Music enlight our world von Mireille_01 (Lyras Weg zurück) ================================================================================ Prolog: Musik ------------- "Eine Stimme die aus der Ferne kommt, eine weite Reise ist ihr Ziel... Sie wird kommen um zu Erlösen, Erlösen aus der Pein, die schon so lange anhält. Doch der Kuss wird sie finden, ein Kuss der das Band schmieden wird, zwischen dem Prinzen und der Prinzessin, zwischen Stimme aus Gold und Schatten aus Licht..." Diese Prophezeihung steht seit jeher in der Schriftrolle, die einst die Ältesten schrieben. Nun liegt sie sicher verwahrt im Tempel der Göttin der Musik. Sie wartete darauf wieder erweckt zu werden um Frieden und Leben zurückzubringen, zurück in die Welt von Soleia. Kapitel 1: Ankunft in Wien -------------------------- "YEAH ICH HAB ES GESCHAFFT!" jubelte Lyra laut. Ihr Vater stand neben ihr und lächelte nur, seine Tochter sprang in einer kleinen Wohnung, die noch zahlbar war und sogar sehr gut aussah und im Topzustand war, herum. Sie jubelte und warf sich voller Freude und Ausgelassenheit auf das einzige Möbelstück im Raum, eine alte Couch, die früher in ihrem Kinderzimmer gestanden hatte. "Ich hoffe sehr, dass du auch brav deine Studien durchziehst, du weißt deine Mutter und ich arbeiten sehr hart um dein Studium zu finanzieren!" brachte ihr Vater Lyra wieder auf den Boden der Tatsache zurück. "Ja Papa- das weiß ich und schätze ich auch über alles! Deswegen hab ich ja auch diesen tollen Nebenjob angenommen. Der Job als-" Lyra sprang auf die Couch, und zeigte wie ein Entdecker aller Weltmeere auf einen leeren Punkt an der Wand und sagte stolz: "-Bibliotheksgehilfen der Bibliothek am Konservatorium Wien- meiner neuen Schule!" sie grinste wieder über das ganze Gesicht und sprang wie eine Verrückte im Raum herum. Ihr Vater schnappte sie ein wenig brummig und genervt von dieser Nerv tötenden Heiterkeit, an ihrem Kragen und hielt sie zurück, als sie einen Hasen imitierte und an ihm vorbei springen wollte. "Arg!" machte sie kurz und ihr Vater sagte: "Gut, da das geklärt ist - du weißt ich fliege noch heute nach Lyon zurück und wehe mir kommt nur ein Wort der Beschwerde oder eine schlechte Note an die Ohren!" seine lächelnden Augen machten allerdings die strenge Aussage zunichte. Lyra grinste und sagte: "Klar Papa - bin doch eine Musterschülerin!" Damit umarmte sie ihn, winkte ein letztes Mal und sie war allein in ihrer winzigen Wohnung, ganz in der Nähe ihres neuen Campus und inmitten voller sich stapelnder Kisten, bis sie plötzlich sagte: "Momentmal - das dauert ja ewig bis ich dass alles allein eingeräumt habe!!!!" Die nächsten Wochen und Tage verflogen geradezu, Lyra hatte schon eine Menge an neuen Freunden gefunden und die Hauptrolle in ihrem eigens, produzierten Musical "Elisabeth" gekriegt. Sie schwebte auf Wolke 7 herum, während sie zu den einzelnen Vorlesungen und Unterrichtseinheiten huschte. Am Abend wenn die anderen Studierenden müde nach Hause gingen, arbeitete Lyra noch in der riesigen Bibliothek der Privatuniversität und versuchte den Adleraugen von Frau Höringer zu entgehen, die nicht nur ihre Vorgesetzte und Chefin war, sie schien auch die Bibliothek als Ehemann und die Bücher als Kinder zu betrachten, wehe wenn Lyra auch nur eines zu Boden fiel! Lyra seufzte: "Gott, bin ich k.o.!" "Lyra träumst du schon wieder? Na los, der letzte Student da hinten muss jetzt auch gehen, die Bibliothek schließt jetzt! Na los, kümmere die darum!" zickte die gute Frau Höringer schon los. "Jawohl Frau Höringer!" sagt Lyra artig, innerlich dachte sie: "Alte Schreckschraube, ich hab gerade erst die ganzen schweren Lexika zurückgeräumt aber sie hat bis jetzt nur Kaffee getrunken - als könnte sie sich nicht dazu herablassen einen Studenten anzusprechen!" Lyra stand brav auf und ging zu den hintersten Lesetischen. Sie sah den Student sofort und ging auf ihn zu. Sein Gesicht hatte er hinter einem großen Buch verborgen und Lyra sagte freundlich aber bestimmt: "Entschuldige, aber die Bibliothek schließt für heute!" Der Student las relativ unbeeindruckt weiter. Lyra seufzte innerlich und dachte: "Künstler, Sänger, Schauspieler - allesamt ein wenig seltsam!" Sie wiederholte deutlicher: "Die Bibliothek schließt gleich, du kannst auch gerne morgen wiederkommen!" Erneutes Schweigen, erneute Ignoranz. "Na gut, wenn er es unbedingt darauf anlegt!" dachte Lyra entschlossen, sie griff nach dem Buch und wollte es schon dem Kerl freundlich aber bestimmt aus der Hand nehmen, da schoss die Hand des Studenten nach vorne, packte Lyra bei der Hand und zog sie zu sich hinunter. Lyras Augen weiteten sich überrascht, als sie in zwei Azurblaue Augen sah, dann spürte sie nur wie sie in seine Arme gezogen wurde, sein Gesicht immer näher kam, bis sie jede Wimper einzeln hätte zählen können, dann küsste er sie direkt auf den Mund. Lyra durchzuckte es wie ein Blitz, sie wehrte sich versuchte sich loszumachen, doch der Griff war hart und unnachgiebig. "Hilfe!" dachte sie noch. Da ließ der Student sie genauso schnell los, wie er sie zunächst gepackt hatte, stand auf und verließ die Bibliothek. Lyra saß wie vom Blitz getroffen auf dem Sessel, das Buch lag auf ihrem Schoss und sie war wie versteinert. Ihr Kopf drehte sich in Sekundenabschnitten nach, dann wurde sie rot und dann wurde sie wütend: "HEY! WARTE!" Die Pst-Rufe und empörten Blicke von Frau Höringer bewusst ignorierend stürmte Lyra wie ein Stier dem Kerl nach und rannte zum Ausgang der Bibliothek. Sie zog geradezu eine Staubwolke hinter sich nach, weil sie so schnell rannte und blieb keuchend auf dem Gang stehen. Sie drehte sich zornig herum und rief: "HEY KOMM ZURÜCK! WAS SOLLTE DER SCHEISS?" "Ja das frage ich mich auch!" ertönte Frau Höringers eiskalte Stimme hinter ihr und Lyra seufzte auf. "LOS - STRAFSCHLICHTDIENST MORGEN ABEND!" donnerte die alte Dame. "Och nö... mein einziger freier Abend!" sagte Lyra deprimiert. Lyra verbrachte die nächste Woche damit den Student zu suchen, aber sie fand ihn nirgendswo. Auch wenn sie den Studenten nicht fand, fühlte sich Lyra verfolgt, als würden Augen sie überall beobachten und Lyra fühlte sich die ganze Zeit äußerst unwohl. Sie kam zu spät zu den Proben, schlief sehr schlecht und sie fühlte sich wie ein Zombie. Lyra seufzte: "Mann ich bin total im A****, der Kerl raubt mir meinen Schlaf und ich spüre die ganze Zeit so eine unangenehme Gegenwart von jemanden!" "Wer weiß, vielleicht stalkt dich dieser Typ ja!" meinte Mia, ihre beste Freundin, eine Italienerin und schüttelte ihre dunklen Haare. "Pff... wenn es so wäre, hätte ich zumindest eine Möglichkeit den Kerl verhaften zu lassen - wegen Belästigung und Stalken! Gibt es da nicht den Trick mit der einstweiligen Verfügung?" fragte sie und sah gequält auf. "Du arme Maus - komm ich geb dir einen Muffin aus!" sagte Mia und stand auf. "DU BIST DIE BESTE! Den Leckeren mit den Schokostückchen?" Lyras Augen leuchteten auf. Mia lächelte: "Okay, aber nur weil du wirklich grauenhaft aussiehst - du Zombie. Hättest dich als Statist bei Resident Evil bewerben können!" "Wenn ich noch von der Uni geschmissen werde, habe ich zumindest einen Notfallplan!" lachte Lyra. Gemeinsam gingen sie in die riesige Mensa. Nichtwissend, dass ein Schatten sie verfolgte. Sein Mund lächelte nicht, er wirkte ziemlich kalt, da sagte er leise: "Sie ist es!" "Ganz sicher?" fragte eine zweite Stimme. "Ja... ich weiß es!" "... nur durch einen Kuss?" "Ja!" "...mhm, schade..." "Was?" "Das du sie kriegst - ich hätte die Kleine gerne als Frau!" "..." "Lucian?" "Komm wir müssen zurück!" Die zwei Schatten lösten sich in einem hellen Licht auf. Das Licht wurde zu Funken und die Funken flogen in den Himmel und verschwanden. Kapitel 2: Erwachen in einer neuen Welt --------------------------------------- Lyra hatte die Woche schlussendlich doch ganz gut hinter sich gebracht, bis sie am Freitag wieder unsanft in die Realität geschoben wurde. Sie wachte auf, duschte und freute sich, dass sie ein verlängertes Wochenende vor sich hatte. Sie war dankbar für die Auszeit, die sie gut gebrauchen konnte um ihre angefallen Seminararbeiten, Planungen etc... zu erledigen, sowie auch ihren Eltern zu schreiben, ihre Freunde zu treffen und natürlich, dass aller wichtigste: endlich auszuschlafen! Sie hatte Dank diesem komischen Studenten kaum ein Auge zugetan und hoffte, dass sich das nun ändern würde. Lyra stieg in die Straßenbahn und fuhr die wenigen Stationen bis zur Privatuniversität. Sie lächelte, die Sonne strahlte warm vom Himmel und es war für April wirklich außergewöhnlich heiß. Sie seufzte behaglich und bedauerte es eine Jacke angezogen zu haben - sie würde sie den restlichen Tag umsonst mit sich rumschleppen. Seufzend zog sie die dünne Jacke aus, als plötzlich etwas aus ihrer Tasche fiel. Verblüfft beugte sie sich zu Boden und sagte verwundert: "Na so was - das hab ich ja noch nie gesehen!" Sie hob einen kleinen Anhänger aus Gold vom Boden auf, der an einem einfachen Lederband hing. Sie musterte es genau. Es schien die Figur einer schönen Frau in langen, edlen Gewändern zu sein und allem Anschein nach hielt sie eine Harfe in der Hand und sang gerade. "Oh, das ist ja hübsch - ist das neu?" fragte Mia neben ihr, sie war gerade aus der frisch angekommenen Straßenbahn gestiegen und hatte Lyra zufällig gesehen. "Oh