Lion von Ilumynhi (Leben?) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Lion Diese Geschichte handelt von Lügen, Verachtung und Ignoranz. Sie erzählt über das Leben von Lion, einem 16 jährigen Jungen, der, man kann es sich kaum vorstellen, ein Leben lebt, unbemerkt und doch gesehen von seiner Umwelt. Lion hatte vor ein paar Tagen Geburtstag. Doch er wollte keine Party und auch keine Geschenke. Er wollte überhaupt nicht wissen wie alt er wurde. Denn so erinnerte es ihn wenigstens nicht daran, wie viele Jahre er schon so lebte, oder besser gesagt, überstanden hatte. Sein Leben lief in keinster Weise so wie er es gerne hätte. Irgendwie war alles falsch. Aber was konnte er nicht sagen, denn er kannte nichts anderes. Vielleicht sollte es so sein. Vielleicht war es normal, dass er sein Leben hasste. Und vielleicht sogar hatte er es so verdient. Was es auch war, er wollte darüber nicht nachdenken. Aber er konnte auch nicht anders als sich immer wieder zu fragen: „Warum ich? Was habe ich getan, dass ich das alles ertragen muss?“ Er saß allein in seinem dunklen Zimmer auf dem Boden, die Beine an die Brust gezogen und mit den Armen umschlungen. Er dachte wie jeden Abend über den Tag nach und was er wieder falsch gemacht hatte. Neben ihm leuchtete schwach die Anzeige des Radios. Sie zeigte halb eins an. Schon vier Stunden hockte er hier, gegen die Heizung gelehnt, die schon lange kalt war, und hörte leise seine Lieblingsmusik. Er zog das zu Bett gehen so lange wie möglich hinaus. Denn wenn er schlief, kam der nächste Morgen umso schneller auf ihn zu. Aber es half nichts. Lion stand auf, schaltete die CD ab, die schon zum dritten Mal ohne Pause lief und legte sich ins Bett. Doch es fiel im schwer einzuschlafen. Tausende Gedanken gingen ihm durch den Kopf und ließen ihm keine Ruhe. Er versuchte nicht an Morgen zu denken, denn dann würde er überhaupt nicht schlafen können. Viel zu laut klingelte Lions Wecker. Ab jetzt hatte er keine halbe Stunde Zeit um sich für die Schule fertig zu machen. Nahm er sich mehr Zeit, würde er es sich wahrscheinlich anders überlegen und zu hause bleiben. Obwohl er kaum geschlafen hatte, stand er schnell auf, zog sich an, ging zur Tür und horchte ob im Haus alles ruhig war. Nichts war zu hören. Lion schlich aus seinem Zimmer, die Treppe hinunter und ging ins Badezimmer. In der Küche, wartete seine Mutter bereits mit dem Frühstück auf ihn. Sie war froh, dass ihr Sohn heute in die Schule gehen wollte, denn das war nicht oft der Fall. Lion hatte Glück. Sein Vater war bereits zur Arbeit gefahren. Ihn schon so früh zusehen, darauf konnte er gut verzichten. Wenn sie sich trafen, gab es nur wieder Ärger. Aber heute verlief alles ruhig. Trotzdem bekam er nicht viel vom Frühstück hinunter. Auf dem Schulweg achtete er darauf niemanden ins Gesicht zu sehen und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber es interessierte sich sowieso keiner für diese traurige Gestalt, die sich in die Schule schlich. Lion wartete im Flur vor seinem Klassenzimmer darauf, dass der Unterricht begann. Der Lehrer kam und schloss die Klasse auf. Wenig später schlenderten auch die restlichen Schüler herein. An diesem Schultag sprach Lion kein Wort. Warum sollte er auch? Fast jeden Tag saß er still auf seinem Platz, abseits der anderen Schüler und starrte vor sich hin. Selten kam es vor, dass Lion etwas vom Lehrer gefragt wurde oder etwas sagen sollte. Es war ihm immer sehr unangenehm die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und der Lehrer hörte sowieso nur einsilbige Antworten von ihm. Jeden Tag war Lion unter hunderten Menschen und doch alleine. Um ihn herum verging die Zeit und er war unsichtbar für die Leute wie sie surreal für ihn waren. Für ihn war das Geschehen um ihn herum wie ein Film, er konnte sich alles ansehen aber hatte keinen Einfluss darauf. Nur manchmal fiel er ein paar Schülern auf, nämlich immer dann, wenn sie jemanden brauchten, an dem sie ihren Frust auslassen konnten. In der Klasse war er auch nur ein Spielball für die anderen. Lion wurde oft von ihnen niedergemacht und gequält. Dabei hatten sie doch keinen Grund ihn so zu behandeln. Oder? Doch er war eben das passende Opfer, still, schüchtern und er wehrte sich nicht. Lion selbst dachte dabei, wie jämmerlich er doch war. Er war zu schwach um sich durchzusetzen. Freunde zu finden war ihm so unmöglich. Das waren die Worte seines Vaters, die er sich so oft anhören musste, dass er sie schon auswendig kannte. Aber schlimmer war das er langsam begann es zu glauben. Wieder ein Schultag überstanden, dachte Lion. Seine Mutter begrüßte ihn, als er nachhause kam. Er brachte seine Schulsachen auf sein Zimmer und zog sich um. Unten setzte er sich zu seiner Mutter und aß mit ihr zu Mittag. Lion blieb noch länger bei ihr. Er genoss die Stunden in denen er bei ihr war und er sich frei im Haus bewegen konnte. Aber drei Stunden waren schnell vorüber. Pünktlich um Fünf Uhr ging Lion auf sein Zimmer. Kurze Zeit später kam sein Vater nachhause. Dieser war meistens schon sehr gereizt wenn er durch die Haustür trat. Und dann schrie er und stritt sich mit seiner Frau. Sie konnte aber nicht viel machen, außer sich rechtfertigen und irgendwie gegen die Anschuldigungen stand zuhalten. Auch wenn der Streit oft um Lion ging. In seinem Zimmer hatte Lion bereits die Jalousien runter gezogen. Durch die kleinen Spalten schien das Tageslicht in den trotzlosen Raum hinein. Draußen schien die Sonne an einem wunderschönen Herbstnachmittag. Lion schaltete die Schreibtischlampe an und versuchte seine Hausaufgaben zu machen. Dabei lief wieder dieselbe CD wie Gestern, aber dieses mal drehte er sie lauter auf, um das Gebrüll von seinem Vater nicht mit anhören zu müssen. Seine Zimmertür hatte er abgeschlossen, trotzdem spürte er angst. Ganz so als würde ihn jedem Augenblick etwas von hinten packen. Aber mit dieser angst musste er nun mal leben. Oft kam sein Vater die Treppe hinauf gestampft und hämmerte an Lions Tür. Dann saß er in einer Ecke und machte sich so klein er nur konnte. Und bei jedem Schlag, zuckte er zusammen und machte sie noch kleiner. Immer hatte sein Vater einen Grund zu schimpfen, egal wie banal der Grund auch war, er rasstete sofort aus. Jeden Tag fragte sich Lion aufs neue, warum er so leben musste. Er hatte als Kind doch so viele Träume gehabt. Er wollte so gerne Freunde haben, selbst wenn es nur einer wäre, das würde ihm genügen. Er wollte raus gehen und Spaß haben und seine Jugend genießen. Wieso konnte er das alles nicht? Bei so einem Leben voller Vorwürfe, Streiterei und Unterdrückung kann es da einen Ausweg geben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)