Can you keep a secret? von Sweetness-Love (swear this one you'll save. [LavixKanda]) ================================================================================ Kapitel 3: This ain't no fun ---------------------------- Es war ein schrecklicher Morgen. Lavi hatte verschlafen und dann war auch noch das Wetter mehr als schlecht. Er klaubte seine Schulsachen zusammen, schlüpfte in Schuhe und Jacke, schwang sich die Schultasche über die Schulter und verließ das Haus ohne Frühstück. Er war doch gestern tatsächlich über den Hausaufgaben eingeschlafen. Auch noch unter Algebra! Nun, er hätte allerdings wohl doch einen Blick in den Spiegel werfen sollen, anstatt sich nur in Eile die Zähne zu putzen und die Haare zu ordnen, denn sämtliche angefangenen, aber aufgrund seiner Müdigkeit nicht vollendeten Formeln, standen in seinem Gesicht. Dabei kannte sich der Bookman doch eigentlich gut genug mit frisch Geschriebenem aus um wissen zu müssen, dass man sich nicht auf nasse Tinte legen sollte. Gerade noch rechtzeitig bekam der Junge die Kurve und stürmte auf seinen Platz in der letzten Reihe, eher sein Lehrer das Klassenzimmer betrat. So schnell wie er gerannt war, war Lavi nun doch ziemlich außer Puste und erst nach einer Weile fiel ihm auf, dass der Platz neben ihm leer war. Kanda Yuu war nicht da. War er so wütend auf ihn gewesen, dass er nicht mehr zur Schule kam? Musste Lavi sich ernsthaft die Schuld am Fehlen des jungen Japaners machen? War es doch zu viel gewesen gestern im Lokal aufzutauchen? Die erste viertel Stunde des Unterrichts verlief ruhig. Der Rotschopf war damit beschäftigt richtig wach zu werden. Die Sache von gestern ging ihm nicht mehr so einfach aus dem Kopf. Der Blick von Kanda ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Und dann war da auch noch der Alte gewesen, der ihn in den Ohren lag, von wegen der Japaner war gar nicht so bösartig wie er ihn beschrieben hatte. Als könnte der Grauhaarige das wirklich beurteilen, er saß ja nicht neben ihm. Dem jungen Bookman hatte schon ein Tag gereicht um sich ziemlich sicher zu sein, dass Kanda kein Kind von guter Laune war. Viel mehr war Kanda der Advocatus Diaboli. Wie konnte man nur so anti sein? Im Ernst, Kanda schien gegen alles und jeden etwas zu haben. Es war verwunderlich dass er mit anderen Menschen in einem Raum auskam ohne Amok zu laufen. Allerdings schien nicht viel dazu zu fehlen, denn oft genug hatte Lavi die Zornesader des Schwarzhaarigen gesehen. Kanda war gefährlich. Eine tickende Bombe. Und Lavi wusste schon jetzt, dass er das Ziel jener Bombe sein würde. Es war schwer jemanden als Zielperson zu haben der so unnahbar war wie der Japaner. Meistens hatte er nach spätestens drei Tagen eine gewisse Bindung zum Ziel aufgebaut, allerdings schien ihn das dieses Mal mehr als unwahrscheinlich. Es war beinahe schon fraglich ob er diesen Auftrag überhaupt erfüllen konnte, denn wie er mittlerweile schon gehört hatte, redete Kanda mit niemandem. Es gab absolut keine Person an dieser Schule, die irgendetwas von Yuu wusste. Die Lehrer eingeschlossen, diese mieden den mürrischen Schüler seit dieser einst nach dem Kendounterricht von einem Lehrer angesprochen wurde. Nicht, dass man ihn einfach angesprochen hatte, man hatte ihm an die Schulter gefasst. Das veranlagte den Jungen direkt mit seinem Bokutō auszuholen. Es war ein Wunder gewesen, dass Kanda nicht von der Schule geflogen war. Der Rotschopf seufzte und ließ den Kopf auf den Tisch sinken. Das war ein harter Fall. Plötzlich wurde sein Name gerufen, was er erst beim zweiten Mal realisierte. „…Lavi, würdest du bitte an die Tafel kommen und diese Aufgabe vorrechnen?“ Kurz ließ Lavi den Blick über die Aufgabe schweifen. Er wusste dass sie zur Hausaufgabe gehört hatte, die er nicht gemacht hatte. „Du scheinst dich ja ausgiebig mit dem Stoff beschäftigt zu haben, so wie es aussieht.“ Natürlich verstand der verschlafene Junge nicht, worauf sein Lehrer hinauswollte, schließlich hatte er bis jetzt nicht bemerkt dass ein Teil seiner Hausaufgabe in seinem Gesicht stand. Also erhob er sich von seinem Stuhl, ging an die Tafel und nahm die Kreide in die Hand. Wie ging das doch gleich? Nach und nach fügte er Klammern, Zeichen und Zahlen hinzu, doch auf das Ergebnis kam er noch nicht. Als es an der Tür klopfte und der Lehrer abgelenkt war, flüsterte ihm ein Mädchen mit langen schwarzen Zöpfen links und rechts die Lösung zu. Scheinbar hatte er auch hier schon ein paar Verbündete gefunden. „Danke!