Immer anders! von TwinkleHearts (....als man denkt) ================================================================================ Kapitel 16: "Anfang vom Weltuntergang" -------------------------------------- Noch mal zum Anfang. DANKE FÜR 100 KOMMENTARE und noch mehr Favos! :D Wir haben uns ziemlich gefreut und waren auch ziemlich traurig keine Zeit für das FF zu haben. Verzeiht uns :( Na dann, viel Spaß beim Lesen! :D Besucht doch mal unseren Weblog oder stalkt Kazu-chan o. Choco auf Twitter (einfach fragen). ~*~ Kapitel 16 "Anfang vom Weltuntergang" Es drehte sich und tanzte, dass kleine Monster in meinem Kopf. Es sang und schrie, weinte und lachte. Mir wurde schlecht, denn mein Magen tanzte im Takt den Walzer mit. Meine Hände fühlten sich eiskalt an, als ich mir die Haare aus dem Gesicht strich. Die Lippen waren spröde und der Rum hinterließ einen widerlichen Nachgeschmack auf meiner Zunge. Ich schluckte den letzten Rest hinunter und verzog angeekelt mein Gesicht. Nicht unbedingt über den Geschmack des Getränks. „Und es hat dich wirklich kein bisschen interessiert ob Mo und ich glücklich miteinander waren? Du hast einfach dein kleines krankes Spiel getrieben?“ ich konnte es immer noch nicht fassen. Natürlich wusste ich schon immer, dass man Julian nicht trauen konnte, aber für so hinterhältig und link hatte ich ihn auch nicht gehalten. Er lachte leise und trank ebenfalls etwas von seinem Drink, kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum bevor er mich das erste Mal an diesem beschissenen Abend direkt anschaute. „Ich liebe Mo ebenfalls. Ich wollte ihn endlich für mich alleine haben. Wärst du an meiner Stelle, hättest du es auch getan. Ist dir eigentlich bewusst, dass du immer alles bekommen hast was du wolltest? Mo vergöttert dich und Alex kann die Finger scheinbar auch nicht von dir lassen. Außerdem hast du einen Haufen Freunde und eine tolle Mum! Ich würde einiges geben um mit dir zu tauschen. Denn du bist einfach nur undankbar! Du hast nichts davon verdient!“ Der hatte sie doch nicht mehr alle. Er glaubte wirklich das Richtige getan zu haben? Ich schnaubte wütend auf. Seine absolute Fehleinschätzung über mich gab ihm also das Recht mein Leben zu zerstören. Sehr interessant. Ich griff nach der Flasche und goss mir nach. Im Normalfall war ich kein Freund von Alkohol, allerdings würde ich im Normalfall auch nicht mit Julian hier sitzen und mir die Kante geben. „Am liebsten würde ich dich erwürgen du Drecksstück…“ „Tue dir keinen Zwang an Lu!“ er nahm mir die Flasche aus der Hand und trank den Rest auf Ex. Wahrscheinlich wäre ich dazu bereit, nur hatte ich – trotz der vorgefallenen Dinge und seinen miesen Intrigen – Mitleid mit ihm. Julian war nämlich trotz seines Sieges absolut leer ausgegangen. Mo wollte nichts mehr von ihm wissen und bei Neuring sah es nicht anders aus. Ich war einfach viel zu weichherzig… „Hier habt ihr die nächste Flasche Jungs!“ Ich blickte auf und Vera lächelte mir aufmunternd zu, drückte mir die Flasche in die Hand. Mr. Daniels, mein neuer bester Freund. Wo lagerte die Frau nur den ganzen Alkohol? Ich schüttelte den Kopf und auch Julian schien irritiert: „Warum sind wir eigentlich bei dir? Was hast du mit der ganzen Sache zu tun?