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Die Chroniken der Uchiha

Der verfluchte Clan
von

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Shodaime Hokage

„Nachdem ein Uchiha die Erfahrung trägt von großem Verlust und Verzweiflung, entwickelt sich ein spezielles Chakra in seinem Gehirn, das sich auf den Sehnerv überträgt. So entstehen die Augen, die die eigenen Gefühle widerspiegeln. Das Sharingan. Das Sharingan spiegelt die Gefühle und Qualen eines Uchiha wider und macht ihn stärker, zusammen mit seinem Hass. Das macht die Uchiha anfällig. Fast jeder unter ihnen, der einmal große Gefühle miterlebt hat, wird danach von der Dunkelheit ergriffen und wird böse. Je länger sie in dieser Dunkelheit verweilen, desto stärker werden ihre Augen. Es wird unmöglich sie von diesem Pfad abzulenken, wie in Madaras Fall.“

Tobirama zu Sasuke in Naruto Bd.63, Kap.619, S.18,19
 

XxX
 

„Madara“, seufzte Izuna, „du bist der stärkste Ninja dem ich je begegnet bin. Und deine Augen sind unvorstellbar mächtig. Aber wenn dein eigenes Mangekyou dich in ein Genjutsu zieht und mich herbeiruft – glaub mir, dann brauchst du Hilfe!“

Abrupt blieb Madara stehen. „Ich spreche nicht mit Halluzinationen.“

„Genau genommen sprichst du mit dir selbst. Aber das ist okay. Zumindest hilft es dir beim Nachdenken.“
 

XxX
 

03. August 21
 

„Tja, also... da sind wir nun“, meinte Hashirama trübe.

„Ja, da sind wir“, murmelte Madara ebenfalls ohne Begeisterung.

Die beiden Anführer saßen sich gegenüber an Hashiramas Schreibtisch im Regierungsturm. Einen Monat war es jetzt her, seit sie vom Daimyo zurückgekommen waren. Egal wie sehr sie sich auch bemüht hatten das Dorf zu einer autarken Einheit zu machen, langsam ging ihnen das Geld aus. Ein Beschluss musste her.

„Vielleicht... machen wir eine Liste... oder so? Mit Pros und Kontras?“, schlug der Senju zögernd vor

„Sei nicht albern, Hashirama. Wir sind doch keine Kleinkinder.“

„Also was dann?“

„...hn.“

Schweigen. Die Atmosphäre wurde immer unangenehmer.

„Wir... Wir müssten ja vielleicht gar nichts ändern“, meinte Hashirama nach einer Weile. „Das ist doch ohnehin nur eine Formalität. Ein Titel auf dem Papier, nichts weiter.“

Doch Madara schüttelte den Kopf. „Nein, hier geht es um viel mehr als nur einen Titel.“ Er lehnte sich zurück und massierte sich gestresst den Nasenrücken. „Das was wir haben... Das ist einmalig, Hashirama. Es gibt auf der ganzen Welt keine zwei Ninja, die so zusammen arbeiten können wie wir. Wenn sich einer von uns über den anderen stellt, ist das endgültig. Es wird den Kurs dieses Dorfes bestimmen. Wenn ich den Posten nehme werde ich alles tun, um Konoha zu einer Alleinmacht zu machen – und ich werde meinen Nachfolger so auswählen, dass er diesen Weg weiter gehen kann. Ich weiß, du würdest genau das Gegenteil tun, also lass uns doch ehrlich miteinander sein.“

„Aber wäre es nicht möglich... sich sozusagen abzuwechseln? Wenn ich zum Beispiel die Position jetzt einnehme und dich als meinen Nachfolger bestimme-“

Ein dumpfer Knall ertönte, als Madara heftig mit der Faust auf den Tisch schlug.

„Wag es nicht, Senju!“, fauchte er. „ich werde ganz bestimmt nicht als zweiter in die Geschichte eingehen. Hier heißt es ganz oder gar nicht. Wenn Konoha ständig die Strategie zusammen mit dem Anführer wechselt, kommt es ja nie vom Fleck!“

„Wir könnten es mit einer Abstimmung versuchen...“

Der Uchiha lachte hohl auf. „Ich habe die letzten Monate mein Bestes gegeben diesen Leuten verborgen zu bleiben, glaubst du im Ernst das wäre eine faire Wahl?“

„Madara, ich wollte nie-

„Das hast du aber, verdammt!“

Madara sprang auf und begann im Zimmer auf und ab zu schreiten.

