Absolute Destiny Apocalypse von eurydike ================================================================================ [Motion 12- Zeroing] -------------------- Wow, long time no update! Sorry! Weiterhin viel Spass beim Lesen - obwohl dieses Kapitel eigentlich nicht sehr lustig ist... T.T [© Clees; übersetzt von eurydike] "Kannst du bitte aufhören?". "Warum?". Toshiya wandte dem Bett den Rücken zu und wählte weiterhin umsichtig T-Shirts aus. Auf eine Anweisung von Kyo hin, die er immer befolgte, nahm er nie zu viele Kleider mit auf Tour. Während er so ein paar Möglichkeiten abwägte, fühlte er Augen Löcher in sei-nen Rücken starren. Toshiya seufzte. Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass sie aus Karrieregründen von-einander getrennt wurden, doch es war das erste Mal. Und Toshiyas Liebhaber machte es auch nicht gerade einfacher. Der nun schwarzhaarige Bassist drehte sich um und schaute ihn an. Ryutaro blickte zu-rück und hob schweigend seine Arme. Toshiya liess das Shirt, das er gerade in der Hand hielt, sinken, ging schnell rüber und liess seine eigenen Arme um Ryutaros Nacken gleiten, während der Sänger ihm um die Taille fasste. Toshiya strich beruhigend über die Haare seines Liebsten. Ryutaro lehnte gleichzeitig seine Stirn an Toshiyas Herz. "Musst du wirklich gehen?". Toshiya seufzte erneut. Diese kindische Frage hatten sie während der letzten paar Tage immer wieder diskutiert. Als er Ryutaro zum ersten Mal von der kommenden Tour erzählt hatte, hatte der Sänger nur ruhig genickt und gelächelt. Doch als die Tage verstrichen und Toshiyas Abreise immer näher rückte, war Ryutaros aufgesetzte Ruhe zusammen-gebrochen. Es war nur eine Nacht her, wo Toshiya durch Ryutaros hysterisches Schluch-zen geweckt worden war. Ein paar Plazebo-Pillen aus Zucker hatten ihn wieder beruhigt, und als Toshiya ihn fragte, was los sei, hatte er nur gesagt, da wäre ein Monster unter dem Bett. Dieses Monster war scheinbar verschwunden, sobald Toshiya aufgewacht war. Leben mit dem exzentrischen Schönen war nicht einfach, aber es war überaus interes-sant. Toshiya hätte es nicht anders gewollt, obschon es Situationen wie diese doch sehr schwierig machte. "Ryu, du weißt, ich muss. Fangen Tadashi und du nicht schon bald an, am neuen Material zu arbeiten?". "Aa". "Dann wirst du höllisch beschäftigt sein, und ich werde nicht da sein und dich ablenken". Toshiya lächelte, als Ryutaro sich zurückneigte und ihn unsicher ansah. Der Bassist liess seine schwieligen Finger sanft und liebevoll über die weiche, glatte Wange gleiten. "Ich will trotzdem nicht, dass du gehst". "Offensichtlich, ne", grinste Toshiya. Ryutaro lächelte schwach und liess von ihm ab. Toshiya drehte sich um und kümmerte sich wieder um sein zu Boden gefallenes Shirt. Er hob es auf und warf einen Blick zurück auf seinen mürrischen Geliebten. "Singst du für mich?". Ryutaro blinzelte. "Bitte? Damit ich während der Zugfahrt was Angenehmes anzuhören habe". Ryutaro öffnete den Mund. Toshiya suchte weiter Kleidung zusammen und lauschte dabei verträumt der leisen, ho-hen Stimme. Er fühlte sich schuldig, doch er hatte keine Wahl. Sie beide hatten Verpflich-tungen, mit denen sie nun mal leben mussten. Ein Frieden erfüllte ihn, und er faltete gelassen den Stoff. Er schwelgte im Gefühl von von ganzem Herzen kommender Liebe. Sein Herz war voll und ganz in den Händen des Sängers, und Ryutaros Herz lag in den seinen. Er wusste nicht genau, was sie beide zusammenhielt, doch er wusste, dass er sich verändert hatte. Er war nicht mehr länger ungeduldig und unfähig zu verstehen, sondern spendete still und leise Trost und dämpfte die selbstzerstörerischen Gedanken und Gewohnheiten sei-nes Geliebten. Ryutaros tiefgründige Seele, seine alles überstrahlende Bestimmung und Bedeutung hatten von ihm Besitz ergriffen, inspirierten ihn, gaben ihm Halt. Toshiya war nicht mehr die ziellose Mitläufer-Hülle, die er mal gewesen war. Ryutaro war sein Lehrer, sein Verteidiger und sein Teich. Toshiya war darin unterge-taucht, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Warme Finger strichen seiner Taille entlang, über seinen Unterleib, und riefen ihn wieder zum Wesentlichen zurück. Er fühlte Ryutaros feuchten Atem sanft auf seinem Nacken und lächelte. Zufrieden lehnte er sich in Ryutaros lange Arme zurück. "Willst du morgen