Ein guter Tag zum Sterben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, der Hunderat und so etwas ähnliches wie die Hölle) ================================================================================ Kapitel 6: Illusionsweber ------------------------- Der steile Pfad war manchmal mit Steinen blockiert, aber das bot für die zwei Halbbrüder kein Hindernis. Springen konnten beide. So gelangten sie auf immer weiter verschlungenem Weg höher und tiefer in das Gebirge von Seikki, zu dem ersten Pass von Zweien, die angeblich Hürden zu bieten hatten. Plötzlich, kurz nach Morgengrauen, verengte sich der Durchgang zu einer Passhöhe, einem trichterförmigen Tal, auf dessen beiden Seiten die Berge steil und unfruchtbar emporstiegen. Der Einschnitt selbst war flach, fast zweihundert Schritte breit und schien vollkommen übersichtlich. Nicht einmal Felsbrocken lagen herum. Dennoch witterten beide sorgfältig, bemüht, es dem anderen nicht zu zeigen, ehe sie es nebeneinander betraten. Es gab schließlich keinen Grund misstrauisch zu sein. Auf fast fünfhundert Schritte bot der Pass Einsicht und danach konnte man die folgende Bergkette erkennen, was darauf hindeutete, dass es ab da wieder steil abwärts ging. Leider. Der Weg zu diesem dunklen Turm und der jiken shigoku schien weiter zu sein, als sie gedacht hatten – und damit würde der Pfad der Prüfungshölle auch länger dauern. Ein guter Grund für beide, sich stillschweigend einig zu sein, dass Eile geboten war. Da existierten noch acht Hundeyoukai, mit denen sie ein Hühnchen zu rupfen hatten. Dennoch, dachte Inuyasha plötzlich: was roch hier so eigenartig? Es waren steile, einfache Felswände, nur auf einer Seite, dem Südhang, mit Flechten oder Moosen bewachsen. Woher kam nur diese Witterung nach Staub, ja, Höhlen? Er betrachtete die kahlen Berghänge über ihnen sorgfältig. Gab es hier auch noch solche seltsamen Käfer? Auf einen weiteren Feuerüberfall konnte er gut verzichten, schon gar von mehreren. Und eigentlich bot man sich hier gegen einen Angriff aus der Luft wie auf einem Präsentierteller an. Sesshoumaru bemerkte durchaus, dass der Jüngere angespannt wurde. Auch er hatte gewittert, dass sich die Luft verändert hatte, aber es war nichts zu erkennen, was diesen eigenartigen Geruch verursachen konnte. Dennoch: es war hier, in diesem Pass. Und hier war auch die Falle. Nur, welche? Es musste eine sein, die selbst Daiyoukai das Leben schwer machen konnte, wenn natürlich auch nicht ihm. Was gab es also? Sie blieben gleichzeitig stehen und sahen sich noch einmal gründlich um, jetzt sicher, dass da etwas war – und dass es der andere auch spürte. Aber keine dämonische Energie, irgendetwas Anderes, Fremdes, Magisches, das ihnen dennoch bekannt vorkam.... Im nächsten Moment wussten es beide. Die Umgebung veränderte sich, schien zu verschwimmen. Inuyasha riss Tessaiga hervor, nur zu sicher, dass es sich um einen Bannkreis handelte. Waren sie in eine Falle gelaufen? Aber die Klinge seines Schwertes wurde nicht rot. Also war es doch kein Zauber? Aber woher kamen plötzlich die dichten Spinnweben an den Bergwänden, vor und über ihnen? Nur hinter ihnen waren keine. Die waren doch vorher nicht da gewesen. Und das zuvor scheinbar breite Tal war auch nur mehr eine, keine zwanzig Schritt breite, Schlucht. Gleich. Nichts würde ihn aufhalten: „Kaze no kizu!“ „Narr!“ sagte der Hundeyoukai noch, ehe beide mit einem gewaltigen Satz der Windnarbe ausweichen mussten. Die scheinbaren Spinnweben hatten sie reflektiert. „Ach ja“, gab Inuyasha zurück: „Der Herr Daiyoukai weiß alles besser? Was ist das denn hier?“ „Illusionsweber.“ Er hatte von ihnen gehört, aber sie sollten schon lange ausgestorben sein. Und leider waren das keine Geschöpfe, die man so einfach umbringen konnte, zumal, wenn wie hier ein ganzes Volk am Werk war. Ihre Magie war legendär und machte selbst Daiyoukai das Leben schwer. Kein Wunder, dass das als Hindernis galt. Wie hatte sein Lehrer damals gesagt, das einzige Gegenmittel sei, die Weben rechtzeitig zu erkennen, ehe sie ihr Opfer umschlossen und in die Irre leiteten. Nun, das schien funktioniert zu haben. „Illusionsweber, und weiter? Wie kann man sie umlegen?“ Der Hanyou hielt noch immer Tessaiga in der Hand, ein wenig überrascht, dass Sesshoumaru nicht zog: „Nicht mit dem Schwert?“ Womöglich sollte er doch einmal ein intensiveres Gespräch mit Myouga führen, dachte der ältere Halbbruder. Schon bei den Todesseilen zuvor hatte Inuyasha sein Unwissen in Punkto magische Dinge gezeigt – und das konnte in der shiken jigoku unangenehm werden, ein überaus lästiges Zusatzpäckchen für ihn, wenn er die Aufgabe dieses senilen Flohgeistes übernehmen sollte und das Halbblut selbst aufklären musste, um die Prüfungshölle zu bestehen: „Sie jagen Youkai.“ Und er verdrängte erfolgreich die kleine Stimme in seinem Hinterkopf, dass es sowieso eigentlich die Aufgabe des großen Bruders wäre, nach dem Tode des Vaters den Jüngeren an seine Ausbildung heranzuführen. „In der Tat.“ Die weibliche Stimme ließ die Hundebrüder die Köpfe drehen. Solch ein Wesen hatten beide noch nie gesehen, wie es hier aus einem Höhleneingang kroch. Die Weben teilten sich vor ihr wie ein Vorhang. Eigentlich wirkte sie wie eine mannshohe Spinne, aber sie besaß zwei spinnenartige Körper zusammengewachsen nebeneinander und sechzehn Beine. Zwischen den beiden Leibern zeigte sich jedoch ein weibliches, fast menschlich anmutendes Gesicht mit langen Haaren, das mit zwei seilartigen Hälsen an den Schultern hing: „Zumindest gewöhnliche Youkai,“ ergänzte sie: „Ihr seid ungewöhnlich. Noch wenige haben hier die Weben so rasch entdeckt.“ „Was willst du denn?“ erkundigte sich Inuyasha: „Lass uns weiter, wir haben es eilig.“ „Die Königin will euch sprechen.“ Etwas wie ein Lächeln: „Schiebe dein Schwert weg, junger Krieger der Youkai. Ihr seid keine Jagdbeute, sagt sie.“ Sie hob vier Vorderbeine: „Allerdings, wenn ihr auch nur versucht mich oder eine meine Schwestern zu töten, sieht das anders aus.“ „Schwestern?“ fragte der Hanyou irritiert und war etwas überrascht von unerwarteter Seite eine Antwort zu erhalten: „Es ist ein Volk.“ Sesshoumaru hatte beschlossen, der mehr oder weniger nachdrücklichen Einladung Folge zu leisten. Das würde im Zweifel schneller gehen als zu versuchen den Illusionen der Weber zu entkommen. Angeblich waren diese in der Lage jeden in die Irre zu führen und in den Wahnsinn zu treiben, gleich, wie stark der war, weil das Volk nur ein Bewusstsein und damit eine Magie hatte. Und da die Weben immerhin schon der Windnarbe standgehalten hatten ohne auch nur einen Faden zerlegt zu bekommen, ja, diese reflektiert hatten, fragte sich wie gut oder schlecht Bakusaiga wirken würde – und ob nicht im Zweifel dadurch der ganze Pass samt ihm verschüttet werden würde, ohne dass das diese Wesen störte. Leider. Überdies hatten die Weberinnen ihre Magie wohl nun zurückgezogen, denn nichts verriet mehr einen Zauber. Die Fäden schienen jetzt täuschend harmlos: „Gehen wir.