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Wie Männer lieben

von

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Wovor er sich fürchtet

Beim Flughafen angekommen suche ich mir einen Platz, der mir das Ausparken nicht unnötig erschwert und der nicht allzu weit vom Eingang entfernt liegt. Da die beiden Herren wissen, dass sie abgeholt werden, kann ich mich hier einen Moment lang ausruhen und vorfahren sobald ich sie herauskommen sehe.
 

Die Ankunft der beiden verzögert sich jedoch um eine halbe Stunde und ich muss schon befürchten, dass der Flug weitere Verspätungen hat, als ich dir mir vage bekannten Gesichter zwischen all den Leuten ausmachen kann. Mit Vorsicht und Fingerspitzengefühle drehe ich die Limousine, setze dann vor und komme vor den Füßen der Männer zum stehen. Ich steige aus, umrunde den Wagen, öffne die Tür und halte die andere Hand für jedes weitere Gepäckstück offen. Doch scheinbar reisen die beiden mit einem persönlichen Assistenten, der hinter ihnen auftaucht, auf mein Geheiß hin den Kofferraum öffnet und schließlich zu den beiden ins Innere des Wagen steigt. Ich schließe die Tür, lasse mich auf den Fahrersitz sinken und trete die Heimreise an.
 

Als sich der Tag dem Ende neigt bin ich mit mir und meiner Leistung zufrieden. Auch wenn ich die Kinder zu Recht gewiesen habe... alles in allem war es ein Erfolg. Alle sind sicher und ohne allzu große Verspätungen angekommen. Jetzt habe ich erst einmal bis zum Abreisetag meine Ruhe. Zwischendurch muss ich natürlich immer mal wieder den Wagen anschmeißen, aber da ich der persönliche Chauffeur des Hausherren bin, obliegt es diesem zu entscheiden, wann meine Dienste wirklich von Nöten sind.
 

Die ganze nächste Woche über bleibe ich im Anwesen, immer auf Abruf bereit. Jetzt, da Karl gekündigt hat, werde ich wohl sowieso kaum noch Gelegenheit haben in meine eigene Wohnung zu fahren, bis ein Ersatz eingestellt ist. Reguläre Schichtzeiten kann ich getrost vergessen. Ich mache mich der Familie gegenüber so rar wie ich kann, werde nur ein paar Mal heruntergeklingelt um meinen Dienst zu tun und kümmere mich ansonsten um die Reinlichkeit der Autos. An einem heißen Nachmittag habe ich sogar Gefallen daran den Gärtnern beim Gießen der Pflanzen ein wenig unter die Arme zu greifen.
 

Völlig verschwitzt, verdreckt und nass komme ich so durch einen der Boteneingänge ins Haus hinein und will mich in meinem Zimmer frisch machen, halte jedoch überrascht inne, als ich vor meiner Tür eine der beiden Frauen stehen sehe, die ich noch persönlich hierhin gefahren habe. Irgendeine Tante war das, wenn ich mich recht entsinne. Als ich mich bemerkbar mache, dreht sie sich erschrocken um, setzt dann ein dermaßen falsches Lächeln auf, dass mir fast mein Mittagessen wieder hochkommt.
 

"Kann ich Ihnen helfen, Ma'am?", frage ich sie und weiß im gleichen Augenblick, dass dies genau die falsche Frage war. Ihr Blick wird schlagartig lüstern und sie mustert mich ganz unverhohlen von oben und unten, versucht mich dazu zu verführen meine Zimmertüre für sie zu öffnen.
 

"Verzeihen Sie, Ma'am, aber das werde ich nicht tun", weise ich sie ganz unverfroren ab, was sie ernsthaft zu schockieren scheint. Sie startet einen neuerlichen Versuch, doch da ich nicht gerade der sanfte Kuschelbär bin, packe ich sie lediglich grob am Arm, bugsiere sie den Flur entlang bis zur großen Treppe und lasse sie keifen und kreischen so viel sie will.
 

"Wie können Sie es wagen mich derart grob anzufassen?", krakeelt sie lauthals durch den gesamten Eingangsbereich, wodurch augenblicklich die Salontüren auffliegen und sich ein Teil der Verwandtschaft neugierig einfindet.
 

"Bitte senken Sie Ihre Stimme", zische ich ihr warnend zu, doch das kümmert sie alles nicht. Sie schreit und kreischt ihre Wut über meine Ablehnung heraus, wobei sie die Tatsachen selbstverständlich verdreht. Schließlich bin ich ja hier der böse Grobian wie alle sehen können und habe versucht sie mit Gewalt in mein Zimmer zu zerren. Als sie mir dann auch noch vorwirft ein Lügner und Lüstling zu sein, reißt mein ohnehin nur zarter Geduldsfaden.
 

"ES REICHT!", brülle ich sie energisch an, was sowohl sie, als auch die Familie und alle gerade anwesenden Bediensteten zusammenzucken lässt. Aber jetzt sehe ich tatsächlich rot. "Erst haben Sie die Unverfrorenheit bewiesen mir vor meinem eigenen Zimmer aufzulauern und sich dabei noch nicht einmal die Mühe gemacht zu verstecken weswegen Sie zu mir gekommen sind und dann besitzen Sie auch noch die Frechheit mich in meinem EIGENEN Haus derart zu beleidigen!"
 

"Dieses Haus gehört Ihnen nicht!", wirft sie vehement ein, reißt sich von meinem harten Griff los, doch ich bekomme sie erneut zu fassen, wirble sie zu mir herum und sehe ihr direkt und mit einem bösartigen Funkeln in die Augen.
 

"ABER ICH LEBE HIER!", beharre ich vehement. "UND SIE SIND NUR GAST!"
 

Die Zeugen dieser Szene halten erschrocken den Atem an und ich bin mir schlagartig meiner eigenen Tat bewusst. Nicht nur das ich eine noble Dame respektloser Weise angeschrien und zu Recht gewiesen habe... jetzt habe ich sie auch noch auf ihren Platz verwiesen. Und das wo ich nur ein kleiner Angestellter bin. Allmählich sickert die Tragweite dieser Situation in mich ein, macht mich jedoch eher wütend als reuevoll, denn ich sehe keinen Grund, warum ich mich von einer dahergelaufenen Tante dermaßen anmachen lassen sollte. Ich sehe mich eindeutig im Recht und nur weil das den adligen Herrschaften nicht passt, ist das nicht mein Problem.
 

"Wie KÖNNEN Sie es wagen?", schrillt mit die hohe Stimme der Dame entgegen und ich setze schon zu einer Antwort an, als sich eine dritte Partei einmischt.
 

"WAS IST HIER LOS?"
 

Nie zuvor habe ich Markus laut werden gehört. Seine Stimme nimmt dabei einen tiefen weithin hallenden Tonfall an, der mir gerade durchs ganze Mark rutscht. Ich schaue nach oben, sehe ihn von seinem Vater flankiert auf dem höchsten Treppenabsatz stehen, beobachte ihn wie er sich langsam in Bewegung setzt, auf uns zukommt und dabei kontinuierlich meinen Blick hält. Dieses Gefühl ist so sexy!
 

Die Dame beginnt sogleich damit ihre Anschuldigungen genauestens zu wiederholen und als sie sogar auf ihre Beleidigungen zurückgreift bin ich kurzzeitig versucht ihre ernsthaft eine runter zu hauen. Der Anblick von Markus' Vater beruhigt dieses Verlangen jedoch, denn der alte Herr hat einen wirklich furchteinflößenden durchdringenden Blick drauf. Er beobachtet mich, dann seine Verwandte, schließlich huscht sein Blick zu seinem Sohn, dessen Augen einmal mehr auf mir ruhen und dessen Lippen sich zu einem fast triumphalen Lächeln verzogen haben.
 

"Werte Dame", spricht er ruhig, lässt endlich von mir ab und widmet seine ganze Aufmerksamkeit seiner Verwandten. "Es tut mir aufrichtig Leid zu erleben wie Ihr mich so schamlos anlügt und einen braven Mann in meinen Diensten derart beschuldigt."
 

"Was redest du da?", verliert die gute Frau beinahe ihre Fassung, wendet sich hilfesuchend an Markus' Vater, der jedoch seinem eigenen Sohn den Rücken zu stärken scheint. Ich selbst habe noch nicht wirklich eine Ahnung worauf Markus hinaus will, doch mir entgehen trotzdem nicht seine heißhungrigen Blicke, die an meiner erdverschmierten Brust hängen.
 

"Dieser Mann", spricht er bedrohlich leise. "ist schwul."
 

Ich bin mindestens genauso überrascht wie die Frau neben mir, auch wenn ich mir der Tatsache, dass ich schwul bin, durchaus bewusst bin. Aber dass Markus das so offen aussprechen würde habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich war innerlich sogar darauf eingestellt, dass er mich vor aller Augen rauswerfen würde.
 

