Die Schuld, die ich nie vergessen konnte von Fuin ================================================================================ Kapitel 1: Nächtliche Begegnungen --------------------------------- Viel Spaß beim lesen ^^ Mir gehören natürlich weder die Charaktere, noch die Orte, die in diese FF erwähnung finden. Nächtliche Begegnung 20 Jahre nach dem Krieg sah alles anders aus, man hatte das Gefühl als wäre die ganze Welt eine Stufe heller geworden und ein Stück enger zusammengerückt nachdem Voldemord nun endlich ganz aus ihr verschwunden war. Zumindest für die meisten Leute schien es so, die die von den Schrecken dieses Krieges nicht viel mitbekommen hatten und sich nicht mitten im Kampf hatten beweisen müssen. Für jene allerdings war es anders, beide Seiten hatten Verluste zu beklagen und mit Erinnerungen zu kämpfen, die man nie wieder loswerden würde. Seit 10 Jahren nun waren die Kriegsprozesse im Ministerium für Zauberei eingestellt worden, denn man hatte eingesehen, dass in der letzten Phase des Kampfes kaum jemand mehr aus Überzeugung auf der Seite des dunklen Lords gekämpft hatte, sondern aus Angst vor Folter und um die eigene Familie und Verwandten zu schützen. Man hatte beschlossen nach vorne zu sehen und die Vergangenheit zu vergessen. Einer von den Augenzeugen des großen Kampfes in Hogwarts saß nun mitten in der Nacht an seinem Schreibtisch im Zaubereiministerium und bemühte sich den riesigen Stapel an Akten, der sich vor ihm aufgetürmt hatte, kleiner zu bekommen. Seine Augen juckten vor Müdigkeit und machten es ihm schwer die Buchstaben auf dem Blatt Pergament zu entziffern. Leise stöhnte er auf und legte die Schreibfeder beiseite, dann stand er auf und ging ein Zimmer weiter. Kaffee, den brauchte er jetzt. Mit einem kurzen schnippen seines Zauberstabes schwebte eine Tasse zu ihm hin und mit einem weiteren, kam die Kanne Kaffee zu ihm und goss die Tasse voll. Damit bewaffnet ging er zu seinem Schreibtisch zurück und blickte auf die Uhr über der Tür. Kurz nach Mitternacht und er hatte noch nicht einmal die Hälfte erledigt. Kopfschüttelnd blickte er auf den Aktenstapel. Er würde es nicht mehr fertig bekommen, immerhin hatte er nun auch ein schlechtes Gewissen, denn seinen Sohn hatte er heute schon wieder nicht sehen können. Momentan war das Chaos im Ministerium ausgebrochen, er hatte die ganze Woche Überstunden gemacht und war meist nie vor ein Uhr zu Hause gewesen. Er fuhr sich durch die fingerlangen, weißblonden Haare und trank seinen Kaffee auf, dann ging er den Stapel noch einmal durch. Kurz hielt er inne und runzelte die Stirn, zog ein Stapel Papier heraus und blickte es stirnrunzelnd an. Unmut kam in ihm auf, als er die altbekannte Strafakte von Sirius Black erblickte, die mittlerweile monatlich immer wieder auf seinem Schreibtisch auftauchte „Potter“, murmelte er, seufzte und stand auf. Kurz nahm er einen kleinen Notizzettel und schrieb etwas darauf, klebte ihn auf die Akte und musste diese nun zu Fuß in die Abteilung der Auroren bringen, denn um diese Uhrzeit war seine Sekretärin bereits im Bett und die Boten, die normalerweise die Akten zwischen den verschiedenen Abteilungen verteilten, ebenfalls. Schnell wurde seine Jacke über den Arm geworfen und dann verließ er sein Büro. Es war kein Umweg, er würde nur eben die Akte wegbringen und dann nach Hause gehen. Gleich morgen würde er seiner Sekretärin die Akten zum bearbeiten geben und wenn es ihr nicht passt, dann sollte sie ihm einen Assistenten einstellen. Um diese Uhrzeit traf er kaum