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The diary of Lucifers angel

Don't fight with an angel
von

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Kapitel 2: Wie ein Date?


 

Je näher du mir kommst, umso weiter weg möchte ich sein. Umso näher ich dir sein möchte, desto weiter weg bist du von mir.
 


 

Es war Freitagabend. Vor etwas mehr als einer Woche hatte ihn sein Schwarm ins Kino eingeladen. Morgen würden sie sich treffen.

Ob er aufgeregt war?

Nein. Im Moment dachte er da gar nicht so sehr dran.

Jetzt musste er sich erste einmal für die Arbeit fertig machen. Viel zu tun gab es nicht, da er seine Arbeitskleidung immer in einem Spint, der sich in dem Angestelltenraum des Café, in dem er tätig war, einschloss - außer er nahm sie mit, um sie zu waschen. Trotzdem wollte er sich etwas herrichten, da er nicht vor hatte zerlumpt dort anzukommen.

Wie sah das denn aus?

Unmöglich!
 

Ein gefühltes millionstes Mal überprüfte er seine Frisur.

Ja, er war, was diesen Punkt anging, schlimmer, als jede Frau, dies gab er auch zu. Aber anders, als die meisten Frauen, hatte er auch einen sehr guten Grund für dieses Verhalten.

Jenen wollte er aber niemanden erläutern. Akefia war der Einzige, der den Grund kannte, aber sie kannten sich ja auch schon eine Weile.

"Für wen machst du dich denn so hübsch?", wollte jemand hinter dem weißhaarigen Jungen wissen.

"Für niemanden! Ich gehe arbeiten, so wie das jetzt schon seit längerem mache", entgegnete der Angesprochene und ging an dem Größeren vorbei ohne ihn anzusehen.
 

Vom Badezimmer, das er noch eben benutzt hatte, kam man direkt in sein Schlafzimmer. Dort suchte er noch eine andere Hose heraus, da er vorhin feststellen musste, dass die, die er gerade trug, einen Fleck hatte.

Wo der wohl her kam?

Schnell zog er sich um. Die dreckige Hose warf er einfach auf den Boden. Er würde sich später darum kümmern.

Und, wer weiß, vielleicht würde sogar Aki das Teil aufheben und in den Wäschekorb werfen. Die Hoffnung starb ja bekanntlich zu letzt. Hier war es ähnlich, auch wenn die Hoffnung nur noch sehr klein war. Man würde wohl eine Lupe brauchen, um sie zu sehen - falls man sie überhaupt fand.

"Wann kommst du wieder?", fragte Akefia und warf sich gelangweilt auf das große Bett.

"So wie sonst auch", antwortete Ryô und wollte schon das Schlafzimmer verlassen, als ihn jemand daran hinderte.

Nein, niemand hielt ihn fest, es war eher das Geräusch eines Gegenstandes, der zu Boden fiel, das ihn am weiter gehen hinderte. Langsam drehte er sich um und holte dabei tief Luft. Ihm war bewusst, dass der andere genau dies wollte, aber was sollte er schon machen, wenn er jetzt nämlich einfach so gehen würde, würde das nur noch mehr zerstörte Gegenstände mit sich bringen.

Wieso konnte sich Akefia nicht seinem Alter entsprechend verhalten?

Wie ein trotziges Kleinkind saß jener auf dem Bett und starte den jüngeren Weißhaarigen beleidigt an. Der herunter gefallene Wecker lag zu seinen Füßen. Rasch schritt der Braunäugige zu dem kleinen Gerät, hob es auf, sah es sich an - anscheinend war alles in Ordnung - und stellte es an seinen alten Platz zurück.

"Hör zu, ich werde zwischen zwei Uhr und fünf Uhr wieder da sein. Während ich weg bin, wirst du keine Dummheiten anstellen, haben wir uns da verstanden?", fragte er gereizt.

"Ja, Mama. Ich werde brav um Zehn ins Bett gehen und davor Zähne putzen und ich werde natürlich auch keine Süßigkeiten naschen ", entgegnete Aki in einem kindlichen Ton.

Musste das jedes Mal sein?

Wie alt war der Kerl noch gleich?

Fünf?

"Süßigkeiten haben wir eh nicht mehr. Irgendjemand hat sich heimlich an ihnen zu schaffen gemacht."

Vielleicht würde er in einen dieser Vierundzwanzigstunden-Läden gehen und welche kaufen. So ganz ohne lebte es sich nicht sehr schön. Es könnte einen ja jeder Zeit ein Süßigkeitenheißhunger überkommen oder man versank in Depressionen oder Liebeskummer. Man musste zu jeder Zeit auf alles gefasst sein.
 

