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Lichtsucher

von

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»Hast du mich etwa schon vergessen?«

Unsicher schaute Len hinter dem Baum hervor. Seine Gedanken rasten, während er die Reiter an sich vorbeiziehen ließ. Er hoffte, dass sie ihn nicht entdecken würden. Und er hoffte, dass sie nicht zu den Reitern von Karelahn gehörten, denn dann hatte er ein Problem.

Er hörte, wie sie sich in einer fremden Sprache unterhielten und derbe lachten und er schloss die Augen, atmete langsam durch und versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen.

Schließlich machte er ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang den Baumstamm hinauf. Er kletterte nach oben und setzte sich im dichten Laub auf einen Ast und beobachtete von hier, wie sie langsam vorbei ritten.

Sie trugen schwarze Lederkleidung und verbargen ihre Gesichter hinter Helmen. Ihre Pferde waren alle unterschiedlich, somit gab es keinen Hinweis zu erkennen, woher sie kamen.

So kletterte Len noch ein wenig höher hinauf und hoffte, dass sie ihn für ein Eichhörnchen hielten und nicht auf die Idee kamen, die Bäume zu untersuchen. Und zur Abwechslung hatte er sogar einmal glück, sie ritten einfach vorbei und setzten ihren Weg fort.

Als von ihnen nichts mehr zu sehen oder zu hören war, sprang er auf den Weg hinab. Er schaute den Reitern nach, wägte den Weg ab, den sie nahmen und kam zu dem Schluss, dass er vor ihnen nichts mehr zu befürchten hatte. Er wandte sich ab und lief den Weg in die entgegensetzte Richtung zurück, dorthin, wo die Reiter hergekommen waren.

Er folgte dem Weg nicht lange, als er aus dem Wald herauskam, machte er einen Sprung auf die Wiese und rannte so schnell er konnte über das weiche Gras. Erst als er meinte, seine Lunge müsste explodieren, blieb er stehen und ließ sich einfach fallen.

Er hielt die Luft an und lauschte, doch in seinen Ohren rauschte das Blut so laut, das er nichts anderes hören konnte. So vertraute er auf seine Augen als er sich noch einmal suchend umblickte, doch er konnte niemanden entdecken.

Schließlich sackte er regelrecht zusammen und blieb für eine halbe Ewigkeit einfach nur liegen, versuchte, sein jagendes Herz und seinen rasselnden Atem zu beruhigen, während er in seinem Kopf schon weiter rannte.

Er hoffte, dass die Reiter wirklich weiter gezogen waren, denn wenn sie nur so getan hatten und ihm schließlich gefolgt waren, konnte er nur beten, dass sie nicht aus Karelahn kamen. Wobei er nicht daran zweifelte, dass sie ihn schon auf seiner Flucht eben mit einem Bogen niedergestreckt hätten, wäre dies der Fall. Es sei denn, sie erfreuten sich an der Menschenjagd, dann war eine fliehende Beute reizvoller.

Len schüttelte den Kopf. Das Grübeln brachte nichts, es führte zu nichts. Er atmete noch einmal tief durch und stand auf. Er schaute sich vorsichtig um, bevor er geduckt loslief. Er wollte ein möglichst kleines Ziel bieten, das hohe Gras half ihm dabei. Er wusste, dass man von den Wegen aus kilometerweit über die Wiesen blicken konnte. Er war noch lange nicht außer Sicht, auch wenn er die Hoffnung hatte, dass sie ihn von hier aus nicht mehr mit ihrem Bogen würden treffen können.

Er hatte das Bedürfnis, wieder wie vom Teufel gejagt, loszurennen, aber er wusste, dass das nichts brachte, dann musste er nur noch eine Pause einlegen, die er sich vielleicht nicht leisten konnte, also trabte er lieber in einem gemäßigten, kräftesparendem Tempo voran, das er lange durchhalten konnte.

Irgendwann kam er schließlich auf den nächsten Weg und erst hier fühlte er sich wieder halbwegs sicher. Er schaute zurück über die Wiese, dann ging er mit schnellem Schritt los. Bald schon traf er die ersten Menschen die er kannte.

Ein Bauer, der mit seinem Ochsenkarren Heu einholte, grüßte ihn lächelnd.

