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City of fools

we are forever
von

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Flare up and die down

(dt: aufflackern und verglühen)
 

Eine kurze Karriere in wenigen Worten:
 

Interview mit DEM Shooting Star der Stunde, Sängerin CherryBlossom. Red*Carpet, Ausgabe 7/10, Seite 3
 

Ihren Smash Hit „Love me (if you dare)“ singen wir einfach an jedem möglichen oder unmöglichen Ort mit (dieses lalala-love me ist echt waffenscheinpflichtig) wir träumen davon, nur einmal zu lächeln zu können wie sie und jetzt-haben wir sie hier und können sie mit euren Fragen löchern! Lest, welche Geheimnisse wir ihr entlocken konnten!
 

„Ich lebe jetzt meinen Traum!“

RC: Wer deinen Song nicht kennt, der hat die letzten Monate wohl auf dem Mond verbracht. Wie ist das für dich?

CB:Es ist einfach unglaublich! Total seltsam! Ich kann gar nicht glauben, dass mir all diese verrückten Dinge passieren!

RC: Deine Erfolgsgeschichte ist einfach märchenhaft. Noch vor vier Monaten warst du eine unbekannte Schülerin, irgendwo im Nirgendwo und jetzt…bist du hier. Hast du dir das so vorgestellt?

CB: (lacht) Nein, ich hab es mir nie so wahnsinnig vorgestellt. Ich meine, das Ganze ist einfach nur irre! Ich wache jeden Morgen in einer anderen Stadt auf, kann die schönsten Kleider tragen und die interessantesten Leute treffen. Mein Leben ist einfach ein Traum.

RC: Gibt es denn nichts, oder niemanden, was du aus deinem alten Leben vermisst?

CB: Nein, gar nichts! Mein Leben war okay, aber ziemlich eintönig. Das einzige, was mir manchmal fehlt, ist der Blick aus meinem Fenster im Internat. Aber anderseits: was sind schon ein paar alte Bäume gegen die ganze Welt? Und die Hausaufgaben sind mir ja erhalten geblieben- so viel hat sich also gar nicht verändert!

RC: Kommen wir noch einmal auf den Song zurück, der alles ins Rollen gebracht hat. Da geht es ja um ein Mädchen, das ihren Schwarm herausfordert. Hat dich eine persönliche Erfahrung dazu inspiriert? Aber denk dran, du könntest eine Menge Herzen mit deiner Antwort brechen!

CB: (schüttelt den Kopf) Keine Sorge. Die Antwort ist "nein" und darüber bin ich auch froh. In dem Song geht es ja um jemanden, der einen einschränken will, der einen nicht so lieben kann, wie man ist. Zum Glück ist mir so jemand noch nie begegnet. Inspiriert hat mich ein Traum, den ich nach einer durchtanzten Nacht hatte.

RC: Dein Herz ist also noch nicht vergeben?

CB: Kein einziges, kleines Stück davon! Irgendwo da draußen versteckt sich mein Traummann noch vor mir! Wenn du das hier liest: meld dich doch endlich bei mir!

RC: Gibt es noch etwas, was du deinen Fans sagen möchtest?

CB: Ich liebe euch alle! (formt mit den Händen ein Herz)Ihr seid einfach verrückt und ich bin euch sooo dankbar, dass ihr mir das Alles möglich macht!
 

Close2Stars, Ausgabe 30/10, Seite 14
 

Wie lange hält sie das noch durch?
 

Mit ihrem Lächeln und ihrer Stimme hat CherryBlossom uns alle verzaubert-aber dafür zahlt sie auch einen hohen Preis: immer öfter wirkt sie müde und abgespannt, ihre Fröhlichkeit scheint nur noch Fassade zu sein. Ein Freund sagte uns dazu: „Sie spricht nie darüber, aber sie weiß jetzt, dass das alles nicht so einfach zu haben ist, wie sie gedacht hat. Manchmal sitzt sie nur so da und starrt ins Leere. Aber dann ist der Moment vorbei, die Kameras gehen an und sie lässt ihr Lächeln aufblitzen, und ist wieder ganz die Alte.“

Alles Gute, CherryBlossom, du schaffst das und deine Fans stehen hinter dir!

Rouge, Ausgabe 2/11, Seite 15 (NewsTicker)
 

CherryBlossom: Drogenschock!
 

Ist das wirklich wahr? Ein uns zugespieltes Foto (links) zeigt die Sängerin mit verräterischen, weißen Spuren an Nase und Mantelkragen. Nur ein Schminkunfall oder doch der Hinweis, dass sich da vor unseren Augen eine neue Tragödie abspielt? Kokain gilt immer noch als die Promi Droge Nummer 1- und hat schon mehr als einen Star in den Abgrund gerissen. Bleibt nur zu hoffen, dass ihr Dementi stimmt und das Alles ein Missverständnis ist. Aber ein schaler Beigeschmack bleibt…

____

Ihr glaubt gar nicht, wie schwer mir dieser Prolog gefallen ist. Und dabei ist es so wenig Text ><

Back(wards)

Es fühlte sich nicht gerade an, wie nach Hause kommen.

Mehr wie ein Besuch, auf der eigenen Beerdigung. Alle redeten verlogenes Zeug über einen, man selbst konnte leider gar nichts dazu sagen.

Der kleine Unterschied: auf Beerdigungen erzählte man nur Nettes.

Aber davon hatte sie in den letzten Wochen reichlich gehabt, und so viel es Sakura auch nicht allzu schwer, ein Lächeln aufzusetzen, während sie auf das Direktorat zumarschierte. Im Vorbeigehen schnappte sie einige Gesprächsfetzen auf.

„…gesungen…Drogen…abgestürzt…“

„Ehrlich, die…vorbestraft?…“

„…versagt…wieder angekrochen…“

„…hält sich für etwas Besseres…“

Der Klatschorkan war offenbar in vollem Gange. Was für eine Ehre.

Endlich war Sakura beim Direktorenzimmer angekommen.

Sie atmete tief durch, klopfte sich noch etwas imaginären Staub vom Ärmel und klopfte dann. Natürlich hielt sie sich für etwas Besseres-was blieb ihr schon anderes übrig? Mit diesem Gedanken versuchte sie, ihr ängstlich klopfendes Herz zu übertönen. Das hier würde gut gehen. Es musste einfach. Wo sollte sie auch sonst hingehen?

„Herein!“

Also dann, auf ins Verderben.
 

„Rate mal, wer wieder hier ist.“

„Hmm?“ Ino warf einen kurzen Blick auf ihre Freundin Hinata, die im Türrahmen ihres gemeinsamen Zimmers lehnte, bevor sie sich wieder ihren Fingernägeln zuwandte und einen weiteren, sauberen Strich TheRumor-Dust auftrug.

„Keine Ahnung. Der süße Referendar, vielleicht?“ erkundigte sie sich mit dem maximalen Interesse, was sie für diese Frage aufbringen konnte.

„Sakura.“

Ino atmete scharf ein, bemühte sich aber, sich nichts anmerken zu lassen. Manchmal fragte sie sich wirklich, ob sich hinter Hinatas freundlicher Fassade nicht eine gewisse Gehässigkeit verbarg. Sie musste doch wissen, was das für sie bedeute. Ino warf Hinata einen prüfenden Blick zu, aber sie schien sich auch nicht gerade wohl zu fühlen.

Dann waren sie ja schon zwei.

„Und es kann nicht sein, dass du dich geirrt hast?“ fragte sie ohne große Hoffnung. Leider brauchte Hinata keinen Blindenhund- und ganz so schwer zu erkennen würde ihre ex beste Freundin auch nicht sein.

Hinata warf sich auf ihr Bett, riss sich dann aber zusammen und rutschte mit über einander geschlagenen Beinen an den Bettrand.

„Der Flurfunk ist schon in vollem Gange.“

Beide schwiegen einen Moment und hingen ihren (zweifellos düsteren) Gedanken nach. Schließlich ergriff Ino das Wort.

„Warum machen wir eigentlich so ein Theater? Es gibt schließlich keinen Grund, sich aufzuregen. Es ist ja schließlich nicht mehr wie früher. Nichts ist mehr wie früher, und das ist auch gut so.“

Hinata lächelte vorsichtig.

„Ja, du hast Recht. Natürlich hast du das. Als ich von der Chose gehört hab, dass sie wieder da ist und so…da war es für einen Moment wider so…Darum…“

Ino nickte. Erklärungen waren wirklich überflüssig. Sie betrachtete ein letztes Mal ihre perfekten Fingernägel, nickte zufrieden und sprang dann auf.

„Los, gehen wir! Begrüßungskomitee spielen!“

Sie zog ihre beste Freundin auf die Füße und hinter sich her.

„Und bei der Gelegenheit können wir gleich ein paar Sachen klarstellen.“
 

„Unter Vorbehalt“ dröhnte es in Sakuras Ohren nach, als sie die Tür des Direktorenzimmers hinter sich zuzog. Die Unterhaltung war kurz, sachlich und ziemlich langweilig gewesen. Hauptsächlich war es um die Großzügigkeit der Schule, den Wunsch, ihr nicht die Zukunft zu verbauen und die erwähnten Vorbehalte gegangen.

Totlangweilig also.

Zufrieden machte sie sich auf den Weg Richtung Eingangshalle. Dort würde sie sich in einem der wunderbar altmodischen Sessels zusammenrollen, die neue InTouch lesen und zusammen mit ihrem Gepäck darauf warten, dass ihr ein neues Zimmer zugeteilt wurde. Und darauf, dass ihr einer ihrer alten Freunde über den Weg lief. Obwohl…darauf lieber nicht. Nicht nach zwei Jahren völliger Funkstille.

Schon seltsam, wie unwohl sie sich plötzlich fühlte. Wie ein Eindringling an einem Ort, an dem sie schon lange nichts mehr zu suchen hatte.

Und was jetzt folgte, trug auch nicht gerade dazu bei, ihr ein besseres Gefühl zu geben.

Denn plötzlich waren sie alle da.

Und natürlich hatten sie sich alle verändert. Waren größer und schöner geworden. Fein, zwei Jahren wären an niemanden spurlos vorüber gegangen. Aber hätte es nicht gereicht wenn Sakura selbst sich verändert hätte (natürlich zum Besseren) und alle anderen gleich geblieben wären?

Das hätte die Dinge jedenfalls stark vereinfacht.

Es war wie Mikado, wer sich zuerst bewegte, der hatte verloren. Gerade als Sakura das Gefühl hatte, das stumme Kräftemessen keinen Moment länger aushalten zu können (entweder aus Nervosität, oder weil die Situation so lächerlich war) da ertönte eine helle Stimme.

„Hallo, Sakura.“

Hinata und Kiba traten zur Seite, um Ino Platz zu machen. Offensichtlich war die Situation noch nicht kompliziert genug. Das wirklich schlimme aber war nicht der abschätzig-kühle Blick, mit dem ihre ex-beste Freundin sie maß. Nein, es war ihr Begleiter, Sasuke Uchiha.

Obwohl, Begleiter traf es nicht ganz. Dafür war die Art, wie er seine Arme vor ihrer Brust verschränkt hatte etwas zu eindeutig. Es hatten sich also noch ein paar andere Dinge hier verändert.

„Schön, dass du wieder hier bist.“

„Du schaffst das!“

Das hätte um länger besser geklungen, wenn Ino wenigstens versucht hätte, zu klingen, als ob sie das ernst gemeint hätte. Sakuras Blick begegnete dem ausdruckslosen von Sasuke. Noch jemand, der sich vor Begeisterung gar nicht mehr einkriegen konnte.

Aber wenn sie etwas gelernt hatte, dann wie man lächelte, wenn einem eigentlich nach heulen war.

„Danke! Ich freu mich auch.“

„Freunde für immer!“

Bevor das darauf folgende Schweigen tödlich wurde, platzte der Hausmeister herein, um Sakura mit ihren Sachen zu helfen. Die kleine Versammlung zerstreute sich in Rekordzeit.
 

Ino nahm einen kleinen Schluck von ihrem ekelhaft gesunden (aber fettverbrennendem) Apfel-Inger Tee, schob die Tasse dann eilig ans andere Ende des Tisches und widmete sich dann wider der Frage, ob Brad seiner Angelina den Rücken kehren würde, weil er seine Ex immer noch liebte. Musste es denn immer die alte, beschissene Geschichte sein?! Das wollte doch wirklich keiner mehr hören!

Ärgerlich blätterte sie ein paar Seiten weiter.

Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Nicht den geringsten! Vorhin hatte er so eindeutig zu ihr gestanden, wie sie sich das nur wünschen konnte. Wie sie sich das schon lange von ihm gewünscht hatte. Vielleicht war es das. Das Gefühl, dass auch er etwas hatte klarstellen wollen, nagte an ihr.

Um sich von diesen unerfreulichen Gedanken abzulenken, konzentrierte sie sich wieder auf ihre WeLove. Die zehn spektakulärsten…

Krach!!

Ino fuhr zusammen. Genau in diesem Moment stieg ihr der ekelhafte Geruch der kleinen Quark-Kräuter Taschen in die Nase, nach denen sie meistens ganz verrückt war. Heute aber nicht! Jetzt waren sie ekelhaft und allein bei ihrem Geruch drehte sich ihr der Magen um. Welcher Idiot kam denn auf die Idee, sie jetzt zu stören? Sie wollte allein sein, und jeder andere hatte Rücksicht auf das praktisch in Leuchtfarben über ihrem Kopf rotierende Schild genommen.

Jeder bis auf Shikamaru, natürlich. Man konnte wohl kaum erwarten, dass dieser grobe Klotz ein Auge für Kleinigkeiten hatte.

„Was soll das?!“ fauchte sie.

Er sah sie mi hochgezogener Augenbraue an.

„Ich persönlich halte das ja für etwas zu essen. Wenn ich es mir genauer ansehe, erinnert es mich frappierend an die kleinen Taschen aus der Kantine. Aber ich kann mich da auch täuschen.“

Oh, verdammt!

Ärgerlich gab sie dem Tablett einen Schubs, eigentlich nur, damit der Geruch sie nicht länger in der Nase kitzelte. Leider zu schwungvoll, es segelte vom Tisch und ging zu Boden. Das Klirren unterbrach alle Gespräche.

Shikamaru beugte sich vor.

„Der menschliche Körper lebt nicht von Luft und Liebe allein. Auch deiner nicht- selbst wenn er Letzteres ja… im Übermaß bekommt.“

„Idiot!“ rief sie ihm mit einiger Verspätung hinterher, aber er winkte nur, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Dieser aufgeblasene Affe!
 

Sakura lies sich auf ihr Bett fallen. Eigentlich hatte sie ihre Koffer auspacken wollen, aber dann mittendrinn die Lust verloren. Was für ein Dreck. Die letzten Monate hatte sie damit verbracht, sich ihr altes Leben zurückzuwünschen- und jetzt durfte sie feststellen, dass sie dort keiner haben wollte.

Sieg auf ganzer Linie also.

Sie wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger und lies ihren Blick schweifen. Nicht, dass es da viel zu sehen gegeben hätte. Das ehemalige Abstellzimmer (frisch befördert zum Schlafzimmer) hatte etwa den Umfang eines Goldfischglases und war mit der Standart-ausstattung (Bett, Tisch, Stuhl, Schrank und Regal) schon reichlich vollgestopft. Aber mehr konnte sie wohl nicht erwarten, schließlich war sie ja mitten in Schuljahr hier aufgeschlagen.

Trotzdem…kein Vergleich zu dem Zimmer, was sie sich früher mit Ino geteilt hatte. Da war alles sehr viel lustiger gewesen-gut, da hatte sie auch nicht wie eine Aussätzige allein auf ihrem Zimmer gehockt.

Freitagabend stand also ganz zu ihrer alleinigen Verfügung. Sie konnte zum dreizehnten Mal „Little Miss Sunshine“ auf DVD gucken, sich ihre Fingernägel in zehn Schichten lackieren, ihre Koffer doch noch ausräumen, die Wand in Eigenregie mit dem Textmarker pink streichen…

In diesem Moment klopfte es, und sie bekam doch noch Besuch.

…oder sie konnte mit ihrem ehemaligen Schwarm zusammenrasseln, einen Vorgeschmack hatte sie ja schon bekommen. Wo war noch mal ihr Textmarker abgeblieben?

Sasukes Blick war undurchdringlich, wie immer. Wenigstens etwas war gleich geblieben. Und auch das flaue Gefühl in ihrem Magen, was nur zu deutlich an Angst erinnerte, war ein alter Bekannter. Er schloss die Türe hinter sich und verschränkte die Arme.

„Warum bist du hier?“

Treffer, versenkt. Sakura versuchte sie ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

„Vielleicht hatte ich einfach Heimweh.“

„Ein guter Witz.“ Er verzog keine Miene.

„Und warum bist du hier?“ Sie wünschte, ihre Antwort hätte mehr nach der Herausfor-derung geklungen, als die sie gemeint gewesen war und weniger…hoffnungsvoll.

Jetzt lies er sich doch zu der Andeutung eines Grinsens herab.

„Vielleicht musste ich etwas klarstellen.“

Sie sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Noch klarer? Ich hätte euch nicht für so altmodisch gehalten. Ihr habt euch also schon verlobt?“

Einen Moment lang schwieg er, anscheinend hin und her gerissen. Sakura war sich ziemlich sicher, dass er ihr auf die eine oder andere Art den Todesstoß versetzen würde.

„Anscheinend hast du eine Menge gelernt.“ Sein Tonfall lies keinen Spielraum offen, in welche Richtung das seiner Meinung gegangen war.

„Offensichtlich willst du mich zwingen, irgendein melodramatisches Sprüchlein aufzusagen.“

„Ich sag das nur einmal.“

Sakura biss sich auf die Lippe.

„Du musst es ja nicht tun.“ Wieder dieser verfluchte Tonfall.

„Nein.“ er lies ein Grinsen aufflackern „Aber ich werde es tun.“

„Das habe ich befürchtet. Also?“

Sein Blick wurde hart.

„Es ist nicht mehr wie damals.“

„Ich weiß.“ Sie räusperte sich, als könnte die Heiserkeit dadurch vertrieben werden.

„Es wird auch nicht wieder so sein.“

„Geh nicht.“

Sie schluckte schwer, schaffte es aber, seinem Blick standzuhalten.

„Klar.“

„Das wars auch schon.“

Und schon war sie wieder allein. Und sowie sie sich die Tränen aus den Augen geblinzelt hatten, würde sie sich auf die Suche nach ihrem beschissenen Textmarker machen.

Was für ein Auftakt.

__

So, ich hoffe mal, es ist die richtige Mischung aus verständlich und unverständlich geworden.

Bland

(dt: angenhem/farblos/fad/sanft)
 

Kurzes Vorwort:

Erstens: Ich danke euch für eure Kritik und eure Unterstützung!

Was Sakuras Rolle angeht, es war mir wichtig, dass sie es selbst verbockt hat, und es sich nicht um eine große Intrige handelt...Was Kunoichi-Xs (berechtigte Frage) nach den Drogen angeht: der Prolog sollte vor allem den 'medialen Abstieg' darstellen. Zuerst wurde sie ziemlich gehypt, dann kamen die ersten Negativschlagzeilen, und dann (als es aufs Ende zuging) das. Das beantwortet die Frage natürlich nicht, und ich will auch nicht zu weit vorgreifen, aber ja, das Bild war echt. Ach, und ich werde sicher in die Verlegenheit kommen, meinen ersten Flashback zu schreiben. Aber nicht in diesem Kapitel ;)

Neversorry
 

Kapitel 2: Bland
 

„You say:

Maybe I love you.

But I hate who you are.

Change your hopes,

Leave your fears.

Consider this -a possability?“

[©CherryBlossom: Love Me (If u dare)]
 

Hinata schlug ihr Buch („Wie ich mit 10 einfachen Tricks lernte, mich selbst zu lieben“) zu und seufzte leise. Wieder ein Ratgeber, dabei brauchte sie die blöden Dinger doch gar nicht mehr. Aber es beruhigte sie. Oder vielleicht war es auch nur ein Relikt aus der Zeit, als sie diese Art Ratschläge noch gebraucht hatte.

Aber das war lange her.

Nachdem sie erst einmal begriffen hatte, dass sie als hässliches Entlein unter lauter Schwänen nie bemerkt werden würde (selbst wenn sie in den berühmten „Innere Werten“ ertrank)- und das erst recht nicht, wenn sie das bisschen, was sie zu bieten hatte, hinter einer Wand aus zotteligen Haaren, unmodischen Klamotten und ein paar Pickeln versteckte- ja, als sie das erst einmal kapiert hatte, war alles eigentlich ganz einfach gewesen. Anpassung hieß das Zauberwort.

Und sie hatte sich in ihr neues Leben ja auch gut eingefunden. Sie war die kühle Schwarzhaarige, das Schneewittchen geworden. Manchmal schreckte die alte Hinata vor den Dingen, die sie sagte, tat oder anzog (oder dem Knopf, den sie aufließ) zurück-aber auf die hörte sie schon lange nicht mehr. Und Naruto liebte sie dafür.

Was sie nicht im Griff hatte, war die Angst, dass es damit jetzt vorbei sein könnte. Ino und Sakura waren so lange beste Freundinnen gewesen, da würde sie es schwer haben, zu bestehen.

War sie ein schlechter Mensch, weil sie sich wünschte, dass Sakura dort geblieben wäre, wo sie jetzt herkam? Ganz bestimmt. Und noch schlimmer traf es sie, dass sie sich eingestehen musste, dass sie sogar nach einem Weg suchte, sie wieder dorthin zu befördern.

Sie hatte sich verändert. Und es machte ihr Angst festzustellen, wie sehr.

War das also jetzt der Moment, wo siefeststellen musste, dass sie zu einer intriganten… intriganten. Ach, verdammt! Wo sie zu etwas geworden war, was sie ganz und gar nicht sein wollte? Sie hatte einen Platz für sich gewollt, aber nur, damit sie es leichter hatte. Nicht um jemand anderes weh zu tun.

Und jetzt?
 

„Wusste ich doch, dass ich dich hier finde.“

Sasuke ließ sich nicht anmerken, ob er Naruto gehört hatte. Er lief ein paar Meter in vollem Tempo an ihm vorbei, bevor er langsamer wurde und schließlich ganz stehen blieb. Dann erst nahm er seinen Kopfhörer aus dem Ohren und schlenderte aufreizend langsam zurück.

„Geniale Schlussfolgerung, Sherlock. Ich laufe diese Runde ja auch nur jeden Abend.“

Naruto ließ sich weder davon, noch von der vorangegangenen Show beeindrucken und zündete sich in aller Seelenruhe seine Zigarette an. Sasuke runzelte angewidert die Stirn. Sie hatten zur selben Zeit angefangen (Stichwort: Jungendsünde) aber im Gegensatz zu ihm war Naruto dabeigeblieben.

