Miracle of Life von Anuri (Speewichtel-OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Melodie der Freundschaft ----------------------------------- James Sirius Potter war nicht so selbstsicher wie er gerne gewesen wäre. Alleine in Hogwarts eingeschult zu werden mit zig fremden Menschen war ihm mit seinen 11 Jahren nicht geheuer. Natürlich sagte er das niemanden. Schließlich war er ja kein Mädchen. Er stieg in den Zug. Aus den Augenwinkeln bekam er mit wie seine Familie ihm zu winkte. Doch er winkte nicht zurück. Denn dann hätten sie gesehen, dass seine Hand leicht zitterte. Aber Angst war was für Mädchen. Tief atmete er durch und lief weiter. In welches Abteil sollte er sich setzen? Am besten ein leeres. Er schaute sich um. Leise drang Musik an sein Ohr, die ihn sofort faszinierte. Sie war ruhig und irgendwie sanft. Es schien als würde sie ihn rufen. Langsam schritt er durch den Zug, um der Musik zu ihrem Ursprung zu folgen. Jetzt erkannte er, dass es jemand sein musste, der auf einem Klavier spielte. Hatten die hier im Zug echt ein Klavier? Er kam an einer Tür an. Hier hinter musste es sein. Deutlich konnte er die Musik hören. Kurz verweilte er vor der Tür, bis es schließlich seinen ganzen Mut zusammen nahm und vorsichtig die Tür öffnete. Das Zimmer war leer. Kein Klavier, keine Menschenseele, aber er hörte die Musik immer noch ganz deutlich. Neugierig schaute er sich um. Von wo konnte sie kommen? Er konzentrierte sich um den Ursprung der Musik auszumachen. Es klang als käme es vom Schrank. Er trat zu ihm und ging in die Knie. Hinter dem Schrank. Seine Hand quetschte er in den Spalt zwischen Schrank und Wand. Irgendwas war da... Er versuchte es zu fassen zu kriegen, schaffte es und zog es dann hervor. Es war ein Medaillon, das leicht geöffnet war. Die Musik schien wirklich daraus zu kommen. Vorsichtig drückte er es zu und die Musik verschwand. „Mr. Potter was machen sie hier? Dieser Raum ist für die Schulsprecher reserviert.“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Sofort sprang er auf. Vor ihm schien eine Lehrerin zu stehen. „Kommt nicht wieder vor.“, brachte er heraus und flüchtete aus dem Abteil. Das Medaillon fest in seiner Hand. Draußen blieb er stehen und betrachtete das Medaillon wieder. Leicht öffnete er es und er konnte die Musik hören. Im Hintergrund vernahm er eine Stimme. Die Stimme eines Mädchens. Er schloss es wieder und steckte es in seine Tasche, dann setzte er sich einfach in das erst beste Abteil. Die Musik hatte ihn irgendwie beruhigt. Die Zeit verging sehr schnell. Er unterhielt sich gut mit seinen Sitznachbarn. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu dem Medaillon. Was es wohl damit auf sich hatte? In solchen Dingen war er einfach zu neugierig. Aber gerade dass war sein Glück, denn dadurch vergaß er nervös zu sein. Er wollte nur das Geheimnis ergründen, so dass er von der Bootsfahrt und der Einschulung nicht viel mitbekam. Als sein Name aufgerufen wurde ging er automatisch zum Stuhl und setzte sich. Erst als er den Hut vernahm, würde ihm bewusst wo er eigentlich war. „Gryffindor.“, ertönte es. Ein erleichtertes Seufzen kam über seine Lippen und trat dann zu seinem Tisch und setzte sich. Auch die restliche Zeit zog schnell an ihm vorbei. Als endlich alle schlafen gegangen waren, holte er die Karte der Rumtreiber hervor, die er von seinem Vater hatte mitgehen lassen und schlich zu einem ruhigen Örtchen. Er zog das Medaillon hervor und betrachtete es. Erneut öffnete James es. Diesmal war keine Musik zu hören und der Junge war enttäuscht. Warum funktionierte es jetzt nicht mehr? „Scheiß Ding.“, fluchte er. „Ist da jemand?