Private Practice von Phoenix_Michie (First Encounter) ================================================================================ Kapitel 5: Tag 1: Freitag - Abend (spät) ---------------------------------------- Nachdenklich gingen wir gemeinsam zurück zum Strandhaus. Doch schlechte Stimmung kam nicht auf. Für kurze Zeit waren wir betrübt gewesen, aber nachdem die Sonne untergegangen war und wir uns erhoben hatten, dem Horizont den Rücken gekehrt hatten, so wurde es besser. Wir ließen den Kummer ein Stück weit zurück. So dachte ich das… „Was hältst du davon, wenn wir uns was zu essen machen?“, fragte Zero mich, als wir zurück im Strandhaus waren und uns umgezogen hatten. Ich war schneller fertig gewesen als er, hatte kurze Zeit in meinem Gästezimmer zugebracht, bevor ich unschlüssig, was ich tun sollte, ins Wohnzimmer gegangen war. Ich drehte mich um, als ich seine Stimme hörte und lächelte leicht. Insgeheim stockte ich kurz, während mein Blick flüchtig über Zeros Gestalt glitt. Ich hielt ja normalerweise nichts von weißen, langärmeligen Hemden, die dann auch noch nur halb zugeknöpft waren. Aber ich musste zugeben: Zero stand es. Er konnte sowas tragen. Zusätzlich hatte er eine schwarze, lange Stoffhose angezogen, allerdings lief er barfuß durch die Gegend, was mir aufgrund des Parkettbodens einen Schauer über den Rücken trieb. Der Boden war doch kühl, auch wenn recht warme Temperaturen draußen herrschten… „Du wirst dich noch erkälten“, meinte ich prompt und erwiderte seinen Blick mit großen Augen du besorgtem Blick. „Zieh dir lieber Socken an…“ Doch Zero grinste mich nur an. „Das war schwul“, sagte er mit einem Fingerdeut in meine Richtung, woraufhin ich empört nach Luft schnappte. „Ich leb nur meine mütterlichen Gefühle aus“, verteidigte ich mich, was Zeros Grinsen breiter werden ließ. „Das…ist ja noch schwuler.“ „Gibt’s da ne Steigerung?“, wollte ich wissen und zog einen Schmollmund, während Zero nur lachte. „Also, hast du Hunger?“, fragte er mich und ging in die Küche, in welche ich ihm folgte. „Ja, schon…“, antwortete ich leicht lächelnd, woraufhin Zero ein bisschen in den Schränken hin und her kramte. „Mh…wie wär’s mit Okonomiyaki?“, schlug er vor, während er über die Schranktür hinweg zu mir sah. Ich nickte ihm begeistert zu. „Das ist eine gute Idee! Ich glaube, ich hab das schon seit Monaten nicht mehr gegessen…irgendwie traurig.“ „Findest du? Ich kann das nicht jede Woche essen…das ist wie mit…Fisch. Geht auch nur zu bestimmten Zeiten.“, meinte Zero und kramte eine Schüssel und eine große Pfanne hervor. „Wie…Fisch?“, wiederholte ich fragend und sah ihn mit großen Augen an. „Ja…ich mag Fisch und Meeresfrüchte nicht so sehr…“, antwortete Zero schief lächelnd, während er etwas Kohl zurecht schnitt. „A-aber…du bist doch Japaner“, sagte ich ungläubig und verständnislos. Wie konnte man da Fisch nicht mögen? Leise lachte Zero. „Da bist du wie alle anderen. Jeder, dem ich das erzählt habe, schaut mich dann an wie eine Kuh im Scheinwerferlicht eines Ufos.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber so ist das nun mal. Kann ich auch nichts für. Ich mag das nur selten essen“, fügte er hinzu, lächelte mich kurz an, dann machte er sich daran, den Teig zu bereiten. „Sag mal, kann ich dir helfen?“ „Uhm…du könntest den Tisch decken“, antwortete er mir und deutete auf zwei Schränke. „Da ist alles drin, was du brauchst.“ Ich nickte lächelnd und machte mich an die kleine Aufgabe. Als wir wenig später beisammen saßen, kamen wir auf das Picknick am nächsten Tag zu sprechen. „Also…ist es in Ordnung für dich, wenn wir morgen in den Park gehen? Oder wolltest du etwas anderes machen?