„Muss das sein?“ knurrte er, als ihm der Rauch in den Augen brannte. Naruto grinste unverschämt.

„Warum? Angst rückfällig zu werden?“

Sasuke sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Ganz sicher nicht.“

„Wo wir gerade beim schönen Thema ‘aufhören‘ sind- ich bin über deine verdammte Klampfe gestolpert.“

Sasuke behielt seinen Gesichtsausdruck bei. Er war sich ziemlich sicher die „verdammte Klampfe“ irgendwo auf dem Dachboden abgestellt zu haben. Der Teufel wusste, was Naruto da zu suchen gehabt hatte. Sah ihm ähnlich, seine Nase in Dinge zu stecken, die ihn nichts angingen. Sasuke hatte am selben Abend mit beidem-dem rauchen und dem spielen- aufgehört. Und er hatte sicher nicht vor, wider anzufangen- was Naruto zufällig auch ganz genau wusste.

„ Vergiss es.“

Naruto blies eine Wolke Qualm aus.

„Ich sags nicht gerne, aber du warst gut.“

Sasuke schnaubte.

„Natürlich war ich das. Ich bin immer gut, sonst fange ich gar nicht erst an.“

„Wahrscheinlich hast du Ino mit deiner Bescheidenheit erobert.“

„Und du hast Hinata wahrscheinlich mit deiner Paraderolle des großen Schweigers herumgekriegt.“

Beide fingen an zu lachen. Dann wurde Sasuke schlagartig ernst,

„Kalter Kaffee schmeckt immer beschissen.“

Sie schwiegen einen Moment. Naruto streckte sich.

„Weise Worte. Und damit du nicht bald kalten Kaffee trinken musst, hab ich einen Rat unter Männern für dich: dieser Shikamaru baggert Ino ganz schön an.“

Sasuke lachte hart auf. Es war kein schönes Geräusch.

„Na und? Wenn du die Wahl hättest, dich von mir oder ihm anfassen zu lassen, für wen würdest du dich da wohl entscheiden? Vorausgesetzt, du bist nicht völlig neben der Spur.“

Naruto gab einen Würgelaut von sich.

„Fürs Kloster!“

Nach dem er sich dieses Schreckensszenario ausreichen ausgemalt hatte, gab er zu:

„Okay, ich weiß was du sagen willst. Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
 

Alle sahen so fröhlich aus, so normal. Und so weit weg.

Vielleicht lag es an dem, was sie während ihrer Karriere gesehen und gelernt hatte, dass sie sich hier so fehl am Platz fühlte. Oder daran, dass sie uneingeladen auf dieser Party aufgetaucht war.

Okay, streng genommen war das nicht so erbärmlich, wie es klang. Das hier war nicht die Art Party, auf die man eingeladen wurde. Es war mehr ein ‘natürlich darfst du kommen, aber wenn du dich herwagst, dann sei wenigstens cool‘ Ding, offiziell getarnt als das Samstag-abendliche, “gesellige Beisammensein“, dass jedem Schüler von Ricksham zustand. Trotzig wickelte sie ihren Bolero enger um sich. Aber sie war ja eine ganze, lange Woche schon wieder ein Rickshamer, also hatte sie jedes Recht, hier zu sein.

War sie denn die einzige, die das wusste?

Es schien so. Sie hockte allein auf dem Rasen, in der Nähe gab es kleine zweier oder dreier Gruppen. Keine Aussätzigen, aber auch nicht cool genug, um sich ums anstandshalber brennende Lagefeuer versammeln zu dürfen. Da, wo das richtige Gedränge herrschte. Die, die im Licht stehen. These standig in the light. Hätte sie noch schreiben können, wäre das gar keine schlechte Einleitung gewesen. Ein langsames Gitarrensolo, bevor die anderen Instrumente einfielen und die melancholische Stimmung aufbrachen. Aber sie konnte nicht mehr schreiben, also brauchte sie sich über so etwas gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen.

Und so blieb ihr nur übrig festzustellen, dass die anderen sich offenbar bestens amüsierten.

Sasuke füllte gerade die Plastikbecher nach, Ino lachte über etwas. Naruto zog Hinata auf seinen Schoß, diese wehrte sich zwar, lies es sich aber gefallen. Neji zündete sich eine Zigarette an und Kiba schüttelte gerade den Kopf.

Wollte sie das denn sehen? Sie könnte jetzt, in diesem Moment, dabeisitzen und dazugehören, aber sie hatte ja etwas anderes gesucht. Chance vertan, okay, abgeharkt. Aber es war wie bei einem Autounfall-sie konnte einfach nicht wegsehen. Ein bisschen Selbstzerfleischung am Abend oder so-sie hatte ja gerade eh nichts Bessres zu tun. Sakura versuchte die Leute am Feuer mit denen zu vergleichen, die sie kannte. Hatte Kiba früher nicht mehr gegrinst? Hatte Inos Gesicht nicht früher weicher gewirkt? Und hatte Sasuke nicht früher weniger angespannt gewirkt?

Und der Oscar für den erbärmlichsten Versuch, krampfhaft ein Zeichen des Unglücks bei irgendwelchen Leuten zu erkennen, die einfach nur Spaß hatten, ging ganz klar an Sakura Haruno. Freude, Verbeugung, damit-hätte-ich-ja-nie gerechnet Dankesrede. Ein ganz schöner Abstieg, wenn man beachtete, dass man ihr vor einem Dreivierteljahr noch Geld geboten hatte, damit sie auf irgendwelchen Partys auftauchte.

Sie schloss die Augen und versuchte dich auf die Musik zu konzentrieren. Das Übliche halt. Nicht zu laut (Codewort: Schulveranstaltung) dafür mit einer Menge Aufrufe zum Hände heben und das Leben genießen. Ja, unbedingt.

„Eine wahnsinnige Party.“

Eine anscheinend an lachen gewöhnte Stimme, jetzt aber ziemlich gelangweilt: Kiba. Begleitet wurden seine Worte von einem Plastikbecher unbekannten Inhalts, den er ihr in die Hand drückte. Sakura erinnerte sich plötzlich daran, wie Ino und sie ihn früher spöttisch einen Wiedergänger genannt hatten- weil er einfach mit allen befreundete gewesen war. Mit den Angesagten und den Uncoolen, wie der verpickelten Hinata. Sie hatte nie gewusst, was sie von ihm halten sollte und war ihm deshalb meistens aus dem Weg gegangen.

„Alkohol?“

„Was sonst?“

Sie musste grinsen. Wenn das so weiterging, würde das hier die längste Unterhaltung werden, die sie seit dem Tag ihrer Ankunft geführt hatte.

„Geht doch.“

Er streckte die Beine aus. Von der Seite sah sie ihn an. Er sah ganz okay aus, wenn auch auf eine etwas zerrupfte Art. Vielleicht war er immer noch ein Wiedergänger, aber er war auch der erste, der freiwillig mit ihr redete. Ein Grund mehr, ihn sympathisch zu finden. Sie nahm einen Schluck.

„Du bist also heimgekehrt.“

„Stimmt wohl. Und du bist…?“

„Hier geblieben und hatte trotzdem meinen Spaß.“

Sein Blick verlor sich irgendwo beim Feuer. Er hatte bitter geklungen, aber es stand ihr nicht zu, zu fragen. Sonst wäre sie ziemlich schnell ziemlich allein. Sie schwieg also. Gelächter drang herüber und Ino beugte sich vor. Die Wand aus blondem Haar lag über Sasukes Brust. Verstehen konnte sie (zum Glück) nichts, dafür sorgte allein schon die Entfernung.

„Keine Sorge, das ist keine buhu-niemand-mag-mich Geschichte.“

Aber leider eine niemand-liebt-mich Geschichte?

„Dann ist es ja gut.“

Sakura stürzte den Rest ihres Bier, Cola und irgendetwas anderes, Gemisches herunter. Und schon wieder sah sie hin. Naruto warf lachend den Kopf in den Nacken, Hinata lächelte zurückhaltend. Selbes Sonnensystem, vier Planeten weiter.

„Ich könnte dich jetzt küssen. Immerhin haben wir beide nichts zu tun.“

Kibas Stimme klang scherzhaft, aber einen Moment lang bildete sie sich ein, Schmerz unter der Oberfläche gespürt zu haben. Wahrscheinlich war es nur ein Alkohol bedingtes Hirngespinst.

Warum also nicht?

Das, was sie vielleicht mal hätte haben können, war ja anerkanntermaßen längst verloren. Wenn Sasuke wenigstens einmal zu ihr hingesehen hätte, und wenn es nicht so blamabel weh getan hätte, dass er es nicht getan hatte…dann hätte sie sich wenigstens länger einreden können, dass es ihr darauf nicht ankam. Kiba boht ihr die Möglichkeit an, sich abzulenken. So, wie sie es früher schon gemacht hatte, in der Zeit, an die sie jetzt gar nicht denken wollte. Und das hier würde auf jeden Fall viel weniger unangenehme Folgen haben.

Sie schob sich ein paar Haare aus dem Gesicht und lächelte ihn zurückhaltend an. Hatte sie eigentlich jemals zu vor so lange über einen Kuss nachgedacht.

„Dann sollten wir das wohl tun.“
 

Und Sasuke ließ den Blick schweifen.

___

So, das wars mal wieder mit der Deppenstadt. Bis demnächst!

History (and it's tendency to repeat itself)

„Geh schon mal vor, ich komm gleich nach!“

„In Ordnung. Aber überleg nicht zu lange, sonst schick ich Sasuke mit der Bergrettung los!“

Hinata lachte übermütig, dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss und Ino war allein. Allein mit ihrem widerspenstigen Ohrring. Natürlich hätte sie ein anderes Paar nehmen können (sie hatte ja nun wirklich genug Auswahl!) aber das kam nicht in Frage. Die hier passten doch so gut zu ihren Augen, immerhin hatte Sasuke ihr das selbst gesagt. Okay, nicht direkt, und auch nur auf die distanzierte, geistesabwesende Art, die er für solche Dinge übrig hatte. Was hatte er noch einmal gesagt? „Neu? Passt zu dir.“ Ja, irgendetwas in der Art war es gewesen. Oder war es…

Ah, verdammt! Jetzt war ihr das blöde Seepferdchen auch noch heruntergefallen. Suchend sah sie sich um. Auf dem Boden lag der Ohrring jedenfalls nicht, jedenfalls nicht da, wo sie ihn sehen konnte. Auch nicht unter einem der Betten. Sie ging in die Knie, wappnete sich für eine Konfrontation mit ekligen Fusseln und tastete unter dem Schrank. Ja, da war er. Und da war noch etwas anderes. Trocken, eckig. Ein Buch. Vorsichtig zog sie beides hervor.

Und wünschte sich sofort, die hätte es nicht getan. Lieber tausend Ohrringe, die nicht zu ihren Augen passten als…das Als ob sich ihr Fund in eine Giftschlange verwandelt hätte, lies sie die Kladde fallen. Das Cover war tapeziert mit Herzen, Sternen und kleinen Bildern von irgendwelchen Stars, für die sich heute kein Mensch mehr interessierte, die damals aber endcool und heißgeliebt gewesen waren. Avril Lavigne, Josh Hartnett. Und ein großes Schloss mit der Aufschrift „Sakuras und Inos Briefbuch!!!Streng geheim!! Finger weg!“

Die Vergangenheit hatte ihr gerade einen richtig fiesen Tritt in den Magen verpasst. Aber gut, dass sich die Geschmäcker geändert hatten. Sie wollte lieber gar nicht wissen, was Sasuke von diesem…Ding, diesem Briefbuch gehalten hatte. Wenn er es denn bemerkt hatte-bei ihm konnte man nie wissen. Manchmal war er so furchtbar unaufmerksam. Entschlossen packte sie die rosafarbene Bombe und lies sie in den Papierkorb fallen.

Na also, ging doch! Auch wenn sie noch nicht zu spät dran war, würde sie sich jetzt mal besser auf den Weg machen. Dann halt mit einem Ohrring. Vielleicht würde das sogar ein neuer Trend? So wie damals, als sie zwei verschieden farbige Turnschuhe getragen hatte. Und innerhalb von einer Woche hatte es ein paar dutzend Schülerinnen mit demselben Look gegeben.

Aber an der Tür angekommen, blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. Es war wie ein riesiger (rosaner) Magnet, der eine kleine Ino anzog. Was konnte es schon schaden? Das Ding war uralt, garantiert randvoll mit peinlichen Geschichten. Sie würde ein bisschen lachen, sich ziemlich schämen und es vielleicht den anderen zeigen. Es war quasi der schriftliche Beweis, dass Sakura eine blöde Kuh war. Das war es doch wert, sich mit ihrem eigenen Teenie-Ich auseinanderzusetzen.

Schon saß sie auf dem Bett und blätterte mit spitzen Fingern die Seiten um.

Und die Vergangenheit hüllte sie ein.
 

Hey, I-Pie!

Ich bin ja sooo froh, dass wir gestern einkaufen waren. Jetzt bin ich endlich eine richtige Frau! Und ich fühle mich auch ganz anders. So reif, so erwachsen, so sexy! Nieder mit den Hello-Kitty Unterhemden, her mit den Dessous!! Und ich hab auch das untrügliche Gefühl, dass die Männer uns auch mit ganz anderen Augen ansehen.

Allen voran natürlich ♥Jean♥, die Zuckerbombe von einem Austauschschüler. Und das hab ich ausgenutzt. Du wärst stolz auf mich gewesen! Ich hab ihn also auf dem Gang abgepasst und die magischen Worte gesagt: „Vous Ami?*“ (Hast du eine Freundin? ). Erst hat er ganz verdutzt geguckt, und dann so süß verlegen (er ist bestimmt schüchtern!) gelächelt und gesagt „Je ne sais pas**“. Das heißt doch „noch nicht “! Ich schwör dir, mein Herz hat mindestens eine halbe Minute lang ausgesetzt, als er mir dabei gaaanz tief in die Augen gesehen hat. Davon werden wir noch unseren Kindern erzählen, wenn sie und fragen, wie wir uns kennen gelernt haben. Du wirst natürlich Trauzeugin! ♥
 

Halloho, Sa-Ha!
 

Pah, Naruto ist ja so ein Kindskopf. Allein die Geschichte mit dem Furzkissen, das er Iruka unter den Sitz gelegt hat. Okay, der Gesichtsausdruck von dem alten Langweiler war schon sehenswert, aber trotzdem! Ich meine Dean♥♥♥, der sexy neue Referendar, hat so etwas bestimmt noch nie getan. Das hat er gar nicht nötig! Er ist halt ein echter Gentlemen und diesen Kindern (nicht nur optisch) um Jahre voraus. Hast du diesen mysteriösen Blick aus seinen sexy Glutaugen gesehen, den er mir zugeworfen hat? Mitten im Unterricht! Vor aller Augen! Ich glaube, er liebt mich auch! Ganz bestimmt sogar, sonst wäre er dieses Risiko nie eingegangen! Und außerdem habe ich noch nie gesehen, dass er eine andere SO angesehen hat. Das ist der Beweis! Wir sind für einander bestimmt!
 

Sakura machte einen Spaziergang. Das kam selten genug vor, aber heute Morgen, direkt nachdem sie aus dem Bett gefallen war, war der Gedanke da gewesen: Sie musste raus, raus aus dieser Schuhschachtel, in der sie schlief, raus aus dieser Schule und nachdenken.

Und das tat sie jetzt.

Leider war noch nichts Messbares dabei herausgekommen.

Sie liebte Kiba nicht, so viel zu den einfachen Dingen. Es war die Art belangloser Partyknutscherei, die aus dem Gefühl, dass man Spaß haben sollte, dem Wissen, dass man keinen hatte und beliebiger Menge Alkohol entstanden. Als sie noch berühmt gewesen war, hatte sie so etwas öfter gemacht. Sie musste lächeln. Und davor auch, wenn sie ehrlich war. Aber nicht ganz so oft.

„Als sie noch berühmt gewesen war“- erst jetzt fiel ihr auf, wie beiläugig ihr das durch den Kopf gegangen war. Und das es gar nicht weh getan hatte. Es war, als wäre es jemand anderem passiert.

Oder anders gesagt: es tat nicht mehr weh, bedeutungslos geworden zu sein. Vielleicht hatte sie deshalb hierher zurückkommen müssen. Eigentlich fühlte es sich sogar verdammt gut an. So frei.

Keine Kameras bedeuteten, dass es völlig egal war, wie sie aussah, und was sie tat. Keine Erwartungen bedeuteten keinen Stress. Kein Stress bedeutete, zu tun, was sie wollte.

Und wenn sie sich völlig sinnentleert im Kreis drehen wollte, bis ihr schwindlig wurde, dann ging das keinen etwas an. Um sich selbst drehen, darauf lief es ja hinaus.

Und genau das tat sie jetzt. Die Bäume, der Weg, der Himmel, alles drehte sich immer schneller und verkam zu einer wirren Mixtur. Sakura schloss die Augen und streckte die Hände zu beiden Seiten aus. Schwindlig wurde ihr natürlich trotzdem. Vielleicht tanzte sie, vielleicht auch nicht. Und vielleicht war sie nicht mehr allein.

Irgendwann blieb sie taumeln stehen und lies sich dann auf die Wiese fallen. Nur langsam hörten die Dinge auf, dreimal und viermal um sie herum zu geistern.

Aber eins blieb bestehen: sie war wirklich nicht allein.

Sasuke stand zwischen den Bäumen und sah sie an. Vielleicht auch durch sie hindurch. Sein Brustkorb hob und senkte sich schneller als gewöhnlich, und seine Haare waren etwas in Unordnung geraten. Nur daran konnte sie erkennen, dass er sich angestrengt hatte.

Verlegen biss Sakura sich auf die Lippe. Die Luft die ihr eben noch so angenehm frisch vorgekommen war, schien jetzt so drückend, als ob ein Gewitter unmittelbar bevorstände. Sie musste seinen Laufweg gekreuzt haben. Aber das hatte sie nicht gewusst, das hatte sie gar nicht wissen können. Warum kam sie sich also wie eine Heuchlerin vor?

Vorsichtig kam sie auf die Füße.

Er nickte, als wäre ihm ebene etwas bestätigt worden, was er schon lange gewusst hatte.

„Ich…“

„Vergiss es einfach.“

Seine Stimme klang heiser. Und mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand.
 

Hey, Ino!

Vergiss alles, was ich über meinen verstauchten Knöchel gesagt habe: ich liebe ihn! Leider nicht nur ihn, aber dazu später mehr. Im Moment genieße ich es einfach, euch zuzusehen, wie ihr euch abstrampelt, während ich gemütlich im Schatten sitze und dir das hier schreibe. Gut, der Anblick des durchgescheuerten Gymnastikanzuges einer gewissen Lehrerin trübt das Vergnügen etwas. Okay, offiziell mache ich natürlich Hausaufgaben (darum winke ich dir auch gerade mit meinem Taschenrechner zu! Siehst du meinen Heiligenschein?) aber das hier ist natürlich viel, viel wichtiger.

Darum weiß ich auch gar nicht, wie ich anfangen soll. Etwas Schreckliches ist passiert. Obwohl es ja eigentlich etwas Schönes sein sollte.

Also, kurz und schmerzlos: Ich bin verliebt. Und da es auf der ganzen Welt keinen Menschen gibt, der mich so gut kennt, wie du, hast du das bestimmt schon längst gemerkt. Also, die Sache ist: ich weiß, er führt unsere „School Hotties Top 10“ an und musste sich auf der „Hotties oft he Universe“ Liste nur ganz knapp Hayden Christensen geschlagen geben…aber das hier ist etwas anderes, das hier ist keine Schwärmerei. Es ist echt. Ich liebe ihn wirklich.

Und da es auf der ganzen Welt keinen Menschen gibt, der dich so gut kennt wie ich, weiß ich auch, dass es dir ganz genauso geht. Und darum will ich dir das hier sagen: du bist meine beste Freundin, und daran wird nichts und niemand etwas ändern. Das versprech ich dir. Freundschaft geht über Kerle!
 

Hallo, Sakura

Du hast Recht, mit allem. Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass ich Klugscheißer nicht ausstehen kann? Nein, vergiss das. War nur ein Witz (wenn auch ein blöder). Ich hatte Angst, als ich gemerkt habe, dass du ihn auch liebst. Ich hab versucht, es vor dir zu verbergen, und du hast versucht, es vor mir zu verbergen. Obwohl ich uns echt loben muss: unsere Vorstellungen waren wirklich Oscar reif. Nein, ignorier auch das. Du weißt ja, wie das bei mir ist. Wenn mir die Muffe geht, mache ich lauter blöde Witze, um abzulenken. Dabei kann ich mir das bei dir wirklich sparen.

Ich bin so froh, dass du so ehrlich warst. Wer weiß, wie lange wir das sonst noch durchgezogen hätten. Ich hatte diese dumme Angst um unsere Freundschaft, aber das war völlig überflüssig! Bei so praktisch vor der Geburt getrennten Zwillingen wie uns musste so etwas ja passieren. Unser Geschmack ist einfach zu ähnlich!

Was ich sagen will: lass uns einen Pakt schmieden. Egal, was passiert: uns trennt nichts! Nichts und niemand! Eigentlich wollte ich vorschlagen, dass wir beide verzichten-aber wenn wir eins aus den ganzen Schnulzen und Soaps (zu irgendetwas müssen die ja gut sein) gelernt haben dann, dass wir dann bloß beide unglücklich werden. Und am Ende bricht sich die wahre Liebe doch Bahn.

Darum lass es uns beide versuchen. Und die andere schwört, sich für diejenige, die Erfolg hat zu freuen. Außer uns beiden hat ja eh keine eine Chance.

PS: Und noch was: Und wenn ich schon keine Chance habe, dann bist du 1000% diejenige, mit der ich ihn am liebsten sehen möchte! GirlPower4Ever!
 

„Und, hast du dich gestern gut amüsiert, Kiba? Du warst plötzlich einfach verschwunden.“

„War ich das?“

Prüfend sah Kiba in Hinatas Gesicht. Was versuche er hinter ihrem schelmischen Lächeln eigentlich zu finden? Eifersucht? Sorge? Dabei musste er doch längst wissen, dass er von ihr vielleicht das zweite, aber nie das erste bekommen würde. Und wenn doch, dann nur auf die freundschaftliche Art und Weise. Oh, wie er dieses Wort (oder war es ein Zustand?) zu hassen gelernt hatte! Aber natürlich war er ihr Freund, das war er schon immer gewesen und würde es auch immer bleiben. Vorausgesetzt, sie wollte das noch. Nur mit viel Mühe erkannte er hinter dem blendenden Make-Up und der sorgfältigen Frisur (heute waren es leicht gewellte Haare), das schüchterne Mädchen, dass sein Gesicht am liebsten hinter seinen Haaren versteckte, und das er am ersten Schultag unter seine Fittiche genommen hatte. Er war ihr Beschützter gewesen, hatte sie aufgebaut, wenn ein unbedachtes Wort oder ein schiefer Blick sie verunsichert hatte.

