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Abschied eines Waldgeistes.

Mido auf Reisen!
von

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Goodie: Wie wir uns kennenlernten.

Warnung: Anderer Point-Of-View als sonst. Dieses Kapitel ist viel mehr als Goodie gedacht und als Erfrischung vom ständigen Mido-Gegrummel. Habt viel Spaß beim Lesen!
 

Ihr Puppengesicht, das stets schläfrig anmutete, sagte mir am meisten zu. Gelangweilt sahen ihre großen Augen in die weite Welt, beobachteten genauer, als sie anmuten ließen. Was würde ich dafür geben, wenn sie mich nur einmal ansehen würde. Ich schob meinen Helm zu Recht und wandte meinen Blick von ihr ab, spürte meine Wange hochrot glühen. Ein gestandener Mann, der ein Mädchen beobachtete, das ihn immer wieder aufs Neue erröten ließ. Ich wusste alles über sie! Ich kannte ihren Namen, ihr Alter, ihre Lieblingsfarbe, was sie gerne aß, was sie auf die Palme brachte, dass sie bei der alten Hexe im Laden aushalf. Jenna – Ein wundervoller Name.

Doch meinen Namen kannte sie wohl nicht einmal.

Ich erinnerte mich an den letzten Sommer, als sie im Kleid vor dem Laden stand, im Korb einige Früchte, die Lippen leicht geöffnet und die Menschen beobachtend, so, wie sie es auch dieses Jahr tat, bevor sie in den Laden ging, und ihre Arbeit erledigte. Ich war nun 19. Ein Alter, in dem man nicht erwachsen war, aber sich vollkommen so fühlte. Nur mit dem Unterschied, dass wenige die Reife besaßen, dies von sich zu behaupten. Ich hingegen hielt mich für reif.

„Hubo, hast du das Mädel schon wieder angestarrt? Geh doch mal rüber. Seit Jahren dieselbe Leier.“, begann mein Kollege, lachte und stützte sich auf die Lanze, deren Spitze er in den Boden gerammt hatte. „Ganz schön blind bist du. Dich starrt sie doch genau so an.“

Ich sah zu ihm hinüber und schob das Visier hinauf, ehe ich besonnen, wie ich war, antwortete: „Erzähl keinen Unfug. Was soll ich schon bei einem Mädchen wie ihr, hm? Hast du sie dir mal angesehen?“.

Und er begann mich nachzuäffen, sprach zeitgleich was ich sprach.

„Diese Haare, diese Augen, diese Hände…“

Dann lachte er erneut und machte eine weitläufige Geste dafür, dass ich endlich zu ihr gehen sollte. Na, wenn er sich amüsierte. Ich würde mich jedenfalls nicht zum Deppen machen, indem ich zu ihr ging. Scheu blickte ich über meine Schulter, sie sah weg und wandte mir den Rücken zu, verschwand in dem Laden.

Wie lange richtete ich meine Augen schon nur auf sie?

Mein Brustkorb platzte, ich hatte das Gefühl, mein Herz würde sich weiten, und schrecklich warm wurde mir auch. Es schnürte mir die Kehle zu und ich verzog das Gesicht, holte tief Luft. Schrecklich. Warum musste ich mich nur immer in die unnahbaren und wunderschönen verlieben? Das war unfair. Ich sah noch einige Momente auf die Stelle, wo sie gestanden hatte und erblickte ihren Hut, der auf dem Boden lag. Sie musste ihn vergessen haben! Meine Chance! Es würde sicher nicht aufdringlich wirken, wenn ich ihn ihr zurückbrächte.

Es gab nur zwei Szenarien.

Das Erste war, dass ich ihr den Hut zurückbrächte und sie sich bei mir bedankte. Wir würden mit einander reden, sie würde sich in mich verlieben und wir würden heiraten und einen prächtigen Jungen zeugen!

Das Zweite war, dass sie mich, den Hut in der Hand, herausscheuchte und mir den Besen nachwarf. Irgendwie erschien mir diese Möglichkeit sehr viel nahe liegender. Ich wog ab, ehe ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

„Bring ihn ihr.“

„Aber…“

„Komm mir nicht wieder mit den Szenarien! Ich hab noch eins für dich: Was, wenn einfach gar nichts passiert?“, sagte mein Kollege mit etwas krächzender Stimme und sah mich aus kecken blauen Augen an. Ich senkte den Blick. Was für eine Überwindung!

„Wenn du es tust, spreche ich auch die Süße an, die dauernd bei diesem komischen Talon herumhängt.“ – „Du bist keine wirklich gute Partie, gegen jemanden, der eine Farm erben wird.“ – „Sei doch still und geh.“

Er schubste mich durch das Tor und ich sah erbost über die Schulter zu ihm.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Flink ging ich zu dem Hut, hob ihn hoch.

Ein wunderschöner, heller Sommerhut. Und er saß auf ihrem Kopf! Ich betrachtete ihn eingängig und fragte mich, ob es komisch wäre, wenn ich mal dran riechen würde, nur um zu wissen, wie ihr Haar duftete. Ich verwarf den Gedanken. Das wäre in der Öffentlichkeit vielleicht sogar für mich ein bisschen zu seltsam. Tief holte ich Luft, setzte mit größter Anstrengung einen Schritt vor den Anderen und hatte Angst, umzukippen. Ich stand vor der Tür und starrte sie an. Nur die Hand geben, an die Klinke legen, und den Hut zurück geben.

Das musste ich doch schaffen. Ich war Soldat!

Es wäre lächerlich, nun zurück zu schrecken.

Doch bevor ich eine Wahl hatte, öffnete sich die Tür und ein liebreizendes Geschöpf erschien vor mir. Unsere Blicke trafen sich und ich hatte das Glück, einen Helm zu tragen, denn so sah man nicht, dass mein Gesicht genau so rot war, wie ihre Wangen nun.
 

„Argh, Papa, ich will das nicht jedes Mal hören!“, sagte Gwen und warf den hölzernen Suppenlöffel nach mir. „Behalt das für dich!“ Ich hob den Löffel vom Boden auf und musste unweigerlich schmunzeln.

Es war vielleicht kein Junge geworden…

Aber perfekt war es trotzdem.



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