Students, Hell Yeah! von caramel-bonbon ((KaRe)) ================================================================================ Kapitel 3: Die Milch -------------------- Kai war gerade von seinem Training nach Hause gekommen und hatte sich bereits ausgezogen, um sich unter die erfrischende Dusche zu stellen, als es an der Tür klingelte. Rei war nicht da und so lag es an ihm, zu öffnen. Murrend zog er sich die Trainingshose wieder an, das würde reichen, und ging zur Tür. Wer auch immer es sein sollte, für ihn war der Besuch bestimmt nicht. Denn es waren Semesterferien und Kai kannte niemanden, der ihn besucht hätte. Dementsprechend verärgert über die Störung drehte er den Schlüssel und drückte die Klinke hinunter, um die Tür aufzuziehen. Der Kerl, der davor im Treppenhaus stand, bekam große Augen. Kai hob eine Augenbraue. Dieses Gesicht hatte er schon mal gesehen. „I-ist Rei da?“, fragte er leicht außer Fassung und versuchte, einen Blick an Kai vorbei zu erhaschen. Auf Kais Gesicht stahl sich ein fieses Grinsen. „Bist du nicht Kelvin?“, überging er die Frage und lehnte sich an den Türrahmen. Kelvin blickte ihn misstrauisch an, von oben bis unten und musterte seinen nicht gerade unmuskulösen Oberkörper. „Und wer bist du?“, fragte er zurück, verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Rei wäre nicht begeistert, dich hier zu sehen“, überhörte er auch diese. „Woher willst du das wissen?“ Kelvin wurde langsam sauer, was Kai sichtlich genoss. „Ich weiß so einiges“, entgegnete er lediglich, „also, was willst du von Rei?“ „Das geht dich nichts an“, knurrte er und reckte den Kopf erneut. „Du verstehst da etwas nicht, es geht mich sehr wohl an, was du von Rei willst.“ Kais Stimme hatte einen leicht bedrohlichen Unterton angenommen. Er konnte gut verstehen, warum Rei diesen Kerl nicht leiden konnte. „Was soll das heißen?“, knurrte Kelvin, seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. „Du bist ein Idiot, Kelvin“, sagte Kai ruhig, „verschwinde besser.“ Doch das war genau das, was er nicht wollte. Er ballte die Hände zu Fäusten und trat einen Schritt auf Kai zu. „Lass mich durch“, zischte er wütend und wagte es tatsächlich Kai wegschieben zu wollen. Ohne zu zögern packte Kai ihn am Arm und riss ihn zurück. „Suchst du Ärger?“, schrie Kelvin ihn an und versuchte in Rage seinen harten Griff zu lösen. „Du verstehst wohl nicht“, entgegnete Kai mit dunkler Stimme, „du bist derjenige, der hier anscheinend Ärger will.“ Mit wutverzerrtem Gesicht starrte Kelvin ihn an, riss sich los und holte mit geballter Faust aus, zielte direkt in Kais Gesicht. Doch er hatte es kommen sehen und fast schon abwartend fing er den Schlag mit der rechten Hand ab, langte mit der anderen nach Kelvins Schulter und schubste ihn ohne Rücksicht gegen die Wand. Bedrohend nah kam er mit seinem Gesicht, als er wütende Worte zischte. „Verschwinde, Kelvin, wenn du nicht im Spital wieder aufwachen willst.“ Kelvin verstummte. Selbst er verstand, dass dies keine leere Drohung war und dass er gegen Kai keine Chance gehabt hätte. Murrend und mit Flüchen um sich werfend wandte er sich ab, nicht ohne einen bösen Blick zurückzuwerfen, den Kai beinahe schon belustigt erwiderte. Er wartete, bis Kelvin nicht mehr zu sehen und hören war, dann verschwand er in der Wohnung und gönnte sich endlich seine wohlverdiente Dusche. Eine halbe Stunde später kam auch Rei nach Hause und ließ sich mit einem Glas Wasser auf das Sofa fallen. Ihm schwirrte der Kopf von der Arbeit und er wollte bloss seine Ruhe haben, einige der Kunden hatten ihm den letzten Nerv geraubt. Mit einem Zug leerte er das Glas bis zur Hälfte, da bemerkte er Kai, der im Wohnzimmer aufgetaucht war und schenkte ihm ein müdes Lächeln, das jedoch sofort wieder gefror, als er Kais Gesichtsausdruck sah. „Was ist los?