Du hast dich verändert von usagi_san ================================================================================ Kapitel 5: Sorge ---------------- Nervös lief Seto den Flur auf und ab. Er würde es zwar auch jetzt in dieser Situation niemals offen zugeben, aber er war wirklich nervös und auch besorgt um Wheeler. Dieser lag seit einer halben Stunde im Operationssaal nebenan und diese Warterei machte Seto beinahe verrückt. Er wusste nicht, ob die OP schon durch war oder ob es Probleme gab. Keiner der verdammten Kittelträger lies sich bisher blicken. Bereits zum gefühlten hundertsten Mal machte er am Ende des Flures kehrt, um den selbigen wieder entlang zu laufen. Dabei wurde er von einem kleinen, schwarzen Wuschelkopf beobachtet, der sich auf einem der Stühle im Flur niedergelassen hatte. Mokuba war ehrlich erstaunt darüber, dass sein Bruder es unbewusst offen zeigte, wie besorgt und nervös er grade war. Es war wirklich eine Seltenheit, wenn nicht sogar das erste Mal, zumindest in Mokuba's Gegenwart. Dann endlich ging eine Tür auf und ein Weißkittel kam heraus. „Die OP ist gut verlaufen, Mr. Wheeler ist über dem Berg.“ „Gott sei Dank!“, kam es von Seto, der sich mit erleichtertem Gesichtsausdruck auf den Stuhl neben Mokuba niederließ. Ja, sogar diese Erleichterung war ihm sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. „Aber wir haben Wheeler aus reiner Vorsicht ins Koma verlegt. In spätestens zwei Tagen, wird er dann wieder aufwachen. Wir verlegen ihn jetzt auf ein Einzelzimmer.“ „Nein.“ Kaiba erhob sich wieder und legte sein Pokerface auf. „Wie bitte?“ „Nicht irgendein Einzelzimmer. Er bekommt DAS Zimmer.“ „Sie meinen wirklich DAS Zimmer?“ „Sie haben schon richtig verstanden! Und nun werde ich mich jetzt zurückziehen und erwarte den vollständigen medizinischen Bericht in einer Stunde auf meinem Schreibtisch, kapiert?!“ Dann wand sich Seto zum gehen und ließ den Arzt sowie seinen Bruder einfach auf dem Flur zurück. Der Arzt kümmerte sich nun um die Anweisungen und Vorbereitungen für Joeys Verlegung. Mokuba derweil, starrte seinem Bruder eine Weile hinterher und begann zu schmunzeln. „Du hast dich verändert, großer Bruder.“ Nach wenigen Minuten hatte der Firmenchef sein Büro erreicht und ließ sich hinter dem Schreibtisch nieder. Doch arbeiten konnte er jetzt nicht. Ihm saß der Schreck des heutigen Tages wirklich noch zu tief in den Knochen. Man sieht ja auch nicht alle Tage wie jemand vor den eigenen Augen angeschossen wird. So etwas wirft auch jemanden wie Seto Kaiba aus der Bahn. Er versuchte die Bilder aus dem Kopf zu verbannen, aber es gelang ihm natürlich noch nicht. Immer wieder sah er vor sich, was vor nicht mal zwei Stunden auf dem Eröffnungsfest passiert war. ***Flash back*** Kaiba’s Sicht: Schon als ich vor der neuen Spielhalle aus dem Auto ausstieg, konnte ich sehen, dass Mokuba trotz meiner ausdrücklichen Ablehnung, viel mehr Sicherheitspersonal hatte postieren lassen. Nun gut, daran konnte ich jetzt nichts mehr ändern, denn dafür war keine Zeit mehr. Allerdings würde Mokuba dazu noch etwas zu hören bekommen. Diese unnötigen Fachkräfte wollten schließlich bezahlt werden. Geizig war ich nicht was das anging, aber unnötige Kosten mochte ich trotzdem nicht. Roland drückte mir meine Rede in die Hand und ich lief los in Richtung Bühne. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich Yugi mit seinem Wanderzoo und sogar der Köter war anwesend. Da ich diesen in den letzten Tagen geschont hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen hinzugehen. Sie unterhielten sich grade und Joey sagte etwas von wegen „Beachtet nicht was ich sage.