morgen Mia - nein ehrlich gesagt, das ist mir aus der Jackentasche gefallen. Und ich habe es noch nie vorher gesehen!" begrüßte die Französin die Italienerin. "Tja. Vielleicht eine Art Glücksbringer Geschenk deiner Eltern - für dein Studium?" vermutete Mia. "Mhm... glaub ich nicht, die zwei sind nicht abergläubisch, sie bestehen eher auf knallharte Fakten, wie eben gute Noten!" meinte Lyra aufseufzend. "Mhm, dann kann es nur von deinem mysteriösen Stalker sein!" grinste Mia breit. "Hoffentlich nicht, die Jacke hatte ich noch im Schrank, ich trage sie seit Studium Beginn das erste Mal! Das würde bedeuten, der Kerl wäre so dreist und bricht in meine Wohnung ein!" erschrak Lyra. "Ach komm - ich zieh dich nur auf, wahrscheinlich hattest du es schon länger und hast nur vergessen, dass du es hast! Passiert mir auch oft!" meinte Mia und ging weiter. Das Thema schien für sie erledigt. Lyra brummte innerlich: "Für dich trifft dass sicher zu, du hast so reiche Eltern, die schenken dir täglich tollen Schmuck oder andere teure Sachen. Aber ich hab nicht einmal eine eigene Digitalkamera!" Einen letzten Blick auf die Kette werfend, zuckte sie mit den Achseln und steckte sie in die Rocktasche des schwarzen Faltenrocks ein und lief ihrer Freundin nach. Nach der Schule verabschiedeten sie sich wie üblich und Lyra ging aufseufzend, sich aber an den Gedanken klammernd, dass danach ein freies Wochenende vor ihr lag, in die Bibliothek um ihren Job anzutreten. Sie trat in die Bibliothek, es war schon bereits sechs Uhr am Abend und sie musste bis 10 Uhr bleiben. Es waren nur mehr vereinzelte Studenten da, weil die meisten vor dem Wochenende lieber was unternahmen - Lyra beneidete sie dafür. Aufseufzend ließ sie sich hinter den kleineren Arbeitstisch hinter den Tresen nieder und machte sich an die üblichen kleinen Aufgaben, neue Bücher beschriften und in den Computer eintippen usw... Um halb 10 sah sie auf und war verwundert, dass Frau Höringer noch nicht aufgetaucht war, doch da entdeckte sie die winzige hastig hin gekritzelte Notiz, mit der üblichen unleserlichen Kralle der Bibliothekarin. "Lyra ich bin im Krankenhaus weil meine Cousine sich den Arm gebrochen hat, ich komme so schnell es geht zur Arbeit - übernimm bitte solange die Stellung. Ich zahl dir auch was Extra!" "So viel zu einem freien Wochenende!" stöhnte Lyra, da knarzte irgendwo ein Stuhl. Lyra war sofort aufmerksam: "Ist noch jemand da?" "Ist vorhin nicht der letzte Student gegangen?" wunderte sie sich. Lyra horchte noch, da knarzte es wieder, zwar leiser, aber das brachte sie dazu aufzustehen und nachzusehen. Lyra ging zu den Arbeitstischen, die weiter hinter standen. Sie sah zwar niemanden, da sah sie allerdings ein Buch auf dem Tisch liegen und seufzte auf. "Warum können die nicht die Bücher nach vorne bringen, so wie es bei der Bibliotheksordnung steht? Pff... typisch Künstler eben!" knurrte sie innerlich, ging zu dem letzten Arbeitstisch, der meistens immer ein wenig im Schatten lag. Sie hob es auf, und blickte gewohnheitsmäßig auf den Titel: "Mhm... na das Buch hab ich auch noch nie gesehen!" meinte sie und las leise: "Das Königreich Soleia - das Imperium der Musik!" "Muss so was wie ein Märchenbuch oder eine Sagengeschichte sein!" meinte sie und wollte es schon in die dazugehörige Abteilung der Bibliothek tragen, da hörte sie in leises Krachen hinter sich und drehte sich erschrocken um. Ein Stuhl war umgefallen. Lyra ging leicht nervös darauf zu, und als sie den Sessel aufheben wollte, sprang ein weißer Schatten auf sie zu. "HUCH!" rief sie und viel auf den Po, als sie das Gleichgewicht verlor. Sie blickte auf ihre Brust und sah eine süße, schneeweise Katze darauf sitzen. "OH wie süß!" freute sie sich und streichelte der Katze über den Kopf und kraulte sie unter dem Kinn. Die Katze ließ sich das gerne gefallen und schnurrte behaglich: "Oh wie niedlich du doch bist - wie bist du denn hier reingekommen, Kätzchen?" fragte Lyra, legte das Buch auf den nächsten Tisch und hob die Katze vorsichtig auf und hielt sie vorsichtig auf den Armen. Sie trug sie mit sich, als sie den Sessel aufhob und wieder richtig hinstellte. Die Katze entwischte ihr und lief ihr auf die Schulter und verkrallte sich in ihrem T-Shirt um nicht von der Schulter zu rutschen. "Na nu? Hast du Angst? Und warst du der kleine Schlingel, der den Sessel umgeworfen hat?" fragte Lyra und streichelte die Katze liebevoll. Sie schnurrte noch lauter und Lyra drehte sich um, sie musste ja noch das Buch zurücktragen, da sah sie dass das Buch aufgeschlagen da lag und sie kniff verwunderte die Augen zusammen und riss sie anschließend wieder auf: "Aber - ich hab es doch geschlossen auf den Tisch gelegt - oder fang ich schon an zu spinnen?" Sie rieb sich den Kopf und sah verwirrt drein, da sprang die Katze auf ihren Rock und verkrallte sich darin, Lyra spürte die Krallen leicht und sagte schimpfend: "HEY das ist meine Schuluniform - bist du wahnsinnig - die ist sau teuer!" und wollte die Katze schon runterziehen, da ließ diese von ihr ab und sprang auf den Tisch wo das Buch lag. "Verrücktes Katzenvieh!" schimpfte Lyra und sah nach ob ihr Rock noch Heil war, glücklicherweise war nichts passiert und sie sah wieder streng auf und sagte zur Katze: "Man du bist vielleicht übermütig - sei froh, dass nichts passiert ist!" Die Katze schwieg. "Oh Gott, jetzt ist alles Aus - ich rede schon mit Katzen. Ich lass mich demnächst in die Psychiatrie überweisen!" meinte Lyra dramatisch und wuschelte sich durch die Haare. Sie blickte auf und erkannte verblüfft, dass die Katze die lederne Kette mit dem Goldanhänger im Maul hatte. "Hey - gib das zurück du kleiner Dieb!" meinte sie streng und trat auf die Katze zu, doch diese fauchte und schlug mit den Krallen nach Lyra. "Autsch!" meinte diese und besah sich die feinen Kratzspuren und die blutigen Risse auf der Haut: "Du dummes Tier, gib es zurück!" Lyra sprang auf die Katze zu, doch da schimmerten die Augen des Tieres plötzlich Azurblau und ehe sich Lyra versah, begann der goldene Anhänger zu strahlen und als sie diesen berührte, begann das Buch plötzlich im genau demselben hellen Licht zu strahlen. Lyra schrie verängstigt auf und als das Licht sie blendete, rief sie: "AHHH!" das Licht war warm, doch es war als würden Hände nach ihr greifen und ehe sie sich versah, wurde sie immer weiter zu dem Buch gezogen. "Hey was ist hier los?" rief Lyra und plötzlich stolperte sie über die Katze die zu Boden gesprungen war, und es war als würde sie in Zeitlupe fallen, da spürte sie das weiche Fell der Katze und sie fühlte wie jemand die Kette um ihren Hals legte und sie verschloss. Doch dann sah Lyra nur noch ein helles Licht und sie schrie noch einmal auf, doch dann verschwand sie in dem hellen Licht. Das Buch klappte zu und die Bibliothek war verlassen. "Lyra! Lyra - es tut mir wirklich Leid mein Kind, aber meine Cousine ist einfach ein tollpatschiger Kerl - sie tut sich ständig weh und ich hatte deine Handynummer nicht. Daher konnte ich dir nicht anders Bescheid sagen! Ich hoffe es ist alles klar ge-!" Frau Höringer eilte in die Bibliothek, erstarrte und verstummte allerdings als sie keine Lyra antraf. Das Licht brannte und der Computer lief, doch von Lyra war nichts zu sehen. "Ach diese jungen Künstler, so was von unverantwortlich! Lyra wo steckst du Kind?" Sie ging zu den hinteren Arbeitstischen. Doch sie fand niemanden und sie sagte zufrieden: "Wo auch immer sie ist, wenigstens räumt sie brav auf. Kein einziges Buch liegt herum!" Tatsächlich waren alle Tische vollkommen leer. Helles Licht blendete Lyra und sie hörte leises Vogelzwitschern. Sie öffnet benommen die Augen und blickte kerzengerade in einen hellblauen Himmel. Wie elektrisiert richtete sie sich auf und sah sich um. Völlig verwirrt erkannte sie, dass sie auf einer grünen Wiese lag und die Sonne schien durch die zwei drei Bäume die um sie herumwuchsen. Verwundert sah Lyra dass die Bäume funkelten, alles glänzte. Und als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass die Früchte der Bäume Rubine waren und keine Äpfel. Die Rubine hatten zwar die gleiche Form doch Lyra erkannte die andere Oberfläche. Sie zog hörbar Luft ein, da hörte sie plötzlich eine gequetschte Stimme. "HEY geh von mir runter!" "Wer spricht da?" Lyra sah sich um, sie sah keine Menschenseele. "Na hör mal - ich spreche da!" WO kam diese Stimme nur her? "Ich sehe dich nicht!" "Also da hört sich doch alles auf! Bin ich denn ein niemand?" "WO bist du?" fragte Lyra langsam genervt. "ICH bin UNTER deinen PO! Und jetzt steh auf, denn auch sprechende Steine brauchen Luft zum Atmen!" "Was?" Lyra sprang auf und sah unter sich, tatsächlich, dort wo sie zuvor noch gesessen hatte, lag ein kleiner, Faustgroßer Stein und er sah schon sehr alt aus. "Na herzlichen Dank - ich dachte schon ich ersticke - gerade leicht bist du ja nicht!" schnauzte der Stein Lyra an. Lyra sagte leicht verblüfft: "Es tut mir leid, ich hab dich nicht gesehen!" "Na das ist ja ganz toll - da lieg ich hier, tu keiner Fliege was zu Leide und was tust du - fällst vom Himmel und dann auch noch auf mich! Das nächste Mal such' dir einen anderen Stein auf den du drauffallen kannst!" schimpfte der Stein. "Entschuldige, ich..." Lyra war so verwundert, dass sie mit einem Stein redete, dass sie gar nicht bemerkte, wie eine Gestalt an einem