Revolve around von Mi-sa-ki (Die sechste Division) ================================================================================ Kapitel 8: Antworten -------------------- Der Wecker musste kaputt sein. Er klang nicht monoton wie sonst, sondern glich eher einem an- und abschwellenden Kreischton. Rikichi riss die Augen auf. Das war kein Wecker! Er sprang aus dem Bett, warf sich seinen Morgenkimono über und öffnete die Schlafzimmertür. Das schrille Geräusch war inzwischen verklungen, an seine Stelle war eine Stimme getreten, welche zu einem offensichtlich aufgeregten Mann gehörte. Er trat auf das Sofa zu, auf welchem gerade anscheinend ein heftiger Kampf tobte. Torara war am Gewinnen. Er griff über die Lehne, packte das Tier am Nackenfell, hob es hoch und setzte es auf den Boden. Augenblicklich zischte es in die Küche ab. Renji wandte ihm den Kopf zu. „Danke. Ich dachte schon, das Vieh frisst mich auf. Es ist bösartig.“ Wie zum Beweis hielt er dem Jüngeren seinen Unterarm hin, auf welchem deutliche Kratzspuren zu sehen waren. Etwas schuldbewusst senkte Rikichi den Blick. „Ich hätte sie zu mir ins Schlafzimmer sperren sollen. Andererseits hätten Sie sich vielleicht nicht auf sie drauf legen sollen.“ Denn genau danach hatte das anfängliche Kreischen geklungen. „Ich hab halt nicht damit gerechnet, dass ich das Sofa nicht für mich alleine habe.“ Renji störte etwas, was Rikichi ausnahmsweise gefallen hätte, zumindest in dieser Nacht: Sein Bett mit jemandem teilen zu müssen. Doch man konnte jemanden, der zum ersten Mal bei einem schlief, nicht zumuten, dies direkt im selben Bett wie der Gastgeber zu tun. Nur unverschämte Leute machten so etwas. Natürlich dachte er an niemand bestimmten. Aber alleine zu wissen, dass Renji direkt im Raum nebenan schlief, war einfach schön gewesen. Er hatte für das Einschlafen viel länger gebraucht als sonst. Mitten in der Nacht war ihm sogar die Idee gekommen, aufzustehen, um seinen schlafenden Fukutaichou einige Minuten lang beobachten zu können. Letztlich hatte er sich aber nicht getraut. Alarmiert blickte er wieder auf, als er Renji genervt seufzen hörte. „Was ist los?“ „Schon wieder viel zu früh wach! Ich dachte, dieses Mal könnte ich ausschlafen… Tut mir leid, dass ich dich auch geweckt habe.“ Doch Rikichi winkte bloß ab. Es machte ihm nichts aus, früh aufzustehen, erst recht nicht, wenn das bedeutete, mehr Zeit mit Renji verbringen zu können. Er hoffe inständig, dass Kira noch immer damit beschäftigt war, Gegenstände zweckzuentfremden und Renji gezwungen war, eine weitere Nacht hier zu bleiben. Doch das war mehr als unwahrscheinlich, leider. „Ich gehe gerade duschen, dann können Sie noch etwas liegen bleiben. Und wenn ich dann das Frühstück mache, können Sie duschen gehen, okay?“ Renji zog beeindruckt die Augenbrauen hoch. Er glaubte nicht, dass Rikichi jeden Morgen auf diese Art frühstückte. Anscheinend hatte er sich extra Mühe gegeben, keine Wünsche offen zu lassen und in der kurzen Zeit, in der er unter der Dusche war, ein kleines Wunder auf den Esstisch gezaubert. Er konnte damit beinahe schon Izuru Konkurrenz machen. Renji setzte sich dem wartenden Rikichi gegenüber und nahm die Stäbchen zur Hand. Während er aß, merkte er nicht, dass der jüngere Shinigami ungewöhnlich oft in seine Richtung blickte. Eigentlich merkte er kaum etwas, denn er war in seiner eigenen Gedankenwelt. Warum nur ging in letzter Zeit alles schief? Er hatte weder auf der Arbeit noch zuhause Ruhe, nicht vor den anderen und nicht vor seinen Sorgen. Ein ungewollter Seufzer entfuhr ihm, Rikichi sah fragend auf. „Stimmt etwas nicht, Abarai-fukutaichou?