Wie man sein Leben lebt von TigerNagato (Oder: Wie man das Beste aus sich macht) ================================================================================ Kapitel 1: Schritt 1 -------------------- Wie man sein Leben lebt Oder Wie man das beste aus sich machen kann   »Jeder Mensch ist einzigartig.   Ausgehend von dieser Tatsache gibt es mehrere Milliarden Menschen, die alle um einen Platz in dieser Welt bemüht sind. Einige haben wichtige Dinge zu sagen und ihnen wird Gehört geschenkt. Andere haben unwichtige Dinge zu sagen und auch ihnen schenkt man unheimlich viel Beachtung. Meist sind diese Menschen in irgendeiner Art und Weise berühmt. Sei es, weil sie entweder Politiker, Schauspieler, Models sind oder einfach nur jede Gelegenheit nutzen sich ins Rampenlicht zu drängen. Besonders auffallend bei all diesen Schauspielern, Sängern und anderen Leuten, die man auf diversen Titelbildern zu sehen bekommt: Die meisten sind talentiert und überdurchschnittlich gut aussehend.   Sehen wir den Tatsachen ins Auge, wir leben in einer von Medien dominierten und auf Äußerlichkeiten basierten Welt. Niemand interessiert sich dafür, ob das Model auf der FHM* eine 5 in Mathe hatte oder wie der Typ im neusten Kino Hit von Jerry Bruckheimer, der mit dieser irre heißen Blondine herumknutscht, in seiner Schulzeit ausgesehen hat. Selbst wenn er Hornbrille und Pullunder trug! Die Allgemeinheit will zwar alle peinliche Details aus dem Leben ihrer Stars wissen, aber sehen wir der Wahrheit doch in Gesicht: Das gilt nur so lange, wie man den Glauben aufrecht erhalten kann, dass sein Idol kein normaler Mensch ist. Niemand möchte sich vorstellen, dass dem widerlichen Nachbarn, der einen immer lüstern anstarrt, in der einer der angesagtesten Teenie Zeitschriften sage und schreibe 5 Doppelseiten gewidmet werden.   Wenn man es also geschafft hat und (endlich) berühmt ist, muss man sich damit abfinden, dass von nun an das gesamte Leben einer Inszenierung gleicht: Man isst, denkt und sagt nur das, was die Fans von einem erwarten. Der eigentliche Mensch, der vor diesem Medienhype existierte, stirbt zu Gunsten der Karriere.   Es ist ein nie endender Teufelskreis. Wer es einmal geschafft hat, kommt davon nicht mehr los. Und irgendwann glaubt man das zu sein, was man vorgibt.   Da ist es doch nur Vorteilhaft, dass es nicht ganz so einfach ist als allgemeiner Durchschnitt „berühmt“ zu werden. Meist hat man nicht einmal die Gelegenheit in seinem Leben eine echte Berühmtheit zu sehen.   Eigentlich...«                                                                    Blogeintrag „Life sucks“1, Follower 7     Schritt 1: Bringe die ganze Schule dazu, deinen Namen zu kennen   Der Wecker klingelte das dritte Mal und das junge Mädchen drehte sich ein weiteres Mal um. Raven Gold war einfach kein Morgenmensch. „Wenn du wieder zu spät zur Schule kommst, wird aus dir nie etwas werden“, zeterte ihr Vater und zerrte sie unsanft aus dem Bett. „Aus mir wird auch nie etwas werden, wenn du mich zu allem zwingst. Es soll Leute geben, die der Meinung sind, dass man erfolgreicher ist, wenn man selbst erfolgreich sein will“, gab das Mädchen müde von sich. Unweigerlich wurde der Griff um ihren Oberarm fester und er zog seine Tochter noch ein Stück näher zu sich. „Mach oder du landest auf der Straße“, zischte er kalt und verließ das Zimmer. Es wäre nicht das schlimmste, schoss es Raven bitter durch den Kopf, als sie die Bettdecke aufhob. Ein Blick auf den Wecker verreitet ihr, dass sie zu spät zur Ersten Stunde erscheinen würde. Das Schuljahr fing doch schon mal gut an.   Gelangweilt griff sie in den Kleiderschrank nach einer verwaschenen Jeans und einem weitem Sweatshirt. Langsam schlüpfte sie in die Hose und suchte sich einen Gürtel. Vielleicht sollte sie die Hose irgendwann einmal enger nähen lassen oder, wenn sie die zerrissenen Knie sah, sich einfach eine neue kaufen. Anschließend angelte sie sich ein weißes Top, dass sie unter das Sweatshirt zog und griff nach ihrer Tasche.   Wieder einmal stand Thomas Gold wartend an der Tür und deutete auf seine geliebte Armbanduhr. „Du scheinst ja die Ruhe selbst zu sein. Wenn du weiter so dein Leben wegwirfst, wirst du noch in der Gosse landen.