Blut und Wasser von Arianrhod- ([SessKag]) ================================================================================ Kapitel 5: Part VI ------------------ Das Klicken der Tasten klang unnatürlich laut in Kagomes Ohren. Natürlich wusste sie, dass es nicht bis außerhalb des Zimmers zu hören war, aber trotzdem… Mit einem entnervten Seufzen wandte sie den Blick wieder von der Tür ab und konzentrierte sich auf den Bildschirm. Ihre Augen huschten über die Daten und Zeichnungen, während sie nach unten scrollte. Hoffentlich machte sie nichts falsch. Als die Standuhr an der Wand plötzlich zur halben Stunde schlug, zuckte sie heftig zusammen und warf beinahe die Maus auf den Boden. Okay, heute war Schluss hiermit. Sie wollte ja niemanden aufwecken. Leise schaltete sie den PC aus und schob die Maus an ihren Platz zurück, ehe sie auf beinahe lautlosen, nackten Sohlen über den dicken Teppichboden zur Tür huschte. Vorsichtig öffnete sie sie einen Spalt, nur so weit, dass sie den Kopf hinausstrecken und sich umsehen konnte. Der lange Gang lag leer und verlassen da, also schlüpfte sie hinaus und schloss die Tür leise hinter sich. Nur ein kleines Knacken ertönte, als das Schloss einrastete und sie war zufrieden – das hatte sicher niemand gehört. Jetzt musste sie nur noch den Weg zurück in das Zimmer finden, dass Sesshoumaru ihr zugewiesen hatte und in dem sie nun nicht das erste Mal übernachtete. Das war gar nicht so einfach bei diesem riesigen Haus, aber sie hatte eigentlich einen recht guten Orientierungssinn. Und der Hausherr hatte sie auch schon herumgeführt, damit sie den richtigen Weg fand. Sie lächelte bei dem Gedanken. Sesshoumaru hatte es ihr wirklich angetan. Schon allein die Erinnerung an diesen ersten Kuss vor ein drei, vier Wochen im Auto vor dem Opernhaus ließ ihr Herz schneller schlagen und trieb ihr das Blut in die Wangen vor Aufregung. Kagome atmete erleichtert auf, als die Galerie in Sicht kam, die sich über der großen Eingangshalle entlang zog. Wenn sie hier war, dauerte es nicht mehr lange, dann hatte sie ihr Zimmer erreicht. Gut. Sie zupfte ihren Morgenmantel zurecht – immerhin war es nicht unwahrscheinlich, dass ihr jemand hier begegnete und sie wollte nicht herumlaufen wie die letzte Schlampe und Leute auf dumme Gedanken bringen. Seltsamerweise brannte noch Licht im unteren Stockwerk – es war nur schwach, vermutlich von einer einzelnen der kleinen Wandleuchten, die dort unten überall verteilt waren. Als sie das letzte Mal in diesem Haus nicht hatte schlafen können und tatenlos herumgewandert war, hatte es nicht gebrannt. Deshalb vermutete sie, dass sich jemand dort unten befand. Nur wer? Einer der Angestellten? Eher unwahrscheinlich – die waren entweder bereit zu Hause oder aber hatten sich in ihre Zimmer zurückgezogen. Immerhin war es mitten in der Nacht. Vorsichtig trat Kagome an die Galerie um nachzusehen, doch wer auch immer die Person war, sie war von oben nicht zu sehen. Dann drang eine Stimme an ihr Ohr. „… hat mir von ihr berichtet.“ Es war die dunkle Stimme einer Frau, die die Zuhörerin im ersten Stock nicht kannte. Natürlich wusste Kagome, dass es sich nicht gehörte zu lauschen, aber in diesem Fall machte sie eine Ausnahme – besondere Umstände erforderten besondere Maßnahmen. „Würdest du wohl aufhören meine Tochter als Spionin zu missbrauchen?“, erkundigte Sesshoumaru sich und Kagome zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen. Wenn er wüsste, dass sie hier oben stand und jedes Wort verstehen konnte, wäre er sicher enttäuscht von ihr. Dennoch stahl sie sich nicht davon, sondern kauerte sich hinter das Geländer und strengte sich noch mehr an als vorher. „Wo denkst du hin, mein lieber Junge? Von Spionieren kann keine Rede sein!“ Und wer war diese Frau? Sie redete mit dem mächtigen Geschäftsmann wie mit einem Kind und das war wohl kaum der richtige Ton um… „Mutter.“, sagte Sesshoumaru in einem genervten Tonfall. Okay, vielleicht war es doch der richtige Ton, wenn es sich bei ihr um Shirohime Otsuka handelte, die Frau, die ihn geboren hatte. „Sesshoumaru.“, antwortete sie jetzt. „Ich bin nur in Sorge um dein Wohlergehen. Und als Rin mir von diesem … diesem Mädchen erzählt hat, war ich natürlich sehr aufgeregt. Ich kann ja nicht zulassen, dass mein einziger Sohn an die Falsche gerät. Und ich kenne sie nicht.