“ Nach einer kurzen, gewisperten Antwort schrieb er die Zahlen sorgfältig nieder, legte die Kreide beiseite und drehte sich grinsend zum Lehrer um, als hätte er absolut keine Probleme gehabt. Allerdings wich sein Grinsen sofort wieder von seinen Zügen, denn die Person, die an die Tür geklopft hatte war ein absolut durchnässter Yuu Kanda, der jetzt im Raum stand und zwischen ihm und dem Lehrer hin und her sah. „Du kannst auf deinen Platz, Lavi. Danke.“ Gesagt - getan. Lavi ging nach hinten und nahm Platz um zu beobachten wie sein Mitschüler dem Lehrer eine Entschuldigung für die erste Stunde zuschob und dann mit üblich mürrischem Blick seinen Weg zu seinem Platz bahnte. Was hatte Yuu Kanda nur getrieben? So wie er aussah, könnte man vermuten dass er Kilometer zu Fuß gegangen war. Ganz zu schweigen von den Augenringen und der noch blasseren Haut als gestern. Er sah aus, als würde er direkt vom Friedhof kommen. Der Besuch von Lavi im Lokal konnte ihm doch nicht so zugesetzt haben, oder? Lavi traute sich nicht den Schwarzhaarigen anzusprechen, konnte aber die Augen nicht von ihm nehmen. Ihn überkam ein schreckliches Gefühl. Der Rothaarige fühlte sich verantwortlich für den Zustand seines Mitschülers, immerhin konnte er nicht ahnen, was wirklich geschehen war. Yuu schien sich nicht mal annähernd für den Bookman zu interessieren, denn er schenkte ihm keinen Blick. Nicht mal einen verachtenden. Gar nichts. Keine Drohgebärde, absolut nichts. Der schwarzhaarige Japaner saß einfach nur auf seinem Stuhl, während seine Haare tropften und sich auf seiner Haut feuchte Rinnsale bildeten. Lavi hatte alles erwartet. Geköpft zu werden, erschlagen oder erwürgt zu werden. Aber nicht, dass er jetzt vollkommen ignoriert wurde. Und irgendwie passte ihm das überhaupt nicht. Etwas war faul an dieser Situation. Lavi kannte Kanda noch nicht lange, eigentlich gar nicht, wenn er ehrlich war. Aber eines war ihm klar, nämlich dass Yuu Kanda niemals so ruhig reagieren würde, nachdem was gestern vorgefallen war. Nun, zumindest würde er es normalerweise nicht ignorieren, so wie er es jetzt tat. Was war also der Fehler, den es galt zu finden? Nicht dass Lavi sonderlich scharf darauf war von Kanda gelyncht zu werden, aber dass der Japaner so ruhig da saß und absolut nichts sagte, passte einfach nicht. Es war einfach falsch. Lavis Nase zuckte. War das vielleicht die Ruhe vor dem Sturm? Im Laufe des Unterrichts beobachtete der Rotschopf seinen Tischnachbarn ausgiebig. Nach wie vor hatte sich nichts an dessen Haltung geändert, schlaff, erschöpft und absolut nicht angriffslustig. Langsam aber sicher wurde Lavi klar, dass es vielleicht gar nicht so war dass Kanda ihn nicht lynchen wollte, sondern dass er es einfach nicht konnte. Dass Kanda Yuu beinahe einzuschlafen schien, hinderte ihn nicht daran sekundengenau zum Läuten der Schulglocke aufzustehen. Es war Pause. Der Schwarzhaarige Japaner sammelte die wenigen Sachen zusammen und schob sie in seine Hosentasche. Lavi war nicht entgangen, dass der Miesepeter ohne jegliche Schulutensilien gekommen war. Lediglich einen Kugelschreiber schien er bei sich gehabt zu haben und das Blockblatt hatte er mürrisch von dem Mädchen mit den schwarzen langen Zöpfen entgegengenommen. Lavi konnte nicht anders als zu glauben, dass die Beiden sich näher kannten. Gab es vielleicht doch jemanden, mit dem Kanda Yuu vertraut war? Egal, später würde der Bookman genügend Zeit haben um sich Gedanken darüber zu machen. Jetzt galt es erst einmal dem Japaner zu folgen und herauszufinden, was ihm über die Leber gelaufen war. So wie er sich verhielt, musste es etwas im Elefantenformat gewesen sein. _________________ Der Morgen war genauso schrecklich verlaufen wie die Nacht. Nach etlichen Stunden die Yuu auf Almas Bett verbracht hatte, schienen die Medikamente bei diesem endlich anzuschlagen, denn Alma wurde dusselig, faselig, benommen. Alma Karma sprach zwar so gut wie nie über wichtige Dinge