“, schrie er und zerrte das Mädchen die Treppen hinunter. „Heute ist der erste Schultag. Da interessiert es kein Schwein, ob ich fünf oder fünfzehn Minuten zu spät bin. Außerdem bringt es dir gar nichts, mich unter Druck zu setzen. Dann bin ich eben kein Genie und kann im Kopf den Durchschnitt der Quadratwurzeln von 7.450, 9.654 und 1.387,59 berechnen“, schnauzte Raven ihren Vater an und verließ das Haus, bevor ihm noch die Hand ausrutschen konnte. Sie war sicher, dass ihr Vater ihren Standpunk weder verstehen noch akzeptieren wollte. In den Augen des 40 Jährigen, hatte sie ihr Leben bereits vor Jahren weggeworfen.   Soweit sie sich erinnern konnte, hatte ihr Vater Raven zu verschiedenen Dingen gezwungen: Noch bevor sie richtig laufen konnte, hatte sie Ballettstunden. Sie konnte kaum sprechen, da sollte sie schon zwei Fremdsprachen lernen. Kaum war sie im Kindergarten, lernte sie bereits Klavierspielen. Ein besonderes Talent, hatte Raven für all diese Dinge nie gehabt, dennoch brachte es Vorteile mit sich. So sprach sie ganz Passabel, neben Englisch noch Spanisch und Französisch, oder konnte auch in einem Pianostück Fehler erkennen. Allerdings war sie, sehr zur Missgunst ihre Vaters, nicht gut genug für eine Laufbahn als Pianistin oder Dolmetscherin. In der 6 Klasse hatte Tom die Idee, dass Raven Medizin oder Jura studieren könnte. Deshalb hatte er seine Tochter zu unzähligen Erste-Hilfe Kursen angemeldet und ihr mit 16 sogar einen Ferienjob in einer großen Anwaltskanzlei besorgt. Raven wollte allerdings keine Chirurgin werden, weil ihr allein die Vorstellung fremde Menschen wie Tiere aufzuschneiden missfiel. Ebenso wenig wollte sie Anwältin werden, weil der Paragrafendschungel ihr nicht lag. Irgendwann war Tom zu dem Schluss gekommen, dass eine Karriere im politischen Bereich genau das richtige für seine Tochter war. Diesen Plan verfolgte er nun seit zwei Jahren und verlangte deshalb akkurate Schulnoten. Dabei hatte er schon immer darauf bestanden, dass seine Tochter keine schlechtere Note als eine Drei bekommen sollte.   Raven selbst hingegen wollte von den Plänen nichts wissen. Sie hatte noch keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte, aber sie wollte ihren eigenen Weg gehen. Als sie sich daher vor einem halben Jahr in ihre schwarzen Haare violette Strähnen färben ließ, wäre Tom fast explodiert. Sie würde ihr Leben wegwerfen und eine Karriere als Straßenpenner einschlagen, hatte Tom geschimpft. Ihre Mutter hatte sich beschwichtigend dazwischen gestellt und versucht beruhigend auf ihren Mann einzureden. Der krasse Gegensatz erschreckte das Mädchen immer wieder. Während ihre Mutter ihr alles erlaubte, hatte ihr Vater klare Vorstellungen und Regeln, die er eisern durchzusetzen versuchte.   Die Kirchenuhr holte das junge Mädchen wieder in die Realität. Es schlug doch wahrlich gerade neun. Das bedeutete, der Unterricht hatte gerade angefangen und sie hatte nicht einmal die Hälfte der Stecke hinter sich. Seufzend beschleunigte sie ihre Schritte. Nicht, dass ihre Lehrer etwas anderes gewohnt waren, aber es wäre nett gewesen, sie wenigstens einmal zu überraschen.   Völlig außer Atem kam Raven in der Schule an. Bevor sie die Klasse betrat, atmete sie noch einmal tief durch. Dass die Stunde bereits vor einer viertel Stunde begonnen hatte, war ärgerlich, aber nicht mehr zu ändern. In der ersten Stunde wurden sowieso nur die neuen Schüler vorgestellt und gelöchert. In der Klasse selbst war es allerdings merkwürdig still, bis alle auf einmal wie wild zu jubeln begannen. Vorsichtig zog sie die Tür auf und sah einen einzelnen Schüler vor der Klasse stehen. Lässig knöpfte sich der junge Mann das Hemd auf und lächelte die kreischenden Mädchen an. „Kann mir einmal jemand sagen, warum alle so durchdrehen und warum der Neue sich wie ein Pornostar benimmt?“, fragte sie gereizt in die Runde. Schlagartig war es still. Der Neue hielt in seiner Bewegung inne und starrte Raven in ihrer viel zu weiten Kleidung überrascht an. Genervt schüttelte sie den Kopf, weswegen die Kapuze des Sweatshirts nach hinten rutschte und ging langsam zu ihrem Platz ganz hinten in der Klasse. „Du hast echt keine Ahnung, wer das ist?