„Das alles führt doch zu nichts“, meinte er frustriert. „Das Projekt Konohagakure ist fehlgeschlagen. Es sollte nie in diese Richtung gehen...!“

„Aber was ist denn falsch an der Richtung, die es jetzt nimmt? Ist es so schwer daran zu glauben, dass die Menschen friedlich zusammen leben können?“

„Oh ja, das ist es!“

„Aber wieso? Bei uns hat es doch auch funktioniert.“

„Hat es das?“, fuhr Madara ihn scharf an. „Hat es das wirklich? Sieh wo uns unsere tolle Zusammenarbeit hingebracht hat: an den nächsten Scheideweg. Du oder ich, so war es schon immer. Wir konnten uns eine Zeit lang davor verstecken, aber es wird immer wieder darauf hinaus laufen. Du oder ich. Diplomatie oder Aufrüstung. Krieg oder Frieden. Es ist so einfach.“

Langsam stand Hashirama auf und kam zu ihm herüber. Mit ernster Miene legte er ihm seine Hand auf die Schulter.

„Ich will, das Frieden zwischen uns ist, Madara.“

„Tja, aber vielleicht will ich das nicht“, flüsterte Madara. „Vielleicht sehne ich mich genau danach zurück.“

Hashirama sah ihm prüfend in die roten Sharingan-Augen. Schließlich ließ er seine Hand wieder sinken.

„Das glaube ich nicht, Madara. Ich kenne dich.“

„Falsch“, erwiderte er eisig und wandte sich zum Gehen. „Du glaubst mich zu kennen. Aber in Wirklichkeit verstehst du gar nichts.“
 

*
 

Nachdem Madara das Büro so schnell wieder verlassen hatte ohne das sie zu einer Entscheidung gekommen waren, entschied Hashirama, ihm etwas Zeit für sich zu geben. Das Gespräch hatte auch an seinen Nerven gezerrt und so begab er sich in eines der Trainingsgebiete um ein wenig seiner Spannungen abzulassen. Am Abend aß er mit Mito zusammen in der Stadt bevor er sich schließlich auf den Weg nach Hause machte.

Dort erwartete ihn eine Überraschung.

Da sein Haus im Zentrum des Senju-Komplexes lag, musste er den halben Bezirk durchqueren. Dabei kam er an einem Spielplatz vorbei auf dem ein paar kleine Kinder unter der Aufsicht ihrer Mütter im Sand spielten. Und dort am Rande, verborgen unter einem Genjutsu das Hashirama nur durchschaute weil er die Chakrasignatur so gut kannte, stand Madara.

Für einen Moment blieb Hashirama stocksteif stehen. Einige der Mütter sahen ihn und winkten ihm zu. Er grüßte zurück und tat so als wäre das der Grund, warum er angehalten hatte. Doch als sie die Blicke abwandten ging er so lässig wie möglich zu der Baumgruppe hinüber, wo sich Madara verbarg.

Für eine ganze Weile standen sie nur stumm so nebeneinander da. Schließlich sagte der Senju leise:

„Diese Kinder, Madara... Sie wären nie in der Lage so ausgelassen zu sein, wenn wir von einem Krieg in den nächsten ziehen würden.“

„Diese Kinder vielleicht nicht“, gab Madara zu. „Dafür aber Dutzende von Generationen nach ihnen. Selbst wenn du deinen Weg gehst, wirst du sie nicht beschützen können.“

„Vielleicht nicht. Aber ich kann dafür sorgen, dass sie nicht allzu schnell erwachsen werden müssen. Konoha gibt ihnen eine Chance.“ Der Senju nickte zu zwei kleinen Mädchen auf der Schaukel hinüber. „Diese beiden da sind Waisen aus einem inzwischen beinahe ausgestorbenen Clan. Wenn unsere Leute sie nicht mitgenommen hätten, wären sie im Winter verhungert.“ Er zeigte auf drei Jungen, die sich eine Schlammschlacht lieferten. „Noch vor fünf Jahren wäre es das Schicksal dieser drei gewesen, auf dem Schlachtfeld zu sterben bevor sie achtzehn werden. Der kleine Kohaku zum Beispiel will später mal Waffenschmied werden. Jetzt hat er die Chance dazu. Er kann sich dafür entscheiden, kein Ninja zu sein ohne im Clan als Verräter zu gelten.“ Hashirama nickte zu einem weiteren Kind hinüber. „Der dort vorn wurde mit einem schlechten Fuß geboren. Er kann nie wirklich erfolgreich als Ninja sein und bei dem ewigen Umherziehen wäre er früher der später auf der Strecke geblieben. Jetzt hat er eine echte Chance etwas aus sich zu machen. Diese Chance gibt ihnen Konoha. Wie kann man das einen Fehlschlag nennen?“

Wieder schwiegen sie für eine Weile. Hashirama begann gerade den neuen Frieden zwischen ihnen zu genießen, da nickte Madara zu einem kleinen Jungen hinüber, dem einzigen auf dem Platz, über den Hashirama kein Wort verloren hatte.