Seufzend verließ Ryô das Schlafzimmer und zog sich an der Wohnungstür die alten blau-weißen Straßenschuhe an.

"Ich gehe jetzt, Akefia. Bis später!"

Damit machte er sich auf den Weg zur Arbeit. Da Aki daheim war, sperrte er nicht ab. Sollte der Ältere die Wohnung verlassen, so würde jener absperren. Einen Schlüssel besaß dieser ja.
 

Mit schnellen Schritten begab sich der weißhaarige Oberschüler zur nächsten Bushaltestelle, die, wenn er normal ging, ungefähr zehn Minuten von dem Hochhaus, in dem er wohnte, entfernt lag. Mit dem Bus musste er dann bis zur Endstation fahren, was ungefähr eine halbe Stunde dauerte. Freitagabend war immer sehr viel auf den Straßen los. Von der Busstation würde er dann noch einen Fußweg von fünfzehn Minuten zurücklegen. Er brauchte also fast eine ganze Stunde, wenn er zur Arbeit wollte. Dem war er sich aber bewusst gewesen, als er sich die Stelle heraus gesucht hatte. Innerhalb einer Stunde konnte man über viele Dinge nachdenken und das nutzte er auch gerne. Die seltsamen Blicke der anderen Menschen nahm er schon gar nicht mehr wahr. Er fragte sich auch nicht mehr, warum sie ihn so ansahen. In Tokyo, zum Beispiel, liefen Leute herum, die noch merkwürdiger aussahen.

Anfangs hatte er es auf seine ungewöhnliche Haarfarbe geschoben, immerhin hatte man ihn schon als kleines Kind deswegen geärgert und schief angesehen, aber inzwischen konnte er sich das nicht mehr einreden. Weiße Haare waren selten, aber selbst hier in diesem kleinen Städtchen war er nicht der Einzige, der solch eine Haarfarbe hatte und er wollte jetzt keine Anspielung auf Bakura machen. In dem Stadtteil, in dem er arbeitete, sah ihn dann kaum noch einer an. Wobei, man sah ihn an, aber bei diesen Personen wusste er genau, warum sie ihn ansahen und er musste sagen, es gefiel ihm nicht. Zwar erfreute es ihn ein wenig, wenn er durch die Fußgängerzone ging und er hörte, wie das ein oder andere Mädchen sich zu ihm umdrehte und mit ihrer Freundin dann über ihn sprach, doch es gab auch aufdringliche Persönlichkeiten, die meinten, sie müssten ihn ansprechen.

Zum Glück passierte dies nicht allzu oft. Die meisten hatten sich netterweise auch immer verdrückt, wenn er deutlich zu verstehen geben hatte, dass er keine Lust auf eine neue Bekanntschaften hatte.
 

*
 

Murrend quälte sich der weißhaarige Junge aus seinem warmen, weichen Bett. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er Heim gekommen war. Es musste ziemlich spät beziehungsweise früh gewesen sein.

Ein starker Arm hatte sich um ihn gelegt und behinderte ihn erst beim Aufstehen, nachdem dieser aber zur Seite geschoben war, war auch das kein Problem mehr. Akefia, der der Besitzer des Armes war, murmelte nur irgendwas Unverständliches und drehte sich um.

"Ich wünsche dir, auch einen guten Vormittag", flüsterte Ryô und verschwand ins angrenzende Badezimmer.

Wenn er rechtzeitig zu seinem Treffen mit Marik wollte, musste er kurz vor eins los gehen. Bis zum Einkaufzentrum brauchte er ebenfalls eine gute Stunde. Sofern nicht allzu viel los war. Aber er brauchte sich eh nicht sorgen. Marik würde so und so frühestens eine Viertelstunde vor Filmbeginn da sein, als konnte er ruhig ein bisschen später kommen. Auch wenn ihn das schon ärgern würde, denn er hatte ja betont, dass er pünktlich sein würde. Nun gut, noch war es ja nicht zu spät.

Auch wenn seine Sicht noch nicht ganz klar war, was wohl daran lag, dass er nicht besonders viel Schlaf abbekommen hatte, schaffte er es unverletzt unter die Dusch zu kommen. Er roch nach Rauch. Eigentlich war das Rauchen in dem kleinen, versteckten Café verboten, aber diese nächtliche Kundschaft hielt davon nicht viel. Eigentlich hätte sich jemand darum gekümmert, aber sie waren eh schon unterbesetzt und es gab viel zu tun, da konnte man auch mal ein Auge zudrücken. Vielleicht hatte auch keiner etwas gesagt, weil die Situation beim letzten Mal für den ein oder anderen mit einer blutigen Nase geendet hatte. Wäre einer der älteren Kellner nicht eingeschritten, wäre wohl mehr passiert.