“, fragte eine Mädchen Stimme. Sein Blick wanderte durch den Raum, dann schaute James auf die Karte. Nein er war allein. Aber wo kam die Stimme dann her? „Wer bist du? Wo bist du?“, fragte er. „Das gleiche könnte ich dich fragen.“, kam die Stimme wieder aus dem Medaillon. Da war er sich jetzt sicher. „Du bist in dem Medaillon?“, fragte er. „Rede keinen Blödsinn. Hör auf dich zu verstecken. Du machst mir keine Angst.“, sagte die Stimme, in der leichte Unsicherheit mitschwang. „Ich steh mitten im Raum. Dann hast du bei dir auch ein Medaillon? Vielleicht können wir dadurch reden, obwohl wir ganz wo anders sind. Hast du vorhin Klavier gespielt?“ Ein Moment herrschte schweigen „Ja, dass hab ich. Hast du das etwa gehört?“, meldete sie sich dann wieder. „Das hat sich toll angehört.“ „Danke. Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie dann. „James und du?“, antwortete er ihr. „Alice.“, sagte sie. Er machte es sich bequem und schaute auf das Medaillon. „Spielst du schon lange?“, fragte er sie dann. „2 Jahre. Ich musste meine Eltern ganz schön bearbeiten ein Muggelinstrument lernen zu dürfen. Spielst du ein Instrument?“, kam es von ihr. „Nein. Ich bin eher für Quidditch zu haben. Leider kann ich erst nächstes Jahr in die Mannschaft. Diese blöde Regel, dass man das erst ab der zweiten Klasse darf.“, beschwerte er sich. „Dann kannst du das Jahr noch für andere Dinge nutzen.“, sagte sie. „Und für was?“, grummelte er. „Keine Ahnung. Mitschüler kennen zu lernen? Oder kennst du schon viele? Ich kenne hier eigentlich niemanden. Aber ein zwei nette Mitschüler hab ich schon kennengelernt.“ „Jaja, was anderes bleibt mir auch nicht übrig. Ich kenne hier auch niemanden. Naja eine Cousine von mir ist hier auch auf der Schule und Teddy, aber sie sind sehr viel höher als ich.“ „Du wirst es sicher überleben. Weißt 'du' ich finde es irgendwie etwas unheimlich von lauter Fremden umgeben zu sein. Ich weiß auch nicht, dass ist blöd oder?“, sagte sei leise. „Man füllt sich irgendwie verloren und auch etwas alleine.“, fuhr sie dann fort. Er lauschte Ihr aufmerksam. „Das ist nicht blöd.“ „Doch. Tut mir leid. Ich wollte dich auch nicht...“ Er unterbrach sie: „Ich versteh das, mir geht es ähnlich.“ Einen Moment herrschte schweigen zwischen ihnen, dann ergriff sie wieder das Wort. „Ich bin schon auf den Unterricht gespannt. Der wird sicher interessant.“ James verdrehte die Augen. „Oder sterbenslangweilig.“ Er vernahm ihr leises Lachen. „Bevor du mir vor Langeweile umkommst können wir uns ja jeden Abend etwas reden.“ „Um die gleiche Zeit.“, schlug er vor. Warum er diesem Treffen zu stimmte wusste er nicht. Vielleicht weil es ihr ähnlich ging wie ihm. Jeden Abend schlich sich James nach draußen, um mit Alice zu reden. Sie lästerten über Lehrer, regten sich über Mitschüler auf und manchmal spielte sie ihm etwas vor und er lauschte ihr dann. Ab und zu, wenn sie gar nicht mehr weiter wusste bei einem Zauber oder den Hausaufgaben fragten sie einander. Die Geschichtsaufgaben erledigten sie irgendwann immer gemeinsam nachdem sie herausgefunden hatten, dass sie immer die selben Hausaufgaben auf bekamen. Es hatte etwas vom telefonieren und er genoss die Gespräche mit ihr. Das Medaillon trug er um seinen Hals, versteckt unter seinen Sachen. Niemanden erzählte er davon. Weder seinen Freunden noch seiner Familie hatte er je ein Wort gegenüber erwähnt. Es war sein kleines Geheimnis. Nur in den Ferien, wenn sie zu Hause waren, redeten sie nicht miteinander. Es war einfach schwerer da einen ruhigen Ort zu finden. Inzwischen war das zweite Schuljahr angebrochen. James war sehr beliebt geworden und er tat nichts lieber als seinen kleinen Bruder