Selbstfindung von Akki (oder Joeys Flucht vor der Liebe) ================================================================================ Kapitel 1: Wenn einer eine Reise tut... --------------------------------------- SELBSTFINDUNG – oder Joeys Flucht vor der Liebe Hallo lieber Leser, vielen Dank dass du diese FF angeklickt hast. Auch wenn ich das versuche zu vermeiden wird es wohl eine dieser typischen Joey-Seto-FFs werden in der die anderen Charaktere nur kleine Rollen übernehmen, man manchmal tief graben muss um die Charaktere wie man sie kennt wieder zu finden und... ja, sorry für Joeys Berufswahl, ich wollte ihn damit in keinster Weise denunzieren. Nun, das übliche: dies ist eine Yaoi-FF, das bedeutet im Mittelpunkt steht die Liebe zwischen zwei Männern und diese wird in den folgenden Kapiteln (möglicherweise *hüstel*) auch ins (detailiert) psychische gehen. Wer damit Probleme hat sollte diese FF nicht lesen. Ich warne nur einmal. Außerdem: gehören mir die Charaktere aus Yugi-oh nicht und ich verdiene an dieser Geschichte auch garantiert kein Geld. "Ich bin." - gesprochen //also bin ich// - gedacht ~ Zeitenwechsel Kapitel 1 - Wenn einer eine Reise tut Baum… Baum… Strommast… Strauch… Baum… Brücke… Baum… Tunnel… Ein Seufzen entglitt dem rosigen Paar Lippen das jene Wörter lautlos geformt hatte und wurde vom hallenden Lärm des Zuges verschluckt. Auch wenn der Fahrgast es kaum für möglich gehalten hatte, so nahm die Lärmbelästigung durch den Zug in diesem endlos scheinenden Tunnel zu und er musste an sich halten nicht die Hände auf die Ohren zu pressen. Er befürchtete ein wenig, dass er zu sehr drücken und damit sein Gehirn zu den Ohren raus quetschen könnte. Und nein danke, aber er brauchte sein Gehirn noch. Zumindest den kleinen Rest, den ihm die letzte Woche übrig gelassen hatte. Noch immer war kein Ende des Tunnels in Sicht und der Blick des jungen Mannes huschte über den auf seiner Tasche liegenden MP3-Player. Zu schade, dass er schon zu Beginn der Zugreise feststellen musste, dass es unmöglich war während der Fahrt Musik damit zu hören – zumindest ohne bleibende Hörschäden. Und bevor ihm das Gehirn zu den Ohren raustropfte… nun, das hatten wir schon. Leider stellte der Player das einzige Unterhaltungsmedium dar das sich in seiner Tasche und nicht im Koffer am anderen Ende des Zuges befand. Und seiner einzigen Ablenkungsmöglichkeit benommen blieb ihm nichts anderes übrig als aus dem Fenster zu starren und vorbeiziehende Bäume zu zählen. Wahrlich eine interessante Art seine Zeit zu verbringen. Nur, dass die Zeit nicht zu vergehen schien, die Bäume auch durch intensives Anstarren nicht interessanter wurden und die schwarze Dunkelheit des Tunnels ihm nun auch diesen… Spaß… verdarb. //Der einzige Vorteil daran ist, dass es endlich angenehm dunkel im Abteil geworden ist und ich nicht mehr das Gefühl habe, dass die gleißende Helligkeit mir trotz Sonnenbrille das Hirn im Schädel kochen möchte. Ist ja auch praktisch, so schön im ‚Kochtopf‘ mein Gehirn. Trotzdem würde ich es gerne noch eine Weile behalten. Zumindest bis zum Ende dieser Reise… ohne Kopfschmerzen, wenns geht… … … wer ist eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen nach-// Abrupt brach er seinen Gedankengang ab und fixierte stattdessen einen Schmutzfleck auf der Lehne gegenüber. Und ja, er konnte ihn zwar nicht sehen, aber nach gefühltem stundenlangem Starren auf eben diesen Fleck wusste er auswendig wohin er zu starren hatte. Seine Miene verdüsterte sich als ihm dennoch die unangenehme Erkenntnis aufgedrängt wurde, dass er selbst und niemand sonst für diese Katastrophe einer Reise verantwortlich gemacht werden konnte. Eine Erkenntnis die ihm sowas von nicht gefiel und die er deshalb gerne zu vergessen pflegte. Allerdings fiel es ihm sichtlich schwer zu vergessen, in diesem heruntergekommenen Zug mitten in der Pampa und ohne vernünftige Ablenkung… Die Züge des jungen Mannes entspannten sich wieder und ein erneuter tiefer Seufzer verließ seine Lippen. Resigniert wandte er den Blick wieder zum Fenster und sah sprichwörtlich das Licht am Ende des Tunnels. //Wurde auch Zeit.// Lange, schön geschwungene Wimpern flatterten über seine Augen als das Tageslicht ihn wieder hatte und er für einen Moment trotz Sonnenbrille geblendet war. Und das obwohl er wohlweislich im Schatten saß. Aber seine Augen waren schon immer etwas lichtempfindlich gewesen. Besonders wenn die Lichtstrahlen sich auf weißen Gegenständen brachen musste er je nach Intensivität den Kopf senken und seine Augen abschirmen. Und das war allemal besser als plötzlich mit tränengefluteten Augen dazustehen. Meistens zumindest. Es hatte auch seine Vorteile echte Tränen hervorzaubern zu können. Im Moment musste er sich allerdings nicht darum sorgen, denn nach der anfänglichen Blinzelaktion ruhten seine Augen nun wieder auf der vorbeiziehenden Landschaft. Vielleicht konnte er ja ein Muster in der Anordnung der Bäume erkennen, einen Sinn des Lebens entdecken oder hinter absolut geheimnisvolle Geheimnisse des Universums kommen. //Ja klar.// Treten wir einmal ein paar Schritte zurück und betrachten uns das Objekt unseres Interesses etwas genauer: wir sehen einen jungen Mann Mitte zwanzig. Die langen, schlanken Beine sind in eine weite aber tiefsitzende Survival-Hose gekleidet. Ein Bein angewinkelt und der in Flipflops steckende Fuß auf den ohnehin nicht sehr sauberen Sitz gestellt. Ein sonnengebräunter und sportlich geformter Arm ruht lässig auf dem angewinkelten Knie und die dazugehörige Hand hängt entspannt nach unten. Die zweite Hand liegt ruhig neben seinem linken Oberschenkel auf dem Sitz, momentan zu träge um unruhig auf selbigen zu tippen. Der jugendliche Oberkörper ist in ein sandfarbenes T-Shirt gehüllt und gegen die Fensterseite gesunken. Einer schönen, klaren Halslinie folgend kommt man zu einem schön geschnittenen Gesicht, das von wilden blonden Strähnen umrahmt wird. Verirrt sich ein Sonnenstrahl in die üppige Pracht lässt sie das Haar golden Aufleuchten und verleiht dem jungen Mann einen überirdischen Glanz, der an die Heiligenscheine von Engeln und ähnlich reine Gestalten erinnert. Nachdenkliche schokoladenbraune Augen verstecken sich hinter einer überdimensionalen dunklen Sonnenbrille, lenken die Aufmerksamkeit damit aber umso mehr auf eine freche Nase und zum Schmollen erdachte rosige Lippen. Das gereckte Kinn lässt auf einen störrischen Charakter schließen, aber kleine Lachfältchen verraten eine frohe Natur und das warme Braun der Augen verspricht Liebe und Zuneigung. Der Name unseres jungen Fahrgastes ist Joseph Wheeler oder auch Katsuya Jonouchi. Als Sohn einer Japanerin und eines Amerikaners besitzt er nicht nur zwei verschiedene Namen, sondern vereint auch körperliche Merkmale und charakterliche Eigenschaften beider Nationen in seiner Person. Joseph Wheeler. Dieser Name ging um die Welt und eroberte sich einen Platz unter den größten Duel Monster-Duellanten seiner Zeit. Die leidenschaftliche Spielweise des Blonden hatte ihn in die Herzen so mancher Fans gespielt. Viele seiner Konkurrenten kamen nicht umhin sich zähneknirschend einzugestehen, dass sie ihn respektierten. Er war nie Erster geworden, aber auch nie ohne erbitterten Widerstand untergegangen. In dieser kleinen Welt der Duel Monster-Anhänger war er jemand. Aber die Welt außerhalb davon war etwas ganz anderes. Seine Lehrer betrachteten ihn mit Misstrauen und offenem Missgefallen. Für die meisten von ihnen war er nicht mehr als ein Unruhestifter, jemand, der zu spät zum Unterricht kam, ihn zum Schlafen nutzte und in den wenigsten Fällen seine Hausaufgaben vorzeigen konnte. Andere sahen in ihm einen Aufschneider, jemanden mit großer Klappe aber nichts dahinter, einen Dummschwätzer, einen Idioten. Seine Freunde fanden in ihm einen Jungen der zu seinem Wort stand, jemanden auf den man sich bis zum letzten Atemzug hundertprozentig verlassen konnte, einen wahren Freund. Viele andere sahen in ihm einfach einen Jungen unter vielen. Aber seit seiner Schulzeit waren fünf lange Jahre vergangen. Und nun saß der Blonde in einem komplett leeren aber nach Ziegen (er dachte zumindest, dass es Ziegen sein könnten) stinkenden Abteil in einem langen, alten und sehr wackeligen Zug irgendwo zwischen Dehra Dun und Pipalkoti in Uttarakhand, Indien, und fuhr Richtung Selbstfindung. So zumindest der Plan. Denn er war an einem Punkt in seinem Leben angelangt an dem er sich eingestehen musste, dass auch der große Joey Wheeler manchmal nicht weiter wusste. Dabei war sein Leben im Moment so perfekt gewesen… ~ Auch wenn wohl keiner seiner Lehrer so recht damit gerechnet hatte: Joseph – der auch in Japan darauf bestand „Joey“ genannt zu werden, da er seinen japanischen Namen zu soft und seinen vollen amerikanischen Namen zu spießig fand – Joey also schaffte nicht nur seinen Highschool-Abschluss, sondern bestand zudem die Aufnahmeprüfung des Domino Colleges. (in seiner eigenen Meinung stellte das Aufbringen der Studiengebühren das größere Problem dar, aber er hatte endlich eine nette Angestellte des Sozialbüros kennengelernt, eine, die ihm wirklich weitergeholfen hatte und der er es nun zu verdanken hatte, dass sein Studienplatz mit öffentlichen Mitteln finanziert wurde.) Er musste sich nun zwar von einigen Freunden verabschieden, die in anderen Städten oder sogar im Ausland studierten, aber da er nicht vollkommen alleine war und seine Freunde regelmäßig ihre Familien – und damit indirekt