oder interessante, aber sobald die Medikamente einsetzten, war alles aus und vorbei. Es war 7:37Uhr als der müde Junge auf die Analoguhr am Tresen der Nachtschwester sah. Er musste sich beeilen um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Eigentlich wollte er nicht in die Schule. Genau genommen wollte er gar nichts, außer sich irgendwo zu verkriechen und darauf hoffen, dass die Welt untergehen würde. Aber sein Adoptivvater war der Meinung dass die Schule ihn ablenken würde. Nicht nur das, Froi Tiedoll war auch noch der Meinung, dass Kanda vielleicht Freunde finden würde. Freunde. Als würde er Freunde haben wollen. Unten am Parkplatz angekommen joggte er zu seinem Wagen, da es in Strömen regnete, zückte die Autoschlüssel aus seiner Jackentasche und stieg ins Auto sogleich er es aufgeschlossen hatte. Die Schlüssel im Zünder steckend versuchte er vom Fleck zu kommen. Er versuchte es. Sein Wagen gab ein kümmerliches „Rattattattattatt“ von sich ohne auch nur Anstalten zu machen sich zu bewegen. Das konnte nicht wahr sein. Die Welt musste ihn hassen. Es gab gar keine andere Erklärung für den ganzen Bullshit. Er stieg aus, mürrisch und in Eile, klappte die Motorhaube auf und versuchte herauszufinden, was mit der Schüssel nicht stimmte. Kanda hatte kaum Ahnung von solchen Dingen. Ein Bekannter seines Adoptivvaters hatte sich bisher immer um die Autos gekümmert, wenn denn wirklich mal etwas nicht in Ordnung war. Allerdings reichten Yuu’s Kenntnisse aus um sagen zu können, dass es kein offensichtlicher Fehler war, der ihn davon abhielt rechtzeitig in die Schule zu kommen. Er schlug die Motorhaube wieder zu, ging zurück in die Fahrerkabine und versuchte erneut sein Glück. Und wieder ohne Erfolg. Das war schon wieder zu viel für die Geduld des Jungen. Er schlug mit der Faust mit voller Wucht auf das Lenkrad, ehe er den Kopf senkte und die Stirn daran anlegte. Langsam ein und ausatmend versuchte er sich zu beruhigen. Die Nacht war lang und anstrengend gewesen, vermutlich würde er ohnehin jemanden überfahren wenn er jetzt mit dem Auto unterwegs wäre. Der Schwarzhaarige stieg aus, schlug die Autotür zu und verriegelte den Wagen. Ihm blieb keine andere Wahl als im Regen zur Schule zu laufen. Die Schule, die ziemlich am anderen Ende der Stadt war. Er hätte kotzen können. Und so lief er. Er rannte nicht. Yuu wusste nicht weshalb er hätte rennen sollen. Er war ohnehin durchnässt bei diesem Starkregen und er würde sowieso zu spät kommen. Ob eine halbe oder eine ganze Stunde, wen interessierte das schon? Ein normaler Mensch wäre nach dieser Nacht vermutlich einfach nach Hause und in sein Bett. Aber Kanda Yuu war nicht normal. Außerdem wäre es absoluter Schwachsinn nach Hause zu gehen, nur weil er die Nacht kaum geschlafen hatte und sich um Alma kümmern musste. Immerhin kam das ein paar Mal im Monat vor und auch sonst bekam er nur selten genug Schlaf ab. Er konnte nicht schlafen und er wollte es auch nicht. Zu schlafen war noch schlimmer als wach zu sein. In Kandas Augen war beides ziemlich beschissen, aber ihm blieb ja keine andere Wahl als sich zwischen einem von beiden zu entscheiden. Seine Haut wurde eisig kalt. Die dünne Jacke die er trug war schon vollkommen durchweicht. Und doch bemerkte er nicht wie kalt und blass seine Haut geworden war, kümmerte sich nicht darum. Auch dass sie langsam zu schmerzen anfing, da sie von der Blässe in eine Röte wechselte, störte ihn nicht. Um ehrlich zu sein, gefiel es ihm. Der Schmerz war schon immer sein Begleiter gewesen, ob er es wollte oder nicht. Das einzig Gute daran war tatsächlich dass ihm dadurch klar wurde, dass er überhaupt noch am Leben war. Was, wenn man es genauer betrachtete, vielleicht sogar einem Wunder glich. Yuu versuchte nicht mehr nachzudenken. Daran zu denken was die Nacht vorgefallen war würde nichts daran ändern dass genau das Gleiche wieder passieren würde. Und umso länger er darüber nachdachte, umso mehr hatte er die Schnauze davon voll. Aber Alma und dessen Probleme waren etwas, von dem er nicht einfach davonlaufen konnte. Er musste sich damit arrangieren, versuchen es stillschweigend zu ertragen. Stillschweigend war gut. Das bedeutete nämlich zeitgleich dass niemand bemerken