»Hallo Len, bist du auf den Weg ins Dorf?«, fragte er gut gelaunt.

»Guten Tag Mikosch. Ja, aber nicht aus erfreulichen Gründen«, antwortete Len und blieb besorgt stehen.

Auch Mikosch hielt seinen Karren an und sprang vom Kutschbock hinab.

»Ist etwas passiert?«, wollte er leise und eindringlich wissen.

»Ich habe eben im Wald von Arelah Reiter gesehen. Sie trugen schwarzes Leder und Helme, aber keine Wappen und ihre Pferde schienen wild zusammengewürfelt, deswegen weiß ich nicht, woher sie kamen«, erklärte der junge Mann und starrte zu Boden.

»Fremde Reiter. Haben sie sich unterhalten? Weißt du in welcher Sprache?«, fragte Mikosch.

»Ja, sie haben miteinander gesprochen, aber ich habe es nicht verstanden und die Sprache kam mir auch nicht bekannt vor.«

»Was hast du getan? Haben sie dich gesehen?«

»Ich denke nicht. Ich stand jenseits der Wege und wollte eben einen gefangenen Hasen aus einer Falle befreien, da habe ich sie gehört. Ich habe mich hinter einem Baum versteckt, aber von dort aus konnte ich sie nicht gut erkennen, also bin ich hinaufgeklettert und habe sie von einem niedrigen Ast aus beobachtet. Nachdem sie weg waren bin ich so schnell wie möglich weggelaufen und hierher gekommen. Ich denke nicht, dass sie mir gefolgt sind«, antwortete er und schaute nachdenklich über die Wiese in jene Richtung, wo er den Weg zum Wald von Arelah wusste.

»Gut, ich werde acht geben und alle warnen, denen ich begegne.« Mikosch kletterte wieder auf seinen Kutschbock.

»Ich werde im Dorf bescheid geben und dann nach Hause laufen«, antwortete Len und sein Gegenüber nickte nachdenklich.

»Und verlass das Haus nicht, bis einer aus dem Dorf bescheid gibt. Wir wissen nicht, was die Männer wollen, öffne niemandem, den du nicht kennst«, betonte Mikosch und ließ seine Ochsen vorwärts laufen.

Len schaute ihm einen Moment lang nach, dann nickte er entschlossen und lief in Richtung Dorf weiter. Unterwegs traf er noch den einen oder anderen Menschen und auch die warnte er, doch schließlich kam er in Tesfall an.

Hier sprach er mit Rannan, dem Dorfvorsteher, der ihm den gleichen Rat gab, wie auch schon Mikosch zuvor: Nach Hause gehen und Fenster und Türen geschlossen halten, niemandem öffnen, den er nicht kannte.

Len nickte, während er sich seinen Teil dazu dachte. Als ihn der Dorfvorsteher schließlich entließ, lief er erst einmal nicht in Richtung seines Hauses, sondern wieder in Richtung des Waldes von Arelah. Er tat schon aus Prinzip nur selten das, was man ihm sagte, er sah keinen Grund, das heute zu ändern.

Natürlich wollte er nicht so weit laufen, das er Gefahr lief, die Männer wieder zu treffen, aber er wollte sehen, wo ihre Spuren entlang führten, wie nahe sie dem Dorf wirklich gekommen waren.

Er folgte der Hauptstraße bis sie mit dem Weg zum Wald verschmolz. Er fand die Spuren sofort, hier waren sie nicht zu übersehen. Und das machte ihn stutzig. Im Wald hatte er keine gesehen, dabei war der Boden dort sehr viel weicher. Waren diese Hufspuren wirklich von denselben Pferden? Oder anders gefragt, warum gaben sie sich im Wald solche Mühe, nicht entdeckt zu werden?

Für einen Moment war er versucht, den Reitern zu folgen, doch schließlich schüttelte er den Kopf. Das war nicht mehr seine Sache, ihm konnte es egal sein. Im Dorf wusste man von ihrer Anwesenheit, einen Überraschungsangriff hatte man also nicht zu befürchten und das, was hinter dem Wald lag, war nicht mehr seine Sache.