der drei Bäume lehnte und sagte: "Gib bloß nichts auf das Geschwätz eines alten Steines - die beschweren sich einfach gerne!" "Was?" Lyra drehte sich um und staunte nicht schlecht als der junge Student aus der Bibliothek auf sie zutrat, derjenige der sie geküsst hatte. Lyra wurde rot und das ärgerte sie noch mehr. "Na so was, wer glaubt, dass er hier mitreden kann! Wieder so ein Wichtigtuer?" schimpfte der Stein. "Wohl kaum, Stein - ich glaube ich bin ein bisschen mehr als ein Wichtigtuer!" meinte der junge Mann, er hatte recht lange Haare, die einen blau-gräulichen Stich hatten und seine azurblauen Augen strahlten kräftig. Er hatte die Haare zusammengebunden und trug ein dunkelbraunes Leinenhemd über das er ein goldockerfarbenes Kapuzenhemd trug, dass vorne verschnürt war. Seine Beine steckten in weiten schwarzen Hosen, die allerdings perfekt zu den schwarzen Stiefeln passten, die er an den Füßen trug. "Du bist doch der Mistkerl, der mich einfach geküsst hat!" fauchte Lyra wütend. "BIST DU IRRE MÄDEL?" rief der Stein zornig. "Warum? Du beleidigst ihn ja auch!" meinte Lyra kochend vor Zorn. "Aber da hab ich noch nicht gesehen, dass wir hier mit dem Kronprinzen von Soleia reden!" kam die knurrige Antwort. "Kronprinz? Soleia?" Lyra sah verwirrt drein. "Entschuldige ich habe mich nicht vorgestellt!" meinte der schweigsame Gesell: "Mein Name ist Lucian und ich bin tatsächlich der Kronprinz des Landes Soleia!" "Soleia?" fragte Lyra. Der Prinz verneigte sich vor ihr: "My Lady, wenn ich ihnen das Königreich präsentieren darf, Soleia - das Imperium der Musik!" Er trat ein wenig beiseite und Lyra sah auf eine wunderschöne Landschaft hinunter, die gesamten Bäume glänzten wenn die Sonne darauf schien - Lyra erkannte die unterschiedlichsten Diamanten, Rubine, Saphire und viele mehr. Die Flüsse glänzten ebenfalls hell in der Sonne, doch übermütige Fische sprangen hier und da aus den Quellen. Helle glänzende Lichtpunkte flogen quer über die Wiesen von Blumen zu Blumen, eine vorwitzige flog auch zu Lyra und diese erkannte geschockt ein winziges Mädchen mit Flügeln und diese zwinkerte ihr kurz zu und flog wieder weg. "Aber wie bin ich denn hier her gekommen?" fragte sie verwirrt. "Nun ich denke mein bester Freund - Damian und ich sind schuld daran!" meinte Lucian. "Damian?" fragte Lyra. "Oh Verzeihung - ich meine ihn hier!" damit hob Lucian eine schneeweiße Katze hoch und Lyra sagte: "Ach so - du heißt also Damian, kleines Kätzchen!" "Nun ja, Kater! Und was seine Gestalt betrifft!" meinte Lucian, da sprang der Kater von seinen Armen und während er sprang, direkt auf Lyra zu, wurde die Katze immer größer, menschliche Hände, Füße, ein gesamter Körper wurde sichtbar und ehe sich Lyra versah kniete ein sehr gutaussehender Mann vor ihr und nahm ihre Hand, küsste sie und sagte: "Mein Name ist Damian edle Prinzessin!" "Prinzessin?" Lyra war völlig verwirrt und außerdem errötete sie weil dieser knackig gutaussehende Kerl ihre Hand geküsst hatte. "...oh noch keine Zeit für Erklärungen gehabt, Lucian?" fragte Damian und stand auf. Sein Blick ruhte dennoch auf Lyra, und was für ein Blick das war. Lucian sagte ernst: "Kommt gerade! Lyra du bist hier, weil du die Auserwählte bist!" "Auserwählte? Wovon sprichst du?" fragte Lyra. Lucian verneigte sich vor ihr und sagte: "Lyra, ihr seid die lange verschollene Wiedergeburt der Göttin der Musik unseres Landes - ihr seid unsere zukünftige Königin und somit-" Lucian sah sie an, Lyras Herz stockte: "-meine zukünftige Frau!" Lyras Reaktion war vermutlich etwas übertrieben aber dennoch, sie musste einfach einmal Klartext reden, sie ging auf Lucian zu und ohrfeigte ihn mit aller Kraft. "Whoa?" rief dieser verblüfft, und fiel auf seinen Hintern. Damian und der Stein bekamen große Augen. Da sagte Lyra vor Zorn bebend: "Bevor du dir irgendwelche Hoffnungen machst, ich heirate dich sicher nicht und jetzt will ich erst einmal eine richtige Erklärung hören!" Kapitel 3: Die Mission ---------------------- Lyra marschierte hinter den beiden Kerlen her, einen schmalen, langen Feldweg entlang. Er führte direkt von der hohen Wiese auf der Lyra aufgewacht war, hinunter zu einem prächtigen Schloss mit vielen kleinen Häusern rund herum, die Bauern bestellten die Felder und grüßten den Kronprinzen mit lächelnden Gesichtern. Damian wurde manchmal unwohl gemustert, aber Lyra schob das auf sein Äußeres, er wirkte wirklich nicht gerade freundlich. Aber er flirtete die ganze Zeit mit ihr, während sie den Weg entlang gingen und zu ihrer größten Verwunderung musste Lyra erkennen, dass Damian ein Zitierfreak war, an allen möglichen Aussagen schloss er mit kleinen Zitaten, meist aus Goethes oder Shakespeares Werken. "Wie kommt es, dass du Goethe und Shakespeare kennst?" fragte Lyra. Immerhin, so meinte sie, waren sie in einer völlig anderen Welt und wie sollte es hier Shakespeare oder Goethe geben? "Na ja, „ meinte er sich entschuldigend durch die langen Haare fahrend, "Der Prinz und ich, sind schon lange in deiner Gegenwart, um genau zu sein, seit Beginn deines Studiums!" "WASSS? Ihr verfolgt mich schon sieben Monate lang? Nicht dein Ernst?" meinte Lyra geschockt. "Doch und naja, um ehrlich zu sein, wenn wir dich hier und da bei deiner Arbeit in der Bibliothek beobachtet haben, fing ich meistens an irgendetwas zu lesen und die zwei Schriftsteller haben mir am besten gefallen. Allein schon wie Goethe Fausts Leiden darstellt oder Shakespeare die unglückliche Liebe von Romeo zu seiner Julia. Ich weiß gar nicht, wie ihr Menschen noch etwas anderes lesen könnt!" meinte Damian bewundernd. "Na ja..." meinte Lyra sarkastisch, "Wir schauen lieber Fern..." "Wir sind da, Prinzessin!" ertönte die Stimme von Lucian. "Mhm?" Lyra sah auf, sie hatte gar nicht gemerkt wie sie vorangekommen waren und nun schon vor den riesigen Toren des Schlosses standen. Lucian trat vor und hielt seine Hand gegen die Mitte des Tores, ein heller Ton ertönte und Lucian sang ihn federleicht nach. Das Tor öffnete sich und sofort konnten sie eintreten. Lyra war perplex: "Habt ihr gar keine Wachen oder Soldaten, die das Tor bewachen?" "Wozu?" fragten die beiden verblüfft zurück. "Na ja, habt ihr keine Angst vor Einbrechern, Dieben, Mördern oder so was?" fragte Lyra. Die beiden wechselten einen Blick, da ergriff Damian das Wort, liebevoll sagte er: "Hier in Soleia leben alle Menschen, Feen, Kobolde, Einhörner, Trolle, Vampire, Nymphen und viele mehr in purer Harmonie. Das Tor ist durch einen Zauber geschützt, der jedes Mal wenn jemand eintreten will, erst den Ton richtig nachsingen muss um das Tor zu öffnen. Soleia ist ein Ort der Musik, nur wer reinen Herzen ist, kann auch die Musik machen, die andere berührt!" Lyra hatte große Augen bei seinen Ausführungen bekommen und meinte mit seltsam zurückhaltender Stimme: "Wie schade, dass meine Welt nicht so vollkommen ist!" "Wer sagt dass unsere es ist?" kam die düstere Antwort von Lucian. Sowohl Damian als auch Lyra zuckten dabei zusammen, Damian sah ihn nur besorgt an, aber Lyra sagte grimmig: "Du hast anscheinend keinen Schimmer wie gut es euch hier geht! In meiner Welt, hungern täglich Million von Menschen, Kriminalität und Armut sind die bittere Realität - Menschen töten einander aus den niedersten Prinzipien, Länder führen gegeneinander aus den unerklärlichsten Gründen Krieg! Wenn meine Welt nur auf Musik gebaut wäre, wäre ich überglücklich!" "Du hast keine Ahnung, wie meine Welt in Trümmern liegt!" kam die kalte Antwort und Lucian ging quer über den riesigen Innenhof des Schlosses, der von prächtigen Rosenbüschen, die wiederrum von Rubinen erstrahlten, und in einem riesigen Springbrunnen endete. Lyra schnaubte verächtlich. Sie hatte keine Ahnung? Na gut, sollte der kleine, verwöhnte Bengel doch denken was er wollte! Da legte sich Damians ruhige, kühle Hand auf ihre hitzige Schulter und er sagte beruhigend: "Entschuldigt ihn, der Prinz ist mit Problemen überhäuft!" "Sieht für mich aber ganz paradiesisch aus!" kam die kindische Antwort. Damian grinste, blieb aber ernst und sagte: "Hör mir zu, es ist nicht leicht!" Lyra horchte auf, er hatte sie endlich geduzt! "Ja bitte?" "Lyra, auch wenn es für dich aussieht als wäre unsere Welt schön und heil, ist sie es nicht. Eine kalte, grausame Macht ist dabei unser geliebtes Soleia zu zerstören! Glaub mir, und wir können nichts gegen sie ausrichten!" "Wer ist denn euer Feind?" fragte Lyra. "Das Böse in seiner Urform, sie heißt Asyra und ist die Magierin der schwarzen Künste - sie hasst die Musik!" drang es kalt aus Damians Mund. Lyra zuckte zurück: "Sie hasst Musik? Wie kann man nur Musik hassen, sie ist doch das wundervollste auf der Welt!" Zum Beweis ihrer Worte drehte sich Lyra glücklich um sich selbst: "Musik erfüllt die Herzen der grausamsten Menschen mit Liebe und Wärme, es gibt niemanden der keine Musik mag! Sie gibt uns Kraft den grauen Alltag zu vergessen, sie beflügelt Dichter zu ihren Werken und Künstler zu ihren Meisterstücken!" "Es ist schön, die Stimme der Göttin zu hören - wir haben diese Worte vermisst!" ertönte plötzlich eine recht heißere Stimme. Lyra und Damian sahen auf. Lucian kam zurück mit einer fünfköpfigen Männertruppe, die alle so alt waren, dass sie schlohweiße Bärte trugen, die bis zu ihren Fußspitzen gewachsen waren. Sie trugen allesamt eine weiße Robe und ein Siegel um den