einen auf den Fluren des Ministeriums, er war alleine und das war nicht weiter verwunderlich. Ein Zauber, der auf Bewegung wirkte, entzündete die Lichter auf den Fluren, die dann kurz nachdem er vorbeigegangen war, wieder erloschen. Er bog in den Korridor zur Aurorenabteilung ab und automatisch wurde alles schäbiger. Darüber konnte er immer nur den Kopf schütteln, denn auf einen angemessenen äußerlichen Eindruck gaben diese Leute und das Zaubereiministerium nicht viel. So etwas würde es in seiner Abteilung nicht geben, darauf legte er Wert, denn obwohl die Mysteriumsabteilung recht klein war, so hatte sie doch einen hohen Stellenwert im Zaubereiministerium. Nun, 20 Jahre nach dem Krieg tauchten auch etliche von Voldemord und seinen Anhängern erschaffene magische Gegenstände auf, was noch mehr Arbeit bedeutete als sie ohnehin schon hatten. Er fasste die Akte fester und schloss die Eingangstür zu Harry Potters Büro mit seinem Zauberstab auf. Die Zugangsrechte für die unterschiedlichen Abteilungen hatte er als Abteilungsleiter und da er nur etwas ablegen wollte, machte er sich über das eindringen in die Privatssphäre eines anderen keine Gedanken. Zweifellos würde der andere sowieso bereits bei seiner Frau im Bett liegen und den Schlaf der sorglosen schlafen. Draco selber hatte seit 20 Jahren nicht mehr richtig geschlafen. Er fühlte sich schuldig, rastlos und öfter holten ihn Albträume ein, in denen er seine Zeit in den Reihen des dunklen Lords immer und immer wieder erlebte. Mit einem Wink ging das Deckenlicht an und im nächsten Moment musste er einen gut gezielten Schockzauber abwehren. Innerlich dankte er seinen guten Reflexen, ansonsten würde er nun ausgeknockt auf dem Boden liegen. „Scheiße“, sagte er nur und blickte zu seinem Angreifer, der mit zerzausten Haaren auf einem Sofa inmitten des Büros saß. „Ach du bist es Potter, hast du kein zu Hause?“, meinte er nur und schmiss die Akte auf den Schreibtisch des anderen, der nun sein Haar glättete, was nicht viel brachte, und aufstand. „Was machst du mitten in der Nacht in meinem Büro Malfoy?“, fragte er zurück und setzte seine Brille auf. Draco, der sich bereits zum gehen umgewandt hatte, wedelte zu dem Schreibtisch rüber. „Ich habe deinen Antrag bearbeitet“, sagte er und wollte sich schon verabschieden und gehen, als er wieder aufgehalten wurde. „Du hast ihn dir wie immer gar nicht angesehen“, schnaubte der gleichaltrige Auror entrüstet, als er die makellose Hülle und die unbeschriebenen Seiten sah. Der andere, der sich schon in seinem warmen Bett gesehen hatte, seufzte und drehte sich um. „Das muss ich auch nicht. Du stellst seit ich im Amt bin monatlich immer wieder den gleichen Antrag und mein Vorgänger sagte mir, dass du das vorher auch schon getan hast. Wenn du mir Arbeit machen willst, dann kann ich dir sagen, dass ich mir den ganzen Mist, den du in dreifacher Formulierung aufgeschrieben hast und immer wieder wechselst, auswendig aufsagen kann“, sagte er kühl und blickte dem Bezwinger des dunklen Lords in die grünen Augen. Dieser hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte ihn uneinsichtig an. „Dann gib mir wenigstens eine vernünftige Erklärung und du bist mich los.