konnte, wie durch er selbst eigentlich war. Und damit war nicht gemeint, dass seine Kleidung durchnässt war. Durch war, ihn betreffend, untertrieben. An der Schule angekommen war glücklicherweise niemand mehr auf dem Schulhof oder Parkplatz. Das ersparte ihm zumindest schon jetzt die ganzen Idioten sehen zu müssen, wie sie lachten, sich unterhielten und in ihrer rosa glitzernden Scheißwelt lebten. Es war 23 nach acht als er endlich im Klassenzimmer ankam. Und als er die Tür hinter sich geschlossen hatte und sich daraufhin umgedreht hatte, hätte er sie lieber gleich wieder geöffnet um zu gehen. Lavi Bookman gleich am Morgen nach einer solchen Nacht gegenüberzustehen war zu viel des Guten. Lavi war zu viel des Guten. Ein Murren unterdrückend reichte er die Entschuldigung die ihm die Nachtschwester ausgestellt hatte dem Lehrer und verzog sich auf seinen Platz, neben dem Lavi sich schon einige Sekunden eher niedergelassen hatte. Kanda versuchte den Vollidioten neben sich zu ignorieren. Er wusste nicht was passieren würde, wenn er das nicht täte. Und darauf heute auch noch wegen Mordes in Untersuchungshaft zu müssen, konnte er tatsächlich verzichten. Es war schwer nicht einzuschlafen. Aber die Tatsache dass er nicht schlafen wollte, nicht durfte, hielt ihn davon ab den Kopf auf die Tischplatte zu legen und sich einfach gehen zu lassen. In aller Öffentlichkeit zu schlafen wäre das Letzte gewesen. Aus vielerlei Gründen. Der Japaner war sogar zu erschöpft um sich irgendwie mit Lavi zu beschäftigen. Weder wollte er an den Versager denken, noch ihn sehen. Vor allem nicht nachdem er und der Alte ihn gestern auf der Arbeit gestresst hatten. Lavi pisste ihn an. Und das ordentlich. Yuu war sich sicher, dass Lavi nicht einfach so aufgeben würde. Der Karottenkopf würde ihn sicherlich solange nerven bis er ihn eigenhändig ins Jenseits verbannte. Es würde bald zur Pause läuten. Mit der Zeit hatte Kanda ein Gefühl dafür entwickelt, da er immer so schnell wie möglich aus dem Klassenraum wollte. Nichts war nerviger als überfüllte Gänge und das Gedränge durch das man sich dann durchkämpfen musste. Aber er kam nicht weit. Jemand lief ihm nach und zerrte am Ärmel seiner Jacke. Dieser Jemand war Lavi, das verriet ihm die Tatsache, dass er ‘Yuu‘ genannt wurde. Er berührte ihn. Hielt ihm am Arm fest. Er berührte ihn verdammt nochmal! Mit einer barschen Bewegung schlug er die Hand von seinem Arm und fuhr herum um den Rothaarigen drohend anzusehen. „Fass mich nicht an! Und jetzt verpiss dich!“ Er wollte keine Sekunde länger hier bleiben und sich mit dem Bastard herumschlagen. Das schwarze offene Haar fiel ihm ins Gesicht als er sich umdrehte und hastig davon schritt. Er musste hier weg. Die Schritte verfolgten ihn und er hörte auch wieder, dass sein Name gerufen wurde. Aber das interessierte ihn nicht. Er wollte hier weg, weg von Lavi und allen anderen die ihn hätten anfassen und ansprechen können. Schnell, und wie so oft, fand er sich in der Jungentoilette, hinter einer verriegelten Kabinentür. Das war so ziemlich der einzige Ort, an dem ihn niemand nerven konnte. Auch wenn es verdammt abartig war sich an einen Ort zu verziehen an dem andere auf den Boden pissten, fühlte er sich hier wohl. Gemächlich und mit einer gewissen Erleichterung lehnte er den Kopf gegen die kühle Kabinenwand. Ein Atemzug nach dem anderen. Leicht. Einfach. Schwerelos. Kanda war aber nicht schwerelos. Und das bemerkte er als er hart an der gegenüberliegenden Kabinentür aufschlug. „Fuck!“ Er musste eingeschlafen sein. War er tatsächlich auf dem Klo eingeschlafen? Ehrlich? Das konnte doch nicht wahr sein. Langsam richtete er sich wieder auf. Und oh Gott, er fühlte sich schrecklich. Wie lange war er weggetreten gewesen? Wie lange war er in dieser Lage auf dem Klodeckel gewesen? Es fühlte sich an wie Stunden. Eigentlich sollten doch eher Beine oder Arme eingeschlafen sein, so wie er hier gesessen hatte. Aber gerade fühlte es sich eher so an, als wäre sein Hirn eingeschlafen. Eingefroren. Gottverdammt, er war tatsächlich auf diesem siffigen Scheißhaus eingeschlafen. Er wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn, der sich unbemerkt im Laufe der Zeit auf seiner Haut gebildet hatte, entriegelte