Die Schuld, die ich nie vergessen konnte von Fuin ================================================================================ Kapitel 3: Öffentliche “Trauer” ------------------------------- Öffentliche “Trauer” Draco erwachte am nächsten Tag mit einem fürchterlichen Kater und einem ekligen Geschmack im Mund, der ihn daran erinnerte, warum er sich nicht öfter betrank. Denn anders als die anderen Nächte hatte er dank des Alkohols ruhig geschlafen, weder geplagt von Alpträumen, noch von Schlaflosigkeit. Als er sich auf die Seite drehte, um noch ein wenig weiter dösen zu können, stieß er gegen einen warmen Körper, der eng an ihn gepresst neben ihm geschlafen hatte. Müde öffnete er die Augen und stieß einen kleinen Fluch aus, als ihm die grelle Morgensonne erbarmungslos in die Augen schien. Nun etwas vorsichtiger drehte er sich zu der neben ihm schlafenden Person um und sah, dass sich sein Sohn zu ihm ins Bett gekuschelt hatte. Ein warmes Gefühl breitete sich in Dracos Brust aus, als er in das unschuldige, schlafende Gesicht seines kleinen Jungen blickte. Eigentlich erlaubte er ihm nicht mehr bei sich zu schlafen, denn immerhin war Scorpius alt genug, um in seinem eigenen Bett zu schlafen. Aber er wusste, dass sich der Kleine hin und wieder, wenn er nicht hatte schlafen können zu seinen Großeltern geschlichen und bei den beiden übernachtet hatte. Über den Verlust seines Großvaters kam man nicht einfach hinweg und Draco erlaubte seinem Sohn so lange zu trauern, wie er mochte. Er selbst war über den Verlust seines Vaters bei weitem noch nicht hinweggekommen. Er fühlte sich in der gleichen trauernden Starre, wie damals als er den toten Körper seiner Frau im Bad gefunden hatte und wusste, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis diese Taubheit nachließ. Er wollte gar nicht daran denken, wie es wohl Narzissa gehen musste, die nun nachdem sie Jahrzehntelang mit einem Mann an ihrer Seite gelebt hatte, auf einmal alleine war. Denn es gab eine Lücke, die ein Ehemann hinterließ, die auch ein Sohn oder ein Enkel nicht füllen konnte. Nachdem er einige Minuten gewartet hatte, weckte er Scorpius und schickte ihn in sein Zimmer, um sich anzuziehen. Die Kopfschmerzen und das Verlangen nach schönem salzigen Speck und einer richtigen Tasse Kaffee war zu übermächtig geworden, um noch länger im Bett zu liegen und faulenzen zu können. Noch ein wenig betrunken von dem Restalkohol in seinen Adern torkelte Draco ins Badezimmer, um zu duschen und sich die Zähne zu putzen. Sein Kopf drohte zu platzen und nur zu gerne hätte er diesen wundervollen Katertrank genommen, den seine Mutter so gut zuzubereiten wusste, wäre er nicht gegen den Blutegelschleim, der leider zum festen Bestandteil des Trankes gehörte, allergisch. Ein unangenehmes ziehen breitete sich in seiner Brust aus, als er daran dachte, dass sein Patenonkel Severus es bestimmt geschafft hätte diesen Trank ohne besagte Zutat zuzubereiten. Aber auch Severus war nicht mehr in dieser Welt. Draco seufzte und fühlte sich nun noch einsamer, als er daran dachte wie klein seine Familie doch geworden war. Heute war wohl ein Tag, wie geschaffen um über alles nachzudenken was er verloren hatte. Er hätte noch weiter hier stehen und in Selbstmitleid versinken können, aber da Drang plötzlich ein Lärm an sein Ohr, als hätte jemand eine Banshee in seinem Haus losgelassen. Die Kopfschmerzen und den Schwindel vergessend schaffte Draco es noch seine Hose anzuziehen, sich ein Hemd überzuwerfen und den Zauberstab zu greifen, ehe er aus seinem Zimmer stürmte. Es kam aus dem Speisesalon, jemand schrie und tobte und Draco wurde sich schmerzlich bewusst, dass die Stimme, die er da hörte, die Stimme seiner Mutter war. Als er den Raum betrat brauchte er eine Weile, um die Situation zu erfassen. Sein Sohn saß eingeschüchtert an seinem Platz, die Augen groß wie die eines Hauselfen und starrte, seine Großmutter an, unfähig sich zu bewegen. Dracos Mutter stand, neben dem Tisch und griff sich was sie erreichten konnte und schleuderte es quer durch den Raum, Lieblingsziel war eine zitternde Hauselfe, die eine Zeitung in der Hand hielt. Draco konnte nur einen kurzen Blick auf die Titelseite erhaschen, auf der ein Bild seines Vaters prangte. Vorsichtig ging er zu seiner Mutter herüber, die selbst in ihrer Wut immernoch so schön und perfekt aussah, wie sie es immer tat. Draco griff nach ihrer Hand, die gerade nach einer Kanne voll mit heißem Kaffee greifen wollte und hielt sie fest im Griff. “Mutter beruhige dich”, sagte er und zwang sie ihn anzusehen. Das Gesicht, in welchem eben noch maßloser Zorn geschrieben stand, entspannte sich einen Moment, als sie Draco ansah, dann war es als wiche alle