Da ich noch immer wie hypnotisiert auf meinen Arbeitgeber starre, bemerke ich die Hand viel zu spät und eigentlich auch erst wirklich, als sie mich mit voller Wucht im Gesicht trifft. Mein Kopf fliegt herum, dann spüre ich ihre Fingernägel schmerzhaft über meine Haut fahren. Bevor ich mich richtig regen kann, wird sie auch schon von zwei Männern der Familie fortgerissen und in Richtung des Salons verfrachtet.
 

Markus' Vater tritt an mir vorbei, ignoriert mich völlig und scheint dann das Ruder an sich zu reißen. In diesem Trubel geht die Türglocke, Sophie rauscht zum Eingang und lässt das Familienoberhaupt herein. Der alte Mann lässt sich von dem lauten Geschrei, das aus dem Salon dringt, nicht beirren, begrüßt seinen Neffen, der ihm entgegengeeilt ist und betrachtet dann mich mit einem aufmerksamen Blick. Ich kann hören wie Markus sich bei ihm entschuldigt, dann trennen sich die beiden und während der Großvater auf den Salon zuschreitet, kommt Markus auf mich zu.
 

"Folgen Sie mir", raunt er mir zu und ich drehe mich, wie auf einen Knopfdruck hin, zu ihm herum und gehe ihm nach. Er führt mich in den Flur auf dem auch sein Zimmer liegt, steuert dieses sogar direkt an und klingelt, dort angekommen, erst einmal ein Hausmädchen herbei. Diese kümmert sich um meine Kratzer, reinigt und desinfiziert sie und macht sich nach getaner Arbeit wieder rar.
 

"Was ist passiert?", will Markus nun wissen, dreht mein Gesicht in seinen Händen und begutachtet nun seinerseits die Überbleibsel dieser Szene.
 

"Alles was Ihre nette Verwandte zum Besten gegeben hat", antworte ich. "Nur in anderer Rollenverteilung."
 

"Das habe ich mir gedacht", seufzt er leise auf, lässt mich los und schenkt uns beiden ein Glas Whiskey ein. Meines lehne ich jedoch ab. "Sie ist für ihre... Lasterhaftigkeit bekannt."
 

"Eine Warnung wäre nett gewesen", ziehe ich ihn auf, entringe ihm sogar ein schwaches Lachen, dann wird es wieder still.
 

"Frauen können also durchaus dominant sein", sagt er schließlich, sieht mir dabei direkt in die Augen.
 

"Das hatte nichts mit Dominanz zu tun, das war lächerlich", schmettere ich ihn direkt ab, lasse mich ungefragt auf einem der Stühle nieder und reibe mir einmal über die Arme. Da ich eigentlich hatte duschen gehen wollen und noch immer nur noch in meiner kurzen Hose herumlaufe, wird mir allmählich kalt.
 

"Ich verstehe Sie nicht, Dominic", gesteht er schließlich, setzt sich mir gegenüber auf die Bettkante und faltet die Hände in seinem Schoß.
 

"Dann sind wir schon zu zweit", meine ich leise.
 

"Warum lassen Sie mich nicht... oben sein?", fragt er mich, errötet dabei ein wenig und scheint sich tatsächlich dafür zu schämen, dass er so offen heraus gesprochen hat. Ich jedoch finde das erfrischend, lehne mich bequem im Stuhl zurück und schnipse Markus einmal vor dem Gesicht herum, damit er mich ansieht.
 

"Gib mir eine ehrliche Antwort", bitte ich ihn. "Hast du wirklich das Verlangen danach mich zu halten?"
 

"Jeder Mann will das!", beharrt er, doch nach all dem Aufruhr da unten bin ich nur allzu willig ihm hier und jetzt das Gegenteil zu beweisen. Mit einem breiten Grinsen erhebe ich mich, knöpfe mir unter seinem überraschten Blick die Hose auf, lasse sie achtlos zu Boden fallen und trete nur noch mit meinen Shorts bekleidet auf ihn zu. Ich umfasse sein Kinn mit einem harten Griff, zwinge ihn dazu nach oben zu sehen, beuge mich gleichzeitig zu ihm herunter und presse meinen Mund unnachgiebig auf seine Lippen.
 

Ohne mein Zutun öffnet er sich für mich, lässt meine Zunge in seinen Mund gleiten und kommt mir entgegen. Seine Hände legen sich auf meine Hüfte, krallen sich in den Stoff meiner verbliebenen Unterhose und seine Augen halten meinem Blick nicht länger stand, schließen sich genießerisch. Ich spiele eine Weile mit ihm, dränge ihn immer wieder zurück, bleibe hart und fordernd und lasse ihn spüren wie einfach er mir nachgibt. Nein, Markus ist niemand, der jemanden festhalten will. Er ist jemand, der sich gehen lassen und an seine Grenzen getrieben werden möchte.
 

"Siehst du?", hauche ich an seine geröteten Lippen, die mir feucht entgegen schimmern.
 

"Das war doch nur ein Kuss", wiegelt er ab.
 

"Du weißt, dass ich Recht habe", raune ich, stoße ihn mit einer Hand nach hinten aufs Bett und blicke mit Heißhunger auf ihn herunter.
 

Wir starren uns gegenseitig an, versinken in den Augen des anderen und verlieren uns in der Betrachtung des fremden Körpers. In mir peitscht die Lust hoch und ich werde unter allen Umständen zu verhindern wissen, dass wir heute ohne erkennbares Ergebnis auseinander gehen.
 

"Männer", beginne ich, "wollen entweder dominieren, oder dominiert werden. Aber in beiden Fällen geht es ihnen um die Macht. Anders als bei Frauen begegnen sich Männer immer auf dergleichen Stufe. Sie können sowohl oben als auch unten sein und schaffen damit eine Gleichberechtigung zwischen sich. Der Charakter eines Mannes legt letztendlich fest ob er sich unterwirft."
 

"Und du wirst dich nicht unterordnen?", fragt er mich lauernd, steigt dabei zum ersten Mal auf das sehr viel persönlichere Du um.
 

"Nein", bestätige ich lächelnd. "Nicht in nächster Zeit zumindest."
 

"Dann werden wir wohl nicht zusammenkommen", wendet er sich von mir ab, doch ich schubse ihn endgültig auf das Bett, klettere über ihn, presse seine Arme in die nachgiebige Matratze und nippe ganz zärtlich an der warmen Haut seines Halses.
 

"Weißt du", hauche ich dagegen. "Es ist keine Schande, sich auffangen zu lassen."
 

"Ich brauche das nicht", bleibt er eisern, schmiegt sich dabei aber willig gegen meine Lippen. Ich lache rau, wandere weiter hinauf zu seinem Gesicht, schaue ihm tief in die Augen und warte einfach ab. Markus jedoch reagiert nicht, bleibt regungslos unter mir liegen und scheint unschlüssig darüber zu sein was er jetzt tun soll.
 

"Du wehrst dich nicht", stelle ich fest.
 

"Du bist stärker als ich."
 

"Das ist kein Grund", wehre ich ab.
 

Ich lasse ihm wieder Zeit darüber nachzudenken. Wenn ich ihn mir einverleibe, dann will ich, dass es keine störenden Gedanken mehr zwischen uns gibt und die Sache klar geregelt ist. Markus ist mir bereits ins Netz gegangen und ich bin mir sicher, dass er das auch ganz genau weiß. Allerdings bleibt er seiner arroganten adligen Art treu und lehnt mich noch immer ab.
 

"Du warst schon immer schwul, nicht wahr?"
 

"Ja", gestehe ich. "Aber das hat rein gar nichts damit zu tun."
 

"Warum nicht?", fragt er überrascht.
 

"Jemanden zu lieben heißt, nach ihm zu verlangen. Auf jede erdenkliche Art und Weise. Es ist egal welches Geschlecht der andere hat."
 

"Aber du magst doch nur Männer", wirft er verwirrt ein.
 

"Ich sehe den Männern sehr viel lieber hinterher und bin mir deswegen ziemlich sicher sie mehr zu mögen als Frauen, aber wer sagt, dass meine große Liebe nicht vielleicht doch in einem Frauenkörper steckt?", schmunzle ich, lehne mich vor und küsse seine noch leicht geöffneten Lippen.
 

"Hm", lautet sein wohliges Aufseufzen.
 

"Du reagierst doch positiv auf mich", setze ich erneut an. "Schieb alles andere beiseite und lass dich fallen. Ich zeige dir, wie schön du es finden wirst von mir gehalten zu werden."
 

Noch immer sehe ich da eine gewisse Skepsis in seinem Blick, doch schließlich windet er seine Hände aus meinem Griff und schlingt sie um meinen Hals, nickt mir zu und schließt ergeben die Augen. Mein Startschuss ist gefallen.
 

