Aus der Sicht eines Mannes (shonen-ai; ORIGINAL) von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Starke Nerven braucht der Mann Etwas krampfhaft klammerte ich mich an mein Glas - Cola, ich war ja schließlich gewissermaßen der Chauffeur. Mir wurde etwas mulmig, nicht nur, weil ich Gesprächspausen hasste, wohl auch, weil ich von Blicken durchbohrt wurde. Natürlich tat ich so, als ob es mir nicht auffallen würde, aber was half das schon? Nichts! Schön langsam wurde mir die Situation doch zu peinlich, kurz entschuldigte ich mich und drängte mich quer über die Tanzfläche zu den Toiletten. Verwirrt stützte ich mich am Waschbecken auf, spritzte mir dann kaltes Wasser übers Gesicht und atmete einmal tief durch. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb, leise murmelte ich vor mich hin: "...das darf doch nicht wahr sein...Kyle du Vollidiot,....seit wann lässt du dich so schnell aus der Ruhe bringen?...du gehst jetzt wieder da raus und lässt dir nichts anmerken..." Das machte ich dann auch, zumindest versuchte ich es. Kaum hatte ich mich wieder durch die Massen von schwitzenden Leuten gedrängt, kam mir schon wieder der Zufall zu Hilfe. Jeff war nicht mehr allein, er schien sich gewissermaßen köstlich zu amüsieren. Etwas langsamer als eigentlich nötig bewegte ich mich auf unseren Tisch zu, um mich dann ohne Worte zu setzen, schließlich wollte ich ja das Gespräch der beiden nicht unterbrechen - redete ich mir ein. 2 Augenpaare richteten sich auf mich. Nun unterbrach sich Jeff doch. Kurz stellte er mir sein Gegenüber als Say vor. Angeblich hatte er mit ihm die Schule besucht. Jaja, Schulkollegen, wers glaubt...mir sollte es egal sein. Ich war nur heilfroh, dass es an unserem Tisch jetzt keine peinlichen Gesprächspausen mehr gab. Die Zeit verging im Fluge, Sam und ihr Freund hatten sich schon verabschiedet. Als nun auch Say Anstalten machte zu gehen, fiel mir erst auf, wie spät es schon war, so machten sich dann auch Jeff und ich auf den Weg. Während sich meine beiden ,Gesprächspartner' voneinander verabschiedeten holte ich schon mal mein Gefährt hervor. Nach einem eiligen ,Ciao' zu Say waren wir auch schon auf dem Weg nach Hause, auf einem anderen Weg, wie ich hier bemerken muss. Naja, wie schon erzählt waren wir auf dem Weg heim, leider hatte besagter Weg eine scharfe Kurve. Ich liebte diese, sie war wie geschaffen, das Gefühl von Freiheit ganz auszuleben. Ein wunderbares übrigens, wenn einen die Zentrifugalkraft nach außen zu drängen versucht, man sich gerade noch so auf der Straße halten kann. (Merkt man hier, dass ich liebend gerne Physik hab? *drop* ) Allerdings hatte ich in dem Moment, in dem ich die Kurve nahm ganz auf Jeff vergessen, der ja hinter mir saß. Zwei Arme klammerten sich an mir fest - ohne Vorwarnung, ohne alles. Ich hatte Mühe, meine Maschine zu halten, es war zwar sicher nicht 'so' gemeint gewesen, aber ich fühlte mich umarmt. Nicht dass ich was dagegen gehabt hätte...aber diese besagte Umarmung fiel doch etwas zu fest aus. So musste sich also diese eingeschnürten Fleischstücke fühlen, die man an der Fleischtheke im Supermarkt zu sehen bekommt... Hätte ich keinen Helm aufgehabt, hätte man meinen Kopf sicher knallrot durch die Nacht leuchten sehen können. Ich fragte mich, ob solche Ablenkung des Fahrers überhaupt erlaubt war und kam zu dem Schluss, dass, wenn es darum ging, nicht vom Motorrad zu fallen, alles getan werden durfte. Zum Glück waren es nur noch einige Kilometer zu unserem Wohnblock. Kaum hatte ich geparkt, sprang ich, ohne Rücksicht auf Verluste wie von der Tarantel gestochen von meinem schwarz-rot lackiertem Augapfel. Zugegeben, es war mir unangenehm, von einem Mann so umarmt zu werden, aber es kann eben niemand aus seiner Haut. Schweigend trotteten wir nebeneinander her, um uns vor unseren