ihn – besuchten, machte ihm dieser Umstand nicht sonderlich viel aus. Überraschenderweise (ehrlich, nur für JOEY überraschend) fand er nun auch viel mehr Zeit zum Lernen, was sich logischerweise positiv auf seine Studienleistungen auswirkte. Zum ersten Mal seit Beginn seiner Schulkarriere konnte der Blonde sich vollständig auf seine Bildung konzentrieren. Er musste weder seine Sicherheit durch den Anschluss an eine Gang gewährleisten, noch jede freie Minute damit verbringen überlebenswichtiges Geld zu verdienen (was sehr viel leichter gewesen wäre, hätte sich sein Alter nicht dem Alkohol verschrieben ohne zu beachten, dass Bier nicht im Kühlschrank wächst). Hell, er musste sich nicht einmal mit durchgedrehten Psychopaten rumschlagen, die die Welt durch teuflische Schattenspiele und ähnliches an sich reißen wollten. Er musste sich nicht 24 Stunden am Tag bemühen seine Freunde bei sich und sicher zu halten. Auch sein Erzrivale hielt ihn nicht vom Lernen ab. Es war himmlisch und Joey stürzte sich mit einer Begeisterung ins Lernen, von der er nie geahnt hätte, dass er sie besitze. Im Gegenteil; hätte ihm jemand ein paar Monate vor Abschluss erzählt, dass er, Joey, einmal mit Begeisterung bilderlose Bücher lesen würde, er hätte ihn den netten Männern in weiß überlassen. Aber so war es nun einmal. Es machte ihm Spaß sich neues Wissen anzueignen und in einem kurzen Moment absoluter Ehrlichkeit zu sich selbst gab er zu, dass er verstehen konnte warum ein gewisser brünetter Firmenchef sich benahm wie er es tat, denn – es war geil Wissen zu besitzen. Und zum ersten Mal in seinem Leben freute sich der Blonde auch auf seine Zukunft, war sich zum ersten Mal sicher eine Zukunft die es wert war zu leben vor sich zu haben. Er hatte tausend und eine Idee, was er nach dem Studium machen könnte und nicht selten mussten ihn seine Kommilitonen in seinem Enthusiasmus bremsen. Das war im ersten Studienjahr gewesen. Im zweiten Jahr wurde ihm ein überraschender aber recht lukrativer Nebenjob angeboten, der ihm mindestens genauso viel Spaß machte wie das Lernen, leider aber auch ein beträchtliches Maß seiner Zeit in Anspruch nahm. Keine drei Monate später war ihm dieser Zeitverlust jedoch reichlich egal, denn er fühlte einen unglaublichen Triumph in sich. Dieses Triumphgefühl war so groß, dass er die halbe Nacht mit Tristan in einer Bar verbrachte und seinem Freund ein Ohr abkaute, bevor dieser ihn schließlich nach Hause brachte – wo er die restliche Nacht damit verbrachte allen seinen Freunden telefonisch und sehr ausführlich von seinem Triumph zu berichten. Sicherlich würdet ihr jetzt gerne wissen, um welche Art von Triumph es denn hier nun geht. Aber dazu ist eine kleine Hintergrundinformation nötig, denn Joeys Triumphgefühl entstand aus dem Gefühl über jemand anderen triumphiert zu haben. Dieser andere jemand war niemand geringeres als sein Erzrivale Seto Kaiba. Seto Kaiba… wo soll man da anfangen? War Joeys Name im Duell Monster-Universum eine Berühmtheit, so war Kaiba dort ein Gott. Seto Kaiba, das ist der Waisenjunge, der sich durch ein Schachspiel mit Gozaburo Kaiba, einem sehr reichen aber noch gnadenloseren Geschäftsmann, die Adoption seines Bruders und sich erspielt hatte. Das ist der Teenager, der nach dem unglücklichen und überraschenden Tod seines Stiefvaters dessen Firma übernommen und in ein unglaublich erfolgreiches Spiele-Imperium verwandelte. Er ist der Erfinder und Erschaffer der Duell Monsters. Er ist steinreich. Er ist der meistgefragte Junggeselle Dominos. Und er ging auf die gleiche Schule wie Joey Wheeler. Besuchte zum Teil die selben Klassen wie Wheeler. Saß zuweilen schräg hinter dem Blonden. Er war der „Eisprinz“ der Domino High, geliebt von seinen weiblichen Mitschülerinnen und beneidet von den männlichen. Ein Teenager, der sich nicht als solcher sah, sondern über seinen Mitmenschen stand. Und einem Exemplar Mensch zeigte er das immer besonders gern und mit viel sprachlicher Kreativität und Spitzfindigkeit. Oder anders ausgedrückt: Seto Kaiba und Joey Wheeler stellten das keifende Ehepaar der Domino High dar – aber nicht, dass jemand sich getraut hätte ihnen das zu sagen. Der Brünette hatte eine ganze Horde erfahrener und schlauer Anwälte hinter sich und der Blonde besaß zwei ziemlich überzeugende Fäuste. Aber im Stillen wunderte sich jeder darüber, dass der unnahbare Seto Kaiba sich dazu herabließ mit einem gewöhnlichen Schüler zu streiten. Klar, sie waren Konkurrenten und Erzrivalen wenn es um Duell Monsters ging. Aber dann müsste der Firmenchef sich auch mit Yugi Mutou streiten, was er nicht tat. Es war ein Rätsel. Ein ungelöstes Rätsel. Und nur Joey schien nie darüber nachzudenken, sondern es als ganz natürlich zu sehen einen Feind zu haben, mit dem er natürlicherweise eigentlich gar keine Berührungspunkte hätte. Andererseits war das auch nicht weiter verwunderlich, denn Joeys bisheriges Leben hatte ihn dahingehend geprägt, dass jeder sein Feind war, der nicht ausdrücklich als Freund eingestuft werden konnte. Und dass es überhaupt so etwas wie Freunde gab, dass hatten ihn erst Yugi und die anderen gelehrt. Seitdem gab er sich Mühe offen und freundlich anderen Leuten gegenüberzustehen, solange nicht wirklich Grund zur Feindschaft bestand. Aber innerlich ließ er niemand Außenstehenden an sich ran. Wenn er wüsste wie sehr er damit seinem Erzrivalen glich. Und wie erstaunlich, dass er seine eigenen Muster an seinem Konkurrenten nie bemerkte. Aber zurück zu Joeys Triumph. Nach gerade einmal drei Monaten in der Modelagentur hatte es seine Nr.-1-Managerin geschafft ihm einen bombastischen Job zu angeln: Joey Wheeler als neues Gesicht einer großangelegten Duell Monsters-Werbekampagne. Und seine geniale, geliebte und absolut größenwahnsinnige Managerin hatte es sogar geschafft in einem wasserdichten Vertrag festzulegen, dass Joey auch weiterhin für Duell Monster-Kampagnen verpflichtet werden musste. Und nur noch einmal fürs Protokoll: Joey Wheeler, der KÖTER – wie er von Kaiba gern so charmant genannt wurde – wurde das Verkaufsgesicht für alle Duell Monsters-Artikel – und Kaiba konnte nichts dagegen tun. Oh dieses glitzernde, wonnig warme Gefühl das ihn durchströmte und das ihn wie Lachgas von innen anfüllte bis es lachend aus ihm herausbrach. Dieser absolute Triumph! Selten hatte sich der Blonde etwas so sehr gewünscht wie dabei zu sein, wenn der Jungunternehmer davon erfuhr. Kaibas Gesicht wäre sicherlich Gold wert. Achwas, Diamanten wert. Der arme PR-Mensch der besagten Vertrag in Kaibas Namen unterzeichnet hatte würde dafür wahrscheinlich gefeuert werden (nach einer absolut demütigenden und langdauernden Strafpredigt durch Kaiba höchstpersönlich) und Joey besaß immerhin den Anstand kurz Mitleid mit der ihm unbekannten Person zu haben, aber – scheiss drauf. Er hatte es Kaiba gezeigt und der konnte ihm nichts tun. Das war besser als Ostern, Weihnachten und sein Geburtstag an einem Tag und der Blonde hatte vor das Triumphgefühl in vollen Zügen auszukosten. Nun… natürlich konnte er nicht wissen, dass er seinem Rivalen einen beachtlichen Schub an Neukunden (vor allem weiblichen Geschlechts) und damit Riesengewinne bescherte, seit er mit Feuereifer in verschiedenen Kostümen, Szenarien und Posen Werbung für sein Lieblingsspiel machte. Joey hatte nämlich genug damit zu tun die Fülle an neuen Aufträgen zu verarbeiten, die ihn von allen Seiten bestürmte und seine Managerin immer größenwahnsinniger werden ließ. Und was macht unser kleiner, naiver Blondschopf? Er schiebt den explosionsartigen Erfolg auf die Tatsache, dass sich alle um das Model reißen das Seto Kaiba angeheuert hat und es nicht wirklich um ihn selbst geht. Eine Wahrnehmung, die ihm anfangs etwas missfallen und der eine hübsche Blumenvase ihr vorzeitiges Ende zu verdanken hatte, aber… der Blonde fand viel zu viel Gefallen an seinem Job als dass es ihn wirklich kümmern würde aus welchen Gründen er für einen Auftrag genommen wurde – solange er genommen wurde. Einmal, ein einziges kleines Mal war ihm der Gedanke gekommen, dass es sein Aussehen war das die Auftraggeber überzeugte. Joey hatte dabei vor dem Schrankspiegel seines kleinen aber feinen und vor allem eigenen Zimmers gestanden und sich selbst kritisch betrachtet. Er war gerade erst aus der Dusche gekommen und hatte nur ein weinrotes Handtuch um seine intimsten Körperstellen geschlungen. Das heisse Wasser der Dusche und der warme Farbton hatte seiner leicht gebräunten Haut einen rosig-gesunden Schimmer verliehen. Seine feuchten Haare waren nach hinten gekämmt gewesen und ließen den Blick frei auf seine intensiv blickenden Augen und seine noch jugendlichen aber doch schon markanten Gesichtszüge. Ja, eigentlich… aber dann fielen ihm wieder Kaibas Sprüche und Beleidigungen ein und er erinnerte sich an zu viele Situationen in denen er ausgelacht und niedergemacht wurde. Und mit einem sarkastischen Lachen wurde der Gedanke tief in den Abyss seines Unterbewusstseins verbannt. Nach seinem dritten und letzten Jahr an der Uni verwarf Joey den Gedanken an eine akademische Karriere und beschloss stattdessen nun vollzeitlich seinem Model-Job nachzugehen (sehr zur Freude seiner Managerin, da diese nun keine Ausgaben für maskierte Entführer [mit sehr guten Nahkampferfahrungen] und ein spezialgesichertes Zimmer zum Festhalten des Jungen vor ihren Arbeitgebern zu verantworten hatte). Unser blonder Schönling arbeitete also auch weiterhin als Model und in den zwei