im Zug schlafen?". "Tief und fest...". * * * Es regnete. Schon wieder. Zum Glück waren alle pünktlich, und alles lief wie geplant. Sie stiegen in den Bus, der sie zum regionalen Hauptbahnhof bringen sollte. Von dort würden sie einen der Frühzüge nehmen, in dem ein Wagen ganz allein für sie reserviert war. Als sie es zu Beginn einer Tour einmal mit einem ganz normalen, für jedermann zugänglichen Zug versucht hatten, waren sie danach alle müde und launisch gewesen und hatten schlimme Handkrämpfe gehabt. Natürlich war Kaoru als erster da gewesen und hatte geholfen das zu packen, was noch übrig war. Dann wartete er im feinen Nieselregen auf seine Bandkollegen. Shinya kam als nächster, nickte Kaoru schweigend zu und stieg in den Bus. Dann tauchte Die auf, mit dunklen Ringen unter den Augen, aber einem positiven Lächeln auf dem Gesicht. Er blieb eine Weite draussen bei Kaoru stehen, eine Hand in seine Sweatshirt-Tasche vergraben, und rauchte. Für ein paar Minuten quatschte er ganz locker mit dem kleineren Mann, doch dann wurde es ihm in der Feuchtigkeit zu ungemütlich und er suchte drinnen bei Shinya Zuflucht. Danach kam Toshiya, seine Augen hatte er hinter kleinen, dunklen Bril-lengläsern versteckt. Er begrüsste Kaoru mit einem schwachen Lächeln und stieg schnell ein, er zitterte. Ein paar Minuten später kam Kyo atemlos angerannt und machte seinem Ärger über einen fehlerhaften Wecker Luft (obwohl eben dieser Wecker in etwa die Grös-se einer Pfanne hatte). Leicht errötet und mit pinken Wangen stieg Kyo ein. Es konnte losgehen. Die und Shinya waren in ein leises Wortgeplänkel vertieft, welches von den anderen lie-bevoll überhört wurde. Kaoru schloss die Augen und versuchte, noch eine Weile zu schla-fen, bevor am Bahnhof dann die Tortur mit dem Umsteigen - erst noch mit all ihrem Ge-päck - losgehen würde. Kyo starrte hinaus auf die vorbeiziehende Landschaft. Er war ganz in Gedanken versunken und seine Finger drehten sein silbernes, rundes Lippenpier-cing abwesend im und gegen den Uhrzeigersinn. Toshiya schaute ebenfalls aus dem Fenster, sein Kinn auf die Handfläche gestützt, seine Finger bedeckten den Mund und be-rührten seine Nasenspitze. Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Ein helles Blau durchtränkte den kleinen Bus. Nichts war zu hören ausser leises Gemurmel. * * * Kaoru warf Kyo einen amüsierten Blick zu. Der Sänger schlief tief und fest, die Kopfhörer fest aufgesetzt, sein Kinn aufs Schlüsselbein geneigt. Kaoru wendete seine Aufmerksam-keit den anderen Leuten im Zug zu. Shinya sass alleine da, hörte Musik und schlug dazu mit den Fingern einen Takt auf seine dünnen Oberschenkel, den nur er hörte. Toshiya sass zusammen mit Die, und die beiden sprachen so leise, dass Kaoru nur ihre Stimmen, nicht aber ihre Worte hören konnte. Der violetthaarige Gitarrist schaute ohne wirkliches Interesse zurück auf das Börsen-Magazin in seinem Schoss. Es war immer noch zu früh für ihre übliche Witzereiss- und Rumalber-Phase, die meist von der "Wir langweilen uns zu Tode"-Phase abgelöst wurde. Er seufzte ruhelos und steckte das Magazin zurück in seine Tasche. Dann schaute er noch einmal zu Kyo rüber. Und beneidete ihn. Schau dir den an. Schläft glückselig vor sich hin, und die Zeit vergeht mühelos. Ver-dammt, wäre ich doch nur auch narkoleptisch veranlagt... Er grinste. Naja, wenigstens sabbere ich nicht... Auf einmal hatte Kaoru das deutliche Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Er guckte über seine Schulter und sah, wie Mandelaugen ihn ausdruckslos betrachteten. Als Shinya seinen Blick erwiederte, nahm Kaoru die Einladung an und stand auf. Er ging an Die und Toshiya vorbei und lächelte die beiden an, als Toshiya ihm ein kleines, schuldbewusstes Grinsen schenkte. Dies konnte nur bedeuten, dass er mit Die über etwas sprach, worüber Kaoru nicht Bescheid wissen sollte. Die lächelte strahlend, und dies wärmte Kaoru. Er er-wiederte das Lächeln bevor Die sich wieder der privaten Unterhaltung zuwandte. Shinya nahm wortlos seine Tasche von einem der Sitze, stellte sie auf den Boden und rutschte rüber. Beinahe anmutig nahm er seine Kopfhörer ab und Kaoru erkannte das Schlagzeugsolo eines X JAPAN-Songs, den er sich schon ewig nicht mehr angehört hatte. Kaoru setzte sich und die beiden sahen einander an. "Wolltest du mit mir reden?", begann Kaoru