Len zögerte dennoch einen Moment bevor er sich umdrehte und nach Hause lief. Er umging das Dorf, lief stattdessen durch einen Apfelhain, obwohl der Weg länger war. Schließlich kam er auf dem großen Gutshof an, auf dem er wohnte.

Er sah, wie der Stallbursche Temmur gerade dabei war, den Zweispänner einzuspannen, als er auf den Hof lief.

»Kannst du gleich lassen, in der Gegend treiben sich Unbekannte herum«, erklärte Len und streichelte über den Pferdehals als er vorbei lief.

»Unbekannte? Aus Karelah?«, wollte Temmur wissen.

»Weiß ich nicht.« Len hatte keine Lust, alles noch einmal zu erzählen. »Aber es wäre möglich.«

»Gut, sagst du dann im Haus bescheid? Dann bringe ich die Pferde wieder in den Stall.« Temmur griff sich schon die Zügel. Len schaute ihn noch einen Moment nach, denn schlenderte er, als hätte er alle Zeit der Welt, ins Haus.

Er fand Lord Aaric im Wohnzimmer, wo er sich gerade zur Ausfahrt fertig machte. Er zögerte sofort, als er Lens nachdenkliches Gesicht sah.

»Herr, im Wald von Arelah hat man unbekannte Reiter entdeckt, es wäre sicherer, wenn Ihr nicht ausfahren würdet«, begann der junge Mann.

Lord Aaric nickte nachdenklich und schaute aus dem Fenster.

»Schwierig. Der Ausflug ist wichtig, aber unter diesen Umständen… Weiß Temmur schon bescheid?«, fragte er dann.

»Ja, er war gerade dabei, die Pferde einzuspannen, jetzt hat er sie wieder in den Stall gebracht«, antwortete Len.

»Gut. Dann bleiben wir also doch hier. Jetzt geh zu Nava, wenn sie von den Reitern hört, hat sie gewiss angst allein.«

Len nickte und verließ den Raum. Zur Abwechslung folgte er dem guten Rat auch einmal und verließ das Haus, um auf ein Nebengebäude zuzusteuern. Das Gesinde lebte nicht im Haupthaus, anders als auf den anderen Höfen mussten sie sich aber auch keine Zimmer teilen, sondern besaßen ihr eigenes kleines Reich. Nicht, das es besonders viele Bedienstete gegeben hätte.

Er betrat den Teil des Hauses, den er gemeinsam mit Nava bewohnte. Er wusste, dass sie zu Hause war, sie verließ fast nie das Haus. Er fand sie in der kleinen Küche, wo sie schon fleißig damit beschäftigt war, zu kochen und zu backen. Er blieb in der Tür stehen und beobachtete sie still.

»Du bist schon zu Hause? Ich habe dich noch gar nicht so früh erwartet«, lachte Nava, als sie ihn bemerkt.

»Ich hab Reiter im Wald von Arelah gesehen. Sie trugen kein Wappen, ihre Gesichter verborgen und ihre Pferde unterschiedlich, keiner weiß woher sie kommen«, erklärte er knapp und trat nun gänzlich ein.

»Fremde Reiter? Sind sie in diese Richtung gezogen?«, wollte Nava sogleich erschrocken wissen.

»Nein, sie kamen aus dieser Richtung. Sie sind am Dorf vorbei in den Wald geritten. Allerdings ist seltsam, dass sie ihre Spuren beim Dorf offensichtlich ließen, im Wald aber verbargen«, antwortete er und schloss sie in die Arme.

»Glaubst du, das sie gefährlich sind?« Sie schaute ängstlich zu ihm auf und schmiegte sich eng an ihn.

»Ich weiß es nicht, aber je länger ich darüber nachdenke, desto unwahrscheinlicher erscheint es mir«, antwortete er und gab ihr einen Kuss. »Sie wirkten nicht, als wollten sie ihre Anwesenheit verbergen, sie schienen nur nicht zu wollen, das man ihre Reise durch Arelah entdeckte, sonst schien es ihnen egal.«

»Das passt zumindest nicht auf Reiter aus Karelah. Aber warum sollten sie sonst ihre Herkunft verbergen wollen, warum ritten sie nicht unter einem Wappen?«

»Das weiß ich nicht, das würde mich aber auch stark interessieren«, knurrte Len unwillig und ließ sie los, um sich ausgesprochen rüde auf einen Stuhl zu setzen.

