Die Chroniken der Uchiha von astala7 (Der verfluchte Clan) ================================================================================ Kapitel 13: Ai no Sakkaku - Illusion der Liebe ---------------------------------------------- Und Liebe lag in der Luft, schlug freudig mit den kleinen Flügeln und kämpfte sich hinauf bis in den Himmel. Dort segelte sie hinweg, überzog alle Lebewesen unter ihr mit einem Schleier der Zufriedenheit und des Glücks. Solange bis der scharfe Pfeil der Realität sie vom Himmel holte. Nun liegt sie blutend und weinend auf dem kahlen Grund und trauert über ihre einstige Schönheit. Oktober 17 Madara schritt auf und ab, die Arme verschränkt und trommelte nervös mit den Fingerspitzen gegen seinen Oberarm. Auf und ab. Auf und ab. „Kannst du nicht mal still halten!?“ Madara fuhr herum, bereit wen auch immer anzufauchen, der es wagte so mit ihm zu sprechen. Die Worte erstarben in seiner Kehle als er Izuna erkannte. Sein Bruder sah selbst aus wie ein nervöses Wrack und konnte nicht aufhören sich die Haare zu raufen. Dann zerriss ein weiterer Schrei die Stille und die Brüder zuckten zusammen. Simultan warfen sie Yato, dem dritten in der kleinen Gruppe, einen vernichtenden Blick zu, als wäre das alles seine Schuld. Was daran lag, dass es seine Schuld war. Yato ließ deprimiert den Kopf hängen. Immer wieder warf er ängstliche Blicke zu dem großen Zelt hinüber, das zu betreten den drei Männern verboten war. Erbärmlich. Und so etwas wollte ein Uchiha sei. Ein weiterer Schrei und jetzt raufte sich auch Madara die Haare. Er hielt das nicht mehr aus! Rein logisch gesehen wusste er, dass er nichts tun konnte. Diese Schlacht musste Shinoi ganz allein schlagen. Trotzdem – er fürchtete so sehr er könnte sie verlieren. Sie, oder das Kind. Wieder ein Schrei schrill und voller Schmerz. Und dann – dann war da ein zweiter, ein krähendes Gebrüll, laut und trommelfellzerfetzend. Yato sprang auf und zu dritt sprinteten sie zum Zelteingang, nur um kurz davor zu stoppen, unsicher was zu tun war. Und dann wie durch ein Wunder öffnete sich die Zeltplane und Namba trat heraus, in ihren Armen ein weißes Leinenbündel. Sie lächelte und allein diese Geste schien ein tonnenschweres Gewicht von den drei Uchiha zu nehmen. „Es ist ein Junge“, sagte sie sanft und lächelte bei den glücklichen Gesichtern. „Wie geht es Shinoi-nee-sama?“, fragte Izuna eifrig. „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung“ versprach die Kunoichi. Sie übergab das Bündel an ihren Sohn und Madara spürte einen irrationalen Stich an Eifersucht, als Yato voller Stolz auf das kleine, verschrumpeltes Gesichtchen darin herabsah. Wissend das er so schnell nicht an die Reihe kommen würde folgte Madara widerwillig seinem Bruder ins Zelt. Shinoi sah vollkommen erschöpft, aber ungeheuer glücklich aus. Ihr ganzer Körper war schweißgebaded und sie atmete noch immer schwer, lächelte ihre Brüder aber liebevoll an. Madara konnte nicht umhin zu sehen wie erwachsen wie wirkte. Noch vor ein paar Monaten war sie unsicher und gar etwas ängstlich gewesen ob der Vorstellung eine Familie zu gründen. Doch als Yato herein kam, ihr das kleine Bündel gab und sie dem schreienden Kind einen Kuss auf die Stirn drückte, da schien es als wäre ihr Herz um das doppelte gewachsen um all die Liebe zu ihrem Kind aufzunehmen. Als wäre sie immer dafür bestimmt gewesen, eine Mutter zu sein. Madara räusperte sich. Langsam drang es zu ihm durch wie untaishohaft er sich in den letzten Stunden verhalten hatte. Aber er konnte nichts dagegen machen. Es fühlte sich an als wäre er selbst Vater geworden. „Nun, Gratulation ihr beiden“, sagte er bemüht beherrscht. „Er scheint gesund und munter zu sein.“ Und wie er munter war. Er schien den ganzen Clan zusammenschreien zu wollen. „Wie soll er denn heißen?“ „Isamu“, sagte Yato glücklich. „Uchiha Isamu.“ Madara nickte zufrieden. 'Isamu' bedeutete Tapferkeit und war ein guter Name. Shinoi strich dem kleinen Isamu sanft übers Gesicht, als gäbe es nichts Kostbareres auf der Welt. Dann fing sie Madaras hungrigen Blick auf und, leise kichernd, gab ihm endlich, endllich!, das kleine Bündel. Es war so schrecklich leicht, die kleinen Hände so schrecklich zart, dass Madara sofort fürchterliche Angst hatte es fallen zu lassen oder zu fest zuzupacken oder an der falschen Stelle oder- Und dann öffnete Isamu seine kleinen Augen. Für einen Moment verstummte das Geschrei und das rote Gesichtchen, verzogen zu einer Grimasse, glättete sich. Der kleine laute Teufel wurde innerhalb von Sekundenbruchteilen zum herzallerliebsten Engelchen auf der ganzen Welt. Alle kleinen Kinder hatten blaue Augen, hatte er einmal gehört, aber Isamus waren trotzdem recht dunkel. Sie passten zu dem weichen Flaum an dunklem Haar auf seinem beinah kahlen Kopf. Der kleine Isamu hob die Ärmchen und öffnete staunend den zahnlosen Mund als er ihn ansah. Dann zog er so heftig wie er konnte an einer von Madaras langen Haarsträhnen, die ihm das Gesichtchen kitzelten, und gluckste glücklich. Da wusste Madara, dass er verliebt war. Der Sieg über die Senju im Sommer hatte dem Uchiha-Clan eine neue Zeit des Friedens beschert. Shinoi und die anderen, die für diese Zeit weggeschickt worden waren, waren im Herbst wieder gekommen um erneut Zeit mit der Familie zu verbringen. Madaras Entscheidung Hashirama gehen zu lassen war nicht von allen gut aufgenommen worden. Die Mehrheit war überzeugt, dass der Senju-Anführer seine Armee sofort wieder gegen sie in den Krieg schicken würde. Doch entgegen aller Erwartungen hatten die Senju sich der erzwungenen Kapitulation nicht widersetzt und waren