„Was ist mit ihm? Was für eine Chance hat er?“

„Oh, das...“ Für einen Moment fehlten Hashirama die Worte. Doch dann schluckte er den Kloß in seinem Hals herunter und meinte betont ruhig: „Das ist Seijiko-sans kleiner Sohn, Kaname. Auch er wird sicher mal ein großartiger Ninja werden, ohne das er dafür mit sechs Jahren schon Leute umbringen muss.“

Erstmals wandte Madara ihm nun den Kopf zu. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt.

„Warum so nervös, Senju?“, fragte er stechend.

Hashirama geriet ins Schwitzen. Er war noch nie gut im Lügen gewesen.

„Es... Es ist nichts. Ich weiß nicht was du meinst-“

„Lüg mich nicht an. Du verheimlichst mir etwas.“

Für ein paar Sekunden hielt der Senju seinem Blick stand. Dann wandte sich Madara abrupt ab und verließ den Platz mit langen Schritten.

„Madara! Hey, Madara, warte mal!“

Doch Madaras Tempo hatte beinahe etwas von einer Flucht und Hashirama holte ihn erst ein, als sie den Senju-Komplex bereits hinter sich gelassen hatten.

„Jetzt bleib doch mal stehen. Madara!“

Wirbelnd fuhr der Uchiha herum. „Was verheimlichst du vor mir, Senju?“, fragte er wütend. „Glaubst du ich bin blind? Glaubst du ich erkenne nicht, was hier läuft!?“

„Madara, das ist jetzt wirklich kein guter Zeitpunkt. Mach doch daraus nicht so eine große Sache. Kaname ist glücklich hier-“

„Wie lange?! Wie lange hältst du ihn schon dort fest, Senju?! Das ist nicht nur Betrug, das ist Verrat! Ein klarer Vertragsbruch – kein Mitglied des Uchiha-Clans darf ohne Zustimmung des Taisho auf Gebiet der Senju leben. Du wusstest das, du hast dem zugestimmt – und die ganze Zeit über hast du diesen Jungen geheim gehalten!“

„Madara-“

„Vergiss es! Du hast die Allianz zwischen unseren Clans in dem Moment gebrochen, in dem du sie unterschrieben hast. Du warst von Anfang an nichts als ein Heuchler. Wenn die Uchiha schon dir nicht vertrauen können, wie sollen sie dann je irgendeinem anderen Senju trauen? Wie sollten sie je unter dir arbeiten können wenn du sie hintergehst? Wie sollten sie je einem Nachfolger vertrauen können, den du auswählst? Solange die Senju in diesem Dorf sind, werden die Uchiha hier nie sicher sein.“

„Jetzt hör mich doch erst einmal an!“, rief Hashirama aus. Er wollte Madara packen, doch der riss sich sofort wieder los.

„Bitte, Madara, du weißt doch nicht was du da redest. Du bist aufgewühlt und wütend wegen der Wahl, die wir treffen müssen, aber du darfst nicht zulassen, dass dich das so aus der Bahn wirft! Ja, Kaname ist ein Uchiha. Er kam zu uns noch bevor die Allianz geschlossen war. Das war gleich nach meinem ersten Versuch einen Waffenstillstand mit dir zu schließen. Wir haben ihn in den Armen seiner toten Mutter gefunden. Meine Leute wussten nicht was sie mit ihm machen sollten und haben ihn zu mir gebracht. Aber dann war auch schon wieder Krieg zwischen uns, da konnte ich ja wohl schlecht zu dir ins Lager kommen und ihn abliefern! Und später... später hing Seijiko-san so sehr an ihm. Sie hat schon einmal ein Kind verloren, ich konnte ihr nicht auch noch ein zweites wegnehmen. Es war doch auch für ihn das Beste.“

Hashirama verstummte als er merkte, das Madara ihn überhaupt nicht mehr zuzuhören schien. Wie erstarrt stand er da auf der Straße, ein Ausdruck purer Fassungslosigkeit auf dem Gesicht.