An dieser Stelle sollte man erwähnen, dass Ryô zwar an sich recht zufrieden mit seinem Job war, aber sich eigentlich einen anderen Nebenjob gewünscht hatte. Nun gut, er war damals der Meinung gewesen, dass es egal sei was er tat, die Hauptsache war, dass er sich sein eigenes Geld verdiente. Außerdem hatte er so einige sehr interessante Menschen kennengelernt. Der Kellner, der die Gäste damals aus dem Café "begleitet" hatte, war einer von ihnen. Jetzt durfte man sich aber keinen Mann mittleren Alters vor sich sehen, sondern einen jungen Erwachsenen, der fast zwei Meter groß war, kupferfarbenes Haar hatte und auf den ersten Blick einschüchternd wirkte. Ryô musste gestehen, dass er sich bei der ersten Begegnung mit jenem etwas erschrocken hatte, aber nach dem ersten Schock hatte er sich super mit dem anderen verstanden. Der andere war aber auch eine unheimlich nette Persönlichkeit.
 

Stumm wusch er sich. Er war nicht der Typ er beim Duschen irgendwelche Lieder sang, die dann sowieso vollkommen falsch waren. Ihm fiel nämlich nie der Text ein, wenn er singen wollte und nebenher grölen, wenn das Lied lief wollte er auch nicht. Schöne Lieder sollte man nicht mit einer grausamen Stimme versauen, dass gehörte sich nicht. Außerdem schief Akefia noch.

Warum lag der Kerl überhaupt unerlaubterweise in seinem Bett?

Eigentlich hatte er nichts dagegen, wenn der andere sich zu ihm legte, aber er wollte zumindest vorher gefragt werden!

Warum war er in letzter Zeit so gereizt?
 

Fertig geduscht begab er sich zurück in sein Zimmer, um sich anzuziehen. Mittlerweile war der ältere Weißhaarige aufgewacht. Verschlafen rieb jener sich den Schlaf aus den Augen.

"Morgen, Ryô", grüßte er mit leiser Stimme, als er den Kleineren erblickte.

"Morgen."

Ein lautes Gähnen folgte.

"Warum bist du schon auf?", wollte Aki wissen, nach dem er sich mehr schlecht als recht aus dem Bett befördert hatte.

Er war einfach noch viel zu müde, aber das Geräusch von fließendem Wasser, hatte ihn geweckt. Ryô hatte vergessen die Badezimmertür zu schließen. Das kam nur selten vor.

Eigentlich könnte er sich ja jetzt wieder schlafen legen, aber irgendwie hatte er gerade keine Lust dazu. Was wahrscheinlich an dem Braunäugigen lag, der recht ratlos vor seinem Kleiderschrank stand und überlegte, was er nun anziehen sollte. Inzwischen trug er eine Unterhose.

"Ich treffe mich heute mit Marik, schon vergessen?", antwortete der Gefragte und zog eine verwaschene, blaue Hose aus dem Schrank.

Akefia murmelte irgendwas vor sich hin. Ihm gefiel das ganz und gar nicht. Nicht nur, dass sein kleines Krümelchen schon seit längerem so mies Gelaunt war, nein, jetzt kam da auch noch so ein Trottel daher und meinte, die Aufmerksamkeit des Kleineren für sich zu beanspruchen. Eine ungeheure Unverschämtheit!

"Ich weiß schon, dass dir das nicht passt, aber es interessiert mich nicht. Finde dich damit ab, dass ich mich auch mal mit anderen Personen abgebe. Wer weiß, vielleicht wird es ja so ätzend, dass ich beschließe nicht mehr mit Marik weg zu gehen. Im Übrigen habe ich Süßigkeiten auf dem Heimweg gekauft, sie liegen noch auf dem Küchentisch, sei bitte so gut und räume sie weg", meinte Ryô nur gelassen und fischte ein weißes Oberteil heraus. Fehlten noch Socken.

Sollte er eine Jacke anziehen?

Es sah nicht nach Regen aus und windig schien es auch nicht zu sein.

"Ist ja gut, ich sage ja schon nichts mehr. Ich fühle mich nur vernachlässigt. In letzter Zeit bist du so abweisend mit gegenüber. Wenn ich was falsch gemacht habe, dann sage es doch einfach."

Erstaunt sah der jüngere Weißhaarige zu dem anderen. Er hätte nie gedacht, dass der andere so, nun ja, vernünftig sein konnte.

Hatte er irgendwas verpasst?

Seufzend ließ sich der Schüler auf das weiche Bett fallen. Socken anziehen war im Stehen nicht so prickelnd.