“ Die Blonde schien empört und setzte sich zu uns auf die kühlen Fliesen „Ich, du kleiner Scheißer, habe mein Versprechen Lucas gegenüber gehalten! Ich habe mir erst Alexander vorgeknöpft und dann versucht meinem Freund die Augen auszukratzen. Jetzt redet er nicht mehr mit mir! Also habe ich genauso einen Grund mich zu betrinken wie ihr Beide!“ Mit dieser Ansprache riss sie mir den Alkohol aus der Hand, schraubte die Flasche auf und nahm einen großzügigen Schluck. Oh ja, sie hat für mich gekämpft wie eine Löwin! Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es ging mir mittlerweile besser als erwartet und darüber war ich ziemlich glücklich, denn vor ein paar Stunden dachte ich noch darüber nach nicht vielleicht vor den nächsten Zug zuspringen. Aber oh je. Wahrscheinlich wollt ihr erst einmal wissen wie wir drei überhaupt in Veronikas Wohnung gelangt sind?! Also fange ich jetzt am Besten bei dem Moment an, an dem ich noch dachte nichts könnte mich und Mo je auseinander bringen. Niemals! ~*~ Ich atmete tief durch. Meine Finger kribbelten und ich musste zugeben, ein wenig Angst hatte ich schon. Denn ich wusste nicht ob ich wirklich wissen wollte was mir mein Freund zu sagen hatte. Ein Heiratsantrag war es vermutlich nicht. Unruhig drückte ich meinen Finger auf die Klingel und das Warten auf eine Antwort an der Sprechanlage kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor. „Brauer?“ „Hey Mo. Ich bin’s“ Stille, gefolgt von einem zittrigen Atemzug. Das Gefühl in meinem Magen erinnerte mich an das unliebsame Baseballspiel. Ein sirrendes Geräusch erklang und die Tür gab unter dem Druck meiner Hand nach. In dem Hausflur des Mehrfamilienhauses roch es nach einer Mischung aus Hundefutter und Zitronenbäumchen. Nicht sehr anregend. Mein Mageninhalt sprang einen Flickflack. Die zwei Treppen, die eigentlich nur exakt 22 Stufen besaßen, kamen mir unendlich vor und als ich das Geräusch eines Türschlosses wahrnahm ging es mir nicht wirklich besser. Mir war bewusst, noch konnte ich mich umdrehen und einfach gehen, aber dann würde ich vielleicht auch niemals erfahren was mir mein Freund so wichtiges sagen wollte. Ich war oben angekommen, mein Blick traf Mo seinen. Er sah schrecklich aus. Nie hätte ich gedacht so etwas jemals über ihn zudenken. Besonders da er immer sehr auf sein Aussehen geachtet hat. Aber es stimmte. Er wirkte ziemlich blass und seine Augen wurden von tiefen Augenringen dominiert. „Hey“ ich hob die Hand zum Gruß und blieb vor ihm stehen. Er tat es mir gleich. Doch ich wollte diese magere Begrüßung nicht auf mir sitzen lassen, trat also einen Schritt vor und begann meinen Freund zu küssen. Es dauerte ein bisschen bis Mo sich scheinbar durchrang diese Geste zu erwidern. Vorsichtig legte er mir seine Arme um die Hüfte und seine kalten Lippen drückten sich gegen meine. Er roch unvorstellbar gut. Mo löste unseren Kuss als Erster und drückte sein Gesicht an meine Halsbeuge "Ich liebe dich..." Ein erneuter, besserer Flickflack. Also war ich zumindest nicht hier da er vor hatte unsere Beziehung zu beenden - also wenn er mich doch liebte. "Ich liebe dich doch auch..." "Ich will dich nicht verlieren..." Was sollte ich darauf antworten? Warum sollte er mich denn bitteschön verlieren? Um Gotteswillen! Was hatte er angestellt um dass er solche Ängste hatte? Wollte er wegziehen? War Mo schwer krank? Es existierten im Moment so viele