Hals. "Wir freuen uns die Göttin der Musik in unserem Reich zu begrüßen - wir brauchen euch dringender denn je, Göttin Hathor ist zurückgekehrt!" "Gepriesen sei Göttin Hathor!" murmelten die übrigen Männer. Peinlich berührt sagte Lyra: "Äh... ich glaube ich bin die Falsche, ich heiße Lyra und habe nichts mit einer Göttin Hathor zu tun!" "So?" lächelte der Älteste. "Ja!" meinte Lyra schlicht. "Nun dann komm mit mir!" meinte der Älteste. Er führte Lyra, Damian, Lucian und die übrigen Älteren in das Innere einer so schien es Lyra zumindest riesigen Kirche, überall an den Wänden waren wunderschön gestaltete Bilder und vor einem Bild blieb der Älteste stehen. "Siehe selbst, meine Göttin. Die Geschichte unseres Königreiches, und somit auch deine!" der Älteste verneigte sich und Lucian trat vor und erzählte Lyra was auf den Bildern zu sehen war. "Einst war unser Land das prächtigste Land unter der Sonne, die Menschen waren glücklich, die Ernten vielen reich aus, Soleia war eine blühende Metropole. Die Menschen unseres Landes brauchen keine Arbeit zu scheuen, sie leben gerne und lange. Unser Land wurde jedoch einst von einer grausamen Magierin - Asyra - heimgesucht, eine furchtbare Frau, die schon immer das Königreich Soleia hasste und verachtete, weil wir die Musik so sehr schätzten. Doch als die Menschen aus allen Teilen unseres Landes in die Hauptstadt und den königlichen Hof flohen, bereiteten wir uns auf einen Kampf vor. Doch bevor wir auch nur beginnen konnten, ertönte aus den himmlischen Wolken eine wunderschöne Musik. Und von Licht und Glanz begleitet, stieg die Himmelsgöttin selbst herab. Sie verbot uns gegen Asyra zu kämpfen, denn wir wären keine Krieger, wir waren ein friedliches Volk und sollten es auch bleiben. Als mein Urgroßvater der große König Agmolion allerdings fragte, wer Asyra nun aufhalten sollte, meinte die Göttin: "Hört auf die Musik, sie wird euch leiten!" Die gesamte Stadt versteckte sich im Schloss und keiner rührte auch nur eine einzige Waffe an, keiner wollte gegen das Wort der Göttin selbst verstoßen. Mein Urgroßvater war ratlos, doch sein Sohn - mein Großvater, hörte eines Abends eine wunderschöne Stimme singen. Er ging ihr nach und fand ein junges Mädchen, knapp an die 16 Jahre alt, sie war gerade dabei die Pferde zu füttern und den Stall zu putzen. Sie war eine einfache Magd. Doch ihre Stimme war göttlich. Mein Großvater verliebte sich sofort in die junge schöne Frau und als er ihr seine Liebe gestand, war sie so überglücklich, dass sie aus ganzem Herzen ein Lied sang. Von der Liebe ihres Liedes getragen, öffneten sich die Wolken, die seit dem Einzug von Asyra über uns weilten, und ein einziger goldener Sonnenstrahl erschien, und er schien nur für die junge Magd. "Du bist die Musik dieses Landes, erhebe dich meine Tochter - rette das Königreich vor dem Untergang!" ertönte die Stimme der Göttin aus den Wolken. "Ich werde es tun!" versprach die Magd, die sich ihres Sieges sicher war, da sie nur für die Liebe kämpfte und für ihr Königreich. So trat sie vor das Tor und als sich die gewaltigen Tore hinter ihr schlossen, musste man meinen Großvater zurückhalten, damit er ihr nicht folgte. Was für ihn allerdings den sofortigen Tod bedeutet hätte. "Wer bist du denn Närrin?" fragte Asyra, hinter ihr schwebten die tausend Dämon, die ihre Treue geschworen hatten. "Ich bin das Licht der Hoffnung von Soleia!" sagte die junge Frau. Darauf lachte Asyra nur und schickte ihr Dämonen aus. Doch bevor sie die junge Frau erreichen konnten, begann die junge Frau zu singen - sie sang noch schöner als sonst und ihre Stimme berührte jeden Dämon tief in seinem Inneren. Die Worte die aus ihrem Mund kamen, waren wie schmelzendes Licht dass die Seele rührte und wärmte. Die Dämonen erstarrten und lösten sich in Luft auf, jeder wurde zu einem glänzendem schönen Stern am Firmament. Doch Asyra hielt sich die Ohren zu und schrie qualvolle Flüche und zorniges Worte aus. Doch die Magd sang noch lauter und reiner, schöner und voller. Da wurde Asyra zu Rauch und verschwand mit einem letzten, lauten Schrei der Verzweiflung und des Zorns. Die Menge begrüßte und bejubelte ihre Heldin, da zog mein Großvater sie in seine Arme und fragte: "Wie heißt du?" "Mein Name ist Hathor!" erwiderte die junge Frau. "Hathor, werde meine Frau!" "Nur zu gerne!" und beide küssten sich und schworen sich Treue bis in den Tod. Die Himmelsgöttin sah das alles und lächelnd gab sie ihrem Schützling die Gotteskraft, so wurde die einfache Magd Hathor zu Göttin Hathor, der Göttin der Musik und Beschützerin des Königreiches Soleia." Lyra hatte die Bilder mitverfolgt und der Geschichte verträumt gelauscht, als sie bei seinen letzten Worten bei dem größten Bild ankamen. Es zeigte die Göttin und Lyra entfuhr leise: "Ach du heilige..." Sie sah sich selbst, sie sah ein wenig älter aus, ihre blonden Haare waren noch länger als ihre eigenen und sie trug ein wunderschönes, weißes Kleid mit goldenen Stickereien, in ihrer rechten Hand trug sie eine zarte goldene Harfe. Sie sang und ihre Augen waren von solcher Güte, dass Lyra selbst Tränen in die Augen traten. "Siehst du nun, dass du die Wiedergeburt der Göttin bist?" fragte Damian. "Ich verstehe..." murmelte Lyra. "Höre Prinzessin!" sagte der Älteste, Lyra drehte sich um. Sie erstarrte. Einer der älteren Männer trug ein samtenes, rotes Kissen und darauf lag eine goldene Harfe. "Dies ist Euer Besitz, die Harfe Soleia!" "Soleia..." lächelte Lyra und nahm sie fast ehrfürchtig in die Hand. Alle sahen sie an und Lyra konnte sich denken, was sie jetzt sehen und hören wollten. Unsicher fuhr sie vorsichtig mit der Hand über die Seiten der Harfe und ein lieblicher Klang zog sich durch die Kirche. Lyra wurde mutiger und als würde sie es seit langer Zeit wieder singen: Hört das Lied der Freude, hört die Stimme der Liebe, ich will euch erhören. Ich will euch schützen. Ich will euch lieben und lehren. Hört die Stimme der Liebe. Vergessene Zeit schon so lange, Duldsamkeit des Chaos, doch ich bin hier, ich bin hier und spende euch Licht. Hört das Lied der Freude, hört die Stimme der Liebe. Das Licht ist zurückgekehrt... Lyra ließ die Harfe sinken und die Ältesten verneigten sich ehrfürchtig: "Göttin Hathor ist zurückgekehrt..." "... was muss ich tun?" fragte Lyra, sie war nicht mehr ängstlich, sie verstand. Auch wenn das ihr niemals jemand glauben würde, sie durfte diese armen Menschen nicht im Stich lassen. "Ihr müsst gegen Asyra kämpfen - sie wird bald angreifen. Und dann vermag sie nur mehr eure Liebe und Sanftheit der Stimme aufhalten. Ihr müsst gegen sie antreten!" sagte der Älteste. Lyra nickte und sagte ernst: "Das werde ich auch!" Damian und Lucian sahen sich an und ihr Blick sprach dasselbe, als Lyra von den Ältesten weggeführt wurde um die heilige Messe gesprochen zu bekommen. "Möge die Göttin siegreich sein!" Kapitel 4: Lucian oder Damian? ------------------------------ Lyra stand aufseufzend auf dem Balkon ihres Zimmers. Lucian hatte ihr ein herrliches Prachtzimmer im königlichen Palast zugestanden und sie war bereits 3 Stunden auf dem Balkon, und betrachtete gerade die untergehende Sonne. Sie war müde und sie hoffte inständig, dass ihre Vorgesetzte, die liebenswürdige Frau Horniger nicht dabei war, sie zu kündigen. Immerhin, dachte sie deprimiert, war sie einfach verschwunden und hatte somit einen schrecklichen Fehler begangen, was eigentlich ein guter Kündigungsgrund war. Lyra stöhnte auf. "Prinzessin? Prinzessin Hathor?" fragte Lucian. "Komm rein, aber nenn mich nicht Hathor!" meinte Lyra müde. Sie hang über dem Balkon mit dem Oberkörper und wäre am liebsten nach unten gefallen. "Ich frage mich, ob ein Sturz aus dieser Höhe vielleicht im Stande ist mich zurück nach Hause zu bringen, immerhin bin ich so auch hergekommen..." dachte sie nach. "Oh mein Gott, Prinzessin. Seien Sie vorsichtig, Sie könnten hinunterfallen." rief Lucian besorgt. Ehe sich Lyra versah, griff er zärtlich um ihre Taille und zog sie zurück. Sie war verblüfft wie stark und kräftig Lucian war, wobei er gar nicht so aussah. Sie wurde rot, als er sie zu sich herumdrehte, ihre Hände nahm und ihr lange in die Augen sah: "Ihr müsst vorsichtiger sein, Prinzessin Hathor!" "Ich bin nicht HATHOR! Ich heiße Lyra! L-Y-R-A!" buchstabierte sie ihm vor. "Entschuldigt, Prinzessin Lyra!" erwiderte er daraufhin. "Äh..." stöhnte Lyra auf und sackte mit dem Kopf gegen seine Brust. "Milady?" fragte er überrascht. "Wie kann man nur so ein verquerer Kerl sein..." kam es dumpf von ihr. "Verquer? Aber ich heiße doch Lucian?" erwiderte er verwirrt. "OH MEIN GOTT! Lucian du bist echt anstrengend!" meinte Lyra und stieß sich von ihm weg. Dabei verlor sie allerdings das Gleichgewicht, ruderte kurz mit den Armen:" AHHH!" "Lyra!" rief Lucian, machte einen großen Schritt nach vorne, fing sie bei der Taille auf und zog sie wieder zu sich. Dabei verhinderte er zwar, dass sie zu Boden stürzte, allerdings waren sie einander auch sehr nahe gekommen. Viel zu nahe, Lucian sah Lyra tief in die Augen und der Moment stand für beide still. Lyra sah in diese wunderschönen azurblauen Augen und dachte sie müsse anfangen zu fliegen, sie spürte solche Freiheit und zugleich solche Angst ihn zu verlieren. Woher kamen nur diese verwirrenden Gefühle? Was war nur mit ihr los? Lucian kam näher und er hätte jede Wimper zählen