“, fragte Zero mich über den Tisch hinweg, doch ich schüttelte sofort den Kopf. „Nein, ich finde die Idee mit dem Picknick sehr gut. Das habe ich bisher nur sehr selten gemacht. Kann ich an einer Hand abzählen.“, meinte ich, woraufhin Zero den Kopf schief legte. „Wollte so selten jemand mit dir gehen?“ „Na ja…mein Bruder hatte kaum Zeit…meine Ex-Freundin habe ich die ganze Zeit vor bösen Insekten und Vögeln und was weiß ich nicht noch alles beschützen müssen…und meine Mutter wollte auch nie aus irgendwelchen blöden Gründen…“, murmelte ich mit gesenktem Blick und hob die Stäbchen zum Mund. „Mh…na, dann wird es ja Zeit.“, lächelte Zero mich aufmunternd an. „Ich mach das gerne. Ich hab Zeit. Und keine Angst, du wirst mich vor keinerlei Insekten beschützen müssen“, zwinkerte er mir zu, woraufhin ich leise schmunzelte und nickte. Nachdem wir das Geschirr in den Spüler geräumt hatten, warf Zero mir einen fragenden Blick zu. „Wie du sieht’s aus, du wolltest doch duschen gehen?“, fragte er mich, weswegen ich leicht irritiert nickte. „Dann zeig ich dir mal das Bad und wo ich dein Handtuch hingelegt hab.“ Etwas schüchtern folgte ich ihm. „Uhm…ich hätte auch ein eigenes Handtuch“, nuschelte ich, woraufhin Zero mir einen amüsierten Blick zuwarf. „Denkst du etwa so schlecht von mir? Ich bin ein guter Gastgeber“, meinte er, während ich ihm ins Bad folgte. „Nein, nein, es ist nur…ich kann ja nicht alles voraussetzen…“, erwiderte ich abwehrend. „Ich will dir keine Umstände bereiten…“ Sanft lächelnd drehte Zero sich zu mir um und blieb an der Badezimmertür stehen. „Ach Karyu…wenn ich denken würde, dass du mir Umstände bereiten würdest, dann…würden wir uns überhaupt nicht mal richtig kennen“, meinte er schmunzelnd und deutete in Richtung des Badezimmers, dessen Tür er geöffnet hatte. „Also, dein Handtuch ist das rote, neben meinem. So wie es sich anhörte, wirst du wohl alles selbst dabei haben, aber ich sag dir trotzdem, dass du mein Shampoo und mein Duschgel mitbenutzen kannst. Die stehen in der Dusche, wirst du schon sehen. Ich hab aber auch eine Badewanne, wie du siehst. Also wenn diese dir mal lieber sein sollte, kannst du auch die nehmen. Badezusätze hab ich…“, er machte eine kurze Pause und reckte sich zu einem der zwei Oberschränke hoch, dessen Türen er öffnete, „Badezusätze hab ich hier zuhauf, wie du sehen kannst…Auswahl hast du also.“ Eine große Auswahl. Dieser Hängeschrank war einfach nur…voller Badezusätze. „Oh mein Gott…“, entfuhr es mir, während ich auf diesen Schrank starrte. „Komm, sag es schon“, meinte Zero da breit grinsend und sah mich auffordernd an, weswegen sich nun auch auf meine Lippen ein freches Grinsen legte. „Zero, das…ist wirklich schwul. Wer hat denn bitte so viele Badezusätze? Braucht man davon echt so viel?“ „Auswahl, mein Lieber, einfach nur Auswahl. Für mich ist das Luxus“, erwiderte Zero amüsiert, während er die beiden Türchen wieder schloss. Ich schüttelte hingegen lediglich den Kopf. Unter Luxus verstand ich was anderes. „Na dann, tob dich aus“, sagte Zero zu mir, als er an mir vorbeilief, aus dem Bad hinaus. Ich lächelte ihn nur an und nickte, bevor ich zuvor noch in mein Zimmer ging um meine Schlaf- und Duschsachen zu holen. Denn Zero hatte durchaus Recht, ein guter Junge wie ich hatte natürlich alles, was er brauchte, selbst mitgenommen, um dem Gastgeber nicht auf den Keks gehen und ausnutzen zu müssen, in dem er schnorrte, was das Zeug hielt. „Wenn was ist, ich bin im Wohnzimmer! Oder im Schlafzimmer…! Vielleicht auch in der Küche!“, hörte ich Zero von weitem rufen. „Na, du wirst mich schon finden, wenn du Hilfe brauchst!