Bis sie seinen Schutz nicht mehr gebraucht hatte. Jetzt war er nur noch ihr Freund, und vermutlich würde er bald auch in dieser Rolle überflüssig werden. Schließlich hatte sie ja Naruto, ihre „große Liebe, ihre Sonne“ (O-Ton). Noch jemand, mit dem er befreundet war. Wie er überhaupt mit allen befreundet war. Auf jedem Fall fiel es ihm zunehmend schwer, diese Freundschaft zu ertragen.

Weil er manchmal einfach nur wütend war. Auf sich, auf ihn, auf sie, auf die ganze, beschissene Situation. Und dummerweise eignete er sich nur sehr bedingt zum Eunuchen. Nicht nur wegen gewisser anatomischer Einzelheiten, auf die er keinesfalls verzichten wollte. Er redete einfach zu viel. Und irgendwann würde es wohl aus ihm raus brechen. Denn der Punkt war (oder wenigstens einer auf der langen Liste), dass sie keine Ahnung hatte. Weil er im entscheidenden Moment nicht das Maul aufbekommen hatte.

Und musste er jetzt büßen.

Hinata gab ihm einen spielerischen Klaps auf die Schulter.

„Ja, warst du. Ich bin ja nicht blind.“

‘Doch, bist du‘. Wahrscheinlich musste er sich auch noch glücklich schätzen, dass sie ihn neben der „Sonne“ bemerkt hatte.

„Also gut, wenn du es unbedingt wissen möchtest: ein Mann muss eben manchmal tun, was ein Mann tun muss.“ Knurrte er.

„Womit ich eigentlich genauso schlau bin wie zuvor.“ Immer noch dieser spielerische Tonfall.

„Verdammt, ich hab einfach ein bisschen rumgemacht! Gevögelt haben wir aber nicht, falls dich das interessiert!“

Kiba fluchte sich beinahe sofort, als sie zurückzuckte und den Blick senkte. Ihre Wangen färbten sich. Sofort war er besänftigt. Egal, wer sie jetzt seien wollte, manchmal verriet sich das schüchterne, kleine Mädchen eben doch. Zum Beispiel in ihrer Angst vor emotionalen Ausbrüchen, und ihrer Abneigung gegen vulgäre Sprache. Was es ihm so unmöglich machte, sie nicht mehr zu lieben.

Inzwischen hatte sie sich wieder gefangen und meinte vorsichtig.

„Das ist ja...schön für dich. Oder auch nicht so schön. Wer war denn die Glückliche?“

Bevor er sich in der Verlegenheit sah, zu antworten, tauchte Naruto (wie üblich verspätet) auf der Picknick Wiese auf. Und Kiba war vergessen.

Sasuke fühlte sich seltsam unruhig und unbeteiligt, auch wenn er nicht wusste, warum. Halt, stopp. Wem wollte er etwas vormachen? Natürlich wusste er warum er dieses Picknick und das momentan stattfindende „Tabu“ Spiel nicht genießen konnte. Warum er sich nicht aufraffen konnte, mitzumachen. Warum er…

Dieses verdammte Miststück! Ein (reichlich durchsichtiger) Versuch ihn eifersüchtig zu machen, und er funktionierte auch noch. Wie eine Marionette. Nein, schlimmer: wie ihre Marionette. Und damit kam er ganz und gar nicht klar.

Aber noch etwas anderes spielte mit rein: er hatte jedes Wort ernst gemeint, was er ihr am Tag ihrer Rückkehr gesagt hatte. Er verabscheute dieses Kunstprodukt CherryBlossom und die Tatsache, dass sie ihn so mühelos abgeharkt hatte. Oder, um präzise zu sein: er verabscheute sich, dass er sich überhaupt so weit erniedrigt hatte, sie aufhalten zu wollen. Das war es nicht wert gewesen.

Und außerdem liebte er Ino.

Aber dieser Moment im Wald…sie hatte so jung ausgesehen. Und so unbeschwert. Ihr Lächeln hatte keine Ähnlichkeit mit der starren Grimasse, dass ihm viel zu oft von irgendwelchen Magazin Covern entgegengeblickt hatte, gehabt.

Verdammt, das war doch Zeitverschwendung. Er hatte besseres zu tun. Zum Beispiel, sich endlich an diesem Spiel zu beteiligen. Sein Team lag bei starken null Punkten. Was auch daran lag, dass eine Hälfte des Teams, nämlich Ino, gar nicht erst aufgetaucht war. Seltsam genug, denn sie liebte solche Spiele (nur deshalb war er hier) und die ganze Chose war immerhin ihre Idee gewesen.

Im Moment erklärte Naruto unter heftigem Gefuchtel seinen Begriff.

„Mein Ding-…“ er ignorierte das aufkommende Gelächter „…sda ist weiblich und kommt aus einer alten Familie…und es unterhält diese Klatschblätter, auf die ihr Weiber alle so scharf seit…“

„Paris Hilton?“

„Außerdem kriegt es ständig Kinder mit komischen Namen…“

„Brangelina?“

„Und hat meistens so ein Ding auf dem Kopf.“

„Eine Prinzessin.“

„Na endlich! Echt, ihr seid manchmal so etwas von begriffsstutzig..“ Naruto lachte.

„Das macht dann endlich mal den ersten Punkt fürs Team Strohwitwer. Hier, du bist dran!“

Sasuke grinste leicht gequält und zog eine Karte. Er hätte wirklich versuchen sollen, sich anders abzulenken. Kopfrechnen wäre eine gute Alternative gewesen. Stattdessen musste er jetzt das Wort „Erinnerung“ erklären. Und zwar ohne die Worte „Zeit“, „Gedächtnis“ und „Gedanken“.

„Es ist etwas, was wir mit den Menschen teilen, die uns einmal wichtig waren. Warum auch immer.“

Eine sich drehende Mädchensilhouette, ein Gesicht hinter rosanen Haaren verborgen.

„An das wir oft denken…“

Ich muss das machen. Ein entschlossen vorgerecktes Kinn. Genug! Das hier hatte doch keinen Sinn, er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer dieselben, verdammten Bilder!

„Tut mir leid, ich muss weg. Mach du mal weiter.“

Ohne eine Reaktion abzuwarten, drückte er Neji die Karten in die Hand und machte sich auf den Weg, zurück zur Schule.

Etwas klären.

Schon wieder.
 

Hallo, Ino!

Ich wird‘ noch verrückt. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll. Ich brauche einfach deinen Rat!

Schließlich ist das alles deine Schuld. Wenn du nicht (ohne mir davon zu erzählen, du Biest!) die Aufnahme vom Schulfest an die Plattenfirma geschickt hättest…na, du weißt ja, was dann wäre. Oder nicht wäre.

Das hab ich dir ja auch alles schon mal gesagt. Warum ich es dir trotzdem schreibe? Keine Ahnung. Wie schon gesagt, ich bin ziemlich neben der Spur.

Es ist ein Brief gekommen. Kein blauer und auch keine Reklame (Memo an selbst: ich sollte dringend mit dem Versuch aufhören, witzig zu sein. Klappt eh nicht). Der Brief ist von Sony, und sie bitten MICH, die langweilige kleine Sakura Haruno, zum Vorsingen. Wenn das ‘ihren Erwartungen gemäß‘ verläuft, bieten sie mir einen Plattenvertrag an. Was heißen würde, das ich wegmuss.

Aber ich will nicht! Ich kann das nicht! Ich werde doch schon nervös, wenn ich meine Koffer für den Urlaub nicht mindestens eine Woche vorher fertig habe. Nein, was ich meine ist: ich will nicht weg! Nicht von dir. Und vielleicht auch nicht von ihm. Nicht, ohne herauszufinden, wer von uns das Rennen macht. Im Moment liegst ja du vorne.

Ich hab mich entscheiden. Ich geh einfach nicht hin! Und alles bleibt beim Alten.
 

Hey, Sakura,

als deine beste Freundin ist es meine Pflicht, dir das zu sagen: hast du jetzt völlig den Verstand verloren?! Du spinnst ja wohl! Aber so richtig! Wenn ich Naruto wäre, hätte ich noch etwas anderes zu sagen. Kleiner Tipp: die Frage würde die Worte „Hirn“ und „geschissen“ beinhalten.

Aber da ich nicht Naruto bin (wirklich, ein Grund religiös zu werden) kann ich dir auch noch etwas anderes sagen: ich verstehe dich. Ich hab auch Angst. Ich weiß gar nicht, wie ich ohne dich klarkommen sollte, du blöde Kuh!

Aber irgendjemand hat mir mal vorgeworfen, ich wäre ein Egozentriker (vermutlich war es wohl Shikamaru. Wer sonst benutzt solche altmodischen Worte?). Mein Wörterbuch sagt mehr oder weniger, dass das jemand ist, der sich einbildet, dass die Welt sich um ihn dreht. So jemand will ich nicht sein.

Und genau darum muss ich dir sagen: mach es! Es ist eine wahnsinns Chance für dich! Und du liebst das singen!

Und unsere Freundschaft wird auch das aushalten. Ich meine, was hat sie nicht schon alles ausgehalten? Und außerdem: wofür gibt es sonst SMS und E-Mails? Die explodierenden Handykosten werden auf jeden Fall ein Problem sein, wenn du erst mal Millionär bist. Ach was, du wirst bloß zu deinem Manager sagen: „George, machen Sie das mal.“

Wer, wenn nicht du kann das rocken?

PS: Wehe, du vergisst mich! Dann komm ich höchstpersönlich vorbei, um dir wieder Verstand einzuprügeln! Und wenn ich trampen muss!
 

Es war doch eine blöde Idee gewesen, heute Morgen (oder eher: Mittag) vor die Tür zu gehen, soviel wusste Sakura inzwischen. Wenn sie friedlich in ihrer Schuhschachtel hocken geblieben wäre, wäre sie einmal weniger vor Scharm im Boden versunken. Und nebenbei noch das erniedrigende Gefühl, sich Sasuke im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße geworfen zu haben. Gepaart mit der Erinnerung an seinen versteinerten Blick war das wirklich etwas, woran sie sich lieber nicht zurückerinnern wollte. Noch mehr Begegnungen dieser Art wollte sie sich auf jeden Fall ersparen.

Sakura begegnete ihrem eigenen Blick in der glänzenden Scheibe des Getränkeauto- matens. Eine ziemlich klägliche Figur, mit verstrubbelten Haaren, blasser Haut und ja, einem Blatt in den Haaren. „Du hast auch schon mal besser ausgesehen.“ Murmelte sie sich zu. Wie gut, dass kein Mensch in den Gängen zu sehen war. Trotzdem, höchste Zeit, in die Sicherheit ihrer Höhle zurückzukehren. Blieb nur noch die Frage, wen sie dahin mitnehmen sollte: Mr. Cola oder Senior Fanta?

Aber bevor sie zu einer Entscheidung kommen konnte, riss sie das Geräusch einer ins Schloss fallenden Tür, gefolgt von schnellen Schritten, aus ihrem Gedanken.

„Wir müssen reden, fürchte ich.“

Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer da hinter hier stand. Eigentlich war die Situation sogar zum Lachen. Dieser Standard ich-mach-Schluss Satz, dieses wandelnde Klischee-mehr hatte er also nicht für sie übrig? Überhaupt, was meinte er damit? Es gab nichts, worüber sie reden mussten. Die Fronten waren mehr als klar.

„Ich denke, das haben wir schon.“ Erklärte sie bemüht kühl, in der Hoffnung, ihr ängstliches Herzklopfen zu übertönen, während sie sich langsam zu ihm umdrehte.

Der bohrende Blick, der ihr antworte bewirkte jedenfalls nur eins: das sie so schnell wie möglich von hier wegwollte.

„Wenn du mich also entschuldigen willst.“ Sie wandte sich zum Gehen.

„Nein, das will ich nicht.“

Sasukes Hand schloss sich schmerzhaft fest um ihr Handgelenk und zog sie wieder zurück.

„Was fällt die eigentlich ein…“ er brach ab, schien seltsam ratlos. Das passte so gar nicht zu ihm.

„Wäre das nicht mein Text? Und überhaupt, wenn du willst, dass ich dich verstehe, musst du…schon deutlicher werden.“ Der Versuch, unbeteiligt und lässig zu wirken war grandios danebengegangen. Mitte drin hatte ihre Stimme sie einfach im Stich gelassen.

„Wirklich?“

Sein kaltes Lächeln hätte sie warnen sollen. Dann hätte sie wenigstens versucht, sich loszureißen. Hatte sie aber nicht. Und so ging alles viel zu schnell. Mit der freien Hand zog er sie näher zu sich hin.

Und küsste sie.
 

Sakuras Hez klopfte zum zerspringen, als sie sich auf ihr Bett warf. Sie wusste nicht, was in ihn gefahren war. Oder in sich, sich so etwas gefallen zu lassen. Darum hatte sie sich nach wenigen Sekunden auch völlig überfordert losgerissen und war hierher gerannt. Sie wusste, dass er ihr nicht folgen würde. Einer Frau nachzulaufen, das würde er nie über sich bringen. Dafür war er zu stolz.

Das schlimme war nur, dass sie in einer hässlichen Ecke ihres Herzens hoffte, er würde es doch tun. Oder das diese Episode da eben etwas zu bedeute hatte.

Sie hatte keine Ahnung, was in ihm vorging, fiel ihr plötzlich auf. Hatte sie noch nie gehabt.

Plötzlich klopfte es zaghaft. Sakura fuhr zusammen. Mühsam räusperte sie sich.

„Ja?“

Die Tür öffnete sich langsam. Ino! Und sie sah aus, als hätte sie geweint. In der Hand hielt sie ein pinkes Buch, dass Sakura vage bekannt vorkam.

„Sakura? Hast du kurz Zeit?“
 

//

Das sieht nach Ärger aus.

Ich widme dieses Kapitel Fee und Harlekin, den beiden Katzenkindern trotz (oder wegen) denen das Kapitel doch noch fertig geworden ist.

Tut mir leid, dass es so lang geworden ist, eigentlich wollte ich mich viel kürzer fassen.
 

Vielen Dank fürs lesen!

All the lost souls

Was für eine beschissene Situation!

Sakura stand immer noch in der Tür, und konnte sich ums verrecken nicht entscheiden, was sie eigentlich auf diese, viel zu einfache, Frage ihrer ehemals besten Freundin antworten sollte.

War es…konnte es sein, dass sie alles gesehen hatte? Nein, bestimmt nicht. Sie waren doch allein gewesen! Nach einem ersten, flüchtigen Gefühl der Erleichterung schlug sofort ihr schlechtes Gewissen zu. Wie mies von ihr, überhaupt so etwas zu denken! Das hier war immerhin Ino…der sie einmal mehr vertraut hatte, als jedem anderen Menschen.

Und die ihr blind vertraut hatte.

Ganz schlechter Punkt.

„Was ist jetzt? Lässt du mich wirklich hier draußen stehen als ob…als ob ich dir irgend so ein blödes Zeitungsabo aufschwatzen wollte?“

Sowohl Inos Lächeln, als auch ihr Versuch, witzig zu sein wirkten mehr als gequält.

Spätestens jetzt hätte Sakura den Kopf schütteln, einen „sonst gerne, aber ich hab noch so viel zu tun“ Satz auspacken, oder wenigstens kommentarlos die Tür zuknallen sollen. Konnte sie aber nicht. Inos Blick, ihr eigenes schlechtes Gewissen, und eine Menge Erinnerungen machten es ihr einfach unmöglich. Auch wenn das noch mehr Ärger garantierte.

„Sicher.“

Sie tat einen Schritt zur Seite und lies sich (zum zweiten Mal innerhalb von zwei Minuten) auf ihrem Bett nieder. Diesmal allerdings mit übereinander geschlagenen Beinen. Ino folgte ihr zögerlich, als hätte sie Angst, direkt in eine Falle gelaufen zu sein. Sie sah sich nach einer Sitzgelegenheit um und entdeckte den Schreibtischstuhl. Anscheinend wollte sie-anders als beim letzten Mal- länger blieben.

Und das schlimmste daran war, dass Sakura keine Ahnung hatte, wie sie das fand. Es war eine wirre Mischung aus Angst, dem bekannten, schlechten Gewissen und beinahe nervöser Vorfreude.

„Also…“ geistesabwesend schob sie sich ein paar lose Haare hinters Ohr.

„Wie…was ist da passiert?“

Eigentlich hatte sie das gar nicht sagen wollen, aber in dem Moment, indem sie es aussprach wurde ihr klar, dass das die eigentliche Frage war: wie hatte es dazu kommen können?
 

„Genau darüber wollte ich mit dir reden, Schneeflocke.“

Hinata blinzelte verwirrt. Gerade noch hatten sie mit einander rumgealbert (unterbrochen von dem ein oder anderen Kuss) und jetzt wurde Naruto plötzlich ernst? Ein alt bekannter, eisiger Schrecken griff nach ihr. Was, wenn er sich trennen wollte, weil er erkannt hatte, dass sie, trotz aller Mühe, die sie sich mit ihrem Aussehen gab, langweilig und spießig war? Ruckartig hob sie ihren Kopf von seinem Bauch, um ihm in die Augen sehen zu können. Erleichterung flutete über sie hinweg. Er schien sich zwar etwas unwohl zu fühlen, aber er lächelte. Und außerdem hatte er ihren blöden Kosenamen benutzt, so schlimm konnte es also nicht sein. Ihren Jahrestag konnte er nicht vergessen haben, der war ja erst in zwei Monaten. Vielleicht war es der Ausflug, den sie alle zusammen nächstes Wochenende machen wollten?

Sie griff nach seiner Hand und lächelte aufmunternd.

„Erzähl! Ich bin für alles gerüstet.“

Aber was dann kam, überraschte sie doch.

„Könntest du wohl…weniger mit Kiba rumhängen?“

Ihre Verblüffung musste ihr wohl anzusehen gewesen sein, denn er fuhr hastig fort:

„Nicht, dass ich dir misstraue oder so. Und er ist ja auch mein Freund, aber…“

Immer noch wusste Hinata nicht, wovon er eigentlich sprach. Verlegen kratzte Naruto sich am Hinterkopf und fuhr fort:

„ Neji hat da sowas angedeutet. Ich weiß, er hört immer das Gras wachsen, aber meistens hat er damit ja auch recht…darum…“Ihm war anzusehen, das er sich ganz und gar nicht wohlfühlte.

`Neji hat da sowas angedeutet`- diese fünf Wörter erklärten eigentlich alles. Hinata seufzte frustriert. Ihrem Cousin entging nichts, und nichts liebte er mehr, als einem Ahnungslosen mit einer unangenehmen Wahrheit eine Breitseite (selbstverständlich nur ganz nebenbei-die Probleme der gewöhnlichen Sterblichen waren ja schließlich nicht seine) zu verpassen. Was auch der Grund war, weshalb Neji eigentlich immer gerade irgendetwas andeutete.

„Und was hat Neji diesmal angedeutet?“ erkundigte sie sich mit kaum verborgenem Verdruss. Naruto zögerte einen Moment, dann brach es aus ihm heraus.

„Das Kiba in dich verknallt wäre! Und zwar schon ewig. Gib mir nicht die Schuld, wenn es Müll ist, aber...“

Aber da hörte sie schon gar nicht mehr richtig zu. Kiba sollte was sein?!
 

„Wir müssen darüber reden.“

Immer diese verdammten Floskeln.

„Müssen wir das, ja?“

Sasukes abfälliger Tonfall ließ keinen Zweifel daran, wie er über diese Frage dachte. Aber leider reichte das nicht aus, um Sakura von seiner Bahn zu vertreiben. Die Arme vor der Brust verschränkt, funkelte sie ihn an. Er schnaubte. Ein Mann, der sich ins unvermeidliche fügte. Und je eher es vorbei war, desto besser.

„Reden wir also.“

Falls sie gehofft hatte, dass ihm ihr erleichtertes Aufatmen entgangen war, hatte sie sich geirrt. Spätestens jetzt war ihm klar, dass er das Ganze zu einem schnellen Ende bringen musste. Bevor es richtig lästig wurde.

Und das alles wegen eines verdammten Fehlers, einem Moment, indem er sich nicht im Griff gehabt hatte. Aber das würde ihm nicht noch einmal passieren. Wegen Sakura Haruno würde er sich kein weiteres Mal zum Narren machen.

„Du…du hast mich geküsst.“

„Das deckt sich erstaunlich gut mit den Tatsachen, ja. Du warst ja schon immer ein kluges Mädchen.“

Einen Moment lang wirkte sie ratlos. Dann schüttelte sie den Kopf.

„Ich weiß, was du vorhast. Du denkst, wenn du…so bist, dann gebe ich auf, und lasse dich in Ruhe. Dabei…“

Und er wusste ganz genau, dass sie jetzt versuchen würde, auf Ino zu sprechen zu kommen. Wie war es eigentlich möglich gewesen, dass er sich von jemanden, den er so leicht durchschauen konnte, so sehr hatte vorführen lassen?

„Ach wirklich? Warum sollte ich das wohl wollen?“ Er brauchte seine Worte nicht einmal sorgfältig zu wählen, es fiel ihm leicht, so zu reden. Es war ihm schon immer leicht gefallen, auf den Schwachpunkt seines Gegenübers zu zielen, auch wenn er sich in letzter Zeit bemüht hatte, diese Seite von sich im Zaum zu halten. Meistens war er nicht stolz drauf, aber immer machte es die Dinge einfacher. So wie jetzt.

Sakura senkte den Blick und biss sich auf die Lippe.

„Warum…also?“

Einen flüchtigen Moment lang hatte er sogar Mitleid mit ihr. Es dürfte ihr nicht leicht gefallen sein, zu kommen. Auf ihre Art war sie wohl genauso eingebildet wie er. Aber der Moment verging, und sie war immer noch da.

„Warum? Sicher nicht, weil ich hier-“ er legte seine flache Hand auf seine Brust „-ein senti-mentales Gefühl für dich hege. Das hätte mir einmal passieren können, aber zum Glück ist es anders gekommen.“

Jetzt hatte er doch einen Teil seiner Ruhe verloren und angefangen, schneller zu reden.

Sie schluckte schwer, gab sich aber noch nicht geschlagen.

„Wenn das so ist, dürfte es dir ja auch nicht allzu schwer fallen, mir zu erklären, warum du es getan hast. Wenn du mich so wenig ertragen kannst.“

Ihre Stimme hatte sich beim reden ein paar Mal überschlagen. Er schloss einen Moment die Augen. Sie hatte den richtigen Punt getroffen, er wusste ja selbst nicht genau, warum er so durchgedreht war. Allerdings würde er eher freiwillig eine Handvoll Glasscherben schlucken, als darüber mit ihr zu sprechen.

Wie verletzlich sie war. Und wie leicht sie es ihm machte, sie zu verletzen.