ohne Schwierigkeiten zu machen abgezogen. Nun war es offiziell. Die Senju, die bisher ungeschlagen den Westen beherrscht hatten und die Uchiha, die in ihrem Gebiet im Norden nirgendwo ihresgleichen fanden, hatten ineinander ihren Meister gefunden. Es brachte die Gerüchteküche zum Überkochen und wann immer die beiden Clans aufeinander trafen war man gespannt auf das Ergebnis. Da beide Partein noch etwas angeschlagen waren nahmen sie keine Kriegsgesuche entgegen, aber oft wurden einzelne Teams für leichte Missionen von dem ein oder anderen Herrscher angeheuert. Es ging sogar so weit, das zwei Daimyo jeweils einem Team von Senju und einem von Uchiha befahlen für sie irgendeinen unwichtigen Gegenstand von einem dritten zu besorgen den sie gar nicht brauchten, nur um hinter dem Rücken der Ninja Wetten abzuschließen, welcher Clan die Aufgabe erfüllen würde. Dass die beiden Teams sich dabei heftig in die Haare gerieten und drei Tote zurückließen, kümmerte sie nicht. Die Lage spitzte sich immer weiter zu und mehrmals versuchten die beiden Clans Spione ins feindliche Lager zu schicken. Der November ging in den Dezember über, ein Monat, der den Uchiha mittlerweile sehr wichtig war. Die Geburtstage ihres Clanführers, seines Bruders und rechter Hand Izuna, sowie der begabtesten Kunoichi des Clans, Shinoi-sama, fielen alle in einen relativ engen Zeitraum im Winter. Die Geschwister waren in den letzten Jahren dazu übergegangen, ihre Geburtstage einfach alle zusammen an Madaras zu feiern. Es war leichter wenn man nur einen einzigen Termin finden musste, an dem sie alle drei zusammen sein konnten. Dafür wurde an diesem Tag umso mehr gefeiert. Einigen der jüngeren Uchiha, die Madara geradezu verehrten, war der 24. Dezember somit beinahe heilig. Es war aus diesem Grund das der Dezember relativ ruhig ausfiel. Es lag schon eine Weile lang zurück, dass sie mit den Senju aneinander geraten waren. Die Ninja waren es gewohnt, dass auf eine Zeit des Krieges eine des Friedens folgte, wonach sich die Spannungen wieder aufbauten, um in einem neuen Krieg zu münden. Der Dezember unterbrach dieses Schema und das nicht nur, weil es immer eine schlechte Idee war im Winter Krieg zu führen. Die Uchiha zeigten den Daimyo die kalte Schulter und ignorierten die Senju, die eigentlich innerhalb der nächsten Tage mit einer Kriegserklärung gerechnet hatten. Der Anführer der Senju, Hashirama, sah das als ein Zeichen und schöpfte sogleich Hoffnung. Er wusste zwar nichts von dem Fest, das die Uchiha vorbereiteten, aber er ignorierte auch seine Berater die vermuteten, die rotäugigen Dämonen planten nur mal wieder ihren Untergang und würden jeden Moment aus dem Hinterhalt angreifen. Hashiramas mehr oder weniger gute Erfahrungen in Gefangenschaft der Uchiha hatten ihm Mut gemacht. Er erinnerte sich an all die Gespräche, die er vor einem halben Jahr mit dem Uchihahaupt während der Verhandlungen geführt hatte. Und ganz langsam und zaghaft blühte in ihm die Hoffnung, dass vielleicht, vielleicht ein Frieden mit den Uchiha doch nicht unmöglich war. Er kannte den stolzen Clan inzwischen gut genug um zu wissen, dass sie niemals den ersten Schritt machen würde. Das oblag allein ihm. Zwei Tage lang fand er keinen Schlaf und grübelte und grübelte über eine mögliche Lösung. Letztendlich griff er zu der altbewährten Überzeugungsmethode, die ihnen in der Vergangenheit schon etliche Bündnisse mit anderen Clans eingebracht hatte. Warum sollte sie nicht auch bei den Uchiha funktionieren? „Und da rief der große Kurama nach seinem Vertrauten und ein gigantischer Drache erschien“, grollte Madara mit tiefer Stimme. Der Himmel riss auf und ein großer, schlangenartiger Kopf mit gewaltigen Hörnern stieß aus den Wolken hervor und brüllte. Isamu machte große Augen. „Aber Uchiha Shinichi hatte keine Angst. Er hob das legendäre Schwert Kusanagi und bekämpfte den Drachen, den der Kurama herbei gerufen hatte. Zwar hatte er zu wenig Chakra um sich selbst Hilfe von einer Beschwörung zu holen, aber er besaß ja das Sharingan. Mit dem hypnotisierte er den Drachen und rammte ihm das Schwert direkt ins Herz. Daraufhin verschwand der Drache in einer weißen Rauchwolke.“ Während Madara redete kämpfte das Schattenphantoms des Helden Uchiha Shinishi mit dem gewaltigen Drachen und besiegte das Ungetüm. „Shinichis Gefährte Shisui hatte die Ablenkung genutzt um eine Falle für Kurama zu legen. Gemeinsam besiegten sie den feindlichen Ninja und der Weg war wieder frei für sie.“ Die dunklen Gewitterwolken lichteten sich und Shinishi und Shisui standen stolz vor einem blutroten Sonnenuntergang. „Sie geleiteten die fremde Prinzessin sicher zu ihrem Vater zurück und wurden reich belohnt.“ Ein wunderschöner Saal mit seidebehangenen Wänden umgab sie, in dem die beiden Uchiha vor dem Daimyo knieten, der glücklich seine wunderschöne Tochter im Arm hielt. Isamu lachte und klatschte in die kleinen Hände. Madara lächelte und strich dem Baby zärtlich über das winzige Köpfchen. Langsam ließ er die Illusion verfliegen und fast im selben Moment begann der Kleine zu gähnen. Das war der Vorteil wenn ein Uchiha eine Gute-Nacht-Geschichte erzählte. Die Untermalung durch Genjutsu erschöpfte den kleinen Körper und schickte ihn schnell aber sanft ins Land der Träume. Madara lächelte und sorgte dafür, dass die Decken seinen kleinen Neffen auch ja ordentlich warm hielten. Die Tatsache, dass er erst so spät von Shinois Schwangerschaft und der geplanten Hochzeit erfahren hatte, sowie der Tod seiner Mutter verschuldigt indirekt durch seine dumme Rivalität mit Izuna, hatten in Madara den Wunsch geweckt mehr für seine Familie da