“, fragte er stirnrunzelnd. „Kelvin war hier“, antwortete er ohne Umschweife, er war der Meinung, dass Rei das wissen sollte. Rei saß plötzlich kerzengerade auf dem Sofa. „Was?“, schrie er, „wann?“ „Vor etwa einer dreiviertel Stunde“, informierte Kai und zuckte mit den Schultern, als wäre es etwas Alltägliches. Rei sprang auf, knallte sein Glas auf die Küchenablage, dass Kai befürchten musste, es gleich in hundert Splitter zerschlagen zu sehen, und wühlte in der Tasche, die er zuvor dort abgelegt hatte. „Dieses Arschloch“, fluchte er, „Was wollte er?“, knurrte Rei, er war außer sich. „Dich sehen“, antwortete Kai wahrheitsgemäß und zuckte erneut mit den Schultern, gelassen. Rei brach erneut in einen Schwall wüste Beschimpfungen aus und zog sein Handy aus der Tasche, durchsuchte mit bebenden Fingern seine Kontakte und wählte schließlich Kelvins Nummer. Kai ließ sich auf dem Sofa nieder, das wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen. Amüsiert schaute er Rei zu, wie er ungeduldig wartete, dass Kelvin abnahm. „Was zum Teufeln sollte das, Kelvin, ich habe dir deutlich genug gesagt, dass du hier nie wieder auftauchen sollst“, schrie Rei in den Hörer, kaum hatte der andere abgenommen. „Rei“, versuchte dieser zu entgegnen, doch Rei ließ ihn nicht. „Nichts Rei, wag es nicht noch einmal, mich aufzusuchen!“ Kais Mund verzog sich zu einem Grinsen. Rei so wütend zu sehen, war ein Schauspiel, das sich ihm nur selten bot, doch wenn der Chinese dann einmal seine Stimme erhob, dann deutlich. Kelvin tat ihm beinahe Leid. Dieser versuchte gerade, etwas zu sagen, doch Rei würgte ihn erneut ab. „Nein, Kelvin, ich will dich nicht mehr sehen, vergiss es!“ „Ja, ich hab’s ja verstanden Rei, dein Neuer hat es mir ja deutlich klar gemacht“, hörte Rei ihn plötzlich knurren und verwundert schweifte sein Blick zu Kai. „Wer?“, fragte Rei etwas verwirrt. „Tu nicht so unschuldig, er stand oben ohne an der Tür, hast dir wohl einen Bodyguard angeschafft“, wurde Kelvin abfällig und Reis Augen verengten sich zu Schlitzen. „Er ist nicht mein Bodyguard“, zischte er ins Telefon. „Wie auch immer, richte deinem Macker liebe Grüsse von mir aus“, knurrte Kelvin mit deutlich hörbarer Missgunst und legte auf. „Ich fass es nicht!“, wütete Rei und starrte sein Handy an, „er hat aufgelegt! Der Kerl hat einfach keinen Mumm in den Knochen!“ Immer noch fluchend ging er zurück zur Küchenablage und griff nach seiner Tasche, die er schwungvoll zu sich zog. Kai hörte ein lautes Klirren. „Ich fass es nicht“, wiederholte Rei, diesmal ungläubig, und ließ die Tasche sinken. So sehr es Kai versuchte, er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Rei schaute ihn böse an, doch als er den Russen so sah und er die nur zu bekannte Situation erkannte, brach auch er in Gelächter aus. „Aah, ich hasse ihn“, stöhnte Rei genervt auf und ließ sich im Schneidersitz neben Kai fallen, legte den Kopf nach hinten auf die Rückenlehne und starrte an die Decke. „Verständlich, das war mindestens schon das vierte Glas“, gluckste Kai, die Mundwinkel vor Belustigung zuckend. Rei drehte den Kopf, um ihn ansehen zu können. „Du hast mächtig Eindruck hinterlassen, was hast du gemacht?