aufzuziehen. Ihm gefiel sein Leben und heute war noch etwas Wichtiges passiert und er konnte es kaum erwarten mit Alice zu reden. Den ganzen Abend über wanderte sein Blick zur Uhr. Konnte die Zeit nicht schneller vergehen? Es war schon ärgerlich, dass sie immer nur abends zum reden kamen. Eigentlich müsste sie ja auch hier zur Schule gehen? Aber die meisten Lehrernamen sagten ihm gar nicht und die Namen der Mitschüler auch nicht. Er verdrängte den Gedanken und schaute wieder auf die Uhr. Endlich verschwanden seine Mitschüler in ihre Betten. Vorsichtig machte er sich auf den Weg. Als er das Medaillon öffnete hörte er sie Klavier spielen. Sie wurde immer besser. Er lauschte einen Moment bevor er zu reden begann. „Alice du glaubst gar nicht was heute passiert ist.“ Sie hörte aufzuspielen und James stellte sich vor sie würde sich zu ihm umdrehen und ihn anlächeln. „Was ist denn passiert?“, fragte sie. „Heute war das Probetraining.“, sagte er und versuchte sich zusammenzureißen. „Und wie ist es gelaufen?“, fragte sie nach. „Ich hab sie alle fertig gemacht.“, platzte es aus ihm heraus. „Ich habe alle in Grund und Boden gespielt und ich bin im Team. Die anderen hatten keine Chance. Es war einfach total genial.“ „Das hört sich an als wäre es gut gelaufen.“, sagte sie. „Und wie. Das hättest du sehen sollen. Die anderen war wirklich schlecht. Der Torhüter braucht glaub ich ne Brille, der hat wirklich jeden Ball reingelassen. Am Ende hab ich schon Babywürfe gemacht und trotzdem war es immer ein Punkt.“, prallte er. Vor seinem inneren Augen konnte er sehen wie sie die Augenbraue hochzog. „James, du bist ganz schön mies und arrogant geworden.“ „Ich sage nur die Wahrheit. Wenn ich das Team übernehme als Kapitän wird sich da einiges ändern. Da spielen wirklich ein paar Luschen mit.“, gab er zurück. „Pass nur auf das du damit nicht irgendwann auf die Nase fliegst.“, sagte sie nur. Alice redete nie so über ihre Mitmenschen. Sicher lästerte sie auch etwas, aber sie hielt sich immer in einem netten Rahmen. Er dagegen sagte ganz klar was er dachte und dann passierte es schon mal das er den ein oder anderen runter machte. Alice sagte dann immer, dass er ein arrogantes Arschloch sei. Da er keine Lust auf eine Diskussion darüber, wie man mit seinen Mitmenschen umgehen sollte, hören wollte, schlug er eine neue Gesprächsrichtung ein. „Aber das beste daran ist, ich kann endlich Quidditch spielen. Es ist so ein unglaubliches Gefühl auf dem Besen zu sitzen und zu spielen.“ Er schloss die Augen. Wie gerne würde er wissen wie sie aussah. Wer sie eigentlich war. „Das glaub ich dir. Auch wenn der Sport echt nichts für mich ist. Aber fliegen an sich ist wirklich toll.“, kam es von ihr. Er stellte sich vor das sie nun wieder ein Lächeln im Gesicht hatte. „Und bei dir?“, fragte er dann nach kurzem Schweigen. „Bei mir ist alles wie immer.“, sagte sie. „Ich würde dich gerne sehen.“, murmelte er. „Was hast du gesagt?“, fragte sie nach. „Nichts.“ Abends lebten sie in ihrer eigenen Welt. Es gab niemanden dem er sich so öffnete wie diesem Mädchen. Sie erzählte ihm auch alles - zumindest hatte er das Gefühl. Er wollte sie sich einfach nicht wegdenken. Es war im dritten Schuljahr als er das erste mal ahnte, dass da mehr war. Als sie beide es ahnten. Er war spät dran, weil seine Freunde ihn einfach nicht alleine gelassen hatten. Jetzt war er sie doch endlich los geworden. „Alice?“, fragte er leise. Leise drang ein Schluchzen an sein Ohr. „Alice?“, fragte er erneut. „Ja...“ Die Stimme klang heute so kraftlos. „Was ist passiert?