zu sein. Die Folge war, dass er seine Pflichten als Clanführer stets bereitwillig beiseite schob, wann immer Shinoi und Yato jemanden brauchten der auf Isamu aufpasste. Izuna war genauso vernarrt in das kleine Baby wie er und ab und an stritten sie sich richtig darum, wer ihn als nächster einmal halten durfte. Es war eine nicht enden wollende Quelle der Erheiterung für Shinoi. Madara war außerdem unheimlich selbstzufrieden ob der Tatsache, dass es ihm viel besser gelang das Baby zu beruhigen als dessen Vater. (Natürlich sagte er niemandem, dass er dabei ein wenig schummelte. Er war sich nicht sicher, ob Shinoi so begeistert von seinen 'Gute-Nacht-Geschichten' gewesen wäre. Sei's drum, Isamu gefielen sie und das war alles was er brauchte.) Das mochte auch daran liegen, dass Madara den beiden ganz absichtlich die ein oder andere Mission unterschob, die sie aus dem Lager herausführten. Nicht das irgendjemand etwas dagegen gesagt hätte. Die beiden waren ein hervorragendes Team und die Missionen waren nie zu leicht oder zu schwer für sie. Madara verbrachte als Clanführer jetzt ohnehin mehr Zeit als zuvor im Lager. Die gesamte Organisation des Clans oblag schließlich ihm und das erforderte seine Anwesenheit. Was dazu führte, dass Isamu viele Nächte zusammen mit ihm, manchmal auch Izuna, in seinem Zelt verbrachte, statt in dem seiner Eltern. Auch als Isamu eingeschlafen war betrachtete Madara ihn noch einige Minuten, einfach froh, dass seine Welt einmal perfekt zu sein schien. Es war noch früh am Abend und Madara hatte sich gerade einen Tee gekocht, als Izuna zu ihm herein kam. Seine ungewöhnlich ernste Miene versetzte ihm einen kleinen Stich. Gleich würde er ihn wieder darüber belehren wie er noch ein gutes Dutzend Missionsberichte durchzuarbeiten hatte. Aber Izuna schwieg, setzte sich zu ihm und reichte ihm wortlos eine versiegelte Schriftrolle mit rotem Rand. „Was ist das?“, fragte er, als er sie entgegen nahm. Noch mehr Papierkram... „Das kam gerade eben per Falke. Soweit ich erkennen kann sind keine schädlichen Jutsus oder Siegel darauf, aber pass trotzdem auf. Es ist von den Senju.“ Madara, der mitten drin war die Rolle zu öffnen, stoppte. Er warf einen Blick auf das Bündel neben sich und rückte automatisch etwas von seinem Neffen ab. Izuna bemerkte das und schloss ein Zeichen der Chakrakonzentration, bereit eine Barriere zu errichten sollte die Schriftrolle irgendwelche feindlichen Aktionen unternehmen. Wie zum Beispiel zu explodieren. Madara glaubte nicht wirklich, dass die Senju eine an ihn adressierte Attentatsschriftrolle verwenden würden um ihn aus dem Weg zu schaffen. Aber nur weil er paranoid war bedeutete das noch lange nicht, dass sie nicht hinter ihm her waren. Madara nippte betont lässig an seinem Tee, öffnete die Rolle (sie machte keine Anstalten zu explodieren) und las. Einen Moment später prustete er und verschüttete die Hälfte des Tees über das Schriftstück. Ungläubig starrte er auf die langsam verschimmenden Zeichen darauf. „Was zum Teufel...!?“, brachte er nur heraus, vollkommen entgeistert. „Was ist los?“, fragte Izuna besorgt. „Wollen sie schon wieder Krieg?“ Madara schüttelte langsam den Kopf. Er blies ein wenig heiße Luft auf das Papier (so eine Feueraffinität war schon nützlich) um zu verhindern, dass der Tee die Nachricht ruinierte. Aber es blieb dabei, er hatte sich nicht verlesen. Wortlos reichte Madara die Rolle an Izuna weiter. Dessen Augen scannten rasch den Inhalt, bevor er ungläubig die Kinnlade herunterklappte. „Das... Das kann nicht ihr Ernst sein!“, stieß er hervor. Er brauchte ein paar Sekunden um den anfänglichen Schock zu überwinden und fuhr dann fort. „Nii-san, das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Falle. Anders kann ich mir dieses... dieses ungeheure Anliegen nicht erklären.“ Madara schwieg und griff nach der Rolle, um den Rest der Nachricht zu überfliegen. „Was“, machte Izuna, „du glaubst doch nicht etwa, dass es ernst gemeint ist?“ „Ich bin mir nicht sicher“, gab er zu, „schließlich reden wir von Hashirama.“ Sein Bruder warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du solltest wirklich aufpassen wer dich dabei hört, wie du so vertraut von diesem Senju sprichst, Nii-san.“ Madara schenkte der Bemerkung keinerlei Beachtung. Instinktiv hatte er sein Sharingan aktiviert als würde ihm das helfen irgendeine versteckte Botschaft zwischen den Zeilen zu erkennen. „Das kann nur eine Falle sein“, wiederholte Izuna aufgebracht. „Nicht unbedingt“, meinte Madara abwesend. „Um genau zu sein sind die Senju bekannt dafür, Bündnisse auf diese... Weise zu schließen.“ „Ja aber doch nicht mit uns!“ „Warum nicht?“, fragte Madara mit einer Spur von Bitterkeit. „Wenn das ihre gängige Vorgehensweise ist... Es bedeutet wohl, dass wir wie jeder andere Clan auch für sie sind.“ „Also ist es eine Beleidigung“, schlussfolgerte Izuna. Er verschränkte die Arme und nickte langsam, als er darüber nachdachte. „Ja, das könnte sein. Sie wollen uns provozieren, uns aus der Reserve locken.“ „Das... glaube ich nicht“, brachte Madara hervor. „Das sieht Hashirama einfach nicht ähnlich.“ „Nii-san!“, keuchte Izuna entsetzt, „du ziehst das doch nicht etwa ernsthaft in Erwägung?!“ „Ich versuche nur herauszufinden, was wirklich hiermit gemeint ist, kapiert?“, erwiderte er etwas schroffer als gewollt. „Damit ich mir eine angemessene Reaktion zurecht legen kann.“ „Wozu? Sag einfach, dass du ablehnst und gut ist!“, fuhr Izuna auf. „Du bist unser Taisho, Madara! Du kannst keine Senju heiraten! Das ist vollkommen ausgeschlossen, der Clan würde das niemals akzeptieren. Ich weiß nicht einmal ob das legal ist...