Er öffnete die Augen und lächelte schmallippig.

„Eine Wette. Eine Wette, dass ich irgendein Mädchen küssen könnte, mit dem ich bisher nicht mehr als drei Sätze gewechselt habe. Ein Mädchen, dass weiß, dass ich vergeben bin, und es trotzdem tun würde. Und bei dir war ich mir ziemlich sicher, dass es klappen würde.“

Er atmete einen Moment durch, bevor er ihr den finalen Schlag versetzte.

„Scheint in deiner Branche ja üblich zu sein.“

Sie schwieg einen Moment bevor sie leise, kaum hörbar, antwortet:

„Dann muss ich dir wohl zu deinem Schauspieltalent gratulieren.“

Damit wirbelte sie herum und verschwand zwischen den Bäumen.

Jetzt gestatte auch Sasuke sich ein erleichtertes aufatmen. So war es besser. Besser für alle.
 

Shikamaru runzelte die Stirn. Es war weder seine Art, noch seine Absicht, fremde Gespräche zu belauschen. Ganz einfach deshalb, weil sie Wahrscheinlichkeit, dort etwas Relevantes zu erfahren, so verschwindend gering war, das er sich einfach nicht aufraffen konnte, es zu tun.

Aber jetzt war es passiert. Und er hatte etwas Relevantes erfahren.

Nichts völlig neues, natürlich, aber das war ja auch nicht zu erwarten gewesen.

Er hatte ja gewusst, dass dieser arrogante Drecksack Ino nicht gut tat. Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte das wissen. Sie hungerte, um ihm zu gefallen, verschwendete lächerlich viel Zeit auf ihr Aussehen und sprach kein Wort mehr mit ihrer ehemals besten Freundin. Alles, um Sasuke Uchiha zu gefallen.

Aber bis heute hatte er gedacht, dass sie im Austausch dafür wenigstens seine Treue bekam.

Er wandte sich ab. Lauschen war einfach nichts für ihn. Ganz abgesehen davon, konnte er auf die Rechtfertigungsversuche des Uchihas gut verzichten.

Die Dinge wären sehr viel erträglicher, wenn er mehr von diesem Beziehungskram verstanden hatte. Aber Zwischenmenschliche Beziehungen waren für ihn immer das geblieben, was theoretische Physik für die anderen war: eine fremde Welt.

Aber er würde etwas tun müssen. Denn genauso sicher, wie er unnötige Anstrengungen verabscheute, wusste er auch, dass Ino ihm das wert war.

Während er sich auf den Weg, zurück zu seinem Zimmer machte, begann er die einzelnen Szenarien durchzuspielen. Wenn er den Aufwand schon betrieben musste, dann sollte es wenigstens eine realistische Chance auf Erfolg geben (auch wenn er es sorgfältig vermied, darüber nachzudenken, was „Erfolg“ in diesem Fall bedeuten konnte).

Mit Sasuke zu sprechen wäre Zeitverschwendung. Dessen Reaktion würde maximal aus einem überheblichen Grinsen und einem hingerotzten „Ach ja? Sagt wer?“ bestehen.

Ino fiel ebenfalls aus. Vor Shikamarus innerem Auge lief ein wenig erheiternder Kurzfilm ab. Zuerst würde sie ihn ungläubig ansehen. Dann die Stirn runzeln und schließlich würde sie mit zusammengekniffenen Augen rufen „Shikamaru! Das ist echt das Letzte! Bloß, weil du es nicht ertragen kannst, dass Sasuke so viel besser als du…“ Hier ließ sich jedes beliebige Verb einsetzen. Abgesehen davon, dass das noch demütigender als Szenario 1 wäre, war auch damit niemanden geholfen.

Wenn man von den lächerlichen Alternativen wie „eine Annonce in die Zeitung setzen“ oder „Notiz an der Wand im Jungsklo schreiben“ (was, nebenbei gesagt ziemlich auf dasselbe hinauslief. Gut, manche seiner intellektuellen Mitschüler dürften die Wand über der Pissrinne sogar vorziehen) blieb also nur noch die dritte im Bunde: Sakura. Ihre Reaktion war am wenigsten berechenbar, einfach, weil er kaum Erfahrungswerte hatte. An das aufgedrehte Mädchen erinnerte er sich nur noch vage, und von ihrer Karriere als One-Hit Wonder hatte er noch weniger mitbekommen. Aber sie schien der sentimentale Typ zu sein, mit ihr würde er also reden.

Nicht, dass er genau gewusst hätte, was dabei herauskommen würde. Wahrscheinlich konnte er sie sie so weit beschämen, dass sie es nicht wieder tat (obwohl-bei Sasukes Tonfall schien eine Wiederholung ohnehin eher im Bereich des Unwahrscheinlichen zu liegen). Auf jeden Fall hatte Ino eine Freundin nötig. Und vielleicht konnte er ihr dazu verhelfen.

Versuchen würde er es auf jeden Fall.
 

Momentan teilte Sakuras Welt sich in ‘Dinge, über die sie nachdenken wollte‘ und ‘Dinge, über die sie lieber nicht nachdenken wollte‘. Leider kamen noch Dinge dazu, über sie sie gar nicht nachdenken wollte, die aber trotzdem in Endlosschleife in ihrem Kopf abliefen.

Genauer gesagt: der Kuss, und Sasukes Bewertung desselben. Ja, sie hätte nicht hingehen sollen. Dürfen. Aber sie hatte es einfach wissen müssen. Ob sie jetzt wieder mit Ino befreundet sein konnte, oder ob da immer noch etwas zwischen ihnen stand. Stehen könnte.

Sie versuchte (Ja! Wirklich!) seine Worte mit seinem Gesichtsausdruck, nachdem er sie zu sich hergezogen hatte, zu verbinden. Vielleicht, nein, ganz bestimmt war es ihre Eitelkeit. Der Stempel „billig“ den er ihr da mitgegeben hatte war nicht gerade schmeichelhaft. Sicher, während ihrer kurzen Berühmtheit war viel Absurdes über sie geschrieben worden. „Mit Drillingen schwangere, drogensüchtige Ehezerstörerin“, in der Art. Aber das hier tat mehr weh. Weil es aus seinem Mund kam. Und er sie besser hätte kennen können.

Trotzdem, er hatte so gequält gewirkt, so wild. Nein, nicht wild. Er war ja schließlich kein Nashorn oder so. Jedenfalls hatte er nicht wie jemand gewirkt, der gerade eine launige Wette gewann. Eher angespannt. Was ja wieder zu der Wett Theorie gepasst hätte und…ach, verdammt.

Darüber sollte sie eigentlich gar nicht nachdenken und damit Punkt. Wie um sich das selbst zu beweisen riss sie die Seite aus ihrem Block, auf der sie die letzten Minuten herum gekritzelt hatte, heraus und knüllte sie zusammen. Genug davon.

Ihre Pause verbrachte sie immer noch allein, aber es war längst nicht mehr so quälend. Vor allem, da Ino und sie sich vorhin Zettel geschrieben hatten. Richtig, als wären sie wieder in der fünften Klasse und hätten sich gerade erst kennen gelernt. Und genauso vorsichtig war auch die Themenwahl: Wie geht’s? Findest du auch, dass Wahrscheinlichkeitsrechnung die überflüssigste Erfindung seit Ganzkörperleopardenprints ist?

Es war ein vorsichtiger Frieden, den sie da geschlossen hatten, aber Sakura war verdammt dankbar dafür. Natürlich ließ sie die Frage, wie das alles hatte passieren können nicht so leicht beantworten. Und es gab eine Menge alter Wunden. Aber trotzdem: zum ersten Mal, seit sie wieder hier war, hatte sie das Gefühl, alles könnte wieder gut werden. Sie würde jedenfalls alles dafür tun, dass es so kam. Sollte Sasuke sie doch für eine billige Zwiebel halten. Idiotisch vor sich hin lächelnd, lies sie ihren Blick schweifen.

Und bemerkte, dass jemand sie ansah. Oder eher starrte. In Shikamarus Blick lag keine Freundlichkeit, er sah sie eher an, wie eine besonders widerspenstige Bakterie, die er gerade unter dem Mikroskop entdeckt hatte. Sofort meldete sich wieder ihr schlechtes Gewissen. Aber-sie hatte nie besonders viel mit ihm zu tun gehabt. „Professor Allwissend“, das war Inos und ihr Spitzname für ihn gewesen.

Wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein. ‘Nicht die ganze Welt dreht sich um dich!‘ schimpfte sie sich in Gedanken aus und wandte den Blick ab. Nur, um nach ein paar Sekunden wieder hinzusehen. Jep, er starrte immer noch. Und diesmal winkte er sie sogar zu sich her und deutete gleichzeitig nach oben.

Verwirrt erhob sie sich. Was konnte er bloß wollen?
 

Kiba warf einen Blick in das halbleere Klassenzimmer. Kam es ihm nur so vor, oder ging Hinata ihm seit gestern aus dem Weg? Normalerweise war sie hier, und sie konnten ein bisschen quatschen, während Naruto mit den anderen Rauchern nach draußen pilgerte. Zigarettenqualm mochte sie nicht, aber das war auch das einzige, was sie an ihm nicht mochte. ‘Aufhören‘ ermahnte er sich, ‘das führt doch zu nichts‘.

Sicher, er hätte sie nicht so anschnauzen dürfen, aber er war ziemlich sicher gewesen, das sie ihm schon wieder verziehen hatte, als sie unterbrochen worden waren. Sie konnte doch nie lange wütend sein.

Choji winkte ihm mit seiner Chipstüte zu, und er erwiderte den Gruß. Eben noch schnell pissen, dann würde er diese Pause halt mit Männergesprächen verbringen.

Er machte sich auf den Weg, wurde aber wenige Meter vor der Klotür überholt. Das Mädchen hielt den Kopf gesenkt, und ging sehr schnell-aber sie hätte er überall erkannt.

„Hinata?“

Sie ging noch ein, zwei Schritte weiter, dann blieb sie stehen und lächelte verlegen.

„Ah, Kiba. Hab dich gar nicht gesehen.“

Zigarettenqualm stieg ihm in die Nase.

Das ungute Gefühl, sie könnte ihm aus dem Weg gehen, verstärkte sich noch. Aber warum? Wegen der Episode gestern bestimmt nicht. Er erinnerte sich, dass sie eifrig mit geraten hatte, als er beim Tabu an der Reihe gewesen war. Konnte sie…es wissen? Aber woher? Er hatte sich niemanden außer Shino anvertraut, und der hatte ihn sicher nicht verraten.

„Tja, na dann…“ fing er an, während sie gleichzeitig „Ich muss dann mal weiter…“ gesagt hatte.

Einen Moment lang sahen sie sich an. Das war eigentlich eine Situation zum Lachen, aber keinem war danach zu mute. Stattdessen riss jeder die zugehörige Tür auf und verschwand dahinter.

Das Schulklo als Rettungsbot-für das sinkende Schiff ihrer Freundschaft.
 

Ratlos ließ Sakura die Tür hinter sich ins Schloss fallen, und sah sich auf dem Dach um. Keine anderen Menschen, nur das übliche bisschen Müll, dass daran erinnerte, das durchaus andere herkamen. Einen Moment lang genoss sie die Herbstsonne, bevor sie sich zu ihrem Begleiter umdrehte.

„Und, wirst du mir jetzt sagen, was wir hier machen?“

Die letzten drei Mal, als sie ihn gefragt hatte, hatte er nur unwirsch den Kopf geschüttelt und „Später“ (oder etwas in der Art) geknurrt. Auch jetzt wirkte er alles andere als begeistert. Die Arme vor der Brust verschränkt, sah er sie missmutig an. Als ob sie ihm dieses Gespräch aufgezwungen hatte, und nicht umgekehrt.

Immer noch keine Reaktion. Sie hätte wirklich nicht so neugierig sein sollen.

„Gut, dann gehe ich halt wieder. Danke, für das interessante Gespräch.“ Erklärte sie schnippisch und wandte sich zum gehen.

„Nein!“.

Allmählich wurde es lustig.

„Also dann?“

Statt zu antworten, begann er auf und abzugehen. Mit einem spöttischen Grinsen begann sie von einem Fuß auf den anderen zu treten, als er sich doch fürs sprechen entschied.

„Menschen sind…nicht mein Thema. Zu viele unberechenbare Variablen. Trotzdem weiß auch ich ein paar Sachen. Zum Beispiel, das es Dinge gibt, die man tut…und Dinge, die man nicht tut.“

Seine Worte wischten das Lächeln aus ihrem Gesicht. Egal, worüber er redete, die Ähnlichkeit zu ihrer eigenen Situation war viel zu groß.

„Und genau das ist der Grund, warum wir hier sind.“

Sie blinzelte verwirrt. Scheinbar hatte sie zwischendurch den Faden verloren. Jetzt hatte er jedenfalls aufgehört, und wartete auf eine Antwort. Sie sagte das erste, von dem sie sicher war, dass es ihn auf Abstand halten würde.

„Du willst mir jetzt aber nicht deine Liebe gestehen, oder?“

„Selbstverständlich nicht.“

Die Abfuhren schien sie diese Woche irgendwie im Dutzend zu bekommen.

Er seufzte, anscheinend frustriert über ihre Begriffsstutzigkeit.

„Scheinbar war meine Erklärung zu abstrakt gehalten. Dann will ich mich mal bemühen, es für dich einfacher zu gestalten. Ino ist nicht mehr deine Freundin, aber sie war es mal. Was ihren Freund zu küssen zu einer der Sachen macht, die man nicht tut.“

Woher…?

„Und es spielt eine Rolle, woher ich das weiß.“ Er atmete tief durch, scheinbar war er es nicht gewohnt, so lange über irgendetwas außerhalb der Welt der Wissenschaft so lange zu reden.

Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Mehrfach öffnete sie den Mund. Sie war wütend, beschämt, ratlos-aber nichts davon wollte ihr über die Lippen kommen.

„Was?“

Diesmal war er es, der sie spöttisch ansah, als wollte er ihr zu ihrer Schlussfolgerung gratulieren.

„Du wirst es ihr sagen müssen.“

„Nein.“ Unwillkürlich ballte Sakura die Hände zu Fäusten. Das konnte sie nicht tun. Das wäre der Beginn der nächsten (und diesmal endgültigen) Eiszeit zwischen Ino und ihr. Sicher, es war nicht ihre Schuld, der Kuss war ja nicht von ihr ausgegangen. Aber eine hässliche Stimme in ihrem inneren erinnerte sie daran, dass die Beendigung des Kusses zwar von ihr ausgegangen war-aber nur sehr zögerlich. Weil es ihre gefallen hatte. Das machte sie zu einer heißen Anwärterin auf den Titel „miesteste Freundin des Jahres.“

Ino würde es jedenfalls nicht verstehen, wie auch. Allein bei dem Gedanken an ihren überrascht-entsetzt-verstörten Blick drehte sich Sakura der Magen um.

Sie wollte wirklich Inos Freundin sein.

„Das…geht nicht. Es ist zu früh.“ Krächzte sie.

„Zu früh für was?“ erkundigte sich plötzlich eine muntere Stimme hinter ihnen. Beide wirbelten herum, während Ino näher kam und ihre Frage wiederholte.

Sakuras Gedanken rasten. Über zu wenig Pech konnte sie sich wirklich nicht beklagen. Shikamaru schien keine Aufklärung leisten zu wollen, er war einen Schritt zurückgetreten, als wollte er mit Inos Eintreffen alle Verantwortung von sich weisen.

„Das ist…äh, ein Geheimnis?“

Ino schüttelte den Kopf, ihr Pferdeschwanz flog hin und her.

„Darauf falle ich nicht rein. Ich meine, was für Geheimnisse könnte ihr beiden schon miteinander haben? Ehrlich, da erwische ich euch bei solch vielversprechenden Andeutungen, und dann…“

Sakura senkte den Blick und kniff die Augen zusammen. Ino würde nicht locker lassen, so viel stand fest. Die Pause ging noch Mindestends zehn Minuten, daher war also auch keine Hilfe zu erwarten. Der Erdboden würde sich auch nicht auftun.

Es gab also nur eins zu tun.

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Uninteressantes Autorengeplapper: Dieses arme Kapitel war das am häufigsten umgetaufte bis jetzt- und da ich ein schlechter Mensch bin, hat mir auch die Stelle, wo Sasuke Sakura abkanzelt am meisten Spaß gemacht.

Ein paar Teile des Kapitels sollten eigentlich ins nächste, aber bei abtippen hab ich festgestellt, dass es nur so Sinn macht (?). Hoffe, ihr seht das auch so.
 

Danke fürs lesen, und besonderen Dank fürs kommentieren. Ich find das immer schwierig, sowas zu sagen, ohne das es billig klingt aber: danke, ihr motiviert mich.

Bis zum nächsten Mal (diesmal hoffentlich schneller)!

Wishful thinking

Jetzt auch in der neuen und gebetaten Version (bis auf den letzten Absatz).

Riesengroßer Dank geht an GOTTHEIT!

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„Es ist, also…“

Sie stockte. Musste sie das wirklich tun? Sie wollte es nicht. Und es war auch gar nicht nötig, wenn-ja, wenn sie mit dem Denken aufhörte. Mit dem Mut der Verzweiflung packte sie Shikamarus Arm und zerrte ihn zu sich hin.

„Wir sind zusammen!“
 

Shikamaru blinzelte. Zwei Mal. Aber es war zwecklos. Weder Sakuras Hand noch Ino hatten den Anstand zu verschwinden. Während die allgemeine Verwirrung andauerte, begann er die Situation zu analysieren. Er hatte offensichtlich alles falsch gemacht, was nur möglich gewesen war. Der Ort war der falsche gewesen, den Dingen ihren Lauf zu lassen erst recht, und auf Sakura zu setzen, war geradezu idiotisch gewesen. Eine berechnende Intrigantin, aber die Erkenntnis kam zu spät.

„Wirklich?“ Ino glaubte ihr nicht. Er wusste, er sollte sich dadurch nicht geschmeichelt fühlen (unter Garantie dachte sie an Sakura, nicht an ihn) aber ein irrationaler Teil von ihm war froh, dass sie ihn doch gut genug kannte, um das nicht zu glauben. Trotz Sasuke Uchiha.

Jetzt musste er sich nur noch aus dem Klammergriff der Schlange befreien, und Ino die Wahrheit sagen: das es sich nur um eine billige Ausrede handelte, und das sie ohne diese Art Freundin ganz sicher besser dran war.

Aber dann passierte etwas, was seinen Entschluss ins Wanken brachte: Ino sah ihn an. Und in ihren Augen sah er eine Menge Dinge, die er gar nicht sehen wollte. Ihr Blick war fragend, prüfend, ja, aber noch etwas anderes: hoffnungsvoll.

Natürlich. Wenn er nur etwas mehr der grobe Klotz gewesen wäre, als den sie ihn so gerne bezeichnete, hätte er keine Ahnung gehabt. Und noch nie hatte er das so sehe bereut, wie in diesem Moment. Aber wenn es um sie ging, war meistens alles anders. Darum wusste er auch, was sie umtrieb.

Und dieses Wissen brachte ihn dazu, den Blick abzuwenden. Es war geradezu absurd einfach: Wenn Sakuras dumme Geschichte stimmte, dann konnte Ino und sie wieder Freundinnen sein. Denn dann brauchte sie nicht länger zu fürchten, dass die andere versuchen könnte, ihr Sasuke wegzunehmen.

Eine idiotische Geschichte.

Und jetzt? Sakuras flehender Blick war ihm egal. Ino wollte er nicht belügen, aber er wollte sie auch nicht unglücklich machen. Jedenfalls nicht früher als nötig.

Außerdem gab es noch einen Punkt, indem er sich geirrt hatte: sie würde Sasuke nicht so leicht aufgeben, das wusste er jetzt.

Es blieb ihm eigentlich nur eins zu tun. Er unterdrückte ein Seufzen und setzte stattdessen ein Grinsen auf (das ihm aber mehr schlecht als recht gelang) und sagte.

„Natürlich stimmt es.“
 

Kiba nahm einen Schluck von seiner lauwarmen Cola und verzog angewidert das Gesicht. Widerlich. Aber im Moment musste wohl alles beschissen schmecken, das erforderte allein schon die Situation.

Da war er also, ein Junggeselle in den besten Jahren, zwar mit gebrochenem Herzen, dafür aber mit ungebrochen gutem Aussehen- nein, fantastischem-Aussehen. Am besten würde er sich also einen Flug in den Süden buchen, um sich fort mit einer ganze Horde (selbstverständlich blonder) williger Bikini-Girls den Frust wegzuvögeln – und dort würde er selbstverständlich keinen Gedanken an eine bestimmte Schwarzhaarige verschwenden.

Klang nach einem Plan.

Manchmal ging er sich selbst so unfassbar auf die Nerven.

Wem wollte er schon etwas vormachen? Es ging ihm mies, er hatte nicht gespielt und trotzdem verloren. Und um es noch unerträglicher zu machen – er hatte doch immer gewusst, wie das ausgehen würde. Wenn sie mitbekam, wie er über sie dachte, fühlte. Aber dafür war es jetzt zu spät. Sie hatte es mitbekommen, und es half ihm auch keinen Meter weiter, dass er wusste, wem er dieses “Outing“ zu verdanken hatte.

Jetzt hockte er also hier, auf einer Bank, mit einer Dose Cola in der Hand und wünschte sich eine Menge Dinge, vor allem aber etwas hochprozentiges, um sie Situation besser ertragen zu können. Das konnte er aber nicht haben – jedenfalls nicht, ohne sich noch mehr wie ein absoluter Verlierer zu fühlen, als ohnehin schon.

„Hallo, Romeo.“

Langsam hob er den Kopf. Was war er doch für ein Glückspilz! Es war immerhin nur die Nummer drei auf einer Liste von Personen, die er nicht sehen wollte. Nicht sie, nicht Naruto, sondern derjenige, dem er den großen Knall zu verdanken hatte: Neji. Als er den lesen Spott in seiner Stimme hörte, ballte er seine Hände unwillkürlich zu Fäusten, rang sich aber mühsam ein Grinsen ab.

„Hallo, Neji.“

Er atmete tief durch, bemühte sich, seinen üblichen, scherzhaften Tonfall wiederzufinden.

„Nur aus Neugier: hab ich dir was getan, oder war dir bloß mal wieder…langweilig?“

Neji verzog keine Miene.

„Ziemlich ungerecht von dir. Immerhin bist du doch mein…Freund. Und Hinata ist meine Cousine.“ Er machte eine wirkungsvolle Pause „Ich wollte doch nur helfen.“

Etwas in Kiba knallte durch. Er sprang auf und packte ihn am Kragen.

„Vielen Dank für gar nichts, Arschloch!“

Eine leise Stimme der Vernunft versuchte ihn daran zu erinnern, dass Nejis Schuld war, dass Hinata nichts von ihm wissen wollte, und dass er das Endergebnis nur vorgezogen hatte. Aber das wollte er nicht hören. Das hier war viel einfacher.