“, fragte er. „Nichts, was er nicht verdient hätte“, erwiderte Kai nüchtern. „Hast du ihn etwa geschlagen?“ Rei zog die Luft ein, das wäre ihm überhaupt nicht recht gewesen. Doch zu seiner Beruhigung schüttelte Kai den Kopf. „Natürlich nicht.“ „Nun, was auch immer du getan hast, es hat Wirkung gezeigt“, seufzte er und schielte zu ihm rüber, „das und die Tatsache, dass du ziemlich gut gebaut bist.“ „Kelvin ist ein Weichei“, erwiderte Kai kühl und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Mh, seine Faust ist hart genug“, erinnerte sich Rei gut genug an den Schlag ins Gesicht. Kai knurrte. „Glück für ihn, dass ich damals nicht dabei war.“ Wäre er damals dabei gewesen, Kelvin wäre nicht so glimpflich davongekommen. Rei legte die Stirn in tiefe Falten. „Wieso? Hättest du ihn verprügelt?“, wollte er wissen, doch Kai schüttelte den Kopf. „Nein, aber ihm eine Lektion in Respekt gelehrt.“ Rei entspannte sich und lächelte. Er mochte keine Gewalt oder Handgreiflichkeiten und dass Kai diesen Standpunkt ebenfalls vertrat, freute ihn ungemein. „Übrigens, ich soll dir liebe Grüsse ausrichten von Kelvin“, spöttelte Rei, als ihm die letzten Worte wieder in den Sinn kamen. Kai schaute ihn fragend an. „Wieso?“ „Weil er denkt du seist mein Macker und er wahrscheinlich Eindruck schinden will, keine Ahnung, was da in seiner hohlen Birne vor sich geht“, grinste er schief. Eine von Kais Augenbrauen zuckte nach oben. „Wenn er das denkt, dann hätte er sich das schon versaut, als er da war“, fand er abschätzig. Rei blickte ihn nachdenklich an. „Stört dich das nicht?“, fragte er etwas tonlos. „Was denn?“ „Dass Kelvin denkt, dass du- wir-“, verhaspelte er sich, worauf Kai grinste. „Bei ihm nicht wirklich, wie du schon gesagt hast, hohle Birne“, antwortete er beinahe schon belustigt. Rei nickte. Es war seltsam darüber zu reden und noch seltsamer zu hören, dass Kai nichts dagegen hatte. Ausgerechnet Kai, auf den bestimmt eine Menge Frauen flogen. Aber am seltsamsten war, dass es ihm selbst genauso egal war. Sollte Kelvin doch denken, was er wollte, was er mit Kai hatte. Ob er bei jemand anderem als dem kühlen Russen ebenso gedacht hätte, blieb dahingestellt. Eine Weile hingen die Beiden ihren Gedanken nach, bis Rei bemerkte, dass er eigentlich hungrig gewesen war, als er nach Hause gekommen war, und das Kochen dank Kelvin vollkommen vergessen hatte. „Willst du auch was essen?“, fragte er an Kai gewandt und stand auf. Kai nickte und folgte Rei in die Küche, wo sie schweigend nebeneinander standen und sich etwas Kleines kochten, nachdem sie erst mal die Scherben zusammengewischt hatten. Nichts Aufwändiges und eigentlich standen sie nur in der Küche und schwiegen sich an, während sie dem Wasser beim verdampfen zusahen. Und trotzdem lag eine entspannte Atmosphäre im Raum, angenehm, und Rei genoss es. Lächelnd rührte er im kochenden Nudelwasser und beobachtete die Nudeln, wie sie im Wasser herumwirbelten. „Kai, könntest du mir die Tomatensosse aus dem Kühlschrank geben?