“ Madara war inzwischen dazu übergangen im Zelt hin und her zu schreiten. Das war immer ein schlechtes Zeichen. Ein nervöser Madara war ein unberechenbarer Madara. „Das weiß ich selbst, Izuna! Ich sage ja auch überhaupt nicht, dass ich es in Erwägung ziehe. Ich will nur herausfinden, warum er es tut!“ Er deutete auf die Schriftrolle. „Oberflächlich betrachtet hast du recht, das sieht nach einer offenkundigen Beleidigung aus. Aber die Rede ist hier nicht von irgendeiner Senju. Die Rede ist von Kalipo.“ „Ja und?“, fragte Izuna zornig. „Das ist doch naheliegend. Sie ist praktisch die inoffizielle Uchiha-Senju-Diplomatin.“ „Aber es ist nicht nur das. Kalipo besitzt das Mokuton, Izuna, als nur eine von drei bekannten Nutzern im ganzen Senju-Clan und die einzige Kunoichi darunter. Sie ist praktisch die wertvollste Braut im ganzen Clan. Ich müsste das erst noch bestätigen, aber wenn Mokuton ähnlich vererbt wird wie Doujutsu, dann verlören die Senju dauerhaft ihr Kekkei Genkai sobald sie Kalipo aus der Hand geben.“ Izuna starrte ihn an. „Aber dann... Warum zum Teufel haben wir sie nicht schon längst getötet?!“ „Es hat sich irgendwie nie ergeben, okay!?“ Madara raufte sich die Haare. „Der Punkt ist, dass die Uchiha nur deshalb so selten außerhalb des Clans heiraten, um das Sharingan zu bewahren. Mit einer solchen Allianz ergäbe sich eventuell die Möglichkeit, das Mokuton das die Senju verlieren in unserem Clan zu etablieren – oder sogar ein völlig neues, stärkeres Kekkei Genkai zu entwickeln. Damit ist dieses Ersuch keine Beleidigung – es kommt einer Kapitulation gleich.“ „Aber – Aber das ist nicht sicher! Und außerdem, warum sollten sie das tun?“ „Die Kehrseite der Kehrseite“, murmelte Madara mehr zu sich selbst. „Hashirama ist ein romantischer Narr. Die Senju haben sich nie groß darüber gesorgt, dass ihr Kekkei Genkai langsam verschwindet. Sie sind so arrogant zu glauben, dass sie auch ohne jeden ihrer Feinde besiegen. Aus politischer Sicht bietet uns dieser Bund nur Vorteile. Es ist ein gewaltiger Vertrauensbeweis und trotzdem sind die damit einhergehenden Forderungen nicht derart bindend, dass ein Fortsetzen der Fehnde ausgeschlossen ist. Es ist nur ein erster Schritt in Richtung Diplomatie. Wir verlieren nichts indem wir annehmen, gewinnen viel und verpflichten uns nicht übermäßig...“ In der Nachricht war nur von fünf Jahren die Rede, in der alle feindlichen Aktivitäten zwischen den Uchiha und den Senju eingestellt werden sollten, drei davon in der unspezifische gegenseitige Unterstützung verlangt wurde. Das war praktisch gar nichts. „Also schön“, meinte Izuna zähneknirschend, „vielleicht würde es sich lohnen, vielleicht auch nicht. Wenn sie unbedingt einen Bräutigam haben wollen, bitte sehr, mir fällt da gleich ein halbes Dutzend an ledigen jungen Männern ein, die bereit wären sich zu opfern um-“ „Das würde nicht funktionieren“, unterbrach Madara ihn fahrig. „Diese Fehde ist zu großen Teilen stark von Hashirama und mir beeinflusst. Damit wird ein solches Angebot ziemlich persönlich. Kalipo ist eine wertvolle Braut, aber was noch viel wichtiger ist, sie ist sehr stark eingenommen von mir und Hashirama weiß das. Zu verlangen, dass sie jemand anderen aus dem Clan heiratet, das wäre eine Beleidigung. Sie würden niemals darauf eingehen. Stattdessen würden sie ebenfalls eine andere Braut vorbringen und lehnen wir dann ab würden wir es offensichtlich machen, dass wir nur hinter dem Mokuton her sind. Das wäre nicht nur eine Beleidigung, sondern eine Provokation, vielleicht sogar ein Kriegsgrund. Nein, entweder die Uchiha nehmen das Angebot an so wie es ist, oder sie lehnen es rund heraus ab.“ Das Problem war, das sie in keinem der beiden Fälle das Gesicht verlieren würden. Ein wahrhaft genialer diplomatischer Schachzug. Das machte die Entscheidung nicht gerade einfacher. „Du sagst wenn die Uchiha es annehmen“, wiederholte Izuna leise, „aber das hier betrifft dich und deine Zukunft.“ Sein Bruder legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. „Das ist deine Entscheidung. So etwas solltest du nicht davon abhängig machen, was für den Clan am besten ist.“ „Ich lebe für den Clan“, sagte Madara nüchtern und gänzlich unbeeindruckt. „Ich töte für den Clan. Und eines Tages werde ich für den Clan sterben. Als Taisho ist es meine Aufgabe, immer und überall an das Wohl des Clans zu denken. Erst recht wenn es um eine so wichtige Angelegenheit geht.“ Izunas Schultern erschlafften und er sah zu Boden. „Du hast vermutlich recht. Du hast ja immer Recht. Es ist nur... Sie ist eine Senju! Ich hab immer geglaubt wir beide würden die heißesten und begabtesten Kunoichi der Uchiha abkriegen und dann ne' Doppelhochzeit feiern und so. Du weißt schon.“ Madara schenkte ihm ein dünnes Lächeln. „Ja, ich weiß. Aber das Leben ist nicht immer so einfach.