Situationen von Phase (FF-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 4: Geheimnisse ---------------------- Geheimnisse Johnny hatte sich schon den ganzen Tag über seltsam verhalten, aber als er sein Mittagessen nicht einmal anrührte, war sich Robert endgültig sicher, dass etwas überhaupt nicht in Ordnung war und er nahm sich vor, mit dem Schotten zu reden. Kurz darauf bot sich ihm auch tatsächlich eine passende Gelegenheit: Oliver und Enrico wollten in die Stadt gehen um sich mit ein paar Mädchen zu treffen. So würde er Johnny alleine erwischen und sie könnten ungestört unter vier Augen miteinander reden. Gerade als er in seiner Bibliothek sitzend noch darüber nachdachte, wie er Johnny dazu bringen konnte, ihm sein Herz auszuschütten, stand plötzlich ebendieser in der Tür und sah mit leicht verstörtem Blick zu ihm herüber. "Kann ich mal mit dir reden?" Verwirrt blinzelnd - Johnny war noch nie von selbst mit einem Problem zu ihm gekommen - deutete Robert dem Schotten an, sich ihm gegenüber zu setzen. Bevor Robert auch nur irgendetwas sagen konnte, fuhr Johnny fort. "Hör zu. Ich habe ein Problem. Ein großes Problem", er presste seine Lippen aufeinander und zögerte einen Moment, "Aber irgendwann demnächst weiß es sowieso die ganze Welt, daher... ich sag's dir lieber gleich. Und... äh... vielleicht weißt du ja eine Lösung, bevor Schlimmeres passiert." Das machte Robert neugierig. Auf der anderen Seite war Johnny dafür bekannt, dass er aus einer Mücke gerne einmal einen Elefanten machte. Das Beste war einfach abzuwarten und zuzuhören. Er lehnte sich zurück. "Du weißt doch, dass...", er zögerte und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, "Mister Tompson." Robert starrte ihn im ersten Moment entgeistert an, ehe er anfing zu grinsen: Mister Tompson war Johnnys uraltes Pferde-Kuscheltier, das er zu seinem ersten Geburtstag geschenkt bekommen hatte; nachts benutzte er es immer als Kopfkissen. Robert empfand es als eine kindiche Seite an Johnny, die er wohl in Kauf nehmen musste, und hatte es deshalb nie wirklich hinterfragt. "Was ist denn mit... Mister Tompson?" Johnny wirkte jetzt noch verstörter. "Sie haben ihn...", meinte er und schluckte hart. Robert blinzelte. "Wer hat ihn?" "Enrico und Oliver. Sie haben ihn mir gestohlen und drohen damit, die Geschichte an die Presse zu verfüttern, also, dass ich noch mit Kuscheltieren schlafe und so... und außerdem wollen sie ihn dann bei eBay versteigern..." "Und was bringt das ihnen?" Johnnys Blick verdüsterte sich. "Blackmail. Erpressung. Nenn' es wie du willst. Jetzt haben sie mich schon die ganzen letzten Tage dazu gezwungen irgendwelche seltsamen Sachen zu machen. Ich habe keine Lust mehr... Kannst du nicht mal mit ihnen reden?" Robert wollte gar nicht wissen, was diese seltsamen Sachen waren und bestätigte Johnny, dass er in jedem Fall ein Gespräch mit den Beiden führen würde - auch wenn er Johnnys Vorliebe für hässliche, alte Kuschelpferde immer noch nicht teilte, geschweige denn verstand. Nach der Unterhaltung mit Johnny ging er auf sein Zimmer und dachte nochmal darüber nach, was ihm der junge Schotte gesagt hatte. Eine Sache ging ihm nicht aus dem Kopf: Weder Oliver noch Enrico hatten Zutritt zu Johnnys Zimmer gehabt und sie hatten auch gar keine Möglichkeit gehabt herauszufinden, dass Johnny mit Kuscheltieren schlief. Er selbst wusste es aus Kindheitstagen und der Tatsache, dass er regelmäßig mit Johnny das Zimmer teilte, sofern sie im Team unterwegs waren. Auf einmal kam ihm eine Idee und er eilte zu Johnnys Zimmer. Als er klopfte, machte nach ein paar Minuten ebendieser auf, wobei er so aussah, als sei er gerade unter der Dusche gewesen. "Was ist?", murrte er und tropfte mürrisch den Teppich voll. "Hast du schon mal unter deinem Bett nachgesehen?" "Hm? Was?" "Na, erinnerst du dich nicht mehr an das Sommercamp, als du mir die Hölle heiß gemacht hast und dein blödes Stofftier - sorry - im Endeffekt unter deinem Bett gelegen hatte?!", Johnny guckte ihn verdutzt an und schüttelte den Kopf. Robert seufzte und ging zum Bett. "Und wie ich dich kenne, war das Kuscheltier weg und du bist sofort zu Enrico gerannt und hast ihm gesagt, er soll die Mister Tompson zurück geben. Als er verdutzt geguckt hat, hast du ihn darauf aufmerksam gemacht, dass du das Pferdekuscheltier meinst. Nicht wahr?" Johnny starrte ihn an und sein Blick verriet, dass es wohl genauso gewesen sein musste. Er selbst wusste, dass Enrico und Oliver für so ziemlich jeden Streich zu haben waren. Robert bückte sich und entdeckte sofort das alte Pferd. Seufzend zog er es hervor; der entsetzte Blick des Schotten entging ihm nicht. Er wollte wirklich nicht wissen, zu was Enrico und Oliver ihn gezwungen hatten - obwohl sie das Stofftier nicht mal angefasst hatten. ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)