“, fragte er, als die Eieruhr schrillte. Kai nickte und wandte sich zum Kühlschrank, während Rei den Topf vom Herd nahm und das heisse Wasser abschüttete. Als er einen großen Schritt nach links machte, um den Topf zurückzustellen, stieß er fast gegen Kai, der ihm eigentlich hatte aus dem Weg gehen wollen und nicht damit gerechnet hatte, dass Rei so flink wieder zurückkam. „Tschuldigung“, sagte Rei und lächelte. „Mein Fehler“, korrigierte Kai und schüttete die Sosse in den nun leeren Topf. Rei nahm das Sieb mit den Nudeln und gab sie ebenfalls hinzu. Dabei streiften sich ihre Schultern und ein Schauer rann ihm über den Rücken, in seinem Bauch prickelte es. Ein Zustand, den er vorsichtshalber ignorierte. „Sag mal, Rei“, begann Kai zu sprechen und seine Stimme klang merkwürdig rau. „Hm?“, gab er ihm zu verstehen, dass er hörte. „Nimmst du nie Frauen mit in die Wohnung?“ Mit großen Augen wandte er den Kopf in Kais Richtung. „Natürlich nicht, wie kommst du darauf?“ „Ich dachte nur, weil du ein ziemlicher Frauenheld zu sein scheinst“, antwortete Kai schulterzuckend. „Ach so“, murmelte Rei und schien sich wieder auf das Zubereiten der Teigwaren zu konzentrieren. In Wahrheit war er tief in Gedanken versunken. Er hatte noch nie eine Frau mit nach Hause genommen. Er fragte sich, ob Kai dies angesprochen hatte, weil er es vielleicht vorhatte. „Du denkst, ich sei ein Frauenheld?“, fragte Rei plötzlich. „Naja, was ich im Club so mitbekommen habe, scheinen sie sich zumindest um dich zu reißen“, antwortete Kai und reichte ihm zwei Teller. Rei grinste schief. „Sagt der Typ, der jede Frau haben könnte.“ Er versuchte, seine Gedanken lediglich auf die Nudeln zu richten und nicht an Kais muskulösen Oberkörper zu denken, dessen alleiniger Anblick ihm eine Gänsehaut bescherte. „Will ich aber nicht“, sagte Kai knapp und nahm ihm die gefüllten Teller aus den Händen, um sie auf den kleinen Tisch in der Küche zu stellen. „Scheint so“, gab Rei zurück, nachdenkend, warum dies so sein könnte. Er folgte Kai mit den Augen und beobachtete seine Bewegungen, die den Stoff seines Shirts um seinen Körper spielen ließen. Scharf sog er die Luft ein, um sich wieder auf andere Gedanken zu bringen und nahm zwei Gläser aus dem Schrank. Schwungvoll drehte er sich um, um die Gläser auf den Tisch zu stellen, da stand Kai ganz dicht vor ihm. Beinahe hätte er auch diese beiden Gläser fallen lassen, doch Kai hatte sie bereits fest im Griff. „Die nehm wohl besser ich“, grinste er schief. Rei nickte nur. Er konnte grad kaum atmen, diese plötzliche Nähe hatte ihn etwas aus der Bahn geworfen. Nach Fassung ringend fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Was auch immer dieser Typ mit ihm anstellte, es war ihm nicht ganz geheuer und doch musste er sich eingestehen, dass er alleine seine Anwesenheit als prickelnd empfand. Sie assen schweigend. Und auch danach räumten sie wortlos den Tisch ab und außer dass sie sich noch eine gute Nacht wünschten, redeten sie nicht mehr miteinander. Es war eine angenehme Stille, sie verstanden sich auch so und als Rei im Bett lag und an seine Decke starrte, fühlte er sich gut. Er lächelte, als er einschlief. Der März war für seine Verhältnisse unglaublich warm. Rei genoss es, auf dem kleinen Balkon zu sitzen und über die Dächer hinweg zu blicken, neben ihm auf dem Tisch eine große Tasse Tee. Und auf der anderen Seite saß Kai, die Beine übereinander geschlagen und tief in ein Buch versunken. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Wieder einmal. Er lächelte so oft im Moment, wie noch selten, seit er hier wohnte. Aber mit seinen ehemaligen Mitbewohnern konnte er solche Situationen einfach nie teilen, mit Kai hingegen schon und genau so hatte er es sich eigentlich immer vorgestellt. Er stützte den Kopf auf seiner Hand auf und richtete den Blick auf Kai, musterte ihn, bemerkte die kleinen Grübchen über den Augenbrauen, die vor Konzentration gekräuselte Nase. Er kaute leicht auf der Unterlippe. Einige Haarsträhnen verdeckten das rechte Auge. Reis Mundwinkel zuckte und er streckte die Hand aus, um sie wegzuwischen, doch kaum berührten seine Fingerspitzen die Haare, bemerkte er, was er eigentlich tat, und stockte. Etwas ungläubig zog er die Hand wieder zurück, doch Kai hatte ihn bereits bemerkt und sah auf. „Ist was?“, fragte er. Rei schüttelte den Kopf. „Nein, nein nichts.“ „Okay“, nickte Kai und senkte den Blick erneut auf das Buch, während Rei ungläubig vor sich hin starrte und sich fragte, was zum Henker er hier eigentlich gerade getan hatte. Doch auch die darauffolgenden Wochen ertappte er sich immer wieder dabei, wie er Kai ansah, manchmal sogar beobachtete und sogar regelrecht anstarrte und er konnte es sich einfach nicht erklären, doch er fand es ungewöhnlich faszinierend, ihm auch einfach nur zuzusehen. Geschweige dann ihn anzusehen. Es ließ ihn warm um das Herz werden. Er wusste nicht, ob Kai es bemerkte, doch oft genug schon hatte er von einer Tätigkeit aufgesehen und ihm direkt in die Augen geblickt und Rei schien darin zu versinken und gleichzeitig den Atem anhalten zu müssen, einen langen Augenblick, bis Kai den Blickkontakt abbrach und Rei sich abwandte und an den Kopf fasste. Kai bemerkte dies sehr wohl. Und nur zu gerne hätte er den Blickkontakt weiter aufrecht erhalten, doch ihm kam immer wieder in den Sinn, was Rei mit Kelvin angestellt hatte, als dieser sich an ihn rangemacht hatte und er konnte nicht abschätzen, wie weit er hätte gehen können. Doch eines Abends, nachdem Kai vom Training zurück war, kam Rei ganz unerwartet ins Badezimmer geplatzt, wo er gerade aus der Dusche stieg. „Kai! Warum hast du nicht abgeschlossen?“, fragte er entsetzt. „Weil du eigentlich bei der Arbeit sein solltest. Was machst du schon hier?“ „I-ich konnte früher gehen, weil nichts lief. Jetzt zieh dir schon was an, verdammt“, fauchte Rei seinen Mitbewohner an, der sich noch immer abtrocknete. Kai grinste schief. „Da ist nichts, was du nicht auch hättest“, entgegnete er gleichgültig. Rei hielt sich eine Hand vor das Gesicht. „Das ist es doch nicht“, murmelte er unverständlich, er merkte, wie seine Wangen heiß wurden. „Warum bist du dann noch hier?“, fragte Kai und lehnte sich ganz nah zu ihm, ein keckes Grinsen auf den Lippen. Rei schnappte nach Luft um etwas zu erwidern, doch Kais raues Lachen lenkte ihn ab. „Ähm, äh, weil ich duschen wollte.“ „Die Dusche ist frei.“ „Was?“, fragte Rei, als hätte er sich verhört. „Die Dusche ist frei“, wiederholte Kai schulterzuckend. „Ich hab dich schon verstanden!“, fauchte Rei zurück. „Was ist los Rei, lenkt dich der Zustand, dass ich nackt bin, ab?“ „Du bist ganz schön dreist! Aber, naja“, stockte er. „Aber naja was?“, fragte Kai amüsiert und kam ihm schon wieder ganz nah. „Ich bin im Wohnzimmer und schau einen Film, wenn du magst, kannst du mitschauen.