City of fools von Jisbon (we are forever) ================================================================================ Kapitel 1: Back(wards) ---------------------- Es fühlte sich nicht gerade an, wie nach Hause kommen. Mehr wie ein Besuch, auf der eigenen Beerdigung. Alle redeten verlogenes Zeug über einen, man selbst konnte leider gar nichts dazu sagen. Der kleine Unterschied: auf Beerdigungen erzählte man nur Nettes. Aber davon hatte sie in den letzten Wochen reichlich gehabt, und so viel es Sakura auch nicht allzu schwer, ein Lächeln aufzusetzen, während sie auf das Direktorat zumarschierte. Im Vorbeigehen schnappte sie einige Gesprächsfetzen auf. „…gesungen…Drogen…abgestürzt…“ „Ehrlich, die…vorbestraft?…“ „…versagt…wieder angekrochen…“ „…hält sich für etwas Besseres…“ Der Klatschorkan war offenbar in vollem Gange. Was für eine Ehre. Endlich war Sakura beim Direktorenzimmer angekommen. Sie atmete tief durch, klopfte sich noch etwas imaginären Staub vom Ärmel und klopfte dann. Natürlich hielt sie sich für etwas Besseres-was blieb ihr schon anderes übrig? Mit diesem Gedanken versuchte sie, ihr ängstlich klopfendes Herz zu übertönen. Das hier würde gut gehen. Es musste einfach. Wo sollte sie auch sonst hingehen? „Herein!“ Also dann, auf ins Verderben. „Rate mal, wer wieder hier ist.“ „Hmm?“ Ino warf einen kurzen Blick auf ihre Freundin Hinata, die im Türrahmen ihres gemeinsamen Zimmers lehnte, bevor sie sich wieder ihren Fingernägeln zuwandte und einen weiteren, sauberen Strich TheRumor-Dust auftrug. „Keine Ahnung. Der süße Referendar, vielleicht?“ erkundigte sie sich mit dem maximalen Interesse, was sie für diese Frage aufbringen konnte. „Sakura.“ Ino atmete scharf ein, bemühte sich aber, sich nichts anmerken zu lassen. Manchmal fragte sie sich wirklich, ob sich hinter Hinatas freundlicher Fassade nicht eine gewisse Gehässigkeit verbarg. Sie musste doch wissen, was das für sie bedeute. Ino warf Hinata einen prüfenden Blick zu, aber sie schien sich auch nicht gerade wohl zu fühlen. Dann waren sie ja schon zwei. „Und es kann nicht sein, dass du dich geirrt hast?“ fragte sie ohne große Hoffnung. Leider brauchte Hinata keinen Blindenhund- und ganz so schwer zu erkennen würde ihre ex beste Freundin auch nicht sein. Hinata warf sich auf ihr Bett, riss sich dann aber zusammen und rutschte mit über einander geschlagenen Beinen an den Bettrand. „Der Flurfunk ist schon in vollem Gange.“ Beide schwiegen einen Moment und hingen ihren (zweifellos düsteren) Gedanken nach. Schließlich ergriff Ino das Wort. „Warum machen wir eigentlich so ein Theater? Es gibt schließlich keinen Grund, sich aufzuregen. Es ist ja schließlich nicht mehr wie früher. Nichts ist mehr wie früher, und das ist auch gut so.“ Hinata lächelte vorsichtig. „Ja, du hast Recht. Natürlich hast du das. Als ich von der Chose gehört hab, dass sie wieder da ist und so…da war es für einen Moment wider so…Darum…“ Ino nickte. Erklärungen waren wirklich überflüssig. Sie betrachtete ein letztes Mal ihre perfekten Fingernägel, nickte zufrieden und sprang dann auf. „Los, gehen wir! Begrüßungskomitee spielen!“ Sie zog ihre beste Freundin auf die Füße und hinter sich her. „Und bei der Gelegenheit können wir gleich ein paar Sachen klarstellen.“ „Unter Vorbehalt“ dröhnte es in Sakuras Ohren nach, als sie die Tür des Direktorenzimmers hinter sich zuzog. Die Unterhaltung war kurz, sachlich und ziemlich langweilig gewesen. Hauptsächlich war es um die Großzügigkeit der Schule, den Wunsch, ihr nicht die Zukunft zu verbauen und die erwähnten Vorbehalte gegangen. Totlangweilig also. Zufrieden machte sie sich auf den Weg Richtung Eingangshalle. Dort würde sie sich in einem der wunderbar altmodischen Sessels zusammenrollen, die neue InTouch lesen und zusammen mit ihrem Gepäck darauf warten, dass ihr ein neues Zimmer zugeteilt wurde. Und darauf, dass ihr einer ihrer alten Freunde über den Weg lief. Obwohl…darauf lieber