Neji sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Für einen Amateur ganz in Ordnung. Aber du solltest nicht ganz so dick auftragen.“

Kiba holte aus.
 

Ino hockte mit übereinander geschlagenen Beinen auf ihrem Bett, eingekuschelt in ihre alte (und vom vielen Waschen schon ziemlich fadenscheinige) Hello-Kitty Kaputzenjacke. Normalerweise holte sie die nur aus ihrem Versteck, wenn sie dringend Trost brauchte, aber heute hatte sie mal eine Ausnahme gemacht. Heute war einfach alles perfekt. Alle ihre Probleme hatten sich von selbst gelöst, es blieb also nur noch eine Erkenntnis: das Leben war schön.

Fast zu gut um wahr zu sein.

In etwas mehr als einer Stunde würde Sasuke hier sein, und sie würden zusammen runter ins Dorf fahren. Nicht die ganz große Bühne, aber immerhin garantierte sie etwas Zeit zu zweit verbringen können. Sie hatte ihm eine ganze Menge zu erzählen. Und außerdem…

„Und was soll ich jetzt machen?“

Ah, verdammt! Hinata hatte ihr die letzten Minuten von ihren eigenen Problemen erzählt, und sie hatte ihr mit weniger als einem halben Ohr zugehört. Sie runzelte die Stirn. Vielleicht lag es daran, dass sie selbst so zufrieden war, oder daran, dass ihr das Problem an sich so fremd war (einen heimlichen Verehrer hatte und brauchte sie auch nicht) – auf jeden Fall hatte sie keine Ahnung, was sie raten sollte.

„Was…hast du denn bis jetzt getan?“ erkundigte sie sich vorsichtig, um ihren Mangel an Fachwissen zu verbergen.

„Nichts! Ich wusste halt auch nicht, was.“

Bemüht, ihr früheres Versäumnis wieder gut zu machen, beugte sich Ino vor.

„Wie wäre es mit einer Plus und Minusliste? Um dir bei der Entscheidung zu helfen?“

Das Kissen verfehlte ihren Kopf nur knapp.

„Mach dich nicht lustig über mich! So eine Hilfe brauche ich nicht, für mich gab es immer nur einen!“

Wie es für Hinata immer nur einen gegeben hatte. Noch eine Parallele zwischen ihnen. Und ein Grund, warum sie sich so gut verstanden: sie wussten, wie es war jetzt schon die große Liebe gefunden zu haben. Egal, was die anderen dazu sagten.

„Hilfe brauche ich eigentlich nur, weil ich…eben nicht weiß, wie ich Kiba sagen soll, dass ich ihn mag – aber halt nicht so…“

Hinata sah inzwischen fast so rot aus, wie die Bettdecke, an der sie die ganze Zeit schon herumspielte. Das Thema lag ihr nun so gar nicht. „Aber wie?“

Ino lächelte nachsichtig. Bemerkungen a la „Zweigleisig fahren hat auch seine Vorteile“ verbiss sie sich lieber, sie hatte keine Zweifel daran, dass ihre Freundin diesmal ein härteres Wurfgeschoss wählen würde.

Sie lächelte nachsichtig.

„Liebe ist wie ein Schnupfen. Wenn man sich nicht drum kümmert, verschwindet er schon von allein. Sag ihm das, das muss er einfach verstehen!“

„Du meinst, ich soll ihm sagen, dass er krank ist?“ Hinata lächelte gequält „Ich weiß nicht, ob ihm das nicht noch mehr wehtut…und das will ich ja auch nicht. Er soll ja bloß... verstehen.“

Ino unterdrückte heldenhaft ein abfälliges Schnauben. ‘Verstehen‘ sollte der arme Idiot also auch noch.

„Das ist doch der Klassiker! Dann sag ihm halt das, das muss er doch verstehen!“

Hinata sah sie erschrocken an.

„Das kann ich aber nicht!“

Tief in ihrem Inneren war Hinata einfach nur verdammt schüchtern, egal, was sie den Leuten vorzumachen versuchte, da war Ino sich sicher.

„Dann…schreib es ihm doch!“

Ein zaghaftes Lächeln war die Antwort.

„Aber du musst mir dabei helfen, ja?“
 

Sakura presste ihre Stirn gegen das Fenster. Vom dritten Stock aus konnte sie problemlos ihre Mitschüler weiter unten erkennen. Und dazu gehörten auch ihre fast-wieder Freundin Ino und Sasuke. Deren Freund, wie sie sich sicherheitshalber noch einmal in Erinnerung rief. Was der für sie war, wollte sie lieber gar nicht wissen, auch wenn ihr Herz bei seinem Anblick (selbst aus dieser sicheren Distanz) ängstlich zu flattern begann.

Sie traten nebeneinander aus dem Hauptgebäude heraus. Er hatte die Hände in den Hosentaschen, und an der Art, wie Ino den Kopf neigte, konnte sie erkennen, dass die beiden sich eine Menge zu erzählen hatten. Nach ein paar Metern hatte er sie überholt. Ino blieb stehen, und rief ihn zurück. Einen Moment lang blieben sie so stehen, dann nahm er ihre ausgestreckte Hand und zog sie mit sich.

Sie sahen so glücklich aus.

Und das alles ging sie gar nichts an. Dafür hatte sie ein Rendezvous mit ihrem fensterlosen Kabuff.

„Möchtest du mich nicht rein bitten?“

Natürlich. Sie hatte doch gewusst, dass da noch Ärger auf sie wartete. Eigentlich war sie bis jetzt eh zu glimpflich davongekommen. Es kam ihr immer noch wie ein Wunder vor, dass Shikamaru sie nicht verraten hatte. Vor allem, da schon seine wenigen Worte ihr klar gemacht hatten, dass er nichts für sie übrig hatte (und selbst das war noch geschmeichelt).

Auf jeden Fall schien er nicht abwarten zu wollen, bis sie sich zu einer Antwort entschlossen hatte. Er schob sich an ihr vorbei und öffnete ihre Zimmertür.

„Hey!“ protestierte sie schwach „Das ist der Mädchentrackt, was machst du überhaupt hier?“

Schwerer Fehler. Dass er sie nicht auslachte, war auch schon alles.

„Selbstverständlich habe ich mich rein geschlichen. So irrsinnig verliebt, wie wir zwei sind, müssten die Lehrer eigentlich Sonderschichten schieben, um zu verhindern, dass es zum…Äußersten kommt.“

Unter anderen Umständen hätte sie vielleicht überlegt, was er mit diesem Ausdruck meinte. Dass er sie erwürgen wollte? Oder doch das, wonach es klang?

Wie auch immer, das war jetzt ihr geringstes Problem.

„Nimm dich einfach nicht so wichtig. Ob ich hier bin, oder in China ein Sack Reis umfällt – das öffentliche Interesse dürfte etwa gleich groß sein.“

Okay, sie war ihm dankbar, aber musste er denn gleich so übertrieben? Was wollte er überhaupt hier? Ihr eine Kostprobe seiner Klugheit geben?

Sie folgte ihm und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

„Lass mich raten: du willst dich von mir trennen?“

„Ja! Nein.“

Er sah sich nach einer Sitzgelegenheit um, fand ihren einzigen Stuhl und warf dem dort liegenden Stapel aus Büchern und Zeitschriften einen missmutigen Blick zu. Schließlich lehnte er sich gegen die Wand. Sakura überlegte, ob sie verpflichtet war, ihm Platz zu schaffen, entschied sich dann aber dagegen. Was sie ihm sagen musste, fiel ihr ohnehin schon schwer genug. Er hätte es ihr sehr viel leichter machen können, wenn er nur nicht so ein Kotzbrocken gewesen wäre.

„Ich muss mich noch bei dir bedanken. Weil du mich nicht verraten hast.“

Er winkte ab.

„Spar dir das. Ich hab‘s nicht für dich getan.“

Und schon löste sich ein Großteil ihrer guten sei-nett-und-höflich Vorsätze in Luft auf.

„Lassen wir das. Warum willst du dich jetzt doch nicht trennen?“

Er kratzte sich am Kopf, das Ganze war ihm offensichtlich unangenehm. Immerhin etwas. Aber nicht mal das hatte er exklusiv. Schließlich griff er in seine Hemdtasche und reichte ihr einen zerknitterten Zettel. Sie überflog ihn flüchtig. Sehr geehrter Herr Direktor…und so weiter..beantrage ich…Wochenende vom 21-23…Ausflug…keine Haftung…Unterschrift der Eltern.

„Ich verstehe nicht?“

„Scheint mir ein Dauerzustand zu sein.“ Ätzte er, ließ sich dann aber doch so einer Erklärung herab. „Sie machen einen Ausflug, schon ewig geplant.“

Sakura hatte keine Ahnung, wer mit ‘sie‘ gemeint war, aber aus seinem Tonfall schloss sie, dass es sich um eine größerer Gruppe handelte, zu der er nicht dazu gehörte- und zu der er auch nicht gehören wollte.

„Und du bist eingeladen? Herzlichen Glückwunsch.“

„Nein. Wir sind eingeladen. Weil wir ein Paar sind.“

Und es wurde immer wirrer.

„Du meinst…“

„Ino meint. Da sind noch zwei Plätze freigeworden, irgendein Paar hat sich getrennt. Jedenfalls hat sie mir das hier gegeben.“

Und jetzt, endlich, fiel auch bei Sakura der Groschen. In dem Moment, wo er Inos Namen aussprach, und dabei fast so etwas, wie ein freundliches Gesicht machte. Das war ja schön, und sie wünschte ihm auch viel Glück – auch wenn er da auf verlorenem Posten kämpfte. Ino hatte Sasuke, was sollte sie also mit ihm? Was natürlich zum nächsten Punkt führte: Sasuke. Allein bei dem Gedanken, ihm wieder unter die Augen treten zu müssen, verwandelte sich ihr Magen in einen kalten Klumpen. Dem würde sie nicht entgehen können (Schule war eine grausame Sache) aber ganz sicher konnte sie verhindern, dass sie auf einen Ausflug ging, wo er garantiert mit von der Partie sein würde.

„Schön für dich, dann fahr halt mit.“ Erklärte sie ungnädig.

„Das geht nicht. Jedenfalls nicht allein.“

Zornig funkelte Sakura ihn an.

„Damit keine Missverständnisse aufkommen: ich werde ganz sicher nicht mitkommen.“

Seine Reaktion bestand aus einem Heben der Augenbraue. Noch eine nervige Angewohnheit von ihm.

„Müssen wir dieses Gespräch wirklich führen?“

„Ich bestehe darauf.“

„Gut, dann im Schnelldurchlauf: Es ist mir egal, was du willst. Wie du bereits so scharfsinnig festgestellt hast: du schuldest mir noch was. Und das hier ist deine Chance, zurückzuzahlen.“

Sakura warf ihm einen Blick zu, der einen feinfühligeren Menschen zu einem Haufen Asche verbrannt hätte. Einen weniger feinfühligen hätte er wenigstens in die Flucht geschlagen.

Egal, wie er es verkleidete, egal, welche Worte er wählte- es lief doch auf einen ziemlich hässlichen Tatbestand heraus: Erpressung. Auch ohne den berühmten wenn-du-das-nicht-tust-dann… Teil. Außerdem konnte sie sich den mehr als gut vorstellen.

Sie hätte gar nicht erst herkommen dürfen. Das stellte sie nicht zum ersten Mal fest, aber noch nie war es ihr so klar gewesen wie jetzt. Sie taumelte von einem Schlamassel in den nächsten. Vielleicht, weil sie vergessen hatte, nach welchen Regeln das leben hier ablief. Oder weil sich die Regeln während ihrer Abwesenheit klammheimlich geändert hatten.

Oder (und danach sah es aus): weil ausnahmslos jeder beschlossen hatte, das diese Regeln für ihn nicht mehr galten.

Schön, aber mussten sie das alle an ihr ausleben?

„Dann ist ja alles klar.“

Wenn sie Glück hatte, dann löste sich genau jetzt ein zwei Tonnen schweres Stück aus der Decke und erschlug ihn einfach. Aber sie hatte kein Glück. Stattdessen stand er auf und ging zur Tür.

„Denk dran, ihn rechtzeitig auszufüllen.“

Oh ja, unbedingt.

„Nur der Vollständigkeit halber: sollte auffallen, dass wir nicht miteinander rummachen werde ich jedem – und zwar wirklich jedem – erzählen, dass du ein Gelübde abgelegt hast, dass dir jeden vorehelichen Kontakt verbietet.“

Er drehte sich nicht um.

„Na und?“
 

Entschlossen marschierte Hinata die Treppe hoch. Sie wollte das hier schnell hinter sich bringen. Ihren Brief hielt sie wie einen Schutzschild vor sich. Ino hatte ihr zwar geraten, Kiba doch einfach eine SMS zu schicken, aber das wollte sie nicht. Man machte einfach nicht per SMS Schluss-und so etwas Ähnliches war das hier ja auch.

Vorsichtig sah sie sich um. Niemand war zu sehen. Und jetzt? Das Schlimme war, dass sie genau wusste, was sie tun sollte: klopfen. Aber das wollte sie nicht. Kiba könnte ja da sein.

Verlegen biss sie sich auf die Lippe. Natürlich, das war ihm gegenüber nicht fair. Er war praktisch immer für sie dagewesen und sie wollte ja auch nicht…gemein sein. Aber sie konnte ihm auch nicht verzeihen, jedenfalls nicht in diesem Moment. Sie kam sich einfach verraten vor. Wenn sie ihm von ihrer Angst erzählt hatte, dass Naruto sie verlassen könnte, weil sie einfach zu langweilig war – wenn er sie aufgebaut hatte – hatte er sich da jedes Mal gewünscht, dass ihre Beziehung wirklich in die Brüche ging?

Sie schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, sich darüber verrückt zu machen. Sie würde ihm den Brief einfach vor die Tür legen. Entweder er oder Choji würden ihn finden. Bestimmt würde er sie dann verstehen. Und vielleicht könnten sie irgendwann wieder Freunde sein. Wenn er über seinen „Schnupfen“ hinweg war.

Sie beugte sich vor, um den Brief halb unter der Tür durchzuschieben – das Letzte, was sie wollte war, dass er durchs Treppenhaus flog und der erste Beste ihn ans schwarze Brett hängte. Und genau in dem Moment wurde dir Tür geöffnet. Hinata erstarrte mitten in der Bewegung. Das erste, was ihr durch den Kopf ging, war ein Fluch. Das zweite war die Feststellung, dass er jetzt zu allem Überfluss noch einen perfekten Ausblick auf ihren Hintern gehabt hatte.

Das Murphysche Gesetz: Was schief gehen kann, geht auch schief.

Hastig fuhr sie hoch.

„Kiba!“

Er war überrascht, sie zu sehen, aber keineswegs begeistert. Flüchtig registrierte sie, dass er ein Pflaster an der Augenbraue hatte.

„Was verschafft mir die Ehre?“

Unter anderen Umständen wäre das zum Lachen gewesen Kiba, der versuchte wie jemand ganz anderes zu klingen. Aber es war nicht zum Lachen. Sie spielten nicht Charade, und der gesuchte Beruf war auch nicht Anwalt oder Türsteher. Sondern ex-bester Freund.

„Ich wollte dir das hier geben.“

Sie streckte die Hand aus.

„Nicht nötig. Ich denke, es ist alles gesagt.“

Das war eine Seite von ihm, die sie nicht kannte. Eigentlich konnte sie sich nicht erinnern, ihn jemals ohne ein Grinsen gesehen zu haben.

„Es ist gar nichts gesagt! Da, damit du mich verstehen kannst!“

Mit einer spöttischen Verbeugung nahm er ihren Brief entgegen.

„Ich verstehe dich vollkommen. Und wenn ich das schon vorher getan hätte, dann hätten wir uns beide eine Menge Ärger erspart.“

Und mit diesen Worten zerriss er ihre Erklärung in der Luft.

Wortwörtlich.
 

„Und darum hab ich die beiden auch gefragt, ob sie nicht mitkommen wollen.“

Sasuke erstarrte. Das war jetzt nicht ihr Ernst, oder? Aber ein Blick in Inos strahlende Augen verriet ihm, dass sie es genauso meinte, wie sie gesagt hatte.

Er schüttelte den Kopf. Sakura und Shikamaru dürften das seltsamste Paar seit Kermit und Miss Piggy sein. Und genau deshalb glaubte er auch keinen Moment, dass die beiden wirklich zusammen waren.

Nicht, nach allem, was er über die beiden wusste. Das Dumme war nur, dass er dieses Wissen kaum mit seiner Freundin teilen konnte. Weder der ‘weil ich sie geküsst habe‘ noch der ‘weil er scharf auf dich ist‘ Teil würden bei ihr auf allzu viel Verständnis stoßen.

Wie waren die beiden überhaupt auf diese hirnrissige Idee gekommen? Wahrscheinlich hatten die beiden zu viele schlechte Filme gesehen, und setzten darauf, dass Ino und er eifersüchtig würden.

Träumt weiter.

Aber wie auch immer: ihm blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum blöden Spiel zu machen. Ihm blieb aber auch nicht erspart.

Sasuke rang sich ein Grinsen ab und schnappte sie eine von Inos Mini-Frühlingsrollen.

„Lass uns über was anderes reden, ja? So interessant sind die beiden ja nun wirklich nicht.“

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Danke fürs lesen.

Come on, sweet catastrophe

Sakura feierte ihren vierzehnten Geburtstag. Es war kurz vor Mitternacht, aber das Geburtstagskind war verschwunden. Allzu gut hatte sie sich allerdings nicht versteckt.

„Hier treibst du dich also rum.“

Sie drehte sich zu ihm um und lächelte.

„Erwischt.“

Er lächelte nicht.

„Du gehst also wirklich?“

Sakura nickte.

„Aber das muss nichts heißen. Es ist ja bloß ein Vorsingen. Vielleicht bin ich also Übermorgen schon wieder hier.“ Ihr Lachen klang unecht und sie schlang fröstelnd die Arme um sich. Nicht, dass das etwas genutzt hätte. Dafür war ihre Hose viel zu kurz und ihr Top zu ärmellos.

„Das wirst du nicht. Jeder, der dich einmal singen hören hat, weiß das.“

Sasuke zog seine Jeansjacke aus und warf sie ihr zu. Sie fing sie auf, schien aber zu überlegen, ob sie sie auch anziehen sollte. Ihr Gesichtsausdruck war dabei schwer einzuordnen. Glücklich und traurig zu gleich. Schließlich zog sie die Jacke an.

Danach schwiegen sie sich erst einmal an. Fetzen der Party Musik wehten zu ihnen herüber. „We are young and beautiful“. Der Countdown würde jeden Moment losgehen.

“Hör zu. Ich sage das nur einmal.“ Er atmete schwer, es fiel ihm nicht leicht, so zu sprechen. „Geh nicht weg.“

Sie wich seinem Blick aus und verkrampfte die Hände ineinander.

„Das geht nicht. Ich muss das tun.“

„Deine Entscheidung.“ Er wandte sich zum gehen.

„Warte!“ Sie sprang auf und lief ihm nach. Stellte sich ihm sogar in den Weg.

„Aber das ändert doch nichts.“ Sakura biss sich auf die Lippe „Ich bin schon so ewig lange in dich verliebt… Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das aufhört, nur, weil wir auf einmal an verschiedenen Orten sind.“

Und dann stellte sie sich auf die Zehnspitzen, um ihm einen Kuss geben zu können.

Nach viel zu kurzer Zeit wurden sie allerdings unterbrochen. „Geburtstagskind? Hey, wo bist du?“, „Du entkommst uns nicht!“, „Anstoßen, jetzt gleich!“ Die Stimmen kamen immer näher.

Sakura lächelte ihn keck an.

„Und jetzt muss ich gehen. Du hörst es ja: Ich werde schon erwartet.“

Dann war sie verschwunden und ließ ihn zurück.

Die Jacke bekam er ein Dreivierteljahr später mit der Post zugeschickt.
 

Ihre Lippen schmeckten immer noch genauso wie früher.

„Sasuke? Hey!“ Ino wedelte mit der Aufbauanleitung für das Zelt herum „Schenk mir doch mal deine Aufmerksamkeit, ja? Und das Ding da vor deinen Füßen am besten mit dazu, das fehlt mir hier nämlich noch zu meinem Glück!“

Er war wirklich ein Idiot, überhaupt noch an diesen alten Kram zu denken. Überhaupt hatte er das schon eine Ewigkeit nicht mehr getan, aber kaum, dass sie ihm auf den Füßen stand, waren auch die Erinnerungen wieder da. Aber sie hatte ihn damals nicht gewollt, und er würde sich ihretwegen sicher kein zweites Mal zum Narren machen. Die Zeit ließ sich nicht zurückdrehen, und das war auch gut so.

Außerdem hatten sie ja beide guten Ersatz gefunden.
 

Ino war unruhig. Es war, als ob ein Gewitter in der Luft läge. Als ob es nicht die Frage wäre, ob, sondern nur wann es knallte. Dabei gab es keinen Grund, sich so etwas einzubilden. Die Zugfahrt war in schönster Harmonie verlaufen, wenn man einmal von Shikamarus ewiger Miesmacherei absehen wollte. Eine Freundin zu haben, hatte seine Laune jedenfalls nicht wirklich verbessert.

Sasuke war schon wieder so abgelenkt. Das war nichts Besonderes und eigentlich hatte sie sich schon längst daran gewöhnt haben müssen. Normalerweise erinnerte sie sich in solchen Momenten daran, dass etwas von seiner Aufmerksamkeit zu besitzen schon eine Menge war. Und das ihr das reichen musste. Aber heute nicht. Heute hatte sie Angst, dass es jemanden gab, dem dieser andere Teil gehörte. Dass er Sakura gehörte.

Sie sah zu ihr und Shikamaru herüber, die gerade dabei waren, sich mit ihrem Zelt (Modell: Barbie beim Militär) abbalgten. Wie ein Paar wirkten sie dabei nicht gerade. Shikamaru kommandierte mit der Anleitung in der Hand und Sakura warf ihm die jeweiligen Teile zu. Meistens machte er sich nicht die Mühe, sie zu fangen, und sie landeten vor seinen Füßen im Gras. Nein, verliebt wirkten die beiden nicht gerade. Aber wenn man nach der Arbeitsteilung beim Zeltaufbau ging, dachte sie mit einem Anflug von Bitterkeit, wirkten Sasuke und sie auch nicht wie ein glückliches Paar. Oder wie überhaupt eins.

Aber es war ja nicht nur das. Jeder, der die beiden nur ein bisschen kannte, musste davon ausgehen, dass sie sich nicht einmal besonders gut leiden konnten. Und sie hatte Sakura einmal besonders gut gekannt. Sicher, Shikamaru war nicht gerade der Typ Don Juan, aber etwas mehr als das wäre schon drin gewesen.