Kraft aus Narzissa und sie sank kraftlos zurück auf ihren Stuhl und fing hemmungslos an zu weinen. Seine Mutter, die selbst über den Tod von Lucius bisher keine Träne vergossen hatte, schien dies alles nun nachholen zu wollen. Draco kniete sich vor ihr hin und umfasste ihre zitternden Hände. “Dinky”, sagte er zu der Elfe, die nun da Narzissa ihren Wutanfall beendet hatte, unendlich erleichtert aussah. “Bring Ms. Malfoy einen Beruhigungtee auf ihr Zimmer und sag den anderen Elfen sie sollen hier oben aufräumen.” “Jawohl Mr. Malfoy Sir”, sagte die Elfe, wirkte noch erleichterter bei dem Gedanken schnell hier weg zu kommen und verschwand mit einem Puff. Wortlos half er seiner Mutter auf und half ihr in ihre Räume, damit sie sich auf ihr Bett legen und beruhigen konnte. Die Tür ging wieder auf und die Elfe kam mit dem Tee herein gefolgt von Scorpius, der sich neben seine Großmutter auf das Bett setzte und die Arme um sie schlang. Narzissa selbst klammerte sich an den kleinen Körper und wurde immer noch von Weinkrämpfen geschüttelt. Nachdem er ihr gesagt hatte sie solle ihren Tee trinken und sich den Rest des Tages ausruhen, verließ er ihr Zimmer. Er konnte es nicht ertragen seine sonst so starke und beherrschte Mutter in diesem Zustand zu sehen und ihm grauste auch schon davor die Zeitung zu lesen, die sie in diesen Zustand gebracht hatte. Während er neben ihr gesessen hatte, hatte Narzissa immer wieder “Wann hat das ein Ende”, vor sich hin gemurmelt und den Kopf geschüttelt. Draco hoffte, dass Scorpius es schaffte sie durch seine Anwesenheit zu beruhigen. Er selbst fühlte sich nur noch erschöpft, müde und überfordert. Aber schließlich war es nicht einfach mit dem Tod eines geliebten Menschen umzugehen, das war es noch nie gewesen. Als die Hauselfe ihm sein Frühstück brachte wollte er sie gar nicht danach fragen, fand es dann aber doch besser es endlich hinter sich zu bringen. “Dinky, die Zeitung bitte”, sagte er und konnte nicht umhin zu bemerken, wie widerwillig sie ihm diese aushändigte. Kein Wunder, schließlich war sie eben noch deswegen mit Tassen und Besteck beworfen worden. Ohne sich zu schonen las er die Titelseite der Zeitung und sagte der Hauselfe tonlos sie solle ihm ein Glas Feuerwhiskey bringen. Es war noch früh am Morgen und sein Kopf hämmerte immernoch von letzter Nacht, aber er hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen, wenn er jetzt nichts trank. Auf dem Titelblatt der Zeitung prangte dick und fett die Überschrift “Lucius Malfoy, freigesprochener Todesser verstorben”. Allein das hätte schon zur Übelkeit gereicht, aber der Artikel selbst war noch schlimmer und Draco wunderte sich nicht, dass Narzissa vorhin so ausgerastet war. Es wurde von einer Generation von Todessern gesprochen, die nun endlich ihr Ende fanden. Der Tod seines Vaters wurde als freudiges Ereignis dargestellt und zu allem Überfluss befanden sich am Ende des Artikels noch Kommentare von berühmten Hexen und Zauberern. Allesamt B-Promis, die sich über den Tod seines Vaters die Münder zerrissen. “Der Fall des dunklen Lords hat ihn schwer getroffen. Mich würde es nicht wundern, wenn nachher rauskommt, dass er sich umgebracht hat.” (Rita Kimmkorn). “Als ich von Lucius Malfoys Tod erfahren habe, konnte ich nicht umhin mich zu freuen” (Parvarti Patil). Kaum hatte die Elfe das Glas Feuerwhiskey neben ihn gestellt, da trank er es auch schon aus und knallte es zurück auf den Tisch. Starrte wütend auf den Artikel, über dem höhnisch das Bild seiner trauernden Familie schwebte. Er hatte gedacht, es wäre klug gewesen mit dem Tod seines Vaters natürlich umzugehen und hatte sich auch nicht dagegen gewehrt, als der Tagesprophet aufgetaucht war und Fotos geschossen hatte, weil es sonst wieder geheißen hätte, dass sie sich vom Rest der Zaubererwelt abgrenzen wollen. Nie im Leben hätte er zulassen sollen, dass Lucius Tod derart dargestellt wurde. Draco fühlte sich als hätte sich unter ihm ein Loch aufgetan und er würde in eine bodenlose Tiefe fallen. Dieser Artikel machte ihm klar, dass alles was er sich über die Jahre hinweg versucht hatte aufzubauen im Grunde nichts bedeutete. Wenn er sterben würde, würden sie es mit ihm genau so treiben. Er sah ihn schon vor seinen Augen, den Artikel im Tagespropheten. “Draco Malfoy, letzter Todesser verstorben”. Ihm wurde schlecht, alles drehte sich um ihn herum, aber er schaffte es noch in sein Zimmer und weiter ins Bad, ehe er sich in die Toilettenschüssel übergab. ---------------- Es tut mir Leid, dass ich nach so langer Zeit kein längeres Kapitel geschrieben habe, ich hoffe es gefällt euch trotzdem und ihr lasst mir einen kleinen Kommentar da. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)