folgenden Jahren entwickelte er sich nicht nur körperlich, sondern auch charakterlich stetig weiter. Auch nach Abschluss der Universität verlor er sein neugewonnenes Vergnügen am Lernen nicht und beherrschte inzwischen neben seinen zwei Muttersprachen noch zwei weitere Sprachen fließend. Und sehr zum anfänglichen Amüsement seiner Kollegen und der Agentur-Mitarbeiter, Fotografen und anderer Personen die ihn näher kannten, gab es keinen Tag an dem der junge Mann nicht zu irgendeiner Tageszeit interessiert in einer Zeitung, Zeitschrift oder einem Buch blätternd vorgefunden werden konnte. Klar war selbst ihm bewusst, dass er sich verändert hatte. Das ein oder andere Mal fielen ihm sogar die nachdenklichen oder verwunderten Blicke seiner Freunde auf und vor allem in der Anfangszeit seines „neuen Lebens“, wie er es manchmal betitelte, hatte er sich oft unangenehm gefühlt und war in alte Muster zurückgefallen, wenn seine Veränderungen zu sehr herauszustechen schienen. Aber das Tolle an guten Freunden war, dass sie einen während allen Veränderungen begleiteten und unterstützten und schon bald fiel es dem Blonden nicht mehr ganz so sehr auf, dass er nicht mehr derselbe rebellische Teenager seiner Schulzeit war. Dann jedoch kam der Tag an dem er auf einen Schlag damit konfrontiert wurde wie sehr er und sein Leben sich tatsächlich geändert hatten. Der Tag, an dem er nach 5 Jahren plus/minus ein paar Wochen zum ersten Mal seit Schulabschluss wieder seinem einstigen Erzrivalen Seto Kaiba gegenüberstand. ~ Müde schloss Joey seine Augen und lehnte die Schläfe an die nicht wirklich kühlere Scheibe des Zugfensters. Mit sich und seinen Gedanken allein gelassen konnte er nicht vermeiden, dass sich die Ereignisse der letzten Woche wieder messerscharf in sein Gedächtnis bohrten und die frischen Erinnerungen ihn tormentierten. Dabei hatte alles so verdammt harmlos begonnen… ~ „Joseph, hast du da etwa einen Pickel?“ _________________________ So, das war das erste Kapitel. Ich hoffe es hat dir gefallen und du nimmst auch eine kürzere oder längere Wartezeit für die kommenden Kapitel in Kauf. Das zweite Kapitel ist zwar schon halb geschrieben, aber ich muss in (viel zu wenigen) Wochen ein Referat halten und werde deswegen zwar sehr motiviert sein an dieser FF weiterzuschreiben, aber mich wohl öfters zusammenreissen und stattdessen was für die Uni tun. Aber es wird auf jeden Fall weitergehen, die grobe Story ist schließlich in meinem Kopf und wartet nur darauf geschrieben zu werden. Ich bedanke mich fürs Lesen und wünsche noch einen schönen Tag bzw eine angenehme Nachtruhe. Grüßle, das Akki ^.~ Kapitel 2: Vom Regen in die Traufe ---------------------------------- Kapitel 2 - Vom Regen in die Traufe Hm... Referat 0:2 FF... das WE hat mich mehr kreativ als produktiv gesehen. Allerdings muss ich mich jetzt wirklich erstmal um mein Referat kümmern und das nächste Kapitel könnte wirklich einige Zeit auf sich warten lassen. Ich hoffe ihr bleibt mir trotzdem treu erhalten^^ Danke für die motivierenden Kommentare und viel Spaß~ _________________ „Joseph, hast du da etwa einen Pickel?“ Normalerweise erwartete man ein freundliches, mitfühlendes „Guten Morgen“ wenn man sich zu einer so unmenschlichen Zeit wie 4:30 Uhr qm Foto-Set einfand. Besonders, wenn man bekanntermaßen zur Gattung der Langschläfer gehörte. Aber nein, die ersten Worte die an ihn gerichtet wurden drehten sich um eine winzig kleine gerötete Stelle in seinem noch vom Schlaf benommenen Gesicht. Als ob man die nicht eh überschminken würde… „Dir auch einen Guten Morgen, Anri. Und nein, ist es nicht. Irgendwas muss mich heute Nacht gestochen haben. Dabei hatte ich das Fliegengitter die ganze Zeit vorm Fenster. Aber diese kleinen Mistviecher…“ Hastig senkte er die zum Kratzen erhobene Hand wieder als er den Blick seiner Managerin bemerkte. „Äh, ja… hehe…“ Der Blick wurde wenn überhaupt nach diesem nervösen Lachen noch mörderischer. „Hast du ihn behandelt?“ So früh am Morgen ähnelte der Blondschopf noch sehr seinem schulischen Ich, das manchmal konstant auf der Leitung zu stehen schien. Nur zu verständlich, wenn Körper und Gehirn Höchstleistungen abverlangt wurden zu einer Tageszeit, die beide mit Schlafen und Ruhe assoziierten. Deswegen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Blonde seine Managerin und gute Freundin erst einmal überfordert anstarrte. „Behandelt?“ Besagte Mittvierzigerin blies in gespieltem Frust die Luft aus, sodass die schwarzen Strähnen ihres Ponys kurz im Luftzug tanzten. „Ja, behandelt. Das macht man in der Regel mit Stichen. Damit sie nicht die Größe des Mount Everest erreichen und Rudolphs Nase Konkurrenz machen. Wir brauchen kein Model mit Leuchtreklame im Gesicht – du reagierst doch allergisch auf Stiche?“ Miene und Körperhaltung des Blonden war anzusehen, dass es ihm überhaupt nicht gefiel schon früh am Morgen zur Zielscheibe von Vorwürfen, Metaphern und fragenden Aussagen zu werden. „Ich bin gegen Bienenstiche allergisch.“ Vorsichtshalber betonte e r das Wort ‚Biene‘ besonders und wie von selbst verschränkten sich seine Arme vor seiner Brust und seine volle Unterlippe schob sich etwas vor. „Und meinst du nicht, dass du ein klitzekleines bis- äherm, dass du etwas überreagierst?“ Joey war zu noch etwas müde und gar nicht über die Situation erfreut, aber sein Gehirn hatte ihm doch im letzten Moment noch die Warnung zukommen lassen, dass Anri dem Wörtchen ‚bisschen‘ nicht besonders positiv gegenüberstand. Das konnte zuweilen recht praktisch sein, denn sobald ihn seine Managerin nervte und er sie ein ‚bisschen‘ ärgern wollte fing er an den deutschen Schlager „Ein bisschen Frieden“ zu pfeifen oder zu summen – und schwupps war das Problem geflüchtet. Im Moment jedoch wollte er sich weder in eine Diskussion um das Wort einlassen noch um eine eingeschnappte Managerin kümmern müssen. Aber er hatte es ja auch bravourös gerettet… „Joseph.“ Oh, gerade noch sich mental auf die Schulter geklopft konnte er im nächsten Augenblick in einer Pfütze aus Sarkasmus schwimmen als er sich dachte, wie sehr er diesen ernsten, mütterlichen Ton doch liebte. Ein anderer Teil seines Bewusstseins zog sich derweil in geübter Routine Sicherheitskleidung an, einen Helm über und überprüfte den Halt der Sicherheitsleine die an seinem Rücken befestigt war (metaphorisch gesprochen). Dann wurde ein mentaler Schild aufgenommen, noch einmal tief durchgeatmet und gewartet. „Joseph, du bist Model. Das heisst dein Körper ist dein Kapital. Deshalb solltest du so etwas nicht leichtfertig nehmen.“ Die kleinen Pausen hinter jedem Satz und die intensiven Blicke, die Anris kurze Rede begleiteten ließen den kleinen Blonden hinter dem Schild mit verzogenem Gesicht zusammenzucken. „Also solltest du Verantwortung übernehmen und deinen Stich behandeln lassen. Jetzt. Sofort.“ Es gab Momente im Leben eines Joey Wheelers, da tat er einfach was ihm gesagt wurde. Denn wenn seine Managerin schon von Verantwortung anfing und ihre Stimme gegen Ende immer dunkler und grollender wurde, war es besser sich erstmal aus dem Staub zu machen. Aber fürs Protokoll: er fand immer noch, dass die Japanerin überreagierte. //Was tut man nicht alles für den Weltfrieden…// Deshalb fand man den Blonden dann auch keine drei Minuten später vor einem Medizinschränkchen stehend wieder. Seufzend, als würde die ganze Last der Welt auf seinen Schultern ruhen, öffnete er die kleinen Türchen und kramte missmutig im streng sortierten Inneren des unschuldigen Schränkchens herum. Weitere zwei Minuten vergingen bevor sich eine Stylistin des Notfall-Kästchens erbarmte und die gewünschte Tube für Joey herausfischte. Der nahm sie dann auch dankend an und schmierte sich eine kleine Menge des Gels auf die juckende Stelle, bevor er die Tube achtlos irgendwo in das Schränkchen warf und die Türen wieder schloss. Dann ging er langsam, die Hände trotzig in den Hosentaschen versteckt, zurück zu seiner Managerin. Bereits bei Betreten des Studios konnte er sehen, dass inzwischen auch der Fotograf mit seinem Team angekommen war. Die drei Leute waren in professioneller Ruhe mit dem Aufbau ihrer Ausrüstung beschäftigt und Joey sah auf den ersten Blick, dass es ein ganz normales Shooting werden würde. Nichts besonders, Standardprogramm. Dann suchten seine Augen die einer gewissen kaffeetrinkenden Japanerin und drückten aus wie dumm er diese ganze Stich-behandeln-Sache fand. Vor allem, da der Stich nun nicht etwa weniger juckte als zuvor, sondern im Gegenteil sogar eher leicht zu brennen schien. Und dabei hatte er nicht etwa an dem Stich rumgekratzt und damit verwundete Fläche für brennendes Gel geschaffen. Durch den intensiven Blick auf ihn aufmerksam gemacht wandte sich Anris Gesicht ihm zu, kurz konnte er beobachten wie sich ihre Augen beinahe komisch weiteten, ein gellender Aufschrei gefolgt vom Plopp eines auf dem Boden aufkommenden Pappbechers zerrissen die Stille des Raumes und Joey spürte einen brutalen Griff an seinem linken Unterarm. Als der Fotograf seine Überraschung überwunden und den Blick von einer mit Kaffee begossenen Assistentin losreißen konnte, fand er den Fleck, an dem sein heutiges Model eben noch gestanden hatte verlassen vor. Allerdings hatte er sowieso nicht mitbekommen, dass dieser den Raum betreten hatte. Und nach einem kurzen Kopfschütteln ging er weiter seiner Arbeit nach. „Oh mein Gott, oh-mein-Gott, oh-mein-GOTT!