"Was haltest du davon, wenn wir morgen den Tag mit fernsehen verbringen. Nur du und ich. Und was meine miese Laune angeht, da muss ich selbst erst einmal drauf kommen. Aber ich bin mir sicher, wenn ich einmal in eine nicht zugemüllte Wohnung kommen würde, würde das meine Laune erheblich steigern."

Das mit der Wohnung war ihm ganz spontan eingefallen. Wer weiß, vielleicht verstand Akefia ja den berühmt berüchtigten Wink mit dem Zaunpfahl und würde die Wohnung nicht in eine Müllhalde verwandeln. Möglicherweise könnte er sogar auf den Gedanken kommen, die einzelnen Räume etwas aufzuräumen.
 

Prüfend wanderte Ryôs Blick zu seinem Wecker. Er musste sich allmählich auf den Weg machen, wenn er nicht zu spät sein wollte. Seine Haare musste er ja auch noch föhnen. Schnell ging er ins Badezimmer und kramte den Föhn heraus. Akefia hatte sich auf den Badeannenrand gesetzt und sah dem anderen schweigend zu.

Das Angebot des anderen klang nicht schlecht und Ryôs Anspielen war ihm auch nicht entgangen. Eventuell sollte er sich mal nützlich machen, immerhin hatte der Kleine scheinbar sehr viel Stress. Zumindest wirkte er gestresst.

Warum fiel ihm das jetzt erst ein?

Er sollte definitiv besser auf sein Krümelchen achten!

Nach dem jener fertig war mit föhnen erhob er seine Stimme: "Ich nehme dein Angebot an."

Verwundert wurde er angesehen.

"Ich habe gerade keine Ahnung, um was es geht, aber ich schätze mal, dass ich den Sinn später verstehen werde. So, ich muss jetzt los."

"Ich meinte, dein Angebot, dass wir den Sonntag zusammen verbringen."

Damit war alles geklärt.

Ryô zog sich seine alten, blau-weißen Schuhe an, legte sich die blaue Weste um und schnappte sich seine schwarze Umhängetasche, dann verließ er das Haus.
 

*
 

Kurz vor vierzehn Uhr kam der weißhaarige Oberschüler an dem vereinbarten Treffpunkt an. Wie vermutet, war Marik noch nicht da.

Da er davon ausging, dass jener auch nicht in den nächsten paar Minuten kam, setzte er sich auf eine der leeren Holzbänke und wartete dort auf den anderen Jungen. In seiner Umhängetasche befanden sich seine beiden Brillen - ja, er besaß zwei Stück -, sein Geldbeutel, sein Handy und das schwarze Buch, welches er auf der Busfahrt gelesen hatte. Im Moment hatte er keine Lust weiter zu lesen.

Marik hatte ihm seine Handynummer gegeben beziehungsweise aufgezwungen. Natürlich war es sinnvoll gewesen, die Nummer des anderen zu haben, immerhin könnte ja etwas dazwischen kommen. Bakura hatte sich kurzerhand dazu geschaltet und ebenfalls seine Nummer in das verkratzte, hellblaue Handy eingetippt und natürlich auch nach Ryôs Nummer verlangt. An sich störte es ihn nicht, aber er hatte sich in diesem Augenblick so gezwungen gefühlt.
 

Um viertel nach zwei Uhr kam Marik ebenfalls am Treffprunkt an.

"So, da bin ich. Zwar nicht ganz pünktlich, aber mir sind ein paar Dinge in die Quere gekommen", meinte jener nur.

"Schon gut. Lass uns jetzt lieber rein gehen."

Gemeinsam betraten sie das große Kino. Marik ließ es sich nicht nehmen, das Popcorn und die Getränke zu zahlen, auch wenn Ryô dagegen protestiert hatte. Immerhin hatte der Ägypter bereits die Karten gekauft, es wäre also nur fair gewesen, wenn er nun für die Versorgung aufkommen würde. Aber nein, der andere bestand ja darauf, alles zu bezahlen.

Nun saßen sie also im Vorstellungssaal. Ryô war mit einer Popcorntüte bewaffnet auf seinem Platz, das Getränk stand neben ihn. Netterweise hatte Marik zwei Getränke gekauft. Scheinbar war sich jener bewusst gewesen, dass ein gemeinsames Getränk zu weit ging.

Der Hellblonde saß neben ihn. Er hatte seine linke Hand auf die Armlehne gelegt und stütze seinen Kopf mit der rechten ab. Er war immer noch misstrauisch, was den Film an ging.

"Sag mal, Ryô, möchtest du nicht deinen Pony aus dem Gesicht nehmen?", fragte Marik, während der Vorspann vor sich hin dudelte.