nicht. Nicht nach zwei Jahren völliger Funkstille. Schon seltsam, wie unwohl sie sich plötzlich fühlte. Wie ein Eindringling an einem Ort, an dem sie schon lange nichts mehr zu suchen hatte. Und was jetzt folgte, trug auch nicht gerade dazu bei, ihr ein besseres Gefühl zu geben. Denn plötzlich waren sie alle da. Und natürlich hatten sie sich alle verändert. Waren größer und schöner geworden. Fein, zwei Jahren wären an niemanden spurlos vorüber gegangen. Aber hätte es nicht gereicht wenn Sakura selbst sich verändert hätte (natürlich zum Besseren) und alle anderen gleich geblieben wären? Das hätte die Dinge jedenfalls stark vereinfacht. Es war wie Mikado, wer sich zuerst bewegte, der hatte verloren. Gerade als Sakura das Gefühl hatte, das stumme Kräftemessen keinen Moment länger aushalten zu können (entweder aus Nervosität, oder weil die Situation so lächerlich war) da ertönte eine helle Stimme. „Hallo, Sakura.“ Hinata und Kiba traten zur Seite, um Ino Platz zu machen. Offensichtlich war die Situation noch nicht kompliziert genug. Das wirklich schlimme aber war nicht der abschätzig-kühle Blick, mit dem ihre ex-beste Freundin sie maß. Nein, es war ihr Begleiter, Sasuke Uchiha. Obwohl, Begleiter traf es nicht ganz. Dafür war die Art, wie er seine Arme vor ihrer Brust verschränkt hatte etwas zu eindeutig. Es hatten sich also noch ein paar andere Dinge hier verändert. „Schön, dass du wieder hier bist.“ „Du schaffst das!“ Das hätte um länger besser geklungen, wenn Ino wenigstens versucht hätte, zu klingen, als ob sie das ernst gemeint hätte. Sakuras Blick begegnete dem ausdruckslosen von Sasuke. Noch jemand, der sich vor Begeisterung gar nicht mehr einkriegen konnte. Aber wenn sie etwas gelernt hatte, dann wie man lächelte, wenn einem eigentlich nach heulen war. „Danke! Ich freu mich auch.“ „Freunde für immer!“ Bevor das darauf folgende Schweigen tödlich wurde, platzte der Hausmeister herein, um Sakura mit ihren Sachen zu helfen. Die kleine Versammlung zerstreute sich in Rekordzeit. Ino nahm einen kleinen Schluck von ihrem ekelhaft gesunden (aber fettverbrennendem) Apfel-Inger Tee, schob die Tasse dann eilig ans andere Ende des Tisches und widmete sich dann wider der Frage, ob Brad seiner Angelina den Rücken kehren würde, weil er seine Ex immer noch liebte. Musste es denn immer die alte, beschissene Geschichte sein?! Das wollte doch wirklich keiner mehr hören! Ärgerlich blätterte sie ein paar Seiten weiter. Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Nicht den geringsten! Vorhin hatte er so eindeutig zu ihr gestanden, wie sie sich das nur wünschen konnte. Wie sie sich das schon lange von ihm gewünscht hatte. Vielleicht war es das. Das Gefühl, dass auch er etwas hatte klarstellen wollen, nagte an ihr. Um sich von diesen unerfreulichen Gedanken abzulenken, konzentrierte sie sich wieder auf ihre WeLove. Die zehn spektakulärsten… Krach!! Ino fuhr zusammen. Genau in diesem Moment stieg ihr der ekelhafte Geruch der kleinen Quark-Kräuter Taschen in die Nase, nach denen sie meistens ganz verrückt war. Heute aber nicht! Jetzt waren sie ekelhaft und allein bei ihrem Geruch drehte sich ihr der Magen um. Welcher Idiot kam denn auf die Idee, sie jetzt zu stören? Sie wollte allein sein, und jeder andere hatte Rücksicht auf das praktisch in Leuchtfarben über ihrem Kopf rotierende Schild genommen. Jeder bis auf Shikamaru, natürlich. Man konnte wohl kaum erwarten, dass dieser grobe Klotz ein Auge für Kleinigkeiten hatte. „Was soll das?!“ fauchte sie. Er sah sie mi hochgezogener Augenbraue an. „Ich persönlich halte das ja für etwas zu essen. Wenn ich es mir genauer ansehe, erinnert es mich frappierend an die kleinen Taschen aus der Kantine. Aber ich kann mich da auch täuschen.“ Oh, verdammt! Ärgerlich gab sie dem Tablett einen Schubs, eigentlich nur, damit der Geruch sie nicht länger in der Nase kitzelte. Leider zu schwungvoll, es segelte vom Tisch und ging zu Boden. Das Klirren unterbrach alle Gespräche. Shikamaru beugte sich vor. „Der menschliche Körper lebt nicht von Luft und Liebe allein. Auch deiner nicht- selbst wenn er Letzteres ja… im Übermaß bekommt.