die Kabinentür und verließ seinen zugegeben, etwas widerlichen, Zufluchtsort. Kanda schritt an die Waschbecken, drehte einen der quietschenden Wasserhähne auf, ließ kaltes Wasser über seine Hände fließen. Die Kälte des Wassers tat gut. Anders als der Regen durch den er heute Morgen gelaufen war. Diese Kühle beruhigte ihn. Und das obwohl das Wasser so kalt war, dass es schon weh tat. Der Japaner senkte sich etwas nach unten und klatschte sich etwas vom kalten Wasser ins Gesicht, ehe er den Wasserhahn wieder zudrehte. Nach einem weiteren Moment, in dem er sich einfach nur am Rand des alten Waschbeckens abgestützt hatte, stieß er sich ab und machte sich widerwillig auf den Weg in sein Klassenzimmer. Ihm war nicht aufgefallen, dass seine Wangen unter der glänzenden Nässe rot schimmernden und seine Augen einen glasigen Ausdruck besaßen. _________________ Seit Yuu ihn so harsch abgewiesen hatte und ins Jungsklo verschwunden war, waren jetzt schon 35 Minuten vergangen. 15 Minuten dieser Zeit waren Pause gewesen, aber der vorhin so mies gelaunte Kanda hatte bereits 20 Minuten des Geschichtsunterrichts verpasst. Lavi fragte sich, wo zum Henker der Kerl abgeblieben war. War Yuu wirklich so böse auf ihn, dass er sich lieber vom restlichen Unterricht befreien ließ? Aber warum? Konnte er wirklich wegen der Sache mit dem Restaurant so böse auf ihn sein? So schlimm war Lavis Aktion ja nun auch nicht gewesen. Genau genommen war das ja nicht mal seine Idee gewesen! Daran war nur der Panda schuld! Während er so zurückgelehnt im Stuhl versank, kritzelte er unachtsam auf seinen Unterlagen herum. Es war noch nicht oft vorgekommen, dass jemand wirklich ein so großes Problem mit ihm hatte. Kanda schien die gesamte Menschheit für seinen Feind zu halten. Wobei, nicht die Ganze. Da gab es dieses Mädchen aus der ersten Reihe. Lenalee war ihr Name gewesen, wenn er sich nicht irrte. Lavi irrte sich nie. War da vielleicht etwas im Busch? Egal was es war, er kam nicht dazu weiter darüber nachzudenken. Es klopfte an der Tür und kurz darauf trat Kanda ein. Wahnsinn. Lavi hatte nicht erwartet den heute noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Nach einer kurzen, gemurmelten Entschuldigung schlich sich der Schwarzhaarige auf seinen Platz, der dieses Mal etwas entfernt vom Lavis war. Vielleicht war das auch besser so, denn Kanda schien noch schlechter gelaunt als vorher. Der Rotschopf fragte sich, wo seine Zielperson die ganze Zeit gewesen war. Doch nicht auf dem Klo! Niemand verbrachte so viel Zeit auf dem Klo. Und wenn doch, dann war Lavi sich sicher, dass er nicht wissen wollte, warum er so lange dort gewesen war. Aber die Abwesenheit des Jungen bedurfte einer Notiz und so wurde zu der unauffälligen Liste die Lavi seit gestern führte ein weiterer Punkt hinzugefügt. Es war nicht nötig im Geschichtsunterricht aufmerksam zu sein. Ganz und gar unnötig war es. Lavi kannte alle Fakten und Daten auswendig und Geschichte war das Fach, in dem er meistens schlief. Auch ein Bookman brauchte schlaf. Und da er nicht oft dazu kam nachts zu schlafen, holte er das wenn möglich auch in der Schule nach. Aber auch wenn das Fach an sich nicht zu beachten war, konnte Lavi jetzt keinen auf faul machen. Es gab da ja immer noch Kanda Yuu. Dieser jedoch tat gerade nichts. Und damit war tatsächlich absolut nichts gemeint. Der Kopf des Jungen lag auf der Tischplatte während seine Arme schlaff neben seinem Kopf lagen und teils vom langen, seidig schwarzen Haar bedeckt waren Schlief er etwa? Im Unterricht? Yuu Kanda? Im Ernst?! Lavi hatte sich alles vorstellen können, aber nicht dass Kanda jemand war, der im Unterricht schlief. So weit wie ihm bekannt war, war Yuu recht diszipliniert und fiel bis auf kleinere Unannehmlichkeiten kaum negativ auf. Zwar schien er nicht sonderlich gut im Unterricht mitzuarbeiten, aber auch nicht so als würde er sich in die Schule setzen und schlafen. Der Typ war ein einziges Mysterium und Bookman Junior befürchtete, dass das nicht nur daran lag, dass er sich gerade den zweiten Tag mit dem Japaner beschäftigte. Es gab nichts was er sich weiter notieren hätte können, denn Kanda tat nichts. Er lag da und schlief. Und das Beste daran war: der Lehrer