auf eine ruhige, brüderliche, ermunternde Art. Shinya nickte. "Ich brauche deine Meinung zu etwas...". "Klar, schiess los". "Werden diese Wochen gut laufen?". Kaoru blinzelte und antwortete ganz automatisch. "Natürlich werden sie das, solange wir uns konzentrieren". "Das meinte ich nicht. Hast du es denn nicht bemerkt?". Shinya blickte in die Runde. "Was bemerkt?". "Toshiya vermisst Ryutaro bereits. Und ich...Kaoru, es ist doch offensichtlich, dass alles heikler geworden ist. Wir alle haben uns verändert, irgendwie...". Kaoru nahm diese Worte auf, dachte darüber nach und musste schliesslich zugeben, dass Shinya recht hatte. "Das hat was...". "Aber ich bereue es nicht. Jetzt nicht". "Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen...". * * * Die Zugfahrt war lang und qualvoll. Nachdem sie alle eine Zeitlang wach waren, hatten sie sich nicht damit zufrieden gegeben, auf nur einem Sitz sitzen zu bleiben. Stattdessen verteilten sie sich und sprangen von einem Ort zum andern, bis ein bestimmter Platz ih-nen zusagte. Shinya sass neben Kyo, der ihm halb neugierig, halb gelangweilt zuschaute, wie er ein Game spielte. Der Schlagzeuger neigte den kleinen Computer geistesgegen-wärtig so, dass der Blonde das Spiel verfolgen und Ratschläge dazu geben konnte, die Shinya aber schlauerweise nicht befolgte. Kaoru hatte Karten mitgebracht und spielte nun zusammen mit Toshiya Poker. Und natürlich spielten sie um einfache Münzen anstelle vom ganz grossen Geld. Die war schon nach ein paar Runden ausgestiegen; er hatte erkannt, dass er seine Meister gefunden hatte. Kaoru und Toshiya plauderten unverfänglich, witzelten und beschimpften einander wie üblich, indem sie einander an Vulgarität zu überbieten versuchten. Wenn ihnen die Ideen ausgingen, steuerte Kyo unbewusst etwas bei, das die beiden wieder für einige Zeit bei Laune hielt. Währenddessen hatte sich Die auf den kleinen, sofaähnlichen Sitzen im hinteren Teil des Waggons ausgestreckt. Mit dem Arm über den Augen und den aufgesetzten Kopfhörern ausgerüstet war er wohl gerade dabei, einzuschlafen. Sie waren nicht so lebhaft wie sie es normalerweise waren. Doch wenn man bedachte, dass sie gerade anstrengende Aufnahmen hinter sich gebracht hatten und gleich danach auf Tour gehen mussten, war dies wohl nur zu verständlich - ihre inneren Uhren hatten sich dem neuen Rhythmus noch nicht angepasst. Doch sie beschwerten sich nicht, son-dern dümpelten in Lethargie, wo Kopfschmerzen sich bereits bemerkbar machten, aber doch noch nicht vollkommen zu spüren waren. Es war stockdunkel, als sie endlich ihr Ziel erreichten. Da sie Nachtmenschen waren, wa-ren sie nun wieder etwas wacher, jedoch nicht genug, um geistreiche Unterhaltungen zu führen. Dieses Gefühl von Trägheit würde sich erst verflüchtigen, nachdem sie eine Nacht lang geschlafen hatten. Sie schleppten sich zum Bus, der sie ins Hotel bringen sollte, und diskutierten alle zu-sammen (mit dem Busfahrer) über den Nutzen und die Brauchbarkeit von Gummi-Nippeln. Angekommen, schleppten sie sich ins Hotel, wo sie eine Stunde warten mussten, bis das Check-in erledigt war. Wie immer waren schon einige ihrer Zimmer weitergegeben wor-den, obwohl sie genau so viele Zimmer reserviert hatten, wie sie brauchten. Dies bedeu-tete, dass einige sich zusammentun mussten. Und da ihre Mitarbeiter nicht unbedingt dazu bereit waren, erklärten sich die Bandmitglieder, wie schon so oft, bereit, Zimmer zu teilen. Shinya bestimmte meistens die Verteilung, und Kaoru teilte sie den anderen mit. Kyo, Die und Toshiya waren schlichtweg tot. Kyo müde von der Reise, Die von einer schlaflosen Nacht, und Toshiya einfach nur emotional und körperlich am Boden. Und kei-ner von ihnen campierte gern. Kyo knurrte leise und stampfte frustriert mit dem linken Fuss. Die hatte sich in sein Schicksal gefügt und sich in einen der sofaartigen Sessel in der Lobby plumpsen lassen. Toshiya lehnte an der Wand und kämpfte gegen den Schlaf. Shinya wandte sich von der hilflosen Person an der Reception ab und ergriff sanft Kaorus Arm. Der Violetthaarige schaute ihn erwartungsvoll an. Er liess seinen Blick über die drei Halbtoten und ihre umherstreunende Crew schweifen. Dann seufzte er. "Ich hasse Hotels...". "Du siehst fertig aus. Du teilst dein Zimmer mit Die, ich mit den anderen beiden. So kriegst du wenigstens