Und wenn es nur Theater war? Jetzt drehte sie komplett durch… oder? Oder, oder, oder – das war das Problem. Sie war einfach verunsichert, und genau deshalb stellte sie alles in Frage. Wenn die beiden ihnen nur etwas vormachten, dann waren sich jedenfalls heiße Anwärter auf die „goldene Himbeere“ für das schlechteste Fake-Liebespaar. Ehrlich, so schlecht konnte doch niemand sein. Dieser Gedanke hatte etwas tröstliches, und gab ihr wieder etwas Auftrieb.

So sehr, dass sie Sasuke die Anleitung in die Hand drückte.

„Den Rest schaffst du auch alleine, nicht wahr?“

Sie hatte etwas zu erledigen.
 

Hinata war wütend. Natürlich ließ sie sich das nicht anmerken, es hätte nicht zu der Person gepasst, die sie sein wollte. So, wie die Mädchen aus den amerikanischen Filmen, hübsch, perfekt und selbstbewusst.

Dazu passte es nur leider ziemlich schlecht, dass die Erkenntnis, dass ihr bester Freund sich in sie verliebt hatte, sie so aus der Bahn warf. Und so saß sie jetzt hier, auf dem kleinen Campingplatz, den sie selbst ausgesucht hatte, auf einem Ausflug, auf den sie sich eine kleine Ewigkeit gefreut hatte und war wütend. Und zwar so ziemlich auf die ganze Welt. Auf Naruto: Warum hatte er es ihr sagen müssen? Auf Neji: warum hatte er dieses Gerücht überhaupt in die Welt gesetzt? Auf Kiba, natürlich: Warum musste das Gerücht auch noch stimmen? Warum musste er sich aufführen, als ob sie diejenige wäre, die sich mies verhielt? Er machte es sich ja leicht; die gekränkte Unschuld war im Internat geblieben. Nur deshalb war jetzt Sakura hier. Sakura, überhaupt: Wenn Kiba so unsterblich in sie verliebt war, warum hatte er Sakura dann überhaupt geküsst? Und warum hatte Ino sie überhaupt eingeladen? Wenigstens eine Frage, auf die sie die Antwort kannte: weil Ino, tief in ihrem Inneren, unheilbar harmoniesüchtig war. Und weil sie sich unbedingt selbst beweisen wollte, dass sie keine Angst hatte.

Hinata hatte Ino wirklich gern – auch in ihrer momentanen, miesen Grundstimmung – aber sie war sicher, dass ihre Freundin sich da etwas vormachte. Sakura wollte Sasuke für sich, und deshalb war der Kampf auch schon wieder mitten im Gang. Also noch jemand, auf den sie wütend sein konnte: Sakura, weil sie Inos Gutgläubigkeit ausnutzte.

„So. Fertig!“

Naruto wies auf das reichlich wackelige Zelt und einen Moment lang lichteten sich die finsteren Zorneswolken. Er war einfach… perfekt. So strahlend, mit ihm an ihrer Seite musste sie keine Angst vor der Welt haben. Und selbst wenn er einmal schlecht gelaunt war, sah er nie so schwarz, wie sie es manchmal tat.

„Mein Held!“ Sie lächelte automatisch und gab ihm einen Kuss. Er hob sie hoch, und drehte sich mit ihr im Kreis. Hinata musste lachen. Aber die Wolken waren viel zu schnell wieder da. Nicht, weil sie bei diesem Tanz das frisch aufgebaute Zelt wieder zum Einsturz gebracht hatten (das ließ sich verschmerzen), sondern weil Ino zu ihnen herübergekommen war. Mit Sakura im Schlepptau. Beide gingen, wie schon in den letzten Tagen, fast komisch höflich miteinander um. Während Ino sprach, hielt sie sich jedenfalls im Hintergrund.

Ino grinste frech.

„Tut mir furchtbar leid, Naruto, aber ich kann nicht zulassen, dass ihr euch weiter wie ein altes Ehepaar aufführt!“ Und an Hinata gewandt, fügte sie hinzu: „Den Rest können die Männer auch alleine machen!“

Diese aufgekratzte Fröhlichkeit beunruhigte Hinata. Es war nicht so, dass sie Ino verdächtigte, ihnen etwas vorzumachen, sie verdächtigte sie nur, sich selbst etwas vorzumachen.

„Und wir gehen inzwischen Bot fahren!“

Ino sagte das, als würde sie einen Lottogewinn verkünden, auch wenn Hinata das dumpfe Gefühl hatte, dass es in eine ganz andere Richtung ging und zwar in Richtung Katastrophe.

Und das war eindeutig Sakuras Schuld.
 

Sakura kämpfte ihren Fluchtinstinkt nieder und folgte Ino und Hinata, die sich bei einander eingehakt hatten. Danke, es war nicht nötig, ihr so deutlich zu sagen, dass sie ihren Platz in der Einhak-Rangordnung verloren hatte. Und dass sie froh sein musste, mit diesen coolen und beliebten Leuten (Shikamaru mal ausgenommen) campen gehen zu dürfen. Aber sie war nicht dankbar. Sie wollte einfach nur weg.

Vor der CherryBlossom Sache hatte sie campen unbequem aber lustig gefunden, während der CherryBlossom Sache, als ihr alles zu viel geworden war, hatte sie von so einem Ausflug geträumt und jetzt, wo sie ihn hatte, fand sie ihn einfach nur schrecklich. Ja, sie war undankbar, aber sich daran zu erinnern, machte es leider nicht viel besser. Sie fühlte sich einfach zu sehr wie eine Lügnerin, um etwas genießen zu können. Gut, sie war eine Lügnerin, daran mochte es liegen. Aber sie hatte das hier nicht gewollt, es war einfach nur passiert.

Wann hatte sie sich noch mal in ein Klischee verwandelt? Die Ausrede war jedenfalls grandios, und wurde garantiert nur in jeder zweiten Folge sämtlicher Soaps bemüht.

Sie drehte sich noch einmal um, um zu sehen, ob Shikamaru ihr Zelt mit der Aufschrift „Sleeping Beauty“ inzwischen in einem Wutanfall im See versenkt hatte. Hatte er nicht, aber es tat gut zu sehen, dass Mister Ich-weiß-alles auch so seine Probleme mit dem Designerteil hatte. Noch ein Überbleibsel. Sie hatte es sich damals gekauft um für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie sich doch einmal traute auszubrechen, gerüstet zu sein. Natürlich hatte sie es nie gebraucht. Ein leises Triumphgefühl machte sich in ihr breit.

Aber dann begegnete sie Sasukes Blick und das Gefühl verschwand. Sie musste und sie wollte wegsehen, aber sie konnte nicht. Er hielt ihren Blick einfach fest. Seiner war prüfend, als könnte er etwas nicht verstehen. Und dann schüttelte er ganz langsam den Kopf und wandte sich ab.

Erleichtert floh Sakura. Ihr Herz raste. Egal, was er gesagt hatte, egal wie widerlich er gewesen war, sie wusste plötzlich, dass er gelogen hatte. Dass es seine Absicht gewesen war, sie so vor den Kopf zu stoßen, dass sie es nicht wagen würde, ihm wieder in die Nähe zu kommen. Und sie wusste, dass er nachdachte, über sie.

Die Frage war nur, ob sie seine Gedanken kennen wollte. Und schon wieder machte sie sich etwas vor. Natürlich wollte sie wissen, was er dachte. An wen er dachte. Es fiel ihr bloß verdammt schwer, sich das einzugestehen.

Sie war nicht wegen ihm hergekommen, wirklich nicht. Es war die Hoffnung gewesen, wieder ein Zuhause zu haben.

Aber langsam hatte sie das Gefühl, dass sich so gut wie nichts geändert hatte. Das sie immer noch alle vierzehn waren, genauso jung und dumm geblieben waren. Und dieser Gedanke frustrierte sie.

Eine Zeit lang (eine kurze, zugegeben) hatte sie Liebesbriefe Wäschekörbeweise bekommen, und jetzt versuchte sie, ihrer ehemals besten Freundin den Freund auszuspannen?! Sie war wirklich ein mieses Stück, und das wollte sie nicht sein. Wirklich nicht.

Sie atmete tief durch, straffte die Schultern und bemühte sich, Ino und Hinata einzuholen.

Männer hatten da doch so einen komischen Spruch. Ach ja, „Freunde kommen vor Schlampen“. Das galt doch auch bei Frauen, oder etwa nicht? Auch wenn es sich um Typen handelte, die die eine küssten und mit der anderen zusammen waren.

Und auch wenn es Frauen gab, die sich küssen ließen.
 

Kurz danach saßen sie alle im Tretboot und waren auf dem Weg in die Seemitte. Diese Boote waren eigentlich nur für zwei gedacht (wie wunderbar bedeutungsvoll). Sie hatten also Schere-Stein-Papier gespielt, und Sakura hatte gewonnen. Obwohl, gewonnen war hier natürlich relativ. Es bedeutete, dass Ino und Hinata in die Pedalen traten und dass sie selbst Gallionsfigur spielen durfte. Und das wieder hieß, dass sie im Schneidersitz balancierte und versuchte, nicht ins Wasser zu fallen. Das hatte nämlich nichts mit den glasklaren Bergseen aus der Werbung zu tun, sondern war algenversucht und braun. Solange man nicht zu nahe rankam, bot der See aber eine romantische Kulisse, was vermutlich auch der Grund war, warum die anderen sich für diesen Campingplatz entschieden hatten. Trotzdem war sie entschlossen, ihren Spaß zu haben. Es war ein angenehm milder Abend und die Unterhaltung plätscherte angenehm vor sich hin. Sie sprachen über die Pläne für Morgen (Besuch eines Freizeitparks) und das Essen für Heute (Stockbrot und Würstchen – der Klassiker).

Aber dann, nach einer kurzen Pause kippte die Stimmung. Ino beugte sich vor und fragte:

„Sag mal, Sakura, wie ist das mit dir und Shikamaru eigentlich passiert?“

Sakura erstarrte. Prüfend sah sie Ino an – hatte sie etwas gemerkt? – aber diese erwiderte ihren Blick freundlich lächelnd. Sie war wohl nur neugierig. Verständlicherweise. Am liebsten hätte Sakura sie geschüttelt und gefragt, wie sie so einen Blödsinn überhaupt glauben konnte. Aber das war natürlich unmöglich. Sie hatte einmal gelogen, also musste er auch weiterlügen. Sie rang sich ein Lächeln ab und strich sich ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie hatten sich zwar auf eine Geschichte geeinigt, aber es fiel ihr schwer, sie zu erzählen. Eigentlich wollte sie das alles gar nicht.

„Naja, wir mochten uns ja schon immer, trotz der ganzen Streitereien, die wir drei miteinander hatten… Und als wir uns hier wieder getroffen haben, haben wir beschlossen, einfach damit aufzuhören.“

Relativität war einmal ihre Stärke gewesen, aber bei dieser Geschichte war nichts davon zu merken. Sie hatte mehr Löcher, als der berühmte Schweizer Käse. Und Ino sah jedes einzelne, das wurde ihr in diesem Moment klar.

„Das muss aber sehr schnell gegangen sein.“ Sakura erschrak, als Hinata so unvermutet das Wort ergriff. Ihre Stimme klang kühl und ihr Blick war vernichtend. Glückwunsch. Noch jemand, der ihr nicht glaubte.

Sie saß in der Falle. Sie konnte weiterlügen, und sich immer weiter verstricken. Sie konnte die Wahrheit sagen und viel mehr erklären müssen, als sie konnte. Oder sie konnte versuchen, das Thema zu wechseln.

„Ja, wirklich.“ Sakura erhob sich leicht schwankend „Guckt Mal, ein…riesiger Fisch!“

Und plötzlich senkte sich das Boot bedrohlich nach links. Sakura schrie unwillkürlich auf, ruderte hilflos mit den Armen und stürzte dann klopfüber ins Wasser.
 

Kiba rette die Welt. Zumindest virtuell. Den Laptop auf den Knien balancierend vergoss er literweise Pixelblut. Er war wirklich ein Held. Immerhin hatte er sich nach draußen, an die frische Luft verzogen, sodass er die Soundeffekte in voller Lautstärke genießen konnte. Dann musste er wenigstens seine eigene, deprimierenden Gedanken nicht denken.

Er war eigentlich nicht der Typ, der sich in Selbstmitleid suhlte, aber es fiel ihm momentan verdammt schwer, es nicht zu tun.

Es tat ihm leid, dass er ihr hatte wehtun müssen. Er wusste ja nur zu gut, wie sehr sie Streit hasste. Aber Fakt blieb, er hätte es nicht ertragen können, diesen Brief zu lesen. Er kannte sie so gut, dass er ziemlich genau wusste, welche Art Abfuhr sie verteilen würde. Unter Garantie hatte der Brief mit „lieber Kiba“ angefangen. Sie würde sich entschuldigen und dann käme etwas wie „ich will dich als Freund nicht verlieren“ oder „ich hoffe, dass wir irgendwann wieder Freunde sein können“, gefolgt von dem Todesurteil „Aber ich liebe nun mal einen anderen.“

Verdammt! Jetzt hatte er sich doch ablenken lassen und wurde durch den „Game Over“ Bildschirm bestraft. Er startete neu und war schnell wieder mitten im Geschehen.

„Klingt ja nach einem Wahnsinnsspiel.“

„Hmm.“ Murmelte er geistesabwesend. Er wollte allein sein, das war ja wohl nicht zu übersehen. Aber sein ungebetener Gast verschwand nicht. Schließlich kapitulierte er und pausierte seine Alienjagd.

Scheiße, der Krüppel! Das Mädchen war vor einiger Zeit neu in die Schule gekommen und wenn er nicht zu mit seinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen wäre, hätte er vielleicht sogar versucht, sich mit ihr anzufreunden. Sie sah ganz süß aus, und natürlich musste er Mitleid mit ihr haben, schließlich saß sie im Rollstuhl. Dabei fiel ihm ein, dass er nicht mal sagen konnte, ob sie gelähmt war oder nicht.

„TenTen, oder?“

Sie ließ ein Lächeln aufblitzen.

„Ganz genau. Und du musst Kiba, der berüchtigte Schlägertyp sein.“

Okay, knapp daneben. Jedenfalls war es bisher noch nie als „Schlägertyp“ bezeichnet worden, von „berüchtigt“ ganz zu schweigen. Aber er ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. Abgesehen davon war es eine nette Abwechslung, mal nicht als unerwünschter Verehrer, sondern als potentiell gefährlicher Mann wahrgenommen zu werden.

„Stimmt genau. Woher hast du das?“

„Ich werde dir doch meine Informanten nicht ausliefern.“ Meinte sie spielerisch, erklärte dann aber übergangslos „Eigentlich hatte Neji mich ins Kino eingeladen, aber das musste er dann wegen seinem blauen Auge absagen. Und da du der Verursacher bist, wollte ich dich mal aus der Nähe sehen.“ Sie klang tatsächlich nicht wütend, nur neugierig.

Diesmal fiel es ihm wirklich schwer, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Neji hatte sie eingeladen? Ausgerechnet so jemanden wie sie? Anscheinend war er nicht damit ausgelastet, ständig irgendetwas anzudeuten, sondern hatte es geschafft, romantische Gefühle zu entwickeln.

Und mit einem Mal hatte auch er eine Idee. Keine nette, zugegeben. Aber nicht einmal er konnte den ganzen Tag nett sein. Schon gar nicht, nach allem, was in den letzten Tagen passiert war.

„Das tut mir leid. Aber vielleicht kann ich dich entschädigen.“

Er stand auf und klappte seinen Laptop zu. Die Aliens waren vergessen. Er verbeugte sich vor ihrem Rollstuhl und meinte dann:

„Mademoiselle, darf ich Sie ins Kino einladen?“
 

Unfassbar wütend und klitschnass gelang es Sakura beim dritten Versuch, endlich ihren Oberkörper ans Ufer zu hieven. Mit der einen Hand wischte sie sich ein paar Algen aus dem Gesicht und strampelte, um den Rest von sich ins Trockene zu bringen. In dem Moment, in dem sie, frisch im Wasser gelandet, sich zum Boot umgedreht hatte, hatte sie gewusst, dass sie besser schwimmen würde. Die Gesichter der beiden hatten ihr alles verraten, was sie wissen musste. Ino und Hinata hatten beide schockiert gewirkt, aber um Hinatas Lippen hatte ein leises Lächeln gespielt. Damit war dann auch geklärt, warum sich das verdammte Ding plötzlich so stark nach links geneigt hatte. Ohne ein weiteres Wort hatte Sakura angefangen, Richtung Ufer zu schwimmen. Und natürlich hatte diese Flucht noch einen anderen Grund: sie würde keine Fragen mehr beantworten müssen.

Mühsam kam sie auf die Füße. Ein Schatten fiel auf sie. Sasuke. Um den und dessen Gedanken brauchte sie sich jedenfalls keine Sorgen mehr zu machen. In ihrem ganzen Leben hatte sie garantiert noch nie so sexy ausgesehen: Nass, dreckig, ihre ehemals weiße Bluse klebte an ihrer nackten Haut und sie trug Algen als angesagtestes Accessoire der Saison. Er grinste spöttisch, und Sakura fühlte, wie sie zu allem Überfluss auch noch rot wurde. Aber wenigstens hier war der ganze Schmutz zu etwas gut: davon bekam er nämlich garantiert nichts zu sehen.

Und dann war er auch schon fertig mit ihr. Er drehte sich kommentarlos um und ging. Aber noch bevor Sakura sich entschieden hatte, ob sie ihm etwas hinterherschrien sollte (in der Art von „Da staunst du! Ich brauch dich nämlich nicht, um mich mies zu fühlen!“) war er wieder da. Und darum war sie auch seltsam froh, es nicht getan zu haben – auch wenn sie immer noch nicht wusste, wie sie reagieren sollte.

Er hatte ihr seine Jacke mitgebracht.

So, wie er es schon einmal getan hatte. Vor drei Jahren, als die Dinge genauso einfach und genauso kompliziert gewesen waren.

„Hier.“ Er ließ seinen Blick noch einmal über sie wandern „Die kannst du wohl brauchen.“

Und wieder überlegte sie, ob sie sein Angebot annehmen sollte. Diesmal aber nicht, weil sie Angst hatte, etwas zu versprechen, was sie nicht halten konnte; sondern weil sie nicht wusste, ob er sich über sie lustig machte. Und weil sie lieber nicht wissen wollte, was es zu bedeuten hatte, wenn er sich keinen Spaß mit ihr machte.

Und auch diesmal griff sie schließlich zu. Aber nicht, weil sie sich sicher war, stärker zu sein, sondern weil sie schlicht das Gefühl hatte, sterben zu müssen, wenn sie noch einen Moment länger so vor ihm stehen musste.

„Danke“, meinte sie wiederwillig.

„Keine große Sache“, meinte er wegwerfend.

Womit alles wieder beim alten war. Sakura drehte sich um. Ino und Hinata steuerten aufs Ufer zu.

„Tja, ich muss dann mal.“ Sakura schob sich an ihm vorbei und schnappte sich wahllos saubere Sachen aus ihrer Tasche. Egal was. Hauptsache, es war trocken.

„Schließlich sind wir ja Freunde.“ Plötzlich stand er hinter ihr und der leise Spott, den er in diese Worte legte, brachte das Fass zum Überlaufen. Inzwischen war ihr auch egal, ob die anderen ihnen zuhörten oder sahen. Sie wirbelte herum und funkelte ihn an.

„Wir mögen eine ganze Menge sein, aber Freunde sind wir ganz bestimmt nicht.“

Und damit floh sie in Richtung Waschraum. Im Moment hasste sie sie alle.
 

Shikamaru hatte sich für ein paar Minuten verdrückt um ein kurzes Nickerchen zu halten und sich selbst für seine Dummheit zu verfluchen. Als er wieder zurückkam wusste er, dass die Explosion kurz bevorstand. Er gehörte wirklich nicht zu den Menschen, die in jedem Donnergrollen den Vorboten eines kommenden Unheils sahen (Warum auch? Ein Gewitter war etwas ganz natürliches), aber das hier war etwas anderes. Als er Sakuras und Sasukes kurzen Wortwechsel gesehen hatte, hatte das nur seine Meinung gefestigt, dass die beiden Idioten waren. Als sie dann allerdings weglief und er ihr wenige Sekunden später nachfolgte, wusste er, dass es ein Problem gab. Und als Ino knapp vier Minuten später aus dem Boot kletterte und sich suchend umsah, wusste er, dass es eine Katastrophe geben würde.

Nicht für ihn, aber für sie.

Eigentlich hätte er darüber froh sein müssen, dass ihr mit Gewalt die Augen geöffnet wurden. Das es nicht mehr darum ging, ob sie ihm glaubte oder nicht, weil sie es gleich selber sehen würde. Aber das war es nicht. Sie würde es als ihr persönliches Versagen sehen und die Schuld bei sich suchen, dafür war sie der Typ. Und sie würde garantiert eine Möglichkeit finden, sich dafür zu bestrafen: noch weniger essen, auf eine Schönheits-OP sparen, so etwas eben.

Also tat er das, was er tun konnte, um sie zu beschützen: er stellte sich ihr in den Weg.

„Du solltest da nicht reingehen.“

Ino sah ihn erst, als es fast zu spät war. Sie wirkte zum zerreißen gespannt. Und alles nur, wegen diesem Kerl. Am liebsten hätte er ihr das berühmte, „mit Chloroform getränkte Tuch“ unter die Nase gehalten, nur, damit sie einmal zur Ruhe kam.

„Ich weiß nicht, was…“

Er lächelte. Sie war so zornig. Und so verletzlich.

„Natürlich weißt du das. Und wir wissen beide, was du da zu sehen bekommen wirst.“

Hatte sie ihn gehört? Verstanden? Er wusste es nicht.

„Geh mir aus dem Weg, Shikamaru. Bitte.“

Er rührte sich nicht, aber das hätte er auch gar nicht gekonnt. Die Erkenntnis hatte ihn so eben wie ein zentnerschwerer Block getroffen: er wollte sie nicht nur beschützen, das reichte ihm nicht. Was er eigentlich wollte war, dass sie ihn so liebte, wie sie Sasuke liebte. So sehr, dass sie sich bis zum letzten Illusionen machen würde.

Ihr Blick war an ihm vorbei, auf das Waschhaus gerichtet. Natürlich hätte sie an ihm vorbei gehen können, aber das ließ ihre momentane Stimmung nicht zu. Stattdessen versuchte sie ihn aus dem Weg zu schubsen. Und in dem Moment, in dem ihre Hände seine Brust berührten, war alles ganz einfach. Er hielt sie fest.

„Ino.“ Es war nicht der richtige Zeitpunkt, aber der würde eh nie kommen. Nicht bei ihnen. „Ino, ich liebe dich.“

Und endlich sah sie ihn an. Ihre Augen schwammen in Tränen und ihre Stimme zitterte.