“ Erst wollte Renji abwinken und einfach lächeln, wie er es auch die letzten Male gemacht hatte. Doch er konnte nicht. Unbestimmt zuckte er mit den Schultern. „Ist es wegen gestern? Wegen dem Streit mit Kira-fukutaichou?“ „Nein… na ja, auch. Aber das ist nicht das Schlimmste und außerdem hat er sich ja auch nicht mit mir gestritten.“ „Oh… also, wenn Sie darüber sprechen wollen, ich… na ja, Sie wissen schon. Ich höre Ihnen zu.“ Nun lächelte Renji wirklich etwas. Rikichi war wirklich sehr in Ordnung. Sie kannten sich im Grunde kaum, dennoch bewunderte der Jüngere ihn und half ihm, wie er nur konnte. Gut, die Sache mit dem Katzenfutter für seinen Taichou war weniger hilfreich gewesen, aber da konnte Rikichi nun auch nichts für, er hatte ihn ja sicher nicht absichtlich auf die falsche Spur gebracht. Und nun hatte er ihn bei sich schlafen lassen und bot ihm auch noch weitere Hilfe an… vielleicht war es also gar nicht so verkehrt, diese auch anzunehmen. Er musste ja nicht im Detail erklären, worum es ging. „Nun… es gibt da jemanden, den ich sehr mag…“ „Kuchiki-san?“ Verblüfft weiteten Renjis Augen sich etwas. Wie hatte er…? Rikichi schien sich auf die Zunge zu beißen. „Tut mir leid, ich habe nur…“ „Wie kommst du darauf, Rikichi?“ „Na ja, Sie zwei kennen sich schon so lange und machen auch jetzt noch viel zusammen…“ Erleichtert atmete Renji aus. Entwarnung. „Ja… nein. Es geht nicht um Rukia. Es ist egal, um wen es geht. Der Punkt ist, ich denke, dieser jemand hat schon jemand anderes. Das bereitet mir etwas Kopfzerbrechen, verstehst du?“ Rikichi nickte. Natürlich verstand er das, ihm ging es ja nicht anders. Was für eine Ironie, dass sein Fukutaichou ihm nun genau dieses Problem schilderte. Aber wie kam er darauf, dass Kuchiki schon jemanden hatte? Etwa, weil er ihn in dessen Schlafzimmer gesehen hatte? Rikichi wurde bewusst, was für ein Glück er gehabt hatte, nicht erkannt worden zu sein. Doch was erwartete Renji nun für einen Rat? Wollte er bloß etwas Ermutigung, ein „Gib nicht auf“? Aber Rikichi wollte doch, dass er aufgab! Nichts wäre ihm gelegener gekommen. Wenn Renji Kuchiki vergaß, würde er seinem Ziel bereits etwas näher kommen. Er müsste dann nur noch selbst Kuchiki loswerden und Renji für sich gewinnen… Nur noch. „Also… aber sicher sind Sie ja nicht, dass dieser jemand jemanden hat, oder?“ „Aber ziemlich.“ „Tja… ich weiß auch nicht so recht. Wenn diese Person so glücklich ist und Sie sie wirklich lieben, nun…“ „Ich weiß schon, worauf das hinausläuft. Mein eigenes Glück sollte ich zurück stellen, schon klar.“ Die Härte, mit welcher Renji sprach, erschreckte ihn ein wenig. Schnell senkte er seinen Blick wieder auf den Teller. Natürlich, dies war eine Standardphrase gewesen, genau die, die jemand in Renjis Situation nicht hören wollte. Eine, die er selbst zwar gut kannte, aber auch nicht wirklich befolgte. Er würde nicht aufgeben, niemals! Und er wusste, dass es vergebens war, Renji diesen Rat zu erteilen. Der Mann, den er liebte, würde sich nicht hängen lassen. Er würde es auch weiterhin probieren. In diesem Punkt waren sie sich ähnlich, doch sorgte dies in diesem Falle nur für noch mehr Komplikationen. Er blickte wieder auf, als Renji seine Schüssel abstellte. „Ich sollte besser gleich los.“ „Aber es ist noch so früh…“ „Ich rufe von unterwegs bei mir zuhause an und erkundige mich, was noch alles steht. Also gehe ich ein wenig früher…“ Renji stand auf und ging auf die Tür zu. „Danke jedenfalls, dass ich hier bleiben durfte. War wirklich nett von dir.