etwas Ruhe". Kaoru lächelte über die leise Besorgnis in Shinyas tiefer Stimme. Es war wohlbekannt, dass Toshiya im Schlaf redete, wenn er müde zu Bett ging, und Kaoru schlief nie sehr tief. Trotzdem machte sich eine traurige Ironie in seinem Herz breit. "Du hast recht. Wie kommt es, dass du immer noch so munter bist?". Kaoru war nur noch aufgrund seiner Verbissenheit und Willenskraft einigermassen wach. Shinya lächelte schwach. "Ich rauche nicht, und ich ernähre mich wesentlich gesünder als der Rest von euch". "Nimmst du die Zimmerschlüssel? Ihr kriegt ein Rollbett in euer Zimmer, oder?". "Ja, mach dir keine Sorgen. Ich werde mich hier unten um alles kümmern. Geh nur schlafen". "Bist du...". "Kaoru, lass mich für einmal der Vater sein. Geh. Ich denke, ich bin verantwortungsvoll genug, das hier alles zu erledigen". Shinya schenkte ihm ein kleines, warmes Lächeln. Kaoru nickte dankbar und nahm die Schlüssel entgegen. "343 ist Dies und dein Zimmer, 345 ist unseres. Ich lasse mir nen Zweitschlüssel geben, die anderen beiden können also abschliessen. Wir sehn uns morgen früh". Shinya wandte sich wieder um, um dafür zu sorgen, dass jeder ihrer Mitarbeiter ein Zimmer bekam, und generell nach dem Rechten zu sehn, so dass die Band wusste, was abging. "Nacht". Kaoru drehte sich um und ging dahin, wo die anderen Musiker warteten. * * * Hineingleiten. Einrasten. Akzeptiert. Quietschen. Rausziehen. Weg. Leise Schritte, ein leichter Körper. Metall auf Holz. Kein Licht, aber leise auf den Boden gestelltes Gepäck. Vorsichtig. Kyo spähte zum Rollbett, das beim Fenster an der Wand stand. Toshiya schlief bereits tief und fest, und so, wie er ihn kannte, würde er das auch die ganze Nacht bleiben. Die Matratze bewegte sich und die Bettlaken wurden aufgeschlagen. Im ruhigen Zimmer klang dies so laut wie das Quietschen von Kreide auf einer Wandtafel in der Schule. Da-nach war nicht mehr viel zu hören. Die Gestalt neben ihm lag still da. Kyo drehte sich auf die Seite. "Shin-shin?". Flüstern. Shinya liess seinen Blick zu der gedämpften Stimme schweifen. Dunkle Augen glitzerten ihm in der Dunkelheit des Raumes entgegen. Er lächelte schwach, erschöpft. Dann dreh-te er sich ebenfalls auf die Seite, wandte sich Kyos verborgenem Gesicht zu. "Aa?". "Alles okay?". "Natürlich. Wir kriegen alle Frühstück umsonst". "War das nicht eh schon inbegriffen?". "Aber nicht aufs Zimmer". "Oh...". Es wurde wieder still. Einer betrachtete weisse Reinheit unter unsichtbaren, unsauberen Fingern, der andere runde Süsse. "Shinya, ich mag keine Rollbetten. Ich krieg davon Rückenschmerzen". "Ich weiss". "..." "Kyo". Die Augen des Blonden fuhren auf und suchten Shinyas, als dessen starke Finger sich zum Liebkosen ausstreckten. Kyo hielt still und entschied sich dann, die Augen zu schliessen. Shinyas Fingerspitzen wanderten über die zuckenden Augenlider, die breite Nase und dann ganz sachte über die weichen Lippen. Kyo teilte sie, um einen kalten Atemzug zu nehmen, doch blies stattdessen entschuldigend warme Luft über die Finger. Seine Augen öffneten sich und trafen auf Shinyas lächelnde. Er rutschte näher, beugte den Kopf etwas nach unten. Shinyas lange Finger fanden und hielten Kyos kleine Hand, ineinander verschränkt. Behaglichkeit durchströmte ihn und seine Mandelaugen fielen ihm langsam zu, als der Schlaf ihn übermannte. Kyos Ohren lauschten den konstanten Tönen von Shinyas Leben, bis sein alter Freund ihn wieder entführte. Die Laken hatte er bis zu den Augen hochgezogen. Sogar im Schlaf zauberte das Gefühl von schlanken Fingern, die sanft seine Hand in heimlicher Zuneigung umschlossen, ein ungewöhnliches, sanftes Lächeln voller melancholischer Freude auf sein Gesicht. * * * Sobald sie unter den Scheinwerfern standen, fühlten sie sich alle urplötzlich wieder in ih-rem Element. Die Grösse der Hallen schüchterte sie nicht mehr ein, und beeindruckte sie auch nicht länger, sondern machte ihre Aufregung stattdessen nur noch grösser. Sie wa-ren wieder im angenehmen, aber anstrengenden Rhythmus der Tournee. Hotels gingen in andere Hotels über, und jede Nacht wurde gefeiert. Jeder frühe Morgen, wo gepackt wer-den musste, war schmerzhaft und voller Gegrunze. Die langen Reisetage wurden mit Spielen, Gesprächen, Einfällen, Witzen, Streichen und Schlaf untermalt. Sie waren schon etwas mehr als zur Hälfte