Markus geht es nicht darum ob er schwul ist oder nicht. Das spielt keine Rolle. Er hat einfach nur Angst davor die Kontrolle abzugeben. Es wird viel von ihm erwartet und er spielt immer einen bestimmten Part, von dem er sich nicht loszulösen traut. Ich aber werde mich mit diebischer Freude daran setzen ihm das Denken abzugewöhnen und ihn hungrig nach meinem Körper zu machen.
 

Die Küsse die wir austauschen sind feucht, gierig, unkontrolliert, zügellos, wild und laut. Eine ganze Weile tun wir nichts anderes und doch feuert es uns beide ungemein an. Seine Erregung wächst gegen meinen Bauch und wann immer ich einmal tief Luft hole, brummt er leise. Langsam streiche ich seine Seiten entlang, genieße es wie er sich unter mir windet und koste noch einmal seinen Mund aus, ehe ich mich über seinen ganzen Körper verteile. Ich liebkose jeden Zentimeter, nutze jede erogene Zone aus, die ich bereits kenne, und bringe ihn allmählich dahin, wo wir schon einmal vor ein paar Wochen waren.
 

Willenlos liegt er unter mir, genießt alles was ich mit ihm anstelle, keucht heiser vor sich hin und hält die Augen weiterhin geschlossen. Seine Hände krampfen sich in das Kissen unter seinem Kopf und seine Beine erbeben regelrecht, als ich die Innenseite entlang fahre. Ich hauche meinen Atem gegen seinen Penis und blicke zu ihm auf. In genau diesem Moment öffnet er erwartungsvoll seine Augen.
 

"Hm", brumme ich anerkennend. "Nicht schlecht."
 

"Fass ihn an", seufzt er atemlos, reckt sich mir entgegen, doch ich weiche dem aus, platziere stattdessen einen Kuss auf seinem Bauch.
 

"Nicht heute", entscheide ich.
 

"Warum nicht?"
 

Ich lache auf, ziehe ihn näher zu mir heran und lege dann eine Hand an seine Wange.
 

"Weil ich dich dazu bringen werde, mich darum anzuflehen es zu tun. Aber ich schätze, dass du mir diesen Gefallen, zumindest heute, noch nicht tun wirst."
 

"Nie!", wehrt er sich und ich lache erneut.
 

Ohne noch etwas zu sagen schiebe ich mir meine eigenen Finger in den Mund sauge daran, lecke sie richtig ab und stelle sicher dass sie so feucht wie nur möglich sind. Dabei ruhen Markus' Augen auf mir und ich erwidere seinen Blick gelassen und gefasst. Ich kann sehen wie ihn dieser Anblick anstachelt. Meine freie Hand lege ich an seinen Hals, dann führe ich meine nassen Finger zu seinem Hintern, den er auf meine Bitte hin ein wenig anhebt, damit ich meine Knie darunter schieben kann. So stützt er sich nun auf meinen Oberschenkeln ab.
 

"Und jetzt pass auf was ich alles mit dir anstelle", raune ich, schiebe ihm den ersten Finger hinein, was ihn erschrocken aufjapsen lässt. Er greift nach meinem Arm, vergräbt sein Gesicht in meiner Hand und versucht einen lauten Schrei zu unterdrücken.
 

Ich bewege den Finger in ihm, weite ihn und suche schon jetzt nach seinem speziellen Punkt. Es dauert eine Weile doch dann hat er sich an das Gefühl gewöhnt und ich nehme den nächsten dazu. Markus hebt die Arme, zieht mich am Nacken zu sich runter und zwingt mich so, mich neben ihn zu legen. Bevor ich jedoch ganz bei ihm bin, lege ich ihm noch ein Kissen unter den Hintern, denn so kann ich ihn besser und sanfter bearbeiten, während er sich einen Kuss nach dem nächsten holt.
 

Während er mich küsst, beginnt er nun damit mich zu streicheln, meine Bauchmuskeln auf und ab zu fahren, sie nachzuzeichnen, bis hin zu meinen Rippen zu gleiten. Der dritte Finger wandert in seinen Körper hinein und nun stöhnt er ganz unverhohlen in meinen Mund hinein. Ich breche unseren Kuss ab, liebkose stattdessen seinen Hals, beiße immer wieder in seine Schulter und benutze nun meine zweite Hand dazu ihm über die Seiten zu streicheln und schließlich ganz nah an seine Erregung heranzukommen. Er stößt nach vorne, trifft jedoch daneben und meine Hand ist schon wieder weg.
 

"Wie fühlst du dich?", will ich neckend wissen, lecke über seine Kehle und fange seine vorwitzigen Finger ein, die sich auf dem Weg nach Süden befunden haben.
 

"Sei nicht... ah... so frech!", tadelt er mich.
 

"Deswegen magst du mich doch", erinnere ich ihn lachend, drehe ihn schwungvoll auf den Bauch und ziehe mich komplett von ihm zurück. "Hast du Kondome?"
 

"Schublade", sagt er matt, greift blind nach seinem Nachtschrank und angelt tatsächlich eine noch ungeöffnete Packung heraus. Ich nehme sie ihm ab, reiße sie auf und lasse auch die Kondomhülle platzen, streife es mir ohne großes Prozedere über. Mit einem Arm greife ich um ihn herum, hebe seinen Oberkörper nach oben, vergehe mich ein bisschen an seinem Nacken und seiner Rückenpartie, bis er wieder diese süßen Seufzer ausstößt.
 

Einmal noch überprüfe ich mit meinen Fingern ob ich ihn genug gedehnt habe, doch dann dringe ich ohne jede Vorwarnung mit einem Schlag komplett in ihn ein, was ihm den Atem verschlägt. Ich lasse ihm jedoch keine Zeit sich groß dran zu gewöhnen. Ich ziehe viel eher die Schocktherapie vor und stoße sofort in einem kräftigen, wenn auch kontrolliertem Rhythmus zu, treffe dabei immer wieder seinen zuvor gefundenen Lustpunkt.
 

Aus den harmlosen Seufzern wird ein handfestes Stöhnen. Langsam sinkt sein Oberkörper nach vorne, begräbt meinen einen Arm unter sich. Ich merke wie er nach meiner Hand greift und verschlinge meine Finger mit seinen, halte ihn fest und drücke mich so nah an ihn heran wie ich kann. Ich will, dass er spürt wie ich ihn festhalte während ich ihn zum Höhepunkt treibe. Mit dem linken Arm stützt er sich ein wenig auf der Matratze ab, versucht so den Kopf in meine Richtung zu drehen.
 

"Schon genug?", frage ich ihn, beuge mich jedoch anstandslos zu ihm herunter und verwickle ihn in einen berauschenden Kuss, während ich weiterhin langsam in ihn hineinstoße.
 

Doch nun habe ich genug vom Vorspiel und mache tatsächlich Ernst. Markus weiß bald nicht mehr wo ihm der Kopf steht, denn ich treffe immer wieder ganz gezielt seine Prostata, während ich ihn davon abhalte sich auch nur in irgendeiner Weise selbst zu berühren. So treibe ich ihn immer näher auf den Höhepunkt zu, ohne dass er tatsächlich jemals für ihn kommt.
 

Unser Liebesspiel zieht sich schier endlos in die Länge und Markus hängt bald nur noch schlaff in meinen Armen, passt sich meinem Rhythmus, so gut er kann, an und schmiegt sich regelrecht an mich, während ich ihn genau spüren lasse wie ich ihn festhalte. Ich raune ihm irgendwelche Unanständigkeiten ins Ohr, streichle immer wieder fahrig über seinen herrlichen Körper und beschere ihm einen Schauer nach dem anderen.
 

"Dominic", haucht er atemlos. "Dominic."
 

Es ist Musik in meinen Ohren und weil ich den Klang meines Namens aus seinem Mund so gerne höre, bin ich endlich gnädig, fasse seine Erregung, streichle sie auf und ab, spiele mit seiner Spitze, verreibe seinen Samen und drücke immer wieder fest zu. Ich bereite ihm eine süße Qual und als ich endlich wirklich Ernst mache, kommen wir zusammen in einem einzigen heiseren Aufschrei.
 

Kraftlos sinkt er auf die Matratze nieder und ich folge ihm, ziehe ihn in meine Arme, drehe ihn auf die Seite und halte ihn ganz dicht an meine Brust gedrückt, fahre mit meiner Nase durch sein verschwitztes, leicht nach Kokosnuss duftendes Haar.
 

"Hm", brummt er leise. "Das fühlt sich gut an."
 

"Was?", will ich es genau wissen.
 

"Wie du in mir pulsierst... dein Atem in meinem Haar... einfach alles..."
 

"Das ist gut."
 

"Und du hattest Recht", nuschelt er in sein Kissen. "Ich finde es viel schöner von dir gehalten zu werden, als selbst aktiv zu sein. Das mochte ich bei den Frauen auch nie."
 

"Schlaf jetzt", weise ich ihn sanft an, angle nach der Decke, die irgendwo ganz ans Bettende gerutscht ist und decke ihn damit zu. Seine tiefen und gleichmäßigen Atemzüge verraten mir jedoch, dass er schon längst ins Land der Träume entschwunden ist.
 

