Smile For Me von Namika ([Lee Jordan x Blaise Zabini]) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Lächeln ist der Anfang ------------------------------------- „Hallo!“ Ich wandte den Blick zur Seite. Ein paar Meter entfernt stand er; ein Gryffindor. Das war alles, was ich von weitem erkennen konnte. Er war dunkelhäutig und hatte längeres, schwarzes Haar. Und er winkte in meine Richtung. Dennoch fühlte ich mich nicht angesprochen. „He, hallo!“ Falls er doch mich meinte, so musste er mich verwechseln. Ich kannte ihn überhaupt nicht. Den Blick wandte ich wieder ab und konzentrierte mich auf meinen Weg zu Pflege magischer Geschöpfe. Eher unterbewusst vernahm ich die Schritte. Sehr bewusst nahm ich dafür die Hand kurze Zeit später auf meiner Schulter wahr. Erschrocken fuhr ich herum und begegnete einem lächelnden Gesicht. Der Gryffindor war tatsächlich zu mir gelaufen. „Ich bin Lee Jordan! Wie heißt du?“ Er war größer als ich und sah auch etwas älter aus. Da ich ihn nicht kannte, war er vermutlich ein oder zwei Stufen über mir. „Was willst du von mir?“, fragte ich und schob seine Hand unwirsch von meiner Schulter. Er strahlte mich weiterhin an. „Wie heißt du, kleiner Slytherin? Wenn du es mir nicht verrätst, muss ich dich weiterhin kleiner Slytherin nennen und nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen, gefällt dir das gar nicht.“ Für mich klang das wie eine überaus charmante Erpressung. Typisch Gryffindor also. „Zabini“, antwortete ich kurz angebunden und nahm mein Buch in die andere Hand. Dieser Kerl hatte Glück, dass ich grundsätzlich zu früh dran war, sonst wäre ich jetzt wegen ihm zu spät. Solche Dinge wie Unpünktlichkeit oder Unzuverlässigkeit konnte ich nicht leiden. „Jaja, das weiß ich. Du bist in Ronnies Stufe! Aber ich meinte deinen Vornamen. Den will ich wissen. Ich will dich nicht Zabini nennen, du bist ja nicht dein Vater“, erklärte Jordan mir mit fast faszinierender Ernsthaftigkeit und Geschwindigkeit. Ich hob eine Augenbraue. „Warum willst du mich überhaupt ansprechen?“ Darauf wusste das Plappermaul offensichtlich keine Antwort, denn er zuckte nur mit den Schultern und vergrub die Hände in den Taschen. „Wenn du mich dann in Ruhe lässt. Blaise.“ Es beunruhigte mich in nicht geringem Ausmaße, dass sein Gesicht urplötzlich aufleuchtete. „Okay, Blaise. Das ist aber ein schöner Name! Ich hab's ja schon gesagt, ich bin Lee. Freut mich dich kennenzulernen.“ Ich konnte nicht behaupten, dass es mich ebenfalls freute, also ließ ich es. „Und was willst du nun von mir?“ Jordans Grinsen wurde breiter. Es erschlug mich beinahe. „Nichts!“, erwiderte er unbekümmert und drehte sich ein wenig, um zwei Leuten, die gerade das Schloss verließen, zuzuwinken. Beide waren rothaarig, gleich groß und sahen exakt gleich aus. Er war also mit den Weasley-Zwillingen befreundet und vermutlich auch in deren Jahrgang zwei Stufen über meinem. „Du sahst von da hinten so einsam aus.“ Erneut lag seine Hand unerwartet auf meiner Schulter. Diesmal war ich von seiner Aussage zu geschockt, um sie augenblicklich wieder abzuschütteln. „Lächel mal.“ Er klopfte mir noch auf die Schulter, dann ließ er mich endlich los, winkte mir noch einmal zu – obwohl er direkt vor mir stand, was das Ganze etwas seltsam wirken ließ – und lief dann zu seinen Freunden davon. Obwohl dieser Vorfall an sich recht außergewöhnlich war, machte ich mir nicht lange Gedanken darüber. Diese Schule war außergewöhnlich und derartige Dingen passierten nicht nur mir häufiger. Obwohl diese spezielle Sache mir zuvor noch nicht passiert war und auch niemandem, zu dem ich Kontakt hatte. Während der Zwischenfall in der darauf folgenden Stunde Pflege Magischer Geschöpfe noch in meinen Gedanken präsent war, hatte ich ihn am nächsten Tag bereits wieder vergessen. Lee Jordan fand aber bald einen ähnlichen Weg, um sich in meine Gedanken zurück zu katapultieren. Ungefähr eine Woche später war ich gerade erst aufgestanden und auf den Weg zum Frühstück. Es würde ein langer Dienstag werden. Der Unterricht ging bis in den Nachmittag und anschließend hatte ich noch eine Menge Hausaufgaben vor mir. Alles, worauf ich mich freute, war das Ende dieses Tages oder besser noch dieser Woche. Plötzlich hörte ich eine nicht mehr ganz so unbekannte Stimme. „Hey Blaise!