Tempora Nova von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 30: Sebas-chan!, himmlischer Abgang ------------------------------------------- Was für ein süßes Vögelchen die junge Lady doch war! Ein leichtes Grinsen huschte mir über die Lippen, während ich mit ihr sprach, denn ich stellte mir vor, wie sie wohl in einem hübschen, roten Kleid aussehen würde. Aber das war gerade nicht mein Auftrag. Zuvor war ich bei Undertaker gewesen, ich sollte etwas für ihn überprüfen. Immer noch besser als die langweilige Seeleneinsammlerei, die wir Shinigami ansonsten tagein tagaus betrieben. Das hier war da doch viel interessanter, vor allem weil es so unglaublich gefährlich war! Awww~ Das war doch ein Job, der einem Shinigami meiner Größe würdig war! Immerhin war ich eine perfekte Schauspielerin, besser als alle zuvor, welche die Ehre hatten, in Shakespeares Werken zu spielen, viel besser! Ich wäre die perfekte Julia gewesen! Diese Banausen! Zu meinen Lebzeiten hatte man mich doch tatsächlich für mein Talent ermordet – es schickte sich ja nicht für einen Mann, die Rolle einer Frau zu spielen. Solche Neider! Doch nun spiele ich einen Engel, zwar keine große Rolle, aber für meine Kariere ein unglaublicher Fortschritt! Nun ja, aber das tut auch nichts mehr zur Sache. Ich war schließlich hier, um meinen Auftrag auszuführen und wenn ich Glück hatte, wartete hiermit eine immense Beförderung auf mich. Ich musste lediglich diese Konferenz aushorchen und die junge Lady Elizabeth wieder in die menschliche Welt zurückbefördern. Der zweite Teil erwies sich hierbei wohl als der Schwierigere. Zwar war es uns Shinigami vergönnt, durch eine Art Portal zwischen unserer und der menschlichen Welt zu wandern, bei Bedarf konnten wir auch in die Hölle hinunter, für den Himmel hatten wir allerdings keine Befugnis. Früher war das einmal so gewesen, doch man konnte ja nicht erwarten, dass sich die guten alten Zeiten nicht änderten. Die einzige Möglichkeit, die ein Shinigami hatte, um in den Himmel zu kommen, war sein eigener Cinematic Record. Undertaker hatte mich hineingeschrieben und kurz darauf war ich hier gelandet. Ich konnte nur hoffen, dass mir kein Fehler unterlaufen würde, sonst müsste ich zusehen, dass er mich sofort wieder von hier wegholte. Fürs erste galt es sich also zu konzentrieren! Kaum hatte ich meine Gedanken zu Ende geführt, wurde bereits die Tür geöffnet und ein gleißend helles Licht erfüllte den Raum. Zwar wurde mir gesagt, dass dies hier nicht Gott sondern ein Engel sei, dennoch wirkte dieses Licht so… Es zog einen förmlich an, gab einem das Gefühl von tiefem Vertrauen und unglaublicher Wärme… Nein, ich konnte mich jetzt nicht davon ablenken lassen, denn genau das war sein Plan! Er wollte uns in seinen Bann ziehen. „Junge Lady, nicht hinsehen!“, flüsterte ich ihr leise zu, nachdem ich bemerkt hatte, wie gebannt Elizabeth auf das helle Licht starrte. Sofort darauf sah sie erst mich an, wandte dann den Kopf nach unten und hielt ihre Augen geschlossen. Die anderen Engel jedoch schienen schon nichts anderes mehr zu bemerken, einige starrten einfach nur in das Licht, andere hatten sogar Tränen in den Augen. Fast schon erbärmlich. Auch ich hatte beschlossen, meine Augen zu schließen, bis ich schließlich bemerkte, dass das Licht nach und nach schwächer wurde. Was war das bloß für ein arroganter Engel, wenn er meinte, dass er hier mit so