»Denkst du, dass das Ritual deswegen schon wieder abgesagt wird?«, fragte sie leise und setzte sich auf seinen Schoß.

»Ich fürchte es fast. Sechs Jahre verdammt, und immer kam irgendetwas dazwischen! Ich habe keine lust mehr, als Knabe bezeichnet zu werden, als wäre ich ein Kind! Ich muss Leuten Respekt entgegenbringen, die jünger sind als ich und nicht halb so viel erlebt haben. Langsam muss es doch einmal reichen.« Frustriert legte der junge Mann seinen Kopf auf Navas Schulter ab.

»Diesmal klappt es bestimmt. Sie können dich nicht immer zu einem Kind degradieren«, fand die und drehte sich um. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und ihre Kopf auf seine Brust. Mit geschlossenen Augen lauschte sie seinem Herzschlag.

»Doch, leider schon. Deswegen höre ich auch nicht mehr auf ihre Ratschläge, es sind solche, denen man Kindern gibt. Aber genau genommen bin ich ja auch noch ein Kind.« Er nahm sie fest in die Arme.

»Nur für sie. Für mich bist du das schon lange nicht mehr«, antwortete sie und küsste ihn.

Als sich ihre Lippen von seinen lösten und sie ihm einen Moment in die Augen blickte, schien es, als wollte er widersprechen, doch er blieb still. Stattdessen seufzte er und schloss die Augen.

»Lass uns essen, das Haus sichern und dann schlafen gehen. Wer weiß was morgen für ein Tag wird, wenn noch mehr Reiter auftauchen und sie vielleicht doch nichts Gutes im Schilde führen, könnte es sonst schlimm enden.«

Nava zögerte, nickte schließlich und stand auf.

»Das Essen dauert noch einen Moment, du kannst ja schon einmal die Läden schließen«, überlegte sie leise, dann wandte sie sich wieder dem Herd zu.

Len zögerte einen Augenblick. Er hatte ihr angst gemacht, das wusste er. Einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, sie zu beruhigen, doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Das waren nicht die ersten Fremden in dieser Gegend und dies war auch nicht das erste Mal, das sie das Haus verbarrikadierten, um mit einem halbwegs sicheren Gefühl schlafen zu können.

Es herrschten schlimme Zeiten im Land und ein Ende war nicht in Sicht. Die Kämpfe waren noch nicht bis in dieses entlegene Fleckchen Erde vorgedrungen, doch das war nur eine Frage der Zeit und das wussten die ostsansässigen Menschen auch. Die fremden Reiter wurden immer zahlreicher, die Gelegenheiten, bei denen sie Gutes mit sich brachten, immer seltener.

Es hatte schon Wochen gegeben, wo sich die Reiter von Karelah so nahe befunden hatten, das des Nachts sogar Wachen aufgestellt worden waren, damit niemand im Schlaf gemeuchelt wurde.

Diese Zeiten waren vorbeigegangen, doch wenn die Alten gelegentlich von den Jahren vor dem Krieg erzählte, wo man sich noch guten Gewissens bei Nacht vor die Tür wagen konnte, so schien es den Jüngeren, als erzählten sie von einer Mär, einer völlig anderen Welt, die schon lange zerstört und fast vergessen ward.

Darüber dachte Len nach, als er die Fensterläden fest verschloss und die Riegel vor die Tür legte. Als er wieder in die Küche zurückkehrte, spielte er einen Moment mit dem Gedanken, zumindest diesen Laden vorerst offen zu lassen, damit sie nicht bei Kerzenschein essen mussten, doch als sein Blick auf Nava viel, da entzündete er schon eine Kerze und schloss auch den letzten Laden.

Dann setzte er sich an den Tisch und im Schein der Kerzen aßen sie still zu Abend. Anschließend gingen sie hinauf und legten sich gemeinsam ins Bett. Len blies die Kerze aus und nahm Nava in die Arme. Sie schmiegte sich eng an ihn und versuchte, nicht ständig nach draußen zu lauschen. Er indes summte ein beruhigendes Lied, während er über den vergangenen Tag nachdachte und sich fragte, was der Kommende wohl bringen würde.