“ Dann verschwand er. Er war nicht nur früher gegangen, um zu telefonieren, das hatte Rikichi dem bitteren Tonfall angemerkt. Leise seufzte er und begann, abzuräumen. Selbst hatte er nun auch keinen Hunger mehr. Hatte er die Pluspunkte, die er sich verdient hatte, schon wieder verspielt, weil er keine aufbauenden Worte übrig gehabt hatte? Aber sicher hätten doch auch andere mit etwas ähnlichem geantwortet, oder? Aber vielleicht ging es auch darum, dass Renji erwartet hatte, von ihm nicht nur das zu hören, was ihm eh jeder Dahergelaufene auch gesagt hätte. War Renji nun sauer oder bloß ein wenig zerknirscht? Das ließ sich schwer einschätzen. Er wurde erst wieder aus seinen Gedanken geholt, als Torara vehement nach den Resten des Fisches verlangte. Gähnend lehnte Rikichi sich an die Außenmauer Seireiteis. Der Arbeitstag war nicht allzu anstrengend gewesen, aber seine Gedanken hatten sich so sehr im Kreise gedreht, dass er schon jetzt ziemlich müde war. Langsam ließ er seinen Blick über den ersten Bezirk des nördlichen Rukons schweifen. Hier unterschieden sich die Lebensumstände noch nicht so sehr von denen im Kern der Soul Society, dennoch konnte man an der Größe der Häuser und der Kleidung der Leute erkennen, dass der Wohlstand hier nicht sonderlich stark vertreten war. Die meisten Bewohner trugen einfache Kleidung, wie auch er selbst gerade. Er war nach der Arbeit nachhause gegangen, um sich umzuziehen. Er wollte so unauffällig wie möglich sein und auch wenn es recht oft Shinigami hierher verschlug, so fielen sie doch stärker auf als andere Leute. Kuchiki hingegen sollte lieber in einem Shihakushou hier auftreten, vermutlich zogen all seine anderen Kleidungsstücke die Blicke noch sehr viel mehr auf sich. Eine Weile noch ließ er seinen Blick gedankenlos über die Menge schweifen. Was, wenn Kuchiki nicht kam? Wie lange musste er hier warten? Wann konnte er gehen? Aber vielleicht sollte er sich nicht zu schnell Hoffnungen machen… sein Taichou war jemand, der sich an Termine hielt. Er zuckte zusammen, als plötzlich eine leise Stimme neben ihm seinen Namen sagte. Er wandte den Kopf und da stand er, der Mann, auf den er gewartet hatte. Allerdings hätte er das nicht erwartet. Seine Augen weiteten sich etwas. Hätte Kuchiki ihn nicht angesprochen, er hätte ihn sicher nicht sofort erkannt. Er trug keine Kenseikan, stattdessen waren seine Haare locker zusammengebunden. Seinen Kleidungsstil hatte er der Umgebung angepasst. Rikichi vermutete, dass der Stoff, den der andere trug, zwar weitaus teurer war als der der Einwohner hier, ansehen konnte man es ihm aber nicht. Eine perfekte Tarnung. Kaum jemand schien ihn zu beachten, und wenn, dann waren es bloß tuschelnde junge Frauen, deren Seitenblicke sicher nicht bedeuteten, dass sie ihn erkannt hatten. „Wollen wir los?“ Rikichi konnte nur stumm nicken, dann folgte er dem Älteren. Doch schon nach ein paar Metern warf dieser ihm einen Blick über die Schulter zu. „Es wirkt sicher seltsam, wenn du hinter mir hergehst.“ „Oh… natürlich, Taichou.“ Rikichi ging einen Schritt schneller, um aufzuholen. „Noch seltsamer wirkt es, wenn du mich „Taichou“ nennst.“ Dieses Mal war ein mahnender Unterton aus seiner Stimme herauszuhören. „Ja, Verzeihung. Aber… wie soll ich Sie denn nennen?“ Ihn mit seinem Nachnamen anzusprechen, war sicherlich nicht weniger dumm, als seinen Titel zu benutzen. Auch, wenn sein Gesicht hier nicht bekannt sein sollte, so würden die Einwohner aller inneren Bezirke sicher etwas mit diesem berühmten Namen anfangen können. Kuchiki schien kurz zu überlegen, dann zuckte er mit den Schultern. „Such dir etwas aus.“ Rikichi unterdrückte ein Seufzen. Der Kreativste schien sein Taichou nicht zu sein. „Also gut… Sakurai-san.