Eine Weile bleibe ich neben ihm liegen, streichle sanft über seine erhitzte Haut. Mein Kopf ist für einen Moment ganz leer und ich genieße dieses Gefühl der inneren Ruhe. Es hält jedoch nicht lange vor und so ziehe ich meinen Arm unter Markus' Körper hervor, klemme die Decke noch einmal gut fest und stehe dann schließlich auf. Auf der anderen Seite des Bettes ziehe ich mir meine Shorts und die kurze Hose wieder an und mit einem letzten Blick zurück verlasse ich das Zimmer.
 

Der Weg zu meinem Raum ist verlassen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich will jetzt mit niemandem reden und auch keinen sehen. Einen Moment lang lausche ich auf die Geräusche des Hauses, doch außer einem gelegentlichen Auf- und Zugehen der Türen sowie einiger Schritte auf dem gefliesten Boden ist alles ruhig. Ich habe keinen Sinn mehr für diesen angebrochenen Tag, vermute aber, dass es bereits Zeit zum späten Tee ist. Bevor mich noch jemand auf dem Flur entdeckt, verschwinde ich in mein Zimmer.
 

Das warme Wasser der Dusche ist angenehm, wohltuend und wirkt richtig entspannend auf meine Muskeln und meine Nerven. Das Liebesspiel mit Markus hat mich stärker aus der Bahn geworfen als ich angenommen hatte. Es ist zum Haare raufen, aber ich kann und will mich nicht länger selber belügen. Ich bin Markus von Lichtenberg absolut und mit Haut und Haar verfallen. Aus Abscheu ist ehrliche Leidenschaft geworden.
 

Wollte ich ihn vorher einfach nur demütigen, fertig machen und bis zur Weißglut ärgern, ihm zeigen wie wenig ich von ihm und seinem adligen Status halte, so sehne ich mich jetzt danach ihn für immer in meinen Armen halten zu dürfen. Ich will an seiner Seite sein, ihm zeigen wie einfach und schön das Leben sein kann und das er all diesen Prunk nicht braucht um glücklich zu sein. Warum soll er sich weiter mit seiner Stellung und seiner Familie abmühen, wenn er dafür mich haben könnte?
 

"Als ob er dich wollte", brumme ich unfreundlich, werfe meinem Spiegelbild einen überaus finsteren Blick zu.
 

Ich sehe nicht schlecht aus, oder? Was ist schon gegen einen fast zwei Meter großen, schwarzhaarigen, durchtrainierten Kerl zu sagen? Jede Frau wäre glücklich von mir über die Schwelle getragen zu werden. Ja... jede Frau. Aber wie ich Markus so schön vorgehalten habe, ist keiner von uns eine Frau.
 

"Männer lieben anders", raune ich leise, lasse den Kopf sinken, stütze mich auf dem Waschbeckenrand ab und stehe so einige Minuten regungslos da. Es brummt in meinem Schädel und als die Kopfschmerzen immer stärker werden, wende ich mich entschlossen von meinem eigenen Spiegelbild ab und suche mir aus meinem Kleiderschrank frische Anziehsachen heraus. Jetzt werfe ich auch einen Blick auf die Uhr. Es ist kurz vor sieben. Wenn ich nur wüsste wann ich aus dem Garten herein gekommen bin... aber nützen tut es mir auch nichts mehr.
 

In eine lockere Anzughose und ein weinrotes Hemd gekleidet mache ich mich auf den Weg in die Küche. Mein Magen knurrt ganz schön laut. Ich empfinde es beinahe als Schicksal, als mir Markus auf der großen Treppe begegnet. Auch er sieht frisch geduscht aus. Unsere Blicke treffen sich und ich öffne den Mund um etwas zu sagen, als ich seinen Vater hinter ihm bemerke. Dieser mustert mich mit einer Mischung aus Neugier und Kalkül und erstickt somit jedes gedachte Wort.
 

Ich lasse den beiden den Vortritt, schleiche hinter ihnen her und werde dadurch Zeuge eines Vater-Sohn-Gesprächs der wohl besonderen Art.
 

"Du stehst also zu deiner Entscheidung?", fragt Herr Lichtenberg nach.
 

"Absolut", ist Markus' einsilbige Antwort darauf.
 

"Und du hast mit deinen Brüdern darüber gesprochen?"
 

"Nach dem Abendessen."
 

Die nächsten acht Stufen herrscht Schweigen. Und mir bleibt nichts anderes übrig als ein wenig zurück zu fallen. Ich bin ehrlich gesagt nicht sonderlich daran interessiert... ach Scheiße! Es zerreißt mich schon fast vor Neugier! Was für eine Entscheidung?
 

"Ich hatte dich für ehrgeiziger gehalten", wirft der Vater seinem Sohn vor, wovon dieser jedoch unbeeindruckt zu sein schein. Allerdings kann ich nur auf Markus' Hinterkopf starren und daher nicht genau sagen was sich in seinem Gesicht wiederspiegelt.
 

"Ich werde lediglich meine Studien fortsetzen."
 

"Was willst du noch lernen?", hakt Herr Lichtenberg fragend nach.
 

"Ihr werdet es eines Tages verstehen. So hoffe ich, Vater", erwidert Markus leise, dreht sich am Absatz der Treppe herum, schaut erst zu seinem alten Herrn, dann zu mir. Und sein Blick ist so intensiv, dass ich fast darunter eingehe. Mit einem Seufzen wendet sich Herr Lichtenberg ab, verschwindet in Richtung des Salons und lässt mich mit seinem Sohn alleine zurück, der mich eingehend mustert.
 

"Ist das zwischen Männern üblich?", fragt er mich lauernd. "Aus dem Bett des anderen wortlos zu verschwinden?"
 

"Bei manchen", gebe ich unbehaglich zu.
 

"Was hat dich vertrieben?", raunt er leise, kommt dabei zwei Schritte auf mich zu.
 

Ich schlucke hart und bin mir absolut nicht sicher, ob ich ihm wirklich reinen Wein einschenken soll. Zu viele Gefühle haben mir schon in der Vergangenheit eine blutige Lippe beschert. Andererseits wäre es ein ziemlich großes Risiko Markus absichtlich zu belügen.
 

"Du bist...", fange ich an, finde jedoch keine weiteren Worte und breche ein wenig verlegen dreinblickend ab.
 

"Was bin ich?"
 

Schon wieder ist Markus näher zu mir gerückt. Er steht nun direkt vor mir, sein Atem streift meinen Hals und wenn ich eine Hand nach ihm ausstrecken würde, dann müsste ich nicht einmal besonders weit greifen.
 

"Kannst du dich mit mir in aller Öffentlichkeit zeigen?", finde ich meine Sprache und meine Bärbeißigkeit wieder, schaue grimmig auf Markus herab und kann ganz entspannt dabei zusehen, wie sich seine Miene verändert. Er wirkt überrascht, fast ein wenig erschrocken, allerdings auch nachdenklich.
 

"Seit wann ist mein Schlafzimmer öffentlich zugänglich?", stellt er mir eine entscheidende Gegenfrage.
 

"Das vielleicht nicht, aber wie steht es mit den Angestellten im Haus? Deiner Familie?"
 

"Ich soll dich nach nur einer Nacht meiner Familie vorstellen?", wirkt er ungläubig und ich muss beinahe mit dem Kopf schütteln.
 

"Nein. Aber wie ich dir schon einmal gesagt habe bin ich nicht an einer billigen Sex-Affäre interessiert", raune ich ihm zu, mache einen Schritt nach vorne, greife seine Hüfte und ziehe ihn nahe an meinen Körper heran.
 

Sein Geruch ist berauschend. Ich merke sofort wie diese Nähe ein Feuerwerk nach dem anderen in mir auslöst und ich muss mich arg zurückhalten ihn nicht in die nächstbeste Abstellkammer zu schleifen um mich noch einmal in aller Ausführlichkeit an ihm zu vergehen.
 

"Ah", seufze ich leise auf. "Ich verbrenn' mir ja doch nur wieder die Finger..."
 

Ich stehle mir einen kurzen Kuss von seinen Lippen und gehe dann einfach an ihm vorbei, verschwinde durch die Schwingtüre in die Küche. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass mein ganzer Körper ein einziges Erdbeben ist. Alles zittert und ich fühle mich wie Wackelpudding auf zwei Beinen. Aufstöhnend lasse ich mich auf einen freien Stuhl sinken. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und kann mich einfach selbst nicht mehr fassen. So stark war es ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr...
 

"Alles okay bei dir?", fragt Rick besorgt, der hinter mir steht und mitfühlend auf meine Schulter klopft.
 

"Nur eine mittelschwere Katastrophe", antworte ich.
 

"Doch so leicht?", witzelt Rick, schiebt sich nun in mein Sichtfeld, lehnt sich an die Tischplatte an und schaut fragend auf mich herunter.
 

