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Dangerous Love Affair

Nothing is, like what it seems
von

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...to those, who wait.

Oliver war sprachlos, Taylor hatte ihm mal hier und mal dort ein bisschen was von den Missionen erzählt, die er durchgeführt hatte, bevor sie zusammengekommen waren, doch nie, dass der Kleine daran beteiligt war, oder dass er daher diese Narbe an seinem Arm hatte. Oliver stand langsam auf, ging vor dem Kleinen in die Hocke und streichelte seine Wange. Dieser Junge hatte wahrlich schon viel mitgemacht und er konnte den Schmerz und die Last förmlich in seinen Augen sehen.
 

„Das… das war das erste Mal, dass ich wirklich Angst um mein Leben hatte.“, Oliver öffnete seine Arme und ließ es Elias frei, sich in diese zu begeben, doch der Junge ergriff diese Chance, ohne zu zögern und ließ sich an Olivers Brust ziehen.
 

„Hat schon eine der Schulen geantwortet?“, fragte Oli, nachdem sie diesen Moment der Zweisamkeit genossen hatten.
 

„Nein, hier hat niemand angerufen, den Briefkasten habe ich aber noch nicht geleert.“
 

„Gut, dann gehe ich kurz nachsehen.“, Oliver ging die Treppen hinunter zu den Briefkästen. Der Briefkasten gab allerdings nicht viel mehr als Rechnungen her.

Am späten Nachmittag, während Elias seine Studien an seinem Computer fortsetzte, hing Oliver seinen Gedanken nach. Er dachte an den Kleinen, malte sich aus, was er wohl schon alles hinter sich haben musste und ob er all dies nach und nach von ihm zu hören bekommen würde. Er schwor sich an dieser Stelle, dem Zwölfjährigen genauso, wie Taylor sein offenes Ohr zu leihen und bereit zu sein, zuzuhören, wenn dieser über solche Vorfälle sprechen wollte.

Das unerwartete Klingeln an der Tür ließ beide in ihren Zimmern für einen Moment innehalten. Als Elias Olivers Schritte vernahm, ging er zu seiner Timmertür und nickte ihm zu, bevor er diese schloss. Oliver hatte Elias erklärt, dass er Dinge gerne plante und er nicht wollte, dass er sich versteckte, weil er ihn nicht vorzeigen wollte, sondern weil er gerne selbst den Zeitpunkt bestimmen wollte, an dem seine Mitmenschen von dieser plötzlichen Wende in seinem Leben erfuhren. Dies kam dem Kleinen nur allzu sehr entgegen, denn er hatte in der Regel ein wenig Scheu gegenüber Menschen, die er nicht kannte, wenn es um sein Privatleben ging.

Oliver öffnete die Haustür und was ihn hinter der Tür erwartete, ließ ihn seine Augen vor Erstaunen weiten. Zwei Personen standen vor seiner Tür, die eine schlank, für eine Frau normal groß und die andere größer mit einem breiten Kreuz. Ihn blickten grüne Smaragde aus dem Gesicht der Frau wissend an, während die grauen Haare des Mannes von seiner Sturheit zeugten, die ihm ins Gesicht geschrieben stand.
 

„Mom? Dad?“, fragte Oliver erstaunt und trat einen Schritt zurück, um sie eintreten zu lassen. Er schaute den beiden ehrfürchtig hinterher, wobei der Groll, den er momentan gegen seinen Vater hegte, langsam wieder aufwallte. Er schloss die Tür hinter sich und folgte ihnen ins Wohnzimmer. Betretenes Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, das schließlich von seiner Mutter gebrochen wurde.
 

„Wie geht es dir, Oli? Isst du auch genug?“
 

Er zögerte und schaute kurz zu Boden, bevor er sie direkt ansah und zu sprechen begann: „Wie es mir geht? Beschissen geht es mir, Mom! Mein Leben ist ein einziges Chaos, ich komme nicht zur Ruhe, liege nachts oftmals wach…“
 

„Ich habe schon von deinem Vater gehört, was vorgefallen ist, aber… ich würde es gerne nochmal von dir hören. Du kannst mit mir sprechen, Schätzchen.“, als Oliver einen Seitenblick zu seinem Vater warf, ergänzte seine Mutter: „Dein Vater wird nichts sagen, er wird nur ruhig dort sitzen und dir zuhören.“
 

„Wo soll ich da anfangen?“
 

„Wo du magst, lass dir Zeit.“, ermutigte sie ihn. Ja, in dieser Situation merkte man ihr wieder an, dass sie einst Richterin für Delikte war, die Kinder betrafen.
 