„Madara... Ist alles in Ordnung?“

Ganz langsam wandte Madara sich ihm zu. Seine Augen waren weit aufgerissen und da war ein Flackern in ihnen, dass Hashirama kurzzeitig an seinem geistigen Zustand zweifeln ließ.

Und dann färbte sich der Himmel rot und die Welt zerfiel in tausend Scherben.
 

*
 

Madara fluchte leise vor sich hin. In aller Eile breitete er eine leere Schriftrolle auf dem Boden seiner Wohnung aus, zog rasch ein paar Linien darauf und fuhr fort Kleidung, Vorräte und Waffen mehr oder weniger unordentlich in das Lagersiegel zu werfen.

Er hatte das Gefühl zu ertrinken. Sein Leben lang hatte er alles für seinen Clan gegeben. Er hatte alles dafür gegeben sie vor den Senju zu beschützen. Aber Senju hatte sie hintergangen. Hashirama hatte ihre Gesetze mit Füßen getreten und auf ihre Traditionen gespuckt. Wie konnte er es wagen Madaras Neffen zu entführen?

Er hatte Shinois Tod immer als eine Art Unfall angesehen. Das hatte er gemusst, andernfalls wäre es ihm nie möglich gewesen den Frieden mit den Senju zu schließen. Aber jetzt, wissend das sie Isamu die ganze Zeit über in ihrem Gewahrsam gehabt hatten... Es war, als hätte Hashirama mit eigenen Händen seine Schwester erwürgt.

Madara konnte keinen Tag länger hier bleiben.

Er wusste noch nicht genau was er tun würde. Weg von Konoha, das war sein einziger Gedanke. In ihm regten sich nicht einmal mehr Schuldgefühle, weil er seinen Clan im Stich ließ. Wer sich so bereitwillig zur Schlachtbank führen ließ, der hatte es nicht anders verdient. Wenn Hashirama, der ehrenhafteste Senju den es je gegeben hatte, nicht einmal vor den Kindern zurückschreckte – wie sollten die Uchiha dann jemals unter Konohas Politik bestehen?

Vielleicht wäre sein Senju Madara zuliebe zurück getreten, wenn er ihm gedroht hätte andernfalls das Dorf zu verlassen. Aber seit der Gründung des Dorfes hatte Hashirama die Organisation des alltäglichen Lebens übernommen. Die meisten Dorfbewohner kannten nur ihn und waren von seiner Politik geprägt. Selbst wenn Madara das Ruder noch versuchen würde herumzureißen, würde es ihm wahrscheinlich nicht gelingen. Aber mit dem Wissen das er jetzt hatte, wusste er nicht einmal, ob er das noch wollte.

„Was tun Sie da?“, riss eine hohe Stimme den Uchiha aus seinen Gedanken. „Warum kannich nich nach Hause?“

Langsam drehte Madara sich um. Isamu hockte in einer Ecke des Zimmers, die Beine angewinkelt und die Arme defensiv darum geschlungen. Man sah ihm an das er Angst hatte. Das war gut.

„Das ist nicht dein Zuhause“, flüsterte er und hielt in seinem Tun inne. „Du bist kein Senju. Du bist ein Uchiha.“

„Ich will nach Hause!“, jammerte der kleine Junge. „Ich will zu meiner Kaa-san!“

„Deine Kaa-san ist tot“, sagte Madara kalt.

Isamu riss erschrocken die Augen auf.

Madara steckte sich die letzte Rolle ein und schnallte sich seinen Gunbai auf den Rücken.

„Komm jetzt. Wir gehen.“

Er griff nach Isamus Arm, doch der Junge schrie laut und schlug nach ihm. Madara zuckte zurück, obwohl er gar nicht getroffen worden war.

Das würde schwerer werden als erwartet.

„Ich hab keine Zeit mich mit dir zu befassen. Du wirst mit mir kommen, ob du willst oder nicht.“

„Lass mich in Ruhe! Ich will zu-“

Bamm!

Mit kalten Augen sah Madara zu, wie das Kind in sich zusammensackte und dumpf auf dem Boden aufschlug. Das Genjutsu hatte seinen ganzen Körper kurzfristig paralysiert, doch seine Augen huschten noch immer panisch hin und her.

„Deine Mutter ist tot“, flüsterte Madara, als er den Jungen aufhob.

Der Horror in den Augen des Kindes wurde noch deutlicher. Doch Madara lächelte nur kalt.

„Schon gut, Isamu-chan. Du hast ja noch mich.“
 

*
 

06. August 21
 

„Gottverdammt, Hashirama! Weißt du eigentlich was für einen Schrecken du mir eingejagt hast?“

Hashirama blinzelte müde. Es dauerte eine Weile bis er das Gesicht über sich erkannte.