“ Inuyasha schob schulterzuckend Tessaiga zurück. Aber er sah sich gezwungen, sich auf das Wissen seines Halbbruders zu verlassen. Von Illusionswebern hatte er noch nie etwas gehört. Nun, auch von dem Wald der Todesseile nichts. Was tat dieser Flohopa eigentlich, wenn er nicht wegrannte? Er hatte ihm schon viel erklärt, ja, aber offenbar waren da ebenso weite Lücken gelassen worden. Ärgerlich und auch peinlich, immer als der unwissende kleine Bruder dastehen zu müssen. Irgendwo kein Wunder, dass ihn Sesshoumaru nicht für voll nahm. Das würde noch ein Nachspiel für diesen dämlichen Myouga haben. Während die Halbbrüder gemeinsam der Führerin in ein Labyrinth aus Tunneln in den Berg folgten, meinte der Hanyou daher nur: „Kein Kampf.“ „Noch nicht.“ Nun, wirklich nicht, aber er wollte doch nicht vor dem Jüngeren auch nur andeutungsweise als feig da stehen: „Noch sind wir Gäste.“ Die Führerin hatte es gehört. Ohne sich umzuwenden, meinte sie: „In der Tat. – Mein Name ist Anzu. Königin Chizu will euch sprechen.“ Und wie alle Weberinnen war auch sie ständig mit dem Bewusstsein der Königin verbunden, die auf diese Art ihr Volk lenkte. Sie hob die Vorderbeine. Zur Überraschung der Besucher wurden die Wände heller, der Gang erleuchtet – eindeutig ein Service für sie. Und auch, wenn sie es nicht zwingend benötigt hätten, so war das doch ein gutes Zeichen. In einer gewaltigen, durch das matte Licht der Wände beleuchteten Halle unter dem Berg wurden sie von mehreren Illusionsweberinnen erwartet, Inuyasha schätzte an die hundert. Dann jedoch wurde sein Blick auf die riesige Kreatur im Hintergrund gelenkt. Das musste die Königin sein, Chizu. Sie war sicher viermal so groß wie die anderen, eigentlich kein Wunder, besaß sie auch vier Spinnenleiber und die dazugehörige Beinzahl. Zwischen den beiden vordersten Körpern hing, wie bei den anderen auch, ein scheinbar menschliches Gesicht. Da Sesshoumaru einfach vor ihr stehen blieb und sie betrachtete, trat er an dessen rechte Seite, wenn auch zwei Schritte auseinander, instinktiv bemüht, beiden den Waffenarm freizulassen. „So jung und so interessant“, sagte die Königin. Das Gesicht zwischen ihren Leibern lächelte, während sie mit einem Vorderbein elegant ihr Haar zurückstrich: „Aber ich sehe schon: zwei Hundeyoukai aus gutem Hause, ja, Daiyoukai. Das erklärt, warum die Illusion nicht bis zum Ende wirkte, ihr die Weben aus heller Magie schon entdecktet, ehe sie euch ganz umschlossen.“ Zwei Daiyoukai? Inuyasha konnte nicht umhin sich geschmeichelt zu fühlen, während Sesshoumaru unwillkürlichen Ärger verspürte. Der Meinung war diese Zombiehexe wohl auch schon gewesen. Aber beide schwiegen. Chizu nickte etwas: „Sehr selten, dass so etwas passiert. Der letzte Daiyoukai kam vor vielen Jahren her. Auch ihm machten unsere Weben nichts aus. Kurz zuvor war ebenfalls einer gekommen. Und nur einer dieser beiden überlebte.“ Der mit den Öhrchen war doch auch ein Hundeyoukai? So jemanden hatte sie noch nie gesehen, aber wenn sie gemeinsam hier war, waren sie auch von einer Art. Die alten Geschichten interessierten den Hanyou weniger: „Kannst du uns etwas über shiken jigoku erzählen?“ Die Königin zuckte ihre acht Schultern: „Es ist manchmal langweilig hier. – Ihr könnt unbehelligt gehen. Jetzt, sofort, oder ich erzähle euch etwas über den weiteren Weg. Ihr habt es ja wohl eilig. Anzu könnte euch eine Abkürzung zeigen. Die Bedingung dafür ist: Kampf.