“, fügte er mit amüsiert klingender Stimme hinzu, woraufhin ich lachend im Badezimmer verschwand. Im Endeffekt brauchte ich seine Hilfe jedoch nicht. Seine Dusche funktionierte glücklicherweise nicht wesentlich anders als jene bei mir und Tsukasa zu hause. Frisch geduscht und in meine kurzen Schlafsachen gehüllt verließ ich das Bad wieder, in welchem ich das Fenster angekippt hatte. Eine Dampfwolke entwich dem Raum, als ich die Tür öffnete. …ich war mehr als nur ein Warmduscher. Ich brachte mein Zeug zurück in mein Zimmer und ging dann Zero suchen, den ich schnell im Wohnzimmer ausgemacht hatte. Mit abwesendem Blick saß er auf der Lehne seiner Couch, mit der Fernbedienung in der Hand und starrte auf den Flachbildschirm, der gegenüber an der Wand hing. Unsicher kam ich näher. „Zero…?“ Ich warf einen kurzen Blick auf den Fernseher, wo irgendwelche Nachrichten liefen. Ich hörte Zero seufzen, dann schaltete er das Gerät aus und sah mich traurig lächelnd an. „Da war…grad ein Bericht über unser Büro…es wurde ein großer Auftrag an Land gezogen und unter anderem…wurde offensichtlich auch Akira interviewt…“, sagte er leise und legte die Fernbedienung beiseite, während ich ihn betroffen betrachtete. „O-oh…“, machte ich schließlich und senkte verlegen den Blick. „Du wusstest das nicht?“ Zero schüttelte den Kopf. „Ich bin jetzt zufällig über den Beitrag gestolpert und hatte nicht damit gerechnet..ihn zu sehen…“ Der betrübte Gesichtsausdruck war schon längst wieder auf Zeros Gesicht zurück gekehrt. Und ich wusste jetzt schon, dass ich dieses traurige Gesicht des Anderen nicht gerne sah. Unsicher ging ich einen Schritt auf ihn zu und wollte eine Hand auf seine Schulter legen, als er wieder zu mir aufsah und schwach lächelte. „Na ja, wie auch immer…ich seh ihn ja eh nicht gerade selten. Ich komm schon klar.“, versicherte er mir und stieß sich von der Lehne der Couch ab. Er ging einen Schritt an mir vorbei, drehte sich dann jedoch noch mal zu mir um. „Wir müssten übrigens morgen Vormittag einkaufen gehen…ich fürchte, für ein Picknick bin ich nicht optimal ausgestattet“, sagte er lächelnd, diesmal wirkte es sogar etwas ehrlicher auf mich… Unvermittelt wandte Zero sich komplett zu mir um und musterte mich ausgiebig. „„Ha-llo~, komplett in schwarz?“, fragte er mich mit wippenden Augenbrauen, weswegen ich ihn verlegen ansah. „Wa-was soll das denn bedeuten?“, wollte ich leicht empört von ihm wissen, zupfte an meiner kurzen, schwarzen Schlafshorts und mit der anderen Hand an dem ebenfalls schwarzen Shirt. „Ich find das gut so!“ Zero kicherte leise und nickte. „Ich finde es auch gut“, beteuerte er mir, „nur…hätte ich einfach nicht gedacht, dass du…na ja, in so einer tristen Kombination rumrennst. Du wirkst viel zu fröhlich auf mich…“ Die letzten Sätze waren eher nachdenklich gekommen. Mit großen Augen sah ich ihn an. „Fröhlich…?“, wiederholte ich leise und senkte schließlich den Blick. Das war ich vielleicht mal gewesen… Zero kam wieder auf mich zu und beugte sich leicht hinunter , so dass er mich von unten her ansehen konnte. „Du hast heute oft ein Lächeln auf den Lippen gehabt“, sagte er leise, „aber…ich sehe dir an, dass es nicht von Herzen kommt. Man merkt, dass dich etwas belastet, Karyu.“ Er trat einen Schritt zurück, weswegen ich nun endlich aufsah, um ihn weiterhin anschauen zu können. „Ich glaube, ein aufrichtiges Lächeln von dir…das wäre wunderschön.“ Er lächelte mich leicht an, was ich nur mit einem sprachlosen Blick erwiderte. Hatte er das grade wirklich gesagt…? „O…ja..vielleicht…“, murmelte ich schließlich nur und kratzte mich verlegen am Kopf. „Nicht nur vielleicht“, erwiderte Zero aufmunternd lächelnd. „Ich meinte das ernst.“ Noch immer etwas verlegen sah ich ihn an und nickte. Ich war sonst nicht auf den Mund gefallen, aber in diesem Moment mochte mir nichts Gescheites einfallen. Ich ging auf eines der vier Bücherregale im Wohnzimmer zu, während ich die Hand hob und leise gähnte. „Oh, du bist sicher müde, was?