interessierte sich absolut nicht dafür. Er laberte und laberte und laberte und obwohl Lavi sich sicher war, dass er bemerkt hatte dass Kanda schlief, unternahm er nichts um ihn zu wecken. Vielleicht hatte der dickliche bärtige Mann auch einfach nur Angst vor ihm, wäre ja eigentlich gut nachvollziehbar gewesen. Der Rotschopf jedenfalls würde sich auch nicht trauen Kanda-schlägt-dich-tot jetzt zu stören. Den Rest des Unterrichts fiel ihm nur noch auf, dass das Mädchen namens Lenalee des Öfteren zum schlafenden Miesepeter sah. Der Bookman glaubte Sorge in ihrem Blick zu sehen. Scheinbar hielt nicht nur er es für merkwürdig, dass Kanda schlief. Und da er neugierig war, räumte er seine Bücher etwas langsamer als üblich in die Tasche als der Unterricht zu Ende war und das hübsche Mädchen an den Tisch des Japaners ging. Das was er dann zu sehen bekam, verschlug ihm schlechthin die Sprache. Wie traute sich das Mädchen nur Yuu so leichtfertig anzusprechen? Und warum rüttelte sie nicht einfach etwas an ihm, als er davon anfangs nicht wach wurde? Schließlich erhob sich der schwarze Mob langsam, bis Kanda mehr oder weniger ordentlich auf seinem Stuhl saß und etwas verwirrt drein schaute. Nach einer weiteren Sekunde des Realisierens, stand der Japaner auf und ging wortlos und doch etwas rasch an der Schwarzhaarigen vorbei, die nach wie vor besorgt aussah. Lavi konnte nicht anders als dem Japaner zu folgen. Sein Instinkt verlangte es. Es war schwer den Schwarzhaarigen zu finden, der obwohl er doch gar nicht so viel eher als Lavi den Raum verlassen hatte, schon nicht mehr zu sehen gewesen war. So wie Kanda herum gewackelt war, hätte ihm der Bookman niemals zugetraut so schnell aus dem Staub zu sein. Aber letztlich fand er ihn doch, sich an den Wänden entlang tastend, den Weg nach außen suchend. Suchte Kanda wirklich den Weg nach außen? Oder missverstand der Rotschopf das Bild das sich ihm bot? Wie konnte es sein dass der griesgrämige Japaner jetzt so mitgenommen wirkte? _________________ Er musste hier weg. So schnell wie möglich. Ihm war danach zu schreien und er wusste das genau das dafür sorgen würde, dass man ihm Aufmerksamkeit schenkte. Und genau das wollte er nicht. Aufmerksamkeit. Yuu wollte einfach von dieser gottverdammten Schule weg und seine Ruhe haben. Aber die bekam er so schnell nicht. Eigentlich war es gerade so, dass er alles nicht nötige ausblendete. Und vielleicht etwas mehr als er eigentlich wollte. Es fiel ihm schwer seine Gedanken zu ordnen und somit auch ganz normal aus diesem Gebäude zu gehen. Aber etwas entging ihm nicht. Die Wärme und Schwere auf seiner Schulter. Unweigerlich fuhr Kanda herum, vielleicht etwas zu schnell, denn sein Kopf wehrte sich merklich gegen die Rasche Bewegung. Trotzdem schlug er ohne Zögern die Hand von seiner Schulter und sah sein Gegenüber schnaubend und wütend an. „Verpiss dich!“ Kanda fehlte sogar die Zeit und die Geduld eine Beleidigung anzufügen. Es war nicht das erste Mal gewesen dass der Bastard es gewagt hatte ihn anzufassen. „Was n‘ los mit dir, Yuu? Du siehst nicht so ganz frisch aus.“ Was zum Henker wollte die Augenklappe von ihm?! Er sah nicht ‘ganz frisch aus‘ ? Tickte der Typ noch ganz richtig? „Was verstehst du unter 'verpiss dich' nicht, du Vollidiot? Lass mich in Ruhe und fass mich nicht an!“ Das war das Letzte was Kanda wollte. Angefasst zu werden. Und dann ausgerechnet auch noch von jemandem wie diesem Idioten. Niemals würde er das einfach so über sich ergehen lassen. „Ich will dir nur helfen. Jetzt komm mal runter! Du schwitzt ja total!“ Ja. Sehr schön. Wunderbare Bemerkung , Idiot. Als würde er nicht selbst merken, wie verklebt sein Körper war obwohl er doch eigentlich fror. „Lass mich einfach in Ruhe, kapiert?“ Um seinen Worten noch mehr Kraft zu verleihen, stieß er den Rothaarigen mit beiden Händen von sich. Obwohl er gerade nicht ganz bei der Sache war, konnte man nicht an seiner Muskelkraft zweifeln. „Schön, dann eben nicht.