"Nein, warum denn? Ich sehe auch so sehr gut. Stört er dich?"

"Ja."

"Warum?"

"Weil ich, wenn er dir so im Gesicht hängt, deine Augen nicht sehen kann."

Gutes Argument, aber kein Grund sich die Haare aus dem Gesicht zu nehmen - zumindest nicht für Ryô.

"Sie sind braun, wenn du das wissen möchtest."

Die Stimme des Weißhaarigen klang mit einem Mal gereizt.

"Warum so gereizt? Habe ich etwas Falsches gesagt?"

"Nein, ich bin nur in letzter Zeit ein bisschen schlecht drauf. Das hat aber nichts mit dir zu tun. Vergiss es einfach wieder, in Ordnung?"

"Wenn du meinst."

Damit war das Gespräch beendet und die beiden konzentrierten sich auf den Film, der soeben angefangen hatte.
 

Während der Vorstellung berührten sich Ryôs und Mariks Hand des Öfteren, da sie sich die große Popcorntüte teilten und somit war dies unvermeidlich.

Dem Jüngeren war das aber trotzdem mehr als unangenehm.

Zum Glück war der Film so spannend, dass er sich mehr auf diesen konzentrierte. Ab und zu sah er seinem Sitznachbarn, der sich inzwischen etwas mehr für das Geschehen, das sich auf der Leinwand vor ihm bot, übrig zu haben schien. Diese Tatsache erfreute ihn sehr. Wer weiß, vielleicht würde der andere doch noch Gefallen an alle dem finden.

Dass der andere auch von Zeit zu Zeit zu ihm sah, bemerkte er nicht.
 

Gute zwei Stunden später war der Film zu Ende und die beiden Oberschüler verließen den Kinosaal. Ryô war zufrieden, aber müde. Die lange Zeit in der Dunkelheit hatte ihn ein wenig schläfrig gemacht. Marik schien es ähnlich zu gehen. Jener gähnte herzhaft und strecke sich ausgiebig, als sie sich vor dem Einkaufzentrum, in dem sich das Kino lag, befanden.

"Und, noch Lust mit mir durch die Stadt zu laufen?", fragte der ältere Junge mit den fliederfarbenen Augen.

Eine Weile überlegte der Gefragte, obwohl er die Antworte eigentlich schon wusste.

"Ja, warum nicht. Hast du schon ein bestimmtes Ziel oder bist du mehr auf Spontanität aus?"

"Ein konkretes Ziel habe ich zwar nicht, aber ich würde gerne weg von diesen ganzen Modehäusern."

In der Stadt gab es zwei Viertel. In dem einen befanden sich mehr die Boutiquen, Juweliere und Konsorten, während in dem anderen Viertel eher die Spielhallen und deren Freunde zu finden waren.

Natürlich fand man in den beiden Vierteln auch Geschäfte, welche sich überwiegend im anderen Teil der Stadt befanden, aber sie waren eher selten, daher auch die Aufteilung.
 

Gemütlich liefen die beiden durch die Fußgängerzone. Keiner von ihnen sagte etwas. Klar, sie hätten über den Film reden können, aber irgendwie fiel keinem von ihnen so wirklich dazu etwas ein. Marik war zu stur, um zu zugeben, dass der "Käse" doch recht gut war und Ryô wollte die Stimmung nicht vermiesen. Er ging nämlich davon aus, dass es dem anderen doch nicht gefallen hatte, so wie jener drein Blicke, war er sehr gelangweilt von dem Gesehenen.

Ihren ersten Stopp legten die beiden Jugendlichen bei einem Spieleladen ein. Dort gab es von Kartenspielen über Brettspiele bis hin zu Videospielen alles, was das Teenagerherz begehrte.

Hier fanden die beiden auch eine erste Gemeinsamkeit - ihr auffälliges Äußeres zählte nicht wirklich als Gemeinsamkeit -, denn beide mochten Spiele unheimlich gerne. Während Marik vor allem Konsolenspiele "zockte", war es dem Braunäugigen ziemlich egal, was für eine Art von Spiel es war, solange es Spaß machte.

Gerade unterhielten sie sich über eines der neuen Spiele, welches im alten Ägypten spielte, als sich jemand an Ryô heran schlich, um ihn von hinten in den Arm zu nehmen.

Wurde das jetzt zum neuen Trendsport?

Flink entschwand der Weißhaarige der Umarmung und wandte sich zu dem Täter, welcher zur Abwechslung mal nicht Akefia war.

Mit einem leicht verwunderten Gesichtsausdruck sah ein ebenfalls weißhaariger Junge mit braunen Augen zu den beiden anderen Jugendlichen.