“ „Idiot!“ rief sie ihm mit einiger Verspätung hinterher, aber er winkte nur, ohne sich noch einmal umzudrehen. Dieser aufgeblasene Affe! Sakura lies sich auf ihr Bett fallen. Eigentlich hatte sie ihre Koffer auspacken wollen, aber dann mittendrinn die Lust verloren. Was für ein Dreck. Die letzten Monate hatte sie damit verbracht, sich ihr altes Leben zurückzuwünschen- und jetzt durfte sie feststellen, dass sie dort keiner haben wollte. Sieg auf ganzer Linie also. Sie wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger und lies ihren Blick schweifen. Nicht, dass es da viel zu sehen gegeben hätte. Das ehemalige Abstellzimmer (frisch befördert zum Schlafzimmer) hatte etwa den Umfang eines Goldfischglases und war mit der Standart-ausstattung (Bett, Tisch, Stuhl, Schrank und Regal) schon reichlich vollgestopft. Aber mehr konnte sie wohl nicht erwarten, schließlich war sie ja mitten in Schuljahr hier aufgeschlagen. Trotzdem…kein Vergleich zu dem Zimmer, was sie sich früher mit Ino geteilt hatte. Da war alles sehr viel lustiger gewesen-gut, da hatte sie auch nicht wie eine Aussätzige allein auf ihrem Zimmer gehockt. Freitagabend stand also ganz zu ihrer alleinigen Verfügung. Sie konnte zum dreizehnten Mal „Little Miss Sunshine“ auf DVD gucken, sich ihre Fingernägel in zehn Schichten lackieren, ihre Koffer doch noch ausräumen, die Wand in Eigenregie mit dem Textmarker pink streichen… In diesem Moment klopfte es, und sie bekam doch noch Besuch. …oder sie konnte mit ihrem ehemaligen Schwarm zusammenrasseln, einen Vorgeschmack hatte sie ja schon bekommen. Wo war noch mal ihr Textmarker abgeblieben? Sasukes Blick war undurchdringlich, wie immer. Wenigstens etwas war gleich geblieben. Und auch das flaue Gefühl in ihrem Magen, was nur zu deutlich an Angst erinnerte, war ein alter Bekannter. Er schloss die Türe hinter sich und verschränkte die Arme. „Warum bist du hier?“ Treffer, versenkt. Sakura versuchte sie ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. „Vielleicht hatte ich einfach Heimweh.“ „Ein guter Witz.“ Er verzog keine Miene. „Und warum bist du hier?“ Sie wünschte, ihre Antwort hätte mehr nach der Herausfor-derung geklungen, als die sie gemeint gewesen war und weniger…hoffnungsvoll. Jetzt lies er sich doch zu der Andeutung eines Grinsens herab. „Vielleicht musste ich etwas klarstellen.“ Sie sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Noch klarer? Ich hätte euch nicht für so altmodisch gehalten. Ihr habt euch also schon verlobt?“ Einen Moment lang schwieg er, anscheinend hin und her gerissen. Sakura war sich ziemlich sicher, dass er ihr auf die eine oder andere Art den Todesstoß versetzen würde. „Anscheinend hast du eine Menge gelernt.“ Sein Tonfall lies keinen Spielraum offen, in welche Richtung das seiner Meinung gegangen war. „Offensichtlich willst du mich zwingen, irgendein melodramatisches Sprüchlein aufzusagen.“ „Ich sag das nur einmal.“ Sakura biss sich auf die Lippe. „Du musst es ja nicht tun.“ Wieder dieser verfluchte Tonfall. „Nein.“ er lies ein Grinsen aufflackern „Aber ich werde es tun.“ „Das habe ich befürchtet. Also?“ Sein Blick wurde hart. „Es ist nicht mehr wie damals.“ „Ich weiß.“ Sie räusperte sich, als könnte die Heiserkeit dadurch vertrieben werden. „Es wird auch nicht wieder so sein.“ „Geh nicht.“ Sie schluckte schwer, schaffte es aber, seinem Blick standzuhalten. „Klar.“ „Das wars auch schon.“ Und schon war sie wieder allein. Und sowie sie sich die Tränen aus den Augen geblinzelt hatten, würde sie sich auf die Suche nach ihrem beschissenen Textmarker machen. Was für ein Auftakt. __ So, ich hoffe mal, es ist die richtige Mischung aus verständlich und unverständlich geworden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)