“ Hastig drehte Rei sich um und verschwand aus dem Bad. Er hätte sich schlagen können. Was glaubte er eigentlich, was er hier machte. Er fuhr sich durch die Haare, sodass sie ihm zu Berge standen. Fertig mit den Nerven ließ er sich auch das Sofa fallen. Er verstand sich selbst nicht mehr. Kai löste da irgendetwas in ihm aus und es kam ihm vor, als ob er das absichtlich machen würde. Aber Kai war nicht schwul. Er stockte und war sich da plötzlich nicht mehr sicher. Kai hatte zwar nie etwas gesagt, aber eigentlich sprach nichts dagegen. Außerdem war er absolut nicht an Frauen interessiert, wie er selbst schließlich immer wieder betonte. Rei klatschte sich die Handfläche gegen die Stirn. Aber Kai war so das krasse Gegenteil eines Schwulen. Eines klischeehaften Schwulen, korrigierte sich Rei in Gedanken und dachte an Vin Diesel, der wohl muskelbepackteste weiße Schauspieler. Er war auch schwul. Und er selbst war gerade dabei diesem Typen im Bad zu verfallen. Aber er selbst war doch auch nicht schwul. Er stand nicht auf Männer. Und doch musste er sich eingestehen, dass er Kai unglaublich attraktiv und anziehend fand. Mehr war da aber nicht, versicherte er sich selbst. Mehr war da nicht, dachte er sich nochmal, als Kai sich neben ihn auf das Sofa fallen ließ. „Was schauen wir denn?“, fragte Kai und setzte ein Glas Milch an die Lippen. „Weiß nicht, was willst du denn schauen?“ „Lass mal sehen, was so im Fernseher läuft.“ Rei nickte und schaltete erst mal den Fernseher an, zappte dann durch die verschiedenen Kanäle, doch schon bei ‚Two and a half Men’ blieben sie hängen. „Darf ich mir einen Schluck nehmen?“, fragte Rei und zeigte auf das Glas Milch. Kai nickte und sah zu, wie Rei sich nach vorne beugte und die Hand danach ausstreckte. Ihre Knie berührten sich. Er sah zu, wie er das Glas an die Lippen setzte, wie die weiße Flüssigkeit in seinen Mund rann, wie er schluckte und das Glas wieder etwas senkte. Wie er sich die Oberlippe ableckte. Kais Atem ging etwas schneller. Unglaublich, dass dieser Kerl so erotisch war, obwohl er manchmal eine echte Kratzbürste sein konnte. Er sah zu, wie Rei das Glas mit einem letzten Zug leerte und als er sich wieder die Oberlippe ableckte, drehte er seinen Kopf zu ihm und blickte ihn an. Kai handelte ohne nachzudenken. Wie im Reflex streckte er die Hand aus und packte Reis Handgelenk. Überrascht riss dieser die Augen auf und öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, doch Kai war so nah, dass es ihm den Atem verschlug. Mehr war da nicht, rief er sich in den Kopf, als er in Kais rote Augen blickte, die ihn intensiv anstarrten. Reis Augen verengten sich, als nichts passierte. Er hatte jetzt tatsächlich damit gerechnet, dass Kai ihn küssen würde. Er hatte sich schon darauf eingestellt. Zum Teufel, das war nicht gut, wenn er nun schon so dachte. „Du hast es ausgetrunken“, flüsterte Kai mit seiner rauen Stimme, die Rei erschaudern ließ. „Tut mir leid“, murmelte er. Kai war so nah, dass er seinen Atem spüren konnte. Er selbst bekam kaum noch Luft. Ihm war heiß. „Es ist leer“, wiederholte Kai. „Soll ich es wieder auffüllen gehen?“, fragte Rei stockend. „Nein“, raunte er, „ich hole es mir selber.“ Er zog Rei am Handgelenk zu sich und presste die Lippen auf Reis Mund, den er vor Schreck geöffnet hatte, ließ die Zunge über seine Lippen gleiten. Rei wollte protestieren. Doch er konnte nicht. Von wegen, mehr war da nicht, er wollte mehr, verdammt. Das Glas glitt ihm aus der Hand und er griff in Kais Haare, zog seinen Kopf näher, zog ihn tiefer in den Kuss, der ein wahres Feuerwerk in ihm ausgelöst hatte. Was war nur los mit ihm, er wollte diesen Kerl. Er wollte ihn so sehr, sein Körper schrie regelrecht nach ihm. Kai grinste in den Kuss und verfluchte sich gleichzeitig, dass er so lange gewartet hatte. Er zog Rei zu sich, zog ihn auf sich, so dass er rittlings auf ihm saß. Rei ließ die Hände durch seine Haare gleiten, den Rücken runter und zog ihm das Shirt über den Kopf. Er wollte ihn spüren, er wollte diesen begehrenswerten Körper berühren. Kai tastete unterdessen nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten und kaum hatte er dies geschafft, erhob er sich mitsamt Rei, der ganz langsam an ihm hinunter glitt, bis er wieder Boden unter den Füssen hatte. Es war, als hätte dies sein Gehirn wieder eingeschaltet. Entsetzt starrte er Kai an. „I-ich- scheisse Mann, was sollte das?