“, fragte Karen erstaunt und drehte sich neugierig zu ihr um. Es war nicht so, dass die beiden Mädchen wirklich befreundet waren, da Tom der Ansicht war, dass Freunde einen nur vom Lernen abhielten. Aber Raven mochte Karen schon seit der ersten Klasse. „Nein, sollte ich? Ich bin gerade erst angekommen, also habe ich den, „Hallo ich heiße Wen-interessiert-es, bin 420 Jahre alt; meine Hobbies sind mir einen runterholen, bei Mutti wohnen und Kinderpornos veröffentlichen“ Vortrag dieses Perversen nicht mitbekommen.“, erklärte sie augenrollend und äffte die Stimme eines älteren, verwirrten Mannes nach. Sämtliche Mädchen der Klasse atmen kollektiv scharf ein, während die wenigen Jungen anerkennend pfiffen. Der neue Schüler, hingegen, schluckte schwer. So etwas war ihm noch nie passiert. Wie konnte dieses Mädchen ihn nicht kennen oder ihn als pervers bezeichnen? „Raven, das ist Crow!“, erklärte Karen, in der Hoffnung, dass der Name ihrer Klassenkameradin etwas sagte und sie sich entschuldigte. „Hat seine Mutter auch so einen Rabenvogeltick, wie meine oder will der Typ nur auffallen?“, fragte Raven abfällig und musterte den Neuen abwertend. „Crow ist der wohl angesagteste Schauspieler unserer Altersklasse. Er und seine Zwillingsschwester sollen pro Auftrag zwischen 10 und 15 Millionen verlangen.“, flüsterte Karen ehrfürchtig. „Das ist aber ziemlich viel für einen Pornostar.“ „Ich bin kein Pornostar. Ich spiele die Hauptrolle in »Summer High« und »Bloody Bullet«.“, mischte sich jetzt auch der Neue gereizt ein. „Nie davon gehört. Muss man das kennen?“, fragte Raven irritiert. „Nein, das sind ja nur die zwei angesagtesten Serien die derzeit laufen. Warum sollte man die kennen?“, fragte Crow sarkastisch. „Oh, jetzt wo du es erwähnst. Summer High ist doch diese völlig fehlgeleitete Schulschnulze, die die Menschheit seit 6 Staffeln mit Augenkrebs verseucht und Bloody Bullet müsste doch diese widerliche Verfilmung eines Egoshooters sein, in der ohne einen Grund entweder wild um sich geschossen wird oder jeder mit jedem schläft. Hauptrolle sagtest du? Ja die passt zu dir. Wahrscheinlich bezahlen die dich nach Ego, denn Talent scheinst du keines zu haben. Das Problem bei euch überbezahlten Hollywoodschnöseln ist, dass ihr euch viel zu wichtig nehmt. Ich meine, sieh dich an, du hast hier nichts verloren. Das ist die Wirklichkeit, also tu der Welt einen gefallen und geh zurück zu den anderen Wichtigtuern der Oberen 10 000“, meckerte Raven und setzte sich auf ihren wieder auf ihren Platz, da sie im Eifer des Gefechtes aufgesprungen war. „Was bist du? Neidisch, weil ich Erfolg habe und beliebt bin oder einfach nur ignorant“, fragte Crow überheblich und stützte seine Arme auf den Tisch, um sich zu Raven zu beugen. „Oh mein Gott. Erfolg, wenn ich das schon höre. Du könntest meinen Vater heiraten, ihr wärt das perfekte Paar“, murrte Raven leise und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Mit einem abfälligen Schnauben ließ Crow seine Tasche auf den freien Platz neben ihr fallen. „Was wird das?“, fragte Raven gereizt. „Ich versuche meinen Abschluss zu machen, wie jeder andere offensichtlich minderbemittelte Mensch in diesem Raum“, fauchte er sie an und schenkte ihr dabei ein breites Grinsen, das ganz und gar nicht zu dem dunklen Funkeln in seinen Augen passen wollte. „Scharf darauf, dass ich dir das Grinsen aus dem Gesicht wische?“, fragte Raven provozierend. „Das traust du dich nicht…“, begann er und verspürte kurz darauf einen dumpfen Schmerz, als ihn seine Sitznachbarin ein Buch ins Gesicht schlug. Kurz darauf ertönte der spitze Schrei einer Klassenkameradin und die tiefe Stimme des Lehrers. „Raven Gold, du wirst mich auf der Stelle zum Direktor begleiten. Das gibt einen Eintrag in der Schulakte.“ „Wie sie meinen“, entgegnete Raven emotionslos und fragte sich, wo Mr. Farris den Rest des Gespräches gewesen war. Von der halben Peepshow, die Crow vor der Klasse abgezogen hatte, ganz zu schweigen. Aber eines war sicher, diese Nachricht würde sich wie ein Lauffeuer in der schule verbreiten würde. Egal ob er es provoziert hatte oder nicht. Doch im Vergleich zu der Reaktion von Tom, waren die Reaktionen ihrer Mitschüler Ravens kleinstes Problem. Zumindest dachte sie das.   *FHM- Abkürzung für das britische ‘For Him Magazin‘, die veröffentlichen unter anderen die Top 100 der sexiest woman alive           Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)