Irgendwann fiel ihm auf, dass die junge Frau in seinen Armen eingeschlafen war. Die Erschöpfung hatte schließlich doch über ihre Angst gesiegt, es wunderte ihn nicht. Er konnte sie in der Dunkelheit nicht sehen, doch er spürte ihren Körper und gab ihr einen Kuss auf ihr Haar, dann schloss auch er die Augen und versuchte einzuschlafen.

Er erwachte durch ein seltsames Geräusch. Er klang nicht, als wenn jemand versuchte Tür aufzubrechen, es klang aber auch nicht wie ein Klopfen oder dergleichen. Es dauerte auch einen Moment bis Len bewusst wurde, das es nicht einmal von unten aus dem Haus kam, sondern irgendwo von oben her.

Sogleich versteifte er sich. Irgendwer schien durch das Haus zu schleichen. Einen Augenblick überlegte er, ob er Nava wecken sollte, doch dann zog er vorsichtig seinen Arm unter ihrem Körper hervor und entzündete die Kerze. Er stand auf, griff sich dabei den Dolch, der neben dem Bett lag, und verließ das Zimmer um zu schauen, wer oder was dort durch das Haus schlich.

Er schloss die Augen und lauschte, versuchte die Richtung zu lokalisieren und stellte fest, dass die Geräusche aus einem ungenutzten Raum kamen. Len schlich hin und stieß die Tür mit einem Ruck auf, doch auch wenn der Kerzenschein den leeren Raum voll ausleuchtete, so befand sich hier doch niemand.

Len zögerte. Er war sich sicher, dass das Geräusch von hier gekommen war, doch er sah niemanden. Er schaute zur Sicherheit auch noch hinter die Tür, auch wenn er aus eigenen Erfahrungen wusste, dass man sich hier nicht verstecken konnte, doch auch hier war niemand.

Da jedoch erklang das Geräusch von neuem und es kam ganz eindeutig vom Fenster. Eine Sekunde lang zögerte er noch, dann fasste er sich ein Herz und ging hin. Er öffnete es und stieß den Laden auf, bereit zu zustechen, sollte sich der Verursacher des Geräusches als gefährlich herausstellen.

Nun, er stellte sich als schwarz-gefiederten Vogel heraus. Ein Rabe, der mit seinen Krallen über das Holz kratzte und mit seinem Schnabel scheinbar gegen den Laden gerieben hatte.

»Verschwinde, Mistvieh«, knurrte Len und stieß mit der Kerze in die Richtung des Vogels, doch der zeigte sich völlig unbeeindruckt.

»Krah«, machte er bloß und Len war sich sicher, das der Vogel dabei herablassend klang. Einen Moment schaute er den Raben sprachlos an, dann schüttelte er den Kopf und griff nach den Läden.

»Komm her, wenn du noch ein Stück vorhüpfst, erwische ich dich mit den Läden«, erklärte er dem Vogel mit der süßesten Stimme, zu der er fähig war.

»Ich wäre sehr verbunden, wenn du mein Tier am Leben lassen würdest«, bemerkte da eine Stimme. Erschrocken machte Len einen Satz zurück und hob das Messer, doch er konnte niemanden sehen.

»Len, was muss ich tun, damit du einen alten Freund ins Haus holst, statt ihn die Nacht vor der Tür frieren zu lassen?«, rief die Stimme erneut, während der Rabe hinunter flatterte.

Der junge Mann zögerte unsicher, dann ging er ans Fenster und schaute hinab. Er meinte, dass ihm die Stimme bekannt vorkam, doch vor der Tür stand bloß eine der schwarz gewandeten Gestalten aus dem Wald und schaute zu ihm hinauf, verbarg dabei das eigene Gesicht durch seinen Helm. Sein Rabe saß auf dem Sattel des Pferdes.

»Alter Freund? Ich wüsste es, wenn ich mit einem Reiter aus Karelah befreundet wäre«, rief er misstrauisch hinab.

Die Gestalt jedoch lachte nur und nahm den Helm ab.

»Hast du mich etwa schon vergessen?«, fragte er grinsend, während sich das silberne Mondlicht im dunkeln Haar verfing und die goldenen Augen aufleuchten ließ.