“ Er sah wieder auf die Schriftrolle in seinen Händen herab. Die Schriftrolle die Senju Kalipo als Brautpfand für den Clanführer anbot, für eine neue Ära des Friedens zwischen Uchiha und Senju. Madara selbst sah darin nicht das gleiche persönliche Opfer wie sein Bruder. Natürlich war auch er immer davon überzeugt gewesen, einmal eine Uchiha zu heiraten. Da waren einige junge Kunoichi die er von seiner alten Übungsgruppe kannte, die schon jetzt mehr als geehrt gewesen wären ihn ihren Gatten zu nennen. Doch er war in keine von ihnen verliebt und hätte erst in ein paar Jahren angefangen aktiv über eine solche Entscheidung nachzudenken. Zudem war Kalipo keine Fremde. Er kannte sie, würde sogar soweit gehen zu behaupten er genoss ihre Gesellschaft. (Ihre offensichtliche Anbetung ihm gegenüber half dabei natürlich enorm.) Er liebte sie nicht (sie war immerhin eine Senju) aber Liebe spielte beim Heiraten ohnehin eine verschwindend geringe Rolle. Zwar hatte er sich vorgenommen dafür zu sorgen, dass sowohl seine Schwester als auch sein Bruder einen starken und fürsorglichen Ehepartner bekamen und niemals gegen ihren Willen verheiratet werden sollten. Wenn sie von sich aus niemanden fanden den sie liebten, so wollte er einen Partner für sie aussuchen, den sie mit der Zeit zu lieben lernen konnten. Für ihn selber aber stellte er solche Überlegungen hinten an. Beziehungen spielten einfach eine untergeordnete Rolle für ihn, wenn sie nicht seine Geschwister betrafen. Von dieser Seite her hatte er also keine Bedenken. Natürlich bestand die Gefahr, dass sich das Mokuton nicht innerhalb der Uchiha manifestieren konnte, was die ganze Verbindung sinnlos machen würde. Schlimmer noch, sie könnte sogar die Etablierung des Sharingan schwächen. Aber wenn es dazu kam konnte er sich immer noch eine Mätresse nehmen. Das war bei den Uchiha nicht unbedingt unüblich, während das Konzept soweit er wusste den Senju derart fremd war, dass sie nicht einmal daran denken würden es mit dem Vertrag zu blockieren. Es würden noch eine Menge Verhandlungen nötig sein in der beide Partein versuchten das Meiste aus dieser Allianz zu schlagen. Aber ja, er war geneigt dieses Angebot ernsthaft in Erwägung zu ziehen. März 18 Madara atmete tief ein. Der Frühling lag bereits in der Luft. Die Bäume sollten langsam beginnen ihre Knospen zu treiben. Stattdessen waren ihre Äste überfüllt mit zartrosa Blüten und weichem Laub. Die Kirschbäume trugen nie Blüten und Blätter gleichzeitig. Und erst recht nicht so früh im März. Aber was kümmerten sich Mokutonnutzer schon um die Gesetze der Natur. „Uchiha Madara-sama. Es freut mich Euch wiederzusehen.“ Madara drehte sich nicht um. Er nahm sich noch die Zeit für einen letzten Blick über den wunderschönen Garten. Ein klarer Teich mit blauem Wasser in der Mitte, in dem träge einige Koi-Karpfen ihre Kreise zogen. Frisches Schild rahmte ihn ein und die Bäume darum herum waren groß und kräftig. Ihre Äste ragten bis über das Wasser und spiegelten sich darin. Hölzerne Bänke wuchsen direkt aus dem Boden, umgeben von einem Meer aus Blumen. Und dort in der Mitte dieses Meeres stand Kalipo. Sie trug einen dunkelblauem Kimono mit einem Muster aus weißen Lilienblüten. Ihr dunkelbraunes Haar fiel ihr in lockigen Wellen über die Schulter und die rehbraunen Augen waren scheu zu Boden gerichtet. Sie war wunderschön. Sie war wie eine Blume. Klein und zerbrechlich, mitten in einem frostigen Monat in dem alles Leben schlafen sollte. Für einen Moment zuckte es in Madaras Fingern und in ihm stieg der Wunsch auf sie um ihren dünnen blassen Hals zu legen und- Doch er unterdrückte den Wunsch. Kalipo konnte nichts dafür. Sie konnte nichts dafür, dass er heute hier war, auf dem Anwesen der Senju. Unbewaffnet, mit nur einer lächerlich kleinen Leibwache, zu Verhandlungen über das Bündnis. Sie konnte nichts dafür, dass er sich so ausgenutzt fühlte. Als wäre sein ganzes Leben darauf ausgerichtet gewesen in diese Falle zu laufen. Er hatte sich selbst dafür bereit erklärt. Er sah die Vorteile und war entschlossen die Sache durchzuziehen. Für seinen Clan. Was ihn nun so sehr ins Wanken brachte war Hashirama. Wie er ständig davon auszugehen schien Madara wäre weich geworden und würde auf Wolke sieben schweben oder etwas ähnlich lächerliches. Als wären sie die besten Freunde. Als wäre dieses Bündnis nicht der letzte, verzweifelte Versuch einen blutigen Krieg zu verhindern. Als wäre alles in Ordnung. Und dafür hasste er ihn. „Kalipo-san“, begrüßte er seine zukünftige Braut mit einiger Verspätung. „Ich sehe, bei euch ist der Frühling bereits eingekehrt.“ Das Mädchen trat zu ihm und lächelte. „Ich habe in der letzten Woche fiel daran gearbeitet“, gestand sie. „Gefällt es Euch?“ Er neigte leicht den Kopf. In Wahrheit hasste er es, aber das konnte er ihr nicht sagen. Sie war eine Kunoichi. Sie sollte ihre Zeit lieber mit Trainieren verbringen als damit, Blumen zu pflanzen. „Die Hortensien mag ich besonders“, erzählte Kalipo glücklich und zog ihn zu ihn zu einigen Büschen mit vielen hellblauen und rosafarbenen Blüten. „Welche Blume gefällt Euch von diesen hier am besten?“, fragte sie und deutete auf die Beete. „Hm... Die Herbstzeitlose“, sagte er schließlich. „Tatsächlich?“, fragte sie verwundert. „Warum?“ Weil sie die giftigste Pflanze im ganzen Beet war. „Sie hat eine hübsche Farbe.“ Kalipo besah sich das blasse kleine Ding, das neben den Steinen hervorlugte. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. „Ja, wahrscheinlich. Daran hab ich nie gedacht.“ Sie lächelte ihm wieder zu und lud ihn ein, sich zu ihr auf die Bank zu setzen. „Wie lange ist Eure Pause, Uchiha Madara-sama?“ Er warf einen Blick zur Sonne hoch. Tatsächlich hatten Hashirama und er nur eine Sitzung vormittags und eine nachmittags. Drei Tage lang würde er mit seiner Leibwache hier bleiben, bevor er zurück zu seinem Clan konnte. Erst hatte er geglaubt Hashirama wollte ihn nur hinhalten. Eine Art primitives Symbol das er das Sagen hatte, weil er auf seinem Territorium weilte. Inzwischen vermutete er allerdings, dass er Madara nur Gelegenheit hatte geben wollen Zeit mit Kalipo zu verbringen. Als wenn er davon in Zukunft nicht genug bekommen würde. „Ich habe noch etwa eine halbe Stunde.“ Madara ließ sich neben ihr nieder. Er zog ein Bein an und lehnte sich darauf, den Blick in die Ferne gerichtet. Doch seine Aufmerksamkeit war ganz und gar auf die Kunoichi neben sich gerichtet. „Sag mir, Kalipo-san... Ist das wirklich was du willst?