unbeantwortete Fragen, dass mein Kopf anfing vor sich hin zu surren. Ein anstrengendes Stechen machte sich bemerkbar und ich hielt mir für einen Moment die Hand vor die Augen. "Willst du mich nicht reinlassen?" "...Oh...doch doch. Komm rein!" "Ist Dean noch da?" "Er ist auf dem Balkon - raucht eine..." Ich blickte mich neugierig um. Wie viele Jahre ich Dean nicht mehr gesehen hatte. Er war damals so etwas wie unser Nachhilfelehrer gewesen. Unser unheimlich gutaussehender Nachhilfelehrer. Mo war lange Zeit eifersüchtig, bis sich herausstellte, dass unser bewundernswerter Dean sein Saufkumpel Dean war. Unsere Stadt war einfach zu klein! Dean sah damals einfach unglaublich cool aus. Fransiges blondes Haar, karamellfarbende Augen und ein berauschendes Lächeln. Er war ein Riese mit dem Kreuz eines Hünen und immer mit einer Akustikgitarre bewaffnet unterwegs gewesen. Dazu war er noch lieb und intelligent. Jeder hatte ihn zu unserer Zeit hinterher geschaut. Zumal er mit Vera verwandt war. Dieses übernatürlich gute Aussehen lag wohl in der Familie. Und da erblickte ich ihn auch schon. Lässig saß er auf dem Geländer des Balkons uns zog an seiner Zigarette. Er sah unglaublich erwachsen aus und genauso gut wie in meinen Erinnerungen. Freudestrahlend - und Mo absolut verdrängt - lief ich zum Balkon, schob die Tür auf und sprang auf den blonden Hünen zu "Hallo!". Ich spürte einen Ruck und darauf erklang ein tiefes Lachen: "Hey. Hey. Hey. Ich bin keine Katze Honey! Wenn ich hier runterstürzte bin ich Matsch!". Ich schaute auf, Dean grinste mich breit an und seine Arme schlangen sich fest um mein Kreuz. Kraft hatte er schon immer gehabt! "Sorry, ich habe mich nur so gefreut!" "Kein Problem, ist ja nichts passiert. Du bist ja ein bisschen gewachsen! Auch wenn es kaum auffällt, aber so fünf Millimeter sind das bestimmt~" "So charmant wie immer?" "Tja, ich habe mich kein bisschen verändert~" Jemand räusperte sich hinter uns und ich wand mich um. Mein Freund stand an der Balkontür und warf Dean einen bittenden Blick zu. Dieser nickte und brachte Abstand zwischen uns "So, dann lasse ich euch lieber alleine...denke ich mal..." Also würde Dean bei unserem Gespräch nicht dabei sein? War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen. "Hey, hey. Keine Angst Kleiner. Danach können wir uns immer noch unterhalten" Ich nickte und begab mich zu Mo, folgte ihm in sein Zimmer. Ich trat als Erster ein. "Wo sind deine Eltern?" "Bei meiner Tante für ein paar Tage" Ich setzte mich auf sein Bett, sollte ich ihn einfach fragen oder lieber warten bis er soweit war? Der Schwarzhaarige zog seinen Schreibtischstuhl heran und nahm platz. Er wirkte nervös, so kannte ich den sonst so selbstsicheren Mo gar nicht. Es bereitete mir unheimliche Sorge um ihn. Erst glaubte ich wir würden uns ewig anschweigen doch dann ergriff der Ältere das Wort: "Lu, bitte höre mir einfach bis zum Ende zu und unterbreche mich nicht. Und renn auch nicht einfach weg...denn es fällt mir schon schwer genug dieses Gespräch überhaupt mit dir zu führen..." er atmete schwer ein "Ich habe in der vergangenen Zeit einige Fehler gemacht...und ich bereue sie wirklich-" "Was bereust du?" mein Herz schlug heftig in meiner Brust. Ich wusste um was er mich gebeten hatte, immerhin war ich nicht taub, doch dieses Drumherumgerede ließ meine Nerven fast bersten. "Lukas! Lass mich aussprechen, bitte!" "Dann komm auf den Punkt Mo!" Er zuckte zusammen, scheinbar klang ich doch etwas harscher als ich eigentlich wollte. Ich senkte entschuldigend den Kopf und wartete dass Mo weiter sprach. "Du weißt ja. Die größten Probleme in unserer Beziehung sind meine ..." er machte eine Pause "...Meine Eifersucht und na ja, der Sex..." Der ja nicht vorhanden war "...Lu ich liebe dich wirklich-" mein Blick verschwamm, warum musste ich bitte bereits ahnen was jetzt kam. Aber immerhin fingen mit diesen Worten doch fast alle Geständnisse an oder? "Das Letzte was ich jemals will ist dich zu verlieren und ich will auch keinen Anderen außer dich! Doch Lu, ich bin auch nur ein Mann..." Mo strich sich mit seinen Händen durchs Gesicht und ich wollte fast behaupten er würde sich Tränen von den Wangen streichen. Mein Mageninhalt drehte sich und ich war mir sehr sicher worauf dieses Gespräch hinaus lief: "Hast du es mit Julian getrieben?" ich konnte nur mit Mühe die aufkommenden Tränen unterdrücken. Wie konnte er so etwas tun? Und wie konnte er nun auch noch so ertappt zusammenzucken? "Lass es mich dir erklären bitte...ich hatte an dem einen Abend so viel getrunken und...und dann ist es passiert. Ich wollte es dir nicht sagen, weil ich Angst hatte, du verlässt mich und dann meine Juli er würde es dir sagen. I-Ich habe ihm Angeboten, dass wir weiterhin Sex miteinander haben, wenn er dafür die Fresse hält. Eigentlich wollte ich damit aufhören - wirklich - a-aber Juli hat u-" "Halt einfach mal deine dumme Fresse!" ich war aufgesprungen "Juli hat! Juli hat! Ich kann das gar nicht hören! Es ist DEINE Schuld! Ganz allein deine! Du hast zuviel gesoffen! Du hast mit Julian geschlafen! DU HAST ES IMMER WIEDER GEMACHT, WEIL DU ZU FEIGE WARST ES MIR ZU SAGEN!" meine Stimme bebte und ich brach wie ein hysterisches Mädchen in Tränen aus "Ich hoffe du hast wenigstens deinen Spaß gehabt! Hoffe dir ist total einer dabei abgegangen!" ich wollte das Zimmer verlassen, als mir Dean den Weg versperrte: "Lu..." Was wollten die alle mit ihrem 'Lu'? Dachten sie das wäre ein Zauberwort mit dem man mir einen fremden Willen aufzwängen könnte? Stand Dean also auf Mo's Seite? "Geh mir aus dem Weg Dean..." "Beruhige dich erst einmal wieder" "Beruhigen? BERUHIGEN? Mein Freund fickt dieses Miststück und ICH soll mich BERUHIGEN?" "Lu, er wusste dass du so reagierst, deshalb hat er das getan...verstehe es doch" "Sag mal, hast du den Mast verpasst oder hat man dir ins Gehirn geschissen?" ich war außer mir vor Wut. Wollte er mir gerade allen ernstes erzählen ich sollte Verständnis zeigen? Ich erinnerte mich an die Worte meiner Mutter. Sie hielt Mo für jemanden der das Falsche aus den richtigen Gründen tat. Vielleicht hatte sie ja recht, ich hatte Mo ja auch nicht gesagt was mit Alexander in meiner Küche vorgefallen war - da ich wusste das unsere Beziehung dadurch kaputtgehen könnte- aber das waren auch wieder zwei unterschiedliche Paar Schuhe. "Du bist doch auch nicht unschuldig!" Ich wand mich fassungslos zu meinem Freund um. Wie bitte? Ich sollte Mitschuld haben? Ich wischte mir grob meine Tränen aus dem Gesicht und schlurzte leise auf. Niemals hätte ich gedacht, dass Mo und ich uns mal so anbrüllen, geschweige streiten würden. Doch noch ehe ich etwas