“ Sesshoumaru seufzte. „Mutter, du kennst nicht jeden.“ Die Angesprochene gab ein schnalzendes Geräusch von sich. „Aber alle, die es lohnt zu kennen. Und sie kenne ich eben nicht.“ „Hast du überlegt, dass darin vielleicht der Vorteil liegen könnte? Vielleicht fiel sie einfach weder dir noch der Presse auf. Oder dass sie längere Zeit nicht in Japan gewesen ist? Ich habe sie natürlich überprüfen lassen und Jaken fand nichts Auffälliges.“ Natürlich hatte der Sekretär nichts gefunden, nichts über tote Eltern oder Bankrott oder Geldhaie. Sie hatten sehr darauf geachtet, dass Kagomes Lebenslauf makellos war. Für einen Moment war es still. „Das hat gar nichts zu bedeuten.“, erklärte Shirohime dann. „Manche … Leute sind sehr geschickt.“ Verspätet fiel Kagome auf, dass die beiden wohl über sie redeten, und Zorn stieg in ihr auf. Wie konnten sie es wagen, so über sie zu sprechen?! Aber dann schlich sich auch leise Sorge, vielleicht sogar Angst ein. Was, wenn es schief ging? Wenn Sesshoumaru herausfand… Aber sie hatten von Anfang an gewusst, dass es ein Spiel mit dem Feuer war und jeden Augenblick schief gehen konnte… „Jetzt mach nicht so ein Aufheben darum. Warst es nicht du, die unbedingt wollte, dass ich endlich eine Frau an meiner Seite habe? Du hast ja nicht aufgehört, irgendwelche Partys für mich zu schmeißen, ob ich nun wollte oder nicht, und hast ständig irgendwelche unverheirateten Töchter hier angeschleppt. Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst damit aufhören? Du hast nicht gehört, also musste ich eine andere Lösung finden.“ Energische Schritte folgten auf diese Worte. „Aber es muss für dich schon die Richtige sein.“, erklärte die Frau dann. „Sie wird die Mutter deiner Kinder werden, die Frau an deiner Seite – sie muss perfekt sein und dieser Herausforderung gewachsen. Glaubst du, dein Mädchen kann das?“ Ihre Stimme klang beinahe spöttisch und Sesshoumaru sagte nichts darauf. Vielleicht verteidigte er die Ehre seiner Freundin auf eine andere Weise, aber sie konnte das natürlich nicht sehen. Kagome verengte verärgert die Augen, als sie realisierte, wovon Sesshoumaru gerade tatsächlich sprach. Hieß das, dass er sich vor allem mit ihr traf, weil ihm die Partys seiner Mutter und die Annäherungsversuche von Dutzenden Frauen auf die Nerven gingen? Aber nein. Vielleicht war das der Anstoß, aber es war sicherlich nicht alles. Sie erinnerte sich an seine Blicke, seine Worte, sein Lächeln. Das konnte doch nicht alles gespielt sein. Sie schloss für einen Moment die Augen und schluckte die Tränen hinunter. Währenddessen sprach Sesshoumaru schon weiter: „Und Kagome wird der Familie keine Schande bereiten oder sich einen schlechten Ruf einfangen. Sie ist ein gutes Mädchen.“ Wieder schnalzte Shirohime mit der Zunge, diesmal klang es aber nicht so herablassend. „Das ist das einzig Positive, das ich bis jetzt an ihr sehen konnte. Achte darauf, dass sich da nichts ändert und sie weiter das brave Mädchen bleibt, das von der Presse gelobt wird.“ Shirohimes Stimme klang bestimmt und streng, doch wieder seufzte Sesshoumaru nur. Anscheinend kannte er die Marotten seiner Mutter. „Ich glaube kaum, dass ich da etwas tun muss. Wäre das alles – wie du vielleicht bemerkt hast, es ist mitten in der Nacht.“ Wieder folgte Stille. Trocken fügte er einen Moment später hinzu: „Jede andere Person findet dies eine befremdliche Zeit für eine Familienbesprechung. Du entschuldigst mich…?“ „Natürlich, mein Junge. Aber denk an meine Worte…!“ Kagome fuhr hastig auf. Er würde ins Bett gehen, was hieß, sie musste von hier verschwinden, sonst würde er sie sehen und das wollte sie auf keinen Fall. Nicht nach dem, was sie gerade gehört hatte und nicht in dem aufgelösten Zustand, in dem sie jetzt war. Nun gut. Sie war schon zu weit gekommen um jetzt aufzugeben. Sie würde dieses Gespräch einfach so akzeptieren und nie wieder daran denken. Es spielte sowieso alles keine Rolle. Hastig drehte sie sich um und huschte lautlos den Gang hinunter. Sie hatte nun wirklich genug gehört. In ihrem Zimmer angekommen ließ sie sich auf das Bett fallen und blinzelte heftig, um die Tränen aus den Augen zu treiben ohne sie abwischen zu müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)