„Tobirama“, murmelte er, „was ist passiert?“

„Toka und Hatsume haben dich auf der Straße gefunden. Du lagst einfach so da mit dem Gesicht im Dreck. Was ist los, hattest du einen Ohnmachtsanfall oder so?“

Rasch setzte sich Hashirama auf, bereute es aber sofort wieder. Die ganze Welt schwankte und sein Kopf pochte laut. Phantomschmerz jagte durch jedes einzelne seiner Glieder, in dem, das hätte er schwören können, noch vor einer Sekunde jeder einzelne Knochen gebrochen war.

„Madara!“, keuchte er. „Wo ist Madara?“

„Madara?!“, rief Tobirama wütend aus. „Warte – heißt das er hat dich angegriffen!?“

„Er hat mir bei dieser Sache geholfen... Dann hatten wir Streit... ich weiß gar nicht mehr was passiert ist. Aber wir müssen ihn finden, Tobirama!“

„Darauf kannst du Gift nehmen“, knurrte sein kleiner Bruder. „Diesmal ist der Kerl zu weit gegangen.“

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Zaghaft wurde sie geöffnet und eine braunhaarige Frau in mittlerem Alter trat herein.

„Seijiko-san“, sagte Hashirama leicht alarmiert. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

„Uh, es ist... Es ist bestimmt nichts aber... Naja, daheim sagten sie Ihr wärt im Krankenhaus also kam ich her und... Taisho-sama, ich kann Kaname-chan nirgendwo finden! Ich war mit ihm am Spielplatz und ich hab ihn nicht aus den Augen gelassen – aber auf einmal war er weg! Ich habe schon alles abgesucht. Er ist nicht Zuhause und nicht bei seinen Freunden... Ich hab Euch am Platz bemerkt und dachte vielleicht habt Ihr ihn ja gesehen?“

Hashirama war ganz bleich geworden, als er diese Worte vernahm. Noch immer tat ihm alles weh von der eingebildeten Folter des Tsukuyomi, trotzdem schob er die Decke zurück und stand langsam auf. Madaras Attacken waren noch nie so hart gewesen. Gewöhnlich zeigte diese Welt einem seine schlimmsten Alpträume. Diesmal jedoch war es anders gewesen. Madara war dort gewesen und er hatte gelacht, als er Hashirama jeden einzelnen Knochen im Körper brach. Er hatte so viel Hass in ihm gesehen, so viel echte Mordlust... Ihn so zu erleben war sein bisher schlimmster Alptraum.

Und jetzt hatte Madara auch noch Seijikos Ziehsohn entführt. Hashirama wusste nicht wo das enden sollte, aber er hatte die dunkle Ahnung, dass am Ende nur noch einer von ihnen stehen würde.

„Wir müssen zum Uchiha-Komplex“, sagte Hashirama und stützte sich auf seinem Bruder ab. „Schnell. Ich weiß nicht was er vor hat, aber es ist bestimmt nichts Gutes.“
 

*
 

07. August 21
 

„Das“, sagte Izuna, „ist so falsch.“

Madara fuhr herum. Für einen Moment verengte er die Augen zu Schlitzen und musterte seinen Bruder. Seine Haltung war lässig, die Hände in den Hosentaschen, die Augen – die Augen waren schwarz aber frei von Narben. Dennoch war seine Miene angespannt.

„Was tust du hier?“, fragte Madara misstrauisch.

Izuna zuckte mit den Schultern. „Sag du's mir, Bruder. Du bist derjenige, der mich gerufen hat.“

„Ich habe dich nicht gerufen“, blockte Madara ab. „Geh, ich habe zu tun.“

Sorgsam darauf achtend genug Zweige und Blätter umzuknicken um eine Spur zu hinterlassen, die deutlich genug war das selbst Zivilisten sie erkennen konnten, bahnte der Ninja sich seinen Weg durch den Wald.