"Was machst du hier, Bakura?", wollte Marik genervt wissen.

Anscheinend schien der Neuankömmling den Hellblonden zu nerven.

"Ich sehe mich hier ein wenig um. Da du ja keine Zeit für mich hast, da du ja ein Date mit dem Kleinen da hast, dachte ich mir, ich durchwühle mal die ganzen Spieleläden hier. Das ich euch beide hier treffe ist also reiner Zufall", erklärte Bakura mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

"Und warum nervst du jetzt, wenn du weißt, dass ich ein Date mit Ryô habe?"

Falscher Film!

Dem jüngsten der dreien gefiel das hier ganz und gar nicht.

Das hier war kein Date!

Gut, sie waren ins Kino gegangen, aber das hieß noch lange nichts. Außerdem waren sein Schwarm und er beide männlich und - das war kein Grund, warum das hier kein Date sein sollte.

Er musste jetzt einschreiten, sonst endete das nur in einer Katastrophe.

"Eizô, das hier ist kein Date. Kyôji und ich waren nur gemeinsam im Kino und jetzt gehen wir durch die Stadt."

Jetzt, da er es aussprech, klang es seltsam.

"Ach so, na dann", meinte Bakura nur.

Sein Grinsen wurde eine Spur breiter.

"Wenn das so ist, werdet ihr doch sicherlich nichts dagegen haben, wenn ich euch ab jetzt begleite?", fragte er so gleich.

"Also mich stört es nicht."

Erwartungsvoll sahen die beiden Weißhaarigen zu dem dritten im Bunde, welcher eigentlich keine große Wahl hatte und ebenfalls zustimmte.
 

Zu dritt setzten sie ihren Weg also fort. Da Bakura geäußert hatte, dass er hungrig wäre, war ihr nächstes Ziel eins der vielen Fast-Food-Restaurants.

Dort angekommen suchten sie sich einen Platz am Fenster. Leute beobachten, während man auf die Bestellung wartete, war eine sehr interessante Beschäftigung - fand Ryô zumindest. Die anderen beiden sahen das anders und redeten lieber, wobei das eher ein anknurren war.

Was bei denen wohl kaputt gegangen war?

Wollte man es überhaupt wissen?

Wohl eher nicht.

Der Anstarrwettbewerb, der dadurch zwischen den beiden Freuden entstanden war, wurde nur durch die Bedienung, die das Essen brachte, kurzzeitig unterbrochen.

Und wurde dann solange weiter geführt, bis Ryô das Wort ergriff: "Könntet ihr beide bitte mit diesem lächerlichen Verhalten aufhören?"

Augenblicklich war Schluss mit dem Angeknurre.

Ging doch!

Warum nicht gleich so?

Dann wurde schweigend weiter gegessen.

Nun ja, mehr oder weniger. Marik misshandelte seine Pommes mehr, als das er sie aß, Bakura sah die meiste Zeit zu Ryô und grinste dabei, wie ein Verrückter vor sich hin und Ryô versuchte das alles so gut es ging zu ignorieren.

Das alles hatte doch so schön angefangen.
 

"Sag mal, Eizô, warum grinst du mich die ganze Zeit so an?", wagte der jüngere Weißhaarige nach einigen Minuten dann doch zu fragen.

"Ach, nur so. Ich wunder mich nur, wie ich auf die Idee gekommen bin, dass ihr ein Date haben könntet."

"Wieso?"

"Nun ja, falls es eines sein sollte, dann hättest du dich doch etwas hergerichtet, aber mir scheint eher, dass du keinen Gedanken daran verschwendet hast, dich für Marik hübsch zu machen. Dabei hat er sich das doch so sehr gewünscht."

Interessant.

Marik hatte sich also gewünscht, dass er sich für ihn zu Recht machte.

Wahrlich sehr interessant.

"Verstehe."

Nun gut, eigentlich hatte er nicht wirklich verstanden, was der andere ihm sagen wollte, aber das musste ja niemand wissen, oder?
 

Am frühen Abend verließen die Jugendlichen die Stadt. Bis zur Schule, die ungefähr eine Viertelstunde von der Innenstadt entfernt lag, hatten sie alle denselben Weg nach Hause. Dort verabschiedete sich Bakura. Mit einem für Ryô undefinierbaren Lächeln wurde jener von seinem etwas größeren Spielbild, wenn man das so sagen konnte, sie sahen sich immerhin doch schon sehr ähnlich, in den Arm genommen - es musste wirklich eine neue Sportart sein - und bekam sogar einen Abschiedsbussi auf die Stirn gedrückt.

Und schon wieder der falsche Film!

Marik bekam nur ein Schulterklopfen.