“ Jordan kam mir entgegen, doch zuvor hatte ich ihn nicht bemerkt. In der Hand hielt er mehrere Stücke Toast und eine Banane. Offensichtlich brachte er jemandem das Frühstück. Ich schwieg. „Ein Lächeln am Morgen ist die Sonne, die uns durch den Tag begleitet!“ Er blieb nicht stehen, als wir einander passierten. Doch er schenkte mir ein breites Lächeln und zwinkerte zusätzlich noch, ehe er aus meinem Blickfeld wieder verschwand. Doch auch das blieb nicht der letzte Zwischenfall mit Lee Jordan. Der einzige Unterschied war, dass er begann meine Gedanken nicht mehr zu verlassen. Plötzlich sah ich ihn überall. Auf den Quidditchrängen bei einem Spiel und in einem überfüllten Korridor. Auf dem Schulgelände oder in der großen Halle. War er schon immer da gewesen und mir nur nie aufgefallen? Und jedes Mal, wenn er mich passierte und wir alleine waren, sagte er irgendwas in dieser Richtung. Mittwochmittag, als ich auf dem Weg von Astronomie zu Verteidigung gegen die dunkeln Künste war. „Das Lächeln ist ein Licht, das sich im Fenster eines Gesichts zeigt.“ Samstaggmorgen, als ich wie viele andere und er offensichtlich auch auf dem Weg nach Hogsmeade war. „Ein Lächeln kostet nichts, also schenke es jedem.“ Mittwochnachmittag, als ich auf dem Weg zum Quidditchtraining war. „Ein Lächeln ist ein Licht, das Leben und Hoffnung sichtbar macht.“ Freitagagabend, als ich vom Abendessen zurück kehrte. „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.“ So ging es immer weiter. Meistens sagte er nicht mehr als seine Sprüche, aber immer lächelte er mich breit an. Doch nie antwortete ich ihm und nie lächelte ich, obwohl es das war, was er scheinbar von mir wollte. Ich sah keinen Grund dazu. Die Abstände zwischen den Tagen, an denen er auftauchte, wurden immer kürzer. Bald begegnete ich ihm jeden Tag. Es war ein Sonntag, als ich endlich genug hatte und beschloss, ihm zu antworten. Den ganzen Tag wartete ich darauf, dass Jordan von irgendwoher auftauchte. Ich suchte ihn nicht, sondern saß auf der großen Treppe in der Eingangshalle auf ener der untersten Stufen. Während ich wartete, hatte ich ein Buch in der Hand und las. Erst gegen Abend hörte ich wieder das, womit ich schon den ganzen Tag gerechnet hatte. „Ein Lächeln ist der Anfang von allem.“ Ich sah auf und wieder strahlte Jordans Lächeln mir entgegen. Er war schon dabei an mir vorbei die Treppe hinaufzugehen, als ich mein Buch neben mich legte, aufstand und ihn am Handgelenk festhielt. „Wer nach allen Seiten immer nur lächelt, bekommt nichts als Falten im Gesicht“, sagte ich. Er sah mich verständnislos und auch überrascht an. Ich seufzte und ließ ihn los. Er würde schon nicht gehen, während ich mit ihm sprach. „Verrat mir, was das eigentlich soll“, forderte ich ihn auf. „Lee Jordans hundert kleine Weisheiten über das Lächeln?“ Er lachte sorglos, obwohl ich das nicht als Scherz gemeint hatte. Ich fühlte mich veräppelt. „So in der Art kann man es nennen. Die Bezeichnung gefällt mir.“ Wie bei unserer ersten Begegnung zwinkerte er mir zu. „Die klaue ich dir vielleicht, Blaise.“ Das war mir so egal. „Was willst du von mir, Jordan?