“ Er selbst war nun einmal auch nicht der Kreativste. Immerhin passte der Name und wirklich auffällig war er auch nicht. Kuchiki zeigte keinerlei Reaktion, also war er wohl einverstanden damit. Sie liefen schweigend nebeneinander her, es kam Rikichi so vor, als würden die Minuten absichtlich langsam verstreichen. Warum sprach der Taichou nicht? Oder erwartete er, dass Rikichi den Anfang machte? Doch worüber sollten sie sich schon unterhalten? Sie kannten sich nicht im Mindesten und es war stark zu bezweifeln, dass sie ähnliche Interessen hatten. Was trieb Kuchiki eigentlich den ganzen Tag, wenn er nicht gerade im Büro war? Hielt er Teezeremonien ab? Übte er sich in Kalligraphie? Alles Dinge, mit denen Rikichi sich wohl nie anfreunden könnte. Leise räusperte er sich. „Ku… eh… Sakurai-san? Darf ich etwas fragen?“ Sein Begleiter blickte kurz zu ihm runter und richtete den Blick dann wieder geradeaus. „Ich bin jetzt nicht dein Vorgesetzter. Frage, was du fragen willst, aber frag vorher nicht nach.“ „Okay…“ Ein wenig hatte er fast gehofft, Kuchiki würde es ablehnen, Fragen zu beantworten. Denn nun musste er sich überlegen, wie er es am besten formulieren konnte. „Ich frage mich bloß, warum Sie aus gerechnet mich… Ich meine, Sie kannten mich kaum.“ Eigentlich gar nicht. Nun sah Kuchiki doch wieder zu ihm herunter, blieb sogar stehen. Auch Rikichi hielt an. Das hatte er schon die ganze Zeit wissen wollen, seit er gemerkt hatte, dass die Blicke seines Taichous ständig auf ihm ruhten. „Muss es dafür einen besonderen Grund geben? Du gefällst mir. Das ist alles.“ „Aber… Sie waren doch verheiratet!“ Kuchiki blinzelte kurz verwundert, dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder gewohnt neutral. „Was willst du damit sagen? Glaubst du, die Tatsache, dass ich mit einer Frau verheiratet war und die Tatsache, dass ich mich nun für jemanden vom eigenen Geschlecht interessiere, schließen sich gegenseitig aus? Dir sei versichert, dem ist nicht so. Oder…“ Sein Blick wurde etwas forschender, schien in Rikichis Augen nach dem Grund für diese Frage zu suchen. „… fürchtest du, dass du Hisana nicht ersetzten kannst? In diesem Falle hättest du Recht, das kannst du nicht. Aber was ich suche, ist auch kein Ersatz.“ Sobald er seinen Satz beendet hatte, setzte er seinen Weg fort. Rikichi bleib noch einen Moment zurück, folgte ihm dann aber. Kuchiki suchte keinen Ersatz. Was aber wollte er? Einen Neuanfang? Vielleicht wollte er es gerade deswegen nicht erneut mit einer Frau versuchen, um nicht Gefahr zu laufen, diese mit seiner verstorbenen Geliebten zu vergleichen? Doch das waren alles bloß Mutmaßungen, er hatte keine Ahnung, was in Kuchiki vorging. Und er hatte keine Ahnung, wie ernst dieser es überhaupt mit ihm meinte. Er selbst hatte nicht vor, eine allzu lange Zeit mit seinem Taichou zu verbringen. Würde das Interesse des anderen ebenso schnell erlöschen wie es aufgeflammt war? Plötzlich stellte sich ihm eine weitere Frage: Wie definierte man ihre Beziehung denn nun? Waren sie zusammen? Immerhin hatten sie im selben Bett geschlafen. Andererseits hatte keiner von ihnen irgendetwas gesagt, was das bestätigen würde. Musste überhaupt etwas gesagt werden? Er hatte keine Ahnung. Denn wenn er nun wirklich mit Kuchiki zusammen sein sollte, so wäre dies seine erste Beziehung überhaupt. Beinahe bekam er Gänsehaut bei diesem Gedanken. Der erste Freund, eine Person, die er nicht einmal leiden konnte? Ausgerechnet Kuchiki? Er hoffte inständig, dass sein Taichou ihn noch nicht als seinen Partner betrachtete. Zum zweiten Mal an diesem Tage zuckte er zusammen, als er plötzlich seinen Namen hörte. Das schlechte Gewissen hatte Renji den ganzen Tag geplagt. Zuerst war da Izuru, welchen er am Morgen tatsächlich noch angerufen hatte. Sein Freund hatte sich anscheinend Sorgen gemacht, weil Renji die ganze Nacht weggeblieben war, ohne sich zu melden. Und das, obwohl er selbst anscheinend genug Sorgen hatte. Wobei Renji