durch den ersten Monat der Tour. Die Zeit schien entweder un-glaublich schnell oder quälend langsam zu vergehen. * * * "Aaaaaahhhhh". "Genug gegähnt". "Sorry...". Toshiya hielt verlegen die Hand vor den Mund und wechselte einen kurzen Blick mit Kyo, der ähnlich zerzaust aussah. Der Blonde lächelte ihm zu, doch seine Aufmerksamkeit richtete sich schnell wieder auf Kaoru. Shinya kam auf ihn zu und bot dem Sänger einen kleinen Becher Kaffee an. Kyo lächelte dankbar und nickte. Der Schlagzeuger rauschte an Toshiya vorbei und reichte ihm dabei den anderen Becher. "Die?" "Ja, bin bereit". Aufeinanderfolgende Soundchecks sind scheisse... Toshiya lehnte sich auf den Boden zurück, verlagerte sein Gewicht bequem auf die Un-terarme. Während er an der dickflüssigen, koffeinhaltigen Herrlichkeit nippte, wanderten seine schönen Augen über das schon fast unangenehm vertraute Setup. Die spielte etwas auf seiner Gitarre, ging umher und testete, ob sein Amp und andere Gerätschaften funk-tionierten. Kaoru sprach mit den Typen, die alles aufeinander abstimmten, und lauschte unglaublich aufmerksam Dies Sound. Toshiya schnaubte. Es ist ja nicht so, dass wir das nicht schon tausendmal getan hätten! Wah, ich will Ryu anrufen... Der schwarzhaarige Bassist stöhnte. Schon jetzt vermisste er seinen reizenden Koi - und es waren doch erst zwei Wochen der dreimonatigen Tour durch. Er versuchte, fröhlich zu sein, und dies fiel ihm nicht allzu schwer, weil die anderen immer versuchten, seine Lau-ne zu heben. Doch es war immer noch deprimierend. Müde liess Toshiya seinen Blick vom umherschwirrenden Die rüber zu seinen zwei ande-ren Bandkollegen wandern. Kyo und Shinya sprachen leise in der Nähe von Shinyas Schlagzeug zusammen. Kyo sass auf dem Podest, sein Kaffee stand, von einer Hand festgehalten, auf der stabilen Fläche zwischen seinen Beinen. Shinya stand vor ihm und nickte leicht. Sein langes Haar fiel ihm dabei leicht ins Gesicht. Geistesgegenwärtig strich der Schlagzeuger es zurück und nippte an seinem Becher, während er Kyo anschaute und ihm zuhörte. Sie befanden sich in ihrer eigenen, kleinen Welt. Fast so, als hätte eine Bla-se die beiden umschlossen. Das Lächeln, das sie tauschten, war beinahe zu sanft, deute-te zuviel an. Toshiya fühlte, wie die Ecken seiner Lippen nach oben wanderten. Die beiden passten wirklich zusammen, auf eine ganz bizarre Art. Zu wissen, dass die beiden eng zusam-mengewachsen waren und Kyo nun jemanden hatte, auf den er sich verlassen konnte, wärmte sein Herz. Er seufzte, tief. Wie ich und Ryutaro. Nur musste niemand Ryutaro verletzen, damit ich ihn haben konnte... "Toshiya?". Der gutaussehende Bassist lächelte und erhob sich. "Komme". Und er zupfte sorgfältig, während er auf der ganzen Bühne umherwanderte. * * * "Brrr...shit, ist das kalt". Kyo fröstelte, rieb seine behandschuhten Hände aneinander und atmete geräuschvoll in der eiskalten Luft. Die warf ihm einen Blick zu und nickte. Er dehnte seine Hände ein paar Mal und hob dann zwei Finger, um die Zigarette aus seinem Mund zu nehmen. "Gibst du mir Feuer? Verdammt, ich spüre meine Zehen kaum noch. Freue mich schon auf die Scheinwerfer", sagte Kyo abwesend. Seine tauben Finger fummelten eine Zigaret-te aus seiner Tasche. Er hielt sie dem Rotschopf hin, der sie mit seinem Feuerzeug an-zündete. Beide wandten sich um, betrachteten wieder den vollen Parkplatz. Die Sonne war schon halb untergegangen. Kyo atmete gefährliche Chemikalien aus und blinzelte. Seine Augen taten ihm etwas weh. Hätte mit dem Puder wohl nicht so leichtfertig umgehn sollen. Meine Augen werden nachher gehörig brennen. Tja... Die schnippte ruhig die Asche von seinem Glimmstangel und betrachtete den Beton unter seinen Sohlen. "Die erste Show der Tour". "Uh-huh". "Erstes Livekonzert seit einer geraumen Zeit. Erste Vorstellung des neuen Albums". "Yep". "Neue Kostüme, neuer Bühnenaufbau, neue Shows, grössere Hallen". "Die, bist du nervös?". Die schaute rüber, sah das spitzbübische Lächeln auf dem Gesicht des Sängers und lä-chelte zurück. "Du nicht? Du warst in letzter Zeit etwas heiser...". "Nah. Mir geht's gut, solange ich ein Meer von Leuten vor mir habe. Fühle mich dort oben wie zuhause. Darauf habe ich mich gefreut, seit ich das letzte Mal von einer Bühne ge-stiegen bin". Kyo zuckte die Schultern und nahm einen Zug. "Ich glaube, du