Normalerweise habe ich außer zu Sophie und den Leuten aus meiner eigenen Sparte keinen Kontakt zu dem hier angestellten Personal, doch Rick ist eine Ausnahme zu dieser eher unbewusst geführten Regel. Ich weiß gar nicht wann es genau angefangen hat, aber irgendwann stand Rick breit grinsend vor mir und hielt mir einen dampfenden Teller unter die Nase auf dem der beste hausgemachte Kartoffelgratin lag, den ich jemals gegessen habe. An dem Abend war ich erst spät zur Villa gekommen, weil ich in einen Unfall verwickelt wurde. Hungrig, übermüdet und völlig frustriert kam ich in jener Nacht ab und hatte mich schon damit abgefunden, dass ich ohne Essen schlafen gehen musste, als Rick mein Retter in der Not wurde.
 

Während ich eine Portion nach der anderen verschlang (immerhin ist Kartoffelgratin mein Lieblingsessen), erzählte ich Rick von meinem Tag und er mir von seinem, ein Gespräch entspann sich und ehe wir uns versahen redeten wir die gesamte Nacht durch und stellten dabei fest wie gut wir miteinander auskamen.
 

Seitdem sind Rick und ich so was wie Freunde. Wenn es unsere toughe Arbeitszeit mal zulässt gehen wir zusammen was trinken und ab und an kommt Rick auch zu mir zu Besuch, wenn ich mal mehrere Tage in meiner eigenen Wohnung verbringen kann.
 

"Na komm schon, Griesgram, was ist los?"
 

"Ich glaub' ich hab' mich verguckt...", raune ich leise, viel zu beschämt um es laut auszusprechen. Rick hat mich allerdings auch so ganz gut verstanden und grinst nun noch sehr viel breiter auf mich herab.
 

"Was ein Unheil", frotzelt er, gibt mir einen freundschaftlichen Stoß in die Rippen.
 

"Du verstehst das nicht", grummle ich.
 

"Eher nicht", gibt Rick lachend zu. "Was hindert dich daran die Gute einfach festzunageln?"
 

"Ist 'ne komplizierte Sache", weiche ich der Frage aus, flüchte aus der Küche und höre noch an der Durchgangstür zum Speisezimmer Ricks Lachen. Zum Glück ist gerade niemand anwesend sodass ich mich für einen Moment lang in völliger Stille hinsetzen kann.
 

Ich habe mich wirklich und leibhaftig in meinen Arbeitgeber verliebt. So ein Scheiß! Es ist ja schon ein halbes Weltwunder gewesen, das Markus überhaupt in diesem Maße auf mich eingegangen ist, aber Liebe? Dazu wird es seine adlige Hoheit garantiert nicht kommen lassen. Ich bin so was von am Arsch!
 

"Ich glaub' ich muss kündigen" raune ich mir selbst zu, werfe mich verzweifelt nach vorne und lege meinen Kopf auf die Tischplatte ab.
 

Für einige quälend lange Augenblicke bleibe ich schweigend im Speisesaal sitzen, gehe im Kopf alle Möglichkeiten durch die ich habe, was ehrlich gesagt nicht viele sind: a) Ich gestehe Markus meine frischen Gefühle und nehme die Gefahr in Kauf mich dabei fürchterlich auf die Fresse zu legen (evtl. müsste ich kündigen), b) ich kündige direkt und versuche Markus so schnell wie möglich zu vergessen, c) ich sage kein Sterbenswörtchen und lebe in Enthaltsamkeit (was praktisch zu meiner Kündigung führen würde) oder d) ich sage zwar kein Wort, vergnüge mich aber weiterhin mit meinem Chef, was mich zu einer billigen Affäre machen würde (ergo ich kündige spätestens nach zwei Wochen).
 

Warum in fast allen Optionen meine Kündigung vorkommt bereitet mir tatsächlich Magenschmerzen. Mal ganz abgesehen von der Liebesproblematik... ich mag es hier. Die Arbeit ist nicht schwer, ich verdiene wirklich gutes Geld und mit Rick und Sophie habe ich zwei ganz tolle Menschen kennen gelernt, die ich einfach nicht missen möchte. Und, wenn ich auch weiterhin ganz ehrlich zu mir bin (ich bin ja grade warm gelaufen), dann muss ich zugeben, dass sich dieser Protzpalast in gewisser Weise wie ein Zuhause anfühlt. Nicht ganz so heimisch wie meine eigenen vier Wände, aber doch ähnlich. Einfach weil mir hier alles so vertraut ist.
 

"Mister Zorac?", reißt mich eine dunkle Stimme aus meinen Gedanken und ich schrecke mit einmal Mal in senkrechte Lage.
 

"Sir!", rufe ich erschrocken aus und blicke wie ein Reh auf den Jäger - oder im realen Fall in die Augen von Markus' Großvater.
 

"Ich würde gerne ausfahren."
 

"Selbstverständlich!", beeile ich mich ihm zu Diensten zu sein. Eilig stehe ich auf, schiebe den Stuhl wieder richtig an den Tisch und geleite das Familienoberhaupt dann zur Garage, wo ich auch (verdammte Hacke!) Markus selbst antreffe.
 

Allerdings beachtet mich der junge Adlige nicht, sondern starrt mit einem seltsam klammen Lächeln auf den roten Sportwagen vor ihm. Als wir näher herankommen, dreht er sich zu uns um und streckt sofort seine Hand nach seinem Großvater aus, der sich geflissentlich bei ihm einhakt.
 

"Welcher Wagen gefällt dir, Großvater?", fragt Markus und deutet mit der freien Hand auf all die parkenden Wagen.
 

"Der schlichte schwarze Audi wird es tun."
 

Ohne zu zögern trete ich auf den kleinen Kasten zu, der direkt neben dem Eingang an der Wand hängt, schließe ihn mit einem kleinen Schlüsselchen von meinem Bund auf und entnehme ihm dann den entsprechenden Wagenschlüssel. Als alles wieder gut verriegelt ist, klemme ich mich hinter das Steuer, lasse den Motor an und fahre die wenigen Meter aus der Garage heraus. Hier halte ich und warte bis Markus erst seinen Großvater hineingeholfen hat und dann selbst auf den Sitz gerutscht ist.
 

"Wo soll es hingehen, Sir?", frage ich nach hinten, wage es jedoch nicht in den Rückspiegel zu schauen.
 

"Über die Autobahn", befiehlt das Oberhaupt.
 

Ich habe durch den Umgang mit Markus gelernt solche Anweisungen stillschweigend hinzunehmen. Was auch immer die beiden vorhaben, es soll wohl mit der geringsten Störungsrate geschehen. Ich fädle mich also bald in den Stadtverkehr ein, schlängle mich langsam vorwärts und nehme schließlich die Autobahnabfahrt. Jetzt wird es langweilig für mich, denn ich werde nun rund zwanzig Kilometer geradeaus fahren.
 

"Dein Vater hat mir von deinen Studienplänen berichtet", beginnt der Alte, kaum dass wir aus der Stadt heraus sind. "Willst du das wirklich?"
 

"Ja", antwortet Markus knapp.
 

"An einer staatlichen Universität dazu?"
 

"Ja."
 

Der Großvater seufzt einmal leise, dann schweigen beide.
 

"Wenn das wirklich dein Wunsch ist", beginnt der alte Mann schließlich von neuem, als wir rund drei Kilometer weiter sind. "dann habe ich keine Einwände vorzubringen. Allerdings bin ich der Meinung, dass du das Studium nicht brauchen wirst."
 

"Was meinst du, Großvater?", fragt Markus verwirrt nach.
 

"Es würde reichen, wenn du deinen grässlichen Stolz über Bord werfen würdest."
 

"Großvater!", empört sich Markus, doch sein Großvater lächelt lediglich stumm vor sich hin. In seinen Augen kann ich den Schalk aufblitzen sehen, als ich einen Blick nach hinten riskiere.
 

"Stolz liegt uns im Blut, bei einigen unserer Art schon in einem unerträglichen Maße. Du aber, mein Junge, versteckst dich bloß dahinter. Einmal mehr stelle ich fest wie unheimlich ähnlich du deinem Onkel bist", sinniert der alte Lichtenberg.
 

"Meinem Onkel? Was ist mit Vater?"
 

"Oh... das Aussehen hast du von ihm. Die Statur eher von deiner Mutter", erklärt der Alte. "Aber in deiner Art bist du deinem Onkel sehr viel ähnlicher als sonst jemanden. Ich rate dir dich einmal mit deiner Mutter zu unterhalten. Die beiden waren als Kinder unzertrennlich."
 

"Mutter liegt immer noch in der Klinik", erwidert Markus schwach und ich werde richtig hellhörig.
 

"Ich weiß. Ich habe vor kurzem mit den Ärzten gesprochen."
 