“ Nachdem er sich erst noch perplex hatte mitziehen lassen, riss sich der Blonde nun leicht verärgert von Anris Griff los und baute sich vor der immer den gleichen hysterischen Satz wiederholenden Frau auf. „Anri! Was soll der Mist? Das tat weh und war absolut unnötig und – könntest du endlich mal aufhören immer wieder ‚oh mein Gott‘ zu sagen?“ Und als die Schwarzhaarige nicht reagierte. „Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude, ein bisschen Wärme, das wünsch ich mir. Ein biss-„ Wenn die fremde Hand auf seinem Mund irgendein Indiz dafür war, dass er erfolgreich war, dann hatte er jetzt wohl die Aufmerksamkeit seines Gegenübers. In aller Ruhe nahm er deswegen die Hand von seinem Mund und schaute seiner Managerin direkt in die Augen. „Ok, und jetzt will ich wissen, was-„ „Oh mein Gott, Joseph, dein GESICHT!“ Dem Model wurde es langsam zu bunt. „Was? Ist jetzt noch ein zweiter Stich aufgetaucht, den ich nicht behandelt habe? Also wirklich, du übertreibst! Außerdem gibt es dafür Make-up und morgen ist er von alleine wieder weg und… und…“ Die Worte des Blonden verliefen sich, als er nur geschockt in den kleinen Handspiegel schauen konnte, der ihm entgegengehalten wurde. Dieses… dieses rote geschwollene Etwas… stellte nicht wirklich seine rechte Gesichtshälfte dar, oder…. Oder?! „Oh mein Gott, oh-mein-Gott, oh-mein-GOTT!“ Sollte er das erste Mal in seinem Leben hyperventilieren? Ach, was interessierte ihn ob seine Atmung gleich kollabierte, sein GESICHT! Sein Gesicht sah aus wie… wie eine wirklich hässliche Kreuzung zwischen einem Hummer und einer Kröte. Und jetzt, da er das volle Ausmaß der Zerstörung sah, brannte seine Haut auch nicht mehr nur ein bisschen, sondern stand in Flammen. Lichterloh in Flammen. Aber die Tränen, die ihm in die Augen schossen, waren vor allem Tränen der Wut, als ihm endlich der ganze Sachverhalt klar wurde und er Anri anklagend ansah. „Du! Du hast gesagt ich solle dieses bescheuerte Gel draufmachen und SCHAU DIR AN WAS DU GEMACHT HAST!“ Der junge Mann musste ein sehr unmännliches Winseln unterdrücken, als er sich vorstellte, wie lange er wohl mit seinem Hummerkröten-Gesicht herumlaufen musste. Gosh, wenn die Presse Wind davon bekam und sein verunstaltetes Gesicht ihm morgen von allen Zeitungen Dominos entgegenspringen sollte. Oder noch schlimmer, seine Auftraggeber ihn nicht mehr wollten. Was, wenn es irreparabel war und er nun für immer mit diesem Gesicht gestraft war? Müsste er dann eine Maske tragen und sein Leben in den Katakomben eines alten Theaters fristen? Aber kannte kein altes Theater, und er kannte sich gar nicht mit dem Leben in Katakomben aus. //Oh mein Gott, ich kann doch gar nicht Orgel spielen!// //…// Selbst auf die Sinnlosigkeit und Dummheit seiner Gedanken gestoßen zwang sich Joey wieder ruhiger zu werden und vernünftig zu denken. //Zuerst… Gesicht waschen. Vielleicht kann ich noch Reste des Gels abwaschen, dann kann es nicht schlimmer werden…// Gedacht, getan. Und ohne sonderlich auf seine Managerin zu achten schlug er den Weg zur nächsten Toilette an. Anri folgte ihm dabei auf den Fuß und murmelte unterwegs weiter ihr oh-mein-gott-Mantra. Tss, und sowas war die beste Managerin einer renommierten und beliebten Modelagentur. Das müssten wir aber noch einmal üben, Frau Uehara. Automatisch blieb sie vor der Tür stehen und wartete darauf, dass ihr Schützling wieder nach draußen kam. Dieser ließ sich derweilen Zeit und wusch sehr gründlich sein brennendes Gesicht unter kaltem, klarem Wasser ab. Als er sich wieder zu seiner Begleiterin gesellte, hinterließ er eine tropfende Spur, sein Haar klebte ihm in der Stirn und seine rechte Gesichtshälfte wirkte nun noch mehr wie ein dem nächsten Teich entstiegenes Monstrum. Anri klebte auch, allerdings mit dem Ohr am Handy. Und wenn der Blonde die einseitige Unterhaltung richtig verstand ging es nicht etwa darum, wie man ihn fachmännisch verarzten könne, sondern um eine Anfrage der Kaiba Corporation. Nun, Anris gestresstem Ton nach wohl eher eine „Informierung über einzuhaltende Termine“. Der Blonde wollte sich schon etwas schadenfroh abwenden und zurück zum Ausgangsort der ganzen Misere – dem Medizinschrank – gehen, als er unweigerlich doch mit mehr Interesse der Unterhaltung folgen musste, denn… „…unmöglich heute... Eine Stunde??? Nein, das... Wir haben einen Vertrag, aber... Nein, Joey befindet sich nicht im Ausland und… heute ist… aber… das geht ni… ab… hallo? Hey wagt es nicht mich einfach so aufzulegen, ihr eingebildeten-!!“ An dieser Stelle war ihr wohl Joeys panisch ungläubiger Blick aufgefallen und sie sah sich genötigt ihrem Schützling die Situation zu erklären. „Kaiba stellt in einer Stunde eine neue Attraktion seines Kaibalands vor. Irgendwas mit der Technik ist aber schiefgelaufen und sie können die ursprünglich geplante Show nicht zum geplanten Zeitpunkt starten. Es wäre katastrophal müssten sie diese Zeit nur mit Kaiba auf der Bühne überbrücken. Deswegen sollst du neben ihm stehen und als Ablenkung für Presse und Gäste dienen. Es werden wohl viele Teenager anwesend sein und-“ „Hell NO!“ Na wenn das kein Aufschrei des Herzens war. „Neben Kaiba stehen und wie seine neueste Halskette den Fotografen präsentiert werden? Bin ich denn inzwischen beim Begleitservice gelandet? Bin ich eine Frau? Nein, ich bin-“ „Du bist Kaibas Model.“ Eine Sekunde lang hing schweres Schweigen zwischen ihnen in der Luft. Dann hatte Joeys Gehirn verarbeitet, dass wirklich gesagt wurde, was er gemeint hatte zu hören. „WAAAAS?! Spinnst du? Hast du sie noch alle? Ich?? Kaiba??.....??!!“ Auch wenn er keine Worte mehr fand die Absurdität dieser Aussage zu unterstreichen, konnte er doch nonverbal weiter seine Abneigung ausdrücken. Und das wie er fand ziemlich überzeugend. Dennoch reichte ein einziger höchst giftiger Blick der etwas kleineren Japanerin, um ihn erstarren zu lassen. „Die Mehrheit deiner Aufträge kommen von der Kaiba Corp. Kaiba ist der Chef der Kaiba Corp. Das heisst Kaiba bezahlt dich. Und ob es dir passt oder nicht, macht dich das zu Kaibas Model. Und wenn wir unseren Part des Vertrages nicht erfüllen können, dann…“ Joey konnte deutlich sehen wie ein Schauer über den Rücken der sonst so taffen Frau ging als sie stockte. „…dann werden wir uns wohl demnächst das Gras von unten ansehen können.“ Wie ein Reh im Scheinwerferlicht starrte der Blonde seine Managerin geschockt an. Klar, irgendwie war das schon richtig, was sie da sagte, aber doch bestimmt nicht so extrem und bestimmt nicht unter so gemeinen Umständen wie jetzt. Er hatte schließlich Aua! Das musste doch auch was zählen. Und überhaupt konnte er doch wohl unmöglich mit DIESEM Gesicht zu einer Marketingaktion des Firmenchefs gehen. Das musste auch Anri einsehen. Oder auch nicht, wenn er ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck richtig deutete. „Sayoko.“ Ein Wort, ein Schnipsen und plötzlich stand wie aus dem Boden gewachsen ihre Assistentin vor den beiden. Es war kein Wunder, dass Joey manchmal das Gefühl hatte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. „Der Termin mit Ikeda-san muss leider verschoben werden. Joseph ist… indisponiert.“ //Hah, ja, die Untertreibung des Jahrhunderts.// „Und rufen Sie Takahashi-san an. Ich brauche ihn in einer halben Stunde hier mit dem Kostüm, das wir neulich abgelehnt haben. Joseph.“ Die liebe kleine fleissige Sayoko nickte nur und verschwand auf genauso geheimnisvolle Weise wie sie aufgetaucht war – oder vielleicht war Joey auch nur dadurch abgelenkt, dass nun wieder die volle Aufmerksamkeit des Teuf- äh der Frau mittleren Alters auf ihm lag. „Ja?“ Wieder einmal wurde der Blonde am Arm gepackt und durch die Gegend gezogen. „Wir gehen jetzt in die Maske und kümmern uns um deine kleine… Indisponiertheit.“ Ohja, das konnte lustig werden. Wie er sich freute. Besonders als er exakt 52 Minuten später an seinem ‚Einsatzort‘ ankam. Kaibas der Gravitation trotzenden Mantel konnte er schon auf 30 Meter Entfernung erkennen. Und mit jedem Schritt, den er sich diesem näherte wurde seine Miene grummliger und seine Stimmung düsterer. Nichts mehr war da von seinem Triumphgefühl über den alten Widersacher. Er hatte Aua und Kaiba zwang ihn ohne Rücksicht auf seine eigenen Gefühle zu arbeiten. Kaiba war der große böse Drache, der einfach alles abfackelte, was sich ihm in den Weg stellte. Er war ein arroganter reicher Schnösel und drehte sich gerade in seine Richtung. Einen Moment war es still, dann schob sich zuerst Kaibas Augenbraue nach oben, gefolgt von seiner Hand, die sich auf seine rechte Schläfe legte und einem Ton zwischen entnervtem Seufzen und frustriertem Grollen. „Wheeler, das kann nicht dein Ernst sein…“ ___________________ Uh, lyncht mich bitte nicht. Ich muss an dieser Stelle aufhören. Und sehts mal so: jetzt könnt ihr euch in Ruhe überlegen in welches Kostüm Joey wohl gesteckt wurde. Übrigens kann Salbe gegen Insektenstiche das ganze manchmal wirklich schlimmer machen. Ich hoffe nicht, dass einem dann auch das ganze Gesicht anschwillt und warzenähnlich wird, aber naja... wir wissen ja, dass Joey zur Dramaqueen neigt und da kann sein Gesicht natürlich nicht nachstehen ;) Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und freut euch auf den nächsten Teil. Grüßle, das Akki ^.~ Kapitel 3: Kaibas schlimmster Alptraum -------------------------------------- Kapitel 3 – Kaibas schlimmster Alptraum Sodale, hat etwas gedauert, aber hier das nächste Kapitel. Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen, ich hatte ihn beim Schreiben *g* -------------------------------------------------------- Einen Moment war es still, dann schob sich zuerst Kaibas Augenbraue nach oben, gefolgt von seiner Hand, die sich auf seine rechte Schläfe legte und einem Ton zwischen entnervtem Seufzen und frustriertem Grollen. „Wheeler, das kann nicht dein Ernst sein…“ Der Blonde ging automatisch in Verteidigungsstellung: Arme vor der Brust verschränkt, Hüfte fest, Augen verengt, Lippen zusammengepresst und der Schwanz zuckte kaum merklich aber... doch... sichtbar... angespannt... - Schwanz?! Kaibas Blick glitt noch einmal langsamer, prüfend diesmal über die gesamte Gestalt seines Gegenübers: dass er es mit Wheeler zu tun hatte erkannte er praktisch nur an dem unzähmbaren blonden Schopf, der zwischen leicht lächerlich anmutenden roten Stacheln wucherte. Ok, wuchern war vielleicht nicht ganz das richtige Wort um Haare zu beschreiben die im Sonnenlicht golden schimmerten und irgendwie... samtig wirkten. Aber zurück zum Wesentlichen. Er hatte es mit Wheeler zu tun, da die... Person vor ihm Joeys Haar besaß. Soweit so gut. Allerdings war das mit das Einzige welches das... Ding vor ihm mit Wheeler gemein hatte. Ok, ok, da gab es noch die schlanke Figur und die endlos langen sexy Beine sprachen ebenfalls für das Model, aber der Rest, der REST. Der Rest war so absolut ablenkend, dass es schwer fiel den Blonden daneben zu erkennen. Oder eher darunter. //Was haben sie mit seinem Gesicht gemacht?// Angemalt, offensichtlich. Oder eher zugemalt. Das gesamte Gesicht stellte eine einzige große rote Fläche dar. Oh, nein, nicht ganz. Da gab es noch die aufgemalten spitzen Zähne und das vom Make-up Artist angeklebte erweiterte Kinn mit einer weiteren Zahnreihe. Dadurch wurde der Kopf des Blonden nicht nur in die Länge gestreckt, sondern erhielt auch eine seltsame Kante. Und das wiederum war einerseits lächerlich und andererseits das ultimative Indiz dafür, welches Duel Monster das Model darstellen sollte. Nun, abgesehen von den roten Stacheln, die das Outfit des Blonden vervollständigten. Oder eben dem bereits erwähnten Schwanz. //...// Über diesen Punkt kam der junge Firmenchef noch nicht so ganz hinweg. Wenn er allerdings versuchte die Situation rein objektiv zu betrachten... dann stand vor ihm eine ziemlich coole Interpretation von Slifer dem Himmelsdrachen. Nur… warum hatten sie dazu das Gesicht des Blonden so verunstalten müssen? Wenn er ein paar lebendige Duel-Monsters gewollt hätte, hätte er einige Praktikanten oder Zeitarbeiter in Ganzkörperkostüme stecken und durch den Park watscheln lassen können. Dafür hätte er nicht das Gesicht seiner Kampagnen, sein Topmodel, gebraucht. Ok, streichen wir das. Wheeler hatte selbst in dieser leicht verunstalteten Aufmachung eine Ausstrahlung die nicht einmal Kaiba abstreiten konnte. Und der Auftrag des Blonden bestand schließlich darin die Haie abzulenken bis die Technik einwandfrei funktionierte. Eigentlich war das Kostüm also perfekt für seine Pläne geeignet. Auch wenn er persönlich einen sexy aufgestylten Köter an seiner Seite gewünscht hätte. Denn, Kaibas Umsätze hatten sich seit Joeys Anstellung und durch den Andrang weiblicher Neukunden merklich gesteigert. Männliche Teenager gaben ihr Geld begeistert für die neuesten Spiele und Karten aus, wenn sie davon überzeugt waren. Weibliche Teenager kauften gedankenlos alles was das Bildnis ihres Idols trug und schmissen Kaiba ihr Geld förmlich hinterher. Beinahe erschreckend wie diese Gattung der Fangirls – zu der sich auch einige männliche Exemplare angehörig fühlten – bereits Stunden vor Ladenöffnung vor den Kaufhäusern campierten, sobald ein neues Produkt beworben oder bedruckt mit Joeys Gesicht auf den Markt kam. Die wenigen männlichen Game-Otakus gingen in dieser Menge kläglich unter. Auch heute hatten sich schon Stunden vorher Massen dieser jungen Süchtigen eingefunden. Als hätten sie einen eingebauten Radar dafür, wo Joey auftauchen würde – lange bevor der Blonde selbst wusste, dass er heute noch hier erscheinen würde. Erschreckend, wirklich. Dem Jungunternehmer, der bisher jeden noch so unmöglich scheinenden Deal möglich gemacht hatte und der noch nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt war wurde es immer ganz anders zumute, wenn er diese Horden und das manische Funkeln in ihren Augen sah. Vorsichtshalber ging er ihnen immer, und wenn möglich in weitem Bogen, aus dem Weg. Dabei konnte man nun wirklich nicht sagen, dass das Phänomen „Fangirls“ dem gutaussehenden Geschäftsmann neu wäre. Im Gegenteil hatte er sich schon seit seiner Schulzeit mit seiner eigenen kleinen Anhängerschaft herumschlagen dürfen. Allerdings hatten diese sofort auf jeden seiner Deathglares reagiert und ihn weitgehend in Ruhe gelassen. Joeys Fans jedoch… Einmal, ein einziges Mal, hatte Kaiba versucht Joeys Fans mit einem Todesblick dazu zu bringen die Einfahrt zur Kaiba Corporation zu räumen, während dort gerade ein Interview mit Wheeler stattfand. Innerhalb von Sekunden hatte ihn daraufhin eine Mauer aus besessen funkelnden und fauchenden Fangirls umringt. Noch heute war er fest davon überzeugt, dass er einzig und allein deswegen überlebt hatte, da das blonde Model sich kurz an einem der Fenster gezeigt hatte und folglich die ganze Masse in diese Richtung gestürmt war. Nun, seitdem kam es vor, dass Mokuba manchmal des Nachts den durchdringenden Panikschrei seines älteren Bruders hören konnte. Und die darauf folgenden Tage fand man den unerschrockenen CEO nur in seinen eigenen vier Wänden vor. Pathetisch aber effektiv lebensverlängernd. Ein Blick zurück auf den Ausgangspunkt seiner Überlegungen zeigt ihm, dass der Blonde immer noch abwehrend schmollend vor ihm stand und ihn keiner Antwort würdigte. Irgendwie ungewöhnlich den anderen ohne große Klappe und kampflustig funkelnde Augen zu sehen. Andererseits hatte er sich von diesem Anblick ja bereits mit Ende seiner Highschool-Zeit verabschieden müssen. Und selbst ein Seto Kaiba musste sich eingestehen, dass er diesen Umstand etwas… schade fand. Nun, es galt sich nun erst einmal um seinen Angestellten zu kümmern. Denn es blieb nicht mehr viel Zeit bis die Kameras das Model entdecken würden und die erwünscht ablenkende Hölle ausbrechen musste. Allerdings wollte er die Art dieser Hölle gerne selber bestimmen und „Gefühlskalter Geschäftsmann bringt Model der Herzen zum Weinen“ oder ähnliches gehörte nicht zu seinen Wunschschlagzeilen. Also nahm Seto brav die Hand von seiner Schläfe und versuchte seinen Gesichtsausdruck von genervt zu neutral zu ändern. Gleichzeitig bereitete er sich darauf vor etwas ganz Kaiba untypisches zu tun: Joey etwas Nettes sagen und ihn damit zu besänftigen versuchen. Bevor er jedoch weiter als bis „Ok, Joey, ich“ kommen konnte brach eine ganz und gar nicht geplante Hölle über ihn herein: „OH-MEIN-GOTT-DA-IST-JOOOO~IIIIEEE!!!“ (Ergänze ganz ganz viele Herzchen) Und mit weit aufgerissenen Augen sah sich Kaiba dem Schrecken seiner dunkelsten Träume gegenüber: einer alles in ihrem Weg plattwalzende, unaufhaltsame und absolut zerstörerische Schar auf ihn zustürmender FANGIRLS. Wenn er vorhatte in diesem Leben noch gläubig zu werden, dann sollte er besser jetzt mit beten beginnen, denn viel Zeit blieb ihm nun nicht mehr. //So sieht also mein Ende aus. Nachdem ich es an die Spitze der Weltwirtschaft geschafft, unzählige Attentate auf mich und Moki vereitelt und überlebt; nachdem ich diesen Irrsinn angeblicher Geister aus dem alten Ägypten überstanden und über alle meine Gegner (außer Yugi Muto) triumphiert habe; nachdem mein Genie die einzigartigsten und kreativsten Spiele in diesem Sonnensystem erdacht hat; nachdem ich es geschafft habe, dass WHEELER für MICH arbeitet; nach all dem wird auf meinem Grabstein stehen: Seto Kaiba, geliebter Bruder, CEO des Kaiba Imperiums, reichster Mann der Welt und heiss begehrter Junggeselle zu früh von uns genommen von den Elefantenfüßen wildgewordener Wheeler-Fans. Finde seine Seele nun die Ruhe, die seinen letzten Augenblicken nicht vergönnt war…“// Ganz in seinem Schock und der schwierigen Aufgabe letzte Worte zu finden gefangen, bemerkte der Blauäugige nicht wie sich eine Hand fest auf seine Schulter legte, während sich gleichzeitig eine Gestalt halb vor ihn schob. Es irritierte ihn allerdings etwas, als die Luft um ihn herum gleichzeitig zu glitzern und strahlen begann und trotzdem irgendwie eine coole Aura bewahrte. „Hi, Fans.“ BAM! Man nehme etwas maskuline Coolness, addiere unterschwellig glühende Leidenschaft, kombiniere das Ganze mit einem Hauch dunkle, sexy raunende Stimme, geben einen kleinen Tropfen konzentrierte Pheromone hinzu und werfe das Ganze in eine Meute liebestoller Mädchen und Jungen – die Wirkung könnte nur annähernd mit Joeys „Hi, Fans.