nichtklar sagen konnte, wo genau das Problem lag. Anscheinend hatte Ichimaru seinem Fukutaichou noch einen Tag frei gegeben, doch diesem fiel nichts anderes ein, als darüber zu jammern. Renji musste jedoch zugeben, dass er selbst etwas neugierig war: War Ichimaru wegen Izurus Benehmen vom Vorabend ein wenig aus der Fassung? Hatte dieser freie Tag dieselben Gründe wie der davor? Und vor allem, gab es überhaupt Gründe dafür? Vielleicht dachte Ichimaru sich auch, dass Izuru sich jetzt schon schlecht fühlte wegen seiner Handlungen und wollte ihn noch etwas zappeln lassen, bevor der Fukutaichou die Gelegenheit bekam, sich zu entschuldigen. Das würde er sicher tun, Renji kannte ihn doch. Dieser kurze Akt des Protests würde sicher der einzige bleiben, dafür hing Izuru zu sehr an diesem Mann. Andererseits, dass er überhaupt gehandelt hatte, hatte Renji auch schon sehr überrascht. Noch wusste er nicht, wie das Ergebnis dieser Aktion nun aussah. Gemeint war damit sowohl das Verhältnis zwischen Izuru und Shuuhei als auch der Zustand seiner Wohnung. Um beides würde er sich später kümmern, wenn er wieder daheim war. Die Zeit zum Telefonieren war heute Morgen doch recht knapp gewesen, weil Renji sich, nachdem er bei Rikichi nicht aufgegessen hatte, noch einen Taiyaki hatte holen müssen, um den Tag überhaupt durchzustehen. Und da war er, der zweite Aspekt seines schlechten Gewissens: Rikichi. Er hatte sich so zuvorkommend aufgeführt wie sonst wohl kaum einer. Trotzdem hatte Renji sich nicht gerade dankbar aufgeführt, und das bloß, weil der Shinigami ihm nicht genau das gesagt hatte, was er hatte hören wollen. Stattdessen hatte er einen vernünftigen Rat bekommen, aber vernünftige Räte befolgte er bekanntermaßen so gut wie nie. Dennoch, Rikichi hatte es nur gut gemeint und man konnte sagen, dass er sich einfach kindisch aufgeführt hatte. Und das wollte er wieder gutmachen. Er hatte gesehen, dass Rikichi heute recht früh gegangen war. Er selbst hatte noch etwas länger bleiben müssen, auf Anweisungen vom Taichou persönlich. Doch es war ihm gelungen, die letzten paar Akten jemand anderem aufzudrücken. Dafür würde er demnächst eine extra Schicht schieben müssen, doch das war ihm egal. Das hier war wichtiger. Er war auch schon bei Rikichi zuhause gewesen, doch aufgemacht hatte ihm keiner. Es war sein Glück, dass er einer Nachbarin über den Weg gelaufen war, welche sich erinnerte, dass Rikichi irgendetwas davon erzählt hatte, dass er nach Rukon wollte. Also hatte Renji sich auf den Weg gemacht. Da er nicht wusste, zu welchem Teil Rukons Rikichi sich aufgemacht hatte, war er einfach in Richtung Norden gegangen. Er wusste, dass Rikichi ursprünglich von dort stammte. Wenn er also bloß etwas frische Luft schnappen wollte, würde Renji ihn dort sicher finden. Wenn er allerdings einfach nur zum Einkaufen gegangen war, konnte er überall sein. Das machte aber auch nichts, notfalls würde Renji einfach wieder zu seiner Wohnung zurückgehen, um dort auf ihn zu warten. Er wollte sich auf jeden Fall heute noch entschuldigen, ihn vielleicht auch zur Wiedergutmachung einladen. So etwas sollte man nicht aufschieben, bis es ohnehin egal war. Er grinste breit, als er den Gesuchten tatsächlich ausfindig machte. „He, Rikichi!“ Der Shinigami zuckte zusammen und drehte sich fragend um. Renji meinte, kurz Freude in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Aber wirklich nur kurz, sie wurde sofort überschattet von… Unbehagen? War Rikichi etwa noch nachtragend? Kaum vorstellbar, so, wie er Renji doch sonst anhimmelte. „Ich habe dich gesucht, weil…“ Er brach mitten im Satz ab, als er merkte, dass Rikichi in Begleitung war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)