“ Und da beide unverzüglich in einer seltsam gleichartigen Bewegung die Hände an die Schwerter legten: „Wie voreilig, junge Krieger der Inuyoukai. - Kampf Mann gegen Mann gegen zwei…Krieger, die ich aussuche. Ohne Schwerter, denn ich vermute, ihr könntet damit unsere Höhle zum Einsturz bringen.“ „Du willst zwei Krieger opfern?“ erkundigte sich Sesshoumaru sachlich. „Es sind unsere Illusionen. Wenn auch sehr reale. Ihr werdet Verletzungen erleiden oder sterben können.“ Die Hundebrüder tauschten unwillkürlich einen raschen Blick, ehe Inuyasha sagte: „Einverstanden.“ Alles, was diese Prüfungshölle beschleunigen würde, war gut. Und so lange würden sie nun auch nicht brauchen, um mit zwei Illusionen fertig zu werden. Er konnte von seiner eigenen Wut auf den Hunderat mühelos auf die seines Halbbruders schließen. Chizu nickte erneut: „Ich habe nichts anderes erwartet. Ihr seid nicht nur magisch fähig, sondern auch wahre Krieger. Nur solche können es wagen, die shiken jigoku aufzusuchen, und Aussicht haben sie zu bestehen.“ Sie hob ein Vorderbein und tippte auf einen ihren Körper: „Dazu braucht man Herz, Verstand und Mut und eine gewisse Magie. – Gut. Ich erzähle es euch ohne Gegenleistung, junge Krieger der Inuyoukai. Vor langer Zeit baute ein mächtiger Daiyoukai den dunklen Turm und beschäftigte sich dort mit Magie. Viele kamen und forderten ihn zum Kampf. So erschuf er auf der Hochebene ein Labyrinth aus Prüfungen, um selbst stärker zu werden, und stellte sich auch dort seinen Gegnern. Viele verloren ihr Leben, aber, wer bestand, schuf eine neue Prüfung dazu, heißt es. So wurde es immer schwerer sie zu bestehen.“ „Äh, dieser erste Daiyoukai, ist das dieser Hayasa?“ fragte Inuyasha nach. „Ja, genau. Du hast schon von ihm gehört. - Er wusste, dass wir hier schon seit Jahrtausenden leben, aber er schätzte uns als Wächter und ließ uns in Frieden. Nun schützen wir den ersten Pass zur Hochebene der shiken jigoku und wer nicht an uns vorbeikommt wäre auch nicht würdig den Prüfungen unterzogen zu werden.“ „Nur Daiyoukai kommen an eurer Illusion vorbei?“ erkundigte sich der Hanyou sofort. Immerhin war er keiner und hatte auch gemerkt, dass da was faul war. Übertrieben alle womöglich mit dieser Prüfungshölle? Hatte die nur einen Ruf wie Donnerhall und war eigentlich locker zu bestehen? „Auch manche gewöhnlichen Youkai mit besonderen Fähigkeiten, oder die klug genug sind, uns einen Gefangenen zu geben, ehe sie hindurchziehen.“ „Menschen?“ fragte er unwillkürlich. „Nein. Wir jagen Youkai und nur diese benutzen wir, wenn sie unsere Weben nicht bemerken, ehe sie sie umschließen. - Oh, du weißt nicht, dass wir sie nicht fressen? Wir sind Illusionsweber. Und wir leben von den Gedanken und Träumen derer, die wir fangen. Sie leben bei uns, werden gepflegt und gefüttert und schlafen einen tiefen Schlaf, bis sie irgendwann sterben.“ Danach gehörten sie wieder Hayasa-sama, der sie weitergab, wohin auch immer. Wer durch das Tor des Anfangs ging, so lautete die magische Regel, unterwarf sich allen Bedingungen der Prüfungshölle. Und niemand konnte sich diesem Gesetz mehr entziehen. Das klang trotzdem nicht gerade angenehm: „Ja.“ Was sollte er dazu schon sagen. Das hätte wohl auch auf sie gewartet, wenn sie diesen Zauber nicht rasch genug bemerkt hätten. „Was weißt du jetzt noch über diese Prüfungen der Youkai?