Ich kenne dich besser als du denkst
Die Sonne ging gerade auf, weshalb der Himmel zartrosa war.
Der leichte Wind ließ die Blätter der Bäume rauschen.
Gin saß am Teich und betrachtete die Fische, wie sie sich um ihr Futter stritten.
Früher hatte er oft hier gesessen. Das war immer sein Moment Ruhe gewesen der ihn vergönnt war.
Nicht, dass er nicht auch tagsüber Ruhe gehabt hätte, er hätte nur danach fragen müssen. Doch diese Momente am Teich waren die ruhigsten und entspannendsten des ganzen Tages.
Hier konnte Gin nachdenken ohne gestört zu werden.
Es fühlte sich jedoch immernoch ungewohnt an wieder der 3. Division anzugehören.
Mittlerweile war er seit einer Woche wieder dabei.
Doch wie er nun einmal war konnte er sich einfach nicht ruhig verhalten.
Am zweiten Tag sollte er ein paar wichtige Dokumente zur 6. bringen.
Dort war ihm aufgefallen, dass die meisten der 6. mit dem Ernten der Kirschen beschäftigt waren, denn wie allgemein bekannt war hatte Byakuya eine Menge Kirschbäume auf dem Gelände der 6.Division stehen.
Jetzt war also wieder die Zeit gekommen, wo die Shinigami Uniformen der 6. Division voller Kirschsaft waren.
Gin hatte sich einen Spaß draus gemacht und die Leiter unter dem Kirschbaum weggestellt.
Der Shinigami, der gerade herunterklettern wollte als die Leiter bereits weg war fiel in den Korb mit den Kirschen und richtete so eine riesige Sauerei an.
Das führte dazu, dass Gin ab sofort in der 6. Hausverbot hatte, denn blöderweise hatte man ihn beim Leiter wegstellen beobachtet.
Der vierte Tag verlief auch nicht ruhig.
Als er mal wieder Dokumente wegbringen durfte, dieses mal aber zur 4., war ihm ein Shinigami aufgefallen, der im divisionseigenen Teich auf einem Stein stand und mit seinem Gleichgewicht kämpfte.
So viel hatte Gin ja gar nicht gemacht. Er hatte nur lediglich mit einem kleinen Schubser etwas nachgeholfen... warum Izuru deswegen so sauer gewesen war konnte er gar nicht verstehen.
Während seiner Strafpredigt hatte er die ganze Zeit nicht mit der Wimper gezuckt.
Warum auch? Wenn die Anderen ihn so verleiteten war es doch ihre eigenen Schuld...
Die restlichen Tage hatte er sich zusammengerissen.
Seufzend blickte er in die Wolken, die wegen der aufgehenden Sonne ebenfalls rosa waren.
Die Meisten betrachteten ihn immernoch als einen Störenfried, der einfach nichts in der Division verloren hatte.
Dabei gab er sich ja schon Mühe...
Geistesabwesend strich er mit der Hand durch das weiche Gras.
„So früh schon auf?“
Er hatte Izuru schon von weitem gehört, doch er fasste sich mit einer Hand an die Brust und tat so als sei er erschrocken.
„Izuru, warn mich das nächste mal wenigstens vor!“
Der Angesprochene setzte sich neben dem Anderen ins Gras.
„Also erstmal heißt es immernoch Kira-Taichou und zweit-“
„Du magst deine Rolle gerne, nicht war, Izuru? Du spielst sie mit dem nötigen Ernst. Pass nur auf, dass du nachher nicht wie unser kleiner Toushiro endest, der immer so mürrisch dreinschaut.“
Man konnte Izuru ansehen, dass er nicht erfreut über die Unterbrechung war und dass Gin ihn immernoch nicht mit Respekt behandelte gefiel ihm erst recht nicht.
„Wir haben am Anfang abgemacht, dass du wieder zur 3. kommen darfst wenn du mich mit dem nötigen Respekt behandelst.“
Demonstrativ zuckte Gin mit den Schultern und wuschelte durch Izurus Haare.
„Gib's doch zu. Du bist froh darüber, dass du nich immer den ernsten Taichou spielen musst.“
Der Blonde schüttelte die Hand von seinem Kopf.
Für einen Moment verschwand das Grinsen aus Gins Gesicht und er blickte Izuru fest in die Augen.
„Izuru, bei mir kannste du selbst sein. Ich betrachte das nich als eine Art Schwäche.“
Überraschung war in Izurus Blick zu sehen, bevor zu Boden sah.
„Das habe ich dir solange geglaubt wie du bei uns warst. Aber du hast alles zerstört als du gegangen bist.“
Ein verletzter Ausdruck trat in Izurus Gesicht.
Auch wenn er es nicht zeigte, doch Gin verspürte bei dem Anblick in unangenehmes Ziehen in der Brust.
Er hockte sich vor Izuru hin und umfasste dessen Hände mit seinen eigenen.
Das ließ den Blonden aufblicken, ins ernste Gesicht des Silberhaarigen.
„Ich musste das tun. Verstehst du das?“
Wieder wandte Izuru seinen Blick ab.
Nach ein paar Sekunden, wo er nachdenken und sich fassen musste zog er seine Hände aus Gins Händen und umfasste diese nun selbst.
„Ja, ich verstehe das. Trotzdem war es schmerzhaft.“
Gin schluckte. Ein sichtbares Zeichen dafür, dass ihm diese Worte zusetzten.
Es kam nicht oft vor, dass man seine Gefühle von seinen Handlungen ablesen konnte. Normalerweise ließ er es nicht zu. Doch Izuru war nicht wie alle Anderen. Ihm konnte er seine Emotionen zeigen, auch wenn er dafür noch nicht ganz bereit war.