„Oh doch, du hast mich gerufen“, beharrte Izuna und folgte ihm. „Weil du mich brauchst. Das ist der Moment der Entscheidung, Madara. Und du weißt, welchen Weg du auch einschlägst, ich bin auf deiner Seite – aber lass Isamu-chan da raus!“

„Du bist tot“, erinnerte ihn Madara. „Und das schon seit Jahren. Ich brauche dich nicht mehr.“

„Madara“, seufzte Izuna, „du bist der stärkste Ninja dem ich je begegnet bin. Und deine Augen sind unvorstellbar mächtig. Aber wenn dein eigenes Mangekyou dich in ein Genjutsu zieht und mich herbeiruft – glaub mir, dann brauchst du Hilfe!“

Abrupt blieb Madara stehen. „Ich spreche nicht mit Halluzinationen.“

„Genau genommen sprichst du mit dir selbst. Aber das ist okay. Zumindest hilft es dir beim Nachdenken.“

Langsam drehte Madara sich nun doch zu Izuna um. Er wirkte so real. Als wäre er wirklich hier. Aber im Gegensatz zum letzten Mal als sie sich gesehen hatten – als er durch Edo Tensei wiederbelebt wurde – fühlte er nun keine Aufregung, kein Misstrauen. Er wusste, dass dieser Izuna nicht echt war. Nichts als eine Projektion seines Unterbewusstseins. Aber vielleicht hatte er recht. Es würde ihm gut tun seine Gedanken laut auszusprechen. Für diese Sache musste er sich sicher sein.

„Ich tue das nur für ihn“, meinte er leise, bevor er seinen Weg fortsetzte. „Isamu muss erfahren wer er ist. Er muss erfahren wer seine Eltern sind. Wenn ich nichts getan hätte, hätten sie es ihm auf ewig verschwiegen. Und er ist zu jung... Er ist zu jung um später mehr als ein paar vage Erinnerungen hieran zu haben. Er braucht etwas Bleibendes. Etwas, das ihn immer daran erinnert wer er ist.“

„Du hast recht, er ist zu jung“, meinte Izuna ernst. „Du kannst ihm das nicht antun.“

„Ich tue ihm nichts an, was nicht jeder andere Junge im Uchiha-Clan auch durchmachen muss.“

„Mit dem Unterschied, dass du dafür Leute umbringst.“

Madara rollte mit den Augen. „Das ist nicht real, Izuna.“

„Für ihn ist es das.“

„Aber ich kann nicht warten! Ich würde ja gern, aber ich habe keine Zeit mehr! Hashirama wird sich inzwischen erholt haben. Sie werden nach mir suchen. Isamu muss das Sharingan erweckt haben bevor sie uns finden und es gibt nur eine Möglichkeit ihn dazu zu bringen.“

„Todesangst“, vervollständigte Izuna seinen Gedanken. „Die erste Stufe des Sharingans. Eltern werfen dafür ihre Kinder ins Wasser. Nicht damit sie schwimmen lernen, sondern damit sie lernen, was Angst heißt. Dafür werden sie in brennenden Häusern eingesperrt und lebendig begraben. Wir beide haben diesen Test nie durchgemacht, weil wir unser Sharingan von allein erweckt haben bevor wir acht wurden. Aber du hast doch die Geschichten von den anderen Kindern gehört... und von Vater. Glaub mir, das ist nichts für Isamu-chan.“

„Das habe ich nicht vergessen“, murmelte Madara. „Vater hat den Test bestimmt zehn Mal gemacht, bevor seine Eltern ihn aufgegeben haben. Dreimal wäre er dabei fast gestorben. Aber ich habe nicht vor, Isamu irgendeiner Gefahr auszusetzen. Deswegen tue ich das alles ja. Heute abend werde ich die Tür in dem geheimen Haus der Ninneko nicht abschließen und ich werde hörbar das Haus verlassen. Isamu wird diesen Pfad finden und hinunter zum Dorf laufen. Dort wird man ihn aufnehmen, er wird wieder Hoffnung schöpfen... Dann ziehe ich ihn in ein Genjutsu und lasse ihn sehen, wie ich jeden einzelnen dieser lieben Dorfbewohner brutal ermorde. Ja, das wird traumatisch für ihn sein aber es ist nicht real. Er wird es vergessen, doch das Sharingan wird bleiben. Ich tue das, gerade weil ich ihn keiner echten Gefahr aussetzen will.“

„Und wenn er das Sharingan hat? Was dann? Er wird dich dafür hassen, Madara.“

Madara schloss für einen Moment die Augen. „Das tun doch ohnehin schon alle...“

„Lass ihn gehen“, flüsterte Izuna in sein Ohr. „Komm in ein paar Jahren wieder. Wenn er bereit dafür ist.“

Für einen Moment schwankte Madara hin und her. Er war an dem Haus angekommen in dem Isamu vermutlich trotzig sein Essen verschmähte, und hatte eine Hand schon am Türrahmen.

„Und was mache ich in der Zwischenzeit?“, dachte er laut.