“ Genau das wollte er hören. Kanda hasste es wenn sich andere um ihn sorgten oder versuchten sich in seine Angelegenheiten einzumischen. Man hatte ihm zu lange ins Handwerk gepfuscht und sein Leben damit ruiniert. Er würde sich nie wieder auf andere verlassen. Niemals wieder. Damit verließ er das Gebäude und machte sich einfach daran so weit wie möglich von diesem Ort zu verschwinden wie es nur ging. Am liebsten wäre er bis zur Klapse gelaufen um dort sein Auto zu holen, doch so weit schaffte er es nicht. Schwer atmend und mit einem stechenden Schmerz in der Lunge stützte er sich an einer Steinmauer ab. Was war nur los mit ihm? Er fühlte sich so unglaublich schlapp. Er würde doch nicht krank werden? Kanda konnte nicht krank werden. Das durfte nicht passieren. Wenn er krank werden würde, wäre er auf andere angewiesen. Das durfte einfach nicht sein. Wie gut dass er niemals lange krank war, wenn er denn wirklich mal krank wurde. Eine Nacht und vielleicht noch einen Tag, dann würde es ihm wieder gut gehen. Zitternd durchsuchte er im Regen stehend seine Hosentaschen und fand dort schließlich das Objekt seiner Begierde: sein Handy. Wenig später war er Zuhause angekommen. Er ließ sich vom Beifahrersitz gleiten, schlug die Tür hinter sich zu und steuerte auf die Haustür zu. „Kanda, warte.“ Es ertönte das Geräusch von eilenden Schritten im Matsch. Flatsch-Flatsch-Flatsch. In seinen Augenwinkeln sah er wie der Mann, der einem Hünen glich, an ihm vorbeisauste und dabei mit den silbern blitzenden Schlüsseln herumschwenkte. Maria war, wie er selbst, von Tiedoll adoptiert worden und lebte seit dem auch in dessen Haus. Man konnte beide als Brüder bezeichnen, auch wenn Kanda nicht so weit ging. Nachdem Maria die Tür aufgeschlossen hatte und etwas zur Seite getreten war, ging Kanda an ihm vorbei und wollte gerade seinen Weg zur Treppe nehmen, als ihm der Großgewachsene zuvor kam. „Ich sag Tiedoll bescheid. Ruh dich aus.“ Nach kurzem Zögern ging der Langhaarige die Treppe weiter hinauf und den Gang entlang. Nachdem er die Tür zu den vertrauten vier Wänden geöffnet hatte und den Raum betreten hatte, verschloss er die Tür hinter sich. Wenn Tiedoll davon erfahren würde, dass es ihm gerade nicht sonderlich prickelnd, um nicht zu sagen, zum kotzen ging, würde er hier Alarm schlagen und versuchen Kanda alles mögliche an Pillen und Wundertränken schlucken zu lassen. Und darauf konnte der Japaner beileibe verzichten. Er zog sich die nassen, klebenden Klamotten vom Leib und ließ diese ungeachtet auf den Boden klatschen. Er ging zum Kleiderschrank und suchte sich frische, trockene Boxershorts und ein Shirt raus, welches er sich kurz darauf überstriff. Nachdem er das getan hatte, suchte er sein Bett auf und ließ sich darauf sinken. Nach kurzem Verschnaufen, die letzten Minuten waren außerordentlich anstrengend für ihn gewesen, lehnte er sich mit dem Hinterkopf gegen die kühle Mauer und zog aber zugleich die Decke über seinen ausgekühlten Körper. Allerdings war nicht sein ganzer Körper so entsetzlich kalt geworden. Eigentlich störte Kanda die Kälte nicht sehr. Aber da gab es etwas, was ihn unglaublich sehr störte. Er fühlte nach wie vor die Hand von Lavi auf seiner Schulter, obwohl diese nur kurz dort verweilt hatte. Und er hasste das Gefühl. Niemand sollte ihn anfassen. Niemand durfte ihn anfassen. Er hasste es berührt zu werden und nun war er berührt worden. Von jemanden den er nicht mochte, nicht kannte und niemals mögen und kennen würde. Kanda ekelte sich von sich selbst. Und das Gefühl dass er spürte weckte erschreckende Erinnerungen, die ihn leider viel zu oft in den Sinn kamen. Bilder. Gefühle. Geräusche. Der Japaner verzog das Gesicht als würden ihn Höllenqualen dazu zwingen und sank zur Seite, die Hände gegen die Schläfen gepresst. Er drückte sein Gesicht in das kühle Kissen und versuchte diese Bilder und Stimmen zu ersticken, die in ihm hochkamen. Er wusste dass nichts davon echt war. Und trotzdem fühlte es sich so echt an. Ohne den Blick zu heben oder gar die Augen zu öffnen, verließ die eine Hand seine Schläfe und schob sich langsam, aber bestimmt und sicher, das Bett entlang bis sie den Nachttisch erreicht hatte. Nun musste er sich doch etwas auf die Seite drehen und strecken um an das zu kommen, was er wollte. Jeder andere würde vermutlich in seiner Schublade herumkramen und aber nicht finden, was er ohne Suchen fand. Beinahe erleichtert zog er das was er wollte aus der Schublade und setzte sich