Wohnungstüren kurz zu verabschieden. Ein kurzes: "Ciao, gute Nacht." auf beiden Seiten und schon machte ich die Tür hinter mir zu, bevor er Jeff noch einfallen konnte, dass es ja vielleicht noch etwas gab, worüber er mit mir reden wollte. Seufzend trottete ich langsam in Richtung Schlafzimmer, ließ mich kurz aufs Bett fallen um gleich darauf wieder aufzustehen. Ich brauchte Bewegung, egal ob mitten in der Nacht oder sonst wann, nur raus aus diesen vier Wänden. Schnell eine Jogginghose übergezogen und schon draußen bei der Tür, laufen, befreiend. Ich wusste im Nachhinein nicht mehr, wie lange ich in wahnwitzigem Tempo quer durch die Stadt gejagt war, als ich mich schließlich wieder vor der Haustüre fand. Müde, meine Knochen waren bleischwer, ließ ich mich mitsamt Schuhen und Sportbekleidung auf mein Bett fallen und war schon weggetreten. Der Morgen setzte für mich nicht gerade sehr bequem ein, aufgeweckt wurde ich durch das schrille Gedudel meines Weckers. Müde wollte ich mich aus den Federn wagen, als sich meine Beine durch heftiges Ziehen und Pochen bemerkbar machten. Verärgert über meinen nächtlichen ,Ausflug' beschloss ich meinem Muskelkater den Namen ,Moritz' zu geben und stapfte dann etwas ungelenkig ins Bad um zu duschen. Obwohl die nächsten Tage wie gewohnt abliefen, fühlte ich mich anders. Naja, nicht wirklich anders, sondern einfach...abgelenkt, irgendwie. Zugegeben, wenn ich nach der Arbeit nach Hause kam, wünschte ich mir, dass sich die Nachbartür öffnete, rein 'zufällig' natürlich. Da dem aber nicht so war, versuchte ich mich, abzulenken, schließlich hatten wir ja nichts miteinander. Mein Problem war allerdings, das sich meine Gedanken ständig verselbstständigten. So beschloss ich, eine Woche nach dem Ausgeh -abend, meinem neuen Nachbar - Jeff, einfach mal einen Besuch abzustatten - Vorwand fiel mir allerdings keiner ein. War ja im Grunde auch egal, schließlich konnte ich ja auch rein nachbarschaftliches Interesse haben und schließlich waren wir das ja auch - Nachbarn, nicht mehr und nicht weniger. So stellte ich mich nach einem harten Arbeitstag mal wieder unter die Dusche und warf mich nach einer Katzenwäsche in meine Klamotten. Leider trocknen längere Haare nicht gerade schnell und so musste auch noch der Fön ran. Natürlich wollten die Haare mal wieder nicht so, wie ich wollte, war ja klar, schließlich wollte ich auch einen guten Eindruck erwecken. Nachdem ich dieses Problem gelöst hatte öffnete ich meine Wohnungstür und trat mit etwas wackeligen Knien raus auf den Flur, wo ich vor Jeff's Tür stehen blieb. Mit feuchten Händen klopfte ich schließlich mal an, mir war heiß und kalt zugleich - wahrscheinlich Fieber. ( ^^' ) Etwas zaghaft war mein Klopfen erst, aber als sich nichts rührte, pochte ich mal heftig. Ich nahm Schritte wahr, gleich darauf öffnete sich die Tür. Mit tiefen Ringen unter den Augen öffnete mir mein Nachbar, grinste jedoch gleich, als er mich sah und versuchte, mit einer schnellen Bewegung seine Haare halbwegs zu richten, was nicht wirklich gelang. "Hi Kyle, komm doch rein, ich war gerade dabei, mein Wohnzimmer aufzuräumen, aber das bringt wohl sowieso nichts, solange noch immer einige Kartons hier rumstehen." Eilig trat ich ein und schloss die Tür hinter mir, bevor er es sich noch einmal anders überlegen konnte. Etwas zögernd folgte ich ihm in die Küche, was er kaum zur Kenntnis nahm und mir dann ein Bier anbot. Dankend nahm ich an und wir gerieten ins Plaudern. Das übliche Geplapper halt, über Gott und die Welt und auch sonstige Dinge, über die man redet, wenn einem nicht wirklich was einfällt, was man besprechen könnte. Nach dem dritten Glas Bier wurde mir bereits etwas schwummrig. An dieser Stelle sollte ich wohl anmerken, dass ich kein großer Freund von Alkohol bin, weder von Likören, noch von Bränden, noch