antworten konnte warf er mir einen Papierstapel entgegen. In meinem Gesicht spiegelte sich Entsetzen wieder. Das war kein einfaches Papier. Vor mir auf dem Boden verstreut lagen viele verschiedene Fotos. Fotos von mir. Nur war ich nie alleine auf diesen Fotos. Auf jedem Einzelnen war noch eine Person zu sehen. Auf einem küssten wir uns, auf dem anderen schlief ich in seinen Armen und auf wieder einem anderen standen wir durchnässt in enger Umarmung in unserer Jugendherberge. Ich spürte einen Stich tief in mir. Doch nicht direkt wegen diesen Fotos, vielmehr aufgrund einer Vorahnung. "Woher hast du die?" "Spielt das jetzt eine Rolle? Lukas...wir haben beide unsere Feh-" "WOHER HAST DU DIESE FOTOS!" „Lukas…“ „Mo…ich habe nicht einmal mit Neuring geschlafen. Denn du warst mein fester Freund, mein Mo. Die Person die ich liebe. Vielleicht gab es ja Momente in denen ich etwas schwach wurde, aber keiner dieser Momente ist auf diesen Fotos abgebildet. Doch du betrügst mich aus Feigheit und hältst mir dann noch so was vor?“ Es war still. Weder Mo noch Dean schienen etwas sagen zu wollen. Ich war einfach nur sprachlos. Ich hatte mit vielem gerechnet, allerdings nicht damit, dass unser Gespräch so verlaufen würde. Beschuldigungen, Geschrei und Schuld zu Geschiebe. Natürlich liebte ich Mo immer noch, aber auf der anderen Seite wusste ich nicht ob ich ihm das alles verzeihen könnte. Vermutlich wäre alles viel einfacher gewesen hätte er mir gleich zu Anfang die Wahrheit gesagt. Hätte er mir sein Fremdgehen gestanden. Natürlich wäre nicht sicher gewesen wie ich zu diesem Zeitpunkt reagiert hätte. Aber es hätte einiges einfacher gemacht. Besonders weil auch kein Alexander dagewesen wäre. Eines stand nämlich fest, ein Foto war definitiv von ihm selber geschossen worden. „Ich liebe dich Lukas…“ „Verdammt…ich liebe dich doch auch…“ Er kam auf mich zu und wollte nach mir greifen doch ich trat einen Schritt zurück. Ich wollte nicht dass er mich berührt. Der Gedanke, er berührte mit den gleichen Händen Julian, auf eine intime Art und Weise, ließ ein Gefühl der Übelkeit in mir aufkeimen. „Das heißt nicht, dass ich dir in irgendeiner Art verziehen habe…ich muss nachdenken. Über alles.“ „A-Aber-„ „Mo! Fresse halten!“ mischte sich Dean ein und ich war ihm das erste Mal in den letzten Minuten wirklich dankbar „Wenn dein Honey nachdenken muss, dann muss er nachdenken…also“ er ging mir aus dem Weg und ließ mir endlich eine Möglichkeit aus dieser Wohnung zu verschwinden. Ich wischte mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht. Mir war nicht mehr nach weinen zumute, dass konnte ich zuhause immer noch. Mein erster Gedanke war sofort zu verschwinden, doch dann fiel mir noch etwas ein. Ich drehte mich zu Mo um „Warum hassen du und Neuring euch eigentlich so?“ Mo sah für einen Moment aus als hätte er auf eine Zitrone gebissen. „Ich will darüber nicht reden“ „Vielleicht könnte das unsere Beziehung retten“ Jetzt wirkte er interessiert, obwohl es natürlich nur eine Lüge war. Denn für Neuring hatte ich – Beziehung mit Mo hin oder her - nur noch eine Verwendung: Ich wollte ihn töten. Ich wollte ihn dafür auseinander nehmen. Er hatte meinem Freund diese unvorteilhaften Bilder geschickt. Er wollte nie mit mir befreundet sein. Meine Vermutung lag eher darin, dass er nur vor hatte Mo fertig zu machen. Was er ja auch geschafft hatte. Neuring nutzte mich die ganze Zeit nur aus und ich Blödmann bin darauf reingefallen. Ich war wirklich naiv. „Also?