"Bis Montag dann, ihr beiden!", rief der frech grinsende Oberschüler den beiden noch zu, als er einige Meter entfernt war.

Diesen Kerl musst man nicht verstehen, oder?

Hoffentlich nicht, denn wenn doch, dann hatte Ryô die berühmte "Arschkarte" gezogen. Er begriff überhaupt nichts.

"Vergiss den Trottel einfach, der hat wahrscheinlich was falsches Gegessen", kommentierte der junge Ägypter das Verhalten seines langjährigen besten Freundes.

Was falsches Essen so alles anrichten konnte - erstaunlich!

"Schon gut", meinte Ryô nur schlicht.

Marik brauchte sich nicht für das durchaus fragwürdige Benehmen des anderen entschuldigen, falls man seine Aussage, als Entschuldigung ansehen konnte.
 

Gerade als sich der Braunäugige verabschieden wollte, schlug sein Schwarm vor, ihn nach Hause zu begleiten.

"Lass mal, das wäre ein totaler Umweg für dich", versuchte der Gefragte das gut gemeinte Angebot abzulehnen, aber erfolglos.

"Quatsch mit Soße. Ich bin alt genug, um auf mich selbst auf zu passen, was man von dir nicht behaupten kann."

Wie bitte?

Es mag zwar wahr sein, dass er recht feminine Züge hatte, aber das hieß noch lange nicht, dass er nicht auf sich selbst aufpassen konnte.

Unverschämtheit.

Beleidigt sah er zu dem Älteren hoch.

"Ich kann sehr wohl selbst auf mich aufpassen!"

Wenn er es nicht könnte, würde er Akefia gar nicht überleben. Aber davon konnte der andere ja nichts wissen. Am besten sie brachten diesen eigentlich doch recht schönen Tag zu einem Ende, bevor die schönen Dinge durch einen unnötigen Streit überschattet werden würden.

"Reg' dich doch nicht gleich so auf. Ich habe es schließlich nur gut gemeint. Und jetzt komm, ich bring dich Heim, ob du willst oder nicht."

Warum dachte der andere eigentlich, dass er das Sagen hatte?

Gehörte das etwa auch zu den Dingen, wie das unsichtbare "Free Hug"-Schild, welches er wohl unbewusst seit längerem mit sich führte und Leute dazu veranlasste ihn in den Arm zu nehmen?

Die Rede war hier von Umarmungen, die nicht von Aki durchgeführt wurden, sondern von allen möglichen Leuten. Ihn hatte letzten Mittwoch wirklich irgendein wildfremdes Mädchen umarmt.

Wie sollte man das verstehen?

Er war an dieser Stelle überfragt gewesen.

Und im Moment war er es auch.

Wieso glaube der andere um Himmels Willen, dass er das Kommando hatte?

Und warum, war er schon wieder so gereizt?

Lag es an den Hormonen?

"Kommst du jetzt oder bist du da festgewachsen?"

"Hetz' mich nicht!"
 

Und so liefen die beiden mal wieder schweigend nebeneinander.

Was gab es schöneres?

Vor dem Hochhaus, in dem die Wohnung des Weißhaarigen lag, machten die beiden halt.

Sollte er Marik fragen, ob er mit nach oben wollte?

Warum eigentlich, er hatte doch erst nicht gewollt, dass der andere ihn nach Hause brachte, also wäre es nicht sehr logisch, wenn er jenen nun mit nach oben nehmen würde, oder?

Unsicher sah er zu seiner Begleitung: "Bist du mir jetzt böse, wenn ich dich nicht frage, ob du noch mit nach oben willst, oder?"

Er klang, wie ein verliebtes Schulmädchen. Das sollte er schnell ändern, man könnte ja sonst was denken.

"Schon gut, ich bin dir nicht böse. Ist immerhin deine Wohnung."

Ohne Vorwarnung wurde Ryô mal wieder in eine Umarmung gezogen.

Hatte das denn nie ein Ende?

Jedenfalls war dem kleineren der beiden das alles total unangenehm und er versucht den anderen von sich zu drücken.

Er war nicht wirklich erfolgreich. Viel eher wurde nur noch fest gedrückt.

Luft!

Gott, warum musste der andere ihm so nahe sein?

Ryô wollte weg. Er wollte nur noch weg. Die Nähe des anderen war ihm gerade irgendwie zu viel. Sie kannten sich doch kaum!

"Kyôji, lass mich bitte los", bat der Braunäugige.

Zuerst geschah nichts, doch dann lockerte sich der Griff des anderen ein wenig.

"Gute Nacht, Ryô", flüsterte Marik ihm ins Ohr und gab ihm einen leichten Abschiedskuss auf die Wange ehe der ältere Oberschüler vollständig von dem Kleineren los ließ und verschwand.