von irgendwelchem Zeug, das so stark ist, dass man es anzünden und damit auf Demonstrationen durch die Gegend schießen kann. Irgendwann machte sich mein Geist selbstständig und flog irgendwie im Raum umher (nicht bildlich gemeint!), mein Kopf war leicht und Jeffs Erzählungen hörte ich schon seit geraumer Zeit sowieso nicht mehr zu. Kaum zu glauben, dass es kein Mensch merkt, wenn man nur ab und an mal sein 'Ja und Amen' dazwischenwirft. Ebensogut hätte man mir jetzt erzählen können, dass im nächsten Augenblick eine Bombe aufs Haus fallen könnte und ich hätte nichts anderes getan, außer dazusitzen und dümmlich zu lächeln. Nicht dass Jeffs Erzählungen nicht interessant gewesen wären, aber wie gesagt war mein Hirn nahe daran, in Bier zu ertrinken. Leider merkte ich dadurch auch nicht, dass er schon geraume Zeit nichts mehr gesagt hatte, als es mir auffiel. Stille... sozusagen das Schweigen der Lämmer. Etwas betreten schaute ich auf den Boden. "Sags nur, wenn ich dich langweile, das weiß ich wenigstens, woran ich bin." meinte er daraufhin. "Du...l...l...langweilst mich ja nicht...es ist nur so...dass ich dieses Zeug...", ich deutete kurz auf die Bierflasche, "nich ....sonderlich gut vertrage...irgendwie fühle...ich mich so...leicht." "Leicht? Na dann möchte ich morgen früh nicht deinen Schädel haben." Jeff grinste, dass es mir durch Mark und Bein ging. "Also ein Rezept gegen einen Kater hab ich leider nicht, aber falls du mit Kopfschmerzen aufwachst, koch ich dir gern einen Tee, immerhin hab ich dir ja die Flaschen Bier serviert." Wieder dieses Lächeln - blendend weiße Zähne und Lippen, die einen verdächtig weichen Eindruck machten. Selig grinste ich weiter vor mich hin, antwortete nichts, ließ mich einfach wieder vollquatschen, während ich wieder auf Durchzug schaltete und die Worte Jeffs' bei einem Ohr rein ließ und gleich zum anderen wieder raus verbannte. Irgendwann fiel mein Blick auf die Küchenuhr und mitten zwischen seine Geschichten rief ich: "Himmel, ist es schon spät." Naja, eigentlich war es eher gelallt, was aber nichts an der fortgeschrittenen Zeit änderte. So stand ich mit schweren Beinen auf, schwankte kurz und ließ mich schließlich, als ich mein Gleichgewicht so halbwegs wieder gefunden hatte, auf Jeff gestützt direkt vor meine Wohnungstür bringen, die ich, wie mir jetzt erst auffiel, aufgesperrt gelassen hatte. So weit, so gut, irgendwie hängte ich noch immer halb auf Jeff, der sich wohl nicht traute, mich einfach in meine Wohnung zu stoßen und sich dann eine schöne Nacht zu machen (ne, nicht so!!! ) Mir fiel erst jetzt auf, dass warmer Atem meine Haut am Hals streifte, spürte auch das Feuer, dass sich von dort aus durch meinen ganzen Körper zog, sah noch kurz seine dunklen Augen, während ich meine Lippen auf seine legte. Ein überraschte Laut ertönte, was mich so halbwegs wieder zur Besinnung brachte. Was hatte mich dazu gebracht? Musste am Bier liegen, also war der Kerl ja selber schuld, was füllte er mich auch so ab? Das Erstbeste, was mir zu jenem Zeitpunkt einfiel, war mich loszureißen und so schnell, wie man es betrunken eben zu stande bringt, die Tür hinter mir zuzuschlagen. Wäre Jeff nicht geistesgegenwärtig ausgewichen, hätte ich wohl am nächsten Tag eine Nase von der Tür abkratzen können. Ich ließ mich von innen gegen die Tür sinken und atmete schwer, als mich Brechreiz übermannte. Sekunden später hing ich über der Kloschüssel und brachte meinen Mageninhalt zu Tage. Obwohl nach einiger Zeit mein Magen mehr als leer war, würgte ich dennoch. Mit einem Griff zur Zahnbürste versuchte ich, auch dieses Übel zu beseitigen. Versuchte, den grässlichen Geschmack von Bier aus meinem Mund zu bekommen und auch, den süßen, den Jeffs Lippen auf den meinen hinterlassen hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)