“ … Dean schnalzte neben mir mit der Zunge „Ich setzte mal Kaffee auf…“ Wir saßen in der Küche – zu dritt – und mein Blick klebte an Mo. Ich saß ihm gegenüber, so weit weg wie nur möglich und war trotz meiner festsitzenden Enttäuschung und Wut gespannt auf seine Geschichte. Es musste ja etwas wirklich Schreckliches passiert sein. Zumindest wenn ich jetzt auf das ganze Theater zurückblickte. „Also“ begann Mo und trank einen Schluck von seinem Kaffee, er konnte wahrscheinlich selbst nicht glauben, dass ich nach meinem Wut- und Heulanfall immer noch in seiner Wohnung saß. Ich selber würde es wahrscheinlich für eine Illusion halten, wüsste ich nicht wie stark meine Neugierde war. „Ich hatte nicht immer etwas gegen Neuring. Klar, er war der kleine hässliche Moppel aus der Unterstufe, auf ihm wurde immer herumgehackt. Doch richtig begann es erst als…als mir klar wurde, dass du mir gefällst. Ich wusste ja schon immer, ich bin ein ziemlich eifersüchtiger Mensch. Zumindest wenn mir etwas gehört oder ich es haben will. Und mit Nebenbuhlern komme ich bis heute nicht zurecht. Ich will eigentlich auch nicht lange drum herumreden. Weist ja, bin ich der gesprächigste. Der kleine Pisser hing dir rund um die Uhr am Arsch. Auch wenn du es selber nicht gemerkt hast. Er ist dir hinterher gedackelt – egal wohin. Ein richtiger kleiner Stalker. …Na ja, irgendwann habe ich ihm dann gezeigt, dass es so nicht geht. Immer wieder. Vielleicht habe ich ja etwas übertrieben. Er war ja keine wirkliche Bedrohung oder so. Aber er hat dich immer so verliebt angegafft. Das ging mir auf die Eier…“ „Stop! Du hast jemanden das Leben zur Hölle gemacht, nur weil er in mich verliebt war?“ Das konnte doch nicht sein Ernst sein!? „…Kann sein…“ „Aber dann hat er einen Grund dich zu hassen und nicht umgekehrt!“ protestierte ich. Ich wusste, dass Mo auch andere Seiten hatte. Das er in seiner Schulzeit oft in Schlägereien verwickelt war und mehr als nur eine Anzeige wegen Körperverletzung hatte. Doch normalerweise nur wenn ihm jemand dumm kam. Doch das mit Neuring wirkte auf mich wesentlich primitiver. „…Weißt du noch als ich dich zum Bus gebracht habe. Deine Kursreise…“ „Was ist damit?“ „Ich und Neuring haben uns vor eurer Abreise unterhalten und er war fest der Meinung dich mir auszuspannen. Er ist ein widerlicher Penner, genauso wie früher, nur dass er jetzt gut aussieht…“ Ich konnte nicht anders als verständnislos meinen Kopf zu schütteln. Hatte er die ganze Zeit über wirklich so wenig vertrauen in mich gehabt? Natürlich hatte ich angefangen zu zweifeln und war Alexanders Charme hin und wieder unterlegen, aber niemals hätte ich Mo einfach so verlassen. Niemals! Ich hatte genug gehört, also stand ich auf. Ich blickte erst zu Dean, der uns die ganze Zeit nur zugehört hatte, und dann zu Mo „Ich denke es ist besser, wenn du dich erstmal nicht bei mir meldest okay?