“ Das gab mir die Grundlage mich einzumischen. „Welch gute Idee, Wheeler.“ „Musst du nicht ne Rede schwingen oder so?“, warf er mir entgegen und ich meinte nur noch „Allerdings. Also tu mir den Gefallen und schau brav deinem Meister zu.“ Und insgeheim war ich ehrlich erleichtert darüber, dass Joey’s Veilchen inzwischen abgeklungen war. Es war nicht mehr zu sehen. Mit einem grinsen setzte ich dann meinen Weg zur Bühne fort. Mokuba konnte ich grade nicht ausfindig machen, aber er würde sicher gleich nachkommen. Und Roland würde ihn schon im Auge behalten. Als ich die vier Stufen zur Bühne hinter mich gebracht hatte, kam mein kleiner Bruder schon dazu. „Da bist du ja. Nachher bist du mir noch eine Erklärung schuldig.“ „Ja ist ja gut, du solltest lieber deine Rede halten, die Leute warten schon ganz ungeduldig.“ Daraufhin erwiderte ich nichts, trat hinter das Rednerpult und sortierte die Blätter meiner Rede. Irgendwie schien Roland sie durcheinander gebracht zu haben. Also wirklich, sonst war doch auch immer Verlass auf ihn. Ich legte die Blätter nun neu geordnet auf dem Rednerpult ab und begann die Mikrofone auf die richtige Höhe einzustellen. Und dann ganz plötzlich hörte ich Wheeler schreien. „IN DECKUNG KAIBAAA!!!!“ „Was zum Henker..?“ Doch dann sah ich nur noch wie er sich auf mich stürzte und wir beide zu Boden gingen. Nebenbei hörte ich einen Schuss. Moment mal einen Schuss? Im Hintergrund hörte ich aufkommende Panik in der Menschenmenge. „WAS SOLLTE DAS WHEELER??!! schrie ich ihn an, doch es dauerte eine Sekunde bis er reagierte. Langsam versuchte er sich aufzurappeln und ich entdeckte die rote Flüssigkeit die von seinem Körper heraustropfte. Blut… Blut?! „Keine Ahnung warum ich meinen Arsch für dich riskiere!“ kam es seltsam klingend von ihm. Er grinste etwas schräg und dann brach er einfach zusammen, er kippte zur Seite weg. Ich starrte ihn fassungslos an. Nicht fähig irgendwas zu sagen oder zu tun. Erst als Mokuba und zwei Securitys an mir herum zerrten, kam ich wieder zu mir. „FINGER WEG!!“ rief ich aus und schubste alle von mir weg. Ich hasste es so angetatscht zu werden! „Seto ist alles in Ordnung mit dir?“ „Steht nicht so rum, kümmert euch um Wheeler na los!!“, wies ich meine Mitarbeiter an. Wieso musste man denen erst noch erklären, das Joey sofortige ärztliche Behandlung brauchte? Langsam stand ich auf und fühlte mich immer noch etwas seltsam. „Großer Bruder?“ „Mokuba wieso bringst du dich nicht in Sicherheit? Wo ist Roland?“ „Ich bin hier Sir.“ „Sorge dafür, dass Wheeler ins richtige Krankenhaus geliefert wird. Und ich will eine Erklärung für diesen Zwischenfall!“ Dann nahm ich Mokuba an der Hand und verließ mit ihm gemeinsam das Gelände. Auf dem Weg zum Auto kamen uns Yugis Kindergarten entgegen. „Hey Kaiba, wohin wird Joey gebracht? Er wurde doch verletzt oder?“, wurde ich von Yugi gefragt, aber so richtig nahm ich diese Frage nicht wahr. Stattdessen sah ich wie Wheelers Schwester verwirrt, weinend und leicht zitternd da stand. Mir würde es wohl nicht anders gehen, wenn Mokuba so etwas zugestoßen wäre. Ohne Worte ließ ich sie alle einfach stehen und da ich Mokuba einfach hinter mir her zog, konnte nicht mal er eine Antwort geben. Ich konnte nicht sehen, wie Roland bei Wheelers Freunden stehen blieb und ihnen kurz erklärte wo das Hündchen nun behandelt werden würde. Allerdings dauerte es mir zu lange bis auch er endlich am Wagen war. „Roland! Beweg dich gefälligst!