Reflection von queermatcha (In my heart just keep on bleeding, I can't stand myself too long...) ================================================================================ Prolog: -------- „Du bist es nicht wert, den Namen Moriuchi zu tragen! Du bist die längste Zeit mein Sohn gewesen!“ Laut wurde die Tür zu Takahiros Zimmer zugeschlagen. Der junge Mann, gerade mal 16 Jahre alt, saß auf seinem Bett und starrte auf die Stelle seines Zimmers, an der gerade noch sein Vater gestanden hatte. Jetzt hatte er anscheinend alles verloren. Seine Eltern. Seine Perspektive. Seinen Lebensmut… Mit leerem und starrem Blick erhob er sich und zog eine abgegriffene Reistasche aus seinem großen Kleiderschrank. Langsam und wie ferngesteuert fing er dann an, ein paar Kleidungsstücke aus dem Schrank zu nehmen und sie in der Tasche zu verstauen. Er wollte weg. Hier hielt ihn ja nichts mehr. Auch seine Mutter hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass sie ihren Sohn für einen Versager hielt. Mit zitternden Händen schloss er die Tasche an zwei losen Lederriemen. Dann griff er noch nach seinem schwarzen Rucksack und verließ sein sehr ordentliches Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen. Das hätte wohl zu sehr wehgetan… Ihre große, sehr luxuriös eingerichtete Wohnung war dunkel, nur aus dem Wohnzimmer kam ein matter Lichtschein. Unschlüssig stand der junge Mann im Flur, starrte auf die Wohnzimmertür und spielte nervös am Träger seines Rucksacks herum. Wenn er jetzt zu ihnen ginge, was würde passieren? Hoffnung keimte in Takahiro auf. Vielleicht hatten sie sich ja wieder beruhigt? Vielleicht war alles gar nicht so schlimm. Sie waren doch schließlich eine Familie! Langsam trat er zur Tür und schob sie auf. Seine Eltern saßen nebeneinander auf ihrem teuren, beigefarbenen Sofa und der Fernseher lief. Takahiro traute sich nicht, weiter in den Raum hinein zu gehen, weswegen er im Türrahmen stehen blieb. „Mama? Papa?“, sagte er dann leise, schluckte schwer, bevor er weitersprach, „Es tut mir leid. Ich habe euch sehr enttäuscht. Aber ich werde es wieder gut machen, das verspreche ich.“ Erwartungsvoll und so nervös wie noch nie in seinem Leben blickte Takahiro auf die Hinterköpfe seiner Eltern und hatte ängstlich die Hände um den Saum seines Pullovers geklammert. Aber er wartete vergebens. Nicht einmal eine kleine Regung seitens seiner Eltern war zu erkennen. Niemand antwortete ihm oder drehte sich auch nur zu ihm um. Nichts. Da verstand er. „Wenn das eure Antwort ist, dann gehe ich lieber.“, sagte er leise und verließ den Raum. In der Hoffnung, einer seiner Eltern würde ihm hinterher kommen und ihm am Gehen hindern, lief er den Flur sehr langsam entlang. Aber nichts geschah. Nur das stetige, schwache Flimmern des Fernsehers war hinter der Glastür zu ihrem Wohnzimmer zu erkennen. Also verließ Takahiro die Wohnung seiner Eltern und trat auf die Straße hinaus, die nur spärlich vom Licht der Straßenlaternen beleuchtet wurde. Langsamen und schweren Schrittes setzte sich der junge Mann in Richtung der Stadtmitte in Bewegung. Aber wo er hin sollte, das wusste er nicht. Es war ihm auch egal. Ein Zuhause hatte jetzt ja sowieso nicht mehr… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)