„Also… ähm… vor gut eineinhalb Jahren, gab es doch diesen Zwischenfall, bei dem ich eine Aussage bei der Polizei machen sollte, erinnerst du dich?“
 

„Ja?“
 

„Dort habe ich ihn zum ersten Mal gesehen… Wie der Zufall es so wollte, haben wir uns durch meinen besten Freund immer häufiger getroffen und irgendwann… irgendwann haben wir uns ineinander verliebt, Mum.“
 

„Wie heißt er denn?“, fragte sie lächelnd, während sie ihn mit ihrer Stimme dazu aufforderte, weiterzusprechen.
 

„Taylor… Taylor Clarkson, er ist der Bruder meines besten Freundes. Naja, jedenfalls sind wir dann irgendwann zusammengezogen, in diese Wohnung hier. Das ist jetzt fast ein Jahr her… es ging recht schnell, da er beruflich viel unterwegs war und ich ihn eher selten gesehen habe, aber… so wusste ich immer, wenn er zu Hause war und konnte ihn nach der langen Zeit gleich… in die Arme schließen.“, Oliver hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: „Ähm… vor… vor fast einem Monat wäre unser Jahrestag gewesen.“, als Kathrine nichts sagte, fuhr er fort: „Vor… vor zwei Wochen stand dann plötzlich ein Junge vor meiner Tür, er hatte zwei Umschläge dabei… ich… ich ahnte schon, was passiert war… ich ließ ihn rein und… und er… er wollte es mir sagen, aber… aber er konnte nicht, er brach vor meinen Augen in Tränen aus und reichte mir den ersten Umschlag.“, Kathrine beobachtete, wie sich die Augen ihres Jungen langsam mit Tränen füllten und schlug sich eine Hand vor den Mund: „Ich wollte es nicht wahrhaben, las den Brief einmal, zweimal, immer wieder, doch der Inhalt blieb derselbe… der… der zweite Brief… er... schluchz …das war sein… sein letzter Wille, er… er wollte, dass ich diesen Jungen adoptiere, Mum. Der Kleine hat niemanden und ich… ich habe ihn… er ist… ich… ich…“, dies war der Moment, an dem sie sich nicht mehr zurückhalten konnten, sie eilte zu ihrem Sohn und zog ihn in ihre Arme, an ihre Brust. Sie spürte, wie die heißen Tränen ihres Kindes durch ihr Oberteil sickerten und ihre Haut benetzten: „Es tut mir leid, Oli… es tut mir so leid…“, sie streichelte ihm immer wieder über den Kopf und küsste seine Stirn, während sie ins Leere schaute. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatten, fragte sie ihren Sohn sanft: „Wo ist der Kleine jetzt?“
 

„Er steht hinter uns.“, sagte Oliver, er spürte es genau, wenn der Kleine in seiner Nähe war, so wie er gelernt hatte, Taylor zu spüren, wenn er ihn schon nicht hören konnte. Überrascht sah Kathrine auf und erblickte tatsächlich ein Kind hinter sich. Der Kleine trat vorsichtig näher, er schien Charles mit bösen Blicken zu taxieren, während er sie selbst mit Neugierde betrachtete. Sie reichte über die Lehne hinweg und nahm seine Hand, um ihn um die Couch zu führen und schließlich ebenfalls in ihre Arme zu schließen. Erstaunlicher Weise sah der Kleine ihrem Sohn so ähnlich, dass wenn sie es nicht besser gewusst hätte, sie eine Verwandtschaft für selbstverständlich gehalten hätte. Der Zwölfjährige versteifte sich in ihren Armen, was sie verständlich fand, immerhin umarmte ihn eine Fremde.
 