“ mithalten. Es war unglaublich, zerstörend, ultimativ, wunderschön und absolut herrlich. Obwohl sich die Knie des brünetten Firmenchefs etwas weicher anfühlten als sie es eigentlich sollten und sein Bauch seltsam flatterhaft war, schmeckte Kaiba den süßen Geschmack von Genugtuung auf seiner Zunge als er die niedergestreckten Körper der ehemals bedrohlichen Fangirl-Welle zu seinen Füßen betrachtete. Eine winzig kleine Sekunde lang sonnte er sich in diesem Gefühl der Erhabenheit bevor ein kaum wahrnehmbarer Wink seiner Hand die Security herbeispringen und den Platz räumen ließ. Auch diesen Anblick kostete er für einen Moment aus und wandte sich dann erst wieder seinem Begleiter zu. Innerlich beglückwünschte er sich noch selbst zu seinem Genie, das ihn in weiser Voraussicht dazu gebracht hatte ausgerechnet sein Topmodel als Ablenkungsmanöver auf den Plan zu rufen. Es schien gewusst zu haben, dass der Blonde es mit seiner rebellischen Art mit jeglichem Übel aufnahm und siegreich aus der Schlacht hervorgehen würde. Nun, natürlich hätte er gegen ihn, Kaiba, selbst keine Chance, aber ansonsten war der Blonde... war der Blonde... Wie Sand zwischen Geröllbrocken glitten ihm seine Gedanken davon und ließen nur Platz für eine stille Betrachtung des Schauspiels vor seinen Augen: Scheinbar ohne sich weiter um die verendeten (RIP) Fangirls gesorgt zu haben, hatte das Model sich sofort den aus der entgegengesetzten Richtung heranstürmenden Reportern, Fotografen, Mikrofonen und Kameras entgegengestellt und machte nun das wofür er schlussendlich auch bezahlt wurde. Aber wie er es machte. Jede Bewegung, jede Drehung seines Körpers, jedes Lächeln, jeder Blick, jedes Lachen, jedes Wort, kurzum alles wirkte so – perfekt. So harmonisch und natürlich. Wie ein Tanz, dessen Choreografie allen Beteiligten instinktiv bekannt war und den der Blonde mit einer Perfektion beherrschte, die seinesgleichen suchte. Und die Seto eine Seite an seinem einstigen Rivalen zeigte, die er so nie für möglich gehalten hatte. Dabei trug Joey noch immer dieses auf den ersten Blick „Freak“ schreiende Kostüm mit den lächerlichen Hörnern im Haar. Aber kein einziges Wort des Spotts oder Hohns, keine Sticheleien oder abfälligen Bemerkungen drangen an das Ohr des Brünetten. Und während er weiter diesen einzigartigen Tanz beobachtete bezweifelte Seto, dass jemals eines fallen oder geschrieben werden würde. Nicht über Joey. Nicht über Kaibas Model. //Und wieder hat mein Genie gesiegt!// Das aufsteigende größenwahnsinnige Lachen unterdrückend glitt Kaiba – endlich – wieder in sein professionelles Ich und machte sich daran die Techniker zu überwachen, damit alle Fehler schnell und endgültig behoben werden würden. Wheeler konnte er fürs Erste wohl getrost sich selbst überlassen... //Aber wann ist das Hündchen eigentlich zum Profi mutiert?// ------------------------------- Sooo, ich hatte eigentlich auch ein Bild von Joey in seinem Kostüm gemalt. Es ist nicht gut, es ist nur ein überzeichnetes Originalbild und vor allem befindet es sich auf meinem eigenen Computer, der gerade vier Zugstunden entfernt ist XD Ich liefer es nach Pfingsten nach^^ Gomen^^ Und da das Referat jetzt hinter mir ist denk ich das nächste Kapitel wird auch bald folgen... bleibt mir treu ;) Schöne Pfingsten! ^.~ Kapitel 4: Wenn Drachen fallen ------------------------------ Kapitel 4 - Wenn Drachen fallen Hallo zusammen, tut mir Leid, dass es wieder so lange gedauert hat. Dafür müsste der Teil dieses Mal auch wieder etwas länger sein. Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen~ ----------------------------------------------------------- Knapp 40 Minuten. Vor knapp 40 Minuten war er von Kaiba der Meute zum Fraß vorgeworfen worfen. Knapp 40 Minuten lang poste er schon für diverse Teenie-Magazine, Klatschblätter und seltsamerweise ein Angelsport-Magazin. Knapp 40 Minuten beantwortete er geduldig immer wieder die selben Fragen, lachte in den richtigen Momenten, lächelte an den richtigen Stellen, drehte sich wann immer es von ihm verlangt wurde und setzte mit viel Geschick sowie etwas Anstrengung alle Akzente seines Kostüms wie Flügel, Schwanz und Doppelmaul in Szene. Knapp 40 Minuten stand er nun in der prallen Sonne und imitierte für seine kleinen, geliebten und begeisterten Fans „Slifer den Himmelsdrachen“. Knapp 40 Minuten seit sich dieser feige Hund namens Kaiba verdrückt und ihn hier ohne Wasser, Schatten oder Abstandhalter zurückgelassen hatte. Knapp 40 Minuten… es war also mehr als an der Zeit, dass die überall im Park angebrachten Lautsprecher verkündeten, dass in wenigen Minuten ‚Kaiba Land’s neueste Attraktion präsentiert werden würde. Knapp 40 Minuten und noch wenige Minuten. Joey zählte in Gedanken schon die Sekunden bis zum erlösenden Eröffnungstrara. Denn, zwar hatte er das Brennen in seinem Gesicht erfolgreich an den Rand seiner Wahrnehmung verdrängen können, aber seit sich etwa vor 15 Minuten stechende Kopfschmerzen und seit etwa acht Minuten schwindelnde Übelkeit dazugesellt hatten, wusste der Blonde nicht wie lange er noch sein Spiel mit Reportern und Fans aufrechterhalten konnte. Es war wahrscheinlich nur seinem unverschämten Glück zu verdanken, dass die übertriebene Maskerade auch jegliche mögliche Erschöpfungsanzeichen und Schweißausbrüche kaschierte. Joey hatte noch nie bei einem Job versagt und er hatte nicht vor heute damit anzufangen. Besonders nicht, wo Kaiba selbst hier irgendwo rumlief und sein Versagen sehr wahrscheinlich persönlich kommentieren würde. //Als ob ich ihm diese Genugtuung bereiten würde. Da friert noch eher die Hölle zu. Also echt…// Noch einmal ertönte die freundliche 0815-Frauenstimme und bat die Besucher sich vor der noch verhüllten Attraktion einzufinden. Der Blonde holte möglichst unauffällig tief Luft und atmete schwer aus. //Ok, also weiter Zähne zusammenbeißen, durchhalten, den Job schaukeln. ‚Wenige Minuten‘, das schaff‘ ich. Und dann kann ich mich in den Schatten legen, etwas Kühles trinken, eine Aspirin gegen die Kopfschmerzen schlucken, mich endlich von dem heißen Kostüm und der ganzen Farbe in meinem Gesicht befreien. Und dann… dann heißt es den restlichen freien Tag genießen in dem Gefühl Kaiba meinen Wert bewiesen zu haben. Genau. Das ist das Ziel, Joey-Boy. Noch wenige Minuten. Noch wenige Minuten. Wenige Minuten…// Wie ein Mantra erklangen die Worte wieder und wieder in seinem Kopf während die Sonne noch einmal mit aller Macht versuchte ihn mit ihren kräftigen Strahlen zu Boden zu zwingen und besonders hartnäckige Fotografen sich nicht von ihm trennen wollten. Stattdessen schossen sie lieber das 108. Bild von ihm – als hätten sie noch nie einen Joey im Slifer-Kostüm gesehen. Oh, das hatten sie ja wirklich nicht. Aber was würde die 108. Einstellung an dem Bild ändern? Hofften sie vielleicht darauf, dass er sich vollständig in den Himmelsdrachen verwandelte und unter lautem Fauchen und Brüllen in der wolkenlosen Weite über ihnen verschwand? Ja, das würde ihre beinahe besessene Art den Auslöser zu betätigen erklären. Ohne es wirklich verhindern zu können zauberte dieser Gedankengang dem gelbe Kontaktlinsen tragenden Drachenimitator ein ungezwungenes Lächeln aufs Gesicht. Und dies schien nun endlich auch den hartgesottensten Fotografen zufrieden zu stellen, denn innerhalb weniger Sekunden fand sich der Blondschopf allein auf dem Platz wieder. Und wie zur Feier seines wohlverdienten Dienstendes brach plötzlich Jubel unter den Zuschauerscharen aus. Ein kurzer Blick in die Richtung der Menge zeigte ihm jedoch, dass nicht etwa er das Ziel dieses Jubels darstellte. Stattdessen galt er Kaiba, diesem Schnösel, der unnahbar wie eh und je und in seinen den Gravitationsgesetzen trotzenden Mantel gehüllt auf einer etwas erhöhten Plattform aufgetaucht war und in kurzen Worten allen Anwesenden für ihr Kommen dankte. //Welcher Marketingmensch das nun wieder verbrochen hat. Schlimm sowas, wenn der gute alte Kaiba-Boy plötzlich nett und dankend sein muss. Armer Junge, wirklich.// Dann trat der Brünette wieder ein paar Schritte zurück und ein Countdown wurde runter gezählt. Der Blick des CEO schweifte erhaben über die Menge und das Lächeln in Joeys Gesicht zuckte leicht, als saphirblaue Augen auf gelbe trafen. //Ach Kaiba, Kaiba, Kaiba… du kannst dich so erhaben, majestätisch und gönnerhaft geben wie du willst, ich weiss wie du wirklich bist… Schnösel-mit-Wutproblemen-und-Kontrolltick.// schienen seine Augen mit einem frechen Glitzern zu sagen und dem leichten Verengen von Kaibas Sehorganen nach kam die Botschaft auch genau so an. ‚Pah… Köter…‘ //Welch lahmes Comeback. Also bitte, das kannst du doch besser. Kai-ba-chan.// Das Lächeln auf seinem Gesicht hatte sich inzwischen in ein waschechtes Grinsen verwandelt. Selbst auf die Entfernung von etwa 20 Metern plus leichten Höhenunterschied konnte Kaiba das deutlich erkennen. Wäre er nicht Seto Kaiba würde er jetzt wohl missmutig das Gesicht verziehen und sich in Gedanken ein paar nette Bestrafungen für den aufmüpfigen Köter überlegen. Stattdessen blieb er erhaben an seinem Platz stehen und zeigte mit keiner Mine, dass er Joeys Herausforderung bemerkt hätte. Als ob ihn so ein kleines Hündchen aus der Reserve locken könnte. Zugegeben, es war ein ziemlich erwachsenes, ziemlich sexy und ziemlich aufmerksamkeitbeanspruchendes Hündchen, aber nichtsdestotrotz kein Gegner für den einzigartigen Seto Kaiba. Im Moment hatte er schließlich auch Besseres zu tun. Seine neue Attraktion wurde gleich enthüllt und er wollte die Reaktionen der Menge beobachten. Joey für seinen Teil hatte für heute die Arbeit für die er bezahlt wurde erfüllt und konnte von ihm aus dahin gehen wo der Pfeffer wächst – vorzugsweise indem er erst noch auf den Brünetten wartete und sich dann von diesem zum Essen einladen ließ. Ein Seto Kaiba fand bestimmt auch ein Restaurant mit dem Namen „Wo der Pfeffer wächst“ und wenn er den Blonden dafür auf eine halbe Weltreise mitnehmen musste. Als könnte sich der Multimilliardär das nicht locker leisten und dazu noch zum Frühstück wieder im Büro sein. Ah, verdammt, das hätte er vielleicht vorher mit Wheeler absprechen