können, und ehe er sich versah, legte er seine Lippen auf ihre und Lyra schloss die Augen. Sie spürte den zärtlichen zunächst noch schüchternen Kuss, der aber viel stärker und romantischer wurde. Lucian zog sie noch enger an sich, legte die Hände um ihre Taille, drückte sie an sich und Lyra verspürte nie gekannte Wärme und Liebe. Sie wusste nicht wie lange sie in dieser Traumwelt schwebte, aber sie wollte nicht so schnell wieder gehen müssen. Doch Lucian beendete den Kuss, beide waren außer Atem und Lyra atmete ein bisschen schneller als sonst. "Verzeiht, ich war aufdringlich..." murmelte Lucian. "...kein...kein Problem..." stammelte Lyra leicht benommen. Da gab Lucian sie frei, verbeugte sich kurz und verabschiedete sich hastig: "Ich lasse Euch jetzt schlafen, Prinzessin - morgen wird der Tag der Entscheidung ihr braucht Euren Schlaf!" meinte er und ging. Lyra sah ihm noch immer nach, obwohl er schon längst ihr Zimmer verlassen hatte und sie fuhr sich immer noch wie in Trance mit den Fingern leicht über ihre eigenen Lippen, als könnte sie nicht glauben, dass sie gerade ihren ersten Kuss an Lucian vergeben hatte. Und was für ein schöner Kuss es gewesen war. Sie seufzte wieder auf, doch dieses Mal aus Freude. Lyra ging wieder auf den Balkon hinaus, doch dieses Mal wickelte sie eine feinen Schal um ihre zarten Schultern. Der Wind hatte aufgefrischt. Dennoch wollte sie noch ein wenig draußen bleiben, der Vollmond war ihr noch nie so schön vorgekommen. Leise vor sich hin summend, ging sie auf den Balkon hinaus und als das Mondlicht sie berührte, musste sie einfach dem Drang nachgeben, sie musste einfach etwas Singen: "Irgendwann kommt er, von sehr weit her, und steht mir vis-à-vis... Es folgen Regen, Regenbögen, in schönster Harmonie..." "Märchen werden für mich wahr, gut wird alles enden. Hörst du mich singen, mein Lied klingen? Stimme mit ein, glücklich sein zu zweit..." Lyra lehnte sich gegen die Balustrade und ein sehnsüchtiger und glücklicher Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. "Ihr seht sehr glücklich aus, Prinzessin Lyra!" Lyra sah auf, hinter ihr stand, leicht verborgen im Schatten des Vorhangs, Damian. Sie fragte: "Damian, wo kommst du her?" "Ich wollte nur nach Eurer Sicherheit sehen und auch, ob Ihr schlafen könnt!" sagte er und als er aus dem Schatten trat, wurde Lyra wieder bewusst, wie gut aussah. Sie sah zu ihrer eigenen Verlegenheit, dass sein schwarzes Hemd offen war und sie konnte eine perfekt trainierte Brust sehen. "Äh... danke mir geht es gut und nun würde ich gerne schlafen gehen!" "Verständlich, Ihr müsst noch sehr müde von dem heutigen Tag sein... es war sehr anstrengend... ich werde nun gehen!" "Vielen Dank, Damian!" sagte Lyra erleichtert, sie wollte schon an ihm vorbeigehen, als Damian sie an sich zog. Lyra prallte gegen seine durchtrainierte Brust, sie blickte verblüfft auf, er hob ihr Kinn an und küsste sie leidenschaftlich. Lyras Augen wurden größer, doch dann schloss sie die Augen und sie spürte wie ihr die Knie weichen wurden. Sie musste sich gegen Damian lehnen und als seine starken Arme um sie schlossen, schlug ihr Herz immer mehr gegen den Takt. Sie spürte wie der Kuss immer intensiver wurde, leidenschaftlicher und sie wollte sie wehren aber zu gleich wollte sie nichts sehnlicher als diesen Kuss. Damian zog sich von ihr zurück und als er sich von Lyra löste, sah er ihr tief in die Augen und sagte: "Träum schön Prinzessin!" "Damian..." flüstere Lyra. Doch er war schon gegangen. Sie war allein und Lyras Herz schlug völlig außer Takt. "Oje, was mach ich jetzt nur?" fragte sie hilflos, und nach Schlafen wir jetzt auch nicht mehr. Kapitel 5: Gegenüberstellung ---------------------------- Lyra zitterte, und obwohl sie es niemals im Leben zugegeben hätte, hatte sie riesige Angst. Um ehrlich zu sein, machte sie sich fast in die Hosen. "Warum sind die Heldinnen in den ganzen Fantasy Romanen und Filmen immer so verdammt mutig - ich will Heim!" heulte sie innerlich panisch, nach außen hin wirkte sie gefasst und ruhig. Zwar leicht bleich im Gesicht aber sonst konzentriert. "Majestät müssen keine Furcht zeigen, Sie sind die Auserwählte, Sie werden Asyra in ihre Schranken weisen!" hatten die hohen Priester ihr gesagt. "Klar - ich bin die Auserwählte!" meinte Lyra leicht ironisch und wandte sich um und rief zornig und panisch zugleich über ihre Schulter nach hinten: "UND WARUM MUSS ICH DANN ALLEINE GEGEN DIESE FIESE DÄMONIN KÄMPFEN?" "Wir vertrauen Euch, Prinzessin Hathor!" erscholl der Priesterchor und Fahnen schwenkten wild durch die Luft. Anfeuerungsrufe ertönten und Lyra blickte zornig und unwohl wieder nach vorne. Vor ihr erstreckte sich eine recht weite leicht hügelige Landschaft und die drohenden Gewitterwolken, die gruselig und violett strahlend eine düstere Stimmung verbreiteten. Kein Vogel war zu hören, kein einziger Laut erfüllte die Luft. "Großer Gott, das ist ja wie beim Weltuntergang, die drohende Apokalypse nähert sich!" murmelte Lyra. Sie stand ganz alleine einiges von der großen Festung entfernt und trug das gleiche Kleid, was ihre Vorfahrin an demselben Tag getragen hatte. Lyra fröstelte, der Wind frischte auf und das Kleid war nur ein kurzes weißes Baumwollkleid, das sie schrecklich frieren ließ. Lyra fuhr sich über die nackten Oberarme, das Kleid war wie eine Toga geschnitten und Lyra fror stark. Sie blickte mit eisigem Blick auf die Landschaft vor ihr und sie wäre am liebsten umgedreht und zurück ins Schloss gelaufen. "Verfluchte Scheiße - als ob ich etwas gegen eine DÄMONIN ausrichten kann. Wenn nur ein bisschen was stimmt, von dem was die anderen mir erzählt haben, dann ist diese Asyra der Teufel in Frauengestalt!" dachte sie unwohl und schluckte schwer. "WAS MACH ICH HIER? ICH BIN EINE 19JÄHRIGE STUDENTIN UND KEINE KRIEGERIN!!!" wütete sie und wollte bereits auf dem Absatz kehrt machen, da dröhnte ein lauter Donnerschlag aus den Wolken und ein Blitz schoss auf Lyra zu. "AHHHH!" schrie sie und hechtete mit voller Wucht und Kraft zur Seite. Der Blitz schlug ein und hinterließ einen kleinen Krater sowie auch einen rauchenden, verkohlten Boden. "Wawawawawawas wararwar dadadadas?" brabbelte sie nervös und panisch. Sie drehte sich um und das Herz wäre ihr, wenn es nicht schon dort gewesen wäre, in die Hose gerutscht. Vor ihr war eine unendliche Armee von Dämonen, bestehend aus schwarzbläulichen Drachen, aufgetaucht und sie funkelten Lyra böse aus ihren Augen an. "Ojeojeojeojoe..." stammelte Lyra und hielt schützend die Harfe vor das Gesicht. Das war die einzige "Waffe" die die Priester Lyra zugestanden hatten und sie fühlte sich nicht wirklich beschützt oder sicher. Die Drachen stießen heiße Rauchschwaden aus den Nüstern und ein Geräusch wie gehässiges Lachen erfüllte die Luft. "Hey! Lacht ihr mich etwa aus?" rief Lyra wütend, und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen: "Na klar lachen sie mich aus - das sind tonnenschwere Riesenechsen die mich mit einem winzigen Schnapper auffressen können und ich knie blöde vor ihnen mit nichts als einer goldenen Harfe bewaffnet? Wie jämmerlich ist das denn..." Lyra ließ den Kopf hängen und seufzte. "HAHAHAHAHA!" erscholl ein lautes Lachen aus den violetten, düsteren, schwarzen Wolken. "WER LACHT DA?" rief Lyra und stand auf. Unter Donner und weiteren gefährlichen Blitzen erschien eine Frauengestalt aus den Wolken. "ICH LACHE DA!" kam die amüsierte Antwort. Die Frau war ziemlich hübsch und jung. Sie war kleiner als Lyra es war und sie trug ein hübsches, schwarzes Kleid. Sie hatte längere Haare und ihre Augen glühten eindrucksvoll. Lyra hätte sie für eine hübsche Menschenfrau gehalten, wenn nicht zwei Hornartige Gewächse aus ihrem Kopf wuchsen, spitz auf ihrer Seite dort wo die Ohren sein müssten. Lyra hätte sich auch nicht mehr gewundert, wenn sie auch noch einen Teufelsschwanz gehabt hätte, aber das Mädchen schwebte einfach in der Luft und ihre unangenehme Aura erfüllte die Luft. "... ich schätze jetzt mal ganz stark - du musst diese gefährliche Asyra sein!" sagte Lyra. Sie grinste: "Richtig, Süße - ich bin Asyra Herrin des Gewitters, des Donners und des Blitzes. Und du kleine Lyra-" Lyra zuckte bei ihrem Namen zusammen. "-wirst heute leider diesen Tag nicht überleben!" grinste Asyra. "WIR müssen sofort raus und Lyra helfen!" wetterte Lucian und Damian nickte unterstützend. Doch die Priester hielten den jungen Prinzen fest zurück und der Hauptmönch sagte: "Nein Majestät - Ihr kennt die göttliche Weissagung der Schriftrolle im heiligen Tempel von Soleia! Prinzessin Lyra muss Asyra alleine besiegen! Nur sie ist im Stande, die Göttin verbot uns damals die Hand zur Waffe zu führen. Asyra kann man nur mit Musik bezwingen!" "MIR EGAL - Lyra wird sterben! Ich muss ihr helfen!" rastete Lucian aus und wandte sich mit aller Kraft gegen die Griffe seiner Leibwachen. "Okay ich nehme stark an, dass du nicht einfach verschwinden wirst, wenn ich dich höflich darum bitte - oder?" fragte Lyra. "VERGISS ES!" kam die donnernde Antwort wie ein Orkan und der Wind erhob sich wirklich und blies Lyra fast um. "PUH! Man kann doch wenigstens mal fragen und ich schätze auch, dass du nicht vorhast die Stadt heilzulassen, wenn ich verspreche einfach zu gehen, oder?" "Hahaha!" dieses Mal lachte Asyra nur noch und Lyra fühlte sich wieder einmal herrlich verarscht. "Hör