschen?", fragte er weiter, herausfordernd. Er kannte Ruki, gerade in den Momenten, in denen er sich an etwas fest biss und dabei alles andere aus den Augen verlor. Doch auf dessen Lippen erschien nur ein beinahe ertapptes Grinsen und er ließ die Schultern etwas sinken. "Okay, ein bisschen sehr.", gab er zu, ließ den Älteren aber auch weiter nicht aus dem Blick, auch nicht, als dieser sich mit noch immer unverändertem Grinsen wieder weiter in die Kissen sinken ließ, die Augen schloss und Ruki wurde nur umso deutlicher, wie anstrengend das hier sein musste und so schwieg er noch einige Momente, ehe er sich zu der gehaltenen Hand hinab beugte, nur federleicht die geschundene Haut küsste und Uruha damit ein leises, erleichtertes Seufzen entlockte. Uruha hatte ja keine Ahnung, wie froh er war, ihn endlich wieder unter den Lebenden zu wissen. Wieder einmal hatte er es sich am Fenster gemütlich gemacht, die Sonnenbrille hatte er auf seinen Kopf hinauf geschoben, während er sich seitlich auf dem Stuhl nieder gelassen hatte, ein Kopfkissen in den Rücken gestopft, während er seine Beine über der anderen Lehne wippen ließ. Dass die Sonne warm durch das Fenster fiel, das bemerkte er kaum, war einfach viel zu sehr in seine Unterlagen vertieft. Es war zum verrückt werden, sie kamen und kamen einfach nicht weiter. Eigentlich verbrachte er die meiste Zeit nur noch damit, in den Akten nach Hinweisen zu suchen, die sie übersehen haben könnten, hatte selbst Kuro vorübergehend zu seinem Bruder gebracht. Gedankenverloren kaute er an seiner Unterlippe, gegen die er auch immer wieder das Ende des Bleistiftes tippen ließ, wenn er diesen nicht brauchte, um doch einmal etwas aufzuschreiben. Doch in den letzten Stunden war das nicht der Fall gewesen und ein frustriertes Schnauben entkam ihm, als er sich durch das Haar fuhr, in der Bewegung auch gleich die Sonnenbrille von seinem Kopf fegte und verärgert hielt er mitten in der Regung inne und sah stattdessen mit giftigem Blick zu Boden. Na wenigstens war das gute Ding nicht gleich noch kaputt gegangen. Gewundert hätte es ihn tatsächlich auch nicht mehr. Nur wenige Augenblicke später aber sah er wieder auf, beobachtete einen Moment aufmerksam seinen Uruha, doch den schien das wenigstens nicht geweckt zu haben und er schlief weiterhin den Schlaf der Gerechten und er gönnte es ihm. Seit der Ältere aufgewacht war, war schon wieder einige Zeit vergangen, bald würde er wieder aufstehen können und Ruki wusste schon jetzt, dass nicht nur er selbst sich schon darauf freute, ihn einfach einen Nachmittag mal hier raus zu holen, raus aus der Stadt und ihn für einige Stunden einfach entführen, so weit die Umstände es denn erlaubten. Und auch die begonnenen Therapien zeigten Wirkung, es bestand eine gute Chance, dass der Brünette nicht gleich in Ohnmacht fallen würde, wenn er in einen Spiegel sah und das würde auch ihm selbst sicherlich zu Gute kommen. Nun allerdings reckte er sich erst einmal leise ächzend Richtung Boden, bemüht, nicht gleich vom Stuhl zu fallen, während er mit dem Bleistift nach der Sonnenbrille angelte. Doch nicht lang und erneut hielt er inne, als ihm siedend heiß einfiel, was sie vermutlich vergessen hatten! Nach Shouta waren sie in einer Sackgasse gelandet, er hatte nicht geredet und auch, wenn man ihm nachweisen konnte, dass er das Auto genutzt hatte, hatte man doch Haare und Fasern gefunden, so bewies das sonst leider noch gar nichts weiter. Sie hatten ihn gehen lassen müssen. Seitdem fühlte er sich von Zeit zu Zeit doch etwas