einem Auftritt landen könnte? Wobei es bei diesen gottesfanatischen Dumpfbacken ja zu funktionieren schien… Kaum war das Licht erloschen, trat eine Gestalt in den Raum, die dem alten Earl Phantomhive nicht unähnlich sah – wobei ich mir nicht sicher war, ob er nun mehr Ciel oder seinem Vater ähnelte, doch das spielte auch keine Rolle. Fakt war, dass dies nicht Gott, sondern Simon war! Und diese dämlichen Engel glaubten wirklich, dass das hier Gott war?! Als hätte sich einer mit seiner Position auf einen Fall wie den von Ciel spezialisiert… Und diese Idioten hatten nicht einmal den leisesten Verdacht. Ach, das war ja auch klar, dass wieder einmal alles an mir hängen bleiben würde… Mit bedachten Schritten und einem selbstsicheren grinsen trat der Engel ein. Er wies alle an, sich zu erheben und auch ich und die junge Lady taten dies, immerhin durften wir nicht auffallen. Das war wirklich das Letzte, das wir jetzt gebrauchen konnten, vor allem da ich die Anweisung hatte, die Lady sicher zurück auf die Erde zu bringen… „Meine Untertanen, willkommen! Lasst mir euren Glauben und eure Loyalität zuteilwerden und ich befreie euch von Sünde und Schuld!“ Sicher doch. Nichtsdestotrotz schloss auch ich meine Augen und faltete die Hände. Was blieb mir auch großartig anderes übrig? Das war wirklich einer der Momente in denen ich dankbar für meinen Beruf als Shinigami war, selbst wenn es absolut eintönig und langweilig war, wenn man sich nicht auch einige Male eine ‚Auszeit‘ gönnte. Und meine Auszeit war bis jetzt immer Sebas-chan gewesen! Aw, ich liebte diesen Mann einfach! Und jetzt hatte er diese elende Rotznase an der Backe… Nun ja, aber was war schon dabei, inzwischen hatte ich ohnehin weitaus mehr Gefallen an der jungen Lady gefunden. Kaum hatte ich sie gesehen, war ich mir klar darüber, dass sie sogar noch besser sein würde, als die Madam! Sie schien so voller Elan und Stärke… Aber auch darum konnte ich mich leider erst später kümmern. Jetzt musste ich erst einmal zusehen, dass ich so viel wie möglich von der Konferenz mitbekam, bevor mein unerlaubtes Dasein bemerkt wurde. Simon hatte derweil irgendein Ritual auf Latein heruntergebetet und gab uns ein Zeichen, dass wir uns wieder setzten konnten. Mehr schien er wohl nicht im Sinn zu haben, denn er setzte sich ebenfalls und kam gleich zur Sache. „Meine Untertanen, wie ihr wisst steht es schlecht! Wenn es Luzifer gelingen sollte, die Shinigami auf seine Seite zu bringen, sind wir chancenlos! Und es gilt immerhin nicht nur, Ciel zu töten, sondern auch darum, Luzifer lebendig zu fangen.“ Jetzt wurde mir doch einiges klar. Undertaker hatte mir erklärt, dass Simon vor langer Zeit einmal Sebas-chans Geliebter gewesen war, und wie es schien, war er darüber wohl noch nicht hinweg. Manche Leute waren wirklich ein Buch mit sieben Siegeln in meinen Augen. Warum zur Hölle nochmal trauerte dieser Vollidiot Sebastian nun schon seit so langer Zeit hinterher? Ich und die junge Lady tauschten für einen Moment bedeutende Blicke. Scheinbar wusste sie nichts von der früheren Beziehung der beiden, aber hier konnte ich es ihr auch nicht erklären. Das musste bis später warten. „Mein Plan muss also schnellstmöglich umgesetzt werden! Und hierzu benötigen wir die Hilfe der jungen Lady Elizabeth, die erst vor kurzer Zeit zu uns gestoßen ist. Junge Lady, dürfte ich sie zu mir bitten?“ Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass Simon irgendeine Art Zauber in der linken Hand heraufbeschwor und sofort war mir klar, was er vorhatte! Er wollte einen Fesselzauber benutzen, um Elizabeth hier gefangen zu halten! „Undertaker, hol uns hier weg!“ Ich brüllte so laut ich konnte und packte die Lady an den Schultern um sie zu Boden zu drücken, bevor Simon seinen Zauber wirken konnte. Ich konnte noch sehen, wie sich die anderen Engel, inklusive Rasiel, versuchten auf uns zu stürzen, doch dazu kam es glücklicherweise nicht mehr. Für einen Moment schien es, als wäre die Zeit angehalten worden, dann befanden wir uns zurück auf dem schäbigen Holzboden in Undertakers Bestattungsunternehmen. „Mister Sutcliff, stehen sie vom Boden auf, auf der Stelle!“ Ich drehte mich um und sah William vor mir stehen, wie immer mit kaltem Ausdruck im Gesicht, in der linken Hand sein Notizbuch und in der Rechten seine Death Scythe. Ich tat wie mir geheißen und grinste hin freundlich an. „Auftrag erledigt. Meine Güte, diese Engel sind wirklich kein besonders leichter Brocken…“ Ich wollte ihn anspringen, um ihn zu umarmen, doch wie immer wich der gemeine Schuft aus! Will selbst sagte dazu nichts weiter, sondern widmete sich seinen Terminen, während ich zu Undertaker ging und ihm zumindest von dem, was ich mitbekommen hatte, berichtete. Es war nicht besonders viel, doch er nickte dennoch – diesmal sogar ohne zu lachen, was nicht gerade besonders häufig vorkam. Elizabeth hingegen stellte sich zwar neben mich, um ebenfalls zu berichten, doch von ihrer Seite kam kein Wort. Anscheinend war ihr bewusst, dass Ciel nun der Geliebte Sebastians war, was ihr scheinbar ein wenig missfiel. „Es ist eine Schande, dass wir nur so wenig herausfinden konnten, aber hätte ich euch beide noch ein wenig länger dagelassen, hätten wir die junge Lady nicht so einfach aus dem Himmel zurückholen können. Damit wäre zumindest ein Teil von Simons Plan zerstört. Außerdem es ist äußerst wichtig, dass ihr hier seid, Elizabeth ihr wisst, weshalb…“ Lady Elizabeth, die die ganze Zeit über nur zu Ciel gesehen hatte, ohne auch nur ein Wort zu ihm zu sagen, wandte sich nun an uns. „Das Buch, nicht wahr?“, meinte sie nur leise und zu meinem Erstaunen kramte sie das letzte Exemplar von Luzifers Bibel aus der Tasche. „Wo hast du das her?!“ „Ich habe ein bisschen nachgeholfen…“, meinte Undertaker und kicherte leise vor sich hin. „Um genau zu sein, hatte ich gewollt, dass du es findest. Es war versteckt, ich wusste jedoch, dass es sich im Himmel befand, also habe ich dafür gesorgt, dass es in deinem Bücherschrank verschwindet… Dieser Cinematic Record ist einfach genial! Das hat meine Wenigkeit doch gut hinbekommen!“ Wie üblich brach Undertaker diesmal in schallendes Gelächter aus. Manchmal kam ich bei diesem Shinigami echt nicht dahinter, auch wenn er so gesehen unser direkter Vorgesetzter war. „Wenn Sie beide fertig sind, würde ich sie bitten, mit mir zu kommen, Grell. Wir müssen schleunigst zurück in die Bibliothek und die anderen Shinigami darüber informieren, wie wir gegen die Engel vorgehen.“ Eigentlich war ich recht froh darüber, nun endlich gehen zu können, denn den Streit, der sich zwischen der Lady und dem Earl anbahnte, musste ich nicht unbedingt mitbekommen. Das würde wohl ein kleiner Vorgeschmack auf den Kampf zwischen Engeln und Dämonen werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)