mal - ich bin erst seit gestern in dieser komischen Welt und habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie man Harfe spielt, noch warum ich diese "Auserwählte" sein muss. Daher wäre ich dir sehr dankbar, wenn du einfach - wie sagt man doch gleich!" Lyra tat als müsse sie nachdenken, blickte auf und sagte: "Ach ja, "LEINE ZIEHEN WÜRDEST!" "Tja, kleine Närrin - hier ist meine Antwort!" Asyra schickte einen grellen Blitz gegen Lyra, die erneut nur knapp ausweichen konnte. "Puh... mit der ist echt nicht gut Kirschen essen!" meinte Lyra und betrachtete kurz die goldene Harfe. Ein kurzes Aufglänzen wirkte wie ein Energieschub und Lyra sagte rebellisch: "NA GUT - dann werde ich mal dieses Land verteidigen - obwohl ich keine blasse Ahnung habe, wie man kämpft!" Sie schlug die goldenen Saiten der Harfe an und der liebliche Klang erfüllte die Luft. Die Drachen reagierten augenblicklich, sie wandten sich und ihr Knurren und Fauchen erscholl als Antwort. Asyra hielt sich die Ohren zu und rief zornig: "AUFHÖREN! Zweimal funktioniert der gleiche Trick nicht!" Sie jagte wieder Blitze auf Lyra, die springend auswich und jagte zwei Drachen auf Lyra los. Lyra nahm die Beine in die Hand und rannte panisch schreiend weg: "AHHHHH! HEY ICH BRAUCHE HILFE!" "MAJESTÄT DIE HARFE BENUTZT SIE!" erscholl der Ruf eines Mönchs. "AH ja!" sagte Lyra und blieb stehen, drehte sich um und schlug mit aller Kraft die Saiten der Harfe an, der Ton schien sich zu materialisieren und es war als würden Schallwellen gegen den Drachen fliegen und der erste Drache konnte nicht ausweichen und als die Schallwellen ihn erreichten, krümmte er sich zusammen, zerbarst zu Sternenstaub und der Staub flog in den Himmel. "WOW - das Ding ist echt spitze!" sagt Lyra fröhlich, da riefen Lucian und Damian: "LYRA PASS AUF!" "Häh?" fragte sie und als sie aufsah, schlug der Drachenschwanz des zweiten Drachens gegen sie und fegte sie wie ein Staubkorn in die Luft. "AHHHHH!" schrie Lyra und krachte mit voller Wucht auf den Boden. "LYRA!" schrien Damien und Lucian. "AUA..." meckerte sie und richtete sich stöhnend wieder auf. Da sah sie schon wie der Drache auf sie zuflog und panisch griff sie nach der Harfe schlug einen Ton an und sang: "LA!" Ihre Stimme verknüpfte sich mit dem Ton und noch kräftiger als vorher erschienen die Schallwellen und schlugen gegen den Drachen, gleich wie der erste zerbarst er zu Staub und verschwand in den Himmel. "Puh..." stöhnte Lyra. Asyra wurde zornig und leise sagte sie: "Gut... du willst mit dem Feuer spielen? Von mir aus gerne, nur kleine Mädchen verbrennen sich leicht daran!" Kapitel 6: Klänge der goldenen Harfe ------------------------------------ "Uff..." stöhnte Lyra aus und wischte sich die paar Blutstropfen von ihrem Kratzer über der rechten Wange weg. Vor ihr schwebten noch immer hunderte von diesen Drachendämonen und sie wurde langsam schwach. Wenn sie denn jemals stark gewesen war... Lyra sah keinen Ausweg mehr. Sie musste sich fügen... "Schon müde "Auserwählte"?" kam die lachende Antwort von Asyra die zwischen ihren Dämonen auf einem Thron der in der Luft schwebte, saß und genüsslich den ausweglosen Kampf ihrer Rivalin mitverfolgte. "Pff... wenn du nur ein bisschen Mut hättest, dann würdest du gegen mich persönlich antreten!" warf Lyra ihr vor, sie hatte schon alles verloren, darum war es ihr bereits egal, ob sie noch etwas riskierte. Asyras Gesicht verdunkelte sich. "Du meinst also ich bin schwach?" flüsterte die Göttin der Gewitter. "Ja..." hauchte Lyra. "ICH soll SCHWACH sein... ich die Herrin der Wolken, des Donners, des Blitzes, des Sturmes und des Hagels? ICH DIE GÖTTIN ASYRA?" flüsterte sie und ihre Stimme war beunruhigend kalt. Lyra ließ sich auf die Knie fallen und atmete schwer ein und aus, dann sah sie auf: "Was hast du davon? Was hast du davon, das Königreich zu regieren? Wozu willst du die absolute Macht? Gefällt dir das Königreich nicht so wie es ist?" "DU dummes Mädchen, du hast keine Ahnung wie kaputt diese Welt ist - ich will sie nur wiederaufbauen!" "Aufbauen was du zerstörst? Das hat nicht wirklich Hand und Fuß!" meinte Lyra zynisch. Sie stand schwankend auf und verfestigte ihren Blick, da ihr bereits schwindlig wurde. Sie starrte Asyra fest an: "Wozu die ganze Gewalt? Hass und Zwang sind die schlechtesten Mittel um ein Königreich zu führen! Also wozu willst du eine Königin sein, wenn du doch das Volk verachtest!" "Ich verachte das Volk nicht!" kam die Antwort. Lyra sah verwundert auf. Asyra war ernst und schüttelte den Kopf: "Ich hasse das Volk nicht!" "Aber warum quälst du es dann? Warum, Asyra?" fragte Lyra. "Ich...Ich... du- tötet sie! Ich will sie nicht länger sehen müssen!" schrie Asyra plötzlich. Die Dämonen griffen augenblicklich an. Lyra sah wie in Zeitlupentempo die Dämonen auf sie zu kommen, sie sah wie sie das Maul öffneten um ihr endgültig den Gar aus zu machen. Lyra war viel zu schwach um sich zu wehren, daher schloss sie die Augen und wartete ergeben auf den Tod. "Schade... ich wollte doch so gerne ein einziges Mal auf der Bühne stehen und singen... nur ein einziges Mal - Mama und Papa...ich werde euch ganz schön vermissen!" und ein schwacher Anflug von Melancholie mischte sich in ihr tieftrauriges Herz. Doch sie spürte einen schwachen Windzug und als sie die Augen öffnete, erstarrte sie. Lucian stand vor und er trug ein gewaltiges Schwert, womit er den Dämonendrachen von Lyra fern hielt. "Lucian!" rief sie verwundert. "Lyra du darfst nicht aufgeben. Es gibt etwas was du nicht von Asyra weißt!" knurrte Lucian. "Was denn?" Lyra war verblüfft. "HALT DEN MUND!" schrie Asyra und schickte die nächsten Dämonen gegen Lucian. Doch dieses Mal war Damian zur Stelle und Lyra verstand das erste Mal warum die Menschen Damian mit einem ängstlichen Blick ansahen. Damians Körper wurde schmäler, gewaltiger und größer - er wurde zu einem Wesen das Lyra noch nie gesehen hatte. "Was ist denn mit Damian los?" rief sie ängstlich. "Lyra kennst du das mystische Wesen Amarok? Amarok ist der Name eines riesigen Wolfes aus der Mythologie des Volkes was in deiner Welt als Inuit bekannt ist. Es heißt, er jage und fresse jeden, der töricht genug sei, bei Nacht alleine auf die Jagd zu gehen. Anders als die echten Wölfe, die in Rudeln jagen, ziehe er es vor, alleine zu jagen! Damian ist die Verkörperung dieses uralten Wesens - in eurer Welt war zunächst in der Eiswüste zuhause und fühlte sich dort wohl - bis in das Volk der Inuit störte und verärgerte. Darum wurde Amarok auch als böser Dämon bezeichnet - aber ursprünglich war er der Schutzgeist dieses Landes!" "Aha!" sagte Lyra schwach auf Lucians Erklärung. "SO stehen wir einander wieder gegenüber alter Freund und Widersacher!" lächelte Asyra ihr kaltes Lächeln. Damian knurrte nur und griff an - Asyra ließ ihre Drachen gegen Damian antreten, doch Damian attackierte auch immer wieder sie selbst, so dass sie Lucian nicht mehr erreichen konnte um ihm den Mund zu verbieten. "Was ist nun mit Asyra?" fragte Lyra, während sie mit Lucian gegen die Drachen kämpfte. "Asyra war nicht immer böse!" rief Lucian und durchbohrte den Hals eines Drachens, der qualvoll zu seinen Vorgängern ging und starb. "Wie jetzt? Ich dachte sie ist das "Böse in seiner reinen Urform"!" meinte Lyra und schlug die Harfe an. Der Ton zerstörte die Drachen die sie angriffen und sie sah Lucian an. "Asyra war einst die Prinzessin unseres Landes - doch die böse Schwester der Göttin die Halthor zur Retterin auserkoren hatte, legte einen schweren Fluch auf Asyra. Sie wurde Prinzessin von der bösen Göttin getötet und als Dämonin in das Leben zurückgeholt. Die Göttin gab Asyra die Kräfte der Göttin der Gewitter und gab ihr genügend Kraft um alles zu vernichten was es gab. Asyra tötete die Göttin und erschuf somit ein Ungleichgewicht. Seit diesem Tag entbrannte der Kampf um das Königreich Soleia, das Land das in purer Harmonie lebte. Die Königin und der König waren entsetzt als sie ihre Tochter wiedersahen und schickten ihren Sohn, Asyras Bruder in den Kampf gegen sie. Er konnte sie zwar zurückschlagen, doch Asyra kam zurück und der Bruder starb. Seit diesem Tag versucht Asyra das Königreich was sie im Stich gelassen hatte, zu zerstören! Als Rache!" erzählte Lucian. "Aber ihr konntet nichts dafür, dass Asyra getötet wurde!" rief Lyra. "In Asyras Augen ist es aber unsere Schuld und alle Nachkommen ihrer Familie sind ihre größten Feinde. Sie will alles tot und zerstört sehen!" kam die Antwort. "Wie schrecklich!" rief Lyra. Dann fasste sie einen Entschluss als sie Asyras große traurigen und hasserfüllten Augen sah. "Ich werde ihr helfen!" sagte sie. Lucian sah sie nur stumm an und sagte: "Versuch dein Glück, Damian und ich halten dir den Rücken frei!" "Okay... Damian!" rief sie. Sofort kam der große Wolf aus der Luft auf sie zu gejagt und sie stieg auf seinen Rücken. Gemeinsam flogen sie hoch in den Himmel. Dort wartete Asyra und bebte vor Zorn. "Dummes, kleines Geschöpf - du hattest jetzt die einmalige Gelegenheit zu fliehen - dennoch rennst du in deinen Tod! Aber gut, es ist ja dein kümmerliches Leben, das du wegwirfst!" zischte die Göttin. "Ich will dir helfen Asyra. Lös dich von deinem Zorn und von deiner Rache!" rief Lyra und schlug die Harfe an. Die Saiten vibrierten ganz leicht und der Ton ertönte strahlend rein und schön. Asyra schrie