beobachtet, doch Shouta stellte sich so schlecht an, dass er dafür nur ein müdes Schmunzeln übrig hatte. Trotzdem reichte es, dass er nur umso lieber ein Auge auf Uruha hatte, so lang der kaum eine Chance hätte. Aber auch mit der neuen Droge hatte es ihnen nicht weiter geholfen. Sein Verharren in diesem Moment reichte nun allerdings aus, dass er für den Augenblick das Gleichgewicht verlor und zur Seite zu kippen drohte, konnte sich nur noch gerade so mit den Füßen abfangen, ohne sich zu verheddern. Und gerade sollte ihm das nur Recht sein, nutzte er diese Bewegung doch dafür, einfach direkt nach der Brille zu greifen und dann aufzustehen, um zur Tür zu gehen. Dieses Mal aber hörte er doch eine müde Stimme hinter sich. "Randalierst du schon wieder?", wurde er gefragt, wandte sich nur wieder um, ehe er schief grinste, die wenigen Schritte zurück aber doch noch einmal machte. "Sozusagen. Ich muss los. Aber ich bin bestimmt gleich wieder da.", versprach er, beugte sich nur noch einmal kurz zu dem Brünetten, um ihm einen vorsichtigen Kuss zum Abschied auf die Wange zu geben, wenn der auch spielerisch das Gesicht verzog. "Haben sie im Büro eine Vermisstenmeldung aufgegeben?", murmelte er, doch Ruki lachte leise, schüttelte den Kopf. "Denen fällt doch gar nicht auf, wenn ich nicht da bin. Und wenn doch, dann freuen sie sich drüber. Aber mir ist etwas anderes eingefallen und du schläfst doch sowieso die ganze Zeit, du wirst es wohl kaum bemerken.", erwiderte er gelassen, als er sich aber wieder aufrichtete und seinen eigentlichen Weg wieder antrat, als er aber noch einmal aufgehalten wurde. "Du kannst auf dem Rückweg ja gern noch einmal nach Kuro sehen und Zigaretten mitbringen. Du hast keine Ahnung, was ich jetzt für eine geben würde.", kam es sehnsüchtig und in der Tür hob der Blonde mit einem Blick zurück die Augenbrauen. "Kuro ist bei meinem Bruder. Und das mit den Zigaretten wird sich wohl etwas schwierig gestalten.", stellte er klar, worauf der Ältere aber die Brauen hob. "Wir sollten deinen Bruder wirklich mal zum Essen einladen oder so. Und schon klar, Krankenhaus und so...", gab er schon beinahe wehleidig zurück, doch der Kleinere grinste nur frech. "Ne, die sind alle.", stellte er klar, wurde nur einmal mehr mit einem missmutigen Blick bedacht. "Keine Sorge, bis du hier raus kommst, hab ich dir Neue besorgt!", versprach er, zwinkerte seinem Freund nur noch einmal zu, ehe er aber auch schon verschwunden war. Sein Weg führte ihn geradewegs ins Labor und im Vorraum warf er nur noch seine Jacke über einen Stuhl, krempelte seine Ärmel hoch, ehe er die dortige Garage betrat, sich aufmerksam nach dem zuständigen Mitarbeiter umsah. Lang musste er dafür nicht suchen, reichte es doch aus, dass er den Geräuschen folgte. "Momozono, wo ist der Honda aus dem Takashima-Fall?", fragte er, schnappte sich im Vorbeigehen auch gleich ein paar der Latexhandschuhe, ehe er den Angesprochenen auffordernd anblickte. Doch der sah nur zweifelnd von seiner Arbeit auf. "Was willst du damit? Wir haben das Teil schon drei Mal durchsucht und alles weiter gegeben, da wirst du nichts mehr finden.", fragte er, doch Ruki verdrehte lediglich die Augen. "Wir werden sehen. Also, wo ist der nun? Und hast du gerade eine Sonde zur Hand?", hinterfragte er und doch ein wenig genervt seufzte Momozono auf, aber sie wussten ja alle, wie engagiert sich der Blonde in dem Fall verhielt, machen konnte er sowieso nichts dagegen und es wäre einfacher, nachzugeben. Deswegen deutete er in eine Richtung. "Das Auto steht da