sollen. Nun würde er darauf vertrauen müssen, dass sich irgendwie alles so entwickelte wie er wollte. Eine Sache, die dem Blauäugigen gründlich auf die Nieren ging. In seinem Leben hatte sich alles bis zum kleinsten Staubkorn auf seiner Schuhspitze nach Plan zu verhalten – nach Kaibas Plan. Nun, in diesem Fall konnte er wohl wirklich nichts anderes tun als warten. Joeys Lächeln musste inzwischen schon fast über beide Ohren reichen. Kaiba war auch zu herrlich anzusehen, wenn er versuchte sein Pokerface aufrecht zu erhalten, obwohl der Blonde genau erkennen konnte, wie sich die Gedanken des Firmenchefs mit Joeys herausforderndem Blick beschäftigte. Oder fiel es nur ihm so leicht hinter die Fassade des Brünetten zu schauen, weil er es gewohnt war in ihren früheren Streitereien weiter als irgendwer sonst in dieses geheimnisvolle Wesen namens Seto Kaiba vorzustoßen? Nachdenklich hob er eine Hand und rieb sich kurz über die Nasenspitze, eine alte Gewohnheit, die er ums Verrecken nicht ablegen konnte. Neu war allerdings der brennende Schmerz, der der Berührung folgte. Kaiba hatte sich bereits umgewandt um nun betont nur noch die Zuschauermenge zu beachten, als er aus den Augenwinkeln wahrnahm wie sich Joeys Gesichtszüge überrascht verzerrten. Nun doch wieder dem Blonden zugewandt und mit gehobener Augenbraue forderte er das Model auf sich zu erklären. Gleichzeitig versuchte er dem Blick des Jüngeren zu folgen, um so selbst den Grund für Joeys Überraschung zu entdecken. Vielleicht hatte Wheeler ja ebenfalls seine gerade enthüllte Attraktion bemerkt. In diesem Fall schmeichelte Joeys Gesichtsausdruck seinem Ego wirklich ungemein. //Jaja, ich weiss, ich bin zu genial für diese Welt.// Nur eine Sekunden später runzelte er jedoch irritiert die makellose Stirn, denn der Blick des jungen Mannes ging offenbar ins Leere. Nun gesellte sich auch die zweite Augenbraue nach oben und Kaiba legte etwas seines patentierten Deathglares in die Aufforderung. //Wheeler, was… soll…// Zum zweiten – oder war es bereits das dritte Mal? – an diesem Tag weiteten sich die Augen des jungen CEO als für ihn unerreichbar die Gestalt seines ehemaligen Erzrivalen zu Boden sank. Sein Blick war einzig auf Joey fokussiert und wie in Zeitlupe nahm er jedes kleine Detail wahr: wie zuerst die Augen des Blonden zuflatterten, dann die schlanken Beines unter dem zierlichen Körper nachgaben, das blonde Haar nach oben flatterte als erst der Kopf und dann der restliche Oberkörper von der Schwerkraft nach vorne und unten gezogen wurden; wie die Knie mit einem hässlichen Knirschen auf dem harten unnachgiebigen Boden aufschlugen und der Rest des erschlafften Körpers folgte. Einen Moment starrte er atemlos auf die regungslos am Boden liegende Gestalt, dann kickte die Realität wieder rein, Adrenalin schoss durch seine Adern und sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er musste sofort zu Joey, aber möglichst ohne eine Massenpanik auszulösen. Er wollte keine todgetrampelten Kinder riskieren. //Keine Schreie bedeuten, dass noch niemand seinen Fall bemerkt hat. Ein Glück, dass gerade alle abgelenkt sind. Das macht es leichter.// Vorsichtig und unauffällig aber dennoch so schnell wie möglich entfernte er sich von seinem Platz, überließ alles Weitere seinen Mitarbeitern. Wie von selbst flog seine Hand an den Kragen seines Mantels und er gab Weisung den Park-Arzt zum „Unfallort“ zu schicken. Derweil trugen ihn seine Beine in langen beherrschten Schritten an die Stelle, an der eigentlich ein gewisser Blondschopf frech grinsend oder aufgeregt überraschend seiner neuen Attraktion huldigen sollte. Stattdessen lag besagter Blondschopf nun auf dem grauen Asphalt, regungslos, und er, Seto Kaiba, kniete sich neben ihm in den Schmutz um seinen alten Schulfeind umzudrehen und wenn nötig Erste Hilfe zu leisten. Fehlte nur noch, dass es plötzlich anfing zu regnen während er Wheelers Kopf in seinen Händen hielt und aus verschiedenen Richtungen die Männer seiner Security sowie der verständigte Arzt herbeigeeilt kamen. Wie gut, dass der Mann aus Sicherheitsgründen sowieso schon in der Nähe postiert worden war. Aber Kaiba bemerkte diesen Umstand ebenso wenig wie er einen plötzlichen Regenschauer bemerkt hätte. Denn alles was Kaiba in diesem Moment sah, war – rot. Soviel rot. //Rot.// Seine Hände waren… rot. Seine Hände waren rot und er konnte den Blick nicht von ihnen wenden. //So rot.// Wie lange er schon so dasaß, die Unterarme auf den Oberschenkeln liegend, Handflächen zur Decke gerichtet, die Gestalt leicht zusammengesunken und die Augen starr auf das Rot an seinen Händen gerichtet, wusste er nicht. Er erinnerte sich vage, dass er Joey an den Schultern herumgedreht, den Kopf des Blonden gehalten und ihm verklebte blonde Strähnen aus dem Gesicht gestrichen hatte. Erinnerte sich wie er nach der Halsschlagader getastet und einen schwachen aber beruhigend existenten Puls gefühlt hatte. Dann waren seine Männer bei ihm gewesen, der Arzt hatte ihn bestimmt zur Seite geschoben und nach einer kurzen Untersuchung begonnen Anweisungen zu erteilen. Einer der bulligen Sicherheitskräfte hatte das Model aufgenommen und auf seinen Armen in den nächsten Souvenirladen getragen. In den breiten Armen des Kolosses hatte Joey klein und zerbrechlich gewirkt. Wie eine Porzellanpuppe. Im Hinterzimmer des Lädchens war der Blonde schließlich halb auf einen kleinen Tisch gelegt worden. An diesem Tisch aßen die in der Nähe arbeitenden Mitarbeiter des Themenparkes für gewöhnlich immer ihr Vesper, aber da im Moment niemand Pause hatte lag nun statt bunt gefüllten Bento-Boxen ein bewusstloser Slifer-Joey dort ausgebreitet. Derselbe Sicherheitsmann der ihn bereits getragen hatte hielt nun auf Anweisung des Arztes Joeys Beine schräg nach oben. Das Mädchen mit den kleinen süßen Zöpfen, das gerade für den Souvenirladen zuständig war brachte den kleinen Ventilator von der Verkaufstheke herein und hielt ihn so, dass die kühle Luft das Haar des Bewusstlosen zum Wehen brachte. Als jedoch weder der klimatisierte, schattige Raum, die zusätzliche Kühlung, noch die gehobenen Beine eine Reaktion bei Joey auslösten, zog der inzwischen besorgter schauende Mediziner eine Spritze auf. „Wir haben keine sichtbaren Verletzungen und das ist bestimmt kein einfacher Sonnenstich. Um dem Patienten richtig helfen zu können muss ich wissen, was – nimmt er regelmäßig Medikamente ein? Sind Probleme mit dem Herzen oder andere medizinische Besonderheiten bekannt? Ist der Patient schon öfter umgekippt?“ Genauso mechanisch wie er zuvor seine Sicherheitsleute dirigiert hatte hatte Kaiba auf die an ihn gerichteten Fragen geantwortet: nein, er wisse nichts von Medikamenten, Joeys Krankenakte gäbe keine Aufschlüsse über bekannte medizinische Probleme, der Blonde sei seines Wissens nach heute das erste Mal plötzlich umgekippt… Während er antwortete tippten seine Finger bereits die Nummer der Managerin ein und sein Blick wanderte von der roten Farbe an seinen Händen zu Joeys Gesicht, als er den Ausführungen der aufgeregten Frau lauschte und alle relevanten Informationen an den Arzt weitergab. Er fand auf Anhieb die hellen Stellen wo seine Finger nach Joeys Puls getastet hatten, dort wo seine Hände über das Gesicht des jungen Mannes gestrichen waren merkte er allerdings keinen Unterschied zwischen dem knalligen Rot des Makeups und dem zornigen Rot der darunterliegenden Haut. //Ra, was habe ich getan?// Wie er letztendlich in dieses Wartezimmer des nächsten Krankenhauses gekommen war, wusste er allerdings nicht. Dafür kreiste ihm immer wieder das kurze Gespräch mit Joeys Managerin, das er am Morgen dieses ereignisreichen Tages geführt hatte, durch den Kopf. Dieses eine kurze Gespräch als er dringend eine Ablenkung vor Eröffnung seiner Show benötigte. Uehara-san hatte ihm GESAGT, dass Joey ein Problem mit einer allergischen Reaktion hatte. Immer wieder hatte sie angesetzt und wollte ihm die Dringlichkeit der Situation schildern, aber in seiner ihm eigenen Arroganz war er ihr jedes Mal ins Wort gefallen. Hatte ihr das Wort abgewürgt. Seinen Willen durchgesetzt. Befohlen. Gestresst von den letzten Tagen der Vorbereitung, dem damit einhergehenden Schlafmangel, der mangelhaften Kompetenz seiner Angestellten die ihn die einfachsten aber nervigsten Anweisungen immer wieder geben und alles fünfmal überprüfen ließ. Und als krönenden Abschluss der komplette technische Ausfall der Hauptattraktion. Auch wenn er es sich selbst ungern eingestand, aber auch er war nur ein Mensch. Und Menschen machten Fehler. Sein Fehler hatte darin bestanden gestresst von seinen eigenen Problem die Ohren für die Probleme anderer zu sperren und stattdessen Machtwörter zu sprechen. Auf Verträge zu pochen. Und zu welchem Preis? Oh, die Reporter hatten seine kleine Ablenkung mit Kusshänden empfangen. Eine riesen Menge an Zuschauern hatte der Einweihung der neuen Attraktion beigewohnt und ihre begeisterten Rufe, das Jubeln und Applaudieren hatten den jungen Unternehmer begleitet, als er neben den herbeigeeilten Sanitätern und der Trage mit Joey aus seinem eigenen Park geflüchtet war. Seine Pläne waren also aufgegangen, die Einweihung der neuen Attraktion ein voller Erfolg. All die investierte Zeit, die Arbeitskraft und das Geld hatten sich gelohnt. Kaiba hatte auf allen Seiten gewonnen. Dafür lag nun einer der wenigen wichtigen Menschen in seinem Leben bewusstlos auf einem Untersuchungstisch im Krankenhaus, während er, Kaiba, nichts