“ Er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Wenn seine kleine Schwester weinte, drückte sie sich immer fest an ihn und er legte seine Arme um sie. Aber das konnte er bei Alice nicht machen. Er sah sie ja nicht einmal. Er konnte nur versuchen sie mit Worten zu trösten. „Ich … zwei Schüler haben sich gestritten und Lily ist dazwischen gegangen. Sie liegt auf der Krankenstation. Es wird immer schlimmer.“, sie schluchzte auf. „Aber sie wird doch wieder?“, kam es besorgt von ihn. „Ja … aber ...“, kam es von ihr. „Aber was?“, fragte er nach. Wie gerne würde er sie jetzt in die Arme nehmen. „Die Streitereien zwischen den Häusern werden immer schlimmer.“ Sie weinte leise. „Alice...“ Worte? Was brachten Worte? Er konnte ihr nicht helfen. Worte wie 'Alles wird gut' brachten nichts. Solche Worte konnten ihr nicht helfen. „Ich bin da...“, sagte er leise. „Immer …“ „Danke.“, murmelte sie. Bei ihnen hatte es nie solche Ausschreitungen unter den unterschiedlichen Häusern gegeben. Sicher waren Gryffindor und Slytherin nicht gerade die besten Freunde. Aber so was, davon hatte er noch nicht gehört. Dann war Alice vielleicht doch nicht auf der gleichen Schule wie er. Dabei hätte er sie so gerne mal wirklich gesehen. Das erste mal sah er sie in der vierten Klasse. Es war ein Abend an dem er wieder mal nur an sie denken konnte. Er war nicht verliebt oder so. Nein, sie war einfach nur seine engste Vertraute in den letzten drei Jahren geworden. Während er über sie nach dachte ließ er immer wieder am Raum der Wünsche vorbei, den er heute nutzen wollte. Sein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es nun Zeit war. James öffnete die Tür. Da stand ein Klavier im Raum. An ihm saß ein Mädchen. Auch wenn er sie noch nie gesehen hatte, ihm war sofort klar, dass es Alice war. Der Gryffindor sah Alice vor sich und er hatte sie definitiv noch nie hier gesehen. „Alice.“, kam es von ihm. Sie drehte sich um und lächelte ihn schwach an. „James.“ Sie stockte und sprang auf. „Aber wie? Du gehst nicht auf Hogwarts. Wir haben nur einen James. Wie ist das möglich?“, kam es von ihr. Sie stand auf und trat zu ihm, streckte ihre Hand aus. Doch ihre Hand ging durch ihn durch. Er schaute sie fassungslos an. „Bist du etwa ein Geist?“ „Blödsinn.“, sagte Alice und berührte die Wand, was auch funktionierte. Sie setzten sich beide. „Ich würde heute nach einem Date gefragt.“, sagte sie dann. „Frank ist total lieb und nett. Soll ich ja sagen?“ „Du hast ihm noch nicht geantwortet?“, kam es fragend von James. „Nein. Ich hatte auch keine Chance. Er hat gefragt und ist verschwunden. Dabei ist er sonst nicht so schüchtern. Er ist ein wirklich begabter Mitschüler.“, erklärte sie. „Magst du ihn?“, fragte James nach. „Ja, … dann sollte ich wohl ja sagen.“, meinte sie lächelnd. „Es ist schön endlich zu sehen mit wen man redet.“, sagte sie leise und er nickte. „Ja, dass ist es.“ „Soll ich dir ein wenig Klavier spielen beibringen?“, fragte sie. Ab diesen Zeitpunkt trafen sie sich jeden Tag in dem Raum der Wünsche. Beide fragten nie in welcher Zeit, der andere lebte. Sie genossen einfach die gemeinsame Zeit und lachten viel. Sie erzählte von ihren Dates mit Frank und er merkte, wie sie nach jedem Treffen mehr ins schwärmen geriet. Wenn sie nicht gerade redeten oder Blödsinn machten brachte Alice ihm Klavier spielen bei. Am liebsten beobachtete er sie beim Spielen. Er fand, dass es einfach ein wunderschönes Bild war. Sie war dann immer völlig versunken in ihrer eigenen Welt. Das vorletzte Mal, das er sie sah, hatte sie sich gerade fertig gemacht für eines ihrer Dates. Sie hatte so ein glückliches und zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Langsam drehte sie sich vor ihm. „Und? Was sagst du?“ Sie schaute ihn abwartend an. „Wunderschön.