“, rief ich ihm zu und sofort eilte er herbei und setzte sich hinters Steuer. Auf der Fahrt zu meiner Firma spielte sich die Situation immer wieder vor meinem Inneren Auge ab. Immer wieder sah ich wie Joey sich auf mich stürzte und der Schuss fiel. Dann endlich wurde mir klar, wenn Joey sich nicht eingemischt hätte, dann wäre die Kugel wohl in meinem Körper gelandet. Verdammt! Dieser Köter hatte Recht! Es war nicht irgendein Hirngespinst, was er Mokuba erzählt hatte. „Großer Bruder? Alles okay soweit?“ vernahm ich Mokubas Stimme neben mir. Er legte seine Hand auf meine. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich vor lauter Aufregung am ganzen Körper zu zittern begann. Wieso nur? Verdammt noch mal wieso nur hatte Wheeler das getan? Und wieso zum Teufel hab ich den Hinweis nicht ernst genommen? Als wir die Firma erreichten, war mein Ziel meine hauseigene Privatklinik. „Wo wurde Wheeler hingebracht?“ fragte ich, kaum den Eingang betreten. Man schickte mich in den ersten Stock, dort gab es zwei OP-Räume und in einem wurde die Not-OP für Joey einberufen. Ich konnte sehen wie sie ihn grade durch die Tür schoben und einer der Ärzte kam direkt auf mich zu. „Sir, wir werden die OP jetzt gleich starten. Vielleicht sollten sie sich auch untersuchen lassen.“ „Mir geht’s bestens, kümmert euch um Wheeler, kapiert!“ entgegnete ich und ließ den Arzt einfach stehen. Ich lief zurück auf den Flur und sah, dass mein kleiner Bruder nun auch da war. „Jetzt heißt es wohl warten… wie ich das hasse zu warten…“, meinte ich zu ihm und bemerkte das ich immer noch total nervös war. Ach was soll’s, dann bin ich es eben. Schließlich wurde meinetwegen jemand unschuldiges angeschossen. Und dass musste ich erst mal verdauen. Allerdings hätte ich niemals gedacht, dass ausgerechnet Joey Wheeler sich so für mich einsetzen würde... ***Flashback Ende*** Und an diesem Punkt seiner Gedanken wurde er unterbrochen. Von draußen drangen wild fluchende Stimmen ins Büro hinein. Seto stand auf und lief zur Geräuschequelle, ein gekipptes Fenster, hinüber und konnte nun sehen, wem diese Stimmen gehörten. Insbesondere die etwas lautere, junge Mädchenstimme. „Das ist doch…?“, murmelte er vor sich hin. Die junge, wild schimpfende Mädchenstimme gehörte einer braunhaarigen Schülerin, die unter dem Namen Serenity Wheeler bekannt war. Sie war in Begleitung ihrer Freunde hergekommen und legte sich grade mit den Security-Männern an. Tristan und Duke schafften es grade so, sie im Zaum zu halten. Keiner von ihnen hätte je gedacht, dass Serenity zu solchen Ausbrüchen und Schimpftiraden fähig war. „Ihr verdammten Mistkerle! Lasst mich endlich da rein! Na los!“, schrie sie bereits zum fünften Mal, jedoch vergebens. Da mischte sich Duke wieder ein. „Bitte Serenity, jetzt beruhige dich doch erst mal…“ Sofort wurde er böse an gefunkelt. „Beruhigen?! Ich soll mich beruhigen?! Diese Dreckskerle lassen mich nicht zu meinem Bruder und ich soll mich beruhigen?!“, zischte sie inzwischen und nun wagte keiner ihrer Freunde noch etwas zu sagen. „Wie gesagt Miss, Sie dürfen hier nicht…“ „Was ist hier los?!“, ertönte Kaibas Stimme hinter dem Sicherheitspersonal. Alle verstummten, selbst Serenity und blickten zu Kaiba. Die Angestellten verbeugten sich höflich. „Diese Dame hier will unbedingt rein, aber wir folgen nur den….“ „Ihr dämlichen Idioten! Sie wird einen Krankenbesuch machen und der ist nicht verboten! Noch so ein Fehltritt von euch und ihr seid ab morgen arbeitslos!“, rief Kaiba seine Angestellten zur Ordnung. Seit wann waren diese beiden überhaupt hier draußen postiert? Nun gut, darum würde er sich später kümmern. „Ähm… Kaiba?