lügst", neckte Die und stupste ihn an. "Du zitterst ja". Der kleine Blonde schenkte ihm einen finsteren, dramatischen Blick und legte seine Arme um seinen eigenen Körper. "Es ist kalt, du Depp". "Dieses Jahr ist es früh kalt geworden". "Mmm". Sie rauchten eine Weile ruhig vor sich hin. Beide machten sich Gedanken über das Kon-zert, das in 33 Minuten losgehen würde. In der Halle gab es keine Rauchverbote, doch sie fühlten sich schlecht dabei, in so einer schönen Lokalität zu rauchen. Zudem wollte Die eine bestimmte Person meiden, und Kyo wollte Shinya nicht belästigen. Schliesslich mussten sie alle mit dem gleichen kleinen Backstage-Raum vorlieb nehmen. "Machst du dir Sorgen?". "Worum?". Kyo schaute Die an und hob eine bemalte Augenbraue. Die sah resigniert und traurig aus, was den Sänger, wie immer, überraschte. "Naja...bei...bei allem, was passiert ist. Ich meine...Kyo, kann ich ehrlich zu dir sein?". Die blickte den Blonden hoffnungsvoll an. Dieser nickte nur stumm. Die Zigaretten lagen vergessen und vor sich hin brennend zwischen ihren Fingern, als die Unterhaltung ernster wurde. "Alles ist so anders. Doch ich wollte nicht, dass sich etwas ändert. Absolut nicht". Die schüttelte nachdrücklich den Kopf. "Aber nun hat sich mein bester Freund in mich verliebt, und ich mich vielleicht sogar in ihn, obwohl ich mir eigentlich nie auf diese Weise was aus Männern gemacht hab. Es ist so verschissen". Kyo blinzelte. Er nahm dies alles auf und nickte, während er überlegte, was er sagen könnte, um Die zu helfen. Er hatte nichts über Die und Kaoru gewusst, doch es scho-ckierte ihn nicht im geringsten. "Kannst du mir nen Tipp geben? Wie kannst du so ruhig bleiben, wenn Shinya dir prak-tisch zu Füssen liegt?", fragte Die taktlos. "Tut er nicht. Ich behandle ihn einfach so, als ob er...Shinya wäre. Aber ich denke, es ist einfacher für mich, weil ich schon immer offen für eine Beziehung mit nem Typen war, nur...Die, Shinya ist völlig anders als Kao. Wenn du meinst, du möchtest es mit Kao ver-suchen, dann tu's. Wenigstens ne Chance hat er verdient, oder?". Kyo nahm einen Zug von seiner Zigarette und sah Die an. Seine Worte schienen zu wir-ken. "Also gibt's du Shinya ne Chance", fragte der Rotschopf unbarmherzig. "Ich...ja, ich denke schon, ja". "Dann seid ihr beiden ein Paar? Liebst du ihn jetzt?". "Die...". "Kyo, ich will es nur wissen, onegai? Ich brauche einfach nen Tipp, was ich tun soll. Eine Bestätigung". Der Blonde seufzte, und seine Augen wanderten zum dunkelblauen Himmel. "Ich fühle...etwas. Als würde ich vor einem Abgrund stehen und drüber hinaus wippen, doch ich bin glücklich. Ich glaube, ich habe angefangen...". PENG. "Jungs, es wird Zeit!". Kyo drückte still seine Zigarete aus. Die warf seine achtlos zu Boden und sah Kyo erwar-tungsvol an. "Angefangen was?". Der Blonde lächelte und tätschelte sanft Dies Arm. "Betrachte Kaoru in einem romantischen Licht und denke, was immer du denken willst. Sieh die Liebe in seinen Augen und was er tut, und hinterfrage dann deine eigenen Ta-ten. Nimm dir Zeit, Die. Keine Angst, wenn's geschehen muss, wird's geschehn". Die lächelte ebenfalls und warf einen Arm um Kyos Schultern. Zusammen gingen sie durch die Tür, zurück zum Backstage-Areal hinter der Bühne. "Seit wann bis du so weise?". "Bin ich nicht. Du bist blöd". "Mou...". Kyo lachte. "Was ist denn so lustig?", wollte Shinya neugierig und mit gehobener Braue wissen. Tos-hiya sah auf, als sie zurückkamen, und widmete sich dann wieder seinem Stretching. Ka-oru schenkte ihnen ebenso interessierte Blicke, während er umhersprang, um sich auf-zuwärmen. Die und Kyo wechselten ein verschwörerisches kleines Grinsen, bevor sie auseinander-gingen. "Nichts Shin-shin. Wir haben nur drüber gesprochen, wie Die als Kind entmannt wurde". Shinya lächelte amusiert, während Kyo in eine Ecke ging, sich zu seinen Zehen runter-bückte und stretchte. Der Schlagzeuger kehrte zu den Aufwärmübungen mit seinen Drumsticks zurück. Kaoru gluckste und tanzte einmal im Kreis um sich selbst, um sein Blut aufzutauen. Toshiya lächelte und stand auf. Seine Gedanken anderswo, während er seinen Arm hinter seinem Rücken dehnte. Die sass auf einem Stuhl und schlenkerte im Takt seine Beine, während seine Augen über seine Bandkollegen wanderten. Auf Kyo blieben sie eine Weile ruhen. Der Sänger fing