“, sagte James grinsend. Sie lächelte. „Danke. Du fährst morgen nach Hause oder?“ „Ja, leider hab ich ja keine Freundin mit der ich Weihnachten verbringen kann, so wie du mit deinem Freund.“, erwiderte grinsend. „Du wirst es überleben. Außerdem selbst Schuld, wenn du immer das Arschloch raus kehrst kriegst du nie eine Freundin.“, belehrte sie ihn. „Du musst es ja wissen.“, gab er trocken' zurück. „Tu ich auch.“, sagte sie lächelnd und schaute auf die Uhr. „Ich muss auch gleich los. James?“ „Ja?“ Er schaute sie erstaunt an. Sie klang auf einmal so ernst. „Danke, dass du immer für mich da gewesen bist und ich hab dich lieb. Du bist der beste Freund, den ich mir nur wünschen kann.“, sagte sie lächelnd. „Danke, aber warum?“ „Vor ein paar Tagen hat es einen Anschlag gegeben und von einer bekannten sind die Eltern … Wir wissen nie was passiert. Deswegen wollte ich, dass du das weißt. Ich muss los. Wir sehen uns nach Weihnachten. Wünsch' dir schöne Feiertage.“, sagte sie und eilte zur Tür. „Alice.“ Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Du bist auch meine beste Freundin. Pass auf dich auf.“, sagte er. Alice lächelte ihn an, dann ging sie. James verließ den Raum mit einem komischen Gefühl im Bauch, das er sich einfach nicht erklären konnte. Es war einer der Weihnachtsfeiertage, als er die Wahrheit erfuhr. Sie waren bei den Longbottoms zu essen eingeladen. James war besonders oft bei ihnen gewesen. Er folgte seiner Familie in die Wohnung. Seine Gedanken waren schon wieder bei Alice. Wie ihre Weihnachten mit Frank zusammen wohl waren? Er war schon etwas eifersüchtig, weil Frank etwas konnte was er nie können würde:Sie berühren und umarmen, mit ihr etwas unternehmen. Er konnte sie nur betrachten. Sie ließen sich am Esstisch nieder. Mrs Longbottom verschwand in die Küche, während die anderen Gespräche begannen. James ließ desinteressiert seinen Blick durch den Raum schweifen. Es standen viele Bilder herum. Von der Familie. Doch ein Bild erregte seine Aufmerksamkeit. Er stand auf und trat näher an das Bild. Das konnte doch nicht wahr sein? Auf diesem Bild war Alice zusehen, zusammen mit einen Jungen. Es lag Schnee bei ihnen. Sie sah glücklich aus. Der Junge war vermutlich Frank. Was machte dieses Bild hier? „Das sind meine Eltern. Es war ihr erstes Weihnachten, dass sie zusammen verbracht haben. Sie waren in deinem Alter.“, sagte Neville, der hinter ihn getreten war. Alice und Frank waren seine Eltern? Dann war die Lily und der James von denen sie gesprochen hatte, seine Großeltern. Es war das einzige Bild von ihnen das hier stand. Fieberhaft versuchte er sich zu erinnern was aus ihnen geworden war. Er kannte so viele Geschichten aus dem Krieg. Sie setzten sich wieder und das Essen wurde aufgetragen. Sein Vater hatte ihm doch bestimmt erzählt was aus ihnen geworden war. Aber er erinnerte sich einfach nicht mehr daran. Nach dem Essen trat die Familien ins Wohnzimmer. Nur James blieb zurück und betrachtete wieder das Bild. Es schien als wäre ihr erstes Weihnachten ein voller Erfolg gewesen. „Dich scheint das Bild zu faszinieren?!“ Er drehte sich um. Wieder stand Neville hinter ihm. „Ich wünschte sie könnten hier sein.“ Der junge Potter fühlte sich unwohl, aber er wollte jetzt wissen was passieren würde. Ein schwaches Lächeln lag auf Nevilles Gesicht. „Todesser....sie haben sie...gefoltert.“ Mehr brauchte er nicht sagen. James erinnerte sich wieder. Das Ehepaar das so lange mit dem Crucio gefoltert wurden, dass sie den Verstand verloren. Er musste sie warnen. Ihr sagen was passieren würde. Vielleicht könnte man es ändern. Vielleicht... „Kann ich Sie sehen?