“ Er zuckte regelrecht zusammen, als er seinen Namen aus meinem Mund hörte. „Du darfst mich Lee nennen“, wies er mich sofort zurecht. „Und was ich von dir will? Das dürfte doch inzwischen klar geworden sein! Dabei hat Ron mir erzählt, du wärst einer der schlauen Jungs. Ich will ein Lächeln!“ Ohne ein Zögern legte er seine Zeigefinger an meine Mundwinkel und schob sie noch oben. Bevor ich noch seine Hand aus meinem Gesicht schlagen konnte, hatte er sie wieder entfernt. „Nein, so ist es nicht dasselbe. Lächle doch mal.“ „Ich sehe keinen Grund dazu.“ Jordan beugte sich zu mir vor, so dass sein Mund direkt neben meinem Ohr war. „Eben. Aber ich werde dir schon noch einen Grund geben, Blaise“, flüsterte er. Vielleicht irrte ich mich, aber es kam mir so vor, als würde er gerne meinen Vornamen sagen. Jedenfalls tat er das oft. Er stellte sich wieder gerade hin und lächelte mich schon wieder an. So oft hatte er mich nun schon angelächelt, dass ich es inzwischen auswendig kannte. Ich konnte es genau vor mir sehen, selbst wenn ich die Augen schloss. Penetranter Gryffindor. „Denn niemand verdient ein Lächeln mehr als, der anderen keins schenken kann.“ Jordan fuhr mir tatsächlich kurz durch die Haare, ehe er die Treppe hinauf- und außer Sicht joggte. Fassungslos sah ich ihm nach. Von da an veränderte sich wieder etwas. Jordan verschonte mich mit seinen Weisheiten, doch ich begegnete ihm immer noch so häufig wie zuvor. Waren wir beide alleine unterwegs, so wechselten wir tatsächlich ein paar Worte miteinander. Er war ein geselliger Mensch, wie ich inzwischen bemerkt hatte, doch trotzdem war er erstaunlich oft alleine im Schloss unterwegs. War einer von uns oder wir beide in Gesellschaft, so schnitt Jordan bei unseren Begegnungen nur Grimassen in meine Richtung. Am meisten tat er das beim Essen. Beinahe immer saßen wir so, dass wir einander sehen konnten. Ich hoffte bloß, dass dies von ihm beabsichtiger Zufall war. Bestimmt setzte ich mich nicht freiwillig mit dem Gesicht in seine Richtung! Oder hielt gar Ausschau nach ihm. Seine Grimassen sollten mich vermutlich zum Lächeln oder Lachen bringen. Ich musste zugeben, dass er einige Male kurz davor gewesen war mich zum Schmunzeln zu bringen. Allein aufgrund der unfassbaren Albernheit seiner Gesichtsausdrücke. Doch ich konnte mich jedes Mal zusammen reißen. Mehr noch erfuhr ich bei unseren kurzen Gesprächen – die, wie es mir schien, mit jedem Mal länger wurden. Jordan redete gerne und erzählte von sich. Obwohl er mich auch oft ausfragte, verriet ich im Gegenzug nicht unbedingt viel. Bald wusste ich, dass er Stadionsprecher bei den Quidditchspielen war. Wie hatte mir das vorher entgehen können? Er erzählte mir außerdem, dass er mit seiner Mutter alleine lebte, genau wie ich. Dass die Weasley-Zwillinge tatsächlich sein besten Freunde und rot und grün seine Lieblingsfarben waren. Dass er Zauberkunst am meisten mochte und den Flugunterricht aus der ersten Klasse vermisste. Ich erfuhr sogar, dass er im Schlaf redete, weil er es mir erzählte. Ich gewöhnte mich daran sowas wie einen Bekannten aus Gryffindor zu haben. Ändern konnte ich nichts daran, das hatte ich bereits begriffen. Er war ziemlich hartnäckig, das hatte ich bereits herausgefunden, ohne, dass er es mir hatte sagen müssen. Die Regelmäßigkeit unserer Gespräche wurde zu etwas Selbstverständlichem in meinem Alltag. Etwas, auf das ich mich stets verließ. Doch plötzlich war er fort. Von dem einen auf den anderen Tag sah ich ihn nicht mehr in den Korridoren und nicht mehr beim Essen. Auch draußen oder bei den Quidditchfeldern war er nicht. Ich hatte ihn nicht gesucht, dennoch wusste ich es. Zufällig war ich überall vorbei gekommen, wo wir uns vorher einmal gesehen hatten. Auch die Zwillinge waren plötzlich ohne ihn unterwegs. Dieser Zustand hielt vier Tage