Wieder einmal tritt Stille ein und ich konzentriere mich auf die Straße, lese das Schild, an dem wir gerade vorbei kommen und bemerke, dass bereits die nächste Ausfahrt die unsere sein wird.
 

"Mit Verlaub, Sir", melde ich mich und ziehe die Aufmerksamkeit der beiden auf mich. "Die nächste Ausfahrt würde uns heimwärts bringen."
 

"Kennen Sie ein nettes Restaurant in dieser Gegend?", werde ich vom Oberhaupt gefragt und muss beinahe schmunzeln.
 

"Ein nettes Restaurant, verstanden, Sir."
 

Ich nehme die nächste Ausfahrt, fahre jedoch weiter geradeaus, kehre dann auf die Autobahn zurück, nachdem ich eine kleine Stadt durchquert habe und bin nun auf dem nicht allzu weiten Weg in meine Ortschaft. Dort gibt es einen sehr netten Chinesen, dessen Essen einfach umwerfend lecker ist.
 

"Deine Mutter steht noch für zwei Wochen unter Beobachtung, du kannst sie also besuchen gehen. Ich war bereits einmal bei ihr und sie fühlt sich gesund genug."
 

Markus nimmt diese Aussage schweigend hin, doch als ich durch den Spiegel zurück blicke, kann ich ein erleichtertes Lächeln auf seinen Zügen sehen. Seit meiner Anstellung habe ich die Mutter von Markus nur zwei Mal gesehen und beide Male erschien sie mir eher kränklich und schwach. Kurz darauf wurde sie auch in eine Klinik eingewiesen und dort behandelt. Nur wenige Male habe ich Markus zu ihr gefahren (warten musste ich immer im Auto), doch bald hat die gute Frau verkündet, dass sie niemanden mehr empfangen würde. Laut Sophie wollte sie so ihrer Familie ihren leidenden Anblick ersparen. Ich vermute jedoch, dass es auch daran lag, dass sie die Heucheleien der entfernten Verwandtschaft nicht mehr ertragen hat.
 

Was genau die Dame hat, habe ich nie erfahren und Sophie wurde zusammen mit Gerhard dazu vereidigt nichts von der Krankheit verlautbaren zu lassen. Alles wird geheim gehalten und soweit ich weiß, haben auch die Kinder ihre Mutter seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen. Für die Jüngeren stelle ich mir das besonders schlimm vor.
 

"Besuche deine Mutter", spricht der alte Lichtenberg wieder. "Und wenn du dir Geschichten von ihr und deinem Onkel erzählen lässt wirst du ihr damit eine Freude machen. Sie erinnert sich gerne an die alten Tage."
 

"Ich werde gleich morgen einen Termin vereinbaren."
 

"Tu das, mein Junge."
 

Ich bin ehrlich überrascht wie sanft, der sonst eher streng klingende alte Mann nun spricht und wie vertraut diese persönliche Anrede anmutet. An einer roten Ampel halte ich an und als ich einmal mehr einen Blick nach hinten werfe, schaue ich direkt in Markus' grün schimmernde Augen.
 

"Ist Chinesisch angemessen?", frage ich ihn direkt, bemerke ein Zucken seines rechten Mundwinkels und bekomme schließlich ein Nicken als Antwort. Kurz darauf wendet er sich wieder seinem Großvater zu.
 

"Wolltest du noch etwas mit mir besprechen?"
 

"Allerdings", kommt es unnachgiebig zurück. "Es geht um den Vorfall von heute Mittag."
 

"Der Aufruhr war unschön", gibt Markus zu und ich kann seinen brennenden Blick förmlich in meinem Nacken spüren. Innerlich bin ich ganz angespannt. Mir schwant Böses und ich rechne damit gerügt zu werden. Allerdings kommt nichts dergleichen.
 

"Mir hat deine Art, diesen Konflikt zu lösen, sehr missfallen."
 

"Aus welchem Grund?"
 

"Denk nach, Junge!", bellt das Oberhaupt fast und ich zucke unwillkürlich zusammen.
 

"Weil ich den öffentlichen Aufruhr öffentlich beendet habe", antwortet Markus und klingt dabei so selbstsicher wie ich es niemals im Angesicht eines solch erbost dreinblickenden Großvaters sein könnte.
 

"Sehr richtig! Du hast deine Großtante vor allen Augen bloßgestellt."
 

"Meiner Meinung nach hat sie das auch sehr gut ohne mich gekonnt", meint Markus trocken und als sich unsere Blicke erneut im Rückspiegel treffen, können wir uns beide ein Lächeln nicht verkneifen.
 

"Das tut nichts zur Sache! Es war ihr eigenes Verschulden und sie täte gut daran endlich etwas mehr Diskretion an den Tag zu legen", schnaubt der Alte. "Allerdings ist es eine ganz andere Sache, wenn du ein Familienmitglied vor allen anderen derart in die Schranken verweist. Zudem noch vor den Augen deiner Angestellten, die darüber hinaus auch über die Stränge geschlagen haben."
 

Diese Kritik ist eindeutig an mich gerichtet und ich meine sogar einen Stoß mit dem Gehstock zu erhalten, allerdings kann ich mir das auch eingebildet haben. Ungeachtet dessen was der Alte gesagt hat, bin ich eindeutig nicht seiner Meinung. Nur weil die Dame Anhang einer adligen Familie ist heißt das nicht, dass man sie nicht auch einmal gehörig in die Schranken weisen kann.
 

"Dieses Familienmitglied von dem du sprichst, hat lediglich in unsere Reihen eingeheiratet und ist in der Vergangenheit mehrfach unangenehm wenn nicht sogar in obszöner Weise aufgefallen. Mit meiner öffentlichen Rüge wollte ich zum Ausdruck bringen, dass ich in meinem Haus niemanden dulde, der seinen Rang für solche Infamie gebraucht."
 

"Infamie!", ruft Herr Lichtenberg aus. "Du gehst zu weit!"
 

"Das sehe ich nicht so", antwortet Markus ruhig und mit jeder verstreichenden Minute bewundere ich ihn mehr. Liebe ich ihn mehr, verdammt! "Würdest du es nicht als niederträchtig bezeichnen, dass die werte Dame darauf gebaut hat, dass mein Bediensteter ihr aufgrund ihres Ranges und ihres Standes innerhalb der Familie nicht widersprechen würde? Und würdest du es nicht ebenfalls als niederträchtig bezeichnen, dass sie nach ihrer Abweisung dazu übergegangen ist einen wahrlich unschuldigen Mann ihrer eigenen Verbrechen zu bezichtigen, ebenfalls in dem Glauben, dass ihr Rang sie schützen würde? Sie hat mich willentlich und wissentlich getäuscht. So etwas nehme ich nicht hin! Weder von Angestellten noch von Familienmitgliedern!"
 

Ich bin schlicht und ergreifend beeindruckt von dieser Rede. Daran merke ich jedoch auch wieder wie wenig reelle Chancen ich habe eine Beziehung mit Markus zu beginnen. Wir sind einfach zu verschieden. Und Markus ist einfach ein ganz anderes Kaliber. Er hat eine bessere Erziehung genossen, viel mehr gelernt als ich und verkehrt mit Leichtigkeit in der großen weiten Welt des schnellen Geldes. Adlig oder nicht... er ist einfach gebildeter. Was könnte ich ihm da schon bieten?
 

"Es gebietet dir dein Stand, dass du eine solch heikle Angelegenheit hinter verschlossenen Türen hättest klären müssen. Du musst stets darauf achten, niemanden bloß zu stellen, denn familiäre Hassgefühle können dich sehr schnell zu Fall bringen", mahnt Herr Lichtenberg seinen Enkel erneut.
 

"Wenn ich mich von solch einer Person übertrumpfen lasse bin ich nicht würdig einen Teil deines Vermögens zu erben."
 

"Du bist und bleibst ein sturer Bock", wettert der Alte, doch nicht ohne einen amüsierten Zug um den Mund.
 

"Das muss ich von meinem Großvater haben", schießt Markus sogleich zurück. "Der hat sich auch nie reinreden lassen."
 

"Familie ist ein Krampf", gibt Herr Lichtenberg gleichmütig zu.
 

"Meine Rede", stimmt Markus mit ein und ich bin einfach nur überrascht darüber wie schnell die Stimmung umgeschlagen hat. Haben sie vor wenigen Minuten noch ernsthaft gestritten und sich gegenseitig die Meinung gegeigt, herrscht nun wieder ein völliges Einverständnis.
 

"Wir sind angekommen", verkünde ich, als ich gerade auf einen kleinen Parkplatz fahre, mir eine freie Lücke suche und dann den Wagen passgenau abstelle. Ich stelle den Motor aus, schnalle mich ab, steige aus und öffne dem alten Herrn die Türe. Zunächst streckt er seinen Gehstock aus, greift an den Rand des Autos und stemmt sich langsam hoch. Ich greife ihm unter den Arm, helfe ihm und lasse erst los, als ich mir sicher bin, dass er auf seinen eigenen Beinen stehen kann.
 