“, fragte Yugi nun vorsichtig nach. Doch statt zu antworten, schenkte Seto jedem nur einen missbilligenden Blick und lief dann zurück zum Eingang. Kurz vor dem Eingang blieb er stehen und drehte sich zu den Freunden um. „Willst du ihn jetzt besuchen oder nicht?“ Wenige Minuten später wurde Joey’s Krankenzimmer geöffnet und Seto ließ der kleinen Wheeler den Vortritt. „Aber ich warne dich, es wird kein schöner Anblick sein.“ Serenity nickte kurz und betrat den Raum. Da lag ihr Bruder nun, schlafend und an ein paar Geräten angeschlossen. Alle Geräte dienten dazu seine körperlichen Tätigkeiten zu überwachen. Serenity bemerkte wie sie weiche Knie bekam bei diesem Anblick. So hatte sie ihren Bruder noch nie zuvor gesehen und bevor ihre Beine nachließen, hörte sie, wie Seto ihr einen Stuhl hinstellte. „Setz dich ruhig.“ „Danke.“ Serenity setzte sich direkt ans Bett und strich ihrem Bruder sanft durchs Haar. Langsam legte sich der erste Schock und sie fing an zu schmunzeln. „Weißt du, er sieht immer aus wie ein kleiner Junge, wenn er schläft.“, sagte sie und sie konnte nicht hören wie Kaiba in Gedanken „ja irgendwie schon“ antwortete. Als ihm diese Gedanken bewusst wurden, verließ der Firmenchef den Raum. Draußen auf dem Flur blieb er stehen und fragte sich, wie er nur auf solch einen Gedanken kommen konnte. Er schüttelte seinen Kopf. Sein Gehirn spielte ihm einfach nur einen Streich, aufgrund der Geschehnisse der letzten Stunden. Davon war der braunhaarige jedenfalls überzeugt. Nach einer Weile kam Serenity aus dem Krankenzimmer und verbeugte sich höflich vor Kaiba. „Vielen Dank, dass du meinen Bruder hier behandeln lässt.“ Danach verabschiedete sie sich und wurde von einem Angestellten nach draußen begleitet. Draußen standen immer noch ihre Freunde herum und warteten inzwischen schon sehr ungeduldig auf ihre Rückkehr. Schließlich wollten auch sie endlich wissen, wie es um den Blondschopf stand. ~oOo~ Inzwischen waren drei Tage vergangen. Und langsam aber sicher wurde Seto wieder nervös. Er fand es seltsam, dass das Hündchen immer noch im Koma lag, obwohl die Ärzte von höchstens zwei Tagen gesprochen hatten. Auch Mokuba machte sich Sorgen um seinen Freund. Bisher war immer Verlass gewesen auf die Ärzte in der Hauseigenen Klinik. Es wäre wirklich das erste Mal, dass diese im Irrtum gewesen wären. An diesem dritten Tage, war Seto beinahe stündlich beim blonden Wirbelwind zu Besuch, aber es gab immer noch keine Anzeichen dafür, dass dieser aufwachen würde. Die Ärzte hatten grade alles durch gecheckt, im Beisein ihres Arbeitgebers, aber dennoch wurden keinerlei Veränderungen festgestellt. „Es kann aber durchaus sein, dass der junge Herr einfach noch etwas Schlafmangel ausgleicht.“ „Wie bitte?“, fragte Kaiba ehrlich erstaunt nach. „Nun ja ist nur eine Vermutung, aber alle seine Werte sind im grünen Bereich, seien Sie also nicht zu sehr um ihn besorgt.“ „Ich bin überhaupt nicht um ihn besorgt, klar?!“, rief Kaiba daraufhin aus und verließ das Zimmer. "Verdammt! Warum ist mir das nur rausgerutscht? Ich sollte auf leerem Magen einfach keinen Kaffee mehr trinken!" Schalt er sich selbst und zum Glück konnte er nicht sehen, wie die Ärztin breit vor sich hin grinste. Sie hatte schon längst begriffen was Sache war. Am Abend nachdem der Firmenchef mit seiner Büroarbeit durch war, nahm er sich wieder etwas Zeit um dem Tunichtgut einen Besuch abzustatten. Wieder stand er eine Weile neben dem Bett und musterte das Hündchen. Dann sprach er es einfach aus: „Wach endlich auf, Wheeler! Ich hab’s satt ständig hier rumhocken zu müssen, wegen dir!“ Und wie auf ein Stichwort fingen zwei Geräte an lautstark zu piepsen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)