“, fluchte er. „Sag nicht, es hätte dir nicht gefallen“, raunte Kai mit einem Grinsen. „Es wäre gelogen“, gab Rei verärgert zu. Kais Grinsen wurde breiter. „Ich geh dann mal ins Bett, kannst ja mitkommen.“ „Ich sollte dich rauswerfen!“, knurrte Rei. „Hast du Angst, dass du das, was vielleicht auf dich zukommt, nicht kontrollieren kannst?“ Rei biss sich auf die Unterlippe. „Ich hasse dich“, flüsterte er. „Nein“, lachte Kai und küsste Rei auf den Mund, „tust du nicht.“ „Oh doch“, raunte er in den Kuss. Er verstand es nicht. Eigentlich sagte ihm sein Verstand, dass das, was er hier gerade tat, komplett falsch war. Er wollte einen Mitbewohner, der ihn in Ruhe ließ und nicht einen wie Kelvin, der sich an ihn ranmachte. Doch diesmal war er doch derjenige gewesen, der immer wieder Andeutungen gemacht hatte und er fragte sich, warum. Er hatte sich zwar eingestanden, dass er ihn absolut anziehend fand, doch sich ihm an den Hals zu werfen war keineswegs seine Absicht gewesen. Er stand ja noch nicht mal auf Männer. Und trotzdem, das Gefühl in seinem Bauch, wenn er auch nur in der Nähe war oder ihn anblickte, war unglaublich. Ja, als er das erste Mal in der Wohnung stand, da hatte er noch etwas Panik gehabt, dass er wie Kelvin, ihn einfach schamlos anmachen könnte, und doch war er derjenige gewesen, der nun eindeutig dieses Verlangen verspürt hatte, ihm nahe zu kommen. Ihn zu berühren. Schon als sie im Club waren, hatte er diese Ziehen im Bauch gespürt, aber das war nichts gewesen im Vergleich zu dem, was er jetzt fühlte. Sein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen und gleichzeitig bekam er an jeder Stelle, die von ihm berührt wurde, Gänsehaut und er erschauderte. Selbst die Laute, die er von sich gab, bestätigten ihn nur in der Annahme, dass es ihm sehr gefallen musste. Er wusste nicht, wieso er das tat, doch er wollte es, sein Körper verlangte es. Mit vernebelten Sinnen bekam er halbwegs mit, wie Kai ihm das Shirt über den Kopf zog und ihn an sich presste. Alleine dies löste ein Kribbeln in seiner Lendengegend aus. Er spürte seinen Atem im Nacken und seine etwas rauen Lippen am Hals und er dachte, er müsse sterben, so heiß wie ihm wurde. Noch nie, niemals hatte er sich so gefühlt. Es verschlug ihm den Atem und seine Knie wurden weich. Nicht gerade sanft krallte er sich in Kais nackte Schultern und er spürte, wie er die Arme noch fester um ihn schlang, ihn noch näher zog und den Mund auf seinen presste, er spürte, wie er das Knie zwischen seine Beine schob, die Hand beherzt auf seinen Hintern legte und sich ihre Lenden aneinanderdrückten und er konnte nicht verhindern, dass er in den Kuss hineinstöhnte. Kaum zu glauben, dass sie noch immer im Wohnzimmer standen. Das dachte sich wohl auch Kai, denn er machte einen Schritt nach vorne und Rei stolperte mit, so wackelig waren seine Beine. Willenlos ließ er sich führen. In Kais Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)