“, hörte ich Zero hinter mir sagen, woraufhin ich mich zu ihm umdrehte und hektisch den Kopf schüttelte, doch das beachtete er gar nicht. „Ist schon gut, du hast ja eine lange Reise hinter dir. Wir haben ja jetzt ein paar Tage zusammen Zeit, also geh ruhig schlafen. Sonst ist mit dir morgen nichts anzufangen“, fügte er zwinkernd hinzu und schob mich sanft in mein Zimmer, meine Proteste ignorierend. „Zero-…!“ „Nichts Zero hier. Wir haben morgen was vor, und da sollst du bitte nach Möglichkeit wach sein“, meinte er und zwinkerte mir zu, während er mir einen sanften Schubs gab und ich auf dem Bett landete. „Schlaf gut. Oyasumi nasai.“ Ich nickte und lächelte ihn an. „Hai, oyasumi!“ Lächelnd winkte er mir kurz, bereits am Türrahmen stehend, bevor er die Zimmertür leise hinter sich, nachdem er das Zimmer verlassen hatte. Ich entspannte mich und ließ mich nun rücklings auf die Matratze fallen. Schon war mein erster Tag bei Zero vorbei. Erleichtert. So fühlte ich mich. Erleichtert, dass Zero so freundlich war, wie ich es mir ausgemalt hatte. Er war sehr nett. Und er versuchte so einiges, dass man ihm seine Traurigkeit nicht anmerkte. Aber vor mir brauchte er nicht versuchen, sie zu verstecken; ich wusste ja sowieso, dass sie da war. Genauso sehr, wie ich erleichtert war, so war ich glücklich, hierher gekommen zu sein. Natürlich wusste ich nicht, ob die nächsten Tage auch so schön werden würden, aber ich hoffte und vertraute einfach mal darauf. Ich schaltete das Licht noch aus und zog die Bettdecke über mich. Sofort konnte ich noch nicht einschlafen. Ich starrte eine Weile an die Decke, die leicht vom fahlen Mondlicht erhellt wurde. Was sie jetzt wohl machte? Sie wusste nicht, dass ich so weit von ihr entfernt war. Sie wusste nicht, dass ich versuchte, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Ob es sie überhaupt interessierte? Vielleicht ein bisschen… Ich wischte mir die verirrte Träne aus dem Gesicht und schloss die Augen. Lieber schlafen. Für ein paar Stunden keinen Schmerz spüren… --- tbc @Lucel: Ja, ist schon komisch, wie das Meer einen so melancholisch machen kann, oder? Mir geht es jedenfalls immer so, und Karyu..ist hier sehr oft wie ich xD' (Ha, denn ich gebe es zu: von wegen die sind traurig, weil ihre Beziehungen in die Brüche gegangen sind...die sind nur traurig, weil ich es bin, nämlich wegen D'espas Trennung. Das nenn ich Projizierung...) *hust* wie auch immer...wir werden ja sehen, ob es schöne Erinnerungen für die beiden geben wird^^ @duski: Wow, das war ein Lob nach dem anderen x///D Vielen vielen Dank dafür! Ich geb mir bei PP viel Mühe. Ich will, dass es eine gute FF wird bzw bleibt! Und das ist momentan leider gar nicht so einfach :/ Viel zu tun zur Zeit... Aber ich hoffe, du bleibst an der FF dran und liest weiter!! ^^ @-Zero-chan-: Danke schön^^ Beim Schreiben habe ich die Szenen eigentlich immer genau im Kopf, als würde ein Anime laufen xD Deswegen kann ich das ab und an, wenn ich will, auch ordentlich beschreiben, wie sie da so am Strand sitzen ;) Es ist gar nicht allzu leicht, das Verhalten der beiden noch etwas...nun ja, distanziert zu beschreiben..ich will eigentlich, dass die sich sofort bespringen xDDD nein nein, das...ist ein ganz anderes Thema, das in dieser FF wohl nicht mehr vorkommen wird. So, nun zu der Sache, woran Zero gedacht hat, als es um den Verflossenen ging. (Denn nein, deinen Satz diesbezüglich konnte ich nicht überlesen xD) Nein. Die beiden hatten keinen Sex am Strand xD Wird aber auch noch mal viiiel später thematisiert ;DDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)