an. Vier Tage, in denen dieser penetrante Gryffindor namens Lee Jordan fast vollständig meine Gedanken einnahm. Und das, obwohl er nicht einmal da war! Oder eher deswegen. Ich fragte mich kontinuierlich, wo er war. Konnte er einfach so plötzlich die Schule gewechselt haben? Hatte er wegen irgendeines Vorfalls früher in die Ferien und somit nach Hause gedurft? Und warum informierte mich dieser Idiot nicht auf irgendeinem Wege? Nach ebenjenen vier Tagen hatte ich endlich den Entschluss gefasst, seine beiden besten Freunde zu fragen, wo Jordan war. Wenn sie es nicht wussten, dann niemand. Schließlich teilten sie auch einen Schlafsaal mit ihm. Wie genau ich das anstellen sollte ohne seltsam zu wirken war mir noch ein Rätsel, aber das würde ich schon noch herausfinden. Gerade betrat ich die Eingangshalle nach meiner letzten Stunde für heute; Kräuterkunde. Normalerweise würde ich jetzt essen gehen, doch ich hatte keinen Hunger. Vielleicht sollte ich trotzdem in die große Halle gehen. Falls ich die Zwillinge dort sehen sollte, versprach ich mir, würde ich sie danach abfangen und ausfragen. „Blaise!“ Und damit hatte mein Vorhaben sich in Luft aufgelöst. Hastig stolperte Lee Jordan die Treppe herunter und auf mich zu. Ich konnte nicht anders als auf den Verband zu starren, der um seine Stirn gewickelt war. Erst, als er vor mir stehen blieb und tief durchatmete, fiel mir auf, dass auch an seinem Handgelenk ein Verband war. Dieser war von durchgesickertem Blut rot. „Entschuldige, Entschuldige, es tut mir so Leid!“, begann Jordan. „Du hast dich bestimmt gewundert, wo ich bin! Ich hab 'ne Wette verloren und musste eins von Freds und Georges Experimenten ausprobieren. Das ist aber schief gegangen und in die Luft geflogen.“ Mit seiner verletzten Hand deutete er auf seine Stirn. Erst da fiel ihm das Blut auf. „Oh, der muss wohl noch mal gewechselt werden... Jedenfalls war ich im Krankenflügel und Madam Pomfrey wollte mich nicht rauslassen und ich konnte ja niemandem sagen, dass er dir Bescheid sagen soll, weil ich nicht will, dass jemand fragt, warum du informiert werden solltest, weil du das bestimmt nicht gut fändest, wenn ich jemandem erzähle, warum und- Ja. Jedenfalls. Es tut mir Leid!“ Was ich als Nächstes tat, überraschte mich mehr als ihn. „Schon gut, Lee.“ Ich lächelte. Obwohl wir uns noch schon länger näher kannten und uns oft unterhalten hatten, hatte ich nie gelächelt. Jordan – Lee? - schien sprachlos zu sein. Sekundenlang starrte er mich nur an, was mein Lächeln nur breiter werden ließ. Er amüsierte mich und vielleicht mischte sich auch ein wenig Erleichterung darunter, dass er wieder da war. „Du“, begann er und stockte. „Hast ein verdammt tolles Lächeln.“ Er trat einen Schritt auf mich zu und erwiderte dann mein Lächeln. Dumpf fragte ich mich, ob wir jetzt, wo er sein Ziel erreicht hatte, nicht mehr miteinander reden würden. Aber irgendwie glaubte ich das nicht. „Ich muss jetzt leider los, Blaise. Sonst sterbe ich vor Hunger! Und außerdem muss ich noch Strafarbeiten bei Professor McGonnogal abholen wegen des kleinen Zwischenfalls.“ Er zwinkerte mir zu – wie schaffte er es eigentlich immer, dass das bei ihm so natürlich aussah? Dann entfernte er sich ein paar Schritte von mir. „Danke für das Lächeln.“ Ich runzelte kurz die Stirn und beobachtete, wie er im Eingang zur Großen Halle verschwand. Kurz, bevor er ganz hineintrat, bleib er noch einmal stehen. Ich hob eine Augenbraue, als er sich umdrehte und mich noch einmal anstrahlte. „Oh und Blaise – eine von Lee Jordans hundert kleinen Weisheiten über das Lächeln habe ich noch für dich“, sagte er laut, so dass ich ihn gut verstand. „Ein Lächeln ist der Anfang der Liebe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)