Situationen von Phase (FF-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Arabella ------------------- Arabella "Ich habe mit Sicherheit nicht vor mich irgendwie mit dieser Arabella zu verloben!", fuhr Johnny seine Eltern an. Es war sonst nicht seine Art seine Mutter und seinen Vater anzuschreien, aber im Moment machte ihn ihr Verhalten einfach nur wütend. Was fiel ihnen überhaupt ein?! Mark McGregor - Johnnys Vater - warf ihm einen mahnenden Blick zu. Wie immer war er der Ansicht, dass man alles auch im ruhigen, sachlichen Tonfall klären konnte. Wie er ausgerechnet Marian, eine heißblütige, temperamentvolle Frau, heiraten konnte, war vielen damals ein Rätsel gewesen. "Johnny, wir machen uns Sorgen um dich", meinte Marian beschwichtigend - sie kannte diese Art von Wutausbruch von Johnny, immerhin hatte sie ihn groß gezogen - und blickte ihn eine Zeit lang schweigend an, ehe sie fortfuhr, "Es ist nunmal eine Tatsache, dass du dir vor lauter Beybladen gar keine Zeit nimmst, dich mit Mädchen zu treffen..." Johnny zuckte zusammen. Das stimmte so nicht. Er hatte eine Freundin, Rika - er hatte seinen Eltern nur noch nicht von ihr erzählt. Und das, obwohl er schon fast zwei Jahre mit ihr zusammen war. Der Grund hierfür war einfach, dass er sich nicht sicher gewesen war, ob seine Eltern sie akzeptierten. Okay, er musste zugeben, dass das eine Lüge war. Sein eigentliches Problem war sein Bruder William. Vom Charakter her war er Enrico tatsächlich sehr ähnlich; aber im Gegensatz zu diesem schreckte er nicht vor der Freundin seines besten Freundes oder gar seines Bruder zurück. Und jedes Mal, wenn er darüber nachdachte, ob Rika ihn wirklich wegen William verlassen würde, plagten ihn die Selbstzweifel, die er sonst immer mit seinem Temperament überdeckte. "...oder mit Jungs." Für einen kurzen Moment starrte Johnny seine Mutter fassungslos an und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Dachten seine Eltern etwa, dass er schwul war?! "Auf jeden Fall... es ist ja keine richtige Verlobung. Es ist nur so eine Art Probebeziehung. Und Arabella ist ein wirklich sehr liebes und umgängliches Mädchen." Johnny erhob sich aus dem Sessel, in dem er bis eben noch gesessen hatte: "Das mag ja sein, aber es geht nicht!" Seine Eltern warfen sich einen kurzen Blick zu. "Nein, ich bin auch nicht schwul!", platzte es aus ihm heraus und er stierte die Beide böse an. "Es ist einfach so, dass... ich schon eine Freundin habe", während er das sagte, wurde er immer leiser und kratzte sich verlegen am Kinn. Zu seinem Erstaunen wirkten seine Eltern nicht einmal überrascht. "Wie heißt sie?", fragte sein Vater. "Rika." Marian streckte Johnny das schnurlose Telefon entgegen, das dieser verwirrt annahm, "Sie ist am Telefon." Dem jungen Schotten klappte förmlich das Kinn hinunter, als ihm schlagartig klar wurde, dass seine Eltern wiedereinmal einem ihrer Lieblingshobbies nachgegangen waren: Ihre Söhne durch verdrehte Tatsachen ärgern, wenn diese nicht die Wahrheit sagten oder etwas verschwiegen. Beleidigt biss er sich auf die Unterlippe. Arabella gab es vermutlich dann auch nicht. Wieso fiel er nur jedes Mal wieder auf die Masche seiner Eltern herein? Mit einem letzten und höchstgekränkten Blick auf seine Eltern wollte er aus dem Raum hinaus gehen, um mit Rika in Ruhe telefonieren zu können, als sein Vater meinte: "Arabella wartet in deinem Zimmer auf dich." Mit einem genervten Blick über seine Schulter - er wusste jetzt nicht, ob das ein Scherz oder tatsächlich ernst gemeint war - trat er aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Während er das Telefonat mit Rika begann und ihr gleich von dem Vorfall mit seinen Eltern erzählte, konnte er es nicht verhindern, dass er eilig zu seinem Zimmer rannte. Denn als McGregor war ihm eine gewisse Neugierde angeboren; und so wollte er jetzt wissen, ob in seinem Zimmer tatsächlich ein Mädchen auf ihn wartete. Doch als er sein Zimmer betrat, war dort nichts außergewöhnliches. Fast enttäuscht - aufgrund der Tatsache, dass sein Vater ihn hereingelegt hatte - ging er zu seinem riesigen Himmelbett, als er ein leises Klingeln wahrnahm und auf einmal einen stechenden Schmerz in seinem Fuß spürte. Als er an sich herabsah, saß dort - in seinen Fuß gekrallt - ein kleines Kätzchen. Arabella. Johnny seufzte und für einen kurzen Moment vergaß er, dass er Rika am Telefon hatte. "Na, das scheint wohl eher eine Langzeitbeziehung zu werden", murmelte er und packte das Kätzchen vorsichtig mit einer Hand, um es mit zum Bett zu nehmen. Eines musste er seinen Eltern lassen: zumindest wussten sie, wie sie von ihren Missetaten geschickt wieder ablenken konnten... ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)