Kontakt von Niekas ================================================================================ Kapitel 20: ¡Muchas llamadas! ----------------------------- Im Morgengrauen rüttelte jemand an seiner Schulter. „Bastardo!“ „Romano?“, fragte Antonio schläfrig und öffnete die Augen. „Was ist denn los?“ Romano hockte neben ihm auf dem Sofa. Seine Haare waren hoffnungslos verstrubbelt und auf seiner Wange war ein Abdruck zu sehen, als habe sich eine Falte eines Kissens hinein gedrückt. Offenbar waren sie beide auf dem Sofa eingeschlafen, dachte Antonio zerstreut, kratzte sich am Kopf und gähnte. Was war am Vorabend passiert? Ach, natürlich. Er hatte Romano trösten müssen, der nicht hatte schlafen können, weil Feliciano verschwunden war. Feliciano. „Wir müssen Ivan und Feliks anrufen, Bastard!“, sagte Romano und wedelte mit dem Zettel, den sie gefunden hatten. „Ja, das müssen wir“, stimmte Antonio zu. „Warum hast du es nicht allein getan?“ „Bei Feliks habe ich niemanden erreicht. Vielleicht stimmt die Nummer ja doch nicht.“ „Dann scheidet er aus“, sagte Antonio nachdenklich. „Was ist mit Ivan?“ Romano starrte ihn an. „Ich rufe doch nicht bei Ivan an“, sagte er so fassungslos, dass Antonio beinahe lachen musste. „Was hast du denn? So schlimm ist er gar nicht... er wird dich schon nicht beißen. Schon gar nicht durchs Telefon.“ „Wie auch immer“, murrte Romano und drückte ihm den Telefonhörer in die Hand. „Mach du das, ja?“ „Also gut“, seufzte Antonio und gähnte noch einmal. Als die Müdigkeit langsam aus seinen Gliedern verschwand, wurde ihm der Ernst der Lage wieder bewusst. Wenn Feliks nicht unter der Adresse zu finden war, die Feliciano gehabt hatte, war es höchstwahrscheinlich Ivan gewesen, mit dem er sich getroffen hatte. Zögernd suchte er den Zettel mit seiner Telefonnummer heraus und wählte. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Verbindung aufgebaut war. „Ja?“, meldete sich Ivan leicht verschlafen am anderen Ende. „Ivan? Ich bin es, Antonio.“ Ivans Stimme klang plötzlich angespannt, obwohl er sich bemühte, freundlich zu bleiben. „Antonio. Dass man von dir mal wieder hört. Gibt es etwas Neues?“ Antonio überlegte, wie er die Frage formulieren sollte. „Hast du zufällig etwas von Feliciano gehört?“, fragte er. „Feliciano?“, wiederholte Ivan verblüfft. „Nein. Ist denn etwas mit ihm passiert?“ Stumm zeigte Antonio Romano den Daumen nach unten. Romano runzelte die Stirn. „Vielleicht lügt er“, flüsterte er. „Um ehrlich zu sein, ist er verschwunden“, sagte Antonio. „Wir fragen uns, wo er ist. Es hätte ja sein können, dass er sich bei dir gemeldet hat.“ „Bei mir? Soweit ich mich erinnere, hat er ein wenig Angst vor mir.“ Ivan lachte traurig. Tatsächlich, dachte Antonio, wäre es seltsam, wenn Feliciano sich ausgerechnet mit Ivan getroffen hätte. Schon Romano hatte Angst vor ihm. Sicher hätte Feliciano sich niemals getraut, allein zu Ivan zu gehen, ohne irgendjemandem davon zu erzählen. „Wie schade. Trotzdem danke, Ivan. Wir werden wohl weiter suchen müssen...“ „Antonio?“, fragte Ivan hastig. „Ja?“ „Hast du irgendetwas herausgefunden?“ „Worüber?“, fragte Antonio, doch dann fiel ihm ein, was Ivan meinte. Er hatte die Adresse von Toris, Raivis und Eduard verfolgt. Besser gesagt die von Eduard und Raivis. „Nein, tut mir Leid“, sagte er unsicher. „Die Adresse stimmte nicht.“ Ivan schwieg einen Moment lang. „Bitte lüg mich nicht an“, murmelte er. Unsicher betrachtete Antonio die nächste Wand. „Eduard und Raivis geht es gut“, sagte er langsam. „Und Toris?“ „Toris ist tot. Er ist... gestorben. Eduard hat seine Leiche verbrannt, deswegen hat das Haus Feuer gefangen.“ Stille trat ein. „Ivan?“, fragte Antonio besorgt. „Ich verstehe“, sagte Ivan leise. „Vielleicht... vielleicht habe ich es schon gewusst. Innerlich.“ „Es tut mir Leid.“ „Nein. Mir tut es Leid.“ Er legte auf, ohne noch etwas zu sagen. „Bei Ivan führt die Spur ins Leere“, berichtete Antonio, als sie später mit den anderen beim Frühstück saßen. „Hat er nichts von Feliciano gehört?“, fragte Francis und schlürfte seinen Kaffee. „Nein, nichts. Es wäre sowieso seltsam gewesen, oder? Was hätte Feliciano von Ivan wollen sollen?“ „Kann man hier auch anständiges Frühstück kriegen?“, brummte Gilbert. „Nimm, was es gibt, oder lass es bleiben!“, fauchte Romano ihn an und knallte ihm den Teller mit den Keksen vor die Nase. „Will noch jemand Kaffee?“ „Und was ist mit Feliks?