gepeinigt auf: "HÖR AUF!!!!!" Die Drachendämonen flogen vor ihre Herrin und fingen den Ton ab, sie zerfielen zu Sternenstaub und kehrten zu ihren Brüdern in den Himmel zurück. "Du überlebst den heutigen Tag nicht!" flüsterte Asyra. Damit hob sie ihre Arme und die Wolken wurden schwarz, gelber Nebel legte sich über das Land und die Menschen stöhnten vor Pein. Sie röchelten und bekamen schwer Luft. "Verfluchte Hexe - sie will uns alle ersticken lassen!" keuchte Lucian und griff sich an den Hals, seine Sicht verschwamm. "Majestät kommt zurück in die Burg!" rief der älteste Mönch bekam aber einen Hustanfall und sackte stöhnend zusammen. "Hör auf damit - bitte verschone die Menschen!" rief Lyra. "Niemals - sie haben mir damals auch nicht geholfen - ich wurde auch nicht verschont!" lachte Asyra schallend. Blitze durchzuckten den Himmel, der Donner war Ohrenbetäubend. Die Blitze traten aus den Wolken heraus und überall wo sie auf dem Boden auftrafen hinterließen sie gewaltige Krater. "NEIN!" schrie Lyra. "HAHAHAHA!" lachte Asyra. Blitze zuckten, Donner krachte, Hagelkörner prasselten vom Himmel und ein Orkan erhob sich aus den Wolken. "AHHHH!" rief Lyra und klammerte sich an Damian fest der sich gegen den Sturm stemmte. "Hör auf, bitte Asyra - lass mich dir helfen!" rief Lyra, sie hob die Harfe und spielte eine Melodie. Die Finger glitten wie von selbst über die Saiten und zupften und schlugen sie an. "Bist du das Hathor, die mich lenkt?" fragte sich Lyra und als hörte sie eine leise Stimme, formten sich die Worte in ihrem Kopf: "Ja, vertrau mir, Lyra!" "Ja..." flüsterte Lyra und als sie zu singen begann, hoffte sie sehnlichst Hathor mit diesem Lied zu erreichen. "Kleines Mädchen zart und rein, hör dies Wiegenlied von mir, sei mein und bleib hier, ich schütz dich vor der Menschen Gier! Halt meine Hand und sei nicht traurig, ich heil dich und hüt' dich gern!" Asyra begann zu husten, sie schien keine Luft mehr zu bekommen, "hör auf... hör auf...“ flüsterte sie. Doch Lyra dachte nicht daran. "Kleines Mädchen zart und rein, hör dies Wiegenlied von mir, ich will dich halten sicher und warm, gib mir die Hand und sei sicher du bist behütet von der Gefahr!" "AHHH!" schrie Asyra und hielt sich die Ohren zu. "Kleines Mädchen zart und rein, hör dies Wiegenlied von mir, sei mein und wirst auch ewig hören, ich hab dich lieb!" Asyra griff sich an die Brust, krümmte sich zusammen und als sie dieses Mal schrie, schien es als würde schwarzer Rauch aus ihrem Mund strömen. Als es aufhörte, wurde Asyra ohnmächtig und sie begann zu fallen. "DAMIAN!" "Ja!" knurrte er und flog hinab, Lyra fing Asyra auf und blickte hinauf zum Himmel, der schwarze Rauch verformte sich immer wieder, bis er eine schwarze Silhouette von Asyra war und sich dich Ohren zuhielt. "Das muss das böse Dämonische sein, dass Asyra die ganze Zeit beherrscht hat - wenn wir es zerstören, dann wird alles wie vorher!" rief Lyra. "Dann nichts wie los!" rief Damian und flog mit ihr nach oben. Lyra schlug erneut die Saiten der Harfe an und der Klang war so stark wie noch zuvor, dann sang Lyra: "Kleines Mädchen zart und rein, hör dies Wiegenlied von mir, sei mein und wirst auch ewig hören, ich hab dich lieb!" Der Schatten krümmte sich noch zusammen, einmal, zweimal und zerbarsten. Die Dämonendrachen lösten sich auf und wurden zu Sternenstaub, die Wolken wurden weiß und verschwanden, der Hagel wurde zu Lebenspendenden Regen und hüllte die Erde in sanftes Nass. Der Nebel wurde vom Regen weggespült und der Orkan wurde zu einem leichten, flüsternden Wind und strich sanft über die Gräser und Wiesen. Lyra und Damian flogen langsam zurück zur Erde und Damian trug die ohnmächtige Asyra, die nun ganz normale Ohren hatte und keine Hörner mehr an der Seite hatte, während Lyra zu Lucian hechtete. "Lucian! LUCIAN!" er lag ohnmächtig am Boden. Lyra hob vorsichtig seinen Kopf auf ihren Schoss hoch und rief seinen Namen. Er öffnete die Augen und er sagte lächelnd: "Danke Prinzessin Lyra!" "Du bist und bleibst ein Idiot!" lachte Lyra nur. Kapitel 7: Rückkehr ins Licht ----------------------------- "Wie geht es Asyra?" fragte die junge Blondine, während sie neben Lucian der sich von dem giftigen Nebel erholt hatte, ging und durch den Schlosspark spazierte. Lucian streckte sich. "Wesentlich besser, sie hat noch Albträume aber die werden auch wieder verschwinden - Asyra ist nun wieder ganz normal. Sie bedauert ihre grausamen Taten und will Buße tun, indem sie eine Nonne in der schönen Tempelanlage draußen in den Wäldern wird. Dort gibt es nämlich einen Tempel den die Bauern der Göttin Hathor erbaut haben." "Liegt dort auch diese ominöse Schriftrolle, die die Vorhersage gemacht hat, dass ich euer Königreich retten soll?" fragte Lyra. "Richtig - genau dieser Tempel!" lächelte Lucian. "Wer auch immer diese doofe Prophezeiung gemacht hat, sollte mir dringendst Schmerzensgeld zahlen!" grummelte Lyra. Lucian grinste einfach nur. Lyra blieb stehen und streckte sich: "Sag mal - wie komm ich eigentlich wieder zurück?" Lucian blieb stehen und sah sie an: "Willst du denn zurück?" "Äh - ja! Klar, ich habe mein gesamtes Leben da drüben verbracht - ich würde gerne meine Zukunft so gestalten wie ich es will!" meinte Lyra ernst. "Oh wenn das so ist - ich bring dich zum Tempel! Dort betest du am besten zu Hathor, die wird schon einen Weg wissen!" meinte Lucian heiter. "WAS! Bist du noch ganz bei Trost!!! Ihr habt mich einfach so hierher gebracht ohne zu wissen, wie ich wieder nach Hause komme?" fragte Lyra erschüttert. Lucian zuckte die Schultern: "Na ja, Damian und ich sind davon ausgegangen, dass du hier bleibst - und dich für einen von uns entscheidest!" "Was - wie- wann? WAS?" plusterte Lyra sich auf. "Mhm?" Lucian sah sie an. "Ihr wisst dass ich euch BEIDE geküsst habe?" fragte Lyra fassungslos. "Natürlich, wir sind die besten Freunde - das erzählt man sich auch!" meinte Lucian. *KNALL* Lyra hatte Lucian eine feste Ohrfeige verabreicht und der laute Klatsch ertönte quer durch den Garten. "AUA! Für was war die schon wieder?" fragte er und rieb sich die rote Wange. "DIE war dafür, dass du und Damian echte Arschlöcher seid! DIE-" damit knallte sie ihm noch eine und Lucians andere Wange brannte auf: "AUA!" "-DIE war dafür dass ihr mich einfach von zu Hause entführt habt und gegen meinen Willen hierher verfrachtet habt!" Zum Schluss trat sie ihm mit voller Wucht auf den Fuß und Lucian jaulte auf vor Schmerz: "AUA!" "-und DAS war dafür, dass ich gegen eine völlig verrückte Prinzessin antreten musste, die neben bei ein Dämon war!" damit noch immer ziemlich zornig dreinblickend, wandte sich Lyra ab und schritt davon - den Kopf hoch erhoben und dampfend vor Wut. "Hoppla!" sagte Damian grinsend, er hatte alles von seinem Balkon aus beobachtet, sprang nun elegant hinunter zu seinem leicht verwunderten Freund und half ihm wieder auf die Beine. Nach Lyras Fußzerstamper war Lucian nämlich umgefallen. "Wie heißt es doch so schön schon in Shakespeares Worten: "Man könnte ebenso gut Feuer im Schnee entzünden, wie den Versuch machen, das Feuer der Liebe mit Worten zu löschen!"" grinste Damian und Lucian brummte nur ungehalten: "Halt einfach deine lyrische Dichterklappe!" Damit rannte Lucian der zornigen Lyra nach, wobei er leicht humpelte - Lyras Tritte und Schläge waren ziemlich hart. "Lyra bitte - ich will mich entschuldigen!" meinte Lucian ehrlich. "Pff - mir egal was du willst! ICH will jetzt nach Hause und dafür brauch ich dich nicht!" zeterte Lyra vor sich hin. "Schön - du weißt aber eh dass du den falschen Weg gehst - dort kommst du beim Fluss raus - der Tempel liegt in die östliche Richtung!" sagte Lucian grinsend. Lyra blieb stehen, drehte sich um und marschierte dieses Mal den richtigen Weg entlang. "Komm schon Lyra! Sei nicht so biestig - außerdem wenn du so wütend auf den Kuss bist, warum hast du ihn dann eigentlich zugelassen?" fragte der Prinz neugierig. Lyra zischte nur und ging weiter. "LYRA! Gib mir wenigstens eine ordentliche Antwort!" rief Lucian, packte Lyra bei der Hand, zwar bestimmend aber nicht hart. "Lass mich sofort los!" fauchte Lyra, sie verdrehte sich und wollte sich schon losmachen, da stolperte sie, riss Lucian mit und beide landeten im weichen Moos neben dem schmalen Feldweg. "Geh runter von mir!" rief Lyra zornig. "Geht nicht, du liegst auf mir drauf!" kam die trockene Antwort. "Nur auf deinen Arm, du liegst auf meinem Oberkörper und jetzt geh sofort runter!" "Geht schwer ohne meinen rechten Arm!" "LUCIAN!" "LYRA!" äffte er sie nach. "Das reicht!" sagte sie trotzig, zog seinen Arm weg und wollte schon aufstehen, da drückte Lucian wieder zu Boden, seine Lippen waren auf ihren und zog sie eng an sich. "MHM!" protestierte Lyra wütend, sie biss Lucian zornig in die Lippen und sagte als er schmerzvoll zurückwich: "Versuch das noch einmal und ich beiß' dir die Lippen richtig ab!" "Schon okay!" murmelte Lucian, zog Lyra hoch und sie sprang auf den Weg zurück und rannte weiter zum Tempel. Ohne anzuhalten rannte sie durch und kam völlig außer Atem bei dem großen Marmortempel an, sie ging durch den offenen Eingang, der von zwei großen Säulen gehalten wurde und betrat das Innere des Heiligtums. "Wow?" flüsterte sie. Der Tempel war sehr schön und viel größer als die Kirche im Palast. Vor sich sah sie eine große Statue von Hathor, in