seinen Blick auf und grinste. Die grinste zurück. Ich sollte öfter mit ihm reden. Er weiss, wie es ist, in meiner Position zu sein... Er sah rüber zu Kaoru, der Luftgitarre spielte, Grimassen schnitt und so jeden, der ihm zuschaute, unterhielt. Die lächelte. Der Anblick war so gewohnt, und doch so kawaii und albern. Aber Kyo hat recht. Ich sollte mir keine Sorgen machen, sondern einfach nur locker bleiben und alles auf mich zukommen lassen. Ich glaube, ich fühle mehr als nur Freund-schaft für ihn. Es ist nur so frustrierend, es nicht genau zu wissen... Ein sanftes Klaps auf seiner Schulter unterbrach seine Gedanken. Der Gitarrist sah auf in Toshiyas irritiertes Gesicht. Der Bishounen kniete neben Dies Stuhl nieder und dehnte seinen Nacken, während er Die betrachtete. "Abgelenkt?". "Ein bisschen". "Nervös?". "Etwas. Du?". "Ja. Sehr sogar". Toshiya grinste etwas. Seine schiefen Zähne klapperten tonlos bei der Kälte. Die nickte und schaute wieder zu Kaoru. "Ich glaube, es wird super". "Aa. Du bist viel ruhiger. Hast du mit Kaoru gesprochen oder so?". "Nein". * * * Energie durchfuhr ihn, strahlte von ihm aus, waberte um ihn. Seine Finger bewegten sich in komplizierten Mustern über die Saiten. Die Musik schlug mit so einer Wucht in seine Sinne ein, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte. Er lehnte seinen Körper zurück und schüttelte den Kopf im Takt zu Shinyas ohrenbetäubendem Rhythmus. Kyos Stimme erhob sich in Tönen, die Menschen eigentlich gar nicht hätten können hervorbringen sol-len. Sie wand sich um die Musik, bis die gesungenen Worte nicht mehr länger nur für sich allein standen, sondern ein Teil des Ganzen geworden waren. Toshiyas tiefes Saitenspiel vibrierte in seinem Herz, und Dies Rhythmus wirkte ausgleichend, bis Musik und Stimme eins geworden waren. Kaoru presste die Lippen ganz fest zusammen, als die Bridge kam und sein Solo von sei-nen Fingern in die Lautsprecher schoss. Seine Augen schlossen sich und alles, was er se-hen konnte, waren blitzende Lichter hinter seinen dünnen Augenlidern. Die Menge rief seinen Namen, liess seine Finger noch schneller fliegen. Als er sich vor der Wiederholung der Passage vor dem Refrain wieder umschaute, blickte er rüber zu Die. Der Gitarrist mit den leuchtend roten Haaren grinste ihn an, und er fühl-te, wie seine Lippen sich ebenfalls zu einem Grinsen verzogen. Seine Augen wanderten schnell weiter, um zu checken, was die anderen beiden machten, und um seine Möglich-keiten abzuwägen. Er wollte unbedingt eine kleine Show abziehn, über die er mit einem der andern gespro-chen hatte. Das Publikum würde wahnsinnig werden. Und er war genau in der richtigen Stimmung dafür. Heute Nacht wollte er die Menge schreien hören, rau und echt. Laufende Fusstritte hinter ihm kündigten Toshiya an, bevor der schwarzhaarige Bassist über das mittlere Podest sprang und mit einem heftigen Schlag in seine Saiten zu Boden kam. Kaorus schmale Augen fielen auf ihren Sänger, der am Rand der Bühne auf der Sei-te lag; seinen Kopf hatte er dem Publikum zugewandt, das Mikrophon hing in der "schlaf-fen" rechten Hand. Kaoru nahm eine andere Position ein, um etwas sicherer auf den Beinen zu stehn, und spielte die letzten paar Noten, bevor der Sänger den Gesang wieder aufnehmen sollte. Kyo bewegte sich nicht und Kaoru warf einen Blick auf Die, der nur grinsend den Kopf schüttelte und die eine Passage noch einmal spielte. Kaoru lachte, doch niemand hörte ihn. Kyo war wirklich dramatisch während Konzerten, manchmal verbiss er sich dermas-sen in etwas, dass er tatsächlich seinen Einsatz verpasste. Toshiya sprang umher wie eine Rakete, während er spielte, doch das ewige Vor und Zu-rück beeinträchtigte seine Musik nicht im geringsten. Shinyas lautes Gehämmer wider-hallte in seinem Herzen, und dann näherten sie sich einmal mehr dem Refrain. Kaorus Augen wurden schmaler und wieder sah er rüber zu Die. Die sah etwas verwirrt aus und trat von einem Fuss auf den anderen. Scheinbar versuchte er sich zu entschei-den, ob er sich bewegen sollte oder nicht. Toshiya blickte Kaoru unsicher an, als erwarte er eine Antwort. Kaorus Augen kehrten zurück zu Kyos bewegungsloser Gestalt, und er verlagerte sein Gewicht auf seine Fussballen. Etwas stimmt nicht... Ein lauter Schlag. Ohrenbetäubende Akkorde vibrierten durch die ganze Halle. Einer der