„Elias? Das ist Kathrine, deine Oma.“, sagte Oliver ein wenig lächelnd, als Elias ihn ansah.
 

„Elias heißt du! Das ist aber wirklich ein schöner Name.“, sagte sie im mütterlichen Ton und auch ihre Augen strahlten Liebe und Geborgenheit aus.
 

„Ähm… Taylor hat mir den Namen gegeben…“, sagte er traurig Lächelnd und wurde daraufhin wieder fest in ihre Arme geschlossen, während Oliver ihm über den Kopf strich. Elias mochte seine Oma, so viel stand für ihn schon mal fest, aber was war mit seinem Opa?

Plötzlich spürten die beiden, wie sich die Richterin aufrichtete und sahen auf. Sie fixierte ihren Exmann: „Und nun zu dir, Charles. Du hast dir seine Geschichte nun zu Ende angehört, bist du nun immer noch sauer auf ihn?“
 

„Ja!“
 

„Aber warum?“
 

„All dies, Kathrine, all dies hat er uns verschwiegen. Ein Jahr lang hat er mich belogen!“
 

„Er ist unser Sohn, Charles! Kinder machen Fehler! Aber ist das wirklich das einzige Problem?“
 

„…Was andere tun ist mir vollkommen egal, aber… ich kann es nicht akzeptieren, dass mein Sohn schwul ist.“
 

„Was veranlasst dich dazu? Er kann tun und lassen, was er will und wenn ihm das Zusammensein mit einem Mann das Glück bringt, dann soll es so sein. Sind nicht wir als seine Eltern dazu verpflichtet, unseren Kindern das größtmögliche Glück zu wünschen und auch zu gönnen, wenn sie es erlangt haben? Sieh ihn dir an, Charles. Er ist am Boden… dein Sohn liegt am Boden und anstatt ihn aufzuheben und ihn in Zeiten seiner Trauer zu begleiten, trittst du nochmals zu. Überwinde deine falschen Vorstellungen von Moral und deinen falschen Stolz. Bist du nicht hier, um deinem Sohn zu zeigen, dass du für ihn da bist? War dies nicht der Grund dafür, warum du mit mir hergekommen bist?“, Charles schwieg und schaute zu Boden: „Charles, sieh dir den Jungen an. Er durchlebt vermutlich genauso schwere Zeiten, wie dein eigenes Kind. Er wurde in ein neues Umfeld hinein katapultiert und hat nur eine Person an die er sich wenden kann. Ich weiß nicht, was du getan hast, Charles, aber dieses Kind schaut dich mit solcher Wut und Verachtung an… wo ist der liebevolle Vater, den Oliver früher in dir gehabt hatte? Wo ist der Mann hin, der sich schon damals sehnlichst auf Enkel gefreut hat? Dein Enkel sitzt hier neben mir und deinem Sohn, wieso kannst du ihn nicht akzeptieren?“
 

„Ich… ich war mit der Situation überfordert, Kathrine! Er… aus dem nichts bekomme ich eine Krankschreibung von einem Kinderarzt… und dann… dann sagt er mir, dass er mit seinen 24 Jahren plötzlich ein zwölfjähriges Kind adoptiert… und so ganz nebenbei erwähnt er auch noch, dass er schwul ist und seit einem Jahr mit einem Mann zusammen war!“
 

„Glaubst du etwa, für mich war das einfach?! Glaubst du ernsthaft, dass ich mir nicht auch gewünscht hätte, es anders zu handhaben? Aber es GING nicht anders! Ich hätte es dir schonend beigebracht, aber der Kleine war krank, was hätte ich denn tun sollen?!“, Oliver war aufgestanden, während er immer aufgebrachter wurde.
 

„Du! Du… du hättest früher mit mir über die andere Sache sprechen können!“, sagte Charles wütend. Kathrine drückte Elias fester an sich.
 

„Ja, Dad! Das hätte ich tun können, aber! ... aber ich hatte Angst… ich hatte Angst, dass du genau so reagieren würdest, wie du es getan hast. Die Abscheu in deinem Blick werde ich nie vergessen…“, sagte Oliver nun wesentlich gefasster, doch seine Fäuste waren noch immer geballt.
 