„Du Idiot.“ So endgültig. Und schon hatte sie sich losgerissen und war an ihm vorbei.

Und obwohl ihre Worte ihm wehtaten, wünschte er sich, dass er ihr den Schmerz, der jetzt auf sie wartete, hätte ersparen können.
 

Er konnte nicht klar denken. Doch, klar genug, um zu wissen, dass er einen Fehler machte. Aber dieses Wissen konnte ihn jetzt auch nicht aufhalten.

Sasuke riss die Tür des kleinen Waschraumes auf. Sakura starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Vielleicht hatte sie geweint, vielleicht war es auch nur das Wasser.

„Du meinst also, es ist zu spät für uns, um Freunde zu sein?“ Er atmete schnell. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ihn das alles angestrengt hatte.

„Viel zu spät.“

„Da hast du verdammt recht.“

Und dann drückte er sie gegen die Wand und küsste sie.

Hungrig.

Gierig.

Und ein klein bisschen verzweifelt.
 

Er hatte nicht gemerkt, dass sie Tür aufgerissen worden war. Er hatte überhaupt nicht viel gemerkt. Aber plötzlich war Inos Stimme da, laut genug, um den Tornado in seinem Kopf zu übertönen.

„Warum tust du mir das an?"
 

In der Redaktion der Zeitung Red*Carpet bekam Anko Miterashi, eine der Redakteurinnen, eine Akte auf den Tisch geworfen. Sie öffnete sie und überflog den Text stirnrunzelnd.

„CherryBlossom? Bescheuerter Name. Wer soll das denn sein?“

Ihr Kollege schnitt eine Grimasse.

„Irgend so ein One-Hit-Wonder. Aber der Chef meint, sie wäre genau das richtige für unsere beliebte Rubrik “Was wurde eigentlich aus…“. Also sieh zu, was du über sie rausfinden kannst!“

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Abschließendes: Das hier war bis jetzt das schwierigste Kapitel für mich. Schlagt mich nicht, diesmal musste es eine Menge Drama geben ><

Ich hatte zu erst das Ende des Kapitels fertig, vielleicht erklärt das ein paar Dinge.
 

Vielen Dank noch an meinen Beta GOTTHEIT die mit diesem Kapitel besonders viel Arbeit hatte.
 

Danke fürs lesen.

Prisoners

Sakura konnte Inos Blick nicht stand halten. Sie sah aus wie jemand, um den herum gerade die Welt in Stücke brach. So entsetzt, so verletzt. Und sie waren schuld.

Und warum? Weil sie keine Rücksicht nehmen konnte. Das hier hatte nichts mehr mit den unbekümmerten Kampfansagen von Früher zu tun. Das schlechte Gewissen schlug über ihr zusammen, genau wie das Wasser vorhin.

Das war der Moment, indem sie sich wünschte, ihr Leben wäre ein Film. Sie könnte einfach zurückspulen und den ganzen Tag löschen.

Und schon wieder log sie sich selbst etwas vor. Sie wollte ja gar nicht, dass sich etwas änderte (gut, auf ihr unfreiwilliges Bad konnte sie verzichten). Ihre Lippen prickelten noch etwas von seinen Küssen und selbst der Schmerz in der Schulter, an der er sie gegen die Wand gedrückt hatte, hatte etwas Gutes. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre sie nicht einmal sicher gewesen, dass das alles wirklich passiert war.

Aber glücklich war sie nicht. Vielleicht war passiert, was hatte passieren müssen, aber auf jeden Fall war etwas zerstört worden. Und zwar endgültig. Ino und sie würden nie wieder Freundinnen sein können, so etwas tat man einer Freundin nicht an.

Das war das eigentliche Problem: sie wollte zu viel. Inos Freundschaft und Sasukes Liebe. Beides konnte sie nicht bekommen. Und im Moment zweifelte sie daran, ob sie überhaupt eins davon bekommen konnte.

Ja, sie hatten sich geküsst. Aber hatte das etwas zu bedeuten? Sie wusste es jedenfalls nicht. Vielleicht waren die Dinge für ihn klarer, aber darüber sprach er ja nicht mit ihr. Er machte lieber alles mit sich selbst aus und stellte sie dann vor die Konsequenzen. Und schon wieder war sie feige, er hatte sie ja nicht gezwungen. Nein, sie hatte es gewollt, aber sie hatte nicht gewollt, was jetzt passiert war.

Alles wäre viel einfacher gewesen, wenn Ino ihr egal gewesen wäre, wenn sie sich nicht mehr an ihre Freundschaft hätte erinnern können. Wenn sie hätte triumphieren können, schließlich hatte Sasuke sie geküsst. Aber das alles fehlte ihr. Sie war nicht stolz auf sich, sie schämte sich. Am liebsten hätte sie Ino mit sich gezogen und sie hätten über das Miststück lästern können, das sich auf billige Art an Inos Freund rangemacht hatte. Aber das ging ja nicht…weil sie selbst dieses Miststück geworden war.

Irgendjemand musste jetzt irgendetwas sagen.

„Ino…es…es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun.“

So jämmerlich, so klischeehaft und so verdammt bedeutungslos. Ino fuhr zu ihr herum.

„Dafür, dass du es nicht wolltest, ist es dir aber wirklich gut gelungen! Willst du mir nicht auch noch sagen, dass ich Verständnis haben muss oder etwas in der Art?! Das ist doch der typische Spruch für diese Anlässe, oder etwa nicht?!“ Sie sprach schneller und schneller, bis ihre Stimme sich schließlich überschlug und brach.

Einen Moment war es still, dann wandte Ino sich an Sasuke. Diesmal schien sie ganz ruhig, fast geschlagen.

„Und? Wirst du auch etwas dazu sagen?“

Sasuke begegnete ihrem Blick. Falls er dabei etwas empfand, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er wirkte völlig unbeteiligt, genau wie in dem Moment, wo sie eine Erklärung für seinen ersten Kuss verlangt, aber keine bekommen hatte.

„Nein.“

Sakura verstand ihn nicht. Was für eine Ironie: Genau in dem Moment, indem sie sich näher gewesen waren, als je zuvor, war er weiter weg als je vorher. Vielleicht hatte seine Fassade einen Riss bekommen, aber auf jeden Fall war er entschlossen, das was dahinter lag auch weiter zu schützen.

„Ino…“ sie musste es einfach noch einmal versuchen. Aber Ino blockte sie einfach ab.

„Nein. Nein, es ist alles gesagt.“ Sie holte noch einmal zitternd Luft, dann straffte sie die Schultern und sah Sakura an „Herzlichen Glückwunsch. Ich hoffe, er macht dich genauso unglücklich, wie mich. Verdient hättest du es jedenfalls.“

Und dann stürmte sie aus dem kleinen Waschraum und schlug die Tür hinter sich zu.

Und ließ zwei Fremde miteinander allein.
 

Alles war viel zu kompliziert geworden. Lange, sehr lange, war Shikamaru mit seiner Rolle als stiller Beobachter zufrieden gewesen. Er hatte seine Mitschüler beobachtet, wie ein Forscher, der auf einen Haufen Ameisen herunterschaut.

Und jetzt war er selbst eine Ameise geworden. Er hatte sich eingemischt und, schlimmer noch, über Gefühle gesprochen. Viel irrationaler ging es ja gar nicht.

Und natürlich, Ino wollte ihn nicht. Aber das war ihm schon klar gewesen, bevor er den Kopf verloren und es ausgesprochen hatte.

Und jetzt? Dieser Ausflug war ja wohl beendet, jedenfalls konnte er sich kaum vorstellen, dass noch jemand an einer Fortsetzung interessiert war. Und abgesehen davon: wie sollte die schon aussehen? Giftiges Schweigen beim Abendessen, Ino könnte versuchen, Sakura mit ihrem Brotspieß zu erstechen und am Ende würde Sasuke und er sich an entgegengesetzten Ecken des Platzes zum Schlafen ins Gras legen? Er hatte zwar eine Menge für Absurdes übrig, aber das ging zu weit.

Und für Ino wäre es auch das Beste, wenn sie schnell von hier wegkam. Schlimm genug, dass sie dem neuen Paar in der Schule an jeder Ecke begegnen musste, aber das hier konnte wirklich niemand von ihr verlangen. Lästig war nur, dass sie alle zusammen abreisen würden, schließlich mussten sie ja in dieselbe Richtung. Der nächste Zug ging in einer dreiviertel Stunde, und mit ein bisschen Glück waren bis dahin alle Zelte abgerissen und sie konnten gehen.

Missmutig streckte Shikamaru sich und versuchte zu seinem Platz über den Dingen zurückzufinden. Bedauernswerte Ino, aber sie würde darüber hinwegkommen. So, wie er darüber hinwegkommen würde, dass er für sie nicht mehr als ein Idiot war…

Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Wortwörtlich. Zum zweiten Mal innerhalb sehr kurzer Zeit wäre Ino fast mit ihm zusammengestoßen. Sie sah ihn an. Tränenspuren glitzerten auf ihren Wagen. Es fiel ihm schwer, sich bei diesem Anblick nicht noch mehr in sie zu verlieben.

„Bring mich hier weg, Shikamaru. Bitte.“ Ihre Worte wurden immer wieder von leisen Schluchzern unterbrochen. Und trotzdem… das letzte, was er tun sollte, war noch mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Es sei denn, er wollte noch mehr Demütigungen erforschen oder sich falschen Hoffnungen hingeben. Und das wollte er nicht. Also suchte er nach einer passenden Ablehnung.

„Ino, das wäre keine gute Idee.“

Sie griff nach seinem Arm. Ihr Griff war schmerzhaft fest.

„ Ich kann sie nicht mehr ertragen…Alle zusammen. Du hast gesagt, du liebst mich. Wenn das stimmt… dann bring mich einfach von hier weg.“

Und obwohl er noch zögerte, weil er wusste, dass es idiotisch war, fing er bereits an, in seinem Gedächtnis nach dem Fahrplan zu suchen. Es gab noch einen anderen Zug, der früher fuhr. Zwar in die falsche Richtung, aber für sie würde das keinen Unterschied machen.

„Bitte.“

Er musste lächeln, auch wenn ihm nicht danach war. Über sich selbst, weil sie recht gehabt hatte: er war ein Idiot.

„Wohin du willst.“
 

Zu sagen, dass er den Abend um seiner selbst willen genossen hatte, wäre übertrieben, aber er war auch nicht verschwendet gewesen. Kiba musste feststellen, dass es ganz angenehm gewesen war, mit TenTen Zeit zu verbringen. Vielleicht wusste sie, was sie von ihm halten musste, oder es war ihr schlicht egal. Auf jeden Fall hatten sie bei ihren Unterhaltungen die wirklich unangenehmen Themen bis jetzt vermeiden. Er hatte sich noch nicht dazu durchringen können, den Herzensbrecher zu geben, es bei einem unverbindlichen Flirt geblieben. Vermutlich war das sein Problem: Er hatte Skrupel und auch wieder keine, er hatte sich verliebt und seine Gefühle wurden nicht erwidert und jetzt hatte er Angst, jemanden das gleiche anzutun. Gleichzeitig wollte er es jemanden antun, einfach weil er wütend war. Nichts zum stolz drauf sein, aber im Moment ging bei ihm einfach alles durcheinander.

Das wirklich seltsame war, dass er sie nicht einschätzen konnte. Normalerwiese erlagen die Leute in seiner Gegenwart geradezu einem Zwang, zu reden. Sie nicht. Trotzdem war es ihre Idee gewesen, nach dem Kino noch einen Kaffee zu trinken, bevor sie sich auf den Rückweg gemacht hatten.

Die letzten Minuten hatten sie schweigend verbracht, jetzt hielt sie plötzlich an.

„Lass uns ein Spiel spielen. Jeder darf abwechselnd eine Frage stellen, und der andere muss antworten.“

Er zuckte mit den Schultern. Mädchen waren eben doch seltsame Geschöpfe. Aber wenn es sie glücklich machte – abgesehen davon konnte er gar nicht „nein“ sagen, das hätte nicht zu seiner selbst gewählten Rolle gepasst.

„Alles, was du willst.“

Sie schüttelte den Kopf und sah ihn dabei unvermutet ernst an.

„Das ist kein Spaß. Die Wahrheit. Lass uns ehrlich sein, mit etwas anderem kann ich meine Zeit nicht verschwenden.“

Kiba lag eine weitere halb flirtende Antwort auf der Zunge, aber er schluckte sie herunter. Die Stimmung war gekippt. Jetzt waren sie also doch bei den unangenehmen Themen angekommen. Natürlich hätte er gehen können, aber das tat er nicht.

„Gut.“

Sie lächelte kurz erleichtert, war aber beinahe sofort wieder ernst.

„Und als Mädchen gehört mir selbstverständlich die erste Frage. Wehe, du lügst!“ Sie tat, als würde sie nachdenken und dann schoss sie auch schon den ersten Pfeil ab „Warum habt ihr euch geprügelt?“

Ein Köcher voller Giftpfeile, und alle auf ihn gerichtet. Vermutlich verdiente er auch nichts Besseres.
 

Es war, als ob mit Inos wütendem Abgang sämtliche Energie aus dem Raum verschwunden wäre. Sakura ließ sich zu Boden sinken. So, wie sie da saß – zerbrechlich, verdreckt und mit den Gedanken ganz woanders – hätte er sie am liebsten hochgezogen und da weitergemacht, wo sie gerade unterbrochen worden waren.

Ungeduldig fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. War das überhaupt möglich, sich von jemandem gleichzeitig so sehr angezogen und abgestoßen zu fühlen? Sasuke wusste es nicht. Was er wusste war, dass es mit Ino auf jeden Fall anders war. Oder anders gewesen war? Nicht einmal das wusste er. War er jetzt Single, oder hatten sie das, was man euphemistisch als „ernste Krise“ bezeichnen konnte – also etwas, das man kitten konnte, wenn man nur wollte?

Zu viele Fragen, auf die er keine Antwort besaß.

Vielleicht, ziemlich sicher sogar, würde Ino ihm verzeihen, wenn er vor ihr auf die Knie ging und ihr eine wirklich gute Erklärung präsentierte. Abgesehen davon, dass er sich so eine Erklärung nicht einmal vorstellen konnte, hätte er die vor allem für sich selber gebraucht. Er konnte sein Verhalten nicht erklären, bis zu ihrem trotzig hingeworfenen „Freunde sind wir ganz bestimmt nicht“ hatte er das Gefühl gehabt, alles im Griff zu haben. Nur um sich das zu beweisen war er in ihre Nähe gekommen. Aber dann… dann hatte er gar nichts mehr im Griff gehabt.

Er war einfach durchgedreht. Und das, wo er doch genau wusste, was von ihr zu halten war, er hatte ja die Interviews mit ihr, die zu Anfang noch in der Schule herumgegangen waren, gelesen. Keine Ahnung, wie viele Leser diese Blätter hatten, aber sie hatte sich jedenfalls Müge gegeben, jedem einzelnen davon zu verkünden, dass es ihn nicht gegeben hatte. Oder dass es ihr nicht ernst gewesen war. Als ob diese Interviews nur für ihn bestimmt gewesen wären.

Ja, das Ganze war verdammte zwei Jahre her und er sollte keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Aber sie hatte damals seinen Stolz verletzt und das wirkte immer noch nach. Mehr als gut sein konnte.

„Bereust du es?“

Wieder eine dieser Fragen. Sein erster Impuls war „nein“ zu sagen, der zweite „ja“. Er entschied sich für die Mitte.

„Vielleicht.“

Ein Lächeln geisterte über ihr Gesicht und verschwand wieder.

„Und du?“

Sie antworte nicht.

„Ob es dir leid tut, was passiert ist, will ich wissen.“ Verlangte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen zu wissen.

Endlich hob sie den Kopf und sah ihn an. Ihre Stimme klang ruhig und beherrscht. Er hatte gewusst, dass sie verschieden waren, aber dass es so weit ging, überraschte ihn dann doch.

„Mir tut es leid, was danach passiert ist… Wie sieht es damit bei dir aus?“

Er schnaubte abfällig.

„Willst du darauf wirklich eine Antwort?“

Diesmal lächelte sie nicht, stattdessen winkte sie ab. Das Schweigen dehnte sich aus und irgendwo tropfte sogar ein verdammter Wasserhahn. Was für ein Klischee.

Er hatte ihre Bestätigung nicht gebraucht, schließlich hatte sie seine Küsse fast genauso verzweifelt erwidert, wie er sie ihr gegeben hatte. Aber vermutlich war auch das nur Theater gewesen. Sie hatte ja bekommen, was sie wollte: er hatte sich ihr zu Füßen geworfen. Ein weiteres Mal.

War es das? Dass sie ihm zeigen wollte, dass er nach ihrer Pfeife tanzte? Wenn ja, dann konnte sie stolz auf sich sein.

„Bild dir einfach nicht ein, dass ich dich liebe, okay?“

Wie konnte sie so gleichgültig bleiben, wenn es ihm schon schwer fiel, einigermaßen ruhig zu bleiben?
 

„Noch einen!“

Shikamaru verzog missbilligend das Gesicht, als der Barkeeper den dritten quietsch bunten Cocktail (wieder mit einem komischen Namen, den sich kein Mensch merken konnte) vor ihr abstellte. Seine Grimasse hätte sie fast zum Lachen gebracht, wenn sie nicht völlig damit beschäftigt gewesen wäre, wütend, traurig und enttäuscht zu sein. Also trank sie lieber weiter.

„Ino, du solltest wirklich nicht…“

Sie winkte ab.

„Natürlich sollte ich das nicht und du… du solltest nicht mit mir hier sitzen.“ Die Sätze wurden zu lang, sie fing schon an, sich in ihnen zu verheddern. Angewidert runzelte sie die Stirn.

„Oder weiß du etwas Besseres?“

Die Falte zwischen seinen Augenbraun wurde noch steiler, aber er sagte nichts. Merkwürdig genug, dass sie hier gelandet waren, eigentlich hätte sie ihm das gar nicht zugetraut. Aber er hatte alles geregelt, während sie nur tränenblind neben ihm her gestolpert war. Erst waren sie querfeldein zur nächsten Straße marschiert, wo er ein Auto angehalten hatte (Shikamaru! Ernsthaft!), sie waren am Bahnhof in den ersten Zug gestiegen (selbstverständlich ohne Ticket) und irgendwo wieder ausgestiegen. Und jetzt saßen sie in diesem Club, der ab Achtzehen Uhr „Happy Hour“ hatte und wo es deshalb alle Cocktails zum halben Preis gab. Den zu entdecken war ihr Beitrag zu ihrem kleinen Ausflug gewesen. Nicht, dass er bis jetzt allzu viel davon gehabt hätte.

„Du solltest auch etwas trinken.“

„Nein. Einer von uns muss ja einen kühlen Kopf behalten.“

Während sie wartete, dass die Wirkung des Alkohols endlich einsetze, und sie anfing sich lustig und stark statt klein und verloren zu fühlen, dachte sie über seine Worte nach. Sie machten sie wütend.

„Und was hat es dir gebracht, vernünftig zu sein?! Du sitzt jetzt hier mit mir…und…und…“

Sie brach ab, das reden wurde ihr zu anstrengend und außerdem kamen ihr schon wieder die Tränen. Also trank sie weiter.

Und langsam verstand sie. Was sie wirklich fertig machte. Es war nicht, waspassiert war, und auch nicht wie – sondern dass sie vielleicht immer damit gerechnet hatte, dass es passieren würde. Schon bevor Sakura wieder zurückgekommen war, und als sie dann wieder da gewesen war, hatte sich diese Angst nur noch verstärkt, auch wenn sie immer versucht hatte, dieses Gefühl zu verdrängen. Sasuke und sie, das war immer zu gut um wahr zu sein gewesen.

Nachdenklich sah sie Shikamaru an.

„Alles wäre viel einfacher, wenn ich mich einfach in dich verlieben könnte.“

Schon wieder halb leer. Es stimmte. Mit ihm wäre es sicher nie so schmerzhaft, er wäre viel zu dankbar, sie zu bekommen.

„Aber das geht natürlich nicht. Dafür geht das mit Sasuke viel zu tief.“

War sie grausam? Vielleicht. Sie hatte einfach das Gefühl, um sich schlagen zu müssen, jemanden weh tun zu müssen. Sich selbst und jedem anderen.

Shikamaru lächelte herablassend.

„Das wäre auch nicht das richtige… Ich tauge einfach nicht zum Lückenbüßer.“

Nicht gerade eine heißblütige Liebeserklärung. Ino kicherte albern. Er war wirklich ekelhaft vernünftig.

„Nein, eher nicht…“ Sie musste einfach mit jemanden reden „Willst du wissen, wie wir zusammen gekommen sind?“

Wollte er nicht, aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Noch so eine Szene, dir in Endlosschleife vor ihren Augen ablief, immer im Wechsel mit dem, was an diesem Nachmittag passiert war. Also fing sie an zu erzählen. Stotternd und unzusammenhängend, aber sie fing an.
 

Sie bekam also nichts. Damit musste sie sich zufrieden geben. Glücklicherweise war sie inzwischen so… weggetreten, dass seine Worte sie nicht einmal zum weinen brachten. Es war einfach zu viel passiert, Sakuras Vorrat an Gefühlen war für den Moment einfach aufgebraucht und sie war nur noch müde.

Aber sie würde es ihnen nicht einfach machen.

„Und Ino? Liebst du sie?“

Es gelang ihr, ganz ruhig und unbeteiligt zu klingen und Sakura gratulierte sich dazu. Trotzdem flatterte ihr Herz wie ein gefangener Vogel. Sie wollte die Antwort ja gar nicht wissen. Noch so eine goldene Regel, die sie nie einzuhalten gelernt hatte: stell niemals Fragen, deren Antwort du möglicherweise nicht ertragen kannst. Direkt gefolgt von: Küss keinen Mann, der dir nicht gehört.

Für das Nichteinhalten dieser Regeln wurde sie jetzt bestraft.

Sasuke biss die Zähne zusammen. Keine Antwort, wieder eine Frage, die ins Leere lief.

„Gut.“ Sie streckte ihre Hand aus, als ob sie sich für das, was noch von ihrem Nagellack übrig geblieben war, interessieren konnte. Sie wollte weg, es war einfach schmerzhaft, hier mit ihm zu sitzen. Aber gleichzeitig konnte sie nicht aufhören, sich wehzutun, weil sie Klarheit haben musste.

„Wir sind keine Kinder mehr, nicht wie…“

Früher? Er lachte freudlos und sie brach hastig ab. Das hier war ganz dünnes Eis.

„Warum ist uns das also passiert?“

Da war etwas, was sie nicht verstand. Liebe schloss er aus, was bleib also übrig? Er schien jedenfalls wild darauf, ihr zu versichern, dass er sie verabscheute. Und trotzdem hatte er sie geküsst. Und nicht irgendwie und auch nicht zum ersten Mal.

