Die Anstalt von -Zhenya- ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Eben jenes wildes Tier lief nun ruhelos in seinem für ihn viel zu kleinen Gefängnis in Form einer Gummizelle herum, in der es nichts gab, was ihn auch nur ablenken oder gar verletzen könnte. Noch nicht mal ein Bett stand hier, auf das sich der Albino hätte legen können. Nein, da müsste er sich schon auf den Boden legen. Das aber stand außer Frage, auch wenn dieser genau wie die Wände und überhaupt alles aus weichem Polster bestand und es sogar bequem sein könnte. Nein, das ging schon aus Prinzip nicht, das ging gegen die Würde der Nation und die sollte auf jeden Fall behalten werden, auch wenn das unter diesen Umständen kaum möglich war. Einen Versuch war es aber wert, denn etwas anderes blieb nicht über. So einfach kam man hier nicht raus, zumindest nicht allein. Nur hin und wieder waren Geräusche von Außen zu hören, die ihn immer wieder knurrend zur Tür blicken ließen, welche jedoch geschlossen blieb. Ihm war furchtbar langweilig. Kein Fenster, aus dem man raussehen konnte, niemand zum reden, einfach nichts! Da war es doch kein Wunder, wenn man völlig bekloppt wurde. Spätestens wenn man hier drin war, völlig abgeschottet von der Außenwelt drehte jeder nach einer Weile durch. Da Gilbert ohnehin nichts anderes übrig blieb, setzte er sich schließlich auf den Boden und schloss die Augen. Der Preuße begann leise zu summen, was ins Singen überging. Ja, er sang, weil er nicht wusste, was er sonst machen sollte. Das blieb auch dem Arzt nicht verborgen, der wieder mal seine Runde machte. Bislang hatte er den Albino immer nur im Kreis laufen sehen und nun das? Was hatte das nur zu bedeuten? Hatte es etwas zu bedeuten? Naja, aus psychologischer sich hatte eigentlich alles irgendwas zu bedeuten, warum sollte es da jetzt anders sein? Sicherlich wollte der Andere die Stille mit seiner Stimme ausfüllen. An sich war es doch ganz gut, immerhin bemerkte Gilbert so, das er seinen Bruder nicht brauchte, um sich zu beschäftigen. Dies als Fortschritt sehend, betrat er den Raum "Nun, Herr Beilschmidt, wie fühlen Sie sich?" fragte er möglichst ruhig und beruhigend, denn nichts war wichtiger als ein möglichst entspannter Patient. Als Antwort erhielt er zu allererst einen außerordentlich wütenden Blick "Wie es mir geht? Ich verrecke hier vor langeweile! Es ist zu ruhig, zu klein, zu leer!" fauchte der Angesprochene zurück. Das war auch überhaupt eine saudumme Frage. Wie sollte er sich schon fühlen, wenn man einfach so von seiner Außenwelt abgeschottet wurde und auch von seiner Familie getrennt wurde, auch wenn die nur noch aus seinem Bruder bestand. Der Psychologe seufzte leise, schüttelte den Kopf leicht. Das würde noch einiges an Arbeit werden, das stand fest. "Nun, Sie werden sich daran gewöhnen. Ihnen wird die Ruhe gut tun, immerhin hatten Sie bislang immer zu viel um sich herum. Ständig den Fernseher an, dabei noch Musik laufen, Laptop auf Dauerbetrieb und dann waren Sie noch ständig bei Ihrem Bruder. Das ist nicht gesund und ich würde von Reizüberflutung reden." erklärte Roderich ruhig und hoffte, das sein Patient es verstehen würde, auch wenn er daran zweifelte. Und der Arzt sollte recht behalten, denn ein Blick traf ihn, der sich nicht beschreiben ließ. "Es wird mir gut tun?! Was glauben Sie eigentlich, warum ich immer die Sachen anhatte?! Weil es mir zu ruhig ist! Ich HASSE es, wenn es so ruhig ist! Viel zu ruhig! Ich halte das nicht aus, verdammt!" Genau das war es, was ihn im Moment quälte. Alles war viel zu ruhig, er hatte absolut nichts zu tun, niemanden zum reden, nichts. Selbst das zur Zeit im Kragen seiner Zwangsjacke versteckte Küken konnte ihn nicht mehr aufmuntern, sodass er das Gefühl hatte, hier früher oder später wirklich noch verrückt zu werden. Bei diesen Worten war ein Seufzen seitens des Arztes zu hören, welcher erkannte, das sie auf diese Weise wohl nicht weiterkommen würden und er sich etwas anderes würde einfallen lassen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)