“ Er tat nichts weiter als zu nicken. Wenigstens wusste er scheinbar wie groß sein Fehler war den er begangen hatte. Als die Tür unseres Hauses hinter mir ins Schloss fiel brachen die Tränen erneut aus. Es tat schon ziemlich weh und ich war mir sicher, es wäre mir lieber gewesen niemals etwas von dem Fremdgehen zu erfahren. Auch nichts von Neurings linker Tour. Noch nie hatte ich mir so sehr gewünscht einfach umzukippen - Herzinfarkt zum Beispiel - und nie wieder aufzuwachen, wie heute. Irgendwie war es alles zu viel für mich. Mo, Neuring, meine Eltern. Alles schien schief zu gehen. Ich warf meine Tasche einfach auf den Boden und begab mich ins Wohnzimmer, rollte mich auf unserer Couch zusammen. Es würde noch einige Stunden dauern bis meine Mum nachhause kam. Wo mein Dad und meine Cousine waren wusste ich nicht. Interessierte mich auch wenig. Doch hier einfach liegen bleiben, dass konnte ich auch nicht. Eher war mir danach, irgendwelche Wände einzureißen. Oder etwas ganz anderes. Mit einem Ruck sprang ich von der Couch und versuchte – trotz der Tatsache, dass ich alleine war – unbemerkt an das Barfach meines Vaters zu gelangen. Kinderspiel. Ich griff nach einer Flasche die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war und begab mich in die Küche, besorgte mir aus dem Kühlschrank zusätzlich Cola und aus dem Hängeschrank über der Spüle ein großes Glas. Wenn mein Vater und auch Mo damit ihre Probleme verdrängen konnten würde ich das auch hinbekommen. Immerhin wurde das Wort ‚Verdrängung’ für mich erfunden. Denn jetzt wo ich hier saß und bereits meinen ersten Schluck dieses ekligen und vor allem ungesunden Gebräus getrunken hatte, musste ich eine Tatsache zugeben: Eigentlich war ich mir doch schon vor langer Zeit sicher gewesen, dass Mo es mit jemand anderen treiben würde. Ich wusste zwar nicht mit wem, doch geahnt hatte ich es immer irgendwie. Doch zwischen wissen und es auch wirklich wahrzuhaben, lagen Welten. Ich seufzte. Alleine trinken war ziemlich deprimierend. Doch ich hatte auch nicht wirklich Lust mich von diesem Stuhl wegzubewegen. Von diesem Stuhl auf dem vor wenigen Tagen noch Mo saß – absolut nackt. Nervlich am Ende von der derzeitigen Gesamtsituation legte ich meinen Kopf auf den Tisch und zog mein Handy aus der Hosentasche. Wozu hatte man wohl einen besten Freund. Genau für solche Momente. Dachte ich zumindest. Doch die erste Stimme die mir am Telefon ein freudiges „Hallöchen“ entgegen trällerte war Vera. „Hey Vera. Wo ist denn Pit?“ „Alles okay bei dir? Du hörst dich irgendwie ziemlich scheiße an…aber gut dass ich dich am Telefon habe. Wir müssen uns unbedingt treffen. Es gibt da etwas über das ich mit dir reden möchte!“ „Oh bitte nicht Vera. Mir wird irgendwie schlecht wenn irgendwer sagt er will mit mir über etwas reden…“ „…Was ist denn passiert?“ „Ich habe heute erfahren, dass mich mein liebster Freund mit seinem besten Kumpel betrügt und das Alexander Neuring das größte Arschloch auf der gesamten lieben Welt ist. Aber ansonsten geht es mir wunderbar“ „Oh…dann müssen wir uns wohl gar nicht mehr treffen…“ „Wie?!“ „Also zumindest nicht für die Sache wegen der ich eigentlich mit dir reden wollte…ich bin ich einer halben Stunde bei dir okay?“ Ich war verwundert wusste allerdings nichts darauf zu erwidern. Woher in Gottesnamen wusste VERA von dieser Sache noch bevor ich es jemanden sagen konnte?! Hatte Dean etwa mit ihr telefoniert? Oder was war hier am laufen? Mir wurde noch schlechter, dabei glaubte ich nicht einmal dass dies noch ginge. „Okay, bis dann“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)