„Was immer du willst“, antwortete Izuna. „Du bist jetzt frei, Nii-san. Dir wird nie wieder jemand sagen, was du zu tun hast.“

„Hn“, machte Madara und drehte sich um, „aber du musst zugeben-“

Er erstarrte. Die Lichtung vor ihm war vollkommen leer. Izuna war fort.

„Hallo?“

Als Madara sich wieder umwandte sah der kleine Isamu ihn aus großen Augen an. „Ich hab Durst.“

Für einen Moment starrte der Uchiha das Kind einfach nur an. Schließlich öffnete er eine Siegelrolle und gab ihm eine Flasche Wasser. Isamu nahm sie und setzte sich auf die Türschwelle um zu trinken. Einem Impuls folgend ließ Madara sich neben ihm nieder.

„Du... willst wieder zurück nach Hause, nicht wahr, Isamu?“, fragte er leise.

„Ich heiße Kaname“, sagte Isamu stirnrunzelnd. „Und ich will zu meiner Kaa-san.“

„Du gehörst dort nicht hin“, flüsterte er. „Die Senju haben dich gestohlen. Dein richtiger Name ist Isamu.“

„Wenn ich sag das ich dir glaub... Bringst du mich dann nach Hause?“

Madara blinzelte. Was tat er hier eigentlich? Mit einem Kleinkind konnte man nicht logisch argumentieren. Doch als er in diese unschuldigen kleinen Augen sah erinnerte er sich plötzlich, wie er Isamu das erste Mal in den Armen gehalten hatte.

Izuna hatte recht. Er konnte ihm nichts antun.

Hoffnungslos ließ er die Schultern hängen. „Ja.“

Der Junge grinste. „Dann darfst du mich Isamu nennen!“

Madara lächelte schwach. „Okay. Isamu...“
 

*
 

Anfang September 21
 

„Ist alles bereit? Hast du deinen Mantel? Und den Hut?“, fragte Tobirama eifrig.

Hashirama wünschte sich nichts sehnlicher, als das er einfach die Klappe halten würde. Seine Kopfschmerzen, die ihn jetzt schon seit Wochen plagten, wurden nicht gerade besser dadurch, dass ihm sein Bruder ins Ohr schrie.

„Ja, ich habe alles“, meinte er müde. „Obwohl mir schleierhaft ist wozu dieses alberne Outfit gut sein soll.“ Kritisch betrachtete er den rot-weißen Überwurf und dazu passenden Hut. Ein Hut! Welcher Ninja trug denn heutzutage (oder in irgendeiner anderen Zeit) Hüte!?

„Den Leuten wird es gefallen. Du bist jetzt der Hokage, da brauchst du was Ordentliches zum Anziehen, was dich von den anderen Ninja abhebt“, meinte Tobirama überzeugt.

„Ja“, meinte Hashirama gedehnt. „Hokage...“

Feuerschatten, das war die Bezeichnung, die er sich als offiziellen Titel für das Amt des Dorfanführers ausgesucht hatte. Es war ein Paradoxon. Schatten gegen Licht – Krieg gegen Frieden – der Wille des Feuers gegen das Chaos und Zerstörung der Feuerjutsus. Eben jene Jutsus, für die der Clan bekannt war, der den absoluten Gegensatz zu den Senju bildete. Hashirama bildete sich gern ein, dass Madara der Name gefallen hätte.

In fünf Minuten würde er vor das versammelte Dorf treten und seine Antrittsrede halten. Dann wäre er offiziell der alleinige Anführer des Dorfes.

„Weißt du“, meinte sein Bruder beiläufig, als Hashirama sich die weiße Robe überwarf, „das wäre ein guter Zeitpunkt für einen Schlussstrich. Das Dorf wird dir heute alles glauben was du sagst. Sie werden dir in allem zustimmen.“

Hashirama warf Tobirama einen warnenden Blick zu. „Ich werde Madara-san nicht zum Nuke-nin erklären“, sagte er fest. „Dazu gibt es absolut keinen Grund. Fang nicht wieder davon an.“

„Keinen Grund?“, wiederholte Tobirama ungläubig. „Wie wäre es mit Meuterei? Versuchter Mord – an dir, wohlgemerkt! Und oh, ach ja, was war da noch? Kindesentführung!“

Hashirama biss sich auf die Lippen. „Kaname-chan ist wohlbehalten wieder bei seiner Mutter zurück. Sie hat ihn gefunden wie er ziellos durchs Dorf wanderte. Es ist nicht einmal sicher, ob Madara überhaupt etwas damit zu tun hat. Der Junge könnte sich einfach verlaufen haben.“

„Da erzählt er aber was anderes“, knurrte Tobirama.