“ Der blondhaarige schnaubte und blickte den anderen überheblich an. „Das glaubst du doch wohl selber nicht“, sagte er und an dem Blick des anderen konnte er erkennen, dass er recht hatte. Dennoch führte kein Weg an einer Erklärung vorbei. „Nun gut“, sagte er mit einem seufzen und legte seinen Mantel auf dem Stuhl des anderen ab und setzte sich auf diesen. Wenn er ihm jetzt eine Erklärung gab, würde er mindestens ein Jahr Ruhe haben. „Du stellst hier einen Antrag auf den Zwischenfall mit Sirius Black und dem Torbogen in meiner Mysteriumsabteilung“, sagte er und nahm die Akte in seine Hände. „Ja, ich seh da das Problem nicht“, meinte Harry und setzte sich ebenfalls hin, ein wenig verwundert, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass der andere sich um diese Uhrzeit mit ihm deswegen zusammen setzte. „Das Problem ist, dass die Notwendigkeit einfach nicht besteht. Es besteht kein Zweifel daran, dass Black tot ist und nicht mehr zurückgebracht werden kann“, sagte Draco hart. Er wusste, dass der andere das ebenfalls auch eingesehen hatte und deswegen konnte er den Sinn erst recht nicht darin erkennen. „Außerdem würde dies monatelange Forschung bedeuten und ungeheuere Mengen von Geld verschlingen. Um so eine Untersuchung zu rechtfertigen muss ich schon mehr da liegen haben, als die Verbrecherakte eines Mannes, der jahrelang in der Vermutung stand der Handlanger des dunklen Lords zu sein.“ Harry schüttelte den Kopf, denn er wollte ja eigentlich nur wissen was mit Sirius geschehen war. „Du wirst bei mir, mit dieser Sachlage nichts erreichen, selbst mit deiner Hartnäckigkeit nicht“, schloss er schließlich und legte die Akte wieder auf den Schreibtisch. „Ach so ist das, dem eine Handlanger gewährt man eine hohe Stelle im Ministerium und dem anderen vermeintlichen Handlanger noch nicht einmal eine Aufklärung seines Todes“, stellte Harry bitter fest. Das war nicht gerade die nette Art es auszudrücken, aber er hatte recht und das wusste Draco auch obwohl ihn dieser Satz verletzte. Er hatte für seine Taten mittlerweile hundertfach bezahlt, er war bis an sein Lebensende gebrandmarkt und keine anständige Hexe, die etwas auf sich hielt würde sich mit ihm abgeben. Seine Kiefermuskeln hatten sich angespannt und sein Mund bildete eine harte Linie. Er stand auf und nahm seinen Mantel wieder. „Gute Nacht, Potter“, sagte er nur und wollte sich schon wieder abwenden um zu gehen. Er zuckte zusammen und entriss Harry seinen Arm, als dieser versuchte ihn zurückzuhalten. „So war das nicht gemeint“, sagte dieser und wusste, dass er log. Genau so wie er es gesagt hatte, hatte er es auch gemeint und das war einer der vielen Gründe weswegen Draco von seiner Schuld nicht loskam, Harry Potter hatte ihm noch nicht vergeben. „Ich weiß wie du das gemeint hast Potter“, sagte er und ging nun endgültig. Um die Schuld, die er nun seit Jahren mit sich herumtrug loszuwerden musste er sich entschuldigen, das wusste Draco, aber er war zu stolz dafür, besser gesagt war er noch zu stolz. Schwer atmete er durch und fuhr sich abermals durch die Haare, nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war. Er brauchte ein paar Momente, bis er sich wieder gefangen hatte. Am liebsten wäre er ausgerastet und hätte sich mit dem anderen duelliert, wie er es in seiner Schulzeit getan hätte, aber das ging nun nicht mehr. Sie waren nicht mehr in der Schule und Draco musste aufpassen, was er tat. Es würde nicht gut kommen wenn er als Ex-Todesser einen Streit mit dem Retter der Welt, Harry Potter, anfing. Es war deprimierend, aber obwohl der Krieg vorbei war hieß es nicht, dass sich die ganze Welt plötzlich verbessert hatte. Jeder seiner Schritte wurde misstrauisch beäugt und wenn er einmal unachtsam war und man das Mal auf seinem Arm sehen konnte wurde wochenlang getuschelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)