„Es tut mir Leid.“
Diese Worte waren absolut ernst gemeint. Er war sich bewusst, dass er Izuru weh getan hatte und er konnte es vielleicht nicht mehr gut machen. Ja, dieser Blondschopf hatte die Entschuldigung verdient.
Dieser konnte nur nicken.
Gin setzte wieder sein typisches Grinsen auf und stand auf.
„Warum biste denn nun hergekommen?“
Völlig irritiert von dem plötzlichen Themawechsel brauchte Izuru ein paar Sekunden um zu Antworten.
„Ich wollte dich eigentlich fragen ob du mit mir einkaufen kommst. Den Papierkram habe ich soweit schon erledigt, deswegen habe ich jetzt Zeit um ein paar Sachen nachzukaufen, die wir hier dringend brauchen.“
Gin nickte.
„Von mir aus, ich komme mit. Ich könnte jetzt fragen, warum du nicht irgendjemanden schickst der das alles erledigen soll. Aber so wie ich dich kenne willst du die Sachen lieber selber erledigen, damit du weißt, dass es richtig gemacht wurde.“
Der Blonde erhob sich ebenfalls und seufzte.
„Du hast es erfasst...“
So machten sie sich auf den Weg zum Shinigamigroßhandel.
„Ich weiß übrigens, dass du dich nicht wirklich erschreckt hast vorhin...“
„Hast du die Uniformen alle?“
Gin kam mit einem vollkommen überladenen Einkaufswagen um die Ecke und nickte.
Warum sich nicht auch etwas von den Menschen abschauen? Es hatte schon Gründe warum dieses neue Center erbaut worden war.
„Gut, dann können wir zur Kasse gehen.“
Brav aber auch völlig fertig folgte Gib Izuru zur Kasse.
Mit dem Blonden shoppen zu gehen war eines der schlimmsten Dinge die er bisher machen musste!
In der Hinsicht war sein ehemaliger Fukutaichou sogar fast so schlimm wie kaufsüchtige Frauen!
„Jetzt müssen wir nur noch alles zurückschaffen!“
Gin starrte ungläubig auf den riesigen Berg Tüten.
„Is das dein ernst?“
„Sehe ich aus als würde ich spaßen?“
Zu Gins Leidwesen nicht...
Seufzend nahm der Silberhaarige so viele Taschen wir möglich und Izuru machte es ihm nach.
Vollbepackt bis zum GehtNichtMehr machten sie sich auf den Weg zur 3. Division.
Auf halben Weg mussten sich beide eingestehen, dass sie vollkommen aus der puste waren.
Einen stundenlangen Kampf konnten sie bestreiten, doch ein paar Tüten tragen... nein, das war wirklich zu schwer!
In einer Seitenstraße war ein kleines Eiscafé wo sich die beiden erstmal hinsetzten.
„Bestell dir waste willst. Ich bezahle.“
Der Blonde schien ernsthaft überrascht über diese Einladung.
Also bestellte er sich einen Nussbecher, Gin wollte jedoch nichts.
„Alleine essen ist blöd...“
„Ich schau dir aber viel lieber beim Essen zu, Izuru.“
„Hmm... wenn du meinst.“
Tatsächlich schaute Gin ihm einfach nur stumm beim Essen zu.
Izuru versuchte es zu ignorieren und löffelte in Ruhe sein Eis.
Als Gin leise kicherte kleckerte sich Izuru auf seine Uniform.
„Na das üben wir aber noch, Izu-chan.“
Neckend grinste er den sichtlich peinlich berührten Izuru an.
„Ach halt doch die Klappe...“
„Oh, harte Worte von meinem ehemaligen Fukutaichou...“
Als Gin gezahlt hatte und Izuru gerade wieder die Taschen nehmen wollte hielt Gin ihn fest.
„Du hast da noch Eis an der Nasenspitze.“
Sichtlich amüsiert strich Gin das Eis mit seinem Zeigefinger weg.
Unter der Berührung wich der Blonde zurück und lief rot an.
„Das hätte ich auch selbst wegmachen können.“
Das Grinsen wurde breiter.
„Selbst deine Ohren werden rot...“
Beleidigt drehte sich Izuru weg und nahm seine Taschen wieder auf.
Gemeinsam schafften sie es die Taschen zur 3. zu transportieren.
Außer Atem erreichten sie das Gebäude, betraten einen Raum und ließen die Taschen fallen.
„Die Sachen soll jemand anderes aussortieren, da habe ich jetzt wirklich keine Lust mehr drauf.“
Ach, der Blonde konnte auch mal keine Lust mehr auf Arbeit haben?
Der Größere wuschelte dem Kleinen durch die Haare und erntete dafür einen warnenden Blick.
„Behandel mich nicht immer wie ein Kleinkind. Ich bin jetzt dein Vorgesetzter!“
Gin kicherte.
„Du bist für mich immernoch mein kleiner Fukutaichou.“
Darauf konnte Izuru nur seufzen.
„Zeit bleibt aber nicht stehen...“
„Nein, das tut sie nicht. Aber manchmal wünschte ich es.“
Der Blonde schenkte ihm einen Blick den er nicht zu deuten wusste.
„Was ist denn?“
Izuru wandte sich ab.
„Ach nichts. Du kannst jetzt gehen. Danke für deine Hilfe.“
Dieser Aufforderung leistete Gin folge.
Bevor er die Tür schloss drehte er sich noch einmal um.
„Kein Problem. Es war lustig heute, vor allem das Eis Essen.“
Mit diesen Worten ging er und Izuru konnte nur schlucken.