“, fragte Francis und ignorierte die beiden. „Romano meinte, er hätte dort niemanden erreicht. Wir können es später noch einmal versuchen.“ „Das sollten wir wohl. Feliks ist unsere einzige Spur.“ Schweigend aßen sie weiter, bis plötzlich das Telefon klingelte. Überrascht hob Antonio den Kopf. „Wer ist das?“ „Vielleicht ist Ivan doch noch etwas eingefallen?“ „Dann geh du dran“, brummte Romano und ging hinter der Milch in Deckung. „Falls er es wirklich ist.“ Folgsam griff Antonio nach dem Hörer und nahm ab. „Ja?“ „Bin ich bei Vargas?“, fragte eine Stimme am anderen Ende, die Antonio vage bekannt vorkam. „Ja, aber Sie sprechen mit Antonio. Mit wem spreche ich?“ „Mit wem du sprichst? Ich bin es. Arthur.“ „Arthur?“, wiederholte Antonio laut. Die anderen unterbrachen ihr Frühstück und sahen ihn verblüfft an. „Ja“, sagte Arthur geschäftlich. „Ich rufe an, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass ihr Hilfe brauchen könntet.“ „Zu Ohren gekommen?“, wiederholte Antonio perplex. „Wo hast du denn deine Ohren? Ich dachte, gerade du würdest dich in deiner Splendid Isolation verkriechen und nichts mehr von den anderen wissen wollen.“ „Du vergisst, dass meine Spione die unangefochtenen Champions auf ihrem Gebiet sind“, erwiderte Arthur gespielt bescheiden. „Mir entgeht kaum etwas, was im Ausland vor sich geht. Ich weiß, dass Feliciano seit Donnerstag verschwunden ist. Gerade deswegen dachte ich, ihr könntet meine Hilfe benötigen.“ „Ach ja?“, fragte Antonio und blinzelte. „Das ist... das kommt plötzlich.“ „Habt ihr etwas dagegen, dass ich bei euch auftauche?“ „Nein... ich denke nicht. Wir haben keine Ahnung, wo Feliciano steckt, Arthur. Glaubst du, du könntest es herausfinden?“ „Ich bin schon auf einem guten Weg, es zu tun“, sagte Arthur. „Also, wenn ihr nichts dagegen habt, werde ich...“ „Was ist denn los?“, unterbrach Gilbert ihn. „Ja, was ist passiert?“ „Arthur möchte uns helfen“, erklärte Antonio und legte eine Hand über den Hörer. „Er meint, er könnte herausfinden, wo Feliciano steckt.“ „Herausfinden?“, fragte Romano mit großen Augen. „Wie denn?“ „Angleterre will uns helfen?“, fragte Francis begeistert. „Gib mir den Hörer, mon ami, komm schon!“ Er zog Antonio den Hörer aus der Hand, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. „Ah, Angleterre! Wie hast du es nur so lange ohne moi ausgehalten? Es wird höchste Zeit, dass du zurückkommst, damit ich...“ Er fügte einen Wortschwall auf Französisch hinzu, der offenbar mehr oder minder obszön war, was man aus Arthurs wütendem Schimpfen schließen konnte, das daraufhin aus dem Hörer drang. Francis hielt das Telefon weit von seinem Ohr weg und verzog das Gesicht. Kurz darauf zuckte er die Achseln und legte den Hörer weg. „Er hat aufgelegt. Wie unhöflich von ihm.“ „Moment, das ging mir gerade zu schnell“, sagte Gilbert und runzelte misstrauisch die Stirn. „Arthur will kommen? Woher weiß er, wo wir sind? Woher will er wissen, wo Feliciano ist?“ „Ich denke, er hat Spione“, antwortete Antonio, selbst etwas ratlos. „Er war doch schon immer etwas seltsam, Arthur.“ „Non, nicht seltsam!“, widersprach Francis und lachte leise. „Nur... extraordinaire.“ „Ich weiß nicht“, brummte Romano. „Ich traue ihm nicht. Dass er so plötzlich auftaucht...“ „Glaubst du etwa, er hätte Feliciano entführt? Das ist doch lächerlich.“ „So oder so haben wir gar keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen, denke ich“, sagte Antonio und legte Romano einen Arm um die Schulter. „Selbst wenn wir Feliks erreichen... wenn diese Spur auch ins Leere führt, haben wir gar keinen Anhaltspunkt mehr, wo Feliciano stecken könnte. Und was tun wir dann?“ Romano schwieg und schob seinen Arm beiseite. „Jedenfalls wird Angleterre bald hier auftauchen“, sagte Francis, wandte sich wieder seinem Kaffee zu und verzog das Gesicht. „Kalter Kaffee.“ „Das nenne ich ein Frühstück“, sagte Gilbert. „Ständig werden wir unterbrochen, weil...“ In diesem Moment klingelte das Telefon erneut. „Das gibt es ja nicht!“, nörgelte Gilbert und schlürfte seinen Kaffee. „Sind die Gebrüder Vargas so gefragt?“, fragte Francis an Romano gewandt und zog die Augenbrauen hoch. „Normalerweise nicht. Bastardi.“ Antonio griff aus alter Gewohnheit nach dem Hörer. „Ja?“ Die anderen konnten beobachten, wie der neugierige Ausdruck auf seinem Gesicht zu Überraschung, dann zu Freude wurde. „Eduard! Nein, so etwas!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)