“ Sein Professor schaute ihn erstaunt an. „Ich geh sie morgen besuchen.“, sagte er und beobachtete ihn aufmerksam. Er musste sie einfach sehen. Er wusste nicht, dass es das letzte Mal sein würde, dass er Alice sehen würde. Seine Schritte wurden immer langsamer. Wenn Neville nicht dabei wäre, wäre er wohl schon lange wieder umgekehrt. Sie war sehr viel älter geworden. Doch er erkannte sie trotzdem. Sie hatte immer noch dieses wundervolle Lächeln, aber das Funkeln war aus ihren Augen verschwunden. Er konnte nichts sagen. Das war Alice Zukunft. James beobachtete wie Neville mit ihnen redete. Auch wenn sie die Bedeutung vielleicht gar nicht verstanden. Ein Gefühl der Hilflosigkeit stieg in ihm auf. Er konnte nichts tun um ihr zu helfen. Wenn er sie wieder sah, würde er ihr alles erzählen, würde alles anders sein. Dann würde sie vielleicht nicht hier enden. Als sie sich endlich zum gehen wandte, drückte ihn Alice lächelnd ein Bonbonpapier in die Hand. „Danke.“, sagte er und lächelte sie an. Es fiel ihm schwer, aber wenigstens das wollte er für sie tun. Dann kam der Tag an dem seine Hoffnung zerbrach. Es war der erste Schultag nach den Ferien. Er saß im Raum der Wünsche. Dort stand wie immer das Klavier. Doch sie war nicht da. Sie war nicht da. Sein Blick wanderte auf die Uhr. Noch hatte sie Zeit. Dann hörte er ein Knacken. Er schaute sich um, aber nichts war da. Sie kam einfach nicht. Warum kam sie nicht? Am nächsten Tag saß er wieder im Raum der Wünsche. Doch jetzt war sie nicht da. Wo war sie nur? Um die Zeit, als sie erscheinen müsste, ertönte erneut ein Knacken. Er schaute sich um. Doch auch diesmal war niemand hier. Sein Blick fiel auf das Medaillon. Ein riss zog sich durch den Anhänger. Fassungslos starrte er ihn an. Nein, das durfte nicht passieren, aber er konnte nichts tun die Kette zersprang. Er zog seinen Zauberstab und versuchte es wieder zu reparieren. Doch funktionierte es einfach nicht. „Nein...“, kam es verzweifelt von ihm. Dann hörte er das Klavierspiel. Doch sie war nicht hier. Er hörte nur das Lied. „Alice?“, rief er. Doch er bekam keine Antwort mehr. Das Spiel wurde immer leiser. „Alice...“ Er verbrachte noch viele Abende hier. Manchmal setzte er sich an das Klavier und begann das Lied zu spielen, dass sie ihm beigebracht hatte. Doch er sah sie nie wieder. Er hörte nie wieder ihr Klavierspiel. Nur manchmal hatte er das Gefühl nicht alleine in dem Raum zu sein. Alice saß im Raum der Wünsche. Auch nachdem James nicht mehr zu den Treffen kam, war sie immer wieder hier gewesen. Manchmal glaubte sie er wäre hier, doch sie sah und hörte ihn nicht. Ihr Blick war so oft zu dem Medaillon gewandert. Doch nun war es weg. Sie musste es auf der Fahrt nach Hogwarts verloren haben. Oder auch viel früher. Sie wusste es einfach nicht. Erst hatte sie danach suchen wollen. Doch dann hatte sie es gelassen. Etwas in ihr sagte ihr, dass sie James nicht mehr sehen würde. Heute war so oder so der letzte Tag. Zwei ein halb Schuljahre hatte sie noch ohne ihn überstehen müssen. Er war ihr wirklich ein unglaublich guter Freund gewesen. Heute war ihr letzter Abend hier. Heute würde auch sein letzter Tag auf Hogwarts sein. Dieser Abend gehörte James. Auch wenn sie sich nicht sahen und nicht hörten. So war es irgendwie ein Abschied, den sie so lange wie möglich hinausgezögert hatte. Sie hoffte, dass die Zukunft in der er lebte besser war als ihre Zeit. Die Zahl der Todesser nahm stetig zu und sie würde kämpfen. Sie würde für eine bessere Zukunft kämpfen. Auf das James und auch die Kinder, die sie hoffentlich irgendwann mit Frank haben würde, in einer besseren, sicheren Zeit aufwuchsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)