langsam wieder auf. Es war noch genügend Zeit bis Tiedoll nach Hause kommen würde und bis dahin würde er seine Ruhe haben. Und wenn nicht, war es ihm auch scheißegal. Der Schwarzhaarige hatte abgeschlossen und die Welt da draußen konnte ihn gerade mal ordentlich. Die Welt da draußen, die er so sehr verabscheute. Er setzte sich im Schneidersitz hin und wickelte das kleine schimmernde Metall langsam und vielleicht sogar etwas ehrfürchtig aus dem dünnen Stoff. Das was er hier in seinen Händen hielt war schließlich einer seiner wenigen, kostbaren und treuen Freunde, die ihn niemals enttäuschen würden. Denn ein Kuss dieses Freundes war euphorisierend, befreiend, unglaublich erlösend. Zumindest für den Moment. Es gab wenige Dinge die Kanda als ästhetisch befand, aber dieses Rasiermesser war für ihn eine wahre Schönheit. Es gab einmal einen Film, den er sich mit seinen Mitbewohnern und Tiedoll ansehen musste. Dieser Film trug den Namen Sweeney Todd und handelte von einem mordenden Barbier. Das Rasiermesser dass dieser Mörder in seinen Händen gehalten hatte, glich dem von Kanda regelrecht aufs Haar. Nur das Kanda seines eben nicht dazu nutzte um unwissenden Männern die Kehle zu durchtrennen. Er brauchte es um den Bildern in seinem Kopf den Gar aus zu machen. Und so fügte sich ein Teil dem anderen und das kalte Metall traf auf die weiche, warme Haut des Jungen. Eine unbestreitbar schöne Wärme ergoss sich über dessen Haut und mit dem Blut schienen all die schrecklichen Erinnerungen aus seinem Körper zu ströhmen. Es fühlte sich hervorragend an. Wenn er es beschreiben würde, würde er es wohl als himmlisch bezeichnen, denn nur diese Gefühl vermochte es ihm wohlige Seufzer zu entlocken. Es brauchte nicht viel bis er wieder bei Sinnen war und die Störfaktoren nicht mehr da waren. Sein Kopf war klar und er fühlte sich befreit. Es war so als hätte man ihn in ein Becken mit Eiswasser getaucht. Sein Verstand war glasklar und nicht mehr so betrübt wie noch vor einer Stunde. Nachdem er das Blut, sein Blut, an einem Taschentuch abgewischt hatte wickelte er das Rasiermesser regelrecht liebevoll in das Stofftuch ein, aus dem er es zuvor befreit hatte, und schob es zurück zwischen das Zeug in seiner Schublade, ehe er den Nachttisch wieder zuschob. Aus den Schnittwunden quoll immer noch die rubinrote Flüssigkeit, welche aus seinem Körper wich und damit einen unglaublichen Druck mit sich nahm. Es würde noch einige Zeit dauern, bis der Blutfluss stoppen und seine Wunden das Heilen beginnen würden. Trotz der Tatsache dass sein Herz raste und seine Stirn nur so von Schweiß triefte, dachte er nicht daran die Tür aufzusperren um sich Medikamente gegen diese Erkältung geben zu lassen. Es würde auch ohne gehen. Alles ging ohne. Nun, beinahe alles. Schlafen zum Beispiel ging nicht ohne. Kaum schloss Yuu die Augen und döste ein, huschten die Bilder zurück in seinen Kopf oder verursachten abartige Alpträume, denen er möglichst entging. Der Japaner wusste nicht, wann das alles so intensiv wurde, aber es war so weit gekommen, dass er alle zwei Tage eine neue Pille schluckte. Diazepam hatte glücklicherweise eine Wirkung von beinahe zwei Tagen, andernfalls würde er womöglich täglich eine schlucken. Aber anders ging es eben nicht. Kanda kam ohne Diazepam und die Klinge nicht aus. Sie bezeichnete er als seine engsten Freunde. So wie Alma ihn brauchte um sich zu beruhigen und nicht lachend in eine Kreissäge zu springen, brauchte Kanda Diazepam und das Messer. Es gab niemanden, an den er sich anlehnen konnte um zu vergessen, was geschehen war. Und so schluckte er die Pille und wartete darauf, dass sie wirkte. Und das tat sie auch. Niemals verfehlte dieses Wundermittel seine Wirkung und es vermochte ihn stets in den Schlaf zu wiegen. Sanft und ohne jegliche Angst glitt er in die Welt des Schlafes über, während sein Körper bleiern zur Seite sank und sich zwischen Bettdecke und Kissen niederlies. So, take this night Wrap it around me like a sheet I know I'm not forgiven, But I need a place to sleep So, take this night Lay me down on the street I know I'm not forgiven, But I hope that I'll be given Some peace Some peace Some peace… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)