„Oliver, ich… ich weiß, dass ich dich und deine Mutter schon mal im Stich gelassen habe und ich weiß kaum etwas über deine weitere Kindheit… aber… hach~ wieso bist du nicht früher zu mir gekommen? Ich habe das Gefühl, dass du mir immer noch nicht recht traust, obwohl wir uns seit fast zwei Jahren jeden Tag sehen und meiner Meinung nach auch enger zusammengewachsen sind… Ich weiß nicht, ob ich einfach so über die Tatsache hinwegsehen kann, dass du schwul bist, aber… ich wollte nie ein Vater werden, dem du nicht vertrauen kannst… es tut mir leid.“, Charles war ebenfalls aufgestanden und senkte seinen Blick zu Boden, er hatte seinen Fehler erkannt und er wollte seinen Sohn nicht ein zweites Mal verlieren.
 

„Mir tut es auch leid.“, sagte Oliver versöhnlich, doch er wusste nicht, ob es für ihn in Ordnung war, seinen Vater in den Arm zu nehmen, doch diese Antwort gab dieser ihm selbst, als er ihn fest in die Arme zog.
 

„Du solltest dich auch bei Elias entschuldigen.“, flüsterte Oliver, bevor er seinen Vater wieder losließ. Sein Vater nickte und hockte sich vor Elias hin, der ein kleines Stück zurückwich, doch hinter ihm saß Kathrine und streichelte ihm ermunternd über den Rücken.
 

„Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe, Elias. Ich war außer mir und das ist eigentlich nicht meine Art… gibst du mir nochmal eine Chance? Ich… ich würde dir gerne zeigen, wie ich wirklich bin.“, unsicher blickte Elias zu Oliver, doch dessen Blick sagte ihm entschieden, dass es seine eigene Entscheidung war, ob er seinem Großvater eine zweite Chance geben wollte.
 

„Gut, aber niemand darf etwas über meine Anwesenheit erfahren, bis Oliver bereit ist den oder diejenige darüber aufzuklären.“, Charles wirkte ein wenig überrascht, ergriff jedoch die Hand, die ihm dargereicht wurde, um die Abmachung zu besiegeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KaethchenvHeilbronn
2012-01-28T19:19:06+00:00 28.01.2012 20:19
„Wie geht es dir, Oli? Isst du auch genug?“
Awww~ Sie ist wirklich seine Mutter XD

OMG!!! Sie ist toooooll *.*
Sie ist so lieb zu Oli und Elias X33

Hach~ Ich bin ja so glücklich, dass das mit Olis Familie geklärt ist <3
Und Charles ist wirklich nicht von Grund auf der Sache abgeneigt, fand es nur blöd, dass Oli nicht gleich zu ihm gekommen ist...(hatte ich das nicht vermutet?)

Naja, aber da er nicht weiß, wie er mit der Homosexualität umgehen soll, bin ich mal gespannt, wie das weitergeht :)

(Ich werde jetzt übrigens anfangen, jeden Kommentar zu dieser FF mit einem Namen zu beenden, damit wir ihn auch nicht vergessen)
Taylor
Von:  Salix
2012-01-28T15:56:15+00:00 28.01.2012 16:56
Das Kapitel war sicher schwierig zu schreiben, besonders Olivers Erzählung.
Es freut mich das Elias nun eine liebevolle Oma hat und einen Opa, der bereit ist einen Neuanfang zu wagen.
Am besten hat mir der Anfang des Kapitels gefangen, weil Oliver einfach für Elias da ist.

Aber mich verwirrt, dass Kathrine und Charles sich scheinbar doch noch recht gut verstehen...

Na wie auch immer

LG
Von: abgemeldet
2012-01-28T13:05:00+00:00 28.01.2012 14:05
Ich hab auch die ganze Zeit gedacht "Irgendwie passt jetzt eine Umarmung gar nicht." aber Charles scheint anderer Ansicht gewesen zu sein als ich...^^'

Das Kapitel ist schön und die Situation bei der Tür war süß, ich kann mir das richtig gut vorstellen :3


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