ihrer üblichen Position, stand sie da, hielt die Harfe in der Hand und sang mit geschlossenen Augen ein unhörbares Lied. "Sie ist überall so abgebildet - Hathor ist Musik!" kam die Erklärung hinter Lyra. Sie drehte sich um und sah Damian im Eingang stehen. Er ging auf sie zu und sagte:" Verzeiht dass ich Lucian von unserem Kuss erzählt habe!" "Mit einer lauwarmen Entschuldigung bist du trotzdem nicht erlöst - ich kenne deine und ich kenne Lucians Masche! Wenn euch beiden etwas an mir liegen würde, hättet ihr mich erstens nicht bedrängt und zweitens würdet ihr meine Wünsche respektieren! Und mein Hauptwunsch ist dass ich nach Hause will!" sagte Lyra kalt. Damian trat zurück und sagte: "Gut... ich respektiere diesen Wunsch!" Lyra drehte sich um und sah Hathors Statue lange an, sie hatte keine Ahnung was sie tun musste um mit Hathor Kontakt aufzunehmen! Sie drehte sie um und sagte: "Lass mich bitte allein!" Damian zog sich sofort zurück. Draußen tauchte ein ziemlich nachdenklicher Lucian auf und sagte: "Schon da? Ging aber schnell Damian!" Er wollte in den Tempel, da hielt Damian ihn zurück und sagte: "Sie will allein sein!" Lucian nickte und setzte sich auf die Stufen des Tempels. "Ich glaube wir haben sie ganz schön verletzt!" sagte er plötzlich. "Mhm..." "Wir hätte niemals um sie streiten dürfen!" "Mhm..." "Kommt noch was Konstruktives?" "Nö..." "Mhm..." Sie schwiegen beide, da sagte Damian: "Ich glaube, Lyra hat weder Gefühle für dich noch für mich!" "Das glaube ich auch!" "... wir sollten sie zurück nach Hause bringen!" "Ja..." "Lucian?" "Mhm?" "Ich werde sie vermissen..." "Ich auch..." "Ich liebe sie...." "Ich liebe sie auch..." "Was machen wir jetzt?" "Sie gehen lassen!" "Ja!" Lyra kam aus dem Tempel und sagte: "Gut ich habe keinerlei Ahnung wie ich wieder nach Hause komme! Was mach ich nur?" sagte sie entmutigt. Lucian und Damian sahen sich an und nickten: "Lyra - wir wissen einen Weg! Komm!" sagte Damian und verwandelte sich in den großen Wolf, Lucian saß auf und zog Lyra mit. Sie flogen über den Himmel und kehrten zu dem einsamen Hügel zurück, wo Lyra gelandet war als sie in diese Welt geraten war. "Hier!" sagte Lucian und zog ein schönes Buch aus seinem Umhang. "Das ist das Buch aus der Bibliothek!" sagte Lyra. Doch nun stand der Titel "Bibliothek der Privatuniversität Konservatorium Wien!" und Lyra verstand. "Das ist eine Art Reiseportal?" "Ja - wir können zwischen diesen zwei Orten hin und her reisen, so wie wir wollen!" sagte Damian. "DU hast mich also angelogen, Lucian - du sagtest ihr wisst nicht wie ich zurückkomme?" sagte Lyra und sah auf. Lucian nickte: "Hass mich ruhig - aber ich wollte dass du hier bleibst!" "Warum?" "Wie sagte schon die größten Dichter eurer Welt: "Zu lieben heißt loszulassen!" damit schlug Lucian das Buch auf und ein helles Leuchten tauchte Lyra in grelles Licht. "WAS? Wartet - nein, Damian! Lucian! Wartet!" rief sie noch, da zog sie das Buch ein und Lyra verschwand. Lucian hob das Buch auf und sagte: "Komm, Damian!" damit kehrten sie in das Königreich zurück und das Buch kam zurück in die Bibliothek wo es in einer schönen Glasvitrine auf einem samtenen Kissen ruhte. "AHHHHHHHH!" schrie Lyra als wieder durch einen endlosen Tunnel aus Licht fiel, sie fiel immer tiefer und tiefer und um sie herum hörte sie Gesprächsfetzen. "Ich heiße Lucian..." "Wo kommst du denn her, kleine Katze?" "Soleia - kommt sicher in die Sagen und Märchenabteilung!" "Wir brauchen dich Lyra!" "Nur ihr könnt Asyra aufhalten!" "Wie schön es ist, die Stimme unserer Göttin wieder zu hören!" "Ich soll wer bitte schön sein?" "Zu lieben heißt loszulassen!" "AHHHHHH!" schrie Lyra, und plötzlich blendete sie ein extrem grelles Licht und sie wurde bewusstlos. "Lyra!" "Mhm..." sie blieb liegen. "Lyra!" rief eine Stimme. "Was?" sie öffnete die Augen. "Lyra - ich bin entsetzt! Du schläfst auf dem Arbeitsplatz ein?" fragte Frau Höringer streng. "Was..." Lyra blickte hoch und sah dass sie tatsächlich mit ihrem Oberkörper auf dem Tisch lag und auf ihren Armen eingeschlummert war. Sie rieb sich die Augen und sah sich um. Es war knapp halb zehn und die Uhr tickte wie üblich laut. Um sie herum herrschte schon die angenehme Ruhe einer sich schließenden Bibliothek und das einzige was ein wenig ungut aussah, war die wütende Vorgesetzte, die vor ihr stand. "Ich - es tut mir Leid, Frau Höringer!" sagte Lyra mit leicht belegter Stimme. "Kindchen - Kindchen. Sei bloß froh, dass ich heute nachsichtig bin! Ich bin dir nämlich ziemlich dankbar, dass du heute so gut alleine klar gekommen bist - und es tut mir noch einmal ziemlich Leid, dass ich so plötzlich weg musste. Aber meine Cousine ist einfach so ein Pechvogel - immer tut sie sich weh, verliert irgendetwas, ach die Liste könnte ich ewig fortführen. Aber du hast heute brav gearbeitet. Du darfst gehen! Und schlaf dich aus, du siehst aus hättest du in den letzten Tagen nicht gut geschlafen, Kindchen - sei froh, dass wir jetzt ein langes Wochenende haben!" meinte Frau Höringer und schob Lyra samt ihrem Zeug aus der Bibliothek und sagte: "Ich wünsche dir ein schönes Wochenende ruh dich aus, Kleines!" damit schloss sie die Tür ab und schaltete das Licht und die Computer aus. Lyra wankte wie eine Schlafwandlerin die Gänge der dunklen Bibliothek entlang und ging aus der Universität - sie ging zur nächsten Straßenbahnstation und wartete auf die Linie 2, sie würde in drei Minuten kommen. Lyra setzte sich hin und fuhr sich verwirrt durch die langen, blonden Haare. "Irgendwie hab ich das Gefühl, dass etwas passiert ist, was ich nicht vergessen sollte? Aber was nur... ich fühl mich völlig k.o.! Als hätte ich gegen eine Armee gekämpft... ich will ins Bett!" stöhnte sie und als sie sich auf die Wartebank setzte, stach sie etwas in den Hintern. "AUA!" rief sie und kramte in ihrer Tasche nach dem Picke-ding. Sie fand es und erkannte ein kleines Kettchen mit einem schönen Anhänger. Dieser kleine Anhänger hatte sie gestochen und sie sah die Gestalt einer hübschen Frau mit langen Haaren, einer Harfe in der Hand und sie sang anscheinend gerade. "Mhm... irgendetwas meldet sich in meinem Hirn... aber was nur?" meinte Lyra flüsternd und nachdenklich. Da sah sie auf und die Straßenbahn kam bereits angefahren. Lyra stand auf und wollte das Kettchen einstecken, überlegte aber und band es sich ums rechte Handgelenk. Damit betrat sie die Straßenbahn und ließ sich auf einen vorderen Platz fallen. Müde legte sie ihren Kopf gegen das Fenster und wie um ihre Laune zu verdeutlichen begann es zu regnen. Die Straßenbahn fuhr ab und Lyra steckte sich ihren Mp3 Player an. Als die leise Eröffnungsmusik von "Elisabeth" begann, schloss Lyra die Augen und zählte die Stationen mit - sie musste ohnehin bis zur letzten mitfahren. Ein kleiner Lichtpunkt und eine kleine niedliche Katze saßen nun auf dem Glasdach, das über der Wartebank befestigt war, auf der Lyra zuvor noch gesessen hatte. "Mhm... komm!" ertönte eine männliche Stimme aus dem Lichtpunkt und die Katze sprang vom Dach und lief in die Dunkelheit des strömenden Regens, der Lichtpunkt folgte ihr. Epilog: Musik ------------- Hallo, hier melde ich mich noch mal zu Wort! Ja ich bin es eure Lyra... ich muss sagen, die letzte Zeit ist wie im Flug vergangen - ich kann es gar nicht fassen. Ich habe meine Ausbildung abgeschlossen und wurde letzte Woche tatsächlich als neue Hauptrolle für das Musical "Kiss me Kate" ausgewählt. Ich bin richtig glücklich, mit dem Geld dass ich verdiene will ich meinen Eltern endlich ein bisschen was zurückzahlen, für das was sie für meine Ausbildung ausgegeben haben. Aber ich habe ein gutes Gefühl - ich werde es bis an die Spitze schaffen. Und wisst ihr was - das Musical "Die drei Musketiere" fängt im Oktober an und das ist genau der letzte Spieltag von "Kiss me Kate!" ich werde mich für die Rolle der Constance bewerben - und ratet mal wer die "Lady de Winther" singen wird - richtig mein großes Vorbild PIA DOUWES oh wie ich mich freue, wenn alles klappt, werde ich endlich mit meine Idol auf der Bühne stehen. Gestern ist mir ein süßes kleines Kätzchen zu gelaufen - es ist ganz weiß und sieht einfach nur putzig aus. Ich glaube ich werde es behalten. Es ist wirklich niedlich und irgendwie gefällt mir der Name "Damian" ziemlich gut. Wie ich auf den Namen komme? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Außerdem kommt mir die Katze ziemlich bekannt vor, Entschuldigung, der Kater wollte ich sagen. Aber egal. Mir geht es einfach richtig gut und was das Wichtigste ist - ich lebe meinen Traum. Gibt es was Schöneres? Wenn ja, dann verratet es mir - ich würde es gerne wissen. Jetzt muss ich aber los - die Proben fangen an. Ich darf nicht zu spät kommen, warten sie Regisseur, ihre "Kate" fehlt noch. Apropos, in letzter Zeit treffe ich immer wieder auf so einen seltsamen Kerl - er läuft mir dauernd über den Weg. Er sieht ziemlich gut aus, er hat so schöne längere Haare, aber irgendwie ist er seltsam. Keine Ahnung warum ich den Kerl dauernd treffe. Aber das ist nicht so wichtig. Moment mal - ist er das nicht? Auf der Bühne, oh mein Gott, sagt mir bitte nicht, dass das mein Petrucchio ist - die Rolle meines Liebsten??? Oh Gott, sag nicht dass ich mit dem Kerl auftreten muss! WARUM PASSIERT SO WAS IMMER MIR???!!! AHHHHH.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)