Er fixierte sie, sein Blick war vernichtend.

„Ist es das? Du kannst mich nicht ausstehen, bist aber scharf auf mich?“ Eigentlich hatte sie ihn mit ihrem Spott nur provozieren wollen, aber in dem Moment, indem sie es aussprach, wurde ihr klar, dass es der Wahrheit viel zu nahe kam. Seine Reaktion bestätigte ihr das. Ihr falsches Lachen erstarb.

Sasuke nickte und dann sagte er doch etwas. Und sie wünschte sich, ihr Leben wäre doch ein Film und sie hätte die Rückspultaste.

„Als wir noch ‘Kinder‘ waren, hätte ich dich fast geliebt. Wenn man so will, hatten wir beide Glück. Es hat uns vor Enttäuschungen bewahrt.“

Sakura biss sich schmerzhaft auf die Lippe. Natürlich. Er hatte nichts vergessen und ganz sicher nichts verziehen.

Schwerfällig kam sie wieder auf die Beine.

„Ich denke, du gehst jetzt besser.“

Wortlos schob er sich an ihr vorbei, aber als er schon die Hand auf der Türklinke hatte, rief sie ihn noch einmal zurück.

„Sasuke? Hasst du mich?“

Er grinste, aber daran war nichts Heiteres. Er wirkte eher melancholisch.

„Sofort. Wenn ich nur könnte.“
 

„Verräterin!“ „Blöde Kuh!“ „Wer solche Freunde wie dich hat, braucht keine Feinde!“ Mit jedem von Inos Ausrufen landete ein Stapel Zeitungen im Altpapier Container. Sie war allein, und sie war wütend. Hatten sie sich nicht versprochen, immer Freunde zu bleiben, egal, was passierte?! Und jetzt? Jetzt hatte Sakura sie einfach vergessen, weil sie ja neue Freunde hatte. Hippe, coole Leute, die auf dieselben Partys gingen, es sich leisten konnten, in denselben Läden Unsummen für Klamotten auf den Kopf zu hauen und sich sowieso in denselben Kreisen bewegten. Dagegen kam Ino natürlich nicht an.

Und deshalb hatte sie jetzt, fast ein Jahr nach Sakuras Abreise und ein halbes Jahr nach deren letzter SMS (einem reichlich verspäteten Geburtstagsglückwunsch) angefangen, alles zu entsorgen, was sie an diese Freundschaft erinnerte. Sie würde sicher nichts davon mehr brauchen.

„Hallo, Ino.“

Sie fuhr herum und spürte, dass sie rot wurde. Sasuke, ausgerechnet. Da hatte er sie schon einmal bemerkt, und ausgerechnet da musste sie sich komplett idiotisch benehmen. Selbstgespräche machten sie bestimmt sehr anziehend. Ertappt schwieg sie, die letzten Zeitungen noch in der Hand.

Das Schweigen dehnte sich aus, er schien nicht die Absicht zu haben, etwas zu sagen. Als sie sich dann doch traute, ihn anzusehen, bemerkte sie, dass er sie unverwandt ansah. Sein Blick war nachdenklich, fast sezierend. Gerade, als sie sich entschlossen hatte, irgendetwas zu sagen, was sie aus dieser unangenehmen Situation retten würde, sprach er.

„Ino, liebst du mich eigentlich?“

Im ersten Moment glaubte sie, sich verhört zu haben, im zweiten sterben zu müssen. Es war so peinlich… und so falsch. Natürlich hatten Sakura und sie früher bis zum erbrechen durchgekaut, wie es wäre, wenn eine von ihnen sich trauen würde, ihm ihre Liebe zu gestehen, wie er reagieren und was danach passieren würde. Aber niemals war es so abgelaufen.

Ino schluckte schwer. Die Entscheidung lag bei ihr, sie war allein und nur noch für sich selbst verantwortlich. Natürlich könnte sie lügen, aber warum? Also entschied sie sich, die Wahrheit zu sagen.

„Ja.“

Er nickte.

„Das dachte ich mir.“ Und dann lächelte er plötzlich „Wir werden sicher gut zusammen passen.“

Und dann war der Moment vorbei und sie saß wieder mit Shikamaru im blöden „Blue Moon“ Club und der Alkohol tat endlich seine Wirkung. Er machte sie nicht glücklicher oder selbstbewusster, aber er ließ sie das Denken vergessen. Alles schien auf einmal einfacher.

Sasuke hatte ihr wehgetan, und das wollte sie auch. Ob es ihr gelingen konnte… das war etwas, worüber sie jetzt nicht nachdenken konnte. Aber sie wusste, wie. Er war doch so verdammt eitel…

Sie hob die Hand und bemühte sich um eine deutliche Aussprache.

„Noch einen davon, für den Herrn.“

Shikamaru wollte einschreiten, aber sie blockte ihn ab.

„Nein! Nein…das ist doch eh alles bloß ein Spiel. Und du wirst ihn brauchen.“

Ino legte die Hand auf Shikamarus Arm und suchte seinen Blick.

„Shikamaru, schlaf mit mir.“
 

Kiba kratzte sich am Hinterkopf. Er hatte sie nicht beurteilen können, das hatte seinen Grund gehabt. Sie saß im Rollstuhl, also hatte er sie für schwächer gehalten, als sie war.

Vermutlich hatte sie ihn von Anfang an durchschaut. In diesem Moment fühlte er sich wie ein Clown, der erst auf der Bühne feststellen musste, dass der Zirkus bereits ohne ihn weitergezogen war.

Was blieb ihm also noch übrig?

„Neji hat meine Gefühle für ein Mädchen ausgeplaudert. Das war meine Art ‘Danke‘ zu sagen.“

Sie schien nicht überrascht und er stellte die erste Frage, die ihm einfiel.

„Warum sitzt du im Rollstuhl?“

„Da hast du schon einmal die Gelegenheit, mich alles zu fragen und verschwendest sie an eine Frage, die ich bis jetzt nur ein paar hundert Mal beantworten musste.“ Sie streckte die Arme aus „Aber gut. Ein Unfall bei Motorcross, vielleicht werde ich wieder laufen können, vielleicht auch nicht.“ Sie schwieg einen Moment „Dann bin ich ja wieder dran: Du willst dich also nur rächen?“

Kiba war bis jetzt nie grausam gewesen und jetzt zwang sie ihn praktisch dazu. Oder vielleicht war es Hinata gewesen, die ihn dazu gebracht hatte.

„Nicht nur…ich…“ Etwas in ihrem Blick zwang ihn, die fadenscheinigen Ausreden fallen zu lassen „Ja.“

Auch diesmal ließ sie sich nichts anmerken. Eigentlich hätte er jetzt eine Frage stellen müssen, möglichst eine, die sie ebenfalls in Verlegenheit brachte, aber war ganz plötzlich aus seinen Gedanken verschwunden. Sein Blick ging an TenTen vorbei und sein dummes Herz schlug doch wieder schneller. Sie waren früher zurückgekommen, alle. Nicht alle, aber jedenfalls die, auf die es ankam. Er zwang sich, ruhig zu denken. Offensichtlich hatte es Streit gegeben. Sasuke marschierte voran und war nach wenigen Schritten verschwunden, Sakura, Ino und Shikamaru waren nirgendswo zu sehen, und Naruto und sie… kamen langsam hinterher, beide offensichtlich mit ihren jeweiligen Gedanken beschäftigt.

Naruto hob grüßend die Hand, sah aber schnell wieder weg. Hinata begegnete seinem Blick, wich aber beinahe ebenso schnell wie ihr Freund aus.

Alles beim alten. Kiba wandte sich wieder TenTen zu, während die beiden an ihnen vorbeikamen. Sie grinste.

„Das ist sie also?“

Kiba riskierte keinen weiteren Blick. Die beiden waren nahe genug, um sie verstehen zu können, aber das war in diesem Moment egal. Nein, nicht einmal das. Er legte es darauf an.

„Nein. Das war nur ein… dummer Irrtum.“
 

Zum zweiten Mal seitdem sie wieder hier war, hatte Sakura das Gefühl, auf ihrer eigenen Beerdigung gelandet zu sein. Auch dieses Mal wurde eine Menge geredet, aber nicht mit ihr. Vielleicht war das Glück, denn im Moment hätte sie auch mit niemanden reden können. Sie fühlte sich, als wäre sie von einem Zug überfahren worden, einem Zug namens Sasuke Uchiha. Aber das war es nicht allein. Sie erkannte sich selbst kaum wieder, und das tat ihr vor allem weh.

Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie, wenn sie erst einmal allein wäre, endlich weinen könnte. Das alles aus ihr herausbrechen würde und sie sich wieder… sauber fühlen würde. Aber auch das ließ auf sich warten. Sie saß auf ihrem Bett und starrte die Wand an. Noch nicht einmal zum Musik Hören konnte sie sich aufraffen.

Plötzlich passierten zwei Dinge. Es klopfte an der Tür und ihr Handy begann zu klingeln. Da es weniger Anstrengung erforderte ihr Handy vom Boden aufzuheben, tat sie das. Die Nummer kam ihr jedenfalls nicht bekannt vor. Es klopfte wieder, aber sie wollte einfach niemanden sehen.

„Ja?“

Eine mürrische Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Sakura? Ich… Wir brauchen wohl deine Hilfe.“

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass die Tür geöffnet wurde.

_________________________________________________

Abschließendes: So, City of Fools wird heute ein Jahr alt (und demnächst in "Stadt der Beziehungsunfähigen" umbenannt, wenn das so weitergeht), also bin ich diesmal schneller als sonst gewesen.

Danke fürs Lesen und besonders fürs kommentieren :)



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Kommentare zu dieser Fanfic (36)
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Von: abgemeldet
2012-06-19T16:29:15+00:00 19.06.2012 18:29
Wie konntest du nur jetzt aufhören?
Wirklich.
Ich verschlinge diese Geschichte zur Zeit.
Ich finde sie wirklich gut.
Verschiedene Paarkonstellationen und niemand bekommt es hin.
Herzallerliebst.
Sakura und Sasuke gefallen mir in dieser Geschichte sehr gut.
Beide geben nicht nach, man merkt wirklich, dass vieles zwischen ihnen steht, was bitteres schwingt jedenfalls immer mit.

Ino hat mir in diesem Kapitel wirklich gut gefallen.
Das Zerbrechliche und der Schmerz, der sie umgibt, hast du gut beschrieben.
Ich bin gespannt, wie es sich mit Shikamaru entwickelt.

Kiba und Tenten, wirklich ein schönes Treffen, beide waren so ehrlich miteinander und so gesehen war es für Kiba auch mal ein Schritt nach vorne.

Insgesamt finde ich deinen Schreibstil sehr schön.
Es lässt sich alles gut lesen, man kommt gut mit und ist einfach sofort in der Geschichte und dem Geschehen drin.
Ebenso kann man sich die Szenen bildlich gut vorstellen.
Mach weiter so!!!
Das nächste Kapitel wird von mir sehnsüchtig erwartet.

Ein lieber Gruß

Von: abgemeldet
2012-06-19T14:57:31+00:00 19.06.2012 16:57
Das Kapitel ist einfach super.
Viel Spannung, die Gefühle drehen durch.
Ich kann kaum was sagen.
Allein dieses hin und her von Sasuke und Sakura ist immer wieder schön zu beobachten.
Hassen und Lieben, zwei sehr starke Gefühle, die so viel gemeinsam haben, eben den Schmerz.
Du hast es super hinbekommen.

Hinata ist mal ganz anders und ich mag sie so. Sie wird sonst immer als sehr lieb und verständnisvoll dargestellt und ich muss gestehen ihre leicht bissige, böse Art, die selbst durch Unsicherheiten entsteht mag ich wirklich und ist authentisch.

Ich freu mich auf das nächste :)
Was ich jetzt sofort lesen werde :D

Ein lieber Gruß

Von:  DarkBloodyKiss
2012-06-01T19:47:09+00:00 01.06.2012 21:47
Ein super Spannendes und tolles Kappi ^^
bin gespannt wie es weiter geht ^^

glg DarkBloodyKiss ^^
Von: abgemeldet
2012-05-30T01:11:10+00:00 30.05.2012 03:11
Wuaaah du machst den Schluss immer so spannend, dass man das nächste Kapitel auch gerade verschlingen möchte. *Q*

Los,los! Ich warte schon. :3 (Neee lass dich nicht stressen. ;D)
Das Kapi war echt toll! *-*
Ich freue mich schon auf das nächste. :D


LG Yleia ^-^
Von:  SarahSunshine
2012-05-29T18:11:41+00:00 29.05.2012 20:11
Wuhu! Ich habe den ganzen Tag schon sehnsüchtig darauf gewartet, dass das Kapitel online kommt!
Diesmal kann ich allerdings nicht versprechen, dass mein Kommentar so lang wird wie die vorherigen.

Ein paar Stellen kannte ich ja schon, aber das was noch dazu gekommen ist, gefällt mir sehr gut.
Ja, der Anfang ist natürlich hart, besonders für Ino. Sie tut mir immer noch unglaublich leid für das, was passiert ist. Und einen Augenblick lang war ich sogar richtig wütend auf diesen egoistischen kleinen Sasuke, was im Laufe des Kapitels immer wieder aufgetreten ist.
Sakuras Zwispalt (mit dem du ja leichte Probleme hattest) kam sehr gut zur Geltung, ebenso der Wunsch alles zu kriegen obwohl sie nicht alles haben kann.

Ich bleibe jetzt erst mal bei Sasuke und Sakura.
Also Sasuke kann sich bald nicht mehr rausregen, eigentlich kann er sich jetzt schon nicht mehr wirklich rausreden, nach allem, was er getan hatte, aber wirklich versuchen tut er es ja auch nicht. Er kann sie nicht hassen, sagt er ja selber, wird er wahrscheinlich auch nicht und seine Stimmungsschwankungen sind schon merkwürdig, allerdings gefällt mir dabei, was für einen Einfluss Sakura doch auf ihn hat, auch wenn sie na ja wenn sie noch nicht genau weiß, was sie will und wie das alles weitergehen soll.

Kiba und Tenten haben mir auch sehr gut gefallen. Tenten stellst du cool und smart da und auch bei Kiba ist der Zwispalt recht gut rübergekommen, dass er eigentlich gar kein Arschloch sein will, es aber dann doch tut, obwohl er weiß, wie man sich so fühlt in diesem Moment.
Am besten gefällt es mir, wie Tenten ihn überrumpelt. Vielleicht können die beiden ja sogar Freunde werden, trotz seinem fiesen Plan vom Anfang. Jedenfalls wirkt Tenten nicht sehr nachtragend oder nimmt das nicht so ernst.

Nun zu Ino und Shikamaru. Ich kannte ja die ersten Szenen der beiden schon. Dass Shikamaru dann doch weich geworden ist, passt irgendwie zu ihm. Irgendwo hat er schließlich auch den Drang, sie zu beschützen.
Der Besuch in der Bar ist vielleicht nicht der beste Plan, aber ich denke mal, er hätte sich ohnehin nicht gegen sie zur Wehr setzen können.
Die Geschichte wie Ino und Sasuke zusammen gekommen sind, fand ich ein bisschen unspektakulär. Es war zwar schön zu erfahren, wie die Freundschaft von Sakura und Ino zu diesem Zeitpunkt den Bach runter gegangen ist, aber sonst empfand ich Sasukes Auftritt nicht als den Brüller.
Ganz anders die Aussage von Ino am Ende. "Schlaf mit mir" Woah! Ich war geschockt!

Am Ende noch einmal zu Sakura.. also ich frage mich wer da an der Tür ist und wer sie anruft.. beim Anruf glaube ich irgendwie dass es Shikamaru ist, der eine stockbesoffene Ino am Arm hat und wer in ihr Zimmer kommt.. vielleicht Sasuke? Jemand anderes würde mir da jetzt nicht einfallen, da Naruto und Hinata gemeinsam weg sind, Tenten und Kiba noch immer zusammen unterwegs sind.. dann gibts noch Neji, aber was sollte der von ihr wollen? Also schätze ich Sasuke!

Ich bin gespannt, was jetzt passiert!:)
Von:  DarkBloodyKiss
2012-05-10T21:03:26+00:00 10.05.2012 23:03
Wow ein sehr tolles Kappi ^^
das Kappi ist dir wirklich super gut gelungen ^^
Ich hoffe das alles gut geht und Shika endlich seine Chance mit Ino bekommt
Und Sakura und Sasuke auch noch eine Chance bekommen es wäre echt zu Schade

freue mich sehr aufs nächste Kappi ^^

glg DarkBloodyKiss ^^
Von:  paralian
2012-05-09T15:07:40+00:00 09.05.2012 17:07
Ein kleiner Fehler: „Und wir gehen inzwischen Bot fahren!“

Aber ansonsten, wirklich toptoptop, ich liebe dieses Kapitel und vor Allem diesen Satz: „Wir mögen eine ganze Menge sein, aber Freunde sind wir ganz bestimmt nicht.“ und den Abschnitt, in dem Sakura von ihm so hungrig geküsst wird. Awww <3 Richtig, richtig, richtig toll & auch die Tatsache, dass sie das zu ihm gesagt hat, hat mir total angetan. Ino nervt mich. Warum kann sie Sasuke nicht einfach Sakura überlassen und sich in Shikamaru verlieben. Es ist ja wirklich zum Kotzen. -.-

Tenten im Rollstuhl? Für sie als sportlichen Typ, recht ungewöhnlich, bin aber gespannt, was du draus machst. Kiba ist ein Arsch. Seine Absichten sind ja mehr als nur klar.

Die Szene beim Bottfahren war ziemlich vorhersehbar, aber dafür umso witziger, weil man sie kaum erwarten konnte :D Hinata ist eigentlich sehr süß. Gefällt mir, wenn die sich bei dir ein bisschen aufplustert und auf geschockt tut, weil Sakura ins Wasser gefallen ist, aber ein Lächeln ihre Lippen umspielt hat.

Zusammenfassend: Schreib schnell weiter, denn toll beschrieben, umschrieben, geschrieben. Lass die Reaktionen auf Sakuras Vergangenheit nicht allzu hart ausfallen... Bitte :>

LG.
Von: abgemeldet
2012-05-08T21:05:30+00:00 08.05.2012 23:05
HAMMER! *-*
Mehr kann ich dazu fast nicht sagen :D
Die Idee ist toll.
Deinen Schreibstil liebe ich. *-* <3
Und es geht nicht nur um eine Person oder ein Paar. Ich persönlich finde es sehr schwer über mehrere Personen etwa gleich viel zu schreiben und doch jedem einen "eigenen Charakter" zu geben. Aber du machst das echt super! *o*
Bin schon gespannt wie es weiter geht l(^-^)/
Von:  SarahSunshine
2012-05-08T20:35:52+00:00 08.05.2012 22:35
Ich weiß, ich hab es dir schon gesagt, aber:
Ich.liebe.diesesn.Kapitel! [♥]

Mir gefällt dieses ganze Drama, das gerade absolut jeder einzelne durchmachen muss super gut.

Der Rückblick am Anfang ist sehr gut eingebaut und natürlich sehr gut mit dem Ende verbunden, wie ich finde. Da hat man auch noch einmal Sasukes emotionale Seite gesehen, na ja eigentlich sieht man die das ganze Kapitel über, wenn er seinen Auftritt hat, aber genau das gefällt mir so gut.
Jedenfalls bekommt man so auch einen kleinen Einblick in die Gefühlswelt von den beiden. Und den Zweifeln vom Anfang der Geschichte.

Und alle machen sich Sorgen, Ino um ihre Beziehung, von der sie unterbewusst weiß, dass sie vorbei ist, Hinata, die sich gerade eigentlich um alles Gedanken macht und natürlich Sakura, der das alles ziemlich gegen den Strich geht.
Ich finde es wirklich amüsant, dass die drei, die sich in diesem Moment eigentlich gar nicht grün sind, zusammen auf einen kleinen Raum wie ein Tretboot gehen. Da dachte ich ja schon, dass das nur schief gehen kann, was sich schließlich bewahrheitet hat.
Wenn man genau darüber nachdenkt, hat Hinata jetzt noch etwas, für das sie wütend sein kann, nämlich auf sich selbst ;) So wie es klang hat sie Sakura ins Wasser befördert und so führte eines zum anderen, nämlich zu Sasu-chan.

Dass du dabei die Sache mit der Jacke noch einmal eingebracht hast, fand ich sehr schön, wie oben schon einmal gesagt. Nachdem er den Blick das erste Mal abgewandt hatte, muss er ja noch einmal sehr neugierig hingesehen haben, was natürlich auch durch Sakuras Schrei ausgelöst geworden sein konnte.
Das Beste an der Stelle war dann aber Sakuras knallharte Antwort: „Wir mögen eine ganze Menge sein, aber Freunde sind wir ganz bestimmt nicht.“
Glasklar, knallhart und das beste: es wirft Sasuke aus der Bahn. Sonst würde er ihr ja nicht hinterher rennen.

Und dann kommt Shikamarus Auftritt und ich liebe Shikamarus Auftritt!! Ich liebe seine Gedankengänge und ich liebe das Liebesgeständnis. Auch wenn es vielleicht nicht in die Situation passt, aber ich liebe es!
Vielleicht wird sein Wunsch, dass Ino ihn irgendwann mal so liebt wie Sasuke ja noch wahr (und da du ein Happy End Fan bist, gehe ich stark davon aus :D).

Tja und dann kommen wir auch schon wieder zum Ende. Das ebenso knallhart ist. Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie Sasuke in den Raum stürmt, sie nur diese drei Sätze austauchen und dann bäm! Küssen sie sich. Und enden tut das Drama mit Ino. Sehr aufregend und spannend. Ich bin gespannt, wie du das alles jetzt weiterführen wirst.

Ach ich hab Kiba jetzt ganz vergessen! Er ist gemein! Ja gemein, ich kann mir schon denken, dass er Neji eins reinwürgen will jetzt mit Tenten. Was ich auf jeden Fall wissen will ist, warum sie im Rollstuhl sitzt. Da bin ich auf jeden Fall sehr gespannt!

Und anscheinend wird Sakura mit ihre Star-Vergangenheit konfrontiert. Jedenfalls wirkt der letzte Absatz auf mich. Das klingt nach einem weiteren Donnerwetter!

Also noch einmal:
Ich liebe es!
Von: abgemeldet
2012-04-09T11:29:08+00:00 09.04.2012 13:29
oh man, ich finde es wirklich klasse.
Das mit dem Textmarker, woah wirklich herrlich.
ich mag deinen Humor.

Es ist ein gutes erstes Kapitel.
Wieder lässt du viel Spielraum.
ich war auch überrascht, dass Sasuke überhaupt zu ihr gegangen ist, um "was klar zu stellen"

Mir hat es gefallen, weiter so :)


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