“, fragte er leise. Sie nahm die Augen nie von ihm. Langsam strich sie sich eine verirrte Locke hinters Ohr, wie um sich Zeit zu erkaufen. „Was meint Ihr damit?“ „Du weißt genau was ich meine“, sagte er vorwurfsvoll. Sie zuckte leicht zusammen. „Ich...“ Kalipo errötete, sah aber immer noch nicht weg. Madara starrte weiter in den Himmel. „Ich...“ Sie holte tief Luft. „Ich liebe Euch, Madara-sama. Schon seid Ihr das erste Mal...! Nein, das ist nicht wahr. Damals war ich nur ein dummes kleines Mädchen mit einem Schwarm. Aber jetzt...“ Verzweifelt versuchte sie seinen Blick einzufangen. „Das ist, was ich will. Mehr als alles andere.“ Er ließ seine Augen kurz über sie hinweg wandern. „Hn“, machte er schließlich und sah zu Boden. „Ist das so. Wirst du nicht unglücklich sein dieses... Dieses riesige Anwesen gegen ein kleines Zelt auszutauschen?“ Er konnte nicht verhindern, dass sich eine Spur Verachtung in seiner Stimme schlich. Kalipo blinzelte. „Um ehrlich zu sein, nein.“ Er warf ihr einen fragenden Blick zu. „Diese Häuser“, begann Kalipo und machte eine ausschweifende Bewegung zu all den eleganten, flachen Gebäuden hin, die sich hinter dem Garten erhoben, „sie sind alle... Nicht echt, versteht Ihr?“ „Nein“, gab er zu. Kalipo seufzte. „Das sind alles Häuser die der Taisho gebaut hat. Manchmal habe ich auch dabei geholfen. Wann immer wir weiter ziehen lassen wir sie zurück und bauen irgendwo andere. Eine ganze Siedlung entsteht innerhalb weniger Sekunden. Ein Haus sieht wie das andere aus und sie alle sind dazu verdammt zu verkümmern wenn wir weiter ziehen. Nichts darin ist beständig. Ich denke, ein eigenes Zelt zu haben, in dem alles seinen Platz hat und zu dem man immer zurückkehren kann egal wie die Landschaft sich verändert... So muss es sich anfühlen, ein Zuhause zu haben.“ Madara blinzelte. „Ihr... verlasst eure Siedlungen immer wenn ihr weiter zieht und baut einfach neue?“, wiederholte er ungläubig. Kalipo nickte. „Wenn wir in dieselbe Gegend zurückkommen benutzen wir manchmal die alte Siedlung. Aber oft sind da dann Bettler oder Banditen eingezogen.“ Madara sah wieder in die Ferne. Er hatte Ninjaclans immer verachtet die sich einen dauerhaften Stützpunkt hielten. Die Zeltstädte der Uchiha waren rein auf Praxis ausgelegt. Seiner Meinung nach brauchten Ninja kein Haus, kein Dach über dem Kopf und kein Feuer im Kamin. Es machte sie nur schwach und faul. Während andere Clans ihren Reichtum durch weitläufige Siedlungen zum Ausdruck brachten, investierten die Uchiha in bessere Waffen, Ausrüstung und einen beträchtlichen Notgroschen für schlechte Tage. Aus dem selben Grund hatte er die Senju verachtet als er die Siedlung zum ersten Mal betreten hatte. Aber wenn es stimmte was Kalipo sagte, dann war diese Lebensart nicht auf Arroganz und Reichtum zurückzuführen, sondern auf Hashirams nie enden wollende Hingabe zu seinem Clan. Die Senju lebten wie sie es taten weil sie es sich leisten konnten. Das war beinahe noch schlimmer. „Madara-sama“, sagte Kalipo leise und er kümmerte sich nicht darum, dass sie seinen Nachnamen wegließ. Er spürte ihre warme Hand auf seiner. „Warum seht Ihr mir nie in die Augen?“ Er wandte sich ihr zu, doch der Blick seiner kohlschwarzen Augen war auf ihr im Sonnenlicht glänzendes Haar gerichtet. „Unter den Uchiha gilt es als Beleidigung einem Nicht-Uchiha direkt in die Augen zu sehen“, sagte er monoton. Überraschung flickerte über ihr Gesicht. Langsam hob sie die Hand. Ihre Finger strichen hauchzart wie Schmetterlingsflügel über seine Wange. „Warum?“, hauchte sie. „Du weißt warum“, flüsterte er mit gerade genug Kälte um den bitteren Ton in seiner Stimme zu überdecken. „Ihr seht dem Taisho ständig in die Augen“, stellte sie fest. Madaras Mundwinkel zuckten in die Höhe. „Gut beobachtet.“ Von einer Sekunde auf die andere war ihre Hand von seinem Gesicht verschwunden – und dann hielt sie eine seiner Haarsträhnen in der Hand, die ihm über die Schulter fielen und zog daran. Nicht sehr fest aber gerade so, dass es weh tat. Madara verspannte sich sofort, richtete alle Aufmerksamkeit auf sie und sah sie drohend an. Doch Kalipo lächelte nur. „Ich mag es, wenn Ihr mir in die Augen seht“, sagte sie fröhlich und er merkte, dass er genau das gerade tat. Sein Blick wurde ein wenig sanfter. Etwas Warmes regte sich in seinem Bauch und einem Instinkt folgend lehnte er sich vor. Er hörte ihr Herz heftig gegen ihren Brustkorb schlagen, spürte wie das Blut unter ihrer Haut schneller dahinrauschte. Als seine Lippen die ihren schließlich berührten lehnte sie sich ihm willig entgegen. So zart. So zerbrechlich. Wie eine Blume. Zärtlich bewegte er die Lippen und sie schloss mit einem leisen Seufzen die Augen, gab ihm sofort nach. Madaras Hand war in ihrem Nacken und fuhr langsam ihren Hals herab, als sie den Kuss erwiderte. Doch allzu bald löste er sich wieder von ihr und sie folgte der Bewegung, stumm um mehr bittend, mehr von dieser Illusion von Liebe. Er schenkte ihr ein seltenes Lächeln und stand auf, bot ihr die Hand an. „Ich fürchte, die Pflicht ruft bereits wieder nach mir. Begleitest du mich zurück zum Haus?“ „Ja“, sagte sie leise, als sie seine Hand ergriff. „Natürlich.