“ Sie waren mutig und zielbewusst, wie sie es erwartet hatte. „Hayasa-sama ist sehr alt und sehr mächtig, das war er schon, als er die ersten Prüfungen für sich selbst erschuf. Alle Youkai, zumal in Eurer Stärke, sind geborene Krieger. Ihr kämpft und tötet einander. So ist Euer Leben. Sicher, einfachere jagen auch Menschen, auch wir wurden schon Opfer, aber so ist es eben. Jedoch ist es der Wunsch eines jeden eurer Art stärker zu werden, die Herausforderung zu suchen, zumal bei Daiyoukai oder jenen, die auf der Stufe darunter stehen. So forderten einige auch Hayasa-sama heraus, der sie in die Prüfungen schickte, denen er sich selbst gestellt hatte, ehe sie gegen ihn kämpfen durften. Nur die Besten bestanden. Inzwischen kämpft Hayasa-sama schon lange nicht mehr selbst, aber der Begriff der Prüfungshölle entstand. Was genau dort geschieht weiß ich nicht. Dennoch – sie ist zu bestehen.“ „Wir schaffen das schon,“ versicherte Inuyasha prompt, wie immer optimistisch. Immerhin hatten sie ihre magischen Schwerter, jahrelange Kampferfahrung und waren alles andere als hilflos. Sesshoumaru war einem anderen Gedankengang gefolgt. Vater hatte damals diesen unerträglich beleidigenden Hundeyoukai am dunklen Turm besiegt. Also war auch er an den Illusionswebern vorbeigekommen. War er das gewesen, von dem Chizu gesprochen hatte? „Die letzten Daiyoukai, die sich der jiken shigoku und einem Kampf am dunklen Turm stellten – hast du mit einem von ihnen gesprochen?“ Die Königin wollte ihren Gästen nicht sagen, dass sie es gewöhnlich aus gutem Grund vermied mit jemandem wie ihnen zu reden. Mächtige Daiyoukai hatten Illusionsweber stets gejagt, um sie von ihren Gefolgsleuten abzuhalten, und sie waren das letzte Volk ihrer Art. Nur Hayasa-samas Entschluss, sie als Wächter hierzulassen, hatte ihnen das Überleben ermöglicht. Dennoch – diese zwei waren sehr schnell darin gewesen, den Zauber zu erkennen, obwohl sie noch so jung waren, und das hatte sie selbst neugierig gemacht, Derart neugierig, dass sie sie nicht nur über die Weben betrachten wollte, sondern von Angesicht zu Angesicht. Noch fast halbwüchsige Krieger, die es wagten, sich der Höllenprüfung zu stellen....Zu sehr von sich eingenommen oder extrem fähig? Man würde es bald sehen. Hayasa-sama wäre sicher so freundlich, ihr das Ergebnis der shiken jigoku mitzuteilen. „Nein. Es gab keine Ursache,“ erwiderte sie jedoch. Nun, das war etwas, was der selbst so schweigsame Hundeyoukai verstand. So nickte er nur: „Die Abkürzung?“ „Natürlich. – Ihr wollt die Prüfungen bestehen. Folgt Anzu. Es gibt eine Abkürzung an den Fuß des Gebirges, die allein uns bekannt ist und die auch nur wir betreten können. Und unsere Gäste. Ich werde euch viel Erfolg wünschen.“ Es waren schließlich ihre ersten Besucher seit Jahrtausenden. Keiner derjenigen, die das Netz aus heller Energie erkannt hatten, war so jung gewesen, hatte sie so interessiert. Ein wenig erinnerten sie sie an einen der anderen beiden Hundeyoukai, die zuletzt durchgegangen waren. Auch einer von denen hatte so langes, weißes Haar besessen. Aber das war wohl unter Inuyoukai nur zu üblich. Die Illusionsweberin, die sie hier hergebracht hatte, eilte zu den Hundebrüdern: „Folgt mir.“ Sie machte etwas, das wohl ein Knicks vor ihrer Königin sein sollte, ehe sie sich abwandte und einen anderen Gang aus der Halle wählte, dabei erneut die dunklen Wände etwas aufleuchten lassend. Die Halbbrüder folgten unverzüglich. Eine Stunde später blieb Anzu stehen: „Vor uns befindet sich der Ausgang. Um zu ihm zu gelangen müsst ihr in diesen Schacht springen. Es ist eine Art glatte Bahn. Man kann sie eigentlich nur von hier betreten, aber zur Sicherheit stehen unten Wächterinnen. Sie werden euch jedoch nicht aufhalten, da sie wissen werden, dass ihr mit Erlaubnis kommt. Falls sie dennoch euch den Weg versperren, nennt ihnen meinen Namen.