Len zögerte erstaunt, dann lachte er laut auf.

»Kane?«, fragte er freudig.

»Ja! Das hat aber lange gedauert.«

»Warte! Ich bin sofort unten!«

Ohne eine Antwort abzuwarten lief Len ins Haus zurück. Er stürmte erst das Schlafzimmer.

»Nava! Kane ist hier!«, rief er und während sie sich langsam und verschlafen aufsetzte, stürzte er schon die Stufen hinab und riss die Riegel vor der Tür zurück, um diese schnell aufzureißen und seinen alten Freund in die Arme zu stürzen.

»Len! So lange ist es dann auch wieder nicht her«, lachte Kane.

»Wir haben uns seit zehn Jahren nicht mehr gesehen! Wie geht es dir? Komm herein!« Bevor sein alter Freund antworten konnte, hatte Len ihn schon hineingezogen.

»Gut, natürlich. Warum auch nicht?« Kane grinste breit, während sein Freund die Tür schloss. In der Zeit kam Nava verschlafen die Treppe hinab, bis sie erkannte, wer zu so später Stunde noch den Weg zu ihnen gefunden hatte.

»Kane?«, fragte sie ungläubig.

»Ja Nava, ich bin wieder da.«

»Kane!«, rief auch sie und stürzte in seine Arme.

»Komm, setz dich und erzähl uns von deinen Reisen«, freute sich Len und deutete in die Küche. Er machte Feuer im Kamin und bewirtete seinen alten Freund aus Kindertagen, den er so lange nicht mehr gesehen hatte.

»Erzähl«, sagte er, während Kane noch immer unbeirrt lächelte und seinen Raben streichelte.

»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe gelernt, bin erwachsen geworden, wurde freigesprochen. Und jetzt bin ich hier.«

»Du hast fertig gelernt?«, fragte Nava ungläubig.

»Ja. Du weißt doch, dass Zauberer erst als vollwertig anerkannt werden, wenn sie ihre Lehre beendet haben und nun ja, was soll ich sagen? Wie ihr seht, ist mir das geglückt«, lachte Kane und deutete auf den Raben.

Nava gratulierte ihm herzlich, Len nicht, das entging dem Zauberer keineswegs, er schaute seinen Freund mit gerunzelter Stirn an.

»Freust du dich nicht für mich?«, fragte er geradeheraus.

»Ich, was? Nein, also, doch, schon, aber… sag mal, warst du allein unterwegs? Und seid ihr durch den Wald von Arelah geritten?«

»Nein, wir waren mehrere und ja, wie sind dort hindurch geritten, doch wieso die Frage?« Kane runzelte verwirrt die Stirn.

Erleichtert seufzte Len und lächelte.

»Gut, dann habe ich vielleicht ja dieses Mal Glück und bekomme auch endlich einmal mein Tier«, erklärte er.

»Du hast noch keines?« Ungläubig starrte Kane ihn an.

»Nein«, lächelte Len schief.

»Dann seid ihr auch noch nicht verheiratet? Na, dann ist es aber höchste Zeit. Morgen dann, was?«

»Ja. Wenn nicht wieder irgendetwas dazwischenkommt schon, ja«, seufzte Len und hoffte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Seelentraeumerin
2011-07-16T17:20:56+00:00 16.07.2011 19:20
ich will auch wissen wer die reiter sind oO
Und auch was mit len udn nava ist irgendwie mag cih die beiden:3
Und mal gespannt was kane sagt^^
aber kap zwei les cih morgen das ist mir zu lang für jetztxD
aber hoffe shcreibst schon an kap 3*.* wehe wenn nicht>.<
Von: abgemeldet
2011-07-12T13:09:51+00:00 12.07.2011 15:09
So :3 Eigentlich weißt du ja schon alles xD
Aber das Kapitel ist wirklich schön geworden und ich möchte am liebsten sofort wissen wer die Reiter sind, obwohl ich es mir glaube ich auch schon denken kann :) Und die sache mit Len und Nava ist ja lustig ^^ aber sie hätten wirklich auch geschwister sein können xD *dich an den Computer schubs* schreib schnell weiter *.*


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