Verwirrt sah jener nach eine Weile blöd in der Gegend umher bis er sich umdrehte und zum Aufzug ging, um endlich zu seiner Wohnung, in der Akefia auf ihn wartete, zu gelangen. Mehr als einmal fuhr er, während der Aufzug sich nach oben bewegte, mit der Handrückseite über die Wange, auf die Marik ihn geküsst hatte.

Was sollte er nun davon halten?
 


 

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So, neues Kapitel vollbracht.

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich zum Zeitpunkt, als ich dies alles schrieb, stark übermüdet war und auch beim Durchlesen nicht sehr ausgeschlafen war. Wer also Fehler findet, darf sie mir gerne wieder geben.
 

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Einige Stellen sind mir so spontan eingefallen, dass es mich selbst gewundert hat, dass sie da sind. Jeden Fall würde ich mich, wie immer, über ehrlich gemeintes Feedback freuen.
 

Mvlg

Die Autorin



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mimmy-chan
2011-08-15T19:40:45+00:00 15.08.2011 21:40
Yeah! Ich glaub's ja nicht. ERSTE *wahahaha*
Wer ist hier 'ne lahme Ente? *grins*


Das Kapitel war wie das davor total super!!! o(>//<)d
Also, ich, als Ryou, wüsste gar nicht mehr für welchen der drei Jungs ich mich entscheiden sollte. *kyaa*

Zu aller erst einmal wäre da Akefia:
Seine anhängliche Art und das stetige Bemühen um Ryous Aufmerksamkeit ist einfach nur zuckersüß. Außerdem scheint ihm sein 'Krümelchen' (Der Spitznahme ist genial. Hab mich weggehauen als er das erste mal auftauchte. XDDDD ) wirklich sehr wichtig zu sein. *kicher*
Im Gegensatz zum Rest der Welt hat er den Vorteil, dass er fast schon mit ryou zusammen wohnt und diesen auch ganz gut zu kennen scheint. <3 Diese WG ... oder wie man es auch immer nennen will ist eine klasse Idee gewesen. *hihi* Am besten gefällt mir allerdings, dass Akefia sich einfach so in Ryous Bett schleichen darf. *harhar* Obwohl ... die aufkommende Eifersucht auf Marik seinerseits ist auch hoch im Kurs.

Desweiteren natürlich Marik:
War klar, dass er zu spät kommt. Etwas anders passt gar nicht. XDD Ist wirklich nett von ihm, dass er Ryou den Kinobesuch spendiert. Aber immerhin will er den Albino auch erobern.
(Obwohl er das ja längst schon hat. Schade, dass du das nicht weiß Marik. XDDD Ryou kann das aber auch ganz genial verbergen. (ö.ö) Wie ein Anbu aus Naruto, der sein Gesicht unter einer maske versteckt.)
Ei, ei, ei armer Marik. Ryou hat sich nicht einmal für ihn hübsch gemacht. XDD Als Bakura genau diese Tatsache anspricht, sind Ryous Gedanken dazu sooo witzig. X'3
Herrlich, wie Marik besteht den kleinen Albino nach hause zu bringen. Jaha was ein Mann sein will muss sich auch mal durchsetzten können. *griiins* Trotzdem fand ich es cool, dass Ryou nicht einfach nur ängstlich genickt hat, sondern sogar protest an den Tag legt. X3 Sehr taff!!!
ER HAT RYOU EINEN KUSS AUF DIE WANGE GEGEBEN!!! o(°///°)d

And last but not least Bakura:
Er taucht ganz 'zufällig' auf. Ja, ja, wer's glaubt. XDDD
Allein schon die Art WIE er erscheint, fand ich super. *kyaaa* Tendershipping! *mauz* ... *räusper' Sorry. >//<
Mir schleicht sich die Frage in den Sinn, warum der größere der Albinos so verdächtig grinst. Und warum um Gottes willen ist er so verdammt an Ryou interessiert, dass er schadenfroh sein kann, weil dieser sich nicht für Mariku hübsch gemacht hat. *grins*
Der Anstarrwettbewerb war super. XDDD Warum Bakura die zwei wohl unbedingt stören wollte?
Am schönsten war aber die Verabschiedung. (°///°)
Er hat Ryou wieder umarmt UND EINEN KUSS AUF DIE STIRN GEGEBEN!!! *freu*

Jei, Ryou hat ein 'Free hug' Schild umhängen. XDDD Ich will auch mal! *Ryou knuddel*

Bitte schreib schnell weiter. o(>//<)o
Das hier ist eindeutig meine liebster FF von dir. *hihi*

chuchu Mimmy-chan


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