„Er ist knapp vier Jahre alt, Tobirama, was zählt schon seine Aussage? Und deinen angeblichen Mordversuch hab ich bereits als Trainingsunfall zu den Akten gelegt. Kein Grund sich aufzuregen.“

„Nii-san, dieser Typ ist gefährlich und unberechenbar! Wie kannst du ihn immer noch in Schutz nehmen? Er hat Konoha verraten und ist einfach abgehauen! Seit Wochen haben wir nichts mehr von ihm gehört.“

„Er nimmt sich eine Auszeit“, erwiderte Hashirama müde. Sie hatten dieses Gespräch schon so oft geführt. „Madara-san wollte offensichtlich keinen Wettstreit um den Titel des Hokagen führen. Es ist sein gutes Recht und absolut verständlich, wenn er erst einmal Distanz wahren will. Ich werde weiter nach ihm suchen lassen damit er weiß, dass er jederzeit wieder zurück kommen kann.“

„Du hörst dich an wie ein verliebter Teenager, der nicht glauben will, dass seine Geliebte mit nem' Anderen durchgebrannt ist“, murmelte Tobirama.

„Was zum – jetzt hör aber auf, Tobirama!“ Für einen Moment erschauderte Hashirama bei dem bloßen Gedanken was Madara tun würde, sollte er jemals von diesem Vergleich erfahren. Da gegen wären drei Tage Tsukuyomi der reinste Urlaub.

„Hashirama-san?“

Hashirama wandte sich um und sah eine rothaarige Kunoichi in einem Festtagskimono mit Blumenmuster in der Tür stehen.

„Bist du bereit?“, fragte sie und kam näher.

Unwillkürlich musste der Shinobi lächeln.

„Ja, ich komme sofort, Mito-san“, sagte er. Am Rande seines Sichtfeldes rollte Tobirama mit den Augen und verschwand in einem Shunshin. Hashirama lächelte noch ein wenig breiter und beugte sich herab. Mito schlang sofort die Arme um seinen Hals und lehnte sich an ihn, als er sie zärtlich küsste.

Seit zehn Tagen gingen sie jetzt regelmäßig miteinander aus, lernten sich besser kennen und tauschten zaghafte Küsse. Es wäre die wunderschönste Zeit in seinem Leben gewesen, wäre da nicht der Druck um die baldige Zeremonie und die Sorgen um seinen besten Freund gewesen. Aber wenn er mit Mito zusammen war, konnte er all das zumindest für eine Zeit lang vergessen.

Die beiden Verliebten lösten sich voneinander. Mito gab ihm noch einen letzten frechen Kuss auf die Wange, bevor sie ihn an den Händen nahm und zur Tür zog.

„Kommt schon, Hokage-sama“, sagte sie neckisch. „Alle warten schon auf Euch.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Temari_Sabakuno
2013-07-02T10:13:12+00:00 02.07.2013 12:13
Woah, er weiß jetzt alles über Isamu!!!!
Nun ja, ich find's zwar gut, das das alles nur Genjutsu war und auch, das er ihn wieder hat zurücklaufen lassen, aber...Na ja...Ich weiß nicht! Irgendwie ist es...Komisch! Ich mein was genau hat er sich denn dabei gedacht und was hat er jetzt schon wieder vor? Irgendwie muss man diese Frage bei ihm oft stellen!

Und wo ist er jetzt hin? Fragen über Fragen!


Aber mal wieder ein Klassespitzen Kapi!
Schreib schnell weiter!
Wissen will wie's weitergeht!

Oh, und ich find's ja so süß von Hashirama das er ihn nicht zum Nuke-Nin erklären will!
Und ich kann Gaara123456789 nur zustimmen, Tobirama entwickelt sichwirklich immer mehr zu einem Drecksack!!!
Von:  Gaara123456789
2013-06-24T16:54:41+00:00 24.06.2013 18:54
Wieder mal ein geniales Kapi!!!
Irgendwie ist es doch gemein von Hashirama, sich einfach zum Hokagen zu ernennen, bloß weil Madara weg ist!

"Madara, wenn dein eigenes Sharingan dich in ein Genjutsu zieht und mich ruft, dann brauchst du Hilfe."
An der Stelle musste ich echt lachen, höhrt sich an, als sei Madara total gestört.
Ob er wohl nochmal kommen wird?
Oder seinen Neffen später holen wird?
Tobirama wird mir immer unsympathischer.


LG
Gaara


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