tun konnte als auf einem unbequemen Plastikwartestuhl zu sitzen und auf das Resultat der Untersuchung zu warten. Der allmächtige und allwissende Seto Kaiba dazu verdammt wie jeder andere Normalsterbliche auf einem Plastikstuhl zu sitzen, zu warten und zu bangen. Und bangen tat er. Vielleicht brauchte der Blonde fortan permanente Pflege – er würde ihn ohne Zögern in seinem eigenen Haus und Heim aufnehmen und höchstpersönlich dafür sorgen, dass dem Blonden an nichts fehlte. Vielleicht… blieb Katsuyas schönes Gesicht dauerhaft geschädigt und der Blonde könnte nicht mehr als Model arbeiten – Kaiba würde ihm sofort einen gut bezahlten Job in seiner Firma besorgen, sodass der junge Mann finanziell abgesichert war. Vielleicht würde das Hündchen sich mit seinem geschädigten Gesicht hässlich fühlen, sich von der Welt abkapseln und ein einsames, verbittertes Leben führen – er würde ihm nur zu gerne zeigen, dass Liebe und Zuneigung sich nicht von Äußerlichkeiten beeinflussen ließen. Vielleicht… würde der Braunäugige ihn hassen, mehr noch als während ihrer gemeinsamen Schulzeit; ihn nie wieder sehen wollen… und auch wenn der Gedanke daran in Seto den Wunsch zu sterben aufkommen ließ würde er Verantwortung für sein Tun übernehmen und den Wunsch des Blonden akzeptieren. Wenn es Joey glücklich machte… aber oh Gott, er hoffte inständig, dass es nicht so weit kommen würde. Vielleicht könnte er seinen zugegebenermaßen bisher recht vernachlässigten Schöpfer zu einem Deal überreden? „Kaiba-san?“ Mit einem harten Ruck schoss der Kopf des Angesprochenen nach oben und sein Blick fixierte den herangetretenen Arzt während sein Körper selbstständig aufstand um auf Augenhöhe mit dem Mann mittleren Alters zu sein. Seine geschulte Wahrnehmung erkannte sofort, dass der Mann zwar erschöpft aber weder besorgt noch innerlich gewappnet wirkte. Er entspannte sich kaum merklich, als sein Gehirn zu dem Schluss kam, dass Joey auf jeden Fall zumindest außer Lebensgefahr sein musste. „Sie haben den jungen Mann mit dem allergischen Schock und dem Sonnenstich begleitet?“ Ein knappes Nicken des Brünetten musste dem Akademiker genügen. „Aber Sie stehen in keinerlei verwandtschaftlicher Beziehung zu dem Patienten, liege ich da richtig?“ Für einen winzig kleinen Augenblick war Seto verführt die Frage mit einem entschlossenen „Doch, in gewisser Weise bin ich das.“ zu beantworten. Aber das würde nicht den Tatsachen entsprechen und das wusste er. „Nein.“ Und nach einer kurzen Pause, in der der besitzergreifende Teil seines Wesens sich durchsetzte. „Joseph Wheeler arbeitet für mich.“ Kaiba konnte förmlich sehen wie der Blick des Arztes um eine Grad Celsius kühler wurde und die Luft zwischen ihnen sich mit kleinen Eiskristallen füllte. //Und da sagen die Leute ich sei ein Eisklotz…// „Nun, Kaiba, dann kann ich Ihnen sagen, dass es nicht besonders weise ist eine allergische Reaktion zu ignorieren. Der junge Mann hätte heute nicht in der Sonne stehen und arbeiten dürfen. Er hätte eigentlich überhaupt nichts tun sollen, außer einen Arzt aufzusuchen. Dies wird noch eine Meldung an den Gesundheitsbeauftragten für ihr Unternehmen nach sich ziehen…“ „Natürlich.“ Der CEO zuckte nicht einmal mit der Wimper. Längst hatte er sich damit abgefunden, dass mit dem Erfolg auch der Neid kam und von allen Seiten nach Schwachpunkten in seinem „perfekten“ Unternehmen gesucht und ausgenutzt wurden. Wenn er nicht eine beachtliche Summe Geld fließen ließ würde die ganze Story wahrscheinlich schon am nächsten Tag groß in den Medien breitgetrampelt werden. Es grenzte schon fast an ein Wunder, dass ihre Flucht tatsächlich unbemerkt geblieben und er offenbar einen Arzt erwischt hatte, der kein Anhänger des jungen Models war. Denn der Brünette zweifelte nicht daran, dass er andernfalls den Mediziner schon längst an der Kehle hängen hätte. „Dann kann ich nun zu ihm?“ Ach, wie er es liebte Fragen wie Aussagen klingen zu lassen. Niemand widersprach ihm wenn er diesen bestimmten Tonfall benutzte. Niemand widersetzte sich der Autorität hinter dieser Stimme. Nun, zumindest kein Mensch. Gewisse blonde hundeähnliche Wesen hielten sich ja prinzipiell nicht an diese natürlichen Gesetze. „Der Patient schläft gerade.“ Mit Genugtuung beobachtete Kaiba den Strudel an kaum unterdrückten Emotionen auf dem Gesicht des älteren Mannes. Der Arzt würde ihm den Zugang zu Joey am liebsten untersagen und ihn mit einer „nur Familienangehörige“-Floskel abspeisen. Aber nicht einmal er wagte es sich offen gegen Seto Kaiba zu stellen. Doch wo gerade von dem Blonden gesprochen wurde... „Das scheint er anders zu sehen.“ Der Jungunternehmer wusste für einen Augenblick nicht ob er sich ein amüsiertes Grinsen angesichts des Gesichtsausdrucks seines Gegenübers erlauben oder doch schon einmal genervt mit den Augen rollen sollte – denn Joeys „Flucht“ aus dem Krankenhauszimmer würde ihm bestimmt noch auf die ein oder andere Weise Kopfschmerzen bereiten. Für den Moment jedoch überwog die Lächerlichkeit der Situation, denn die überquellenden Augen gepaart mit dem offen stehenden Mund des Arztes waren eindeutig unbezahlbar. Und außerdem achtete gerade sowieso niemand auf ihn. Setos Mundwinkel verzogen sich also zu einem schadenfrohen Grinsen. Allerdings nur kurz, denn sann stürmte der Mediziner auf Joey zu und Kaiba spannte sich automatisch an um nötigenfalls dazwischen zu gehen. „Wheeler-san! Was denken Sie sich nur dabei einfach ihr Zimmer zu verlassen. Ich habe Ihnen strengste Bettruhe verschrieben!“ Die blonden Haare flogen einmal mehr durch die Luft, als der studierte Kommunikationsexperte den Kopf herumriss und teils erschrocken, teils defensiv den herantrampelten Arzt anschaute. „Hell no! Solange ich laufen kann bekommt mich keiner von euch Weißkitteln in so ein Folterbett!“ Kaiba empfand fast so etwas wie respektvolle Bewunderung für den jungen Mann, der sich entschlossen dem wütenden Stier entgegenstellte, obwohl seine rechte Gesichtshälfte auch nach der Behandlung durch den Arzt noch weiterhin aggressiv rot leuchtete und die verbleibende Haut damit noch blasser und verletzlicher wirken ließ. Zudem hatte dem Blonden nur sein Kostüm als Bekleidung zur Verfügung gestanden, weswegen der Blonde nun in diesen verboten enganliegenden schwarzen Hosen und einem schwarzen Tanktop im hellen Krankenhausflur stand. Als Bündel unter seinem Arm trug das pflichtbewusste Model die zugehörige Jacke und darin eingewickelt alle weiteren Accessoires des Slifer-Outfits. Kurz stutzte Kaiba zwar über das offensichtliche Fehlen der Flügel, aber dann fiel ihm wieder ein, dass diese von der Security abgenommen worden waren um Joey besser transportieren zu können. Wenn sie in dem ganzen Durcheinander nicht verloren gegangen waren sollten sie sich inzwischen also bereits wieder in der Obhut der Agentur befinden. Aber wen interessierten schon irgendwelche falschen Flügel? Joey selbst sollte gerade seine gesamte Aufmerksamkeit gelten. Und es gefiel ihm ganz und gar nicht wie der junge Mann sich auffällig unauffällig an der sterilen weißen Wand abstütze. Und dennoch, es war einfach bewundernswert wie Wheeler trotz allem das Kinn hoch erhoben hielt und den zeternden alten Mann vor sich aus entschlossenen Augen ansah, während er ihm gleichzeitig mit einer Gelassenheit begegnete, die sich Kaiba in manchen Situationen nur wünschen konnte. Und wie ein sturer Esel würde der Blonde keinen Schritt zurück Richtung Krankenhauszimmer machen, und wenn er vorher bewusstlos an der Wand herabsank. //Wie ein treuer Hund nicht von der Seite seines Herrns weicht wär wohl ein passenderer Vergleich.// Nun, zumindest einer musste die Situation doch etwas aufheitern. Und war es auch nur in seinem eigenen Kopf. //So ein dummes Hündchen.// Und Seto wusste, dass ihm dieses Verhalten so imponierte, weil es genau das war, was er selbst auch von sich selbst erwartete. Sein blonder Widersacher war der einzige ihm bekannte Mensch, der in dieser Hinsicht mit ihm mithalten konnte. Das war auch der Grund dafür gewesen, warum er sich überhaupt mit dem Möchtegern-Duellanten eingelassen und immer wieder die Konfrontation mit dem Blonden gesucht hatte. Nun, vielleicht sollte er sich dieses eine Mal gnädig zeigen und dem Hündchen helfen. Immerhin war er irgendwie mitschuldig daran, dass sich der Blonde nun in dieser unglücklichen Situation befand. „Wheeler, du hattest einen allergischen Schock, dein Kopf ist aufgeschlagen, dein Körper ist dehydriert und ich wette, dass du seit dem Frühstück keine anständige Mahlzeit mehr zu dir genommen hast – wie dumm kann ein Mensch allein eigentlich sein?“ --------------------------------------- Naja, an Kaibas Auffassung von "gnädig sein" muss ich noch etwas arbeiten. An alle Joey-Fans: steinigt mich nicht, ihr seht ja, er ist schon wieder auf den Beinen^^ An alle Seto-Fans: sorry, falls er manchmal wie ein kopfloses Huhn wirkt. Aber "mein" Joey hat zuweilen diese Wirkung auf andere Menschen (an Managerin am Anfang erinner^^') Soo... und damit verabschiede ich erstmal wieder bis zum nächsten Teil. Der nächste Teil gestaltet sich etwas tricky und es gibt noch eine Stelle, die ich nicht ganz hinbekomme, also weiss ich noch nicht genau, wann ichs on haben werde. Aber werd mich am Riehmen reissen. Schließlich hab ich gesehen, dass ich Leser habe und das freut mich sehr und spornt mich an und... ich muss jetzt erstmal ins Bett. Gute Nacht ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)