“ Inuyasha starrte in den runden Schacht, der sich am Boden öffnete, durchaus nicht sicher, ob das nicht eine Falle sein sollte. Sprangen sie nicht genau dorthin, wo die Illusionsweber ihre Opfer sammelten? Das Schicksal, das diesen drohte, war nicht gerade aufbauend, selbst wenn sie am Leben blieben. Ein heftiger Stoß ließ ihn hinab springen und er brauchte nicht überlegen, wer ihn geschubst hatte. „Sesshoumaru“, zischte er postwendend, während er instinktiv zu seinem Schwert griff, als er auf seinem Hinterteil immer schneller steil hinunterrutschte. Aber dann hörte er, witterte, dass ihm der Hundeyoukai folgte. Zu schade, dass er das nicht sehen konnte, wie dieser rutschte, dessen Haare im Fahrtwind wehten. Vermutlich hatte der ihn genau deswegen als erstes hinunter geschickt. Und es wurde immer wärmer unter ihm. Wäre da nicht sein spezielles Gewand würde er Verbrennungen davontragen. Die Illusionsweberinnen besaßen Panzer aus Chitin, das sich nicht so erwärmte. Funken hinter ihm in der Dunkelheit zeigten, dass auch Sesshoumarus Panzerung heiß wurde und er bedauerte erneut, das nicht sehen zu können. Immerhin war das ein schnellerer Abstieg als es einer zu Fuß den ganzen Berg hinunter geworden wäre. Endlich verlangsamte sich die Rutschfahrt und endete in einer ebenen, nur matt beleuchteten Höhle, in der mehrere Illusionsweberinnen standen, die sich erstaunt umblickten, sofort allerdings die Vorderbeine hoben, bereit, ihre Täuschungen herzustellen. So sprangen die Halbbrüder unverzüglich von der Rutsche, erleichtert, unten angekommen zu sein. „Anzu schickte uns her auf Befehl der Königin“, erklärte Inuyasha prompt, der sich am liebsten sein Hinterteil gerieben hätte, aber doch annahm, das wäre nicht gerade seinem Image hier als „junger Krieger der Hundeyoukai“ förderlich: „Wir sollen aus den Höhlen gehen. – Sagt mal, wie kommt ihr hier eigentlich wieder hoch?“ „Es gibt einen, wenn auch langsameren Weg. – Folgt mir.“ Eine der Weberinnen wandte sich um, während sich die anderen entspannten, da die Königin ihnen Beruhigung schickte. Nur wenige Minuten später blieb die Führerin erneut stehen, anscheinend vor einer Felswand. Aber die Nasen der Hundebrüder verrieten ihnen, dass dort vorn irgendwo Pflanzen wuchsen, frische Luft wehte. Es handelte sich wohl wieder um eine Täuschung. Tatsächlich verschwamm das Bild vor ihren Augen und eine Öffnung entstand, wenn auch umgeben von den Spinnweben. Ohne weiteres Wort trat Sesshoumaru auf die vielleicht zwei Stunden Fußweg breite Ebene mit vereinzelten Bäumen und Büschen, jenseits derer erneut eine steile, düstere Bergkette aufstieg. Dort musste sich der Pass der Schmerzen befinden, und damit endlich auch der Beginn der eigentlichen Prüfungen. Inuyasha folgte ihm eilig, wandte aber noch einmal den Kopf. Wie er erwartet hatte, verschwand hinter ihnen der Eingang in das Höhlenlabyrinth der Illusionsweber, als hätte es ihn nie gegeben. Er bemühte sich jedoch, die Stelle zu merken. Sie mussten hier ja auch wohl wieder zurück. Aber damit bewies er nur, dass er das Wesen der Prüfungshölle noch nicht verstanden hatte. ** Man könnte versucht sein, Inuyashas Idee zu teilen, dass der Ruf der shiken jigoku unverdient sei, zumindest, wenn man über Kampferfahrung und magische Schwerter verfügt. Im nächsten Kapitel wartet allerdings der Pass der Schmerzen samt seinem magischen Amulett, einem Mayoke, und mit dem kann man auch als Hanyou nicht reden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)