“ Sie lächelte ihn an und in ihrem Blick lag so viel Liebe, dass es ihm im Herzen weh tat. Sie würde eine gute Ehefrau sein. Für alle außer ihn. Denn trotz all ihrer Wärme fehlte ihr das richtige... Feuer. Als Madara Hashirama das nächste mal sah, auf der Verhandlungssitzung, klebte die ganze Zeit über dieses dämliche Grinsen auf seinem Gesicht. Madara hatte den starken Verdacht das sein Senju wusste was im Garten vorgefallen war. Er selbst jedenfalls hätte sich jede Sekunde seines Aufenthaltes hier beobachten lassen. Nicht das es irgendein großartiger Vorfall gewesen wäre. Es war nur ein verdammter Kuss, klar!? Das hatte kaum etwas zu bedeuten. Kalipo war seine zukünftige Braut, es wurde praktisch von ihm erwartet die Regeln zu brechen nach der der Bräutigam die Braut nicht vor der Hochzeit berühren durfte. Es war keine große Sache. Und trotzdem gingen die Verhandlungen heute nur stockend voran und das lag ganz eindeutig daran, dass dieser verdammte Senju sich nicht konzentrieren konnte und ihm ständig zugrinste. Schließlich brachen sie die Verhandlungen ab (es ging gerade um die Mitgift) und Madara war nicht im Mindesten überrascht als Hashirama ihn nach Ende der offiziellen Zusammenkunft noch zu einer privaten Teestunde einlud. Da Madara nunmal Gast war, wäre es unhöflich gewesen abzulehnen und so ließ er seine Leibwache in deren Gästezimmern zurück und folgte dem Senju. Er kam dabei nicht umhin die vielen feindseligen Blicke der anderen Ninja zu bemerken, an denen sie vorbei kamen. Nicht weiter erstaunlich. Vermutlich hatte jeder von ihnen hier das ein oder andere Familienmitglied an ihn oder seinen Clan verloren. Geschah ihnen recht, dachte er sich und reckte sein Haupt noch ein bisschen höher. „So... Du und Kalipo-chan also“, sagte Hashirama grinsend, als sie außer Hörweite anderer Ninja waren. Madara schnaubte. „Wir verhandeln seit zwei Monaten über meine Hochzeit mit ihr und das ist dir erst jetzt aufgefallen?“ „Kein Grund so bissig zu sein! Du weißt was ich meine. Zwischen euch hat's endlich gefunkt, was?“ „Hn.“ „Ach, hör auf mit deinem tsk! Ich weiß doch Bescheid.“ „Uchiha machen nicht tsk“, meinte Madara verächtlich. „Die Nara machen tsk. Die Hyuuga machen '…'. Aber nur Uchiha machen hn.“ Hashirama starrte ihn an. „Ist das dein Ernst?“ Madara seufzte gespielt. „Du hast noch viel zu lernen in der Kunst des Antwortens ohne Worte zu gebrauchen.“ Hashirama lachte leise und öffnete die Tür zu seinen Räumen für ihn. „Ja, da hast du wahrscheinlich recht. Dafür werde ich besser darin deine Nicht-Antworten zu verstehen.“ „Einbildung ist auch eine Bildung“, konterte Madara. „Aber keine Sorge, das geht vorbei.“ Hashirama begann Tee aufzusetzen und Madara ließ sich auf den Sitzkissen nieder. „Ich habe eine Frage“, sagte der Uchiha dann unvermittelt und Hashirama erstarrte für einen Moment. Für gewöhnlich fragte Madara einfach, ohne Vorwarnung. „Nur zu“, sagte er dann. „Warum hast du meinem Clan dieses Angebot gemacht?“ Hashirama goss die Teeblätter auf, langsamer als sonst. Damit hatte er eine Ausrede seinem Gast noch ein Weilchen länger den Rücken zuzudrehen. „Um den Grundstein für eine Allianz zu bilden natürlich“, meinte er dann. „Oder wenigstens einen Waffenstillstand.“ „Lass mich die Frage anders formulieren, Hashirama. Warum zum Teufel gibst du die einzige weibliche Mokutonnutzerin deines Clans aus der Hand, statt sie selber zu heiraten? Warum verkaufst du sie nicht an einen euch wohlgesinnten Clan, bei dem es tatsächlich etwas bewirken würde um eine Allianz zu stärken? Warum gibst du Uchiha die Waffe in die Hand, Senju zu vernichten?“ Hashirama zögerte, die Hand an der Teekanne. „Ist es das, was du vor hast?“, fragte er schließlich leise. „Das habe ich nicht gesagt. Aber wir beide sind Shinobi, Hashirama, lass uns realistisch sein! Wir wissen wir doch wie der schlimmste Fall aussieht. Du hast bei diesem Handel viel zu viel zu verlieren. Also sag mir was wirklich dahinter steckt.“ Wenn das nicht schon sein dritter Besuch auf dem Senju-Anwesen gewesen wäre, hätte Madara dahinter eine Falle, ein Attentatsversuch vermutet. Aber da die Senju noch irgendwelche feindlichen Aktionen zu unternehmen hatten, musste er davon ausgehen, dass sie etwas Großes planten. Sein Senju seufzte und kam zu ihm herüber, zwei dampfende Tassen Tee in der Hand. Er stellte sie nebeneinander in die Mitte zwischen ihnen und ließ ihn als erstes eine Tasse wählen, bevor er die andere hob und einen Schluck daraus trank. Trotz der höflichen Geste überprüfte Madara die Tasse unauffällig nach Gift, bevor er es ihm gleich tat. „Ist es so schwer zu glauben, dass ich einfach nur Frieden will?“, fragte Hashirama traurig. „Ist es so schwer zu glauben, dass ich euch beide glücklich sehen will?“ „Ja“, sagte Madara ohne zu zögern. „Warum?“, fragte Hashirama einfach. Der Uchiha starrte ihn an, aber er schien die Frage wirklich ernst zu meinen. „Weil du ein grauenvoller Clanführer wärst, wenn das alles wäre“, sagte er dann. „Weil du entweder dumm wärst, oder deine Familie dir nicht am Herzen liegen würde. Wenn ersteres zutrifft werde ich den Teufel tun meine Blutlinie mit deiner zu verdrecken. Ist es Zweiteres kann ich deinem Wort niemals trauen und bin versucht dir hier und jetzt den Hals umzudrehen, scheiß auf die Konsequenzen.“ Hashirama lächelte leicht. „Ich hätte wissen müssen, dass du etwas in der Art sagen würdest. Nun ja, vielleicht ohne das 'scheiß auf die Konsequenzen'.“ Das Lächeln wurde etwas breiter. „Also gut... Ich schätze vor deinen Augen kann man einfach nichts verbergen. Tatsächlich habe ich schon seit einer Weile mit dem Gedanken gespielt, eine Hochzeit zu benutzen um ein Bündnis zu schließen. Allerdings musste ich den Gedanken immer wieder verwerfen. Ich habe ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass bei den wenigen Gelegenheiten da Uchiha außerhalb des Clans geheiratet haben. die Außenseiter entweder Zivilisten, Clanlose oder Besitzer eines Kekkei Genkais waren. Noch nie hat ein Uchiha durch Heirat den Clan verlassen. Ihr achtet sehr auf eure Blutlinie und hättet keine Senju in eurer Mitte akzeptiert, es sei denn sie hätte das Mokuton.