hinten.", ließ er ihn wissen, übergab auch nach einem kurzen Blick in sein Equipment das verlangte Werkzeug und schon war Ruki auch schon verschwunden, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren. Dann würde er wohl Mal Angeln gehen. Und schon auf dem Weg zog er sich mit einem Schnipsen die Handschuhe über, hatte mit nur wenigen Handgriffen vor Ort den Tankdeckel geöffnet und konnte nur wenige Augenblicke später den Weg der Sonde auf dem daran angebrachten, kleinen Monitor nachverfolgen, wagte es kaum zu blinzeln, die Brauen zusammen gezogen und die Luft angehalten. Wenn sie auch alles auseinander genommen hatten, aber er konnte sich denken, dass sie dort nicht geschaut hatten. Und es dauerte nicht annähernd so lang, wie er hätte vermuten können, bis sich sein Gesicht wieder entspannter aufhellte, als er eine Ausbuchtung im Tank entdeckte, die bei keinem Auto dort hin gehörte. Es sah aus, als wäre dort eine Platte erst nachträglich angebracht worden. Und so richtete er sich auch schon wieder auf, versuchte, über alles hinweg zu sehen, was in dieser Garage stand. "Momozono, der Gute hier muss dringend auf die Hebebühne! Und wir brauchen die Flex!" "Ich glaube es nicht. Das Zeug war die ganze Zeit vor unseren Augen!", beschwerte er sich, ging auch weiterhin aufgebracht auf und ab, fuhr sich einmal mehr durch das Haar. Das konnte doch nicht wahr sein! Auch wenn das nachträglich eingebaute Geheimfach gut gemacht war. "Wir könnten schon so viel weiter sein. Dass das kein Wagen von der Stange ist, war ja wohl offensichtlich. Natürlich war da noch was verbaut. Die verfluchten Pillen einfach im Tank, so simpel. Und von Anfang an ist das Ding genau vor unserer Nase und keiner merkt etwas!", beschwerte er sich weiter, konnte das Augenrollen förmlich hören. "Wenn das ausgebaut war, müsste sich doch alles zurück verfolgen lassen, oder?", kam die ruhige Stimme von der Seite. Uruha hatte sich aufgesetzt und die Maske vom Gesicht genommen, die im Augenblick doch eher nutzlos an seinem Hals hing, während er sich die Tiraden seines Partners anhörte. Und endlich stoppte der in seiner Bewegung, sah den Brünetten aus verengten Augen fragend an, doch der ließ sich nicht beeindrucken. "Naja, als Außenstehende tretet ihr auf der Stelle. Jetzt habt ihr wenigstens einen Ansatz, also schleust euch doch ein.", schlug er vor, doch der Kleinere schnaubte nur leise. "Schätzchen, du hast zu viel Fast and Furious gesehen.", gab er nur trocken zurück, aber Uruha hob nur die Augenbrauen. "Das heißt nicht, dass das nicht funktionieren könnte, oder? Und das wäre doch genau dein Ding. Wenn sich jemand mit Autos auskennt, dann du.", fuhr er gelassen fort und sah deutlich, wie die Zahnräder im Kopf des Blonden ratterten. Der Ältere könnte tatsächlich Recht haben. "Also...", fing er schließlich wieder langsam an, machte sich nur zögerlich auf den Weg zum Bett des Anderen, um sich an dessen Seite nieder zu lassen. "...genau genommen ist das UNSER Ding, oder?", fragte er, wenn sein Gegenüber deutlich zweifelnd wirkte. "Ich kann Hilfe gebrauchen und du weißt, was du tust. Und bis die alles vorbereitet haben, bist du auch so weit wieder hergestellt.", ließ er ihn nachdenklich wissen, aber noch immer wirkte Uruha nicht überzeugt. "Wer soll mich denn sonst davon abhalten, irgendwelchen Mist zu machen?", fragte er also weiter und auf dem Gesicht seines Gegenübers erschien doch langsam ein schiefes, wenn auch noch nicht gänzlich überzeugtes Lächeln. 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