Mischer kappte schnell den Strom zu Dies Gitarre, bevor sie sich beruhigen konnte. Die war schon an Kyos Seite, als Toshiya und Kaoru ebenfalls ihre Instrumente fallen liessen. Das Getrommel wurde schwächer und hörte genauso plötzlich ganz auf, als Shi-nya bemerkte, was vor sich ging. Kaorus Freude schlug sich urplötzlich in Panik um, als er sah, wie Die den wie tot wirken-den Kyo auf den Rücken drehte. Der Kiefer des Sängers schien ganz schlaff. Toshiya war wegen seiner längeren Beine nur wenige Sekunden vor Kaoru da, und er tät-schelte sogleich nervös Kyos rötliches Gesicht. Kaoru schnappte leicht nach Luft, fiel je-doch sofort auf seine Knie, als er nahe genug war, und beugte sich über Kyo. "Kyo...?!". Als ob dies ihn aufwecken würde... "OhmeinGottohmeinGottohmeinGott...". "Toshiya, geh und hol Hideto!". "Ohmeingott, nein...neinneinnein...". "TOSHIYA!". Wie betäubt rappelte dieser sich auf und rannte so schnell wie seine stolpernden Beine ihn trugen. "Kaoru, er atmet nicht?". Dies Stimme brach voller Angst. Security-Leute versuchten, die Menge zu beruhigen, obwohl die Männer auf der Bühne immer ängstlicher wirkten. Verzweifelte Hände fühlten den Nacken des Blonden, und schwielige Finger wurden über seine Lippen gehalten. "Oh scheisse...". "Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen!". "Was ist denn los?". Shinya beugte sich mit voller Bestürzung und Unsicherheit gehobenen Augenbrauen über sie. "Kyo?". "Heb ihn auf, wir müssen ihn von der Bühne runter bringen und...und...hilf mir ein-fach...". Kaoru liess einen Arm unter Kyos Knie gleiten, und Die nahm den Sänger vorsichtig beim Rücken. Langsam erhoben sich die beiden und hievten Kyos nach vorne geneigten Körper vollständig in Dies starke Arme. Shinya schaute nur geschockt zu, bis er Die etwas tau-meln sah. Der Schlagzeuger half Die schweigend, wieder ins Gleichgewichtzu kommen, und rannte ihm nach, als er Kyo von der Bühne trug. Kaoru versuchte, vernünftig zu denken, doch sein Hirn brannte. Als die anderen beiden hinter dem Vorhang verschwanden, sah er, wie ein paar Männer in Mediziner-Kitteln Die halfen, Kyo auf eine Trage zu legen, und sich dann über den bewusstlosen Sänger beug-ten. Doch dies beruhigte ihn kaum. Sein Gehör meldete sich zurück, und sein Blick fiel auf die betroffenen, verwirrten Ge-sichter im Publikum. Er schluckte. * * * Leises Weinen und Desinfektionsmittel. Dies Blick wandte sich vom Boden zu Kaoru. Der violetthaarige Mann starrte dümmlich an die Tür zu Kyos Zimmer, fast so, als ob er sich fragte, warum zum Teufel sie überhaupt hier waren. Schuld, Sorge, Angst...all das stand ihm ins Gesicht geschrieben. Wir wissen noch nicht mal, ob er okay ist...wir wissen gar nichts...es ist nicht dein Fehler, Kao, zieh dich nicht zurück, wenn wir dich brauchen...ich brauche dich... Die schlag seinen Arm fester um Toshiyas bebende Schultern und zog den tränenüber-strömten Mann näher an sich ran. Totchis Schluchzen und seine Besorgnis schenkten ihm Trost, doch in sein Herz gemeisselt war die gleiche Angst... Während er in der Nähe der Aufnahme sass, konnte der Braunhaarige die Halle zu seiner Rechten runterschauen und seine Freunde betrachten, die vor dem zweiten Raum in der Halle sassen. Shinya konnte kaum gerade sehen, doch er konzentrierte sich, und seine Hände schrieben vorsichtig die erforderlichen Worte. Toshiya hätte dies an seiner Stelle tun sollen, doch er war nicht in der Verfassung dazu. Nicht, dass es bei Shinya besser war... Seine Finger zuckten, doch der Stift schrieb immer noch deutlich. Der Schlagzeuger kon-zentrierte sich auf die Fragen, versuchte, seine Gedanken und sein Herz vor der Realität zu verschliessen. Je Windpocken gehabt? Ja. Werden gerade Medikamente für eine längere Zeitdauer eingenommen? Nein. Raucher? Ja. Wenn ja, wieviel und wie oft? Alle 5 - 12 Tage ein Päckchen. Herzkrankheiten? Nein. Familienmitglieder mit Herzproblemen? Weiss nicht. Alter? 26. Zivilstand? S...single. Eine oder mehrere der untenstehenden Komplikationen gehabt? Nein. Blutgruppe? B. Medikamenten-Allergie? Weiss nicht... ICH WEISS NICHT! Kami-sama... Shinyas Kopf fiel nach vorn, die Hand liess den Stift fallen, bedeckte die Augen. Seine Schultern fingen an zu zittern, als er sich von seinen Gefühlen übermannen liess. Allein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)