“ „Das erklärt aber noch lange nicht, warum ihr sie aus der Hand gebt“, knurrte Madara und fragte sich, wie zur Hölle Hashirama an Informationen über die Eheregelungen der Uchiha gekommen war. „Tja, weißt du.... Kalipo-chan ist ziemlich eingenommen von dir. Nein, das ist untertrieben. Sie liebt dich abgöttisch und ich hätte es einfach nicht übers Herz gebracht, sie an irgend jemand anderen zu verheiraten.“ „Hör endlich auf der Frage auszuweichen!“, fuhr ihn Madara an und setzte seine Tasse mit einem hörbaren Klirren ab. Hashirama hob abwehrend die Hände. „Ist ja gut! Also, sie redet eine Menge von dir, in Ordnung? Und dem Clan gefällt das nicht. Du weißt schon, Feindverbrüderung und so. Ich meine, wenn wir das tun ist das in Ordnung, alles unter dem Deckmantel von Diplomatie und Spionage. Aber das Mädchen? Sie ist ein hoffnungsloser Fall. Ein Sicherheitsrisiko. Und nach diesem Vorfall mit deinem Bruder wurde alles nur noch schlimmer...“ Madara versteifte sich sofort. „Was für ein Vorfall?“, fragte er scharf. „Was war das über meinen Bruder!?“ Hashirama sah ihn überrascht an. „Weißt du nicht davon? Ich rede von dem einen Mal als Uchiha-san hier Gefangener war.“ Innerlich entspannte sich Madara, ließ sich aber nichts anmerken. Er erinnerte sich daran. Die Spannungen zwischen Uchiha und Senju waren an einem Höhepunkt angelangt und Izuna hatte sich ein Team genommen um Senju auszupionieren. Madara hatte lange mit sich gehadert aber seinem kleinen Bruder schließlich erlaubt auf die gefährliche Mission zu gehen. Izuna hatte mit zwei anderen Uchiha ein Team der Senju überfallen und sich am Ende gefangen nehmen lassen. Im Kampf war es ihm gelungen unauffällig Siegel an seinen zukünftigen Wärtern zu befestigen, durch die er sie belauschen konnte. Der Plan war gut gewesen, aber Izuna war entlarvt worden bevor er irgendetwas Nützliches hatte herausfinden können und musste fliehen. „Ich weiß nicht wovon du redest“, sagte Madara mit knirschenden Zähnen. „Oh, nun..“, machte Hashirama verlegen. „Ein paar meiner Leute wurden wohl von seinem Team überrascht. Er schien nicht ganz in Bestform zu sein denke ich. Jedenfalls haben sie ihn gefangen genommen und hierher gebracht. Tja, aber kaum das ich ihn befragen will stelle ich fest, dass die Tür zu seinem Raum offen steht. Wir haben das Sicherheitssystem gründlich überprüft um herauszufinden wie er entkommen konnte. Es stellte sich heraus, dass die Wächter glaubten ich hätte sie weggeschickt um ihn zu befragen. Sie waren überzeugt das ich es war, weil ich seine Holzfesseln einfach verschwinden ließ.“ „Kalipo-san“, schlussfolgerte Madara. „Sie hat sich in dich verwandelt und die Wächter mit ihrem eigenen Mokuton getäuscht.“ „Oh nein, das konnte nie bewiesen werden. Offiziell sind die beiden einem Genjutsu des Feindes erlegen gewesen. Aber das hat die Gerüchte nicht aufgehalten.“ Madara schüttelte den Kopf. „Warum sollte Kalipo-san meinen Bruder befreien?“ „Aus Loyalität zu dir natürlich. Und eine Senju deren Loyalität in erster Linie nicht dem Clan, sondern dem Erzfeind gehört, nun, das sehen sie nicht gerne. Hat dir dein Bruder wirklich nichts davon erzählt?“ „Izuna-san ist... nicht gerade begeistert über die kommende Verbindung. Ich bezweifle, dass er irgendetwas tun würde was sie in ein gutes Licht rücken würde.“ „Das ist traurig. Immerhin hat sie ihm geholfen.“ Sie hatte ihm wohl eher die Mission versaut. Und wahrscheinlich wusste Hashirama das auch, sonst hätte er Kalipo nicht gedeckt. „Also habt ihr euch gedacht ihr verkauft das Mädchen zu einem möglichst hohen Preis bevor sie freiwillig zu uns gelaufen kommt?“, fasste Madara zusammen. „So ungefähr, ja“, meinte Hashirama mit einem dünnen Lächeln. „Aber Weltfrieden und das große Liebesglück spielen auch eine Rolle.“ „Natürlich“, schnaubte Madara. Er nahm noch einen Schluck Tee und sah nachdenklich aus dem Fenster. „Lindert das deine Bedenken, Madara?“ „Hn“, war die einzige Antwort, die er bekam. Hashirama seufzte leise. „Es ist mir wirklich ernst mit diesem Bündnis. Die Sache mit Kalipo-chan bot eine perfekte Gelegenheit, die ich kaum ausschlagen konnte. Aber ich hätte auch einen anderen Weg gefunden. Versprich mir nur bitte... Versprich mir, dass du sie gut behandelst, ja? Das Mädchen hat es nicht verdient, benutzt zu werden.“ „...hn.“ Hashirama lächelte traurig, aber er ließ das Thema fallen. Nach einer Weile des gemütlichen Schweigens forderte er Madara zu einer Revenge im Shogi heraus und bald schon waren die beiden vertieft in einer weiteren epischen Schlacht. Und wann immer Madara ein Lächeln von seinem Senju auffing, musste er sich unweigerlich an dessen Worte erinnern. Feindverbrüderung, unter dem Deckmantel der Diplomatie und Spionage. Er ließ das klingen als wäre es eine Lüge. Als wären ihre gelegentlichen Kämpfe, sei es beim Shogi oder über Genjutsu, nichts anderes als freundliche Wettstreite und kein Versuch mehr über die Strategien des jeweils Anderen in Erfahrung zu bringen. Als wäre dieses Bündnis kein taktischer Vorstoß sondern ein persönliches Angebot. Und vielleicht – vielleicht war es das wirklich und Madara hatte es nur nie so gesehen. Vielleicht konnte er Hashirama wirklich als seinen... seinen Freund bezeichnen. Auch wenn das für ihn wahrscheinlich nicht das selbe bedeutete wie für seinen Senju. Denn, immerhin, seinen letzten Freund hatte Madara mit eigenen Händen getötet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)