Markus ist auf der anderen Seite selbstständig aus dem Wagen geklettert, schlägt die Türe zu und bietet seinem Großvater dann wieder seinen Arm zum Abstützen an. Ich verschließe das Auto und folge den beiden mit zwei Schritten Abstand. Das Restaurant ist nicht zu verfehlen. Allerdings muss man rund zehn Treppenstufen nach oben gehen. Ich befürchte schon einen bissigen Kommentar vom alten Herrn, doch der bleibt aus und gemeinsam kämpfen wir uns nach oben.
 

Ich halte den beiden die Türe auf und als wir eintreten eilt sogleich eine Asiatin mittleren Alters auf uns zu, begrüßt uns mit einer Verbeugung, fragt nach unseren Jacken und als alles ordnungsgemäß aufgehangen ist bringt sie uns zu einem ruhigen Ecktisch. Hier bleibe ich zunächst unschlüssig stehen, da ich keine Ahnung habe, ob ich mich dazu setzen darf oder wieder gehen soll, doch Markus nimmt mir die Entscheidung kurzerhand ab, indem er auf einen freien Stuhl deutet.
 

Als wir alle sitzen, nimmt die Frau unsere Getränkebestellung auf, legt dabei die Speisekarten vor uns hin und stellt mich damit vor das nächste Problem: mitessen oder nur schweigend dabei sitzen? Erneut steht mir Markus bei.
 

"Wissen Sie schon was Sie bestellen werden?", schmunzelt er mich an.
 

"Das Hähnchen süß-sauer ist sehr zu empfehlen, Sir", antworte ich, greife nach der Karte und schlage sie auf.
 

Es dauert eine Weile, doch als wir unsere Getränke bekommen, haben wir uns alle für etwas entschieden. Herr Lichtenberg hat die Frühlingsrollen zur Vorspeise erwählt, gefolgt von frittiertem Schweinefleisch mit Pilzen und anderem chinesischem Gemüse und trinkt dazu noch einen traditionellen Reiswein. Markus bestellt sich Krabbenchips mit einem Dip für den Anfang und greift dann auf meinen Vorschlag mit dem süß-sauren Huhn zurück. Ich schließe mich zumindest den Frühlingsrollen an, steige dann jedoch auf gebratene Nudeln mit Ei und Gemüse um.
 

Zu meiner Verwunderung gibt Herr Lichtenberg zu verstehen, dass wir mit Stäbchen zu essen gedenken. Markus fragt mich lächelnd ob ich das schon einmal gemacht hätte, doch ich kann ihn beruhigen. Ich esse sehr oft bei diesem Chinesen und nehme jedes Mal die Stäbchen dazu.
 

"Es gab noch einen Punkt, der dich an meiner Handlungsweise gestört hat", erinnert Markus seinen Großvater nun, während wir auf unser Essen warten.
 

"Richtig", stimmt dieser zu, nippt einmal an seinem Wasser. Angestoßen haben wir nicht, aber das werden die beiden wohl auch nicht für nötig halten. "Die Tatsache, dass nicht nur die Familie, sondern vor allem die Angestellten davon Wind bekommen haben."
 

"Ich denke du sprichst dabei von einem ganz bestimmten Exemplar."
 

"Das zudem ein viel zu vorlautes Mundwerk besitzt."
 

Wie ein Flitzebogen gespannt sitze ich auf meinem Platz, halte mein Colaglas fest in der Hand und trinke einen Schluck, nur um mich davon abzuhalten irgendetwas dazu zu sagen. Zum Beispiel wie sehr ich es ja liebe, wenn man über mich spricht während ich dabei sitze.
 

"Warum gestattest du Dominic nicht, sich selbst zu verteidigen?", schmunzelt Markus, wirft seinem Großvater einen amüsierten Blick zu, was diesen wiederum laut schnauben lässt.
 

"Du fährst wohl eine angestelltenfreundliche Politik?"
 

"Zumindest gebe ich mir dabei Mühe", zwinkert Markus mir zu, was mich jedoch lediglich eine Augenbraue heben lässt. Mir entgeht hier eindeutig der Witz bei der Sache.
 

Ich werde zunächst von den Frühlingsrollen gerettet, die uns die freundliche Bedienung an den Tisch bringt, zusammen mit dem chinesischen Reiswein. Markus bekommt seine Krabbenchips bei denen er auch kräftig zulangt und vergnügt vor sich hin knuspert. Während der Vorspeise wird kein Wort gesprochen und als kurz darauf auch unsere anderen Gerichte kommen, herrscht erneut eine längere Pause. Nach dem ersten Bissen ist es jedoch mit der Ruhe vorbei und Herr Lichtenberg kommt wieder aufs Thema zurück.
 

"Wie verteidigen Sie sich also, Herr Zorac?"
 

"Wo keine Schuld ist, ist keine Verteidigung von Nöten, Sir", antworte ich gelassen, da ich nun genug Zeit hatte mir meine Antworten zu überlegen. Geschickt nehme ich die Nudeln mit meinen Stäbchen auf, schiebe sie mir in den Mund und kaue genüsslich darauf herum.
 

"Sie vergessen wohl, dass Sie einer Dame von adligem Stand gegenüberstanden?"
 

"Und Sie vergessen wohl, dass es ihre adlige Verwandte war, die mir vor meiner Zimmertüre auflauerte um mich zu verführen?", schmettere ich zurück.
 

"Sie waren ungebührlich gekleidet?"
 

"Ich war draußen im Garten und habe mich dem Wetter entsprechend gekleidet. Auch die Gärtner tragen Oben ohne im Sommer. Eine Dame von Stand, wie Sie so schön sagen, hätte gewusst, dass es unschicklich ist sich an einen Angestellten heran zu wagen."
 

Ein grimmiger Blick von der Gegenseite trifft mich, den ich ebenso erwidere. Ich lasse mich von diesem Urgestein in keinster Weise ins Boxhorn jagen.
 

"Sie sollten bedenken in welcher Lage Sie sich befinden", droht mir Herr Lichtenberg.
 

"Dann lassen Sie es mich doch kurz zusammen fassen: Ich wurde von Ihrer Verwandtschaft unsittlich angemacht, Ihr Enkel hat Ihnen dargelegt, dass er ein solches Verhalten ebenso wenig billigt wie ich und da ich ein Angestellter Ihres Enkels bin, obliegt es diesem ob er mich hinauswerfen lässt oder nicht. Die Chancen dafür stehen meines Erachtens allerdings schlecht, es sei denn ich habe mich in meinem Arbeitgeber sehr getäuscht?"
 

Nun schaue ich Markus direkt an, der lediglich leicht den Kopf neigt und mich stumm anblickt. Ich nehme das einfach mal als Nein.
 

"Auch wenn mein Enkel Ihr Brötchengeber ist, so steht er doch unter meiner Gewalt und das Haus das er verwaltet, gehört niemand anderem als mir allein. Sie haben also eine Dame meiner Familie in meinem Haus in einem ihr gegenüber sehr ungehobelten Tonfall zurecht gewiesen und dabei betont, dass sie nur Gast sei", lautet die Zusammenfassung des alten Herren, gefolgt von einem Stück frittierten Schweinefleisches.
 

"Da der Arbeitsvertrag zwischen einem gewissen Markus von Lichtenberg und meiner eigenen Person geschlossen wurde, können Sie mir gar nichts", wehre ich das erste Argument ab, ernte für meine Ausdrucksweise einen bitterbösen Blick. "Zudem mag es zwar Ihr Haus sein, allerdings scheinen Sie sehr gerne zu vergessen, dass Sie und Ihre Sippschaft lediglich genauso menschliche Wesen sind wie ich. Und nur weil Sie ein von im Namen tragen, sehe ich nicht ein, warum ich Ihnen deswegen in den Arsch kriechen oder gewisse Dinge hinnehmen sollte."
 

"Bei allem was mir heilig ist... so hat noch nie jemand mit mir gesprochen!", schnaubt Herr Lichtenberg erbost, wendet sich damit wieder seinem Enkel zu, der ungerührt sein Essen auf dem Teller hin und her schiebt. Erst jetzt sieht Markus auf, mustert mich einen Moment lang, ehe er erneut so bezaubernd zu lächeln anfängt.
 

"Scheinbar hat er sich gerade warm geredet."
 

"Warm geredet? Ist der etwa immer so?"
 

"Allerdings", antwortet Markus. "Ein Grund warum ich Dominic so schätze. Wobei ich zugeben muss, dass ich ihn ab und an sehr gerne im Teich ertränken würde."
 

"Dito", erwidere ich trocken und entlocke Markus damit ein schallendes Lachen.
 

Ich bin ganz verwundert wie Markus sich mir gegenüber verhält. Ich hätte ja eher damit gerechnet, dass er gekränkt und wütend darauf reagieren würde, dass ich ihn heute alleine gelassen habe. Stattdessen scheint er richtig aufzublühen und locker zu werden. Nichts scheint seine Ruhe zu trüben.
 

"Ich bin ehrlich überrascht so jemanden in deinem Hausstand vorzufinden", gibt der alte von Lichtenberg zu, widmet sich seinem Essen und damit ist es überstanden. Die beiden unterhalten sich nun nur noch über allgemeine Dinge, die Arbeit, hin und wieder über das ein oder andere Familienproblem und dann schweigen sie wieder. Es wird ein gemütliches Abendessen, dass wir um kurz vor halb neun beenden.
 

Markus lässt sich später nicht beirren und zahlt die Gesamtsumme, die feinen Herren lassen sich ihre Jacken reichen und dann gehen wir zum Parkplatz zurück. Kurz bevor wir allerdings am Auto angekommen sind bleibt Markus abrupt stehen.
 

"Oh!", ruft er aus und sieht mich mit großen Augen an.
 

"Sir?", frage ich verwirrt, doch dann winkt er ab, hilft seinem Großvater beim Einsteigen, klettert neben ihn auf den Rücksitz, ich klemme mich hinter das Steuer und fahre schließlich los. Es dauert gut eine halbe Stunde bis wir endlich wieder beim Anwesen ankommen. Die Rückfahrt ist ruhig und ohne jeden Zwischenfall verlaufen. Herr Lichtenberg hat beinahe die gesamte Zeit über telefoniert und seine Geschäfte geregelt, während Markus sich einfach nach hinten gelehnt und die Augen zu gemacht hat. Ich helfe dem Alten erneut aus dem Wagen und runzle dann die Stirn als ich bemerke, dass Markus nicht vor hat auszusteigen.
 

"Du kommst alleine ins Haus, Großvater?"
 

"Werde mir ja nicht frech, junger Mann", brummt Herr Lichtenberg.
 

"Natürlich", grinst Markus nur. "Sophie steht dir wie immer zur freien Verfügung."
 

"Danke. Ich schätze kompetentes Personal."
 

"Und ihr mauschelt auch gerne zusammen", lacht Markus, erhält jedoch nur das Zuschlagen der Wagentür als Antwort. Ich lasse mich wieder auf den Fahrersitz sinken, starte den Wagen erneut und fahre ihn in die Garage. Dort stelle ich den Motor ab und warte einfach. Ich hab's im Gefühl, dass Markus und ich miteinander reden müssen und werden. Es bleibt jedoch still.
 

Unruhig winde ich mich auf meinem Sitz, gebe es dann auf mich zu fragen was kommen wird, lehne den Kopf an die Stütze und fixiere Markus' Gesicht im Rückspiegel. Er schaut hingegen stur gerade aus dem Fenster.
 

"Steigst du endlich aus oder muss ich dich rauswerfen?", frage ich leise, sichere mir so endlich seine Aufmerksamkeit.
 

"So wie heute Abend?"
 

"Da habe ich dich nicht rausgeworfen... ich bin selber gegangen", gestehe ich unbehaglich ein.
 

"Ah", macht er nur leise.
 

"Du bist mir deswegen böse", stelle ich fest.
 

"Das entscheide ich noch."
 

"Du entscheidest dich noch? Und wovon hängt es ab?"
 

"Von deiner Begründung", antwortet er mir. "Ein Du bist lasse ich nicht gelten."
 

Ich brumme undeutlich, sinke tiefer in meinen Sitz und breche so den Blickkontakt den wir zuvor hatten. Lange Zeit sagt keiner von uns beiden etwas, bis Markus schließlich noch einmal nachhakt.
 

"Du hast gesagt, dass du dich doch nur wieder verbrennen würdest, was meintest du damit?"
 

"Das was es eben heißt. Ich habe mich schon einmal ordentlich auf die Fresse gelegt und meine Gefühle wurden nicht gerade sanft durch den Dreck gezogen. Es wäre für mich also nicht ratsam gerade mit dir etwas anzufangen", meckere ich ihn an.
 

"Gerade mit mir? Beleidigst du mich etwa?", will er erbost wissen.
 

"Ich sage nur wie es ist", wehre ich ab.
 

"Und wie ist es, Dominic?"
 

"Ach scheiße, Markus!", brause ich auf. "Du hast es doch heute erlebt! So wie mit deinem Großvater, so ist es!"
 

Wütend stoße ich die Autotür auf, steige aus und knalle sie laut hinter mir zu. Ich habe bereits ein gutes Stück zwischen uns gebracht, als ich hinter mir hören kann wie auch Markus aussteigt, mir mit ausgreifenden Schritten hinterher eilt. Es dauert eine Weile bis er mich eingeholt hat und am Arm packen kann. Dann lässt er mich allerdings nicht mehr los, egal wie sehr ich mich gegen seinen Griff wehre.
 

"Hör endlich auf vor mir davon zu laufen!"
 

"Ich laufe nicht weg!", fahre ich ihn an, ernte dafür aber nur einen herablassenden Blick.
 

"Das ist jetzt hoffentlich nicht dein Ernst."
 

Wir stehen uns gegenüber, funkeln uns an und keiner ist bereit den Blick zuerst zu senken. Es vergehen Minuten, in denen wir uns nicht rühren, immer weiter anstarren und den anderen gefangen halten.
 

"Lass meine Vergangenheit ruhen", sage ich schließlich. "Sie ist noch nicht verheilt."
 

"Dann erklär' mir wenigstens warum du mich heute alleine gelassen hast."
 

Seine Stimme ist ganz sanft, nur leise und er kommt mir etwas entgegen, ohne dabei jedoch den harten Griff um meinen Arm zu lösen. Ich kann sein Eau de Toilette riechen, es ist herb und schwer, aber irgendwie passt es zu ihm. Seine schwarzen Haare wehen in der leichten Brise und seine grünen Augen funkeln unentwegt. Es ist nicht gerade leicht einen kühlen Kopf zu behalten, wenn ein so verführerischer Mann wie Markus vor einem steht.
 

"Ich bin keine Affäre, Markus", antworte ich unruhig.
 

"Das hast du mir schon einmal gesagt."
 

"Ich meine es so", beharre ich.
 

"Das glaube ich dir, aber du musst zugeben, dass du dich selbst zu einer machst, wenn du direkt aus dem Bett flüchtest", hält er mir vor, hebt dabei eine Augenbraue zu einem skeptisch-fragenden Blick.
 

"Es heißt doch: einmal ist keinmal", hebe ich hilflos die Schultern.
 

"Und was soll ich mit dieser Aussage anfangen?", stichelt er.
 

"Jetzt wo ich weiß wie es mit dir ist, kann ich getrost dazu übergehen, dich zu vergessen", brumme ich boshaft und bin mir durchaus darüber im Klaren, dass ich mit diesem Satz gerade so ziemlich all meine Hoffnungen auf eine Beziehung mit Markus zerstöre. Aber was soll's? Ist ja nicht so als ob ich eine unerwiderte Liebe nicht gewohnt wäre.
 

Eine ganze Weile ist Markus jedoch still. Stumm starrt er auf den Boden zu seinen Füßen und einzig sein fester Griff verrät mir, dass er noch nicht gänzlich irgendwohin verschwunden ist in seinen Gedanken.
 

"Wie ironisch", krächzt er schließlich und beinahe automatisch greife ich unter sein Kinn, zwinge seinen Blick nach oben und suche nach den Tränen, die in seiner Stimme mitklingen, die auf seinem Gesicht allerdings fehlen. Er weint nicht, aber er sieht verletzt aus.
 

"Markus", spreche ich leise, ohne dass ich wirklich eine Ahnung habe was ich eigentlich sagen will. Doch er scheint nichts zu erwarten. Wie beiläufig schiebt er meine Hand fort, blickt mir fest in die Augen und strafft seine Schultern.
 

"Ich versteh' schon. So lieben Männer, nicht wahr?"
 

Und in einer einzigen fließenden Bewegung, wendet er sich von mir ab, stapft mit großen Schritten über den Rasen, immer weiter von mir weg. Ich kann noch erkennen, wie er seine Hände in den Hosentaschen vergräbt, dann verschluckt ihn die hereinbrechende Nacht. Es ist merklich kühler geworden und ich beginne zu frieren.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Amnesias
2011-09-22T21:51:20+00:00 22.09.2011 23:51
Oh, das ist eine echt tolle Geschichte! Tolle Idee, genialer Umsatz. :)
ich mag deinen Schreibstil wirklich sehr gerne, bitte schreib schnell weiter! :D
Lg

Ps: Wären Bilder der Hauptcharaktere zu viel verlangt...? ö.ö *plinkaplinka*
Von:  ReinaDoreen
2011-09-22T19:01:56+00:00 22.09.2011 21:01
Oh mann dieses Kapitel hat Tiefgang. Wie wird sich das Verhältnis zwischen den Beiden nur entwickeln . Einfach machen sie es sich nicht.
Reni


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